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Alte Menschen tragen häufig Prothesen, deren gründliche Reinigung wesentlicher Bestandteil guter Mundpflege ist.

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Alte Menschen tragen häufig Prothesen, deren gründliche Reinigung wesentlicher Bestandteil guter Mundpflege ist.

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Strippel H (2013): Mundgesundheit - Sauber ist nicht rein. Altenpflege 38, 10/2013, 21 - 27. Vereinigung Demokratische Zahnmedizin e. V. (VDZM) Abdruck mit frdl. Genehmigung des Verlags Vincentz Network GmbH & Co. KG
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21 > Altenpflege Titelthema

Mundgesundheit Gute Mundpflege leistet einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden alter Menschen. Lesen Sie, worauf es aus zahnärztlicher Sicht ankommt und wie Sie dabei vorgehen. Text: Harald Strippel

Sauber ist nicht rein> In Deutschland ist mehr als jeder

zweite Bewohner eines Pflegeheims zahnlos. Das hat Ina Nitschke,

Professorin für Alterszahnheilkunde, ermittelt. Diese Menschen haben dem-nach eine Totalprothese im Oberkie-fer und eine im Unterkiefer. Bezahnte Heimbewohner wiederum verfügen im Durchschnitt über zehn Zähne. Nach Auskunft von Pflegekräften können die meisten Bewohner bei der Mundpflege eingeschränkt mitarbeiten. Will heißen, die Pflegekraft übernimmt wesentliche Teile der Mundpflege. Wenn Pflegekräf-te wissen, was dabei zu tun ist, geht das durchaus effizient.

Künstliche Kronen sind fest auf Zäh-nen oder Zahnwurzeln verankert und er-setzen verloren gegangene Zahnsubstanz. Sie können zahnfarben oder metallisch aussehen. Die Zahnpflege ist bei Zähnen mit künstlichen Zahnkronen genauso wie bei natürlichen Zähnen.

Zahnbrücken ersetzen verloren gegan-gene Zähne. Die fehlenden Zähne sind durch künstliche Brückenzwischenglieder ersetzt. Diese sehen von außen völlig na-türlich aus, nur fehlt die Zahnwurzel. Be-festigt ist die Brücke auf mindestens zwei Brückenpfeilern. Das sind dann überkron-te natürliche Zähne oder Implantate.

Es gilt, den Bereich unter den Zahn-brücken einmal täglich zu bearbeiten und Plaque zu entfernen. Um unter die Brü-cke zu kommen, reicht die Zahnbürste nicht aus – es sind Zahnzwischenraum-Bürsten erforderlich. Alternativ gibt es spezielle Zahnseidefäden. Sie haben ein

festes Ende, das unter der Brücke durch-geführt wird. Beim Hin- und Herziehen reinigt dann die flauschige Schaumstoff-beschichtung in der Mitte des Fadens die Pfeilerzähne.

Prothesen geradlinig und gleichmäßig herausnehmenTotalprothesen und Klammerprothesen gehören zum herausnehmbaren Zahn-ersatz. Kombinierter Zahnersatz heißt, dass ein Teil fest auf den Zähnen veran-kert und der andere Teil herausnehmbar ist. Der festsitzende Teil kann ein Ge-schiebe sein. Etwas Besonderes ist die Teleskopprothese. Sie ist zu erkennen, in-dem man sie herumdreht. Im Kunststoff oder am Metallgerüst stecken metallene Hülsen. Diese Hülsen passen ganz exakt auf Kappen aus Metall oder aus Keramik, die wie Kronen auf Zahnstümpfen oder Implantaten befestigt sind. Teleskoppro-thesen haben einen besseren Halt als To-talprothesen.

Nachts sollten Klammer- und Teles-kopprothesen im Mund verbleiben, weil sich sonst die natürlichen Zähne ein we-nig verschieben. Das kann am Morgen dazu führen, dass die Prothesen nicht mehr gut passen. Totalprothesen können dagegen nachts herausgenommen wer-den, damit sich die Schleimhaut erho-len kann. In Wasser einlegen ist richtig, damit der Kunststoff nicht austrocknet. Aber wie nimmt man Prothesen her-aus? Egal, ob Totalprothese, Teilprothese mit Klammern oder Teleskopprothese – wichtig ist, die Prothesen geradlinig und

gleichmäßig herauszunehmen. Also nicht nur an einer Stelle ziehen und kippen. Dadurch verkantet sich die Prothese und blockiert. Der Trick ist, die Prothese auf beiden Seiten gleichzeitig abzuheben.

Viele Pf legebedürftige können das nicht allein bewerkstelligen. In diesen Fällen hilft die Pflegekraft. Beispiel Ober-kieferprothese: Der Pflegebedürftige öff-net den Mund nur ein wenig. Die Pflege-kraft führt die Zeigefinger beider Hände waagerecht außen an der Prothese ent-lang in die rechte und die linke Wangen-tasche ein. Sie schiebt beide Zeigefinger so weit es geht nach hinten in den Mund und gleichzeitig nach oben. Dann drückt sie leicht gegen die Prothese und dreht die Finger beidseits nach innen. Diese Drehbewegung ist das Wichtigste. Da-durch wird die Prothese vorsichtig und doch mühelos abgehoben. Wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt, ist das normal. Übung macht den Meister. Vielleicht hilft es, wenn der Pflegebedürftige einmal die Backen aufbläst oder etwas trinkt.

Entweder Flüssigseife oder Reinigungspaste verwendenAuf Prothesen bildet sich Zahnstein, wenn sie nicht gereinigt werden. Des-halb werden die Prothesen morgens und abends herausgenommen und „abge-schrubbt“. Tipps zum Vorgehen finden Sie in der Checkliste auf der nächsten Seite. Es wäre möglich, die Prothesen nur mit der Prothesenbürste und mit lauwar-mem Wasser zu bearbeiten. Nützlich sind aber zusätzlich Mittel wie Flüssigseife

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Checkliste

ZahnpflegeJemand anderem die Zähne bürsten: so gehen Sie richtig vor!

ź Auf die Zahnbürste eine erbsengroße Menge Zahnpaste geben.

ź Der Pflegebedürftige sitzt im Stuhl oder aufgerichtet im Bett.

ź Sie umfassen von hinten den Kopf des sitzenden Patienten.

ź Sie stützen mit der einen Hand den Unterkiefer und ziehen Lippen und Wangen an der Stelle zurück, die gerade „dran“ ist.

ź Mit der anderen Hand bürsten Sie zuerst die Kauflächen: Mit konventioneller Zahnbürste einfach nach vorne und hinten schrubben. An den Außenflächen und Innenflächen der Zähne sind kreisende Bewegungen mit der Zahnbürste in Ordnung.

ź Sie halten die Zahnbürste überwiegend waagerecht. Ausnahme: die Innenseiten der Vorderzähne. Hier die Zahnbürste (im Oberkiefer) senkrecht nach unten halten und vom Zahnfleisch weg nach unten bzw. im Unterkiefer nach oben bürsten. Dann bildet sich an den Innenseiten der Unterkieferzähne auch kein Zahnstein mehr.

ź Spülen lassen mit Wasser aus einem Becher. Ausspucken in einen anderen Becher oder in eine Nierenschale.

Achtung – Schlecht für die MundgeSundheit!

• Medikamente,dieMundtrockenheitverursachen.MeistfindetderArzteineAlternative,oderdasMedikamentwirdabgesetzt,wennesnichtwirklichnötigist.

• KuchenamNachmittag,dennZuckererzeugtKaries,besondersindieserklebrigenZucker-Stärke-Kombination.Obstistdagegenunproblematisch.

• Zigaretten–siesindschädlichfürdasZahnfleisch,weilsiedieDurchblutungverringern.

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oder Prothesenreinigungspaste. Das er-leichtert das Säubern. Und die Reini-gungsmittel wirken in gewissem Maß antibakteriell.

Vielleicht erstaunt die Empfehlung, Seife zu verwenden. Ein Vorteil ist, dass Flüssigseife sowieso da ist. Benutzt wird der Spender, den der Bewohner fürs Hän-dewaschen verwendet. Ein Tropfen ge-nügt. Mehr zu nehmen wäre unpraktisch, weil dann das Abbürsten und Abspülen unnötig aufwändig wäre. Die Seife hat einen besonderen Vorteil: Weil niemand wirklich Seifengeschmack mag, ist ge-währleistet, dass die Prothese nach dem Bürsten und Spülen richtig sauber ist.

Alternativ zu Seife ist für Totalprothe-senträger eine Prothesenreinigungspaste geeignet. Es wird diskutiert, ob diese bes-ser ist als normale Zahnpaste, weil sie den Kunststoff weniger zerkratzt. Bezahnte

Bewohner mit Teilprothesen werden aber wohl ihre Zahnpaste auch für die Prothe-senreinigung verwenden.

Zwischendurch Mund ausspülen und Prothese abspülenIn Pflegeheim werden häufig drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten angebo-ten. Nach jedem Essen haften Speisereste an den Prothesen. Bei älteren Menschen lässt der Tastsinn nach. Die Zunge ist nicht mehr so beweglich, um Speisereste zwischen den Zähnen zu entfernen. Das Aufstehen fällt Pflegebedürftigen schwe-

rer, und die Geschicklichkeit der Hände hat abgenommen. So fällt es den Bewohner schwer, zum Waschbecken zu gehen, um die Prothese abzuspülen. Wenn es den Pflegekräften gelingt, die Prothese nach Mittagessen und Zwischenmahlzeiten kurz abzu-spülen, ist das ein erfreulicher Service. Mit Speiseresten zwischen den Zähnen möchte schließlich niemand herumlau-fen. Das beeinträchtigt das äußere Er-scheinungsbild.

Medizinisch notwendig ist die zwei-mal am Tag durchgeführte sorgfältige

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Medizinisch notwendig ist die zweimal am Tag durchgeführte sorgfältige Reinigung der Zähne und Prothesen.

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Reinigung der Zähne und Prothesen. Die Bewohner und ihre Angehöri-gen sollten eine Liste erhalten, wel-che Hilfsmittel erforderlich sind (siehe Checkliste). Ein spezielles Fluoridie-rungsmittel ist die Spezialzahnpaste, die gut dreimal so viel Fluorid enthält wie die normale Paste und erwiesener-maßen Karies und Wurzelkaries beson-ders gut vorbeugt.

Teilweise führen die Pf legebedürfti-gen ihre Zahnpflege selbst durch. Nach der Prozedur gilt es, die Sauberkeit von

Zähnebürsten schaut man jedoch durch den oberen Teil. Darüber hinaus gelten für die Mundge-sundheit der Pflegebedürftigen die glei-chen Empfehlungen wie für die Mund-pflege der Pflegenden selbst: • Nicht dauernd Zwischenmahlzeiten

mit Zucker zu sich nehmen. Dazu zäh-len auch gesüßte Getränke.

• Weiche Zahnbürsten verwenden, damit die Zahnhälse nicht geschädigt werden.

• Alle Zahnflächen bearbeiten – also Kauflächen, Außenflächen und Innen-flächen.

• Gut sind elektrische Zahnbürsten oder Dreikopf-Zahnbürsten. Die richtige Putztechnik ist damit einfacher durch-zuführen als mit „normalen“ Zahn-bürsten.

Wenn die Pf legekraft das Zähnebürs-ten beim Pflegebedürftigen übernimmt, braucht sie keine Bange zu haben – be-schädigen kann sie nichts. Es blutet am Zahnfleisch neben den Zähnen ein we-nig? Das kommt dadurch, dass an dieser Stelle die Plaque bisher nicht gut wegge-putzt ist. Macht nichts! Diese Stelle wird ab jetzt immer besonders sorgfältig ge-bürstet. Das Bluten hört dann nach zwei, drei Tagen auf.

Zunge und Schleimhaut reinigen Bei Erwachsenen haben die Zähne in der Zahnreihe miteinander Kontakt. An

Hilfsmittel – was Sie für bezahnte Bewohner benötigenZahnpaste mit Flourid, am besten hoch konzentrierte Fluorid-Zahnpaste (5 000 ppm Fluorid), vom Zahnarzt/Arzt verschrieben.

Zwei Zahnbürsten(aufsätze), damit eine Bürste oder ein Aufsatz immer trocknen kann. Am besten elektrische oder Dreikopf-Zahnbürste (Superbrush). Für Bewohner mit Behinderung aufgrund von Arthrose oder ähnlichem sind im Sanitätshaus oder in der Apotheke verstärkte Zahnbürstengriffe erhältlich. Sie können auch in der Ergotherapie hergestellt werden.

Zahnzwischenraumbürsten, ausreichend dimensioniert und vielleicht in zwei Größen.

Bei Prothesenträgern: Flüssigseife bzw. Prothesenreinigungspaste sowie eine Prothesen-reinigungsbürste.

Zähnen und Prothese zu kontrollieren. Sind die Bewohner selbst tätig, sollten sie die Beleuchtung am Spiegel anschalten und eine Lesebrille aufziehen. Nicht die „normale“ Brille, denn die hat vielleicht einen Gleitsicht-Schliff. Dann ist der un-tere Teil fürs nahe Sehen eingestellt, beim

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den Stellen zwischen den Zähnen set-zen sich Speisereste und Plaque fest. Mit der Zahnbürste allein werden die Stellen nicht sauber. Hier sind Zwischenraum-bürstchen erforderlich. Meistens reicht

eine Größe aus. Ein wenig Zahnpaste auf die Zwischenraumbürste geben, dann wird sie rechtwinklig in den Zahnzwi-schenraum eingeführt, und zwar von der Seite, von der es am einfachsten geht. Egal, ob von außen (von der Wangen-seite) oder von innen (wo sich Gaumen oder Zunge befinden) – die Zwischen-raumbürste wird ein paar Mal hin und her bewegt. So dauert es nicht lange, die Zahnzwischenräume kurz „durchzuput-zen“. Bei täglichem Gebrauch sollte das Bürstchen nach etwa zwei Wochen er-setzt werden.

Reicht es, bei den zahnlosen Pflege-bedürftigen nur die Prothesen sauber zu halten? Nicht ganz. Einmal täglich sollte die Schleimhaut mit einer weichen

Zahnbürste massiert und dadurch auch gereinigt werden. Zungenreinigung ist wichtig, sowohl bei Leuten mit Zähnen als auch bei denen, die keine mehr ha-ben. Zur Not geht das mit der Zahnbürs-

te. Besser geeignet sind Zungenbürsten. Man zieht sie einmal täglich ein paarmal von hinten nach vorn über die Zunge. Der Belag ganz hinten auf der Zunge ist häufig verantwortlich für Mundgeruch. Aber bekanntlich führt es zu Würgereiz, wenn man weit hinten an der Zunge herum manipuliert. Da heißt es, einer-seits vorsichtig zu sein, andererseits aber doch so weit wie möglich hinten zu rei-nigen.

Zahnarztbesuch veranlassenWenn der Pflegebedürftige über Schmer-zen im Mundbereich klagt, sollte die Pfle-geeinrichtung den Zahnarzt informieren. Viele Zahnärzte suchen Pflegebedürftige im Heim oder zu Hause auf.

Wodurch werden die Beschwerden even-tuell verursacht? Die Pflegenden sollten ruhig selbst im Mund nachsehen. Leicht zu erkennen sind Prothesendruckstellen. Die Schleimhaut ist da, wo die Prothese aufliegt, geschädigt. Sichtbar ist eine klei-ne runde, weißliche oder rötliche Stelle. Solche Druckstellen sind empfindlich. Es kann auch sein, dass der Rand der Pro-these in die Schleimhaut eindrückt und die Schleimhaut verletzt. Wenn es eine ältere Prothese ist, wird der Zahnarzt sie unterfüttern. Dann sitzt sie wieder über-all gleichmäßig auf. Ganz neue Prothesen passen häufig nicht gleich von Anfang an perfekt. In dem Fall wird der Zahnarzt die Prothese durch vorsichtiges Abschlei-fen anpassen.

Die Pflegenden sind diejenigen, die am besten sehen, wie der Mund des Pflege-bedürftigen aussieht. Wenn sie unter To-talprothesen einen breitflächigen weiß-lichen Belag auf der Schleimhaut sehen, wird das wohl Soor sein. Der Arzt oder der Zahnarzt verschreibt dann Arznei-mittel, die gegen diese Pilz-Infektion wir-ken.

Insgesamt ist Mundpflege bei Pflegebe-dürftigen keine allzu große Kunst. Zahn-ärzte sind gern bereit, im Pf legeheim Fortbildungen anzubieten, um zu zeigen, wie es geht. Das schließt vielleicht auch gegenseitige Übungen der Pflegekräfte ein.

Mehr zum Thema Kontakt: [email protected]

Weitere Infos: Die „Vereinigung Demokratische Zahnmedizin“ (VDZM), deren Mitglied der Autor ist, setzt sich nach eigenen Worten für eine zahnärzt-liche Gesundheitpolitik ein, die an den Ursachen von Zahnkrankheiten ansetzt und von sozialer Verantwortung

Dr. med. dent. Harald Strippelist M. Sc. in Dental Public Health und Mitglied der Vereinigung Demokratische Zahnmedizin e. V. (VDZM)

Mundgesundheit – was die Pflegedienstleitung tun kannPflegeplanung: Im Pflegeplan sollte stehen, was die Bedürfnisse des einzelnen Bewohners hinsichtlich Mund- und Prothesenpflege sind (Formular auf Anfrage beim Autor).

Schulung: Viele Zahnärzte betreuen Pflegeheime. Fragen Sie, ob der Zahnarzt auch eine Schulung für Ihre Pflegekräfte anbietet. Die Zahnärztin Dr. Susanne Jäger führte eine wissenschaftliche Studie durch und berichtet: „Die Pflegenden sind interessiert, etwas zu lernen und die Mundpflege der Bewohner zu verbessern. Das bringt nachweislich viel. Die Pflegebedürftigen hatten danach weniger Plaque auf den Zähnen, und die Prothesen waren viel sauberer. Die größten Verbesserungen gab es bei den Bewohnern, die gar nicht eigenständig mit Zahnbürste und Co. umgehen konnten.“

Kooperation: Mundgesundheit erfordert die Kooperation zwischen Pflegedienstleitung, Pflegekräften, Zahnärzten, Ärzten (können Mundtrockenheit auslösende Medikamente ersetzt oder abgesetzt werden?), dem Einrichtungsträger und den für die Gemeinschaftsverpflegung Zuständigen (gute Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sind wichtig, weil Zucker Karies auslöst – maximal elf Prozent der Kalorienaufnahme aus Zucker sind aus zahnärztlicher Sicht noch unbedenklich). Es ist ein großer Fortschritt, wenn die Pflegedienstleitung diese interdisziplinäre Kooperation und Kommunikation fördert.

Zungenreinigung ist wichtig, sowohl bei Leuten mit Zähnen als auch bei denen, die keine Zähne mehr haben.

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