Erfolgreiche rewrites

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iele Applikationen sind über Jahre erfolgreich gewesen und haben jede Änderung mitgemacht - und sind in Folge unwartbar geworden, und entsprechen längst nicht mehr aktuellen Standards. Doch um weiter am Markt zu bestehen muss man schnell agieren können, also braucht es einen Rewrite auf ein modernes Framework. Aber Rewrites schlagen häufig durch jede Deadline oder ganz fehl, und während des Rewrites muss man auf die Konkurrenz reagieren können. Die Lösung ist ein Continuous Rewrite, der mit der alten Lösung beginnt und bei kontinuierlicher Nutzung mit der neuen Lösung endet. Wir stellen Methoden und Praxiserfahrungen vor.

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!Erfolgreiche

Rewrites

Hallo, guten morgen Nürnberg! Ich bin Johann, und nicht ganz echter CTO.

Erst einmal herzlichen Glückwunsch an allen anwesenden Weltmeister. Wer hat das Spiel geguckt? Wer hat mehr als 6 Stunden Schlaf bekommen? Wer hat weniger als 6 Stunden Schlaf bekommen? Wer hat weniger als 4 Stunden Schlaf bekommen? Wer hat weniger als 2 Stunden Schlaf bekommen? Respekt.

Fußball für Developer

Team oder Rockstar?

Fußball ist eigentlich für uns auch interessant. Ähnlich wie Softwareerstellung ist es ein komplexes adaptives System, und deshalb gelten einige Regeln von dort auch für uns. Gucken wir doch mal - erste Frage: Team oder Rockstar, wer gewinnt am Ende?

Fußball für Developer

Kann ein Junior das Projekt rocken?

Und überhaupt, wenn schon nicht die Rockstars zählen - kann ein Junior derjenige sein, der das Projekt am Ende zum Goal bringt?

Fußball für Developer

Pairing rocks!Faktisch war es nicht ein Junior, sondern zwei. Von der verdammten Bank.

Wer von Euch macht gerade einen

Rewrite?

!

Es gibt ja einen Grund, warum ihr hier seid. Also mal direkt gefragt - wer von Euch macht gerade einen Rewrite?

Wer von Euch plant gerade einen

Rewrite?

!

Wer plant einen in Zukunft? Genau die Leute möchte ich in meinem Vortrag sehen.

Wer von Euch würde gerne einen

Rewrite machen?

!

Und nicht zuletzt: Wer von Euch würde gerne einen Rewrite machen? Jemand mit einer Legacy-Applikation da, der keinen Rewrite möchte?

Ich bin hier um Euch das

auszureden.

!

Ich bin heute hier um Euch das auszureden.

Wir haben das schon ziemlich gut falsch gemacht. !

Es ist also nicht erforderlich, dass Ihr das auch macht.

!

Wir haben die Fehler alle schon gemacht. Ihr braucht jetzt nicht auch noch.

Ein Bild von damals, als man noch nicht so viele Pixel hatte.. Kennt das noch jemand von Euch? Ok, doch ein paar alte Leute hier. Welcher Jahrgang?

http://home.mcom.com/people/jwz/

Es gab mal eine Zeit, da hat sich das Icon des Browser beim Ansurfen der URL unten auf den drehenden Kompass geändert. Das wurde von einer Person extra eingebaut, damit seine Homepages etwas besonderes hatte.

Das ist sein Cubicle zu der Zeit gewesen. Konkret handelt es sich um Jamie Zawinski, der damals bei Netscape Communications arbeitete. Von ihm kommen weiterhin so Tools wie XEmacs - noch Emacs-Nutzer anwesend? XScreensaver, die DaliClock und ähnliches. Er kennt sich also mit Software aus.

CADTAber zurück zum Thema. Und er hat folgendes Entwicklungsmodell gefunden. CADT. Kann sich jemand vorstellen, was das heisst?

Cascade of Attention-Deficit Teenagers

„Poah, die Software ist so eine Grütze, da mache ich lieber einen Rewrite.“

Und auf den Rewriteversuch folgt der Rewriteversuch.

Das ist die Kaskade von Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom-Teenagern. !

Cascade of Attention-Deficit Teenagers

„That's what happens when there is no incentive for people to do the parts of programming that aren't fun. Fixing bugs isn't fun; going through the bug list isn't fun; but rewriting everything from scratch is fun ...“

Jamie Zawinski

Er nennt das so: Das ist das was passiert wenn es keinen Incentive gibt die Teile vom Programmieren zu machen die nicht Spass machen. Bugfixes machen keinen Spass, die Bugliste durchzugehen macht keinen Spass, aber alles noch einmal neu Programmieren: das macht Spass.

Cascade of Attention-Deficit Teenagers

?„That's what happens when there is no incentive for people to do the parts of programming that aren't fun. Fixing bugs isn't fun; going through the bug list isn't fun; but rewriting everything from scratch is fun ...“

Wer von Euch ist der Meinung dass das stimmt mit dem Spaß? Genau, ich auch.

Das ist er, der Netscape Browser, an dem Jamie Zawinski mitgearbeitet hat. Die richtig alten Leute hier, also wie ich, haben den noch benutzt. Und warum haben wir ihn benutzt?

1995

80% Market Share

Jeder hat den mal benutzt.- 1995 hatten sie einen Markanteil von 80%. In diesem Jahr kam auch die erste Version vom Internet Explorer von Microsoft heraus. Microsoft hatte die Rechte am Mosaic-Browser gekauft und ihn schlicht für Windows kompiliert. Veröffentlich wurde er mit Microsoft Plus für Windows 95.

1998

52% Market Share

Während der erste Browser von Microsoft noch nichts taugte, wurden die folgende besser. Schliesslich wurde er mit dem Betriebssystem gebundelt, so dass der Markanteil stiegt. Nichtsdestotrotz hatte Netscape immer noch einen Markanteil von 52%.

1998

Let‘s rewrite the Browser from Scratch.

Im gleichen Jahr entschloss sich Netscape, den Browser komplett neu zu schreiben. Der aktuelle Browser, Netscape 4, wurde eingefroren.

2001

10% Market Share

Aber der Code ist jetzt super!

2001, drei Jahre später, waren sie endlich fertig. Mit sehr viel Verspätung. Der Marktanteil lag bei nur noch 10%.

1998 war der Netscape Navigator 4 noch der Standard. Dann ging es in den Rewrite, und es ga lange Zeit keine neuen Features. Auf der Netscape-Seite. Microsoft wiederum konnte mit den Upgrades bishin zum IE6 auf die Code-Basis vom Mosaic zugreifen und kontinuierlich neue Features liefern.

Microsoft: Check

Klarer Sieg für Microsoft - die haben keinen Rewrite gemacht, sondern einfach auf der Codebase vom ersten Browser überhaupt - dem NCSA Mosaic - weitergearbeitet.

Noch ein Microsoft-Konkurrent. Borland war mal der Standard bei Entwicklungstools für die Microsoft-Plattformen DOS und Windows ...

Borland hatte zu Dos-Zeiten ein absolut massgebliches Produkt für Datenbanken. Aber dann kam Windows, und sie wollte ein neues Produkt haben - und haben tatsächlich ein neues Produkt gemacht, mit Hilfe eines Firmenzukaufs von Arago. Die neue Version war aber nicht kompatibel zur alten - und Microsoft übernahm mit Access den Markt. Weil wenn ich eh migrieren muss, dann kann ich es auch zu einer anderen Lösung.

Microsoft: Check

Klarer Sieg für Microsoft - die haben keinen Rewrite gemacht,

Noch ein Produkt von den Herren. Auch bei Quattro pro wurde die Software komplett neu geschrieben. Hier war man zwar weitgehend kompatibel, hatte aber viele Features nicht mehr. Seitdem nutzen wir alle Excel.

Microsoft: Check

Klarer Sieg für Microsoft - die haben keinen Rewrite gemacht,

Microsoft selbst wiederum entschloss sich 1991 zu einem kompletten Rewrite von Word for Windows, mit dem internen Namen „Pyramid“.

?Hat jemand eine Idee, warum Word trotzdem noch Marktführer ist? Was haben die gemacht, um den Rewrite zu überleben? Genau, weil sie das Projekt nach einer Weile gestoppt haben. Und lieber auf dem bestehenden Code weiterentwickelten.

Microsoft: Check

Klarer Sieg für Microsoft - die haben keinen Rewrite gemacht,

Standish Group: !

nur 41% der agilen Projekte sind in Time & Budget

Jetzt kann man natürlich sagen, das ist anecdotal Evidence, und Borland ist nicht umsonst nicht mehr da, und Microsoft ... ja, halt Microsoft. Die Standish Group kennt sich neben QSM mit sowas immer am besten aus. Und sie weiss: nur 41% aller agilen Projekte sind in Time & Budget. Das klingt zwar fies, aber ist ok.

Standish Group: !

nur 14% aller konventionellen

Projekte sind in Time & Budget

Immerhin, bei konventioneller, also wasserfalliger oder Rational-Unified-Process oder ähnlicher Entwicklung sieht es noch schlechter aus.

Standish Group: !

nur 4% aller Rewrites sind in

Time & Budget

Und kommen wir zu den Rewrites. Nur 4% aller Rewrites sind in Time & Budget. Und nach Hofstadters Law gilt: auch wenn ich das berücksichtige und mehr Buffer einbaue. Und fast die Hälfte aller Rewrites schlägt komplett fehl und wird eingestellt.

WTF? Gerade da, wo wir die

Software schon kennen, scheitern wir?

Das ist schon beeindruckend - genau da, wo wir die Software eigentlich schon haben und sie schon live ist scheitern wir am häufigsten?

"Legacy code" often differs from its suggested alternative by actually working and scaling.

Bjarne Stroustrup

Bjarne Stroustrup, der Erfinder von C++, hat das schön formuliert: Legacy Code unterscheidet sich von der empfohlenen Alternative dadurch, dass er wirklich funktioniert und skaliert.

Also doch lieber kein

Rewrite?Hmm, wenn man sich die ganzen Zahlen ansieht - also lieber doch kein Rewrite?

Hmm, warum wollten wir noch mal einen

Rewrite?

Aber zurück zu uns - warum wollen wir noch mal einen Rewrite machen? Von denen, die sich vorhin gemeldet haben - was ist der Grund? Weil sich jemand aus dem Business beschwert, im Regelfall. Oder aus dem Development.

•neue Features dauern zu lange

•es gibt viele Bugs

•die Software wird nicht stabil

•die Architektur skaliert nicht (Cloud)

•Einarbeitung dauert zu lange

•Rahmenbedingungen haben sich geändert

Darum wollten wir noch mal einen

Rewrite.

Der Haupttreiber ist meistens die Verlangsamung der Entwicklung und die fehlende Verlässlichkeit. Es dauert zu lange bis Features kommen, und da Team wird durch Bugfixes blockiert.

Was macht der Code da?

Und in Wahrheit haben wir Developer einfach keinen Bock mehr. Und würden jede Begründung dafür nehmen, Hauptsache, wir müssen nicht weiter mit dem Code arbeiten. Was macht der Code da überhaupt?

Code is easier to write than to read.

Und das gemeine dabei ist: Code ist ohnehin schneller zu schreiben als zu lesen. Und gerade alter Code ist schlecht zu lesen, sprich: da braucht es schnell deutlich länger, den Code zu lesen als neu zu schreiben.

Änderung nötig Bekannt Prüfung erforderlich

Warum gefällt uns eine neue Software besser, die wir selbst geschrieben haben? Weil wir die Teile schon kennen. Wenn ich zB Komponente 3 ändern will, weiss ich schon, dass ich Komponente 1, 5 und 4 aufrufen muss und Komponente 2 unabhängig ist. Mein Aufwand ist also auf drei Aufrufe limitiert, und die Prüfungen wie und wo das geschieht sind schnell, weil ich die Komponenten schon kenne.

Änderung nötig Bekannt Prüfung erforderlich

Bei einer Legacy Software sieht das deutlich unangenehmer aus - ich kenne bislang nur Komponente 4, und ich weiss nicht, wo sich Änderungen von Komponente 3 sonst noch auswirken können. Entweder ich arbeite jetzt im Blindflug - und probiere es einfach aus - oder ich prüfe wirklich alle möglichen vernetzten Komponenten. Der Aufwand hier ist deutlich höher, denn jetzt muss ich mich mit allen Komponenten bekannt machen.

Unser Gehirn will auch mitspielen: Illusory Superiority Planning Fallacy Optimism Bias

Unser Gehirn spielt auch mit: 80% der Leute glauben, dass sie über dem Durchschnitt liegen. Es will mir also weissmachen, ich wäre etwas fähiger als der ursprüngliche Autor. Daneben gibt es die Planning Fallacy - ich glaube, dass ich deutlich schneller bin als meine Erfahrung es eigentlich zulassen würde. Und den Optimism Bias, ich glaube, Risiken und Probleme werden mich eher nicht treffen als andere.

<?php!...!auth_check();!error_log(“ich bin hier“);!...!return $user_data;!...!

auskommentiert

Aber wie sieht das konkret aus? Bei einer unserer Legacy-Lösungen, konkret PHProjekt, hatten wir zum Beispiel in der SOAP-API diesen Code. Ein Kollege sollte da einen Bug fixen, und irgendwie kam er nie in die error_log-Zeile, dabei sollten doch die Termine des Nutzers zurückgegeben werden. Also hat er die Zeile schlicht auskommentiert. Und ab diesem Moment konnte man über SOAP alle Daten von allen Nutzern ohne jeglichen Authentifizierung abfragen. Und wieder ging eine Security-Issue über die Ticker.

First Order Ignorance: !

Ich weiß, dass ich etwas nicht weiß.

Technisch ist das First Order Ignorance. Ich weiss, dass es das gibt, ich weiss bloss nicht, was es macht. Mein Kollege hätte einfach in den Code reinschauen müssen, und schon hätte er gewusst, was dort passiert. Denn diese Stelle war ihm bekannt.

johann$ find . -name "*.php" -exec cat {} \; |wc -l 49129

E_COGNITIVE_LOAD

PHProjekt 4 ist eine echt kleine Software. Weniger als 50.000 Zeilen Code in der gesamten Lösung. Trotzdem ist das echt viel zu lesen. Und deshalb lese ich das nicht. Und mache auch kein dickes UML mit dem ich die Wände plakatiere.

Second Order Ignorance: !

Ich weiß nicht, was ich nicht weiß. Aber ich weiß wie ich es herausfinde.

Das ist Second Order Ignorance, die unknown Unknowns. Ich weiss gar nicht, welche Dinge ich alles nicht weiss in der Software. Da steckt so viel Kram drin, den ich nicht kenne, und wo ich auch keine Ahnung habe, wofür er gebraucht wird. Ich wüsste zwar, wie ich das herausfinde, aber ich investiere die Zeit nicht sondern fange lieber gleich an, mit was auch immer.

<?php!...!// important Bugfix, jph 2.5.2004!...!// on customer request, 5.5.2005 !...!

Und es gibt noch die Klasse von Verhalten, bei dem wir nicht wissen, was wir nicht wissen, aber auch keine Idee haben, wie wir das herausfinden. Der Bugfix von vor 7 Jahren?! Warum gab es den, wer wollte das?

Third Order Ignorance: !

Ich weiß nicht, was ich nicht weiß, und ich weiß auch nicht wie ich es herausfinde.

Das ist Third Order Ignorance. Ich weiss nicht, was ich nicht weiss, und ich habe auch keinen Weg auf dem ich das erfahre.

Jede Änderung im alten Legacy-Codebrauchte 2 mal Zeit: !

1. um herauszufinden, dass es geändert werden muss !

2. um herauszufinden, wie es geändert werden muss !

!

Und ich soll das jetzt spontan verstehen?

Und das gemeine ist: bei allen diesen Unklarheiten muss ich bedenken, dass sie schon zwei mal Zeit zum Verstehen gebraucht haben. Und jemand darüber nachgedacht hat. Und jetzt soll ich das, ohne den damaligen Kontext, spontan verstehen?

Regardless of what we discover, we understand and truly believe that everyone did the best job they could, given what they knew at the time, their skills and abilities, the resources available, and the situation at hand.

Kennt jemand diese Formulierung? Das ist die Prime Directive der Scrum-Retrospektiven. Und die gilt natürlich auch für alte Software. Jetzt kann man sagen: Ja, die hatten halt nicht die Zeit, die wir jetzt haben. Aber auch sie dachten damals, dass sie die Zeit haben würden, wie wir heute.

Schlechten Code wegwerfen und neu anfangen, diesmal sauber!

Uh, das ist aber viel Arbeit.

Poah, das werden wir nicht schaffen. Lieber auf Funktionalität fokussieren.

Hmpf, Deadline schon wieder verpasst, jetzt sind Überstunden angesagt.

Ok, Qualität ist fies, aber immerhin sind wir endlich released. Wenn auch mit

echt schlechtem Code.

Am Ende hat man dann den Rewrite Cycle of Death ... :-) - mit wieder schlechtem Code.

Während des Rewrites wenig bis keine neuen Features.

!

!

Der Rewrite dauert deutlich länger. !

!

Die Konkurrenz überholt.

Und nicht nur das passiert. Weil ich im Rewrite bin, sind die Leute, die sich mit der Software auskennen, für die neue Software gebunden, und in der bestehenden Applikation bewegt sich nur wenig. Zeitgleich dauert der Rewrite deutlich länger als erwartet. In Folge: die Konkurrenz überholt.

!

Die neuen Kollegen ohne Knowhow: !

Wartung der Live-Applikation oder lieber in den strategisch

wichtigen Rewrite? !

Doppelte Kosten pro Feature

Lösung: 2 Teams?

Die naheliegenste Lösung ist das doppelte Team. Das hat aber auch seine Probleme - denn ich brauche für die Weiterentwicklung das Knowhow der bestehenden Software - denn es ist komplex und tief - auf der anderen Seite will ich aber für die neue Software auch das Domainwissen aus der alten nutzen... eigentlich brauche ich doppelt so viele alte Leute. Und für die Rewrite-Phase selbst habe ich das Problem der doppelten Kosten - denn jedes neue Feature muss in der alten Software wie auch in der neuen bereitstehen.

!?Die Frage ist also: wie komme ich aus der Nummer raus? Wie kann ich die Software so neu machen, dass ich das überlebe?

•Das Wissen in der Software zu eigenem Wissen machen

•kontinuierlicher Feature-Flow

•wenig doppelte Entwicklung

•am Ende eine wartbare Codebase

•in Zukunft preiswerte, schnelle Features

AufgabenstellungDas ist meine Aufgabenstellung:

Kontinuierliche Modernisierung

in 7 Schritten

•alles ist immer produktiv •kleine Inkremente •kontinuierlicher Featurestream

Und so komme ich dahin - indem ich kontinuierlich modernisiere, rewrite oder refaktoriere.

1.

Absichern der ApplikationCI Infrastruktur einführen !

CD Infrastruktur einführen !

Eine CI-Infrastruktur hat heute praktisch jeder, aber nicht jeder für die alten Projekte.

Etablieren einer CI- und CD-Infrastruktur Warum mache ich das? Weil ich kontinuierlich stabil bleiben will. Wer hat bereits eine CI-Infrastruktur? Wer hat bereits eine CD-Infrastruktur? CD ist notwendig für kleine Inkremente. Wenn ich 2 Wochen zwischen den Releases habe können zu viele Dinge zerbrechlich werden. !

1.

Absichern der Applikation

Core-Workflows über Akzeptanztests sichern !

Viele sagen an dieser Stelle, gerade bei Legacy-Software: Hej, ich brauche schon 2 Wochen für die Testphase, um überhaupt sicher zu sein, dass meine Applikation releasefähig ist. Normalerweise würde man dann sagen, dass eine Applikation von beiden Seiten -

sprich über Unit-Tests in der Applikation und Acceptance / Funktions/ Integrationstests von aussen abgesichert sein sollte. Im Fall von Altapplikationen ist das meist aber nicht möglich. Also sichere ich alle Kernprozesse mit Akzeptanztests ab - zum Beispiel über BDD-

Tests, gerne auch JavaScript-getrieben über Jasmine, JSpec oder CucumberJS.

!

1.

Absichern der Applikation!

Monitoring !

Selenium-Cloud-Testing !

Trick 17:Produktionsnahe Entwicklung

Wenn ich Glück habe kann ich die Akzeptanztests auch als Roboter für den Tests des Produktionsenvironments nutzen. Sonst kann ich selbst, mit einem der vielen Online-Dienste wie Pingdom oder einer der vielen Selenium-Cloud-Dienste die Applikation absichern.

Wenn ich einen Rollout habe, der meine Applikation instabil zurücklässt weiss ich sofort Bescheid und kann ihn zurückrollen.

Es gibt noch einen weiteren Trick, mit dem man die Produktion stabil bekommt - man benutzt schlicht ein möglichst ähnliches Environment in Development oder, wenn es dort nicht möglich ist, in Integration oder Testing. Um so früher ich die Fehler entdecke um so weniger schaffen es in Produktion.

2.

Größter gemeinsamer Nenner

Ist ein gemeinsame Codebasis möglich? !

•bei Bedarf Alt-Applikation anheben

Kann man die Applikation auf eine gemeinsame Codebasis heben? Wenn ja, Glück gehabt. Wenn nein …

2.

Proxy-Lösung

Die neue Applikation ist ein Proxy vor der alten. !

Nach und nach werden Teile aus dem Proxy in die neue Applikation gezogen

Wenn es nicht möglich ist, muss ich andere Wege gehen - und zum Beispiel die neue Applikation als Proxy zur alten Applikation betreiben. Oft muss ich mit regulären Ausdrücken Teile der Seite herausholen.

3.

Gemeinsames Frontend

Fallthrough-Routing: !

Alles, was die neue Applikation noch nicht selbst macht fällt zur alten Applikation durch.

Egal, ob ich die Applikationen direkt integrieren kann oder einen Proxy implementiere - ich habe in der neuen Applikation einen Falltrough-Router, der alle Themen, die die neue Applikation noch nicht selbst behandeln kann, einfach zur alten Applikation durchfallen lässt.

4.

Gemeinsame Infrastruktur: Sessions

Session-Bagging/Container: !

Die neue Sessions finden in einem Namespace innerhalb der alten statt !

Damit ich den Zustand der Applikation - wie zum Beispiel die Authentifizierung - gemeinsame verwalten kann, brauche ich auch einen gemeinsamen Zustand. Bei Symfony2 kann man das mit den Session-Bags lösen, bei Zend Framework mit den Session Containern. Beim Proxy braucht man ein Interface, das diese Daten über eine Schnittstelle steuern kann. Laravel bietet keine Namespaced Sessions, hier muss man selbst über eine Session-Facade und einen Hashkey Hand anlegen.

4.

Gemeinsame Infrastruktur: Datenzugriff

Gemeinsame Datenbank wenn möglich !

Alternative: Migration mit Synchronisation für die Übergangszeit !

Wenn möglich greife ich gemeinsam auf die gleiche Datenbasis zurück. Ich war bei ein paar grossen Modernisierungsprojekten mit dabei, bei denen die Datenbasis komplett erhalten blieb - schon weil die Datenmenge so gross war, dass eine Verdopplung der Daten zu teuer gewesen wäre.

5.

Featureflags

Features können per Flag aktiviert/deaktiviert werden !

Switch zwischen alter/neuer Variante

Um die Lösung tatsächlich immer und für alle Stabil zu halten migriere ich hinter Featureflags. Sprich: es ist immer möglich, wahlweise den alten oder den neuen Code zu nutzen.

6.

Workflow

Test

Abstraction

Featureflag

Reengineering

Produktion

Aufräumen

pro Feature

Wenn ich die Infrastruktur soweit fertig habe, kann ich in die konkrete Entwicklung gehen. Ich beginne jeweils mit einer Testabsicherung des zu migrierenden Features. Sobald die Da ist, abstrahiere ich das Feature so, dass es für die alte und die neue Variante genutzt werden kann. Dann führe ich einen Umschalter ein, der wahlweise den alten oder den neuen Code nutzt, so dass die Kollegen immer Zugriff auf eine stabile Variante haben. Danach reengineere ich den Code und stelle ihn in Produktion, sobald er fertig ist. Wenn die neue Variante damit funktioniert lösche ich den alten Zweig aus den Featureflags. Was steht konkret hinter den Schritten?

6.1

Test

Ich etabliere Akzeptanz-Tests (zB Jasmine, Selenium, Behat) für das zu migrierende Feature

Akzeptanz-Tests, Service oder Unit-Test, je nach Möglichkeit

Strategie: Branch by Abstraction

6.2Wenn ich beide Applikationen gemeinsam verwenden kann, bietet sich Martin Fowlers Branch by Abstraction als Strategie an. Ich führe eine Abstraktion ein - zB eine Fassade - die ich über die alte Logik stülpe. Wenn ich hier stabil bin entwickle ich die neue Logik, die die gleiche Fassade bietet.

Strategie: Add Layer

6.3

Ich führe einen Soap/REST-Layer ein. !

Beide Seiten nutzen das Soap/REST-Layer für den Zugriff auf die Funktionalität.

Das ist eine der am weitesten verbreiteten Modernisierungs-Strategien - Add Layer — die Modernisierung zugunsten von Services. Bei uns ist das schon lange nicht mehr Soap, sondern im Regelfall REST. In diesem Fall führe ich einen REST-Layer ein.

Strategie: Dependecy Injection & Container

6.4

Ich führe eine DI-basierte Struktur ein !

Beide Seiten nutzen den DI-Container für den Zugriff auf die Funktionalität.

Der Service muss auch nicht per se nach draussen zeigen - er kann auch von innen zugänglich gemacht werden. Wenn meine Modernisierung in Richtung DI-Framework geht, dann kann ich genau an der Schnittstelle Locator/Container auch modernisieren.

Reengineering

6.5

Ich schreibe die neue Version hinter der Abstraction und hinter dem Featureflag. Alt und neu existieren parallel.

Produktion

6.6

Das neue Feature geht live und wird per Featureflag auch in der Produktion aktiviert.

Branch By Abstraction oder Rest-Service

Aufräumen

6.7

Wenn nach hinreichender Zeit keine Probleme (mehr) auftreten, wird sowohl der alte Code als auch das Featureflag entfernt.

Alte Routen löschen, ebenso die kompletten Schalter hinter den Feature Flags.

7.

Bei Bedarf: Datenmigration

Wenn sich Schema oder Datenbanksystem ändern: !

Synchronisierung für die Migrationsphase !

Double Write Single Read

Manche Modernisierungen lassen sich ohne Änderung der Daten durchführen - viele aber nicht. In diesem Fall braucht man einen Plan. Handelt es sich um die gleiche Datenbank, kann man mit Triggern arbeiten um die Daten synchron zu halten. Handelt es sich um eine andere Datenbank wird es schwieriger. Wenn ich zum Beispiel nach MongoDB migriere kann ich nicht jede Tabelle einzeln umziehen. Dieses Problem löst man mit einem Double Write und einem Single Read - es wird also zwei mal geschrieben - in die neue Datenbank wie in die alte - aber nur einmal gelesen, in den neuen Teilen aus der neuen Datenbank und in den alten Teilen aus der alten Datenbank.

8.

Organisation

Modernization Map (Klassen) !

Modernization Burn-Down

Ich kenne einige Applikationen mit mehrfach abgebrochenen Modernisierungsversuchen. Das beste was ich bislang gesehen habe war eine Ursprungssoftware mit 6 unterschiedlichen Modernisierungsversuchen, die alle nebeneinander existierten - inklusive redundanter Funktionalität, die je nach Aufrufpfad zum Teil noch mehrfach in Produktion war.

Unsere Wins & FailsPHProjekt: OpenSource-Groupware!

ca 150.000 Zeilen Code !

Rewrite von Big Ball of Mud nach Zend Framework & Qualität !

Nach 4 Jahren: guter Code, weniger Features, keine Nutzer

Unsere Erfahrungen. Wir haben eine alte, bekannte OpenSource-Software in der Firma, die mal eine der am weitesten verbreiteten Groupware-Lösungen war. Bis wir sie rewriten wollten.

MediaCloud !

ca 600.000 Zeilen Code !

Rewrite nach SOA, sehr nah am Original !

Time & Budget nicht gehalten !

Problematische One-Time-Datenmigration

Unsere Wins & Fails

Daneben haben wir eine eher grosse Media-Cloud-Lösung gebaut, die aus mehr oder weniger politischen Gründen modernisiert werden musste. Dort wurde ein Rewrite in Richtung SOA- Geschmacksrichtung REST - und NoSQL gemacht.

Grosses Dokumentationsystem !

ca 1.000.000 Zeilen Legacy-Code in einem proprietären Framework !

2012 nach DI-Framework modernisiert mittels Proxy-Variante !

kontinuierliche Datenmigration

Unsere Wins & Fails

Nächstes Fallbeispiel, eine grosse Dokumentenlösung, mit der spezialisierte, internationalisierte Wartungsmaterialien erstellt und gepflegt werden.

Infrastruktur kostet weniger Zeit als erwartet

Learnings

Wenn man eine langsame Modernisierung macht: die Infrastruktur kostet nicht so viel Zeit - und es macht sogar Spass. Und ein guter Nebeneffekt: die Einführung von Tests verzinst sich schnell, es wird frühzeitig spürbar, dass weniger Bugs auftreten.

Raus aus der

Black Box!

Learnings

Erste und wichtigste Lehre: Raus aus der Black Box. Immer möglichst viel echte Nutzer kontinuierlich auf der Software.

Learnings

Die ersten Features kosten deutlich mehr Zeit als erwartet

Am Anfang dauert es sehr lange, weil jedes Feature seine Grundlagen mitzieht. Hier passieren grössere Reengineerings, die in Abhängigkeit voneinander stattfinden.

Man wird mit der Zeit deutlich schneller

Learnings

Am Anfang migriert man mit jedem Feature einen grossen Teil der Infrastruktur, und diese Phase ist wirklich zäh. Aber zum Ende hin, wenn viele abhängige Komponenten häufig schon migriert sind, beschleunigt sich die Migration sehr.

Never do a Rewrite!

Ok, almost never.

Wann mache ich trotzdem einen Rewrite?

Die Software wird in Wahrheit gar nicht genutzt !

Es wird nur ein kleiner Teil der Software genutzt !

Die Software ist klein. !

Es ist gar kein Rewrite.

Modernisierung FTW!

Kontinuierlich, immer in Produktion !

Es geht auch mit inkompatiblen Stacks !

Programmieren um wegzuwerfen spart Zeit und Geld.

Qualität ist die Übereinstimmung von Produktleistung und Kundenwunsch. (Nicht Developervorstellung)

Reminder

Lüönd, 2004 - Das ist das, was bei einem Rewrite am Ende herauskommen sollte. Qualität ist nicht wenn Developer glücklich sind. !

Danke!Präsentation/Volltext: http://slideshare.net/johannhartmann

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