98
DIE PRAWDA # 5 2009 # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA DEN die rzte IHR OFFIZIELLES FAN-MAGAZIN ALLES BER D˜OF F.U. IM INTERVIEW DIE GEF˜HRTEN: LUI HELMIG WER, WIE VIELE & WOHER? EINE D˜OF-STATISTIK LA VELA PUERCA DIE ˜RZTE & DAS WWW ... umschlag05.indd 1 21.06.2009 19:16:31

# 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE

PRAW

DA

#5

|20

09

# 5 | Juli 2009

DIE PRAWDADEN die ärzte IHR OFFIZIELLES FAN-MAGAZIN

ALLES ÜBERDÄ DÄOF

F.U. IM INTERVIEWDIE GEFÄHRTEN: LUI HELMIG

WER, WIE VIELE & WOHER?– EINE DÄOF-STATISTIK

LA VELA PUERCADIE ÄRZTE & DAS WWW ...

umschlag05.indd 1 21.06.2009 19:16:31

Page 2: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

ÄDITORIAL 3

High Five fürs fünfte Äditorial!

Fans von die ärzte sind schon ein verrücktesVölkchen und für eine gute Zeit zu allembereit – so reisen sie zum Beispiel aus allenHimmelsrichtungen nach Hamburg, weil DÄsie lieben! Und weil wir DÄ genauso lieben wiesie uns, haben wir das Unmögliche möglichgemacht und berichten schon in dieser Ausgabevom geheimen Geheimkonzert in Hamburg,damit auch die Daheimgebliebenen zeitnahmit ebern können! Die Festivals und diebeiden Konzerte in Linz konnten wir allerdingsnicht mit abdecken, dazu wird es also in derDezemberausgabe der DIE PRAWDA etwas zulesen geben – wir präsentieren aber zumindestkurz die Vorbands der Linz-Konzerte, damitihr euch in der Schlange vor dem Einlassschonmal gebührend vorbereiten könnt!

Als Gefährten der Band stellen wir euch indieser Ausgabe Lichtmann Lui Helmig vor, derviel über die Planung neuer die ärzte-Showszu erzählen weiß. Kurz nachdem das Interviewmit Lui im Kasten war, kam im Forum derVorschlag auf, dass wir ihn doch mal vorstellenkönnten – da freut es uns natürlich, dass wiroffenbar bei der Wahl richtig gelegen haben!

Und wo wir schon bei Interviews sind: Diesmalist Herr Urlaub an der Reihe, aus dem Nähkäst-chen der die ärzte zu plaudern. Das Interviewist zwar schon ein paar Monate alt, aber wei-terhin spannend und informativ, wie wir nden.

Bela kommt natürlich auch nicht zukurz – schließlich hat er zur Zeit einigesam Laufen, ob das nun die Lesungen zu„Kill your friends“ sind, Kooperationenmit anderen Künstlern oder die Vorberei-tungen zu seinem neuen Solo-Album.

Für das Band-Interview haben wir unsereSpanisch-Wörterbücher hervorgekramt unduns mit Freude La Vela Puerca vorgeknöpft,die gerade in Europa unterwegs sind undals ehemalige Vorband natürlich auch vielüber die ärzte zu berichten haben!

Für uns vom DÄOF-Team ist es oft amüsant,in diversen Online-Foren Spekulationen

über den DÄOF zu verfolgen. Die Fan-gemeinschaft ist sich einig: Der Fanclubbesteht eigentlich ausschließlich aus „kleinenKindern“. Stimmt das wirklich? Wir habenmal ein paar Statistiken erstellt – da wirdder ein oder andere überrascht sein...

Im DÄOF-Forum gibt es regelmäßig Hin-weise: “Der Flix hat schon wieder was vondie ärzte eingebaut!“ - Huh? Der Flix?Waswowie? Wer Flix‘ Heldentage nochnicht in der regelmäßigen Online-Lektürehat, dem sei das sehr ans Herz gelegt!

Und wo wir schonmal im WWW sind, werfen wirgleich noch einen Blick auf den Online-Kosmosvon die ärzte, hier insbesondere die Fanseiten,die über die Jahre so entstanden sind.Bevor ihr jetzt aber lossurft und die Fan-seiten abklappert, gilt natürlich wie bei jederneuen Ausgabe der DIE PRAWDA*:Halt‘s Maul und lies!

„DENN FÜR EINE GUTE ZEIT,SIND ZU ALLEM WIR BEREIT!“

INHALT

Äditorial 3

Aktuelles 4

What about BelaFarinRod? 14

Der Flix 30

FC-Statistik 34

DÄ DÄOF 37

Im Gespräch mit Farin Urlaub 49

Fanseiten 60

Die Gefährten: Lui Helmig 70

Interview: La Vela Puerca 77

Opus Medicus 82

Vorbands in Linz 84

Buch zum Lesen 89

Musik zum Hören 90

Die Wahrheit 92

Gewinner 96

DÄ sind 97

Crädits 98

*mit leicht verändertem Layout

cs4prawda05_03.indd 3 21.06.2009 20:11:21

Page 3: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES4

In der derzeitigenwirtschaftlich undsozial schwierigen Zeitfreut man sich überjeden Silberstreif amHorizont. Da erscheinteinem die Nachricht,dass Spandaus größtelebende (also nochlebendige) RockstarsIcke & Er und Bela B.sich für einen höherenZweck zusammen-gefunden haben, wieein Leuchtfeuer indüsterer Nacht.

Schon seit längerem ist es bekannt, dassBerlin nicht nur eine unfassbar schöneStadt, sondern auch unfassbar pleiteist. Icke & Er und Bela B. wollen diesemTreiben nicht länger tatenlos beiwohnen.

Unter dem Motto „Ein Hartz für Berlin“präsentieren sie unter der Schirmherr-schaft des regierenden Bürgermeistersvon Berlin am Sonntag, den 19. Juli 2009,eine große Hartz-IV-Charity-Gala in derwunderschönen Zitadelle Spandau inBerlin. Ihrer Einladung folgen dabei zahl-reiche prominente Vertreter der deutschenMusikszene, wie Peter Fox, die SchreckPistols (powered by Fettes Brot™), Sido,Pohlmann, K.I.Z., Magisty, Farid oderT.Raumschmiere. Selbst Michael Hirte,der Mann mit der Mundharmonika, wirdnicht fehlen. Alle auftretenden Künstlerverzichten an diesem Tag auf ihre Gagenund treten mit exklusiven und teilweiseeigens einstudierten Darbietungen undEinlagen auf. Auch die Schirmherrenwerden sich dieser Verp ichtung nichtentziehen. So wird Bela B. mit zweiPianisten auftreten, denen das vorherwohl niemand so wirklich zugetraut hätte.

Wen dies noch nicht über-zeugt hat, dem wird die Luftwegbleiben, wenn er erfährt,dass es vor Ort zudem zueiner spontanen Massenhoch-zeit sowie der längstenPolonaise in der GeschichteSpandaus kommen wird.

Sämtliche Erlöse der Veran-staltung und damit verbun-dener Spenden kommen demVerein „Berliner Tafel e. V.“zugute, der sich seit Jahrenfür bedürftige Berliner undderen Kinder engagiert.

Freut euch auf eine Spendengala, die allesbisher Dagewesene in den Schatten stellenwird und sehr wahrscheinlich anders als„Live Aid“ oder die „Unesco-Gala“ abläuft.

Packt also eure Siebensachen, machteuch am 19. Juli auf den Weg nachBerlin und zeigt, dass ihr ein Hartz fürdie arme deutsche Hauptstadt habt.Icke & Er, Bela B. und Berlin würdenes auf jeden Fall voll dufte nden.

www.einhartzfuerberlin.deEvil Acker

Ein Hartz für BErlin!

SCHMIEREN FÜR BERLIN!

Zusammen mit Icke & Er und Bela B. haben wir unsfür euch noch eine besondere Aktion ausgedacht.Wir verlosen 3 Plätze im Catering-Team der „BerlinerTafel e.V.“. Dies bedeutet, dass ihr im Backstage dieJungs und Mädels von der Tafel bei der Verp egungder auftretenden Künstler unterstützt und nebenbeinoch ein einmaliges Festival hautnah erleben könnt.Kulinarische Künste sind hier durchaus von Vorteil.

Wer sich das zutraut, der kann uns eine E-Mailmit dem Betreff „Ich hab ein Hartz für Berlin“an [email protected] schicken. Einsende-schluß ist der 10. Juli 2009. Die Gewinner wer-

den schriftlich benachrichtigt.

cs4prawda05_03.indd 4 21.06.2009 20:11:21

Page 4: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES 5

Bereits am 1. Mai erschienpünktlich zu den jährlichenKreuzberger Maikrawallen dieneue FURT-Single „Krieg“.

Ein Song, der live super ankommt undaufgrund seiner Thematik wohl auf langeSicht nichts vonseiner Aktualitäteinbüßen wird!Wie schon auf denvorangegangenenSingles wartet auchdiese Auskopp-lung mit einemBonustrack auf.„Ein-Personen-Aufstand“ ist wiederein typischer Gute-Laune-FU-Hit mitviel Chören undschönen Bläsern– nicht mehr, aber auch nicht weniger.Gelungen ist auch das „Krieg (in NewYork)“-Video zur Single (siehe Screenshotsunten), das sich im DVD-Part versteckt

Das BEDEutEt KriEg!

und eine schöneund intelligenteUmsetzungdes Songsist, den manansonsten auchwunderbar mitden herrlichstenGewaltszenenhätte um-setzenkönnen.Farins Inter-pretation desSongs in einemFernsehererinnert dabei an

klassische Singer/Songwriter-Auf-tritte von Dave Davies oder AlbertHammond. Weniger gelungen, weilüber üssig, erscheint hingegen das„Krieg (auf der Bühne)“-Video, dasirgendwie ohne jeden Pep daher-

kommt. Die bereits angekündigte FURT-DVD macht dies dann hoffentlich besser.

Evil Acker

Das Cover der Promo-Version kann sichauch sehen lassen.

cs4prawda05_03.indd 5 21.06.2009 20:11:28

Page 5: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES6

Im Rahmen seinerLesereise „Puddingan die Wand – EinAbend mit Nagel“ gabuns „Muff Potter“-Sänger Nagel einInterview zum geradeerschienenen Hör-buch „Wo die wildenMaden graben“, beidem neben „Tatort“-Kommissar AxelPrahl auch FarinUrlaub einen Teileingelesen hat.

Vor seiner Lesung im Hamburger „Uebel &Gefährlich“ trafen wir uns mit Nagel undsprachen über den Sinn von Hörbüchern,die Zusammenarbeit mit Farin Urlaub,seine Schreibwut und seine Zukunftspläne.

Nagel, nach dem Erfolg des Buchesgibt es jetzt das Hörbuch. Warum?Weil es Spaß macht. Eigentlich stelleich mir die Frage auch immer: „WarumHörbücher? Kriegt man das mit demBuch allein nicht auch hin?“ Ich selberhöre kaum Hörbücher, aber ich habe vieleFreunde, die viel Auto fahren oder sonstirgendwie unterwegs sind und total gerneHörbücher hören. In meinem Fall ist esnatürlich auch richtig speziell, da ich nichtalleine lese und auch keine Pro spre-cher habe. Einige Passagen des Bucheshabe ich kaum wiedererkannt, nachdemFarin oder Axel sie gelesen haben.

Wie ist die Zusammenarbeitmit Farin Urlaub und Axel Prahlzustande gekommen?Die große Gemeinsamkeit ist Muff Potter.Axel Prahl hat mal in einem Video vonuns mitgespielt, und die ärzte habenuns letztes Jahr mit auf Tour genommen.Irgendwann habe ich mir gedacht,

jetzt machst du mal ein Hörbuch, undich brauche mindestens einen anderenSprecher dafür, um die zweite Ebene imBuch darzustellen. Ich habe dann beideangefragt, und beide haben zugesagt.(lacht) Dann hatte ich ein Luxusproblem.Letztendlich wird es dadurch aber nochabwechslungsreicher. Außerdem hates mich gefreut, da ich beide Künstlersehr schätze und es auch noch zweisehr unterschiedliche Stimmen sind.

Wer hat bestimmt, wer wel-chen Teil aus dem Buch liest?Ich habe das ausgesucht. Es handelt sichum eine gekürzte Ausgabe des Buches,die ich thematisch aufgeteilt habe, sodass es als Ganzes noch funktioniert.

Ich musste schon sehr schmun-zeln, als ich beim Probehörenzuhören durfte, wie der beken-nende Antialkoholiker FarinUrlaub die Themen Alkohol- undDrogenkonsum behandelt.In meinem Buch kommen halt sehr vielAlkohol, Zigaretten und Drogen vor, undman kann nicht immer den Erzähler mitdem Autoren gleichsetzen. Natürlichmuss ich auch schmunzeln, wenn Farinständig davon liest, dass er Speed in derTasche hat, hier noch eine rauchen mussoder er mal wieder besoffen war. Ichglaube, er selber fand das auch lustig.

Bisher ist Farin, im Gegensatz zuBela B., in Sachen Hörbuch nochnicht in Erscheinung getreten. Erhinterlässt auf der Doppel-CD abereinen sehr professionellen Eindruck.Es war das allererste Hörbuch, was er jegemacht hat. Ich glaube, er war genausoaufgeregt wie ich, aber er hatte sichein bisschen vorbereitet, sich die Texteangeschaut, und er kannte das Buchauch. Ich habe zwar geglaubt, dass es

PunKrocK oHnE scHlagzEugunD vErzErrtE gitarrEn

cs4prawda05_03.indd 6 21.06.2009 20:11:30

Page 6: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES 7

gut wird, aber damit gerechnet, dass derWeg dorthin länger wird. Ich hätte aberauch nichts dagegen gehabt, wenn Farinseinen Part „berlinert“ hätte. Ein großerDank gilt hier auch Wolfgang Binder,der auf Sprachaufnahmen spezialisiertist und uns eine ganz große Hilfe war.

Hast Du auch in Betracht gezogen,Bela zu bitten, einen Teil desBuches einzusprechen?Das habe ich nicht, weil Farin sofortzugesagt hat. Ich hätte aber auchgerne Bela dabei gehabt. Er hat aucheine super Sprechstimme. Ich bin aberdeshalb mit dem Ergebnis zufrieden,weil es relativ exklusiv ist. Farin hat soetwas vorher noch nie gemacht, unddeshalb ist es auch etwas Besonderes.

Du bist nun sowohl solo alsauch mit Muff Potter auf Tour.Wie ist das für dich?Es ist schön, aber auch komisch. Es istsehr anstrengend, und es macht auch sehrviel Spaß, weil alles so unkompliziert ist.Ich fahre alleine und viel mit dem Zugund habe nicht die ganze Zeit sieben odermehr Leute um mich herum. Der Applaus,den ich abends bekomme, der gehört haltnur mir allein. (lächelt) Wenn es keinenApplaus gibt, kann ich aber auch nie-manden dafür verantwortlich machen. Dasist auch der Reiz an der Sache. Ich würdedas aber auch nie länger als eine Wochedurchziehen, weil man irgendwann seineigenes Gelaber nicht mehr hören kann.

Mit welcher Einstellung gehst du aufdeine Lesereisen? Was macht fürdich eine gute Nagel-Lesung aus?Bei mir muss etwas passieren. Es kommensogar Leute, die sich aus Respekt nicht

mal trauen,eine Bier aschezu öffnen undauf den Bodenzu stellen, ausAngst, es könntezu laut sein.Denen muss ichdann erst malklarmachen,

dass es in Ordnung ist, wenn es laut ist.Nicht, dass ich begeistert wäre, wenn sichalle unterhalten, aber für mich ist es wiePunkrock ohne Schlagzeug und verzerrteGitarren. Und so gehe ich die Sacheauch an. Ich bin nicht plötzlich seriös,weil ich etwas vom Blatt ablese, sondernbin der gleiche Typ, der bei Muff Potterauf der Bühne steht. So will ich auch,dass die Stimmung an dem Abend ist.

Gibt es schon eine Idee für einneues Buch?Ja. Ich habe bereits damit begonnen. Jetztsteht aber erst mal Muff Potter im Vorder-grund. Ich muss mir dafür auch eine Aus-zeit nehmen und mich ganz intensiv damitbeschäftigen. Ob ich das in vier Wochen,vier Monaten oder zwei Jahren fertigstelle,kann ich jetzt noch nicht absehen. Ichschätze aber, dass ich relativ schnell bin,weil ich mich dem auch zu 100% ver-schreibe. Der Plot steht aber schon fest.

Hat der Erfolg der „Maden“ dich ange-spornt, weiter Bücher zu schreiben?Nein. Es ist eher eine Passion, die ichhabe. Ich schreibe schon immer, habefrüher auch ein Fanzine gemacht. Ichmuss halt schreiben, sonst werde ichwahnsinnig. (überlegt) Ich habe schonversucht, nicht mehr so viel zu schreiben,zum Beispiel mein Tagebuch. Aber wennich ein paar Tage aussetze, explodiert mirder Kopf. Das ist so bulimiemäßig. Ichmuss das loswerden, damit mein Kopfwieder leer ist und was Neues reingeht.Deshalb schreibe ich gerne. Es wird aberkein zweites Tourtage- oder Kleinstadtju-gendbuch von mir geben. Alles, was ichzu dem Thema zu sagen hatte, ist in demBuch drin. Das muss ich nicht wiederholen.

www.freundedernachtruhe.deSt. Pauli

GEWINNSPIELWir verlosen fünf „Wo die wilden Maden graben“-Hörbücher. Beantwortet dafür folgende Frage:

„Wie lautet der bürgerlicheName von Nagel?“

cs4prawda05_03.indd 7 21.06.2009 20:11:31

Page 7: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES8

Wer sich öfter auf unserer Websitetummelt oder unsere Newsletterbrav durchliest, dem sind sie schonaufgefallen: Die Neuerungen, die wirin den letzten Monaten auf www.däof.de vorgenommen haben. Wasuns aber natürlich nicht davonabhält, an dieser Stelle noch maldarauf hinzuweisen, dass wir eucheinige neue Features bieten.

Da wäre zumBeispiel RadioDÄOF, dasden meistenFC-Mitgliedernsicherlichdurch unserGeburtstags-gewinnspielein Begriffist. Mit immerwieder neuenPlaylisten bieten wir euch hier einMusikprogramm, das natürlich einer-seits den Musikgeschmack der dieärzte-Fans an sich bedient, anderer-seits aber auch Gelegenheit gibt, ganzneue Acts für sich zu entdecken. Hörenkönnt ihr Radio DÄOF entweder direktauf däof.de, beim Webradio-Anbieterlaut.fm (unter laut.fm/daeof) undnatürlich über die gängigen lokalenPlayer auf eurem Computer. Runter-laden könnt ihr euch diesbezüglich auchzwei Progrämmchen, um Radio DÄOFauf eurem Desktop einzubauen: DasVista-Gadget und das Opera-Widget.

Apropos Runterladen – zu nden sinddiese beiden Downloads auf unserer neuenDownload-Seite im internen Bereich. Dorthaben wir euch aber natürlich auch nocheiniges mehr zu bieten: Lasse labern,das kleine Tool für DÄ-Sprüche zwi-schendurch, die DÄOF-ePaper, ein Erzie-

hungsbeauftragungs-Formular, das denjüngeren Konzertbesuchern eventuell dasReinkommen beim Gig ihrer Wahl etwaserleichtern könnte, und natürlich diverseFeatures zum Aufhübschen eures Lebensam Computer, von Avataren über Wall-paper bis hin zu unserem dank die ärzte-Gra kgott Schwarwel wahrlich grenzgenialgestalteten Original-DÄOF-Screensaver!

Ihr könnt euch selbstverständlich auchselbst an der DÄOF-Downloadseite betei-ligen: Wenn ihr etwas gebastelt habt, aufdas ihr besonders stolz seid und das eurerMeinung nach unbedingt der restlichenWelt in diesem Rahmen präsentiertwerden sollte, schickt uns euer Werk [email protected]! Bitte beachtetaber dabei, dass wir keine Downloadsmit Konterfeis von BelaFarinRod,dem DÄ-Schriftzug, der Gwendolineo. ä. bereitstellen können, da diesemarkenrechtlich geschützt sind.

Däof.DE vErsion...Hm, 1.75 viEllEicHt?

cs4prawda05_03.indd 8 21.06.2009 20:11:42

Page 8: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES 9

Wir wollen aber natürlich nicht nur eurekonkreten künstlerischen Tätigkeitenpräsentieren, wir interessieren uns auchfür eure organisatorischen Fähigkeitenbzw. fördern gerne die Interaktion abseitsdes virtuellenLebens. Deswegenbieten wir euch aufder „Parties, Treffenund Aktionen“-Unterseite dieMöglichkeit, denanderen DÄOF-Mitgliedern eure– nomen est omen- Parties, Treffenund Aktionen näher zu bringen.Wenn ihr etwas Entsprechendesplant oder euch bekannt ist, dasses demnächst bei euch in derGegend eine tolle die ärzte-Partygibt, meldet euch bitte via Webfor-mular auf der Partyseite bei uns.

Ein weiteres neues Feature, dessen Hypewir uns dann eben doch nicht mehrentziehen konnten, ist Twätter. Ja, genau– auch wir sind im Microblogging-Zeitalterangekommen, und deswegen könnt ihrnun die neusten die ärzte-relevantenNews entweder unter www.twitter.com/daeof oder direkt auf der Startseite nach-lesen. Weil wir aber natürlich nicht nureinfach Mitläufer sein wollen, sondern auchgerne mal selber rumschrauben, bieten wirden DÄOF-Mitgliedern eine ganz spezielleVariante des Microblogging-Trends viaSMS, nämlich den DÄOF-Liveticker, wo wireuch über spezielle Live-Events (sprich:Konzerte) direkt aus der Location auf demLaufenden halten werden. Dazu gehörtauch ein Chat-Feature, wo ihr euch überdas Event und die aktuellsten Infos dazuunterhalten könnt. Ihr wisst schon: „OhMann, die spielen tatsächlich ‚Elke’ in einer17-minütigen Death-Metal-Polkaversionund tragen dazu nichts, außer je einerSocke an strategisch wichtigen Stellen,und ich bin nicht dabei!!!“ und so weiter.

Last but de nitely not least sei hierauch noch einmal darauf hingewiesen,dass wir Anfang Mai auch auf ein neuesForensystem umgestiegen sind, das für

manchen User, der sich vor allem im altenForum getummelt hatte, zwar anfänglichverwirrlich scheinen mag, sich in unserenAugen aber bereits mehr als nur bewährthat. Das neue Forum bietet einerseits

durch neue Unterforen dieChance zu noch vielfältigeremAustausch und enthält durchdie Möglichkeit, Gruppengründen zu lassen, einenzusätzlichen Community-AspektAndererseits zeichnet sich dasForum aber auch für uns als

DÄOF-Team durcheine einfachereHandhabungund die unsererAnsicht nach füralle Beteiligtenwünschenswerteschneller mög-liche Interaktionund Transparenzzwischen Team

und FC-Mitgliedern aus. Wir jedenfallsfühlen uns im neuen Forum sehr wohlund heißen auch Neulinge herzlichwillkommen! Dazu gehören natürlichauch die Leute, die sich vorher im Gäs-tebuch getummelt haben, das am 10.Mai abgeschaltet wurde, da wir eineKonzentration der Interaktion auf dasForum für sinnig halten. Ihr erreicht unsaber natürlich auch weiterhin direkt viaMail unter unseren jeweiligen Teammit-gliederadressen oder, je nach Themaeures Anliegens, über die Mailadressendes betreffenden Fachbereiches.

Und keine Sorge – es geht weiter! Auchfür die Zukunft haben wir für unsereHomepage einiges geplant, manchesist schon fast spruchreif, manches erstnoch in Utopia angesiedelt. Wir werdenaber natürlich unser Bestes geben, diesinnigsten Entwicklungen im Internetbe-reich so schnell und so gut wie möglichfür däof.de zu übernehmen, damit unserFC auch virtuell immer auf dem neustenStand ist und euch alle Annehmlichkeitenbietet, die man heutzutage im WWWso haben möchte – däof.de Version2.0, demnächst unter dieser URL…

Natollie

cs4prawda05_03.indd 9 21.06.2009 20:11:50

Page 9: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES10

„Engel oder Teufel“ - das neueBlue-Note-Album von Götz Alsmannbietet erneut Jazzschlager par excel-lence. Für das im Mai erschieneneAlbum hat Alsmann sich auch Belazur Unterstützung herangeholtund mit ihm das Traditional „GhostRiders In The Sky“ als Duett indeutscher Version aufgenommen.

Natürlich Grund genug, uns sowohl beiGötz Alsmann als auch bei Bela näherüber die Zusammenarbeit zu erkundigen.

Wie kam die Zusammenarbeitzustande?

Bela: Götz hat gerne Gäste auf seinenPlatten, und wir mögen uns sehr. Er hat jaschon einen „Bela B.“-Song für eine DÄ-B-Seite bearbeitet, und sein Percussionist hatschon oft für DÄ gespielt. Ich bin dann ganzunbürokratisch nach Münster gefahren,hab mit ihm gemeinsam „Geisterreiter“live eingesungen und danach mit ihm undseiner Band noch eine gute Zeit gehabt.

Götz: Das Lied schrie meiner Meinungnach geradezu nach Bela. Man hätte esauch allein machen können, aber dannwäre es sicher nicht so dufte geworden.

Warum gerade der Song?

Götz: Ich kenne das Lied seit frühesterJugend, und mein dieses Lied mitsin-gender Vater ist eine der lautestenErinnerungen an meine Kindheit.

Natürlich keine Zusammenarbeit,ohne auch ein paar nette Worteüber den anderen zu verlieren:

Götz, deine persönliche Lob-hudelei auf Bela?

Götz: Belaist eines derrar gesätenechtenOriginaleder Musik-welt und zudem ein wahrlich zuverläs-siger Kollege. Chapeau, mon ami!

Wie beurteilst du Belas Soloauf-nahmen?

Götz: Was ich an Belas Gesang mag,egal ob solo oder bei den Ärzten, ist dieTatsache, dass er absolut unverwech-selbar ist. Seine Art zu singen, auchzu sprechen, ist einzigartig und einLichtblick in einer Zeit, in der man diemeisten Sängerinnen und Sänger garnicht mehr auseinanderhalten kann.

Bela, was magst du an Götzbesonders?

Bela: Seine charismatische Art zu erzählen.Er kann unglaublich genial Geschichtenvortragen, sie ausschmücken und damiteinem ganzen Raum entertainen. Erbrennt richtig für alles, was er macht,und das spiegelt sich darin wieder. Andem Abend z. B. hat er mir viel über denROTARY-Club erzählt. So unterhaltsamwie er kriegt das niemand hin. Tja, under ist der letzte Styler unter den großenTV-Moderatoren, nachdem Schmidt sichfast komplett selbst demontiert hat.

www.goetz-alsmann.deHeike

GEWINNSPIELWir verlosen drei CDs des aktuellen Götz Als-

mann-Albums „Engel oder Teufel“.Beantwortet dafür folgende Frage:

„Wie nannte sich Götz Alsmann einst alsRadio-DJ?“

gEistErrEitErgötz alsmann trifft BEla B.

cs4prawda05_03.indd 10 21.06.2009 20:11:50

Page 10: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES 11

Über ein Jahr existiert nun schondie DÄOF Kleiderkammer. Noch vordem Start kam uns und unseremTextilproduzenten Bananatexx dieIdee, jeweils 1,- EUR (50 Cent vonBananatexx, 50 Cent vom DÄOF)der Kosten für einen Artikel an einewohltätige Organisation zu spenden.

Diese Idee kam auch bei euch superan, und nach unserem Aufruf erreichtenuns etliche gute Vorschläge. Am Endekristallisierte sich dann der Verein„Strahlemännchen e. V.“ aus Finnentropim Sauerland als erstes Spendenpaten-kind der Kleiderkammer heraus.

Strahlemännchen ist ein eingetragenergemeinnütziger Verein, der krebs-kranken Kindern und deren FamilienHerzenswünsche in Erfüllung gehenlassen will. Eine Krebsdiagnose istfür jede Familie ein Schock. Dieseschreckliche Krankheit stellt die Kinderund ihre Familien vor große Probleme,an denen Familien schon des öfterenzerbrochen sind. Strahlemännchen willden betroffenen Familien Abwechslungbieten, die die großen Belastungenkurzzeitig vergessen machen soll.Von Anfang Mai bis Ende 2009kamen insgesamt 1256 Euro fürStrahlemännchen zusammen.

Mit dieserUnterstüt-zung wares Strahle-männchenmöglich,die kleineJosephineund ihregesamteFamilie ins Disneyland Paris reisen zulassen, wo sie drei unvergessliche Tage inder Traumwelt erleben konnten. Josephineist fünf Jahre alt und lebensbedrohlichund unheilbar an Krebs erkrankt.

Wir freuen uns sehr, der jungenFamilie ein bisschen Abwechslungermöglicht zu haben und wünschenihnen viel Kraft und alles Gute.

Auch in diesem Jahr werden wir wiederfür eine wohltätige Organisation sammeln.Bis zum 30. Juli könnt ihr im DÄOF-Forumaus ner Liste mit Vorschlägen euer bevor-zugtes Spendenpatenkind auswählen.Das neue Spendenpatenkind werdenwir dann im August bekannt geben.

Evil Acker

Mehr Informationen zu Strahlemännchen n-det ihr im Internet unter

www.strahlemaennchen.de.

Spenden können auf folgendes Spendenkontoüberwiesen werden:

Strahlemännchen e.V.Konto 612 10 2053 , BLZ 200 300 00

HypoVereinsbank HamburgInternationale Überweisungen:

IBAN DE78 462516300003000379BIC WELADED1ALK

1256 € für straHlEmänncHEn

cs4prawda05_03.indd 11 21.06.2009 20:11:52

Page 11: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES12

Das SO36 blickt auf eine über hundert-jährige Geschichte zurück. Angefangenhat das Ganze 1861 als Biergarten-Lokalund entwickelte sich Ende der sechziger,Anfang der siebziger Jahre zum Atelier fürAktionskünstler. Erst zehn Jahre spätermauserte sich das SO36 zur Konzerthalleund diente als Auftritts äche für diversejunge Punkbands, wie z. B. die Einstür-zenden Neubauten, die Tödliche Doris,die Toten Hosen, Soilent Grün und auchdie ärzte. Aber erst das erste Konzertder Dead Kennedys machte das SO36zu DER Punk-Konzerthalle in Berlin.

Doch 1983 wurde dem jäh ein Endegesetzt, als die Bauaufsicht den Saalschließen ließ. 1985 wurden erste Pläneentworfen, aus dem SO36 ein Kultur-zentrum zu machen. Doch die Kritik ambaulichen Zustand der Halle machte auchdiesen Plänen einen Strich durch die Rech-nung. Erst nach dem Umbau 1990 eröff-nete das SO36 unter neuer Trägerschaft,so wie wir es heute kennen und lieben.Auch wenn es immer wieder zu wirtschaft-lichen Problemen kam, - man erinnertsich an den Spendenmarathon von u. a.die ärzte, die an einem Abend dreimal

Das SO36 liegt mitten in Berlin-Kreuzberg. Nicht umsonst trägt die Halleam Heinrichplatz das Kürzel des alten Postzustellbezirks Kreuzberg, denn indiesem traditionsreichen Raum trifft eine lebendige Gegenwart auf eine span-nungsreiche Vergangenheit. Man erinnert sich an die legendären Anfangszeitender die ärzte oder auch an Soilent Grün, der Vorgängerband der die ärzte.

cs4prawda05_03.indd 12 21.06.2009 20:11:57

Page 12: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

AKTUELLES 13

im SO36 aufgetreten sind und die ge-samten Einnahmen dem SO36 spendeten- hat sich das SO36 bis dato gehalten.

Doch diesmal ist die Zukunft für das SO36mehr als ungewiss, denn ein Nachbar, derunmittelbar in der Nähe des SO wohnt,hat sich über den Lärm beschwert undbekam vom Gericht aufgrund der gültigenLärmschutzgesetze leider recht. Somitkann das SO36 nur mit dem Bau einerLärmschutzmauer überleben. Doch dieserBau ist mit Kosten von ca. 80.000 Euro

(laut Bündnis90/Die Grünen) verbunden,die das SO36 alleine nicht tragen kann.

Als eines der letzten großen Kollektivein der Stadt darf das SO36 nicht zuGrunde gehen. Kreuzberg ohne sein„Esso“ ist nicht vorstellbar, weil es einerder wichtigsten Orte für alternativePolitik und Kultur im Bezirk ist. DieGeschichte des SO36 darf mit seinem fast30. Geburtstag nicht zu Ende gehen!

Weitere Infos unter:www.so36.de/sobleibt.htm

WodkaRitter

Was Du tun Kannst!Es muss eine politische Lösung her, also muss die Politik auch erfahren, dass dieses Problem vielebetrifft. Lass sie es wissen, indem du ihnen eine Mail schreibst! Schließlich ist dieses Jahr das

„Superwahljahr“!

Schreib eine Mail an folgende Adressen:Die Linke: [email protected] || Die SPD: [email protected]

Die Grünen: [email protected] || Bürgermeister von Kreuzberg:[email protected]

Eine kleine Geldspende (jeder Cent zählt!) kannst du auf folgendes Spendenkonto überweisen:SO36, Berliner Volksbank, KtoNr.: 209 057 30 23, BLZ: 100 900 00

Drei Spendenkonzerte für Bangladesh an einem Abend

cs4prawda05_03.indd 13 21.06.2009 20:11:58

Page 13: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT BELA?14

“Ein Hooligan vonEinEm BucH.”

In der letzten Ausgabe der DIEPRAWDA hatten wir euch „Kill YourFriends“ von John Niven noch bei denBuch-Rezis vorgestellt - und eine Aus-gabe später dann diese Überschrift!

„Ein Hooligan von einem Buch“, sobezeichnet Bela „Kill Your Friends“. „Undjeder, der noch an das Gute in der Musikglaubt, kriegt‘s hier mit einer mit Nägelnversehenen Baseballkeule besorgt! Fürmich das Buch des Jahres!“ Wer also wärebesser geeignet, das Buch als Hörbucheinzusprechen und das Ganze dann auchnoch auf einer Lesetour zu inszenieren?

Eben – kein Geringerer als der Grafhimself, weshalb es sich Universal nichtnehmen ließ, ihn für die Sache mit insBoot zu holen. Im Rahmen der „Introintim“-Reihe, eigentlich einer Konzertreihedes Intro-Magazins, wurden dann vierLesungstermine bestätigt, auf welchenBela aus „Kill your Friends“ vorlesen sollte:Hamburg, Leipzig, Berlin und Köln. InLeipzig, Buchmesse sei Dank, sollte dannauch der Autor selbst mit vor Ort sein.

Diese Gelegenheit ließen sich die dieärzte-Fans natürlich nicht entgehen,weshalb die vier Termine erwartungs-gemäß schnell ausverkauft waren.

Freude umso mehr für uns, denn wirkonnten zumindest noch einige von euchmit verlosten Tickets glücklich machen.

Mitte März war es dann soweit, im „Uebel& Gefährlich“ in Hamburg fand die ersteLesung statt. Und man merkte es Beladoch an, dass es anscheinend keinewirklichen Proben für diese Lesungen gab– wen wundert es? Dass Bela jedoch mitJason-Maske und Spielzeugkettensäge aufdie Bühne kam, erschien dann doch etwaswunderlich. Er kündigte auch gleich zuBeginn an, dass es hinterher Autogrammegeben würde. Ein Fehler? Zumindest wardas Publikum doch recht unruhig nachdieser Ansage, und das Gedrängel bei derAutogrammstunde bestätigte dies leider.

14.03.2009 – Leipzig, Anker. Wie schonerwähnt war an diesem Tag auch JohnNiven bei der Lesung anwesend, was dieVeranstaltung natürlich noch interessantermachte. Und für einen Teil des Publikumssicher auch schwerer, denn es wurdegrößtenteils in Englisch vorgelesen. Nivenwurde voll und ganz in die Lesung einge-bunden - das war super. Auch dem Autorselbst schien es sichtlich Spaß zu machen,so dass die Szenen teilweise einfachgleich geschauspielert wurden, statteinfach nur vorgelesen zu werden. Auchder Unterschied zwischen deutscher undenglischer Sprache bei den sogenannten„Geräuschwörtern“ wurde thematisiert.Ein „Wumms“ (im Buch übrigens auf S.281 oben) ist in England zum Beispiel kein„Wumms“, sondern ein „Bosh“, woraufhinBela John Niven erklärte, dass man inDeutschland nur zu Baumärkten „Bosh“sage. Ein äußerst gelungener Abend,der leider wieder mit einer wahnsinnighysterischen Autogrammstunde endete.

Weiter ging es nach Berlin in den Admiral-spalast. Leider wegen der enormen Nach-

cs4prawda05_03.indd 14 21.06.2009 20:11:58

Page 14: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT BELA? 15

frage verlegt ins große Theater, das füreine „intime“ Lesung mit seinen ca. 1.700Plätzen doch sehr groß ist. Dennoch wurdees ein schöner Abend, was vor allem daranlag, dass Bela im Laufe der Lesungenimmer entspannter und lockerer wurde.Leider auch in Berlin wieder das gleicheSpiel: Bela kündigt die Autogrammstundean, und im Publikum herrscht nur nochUnruhe. Einige Leute verlassen sogarschon während der Lesung den Saal,nur um bei der Autogrammstunde ganzvorne zu stehen. Aus meiner Sicht sehrschade und sehr unhö ich.

Den Abschluss der „Intro intim“-Tour bildete Köln. Der Graf war gutaufgelegt und vorbereitet. Highlightdes Abends war sicherlich der Live-Anruf von Herrn Niven: „Hey, sayhello to the audience“ – „Say helloto Mr. Niven.” Wunderbar! Dietechnischen Probleme in Formeines nichtfunktionierendenBeamers machten die ganzeVeranstaltung dann irgendwienoch charmanter. Vor allemder blaue „Kein Signal“–Hin-tergrund kleidete Herrn B. andem Abend sehr gut. Übrigens:An diesem Abend gab estatsächlich eine Autogramm-stunde ohne Gedrängel undHysterie. Danke dafür, Köln!

Das also aus Publikums-sicht, lassen wir nun denVorleser Bela B. selbst zuWort kommen.

Wie bist du auf das Buchaufmerksam geworden?

Stefan Glietsch, der Übersetzer,ist ein alter Freund von mir. Erhat mir ein Vorabskript geschickt,um meine Meinung einzuholen,weil er wusste, dass ich eslieben würde, und damit ich einpaar Zeilen für den Buchrückenschreibe, um dem Buch mehrAufmerksamkeit zu geben. Fürdie UNIVERSAL war es dann ganz

logisch, mich für das Hörbuch ins Boot zuholen.

Erkennst du dich selbstbzw. selbst gemachte Erfah-rungen im Buch wieder?

Absolut. Bis auf die Mordszenen nde ichdas meiste nicht sehr übertrieben. Musikerkommen in dem Buch ja eher am Randvor, aber wie der Protagonist über Musikerund insbesondere die Künstler darunterdenkt, kommt mir sehr bekannt vor.

Bela beim Lesen in Hamburg.

©La

dyM

,#

7515

©La

dyM

,#

7515

cs4prawda05_03.indd 15 21.06.2009 20:12:02

Page 15: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT BELA?16

Das Buch ist voll hedonistischerBeschreibungen über einezutiefst verkommene Branchein ihrer Blütezeit. Was ist dir alsbesonders ekelhaft aus deinempersönlichen Erfahrungsschatzin Erinnerung geblieben?

Ich halte mich an solchen Sachennicht so gerne auf, aber als ich dasBuch las, kamen viele Erinnerungenan schlimme Dinge hoch. Amübelsten aber ist, dass so viele Leutein der Musikindustrie total unfähigsind und jedes Jahr ihr Gehalt fürdieselben stumpfen Ideen verdienen.Ihr alle kennt ja sicher Thomas Stein,den ehemaligen BMG-Ariola-Chef,der jetzt in Superstarjurys oder alsMusikexperte in Pop-Shows rumsitzt.Der feiert sich selbst als großenMacher ab, aber Leuten wie ihm istes zu verdanken, wenn die Leute sichimmer weniger für Musik interes-sieren. Heute sind die Indies mäch-tiger, also gibt es auch mehr Musik-fans unter den LabelmachernNurist der Kuchen deutlich kleiner.

Wie liefen die Lesungen ausdeiner Sicht? Du wirktest inHH recht unvorbereitet?!

Unvorbereitet in der Hinsicht, dass mankeine chronologische Diashow etc. zeigt.Allerdings hatte ich für die Lesung logi-scherweise keine Generalprobe, weshalbsie etwas lang geriet. Ein paar Szenenließ ich offen, um mit dem Publikum zuinteragieren, nur leider kamen keineFragen. Die Lesungen selbst verliefenziemlich gut. Das Publikum und ich hatteneine Party. Allerdings ging hinter denKulissen sehr viel schief, bei den Reisen,der Interviewplanung, der technischenVorbereitung, und ich hab mich über diehässlichen, nicht autorisierten Posterüberall geärgert, deshalb war jede Lesungschon allein wegen der Umstände völliganders. Ich hab aber auch wie bei denÄrzten versucht, mich möglichst wenig zuwiederholen.

©sc

utt

le,

#1999

Neue Kumpels: Bela und der Autor John Niven in Leipzig

cs4prawda05_03.indd 16 21.06.2009 20:12:03

Page 16: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT BELA? 17

Du hast mittlerweileeinige Hörbücher ein-gesprochen. Ist daseine Arbeit, die dirSpaß macht, oder istes doch eher anstren-gend und schwierig?

Es ist schon eine ziem-liche Arbeit, weil dasLesen sehr viel Kon-zentration verlangt undnach spätestens sechsStunden die Stimmeweg ist. Aber „Kill yourFriends“ war ein Spa-ziergang zu den beidenElvis-Hörbüchern.

Wie bereitest du dichauf das Einsprecheneines Hörbuchs vor?

Ich sollte das Buchvorher kennen undnatürlich lieben, allesandere wird mit dem Regisseur erarbeitet.Liest man nur oder spielt man die Cha-raktere? Solche Fragen ergeben sich erstwährend der Arbeit. Am Ende macht manmeistens die ersten zehn Seiten noch mal,weil alles anders ist.

Anlässlich des Hörbuchs hast dumit den Helmstedts schöne Fotosgemacht, auf denen ein ganz „nor-maler“ Tourtag bei den Helmstedtsgezeigt wird. Wer kam auf die Ideezu den Aufnahmen, und welcheCD hält Paule da in der Hand?

Wir haben die Fotosession mit einemBandmeeting verbunden, wobeiaber Danny und Holly gar nichtdabei waren. Die Idee, Fotos für dieLesung und das Booklet zu machen,kam von mir, Ausstattung undSzenenauswahl von der Fotogra n. Ichglaube, die CD ist von den Icicle Workers.Alle CDs im Bild und auch die Klamottenwaren streng 90iger. Es sind gespielteSzenen, wie man wohl an meinentattoo-freien Armen sehen kann.

Auch ist das Hotelzimmer viel zuluxuriös für uns. Wir schlafeneh meist im Bus.

Gibt es ein Buch, welches du wahn-sinnig gern einsprechen würdest?

Zwei Bücher von James R. Baker, „Boy-wonder“ und „Treibstoff“, die würd ichgerne machen. Aber Treibstoff ist schonvon Hugo Egon Balder gelesen worden,insofern ist das wohl verbrannt für mich,bäh. Das nächste Hörbuch, das ichmache, ist vielleicht etwas eigenes, werweiß? Jetzt kommt erst mal „CODE B“.

Was eigenes? Klingt gut! Klingt nach einerweiteren Lesetour, und da sind wir aufjeden Fall wieder mit dabei! Und bis dahinschließen wir uns an: Jetzt kommt erstmal „CODE B.“, und darauf sind wirmächtig gespannt!

www.bela-b.de // www.introintim.de

Heike

cs4prawda05_03.indd 17 21.06.2009 20:12:04

Page 17: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT BELA?18

Der Graf der Grafen hatte am 21.April zum gesanglichen Stelldicheinins Knust zu Hamburg geladen.

„Kein Album ohne gute Chöre“, dachtesich auch Bela B. und kam auf dieIdee, für sein zweites Soloalbum gut300 seiner Fans zum Einsingen derChöre einzuspannen. Über seine Home-page konnten sich die Fans für dasSingen registrieren. Von der Einladungmachten überwiegend (wen wundert’s)weibliche Sympathisanten Gebrauch, wasbei der Vergabe der Plätze dazu führensollte, dass Männerstimmen bald schwergefragt waren, um das Stimmenverhältnisannähernd ausgewogen zu halten (wirkennen doch alle dank etlicher Erfahrungbei die ärzte-Konzerten den kleinen aberfeinen Unterschied, wenn Damen undHerren getrennt voneinander stimmlichetwas zum Besten geben sollen).Die Aufnahmen fanden dann an einemschönen Frühlingstag, dem 21. April,im Hamburger Knust statt. Der Ein-lass ging recht zügig vonstatten, undjeder der Anwesenden bekam einenfeinen Aufnäher zur Erinnerung an denAbend und außerdem einen Geträn-kegutschein in die Hand gedrückt.

Kurz nach Einlass kamen dann auch schonWayne Jackson und Olsen Involtini auf dieBühne, machten noch mal einen kurzenTechnikcheck und kündigten Bela stan-desgemäß an. Bela erläuterte nach einerkurzen Aufwärmphase, die der Bingo-meister höchstpersönlich übernahm, dieSpielregeln. Bald ging es mit den erstenChören los, und Bela nahm sich ausführ-lich Zeit, die entsprechenden Parts mitseinen „300 besten Freunden“ zu proben.Den lockeren Anfang machte der Chor zumSong „Do The Helmstedt“, der noch rechteinfach aus el: „Doooooo The Helmstedt,doooooo The Helmstedt, yeah yeah yeah,yeah yeah yeah“. Während der Pausenspielte Bela mit den Fans Bingo in seineriTunes-Jukebox, und so konnte man sichüber Deichkind, T-Rex, AC/DC und TokioHotel als Pausenüberbrückung freuen.

singEn für DEn Human Boss

„CODE B“-TOUR:

12.11.2009 Magdeburg - AMO13.11.2009 Dresden - Alter Schlachthof

14.11.2009 Gießen - Halle 415.11.2009 Köln - E-Werk

17.11.2009 Bremen - Aladin18.11.2009 Dortmund - FZW

20.11.2009 Karlsruhe - Festhalle21.11.2009 München - Backstage

22.11.2009 A-Wien - Arena25.11.2009 Ulm - Roxy

26.11.2009 Freiburg - Güterbahnhofshalle28.11.2009 CH-Zürich - Börse

29.11.2009 Stuttgart - LKA Longhorn01.12.2009 Offenbach - Capitol

02.12.2009 Braunschweig - Jolly Joker03.12.2009 Bielefeld - Ringlokschuppen

04.12.2009 Erfurt - Stadtgarten06.12.2009 Hamburg - Große Freiheit08.12.2009 Leipzig - Haus Auensee09.12.2009 Berlin - Columbiahalle

cs4prawda05_03.indd 18 21.06.2009 20:12:05

Page 18: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT BELA? 19

Der Chor zum Song „HumanBoss“ war dann schon etwaskniffeliger: „Human Bosswohohohooo wohohohoo“,und beim anschließenden„Fuck, people like you,fuck, people like me“-Chorzum Song „One NightStand“ dauerte es danndoch länger, als es allenBeteiligten lieb war.

Lernen konnte man andem Abend auch etwas:Klatschen auf eins bedeuteteben auch klatschen aufeins und nicht auf vier. DasRhythmus- bzw. Taktgefühlwar nicht immer gleichspürbar, aber nach zwei bisdrei Versuchen mehr hatman es dann doch hinbe-kommen. Und hey, so hatman das Ganze wenigstensnoch eine halbe Stundelänger genießen können.

Den Abschluss des Abends bildete derSong „Die Wahrheit“ mit dem schönenShanty „Wenn die Wahrheit uns verlässt“,der dann auch passenderweise langsamverhallte und die Fans in die Nachtentließ. Nach gut drei Stunden war dieBingo-Show dann vorbei, und der Graf

verabschiedete seine Freunde –nicht ohne vorher auch noch eißigSprüche für seinen sowie Waynesund Olsens Anrufbeantworteraufzunehmen, die erstaunlich oftdas „F“-Wort enthielten: „Hi, this isthe answering-machine of WayneJackson. I can‘t come to the phoneright now ‚cause I‘m busy. I’mshaving my dogs testicles, so fuckoff or call later“. Bela, Wayne undOlsen ließen es sich auch nichtnehmen, das Publikum ausgiebigmit Autogrammen zu versorgen.

Bilder von der ganzen Aktion hat derHuman Boss übrigens auch schon aufseiner Homepage. Das neue Album„CODE B“ erscheint im Oktober undführt den Grafen anschließend auf einedreiwöchige Tour. Anlass genug, umbei Bela konkreter nachzufragen.

©La

dyM

,#

7515

cs4prawda05_03.indd 19 21.06.2009 20:12:08

Page 19: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT BELA?20

Erkennst du manchmal Zügeeines Workaholic an dir?

Mike Patton hat mir mal gesagt, erbrauche ständig Output, was dann mitden Sachen passiere, wäre ihm egal. Dasist bei mir ähnlich und doch anders. Ichliebe die Spannung auf die Reaktionen,wenn ich etwas gemacht habe, weil ichselbst absoluter Fan von so vielem bin.Das macht schon süchtig. Vielleicht kannich aber auch nur schlecht nein sagen oderhabe Angst, was zu verpassen?!Da ist eine große Unruhe in mir, aberhier zitiere ich mal einen großendeutschen Künstler: Hauptsacheist, es macht mich glücklich!

Gibt es Sachen auf dem letzten Album,mit denen du nicht zufrieden warstund die ihr jetzt vermeiden wollt?

So sehe ich die Dinge nicht. Bereuenkommt bei mir ganz selten vor, und ichliebe BINGO. Die Platte ist ein Weg,auf dem ich weiter wandle, allerdingswird die jetzige Produktion rauherwerden und weniger Balladen ent-halten, wahrscheinlich nur eine. Diesmalsind alle Songs komplett von mir.

Wird es ein zentrales Thema auf demAlbum geben, oder geht es textlichin verschiedene Richtungen?

Letztendlich schreibe ich über Dinge,die mich beschäftigen, und es wirdwieder sehr persönlich. Ein Konzept-album ist aber nicht zu erwarten. ;-)

Mit dem letzten Album hast dudich endgültig als eigenständigerMusiker emanzipiert und die Liebezur Musik wieder entdeckt. Mitwelchem Geist gehst du diesesMal an die Aufnahmen ran?

Es wäre schlimm, wenn ich mich erst beiBINGO emanzipiert hätte, dafür hab ichüber die Jahre zu viele Songs geschrieben,aber ich bin tatsächlich durch die Zeitmit Los Helmstedt zu einem besserenGitarristen geworden. Ich traue mir aufdem Instrument mehr zu und arbeiteauch selbstständig an den Sounds,was ich vorher nicht so drauf hatte.EinResultat ist, dass ich für CODE B wiegesagt alle Songs allein geschrieben undbis auf einen auch arrangiert habe.

Wo nehmt ihr das Album auf?

In Hamburg. Fürs Schlagzeug waren wirim GAGA-Studio, für den Rest nehmenwir in meinem eigenen Übungsraumauf, der dafür umgebaut wurde.

Wie groß ist der Ein uss vonWayne und Olsen auf das Album?

© furan, # 6508

cs4prawda05_03.indd 20 21.06.2009 20:12:13

Page 20: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT BELA? 21

Sie produzieren die Platte mit mir. Wayneund Olsen fügen ihre Flavours hinzu, opti-mieren die Songs und haben einen meinerSongs zur besagten Ballade umarrangiert.Ansonsten blieb es bei meinen Arrange-ments. Olsen fordert mich als Gitarrist,spielt selbst ein paar Sachen, und Waynespielt alles mögliche und ist ein absolutesSamplegenie. Sie optimieren meine Ideenund sagen auch mal, wenn ich was völligfalsch sehe, aber ihre Idee ist es, michzu fordern und zu fördern. Ex-„Mad Sin“Holly Burnette spielt wieder den Bassund ist jetzt auch fest in der Live-Band.

Das letzte Album war sehr vomSixties- und Twang-Sound geprägt.In welche musikalische Richtungverschlägt es dich dieses Mal?

Da setze ich wieder an. Es wird mehrPunkrock geben, aber die Twanggi-tarren und Soundtrack-Spysoundsder letzten Platte sind die Leitlinie.Das liebe ich nun mal. Den Nu-Metal undStonerrock bedient ein anderer. ;-)

Wie sieht ein normaler Tages-ablauf während der Studio-aufnahmen für dich aus?

Für Außenstehende völlig langweilig.Ich spiele die Gitarrentakes sicher einpaar mal öfter als geübtere Kollegen.

Spannend wird‘s bei der Essensplanung,weil es in der Gegend des Studios nureine Burgerbude gibt. Aber ich kochemanchmal vor. Wir haben die Drumsschon im Februar gemacht und dannpausiert, weil Olsen auch der Live-Mischerder „Peter Fox“-Tour im März war.

Wird Paule auf dem Albumzu hören sein?

Sie wird. Es wird aber kein Duett mitihr geben. Wer mehr von ihr hörenwill, sollte mal auf MySpace ihr ProjektWIR anchecken! Meine Hauptmuseund Sängerin auf der Platte ist Lula.

Wird auf dem Album „BelaB.“ oder „Bela B. y Los Helm-stedt“ drauf stehen?Mein Soloprojekt ist ein Egotrip, der zwarRatschläge, aber keine demokratischenEntscheidungen zulässt, insofern wäre derBandname vorne drauf sehr irreführend.Meine Songs - mein Konzept! Ichbin der Human Boss und bezahle dieanderen dafür, mich zu lieben, haha.Aber es werden mehr oder weniger alleHelmstedts auf der Platte vertreten sein.Bleibt uns nichts weiter zu sagen,außer: Danke! Und, wir lieben dichauch - obwohl du uns nicht bezahlst...

Evil Acker und Heike

cs4prawda05_03.indd 21 21.06.2009 20:12:15

Page 21: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT FARIN?22

KracHgartEn, DiE zWEitE

Der Krachgarten geht in die zweiteRunde. Nachdem wir in der letztenDIE PRAWDA sowie im FURT-Online-Special ausgiebig über dieKrachgarten-Tour 2008 an sichund das Racing Team im Speziellenberichtet haben, gibt es an dieserStelle „nur“ einen kurzen Abrissder zweiten Krachgartenrunde.

Die Fortsetzung der FURT-Tour startetam 15. Mai in der kuschligen MuK inLübeck. „Unscharf“ als neuer Openerüberrascht, einige Songs, z. B. „Atem“,sind nicht mehr im Set, andere wie„Leiche“ weiterhin. Die Trommelcho-reographie bei „Insel“ ist leicht abge-ändert, und das Racing Team ist umein Mitglied geschrumpft: Vanessa istbeim zweiten Teil der Tour nicht dabei.Was dem geneigten Konzertgängerauf dieser Tour sofort auffällt undauch in diversen Threads im Forumimmer wieder geäußert wird:

DieBand istunglaub-lich gutdrauf.AbsoluteSpiel-freude,guteLaune undSpaß pur.Das färbtnatürlichauch aufsPublikumab, dasdadurch Abend für Abend größtenteils miteinem guten Gefühl nach Hause geht.

Die Hallen sind beim zweiten Teil leidernicht so gut gefüllt, was andererseits fürdas Publikum hervorragend ist. Denn soerlebt man diese Tour nahezu entspannt:Man muss nicht stundenlang vor der Hallewarten, um etwas sehen zu können, es

©Sar

ahi,

#5602

cs4prawda05_03.indd 22 21.06.2009 20:12:20

Page 22: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT FARIN? 23

An jedem Abend dürfen die LGN je-mandem aus dem Publikum auswählen,der bei „I.F.D.G.“ auf der Bühne tänzer-isch performen darf.

Im Laufe der Tour bekommt man so dieunterschiedlichsten Tanzstile und Inter-pretationen zu sehen - angefangen beinervösen und vorsichtigen Oberkörper-und Beinbewegungen über überglücklichesGehüpfe und einstudierte Choreogra-phien bis hin zu nahezu professionellenBreakdanceeinlagen und Flik Flaks.Ein Erlebnis, welches den Tourtänze-rinnen und -tänzern wohl auf ewig inErinnerung bleiben wird. Der eine oderandere hat vielleicht sogar die Chance,sich auf DVD wiederzu nden, denn beiden Konzerten in Hamburg, Krefeld und

gibt wesentlich weniger Gedränge undGequetsche beim Konzert und vor allemhat man genug Platz, ausgiebig zu denKlängen des Racing Teams zu tanzen.Apropos tanzen: Bei „I.F.D.G.“ darf publi-kumsseitig auf der Bühne getanzt werden.Das also meinte Farin, als er vor derTour in seinem Gästebuch Folgendesankündigte: „Naaatürlich haben wir unsauch schon wieder ein wenig Schwach-sinn überlegt - und ich sach mal so:alle, die gerne ein paar Sekundenim Rampenlicht verbringen wollen,sollten jetzt eißig Tanzen üben.“Eine Aktion, die sich durch alle wei-teren Konzerte der Tour (mit Ausnahmeder Festivalgigs) zieht und Abendfür Abend sowohl der Band als auchdem Publikum Erheiterung bringt.

cs4prawda05_03.indd 23 21.06.2009 20:12:25

Page 23: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT FARIN?24

Osnabrück wurde für eine Live-DVDmitgeschnitten. Wann diese erscheinenwird, steht allerdings noch nicht fest.

Heute, am Erscheinungstag der DIEPRAWDA, liegen noch weitere achtKonzerte vor uns - darunter die beidenheiß ersehnten Termine am Elbufer inDresden und in der Wuhlheide in Berlin.

Wir dürfen also auch im Juli noch einmaldie Spielfreude des Racing Teams genießenund sicherlich gespannt sein, was unsauf den restlichen Konzerten erwartet.

www.farin-urlaub.deHeike

©Klausi, # 4024

Die Setliste vom Auftaktkonzert in Lübeck.

©D

irk,

#287

cs4prawda05_03.indd 24 21.06.2009 20:12:31

Page 24: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT ROD? 25

Während Farin und Bela mit ihrenProjekten und Engagements mei-stens nicht hinterm Berg halten,hält Rod sich oft bedeckt und lässtnur durch gelegentliche Lebens-zeichen erkennen, dass auch eralles andere als faul ist. Ein guterGrund für uns, ihn detailliert nachseinen jüngsten Aktivitäten zubefragen. Beginnen wollen wirmit Rods Filmmusik-Arbeiten…

In deinem Diary hast dugeschrieben, dass du die Musikfür den Sat.1-Krimi „Der Ein-sturz“ geschrieben hast. Fürwelche Filme hast du noch Musikgemacht?

Ich habe bei den Kurz lmen, in denenich mitgespielt habe (Trash Trilogy:Dirty Gary, Hänsel@Gretel, VampireEmpire), die Musik geschrieben,sowie in dem einen oder anderenAbschluss lm von Filmstudenten,z. B. „Honeckers Rache“, bei derUS-Produktion „The Bed Is Burning“und sogar bei Pochers „Der Vollidiot“.(lacht)

Wie läuft so etwas überhaupt ab?Wie viele Vorabinformationen zuden jeweiligen Projekten kriegstdu, bevor du zusagst?

In der Regel bekommt man ein Drehbuch,wo man sich Notizen macht, was manda konzeptionell machen könnte bzw. obman dafür überhaupt eine Idee entwickelnkann. Meistens weiß man auch, wer fürdie Regie zuständig sein wird. Mit demRegisseur trifft man sich und lotet aus,inwiefern eine Zusammenarbeit funktio-niert oder nicht.

Wie begeistert musst du von einemProjekt sein, um zuzusagen?

Entscheidend sind das Drehbuch undnatürlich die Personen, mit denen ichdann die nächsten Monate zu tun habenwerde, wie der Regisseur, Produzent etc.

Gibt es da jeweils sehr spe-zi sche Vorgaben?

multitalEnt roD

4

cs4prawda05_03.indd 25 21.06.2009 20:12:34

Page 25: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT ROD?26

Es gibt Regisseure, die ein klares Bildvon der Musik haben, und es gibtwelche, die einem freien Hand lassen.

Für welchen Regisseur würdestdu gerne mal die Filmmusikschreiben?

Die Arbeiten von Roger Corman, PeterJackson oder Takeshi Miike nde ichsuper. Das würde mich reizen.

Hast du irgendwelche Vor-bilder und Scores, die dirbesonders gefallen?

Da gibt es einige. Jerry Goldsmith„The Omen“, Ennio Morricone „Onceupon a time...“, John Barry „The Per-suaders“, Mikis Theodorakis „Z“ etc.etc. - es sind einfach sehr, sehr viele!

Gibt es andererseits auch Scores,die deiner Meinung nach über-haupt nicht zum Film gepasstund das Sehvergnügen eventuellsogar gemindert haben?

Ja, z. B. die Filme, in denen einfachaktuelles Chartmaterial verwendetwird, um mehr Soundtracks zu ver-kaufen. Meistens sind das so Teenie-Filme.

Rod war auch wieder als Produzenttätig und hat der Band Poolstar beiden Aufnahmen zu deren zweitenAlbum geholfen.

Wie hast du Poolstar als Supportvon die ärzte im letzten Jahrerlebt?

Ich war erstaunt, wie souverän sieihre 30 Minuten gestaltet haben. Siehaben die Rolle des „Einheizers“ mitBravour gemeistert!

Wie seid ihr an die Produktion deszweiten Albums herangegangen?

Wir wollten uns einfach mehr Zeitnehmen, nachdem die letzten Alben

©Ju

lae,

#4193

cs4prawda05_03.indd 26 21.06.2009 20:12:38

Page 26: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT ROD? 27

von ihnen doch eher zwischen Tür undAngel gemacht und gemischt wurden.

Welche Lehren habt ihr aus den Auf-nahmen zum ersten Album gezogen,auf die ihr jetzt zurückgreifenkonntet?

Dass man sich einfach die Zeit nehmensoll, die Songs zu überdenken bzw. auchmal Anderes auszuprobieren.

Wie sind Poolstar so im Studio, mehrso: „Meister, gib uns Erleuchtung, undwir fügen uns deinem Urteil“, odergibt es da auch schon mal hitzigeDiskussionen?

Nee, das war schon sehr entspannt undmehr: „Was meinst du zu der Nummer?“.Ich habe ihnen nicht gesagt, was siespielen sollen, sondern habe ihnen mehroder weniger Aufgaben gegeben, so wie„die und die Stelle nde ich nicht so gut,denkt euch doch mal was Cooleres aus.“.

Wie bist du als Labelchef so drauf?Setzt du dich auch mal durch, wenndu der Meinung bist, dass du esbesser weißt, oder sagst du dir „derKünstler ist König“?

Wenn mich das, was gemacht wird, begei-stert, ist der Künstler König. Wenn es michnicht begeistert, wird der Künstler wohlnoch einiges an Hausaufgaben machenmüssen, bis es veröffentlicht wird!

ABWÄRTS IMHERBST AUF TOUR

19.10.09 Köln - Underground20.10.09 Frankfurt - Nachtleben21.10.09 Konstanz - Kulturladen

22.10.09 Weinheim - Café Central23.10.09 Stuttgart - Landespavillon

24.10.09 Annaberg-Buchholz - Alte Brauerei28.10.09 Hamburg - Hafenklang

29.10.09 Berlin - SO 36

cs4prawda05_03.indd 27 21.06.2009 20:12:40

Page 27: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

WHAT ABOUT ROD?28

Du hast auch mal Musik für ein Video-spiel gemacht. Würdest du das evtl.noch mal machen wollen?

Ja, klar.

Was bist du für ein Videospieltyp, wassind deine derzeitigen Favoriten?

Ich bin da eher oldschool, ich stehenach wie vor auf Rennspiele (F1,Wipeout, etc.) sowie auf Egoshooter(Counter Strike, Quake Arena).

Was hältst du von Karaoke-Video-games wie Singstar? Könntest dudir da eine DÄ-Version vorstellen?

Ich bin erstaunt, dass Karaoke in der BRDmittlerweile so populär ist. Eine DÄ-Ver-sion von Singstar wäre zumindest vor-stellbar, aber wir forcieren das auch nicht.

Schaust du dir Konzerte von Nach-wuchsbands an, oder bekommst duTips von außerhalb?

Ich bekomme Tips von außerhalb, aberentdecke auch mal zufällig neue interes-sante Bands.

Gab es auch Bands, die du nach einemersten Treffen doch wieder verworfenhast?

Ja, logisch, aber ichwerde keine Namennennen!

Welche Bands,Songs haben dichzuletzt ange xt?

In letzter Zeit eher nichts,was mir jetzt einfallenwürde. Ich entdecke eherimmer mehr alten Kramaus den 60ern, 70ern und80ern (Garage, Psyche-delic und Powerpop).

Wo hörst du privatam liebsten Musik?

Beim Autofahren.

Wie sieht der aktu-elle Stand in SachenAbwärts aus?

Im Moment brüte ich mitFrank Z. am nächsten Ton-träger, es wird eine 6-TrackEP mit echten Knallern, dasGanze soll pünktlich zurnächsten Tournee 2009 beiCargo/Rodrec erscheinen.

www.rodarmy.org

Evil Acker©G

raf.Zah

l,#

2967

cs4prawda05_03.indd 28 21.06.2009 20:12:41

Page 28: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

cs4prawda05_03.indd 29 21.06.2009 20:12:41

Page 29: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DER FLIX30

Wer sich schon mal mit dem Online-tagebuch des Comiczeichners FelixGörmann alias Flix beschäftigt hat,dem fällt beim Durchgucken seinerWebcomics schnell auf: Der Mannhat offensichtlich eine Lieblings-band, die unseren Lesern nichtganz unbekannt sein dürfte…

Seit einiger Zeit kann man Flix also imWWW quasi beim Leben zugucken – unddas gestaltet sich mitnichten so, wie mansich das vielleicht vorstellt, wenn mangemeinhin an den Alltag eines anfang-dreißiger Manchmal-Singles in Berlininklusive Fahrradfahren, Yogastunden undEinkäufen im Bioladen denkt. Hat sichwas mit be ndlichkeits xierter Nabel-schau! Im Gegenteil: Die Kurzeinblickein Flix’ Leben sind amüsant, charmant,gerne entwaffnend ehrlich und enthaltenvor allem auch einen enorm hohenIdenti kationsfaktor. Nicht zuletzt dann,wenn Flix in Bildern von seiner Liebezu die ärzte erzählt… Grund genugfür uns, ihn mit Fragen zu löchern!

Seit wann bist du die ärzte-Fan, undwie bist du die ärzte-Fan geworden?

Mein erster Kontakt mit die ärzte warbei einem Familienurlaub an der Nordsee.Ich war sieben, und mein großer Bruderspielte mir vor dem Zubettgehen das„Schla ied“ vor. Danach konnte ichnicht einschlafen. In der Nacht danachebenfalls nicht. Und in der danach auchnicht. Fan der Band wurde ich mit ca.zwölf. In meiner Schulklasse gab es zweiLager, in denen jeweils eine Musikcombogut gefunden wurde. Das eine hörte dieärzte, das andere Bros. Ich habe michnach kurzem Überlegen für das die ärzte-Lager entschieden. Musikalisch eine derbesten Entscheidungen meines Lebens.

Wieso das Bedürfnis, die ärzte auchin deinen Comics zu „verewigen“?

Ich führe ja seit einigen Jahren eine ArtComictagebuch. Jeden Tag zeichne ich invier kleinen Bildern, was mir durch denKopf geht. Und da ich seit über zwanzigJahren die Musik von die ärzte höre, siealso ein Teil meines Lebens sind, tauchensie auch in meinen Comics auf.

Erhältst du jeweils Reaktionenvon Ärztefans, wenn mal wiederein ärzte-relevanter Comic vondir veröffentlicht wurde?

Ab und an. Vor allem, wenn ich von einemKonzert berichte, auf dem ich gewesenbin. Dann melden sich oft Leute, die auchda gewesen sind, schicken Fotos undHandy-Filme. Schön ist das.

Welche ärzte-Lieder möchtest dunoch in deinen Comics verbraten?

HElDEntagE mit DBBDW

cs4prawda05_03.indd 30 21.06.2009 20:12:41

Page 30: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DER FLIX 31

Das funktioniert meistenseher andersrum. Ich habeeine Idee für eine Geschichte,schreibe oder zeichne sie,und manchmal fällt mirwährenddessen eine Textzeileein, die gut passen würde.Und dann versuche ich,sie einzubauen. Manchmaloffensichtlich, manchmalversteckt. Wer meine Comicsaufmerksam liest, wird einigeZitate und Anspielungenauf die ärzte nden.

Wie sieht das eigentlichverlagsseitig aus? Hast duda Vorgaben und kriegstden Hinweis: „Nee, zuviel Ärzte“, oder bist duda thematisch völlig frei,zumindest was die Comicsauf der Website angeht?

Nein, von Verlagsseite aus gibtes keine Reglements. Zumeinen, weil meine Leidenschaftbekannt ist. Zum zweiten, weilich nun auch wieder nicht SOviele Bezüge zu die ärzte inmeinen Comics habe; manversteht in der Regel alles,auch wenn man die ärzte nichtkennt. Und zum dritten ist mein Redakteurim Verlag bekennender KISS-Fan undweiß, was es bedeutet, eine „Lieblings-band“ zu haben.

Was hältst du von der Comicweltder Band, also z. B. den Comicheften„Geschichten aus der die ärzte“ und„Im Angesicht des Schattenreichs vondie ärzte“ oder dem Video zu „Elke“?

„Im Angesicht des Schattenreichs vondie ärzte“ hab ich mir damals gekauftund war – enttäuscht. Das war biedergezeichnet, schlecht koloriert und hattenichts mit dem Bild zu tun, das ich vonder Band hatte. „Geschichten aus der dieärzte“ fand ich schon besser. Allerdingsdenke ich, dass das noch besser ginge.Nix gegen Schwarwel, aber ich stelle mireine Graphic Novel über Belafarinrod vor,

die die Lebensgeschichte der Drei nach-zeichnet, ähnlich wie Reinhard Kleist in „Isee a darkness“ das Leben und die Musikvon Johnny Cash aufzeichnet.

Welches der Bandmitgliederist dein Favorit – die Erwäh-nungshäu gkeit in den Comicsscheint ja auf eine gewisse „FarinUrlaub“-Af nität hinzudeuten?

Ich verfolge das Schaffen von Farintatsächlich mit dem größten Interesse.Bei meinen die ärzte-Lieblingsliedernsind viele, die von Farin geschriebenwurden, auch seine Musik mit demRacing Team mag ich sehr. Ich freuemich immer wieder über seine Lust amWortspiel, und seine Liebe zum Reisenkommt meinem Fernweh sehr entgegen.

cs4prawda05_03.indd 31 21.06.2009 20:12:43

Page 31: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DER FLIX32

Kommen wir vom Spezi schenzum Allgemeinen: Wie wird manprofessioneller Comiczeichner?

Comiczeichner zu werden ist wie Gitarristzu werden. Man sieht irgendjemanden,der das macht, ndet das spannend undversucht, so zu werden wie der, den mangesehen hat. Man probiert sich aus, übt,

fängt an, eigene Texte zu schreiben,macht viel krampiges Zeug und verliertdie Freude nicht dran. Und irgendwanntrifft man jemanden, der glaubt, Potentialin einem zu sehen. Der fördert einen undhilft, erste Engagements zu bekommen.Man macht nach und nach immer mehrZeug, wird immer besser, Leute werdenauf einen aufmerksam, sie mögen, was

cs4prawda05_03.indd 32 21.06.2009 20:12:48

Page 32: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DER FLIX 33

man macht, man kriegt weitere Möglich-keiten, sein Können zu zeigen, irgendwannkommt man mit einem kleinen Label bzw.Verlag in Kontakt, und schließlich machtman mit denen einen Vertrag für einAlbum. Und wenn es gut läuft, danach fürnoch eins. Und noch eins. Und noch eins…

Wie autobiographisch sind dieComics, sind das quasi 1:1-Moment-aufnahmen aus deinem Lebenoder steckt da doch auch einigesan Dazudichtung dahinter?

Das Leben liefert großartige Momente,ist aber meistens kein guter Dramaturg.Wenn man also sein Leben einfach 1:1nacherzählt, muss man schon extrem vieldurchgemacht haben, damit es trotzdemspannend ist. Viel interessanter nde iches, die Dinge, die man erlebt, so in Szenezu setzen, dass sie spannend werden undgleichzeitig einen echten Tonfall haben.

Passiert es dir oft, dass Leutevon deinen Comics direkt aufdich schließen und davon aus-gehen, dass du genau so bist wiedein gezeichnetes Alter Ego?

Das passiert immer wieder, und ichnehme das als Kompliment für meineArbeit. Ich mag es, wenn Leute beimLesen der „Heldentage“ nicht merken,dass ich nicht der gezeichnete Felixbin, sondern ein Autor, der die Tagebu-chepisoden schreibt. Und dass diesesSchreiben immer eine Dramatisierungauf engstem Raum bedeutet. Die Leuteglauben, was da steht; es wirkt für sieauthentisch. Und das ist das, was ich will.

Kriegst du Reaktionen aus deinemdirekten Umfeld, wenn sich Leute

in deinen Comics wieder erkennen?Positive oder negative Reaktionen?

Wenn sie sich erkennen, dann in derRegel positive. Manche legen es regel-recht drauf an, mal in einem Strip zuerscheinen. Aber so leicht ist das nicht…

Kommt es dann auch schon malvor, dass es heißt: „Aber dasdarfst du jetzt nicht zeichnen!“

Wenn, dann nur von Leuten, die nicht zumeinem Freundeskreis gehören. Alle mirnahen Menschen wissen, dass ich nichtszeichne, was sie bloßstellen würde. DiesesVertrauen ist wichtig. Hätte ich es nicht,könnte ich diese Arbeit nicht machen.

Siehst du Webcomics eher alsZukunftsmodell oder als Bedrohungfür die Comic-Kunst? Immerhinist Print vermutlich immer nochdie nanziell lohnenswertere Vari-ante, oder wie sieht das aus?

Webcomics sind keine Bedrohung. Sonstwürde ich ja nicht selber meine Comicsauf meiner Webseite www.der- ix.deveröffentlichen. Im Gegenteil, sie sindeine Ergänzung. Das Netz bietet fürZeichner die große Chance, Leute mitder eigenen Arbeit vertraut zu machen.Ich kann bei verschwindend geringenKosten meine Comics direkt veröffentli-chen und so zu Lesern eine Verbindungaufbauen. Als ich angefangen habe,hatte meine Seite 20 Besucher täglich,heute sind es jeden Tag fast 10.000. Ichbekomme von ihnen direktes Feedbackund sehe sofort, was funktioniert undwas nicht. Aus dem, was funktioniert,kann ich dann ein Buch machen undweiß, dass es da draußen Leute gibt,die so ein Buch potentiell mögen. Seitich meine Sachen regelmäßig im Netzzeige, verkaufen sich meine gedrucktenComics deutlich besser. Denn gemütlichsonntagnachmittags bei Regen unter derBettdecke schmökern, das kann manmit Webcomics dann eben doch nicht…

www.der- ix.deNatollie

Felix Görmann (32) arbeitet zur Zeit in Berlinals Comiczeichner. Comics aus seinem Onlineta-

gebuch sind unter den Titeln „Heldentage“ und „DerSwimmingpool des kleinen Mannes“ bei CarlsenComics erschienen. Im Herbst ist die Veröffentlichungder Ost-West-Erinnerungsreihe „Da war mal was…“ inBuchform geplant. Weitere Werke sind z. B. die Gra-

k-Novellen „held“, „sag was“ und „mädchen“.

cs4prawda05_03.indd 33 21.06.2009 20:12:48

Page 33: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FC-STATISTIK34

Das durchschnittliche DÄOF-Mitglied istetwa 25,6 Jahre alt, kommt aus Deutsch-land, wahrscheinlich aus Nordrhein-Westfalen, ist seit knapp zwölf Jahrendie ärzte-Fan, hat etwa sieben Konzertebesucht und hört am liebsten das Album„13“, wobei der Titel „Rebell“ wahrschein-lich im Wiederholungsmodus läuft, dadies bekanntlich sein Lieblingslied ist.

Ihr erkennt euch nicht wieder? Nun, dannzählt ihr vielleicht zu den Ausnahmen,die die Regel bestätigen, und ndeteuch wahrscheinlich trotzdem in einerder folgenden Übersichten wieder. Wirdachten uns: „Was nützt die schönsteStatistik, wenn man sie nicht auch malauswertet und publik macht?“. Daheralso hier ein Auszug aus der DÄOF-Statistik, basierend auf euren Angabenbei der Anmeldung für den Fanclub.

Zum leichten Einstieg in die Thematiksei erwähnt, dass sich seit der Gründungdes DÄOF insgesamt 8.975 Personen füreine Mitgliedschaft im DÄOF neu ange-meldet haben. Von diesen Anmeldungenerfolgten bereits 2.200 im ersten Monat,also im April 2007. Und im ersten Jahr,also von April 2007 bis Ende März 2008,konnten bereits 6.335 Anmeldungenverzeichnet werden. Im zweiten Jahrkamen relativ gleichmäßig über das Jahrverteilt noch 2.310 Neuanmeldungenhinzu. Und auch zu Beginn des drittenJahres konnten wir bereits 330 Neu-anmeldungen verzeichnen – davon diemeisten wenig überraschenderweise kurznach der Ankündigung des FC-Konzerts inHamburg... Neben den Neuanmeldungenwurden Mitgliedschaften verlängert oderliefen aus, so dass der DÄOF derzeitetwa 6.700 aktive Mitglieder hat.

Kommen wir nun zu den Geburtstagskin-dern im Fanclub. Auch wenn statistisch

gesehen die Geburtenverteilung überdas Jahr im allgemeinen eigentlich nichtgleichmäßig verläuft und der Augustnormalerweise der geburtenstärksteMonat des Jahres ist (was natürlichmit den kuscheligen Wintermonatenzusammenhängt), sind die Geburtstageunserer Mitglieder relativ gleichmäßigüber das Jahr verteilt, und der Januarist der Monat mit den meisten Geburts-tagen. Hier waren wohl doch eher dieFrühlingsgefühle ausschlaggebend.

Das Durchschnittsalter unserer Mitgliederbeträgt, wie bereits erwähnt, 25,6 Jahre.Die meisten Mitglieder sind allerdingszwischen 18 und 25 Jahre alt. Aber auchdie Mit- und Enddreißiger, welche dieärzte also unter Umständen schon in den80er Jahren live erleben durften, sind gutvertreten, wodurch sich das Durchschnitt-salter erhöht. Und selbst für Nachwuchsist schon gesorgt: Es gibt bereits 17Mitglieder, die noch keine zehn Jahre altsind. Einigen von ihnen wurde die Mitglied-schaft quasi direkt mit in die Wiege gelegt.

Nach Betrachtung des Altersdurchschnittsist es sicher auch mal ganz interessant zusehen, wann denn die meisten Mitgliederihre Vorliebe für die Band entdeckt haben.Vergleicht man die Zahlen der Mitglieder,die bereits vor 1993 Fan waren, mit denentsprechenden Altersangaben, kann manzu dem Schluss kommen, dass die meisten

allEs nur DurcHscHnittEinE Däof-statistiK

DÄOF GEBURTSTAGSKINDER JE MONAT

MONAT

MIT

GLI

EDER

700

600

500

400

300

200

100

0

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

cs4prawda05_03.indd 34 21.06.2009 20:12:48

Page 34: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FC-STATISTIK 35

der langjährigen Fans im Alter von etwa18 bis 20 Jahren begannen, sich für dieMusik der die ärzte zu interessieren.Inzwischen entdeckt der Durch-schnittsfan mit etwa 14 Jahren seinInteresse für die Band, ihre Musikund vor allem auch ihre Texte.

Sprunghaft angestiegen ist die Zahl derFans mit Erscheinen des ersten Albumsnach der Wiedervereinigung der Band,obwohl „Die Bestie in Menschengestalt“aktuell nur noch auf Platz neun derLieblingsalben der DÄOF-Mitgliederist. Aber auch mit den nachfolgendenAlben kamen immer neue Fans hinzu.

Auffällig ist natürlichauch der zweiteSprung im Jahr 1998.Auffällig, ja – abereigentlich wenigerstaunlich, wennman in Betracht zieht,dass das in jenemJahr erschieneneAlbum „13“ auchgleichzeitig dasLieblingsalbum dermeisten DÄOF-Mit-

glieder ist. Der absolute Lieblingssong derDÄOF-Mitglieder stammt auch von ihremLieblingsalbum. „Rebell“ ist sowohlbei den männlichen als auch bei denweiblichen Mitgliedern mit großemVorsprung der beliebteste Titel. Danachliefern sich „Zu spät“, „Wie es geht“

und „Kopfüber in die Hölle“ eindichtes Kopf-an-Kopf-Rennen.Und obwohl „Westerland“bei den meisten Konzertenals Zugabe gefordert wird,hat es den Sprung in die TopTen doch knapp verpasst.Bei den Herren schaffte es derTitel noch auf Platz sieben,bei den Damen hingegen lan-dete er nur auf Platz 17.

Das Verhältnis zwischenmännlichen und weiblichen Mitglie-dern liegt übrigens bei 48 zu 52Prozent. Beide Geschlechter sind alsoin etwa gleich stark vertreten.

Werfen wir abschließend noch einenBlick auf die regionale Herkunft unsererMitglieder. Da es sich um den Fanclubeiner deutschen Band handelt, kommen

1 3 5 7 9 11 12 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 63

ALTER DER DÄOF - MITGLIEDER

ALTER

MIT

GLI

EDER

450400350

300

250200150100

50

0

die ärzte - FAN SEIT:

MIT

GLI

EDER

JAHR

600

500

400

300

200

100

0

19861988

19871983

19851984

19891991

19901992

19941993

19951997

19961998

20001999

20012003

20022004

20062005

20072009

2008

keine Angabe

107 127 148

195 189

263

155137

62 118

253

540

351

247

190

513

211

431

251

348361

277

209238

201

60

6

384

ALB

UM

MITGLIEDER

LIEBLINGSALBUM

0 200100 300 400 500 600 700 800

Planet PunkJazz ist anders

Wir wollen nur deine SeeleRunter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!

GeräuschUnplugged - R‘n‘Roll Realschule

Live - Nach uns die Sint�utDie Bestie in Menschengestalt

bäst of

13

Schrei nach LiebeDer GrafDeine Schuld1/2 Lovesong

Nichts in der WeltHimmelblau

Kopfüber in die HolleWie es geht

Zu spätRebell

TITE

L

MITGLIEDER0 50 100 150 200 250 300 350 400

TOP TEN LIEBLINGSLIEDER

cs4prawda05_03.indd 35 21.06.2009 20:12:49

Page 35: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FC-STATISTIK36

die meisten Mitglieder erwartungsge-mäaus Deutschland, aber auch Österreichund die Schweiz sind gut vertreten.Und auch Luxemburg fällt im Vergleichzu anderen Ländern schon mit 17 Mit-gliedern auf. Mindestens zwei Mitgliederkönnen jeweils auch Frankreich, die USA,Ungarn und die Niederlande verzeichnen,und selbst in Kanada und Ecuadorgibt es Vertreter. Kurz gesagt: Es gibtDÄOF-Mitglieder überall auf der Welt.

Innerhalb der Bundesrepublik Deutschlandzeichnet sich auch ein klares Bild ab.Hier kommen mit Abstand die meistenMitglieder ausNordrhein-Westfalen.Für alle, die sich jetztwundern, warum z.B. Berlin hier nur aufdem vierten Platzliegt, sei dazu gesagt,dass es sich hierbeium die absolutenMitgliederzahlen jeBundesland handelt.

Betrachtet man dieMitgliederzahlenjedoch in Relationzu den Einwohner-zahlen des jeweiligen

Bundeslandes, ergibt sich schnellein ganz anderes Bild.

Dann nämlich liegt erwartungsgemäßBerlin an erster Stelle mit den meistenMitgliedern im Verhältnis zur Einwohner-zahl, gefolgt von Sachsen und Hamburg.Und das einwohnerschwächere LandMecklenburg-Vorpommern kommt mitseinen 163 Mitgliedern in diesem Vergleichdann bereits auf Platz vier, währenddas einwohnerstarke Bayern (bei denabsoluten Mitgliederzahlen noch auf Platzdrei) trotz seiner 566 Mitglieder nur nochauf dem letzten Platz beim Vergleich mitBezug auf die Einwohnerzahlen landet.

Wie überall sonst gilt aber natürlichauch hier: Traue keiner Statistik, diedu nicht selbst gefälscht hast. ;-) Odermit anderen Worten: Irrtümer sindselbstverständlich nicht ausgeschlossen.Alle Angaben beruhen übrigens aufdem Stand vom 16.05.2009.

Manu

DÄOF - MITGLIEDER NACH LÄNDERN

LAN

D

MITGLIEDER

Anderes

USA

Frankreich

Luxemburg

Schweiz

Österreich

Deutschland

15

3

3

17

104

292

3136

3500300025002000150010005000

46

75

163

183

209

210

240

272

273

367

440

489

495

503

566

653

1386

Bremen

Saarland

Mecklenburg-Vorpommern

Hamburg

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Brandenburg

Rheinland-Pfalz

Schleswig Holstein

Hessen

Anderes

Baaden-Württemberg

Sachsen

Berlin

Bayern

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

MIT

GLI

EDER

BUNDESLAND

DÄOF - MITGLIEDER NACH BUNDESLÄNDERN

2000 400 600 800 1000 1200 1400 1500

DÄOF - MITGLIEDER IM VERHÄLTNIS ZUR EINWOHNERZAHL

Hessen

BayernBaden-Württemberg

Rheinland-PfalzBremen

SaarlandNordrhein-Westfalen

NiedersachsenBayern

BrandenburgThüringen

Mecklenburg-VorpommernSchleswig-Holstein

HamburgSachsen

Berlin

DÄOF - MITGLIEDER NACH GESCHLECHT

52 % 48 %MÄNNERFRAUEN

cs4prawda05_03.indd 36 21.06.2009 20:12:49

Page 36: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF 37

Zeitpunkt, um sie mit ihm zu besprechen!Noch praktischer ist es natürlich, dass amnächsten Abend das Konzert in Hamburgstatt ndet und dort Bela vorbeikommt.

Springen wir zeitlich einige Monate weiter,in den März 2009. Nachricht von AxelSchulz an das DÄOF-Team: „die ärztespielen ein geheimes Geheimkonzertnur für DÄOF-Mitglieder. Es ndet am17. Juni in der Hamburger Sporthallestatt, es gibt bis zu 6800 Tickets, dasheißt, jedes Fanclubmitglied hat einekostenlose Karte sicher. EventuelleRestkarten werden an Begleitpersonenvergeben, und in die Tickets werdendie Ausweisnummern eingetragen, umSchwarzhandel zu unterbinden. Machteuch Gedanken, wie die Ticketvergabeablaufen soll. Und gebt die Location bittenoch nicht bekannt.“ Das Konzert solltekomplett unkommerziell sein, und jederBesucher wurde gebeten, einen Betragvon mindestens fünf Euro zugunstenvon Leuchtfeuer e. V. zu spenden.

Die ersten Reaktionen innerhalb desDÄOF-Teams sahen eigentlich ganzgenauso aus wie einige Wochen späternach der Bekanntgabe im Forum. „Äh, istheute schon der erste April???“ - „Man,wie geil!“ - „Wahnsinn, das glaub ich

BEI FARIN NACHGEFRAGT

Wie kam die Idee zum Kon-zert zustande?

Farin: Als ich letztes Jahr mit dem RacingTeam in der Sporthalle spielte, kam ich

drauf, dass das doch eine gute Idee wäre– schließlich entspricht die Kapazität derHalle in etwa der Größe des Fanclubs. Zumeiner Überraschung fand Bela (der uns

besuchen kam) die Idee spontan gut,und auch Rod hatte nix dagegen.

Der 17. Juni 2009. Ein ganz normalerSommertag in Hamburg. Die Sonnescheint, der Himmel ist blau... Und inganz Hamburg wimmelt es von Fansder die ärzte, die mal kurz mittenin der Woche aus allen Himmels-richtungen, Landesteilen und sogaraus dem Ausland angereist sind.

Insgesamt drängeln sich grob geschätztzweieinhalbtausend Fanclubmitglieder,teilweise mit Begleitung, und einige Kinderaus Kinderheimen der Umgebung vor derAlsterdorfer Sporthalle und warten aufden Einlass zum „geheimen Geheimkon-zert“ der die ärzte. Das Konzert stehtunter dem Motto „DÄ DÄOF“, ist einGeschenk der Band an ihre Fans unddarüberhinaus auch noch kostenlos!

Werfen wir zuerst mal einen Blickzurück, wie dieses Konzert denn über-haupt zustande gekommen ist. Losging es im Dezember 2008, an zweivöllig verschiedenen Schauplätzen.

Schauplatz Nummer eins: Ein Café inBerlin Kreuzberg. Teile des DÄOF-Teamstreffen sich vor dem FURT-Konzert in derBerliner Columbiahalle mit Hot ActionRecords, um die bisherige Fanclubarbeitzu besprechen und natürlich auch vorauszu planen. Ein Punkt auf der Liste ist:„Das nächste Jahr wird von Seiten derdie ärzte eher ruhig - werden wir genugThemen haben, über die wir berichtenkönnen?“ Die Antwort von ManagerinAxel Schulz, mit breitestmöglichemGrinsen im Gesicht: „Macht euch damal üüüüüüberhaupt keine Sorgen.“Mehr nicht.

Zeitgleich in der Columbiahalle, SchauplatzNummer zwei: In den letzten Tagen hatteFarin Urlaub eine Idee. Beim FURT-Konzertin Berlin ist Rod zu Besuch - der perfekte

Dä Däof

cs4prawda05_03.indd 37 21.06.2009 20:12:49

Page 37: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF38

nicht...“ - aber genauso natürlich auch:„In Hamburg? An einem Mittwoch?!“- „Doch nicht in der Sporthalle, die istdoof! Und ein Clubkonzert ist das de nitivnicht.“ - „Das kriegen wir NIE voll.“

Aber die Begeisterung überwog,und da von Anfang an klar war,dass diese Nachricht NATÜRLICHzum DÄOF-Geburtstag am 1. Aprilrausgehen musste, wurde schleu-nigst mit den Planungen begonnen.Die Rahmenbedingungen warenklar vorgegeben, aber das genaueVergabeprozedere musste nochde niert werden. Sollten dieBegleitpersonenplätze verlostoder nach Zeitpunkt der Anmel-dung vergeben werden? Solltendie Tickets blanko rausgeschicktund von jedem Mitglied selbstausgefüllt werden, oder solltensie von uns bedruckt werden?Können wir es uns überhauptleisten, die Tickets zu bedruckenund für die Mitglieder kostenloszu verschicken? Wie lange läuftdie Bestellung, und was, wenn die Halledann immer noch lange nicht voll seinsollte? Und wie verhindern wir, dass dasKonzert als plumpe Aktion zur Werbungneuer Fanclub-Mitglieder verstanden wird?

Kurz vor knapp bekamen wir dann auchdas endgültige Ticketdesign zu Gesicht:„DÄ DÄOF“. Und da waren wir dannendgültig baff: Nicht nur, dass die ärztedem Fanclub ein komplettes Konzertschenken, nein, sie geben auch einsonnenklares Statement ab, wie sehrsie ihre Fans lieben. Wahnsinn! Und ja:DÄOF DÄ auch, aber sowas von!

Am 1. April wurde die Neuigkeit ver-kündet, und von jetzt auf gleich brachdie Hölle los. Wir hatten absichtlich denBestellbeginn auf den 2. April gelegt,um niemanden in den Kon ikt „Ist das

jetzt ein Aprilscherz und mache ichmich lächerlich, wenn ich bestelle?“ zubringen. Dementsprechend amüsantwaren für uns „Eingeweihte“ natürlichdie ersten Reaktionen auf den News-letter. Wir waren allerdings überrascht,wie schnell das eine Eigendynamikentwickelte - klar, es war gemein, einesolche Nachricht am 1. April unterdie Leute zu bringen. Aber wir hatteneigentlich keine andere Möglichkeit,

und es war vorab allenbewusst, dass dieUnsicherheit nur einenTag andauern und amnächsten Tag klar seinwürde, ob es ein Scherzwar oder nicht. Daherfanden wir es dann nichtmehr wirklich lustig,als die Diskussionenim Forum sich in eineRichtung entwickelten,wo Morddrohungen inRichtung des Teamsausgesprochen wurden,falls es sich um einenScherz handeln sollte...

Insgesamt überwog aberklar die Vorfreude aufdas Konzert. Verständ-licherweise gab es aberauch kritische Stimmen:

Warum Hamburg? Warum mitten in derWoche? Hätte man das nicht sinnvollerplanen können, so dass mehr Mitgliederhin können? Oder wurde es etwa absicht-lich so ungünstig gelegt, damit nicht soviele Mitglieder kommen können und mandaher mit einer kleineren Halle auskommt?Und überhaupt, was bringt ein Geheim-konzert, wenn es kein Clubkonzert ist?

Warum Hamburg und warum Mittwochist sehr naheliegend, wenn man sich vorAugen führt, dass es die ärzte selbstwaren, die dieses Konzert geplant haben.

Der erste Ticketentwurf wurde später verworfen.

cs4prawda05_03.indd 38 21.06.2009 20:12:51

Page 38: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF 39

Am Wochenende danach standen zweiFestivalauftritte an, und da Üben grund-sätzlich tabu ist, muss eben vor Publikumgeprobt werden. Das Probekonzert einWochenende vorher anzusetzen unddie Produktion dann eine ganze Woche„brachliegen“ zu lassen, wäre vermutlichzu kostspielig gewesen - zumal die ärztebei diesem Konzert auch nur Ausgabenund keinerlei Einnahmen haben.

Die Größe der Halle ist einerseits derTatsache geschuldet, dass jedes DÄOF-Mit-glied eine Karte garantiert haben sollte -und es ist unmöglich, den Andrang wirklichkorrekt abzuschätzen. Andererseits habenfrühere winzige Fanclub-only-Konzertegezeigt, dass die Stimmung sehr „seltsam“ist, wenn sich auf einem Konzert fastausschließlich Hardcore-Fans im Publikum

be nden, die genau wissen, was wannkommt, und das eher begutachtend zurKenntnis nehmen, als aktiv auszu ippen -diesen Effekt würde man in einer größerenHalle hoffentlich nicht so stark erleben.

Die Ticketbestellung lief dann im erwar-teten Rahmen ab. Weder Managementnoch DÄOF-Team hatten erwartet, dasswirklich alle Tickets vergeben würden.Die Planung war, um die 4500 Ticketsabzusetzen - diese Zahl wurde noch imApril erreicht. Von Bela kam dann noch dieIdee, Tickets an Kinder aus Kinderheimender Umgebung zu verschenken, da diesesich sonst vermutlich nie ein Ärzte-Konzert leisten könnten. Im DÄOF-Forumkam ungefähr gleichzeitig die Idee auf,dass über Strahlemännchen e. V., unserKleiderkammer-Spendenpatenkind, einpaar Tickets vergeben und somit Kinderglücklich gemacht werden könnten - eintoller Vorschlag, den wir gleich aufgriffen.

Damit sind wir wieder im hier und jetztangekommen. Mittlerweile tummeln sichalso ca. 4300 Besucher in der HamburgerSporthalle, die damit sowohl im Innenraumals auch auf den Tribünen gut gefüllt ist.

Warum die Sporthalleund kein Club?

Farin: Weil wir dann niemals Platzfür alle gehabt hätten.

Und warum in Hamburg?

Farin: Aus Bequemlichkeit.

©Je

schu,

#865

cs4prawda05_03.indd 39 21.06.2009 20:12:52

Page 39: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF40

Punkt 20 Uhr fällt der Vorhang,und die beste Generalprobeder Welt kann beginnen!

Und das tut sie auch gleich mit einerÜberraschung, mit der so wohl niemandgerechnet hätte und die nicht nur dieersten Reihen in leichte Verzwei ungstürzt, sondern auch alle, die sich z. B.„auf der Rod-Seite“ verabredet haben.Denn die „Rod-Seite“ ist diesmal dieMitte, während Bela sein Schlagzeugvom Publikum aus links plaziert hat. FürFarin bleibt also die rechte Bühnenseite!

Dies führt im Laufe des Konzertesnatürlich zu einigen Ansagen und Ver-wirrungen – der Seitenwechsel zwischenRod und Farin ist diesmal der schnellstealler Zeiten, denn sie haben es nichtweit. Mittendrin wird philosophiert, wiees wohl für die Fans ist, wenn sie plötz-lich nicht ihren Liebling vor sich sehen(völlige Fassungslosigkeit bei FU: „Werwill mich denn bitte NICHT sehen?!?“).

Bei den Zugaben sucht Bela erstmal seinSchlagzeug, und schon bei „Zu spät“ zeigtsich Farin beeindruckt, dass Bela denlangen Weg zu ihm rüber auf sich nimmt.

Moment – SCHON bei „Zu spät“? Ja,denn die veränderte Aufstellung ist nichtdie einzige Überraschung! Nach denIntro-Tönen von „Himmelblau“ erwarteneigentlich alle eine Standard-Setlist. Aberdann gehen DÄ plötzlich zu „Westerland“über! Und nach Westerland folgt tatsäch-lich als zweites Lied „Zu spät“. So frühim Konzert fehlen natürlich ein bisschendie Improvisationen und Textverände-rungen, aber die Idee ist einfach genial.Und – wie sollte es anders sein – nach„Zu spät“ gehen die ärzte natürlich vonder Bühne, Rausschmeißmusik ertönt,und das Publikum schreit nach Zugaben.Also, zumindest der Teil des Publikums,der nicht vor Lachen am Boden liegt,als die Security dann vor der Bühneauch noch ein Absperrband spannt...Als die drei wieder zurück auf die Bühnekommen, geht es dann aber relativ„normal“ in der Setlist weiter. Wie sichnachher herausstellt, wurde einfach dererste (bzw. zweite, wenn man die ersteUnterbrechung mitzählt) Zugabenblockmit dem Eröffnungsblock getauscht – einabsolut genialer Zug, denn so ist dasFanclub-Konzert etwas ganz Besonderes.Es ist doch eher unwahrscheinlich,dass in der Zukunft noch einmal einKonzert mit „Westerland“ beginnt!Als DÄ zurück auf die Bühne kommen,kündigen sie eine laaaaaange Zugabean, die dann auch folgt. Allerdings keine28 Jahre, wie Farin vermutet, als erankündigt, dass er sich schon so an seineneue Bühnenposition gewöhnt hat.

Wie kamt ihr auf Hamburg Leucht-feuer als Spendenempfänger?

Farin: Das war Rods Vorschlag, wennich mich richtig erinnere - bei allem

Gefeiere soll niemand vergessen, dasses viel zu viele Menschen gibt, denen

man gefälligst helfen muss.

cs4prawda05_03.indd 40 21.06.2009 20:12:54

Page 40: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF 41

Es folgen in relativ straffer Abfolgeeinige Lieder, die man wohl zumStandard-Set zählen kann – aberauch viele Schmankerl wie z. B.„Die Wikingjugend hat mein Mäd-chen entführt“, „Frank‘n‘Stein“,„Roter Minirock“, „Außerirdische“und als Einschub in „Ich essBlumen“ sogar „Nazareth“.

Natürlich nutzen die ärzte dasKonzert als öffentliche Probe – aller-dings eine öffentliche Probe mit vielGequatsche. Und erstaunlich wenigVerspielern und Texthängern! Wasdaran liegen könnte, dass sie dochtatsächlich vier Tage lang geprobthaben. Zumindest war das der Plan...Aber dann rief Farin an und bat umeinen Tag Aufschub, weil er noch soerschöpft von den FURT-Konzertengewesen wäre, und Rod gewährtegleich eine ganze Woche Aufschub.Aber als die Drei dann zusammenim Proberaum standen, spieltensie zu allererst mal – und das zumersten Mal seit Jahren - „Zu spät“und „Westerland“. Und damit war dieProbe dann auch beendet, mehr gehtnun wirklich nicht an einem Tag.

Wenig überraschend, aber dennochsehr nett, sind die vielen Anspielungenauf den Fanclub und das besondereKonzert. Das fängt schon beim „Liedfür den DÄOF“ (eigentlich natürlich„Ein Lied für dich“) an und setzt sichüber diverse Textveränderungenfort. Z. B. bei „Ein Lied für dich“: “Dennso wird man Millionär!“ - Bela: “Aberdoch nicht mit Gratiskonzerten!“ Bei „Zuspät“ hat Farin der Verehrten „nur unsereKarten vorgelesen“. Oder bei „Lasseredn“: „Hast du gehört und sag mal,wusstest du schon? Du verschleuderstdein Geld mit einer Fanclub-Aktion?“Außerdem haben DÄ extra für den Abendim Foyer einen Stand des Silbermond-Fanclubs organisiert, für den Fall, dassDÄOF-Mitglieder austreten wollen.Es gibt sogar 10 Prozent Rabatt!

Allerdings hat so ein Fanclubkonzertnatürlich auch seine Schattenseiten...

So ist es für Farin furchtbar schwierig, sichAnsagen auszudenken, weil wir Fanclub-Mitglieder doch alles schon kennen!Und sobald er etwas sagt, schreit dashalbe Publikum: “München 1995! Ichhab den Mitschnitt!“ Und auch Bela spartes sich lieber, dem Publikum zu sagen,dass es wunderbar ist – denn das wissenwir eh, es steht ja in der Prawda.

Um dem aber gleich mal ein kleinesbisschen entgegenzuwirken: Es hatin der DÄ-Geschichte schon enthusi-astischere und lautere Publikümmergegeben als an diesem Abend – aller-dings auch schon deutlich schwächere.

cs4prawda05_03.indd 41 21.06.2009 20:12:57

Page 41: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF42

Gutes Mittelmaß also, und dazu einebestens aufgelegte Band, was zusammenein richtig tolles Konzert ergibt!Wobei, nein, das stimmt natürlich über-haupt nicht. Farin trägt uns allen nämlichauf, überall nur zu schreiben, dass es totalscheiße war. Denn schließlich gibt es auchLeute, die nicht kommen konnten! Aberein „hi hi“ dürfen wir dahinter setzen.

Übrigens hat Lui (siehe „Die Gefährten“)wieder eine tolle Lightshow auf dieBeine gestellt – und nicht nur das: Erhat dieses Jahr auch sein 25jährigesBetriebsjubiläum! Was natürlich miteinem herzhaften „Happy Betriebs-jubiläum to you!“ gefeiert wird.

Beim Seitenwechsel steht Farin heutein der Mitte, mit einem türkisen Bassum den Hals (ein Geschenk von HerrnB.). Mit „Breit“, „Friedenspanzer“, „Anti-Zombie“ und dem „1/2 Lovesong“ fälltder Teil diesmal recht lang aus. DieZombies kommen diesmal „aus der Hölle,dirigiert von Westerwelle – die sind echtnicht okay, die Zombies von der FDP!“

„Wir sind die Besten“kommt extremst gut an,und eigentlich würdendie Drei es gerne gleichnoch einmal spielen.Bela entscheidet sich dannaber doch dafür, nachvorne an den Bühnenrandzu kommen. NachdemFarin ihn ausführlichvorgestellt hat („Bela trägtheute ein rosa Schweinund ein Hemd aus... äh,meinen T-Shirts!“), sagter ihm auch gleich nochden Text für „Ignorama“vor, was bei Bela natürlichnicht sooo gut ankommt.Aber dafür kann sich „thegrave“ (Zitat Rod) dannkurz darauf rächen, als eralleine auf der Bühne sitztund „Der Graf“ anstimmenwill. Er schiebt nämlicherst noch eine improvi-sierte Ode an den DÄOF

ein: “Hallo DÄOF, ich bin der Bela!“ DasLiedchen taucht dann – natürlich – imLaufe des Abends noch öfter auf...Aber selbstverständlich stiehlt HerrUrlaub ihm kurz darauf wieder einbisschen die Show, als er sich bei„Der Graf“ zum ersten Mal so richtigauf der linken Bühnenseite sehenund natürlich bejubeln lässt.

Langsam nähert sich das Konzert demEnde – nach dem unvermeidlichen „Ist dasalles?“ mit der ersten echten Publikums-Singaktion des Abends („Ihr da singtIST, ihr da DAS und ihr da ALLES – nee,Moment, das ist zu einfach. Alle Mädchenmit einem Vornamen, der mit einem Buch-staben zwischen A und K anfängt, singenIST, alle Jungs mit einem Vornamen,der mit P anfängt, singen DAS, und derRest singt ALLES. Hah, genau! Und jetztandersrum: ALLES. DAS. IST!“) und„Rebell“ verschwinden die ärzte von derBühne, und danach haben eifrige Konzert-besucher ein Déjà-Vu, denn jetzt kommtmit „Himmelblau“, „Lied vom Scheitern“und „Hurra“ der „normale“ Tourauftakt.

cs4prawda05_03.indd 42 21.06.2009 20:12:59

Page 42: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF 43

Die nächste Zugabe fängt mit „Perfekt“an. Genauer gesagt SOLL sie mit „Per-fekt“ anfangen. Was genau passiert,ist schwer zu rekonstruieren, aber allesfängt damit an, dass versehentlich dasWort „Arzt“ fällt, woraufhin Rod anfängt,Kellnerwitze zu erzählen – die Nachfolgerder Arztwitze. Offenbar kennt der Groß-teil des Publikums die Antwort auf dieFrage „Wie fanden Sie das Schnitzel?“nicht, so dass erstmal im Chor „UntermSalatblatt!“ skandiert wird, bevor die dreidazu übergehen, das Alter des Publikumsanhand der bekannten Witze einzu-schätzen. Häschenwitze? Blondinenwitze?Davon will Herr Urlaub aber verständli-cherweise nichts hören... Auf die Frage„Wie macht Farin die Nachttischlampean?“ hat er dennoch eine Antwort: “HeyBela, mach ma die Nachttischlampe an!“(Rod hingegen macht das viel einfacher:„Hey Farin, sach ma dem Bela, er soll

die Nachttischlampe anmachen!“). Vorlauter Gequatsche ist jetzt leider FarinsGitarre verstimmt – aber da das hier keinbilliges Konzert ist („Nein, sondern es istumsonst!“), geht es natürlich nicht, miteiner verstimmten Gitarre zu spielen.Sowas geht nur in Moskau... Denn dahat Bela Farin erzählt, er brauche nichtsmitnehmen, er selbst mache das auchnicht, und die haben doch gute Gitarrenin Russland... Was in dem Fall de nitivnicht wirklich zutreffend war. Farin beklagtsich also bitterlich darüber, dass Bela,der falsche Freund, ihm das nun ständigvorwirft. Und er entschuldigt sich nocheinmal öffentlich dafür, dass er in Moskauseine eigene Gitarre nicht dabei hatte.

Aber zum Thema „falscher Freund“ kannman seeeehr viel improvisieren. Von „EinFreund, ein falscher Freund“ (komplettdurchgespielt!) über diverse Hosenliederund... Moment, Lindenberg ist dochauch noch irgendwo dabei? „Sonderzugzum DÄOF“? Aber das kann auch aneiner anderen Stelle gewesen sein.

SETLIST

WesterlandZu spät

---Ein Lied für Dich

Die Wiking-Jugend hat mein Mädchen entführtBlumen (+ Nazareth)

Deine SchuldHeulerei

Frank‘n‘steinLasse redn

Mach die Augen zuBreit

FriedenspanzerAnti-Zombie1/2 LovesongWie es geht

Roter MinirockAlleine in der NachtWir sind die Besten

IgnoramaSchrei nach Liebe

Der GrafAußerirdischeIst das alles?

Rebell---

HimmelblauLied vom Scheitern

Hurra---

Zugabenblock ohne Lied---

PerfektUnrockbar

Schunder-SongJunge

Lest die Prawda

©jb

oy,

#468

Bela im schicken Dresscode! :)

cs4prawda05_03.indd 43 21.06.2009 20:12:59

Page 43: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF44

Irgendwann kündigt Bela jedenfalls an, erwürde Farin in die Fresse schlagen und wirkönnten uns dann an seinem Blut laben.Es wird dann noch etwas ekliger, da istdann aber Herr Urlaub nicht mehr miteinverstanden. Der beschließt dannauch irgendwann, dass das Konzert malweitergehen sollte, und fängt einfachmit „Perfekt“ an – aber DAS kann Belanatürlich nicht auf sich sitzen lassen.„Alter Alter Alter Alter Alter....!“ - er hörtgar nicht mehr auf! Irgendwann mussFarin aufgeben, und auch in der Folgeweigert sich Bela, das Stück jetzt endlichsinnvoll zu beginnen. Und auch demgeduldigsten Publikum reißt irgendwannder Geduldsfaden. Plötzlich gibt es einengeschlossenen „Halt‘s Maul und spiel!“-Chor, und DÄ wissen sich nicht anderszu helfen, als erstmal von der Bühne zuverschwinden. Damit gibt es also zumersten Mal in der Geschichte von dieärzte einen Zugabenblock ohne Zugabe.

Im zweiten Anlauf klappt es aber dann(denn es MUSS ja, was sich natürlich auchin Publikumschöre verwandeln lässt:“Wiegeht es euch?“ - „Muss muss muss!“ -„Was macht eure Blase?“ - „Muss mussmuss!“ - „Was esst ihr gerne?“ - „Mus MusMus!“). Vor „Unrockbar“ wird aufgrund

entfernter musikalischer Ähnlichkeitenerstmal eine fast komplette Version von„In the ghetto“ zum Besten gegeben,bevor sich dann im Lied der Innenraumvöllig unaufgefordert hinsetzt. Sind alsooffenbar doch nicht so viele Konzert-Neu-linge vor Ort – aber die sollten wir sowiesoschon zu Beginn des Konzertes nach vornelassen, denn wir kennen das schon alles...

Zu guter Letzt landen DÄ dann dochnochmal kurz bei „Zu spät“, als Farinbehauptet, das auch mit verbun-denen Augen spielen zu können.Und das muss er natürlich – sehr zurFreude von Bela – auch beweisen.

Zum Abschluss ist dann nochmal derDÄOF an der Reihe. Bela zieht sich seineFanclub-Jacke über (mit den schickenAdidas-Streifen und den niedlichenHündchen, die von indischen Kleinkin-dern gewebt wurde und für die so vieleNylons sterben mussten, dass Bela extrabei Greenpeace austreten musste), unddann kommt als krönender Schluss noch„Lest die Prawda!“ mit abgewandeltemText: “Bela ist auf Seite eins...“ etc.

Und das war‘s! Die drei wissen nicht sorecht, wohin sie sich zuerst verbeugen

sollen, und das Mikro inder Bühnenmitte ist einbisschen ungewohnt, aberdann verbeugen sie sichin alle Himmelsrichtungenund verschwinden...

Ein riesiges DANKE an diedrei Gurken für das fan-tastische Konzert – es waretwas ganz Besonderes!

P.S.: Die Inhalte desKonzerts wurden freinach Gedächtnis undohne Konsultation einesMitschnittes wiederge-geben und sind daherabsolut ohne Gewähr. ;-)

Susi S.©Arw

en01,

#5569

cs4prawda05_03.indd 44 21.06.2009 20:13:00

Page 44: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF 45

Neben dem Konzertbericht wollen wirauch noch einen kurzen Blick hinterdie Kulissen werfen. Vielleicht inte-ressiert es den einen oder anderen,was für das DÄOF-Team beimHamburg-Konzert an Arbeit anstand.

Vorab hatten wir uns schon wochenlangum das Ticketprozedere gekümmert,Fragen beantwortet, Problemfällebearbeitet, alte Ausweisnummern aktu-alisiert, Begleitpersonen geändert undso weiter und so fort. Insgesamt warendas seit dem 1. April circa 700 Mailkon-versationen – also schätzungsweise umdie 1500 Mails, die wir zu dem Thema„Geheimgig HH“ bekommen haben.

Dann wurden die Tickets verschickt undgrundsätzliche Fragen für die FAQ mitdem Veranstalter abgeklärt. Die eigent-liche Konzertproduktion lief natürlich wieimmer über KKT, in Zusammenarbeitmit dem lokalen Veranstalter Blind shPromotion. Für das DÄOF-Team bliebenvor Ort also zwei Bereiche übrig: DasMerchandise und die Ticketvergabe.

Wie der T-Shirt-Verkauf ablaufen sollte,war lange Zeit unklar, da es einfach nochkeine Entscheidungen gab, wer wo wiewann den Verkauf übernehmen sollte.Daher planten wir zunächst mit 1000T-Shirts und den verschiedensten Ver-kaufswegen (Vorabverkauf, Gutscheine,vor Ort nur vor/nach dem Konzert, ...).Kurzfristig stellte sich dann heraus, dassnur wir vor Ort T-Shirts verkaufen würden,so dass wir die Au age noch einmalaufstockten – durch die knappe Frist biszum Konzert konnten wir allerdings nichtso viele Girlie-Shirts besorgen wie erhofft,so dass diese recht schnell ausgingen.

Vor Ort ging die Arbeit für uns gegen14 Uhr los. Zuerst wurden die T-Shirts

herangeschafft (zweitausend T-Shirts aufeinem Haufen sind übrigens sehr VIELund sehr SCHWER) und der Merch-Standin der Halle hergerichtet. Parallel dazusahen wir uns nach einem geeignetenPlatz für den Clearing-Stand vor der Halleum. Dort wollten wir zwar auch schon„ein paar T-Shirts verkaufen“ - abervon dem Gedanken verabschiedetenwir uns sofort, als wir noch nicht maldie Möglichkeit hatten, in Ruhe einengeeignenten Platz zu suchen. Dennsobald wir mit Kartons auf dem Armdraußen auftauchten, bildete sich einelange Schlange von T-Shirt-Käufern.Wir konnten also schon um halb viererahnen, dass wir nicht auf den T-Shirtssitzenbleiben würden – ihr habt uns dieDinger geradezu aus der Hand gerissen!Das war mehr als eindrucksvoll, aller-dings kamen wir kaum noch damit nach,T-Shirt-Nachschub zu liefern. So wardas eigentlich gar nicht geplant. ;-)

Aber wir waren sehr beeindruckt vondem riesigen Interesse an den Shirts!Nach knapp zwei Stunden entschlossenwir uns dann, den T-Shirt-Verkauf nurnoch in der Halle fortzusetzen – denneinerseits wären uns sonst schon vorab dieGirlies ausgegangen, andererseits wurde

aus DEm näHKästcHEn

Lange Schlangen vor dem Kassenhäuschen.

cs4prawda05_03.indd 45 21.06.2009 20:13:03

Page 45: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF46

jetzt auch die „Ticket-Clearing-Stelle“wichtiger, und beides gleichzeitig ging beidem begrenzten Platz nicht wirklich. Fürdiejenigen, die mit der Clearing-Stellenichts zu tun hatten, noch kurz die Info,worum es dabei eigentlich ging: Vor Ortwurden noch Tickets ausgegeben, diein der Post verloren gegangen oder alsunzustellbar zurückgekommen warensowie akute Problemfälle wie vor Ortverlorene Ausweise versorgt. Das Ganzelief natürlich auch während des Einlassesweiter, während drinnen der Standüberrannt wurde. Auch hier waren wirmehr als überwältigt von eurem Ansturm!Vielen Dank auch für eure Geduld!

Wir sind nunmal keine Pro s, aberwir haben unser Bestes gegeben.Schon vor Konzertbeginn waren dieT-Shirts alle weg – bis auf ein paar Reste,die wir dann noch nach dem Konzertverkauften. Uns kam das in dem Momentgar nicht so ungelegen, da es uns etwasLuft verschaffte, um den Stand vordem Konzert nochmal in Ordnung zubringen. Und gerade noch rechtzeitigzum Konzertbeginn stürmten wir dannin die Halle, denn natürlich wollten wirdas Konzert genauso miterleben wiealle anderen Fans. Ein „Sorry“ also analle, die schon früher gehen musstenund am Stand nicht bedient wurden –aber ihr versteht sicher, dass wir selbstauch das Konzert genießen wollten.

Dafür ging es nach dem Konzert auchgleich wieder rund, und die letztenT-Shirts fanden ihre Abnehmer. Zu guterLetzt hatten wir wirklich nur noch einigeT-Shirts in XL, alle anderen habt ihr kom-plett weggekauft, ihr Bekloppten! ;-) Unddamit ein sehr sehr gutes Werk getan:Denn über die Hälfte des Verkaufspreisesvom T-Shirt geht als Spende an HamburgLeuchtfeuer, also über fünf Euro pro Shirt.

Damit war der Abend dann auch für unsfast beendet – einpacken mussten wirdank euch ja nicht mehr allzu viel. Eininteressantes, wenn auch extremst surre-ales Erlebnis war es dann aber noch, daseingenommene Geld zu zählen. So vieleGeldscheine hatte noch keiner von uns aufeinem Haufen gesehen. Und das Aller-beste dabei: Alles (abzüglich der Kosten,versteht sich) für einen guten Zweck!

Ein großes Dankeschön von uns geht nichtnur an die Band dafür, dass sie uns allendieses tolle Erlebnis geschenkt hat, son-dern auch genauso an euch alle. Es wareine sehr schöne Atmosphäre. Weder beider Ticketvergabe noch beim Shirtverkaufgab es irgendwelche größeren Problemeoder Streitfälle, über unsere Fehler wurdelächelnd hinweggesehen, und auch wennder Tag für uns als Team sehr stressigwar: Es hat Spaß gemacht. Danke dafür!

Susi S.

Crowdsurfen am T-Shirt-Stand!

Das Geld aus den T-Shirt-Verkäufen fein säuberlich sortiert.

cs4prawda05_03.indd 46 21.06.2009 20:13:10

Page 46: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF 47

richtig tote Hose.Oder bei der Wall of Death bei „Junge“,vor mir standen drei Reihen, ich schonso: „Oh Fuck, ich steh genau in der„Laufzone“ aber nö, nur die erstenbeiden Reihen haben sich bewegt,die vor mir sind stehen geblieben.“

~der Graf~:„Ich habe links auf den Rängen gesessen/gestanden, und ich habe die ganzeZeit über die absolut hammermä-ßige Stimmung beobachtet. Da wares wirklich schwer, aus dem Dauer-grinsen wieder herauszukommen.“

LadyM:„Gestern zu den Klängen von Himmelblauaufgewacht, am Alsterdorfer Bahnhofauf dem Weg zur Arbeit schon das ersteGwendolyne-Tattoo plus die dazugehörigeGruppe DÄOFler gesehen, dann ab 17Uhr in der Sonne vor der Halle, „ausVersehen“ ca. vierte Reihe zwischen Rodund Farin gestanden, Forumianer anhandvon Tattoos/Userbildern/Usernamenwiedererkannt (glaube Mrs. Socke kamirgendwann über mir vorbeigecrowdsurft),nach „Alleine in der Nacht“ nach hintenbewegt zur Flüssigkeitsaufnahme, vielgesungen und gelacht und ein top Konzertgenossen... und heut in der Bahn wiedereinen Ärztefan gesichtet. Danke DÄOF/DÄ... das war perfekt (alta, alta, alta).“

Lucinia:„Es war mein erstes DÄ-Konzert und ichfand es einfach nur genial! Das Geilsteist, ich bin ja erst 15, deswegen musstemeine Mutter mit, und sie nach demKonzert so: „Wann ist das nächste DÄ-Konzert? Jaja, sie ndet Rod ja so toll…“

Cococabana:„So, nach gefühlten 40 Stunden bin ichauch endlich zuhause, geduscht und totalerledigt. Aber ich muss sagen, es warBOMBASTISCH! Ich fand den Openerrichtig gut gewählt, er hat echt gutgepasst, auch wenn ich glaube, dass esso ungefähr jeder war, der genauso doofwar… Nur bei den Shirts war ich etwasenttäuscht, dass die Größe, die manbrauchte, so schnell vergriffen war.“

so HaBt iHr Es ErlEBt!DIE DAHEIM-GEBLIEBENENIM LIVETICKERCHAT:

Zum ersten Mal haben wir beimDÄOF-Fanclubkonzert in Hamburgauch unsere neue Livetwitterfunktiongetestet. Notiz an uns: Beim nächstenMal gucken, ob gerade im Iran Wahlenstattgefunden haben, denn diesorgen (verständlicher- und berech-tigterweise) für einigen Twitter-Traf c und können das Programmzwischendurch verlangsamen…

Im zum Livetwitter gehörigen Chat fandensich pünktlich um 19:30 die armen Seelenwieder, denen es aus verschiedenstenGründen nicht vergönnt war, in Hamburgvor Ort zu sein. Nach einer ordentlichenRunde Selbstmitleid zu Beginn (die jenach Berichterstattung unserer Kon-zerttwitterer auch während des Gigsgerne wiederholt wurde) wurde dannaber auch im Chat munter gefeiert. Seies mit Schreibchören vor dem Konzert,dem Versuch einer Schreib-LaOla, diezwischenzeitlich erstaunliche Ähnlichkeitenmit dem Kopf-über-die-Tastatur-Roll-Spiel aus dem DÄOF-Forum aufwies,und natürlich diversen interessantenNeuentwicklungen und Spracherweite-rungen im Bereich der Fäkalsprache.Ach ja, und um die ärzte, das Konzertund dessen Schilderung via Livetwitterging es auch ab und zu… Wie heißt es soschön? Geteiltes Leid ist halbes Leid!

DIE DABEI-GEWESENENDANACH IM FORUM:

Dag B.:„Das Konzert fand ich auch extrem geil,die Band war gut drauf. Schade fand ich’s,dass trotz „Hardcorefans“ nur ungefähr inden ersten acht Reihen richtig Stimmungwar und das auch tendenziell eher mittig.Ich stand so 14. Reihe, wenn nicht nochweiter vorne links und hatte einen Haufen„Mauermenschen“ vor mir, die nur geglotzthaben. Hab ich so noch nie bei nemKonzert erlebt, da war ja vergleichsweise

cs4prawda05_03.indd 47 21.06.2009 20:13:10

Page 47: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ LIEBT DÄOF48

Täufälchan:„Ich musste so lachen, als der Vor-hang el und die andersrum standen- da werden sich einige Leute geärgerthaben. Mir gefällt die neue Aufstellungsuper, Rod ist zentraler und Bela weitervorne. Ich hab das schon gehört, alssie ein paar Töne hinterm Vorhanggespielt haben, es aber auf die Boxenoder meine Ohren geschoben.“

Hns!:„War mein bisher geilstes Konzert vonDÄ... die Setlist hat mir sehr, sehr gutgefallen, besonders als Farin dann später„Westerland“ anfängt und in „Himmel-blau“ übergeht, quasi umgekehrt alsbeim Anfang. Dass „Die Wikingjugend...“kam, fand ich auch sehr geil, hab dasLied noch nie gehört und vorhin erstmal im Songbook nachgeguckt...“

Jassi23:„Ein wirklich wunderschönes und beson-deres Konzert. Eine Gute Orga währenddes Einlasses und eine schöne Stimmungauch schon vor dem Konzert. Hab seltenso ein entspanntes Konzert erlebt, nochdazu eines aus so vielen verschiedenenBlickwinkeln verfolgen können.Hab lange nicht mehr so viel auf einemDÄ-Konzert gelacht. Eine tolle Setlistund ein zum größten Teil wunderbaresPublikum. Und ich hab mir vorge-nommen, endlich mal vor Rod anstattvor FU zu stehen, und was passiert?Da stand doch der Mann mit dem über-dimensionalen Grinsen vor uns...“

Kenny:„Ich fand es interessant, zur Abwechs-lung mal vor Farin statt vor Rod zustehen und ich glaube, dass irgend-jemand in meiner Nähe sich nach„Zu Spät“ bei der Security beschwerthat, daß das Konzert zu kurz war.“

Cuky:„Ach war das schön, als ich gestern amHafen lang gelaufen bin und überalldiese komischen Menschen mit denMöpsen auf der Jacke rumliefen.“

Carl-Otto:„Wir saßen in der S-Bahn und gegenübersaßen so alte Leute, die uns dann tatsäch-lich fragten, was für eine Sekte den dieserDÄOF wäre und warum hier so viele Leuteseien. Als wir dann darauf antworteten:„Das war ein Konzert“, waren sie glaub ichetwas enttäuscht... doch keine Sekte.“

Farinchenx3:„Die „Zugabe“, die ne Viertelstunde geilerWitze und sinnloser Gespräche beinhal-tete, war die beste Zugabe der Welt!Insgesamt einfach total perfekt, vor allemweil die drei super drauf waren!REMEMBER: DÄOF DÄ!“

Natollie

HAMBURG LEUCHTFEUERUNTERNEHMEN MENSCHLICHKEIT

Hamburg Leuchtfeuer ist eine gemeinnützige GmbH,die Mitglied im Paritätischen WohlfahrtsverbandHamburg e. V. ist. Sie wurde 1994 als Versorgungs-netz für Menschen mit HIV und AIDS gegründet.Ziel ist es, Menschen mit schweren ErkrankungenLebensqualität und Selbstbestimmung trotz Krank-

heit zu ermöglichen.

So bietet das Hamburg Leuchtfeuer Hospiz Menschenmit schweren Erkrankungen den Raum für ein wür-devolles Leben mit ihrer Krankheit und ein würde-volles Abschiednehmen von ihrem Leben. Aber auchTrauerberatung, die psychosoziale Betreuung fürMenschen mit HIV und Aids sowie die Unterstützungbei der Wohnungssuche sind wesentliche Aufgaben

des Hamburger Leuchtfeuers.

Mit der Gründung der Hamburger Leuchtfeuer Stif-tung sollen diese Aufgaben und vor allem das Hospiznanziell abgesichert werden. Daher sind auch sie

auf Spenden und Förderung angewiesen.

Spendenkonto:Dresdner Bank AGBLZ 200 800 00

Konto 0900 100 100

Direkten Kontakt kann man z. B. über folgendeAdressen aufnehmen:

Hamburg LeuchtfeuerSimon-von-Utrecht-Straße 4d

20359 Hamburg

Der Leuchtfeuer LadenSeilerstraße 3620359 Hamburg

Weitere Informationen ndet ihr auf:www.hamburgleuchtfeuer.de

cs4prawda05_03.indd 48 21.06.2009 20:13:10

Page 48: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB 49

„Wir nEigEn Dazu, Eszu üBErtrEiBEn!“

Interviews mit Farin Urlaub sindimmer eine erhellende Angelegen-heit. 2008 nahm sich Farin auf der„Jazzfäst“-Tour in Passau und inBonn viel Zeit für unsere Fragen.Dabei sind Gespräche entstanden,die das Phänomen „die ärzte“näher beleuchten und den riesigenErfolg des letzten Albums „Jazz istanders“ Revue passieren lassen.

Lass uns zu Beginn mal zurückins Jahr 2006 gehen, wo ihreuch nach sehr langer Zeitwieder getroffen habt…

… du meinst, als wir für „Ärzte stattBöller“ geprobt haben?

Wie, ihr habt geprobt?

Ja, wir haben geprobt! Sonst hättenwir all diese schönen Lieder gar nichtspielen können. (guckt strafend)

Hättest du damals daran geglaubt,dass ihr noch einmal so eine tolleZeit zusammen erleben würdet?

Bei den Proben hat es sich schon einbisschen abgezeichnet. Davor hätteich aber nicht daran geglaubt.

Ihr habt mit „Jazz ist anders“einen berauschenden Erfolg erlebt.Habt ihr schon während der Auf-nahmen gespürt, dass die Platteetwas Großes werden würde?

Nein, eher im Gegenteil. Ich dachte eher,dass wir damit richtig auf die Schnauzefallen. Es gab bei die ärzte schon immerso eine unausgesprochene Tendenz zulustigeren Sachen, und das haben wirbei diesem Album endgültig ad actagelegt. Es gibt schon noch ein bisschen

Lustigkeit, aber der größte Anteil bestehthalt aus Popsongs. Der entsprechendeVorwurf kam dann auch gleich, nach demMotto: „Früher wart ihr viel lustiger“.Den meisten Leuten scheint es aberzu gefallen. Das erste und letzte Liedsind zum Beispiel komplett ironiefrei.

Wahrscheinlich sind sie deswegenauch so gut.

Das ist die Frage. Früher hätte ich michso etwas wie „Himmelblau“ nicht getraut,da musste immer ein Schuss Ironierein. Diese Angst und dieses Bedürfnishatte ich jetzt einfach nicht mehr.

cs4prawda05_03.indd 49 21.06.2009 20:13:12

Page 49: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB50

Gerade „Himmelblau“ ist inmeinen Augen einer der bestenSongs eurer Bandgeschichte.

Finde ich auch. Es gibt aber auch vieleMenschen, die damit überhaupt nichtsanfangen können. Ich glaube, man mussso einen Moment mal erlebt haben,um zu wissen, wovon ich singe.

Du meinst diese Momente,wo man sich komplett freiund unangreifbar fühlt?

Genau, einfach grenzenloser Optimismus.Um auf die Frage zurückzukommen, wirstanden Ende 2006 an einem Scheideweg.Dass das Ganze dann so ein Kracher wird,hätten wir zu träumen nicht gewagt.Wir waren vorher schon nicht mehr dieunbekannte Band aus Berlin, doch aneinen solchen Turbolader, der so langeanhält, hat keiner von uns gedacht. UnserManager Axel schrieb mir irgendwann,als er mir die Chartszahlen nannte:„Ich weiß auch nicht mehr, wie ich dasnoch verhindern kann“. Es gibt einfachkeine Erklärung dafür und auch keineVersuche, denn wo sollten diese enden?

Man muss es auch mal irgend-wann akzeptieren.

Genau, man muss sich auch malzurücklehnen können und sagen:„Wir sind halt so gut“. (lacht)

Emp ndest du Demut vorsolch riesigem Erfolg?

Ja, aber ich bin schon immer demütiggewesen. Dieses Mehr an Erfolg erzeugtalso nicht gleichzeitig ein Mehr an Demut.Ich betrachte das Ganze getrennt vonmeiner Person. Es ist toll, dass die ärzteso einen Erfolg haben. Ich kann das abernicht auf mich beziehen, dann würde ichwohl komisch drauf kommen. Ich glaubees ist nicht gesund, darüber nachzu-denken, warum man so einen Erfolg hat.

Man sollte ihn also als Erfolgder Kunst gur betrachten?

Genau. Man sollte sich einfach darüberfreuen, dass diese drei Kunst gureneinen riesigen Erfolg haben, und garnicht erst nach Gründen suchen.Man braucht auch nicht versuchen,das Ganze zu reproduzieren, denneine Erfolgsformel gibt es nicht.

Entweder es läuft, oder es läuft nicht.

(ernst) Bei uns läuft es aber schonlange, und das haut mich wirklich um.Wir kennen auch andere erfolgreicheBands, die auch mal ein Tal durch-schreiten. (überlegt) Ich weiß nicht,wann es zum letzten Mal bei uns wirklichbergab ging. Zur „Le Frisur“ vielleicht…

Und während der Trennung…

Nein, während der Trennung waren wirsogar erfolgreicher als in den Jahrendavor. Wir haben mehr Platten verkauftals zu der Zeit, wo wir noch aktiv waren.

Ich habe mir vor kurzem nochmal „Debil“ angehört und nde,dass sie von der Atmosphäre der„Jazz ist anders“ sehr ähnelt.

Ich glaube, dass da viel reinge-lesen wird, weil wir gesagt haben,

cs4prawda05_03.indd 50 21.06.2009 20:13:14

Page 50: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB 51

dass wir wie am Anfang wiederalles alleine gemacht haben.

Nein, das meinte ich nicht. Ichnde die beiden Platten deswegen

so überzeugend, weil sie für michechte Bandplatten sind. Wenn du die„Im Schatten der Ärzte“ nimmst…

… oh ja, ich weiß, was du meinst.Das ist für mich die am wenigstennach die ärzte klingende Platte…

„Geräusch“ nde ich in der Hin-sicht sogar noch eklatanter, unddeswegen ist „Jazz ist anders“für mich so überzeugend.

Wir haben uns bei „Jazz ist anders“wieder viel mehr in die anderen Songseingemischt, da es auch viel mehrgewünscht war. Gerade ichbin da gerne der berühmteDiktator. Ich habe dasGeschenk, das für dieanderen wohl eher ein Fluchist, dass ich das fertigeLied im Kopf höre, und siemüssen es nur so spielen,wie ich es schon im Kopfhabe. Das ist natürlich nichtso zufriedenstellend, wennman selber Musiker ist.

Wirst du dannauch grantig?

Manchmal schon. Mir istdas ganz wichtig, undmir ist dann auch jedesBecken ganz wichtig.Dieses Mal habe ich michviel lockerer gemacht, undes wurde trotzdem toll.

Mir ist auch aufge-fallen, dass du undBela lange keinenSong mehr zusammengeschrieben habt.

Aber wann war das schonmal der Fall? Es warennie so wirklich viele, und

„Schrei nach Liebe“ ist wohl das bekann-teste Lied. Beim „Schunder-Song“ habensich die anderen beiden total eingebracht.Der Song klang zunächst völlig anders undwar eine B-Seite. Wir haben den komplettauseinandergenommen und wieder neuzusammengesetzt, und das haben wirauf „Jazz ist anders“ mit ganz vielenStücken wieder gemacht. Bei „Himmel-blau“ war das übrigens nicht der Fall,aber „Vorbei ist vorbei“ haben wir zumBeispiel komplett auseinandergenommen.

Ihr hattet 2007 bei „Rock amRing“ einen überragenden Auf-tritt, der auch in seinen Nach-wellen noch gewirkt hat.

Es war auch echt eine geile Idee, dass wireinen Tag nach dem Auftritt den Vorver-kauf für unsere Tour gestartet haben.

cs4prawda05_03.indd 51 21.06.2009 20:13:15

Page 51: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB52

Das war der sensationellste Vorver-kauf, den wir jemals gehabt haben.Wir wurden komplett überrannt.

Eure 2007er Tour war dannauch ausverkauft, noch bevorirgendein Ton vom neuen Albumzu hören war. Kriegt man da nichtein bisschen Muffensausen?

Nein, denn das ist alles nicht vorgetäuscht.Das sind alles wir. Das einzige, waswirklich mies gewesen wäre, wäre wenndie Tour ausverkauft ist und die Leutevom neuen Album angewidert sind. Auchwenn es arrogant klingt, weiß ich, dasswir mittlerweile eine richtig gute Livebandgeworden sind. Damit meine ich nicht,dass wir die Band sind, die jeden Abendihre Lieder hundertprozentig perfekt spielt,wisst ihr ja selber, aber wir unterhalten dieLeute. Obwohl es, wie ich heute gelesenhabe, auch nicht alle Leute gut nden,dass wir so viel quatschen auf der Bühne.

Das macht doch aber geradeeure Konzerte aus.

Ja, aber das sehen wohl nicht alle so.Ich fand das sehr lustig, weil diese Kritikmittlerweile eher selten vorkommt.Was oft nicht wahrgenommen wird,ist, dass wir unsere Musik todernst

meinen und uns damit auch immerrichtig Mühe geben. Mein schlechtestesBeispiel in dieser Hinsicht sind immerInsterburg & Co. gewesen, die im Studioirgendwelche Grütze aufgenommenund herausgebracht haben, weil siewussten, „live sind wir eh viel lustiger“.

Wenn ich auf ein die ärzte-Konzert gehe, dann muss ichmich doch auf den größtmögli-chen Hirnschwund einstellen…

Ja, das gilt aber nur für die Leute, die unsschon kennen. Ich frage ja immer: „Wervon euch ist zum ersten Mal bei einemÄrzte-Konzert“, und manchmal meldetsich da echt die Hälfte des Publikums. AlsJugendlicher hat es mich fasziniert, dassjeder, den ich kannte, die Fehlfarben-Platte „Monarchie & Alltag“, die wichtigstePlatte des Jahres damals, besaß, unddie waren in den Charts auf Platz 30.Das konnte ich mir nicht erklären.

Vor kurzem haben sieauch erst die GoldeneSchallplatte für diesesAlbum bekommen…

Genau, man steckt einfachnicht in der Mehrheit derBevölkerung drin. ImAugenblick sind wir aber inder Mehrheit der Bevölke-rung angekommen - unddas zu unseren Bedin-gungen. Wir sind immer sogeblieben, wie wir sind -mit minimalen Kurskorrek-turen, die dem wechselndenMusikgeschmack und demÄlterwerden geschuldetsind. Die Leute sind jetztaber offenbar bei unsangekommen, und das ist

das Schönste, was einem passieren kann.

Apropos Grütze herausbringen,ihr habt auch eine „Economy“-Version von „Jazz ist anders“ her-ausgebracht. Wie kam es dazu?

©La

Nin

a,#

6935

cs4prawda05_03.indd 52 21.06.2009 20:13:17

Page 52: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB 53

Die Idee ist von FIL. Er hat einen Comicveröffentlicht, „Didi & Stulle Band1“, und davon gibt’s eine Economy-Version. Habt ihr den mal gelesen?

Leider nein.

Holt euch den mal. Lest erst denechten Band und dann die Economy-Version, und ihr heult. Bela, Rod undich haben den wirklich angebetet dafür,und die Hefte lagen bereits schon zur„Geräusch“ im Studio rum. Bela undich wollten das Konzept unbedingt füreine CD verwenden und haben ihngefragt. Er hat auch sofort zugestimmtund gesagt: „Der Economy-Gedankemuss in die Welt getragen werden.“.

Ich dachte, das wäre auch immereine Anspielung auf die Politik vongroßen Platten rmen gewesen, dievon bestimmten Alben gleich mehrereVersionen wie Deluxe-, Basic- undSuper-Deluxe-Version veröffentlichen.

Das spielt ein bisschen mit rein. Ichglaube, das spielte aber auch schon beiFIL mit rein. Man kann halt das Normalenehmen, denn das Normale ist eh gut,und deswegen kann es eigentlich nurschlechter werden. Durch Aufpimpenmit einer goldenen Verpackung machtman die Musik nicht besser, aber mankann die Musik durchaus schlechtermachen, wenn man will. (lacht)

Wie lange habt ihr dafür gebraucht?

Einen Tag.

War das die Bedingung?

Ja, das war Bedingung. Wir habendas an einem Tag aufgenommen,und Team Tonic musste auch allesam gleichen Tag mischen. Es gabauch keinen zweiten Versuch.

Ihr habt euch bei den Aufnahmenecht bepisst vor Lachen, oder?

Ja, bei „Breit“ hat Rod vor lauter Lach-krampf unter dem Tisch gelegen und fastkeine Luft mehr bekommen. (lacht)

War denn alles improvisiert?

Nein, nicht alles. Die Mehrheit derTexte war schon improvisiert. „Lasseredn“, zum Beispiel, haben wir aberkurz vorher aufgeschrieben.

Ich fand das „Nur einen Kuss“-Hörspiel toll – am besten hat mirdie Stelle mit Perón gefallen.

Das ist ein Humor, den ich total mag.Wo man den Leuten zunächst weis-macht: „Ah, guck mal, hier hat ersich geirrt“, und dann offenbart man,dass auch das Absicht ist. I love it.

Wie betrachtest du nach „Jazz istanders“ das Album „Geräusch“rückblickend?

Ich bin total stolz auf einzelne Lieder,habe mir aber, seit sie rausgekommenist, die ganze Platte nicht mehr angehört.Das letzte, was ich mir von „Geräusch“angehört habe, war „System“.

©doubi,

#4769

cs4prawda05_03.indd 53 21.06.2009 20:13:20

Page 53: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB54

Den Song nde ich richtig geil, und denwürde ich auch gerne mal live spielen.Ich wüsste aber nicht wie, denn das gehteinfach nicht. Da müssten wir extra Leuteauf die Bühne holen, und allein das Gitar-renthema ist so dermaßen schwierig...Der Song hat’s mir total angetan.

Mein Lieblingssong ist„Jag älskar Sverige!“.

Den haben wir jetzt schon mal kurz imProgramm gehabt, aber er ging gar nichtso ab, wie wir dachten. Das war sogar malein Singlekandidat, und wir haben denimmer etwas stiefmütterlich behandelt.

Ihr könntet ihn auch mal ganz spielen.

Da fehlt dann aber wieder viel. Diedarin enthaltene Klavier gur ist totalwichtig. Es hat oft einen Grund, warumwir manche Stücke nicht live spielen.

„Jazz ist anders“ war auch wiederein kreativer Rundumschlag voneuch. Seid ihr erstaunt über eureeigene Kreativität und dass sieeuch schon so lange treu bleibt?

Ich bin sehr dankbar dafür. Wir schaffenaber auch eine Situation für Kreativität,indem wir keine Idee von vornherein aus-schließen. Das war auch einer der Gründefür unsere damalige Au ösung in den80ern. Wir hatten uns mit Statements wie„bloß nicht politisch“ in eine Ecke herein-manövriert, die für die Kreativität tödlichwar. Wenn ich heute einen Slime-ähnlichenText schreiben würde, würden die anderenbeiden wahrscheinlich sagen: „Kannman mal machen.“. Wir können jetztüber alles reden, und das nde ich gut.

Ob ihr wollt oder nicht, ihr seid nunmal eine politische Band und sorgtdafür, dass eure Hörer zumindestmal das Gehirn einschalten.

Ich nde es lustig, wenn es wiederDiskussionen gibt, dass ich so erstaun-lich viele Fremdwörter benutze. DieLeute bedenken dabei niemals, dassdas für mich keine Fremdworte sind.

Du bist bekennender Klassik-Liebhaber: Hörst du es zur Ent-spannung oder zur Inspiration?

Weder noch. Ich mag es einfach,weil ich mich dann gut fühle. KleinesBeispiel: Ich war lange Zeit in Japan,um Sprachen zu lernen, und bin amletzten Tag in meinen Lieblingstempelgegangen, der einen wunderschönenSteingarten zum Meditieren hat.Ich hatte, was eher selten vorkommt,meinen MP3-Player dabei und habe beiSonnenschein im Steingarten das 5.Klavierkonzert von Beethoven gehört. Daswar mein persönliches „Himmelblau“.

cs4prawda05_03.indd 54 21.06.2009 20:13:22

Page 54: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB 55

Hast du eine Lieblingsepoche oderLieblingskomponisten in der Klassik?

Beethoven ist für mich ganz klar dieNummer Eins. Es gibt aber auch ver-schiedene Werke von Rachmaninow oderChopin, die ich sehr schätze. Ansonstengibt es einzelne Werke von Komponisten,die mir sehr zusagen. Grundsätzlichdarf es bei mir schon moderner undgewaltiger sein, wobei Wagner dannwieder ein bisschen zu dick aufgetragenist. Beim FURT hatten wir während derAufnahmen einen schönen Brauch, denich aus meiner Kindheit übernommenhabe, da haben wir jeden Sonntag beimFrühstück eine Stunde lang Klassik gehört.

Hast du früher eigentlich auch malGedankengänge wie „Wenn ich malreich bin, kaufe ich mir das und das…“oder so ähnlich durchgespielt?

Nein, das war für mich immer viel zuweit weg. Der Reichtum kam zum Glücksehr langsam und nicht über Nacht, sonstwäre ich wahrscheinlich irgendwanndurchgedreht. Ich hatte mal eine kurzePhase, wo ich mir echten Schwachsinngekauft habe. Ich bin sehr dankbar dafürund versuche, nicht schon jetzt allesauszugeben, denn ich weiß ja nie, wannes aufhört. Ich bin da ganz spießig.

Aber ihr betont in Interviews,dass ihr nie wieder arbeitengehen müsst – selbst als ihrdamals Pause gemacht habt.

Das war natürlich auf einem anderenNiveau. Man gewöhnt sich eben anein paar Annehmlichkeiten. Ich ndees schön, dass ich über bestimmteDinge nicht mehr nachdenken muss.

Wie zum Beispiel, ob ich eine Wocheoder ein Jahr Urlaub mache…

Genau, das Geile war, dass ich nachdiesem Jahr sogar mehr Geld aufdem Konto hatte als vorher. (lacht)

Ihr sagt in Interviews auch öfter,dass ihr die Musik nicht neu erfundenhabt. Wer hat sie denn neu erfunden?

Die Beatles vielleicht. Es gab danebenaber schon andere Bands, die ichfür unglaublich innovativ halte, undes gibt sie auch immer noch.

Was macht eine innovative Bandfür dich aus?

Weiß ich nicht. Ich kann es noch nichtmal mathematisch belegen. Bei denBeatles fallen mir ganz viele Sachenein, und bei uns halt weniger. Dabin ich aber nicht traurig drüber.

Bei manchen Liedern hört mandie Ein üsse anderer Bandsauch ganz stark heraus. DieStray Cats zum Beispiel…

Die Stray Cats waren aber auch sehroffensichtlich. Die haben auch selbergeklaut wie die Raben. Bei unserenPlatten aus den 80ern kann man immerschön hören, in welcher musikalischenPhase wir gerade steckten und welcheBands wir gut fanden. Das ist nach derReunion schon anders geworden, wie ichnde. Obwohl man bei den ersten Platten

meine Liebe für NOFX auch heraushört.

Wenn man sich eure Geschichteso anschaut, dann wirkt vielesein bisschen wie das Abar-beiten einer To-Do-Liste.

Ja, de nitiv. Das war sicher beimDreifach-Livealbum, beim Doppelalbumoder beim Unplugged auch so der Fall.Das ist aber nie Selbstzweck, sonderneher ein Aufhänger, um was Neues zumachen. Es ist schon ein Abhaken,aber kein hirnloses Abhaken. DasUnplugged ist ein gutes Beispiel dafür:MTV hatte uns gefragt und wir wolltendas auch machen, wussten aber, dassdie Latte recht hoch hängt - ich sagenur Tropfsteinhöhle. Wir mussten esalso sensationell anders machen, undes ist uns gelungen, wie ich nde.

cs4prawda05_03.indd 55 21.06.2009 20:13:23

Page 55: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

cs4prawda05_03.indd 56 21.06.2009 20:13:24

Page 56: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB 57

Auf so einer To-Do-Liste könntebei euch auch noch so eine ArtTour lm stehen, wie ihn dieFanta 4, die Rolling Stones oderNeil Young gemacht haben?

Finde ich nicht. Wir haben die„Schattenreich“-Videos veröffentlicht, undda ist genug Backstage drin. Bela undich ärgern uns eigentlich schon, dass wirdas damals so gemacht haben, weil wirder Meinung sind, dass ein paar Sacheneinfach verborgen bleiben sollten. Eswird auch nie einen Studiobericht geben,wo man genau sieht, was wir machen.

Weil es entmysti ziert?

Ja, es gibt mit den Beatles und Pink Floydzwei Bands, bei denen ich mich damitbeschäftigt habe. Ich nde die Magie einerAlbumproduktion einfach toll. Getreudem Motto: Die gehen jetzt in dieseZauberkiste und kommen heraus miteinem tollen Album. Wie machen die das?

Hast du eigentlich denMetallica-Film gesehen?

Nee, die anderen beiden sagen immer,dass ich den gucken soll. Ich will es abernicht, weil ich genau weiß, dass ich danachkeine Metallica-Platten mehr hören kann.

Der Metallica-Film hat die Bandin einer deutlichen Krise gezeigt,und auch ihr hattet schon einigeKrisen in eurer Geschichte. Kannman zum Beispiel die Krise vordem Silvester-Konzert mit dernach der „13“-Tour vergleichen?

Sie sind auf jeden Fall ähnlich strukturiert,denn wir neigen dazu, es zu übertreiben.Du fängst als Band an, bist beste Freundeund verbringst Tag und Nacht zusammen.Irgendwann wird es einem zuviel undman fängt an, sich räumlich zu trennen.Leider ist es dann normal, dass mansich auseinander entwickelt, was auchheißt, dass man sich in ein paar Dingenauf den Sack geht. Wir haben es über-trieben und waren einfach zu gierig, weilwir das eigene Label hatten, und haben

dann noch mehr gemacht als sonst. Dashat uns fast die Band gekostet, dochjetzt sind wir entspannter geworden.

Habt ihr deswegen mehr Gasgegeben, weil ihr Verantwortung habtfür Leute, die für euch arbeiten?

Ja, unter anderem und natürlich auchdeswegen, weil man es nicht schlechtermachen will als die, von denen mansich zuvor getrennt hat, weil man dasGefühl hatte, dass es besser geht.

Wie schafft ihr es, euch aufTour genug Freiraum zu lassen,damit ihr euch nicht gegen-seitig auf die Nerven geht?

Bis auf wenige Ausnahmen hat jedervon uns seine eigene Garderobe. Dumerkst im Tourbus einfach, ob der anderegerade kommunizieren will oder nicht.Man lernt, sehr genau auf die Körper-sprache zu achten. Freiräume haben mitder Zeit auch eine ganz andere Wichtigkeitbekommen als früher. Wenn wir früher einschlechtes Konzert hatten, haben das andie 500 oder 2000 Leute mitbekommen.Heute steht‘s in der Zeitung, im Internet,einfach überall. Übertrieben ausgedrückt:Die ganze Welt bekommt es mit! Dadurchhat sich der Druck natürlich auch verän-dert. Wir gehen damit immer noch sehrentspannt um, aber ich merke, dass sichjeder von uns von Zeit zu Zeit ein bisschenabschotten muss.

Liest du dir denn Zeitungsartikelüber euch oder die Konzerte durch?

Direkt nicht, nach der Tour dann irgend-wann mal. Die Kritiken zu „Jazz istanders“ habe ich mir im März 2008 maldurchgelesen. Da hatte ich dann dennötigen Abstand. Manchmal legen sie indem Hotel, in dem wir dann gerade sind,die Zeitung hin – wenn sie schnell genugsind! Früher habe ich die auch noch öftergelesen, aber mittlerweile interessiert esmich einfach nicht mehr. Ich weiß selbstam besten, ob das Konzert gut war. Undwenn ich nde, dass das Konzert nichtso super war, aber jemand schreibt, es

cs4prawda05_03.indd 57 21.06.2009 20:13:24

Page 57: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB58

war fantastisch, dann freu ich mich fürdenjenigen, dass er einen schönen Abendhatte, aber für mich ändert sich nichts.

Ihr verschandelt gerne mal eureLieder gegenseitig auf der Bühne…

Nicht alle! Es gibt bei ein paar Songsein Stillhalte-Abkommen! Da weißjeder: Dieses Lied ist untouchable!Mich hat es total überrascht, dass Belaauf der letzten Tour auf meine „GrafZahl“-Puppe bei „Der Graf“ nicht bösereagiert hat. (lacht) Es gab Zeiten, dahätte er mich aus der Band geworfen!

Manchmal hat man das Gefühl,dass du etwas zickig reagierst,wenn Bela ein Lied von dir aus-einandernimmt zum Beispiel.

(lacht) Manchmal wird ein Lied einfachvöllig zerstört! Da merk ich dann, wienicht nur das Lied, sondern auch dasKonzert zerfasert! Da gibt es in der Bandunterschiedliche Ansichten. Bela ist esvöllig egal, und mir ist es nicht immervöllig egal. Es gibt auch Tage, da stoßenBela und ich Rod total vor den Kopf, weilwir zehn Minuten kompletten Schwachsinn

erzählen. Aber ich bin halt lauter als Rod(lacht), und wenn ich nde es reicht,dann sage ich eben auch es reicht! Rodwürde so etwas nicht sagen. Rod gehteher von der Bühne und raucht eine! Sogeht halt jeder anders damit um. (lacht)

Warum ist dir die Interaktion mitFans so wichtig? Gerade bei Kon-zerten singst du ja auch ganz gernemal über die anwesenden Fans.

Eigentlich mache ich das hauptsächlich fürmich, weil ich es langweilig nde, wenn wirwirklich jeden Tag dasselbe machen. Not-gedrungen gibt es eben dieses Gerüst derSetlist, sonst wäre es auch für uns zu cha-otisch. Bei den Songs versuche ich schon,jeden Abend etwas zu ändern. Manchmalsingt Bela auch was, und ich muss vorLachen abbrechen. Aber manchmal istauch Interaktion, da will ich dann unbe-dingt mit dem Publikum interagieren.

Anscheinend ist da doch ein gewisserMitteilungsdrang: Warum schreibtihr keine Tourtagebücher mehr?

Zuviel Arbeit bzw. zu wenig Zeit. Ich kannmich entscheiden zwischen Tourtagebuchschreiben oder Fanmails beantworten,und ich habe mich für die Fanmailsentschieden. Ich mache das, weil wirimmer sofort reagieren wollen, wenn aufTour etwas vorfällt. Die Konzerte sindmittlerweile so groß, dass wir bestimmteDinge einfach nicht mitbekommen! Wenndie Security am Einlass sich danebenbenimmt, bekommen wir das schlichtwegnicht mit. Genau für solche Fälle sind dieFanmails hauptsächlich da - und natürlichaus Eitelkeit. (lacht) Wenn ich ein Albumherausbringe, will ich natürlich auchwissen, wie es bei den Leuten ankommt!

Wie sieht es mit einer Fortsetzungeurer Biogra e aus? Das Meerschweinist ja noch nicht zu Ende geschrieben.

Um dem Ganzen gerecht zu werden,müsste jetzt nochmal ein genauso dickesBuch rauskommen. Dann würden sich allewieder über den Preis beschweren. Aberso was kostet nun mal auch. Es gibt halt

Ein Berliner Urgestein.

©Ju

lae,

#4193

cs4prawda05_03.indd 58 21.06.2009 20:13:26

Page 58: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

IM GESPRÄCH MIT FARIN URLAUB 59

immer noch welche, die denken, wenn dasBuch 50 Euro kostet, bekommt die Banddavon 48 Euro. Schön wär‘s... (lacht)Also mal sehen - vielleicht postum dann.

Es ist euch ein Anliegen, die ökolo-gischen Auswirkungen eures Schaf-fens zu beachten und euch für dasThema Nachhaltigkeit einzusetzen.

In erster Linie ist es uns ein Anliegen,die Leute zum Nachdenken zu bewegen.Eine Tour ist halt eine Riesenumweltsau-erei. Es ist uns schon ernst mit solchenSachen wie CO²OL oder FSC, aber es istvor allem erst einmal ein Denkanstoß.

Wie sieht es in dem Punkt miteurem Merchandise aus?

Wir lassen ihn auf jeden Fall nicht inBangladesh fertigen.

Wo wird er denn hergestellt?

Gedruckt wird auf jeden Fall in Berlin.Ich habe bei Yentz von Deutschrock malangeregt, dass er einen Pass macht,was tatsächlich unheimlich aufwendigist, da diejenigen, die Qualitätswareanbieten und deren Stoffe nicht durchKinderhände gegangen sind, spärlichgesät und extrem vorsichtig sind. Esist ziemlich schwer, zu jedem T-Shirt soein Zerti kat zu kriegen. Das ist eineGeld- und Zeitfrage, und ich bestehe abertrotzdem darauf, dass die das machen.

Ist das auch einer der Gründe dafür,warum euer Merchandise so teuer ist?

Einer schon. Der andere ist, dass dieDeutschrock-Mitarbeiter natürlich deutscheGehälter kriegen. Ich nde zum Beispiel 28Euro absurd viel Geld für ein T-Shirt, aberwenn man weiß, wie die H&M- oder C&A-Preise zustande kommen, dann wundertes mich auch nicht. Denen ist das egal,und der Endverbraucher ndet drei Euronatürlich super und denkt aber nicht nach.Es gibt ein schönes Buch, „The Travel OfA T-Shirt in Global Economy“. Das habeich Yentz auch geschenkt, und die sind daauch dran. Die haben nur leider bedingt

durch die Übernahme von Universal vielzu tun. Es ist leider extrem zeitaufwendigund dauert länger, als ich dachte. Ichwill aber, dass das gemacht wird.

Du hast gerade die Übernahmevon Deutschrock durch Uni-versal angesprochen. Ihr werdetimmer wieder mit Deutschrockin Verbindung gebracht.

Wir sind aber seit ein paar Jahrenkomplett raus aus dem Thema. Wirhaben Deutschrock in den Anfangstagenlediglich das Startkapital vorgestreckt.Der Hintergrund der anteiligen Über-nahme durch Universal scheint zu sein,dass die Plattenverkäufe dramatischruntergehen und die Majors bei neuenVerträgen mit Künstlern jetzt auch dieMerchandise-Rechte, die Verlagsrechteund Tourrechte haben möchten, da sieüberall mitverdienen wollen. Und dannhilft es denen offenbar, wenn sie diebestehenden Strukturen von Deutschrocksamt eigener Druckerei nutzen können.

Evil Acker, Anja und Jesperine

cs4prawda05_03.indd 59 21.06.2009 20:13:27

Page 59: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN60

Fangen wir mit der Frage an, was Fan-seiten überhaupt sind. Wikipedia sagt:„Eine Fanpage bezeichnet eine Web-seite, auf der gezielte Informationenüber ein bestimmtes Hobby bereit-gestellt werden. Hierbei möchte mandieses mit anderen teilen oder Inter-esse bei Leuten wecken, welche sichmit dem entsprechendem Thema nochnicht auseinandergesetzt haben.“

Fanseiten sind also Internetseiten, dievon Fans einer Band, einer Person odereiner Institution gestaltet werden und dieeben dieser Band, Person oder Institutionhuldigen sowie Informationen sammeln,präsentieren und verbreiten. Das Ganzekann mit Wissen von und in Absprachemit der Band (bleiben wir der Einfachheithalber mal bei diesem einen Beispiel)

passieren - gerade bei großen Bands istes aber auch oft der Fall, dass die Seitenkomplett unabhängig von der Band sindund dass die Band oft noch nicht einmalweiß, dass eine bestimmte Seite existiert.

Inhaltlich gibt es bei Band-Fanseiten einigeInhalte, die fast immer vertreten sind:Eine News-Sektion, in der die neuestenNachrichten und Gerüchte über die Bandangekündigt werden. Einen Bereich zu

Live-Konzerten:Aktuelle Konzertter-mine (gerne auchschon, bevor dieseof ziell von denKünstlern bestätigtwerden) sowieBerichte und Fotosvon Konzerten. EineDiskographie, diesehr oft viel ausführ-licher ist als die aufden of ziellen Band-Seiten. (Der Grunddafür ist einfach:Viele der Hardcore-Fans sind Sammlerund haben daherden besten Überblicküber die verschie-denen Ausgaben derVeröffentlichungen.)Der Vollständigkeithalber gibt es auchmeist noch einenÜberblick über die

Bandgeschichte, der sich aber - logi-scherweise - kaum von den Texten aufden of ziellen Bandseiten unterscheidet.Manche Fanseiten zeichnen sich außerdemdurch eine Community aus, also einForum oder weitere Web-2.0-Funktionen.Insbesondere durch solche Interaktivitätwachsen Fanseiten oft schnell heran undentwickeln sich zur ersten Anlaufstelle für

Was ist EinE fansEitE,WEr macHt siE unD vor allEm:

Warum???

Das Netz in dem wir hängen.

©pep

spro

g/

PIXELI

O

cs4prawda05_03.indd 60 21.06.2009 20:13:29

Page 60: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN 61

Fans, auch wenn die of ziellen und bestä-tigten Infos natürlich weiterhin von derof ziellen Bandseite kommen. Fanseitensind oftmals schneller, aktueller und aus-führlicher, und durch einen direkten undunge lterten Austausch zwischen den Fansentwickelt sich ein richtiges Fan-Netzwerk.

Eine gute Fanseite zu betreuen kannein Vollzeitjob sein. Denn eine Fanseite,die nicht regelmäßig aktualisiert wird,wird sehr schnell in der Versenkungverschwinden, beziehungsweise niewirklich „durchstarten“. Es gilt also,ständig Informationen zu sammeln undsie möglichst schnell zu veröffentlichen.Denn auch wenn immer alle News wei-tergegeben werden, dies aber immer erstWochen, nachdem sie auf anderen Seitenverkündet wurden, bindet das keine Leser.

Und nicht nur die Aktualität ist wichtig.Auch das Design, der Umfang, die Ori-ginalität einer Fanseite ist ein wichtigesKriterium, ob eine Seite gut ist odernicht. Und natürlich sollten die Inhalteausschließlich selbst verfasst sein undnicht von anderen Seiten zusammenge-klaut – was man leider viel zu oft erlebt.

Ein wichtiger und grundsätzlicher Unter-scheidungspunkt bei Fanseiten ist, ob dieSeite in irgendeinerForm mit der Bandzusammenarbeitetoder nicht. Insbeson-dere bei kleinerenBands ist es oft so,dass die Band ihreFanseite aktiv unter-stützt. Hier muss derMacher dann natürlichauch Rücksicht aufdie Belange der Bandnehmen - gibt esInfos, die zuerst vonder Band veröffentlichtwerden sollen? Gibtes Fakten, die zwarbekannt sind, dieaber eigentlich niefür die Öffentlichkeitbestimmt waren?Solche Faktoren

müssen abgewogen werden, um zuentscheiden, welche Infos auf der Seiteveröffentlicht werden und welche nicht.Denn bei der „Geheimhaltung“ bestimmterInfos wird schnell das Vertrauen der Fansverspielt und die Fanseite wird unglaub-würdig - andererseits kann eine of zielleFanseite es sich auch nicht erlauben,der Band in den Rücken zu fallen.

Solche Probleme hat eine inof zielleFanseite natürlich nicht - hier gibt essowieso keine regelmäßige Zusam-menarbeit mit der Band, so dass keineVorab-Infos verfügbar sind und alles, wasbekannt ist, auch veröffentlicht werdenkann. Aber auch hier ist Fingerspitzen-gefühl nötig, um zu vermeiden, dassdie Band irgendwann einmal über dieSeite stolpert und entsetzt ist, welcheInformationen verbreitet werden.

Wer macht Fanseiten? Fans natürlich,ganz klar. Die meisten Fanseiten werdenvon Personen gestaltet, die vom erstenEindruck der Band so überwältigt waren,dass sie dachten: „Das muss in die Welthinausgetragen werden.“ Denn Fanseitensind vor allem eins: Werbung für die Band.Und Werbung wiederum ist vor allem eins,nämlich: Arbeit. Und auch wenn dieseArbeit der Band so freiwillig und unent-

www.dieaerzte.at

cs4prawda05_03.indd 61 21.06.2009 20:13:30

Page 61: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN62

geltlich abgenommen wird, kann manals Fanseitenbetreiber im Allgemeinenerstmal keine aktive Unterstützung derBand erwarten - man muss die Seitealso selbst und auf eigene Kosten hoch-ziehen und sich einen Ruf erarbeiten.Wenn der stimmt und die Band überdie Seite informiert ist, wird es natür-lich immer einfacher, Informationen,Goodies für Verlosungen o. ä. undeventuell sogar mal Promoexemplarevon Veröffentlichungen zu bekommen.

Und hier sind wir dann schon langsambei der Motivation angekommen. Warummacht man eine Fanseite? Es gibt zweioffensichtliche Gründe. Nummer eins: UmWerbung für die Band zu machen, mög-lichst viele neue Fans zu rekrutieren unddamit die Band zu unterstützen. Nummerzwei: Um selbst einige Vorteile zu erhalten- seien dies nun Vorab-Infos, Promos,Gästelistenplätze oder aber, mit der Bandpersönlich bekannt zu werden. Beides sindabsolut legitime Gründe. Grund eins istunabdinglich - denn ohne den Willen, dieBand zu unterstützen, wird man nie soweit kommen, dass die Arbeit sich irgend-wann auszahlt und Grund zwei erfüllt wird.

Die meisten Bands sind dankbar fürFanseiten. Insbesondere kleinere Bandsfreuen sich über ihre erste Fanseite wie

kleine Kinder undunterstützen sienatürlich sehrgerne. Sobald dieBands aber etwasgrößer werden undmehrere Fanseitenentstehen, wird dieSituation schwie-riger. Welche solldenn nun unter-stützt werden? Sehrschnell entstehtauch ein Konkur-renzverhalten unterden verschiedenenSeiten - welcheFanseite hatwelche Info zuerstund das größere

Gewinnspiel? Bei wirklich großen Bandswie die ärzte gibt es Unmengen anverschiedenen Fanseiten, und nicht maldie Band hat einen wirklichen Überblickdarüber. In diesem Umfeld zu wachsenund mehr und mehr treue Besucheranzuziehen, ist extremst schwierig.

Dennoch, egal in welchem Stadium - miteiner guten Fanseite und viel Einsatzkann man natürlich ein gutes Verhältniszu Band und/oder Management (je nachGröße der Band) aufbauen. Allerdingsist dafür sehr viel Zeit, Arbeit und Hart-näckigkeit nötig. Und die Entlohnung istim Allgemeinen doch eher dürftig - es istsehr selten, dass eine Band von sich ausdaran denkt, dem Fanseitenbetreiber einGratisexemplar einer Veröffentlichungzuzustellen, auch wenn sie für die Arbeitwirklich dankbar sind und sie nichtmissen wollten. Aber das Betreiben einerFanseite ist eben eine freiwillige Aufgabeund nichts, wofür man eine Entlohnungerwarten sollte. Und was ist eine schönereBelohnung für die Arbeit, als wenn manirgendwann irgendwie irgendwo bemerkt,dass die Band die eigene Fanseite tat-sächlich einmal besucht hat und die Arbeitschätzt? Dafür nimmt man dann sogar dieendlosen Diskussionen mit Management,Platten rma und Promotern in Kauf...

Susi S.

www.die-beste-band-der-welt.de

cs4prawda05_03.indd 62 21.06.2009 20:13:30

Page 62: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN 63

Es erscheint mir immer wie eine kleineZeitreise, wenn ich an die Anfangstage desInternets zurückdenke. Einen Internet-Anschluss hatten damals nur wenige, amehesten gab es noch so etwas wie BTX.Doch neugierig war ich trotzdem auf dieseneue Technik des für alle offenen Inter-nets. 1996 war es schließlich soweit: Wirhatten einen Internet-Anschluss, und imgleichen Jahr stellte Mark Rickers langevor einer of ziellen Lösung eine ersteWebseite über die ärzte ins Netz (heute:www.pogophil.de) - versteckt hintereiner merkwürdigen URL und gehostetbei Schlund+Partner, einem der dama-ligen Provider-Pioniere in Deutschland.Das Design von Marks Webseite hatsich bis heute unwesentlich verändert,was sicher auch eine große PortionCharmefaktor birgt. Bemerkens-wert war die zur damaligen Zeiteinmalige Diskographie-Aufstellungüber die ärzte, eine wichtigeGrundlage für meine Besuche beiFlohmärkten und Plattenbörsen.Auch fanden sich auf dieser WebsiteAufnahmen von weiteren bis datounveröffentlichten „Moskito“-Songszum kostenlosen Download wieder,die Farin und Bela mit King Køng bzw.Depp Jones während der Trennungder Band für die damalige Jugend-sendung des SFB komponiert hatten.Teilweise konnten sich Bela und Farinan diese gar nicht mehr erinnern.

Ungefähr zur gleichen Zeit gab es auchschon die Webseite von Tobias Braun,die später unter www.zitroneneis.deerreichbar war und neben der komplettenDÄ-Diskographie auch Tonträger-Übersichten von den Busters, WIZO,Mimmis usw. enthielt. Leider wird dieSeite nicht mehr gep egt, heute ndetman auf www.b-17-jetter.de eine ziemlichausführliche Diskographie von die ärzte.

Ich selbst habe 1998 mit meiner Fan-page angefangen, die später zu www.die-beste-band-der-welt.de werden sollte.Meine Verehrung für DÄ war mir alsgeeigneter Zweck erschienen, mit einereigenen Webseite ins Netz zu gehen. Miteiner Aufzählung über mich wollte ichda nun wirklich niemanden langweilen.Interessanterweise gab es auch schoneine Fanpage von zwei Mädels namensStacey und Geneva aus Amerika, die sichauf irgendeine schleierhafte Art und Weisemit dem DÄ-Virus in ziert hatten und wieeinige andere DÄ-Fanpages zur dama-ligen Zeit auch den Besucher mit MIDI-Versionen von die ärzte-Songs quälten.

MIDIs waren damals in Zeiten geringerSpeicherkapazitäten groß in Mode. EinigeFans wie MC B.H.V. oder Synthex APM,die einen gewissen musikalischen Back-ground hatten, machten sich die Müheund spielten die Melodien von DÄ-Songsvia Keyboard oder Synthesizer in denRechner ein. Das MIDI-Angebot warschon bald recht umfangreich – über dieQualität konnte man sich freilich streiten.

iHr sitzt BEstimmt DEn ganzEntag vorm BilDscHirm, unD

iHr surft DurcHs intErnEt…

www.zitroneneis.de

cs4prawda05_03.indd 63 21.06.2009 20:13:31

Page 63: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN64

Unter www.dieaerzte.de/midis könntihr euch euer eigenes Urteil bilden.Wolfgang Grebe machte sich unterdessendaran, nacheinander die Akkorde zuetlichen die ärzte-Songs auf seinerHomepage (www.dieaerzte.de/akkorde)aufzuführen. Damit trug er lange vor demersten of ziellen Songbookeinen nicht unerheblichenAnteil zu manch schönerLagerfeuerromantik oderBandgründung bei. Gleichesgilt für die Webseite www.debil-tabs.de, die noch vordem Notenfreund Tabula-turen von DÄ-Songs bot.

Weitere Fanpages schossenbald wie Pilze aus dem Boden.Fast jede Woche kam nun eineneue Seite dazu,die auch schonbald im dieärzte-Webring(www.dieaerzte.de/webring)eingetragenwurde. Webringsdienten damalsanalog Verzeich-nisdiensten wieYahoo! oderDMOZ dazu,Webseitenmit ähnlichenInteres-sensgebieten zu kanalisieren undüberschaubar zu machen.

Oftmals waren viele dieser Fanpages nurein billiger Abklatsch bereits existierenderWebseiten, die sich nicht mal die Mühemachten, neue Texte zu verfassen, undeinfach munter drauf los kopierten. DasAngebot an innovativen Fanpages warüberschaubar, und so freute man sichüber Webseiten wie www.fantests.de, mitdenen man etwas für seine DÄ-Allgemein-bildung tun konnte. Oder über die Fanpagevon Cattivo, die einen Überblick über diePreise seltener DÄ-Tonträger bei eBay bot.

Zwischen den Fanpages, die über einenaktuellen Newsteil verfügten, entstand

schon bald ein sportlicher Wettkampfdarüber, wer zuerst mit einer wichtigenMeldung online ging. Meistens war eineMeldung schon online, noch bevor sieüberhaupt von of zieller Seite bestätigtwurde. Viele Soloaktivitäten wurden über-haupt erst durch Meldungen auf diversen

Fanpages entdeckt. Selbst dasManagement von die ärztenahm diesen Informations-dienst dankbar an, um sichauf dem Laufenden zu halten.

Sehr früh gab es auch ersteInternet-Fanclubs, wie

den Ältestenrat (www.dieaerzte.de/aeltestenrat), die Saarlandfront (www.saarlandfront.de) oder Bierschinken(www.bierschinken.net), auf derenWebseiten man mit Gleichgesinnten einegute Zeit verbrachte und noch immerverbringt. 2001 erblickte sogar kurz-zeitig ein weiterer Fanclub namens „DieGurkentruppe“ das Licht der Welt, derim Gegensatz zum damaligen of ziellenFanclub den Fans einen onlinebasiertenDienst bieten sollte. Er verschwandschon bald in der Bedeutungslosigkeit,kann aber aus heutiger Sicht als eine ArtVorläufer des DÄOF angesehen werden.

Im Jahr 2001 hatte ich persönlich vielZeit für meine Fanpage und konnte ein

www.saarlandfront.de undwww.bierschinken.net

cs4prawda05_03.indd 64 21.06.2009 20:13:32

Page 64: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN 65

umfangreiches Archiv aufbauen, dasbis heute fast alle Songtexte (inkl. allerSoloprojekte), Tourdaten, TV/Radio-Auftritte und die Diskographie umfasst.Bald gab es für den Bereich „Tourdaten“mit www.tourdatenarchiv.de eine eigeneformidable Seite, die bis heute allebekannten Konzerte der Band und ihrerSoloprojekte au istet - inklusive Setlisten,Tickets, Tourplakaten, Fotos und Berichten.

Im Jahr 2001 ging mit www.kill-them-all.de dann etwas richtig Innovatives an denStart: Erstmals waren alle die ärzte-Bootlegs für umme downloadbar. Manmusste also fortan nicht mehr Preisevon 30 DM oder mehr für ein schlechtgemachtes Plagiat bezahlen. Nachdemdie kostenlosen Download-Server nach-einander verschlissen worden sind,erbarmten sich schließlich die ärzteselbst, die von der Idee begeistertwaren, und spendierten freien Spei-cherplatz. Bis heute bietet die Seitealle DÄ Live- und Remix-Bootlegssowie diverse Live-Mitschnittezum kostenlosen Download an.

Auch die österreichischen dieärzte-Fans konnten mit www.dieaerzte.at bald eine richtiggute Fanpage aufweisen.

Mit den Jahren wurde das Feld andie ärzte-Fanpages immer mehrausgedünnt. Bis heute habensich nur wenige gehalten, was

meistens verändertenprivaten Umständen undInteressen geschuldet ist.

Ein anderer Aspekt istsicher das gestiegeneInteresse am Web 2.0.So gibt es heutzutage innahezu jedem Netzwerkwie MySpace, Facebookoder StudiVZ mindestenseine die ärzte-, Farin-,Bela- oder Rod-Gruppe, woman sich munter und schnellaustauscht. Das gleiche giltfür Foren wie das inof zielle

Ärzte-Forum, das schonsehr lange existiert, oder

das Bademeister-Board. die ärzte-Fanssind nun mal bekanntlich ungern allein.

Mit der Gründung des DÄOF wurde 2007nun auch der of zielle Fanclub der Bandan die neue Online-Welt angepasst. Sowerden auf der DÄOF-Homepage alleMitglieder stets auf dem Laufendengehalten und haben Zugriff auf spe-zielle Fanclubaktionen und –foren.

In Zeiten des stetigen Wandels wird sichauch die Online-Fankultur laufend verän-dern. Bleibt noch festzuhalten, dass sichviele der Fanpage-Pioniere bis heute regel-mäßig auf die ärzte-Konzerten begegnenund noch gerne über die Anfänge schmun-zeln. War schon eine schöne Zeit…

www.dieaerzte.de

www.tourdatenarchiv.de

cs4prawda05_03.indd 65 21.06.2009 20:13:34

Page 65: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN66

Und was machten die ärzte?

Bis ca. 1998 passierte eigentlich nicht viel.Ab dem 16. März 1998 konnte man ersteof zielle Inhalte über www.deutschrock.de bzw. später www.deutschrock.de/die_beste_band_der_welt abrufen. Esgab ein paar Fotos, eine unvollständigeDiskographie und ein paar Bandstate-ments und Tagebucheinträge – z. B.zum damaligen „Bravo“-Skandal.Durch das Wirrwarr navigierte manmit der Gwendoline, die vor kurzembeim „Best Of bademeister.com“noch einmal zum Einsatz kam.

Am 5. April 1999 wurde www.bademeister.com die neue Online-Heimat der dieärzte, was erstmals auf dem Cover der„Rebell“-Single entsprechend vermerktwurde. Seit dem „Runter mit den Spen-dierhosen, Unsichtbarer!“-Album wurdedas Design der of ziellen Homepage zujedem neuen Album verändert. Es folgtenbis heute etliche Ostereiersuchspiele,Weihnachtsaktionen, Live-Übertragungenund Verrücktheiten wie das Ausradierenvon Bela B. zur „Dinge von denen“-Single oder die kurzfristige Umbenen-nung in „Die Köche“ im Jahr 2007.

Passend zu den Geheim-touren anno 2000 und2003 gab es natürlich auchextra Webseiten für Die ZuSpäten (www.bademeister.com/dzs) und Nudo TraI Cannibali (www.nackt-unter-kannibalen.de).

Dem Netzwerk-Wahn habensich die ärzte bisher kom-plett entzogen. Lediglichauf MySpace ndet sich einof ziellen Pro l, welchesden Besucher aufklärt, dasswww.bademeister.comdie of zielle Website ist.

Bemerkenswert ist, dassdie ärzte seinerzeitoffenbar gar nicht ver-

suchten, sich die Rechte anDomains wie www.dieaerzte.de oder www.die-aerzte.dezurückzukaufen, die ndigeFans schon früh registrierthatten. Man wählte mit www.bademeister.com einfacheinen grif gen und selbstiro-nischen Namen, der damalszwar Befremden auslöste,doch heute nahezu selbst-verständlich geworden ist.

Evil AckerNudo Tra I Cannibali (www.nackt-unter-kannibalen.de)

Die Zu Späten (www.bademeister.com/dzs)

cs4prawda05_03.indd 66 21.06.2009 20:13:35

Page 66: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN 67

DiE BEstE ärztE-HomEPagE DEr WElt!!!

Wen sollte man zum Thema die ärzte-Fanseiten eher befragen als DÄ-Fanseiten-“Pionier“ Mark Rickers? Erstellte die allererste Fanseite von dieärzte online, die mittlerweile unterwww.pogophil.de erreichbar undnach wie vor eine der verlässlichstenQuellen in Sachen DÄ-News ist. Grundgenug, Mark zum Thema Fanseiten imAllgemeinen und pogophil.de imSpeziellen auszuquetschen.

Seit wann betreibst dudeine Fanseite? Musst du danachgucken, oder weißt du esauswendig?

Das weiß ich in der Tat nochauswendig: Ich habe meineHomepage erstmals am 01.September 1996 auf die Menschheitlosgelassen und hatte mir dafüreigens einen AOL-Account bestellt,durch den man halbwegs günstigan 10MB Webspace herankam, wasdamals relativ viel war. Zuvor hatteich bereits wochenlang an der Seiteherumgebastelt, weil ich mit einerFanpage ins Netz wollte, die von Anfangan relativ umfangreich sein sollte.Da es damals schlichtweg keinerlei andereInformationen über DÄ im Netz gab (ausheutiger Sicht kaum zu glauben, aberda war wirklich nichts! Die of zielle DÄ-Homepage existiert ja z. B. auch erstseit März 1998), entsprach der eigentlichironisch gemeinte Titel „Die beste Ärzte-Homepage der Welt !!!“ (nur korrekt mitgenau drei Ausrufezeichen) eine ganzeWeile lang durchaus der Wahrheit.

Was war die ursprünglicheMotivation? Welche Erwartungenhattest du zu Beginn?

Ich gebe zu, dass mir das ein wenigpeinlich ist, aber... Schlüsselerlebnis warein kurzfristig angesetztes und letztendlichsehr geniales Club-Konzert von UdoLindenberg in Münster, das ich (da es inden einschlägigen Konzertmagazinen nichterwähnt wurde) de nitiv verpasst hätte,wenn ich von dem Termin nicht durch eineChemnitzer Fanpage erfahren hätte.

Diese Lindenberg-Fanpage, die mittlerweilenicht mehr existiert, hatte bereits viel vondem, was ich auf einer Fanpage für wichtighalte: Sparten für aktuelle Neuigkeitenund Termine, eine Diskographie - und einabsolut zweckmäßiges Design, an demsich pogophil.de in groben Zügen selbstheute noch orientiert... ;-)Kurzum: Ich fand diese Fanpage toll unddachte mir (so, und jetzt kriege ich endlichdie Kurve zum Punk!) „sowas kannst duauch“ und fühlte mich als bekennenderDÄ-Fan dazu berufen, die allererste Seiteüber die beste Band der Welt ins Netz zustellen.Große Erwartungen hatte ich dabei nicht,da ich anfangs davon ausgegangen bin,

cs4prawda05_03.indd 67 21.06.2009 20:13:36

Page 67: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN68dass meine Homepage relativ schnellfähige Nachahmer auf den Plan rufenwird, die meine Seite innerhalb kürzesterZeit kopieren und daraufhin übertrumpfenwürden. Nichtsdestotrotz habe ich danneinfach mal angefangen und war aufdie Reaktionen anderer Fans gespannt.Und die kamen dann auch reichlich,weil offenbar tatsächlich ein gewissesInteresse an so einer Informationsseitebestand. Da ich von vielen freundlichenLeuten zudem mitweiteren Infosund Material (z.B. eingescanntenPlattencovernund Fotos)versorgt wordenbin, hatte meineFanpage damalsrelativ schnellein inhaltlichesAusmaßerreicht, dasmit so ziemlich jeder anderenBandseite, die mir damalsbekannt war, locker mithaltenkonnte...

Haben sich Motivation undErwartungen über die Zeitgeändert?

Ja, ganz klar: War meineFanpage in der Anfangszeitnoch eine (wenn nicht sogar DIE) zentraleAnlaufstelle für DÄ-Fans im Internet,hatte sich das spätestens 2001 erledigt,weil es plötzlich im Netz vor DÄ-Fanpagesnur so wimmelte - und die of zielle DÄ-Homepage gleichzeitig immer besserwurde. Ich habe meine Fanpage deshalbspätestens ab diesem Zeitpunkt nurnoch als gute Ergänzung betrachtet undmich vor allem auf die Aktualisierungen„meiner“ DÄ-News konzentriert.Seitdem „zitroneneis.de“ nicht mehraktualisiert wird, habe ich mich in denletzten Jahren allerdings auch wiederverstärkt um die Diskographie (www.pogophil.de/diskogr.htm) gekümmert, washoffentlich dem einen oder anderen schonaufgefallen ist...?

Hast du schon mal daran gedacht, dieSeite aufzugeben?

Natürlich schwankt die Motivation in soeinem langen Zeitraum auch schon mal,zumal man ja auch abends nicht immerLust hat, sich nochmal konzentriert anden PC zu begeben, wenn man schonden halben Arbeitstag vor so einer Kistegesessen hat - sondern sich dann lieberpassiv berieseln lässt. Solange mir die

Musik von FarinBelaRod abernoch halbwegs Spaß machtund ich selber noch einenMehrwert in meiner eigenenFanpage erkennen kann,werde ich wohl erstmalweitermachen.

Wenn du irgendwann beschließt,aufzuhören, wirst du die Seite of inenehmen oder sie an jemand anderenübergeben oder...?

Sofern mir die Fanpage nicht vorhervon einem reichen Russen abgekauftwird, denke ich, dass ich die Seite (oderzumindest Teile von ihr) dann vermutlichin einem „Archiv-Status“ im Netz belassenwerde.

Hast du je darüber nachgedacht, dirUnterstützer zu holen, die auch Newsschreiben und dich somit entlasten?

Nein, nicht ernsthaft.

cs4prawda05_03.indd 68 21.06.2009 20:13:39

Page 68: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

FANSEITEN 69Warum nicht? Was spricht dagegen,sich Unterstützung zu holen? Ist davielleicht auch ein bisschen „Stolz“dabei, das alleine durchzuziehen?

Nein, es geht mir vielmehr darum,dass man sich mit keinem absprechenmuss, wenn man sowas alleine macht.Dadurch muss ich es nur mit mir selberausmachen, wann ich mich um welcheUpdates kümmere. Und kann theoretischjederzeit eine Pause einlegen, wenn mirdanach ist. Bin ja schließlich kein of ziellerFanclub! ;-)

Kriegst du regelmäßig Anfragen/Bewerbungen von Leuten, die dichunterstützen wollen?

Hin und wieder melden sich tatsächlichLeute bei mir, die mir Hilfe anbieten.Aber irgendwie passierte das immer inunpassenden Momenten.Deshalb möchte ich an dieser Stelle dieGelegenheit nutzen, meine Oma zu grüßenund mich für die freundlichen Angebote zubedanken!

Was für Vorteile hast du persönlichdurch die Seite?

„Vorteile“ ist gut: Ich habe meinerHomepage vor allem zwei Freundezu verdanken, die ich ansonstenwahrscheinlich nie kennengelernt hätte.Das ist de nitiv etwas, womit man amAnfang nicht rechnen konnte... :-)

Was für Feedback bekommst du?

In der Regel bekomme ich sehrwohlwollende Rückmeldungen. Aber waswill man von Gleichgesinnten auch schonanderes erwarten?Wenn ich eine Website nicht gut nde,schreibe ich dem Webmaster ja auch keinekritische E-Mail, sondern besuche dieseAdresse halt nur nicht mehr.

Deine Seite ist seit Beginn anunverändert im Design - bewussteEntscheidung oder einfach keine Zeit/Lust, alles umzubauen?

Ha, diese Frage musste ja kommen! Wobeiman dabei auch wissen muss, dass diesesDesign im Jahre 1996 noch gar nicht soanachronistisch wirkte wie heute.Also, ursprünglich war das tatsächlicheine bewusste Entscheidung, weil es mireindeutig auf die Inhalte ankommt. Maldavon abgesehen, dass ich zwar beimPogo mit einer ausgefeilten Choreographieglänze, aber dafür als kreativer Designereher die Kreisliga repräsentiere, gab esanfangs auch handfeste technische Gründefür diese Art der Gestaltung: Da es damalsnoch kein DSL gab, sondern die meistenLeute noch analoge Modems nutzten und14“-Monitore noch weit verbreitet waren,habe ich es auf eine Website angelegt, diesich möglichst schnell laden und mangelsFrames auch auf kleineren Bildschirmenproblemlos betrachten lässt (eine solcheDarstellung ist übrigens auch heute nochsehr für diejenigen von Vorteil, die mitihrem Handy im Internet surfen). Unddanach habe ich mich ganz konsequentimmer viel lieber mit den Inhalten meinerFanpage beschäftigt als mit dem Design...

Stört es dich, wenn Leute einfach dieNews von deiner Seite für ihre eigeneFanseite abschreiben, oder ehrt dichdas eher?

Naja, ich würde mich schon freuen, wennmeine Fanpage in solchen Fällen als Quellegenannt wird. Aber viel wichtiger ist, dassdie frohe Kunde überhaupt unters Fan-Volkgebracht wird!

Was ist dir beim Schreiben deinerNews besonders wichtig?

Im Idealfall sollten die News natürlichschon möglichst aktuell und vor allemmöglichst gut recherchiert sein. Kannsein, dass ich auch`ne Menge Glück dabeihatte, aber im Laufe der Jahre habensich nur verdammt wenige Meldungen alsEnten herausgestellt.

Vielen lieben Dank für dieinteressanten Antworten!

Susi S.

cs4prawda05_03.indd 69 21.06.2009 20:13:39

Page 69: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE GEFÄHRTEN: LUI HELMIG70

Lichtmann Lui Helmig ist eineder treusten Seelen im Lebenvon die ärzte. Seit fast 25 Jahrensteuert er die Lichtshow derBand und hat seitdem vieles mitder Band erlebt. Der Fortschrittnahm unhaltbar seinen Lauf, dieBeziehung zu die ärzte blieb aberstets bestehen. Wir trafen Lui ineinem Restaurant im westfälischenWerne (inklusive Bundeskegel-bahn) und sprachen mit ihm überdie optischen Finessen einerLiveshow, legendäre Pannenund den Job eines Beleuchters.

Lui, seit wann bist du Lichtmann?

Ich habe am 6. Dezember 1979, meinemGeburtstag, als völliger Autodidaktangefangen. Ich bin eigentlich gelernterSchreiner und habe bei der Firma Schall-wand gearbeitet, die Boxen und Casesgebaut hat. Irgendwann ist der Lichtmannder Firma aufgrund eines Hexenschussesfür eine Tour ausgefallen, und ich wurdedann gefragt, ob ich mir das nichtzutrauen würde. Ich hatte zuvor keineErfahrungen damit, fand es aber sehrspannend. Seitdem arbeite ich freiberu ichals Licht- und Bühnendesigner.

Mit welchen Künstlern warstdu zuerst auf Tour?

Die erste Band war eine Gruppe ausMünster namens Marilyn Rock. Danach binich viel mit Deutschrockgrößen und Inde-pendent-Künstlern wie Killing Joke, TheMission oder Talk Talk auf Tour gegangen.

Wie kam es dann zur Zusam-menarbeit mit die ärzte?

Das war eine ganz normale Ausschrei-bung. Ich habe zu der Zeit mit einer

Agentur zusammengearbeitet und wardauernd auf Achse mit irgendwelchenBands. Irgendwann kam dann die Anfrageder Bookingagentur von die ärzte. DieBand hatte sich meine Arbeit, ohne dassich es wusste, zuvor schon zwei bis dreiMal angeschaut und war davon wohl sehrangetan. 1985 bin ich dann das erste Malmit ihnen auf Tour gefahren. Das war die„die ärzte kommen!“-Tour, ihre erstegroße Deutschlandtour – noch mit Sahnie.

Mit welchem Equipment hastdu damals beleuchtet?

Das waren klassische Paarscheinwerfer,dazu kamen noch einige Scheinwerfer,die man aus dem Theater kennt. Damitso eine Art Lasereffekt entstand,habe ich vor der Linse Lochscheibenbefestigt, die dann nur einen Licht-strahl durchgelassen haben. Ich habeschon immer gerne experimentiert.

Wie laufen bei dir die Planungenfür eine große die ärzte-Tour ab?

Das ist ganz unterschiedlich. Manchmalweiß ich schon vorher genau, wie ichdie nächste Tour inszenieren möchte.Manchmal gebe ich auch erst auf denletzten Drücker meine Lichtplanung ab.

„lui, Das rEicHt!“

cs4prawda05_03.indd 70 21.06.2009 20:13:40

Page 70: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE GEFÄHRTEN: LUI HELMIG 71

Hat ein neues Album Ein uss aufdeine Lichtshow?

Eigentlich nur auf das Tourmotto,weniger auf die einzelnen Songs. Ichgehe da eher nach dem Motto vor: Washabe ich noch nicht gemacht, was gibtgerade der Markt an neuen Produktenher, was können wir in den vorgege-benen Hallengrößen darstellen? Undganz wichtig: Was passt zur Band?

Vielen Fans ist mit Sicherheit die2007er „Es wird eng“-Tour in guterErinnerung. Die tolle Lichtshow wardaran sicher nicht ganz unbeteiligt…

Das war bis heute mein persönlichesHighlight, was Bühnen und Lichtdesignbetrifft. Es gab schon nach dem AufbauKomplimente für das Bühnendesign,bevor auch nur eine Lampe, Effektoder Video eingeschaltet wurde.

Ich fand z. B. solche Gags wie dieLoriot-Mainzelmännchen klasse.Wie kommt so etwas zustande?

Da war unsererseits ein Spaß. So etwasmache ich nicht alleine. Ich arbeite da miteinem eingespielten Team zusammen,bestehend aus dem Roland Grail, derbei den Shows meistens neben mir sitztund die Effekte programmiert, MartinHeuser, der für die ganzen Videoein-spielungen zuständig ist und Hans-OttoRichter, der nur bei den Probetagendabei war und die Video-Inhalte vor-

geschlagen und bearbeitet hat, bei denSongs wo wir Videos benutzt haben.

Am besten hat mir damals dieVideoshow bei „Die ewigeMaitresse“ gefallen.

Das war auch einer meiner Favo-riten, abgesehen davon, dass ichden Song auch sehr mag.

Du hast für die Beleuchtungder „Jazzfäst“-Tour den Bran-chenoscar OPUS erhalten. Washat die Jury überzeugt?

Das Problem bei der „Jazzfäst“-Tour wardie unterschiedliche Größe der Hallen,und dazu noch die großen Open Air-Veranstaltungen. Die Lichtshow mussteso exibel wie möglich sein, um alleAnforderungen bedienen zu können. dieärzte haben auf dieser Tour kleine Bühnenwie die Rugard-Bühne auf Rügen und danngroße Open Airs wie Ferropolis oder Uelzengespielt. Außerdem war das Zusammen-spiel zwischen Paarlicht, Moving Lightsund Video ein ganz entscheidender Punkt.

Wie lautet das Credo deiner Licht-show?

Die Lichtshow muss eine Geschichteerzählen – vom Anfang über Zwi-scheneffekte bis hin zum Schluss.Wenn die Dramaturgie stimmt, dannsind auch die Zuschauer zufrieden.

cs4prawda05_03.indd 71 21.06.2009 20:13:41

Page 71: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE GEFÄHRTEN: LUI HELMIG72

Als regelmäßiger Besucher von dieärzte-Konzerten stellt man fest, dassbestimmte Dinge in der Lichtshowgesetzt sind. Welche sind das?

Das sind zwei Dinge: Zum einen dieVerfolgerspots auf die einzelnen Band-mitglieder. Das machen die drei Herren,die oben in den Traversen sitzen.Zweitens gibt es, wenn möglich, immereinen Frontvorhang, zum anderenmuss dieser Vorhang immer fallen…

Der Vorhang ist aber nicht immerganz gefallen. Ich kann mich an einKonzert in Dresden erinnern, wo Roddie ersten Songs noch verdeckt war.

Ja, das stimmt. Danach habe ich aber fürmich die Entscheidung getroffen, dasswir ein System brauchen, das nicht mehrso anfällig ist. Wir wollten so ein Systemerst selber bauen, haben dann aber imInternet einen „Spezialisten für fallendeVorhänge“ gefunden, der genau so einSystem schon gebaut hat. Dieses Systemarbeitet mit Strom uss und Magnetenund hat uns bisher nie im Stich gelassen,außer bei menschlichem Versagen. (lacht)

Ist die Idee mit den Verfolgerneigentlich von der Band gekommen?

Das ist aus der Situation heraus ent-standen. Wenn du die ganze Bühneausleuchtest, gehen die anderen Effekte

komplett unter. Wenn du nur die han-delnden Personen ausleuchtest, kannstdu noch weitere Effekte einbauen.Es hat außerdem Vorteile beim Aktions-radius der Künstler. Bela und Rod sindbeispielsweise Menschen, die sich vielbewegen auf der Bühne. Wenn diese keineVerfolger hätten, würde sie irgendwannimmer aus dem Licht verschwinden.

Die Jungs, die diese Verfolger immerbedienen, müssen da oben doch auchordentlich ins Schwitzen kommen?

Ja, auf jeden Fall. Die sind nicht zubeneiden. Bei Open-Air-Veranstaltungensind sie halt auch komplett der Witterungausgeliefert. Hinzu kommen noch zutiefstmenschliche Bedürfnisse, die auch schonmal aufs Gemüt schlagen können (lacht).

Gibt es eigentlich ein festesBudget, oder wie gehst du beider Angebotserstellung vor?

Das ist immer ein Zusammenspiel zwi-schen Idee, KKT (der Booking-Agentur,Anm. der Redaktion) und der Band.Aufgrund der Gegebenheiten überlegtman sich, was unbedingt vorhanden seinmuss und was zusätzlich schön wäre.

Wie groß ist der Anteil anspontanen Ideen von dir wäh-rend einer die ärzte-Show?

cs4prawda05_03.indd 72 21.06.2009 20:13:49

Page 72: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE GEFÄHRTEN: LUI HELMIG 73

Das nimmt einen großen Teil ein. DieBilder für einen Song entstehen beimProben bzw. Spielen, und da wir meis-tens nur einen Tag vorher proben,verändert sich im Laufe einer Tour nocheiniges. Ich setze mich unmittelbar vorTourbeginn mit der Band zusammenund einige mich auf gewisse Basics.Im weiteren Verlauf der Tour entsteht dannin Verbindung mit zusätzlichen Effektennach und nach ein kompletter Song.

Darüber hinaus musst du auchimmer auf spontane Bandan-sagen vorbereitet sein…

Ja, das ist auch ein Grund, warum wirimmer mit drei Mann hinterm Lichtpultstehen, da wir immer wieder spontanreagieren müssen und auf alle Even-tualitäten bei der Band vorbereitetsein müssen. Ein gutes Beispiel isthier die Silvester-Show. Die Bandmerkte: „Oh, wir werden vor zwölfUhr fertig“ und hat noch fünf Songseingeschoben. Keiner von uns wusste,welche Songs das sein würden, und esmusste komplett improvisiert werden.

In der „Meerschwein“-Biogra edenkt die Band noch gerne an deineMaterialschlacht zurück, die duauf der „Eine Frage der Ehre“-Tourveranstaltet hast. Aufgrund derganzen Effekte blieb der Band teil-weise nur sehr wenig Aktionsradius.

(lacht) Es gab ein, zwei Tourneen, woich mich mit der Menge an Effekten unddem damit verbundenen Materialeinsatzverschätzt habe. Demzufolge ist dasGanze natürlich auch materialintensiv,da man alles auch schon zu Beginn einerShow auf der Bühne stehen haben muss.Bei der „Eine Frage der Ehre“-Tour gab esdas gleiche Problem wie beim „Jazzfäst“ -nämlich stark abweichende Hallengrößen.Ich habe damals nur den Fehler gemacht,alles Equipment auch in den kleinen Clubsunterbringen zu wollen. Im Capitol in Han-nover gab es dann kleine Interessenskon-ikte zwischen mir und der Band. (lacht)

Im Capitol durfte Farin auf-grund des Balkons damalsauch nicht „Zehn“ spielen.

Ja, der hat sich beim Springen um gut25 Zentimeter bewegt. Wir stehen mitdem Mischpult direkt an der äußerstenKante des Balkons. Das ist ein Gefühl,was sehr beunruhigend ist. Man mussmit zwei Leuten das Mischpult festhalten,denn in dem Moment, wo das Pult sichbewegt, kann man nichts mehr machen.

Wie probst du denn für eine Tournee?

Ich probe mit viel Vorstellungskraft.Deswegen meinte ich, dass sich dieLichtshow während der Tour immer wiederverändert. „Die ewige Maitresse“ ist daein gutes Beispiel. Hier stand anfangsnur fest, dass auf den Bildschirmen die

cs4prawda05_03.indd 73 21.06.2009 20:13:52

Page 73: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE GEFÄHRTEN: LUI HELMIG74

Störkanäle zu sehen sind und die Bandbeim Refrain im Blitzgewitter spielt. AllesWeitere entstand erst im Verlauf der Tour.

Mir haben auch die Kameraeinstel-lungen auf die Band gefallen. Ichfand die Idee gut, dass man Belanur von der Seite sehen konnte.

Das hat sich auch aus der Not herausentwickelt, da Bela, als die Kameravorne gestanden hat, oft in dieKamera geschaut hat und irgend-welche Faxen damit gemacht hat.

Gibt es nach den Konzerteneigentlich Manöverkritik?

Ich mache das in der Regel mit mirselber aus. Von der Band kommtselten etwas, meistens nur Verbesse-rungsvorschläge. Wenn etwas absolutschief gelaufen ist, weiß ich das selber,und das weiß dann auch die Band.

Gibt es gewisse Vorlieben dereinzelnen Bandmitglieder?

Farin ist es wichtig, dass er nichtgeblendet wird, da ihm der Blickkon-takt zum Publikum sehr wichtig ist. BeiKameraaufnahmen möchte die Bandin der Regel auch keine sogenanntenClose Ups, also Nahaufnahmen,haben und dann wäre da noch, wieschon erwähnt, der Frontvorhang.

Wie verhält es sich eigentlichmit der Wärmebildung durch dieScheinwerfer auf der Bühne?

Das ist heutzutage kein Problem mehr. DieTechnik ist mittlerweile so weit, dass dieWärmeabstrahlung sehr gering gewordenist. LEDs oder Moving-Lights geben nachvorne nur sehr wenig bis kaum Wärmeab. Das war früher viel, viel schlimmer.

Wie sieht es mit Pyroeffekten aus?

Das ist eine ganz einfache Geschichte:entweder man nimmt ganz wenig Pyro-effekte und setzt damit nur Akzenteoder man macht es wie Rammstein

oder KISS. Die Band war ja mit KISSunterwegs, wo bei jedem Song gleichmehrere Effekte gezündet werden. (lacht)

Wie lange benötigt der Aufbaufür deine Lichtshow?

Auf der „Jazzfäst“-Tour haben wirmeistens gegen 8 Uhr angefangen.Ich war dann ab 10 Uhr da, um meinPult einzurichten. Spätestens zumSoundcheck ist dann alles fertig.

Mit wie viel Material istman dann unterwegs?

Insgesamt waren es sechs LKWs, wovonvielleicht zwei fürs Licht draufgingen. Dasist gar nicht so viel. Es sieht deutlich nachmehr aus. Dadurch, dass die Bühnen soacht bis zehn Meter tief waren, konntenwir viele Effekte hinter der Bühne verste-cken und bei Bedarf nach oben fahren.Der Zuschauer hat das ganze Materialalso gar nicht so wahrgenommen.

Das Thema „Ressourcen schonen“und „Energie sparen“ hat sicher auchan Bedeutung gewonnen, oder?

Das ist ein Aspekt, der für uns schon seitmehreren Jahren immer interessanterwird. Die Band ist darauf auch sehrbedacht. Die heutige LED-Technik ist sehrverbrauchsarm, weshalb wir uns bemühen,so viel wie möglich davon einzusetzen.

Ein treuer Wegbegleiter auf vielen dieärzte-Shows war auch immer der ausmehreren Leuchten bestehende dieärzte-Schriftzug. Wie kam es dazu?

Ludger „Lui“ Helmig wurde am 6. Dezember 1960geboren. 1979 fand sein erster Einsatz als Lichttech-niker statt, seit 1983 hat er ein Gewerbe als Licht-und Bühnendesigner angemeldet. Seitdem hat er aufüber 135 Tourneen für Künstler wie Rammstein, DieToten Hosen, Stray Cats, Faith No More und natürlichdie ärzte gearbeitet. In diesem Jahr erhielt er denBranchenoscar OPUS für die „Jazzfäst“-Tour 2008 fürdas beste Lichtdesign. Im Jahr 2010 feiert er seine25-jährige Zusammenarbeit mit die ärzte, mit denener bis heute über 30 Tourneen, 750 Konzerte und 38

verschiedene Licht-Designs absolviert hat.

cs4prawda05_03.indd 74 21.06.2009 20:13:52

Page 74: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE GEFÄHRTEN: LUI HELMIG 75

Das war Farins Idee. Wir nennen dasimmer die die ärzte-Matrix. Die Ideekam uns aufgrund dieser ganzen LED-Laufschriften, wie man sie z. B. von LKW-Fahrerhäusern kennt. Die Band hatte dieeine Zeit lang auf der Bühne eingesetzt…

… mit teilweise obskuren Bot-schaften…

Ja. (lacht) Da stand auch mal eineTelefonnummer von der Crew drauf, diedann auch brav gewählt worden ist.

Wie sieht deine Arbeit bei Tages-veranstaltungen wie demSziget-Festival aus?

Das ist zwar schwierig aber nicht unmög-lich. Durch den Einsatz von Nebel undentsprechenden Hintergründen kann manselbst da noch gewisse Effekte erreichen.Wenn die Sonne allerdings frontal vonvorne scheint, hat man keine Chance.

Worauf musst du bei OpenAirs noch achten?

Alles, was windemp ndlich ist, funktioniertleider nicht. Es muss alles windfest sein.Es emp ehlt sich außerdem, eine warmeJacke für den Abend dabei zu haben,wenn es mal wieder spät wird. (lacht)

Die Crew der die ärzte genießt amletzten Tourtag auch immer einStück Narrenfreiheit. Kannst dudich noch an einen richtig gutenTourabschlussgag erinnern?

Da gab es einige. Ich fand es gran-dios, als Mattn, der Gitarrenroadievon Farin, mal nackt mit einem Kreuzüber die Bühne gegangen ist.

Die Frage nach legen-dären Pannen drängt sich imAnschluss förmlich auf…

Da gibt es auch einige. Ich bin malaufgrund eines Staus fast zu spät zu einerShow gekommen. Genau in dem Moment,wo der Vorhang el, stand ich erst amLichtpult (lacht). Dann erinnere ich michnoch gerne daran, dass bei einer Clubshowin Rottweil während des Konzertes dieNebelmaschine kaputt ging. Die ließ sichnicht mehr ausschalten, und die Bandhat irgendwann nichts mehr gesehen.Farin sagte irgendwann: „Lui, dasreicht!“. Ich musste während der Showvom Lichtpult weg und habe hinter derBühne mit meiner Taschenlampe dieNebelmaschine gesucht. Da kamen mirschon Leute von der Crew entgegen undriefen: „Spinnst du?!“. Ich habe sie danngefunden und ausgeschaltet. Jetzt kamaber noch dazu, dass die Heizung im Clubausgefallen war, und so zog der Nebelvon der Bühne weg ins Publikum rein.

cs4prawda05_03.indd 75 21.06.2009 20:13:53

Page 75: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE GEFÄHRTEN: LUI HELMIG76

Die Band konnte also das Publikumsehen, nur das Publikum die Band nichtmehr. (lacht) Es gab auch eine Situation,die auf Kosten von Bela ging. Da hatdie Band in Hildesheim auf dem „MeraLuna“-Gelände gespielt, und es hatgeregnet wie verrückt. Die Show standeh schon kurz vor dem Abbruch. Belastand während des Konzertes in einer soungünstigen Position auf der Bühne, dasser in regelmäßigen Abständen von obeneine Badewanne voll Wasser abbekam.Da hat er mir richtig leid getan…

Gibt es bestimmte Ärzte-Shows,an die du gerne zurückdenkst?

Jedes Konzert von die ärzte ist ein-malig. „Ärzte statt Böller“ war mitAbstand eines meiner Highlights. Eswar die erste Stadionshow. Die Bandhatte lange nicht mehr gespielt, und wirhatten keine Zeit zu proben. PerfekteVoraussetzungen für eine perfekte Show.Eigentlich ein kompletter Blind ug.

Ich denke auch gerne an das 98erTourabschlusskonzert im Kölner E-Werkzurück, wo die Band fast vier Stundengespielt hat, oder das „15 Jahre netto“-Konzert mitten in Berlin-Kreuzberg.

Was hast du eigentlich wäh-rend der Pause, die die Bandeingelegt hat, gemacht?

Ich bin mit King Køng auf Tourgegangen (lacht) und habe noch fürdiverse andere Bands gearbeitet.

Gibt es neben die ärzte noch eineandere Band, die du voll betreust?

Im Moment nicht. Ich habe zwei, dreiJahre lang für Tokio Hotel gearbeitet. FürGuildo Horn war ich auch lange tätig – einsehr intelligenter Mensch übrigens.

Hast du Lieblingsläden bzw. –hallen?

Die Westfalenhalle in Dortmund ist unterden großen Hallen in Deutschland etwasganz Besonderes. Durch ihre Bauweisewirkt sie trotz ihres Fassungsvermögenssehr intim – es gibt kaum einen Künstler,der dort nicht gerne spielt. Als Club gefälltmir die Große Freiheit in Hamburg sehr.Das ist ein schöner Club. Bei Open Airsist mir das Ferropolis in guter Erinnerunggeblieben – eine tolle Atmosphäre.

Was machen die ärzte für dich aus?

Sie gehen mit offenen Augen durch dieWelt und folgen nie blind einem Trend.Sie sind nah am Zeitgeschehen und legenden Finger in manche offene Wunde.Außerdem bringen sie einen erheblichenSpaßfaktor mit, der ansteckend ist. Aufder Bühne sind es drei völlig verschiedeneCharaktere, die sich jeden Abend einenSchlagabtausch liefern. Das Tolle ist, dassihre Art der Unterhaltung mittlerweile auchauf großen Bühnen funktioniert. Das istschön, und es macht unglaublich Spaß,Teil dieses Ganzen zu sein. Und natürlichganz wichtig: Sie haben eine gute Crew.

Evil Acker und Anja

cs4prawda05_03.indd 76 21.06.2009 20:13:54

Page 76: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

LA VELA PUERCA 77

Spätestens seit der „Unrockstar“-Toursind die sympathischen Jungs ausUruguay auch bei den die ärzte-Fansbekannt. Und äußerst beliebt, wiedie Besucherzahlen ihrer danachstatt ndenden Deutschland Konzertegezeigt haben! Also nutzten wirdie Gelegenheit und holten sie unswährend ihrer derzeitigen Deutsch-landtour vor das Diktiergerät.

Santi, Gitarrist und Gründungsmitgliedder Band, erklärte uns in der Faust inHannover unter anderem, was „La VelaPuerca“ denn nun tatsächlich bedeutet,wie die ärzte in Südamerika angekommensind, was der Unterschied zwischendem deutschen und dem südamerika-nischen Publikum ist und was er vonder aktuellen Obama-Hysterie hält.

Eure Deutschlandtour läuft zeit-gleich mit der FURT-Tour. Wirkt sichdas negativ auf eure Tour aus?

Nein, eigentlich nicht. Jedenfalls merkenwir es nicht wirklich negativ an den Besu-cherzahlen. Wir sind ja zum Glück nichtzeitgleich in den einzelnen Städten. Außerhier in Hannover, da wäre es ja fast sogeschehen, wie ich heute mitbekommenhabe. Es sind trotzdem jeden Abend vieleÄrztefans da. Daran merken wir auchdieses Jahr wieder, was für eine großeHilfe das Spielen vor den Ärzten für unswar, und dass nach wie vor dadurch vieleLeute zu unseren Konzerten hier kommen.

Wart ihr auch vor den Supportshowsschon in Deutschland unterwegs?

Ja, wir waren tatsächlich vorher schonviermal in Deutschland auf Tour. Damalsaber meistens in kleinen Clubs, unddann auch in 20 Tagen 20 Konzerte.

Das ist jetzt, glaube ich, schon dieneunte Tour, die wir hier spielen. DerSupport für die ärzte war dann einfachein Riesenschritt für uns - auf einmalkonnten wir vor 8.000 Leuten und mehrspielen. Und nicht nur die Größe desPublikums, auch das ganze Umfeld, alsoauch die Techniker, das Management,die Security etc., war mit einem Schlagtotal professionell und angenehm.

Habt ihr immer noch Kon-takt zu die ärzte?

Ja, Farin haben wir zum Beispiel vorein paar Tagen bei seinem Konzert inPassau getroffen, weil wir dort in derNähe beim P ngstrock gespielt haben.Wenn wir hier auf Tour sind, trifft mansich meistens mal. Bela B. zum Beispiel,als wir in Hamburg gespielt haben, undRod in Berlin. Die drei sind einfach superTypen, obwohl sie in Deutschland richtiggroße Rockstars und super bekannt sind.

Was ist seit eurer letztenDeutschlandtour passiert, wasgibt es Neues bei euch?

Oh, eine ganze Menge. Wir haben zumBeispiel eine DVD produziert und sind fastfertig damit. Wenn alles klappt, wird sie inzwei bis drei Monaten erscheinen. Das warfür uns in letzter Zeit die wichtigste Sache,weil es die erste DVD ist, die wir über unsmachen, und weil sie ein wichtiges Doku-ment darstellt, wie es auf Tour bei La VelaPuerca ist und wer La Vela Puerca über-haupt sind. Es sind zum Beispiel auch vieleAusschnitte von deutschen Konzerten drin,um unseren Fans in Südamerika zu zeigen,wie es hier so ist auf Tour, also live bei denKonzerten und auch das ganze Drum-herum. Und im Gegensatz dazu zeigen wirdann auch Aufnahmen von einigen großenKonzerten in Uruguay und Argentinien.

la vEla PuErcastammgästE aus süDamEriKa

cs4prawda05_03.indd 77 21.06.2009 20:13:54

Page 77: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

LA VELA PUERCA78

Neben den Liveaufnahmen wird manauf der DVD auch einige neue Songsnden, da wir die Studioaufnahmen in

Montevideo gleich mitge lmt haben.Wir haben so was halt noch nie gemacht,und es war eine tolle Erfahrung.Ein neues Album wird es nächstesJahr dann auch noch geben.

Ach, und viel unterwegs warenwir natürlich auch: In Argenti-nien, Uruguay und Paraguay.

Seid ihr hauptsächlich in Süd-amerika unterwegs oder mitt-lerweile auch viel in Europa?

Größtenteils sind wir natürlich in Uru-guay unterwegs, zweimal im Jahr aberauch im Rest von Südamerika, dannaber hauptsächlich in Argentinien unddort dann die ganze Küste entlang.Mittlerweile sind aber auch die Auf-tritte in Europa mehr geworden.

So waren wir jetzt dank Humberto (Hum-berto ist ihr Booker und arbeitet auch beiKKT; Anm. der Red.), den wir auch überFarin kennengelernt haben, auch schonein paar Mal in Spanien, in Tschechien,in der Schweiz und in Österreich.Demnächst machen wir sogar eine kleineTour durch Spanien. So ca. zwölf Konzerte.

Wieviele Konzerte spielt ihr aufdieser Tour?

Ich glaube, insgesamt 26.

Aber nicht alle in Deutschland, oder?

Nicht nur, wir waren in Prag, in derSchweiz und in Österreich, aber diemeisten Konzerte spielen wir schon inDeutschland. Wir waren auch schonin Stockholm oder Roskilde. Aber derSchwerpunkt ist immer Deutschlandund der deutschsprachige Raum, undvon da aus geht’s dann immer für Ein-zelkonzerte ins benachbarte Ausland.

cs4prawda05_03.indd 78 21.06.2009 20:13:54

Page 78: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

LA VELA PUERCA 79

Und jetzt kommt wie gesagt das ersteMal ein Monat Spanien-Tour im November.

Eine Frage, die immer wiederauftaucht: Was bedeutet „LaVela Puerca“ denn überhaupt?

Also, eigentlich sagen wir meistensnicht, was es mit dem Namen tatsäch-lich auf sich hat bzw. was „La VelaPuerca“ wirklich bedeutet. (lacht)Es ist so: Eigentlich heißt „la vela“ dieKerze. In Brasilien wird so aber auch eingroßer Joint genannt. Als ich im Sommer94/95 in Brasilien in einem Strandrestau-rant als Barmann gearbeitet habe, hatmein Chef immer „la vela, la vela“ zu mirgesagt, wenn er etwas rauchen wollte.Daraus wurde dann irgendwann meinSpitzname. Sie haben mich in der Barnur noch „la vela puerca“ gerufen, waswörtlich übersetzt theoretisch soviel heißtwie „die Kerzensau“, aber im Slang eben„die Jointsau“, also die Sau mit dem Joint.Als wir dann irgendwann zusammen-gesessen haben, um einen Namen fürdie Band zu nden, und kein Nameso richtig funktioniert hat, haben wiruns an diese Geschichte erinnert. Ichfand’s natürlich erstmal komisch, aberdie anderen fanden den Namen sofortcool. Aber wegen des Bezugs zu Mari-huana klären wir die Bedeutung unseresNamens meist nicht wirklich auf.

Könntet ihr euch vorstellen,nochmal die ärzte zu supporten?

Natürlich! Warum nicht? Wie gesagt,wir sind super mit den Dreien, ihrerCrew, ihrem ganzen Umfeld und ihrenFans ausgekommen, und uns verbindetmittlerweile eine echte Freundschaft.Wenn sie uns noch mal fragen würden,dann wäre es uns natürlich eine Freude.

Wie war es denn eigentlich, mit dieärzte in eurer Heimat zu spielen?

Es hat uns erstmal unglaublich beein-druckt, dass tatsächlich 25-30 deutscheFans mit rüber gekommen sind. Das warvor allem witzig, als wir auf dem PilsenRock Festival gespielt haben und diese25-30 Leute die einzigen waren, die dieärzte kannten. Bei diesem Festival, aufdem 80.000 Leute waren, kannte sonstkeiner diese drei Typen aus Deutschland.Und dann hat Bela auch noch den Satzdes Tages gebracht: „Hallo Paraguay!“Aber die haben es grandios gemacht,einfach ihre Sache durchgezogen, unddas war super. Und sie sind auch richtiggut angekommen. Es hat den Leuteneinfach gefallen, was sie da gesehenhaben. Klar, allein Farin - groß und blond,wie von einem anderen Stern. (lacht)

cs4prawda05_03.indd 79 21.06.2009 20:13:54

Page 79: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

LA VELA PUERCA80

Gibt es Unterschiede zwischendem deutschen und dem süd-amerikanischen Publikum?

Als wir das erste Mal in Deutschlandwaren, dachten wir: „Oh, oh - die Deut-schen sind aber sehr ernst“. Man hat jaimmer so eine vorgefertigte Meinung,wenn man irgendwo hinkommt.Aber dann haben wir diese ganzenjungen Leute gesehen, die bei denKonzerten so unglaublich abgehen.

Und es gibt ja sogar innerhalb vonDeutschland Unterschiede im Publikum.Es gibt hier ja schließlich 80 MillionenMenschen mit völlig unterschiedlichenCharakteren, die von Gegend zu Gegendunterschiedlich sind. Aber es gibt richtigviele Leute mit richtig guten Energien.Und die Deutschen sind ein Publikum,das auch wirklich gut zuhört und auchdie Texte und Konzerte re ektiert. Siesind aber nicht so verrückt wie zumBeispiel das argentinische Publikum.In Argentinien spielen wir aber auch inStadien mit bis zu 24.000 Leuten, diedann auch totale Fans sind und die ganzeZeit jede Textzeile lauthals mitsingen.Im Gegensatz dazu sind die Leute inUruguay wieder etwas ruhiger, wasaber in keinster Weise negativ gemeintist. Argentinien ist einfach ein sehrleidenschaftliches Land. Wahrscheinlichliegt das auch daran, dass Argentiniennach wie vor ein Dritte-Welt-Land ist.

Die meisten Leute dort können sich einKonzert eigentlich gar nicht leisten undsind deshalb dann beim Konzert auchviel leidenschaftlicher als Leute, die sichregelmäßig den Besuch von Konzertenleisten können. Ich denke schon, dassdas vielleicht eine Erklärung dafür ist.Alles in allem hat uns das deutschePublikum aber sehr beeindruckt.Allein die Tatsache, dass wir als spa-nisch sprechende und singende Bandso gut aufgenommen wurden.

Wo wir gerade schon bei politischenGedanken waren: Was sagst duzur derzeitigen Obama-Hysterie?

Gibt es da eine richtige Hysterie? Das hatman bei uns gar nicht so mitbekommen.Aber nach Bush, der ja das Böse inPerson war, ist es jetzt zumindest so,dass man beim Anblick von Obama dieHoffnung hat, dass es nun irgendwiebesser wird und auch nur besserwerden kann. Man hat ja zum Beispielüber Michael Moore ein wenig erfahrenkönnen, was in der amerikanischenPolitik so abgeht, auch wenn das nureinen kleinen Einblick darstellt. Undnatürlich aus ganz persönlicher Sicht:Die Politik gegenüber Südamerika...deshalb hoffen wir natürlich allein schondeshalb, dass es jetzt besser wird.

Viele Länder Südamerikas werdenmittlerweile wieder

sozialistisch...

Ja, das ist ganz wichtig undgut. Die Regierungen Süd-amerikas waren jetzt jahre-lang voll mit rechten Mari-onetten und Diktaturen...

„Und dann hat Bela auch nochden Satz des Tages gebracht:

‚Hallo Paraguay!‘“

GEWINNSPIELWir verlosen fünf CDs, zwei Girlie-Shirts und zwei T-Shirts.

Beantwortet dafür einfach folgende Frage:

„Nach welchem Heiligen ist Gitarrist Santi benannt?“

cs4prawda05_03.indd 80 21.06.2009 20:13:55

Page 80: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

LA VELA PUERCA 81

Es wird wohl jedoch noch viele sozi-alistische und demokratische Regie-rungen brauchen, bis sich das ganzeSozialwesen im Kern wieder bessernwird. Im Augenblick fehlt gerade indem Bereich noch sehr, sehr viel. Über40 Prozent der Kinder in Südame-rika leben zum Beispiel in Armut.

Man fragt Bands ja regelmäßig nachihren musikalischen Ein üssen. Ineinem eurer Songs bezieht ihr euchin einer Zeile auch auf Manu Chao.Hat er euch musikalisch beein usst?

Manu Chao hat uns vor allem mitseiner damaligen Band „Mano Negra“beein usst, von seiner ganzen Philo-sophie und Politik her.

Die Band war sehrmultikulturell, undzwar nicht nurinnerhalb der Band,sondern auch inihrer Musik und ihrenTexten. Deshalbwaren und sind ManoNegra ein großerEin uss für uns undviele andere Bandsaus Südamerika.

Euer Konzertfängt gleich an.Zum Ende nochein paar „famouslast words“?

Ja, unbedingt!Ein Riesendankan die ärzte undihre ganzen Fans,dass wir bei ihnenspielen durften.Wir sind damalsauf die Bühnerausgegangen,und nach einemSong hat die ganzeHalle mitgemacht.Es gibt einfach soviele Leute, dieuns nur wegen denÄrzten kennen und

uns so sehr akzeptiert haben, unddafür sind wir unglaublich dankbar.

Nutzen wir die Gelegenheit, um ebensounsere „famous last words“ zu sagen:Danke an dich, Santi, für dieses sehr netteInterview und die vielen netten Worte überdie ärzte und ihre Fans. Jedem, der LaVela Puerca bisher noch nicht live erlebthat, sei eindringlich ans Herz gelegt, diesso schnell wie möglich nachzuholen. Diesesympathischen Jungs aus Uruguay sindihren Eintrittspreis mehr als einmal wert!

www.velapuerca.comwww.myspace.com/lavelapuerca

Heike

cs4prawda05_03.indd 81 21.06.2009 20:13:55

Page 81: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

OPUS MEDICUS82

oPus mEDicusUnd auch in dieser Ausgabe der DIEPRAWDA gibt es wieder Kurzno-tizen direkt aus der Feder der dieärzte zu den Songs, die sie der Weltim Laufe ihrer langen Karriere sogeschenkt haben. Natürlich habt ihrauch die Möglichkeit, uns Lieder zunennen, über die ihr mehr erfahrenmöchtet – schickt uns einfacheine Mail an [email protected].

WARRUMSKA(Single „Hurra“, 1995)

Farin: Entstanden inSüdafrika, Jeffrey‘sBay. Ich wollte eineese Geschichte sch-

reiben, die sich nachund nach entwickelt -in der sich der jam-mernde Ich-Erzähler im Laufe des Liedesals Täter entpuppt (der seine Täterschaftnicht wahrhaben will, natürlich). Auf dasErgebnis war ich total stolz - leider hat’snur für ne B-Seite gereicht. Menno.

GOLDENES HANDWERK(Album „13“, 1998)

Bela: Meine Hymne für die unterbewer-tetsten Bandmitglieder nach Bassisten.Dass die Single kein Hit wurde, lag wohldaran, dass es nichtsuper viele Schlag-zeuger gibt und alleanderen Menschenda draußen mitdem Thema weniganfangen konnten.Meine Mit-Band hatim Studio jedenfallsgeheult vor Lachen.

KAMELRALLEY(Album „Debil“, 1984)

Bela: Eins der wenigenSahnie-Stücke. Wirwollten, dass sichauf unserer ersten LPwenigstens ein Liedvon unserem Bassisten be ndet und batenihn, eins zu schreiben. Er war damalsgroßer Fan der Softrockband MünchnerFreiheit, was ich echt zum Kotzen fand,was aber diesen schäbigen Song erklärt.Jedenfalls kam er dann mit diesem Liebes-lied an, was textlich zwar völlig belangloswar, musikalisch aber, naja, ging. Damalshaben wir noch regelmäßig geprobt undStücke im Übungsraum arrangiert. Farinund ich haben erst mal den Text verän-dert. Die Klage eines Volldeppen, dernicht erkennt, dass sein Girl ihn verlässt,weil er zu langweilig ist. Das passte gutin unsere schwarzweiße „Punker contraSpießer“-Welt und gut zu Sahnies Stimme.Den Refrain haben wir dann mit denAntwort-Shoutings aufgepeppt und denkanonartigen C-Part dazu erfunden, undfertig war die Ballade des Albums. Einpaar Mal musste Rod den Song singen,weil wir das witzigfanden. Das Publikumwohl weniger?!

DU WILLSTMICH KÜSSEN(Album „Im Schattender Ärzte, 1985)

Rod: Den Song haben wir schon langenicht mehr gespielt... ich werde malvorschlagen, ob wir den nicht mit demunveröffentlichten englischen Text spielenkönnen „...I was on my way you see,

cs4prawda05_03.indd 82 21.06.2009 20:13:56

Page 82: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

OPUS MEDICUS 83

to the public library to get the bookof seven seals...“. Fänd ich super!

HAIR TODAY, GONETOMORROW(Album „Le Frisur“,1996)

Bela: Auf den Text binich ziemlich stolz, derSong ist’n bisschen zuPowerpop. Metal wäredem Text angemes-sener gewesen, aber

die Gitarrenmelo ist doch immer nochecht fesselnd.

NAZARETH(Album „PlanetPunk, 1995)

Rod: Eine unglaub-liche Kompositionaus dem HauseB. Ein wunderschöner 6/8-Walzer miteinem „Miss Marple“-Spinett. Leiderkonnten wir bis heute „Nasenkotelett/Nazareth“ nicht live aufführen :-(

MIT DEM SCHWERT NACHPOLEN, WARUM RENÉ?(Album „Die Bestie in Men-schengestalt“, 1993)

Rod: Dieser Song war einer der letztenSongs, die Bela, Olli und ich für DeppJones komponiert hatten. Textlichbestand es aus einer wahren Bege-benheit eines Jungen, der als Ninjabewaffnet nach Polen zog. Die Gründe,warum er das machte, sind bis heuteunklar, aber die Springerpresse brachtedas auf den Punkt: „Mit dem Schwertnach Polen. Sag warum René?“.Als wir die „Bestie“ aufnahmen, eluns dieser Song wieder ein und wirbeschlossen, ihn einfach mal aufzu-nehmen, denn es gab nur ein 8-Spur-Demo mit Drumcomputer davon.

Wir waren vom Ergebnis begeistert, undich erinnere mich an den Tag, wo wir derPlatten rma das fertige Werk vorspielten

und Wolf DieterGrammatke (damalsChef von Polygramm,dem Mutterkonzernvon der Metronome)von diesem Song undder Melodie besondersangetan war, zu allenanderen Songs („Schreinach Liebe“, „Mach

die Augen zu“ etc.) kam überhaupt keinKommentar. Ich fand das sehr bizarr!

Wilde Welt(Album „Das istnicht die ganzeWahrheit...“, 1988)

Bela: InfantileVerherrlichung desNacht- im Allgemeinenund Musikerlebensim Speziellen,angehäuft mit Rockerplatitüden.So was machen heute in besser dieBackyard Babies oder Turbonegro.

ERNA P.(Album „Ist das alles?- 13 Höhepunkte mitden Ärzten“, 1987)

Farin: Siehe „Siekratzt, sie stinkt, sieklebt“ (DIE PRAWDA#4, Anm. d. Red.): Dakamen dann zu denStray Cats Psychobilly-

Bands wie die Meteors. (Unbedingt kaufen:In Heaven, ihr erstes Album. Phantas-tisch!). Ist bei den Aufnahmen zur DEBILentstanden, aber als alte Kabalisten hattennur 13 Stücke Platz; und El Cattivo &Micha waren erstmal genug Rockabilly fürsAlbum. Ich mochte das Böse in dem Text.

cs4prawda05_03.indd 83 21.06.2009 20:13:57

Page 83: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

VORBANDS LINZ84

Endlich mal ein Bandname, der wirklichwie die Faust aufs Auge passt, dennbei Dampfmaschine aus Osnabrückist ordentlich Druck im Kessel. WemTurbonegro in letzter Zeit zu schlechtgeworden sind, der wird sich beimHören des Albums unweigerlich anderen goldene Jahre erinnert fühlen.

„I Love My Body“ lautet der Titel desaktuellen Albums, und man riecht beimHören förmlich den Schweiß, den dieBand in die Aufnahme gesteckt hat.

Statt lästiger großer Produktion hatdie Band das Album bei Ex-Thumb-Frontmann Claus Grabke in einem Takelive und direkt aufgenommen – inklu-sive Verspieler, Rülpser und peinlicherPausen. Alles oder nichts eben!

Auf den ersten Blick eine ungewöhnlicheVorgehens-weise, die aberbeim näherenBetrachtendurchaus Sinnergibt, denn sokonnte die geballteLive-Energie vonDampfmaschineperfekt auf Plattekonserviertwerden. Mit „Los,Paul!“ hat dieBand dann für dasAlbum auch nocheinen alten Trio-Klassiker einge-spielt, der schonaus so manchenLaiengitarristenwahre Saitenhexergemacht hat.Schon nach gut45 Minuten istSchluss, und man

ertappt sich fast dabei, „Zugabe“ zu rufen.

Freut euch auf Dampfmaschine undseht ihnen zu, wie sie alles kurz undklein hacken werden. Schließlich dürfensie die beiden die ärzte-Shows in Linz2009 nicht ganz ohne Grund eröffnen,denn die Band folgt damit dem Rufder Einladung durch Bela B. himself.

www.immerdampf.de

Evil Acker

DamPfmascHinE

GEWINNSPIELWir verlosen 3 CDs des aktuellen Albums „I Love

My Body“ und 3 „Dampfmaschine“-T-Shirts. Beant-wortet folgende Frage:

Unter welchem Bandnamen waren Dampfma-schine mit Bands wie Peter Pan Speedrock, den

Donots oder Rantanplan unterwegs?

cs4prawda05_03.indd 84 21.06.2009 20:13:57

Page 84: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

VORBANDS LINZ 85

der Band, die in ihrer nochjungen Laufbahn schonmehrere Umbesetzungenhinter sich gebracht hat.Stetiges Mitglied ist seitden Anfangstagen MarkusSmaller, der zum über-wiegenden Teil für dasSongwriting verantwortlichzeichnet. Die Songs von 3Feet Smaller sind druckvoll,machen Spaß und sindirgendwo zwischen Punkrockund Powerpop beheimatet.Allerbeste Bedingungenalso, um im Vorprogramm

von die ärztezu bestehen!

Das sie alsSupportbandihre Sachegut machen,haben ihreShows imVorprogrammvon Bands wieGreen Day,The Offspring,NOFX, Wirsind Heldenoder denDonotsbewiesen.

www.3feetsmaller.comwww.myspace.com/3feetsmaller

Evil Acker

GEWINNSPIELWir verlosen 3 CDs des aktuellen Albums

„December 32rd“. Beantwortet dazu folgende Frage:

Mit welcher österreichischen Band liefertensich 3 Feet Smaller den Wettkampf „Last Band

Standing“?

3 fEEt smallEr

Den Namen 3 FeetSmaller sollte man sichmerken. Seit mehrerenJahren beweist dieBand aus Österreichschon ein gutes Gespürfür wunderbare Songsund hat sich damitnicht nur in ihremHeimatland viele Liebhaber gemacht.

Dort gehören sie mittlerweile zur Speer-spitze der heimischen Musik und konntenmit ihrem aktuellem Album „December32rd“ vorderste Chartsplätze belegen. Esist ein Konzeptalbum geworden, dessenSongs sich rund um den ktiven 32.Dezember drehen. Es ist zugleich daserste Album beim Major Sony Music undunterstreicht damit den stetigen Aufstieg

cs4prawda05_03.indd 85 21.06.2009 20:14:00

Page 85: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

VORBANDS LINZ86

DEicHKinD

Ende der 90er gründeten Phillipp Grüte-ring, Malte Pittner und Buddy In agrantidie Hip-Hop-Band Deichkind. Mit dabeiwar auch Produzent Sebastian „Sebi“Hackert. Den Mainstream-Durchbruchschafften sie 2001 mit dem Lied „BonVoyage“. Nach dem zweiten Album„Noch fünf Minuten, Mutti!“ wurdees vorerst ruhig um die Band.Erst 2005 tauchten Deichkind wiederauf und nahmen mit dem Song „ElectricSuper Dance Band“ am BundesvisionSong Contest teil. Der Songtitel gab dieRichtung vor: Man verabschiedete sichvom klassischen Hip-Hop, elektronischeBeats und Synthesizer hielten Einzug indie Produktion des Albums „Aufstand imSchlaraffenland“ mit dem Party-Kracher„Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“.Gründungsmitglied Malte verließ 2006die Band, einige Zeit später auch BuddyIn agranti. Hinzu kamen dafür derBassist Porky Codex sowie der Ham-burger Rapper Ferris MC. 2008 folgtedann das Album „Arbeit nervt“.Anfang 2009 verstarb überraschendund viel zu jung Sebi Hackert, und dieZukunft von Deichkind ist ungewiss.

Porky Codex hat uns ein paar Fragenzum Auftritt in Linz beantwortet:

Wie seid ihr zu dem Job als dieärzte-Vorband gekommen?Iggy Pop hat seit 2007 ein WG-Zimmerbei mir auf St. Pauli. Wie ihr alle wisst,ist Bela ein tierisch eifersüchtiger Typ,und ich denke, er will sich darüberpro lieren, dass wir von seinen Fansausgebuht werden. Er braucht das!

Was verbindet euch mit die ärzte?Borat, Norbert, Ferris MC und 1Live.

Was erwartet ihr von einem Kon-zert vor 31.000 die ärzte-Fans?

Bereitet man sich auf so etwas andersvor als auf einen normalen Auftritt?Nee auf keinen Fall! Wir schmeißeneinfach den CD-Player an und hoffenwie immer, dass die CD nicht springt.Meine Kumpels von 5 sterne deluxe hattenauch mal eine interessante Erfahrung beiden Ärzten als Support Act... Der eine oderandere wird sich sicherlich daran erinnern.

die ärzte-Fans sind ja nicht geradebekannt dafür, offen für Vorbands zusein. Wie wollt ihr die Fans aufeure Seite holen? Wie habt ihrdie die ärzte-Fans z. B. letztesJahr bei Rock am See erlebt?Da haben wir ehrlich gesagt gar nicht soviel von mitbekommen, da die kompletteBand seit 24 Stunden wach war und dieserBackofen von Bühne ungefähr satte 55Grad hatte. Wir waren durchgehend damitbeschäftigt, nicht in Ohnmacht zu fallen.Danke noch mal an die Feuerwehrmit den Wasserwerfern! Die haben,glaube ich, nicht nur uns gerettet.

Welchen die ärzte-Song würdet ihrgerne mal im Deichkind-Stil covern?Natürlich „Paul (der Bademeister)“oder „2000 Mädchen“.

www.deichkind.dewww.myspace.de/deichkind

Thollsten

cs4prawda05_03.indd 86 21.06.2009 20:14:01

Page 86: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

VORBANDS LINZ 87

carDiac movE

Mit Vorbildern und Ein üssen wie Coldplay,U2 und Muse oder auch Maroon 5 undKeane haben sich Cardiac Move eine hoheMesslatte gesetzt. In ihrer Heimat Öster-reich sorgen sie mit ihrem Sound bereitsfür Furore. Nun gilt es also in Linz, auchdie von weiter her angereisten die ärzte-Fans als Support Act zu überzeugen…

Wie so viele Acts nahmen auch CardiacMove ihren Anfang in der frühen Jugendeiniger der Protagonisten – Sänger undTastenmann Johnny, Gitarrist Manuund Drummer Kuri drückten bereitszusammen die Salzburger Schulbank.In der Studentenzeit in Wien stößt dannnoch Bassist Emi dazu, und Cardiac Movesind 2004 in ihrer Besetzung komplett. Imletzten Jahr schafft sich die Band durchden Gewinn des Ö3-Soundcheck-Finalesendgültig einen nationalen Namen.

Und nun also – Ö3 und dem inzwischengefundenen Majorlabel Sony BMG sei Dank- der wohl bisher größte Auftritt der Bandam 04.07.2009 in Linz, als Vorband vondie ärzte. Na, schon nervös? „Wir freuen

uns schon wie kleine Kinder darauf“,erklärt Frontmann Johnny. „Grundsätzlichist es uns eine große Ehre, die „BesteBand Der Welt“ zu supporten. Wir werden,wie immer, unser Bestes geben undunseren Teil dazu beitragen, dass dieserAbend unvergesslich wird. Das beginntbereits beim Vorprogramm - versprochen!“Rein musikalisch erscheinen die Berüh-rungspunkte zwischen Cardiac Moveund die ärzte eher versteckt als offen-sichtlich. Klar, die Bandnamen und dieTatsache, dass drei Viertel der „CardiacMove“-Mitglieder angehende Ärzte sind,gäben zu Kalauern Anlass, aber lassenwir das zum Wohle der Leserschaft...Haben Cardiac Move also überhaupt einenBezug zu die ärzte? Nun, eher einenaus allgemeiner musikalischer Sicht: „Somancher Ohrwurm ist hängengebliebenund hat wahrscheinlich Musikgeschichtegeschrieben. Der kritische Punkrocker„Schrei nach Liebe“ ist nur ein Beispielfür Songs, die auch in Österreich großeBekanntheit erlangt haben“, meintJohnny, nur um dann doch noch etwasspezi scher zu werden: „Das Arrangement

zu „Dinge von denen“ isteinfach großartig, ebenso dasVideo dazu wohl legendär!“

Außerdem kann Johnnyimmerhin in seiner eigenenMusikerkarriere auf eine„Manchmal haben Frauen…“-Coverversion zurückblicken– und dem Gig als Einheizerfür die ärzte im LinzerGugl Stadion zusammenmit seinen Bandkollegenfreudig entgegensehen.

www.cardiacmove.com

Natollie

cs4prawda05_03.indd 87 21.06.2009 20:14:03

Page 87: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

VORBANDS LINZ88

Euch gibt es nunmehr seit 20Jahren. Wie soll es weitergehen?Im nächsten Jahr (2010) haben wir unserof zielles 20. Jubiläum. Wir werden diesmit ein paar besonderen Shows feiern.

„Crooked Timber“ ist euer zwölftesAlbum. Inwiefern entwickelt ihr euchmit jedem neuen Album? Oder bleibtihr eurem Stil seit 20 Jahren treu?Wir sind unserem musikalischen Ideal treugeblieben, welches ist: „Hör dir alles an,hab Spaß dran, lerne davon, dann inter-pretiere es in unsere Musik, mit unserenHänden, mit unseren Instrumenten.“Jedes unserer Alben ist jedoch im Tonund der emotionalen Weite anders.

Wie ndet ihr die ärzte?Wir nden die ärzte richtig gut!1992 hatten wir unseren ersten Gigin Deutschland als Support für KingKøng. Wir kennen die Jungs nichtpersönlich, aber sind ihnen schon beimehreren Festivals begegnet. Die sindschon cool. Die Alben, die ich richtiggut nde, sind „Planet Punk“, „Jazzist anders“ und natürlich „13“.

www.therapyquestionmark.co.ukwww.myspace.com/therapyquestionmark

Heike

GEWINNSPIELWir verlosen drei Exemplare von „Crooked Tim-ber“. Beantwortet dafür einfach folgende Frage:

„Aus welchem Land stammen Therapy?“

Vor zwanzig Jahren lerntensich Sänger Andy Cairns undSchlagzeuger Fyfe Ewingbei einem Konzert kennenund beschlossen, fortangemeinsam Musik zu machen.Da Rocken zu zweit schwierigist, stieß im gleichen Jahrnoch Bassist Michael McKeegan dazu.

Im Juli 1991 erschien das Debütalbum„Babyteeth“, welches es auf Anhieb aufPlatz eins der britischen und irischenIndie-Charts schaffte. An diesen Erfolgknüpfte auch das zweite Album „PleasureDeath“ an. Therapy? tourten fortan massivdurch ganz Europa. Der Erfolg von The-rapy? wuchs, und die ausgiebigen Tourenbeschränkten sich längst nicht mehr aufEuropa. In den darauffolgenden Jahrenwurde es jedoch ruhiger um Therapy?,der kommerzielle Erfolg der neuen Albenblieb aus, und es kam zu einschneidendenVeränderungen innerhalb der Band.

Nachdem man in den letzten zwei Jahrennichts mehr von Therapy? gehört hat,melden sie sich jetzt endlich und langersehnt mit einem neuen Albumzurück: „Crooked Timber“.

Sänger Andy hat uns hierzu ein paarFragen beantwortet:

Was kann man von euremneuen Album erwarten?Unser neues Album ist voll wunderschönerBeats und Melodien, ummantelt vonDunkelheit und versteckt in Schatten.

Gerüchten zufolge wolltet ihreuch trennen. Warum machtihr jetzt doch weiter?Wir wollten uns nie trennen, wirhaben nur eine Pause gemacht!

tHEraPy?

cs4prawda05_03.indd 88 21.06.2009 20:14:05

Page 88: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

BUCH ZUM LESEN 89

CHRISTOPHSCHLINGENSIEF– So schön wie hierkanns im Himmelgar nicht sein

Christoph Schlingensief,Film-, Theater- undOpernregisseur, erfährtAnfang 2008, dasser Lungenkrebs hat.Die Erfahrungen, die

er mit und durch diese Krankheit erlebt,hat er in dem im April 2009 erschie-nenen Buch „So schön wie hier kanns imHimmel gar nicht sein“ festgehalten. Esfällt schwer, dieses Buch zu beschreiben.Die FAZ bringt es mit folgendem Zitatauf den Punkt: „Es ist ein schrecklichesBuch, ein elendes, ein wahnsinnig trau-riges, ein sehr, sehr schönes Buch.“

Schlingensief lässt den Leser durch das Buchan dieser schrecklichen Krankheit teilhaben.Statt sich darin jedoch nur all dem Furcht-baren, dem Schrecklichen dieser Krankheitzu widmen, stellt das Buch eine Hommagean das Leben dar. Es zeigt pure Lebens-freude, Lebenswillen und Liebe zum Daseinauf – zeitgleich zu der Ohnmacht, derVerzwei ung und dem Hass, mit welchemman diesem plötzlichen und unerwartetenLebenseinschnitt Krebs gegenübersteht.

„So schön wie hier...“ zu lesen hilft! Undzwar all denen, die selbst mit dem ThemaTod und Krankheit konfrontiert sind oderwaren. Es hilft aber auch all denjenigen,die vergessen haben, wie schön diese Weltdoch sein kann und wie wichtig es ist, dasAlltägliche zu schätzen, zu genießen undzu beschützen. Kurzum, es ist eine wun-dervolle „Liebeserklärung an das Leben“.

www.schlingensief.comHeike

LEMMY KILMISTER- White Line Fever

Keine Neuerscheinung,aber ein Klassiker unterden Rock-Autobiogra-phien ist die Geschichtedes Motörhead-Chefs– übrigens mit Vorwortvon Bela B., in dem derdie ärzte-Drummerdem legendären War-

zenträger Tribut zollt und ihm eine Würdebescheinigt, die ihresgleichen sucht.Lemmy als Rock-Opa zu bezeichnen liegtaufgrund seines Geburtsjahres 1945 zwarnahe, wäre aber ebenso unangebrachtwie das Abstempeln des Herrn Kilmisterals tumben Hardrock-Saitenzupfer ohnejegliche menschliche Zwischentöne.Klar, zimperlich geht es in den Stories, dieLemmy so erzählt, beileibe nicht zu, undnatürlich werden auch diverse Klischeesgerne mal erfüllt, bis sie überschwappen.Aber Lemmy kokettiert nicht mit dem„Sex, Drugs & Rock’n’Roll“-Image, wiees viele sogenannte Stars heutzutagetun – der ist einfach so. Und so nimmtman ihm auch die Momente in seinemBuch nicht übel, in denen man glaubt,ihn „Alle es und gemein, aber ichbin nicht verbittert, nee nee“ in seineGesichtsbehaarung grummeln zu hören.Dies liegt mitunter auch daran, dassLemmys Erzählungen und vor allem seineBonmots einfach verdammt ehrlich undoft auch wahnsinnig witzig daherkommen.Da wird nicht beschönigt, da wird einfachTacheles geredet. Obwohl den Leserzugegebenermaßen manchmal doch denVerdacht beschleicht, dass ab und zu imInteresse der guten Story ge unkert wurdeoder dass dem Herrn Kilmister vielleicht inganz seltenen Fällen die Erinnerung dochein Schnippchen geschlagen haben könnte.Aber hey, wenn es nicht stimmt, dannist es zumindest gut erfunden und vorallem sehr amüsant erzählt! LemmysAutobiographie ist die Story eines Unbe-lehrbaren im besten Sinne. Wer also denkt,dass die ärzte jetzt doch langsam zu altfür den ganzen Rock-Scheiß werden, derlese „White Line Fever“ – und schweige…

Natollie

GEWINNSPIELWir verlosen fünf Exemplare des Buchs. Beant-

wortet dafür einfach folgende Frage:

„Wo möchte Christoph Schlingensief einFestspielhaus errichten?“

cs4prawda05_03.indd 89 21.06.2009 20:14:06

Page 89: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

BUCH ZUM LESEN | MUSIK ZUM HÖREN90

STEFAN KRETZSCHMAR– Anders als erwartet

„Anders als erwartet“,die Biographie vonStefan Kretzschmar,ehemaliger Pro -Hand-baller (SC Magdeburg,Nationalmannschaft),einstiger MTV-Mode-rator und begeisterterMusikfreund, ist sehrviel weniger sportlichals erwartet - dafürumso privater.

Man muss für sich selbst entscheiden,inwieweit man sich für das Liebeslebenvon Kretzsche, seine Beziehung zu Franzivan Almsick oder seine Jugend in der DDRinteressiert. Interessiert einen jedochder Privatmensch Kretzschmar, dannkann „Anders als erwartet“ in jedem Fallinteressant und spannend sein. Kretz-schmar gibt ausführliche Einblicke in seinwahrlich exzentrisches Leben zwischenSport, Jugend und Familie, Ost und West.

Allerdings erscheint einem das Buchweniger anders, wenn man vom Typen„Kretzsche“ und seinem Leben eben auchnichts anderes erwartet hat. Dann zeigtsich einem tatsächlich nur ein sympathi-scher, normaler Kerl, der sein Leben invollen Zügen genossen und ausgekostethat und der nebenbei eben noch eingrandioser Sportler und Showman war.

Kretzschmar polarisiert und provoziert dieÖffentlichkeit – damals wie heute. Jedochden allgemeinen die ärzte-Fan wohleher weniger, denn für den ist KretzschesBio eben nicht „Anders als erwartet“.

(Lediglich sein Mitteilungsbedürfnis inBezug auf sein Liebesleben hätte er einwenig zurückschrauben dürfen...)

www.stefan-kretzschmar.deHeike

MUFF POTTER – Gute Aussicht

Glückwunsch an dieHerren von Muff Potterzu einem dreckigenBastard. „Gute Aussicht“ist eine gewagte Plattegeworden, die unterihrer harten rauhenSchale die bis dato

wohl besten „Muff Potter“-Songs verbirgt,derer man bisher habhaft werden konnte.Nagel & Co. wissen halt, wo’s weh tut, undgehen genau dort hin. Egal ob Land ucht,Rechtsradikalismus oder Leben auf Pump– Sänger und Texter Nagel beweist einmalmehr sein Gespür für gute Themen undsein Talent als einer der derzeit bestenTexter Deutschlands. Der Punkrock ist wieauf der letzten Platte wieder ein Stückzurückgeschraubt worden, doch nochimmer kann man die Bezeichnung „AngryPop Music“ ohne Zweifel stehenlassen.Muff Potter haben sich über die Jahre einerstklassiges Standing in der deutschenMusikszene erspielt und erarbeitet. „GuteAussicht“ unterstreicht dies eindrucksvoll.Außerdem hat es ein Hund aufs Coverfotogeschafft, was überaus begrüßenswert ist.www.muffpotter.netwww.myspace.com/muffpotter

Evil Acker

THE BOTTROPS –EntertainmentOverkill

Warum man sichdie zweite Platte derBerliner Bottrop-Boysunbedingt zulegen

sollte, beantwortet die Band mit denWorten: “Weil das nicht nur Musik fürein Live-Konzert oder einen Mausklick inder Tube ist, sondern eine große Punk-Rock-Power-Pop-Scheibe für absolut alleOrte, Zeiten, Anlässe, Stimmungen undLebenslagen!”. Dem ist eigentlich nichts

GEWINNSPIELWir verlosen drei „Gute Aussicht“-CDs. Vervoll-

ständigt dafür folgenden Satz aus dem aktuellen„Muff Potter“-Album:

„Der schönste Platz ist immer…“

cs4prawda05_03.indd 90 21.06.2009 20:14:07

Page 90: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

MUSIK ZUM HÖREN 91

hinzuzufügen, denn „Entertainment Overkill“bedient sowohl musikalisch als auch textlichmit Witz und Kritik alle Sparten des alltägli-chen Lebens, ohne dabei andere belehrendin eine Hab-Acht-Stellung zu drängen, wiees ja nicht allzu selten in Punkkreisen an derTagesordnung ist. Von poppigen Ohrwür-mern wie z. B. “Anton”, “Ein Hit” oder“Die Großen der Geschichte”, in dem malklargestellt wird, dass die falschen Leuteübermächtige Huldigungen absahnen, bishin zum sarkastischen Punkkracher “HWEN”verfolgt das Album eine Linie: Unterhal-tung! Und zwar keine von der seichtenSorte, die uns allabendlich im Fernsehenbegegnet, sondern eine Art Unterhaltung,die ohne Parolen und Möchtegern-Rock-Schnick-Schnack sehr gut auskommt. Einliebevoll gestaltetes Booklet mit kleinenGeschichten und Comics (u. a. auch vonSchwarwel) runden das Entertainment-Paketab und sorgen keinesfalls für Langeweile!www.thebottrops.comwww.myspace.com/thebottrops

Jumpie

SELIG – Und endlichunendlich

„Wir werden unswiedersehen“ – dieseZeile von Selig hätteman eigentlich auf dembis dato letzten Albumerwartet. Dieses liegt aber schon über einJahrzehnt zurück, und die Zeile wäre zumdamaligen Zeitpunkt auch glatt gelogengewesen. Damals war die Band nach kurzerund intensiver Zeit im Schlechten ausei-nandergegangen. Jetzt sind Selig wiederzurück und sich der Tatsache bewusst, dasssie sich trotz aller vergangenen Erfah-rungen noch immer sehr lieb haben undzusammen magische Momente erzeugenkönnen. Jan Plewka scheint sich mittlerweileauch wieder gefunden zu haben, und somachen Selig da weiter, wo sie einst mit

Platten wie „Selig“ und „Hier“ tausendenHeranwachsenden den Soundtrack ihrerJugend beschert haben. Die Qualität derneuen Songs steht diesen Alben in nichtsnach und widerlegt sogleich den Verdacht,dass nanzielle Beweggründe den Haupt-ausschlag für die Reunion gegeben habenkönnten. Es ist schön, dass Selig wieder dasind, und irgendwie hat man das Gefühl,als wären sie gar nicht weg gewesen.www.selig.euwww.seligmusik.de

Evil Acker

ANGELIKA EXPRESS– Goldener Trash

Aufgepasst Leute: Hiergeht es um Trash, nichtum Schrott. Außerdemgeht es um Beatmusik,

Alkohol, Messy-Girls, Jessica Alba, mieseTypen, Copyright-Killer und vieles, vielesmehr. Angelika Express sind nach Kreativ-pause und Umbesetzung wieder zurück undhauen einem auf der neuen Platte wiederdie wunderbarsten Indie-Ohrwürmer umdie Ohren, mit denen sie sich bereits in derUrformation weit über die Grenzen ihrerHeimatstadt Köln hinaus einen Namengemacht haben. Sänger, Gitarrist, Texterund Tante Angelika himself Robert Drako-giannakis lässt uns in seinen Texten wiederan seinem Leben und seinen Beobachtungenteilhaben. Zackig werden einem dabeidie Phrasen um die Ohren geschleudert,während die Musik mit gewaltig viel Beat,Mod und Garage daherkommt. Finanzierthaben Angelika Express ihr Album übrigensdank eines Beteiligungsmodells, bei demFans Anteile am Album erstehen konntenund außerdem an eventuellen Gewinnenbeteiligt werden. Kapitalismus muss alsonicht immer negativ sein. Rock Fucker Rock!www.angelika-express.dewww.myspace.com/angelikaexpress

Evil Acker

GEWINNSPIELWir verlosen drei signierte „Entertainment

Overkill“-CDs plus Poster sowie ein T-Shirt (Boy L).Beantwortet dafür folgende Frage:

„In welchem Ballungsraum liegt die StadtBottrop?“

GEWINNSPIELWir verlosen drei „Goldener Trash“-CDs. Ver-

vollständigt dafür folgenden Satz aus dem aktuellen„Angelika Express“-Album:

„Es ist nicht halb so schlimm…“

cs4prawda05_03.indd 91 21.06.2009 20:14:08

Page 91: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE WAHRHEIT92

Das letzte Album „Jazz ist anders“ hatlaut Farin Urlaub die ärzte in den Woh-nungen von Leuten ankommen lassen,deren Türen ihnen bisher verschlossenwaren. die ärzte sind unter den bekann-testen zeitgenössischen Künstlern, undviele Bundesbürger haben schon malSongs wie „Westerland“, „Männer sindSchweine“ oder „Lasse redn“ gehört. Mitdem steigenden Bekanntheitsgrad wächstnatürlich auch das öffentliche Interesseam Privatleben der einzelnen Bandmit-glieder, die sich bekanntermaßen jeglichenÄußerungen dazu entziehen. Getuscheltund recherchiert wird trotzdem eißig.Die jüngsten Medienmeldungen aus BelasPrivatleben und damit verbundene Diskus-sionen in Foren und Gästebüchern offen-baren dabei eine Denkweise, die höchstbedenklich, wenn auch nicht selten ist.

Bekanntermaßen ist der Mensch in derRegel kommunikativ und unterhält sichgerne mit seinen Artgenossen. Ein Großteildieser Gespräche gehört dabei in dasFeld „Klatsch und Tratsch“, denn es hatdurchaus einen hohen Unterhaltungswert,sich über andere (meist nicht anwesende)Menschen auszutauschen. Nachdemsich der gemeinsame Bekanntenkreisirgendwann erschöpft hat, müssen dabeidie sogenannten Personen des öffentli-chen Lebens herhalten. Diese sind vielenMenschen durch ihr öffentliches Wirkenscheinbar sehr vertraut und stehenmeistens noch mehr und kritischer unterBeobachtung als die Nachbarin vonnebenan oder der Kollege aus dem Büro.

Längst hat die Medienwelt diesesPotential erkannt. Wer kennt sie nicht,diese täglichen Boulevardmagazinemit ammenden Titeln wie „Brisant“,„Explosiv“ oder „Exklusiv“ und diesebunten Illustrierten, die schon so man-chen Friseur- oder Arztbesuch haben

verstreichen lassen. Alles immer reichlichgespickt mit Enthüllungen aus demLeben unserer geliebten Prominenten.

Die Beiträge und Artikel werden dannnoch mit schön schockierenden Fotosaufgehübscht, ohne die die ganze Storynatürlich nur halb so berichtenswert wäre.Die Fotos stammen meistens von den vielgerühmten Paparazzi. Dank ihnen und dendankbaren Abnehmern ihrer Arbeit wissenwir also, was die beliebten Hollywood-Stars so treiben, wo Musiker wiederParties gesprengt haben und wo LadyDiana sich einst mit Dodi Al-Fayed aufge-halten hat. Da die einschlägigen Maga-zine aufgrund sinkender Au agen undAnzeigenpreise irgendwann nicht mehrdas Geld hatten, um all diese schönenFotos zu bezahlen, kam man irgendwannsogar auf die hervorragende Idee, dieLeser selbst zu Komplizen zu machen undihre eingesandten Handy- und Digicam-Schnappschüsse zu entlohnen. Mit derheutigen Technik ist es denkbar einfach,einen brauchbaren Schnappschuss zuerzeugen, und wer nimmt nicht gernemal schnell und einfach verdiente Eurosmit, getreu dem Lied „Opfer“ von dieärzte: „Red nicht dauernd von Moral,woher das Geld kommt, ist doch egal.“.

Bela B.: „Ich hatte in Köln mal einsehr wichtiges Gespräch mit meinemVater, und währenddessen hat mich einTyp ge lmt. Ich habe den angebrüllt,dass er das sein lassen soll. Der Typhat nur gemeint, dass er dafür vomExpress einen Fuf kriegt und es mirdoch bestimmt nichts ausmacht.“

Wenn man solchen Leuten mit derMoralkeule kommt, wird oft der Begriff der„Person des öffentlichen Lebens“ fallengelassen. Es wird schon fast bemitlei-denswert von den Schattenseiten des

„Hast Du gEHört, unD sagmal, WusstEst Du scHon?“

cs4prawda05_03.indd 92 21.06.2009 20:14:08

Page 92: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE WAHRHEIT 93

Ruhmes erzählt, um abschließend danndoch knallhart die Meinung zu vertreten:„Damit muss er/sie sich halt ab nden“.

Der Europäische Gerichtshof hingegenhat 2004 in dem „Caroline-Urteil“ ent-schieden, dass dies ein durch Medien weitverbreiteter Irrglaube ist, und betonte dieSchutzwürdigkeit der Privatsphäre vonPersonen der Zeitgeschichte. Die anschlie-ßenden Rufe nach Verletzung der Pres-sefreiheit waren vorhersehbar und sinddennoch unverständlich. Es kann schließ-lich nicht angehen, dass Personen, dieaufgrund ihrer Arbeit im öffentlichen Fokusstehen, alles über sich erdulden lassenmüssen und zu Gefangenen ihres eigenenRuhms werden. Es geht dabei nicht umdie sogenannten „Mediennutten“, die sichpermanent im Licht der Öffentlichkeitmit immer abstruseren Unternehmungenund Schlagzeilen darstellen müssen undvon Beckmann zu Kerner tingeln, umihren Marktwert zu sichern. Es geht umPersonen, die von vielen als zum öffent-lichen Leben dazugehörend empfundenwerden, sich selber aber am liebstenkomplett davon abschotten würden. Derwunderbare Kabarettist Gerhard Polt hatmal in einem Interview mit der ZeitschriftGALORE gesagt: „Wenn ich beschließe,nicht prominent zu sein, bin ich es nicht.Ich bin vielleicht durch meine Arbeitbekannt, aber ich bin nicht prominent,das ist etwas anderes. Prominenz ist eineRolle, die jemand für sich akzeptiert undsich dadurch entsprechend verhält“. dieärzte haben wie Polt schon von Anfangan für sich beschlossen, nicht prominentsein zu wollen, auch wenn sie durch ihrenunglaublichen Erfolg und durch ihre Arbeitfreilich sehr bekannt sind. Farin kann esnur schwer nachvollziehen, dass vielenLeuten diese Trennlinie nicht bewusst ist:

Farin: „Mich wundert immer, dass dieLeute das nicht unterscheiden können. Wirstellen uns nun mal nicht dazu und sindnicht auf irgendwelchen Pro-7-Galas oderin einschlägigen Magazinen vertreten.“Bela: „Der gemeine Bürger kriegt dasaber nicht mit. Wenn wir z. B. beimECHO nominiert sind, dann sind wir inden Augen der Leute anwesend. Wir

sind nun mal bekannt, und der über-höhte Prominentenstatus löst dannteilweise echte Jagdszenarien aus.“

Bela spricht vom überhöhten Prominenten-status, und es ist tatsächlich erstaunlich,wie die Medien es schaffen, Leute der-maßen zu überhöhen, um sie wenig späterauch gerne wieder ins Bodenlose fallenzu lassen. Prominente sollen bewundertwerden. Den Leuten wird weisgemacht,dass sie enorme Fähigkeiten haben, vondenen der kleine Mann oder die kleineFrau nur träumen können. Prominenteführen demnach ein ständiges Lebenin der großen weiten Glitzerwelt, undLangeweile ist ihnen gänzlich fremd.

Der Gedanke, dass dies vielleicht nureinen Teil des Lebens des jeweiligenKünstlers ausmacht, kommt nicht jedemLeser oder Zuschauer sofort in den Sinn.

CAROLINE-URTEIL

Prinzessin Caroline von Hannover, damals Caroli-ne von Monaco, war Zeit ihres Lebens Thema derBerichterstattung durch die Boulevardpresse. SeitBeginn der 1990er-Jahre ging die Prinzessin kon-sequent juristisch gegen die Veröffentlichungenvon Paparazzi-Fotos aus ihrem Privatleben vor. Eskam zu mehreren Prozessen, die durch alle Instan-zen gingen und letztlich 2004 beim EuropäischenGerichtshof für Menschenrechte endeten. Das vonihm gefällte Urteil brachte für die gesamte euro-päische Presse erhebliche Einschränkungen in denMöglichkeiten der Berichterstattung über Detailsaus dem Privatleben von Prominenten. Im Urteils-spruch heißt es u. a.: „Das entscheidende Kriteriumfür die Abwägung zwischen Schutz des Privatle-bens einerseits und Freiheit der Meinungsäußerungandererseits besteht nach Ansicht des Gerichtshofsdarin, inwieweit die veröffentlichten Fotos zu einerDebatte beitragen, für die ein Allgemeininteressegeltend gemacht werden kann. Im vorliegendenFall handelt es sich um Fotos aus dem Alltagslebenvon Caroline von Hannover, um Fotos also, die siebei rein privaten Tätigkeiten zeigen. Diese Fotoskönnen nicht als Beitrag zu einer Debatte von allge-meinem öffentlichem Interesse angesehen werden,da die Beschwerdeführerin dabei kein öffentlichesAmt ausübt und die strittigen Fotos und Arti-kel ausschließlich Einzelheiten ihres Privatlebensbetreffen.“ Mehrere der Urteile werden seitdem als

Caroline-Urteile bezeichnet.

cs4prawda05_03.indd 93 21.06.2009 20:14:08

Page 93: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE WAHRHEIT94

Auch ein Prominenter verbringt sein Lebenmit Banalitäten wie Wohnung putzen,Staub saugen, Klopapier einkaufenetc. oder verbringt auch mal kompletteTage im Bett vor dem Fernseher.Einige Fans verdrängen solche Gedanken.Sie wollen ihrem Idol möglichst nahe seinund können dabei letztlich nicht zwischenPrivatmensch und Künstler unterscheiden.Die komplette Kunst wird auf den Priv-atmenschen dahinter projiziert, und dieVerehrer meinen, irgendwann ihr Idolverstanden oder durchschaut zu habenund genau zu wissen, was sie wollen. ImHärtefall wird dem Idol dann auf Schrittund Tritt nachgestellt, um ihm so nahewie möglich zu sein. Es kommt zumStalking, das seit 2007 endlich seinen Wegins Strafgesetzbuch gefunden hat. dieärzte können davon ein Lied singen…

Farin: „Es gibt auf jeden Fall Leute, dietagtäglich bei mir vor der Haustür stehen.“Bela: „Es gibt zwar seit kurzem ein Anti-Stalking-Gesetz, aber wo fängt Stalkingan? Wenn ich einmal vor deiner Haustürstehe, bin ich noch kein Stalker.“Farin: „Die sind aber leider nicht nureinmal vor der Haustür bei mir.“Bela: „Bei mir doch auch.“

Kommt es zur heiß ersehnten Begegnungmit seinem Idol, nimmt eine solcheBegegnung schon mal groteske Züge an.Oft geht jegliches Taktgefühl verloren, undwas für den Fan als absolut verständlichgilt, wird für den Künstler schnell unange-nehm. Ich kann mich an eine Szene aus

meiner Zivildiensttätigkeit in der Notauf-nahme in einem Düsseldorfer Krankenhauserinnern. Mein Nachfolger war großer „ToteHosen“-Fan, und der Zufall wollte es einesTages, dass Gitarrist Kuddel mit seinerFrau, der es sichtbar schlecht ging, bei unsim Wartezimmer saß. Ein Umstand, denman bedenken sollte: Auch Prominentesind mal krank oder nicht gut drauf. Eheich mich‘s versah, war mein Kollege schonins Wartezimmer geeilt und hatte Kuddelvor den Augen aller Anwesenden um einAutogramm gebeten. Müßig zu erwähnen,dass mein Kollege sich anschließendordentlichen Ärger eingehandelt hat.Auch Bela kennt solche Erlebnisse…

Bela: „Als ich im Krankenhaus unserenmittlerweile leider verstorbenen Licht-roadie Icke besucht habe, wurde ichunterwegs auch von 30 Personen ange-quatscht wegen Fotos und Autogrammen.Selbst als ich auf dem Zimmer bei ihmwar, kam noch jemand rein. Das ist echtpietätlos. Allerdings hat mir Icke danacherzählt, dass er anschließend sehr nettbehandelt worden sei. Diese Grenzenzwischen Privatleben und Öffentlichkeitverschwimmen aufgrund dieser ganzenPromi- und Gossip-Sendungen immermehr.“

Es liegt oft der Irrglauben vor, dassPersonen, die im öffentlichen Fokusstehen, dem Betrachter auch irgendwiefür den Augenblick gehören. Wenn esdenn jemand geschafft hat, eine Quelleaus ndig zu machen, die wieder einDetail mehr über des Künstlers privateHälfte preisgibt, dann wird demjenigeneißig Tribut gezollt, und man freut sich,

dass es wieder neuen Diskussionsstoffgibt. Die jüngsten Diskussionen zu BelasPrivatleben im DÄOF-Forum sind dafür eingutes Beispiel. Im Forum dulden wir keineDiskussion über irgendwelche privatenDetails, die der Künstler nicht absichtlichpreisgegeben hat. Nur weil irgendwo etwasPrivates über ihn steht - meistens sinddie Quellen an sich schon bezeichnend -berechtigt das noch längst nicht zu derAnnahme, dass die Nachricht jetzt eh rausist und eißig breitgetreten werden darf.

STALKING

Unter Stalking wird im Sprachgebrauch das wil-lentliche und wiederholte (beharrliche) Nachstelleneiner Person verstanden, deren physische oderpsychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar,mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigtwerden kann. Seit dem 31. März 2007 gibt es imdeutschen Strafgesetzbuch den Straftatbestand der„Nachstellung“ (§ 238 StGB). Eine einfache Nach-stellung wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahrenoder mit Geldstrafe bestraft. Höhere Strafrahmengelten, wenn der Täter eine Lebensgefahr schafft

oder die Tat ein Todesopfer gefordert hat.

cs4prawda05_03.indd 94 21.06.2009 20:14:08

Page 94: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DIE WAHRHEIT 95

Als „Gegenargument“bekommt man dann zu hören,dass es doch ein Fan-Forumist und die Fans doch dasRecht haben, auch darüberdiskutieren zu dürfen. Dasist ein Trugschluss, denn eshandelt sich um das Forumdes of ziellen Fanclubs derdie ärzte, und wir sehen esauch als unsere P icht, denKünstler in seinem Privatlebenzu schützen. Der DÄOF istder verlängerte Arm der dieärzte zu ihren Fans, undwenn die ärzte für sichbeschlossen haben, keineDetails über ihr Privatlebenöffentlich zu machen, dannwerden wir sicher nichtgegenteilig handeln undDiskussionen um pikanteDetails aus dem Privatlebenerlauben, nur um die Neugiervon einigen Wenigen zu befriedigen.

Es ist dann schon seltsam, dass man dieseMeinung überhaupt noch erklären muss,denn jeder, der anschließend eißig dievon uns vorgenommene Zensur geißeltund auf Meinungs- und Pressefreiheitpocht, sollte sich mal selber fragen, ob ersolche Diskussionen über sein Privatlebengerne hätte. Es ist allgemein zu beachten,dass die Privatsphäre heutzutage generellauch etwas aus der Mode gekommen zusein scheint, was der Erfolg von Internet-Netzwerken wie MySpace, StudiVZ,Facebook usw. belegt. Der öffentlicheStriptease, der hier statt ndet, nimmtschon mal abstruse Dimensionen an.Längst haben auch Chefs und Behördendies erkannt und informieren sichanhand der abgelegten Pro le über ihre„Schützlinge“. Ob ein Bewerber, der inseinem StudiVZ-Fotoalbum die lustigenFotos der letzten Sufforgie abgelegt hat,dann zum Vorstellungsgespräch einge-laden wird, darf bezweifelt werden.

Ein Highlight für jeden Fan ist es natür-lich, dem angebeteten Star einmalhautnah gegenüber zu stehen und fürkurze Zeit Teil seines Lebens zu sein.

Das bereits erwähnte Taktgefühl machtschon viel aus, und man sollte sichfragen, ob nicht ein einfaches Autogrammausreicht und man auch mal Verständnisdafür zeigt, wenn ein Prominenter in derÖffentlichkeit mal keine Lust auf ein Fotohat. Rod ist mittlerweile genervt vonden ständigen Wünschen nach Fotos…

Rod: „Das nervt echt kolossal.Früher wollten die Leute nur einAutogramm, heute wollen sie gleichein Foto oder ein Video mit dir.“

Die Beziehung der die ärzte zu ihrenFans ist eine ganz eigene. Es ist selten,dass eine Band, die einen solch hohenBekanntheitsgrad hat, noch soviel Kontaktzur Fanbasis aufrecht erhält und sichstets hinterfragt bzw. gewisse Dinge zurDiskussion stellt. die ärzte wissen durchihren langsamen aber stetigen Aufstieg,wem sie einen Großteil ihres Erfolgeszu verdanken haben, und sind bemüht,ihren Fans soviel wie möglich zurück zugeben. Wie bei allem im Leben gibt esaber Grenzen, und diese enden bei ihremPrivatleben. Diese Entscheidung sollteauch von jedem so respektiert werden.

Evil Acker

Bronze Paparazzo in Bratislava

©Ben

mil2

22

(Wik

imed

iaCom

mons)

cs4prawda05_03.indd 95 21.06.2009 20:14:10

Page 95: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

GEWINNER96

Hier sind die Au ösungen undGewinner zu den Fragen ausDIE PRAWDA # 4:

DÄ LIVE-DVD:

Welcher Club trifft sich laut die ärztejedes Jahr auf Westerland?

Antwort: Der Club der ArschlöcherGewinner: Cola (# 90),

Katha2903 (# 6033),Fridolin (# 6509)

TOBI SCHLEGL:

Wie hieß Tobias Schlegls erste eigeneBand?

Antwort: Eis am StielGewinner: zupi83 (# 964),

_Gwendoline (# 7355),Ästi-Laura (# 7922)

ROCKTERRINE:

Was haben die Rockterrine-Frauen für BillyTalent zubereitet?

Antwort: Pikante Chicken WingsGewinner: Käfer (# 4578),

LariFari (# 7618)

MARKUS KAVKA:

Welchem Bundesliga-Fußballteam gehörtMarkus‘ Herz?

Antwort: FC Bayern MünchenGewinner: FrÄskartof (# 2499)

40 JAHRE OPEN AIR GESCHICHTE:

Wie oft haben die ärzte schon beimHurricane-Festival gespielt?

Antwort: 2 MalGewinner: LiNK (# 742),

sandrak (# 868),Las_Berlin (# 3344)

JOHN NIVEN:

Bei welchem Plattenlabel war John Nivenals A&R tätig?

Antwort: London RecordsGewinner: Der Wolf (# 5781),

Tenaro (# 7527),8xam (# 7528)

BOMB TEXAS:

Welche zwei DTH-Mitglieder sind auf demAlbum zu hören?

Antwort: Andi und KuddelGewinner: Rebell 13 (# 572),

Mephistine (# 861),DBBJFan (# 4413)

Einen herzlichen Glückwunsch an alleGewinner!

gEBorEn zu vErliErEn!

cs4prawda05_03.indd 96 21.06.2009 20:14:10

Page 96: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

DÄ SIND 97

ATZE SCHRÖDER:

„... für mich nicht nur die beste Band der Welt (nachAC/DC), sondern die ärzte sind auch immer meinpersönlicher Gradmesser und ein persönliches Vorbild inSachen Kreativität gewesen. Denn die ärzte schaffen eswie keine zweiteBand, sichimmer wiederneu zu er ndenund mit gran-diosen Songsund Themen zubewegen - unddafür meinentiefsten Respekt!Gebt alles, euerAtze!“

FERRIS MC:

„Ich war als Jugendlicher der schlimmste Ärzte-Fan. Mei-ne Wände warenkomplett tape-ziert. Ich habeeinen Riesenre-spekt vor ihremSchaffen undnde es beein-

druckend, dasssie nach all derZeit noch immereine solcheRelevanz in allenAltersschichtenbesitzen.“

sinD...

Atze Schröder ist eine aus Funk undFernsehen bekannte, ktive Comedy-Figur

aus Essen. Seine Markenzeichen sind der Mini-pli und das proletenhafte Auftreten. Nebenverschiedenen TV-Shows und Serien kann manAtze Schröder, der seinen bürgerlichen Namenstreng geheim hält, auch in musikalischen Ge l-den begegnen. Zu diversen Comedy-Auszeich-nungen zählt auch eine Goldene Schallplatte,die er im Jahre 2007 für seine Live-DVD „DieLive-Kronjuwelen“ erhalten hat. Im Herbst die-ses Jahres ist er mit seinem Stand-Up-Comedy-

Programm „Revolution“ auf Tour.

Ferris wurde 1973 unter dem NamenSascha Reimann geboren und ist als deutscherRapper seit Mitte der 90er Jahre unter demPseudonym Ferris MC bekannt. Zuvor gründe-te er mit FlowinImmO die Band F.A.B. (FreaksAssociation Bremen), welche viel Aufsehen inder Öffentlichkeit erregte. In der deutschenHip-Hop-Szene nahm er den Platz des bösenund unnahbaren Freaks gerne ein und machtesich diesen Ruf zu eigen. Er veröffentlichte bis2004 vier Soloalben und unterstützte mehrereBands aus der Szene. 2006 meldete er sich miteinem „Best Of“-Album zurück und stieg im letz-

ten Jahr bei der Band Deichkind als festesMitglied ein.

... immEr nocH

DiE BEstE BanD DEr WElt!

die ärzte

cs4prawda05_03.indd 97 21.06.2009 20:14:14

Page 97: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

CRÄDITS98

DIE PRAWDA – den die ärzte ihr of zielles Fan-Magazin wurde dank körperlicher und geistigerHöchstleistungen vom DÄOF - den die ärzte ihrem of ziellen Fanclub vom Stapel gelassen.

DIE PRAWDA versteht sich als ein Kessel Buntes des DIE PRAWDA-Zentralkomiteesunter tatkräftiger Mitarbeit von:

Stephanie Bindel, Ruth Fuchss, Heike Lipfert, Stefan Üblacker und Natalie Springhart, unterstütztvon Anna Winko, Anja Üblacker, Lars Kirchner, Maik Momber-van Dornik, Thorsten Springhart,Christian Petrausch und Manuela Horn.

DÄOF bedankt sich artig bei:

DÄ fürs Lieben, XL Schulz, Ravel, Tabea & dem gesamten Team von Hot Action Records, Völkerhört die Tonträger & Büro Axel Schulz, Lula, Auge, Schwarwel, Sandra & dem ganzen AGM-Team,Humberto Perreira, Daniel aka Der Schulz, La Vela Puerca, Lui Helmig, Götz Alsmann & Band,Nagel & Muff Potter, Flix, Mark Rickers, Böllen im Schwarzwald, Düsseldorf am Rhein, Wutha-Farnroda in Thüringen, Walldorf bei Heidelberg, dem Telefonbuch von Goslar, Hilden Rock-City,Berlin-Kreuzberg (du Muschi!) und allen Fans, deren Fotos und Texte hier zu nden sind.

DÄOF schickt fette Props an:

Farin Urlaub, Bela B., Rod González, Patty, Kiki, Dagmar Grosser, Saskia & Crew von Bananatexxfür die DÄOF-Uniform, The Busters, Farin Urlaub Racing Team, Los Helmstedt, Abwärts, Icke &Er, The Bottrops, Deichkind, Angelika Express, Selig, Therapy?, Cardiac Move, Dampfmaschine,3 Feet Smaller, Stefan Kretzschmar, Christoph Schlingensief, Tanja Struwe, die Johann Rose CaféBar & Lounge in Kreuzberg, Jürgen Reichert, Yvonne Fischer @ Roof Music, Belinda @ Kommvor,Jenny Ferron, SO 36, Sporthalle Hamburg & Blind sh Promotion, Strahlemännchen e. V., Leucht-feuer e. V. und natürlich die besten Fans der Welt.

Ausgabe # 6 | 2009 von DIE PRAWDA erscheint am 20. Dezember 2009.

GEWINNSPIELE: Einsendeschluss aller Gewinspiele ist der 31. Juli 09 (soweit nicht anders angegeben).Bitte schickt die Antworten unter Angabe eures Mitgliedsnamens undeurer Mitgliedsnummer an [email protected].

Anmerkungen am Rande: Die DIE PRAWDA wurde auf FSC-zerti ziertem Papier gedruckt. BeimLayouten war u. A. Krach von Green Day, Sublime, EL*KE, Adam Green zu hören; unter keinenUmständen jedoch von Alexander Klaws.

Diese Ausgabe der DIE PRAWDA ist Line Grabowski gewidmet.

Postfach 10 02 29 | 40702 Hilden

DÄOF im Internet:www.daeof.de - [email protected]

Bankverbindung:DÄOF – den die ärzte ihr of zieller Fanclub e. V.

Kto.-Nr.: 789044500 | BLZ: 30070024Deutsche Bank AG Düsseldorf

IBAN: DE79300700240789844800BIC: DEUTDEDBDUE

cs4prawda05_03.indd 98 21.06.2009 20:14:15

Page 98: # 5 Juli 2009 DIE PRAWDA · d i e p r a w d a#

D Ä O F(bester Fanclub der Welt)

s u c h tT e a m m i t -glieder.*

* Das DÄOF-Team sucht Verstärkung!

Vorrausetzungen sind natürlich Interesse am die ärzte-Kosmos,Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit, Kreativität, gute Kommunikations-fähigkeit, starke Nerven sowie ein großer Einsatzwille.

Zeit (für ehrenamtliche und unentgeltliche Arbeit, meist abendsund am Wochenende) und regelmäßiger Internetzugang sind außerdemabsolut unabdingbar.

Wenn du meinst, der oder die Richtige dafür zu sein, schick unsdeine Bewerbung bis zum 31.07.2009 an [email protected].

(Anzeige)

Dieser beachtliche Geldberg befand sich in den Sammeldosen desHamburg Leuchtfeuer e. V. nach dem Konzert am 17.06.2009.

...

umschlag05.indd 2 21.06.2009 19:16:32