Filmphilosophie: 2001 - Odyssee im Weltraum

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Die Präsentation zur Reihe Film(&)Philosophie im Schlachthofkino Soest. Thema: Der Mensch und die Technik am Beispiel von Stanley Kubricks 2001 - Odyssee im Weltraum und Martin Heideggers Text Die Technik.

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2001 – Odyssee im WeltraumFilm(&)Philosophie

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The Dawn of Man

Dr. Thomas Wachtendorf

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Herzlich willkommen bei der Akademie für angewandte Philosophie im SchlachthofKino!

Was sind Autorenfilme?

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Bei Autorenfilmen übernimmt der Autor alle wesentlichen Funktionen bei der Herstellung eines Films: Drehbuch, Entwicklung der Bildsprache und des Storyboards, Regie, oft sogar DOP, Schnitt.

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„Von den Dichtern erwarten wir Wahrheit.“ Hannah Arendt

!Schön ist nicht, was gefällt, sondern umgekehrt gefällt etwas (wird als schön empfunden), weil es bestimmten (unbewussten) geteilten Regeln folgt. Diese Regeln können systematisch ergründet – verstanden – werden. Autorenfilmer arbeiten mit diesen Regeln, wollen sie transparent machen und die Zuschauer dadurch zu einem Verständnis einer besonderen, begründeten Weltsicht anleiten, die Anspruch auf Wahrheit erhebt. !→ Ethik mit den Mitteln der Ästhetik.

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Was wollen Autorenfilmer?

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Filmtheorie: technisch, klassifikatorisch

!Filmästhetik:

Befasst sich mit dem Verhältnis von Form und Inhalt und dessen Stimmigkeit (Kohärenz)

!Filmphilosophie:

Was sind Bedeutung und Aussage eines Films? Dies ist eine Interpretation, die auch filmtheoretische und filmästhetische Aspekte umfasst.

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Was ist Filmphilosophie?

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Über den Regisseur: Stanley Kubrick (1928-1999) !• zählt zu den herausragenden Regisseuren der Welt • seine Filme zeichnen sich durch eine hohe

intellektuelle Tiefe aus, die sich in der Verwendung von Symbolik zeigt → Symbolismus

• Seine Filme sind perfekt komponiert. Jede Einstellung, jedes Detail ist relevant

• Kubrick war frei von Zeit- und Geldvorgaben • er hat keinen Oscar bekommen • sein wiederkehrendes Thema ist das Scheitern der

Menschlichkeit • Kubrick wollte das Medium Film verstehen, indem er

jedes Genre analysiert und perfektioniert hat:

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Über den Regisseur: Seine Filme (Auswahl) !• Spartacus (1960), Sandalenfilm • Lolita (1962), Literaturverfilmung • Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben

(1964), Satire/Komödie • 2001 – Odyssee im Weltraum (1968), Science

Fiction • A Clockwork Orange (1971), politischer Film • Barry Lyndon (1975), historischer (Kostüm-)Film • Shining (1980), Horrorfilm • Full Metal Jacket (1987), Kriegsfilm • Eyes Wide Shut (1999), Erotikdrama

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Über den Film: „2001 – A Space Odyssee“ (GB, 1968) !• drei Jahre Drehzeit • revolutionäre und bis heute Maßstäbe setzende

Tricktechnik • gedreht auf 70 mm • vom Regisseur um 19 Minuten gekürzt • der berühmteste match cut der Filmgeschichte • Kinofassung mit Einleitung und „Intermission“ • vier Kapitel, das zweite ohne Zwischenüberschrift • 70 % des Films enthalten keinen Text (etwa 100 Min)

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Über den Film: „2001 – A Space Odyssee“ (GB, 1968) !• Einsatz der Musik (Art, Choreographie): György

Ligeti: Atmosphères, Requiem, Lux Aeterna. Richard Strauss: Also sprach Zarathustra. Johann Strauß: An der schönen blauen Donau.

• Schnitt: Schwarzblenden, hart • Kameraeinstellung: unauffällige

Beobachterperspektive • (Farb-)Stimmung: kalt, emotionslos, dokumentarisch.

Emotionen werden erst erzeugt, als der emotionslose Computer abgeschaltet wird

• HAL 9000 („der Vorgänger von IBM“), "Hölle"

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Was ist/was will „2001 – Odyssee im Weltraum“? !• Filmtheorie: Science Fiction • Filmästhetik: zielt darauf ab, den Zuschauer

anzustrengen und anzuspannen und ihn dadurch in die gewünschte Verfassung zu bringen, die…

• Filmphilosophie: … mit der Aussage des Films übereinstimmt

!„2001“ ist die perfekte Einheit von Inhalt und Form, von Ästhetik und Ethik.

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Was ist die Kernthese des Films? !• „Die Bedrohung des Menschen kommt nicht erst

von den möglicherweise tödlich wirkenden Maschinen und Apparaturen der Technik. Die eigentliche Bedrohung hat den Menschen bereits in seinem Wesen angegangen.“ (Heidegger, Die Technik)

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Martin Heidegger (1889-1976): Die Frage nach der Technik (1949, Bremen) !

• Die Frage nach dem Wesen der Technik. Erster Versuch: Die Technik ist ein Mittel zum Zweck (instrumentell). Das ist zwar ihre Eigenschaft, aber nicht ihr Wesen. → „The Dawn of Man“

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Ein Blick in die Antike: !• techné ist die Fähigkeit zur póiesis, zum

Hervorbringen. Dieses Hervorbringen ist ein Entbergen, in dem Sinne, in dem es Verborgenes aufdeckt. Techné ist immer verbunden mit epistéme: kennen, erkennen, sich auskennen (→ aletheia: die Wahrheit als ins Werk setzen). Beispiel: Blüte (sich, physis) / Handwerker (andere)

• Die Technik ist danach eine Weise des Entbergens. • Dadurch ist die vormoderne Technik charakterisiert.

Beispiel: Windmühle

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Die moderne Technik ist von anderer Art !• „Das in der modernen Technik waltende Entbergen ist

ein Herausfordern, das an die Natur das Ansinnen stellt, Energie zu liefern, die als solche herausgefördert und gespeichert werden kann.“

• Die Förderung von Kohle etwa fordert den Landstrich heraus. Der Landstrich wird von einer Landschaft zu einem potentiellen Kohlelieferanten. Das Herausfordern verändert die Dinge.

• „The Dawn of Man": Der Mitmensch wird ebenfalls herausgefordert und durch die Technik verändert.

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Die moderne Technik ist von anderer Art !• „Die Steuerung [des Herausforderns] selbst wird

ihrerseits überall gesichert. Steuerung und Sicherung werden sogar die Hauptzüge des herausfordernden Entbergens.“

• Das Herausfordern wird effizient perfektioniert und selbst Gegenstand der Herausforderung, um noch besser herausfordern zu können.

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Die moderne Technik ist von anderer Art !• Die moderne Technik stellt Ansprüche an die Natur.

Heidegger nennt diese Eigenschaft der modernen Technik: herausforderndes Stellen.

• „Überall ist es bestellt, auf der Stelle zur Stelle zu stehen, und zwar zu stehen, um selbst bestellbar zu sein für ein weiteres Bestellen.“

• „Das so Bestellte hat seinen eigenen Stand. Wir nennen ihn den Bestand.“ Beispiel: Flugzeug

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Die moderne Technik ist von anderer Art !• „Wir nennen jetzt jenen herausfordernden Anspruch,

der den Menschen dahin versammelt, das Sichentbergende als Bestand zu bestellen – das Ge-stell.“

• „Ge-stell heißt die Weise des Entbergens, die im Wesen der modernen Technik waltet.“

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Die Gefahr der modernen Technik liegt nun in ihrem Wesen des Gestells: !• „Sobald das Unverborgene nicht einmal mehr als

Gegenstand, sondern ausschließlich als Bestand den Menschen angeht und der Mensch innerhalb des Gegenstandlosen nur noch der Besteller des Bestandes ist, – geht der Mensch am äußersten Rand des Absturzes, dorthin nämlich, wo er selber nur noch als Bestand genommen werden soll. […] Dadurch macht sich der Anschein breit, alles, was begegne, bestehe nur, insofern es ein Gemächte des Menschen sei.“

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!Jupiter and Beyond the Infinite !„Das Gefährliche ist nicht die Technik“, sondern die Art, wie ihr Wesen von uns adaptiert wird und uns formt. !Die moderne Technik verstellt den Blick auf uns selbst, sie verstellt den Zugang zu Wahrheit und Erkenntnis. Der Mensch begegnet nicht mehr sich selbst, sondern nur noch Bestand. Er gerät auf eine Odyssee, eine Irrfahrt, und nicht mehr auf einen Weg zu sich selbst.

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!Jupiter and Beyond the Infinite !Die moderne Technik verstellt den Blick auf uns selbst, sie verstellt den Zugang zu Wahrheit und Erkenntnis. Der Mensch begegnet nicht mehr sich selbst, sondern nur noch Bestand. Man muss die Technik überwinden (HAL abschalten), um zum Menschen zu kommen. !• Telefon • Navigationsgeräte • „Diese Einstellung ist im System nicht möglich“ • Die Technik als absolute Metapher (Hans

Blumenberg): Die Wissenschaft / Medizin wird es bald können

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