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BusinessVillage ORGANISIERTE KREATIVITÄT Tilo Staudenrausch Wie kreatives Denken Unternehmen flexibel macht

Organisierte Kreativität

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ORGANISIERTE KREATIVITÄT

Tilo Staudenrausch

Wie kreatives DenkenUnternehmen flexibel macht

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ORGANISIERTE KREATIVITÄT

Tilo Staudenrausch

Wie kreatives DenkenUnternehmen flexibel macht

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Tilo StaudenrauschOrganisierte KreativitätWie kreatives Denken Unternehmen flexibel macht1. Auflage 2017 © BusinessVillage GmbH, Göttingen

BestellnummernISBN 978-3-86980-400-2 (Druckausgabe)ISBN 978-3-86980-399-9 (E-Book, PDF)

Direktbezug www.BusinessVillage.de/bl/1014

Bezugs- und VerlagsanschriftBusinessVillage GmbH Reinhäuser Landstraße 22 37083 GöttingenTelefon: +49 (0)5 51 20 99-1 00 Fax: +49 (0)5 51 20 99-1 05E–Mail: [email protected] Web: www.businessvillage.de

Layout und SatzSabine Kempke, Tilo Staudenrausch

Illustrationselemente im Buch und auf dem UmschlagTilo Staudenrausch (Tiki nach einer Idee von Trey Surtees)

AutorenfotosYakup Zeyrek

Druck und Bindungwww.booksfactory.de

CopyrightvermerkDas Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden von den Autoren nach bestem Wissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Sie übernehmen deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrichtigkeiten. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

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5Inhalt

InhaltÜber den Autor ............................................................................................................ 10

01 Preface .................................................................................................................. 11

02 Wovon reden wir eigentlich: Das große Ganze ............................................ 15

03 Was ist eigentlich kreativ? .............................................................................. 27IQ. Die Illusion der Messbarkeit .......................................................................30Unzufriedenheit als Motor des Fortschritts ............................................... 33Genialität? Außergewöhnlich selbstverständlich........................................ 36Assoziation. Kreatives Kettendenken ............................................................ 37Sinnvolle Verbindungen herstellen, wo keine sind. Die Bisoziation ....... 38Sind Sie noch tolerant oder schon liberal? .................................................. 40Wo kommen die guten Ideen her? .................................................................. 41Die kreativen Underdogs .................................................................................. 42Das meiste kommt weg. Über Erfolg und Misserfolg .............................. 43Graue Schwäne und Antihelden ..................................................................... 4811:11 ....................................................................................................................... 49

04 Rahmenbedingungen: Der Nährboden für neue Ideen .............................. 53Höher, schneller, weiter. Wie skalierbar ist Kreativität? .......................... 56Wieso auch Kreative Wissen brauchen ......................................................... 57Allgemeinbildung, die standardisierte Zufälligkeit .................................... 59Können Sie sich das vorstellen? Der Blickwinkel ist entscheidend ....... 60Humor setzt Kreativität frei und ist nicht witzig ...................................... 62Werden Sie erkennbar, nehmen Sie Haltung an ......................................... 64Der Spiegel der Seele. Die Unternehmenskultur ....................................... 65Wenn wir schon Fehler machen, dann doch lieber kreative ......................69Fisch und Fleisch. Halbkohärente Strategien ............................................. 71Das Richtige richtig tun ................................................................................... 72Regelbrecher sind die besseren Gewinner ................................................... 74

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6 Inhalt

05 Alte Mythen und neue Wahrheiten ................................................................. 77Exzellent werden oder durchschnittlich bleiben ......................................... 81Nicht kreativ geht nicht ................................................................................... 82Was weiß eigentlich die Hirnforschung? ...................................................... 82

06 Kreativismus: Im Korsett der Methoden ....................................................... 87Brainstorming, fünfzig Jahre erfolglos ......................................................... 89Mindmapping, Brainstorming in Excel ........................................................ 89Design Thinking für Laien ungeeignet ........................................................ 90Wie Kreativberater und Kreativseminare versagen .................................. 91Kreativität auf Knopfdruck gibt es – aber anders ..................................... 94Objektivierbarkeit und der Weg zum Durchschnitt .................................. 97Kreative im kreativen Niemandsland ............................................................ 97Ideenkiller babylonische Kommunikationsverwirrung ............................ 98Risikobereitschaft. Mut, die unterschätzte Kreativitätsmaschine .......... 99Kreativität ist kein Add-on ............................................................................ 101

07 Der ungleiche Kampf der Kreativen ............................................................. 103Große Entscheidungen passen nicht in Tabellen ..................................... 105Wer regiert die Welt? ..................................................................................... 107Welche Spielregel passt gerade? .................................................................. 109Kreatives Denken nicht nur als Problemlöser .......................................... 112Die Berufe von morgen kennen wir noch gar nicht ................................ 113

08 Wie geht eigentlich Denken? ........................................................................ 119Lateral vs. linear ............................................................................................... 120Lineares Denken .............................................................................................. 121Laterales Denken ............................................................................................. 122Wissen und verstehen ..................................................................................... 123Warum wir das Offensichtliche nicht erkennen. Betriebsblindheit ..... 125Jeder hat es. Keiner kennt es. Das Unterbewusstsein .............................. 126Jeder sieht die Welt mit anderen Augen .................................................... 133Patterns. Tausendmal kopiert, tausendmal ist nichts passiert .............. 134

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7Inhalt

09 IQ schwach, was jetzt? .................................................................................... 137Spiegelneuronen. Lernen durch Nachahmen ............................................ 139Wissen statt IQ. Kann zu viel Wissen schaden? ...................................... 140Was macht die Friseurin im Callcenter? .................................................... 141So geht das Gleiche anders ............................................................................ 143

10 Fehler sind super .............................................................................................. 145Erwarten Sie kein Lob .................................................................................... 146Locker bleiben. Alle machen Fehler – ständig .......................................... 147Niemand ist in Sicherheit ............................................................................... 148Die Bedenkenträger in kreativen Prozessen .............................................. 149Vollkaskomentalität führt zur Chancenvermeidung ................................ 151

11 Bildung ............................................................................................................... 153Kindergarten, Schule, Studium und der ganze Rest ................................ 154Das Märchen von Logik und Lernen .......................................................... 155Selbstgesteuert besser lernen ....................................................................... 160Was geht Sie das an? ....................................................................................... 163Wie Unternehmen lernen, Kreativität zu organisieren .......................... 164Lernberg. Wir lernen, was wir wollen ....................................................... 165Nachtrag ............................................................................................................ 167

12 Entscheidungen sind alles, aber kein Prozess .......................................... 169Die Lösung ist nicht die Antwort auf das Problem ................................ 171Fünf Strategien, sich bei der Lösung selbst zu überlisten .................... 173Das Gehirn im Energiesparmodus .............................................................. 174Unsicherheit ist der kleine Bruder von Angst .......................................... 175Wir haben Angst vor Flops. Deshalb geht es sicher schief .................. 176Wer Entscheidungen standardisiert, wird durch Algorithmen ersetzt . 178Wer weiß schon so genau, wer für ihn entscheidet .................................. 180Tools zur Entscheidungsfindung .................................................................. 182Kennen Sie Dunning-Kruger? ...................................................................... 183Nichts ist, wie es scheint. Der Halo-Effekt ................................................. 184

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8 Inhalt

Statistik. Entscheidend sind die Ausschläge ............................................. 185Die Kunst, präzise zu schätzen ..................................................................... 186Intuition im Spannungsfeld zwischen Geschwindigkeit und Sorgfalt .. 188Alles nur geprobt ............................................................................................. 190Entscheiden müssen Sie selbst ..................................................................... 191

13 Kreative Prozesse anstoßen .......................................................................... 197Die Werbung macht es vor: In Bildern denken ........................................ 200So geht einfach, auch wenn’s kompliziert ist ............................................. 201Listen machen, aber nicht in Excel .............................................................. 204Reizworttechnik. Pfarrers Antwort, wenn er nicht mehr weiterweiß .. 206Sketch-Noting ................................................................................................... 207Die Blickwinkelkanone in der Osbornschen Anwendung ...................... 209Design by Accident. Im Schlechten das Gute erkennen ......................... 213

14 Innovation: Wenn Ideen zu Realität werden ............................................... 215Wer Innovationen will, muss das Alte wegwerfen können .................... 219Die Rogers-Kurve. Wenn der Bodensatz nicht überschritten wird, bleibt Innovation aus ........................................................................................ 224Die Megatrends der Innovation. Welche Ziele sollten wir anpeilen? ... 226Prinzipien zur Innovation. Was ist notwendig, wenn Innovation gelingen soll? .................................................................................................... 229

15 Die Feinde des Neuen: Wie Sie Standpunkte verändern .......................... 237Die Hochnäsigkeit der führenden Klasse .................................................... 242Die Anatomie des Fehlers ................................................................................ 243

16 Organisierte Kreativität .................................................................................. 245Wir brauchen Hofnarren statt Ja-Sager ..................................................... 247Einfacher Zugang. Wer vorwärtskommen will, braucht keine Mauern . 249Sofortige, unproblematische Implementierung ........................................ 250Streichen Sie Disziplin und etablieren Sie dafür Gewohnheiten .......... 251Multiples Organversagen. Warum die meisten Systeme kollabieren ... 253

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9Inhalt

Regeln sind passiv. Prinzipien aktiv ............................................................ 256Blaupausen. Warum kopieren, wenn man einzigartig sein kann? ......... 260In welcher Welt leben wir eigentlich? Oder: Was ist Arbeit? .............. 262Business as usual. So kommt das Unternehmen zum Stillstand .......... 264Menschen reden miteinander wie Menschen. Kommunikation ............. 266Selbstorganisation in sozialen Systemen fördert Kreativität ................ 267Wissen wird im Vergleich zu Können völlig überschätzt ...................... 268Reförmchen und Change zwingen Konzerne in den Einheitsbrei ....... 269Wandernde Kreise. Warum Unternehmen reagieren, statt zu agieren .. 271The Leader of the Pack .................................................................................. 273Wieso, weshalb, warum? – Und vor allem: Wofür? ................................. 276Was treibt Sie an? Geschichten sind das halbe Leben ............................ 278

17 Die Implementierung: Kreativität braucht Handeln ................................. 281Kreativität ist keine Kunstform. Sie gelingt oder sie ist wertlos ......... 282Nichts falsch gemacht und doch versagt. Vom richtigen Zeitpunkt ... 283Heilbringende Fünf-Punkte-Pläne gibt es nicht. Gestalten Sie Methoden virtuos.............................................................................................. 286

18 Zehn Prinzipien und alles wird gut. Epilog .................................................. 289Verstanden!? ....................................................................................................... 290Selbst denken macht klug. Zehn Prinzipien .............................................. 295

Anhang ....................................................................................................................... 296Endnoten ............................................................................................................ 296Literaturliste ..................................................................................................... 297

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10 Über den Autor

Über den AutorTilo Staudenrausch ist Denkagent und Pro-fessor für Unternehmenskommunikation und digitale Medien. Kreativität ist Handlungs-orientierung und Grundvoraussetzung für den Designer und Unternehmer.

Nach seiner Ausbildung zum Gold- und Silber schmied hat er an der HfG Schwä-bisch Gmünd Schmuck- und Industriede-sign studiert. Seit 1993 führt er zusammen mit seiner Frau Ulrike die Denkagentur adpd. Seine süddeutsche Heimat ist geprägt

von mittelständischen Unternehmen, die dem wachsenden Druck sich ver-ändernder Märkte ausgesetzt sind. Seit 25 Jahren begleitet er Unterneh-men und Führungskräfte unterschiedlichster Branchen bei Positionierung, Unternehmenskommunikation, Innovation und Umsetzung.

Der kritische Beobachter sagt, was er denkt, und verbindet mit Leichtigkeit scheinbar nicht vereinbare Disziplinen. Holistisches Denken und Handeln, ohne sich dabei zu verzetteln. Intellektuelle Ansätze in Verbindung mit Handwerk und Pragmatik kennzeichnen den Rockabilly-Prof.

Warum die einen das andere und die anderen das eine können, und sich dabei nicht verstehen und wie einfach wir das ändern können, erleben Sie auch in seinen bestechenden Keynotes.

KontaktE-Mail: [email protected]: www.tilostaudenrausch.de

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01Preface1

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12 Preface

Wie funktioniert der Trick, Unternehmen einem sich ständig verändernden Markt anzupassen? Welche Voraussetzungen müssen Manager und Unter-nehmer schaffen und welches Wissen und Können ist dafür Voraussetzung?

Das ist ganz einfach. Ich berate und coache seit 25 Jahren Unternehmen und Unternehmer. Dabei zeigen sich viele Ansatzpunkte und Aspekte. Aber es läuft immer auf eines hinaus: Kreativität.Dieses Buch streift ganz unterschiedliche Teilaspekte, die letztendlich alle mit Kreativität und deren praktischer Umsetzung zu tun haben. Interessant ist, dass es einen Begriff für Kreative gibt, aber keinen für Nicht-Kreative. Das impliziert, dass die sogenannten Kreativen eine besondere Spezies zu sein scheinen, also irgendwie aus der Normalität ausscheren. Warum haben wir eigentlich keinen Begriff für die Nicht-Kreativen und wer sind die?Geheimnisse verkaufen sich besser als Wahrheiten. Aus diesem Grund stehen die Läden voll mit Büchern mit Titeln wie »Kreativ in 33 Stunden«, »Die 44 tollsten Kreativitätstechniken«, »100 Möglichkeiten, ein Problem zu lösen« und so weiter. Wir sind auf der Suche nach schnellen Wegen, wie Kreativität erzeugt werden kann. Doch leider gibt es keinen Trick.

»Komplexes wird immer mit dem Satz

›Das ist ganz einfach‹ eingeleitet.«

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13Preface

Ich selbst hatte vor etwa zwölf Jahren ein einschneidendes Erlebnis: Ich war auf einem Jazz-Workshop und hatte dort die Gelegenheit, mit sehr bekann-ten und großartigen Jazz-Musikern wie Lutz Häffner und Tony Lakatos zu »spielen«. Also für mich war es Spielen, für sie war es wahrscheinlich Dilet-tieren. Und irgendwann stellte ich den Ikonen des Jazz die entscheidende Frage: »Was ist Dein Trick? Irgendeinen Trick musst Du doch haben, um so spielen zu können. Das kann man nicht einfach so, da muss es doch ir-gendetwas geben, irgendeinen Shortcut, irgendeine Technik, irgendetwas?« Schließlich habe ich die Antwort bekommen, die ich im Vorfeld schon vermu-tet hatte und die dann auch prompt kam. Sie war ganz einfach: »Üben.« Neben einer Begabung, die vorhanden sein sollte, ist das entscheidende Maß für Erfolg in der Musik Üben. Für das Hervorbringen von Kreativität gilt das Gleiche. Unternehmen haben erkannt, dass sie mit den konventionellen Me-thoden nicht weiterkommen. Kreativität und Innovation sind die Zauberwörter. Sie bemerken, dass bislang unbekannte Firmen ihnen den Rang ablaufen, weil sie wirklich kreativ und innovativ sind. Viele Unternehmen können noch mit Marktmacht und Kapital dagegenhalten, sie verstehen aber nicht, wie andere es schaffen, mit offensichtlich wenigen Mitteln eine solche Power zu entwickeln.Doch wenn dann Vorstände ihren Organisationen verordnen, kreativer zu werden, um mit dem Wettbewerb mithalten zu können, dann ist die typi-sche Erfahrung, dass sich Kreativität nicht so einfach von oben verordnen lässt. Und auch unter Experten herrscht keineswegs Einigkeit darüber, wie Kreativität tatsächlich entsteht. Die Wege dahin sind vielfältig und die Mög-lichkeiten des Scheiterns auch. Zu Beginn nähert sich das Buch daher in Einzelepisoden der Frage, wie man Kreativität fördern kann. Dies entspricht in etwa den Bruchstücken, die wir selbst wahrnehmen. Wir schnappen hier etwas auf, wir haben dort etwas gehört, doch wie führt das eine zum anderen? Dies wird sich erst Ihnen vollständig erschließen, wenn Sie das gesamte Buch gelesen haben. Mit der Kreativität ist es wie mit der Musik. Es braucht seine Zeit und eine gewisse Breite im Schaffen, bis man auch nur in die Richtung kommt, ein Virtuose werden zu können. Die Inhalte sind – und das ist typisch für komplexe Fragestellungen – in ihrer Reihenfolge nicht zwingend logisch aufgebaut. Das wäre auch nicht möglich, denn es gibt keinen Zehn-Punkte-

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14 Preface

Plan zur Kreativität. Weder für den eigenen Kopf noch für Unternehmen. Es ist durchaus so, dass Sachverhalte erst später erscheinen, auf die ich the-matisch schon weiter vorne im Buch zugreife. In der Regel habe ich diese Bezüge aber verlinkt. Das ist für Sie nichts Neues. So funktioniert auch dieses Internet. Dem Prinzip »erst lateral, dann linear« folgend, sind die späteren Kapitel (ab Kapitel 13) chronologisch aufgebaut und liefern, ableitend aus den Erkenntnissen und Folgerungen des Vorangegangenen, einfache und nach-vollziehbare Prinzipien, wie Kreativität und Innovation in Unternehmen im-plementiert werden kann. Ich nenne das organisierte Kreativität.

Dieses Prinzip hat eine Besonderheit: Im Unterschied zu vielen Management-modellen ergänzt organisierte Kreativität eingeführte und bestehende Systeme und will diese nicht ersetzen. Damit bleibt das gesamte System im Unterneh-men flexibel und der Grad der gewollten Kreativität kann individuell gesteu-ert werden. Organisierte Kreativität orientiert sich an der Logik der Kreativi-tät und der Volatilität (von lateinisch volatilis »veränderlich«, »beweglich«, »flüchtig«) und bleibt somit selbst plastisch. Kreativität ist die Grundlage für Innovation und braucht in der Folge die Implementierung. Ohne Kreativität keine neue Idee. Aber ohne Umsetzung eben auch keine Innovation. Diese drei Themenfelder sind untrennbar miteinander verbunden.

Zur Klarheit möchte ich noch sagen, dass sich dieses Buch bewusst nicht mit künstlerischer Kreativität beschäftigt. Mein Anliegen ist die grundlegende Fähigkeit des Menschen, sich auf neue Situationen einzustellen und Lösun-gen für vor uns liegende Aufgaben zu finden. Es geht damit um die schöpfe-rische Kraft, die in uns allen liegt und die wir nur allzu gerne im täglichen Wettlauf verdrängen.

Viel Spaß.Ihr Tilo Staudenrausch

Um das Lesen zu erleichtern, habe ich in der männlichen Form geschrieben. Für die Damenwelt gilt entsprechend dasselbe.

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02Wovon reden wir eigentlich:

Das große Ganze

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16 Wovon reden wir eigentlich

Für jeden stellt sich der kreative Prozess anders dar, deshalb ist es nicht rele-vant, den Prozess an sich zu beschreiben, sondern das kreative Denken. Bes-ser noch: Wie erreichen wir es, dass die Menschen erst gar nicht aus dem kreativen Denken und Handeln herauskommen? Denn grundsätzlich ist jeder Mensch kreativ. Das sagt uns die Hirnforschung. Und das haben auch Leute wie Picasso schon geahnt: »Jeder ist kreativ, das Problem ist nur, kreativ zu bleiben, wenn wir erwachsen werden.« Beuys hat das dann konstatiert mit dem Satz »Jeder ist ein Künstler«.Kreativität ist das eine, aber will unsere Gesellschaft und die Arbeitswelt überhaupt Kreative? Sind die Kreativen irgendwie wirtschaftlich oder gesell-schaftlich relevant? Oder handelt es sich vielmehr um einen Luxus, den wir uns leisten und der grob der Kultur zuzuordnen ist? Also um den Teil der Wirtschaft, der nicht eigenständig lebensfähig ist und subventioniert werden muss? Falls dem nicht so sein sollte, welche Rahmenbedingungen haben wir heute und welche werden wir zukünftig brauchen, um Kreativität gelingen zu lassen?

»Wer Kreativität als Mehrwert ignoriert,

verschenkt mindestens die Hälfte seines Potenzials.«

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17Wovon reden wir eigentlich

Im Wandel von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft macht die Creative Economy, die heute schon über 25 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland aus. Sie ist der Schlüssel zur Wissensgesellschaft (Florida 2002). Unternehmen suchen jetzt nach Kreativität, und daraus folgend nach Innova-tion. Sie suchen die Anleitung für »Innovation in 44 Schritten«. Interessant dabei ist, dass dann »verbohrte« Berater in Unternehmen kommen. Sie wis-sen auch nicht wirklich, wie es geht, implementieren aber dann einen Prozess – einen Innovationsprozess, der die Systematik anschaulich abbildet.Verbohrte Berater? Da es für kreative Menschen einen Begriff gibt, für die Nicht-Kreativen jedoch keinen, nenne ich sie die »Verbohrten« (nicht kreativ) und die »Verwirrten« (kreativ), was auch unseren gängigen Vorurteilen über die jeweilige Gruppe entspricht.Diese Begriffe leite ich aus einem Experiment der Psychologin und Neurowissenschaftlerin Shelly Carson ab. Carson setzte zwei unterschiedli-che Versuchsgruppen, die eine offensichtlich kreativ, die andere offensichtlich nicht kreativ veranlagt, einem Experiment aus. Es wurde ein Text vorgele-sen, in dem immer wieder einzelne, erfundene Wörter auftauchten. Die einfa-che Aufgabe war es, diese erfundenen Wörter zu zählen.Die Probanden wussten dabei nicht, dass Störgeräusche eingestreut wurden. Das Ergebnis zeigte, dass die Versuchspersonen aus der Gruppe der offen-sichtlich Nicht-Kreativen diese Geräusche größtenteils noch nicht einmal wahrgenommen haben und sich verbohrt ganz auf die gestellte Aufgabe kon-zentrierten. Die Aufgabe wurde von allen Personen dieser Gruppe mit nahezu 100 Prozent Genauigkeit absolviert. Die Gruppe der offensichtlich Kreativen dagegen war durch diese Geräusche so verwirrt, dass keiner der Probanden die richtige Lösung fand und Einzelne den Versuch sogar ergebnislos abbra-chen. In der Welt der Verwirrten herrscht eine umfassende Wahrnehmung, die viele Eindrücke gleichzeitig zulässt, aber auch eine konzentrierte Verar-beitung erschwert. So wie Kreativität von jedem unterschiedlich definiert und bewertet wird, herrscht auch über die Kreativen kaum Einigkeit. In diese Ursuppe wird so ziemlich alles geworfen, das nicht eindeutig dem Establishment zuzuordnen ist. Angefangen von Musikern über Schriftsteller bis hin zu Marketingleuten,

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18 Wovon reden wir eigentlich

Werbern, Designern, Malern, Webdesignern, Fimo-backenden Hausfrauen, Erzieher(innen) mit Window Colors und Bob-Ross-Freizeitkünstlern.Um Kreativität ranken sich Mythen und Sagen. Die Zauberformel für Kreati-vität liegt in den Kreativitätstechniken. So der Volksmund. Es spricht nichts gegen Kreativitätstechniken, wenn man sie anwenden kann. Sie haben jedoch eine andere Funktion und einen anderen Stellenwert als allgemein ange-nommen. Kreativitätstechniken machen per se nicht kreativ, sondern können höchstens dabei helfen, Kreativität zu steigern.Unsere Wahrnehmung ist nur ein kleiner Teil dessen, was tatsächlich um uns herum passiert. Aus unseren Wahrnehmungen, die darüber hinaus noch nicht einmal besonders zuverlässig sind, basteln wir uns unsere eigene Sicht auf die Dinge. Jeder sieht die Welt anders und lebt in seiner konstruierten Rea-lität. Aus diesen konstruierten Realitäten leiten wir entsprechend ab. In den Kapiteln über Denken, Wissen und Fehler betrachte ich einige dieser Aspekte in Bezug auf Verwirrte und Verbohrte.Wenn Kreativität gelingen soll, müssen unterschiedliche Aspekte zusammen-wirken. Das sind unter anderem die Bildung, weiterhin die Erziehung. Dort hat die Persönlichkeit des Einzelnen eine ausschlaggebende Funktion. Doch Kreativität ist keineswegs nur eine Sache des Einzelnen. Ausschlaggebend sind die Strukturen, insbesondere die Denkstrukturen des Einzelnen. Doch auch das Umfeld prägt den Menschen und leistet im Positiven wie im Ne-gativen seinen Beitrag zur Ausbildung und, das wird gerne übersehen, zur Instandhaltung und Weiterentwicklung der kreativen Persönlichkeit. Mei-ne langjährige, aktive und theoretische Auseinandersetzung mit Kreativität führt mich zu dem Schluss, dass es keine Kreativitätstechnik im Sinne eines einheitlich abbildbaren, allgemeingültigen Prozesses gibt.Kreativität bedeutet, etwas Neues zu schaffen – im besten Fall. Wenn Sie etwas Neues schaffen, werden Sie etwas Altes ersetzen. Im Normalfall wird die Innovation nicht zusätzlich zum bereits Vorhandenen implementiert, son-dern ersetzt dieses. Damit betreten wir ganz unsicheres Terrain. Wenn wir beispielsweise eine Bildungsreform machen wollten – was dringend notwen-dig wäre – dann haben wir schon den falschen Ausgangspunkt. Der richtige Ausgangspunkt wäre, kein System zu haben. Der Umbau oder Abriss eines

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19Wovon reden wir eigentlich

Systems erzeugt Barrieren. Wären die Barrieren verschwunden, könnten wir frei und ohne Einschränkungen über eine optimale Lösung nachdenken. Das gilt nicht nur für das Bildungssystem, sondern betrifft alle etablierten Syste-me, auch Unternehmen und deren Strukturen. Deshalb ist es für Start-ups so einfach, neue Strukturen einzuführen. Weil sie keinen Ballast haben, den sie ab- oder umbauen müssen. Durch solche Maßnahmen werden natürlich bestimmte Jobs wegfallen. Wir werden ganz andere Mitarbeiter brauchen als diejenigen, die wir im Moment haben. Wir brauchen vielleicht viel weniger Mitarbeiter und weniger admi-nistrative Strukturen und so weiter.

Hören Sie sie? Da kommen sie aus ihren Löchern gekrochen. Diejenigen, die direkt von der Veränderung betroffen sind. »Was ist mit mir, mit meinem Job? Muss ich mich da verändern?« Dabei geht es erstaunlicherweise ganz selten um die Sache. Einsicht ist zwar meist vorhanden. Geht es aber ans Um-setzen, dann stehen die Bedenkenträger und Widerständler wie eine Phalanx. Im Zusammenhang mit der Bildung ist dies mein Lieblingssatz: »[…] es wird die Revolution im Schulsystem eingefordert und ich will mal zu Beden-ken geben, was dann passiert. […] 750.000 Lehrer, zwölf Millionen Schüler, das ist jedes Mal eine Operation am offenen Herzen und ich rate dazu, die Schulen auch mal eine Weile in Ruhe zu lassen. – Es kann der Bildung nur nützen.« (Rabe 2015)Der Einwand ist berechtigt, aber lediglich vorgeschoben. Wer etwas unbe-dingt tun will – weil die Einsicht und das Wissen vorhanden sind – der wird es auch durchsetzen. Oder zumindest den Versuch starten. Das setzt natür-lich voraus, dass die entscheidende Mehrheit das will. In Unternehmen gibt es Controller, HR-Manager, Abteilungsleiter und Vorstände. Alle wollen ihre Pfründe verteidigen und äußern Bedenken. Dies bedeutet, dass ein unbeding-tes Wollen die Grundvoraussetzung für Innovation und damit auch für Kre-ativität darstellt. Denn kein Mensch wird neue Ideen entwickeln, wenn er davon ausgehen muss, dass neue Ideen in seiner Organisation sowieso nicht gefragt sind.

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Ich bin gar nicht pessimistisch in Bezug auf die Kreativität der Menschen, die in Firmen arbeiten. Die sind sehr kreativ. Sie sind sogar superkreativ, wenn es um die Gestaltung ihres Urlaubs und der damit verbundenen Brückentage geht. Sie sind sehr kreativ, wenn es um die Gestaltung ihrer Reisekostenab-rechnung geht. Aber sie sind wenig kreativ, wenn sie Regeln und Struktu-ren innerhalb eines Betriebes verändern sollen und können. Ursache dafür sind nicht die Menschen in den Unternehmen, die kreativ wären oder sein könnten, wenn man sie denn ließe. Der Grund sind vielmehr diejenigen, die sie nicht kreativ sein lassen – und zwar kreativ für das Unternehmen. Wenn in allen Firmen und Organisationen Kreativität wirklich gefragt wäre, dann würden wir in einer anderen Welt leben.Zeit und Raum in Unternehmen ist momentan geprägt von Kennzahlen und Effizienz. Leider nicht von Effektivität. Damit sind wir bei der Rentabilität. Mitarbeiter, die ihren Job anhand ihrer Jobbeschreibung abarbeiten, sind we-niger motiviert, haben höhere Krankenstände und verlassen Unternehmen schneller als solche, die kreativ und eigenverantwortlich arbeiten können. In meinem Betrieb, einer Designagentur, ist Kreativität Voraussetzung. Wer nicht kreativ sein will, ist in meiner Firma falsch. Das gilt im Prinzip für alle Bereiche. Wir haben auch keine Hierarchien, was die Kreativität angeht. Das kann man für eine kleinere Firma, wie die meine, entscheiden, das kann man aber auch »hoch«-brechen auf Firmen wie Google, Facebook, PayPal oder E-Büro. Dort ist die Kreativität schon an der Gestaltung des Arbeitsumfelds spürbar. Die Mitarbeiter sitzen nicht wie Kaninchen in kleinen Ställen hinter ihren Computern, sondern haben viel größere Freiräume. Im Raum, in der Zeit und im Kopf.Nur so bringen Mitarbeiter eine wirkliche Wertschöpfung in die Firma ein. Sie sind im Prozess, vielleicht in unterschiedlichen Prozessen, vielleicht auch übergeordnet, eingebunden, mit all ihrer Kraft. Das macht natürlich auch viel mehr Spaß. Oder etwas genauer formuliert: Die Menschen fühlen sich als einzelner Mensch mehr wertgeschätzt und anerkannt. Sie fühlen sich wohler und freier. Das führt zu einem Wettbewerbsvorteil: Die Mitarbeiter erzielen eine höhere Rentabilität, weil die Produkte besser werden und die Dienstleis-tungen besser werden.

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In vielen Vorstandsetagen reift erst langsam die Erkenntnis, dass die Genera-tion der Geburtsjahrgänge ab circa 1985 ein komplett anderes Verhältnis zu Leben, Arbeit und Lebensqualität hat. Die Werte haben sich verschoben. Ar-beitnehmer arbeiten nicht mehr ausschließlich für Geld. So kommen scheinbar stabile, oft konservative Branchen plötzlich ins Straucheln. Es ist meist nicht der vielfach beklagte Fachkräftemangel, sondern es sind neue Wettbewerber – jüngere, anders strukturierte – oder solche mit anderen, motivierteren Mit-arbeitern, die Regeln von Branchen brechen und Neues schaffen. Sie geben ih-ren Mitarbeitern auch den Raum und die Freiheit, Neues schaffen zu können.

»Dieser Prozess der schöpferischen Zerstörung ist das für den Kapitalismus wesentliche Faktum. Darin besteht der Kapitalismus und darin muss auch jedes kapitalistische Gebilde leben.«Joseph Schumpeter

Regelbruch ist ein bewährtes Konzept der Kreativität. Regelbruch bedeutet, Konzepte ohne den Ballast bestehender Strukturen neu zu denken. Sichtbar wird dies auch an Plattformen wie Facebook, Uber oder Dawanda. Sie haben im Grunde keine eigenen Inhalte. Sie machen nur etwas möglich. Sie bieten nur eine Plattform, aber das machen sie eben clever. Betroffene Branchen sind entsetzt hiervon, doch in Wirklichkeit sind der Regelbruch und seine schöpferische Kraft die wesentlichen Triebfedern des Kapitalismus. Das wusste schon Schumpeter. Erstaunlich ist eigentlich nur, wie wenig entwickelt die Kultur zum Querdenken ist. Es gibt kaum institutio-nalisierte Querdenker, also professionell Verwirrte in den Unternehmen. Die Unternehmen pflegen nicht, was den Kapitalismus ausmacht. Es gibt nämlich ein riesiges Problem mit den Querdenkern:Meist gilt die Devise: »Prima, jetzt holen wir uns einen Querdenker, den packen wir in das Projekt und dort denkt der quer.« Macht er nicht. Macht er deshalb nicht, weil er keine Technik zum Querdenken hat, sondern kreativ denkt – und zwar immer. Und vor allem genau dann, wenn es Ihnen über-haupt nicht passt. Auch wenn Sie einen Job zu Ende bringen müssen, denkt

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22 Wovon reden wir eigentlich

er trotzdem quer. Nicht weil er Ihnen etwas Böses will, sondern weil er ein anderes, verwirrtes Denksystem hat. Dieses Denksystem ist gar nicht so an-dersartig, es ist nur so geblieben, wie es ursprünglich konzipiert war. Darum kaufen sich Unternehmen gerne Kreativität für ein Projekt ein. Denn jeden Tag möchte man nicht so gerne einen im Haus haben, der ständig die Dinge hinterfragt und nach neuen Weg sucht.

»Echten Querdenkern ist die Idee wichtiger als der Frieden im Team.«

Jens-Uwe Meyer

Für Momente, in denen man Kreativität braucht, wird dann gerne nach Kre-ativität im Sinne einer »art pour l’art« gesucht. Das bringt uns aber nicht weiter. In diesem Buch werden Sie daher keine Methoden im Sinne einer Schablone finden, die sie bei Bedarf überstülpen. Diese sind mir viel zu all-gemein und taugen fast nie, um einzelne individuelle Prozesse zu fördern. Wir brauchen mehr kreatives Denken in den Köpfen und nicht mehr Metho-den, um Nicht-Denken zu verwalten.

Wenn wir beginnen, Kreativität und damit laterales, also vernetztes Denken dort einzusetzen, wo es sinnvoll ist, hat dies automatisch Auswirkungen auf die Innovationsfreudigkeit von Unternehmen.Wenn wir, auch unter demografischen Aspekten, in Deutschland überleben wollen, müssen wir tatsächlich neu lernen, wie wir kreatives Denken in unse-ren Arbeitsalltag einbinden. Und zwar als Selbstverständlichkeit. Menschen sind nicht entweder »verbohrt« oder »verwirrt«. Beide Denkweisen sind bei jedem angelegt, aber eben unterschiedlich ausgeprägt. Kreatives Denken und Handeln ist immer möglich. In der Vermittlung dieses Verständnisses liegt meine Aufgabe und in der Folge auch Ihre Aufgabe als Unternehmer oder Führungskraft.Menschen, die viele Patente haben, wie Arthur Fischer oder Adolf Würth, sind zwar Ingenieure, Handwerker oder Techniker. Sie sind gleichzeitig auch immer ungemein findig. Sie haben umfassendes Wissen auf völlig unter-

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schiedlichen Gebieten. Darüber hinaus sind sie auch noch enorm kreativ und produktiv. Haben Sie sich einmal gefragt, warum diese Menschen so viel Inte-resse an Dingen haben, die über ihren eigentlichen Kernbereich hinausgehen? Warum können kreative Menschen einfach nicht genug davon bekommen, die verschiedensten Dinge kennenzulernen und auszuprobieren? Weil sie ge-lernt haben, dass es im kreativen Prozess immer darauf ankommt, Wissen mit Wissen zu verknüpfen. Das Verknüpfen von unterschiedlichen Wissens-gebieten und dem dazugehörigen Können führt dazu, dass sich Ihr Horizont erweitert. Mit der Horizonterweiterung ändert sich auch Ihr Blickwinkel.Douglas Adams hat für dieses Phänomen die »Blickwinkelkanone« erfunden. Nach dem Reiseführer »Per Anhalter durch die Galaxis« wurde sie von einem Rat von verärgerten Hausfrauen in Auftrag gegeben. Sie hatten endlose Dis-kussionen mit ihren Ehemännern satt, die stets mit dem Satz »Ist denn das so schwer zu begreifen?« endeten. Wenn die Blickwinkelkanone auf jemanden abgefeuert wird, erlebt der Getroffene augenblicklich die gesamte Situation aus Sicht des Schützen.Die Blickwinkeländerung ist ein wichtiges Instrument, jedoch keine Kreativitätstechnik. Ich beleuchte eine Problemstellung also nicht mit der Technik »Blickwinkel«. Das könnte man zwar machen, führt aber nicht wei-ter. Es verleitet nur dazu, dann noch immer nach dem berühmten Trick su-chen. Es führt nur dann zu einem Ergebnis – und so setzen wir diese Blick-winkeländerung ein – wenn Sie die Blickwinkelkanone immer aktiviert haben. Das hört sich unheimlich anstrengend an, ist es aber nicht. Sie nutzen sowieso nur einen Bruchteil Ihrer möglichen Gehirnleistung. Da fällt das gar nicht weiter auf. Im Gegenteil. Dieses Denken macht unheimlich viel Spaß. Aller-dings dürfen wir nach der landläufigen Meinung ja bei der Arbeit keinen Spaß haben.Innovation ist die Umsetzung von Kreativität. Der Begriff Innovation ist lei-der mittlerweile furchtbar verbraucht. Die meisten Entwicklungen, die heute als Innovation vermarktet werden, sind in Wahrheit bestenfalls Evolutionen, meist aber nur Bugfixes.

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Doch echte Innovation und echte Kreativität bedeuten immer Veränderung. Immer wenn Sie Veränderungen anstreben, rufen Sie die Bewahrer und Verhinderer auf den Plan. Meine Erfahrung als Verwirrter – als kreativer Mensch – hat mich Gelassenheit gelehrt. Der Bewahrer und Bedenkenträger ist kein böser Mensch, er kann nur nicht anders. Gewohnheiten haben das Überleben der Menschheit gesichert. Wer immer von demselben Baum isst, der kann sich nicht vergiften. Daher lieben wir unsere Gewohnheiten. Sie ge-ben den Menschen ein verführerisches Gefühl von Kontrolle, Macht und Si-cherheit. Wenn es ein Geheimnis oder einen echten Tipp für organisierte Kre-ativität gibt, dann ist es die Erkenntnis, dass erfolgreiche Querdenker nicht nur gute Ideen hervorbringen, sondern immer auch gleich Ideen entwickeln, wie sie mit den Verbohrten in ihrer Umgebung umgehen können. Organisier-te Kreativität nimmt den Dualismus von Verbohrten und Verwirrten an. Das Festhalten am Bestehenden ist ebenso Teil unserer genetischen Programmie-rung wie die Suche nach Neuem. Daher wird ein professionell Verwirrter nie an Bedenkenträgern verzweifeln. In jedem Unternehmen, auch bei Google, Facebook und Co, sind Bedenkenträger zu finden. Sie haben dort nur nicht immer das letzte Wort! Statt einer Kultur des Abwiegelns und der Erhaltung des Status quo herrscht dort auch bei den Bedenkenträgern die Erkenntnis vor, dass man nie an einer, egal wie glückseligen, Vergangenheit festhalten kann. An der Zukunft und damit der Veränderung hingegen immer. Organi-sierte Kreativität bedeutet daher nicht nur, Wege zu schaffen, wie man sich in lateralen Strukturen und Standards sicher vorwärts bewegen kann, es sind auch Strategien notwendig, um den Feinden des Neuen ein Schnippchen zu schlagen.

»Zwischen Ernst und Ernsthaftigkeit steht Humor.«

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Wichtig bei der erfolgreichen Umsetzung von neuen Ideen ist der Blick auf den richtigen Zeitpunkt. Das gilt für das Überzeugen wichtiger Entscheider im Unternehmen genauso wie für die Entscheidungsfindung bei den Kunden. Können die Betroffenen mit Ihrer neuen Idee (noch) nichts anfangen, da Sie zu früh dran sind oder die Rahmenbedingungen noch nicht passen, droht die Gefahr des Scheiterns. Scheitern werden Sie aber auch, wenn Sie Ihre Ideen zu langsam vorantreiben. Die Implementierung von Innovationen innerhalb und außerhalb von Unternehmen verläuft oft zeitgleich. Bei klassischem line-aren Vorgehen dauert entweder die Entwicklung oft zu lange oder der Markt will schon wieder etwas anderes. Die Menschen neigen dazu, aus Ereignissen aus der Vergangenheit linear auf die Zukunft zu schließen. In definierten Versuchsaufbauten und sicheren Umgebungen ist das so. Leider ist die Welt kein definiertes Labor. Zukünftig brauchen wir Systeme, die in sich selbst volatil sind und sich, am Besten schon im Voraus, Unwägbarkeiten anpassen können. Organisierte Kreativität setzen wir seit einigen Jahren bei Unternehmen un-terschiedlicher Couleur ein. Sie bietet die Möglichkeit, sich an bestehende Systeme anzugliedern und diese dann sukzessive von innen heraus zu ver-bessern. Sie kann aber auch als eigenständiges Prinzip eingesetzt werden. Evolution zeichnet sich dadurch aus, nicht berechenbar zu sein und Fehler zuzulassen. Das Ziel ist, schneller zu lernen und mehr Optionen zu haben. Das gilt für Unternehmen genauso wie für die Systeme.

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Scale up!

Skalierende Geschäftsmodelle sind der neue Alphatrend und dem Wettbewerb drei Schritte voraus. So kommen Unternehmen mit wenig Aufwand in Schwung und wachsen signifi kant.

Doch wie entwickelt man ein skalierendes Unternehmen? Klar, mit einem Businessplan. Doch ausschlaggebend ist das Setting: Auf welchen Wellen surfen skalierende Unternehmen wirklich? Welche Modelle lassen sich von erfolgreichen, skalierenden Mittelständlern übernehmen? Gibt es so etwas wie Gemeinsamkeiten und wiederkehrende Muster – jenseits von Fleiß und Zufall?

Antworten darauf liefert Christian Kalkbrenner, prämierter Autor und einer der führenden Experten für Wachstumsstrategien, in seinem neuen Buch. Neben Rebellieren, bequem machen und Wissen bündeln hat er neun weitere Alphatrends identifi ziert, mit denen erfolgreiche Unternehmen die Expansionskurve nach oben schrauben. Gerade in Zeiten digitaler Disruptionen, Internationalisierung und anderer gravierender Umbrüche bieten smarte, skalierende Konzepte neue Wachstumsoptionen für agile Unternehmen.

Christian KalkbrennerScale up!Smarte Konzepte für agile Unternehmen

256 Seiten; Broschur; 24,95 EuroISBN 978-3-86980-367-8; Art.-Nr.: 1010

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Digitale Disruption

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Scale up!

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Digitale Disruption

Sie denken, die Digitalisierung der Wirtschaft ist vorbei? Nein, sie hat gerade erst begonnen. Und sie wird alles, was Sie kennen, radikal auf den Kopf stellen. Sie wird Ihren Beruf, Ihr Leben radikal verändern. So, wie Sie es kaum für möglich halten.

Fitness-Apps, 3D-Drucker und der Onlinechat mit dem Arzt – das war nur der erste Schritt: digitale Transformation. Das, was uns in der nächsten Stufe erwartet, ist digitale Disruption. Sie wird ganze Branchen von Grund auf erneuern. Sie wird menschliche Kompetenzen durch Algorithmen ersetzen, sie wird das eigentliche Produkt zur Nebensache machen. Eine Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten ist.

Das alles kommt Ihnen wie Zukunftsmusik vor? Dann sollten Sie dieses Buch gelesen haben. Jens-Uwe Meyer illustriert, wie die nächste Stufe der Innovation gerade Realität wird.

Muss Ihnen das Angst machen? Nein. Denn die digitale Zukunft wird nicht nur im Silicon Valley gemacht. Sie und Ihr Unternehmen sind ein Teil davon. Wenn Sie die Mechanismen der digitalen Disruption verstehen und sich auf die Logik der digitalen Zukunft einlassen, werden Sie diese Zukunft mitgestalten.

Dr. Jens-Uwe Meyer ist Internet-Unternehmer, Top-Managementberater und Keynote Speaker. Mit zehn Büchern gilt er als Deutschlands führender Innovationsexperte.

Jens-Uwe MeyerDigitale DisruptionDie nächste Stufe der Innovation

284 Seiten; 2016; 24,95 EuroISBN 978-3-86980-345-6; Art-Nr.: 1001

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ad hoc visualisieren

Wünschst du dir, deine Ideen verständlicher und auf den Punkt zu vermitteln? Du möchtest beim Arbeiten an Lösungsstrategien die Potenziale aller Teilnehmer voll ausschöpfen? Oder du möchtest bei Vorträgen oder Präsentationen Inhalte so vermitteln, dass deine Zuhörer den Informationsfluten nicht durch geistige Abwesenheit trotzen? Dann ist dieses Buch die Lösung …

… denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte.Das gilt für die immer komplexer werdende Welt mehr denn je. Wer das Visualisieren beherrscht, findet schnell eine gemeinsame Ebene und einen gemeinsamen Zugang, der nicht durch Worte verdeckt ist.

Du kannst gar nicht zeichnen? Du hast kein Talent? Falsch!Mit diesem Buch wirst du den Zeichner in dir entdecken. Nutze die Visualisierung, um nachhaltiger zu erklären, und als ganz neue Ressourcen bei der Ideenentwicklung. Der Cartoonpreisträger und Visualisierungsexperte Malte von Tiesenhausen inspiriert dich in diesem Buch, selbst den Stift in die Hand zu nehmen und ihn nicht wieder loszulassen. In unterhaltsamer und aufgelockerter Art und Weise stellt er Methoden und Techniken vor, wie du selbst die Kraft der Bilder nutzt und deinen Fokus auf die Welt erweiterst.

Malte von Tiesenhausenad hoc visualisierenDenken sichtbar machen2. Auflage 2016

192 Seiten; Broschur; 24,80 EuroISBN 978-3-86980-298-5; Art.-Nr.: 930

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Denk neu

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Denk neu

In Zukunft werden Kunden und potenzielle Mitarbeiter die Unternehmenskultur als Entscheidungskriterium heranziehen, Ihre Produkte und Dienstleistungen zu kaufen oder ob sie bei Ihnen arbeiten – nicht aber den vollmundigen Marken- und Werbeversprechen Glauben schenken. Immaterielle Vermögenswerte, also gelebte Werte, Kultur und der Geist, der im Unternehmen herrscht, bestimmen den Marktwert eines Unternehmens.

Doch wie kommt Spirit in Ihren Betrieb? Wie kalibrieren Sie Ihre Betriebsstrukturen so, dass sie zukunftsfähig sind? Wie erschaffen Sie eine Unternehmenskultur, die begeistert?

Ines Eulzer und Thomas Pütter zeigen erfrischend pragmatisch Wege und Möglichkeiten, die Herausforderungen des Wirtschaftswandels zu stemmen und Unternehmen sicher für die Zukunft aufzustellen. Sie geben Impulse zum Perspektivwechsel und inspirieren zu neuen Denkweisen, die für Spirit, positive Aufbruchsstimmung und Wachstum sorgen.

Ein Buch für Macher und Gestalter die ihrem Unternehmen neuen Spirit einhauchen, die Kunden und Mitarbeiter begeistern und zum Arbeitgebermagnet werden wollen.

Thomas Pütter, Ines EulzerDenk neu21 1/2 pragmatische Impulse wieUnternehmen auf Kurs bleiben

220 Seiten; 2017; 24,95 EuroISBN 978-3-86980-371-5; Art-Nr.: 1011

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Agile Unternehmen

Dauerhaft werden nur agile Unternehmen erfolgreich sein – Unternehmen, die fokussiert, schnell und fl exibel neue Geschäftsfelder entdecken und entwickeln und bereit sind, traditionelle Kontexte zu verlassen. Doch was ist eigentlich Agilität? Welche Voraussetzungen müssen agile Unternehmen mitbringen? Und welche Konsequenzen hat das für Management, Führungskräfte und Mitarbeiter(innen)? Antworten darauf liefert dieses Buch.

Der Diplom-Psychologe und langjährige Projektmanager Valentin Nowotny zeigt in seinem neuen Buch, wie Unternehmen die Kraft agilen Denkens und Handelns erfolgreich nutzen. Anschaulich und fundiert erklärt er die psychologischen Grundprinzipien agiler Methoden wie zum Beispiel Scrum, Kanban oder Design Thinking. Nowotny beschreibt die agilen Werte, Prinzipien und Rituale, die passende Unternehmenskultur sowie mögliche Wege einer Transformation unterschiedlicher Bereiche, Abteilungen und Arbeitsgruppen.

Schritt für Schritt zeigt er, wie der erforderliche Prozess gestaltet werden muss, um alle Hierarchieebenen eines Unternehmens in ein agiles System einzubinden. Reduziert auf die wesentlichen Denk- und Handlungsprinzipien agiler Systeme zeigt dieses Buch anschaulich, wie der Erfolg von zeitgemäßen, digital aufgestellten Unternehmen, zum Beispiel Apple, Facebook, Google und Spotify, für Unternehmen jeder Größenordnung und Branche versteh- und nutzbar wird.

Valentin NowotnyAgile UnternehmenNur was sich bewegt, kann sich verbessern

396 Seiten; 2016; 29,80 EuroISBN 978-3-86980-330-2; Art-Nr.: 985

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