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42 KOMMUNIKATION Marketing&Kommunikation10/10 Das Energieunternehmen Alpiq, 2009 aus dem Zusam- menschluss von Atel und EOS entstanden, engagiert sich seit letztem Jahr als Verbandssponsor des Schweizerischen Skiverbands Swiss Ski. Ziel des Projekts «Po- wer to the Fans», das gerade mit einem Award-CC gekrönt wurde, war es, die Marke als solche und deren Engagement bekannt zu ma- chen und Alpiq als sympathisches Unternehmen zu positionieren. Die eigentliche Herausforde- rung an die Agentur MySign wa- ren die Rahmenbedingungen, un- ter denen die Kommunikations- kampagne stattfinden musste: Kurz vor den Olympischen Spie- len die wintersportbegeisterte Be- völkerung zu motivieren, ohne ins Visier des Olympischen Ko- mitees zu geraten, war nicht ein- fach – schliesslich ist Alpiq kein offizieller Sponsor der Olym- pischen Winterspiele. Es galt also, unzählige Vor- schriften zu beachten. So durfte in der Kommunikation keinerlei Verbindung zu den Olympischen Spielen hergestellt werden. Kon- kret: Keine Nennung der Worte Olympische Spiele, Vancouver oder Kanada, keine Verwendung offizieller Logos, keine Abbildung von teilnehmenden Athleten. Zu- dem setzte die olympische Sperr- frist die Agentur unter Zeitdruck: «Wir mussten das Projekt realisie- ren, bevor die Kommunikations- Sperrfrist begann», sagt Freddy Berger von MySign. Sie hätten bis zum Schluss gebangt, «aber dann hat alles geklappt, wir hat- ten wirklich Glück.» Offiziell die grösste Glückwunschkarte der Welt Glück war auch die Ausgangs- idee des Projekts: Die offiziell im Guinnessbuch der Rekorde verewigte, weltgrösste Glück- wunschkarte wollte man kreieren und den Schweizer Athleten auf diesem Weg alles Gute für ihre Olympiateilnahme wünschen. Die eigentlichen Wünsche sollten aus der Bevölkerung kommen – jeder konnte via Internet aktiv am Projekt teilnehmen, seinen Glück- wunsch auf die Karte drucken lassen und schliesslich stolz «sei- nen» Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde bewundern. Um mit der Aktion zusätzlich die Verbin- dung zwischen Swiss Ski und Al- piq zu betonen, wurde die riesige, bedruckte Glückwunsch-Plastik- plache an einer Stauseemauer in den Schweizer Alpen aufgehängt, bestens einsehbar vom Walliser Skigebiet 4 Vallées aus. Ein waghalsiges Unterfan- gen: Die 43x63 Meter grosse, fast eine Tonne schwere Plastikpla- che musste von zehn in den Sei- len hängenden Spezialisten an der Staumauer montiert werden – und dies auf über 2000 Metern Höhe mitten im Winter. «Es war bis zur letzten Minute nicht si- cher, ob die Glückwunschkar- te wirklich aufgehängt werden kann», sagt Berger. Die Verant- wortlichen haben sich ständig die aktuellen Wetterdaten vom Flug- hafen Genf liefern lassen, einen ersten Termin verschoben – bis beim Ersatztermin am 8. Februar schliesslich alles perfekt passte. Dass die Plache recycelt wer- den sollte, war für die Macher von Anfang an klar. So verwan- delten die Angestellten einer so- zialen Werkstätte in Zürich die riesige Glückwunschkarte nach der Aktion in robuste Einkaufs- taschen, welche man zum Selbst- kostenpreis kaufen konnte. Rund tausend Leute haben eine Tasche bestellt. «Diese hohe Zahl hat uns sehr überrascht», sagt Berger, «schliesslich kostete das Stück doch 29 Franken.» Die grosse He- rausforderung sei anschliessend gewesen, jedem Käufer genau die Tasche zu schicken, auf der sein persönlicher Glückwunsch aufge- druckt war. Digitale Medien verhalfen Projekt zum Erfolg Neben der aussergewöhnlichen Idee selbst war die Nutzung neu- er Medien stark für den Erfolg der Kampagne verantwortlich. So lobte auch die Jury des Award- CC, dass «die Einbindung neuer Medien in die klassische Medi- enwelt besonders gut» umgesetzt worden sei. Extra für das Projekt kre- ierte man die Plattform fanpow- er.ch, auf der Skifans neben News und Wettbewerben auch exklu- sive, stets aktuelle Videohinter- grundberichte über ihre Stars und persönliche Blogs der Ath- Mit Fanpower zum Weltrekord STATE OF THE ART InnurdreiMonaten4400treueFansgewinnen,einriesigesMedienechoauslösenund amEndesogarnocheinenWeltrekord-EintragimGuinnessbuchderRekordebekommen.Klingtunmöglich? Istesabernicht,wiedieKampagne«Alpiq-PowertotheFans»vonMySignbeweist. VON JEANETTE KUSTER Kommunikation 10/10 Die 43 x 63 Meter grosse Glückwunschkarte hängt - Weltrekord geschafft. Zehn Mann montierten die Riesenplache an der Staumauer.

Mit Fanpower zum Weltrekord

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In nur drei Monaten 4400 treue Fans gewinnen, ein riesiges Medienecho auslösen und am Ende sogar noch einen Weltrekord-Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde bekommen. Klingt unmöglich? Ist es aber nicht, wie die Kampagne «Alpiq - Power to the Fans» von MySign beweist.

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42 KOMMUNIKATION� Marketing�&�Kommunikation�10/10

Kommunikation 9/10

Das EnergieunternehmenAlpiq, 2009 aus dem Zusam-menschluss von Atel und EOSentstanden, engagiert sich seitletztemJahralsVerbandssponsordesSchweizerischenSkiverbandsSwissSki.ZieldesProjekts«Po-wertotheFans»,dasgerademiteinemAward-CCgekröntwurde,wares,dieMarkealssolcheundderenEngagementbekanntzuma-chenundAlpiqalssympathischesUnternehmenzupositionieren.

Die eigentliche Herausforde-rungandieAgenturMySignwa-rendieRahmenbedingungen,un-ter denen die Kommunikations-kampagne stattfinden musste:KurzvordenOlympischenSpie-lendiewintersportbegeisterteBe-völkerung zu motivieren, ohneins Visier des Olympischen Ko-miteeszugeraten,warnichtein-fach–schliesslichistAlpiqkeinoffizieller Sponsor der Olym-pischenWinterspiele.

Es galt also, unzählige Vor-schriften zu beachten. So durfteinderKommunikationkeinerleiVerbindungzudenOlympischenSpielenhergestelltwerden.Kon-kret: Keine Nennung der Worte

Olympische Spiele, VancouveroderKanada,keineVerwendungoffiziellerLogos,keineAbbildungvonteilnehmendenAthleten.Zu-demsetztedieolympischeSperr-fristdieAgenturunterZeitdruck:«WirmusstendasProjektrealisie-ren,bevordieKommunikations-Sperrfrist begann», sagt FreddyBerger von MySign. Sie hättenbis zum Schluss gebangt, «aberdannhatallesgeklappt,wirhat-tenwirklichGlück.»

Offiziell die grösste Glückwunschkarte der WeltGlück war auch die Ausgangs-idee des Projekts: Die offiziellim Guinnessbuch der Rekordeverewigte, weltgrösste Glück-wunschkartewolltemankreierenunddenSchweizerAthletenaufdiesem Weg alles Gute für ihreOlympiateilnahme wünschen.DieeigentlichenWünschesolltenaus der Bevölkerung kommen –jederkonnteviaInternetaktivamProjektteilnehmen,seinenGlück-wunsch auf die Karte druckenlassenundschliesslichstolz«sei-nen» Eintrag im GuinnessbuchderRekordebewundern.Ummit

derAktionzusätzlichdieVerbin-dungzwischenSwissSkiundAl-piqzubetonen,wurdedieriesige,bedruckte Glückwunsch-Plastik-placheaneinerStauseemauerindenSchweizerAlpenaufgehängt,bestens einsehbar vom WalliserSkigebiet4Valléesaus.

Ein waghalsiges Unterfan-gen:Die43x63Metergrosse,fasteine Tonne schwere Plastikpla-chemusstevonzehnindenSei-len hängenden Spezialisten ander Staumauer montiert werden–unddiesaufüber2000MeternHöhemitten imWinter.«Eswarbis zur letzten Minute nicht si-cher, ob die Glückwunschkar-te wirklich aufgehängt werdenkann», sagt Berger. Die Verant-wortlichenhabensichständigdieaktuellenWetterdatenvomFlug-hafen Genf liefern lassen, einenersten Termin verschoben – bisbeimErsatzterminam8.Februarschliesslichallesperfektpasste.

DassdiePlacherecyceltwer-den sollte, war für die Machervon Anfang an klar. So verwan-deltendieAngestellteneinerso-zialen Werkstätte in Zürich dieriesige Glückwunschkarte nach

der Aktion in robuste Einkaufs-taschen,welchemanzumSelbst-kostenpreiskaufenkonnte.RundtausendLeutehabeneineTaschebestellt. «Diese hohe Zahl hatunssehrüberrascht»,sagtBerger,«schliesslich kostete das Stückdoch29Franken.»DiegrosseHe-rausforderung sei anschliessendgewesen,jedemKäufergenaudieTaschezuschicken,aufderseinpersönlicherGlückwunschaufge-drucktwar.

Digitale Medien verhalfen Projekt zum ErfolgNeben der aussergewöhnlichenIdeeselbstwardieNutzungneu-er Medien stark für den Erfolgder Kampagne verantwortlich.SolobteauchdieJurydesAward-CC,dass«dieEinbindungneuerMedien in die klassische Medi-enweltbesondersgut»umgesetztwordensei.

Extra für das Projekt kre-ierte man die Plattform fanpow-er.ch,aufderSkifansnebenNewsund Wettbewerben auch exklu-sive, stets aktuelle Videohinter-grundberichte über ihre Starsund persönliche Blogs der Ath-

Mit Fanpower zum WeltrekordSTATE OF THE ART In�nur�drei�Monaten�4400�treue�Fans�gewinnen,�ein�riesiges�Medienecho�auslösen�und�am�Ende�sogar�noch�einen�Weltrekord-Eintrag�im�Guinnessbuch�der�Rekorde�bekommen.�Klingt�unmöglich?�Ist�es�aber�nicht,�wie�die�Kampagne�«Alpiq�-�Power�to�the�Fans»�von�MySign�beweist.

VON�JEANETTE KUSTER

Kommunikation 10/10

Die 43x63 Meter grosse Glückwunschkarte hängt - Weltrekord geschafft. Zehn Mann montierten die Riesenplache an der Staumauer.

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leten fanden. Zudem wurde eine Facebook-Gruppe gegründet, die schon vor Beginn der Aktion über 2000 Fans hatte. «Diese bekamen als Dankeschön zugesichert, dass sie ihre Glückwünsche als Erste auf der Plache platzieren durf-ten», so Berger.

Redaktionelle Berichte erreichen sieben MillionenParallel zur Online-Kampagne wurden Print-Anzeigen geschal-tet und über ein PR-Büro die klassischen Medien bedient. Letztere sprangen sofort auf die Geschichte auf, lässt sich die Kombination aus Skisport, «je-der kann mitmachen» und Welt-rekordversuch den Lesern doch bestens verkaufen. So erreichte das Alpiq-Projekt dank sech-

zig redaktionellen Berichten in Print, TV und Radio zusätzlich fast sieben Millionen Schweizer.

Nicht verwunderlich also, dass das Wissen um die Marke Alpiq laut Umfragen stark gestie-gen ist. Und der Brand soll noch bekannter werden: Die Fanpower-Page ist weiterhin aktiv, zur Zeit ist MySign daran, neue Projekte zu erarbeiten. Die 4400 registrier-ten Fans haben den Newsletter-Service nach wie vor abonniert – und damit das so bleibt, wird ihr Interesse mit Videos hoch gehal-ten. «Diese Leute werden sicher an weiteren Aktionen teilneh-men», ist Berger überzeugt. Das Ziel sei aber nicht, den letztjäh-rigen Erfolg zu toppen. Jedes Jahr einen Weltrekord aufzustellen wäre auch etwas viel verlangt. �

Der Award für integrierte Kommunikation hat dieses Jahr bereits zum sechsten Mal statt-gefunden. Erstmals in Zürich, an der Zürcher Hochschule für Wirtschaft. «Voraussichtlich wer-den wir die Communicators auch 2011 wieder in der Limmatstadt vergeben», sagt Award-CC-Initia-tor Roland Bieri.

Nach einer etwas stürmischen Phase, in welcher der Bildungs-partner gewechselt und die Mit-initiatorin das Schiff verlassen hat, segelt der Award nun wieder ruhigeren Zeiten entgegen. «Ich bin optimistisch, dass wir den

Marketingworld 2011

Vom 23.-24. Februar 2011 findet die 3. Trendmesse für Promotion im Airforce Center Dübendorf statt. Mit etwas Nostalgie von der JU-Air wird den Besuchern eine einzigartige Messe- und Event-plattform präsentiert. Ziel der Marketingworld ist es, in einem persönlichen und angenehmen Ambiente einem interessier-ten und fachkundigen Publikum die neuesten Marketing- und Werbetrends aus dem Promo-tionsbereich zu präsentieren. Rund 25 Aussteller zeigen ihre Innovationen. Dazu gibt es span-nende Referate von namhaften Fachspezialisten. Die Marke-tingworld richtet sich bewusst an Fachbesucher, Einkäufer und Marketingverantwortliche mit Business-Nachweis. Wer sich jetzt anmeldet, sichert sich einen freien Eintritt im Wert von 28 Franken. Weitere Informa-tionen rund um die Messe, ihre Partner und Aussteller auf www.marketingworld.ch

Verpackung nach MassRund 80% der Aufträge ent-wickelt und produziert Petro-plastVinora - der führende Schweizer Hersteller von hoch-wertigen Folien und flexiblen Verpackungslösungen - ganz gezielt nach Kundenwünschen mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis in den Bereichen Verpacken, Ver-markten und Entsorgen. Das hat PetroplastVinora zum Kompe-

tenzleader für flexible Folien und Verpa-ckungslö-sungen aus Polyetyhlen und nach-wachsen-

den Rohstoffen gemacht. Die Mehrschichtfolien, die in drei, fünf und sieben Schichten im Co-extrusionsverfahren hergestellt werden, bieten eine absolut prä-zise Anpassung der Folieneigen-schaften an das jeweilige Füllgut. Die Hightech-Folien können mit bis zu zehn Farben bedruckt und je nach Anforderung auch löse-mittelfrei kaschiert werden.www.petroplastvinora.ch

news

Ausgezeichnete KommunikationAward-CC Innovativ soll es sein, kreativ, erfolgreich - und mindestens drei Disziplinen aus dem Bereich Corporate Communications integrieren. Nur unter diesen Bedingungen hat ein Kommunikationsprojekt überhaupt eine Chance, am Award-CC eine der begehrten Communicator-Trophäen abzuräumen.

Award-CC auch in Zukunft durchführen können», sagt Bieri. Und fügt lachend an, dass man das wohl sein müsse, wenn man sich so für ein Projekt engagiere. «Der Award-CC ist der einzige na-tionale Preis im Bereich Kommu-nikation – der muss einfach be-stehen bleiben.»

Nominierte Kampagnen alle auf hohem NiveauAn spannenden Eingaben mangelt es auf jeden Fall nicht. «Der Job der Jury wird von Jahr zu Jahr schwie-riger», so Bieri, «weil immer mehr namhafte Firmen mitmachen und

die Qualität der eingereichten Pro-jekte ständig steigt.» So seien 2010 alle nominierten Kampagnen auf einem hohen Niveau gewesen. Einen der begehrten Communica-tors gewonnen haben schliesslich der Schweizer Verband hotellerie-suisse mit dem «Swiss Hotel Film Award» sowie die beiden Agen-turen MySign mit «Alpiq – Power to the Fans» (siehe Hauptartikel) und Kreon Communications mit «Young Stage – International Cir-cus Festival Basel».

Social Media wird je länger desto wichtigerEinen persönlichen Favoriten un-ter den Preisträgern hat Roland Bieri nicht. Aber ihm sei aufge-fallen, dass sie alle drei den Be-reich Social Media sehr stark in-tegriert hätten. «Das ist ein enorm wichtiges Element geworden in der integrierten Unternehmens-kommunikation», sagt Bieri. Die Teams arbeiten entsprechend auch mehr mit Video, «das gab es vor drei Jahren noch gar nicht.» Dank der Einbindung von Social Media sei man flexibler, erreiche ein anderes Publikum – und habe oft Erfolg. Die drei preisgekrönten Kommunikationsprojekte sind die besten Beispiele dafür. �www.award.cc.ch

Die Sieger des Award-CC 2010: Guglielmo L. Brentel und Eva Strebel von hotelleriesuisse, Natalie Kolb von Alpiq, Reto Baumgartner von MySign, Rony Hauser und Alain Szerdahelyi von Kreon, Nadja Hauser von Young Stage und Patrick Gloor von Kreon (v.l.).

Die Plache wurde schliesslich zu Einkaufstaschen verarbeitet, wel-che Alpiqs Werbebotschaft nun weiterverbreiten.