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Für die Besten geht es jetzt zum Landeswettbewerb B etrachte die Dinge aus ande- ren Richtungen und Sichtwei- sen, nur dann siehst du das ganze Bild.“ Mit diesen Wor- ten hat der Vizepräsident der Universität Hildesheim, Martin Schrei- ner, die Siegerehrung von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ eröffnet. Die Ausstellung der vergange- nen Tage zeigte, dass die Jungforscher dies getan haben. Insgesamt stellten 76 Gruppen ihre Projekte in den Fachberei- chen Biologie, Chemie, Technik, Geo- und Raumwissenschaften sowie Mathe/ Informatik, Physik und Arbeitswelt vor. Es wurde gebaut, programmiert, ge- bastelt, experimentiert, geklebt, und vie- les mehr. Vorgegebene Themen gab es nicht. Die Schüler durften ihrer Kreativi- tät freien Lauf lassen und selbst nach ei- ner Fragestellung suchen, die in eines der sieben Fachgebiete passt. Dabei ent- standen erstaunliche Projekte, die ges- tern Nachmittag im Audimax der Uni Hildesheim hervorgehoben wurden. Tosender Applaus donnerte durch die Sitzreihen im Audimax, als die Schüler ihre Preise entgegen nahmen: 75 Euro für Erstplatzierte, 60 Euro für Zweitplat- zierte und 45 Euro für den dritten Platz. Andere Schüler, die gute Ansätze hat- ten, durften sich über Sonder- und Sach- preise freuen. Von denen gab es viele: Alleine an die Jungforscher von „Schü- ler experimentieren“ wurden 15 Sach- preise, unter anderem von der Hildes- heimer Allgemeinen Zeitung, verteilt. Fünf weitere Gruppen wie „Das vollau- tomatische Gewächshaus zur Anzucht von Tomaten“ und „Heißluftballon“ wurden für schönsten Stand und die bes- ten Teamarbeit mit Sonderpreisen be- lohnt. Alle anderen Teilnehmer beka- men Urkunden. Auch die Teilnehmer von „Jugend forscht“ gewannen viele Preise: Neben 15 Sachpreisen gab es auch viele Son- derpreise. So bekam Mark Balazs Bekesi für sein Projekte „Addition von Parabelstücken – Eine un- gewöhnliche Operation“ den Uni-MINT-Sonder- preis. Ein Vertreter der Sparkasse Hil- desheim überreich- te Felix und Lukas Menze für „Ein Su- per-Pi als Parallel- rechner“ ihren Sonderpreis. Für die „wahrlich große Anzahl an Projekten“ lobte Wettbewerbslei- ter Daniel Kahle die Ro- bert-Bosch-Gesamtschule, die mit 34 Teilnahmen die meisten Jungforscher des Wettbe- werbs stellte. Josephinum-Lehrer Arndt Latußeck wurde für sein Engagement als bester Talentförderer ausgezeichnet. Alle Schüler, die nicht gewonnen ha- ben, ermunterte der ehemalige Scharn- horstschüler und Bundeswettbewerbs- gewinner To Vinh in einem Kurzvideo, das während der Siegerehrung ausge- strahlt wurde. Er forderte dazu auf, wei- ter zu forschen: „Ihr seid alle Sieger, denn ihr sammelt wichtige Erfahrung.“ Anlässlich des bereits 20. Regionalwett- bewerbs in Hildesheim zeigten die Or- ganisatoren HI-Reg mehrere Hildeshei- mer, die den Bundeswettbewerb von „Jugend forscht“ gewannen. Vinh nahm 2008 nach dem Regional- und Landes- sieg erfolgreich am Bundeswettbewerb teil. Heute ist er Dozent an der Uni Bonn. So könnte auch die Zukunft der gest- rigen Gewinner aussehen. Denn rund 88 Prozent der ehema- ligen Sieger entscheiden sich für ein MINT- oder Medizin-Studium, 39 Prozent von ihnen haben promoviert und acht Prozent davon sind habili- tiert. Für die Zu- kunft der Teilneh- mer sind das gute Aussichten. Aber fürs Erste steht den Gewinnern der Lan- deswettbewerb bevor: Die Kleinen treten vom 10. bis 12. März in Oldenburg ge- gen die andere Regionalsieger an. Um einen Platz im Bundeswettbewerb konkurrieren die Regionalsieger von „Jugend forscht“ vom 14. bis 17. März in Clausthal-Zellerfeld. Die Gewinner des Landeswettbewerbs kämpfen dann vom 26. bis 29. Mai in Paderborn um den bundesweit ersten Platz. 76 Gruppen haben an dem Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ teilgenommen – für die Gewinner bleibt es spannend TexTe: MeLDA ATLAS UND MORITZ MUSCHIk FOTOS: CLeMeNS HeIDRICH Die Gewinner von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ mit Stiftern und Förderern. Foto: Kolbe Wie verhalten sich Wanderfalken? Mit der Schallkanone auf Platz zwei Die Teichtemperatur im Jahresverlauf So groß ist Afrika wirklich Der Computer wird zum Pfadfinder Wo fliegen die Fledermäuse lang? Wanderfalken sind einfach zu unter- scheiden: Weibchen sind größer als Männchen. Aber was hat das für Aus- wirkungen auf die Rollenverteilung zwi- schen ihnen? Dieser Frage gingen die zwei Robert-Bosch-Gesamtschülerinnen Merle Neumann (18) und Stephanie Krip- penstapel (18) nach. Dafür ließen sie so- gar eine Kamera in den Andreas-Turm installieren. Die nahm die Wanderfal- ken, die es sich im Turm gemütlich ge- macht hatten, auf. Bei der Auswertung des Materials stellten sie fest, dass es eine strenge Rollenverteilung während der Brut- und Aufzuchtzeit gibt: Das Männchen geht in den ersten Tagen al- leine jagen, während das Weibchen auf die Küken aufpasst. In dieser Zeit sucht er nach kleiner Beute. Nach den ersten Aufzuchttagen macht das Weibchen wieder mit. Sie jagt jedoch nur große Beute. Durch die Aufteilung ermögli- chen sich die Falken mehr Nahrungs- möglichkeiten. Die einjährige Forschung brachte den Mädchen den ersten Platz im Fachbereich Biologie ein. Eine Kerze auspusten? Das kann ja jeder, dachten sich Cem Damien Ayari (10) und Ken Lindemann (10). Die Schü- ler der Robert-Bosch-Gesamtschule ha- ben eine eigene Schallkanone gebastelt – und damit Platz zwei im Fachbereich Physik gewonnen. Ziehen die beiden am Gummi hinter dem Papptrichter, schießt Luft hindurch. Die pustet die Kerze in über einem Meter Entfernung aus. Sebastian Maifeld (13) von der KGS Gronau beobachtete ein Jahr lang die Temperaturen von zwei Teichen. Er stell- te fest, dass im Winter und Herbst das Wasser am Boden des Teiches schwerer ist als das an der Oberfläche. Das liegt daran, dass gefrorenes Wasser, also Eis, eine geringere Dichte hat als nicht-ge- frorenes Wasser und bleibt somit an der Oberfläche. Schmilzt das Eis im Frühling nun bei vier Grad und mehr, kommt es zu einer Umwälzung des Wassers: Das Wasser an der Oberfläche besitzt dann eine geringere Dichte als das kältere Wasser am Boden. Die Wasserschichten vermischen sich. Die Forschung brachte Sebastian gestern den ersten Platz in Geo- und Raumwissenschaften ein. Die Geschwister Carolin (12) und Fre- derik Rehse (10) finden die Flächenzahl von Afrika mit 30,2 Millionen Quadrat- kilometer zu ungenau. Die Andreanum- Schüler beschlossen die Fläche selbst auszurechnen. Was gar nicht mal so ein- fach war, denn Afrika besitzt eine unre- gelmäßige Fläche. Mit einer eigenen Methode kamen sie auf den genaueren Wert für die unregelmäßige Fläche Afri- ka: 30,221,532 Quadratkilometer. „He- rausragend wissenschaftliche Arbeit“, findet die Jury und verleiht den Ge- schwistern Platz eins. Wie kommt man im Computerspiel am besten ans Ziel? Henry Morten Haase (17) und Marius Rennmann (18) vom Scharnhorstgymnasium haben eine Lö- sung gefunden. Sie haben den Compu- ter einfach zum Pfadfinder gemacht und damit den ersten Platz im Fachbereich Mathematik/Informatik gewonnen. Die Grundlage: ein Spiel, bei dem der Spie- ler von Berg zu Berg springen muss. „Uns war wichtig, dass wir einfach den Quellcode ändern konnten“, sagt Mari- us. Mit einer Kartenanalayse haben die Schüler die Spielwelt nach möglichen Pfaden durchsucht. „Im zweiten Schritt haben wir die Karte skelettiert“, erklärt Henry Morten. Dadurch sucht der Com- puter über Algorithmen den kürzesten Weg für den Spieler. „Ohne die Skelet- tierung würde der PC die gesamte Welt durchsuchen und die Wege wären nicht immer optimal“, erläutert Marius. Jetzt schlagen roten Punkte dem Spieler vor, wie er am schnellsten ins Ziel kommt. Bald soll die Figur der Route automa- tisch folgen. Die beiden forschen weiter. Fledermäuse im Ernst-Ehrlicher-Park fliegen am liebsten über den Mühlen- graben und die Allee an der Grünfläche. Das hat Simone Weikert (19) von der Ro- bert-Bosch-Gesamtschule festgestellt. Die Schülerin hat sich vier Abende in den Hildesheimer Park gestellt – und die Flugschneisen der Fledermäuse unter- sucht. „Mit einem Detektor bin ich sys- tematisch auf die Suche gegangen“, er- zählt die 19-Jährige. Mit Erfolg: Durch ihre Analyse hat sie die Flugrouten der Fledermäuse ausgemacht. Mit der Un- tersuchung hat sich Simone Platz zwei im Fachbereich Biologie gesichert. „Fle- dermäuse sind in Europa vor dem Aus- sterben geschützt“, sagt sie. Das ist auch für den Ernst-Ehrlicher-Park relevant. Denn: Dort sollen Bäume gefällt werden. Den Fledermäusen würden weniger Bäume den Lebensraum einschränken. Inwiefern die Tiere im Park betroffen wären, prüft jetzt der Naturschutzbund. Mit der Hilfe von Simone. „Ich konnte den Experten meine Arbeit zur Verfü- gung stellen“, berichtet sie stolz. Die Gewinner von „Jugend forscht“: Die Gewinner von „Schüler experimentieren“: Fachbereich: Arbeitswelt Platz 1: Scomo – Dein persönli- cher Online-Stunden- und Ver- tretungsplan, Steffen Ryll, Jose- phinum Fachbereich: Biologie Platz 1: Geschlechtsdimorphes Verhalten während Brut und Aufzucht am Beispiel der Hildes- heimer Wanderfalken, Merle Neumann, Stephanie Krippen- stapel, Robert-Bosch-Gesamt- schule Platz 2: Analyse der Flugschnei- sen von Fledermausarten im Ernst-Ehrlicher-Park in Hildes- heim, Simone Weikert, Robert- Bosch-Gesamtschule Fachbereich: Chemie Platz 1: Unterschiede der Trink- wasserqualität anhand der Was- serhärte und des Halogenidge- halts, Julia Kapeluch, Robert- Bosch-Gesamtschule Platz 3: Synthese von PLA aus Milchsäure, Thorben Günther, Louisa Henneberg, Melissa Hüb- ner, Goethegymnasium Fachbereich: Mathematik/In formatik Platz 1: Addition von Parabelstü- cken – eine ungewöhnliche Ope- ration, Balazs Mark Bekesi, Ro- bert-Bosch-Gesamtschule Platz 1: Pfadfinden unter Beach- tung physischer Gegebenheiten, Henry Morten Haase, Marius Rennmann, Scharnhorstgymna- sium Platz 2: Ein Super-Pi als Parallel- rechner, Felix Menze, Lukas Menze Platz 3: Viz3D – ein System zur Darstellung dreidimensionaler Objekte, Nick Kobert, Josephi- num Fachbereich: Physik Platz 1: Wärmestrahlung ver- schiedener Oberflächen, Julia Schumann, Janis Ole Stach, Nils Westphale, Goethegymnasium Platz 3: Lichtgeschwindigkeit mit Mikrowellen messen, Thore Pohl, Simon Röde, Marienschule Platz 3: Optimierung eines Mi- chelson-Ultraschallinterferome- ters, Pascal Stich, Stefan Gans- ke, Lynn Pauline Heine, Robert- Bosch-Gesamtschule Fachbereich: Technik Platz 1: Portable Speicherung von Solarenergie, Maximilian Böther, Felix Veltmaat, Jonas Nachtigall, Goethegymnasium Platz zwei: Getriebe ohne Schalt- zeiten, Thomas Senker, Robert- Bosch-Gesamtschule Platz 3: Unterbrechungsfreie Energieversorgung für stationä- re Kleinverbraucher, Jan Czech Fachgebiet Arbeistwelt: Platz 1: Kostengünstiger Schallschutz in der Schule mit Recycling-Materialien, Amela Sannig, Robert-Bosch-Gesamt- schule. Fachgebiet Biologie: Platz 3: Leben Vegetarier ge- sünder als Fleischesser? Meike Brinkmann, Hanna-Marie Koch, Luise Kamusella, Goe- thegymnasium. Platz 3: Fotosyntheserate von Wasserpflanzen in Abhängig- keit von der Lichtfarbe, Pele Abdullah, Lena Janhoff, Goe- thegymnasium. Fachgebiet Chemie: Platz 2: Klebeversuche mit Kle- bern aus Haushaltschemika- lien, Leon Taschenmski, Til Röttger, Molitoris Oberschule mit Gymnasialzweig. Fachgebiet Geo- und Raum- wissenschaften: Platz 1: Wie verhält sich die Temperatur in einem Teich im Jahresverlauf? Sebastian Mai- feld, KGS Gronau. Platz 2: Wasserkreislauf im Kasten, Mathieu Rossingoll, Timur Öz, Robert-Bosch-Ge- samtschule. Platz 3: Darstellung von Ebbe und Flut an einem Modell, Ra- nya Aydin. Mona Farih, Ro- bert-Bosch-Gesamtschule. Fachgebiet Mathe/Informa- tik: Platz 1: Vom Wiegen einer Flä- che - unregelmäßige Flächen berechnen, Carolin und Frede- rik Rehse, Andreanum. Platz 2: Wie clever waren die Hildesheimer Knochenhauer als Baumeister? Jade Gasser, David Hersel, Jannis Ulbrich, Grundschule Hasede. Platz 3: Primzahlen, Dominik Hertel, Scharnhorstgymnasi- um. Fachgebiet Physik: Platz 1: Die Energiegewinnung mit Hilfe von sich selbst ausrich- tenden Solarzellen optimieren, Maximilian Stolte, Marien- schule. Platz 2: Untersuchungen rund um die Schallkanone, Cem Da- mien Ayari, Robert-Bosch-Ge- samtschule. Fachgebiet Techik: Platz 2: Die echte Gummilinse, Marcel Topel, Alexander Galli- naz, Robert-Bosch-Gesamt- schule. Platz 3: Das vollautomatische Gewächshaus zur Anzucht von Tomaten, Heinich Kohlenberg, Robert-Bosch-Gesamtschule. Fotos von allen Ständen und einen Videoclip von „Schüler experimentieren“ gibt es im Internet unter www.hildesheimer- allgemeine.de/jufo. HILDESHEIM 14 | HILDESHEIMER ALLGEMEINE ZEITUNG SONNABEND, 20. FEBRUAR 2016

| HILDESHEIMERALLGEMEINEZEITUNG …downloads.greenmark-it.de/153/presse_2016_02_20_haz.pdf · zwei Robert-Bosch-Gesamtschülerinnen Merle Neumann (18)undStephanie Krip-penstapel (18)nach.Dafürließensieso-gar

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Für die Besten geht es jetztzum Landeswettbewerb

Betrachte die Dinge aus ande-ren Richtungen und Sichtwei-sen, nur dann siehst du dasganze Bild.“ Mit diesen Wor-ten hat der Vizepräsident der

Universität Hildesheim, Martin Schrei-ner, die Siegerehrung von „Jugendforscht“ und „Schüler experimentieren“eröffnet. Die Ausstellung der vergange-nen Tage zeigte, dass die Jungforscherdies getan haben. Insgesamt stellten 76Gruppen ihre Projekte in den Fachberei-chen Biologie, Chemie, Technik, Geo-und Raumwissenschaften sowie Mathe/Informatik, Physik und Arbeitswelt vor.

Es wurde gebaut, programmiert, ge-bastelt, experimentiert, geklebt, und vie-les mehr. Vorgegebene Themen gab esnicht. Die Schüler durften ihrer Kreativi-tät freien Lauf lassen und selbst nach ei-ner Fragestellung suchen, die in einesder sieben Fachgebiete passt. Dabei ent-standen erstaunliche Projekte, die ges-tern Nachmittag im Audimax der UniHildesheim hervorgehoben wurden.

Tosender Applaus donnerte durch dieSitzreihen im Audimax, als die Schülerihre Preise entgegen nahmen: 75 Eurofür Erstplatzierte, 60 Euro für Zweitplat-zierte und 45 Euro für den dritten Platz.Andere Schüler, die gute Ansätze hat-ten, durften sich über Sonder- und Sach-preise freuen. Von denen gab es viele:Alleine an die Jungforscher von „Schü-ler experimentieren“ wurden 15 Sach-preise, unter anderem von der Hildes-heimer Allgemeinen Zeitung, verteilt.Fünf weitere Gruppen wie „Das vollau-tomatische Gewächshaus zur Anzuchtvon Tomaten“ und „Heißluftballon“

wurden für schönsten Stand und die bes-ten Teamarbeit mit Sonderpreisen be-lohnt. Alle anderen Teilnehmer beka-men Urkunden.

Auch die Teilnehmer von „Jugendforscht“ gewannen viele Preise: Neben15 Sachpreisen gab es auch viele Son-derpreise. So bekam Mark Balazs Bekesifür sein Projekte „Addition vonParabelstücken – Eine un-gewöhnliche Operation“den Uni-MINT-Sonder-preis. Ein Vertreterder Sparkasse Hil-desheim überreich-te Felix und LukasMenze für „Ein Su-per-Pi als Parallel-rechner“ ihrenSonderpreis. Fürdie „wahrlich großeAnzahl an Projekten“lobte Wettbewerbslei-ter Daniel Kahle die Ro-bert-Bosch-Gesamtschule,die mit 34 Teilnahmen diemeisten Jungforscher des Wettbe-werbs stellte. Josephinum-Lehrer ArndtLatußeck wurde für sein Engagementals bester Talentförderer ausgezeichnet.

Alle Schüler, die nicht gewonnen ha-ben, ermunterte der ehemalige Scharn-horstschüler und Bundeswettbewerbs-gewinner To Vinh in einem Kurzvideo,das während der Siegerehrung ausge-strahlt wurde. Er forderte dazu auf, wei-ter zu forschen: „Ihr seid alle Sieger,denn ihr sammelt wichtige Erfahrung.“Anlässlich des bereits 20. Regionalwett-bewerbs in Hildesheim zeigten die Or-

ganisatoren HI-Reg mehrere Hildeshei-mer, die den Bundeswettbewerb von„Jugend forscht“ gewannen. Vinh nahm2008 nach dem Regional- und Landes-sieg erfolgreich am Bundeswettbewerbteil. Heute ist er Dozent an der UniBonn.

So könnte auch die Zukunft der gest-rigen Gewinner aussehen. Denn

rund 88 Prozent der ehema-ligen Sieger entscheidensich für ein MINT- oderMedizin-Studium, 39Prozent von ihnenhaben promoviertund acht Prozentdavon sind habili-tiert. Für die Zu-kunft der Teilneh-mer sind das guteAussichten. Aberfürs Erste steht denGewinnern der Lan-

deswettbewerb bevor:Die Kleinen treten vom 10.

bis 12. März in Oldenburg ge-gen die andere Regionalsieger an.

Um einen Platz im Bundeswettbewerbkonkurrieren die Regionalsieger von„Jugend forscht“ vom 14. bis 17. März inClausthal-Zellerfeld. Die Gewinner desLandeswettbewerbs kämpfen dann vom26. bis 29. Mai in Paderborn um denbundesweit ersten Platz.

76 Gruppen haben an dem Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ und „Schülerexperimentieren“ teilgenommen – für die Gewinner bleibt es spannend

TexTe: MeLDA ATLASUND MORITZ MUSCHIk

FOTOS: CLeMeNS HeIDRICH

Die Gewinner von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ mit Stiftern und Förderern. Foto: Kolbe

Wie verhalten sichWanderfalken?

Mit der Schallkanoneauf Platz zwei

Die Teichtemperaturim Jahresverlauf

So groß istAfrika wirklich

Der Computer wirdzum Pfadfinder

Wo fliegen dieFledermäuse lang?

Wanderfalken sind einfach zu unter-scheiden: Weibchen sind größer alsMännchen. Aber was hat das für Aus-wirkungen auf die Rollenverteilung zwi-schen ihnen? Dieser Frage gingen diezwei Robert-Bosch-GesamtschülerinnenMerle Neumann (18) und Stephanie Krip-penstapel (18) nach. Dafür ließen sie so-gar eine Kamera in den Andreas-Turminstallieren. Die nahm die Wanderfal-ken, die es sich im Turm gemütlich ge-macht hatten, auf. Bei der Auswertungdes Materials stellten sie fest, dass eseine strenge Rollenverteilung währendder Brut- und Aufzuchtzeit gibt: DasMännchen geht in den ersten Tagen al-leine jagen, während das Weibchen aufdie Küken aufpasst. In dieser Zeit suchter nach kleiner Beute. Nach den erstenAufzuchttagen macht das Weibchenwieder mit. Sie jagt jedoch nur großeBeute. Durch die Aufteilung ermögli-chen sich die Falken mehr Nahrungs-möglichkeiten. Die einjährige Forschungbrachte den Mädchen den ersten Platzim Fachbereich Biologie ein.

Eine Kerze auspusten? Das kann jajeder, dachten sich Cem Damien Ayari(10) und Ken Lindemann (10). Die Schü-ler der Robert-Bosch-Gesamtschule ha-ben eine eigene Schallkanone gebastelt– und damit Platz zwei im FachbereichPhysik gewonnen. Ziehen die beiden amGummi hinter dem Papptrichter, schießtLuft hindurch. Die pustet die Kerze inüber einem Meter Entfernung aus.

Sebastian Maifeld (13) von der KGSGronau beobachtete ein Jahr lang dieTemperaturen von zwei Teichen. Er stell-te fest, dass im Winter und Herbst dasWasser am Boden des Teiches schwererist als das an der Oberfläche. Das liegtdaran, dass gefrorenes Wasser, also Eis,eine geringere Dichte hat als nicht-ge-frorenes Wasser und bleibt somit an derOberfläche. Schmilzt das Eis im Frühlingnun bei vier Grad und mehr, kommt eszu einer Umwälzung des Wassers: DasWasser an der Oberfläche besitzt danneine geringere Dichte als das kältereWasser am Boden. Die Wasserschichtenvermischen sich. Die Forschung brachteSebastian gestern den ersten Platz inGeo- und Raumwissenschaften ein.

Die Geschwister Carolin (12) und Fre-derik Rehse (10) finden die Flächenzahlvon Afrika mit 30,2 Millionen Quadrat-kilometer zu ungenau. Die Andreanum-Schüler beschlossen die Fläche selbstauszurechnen. Was gar nicht mal so ein-fach war, denn Afrika besitzt eine unre-gelmäßige Fläche. Mit einer eigenenMethode kamen sie auf den genauerenWert für die unregelmäßige Fläche Afri-ka: 30,221,532 Quadratkilometer. „He-rausragend wissenschaftliche Arbeit“,findet die Jury und verleiht den Ge-schwistern Platz eins.

Wie kommt man im Computerspielam besten ans Ziel? Henry Morten Haase(17) und Marius Rennmann (18) vomScharnhorstgymnasium haben eine Lö-sung gefunden. Sie haben den Compu-ter einfach zum Pfadfinder gemacht unddamit den ersten Platz im FachbereichMathematik/Informatik gewonnen. DieGrundlage: ein Spiel, bei dem der Spie-ler von Berg zu Berg springen muss.„Uns war wichtig, dass wir einfach denQuellcode ändern konnten“, sagt Mari-us. Mit einer Kartenanalayse haben dieSchüler die Spielwelt nach möglichenPfaden durchsucht. „Im zweiten Schritthaben wir die Karte skelettiert“, erklärtHenry Morten. Dadurch sucht der Com-puter über Algorithmen den kürzestenWeg für den Spieler. „Ohne die Skelet-tierung würde der PC die gesamte Weltdurchsuchen und die Wege wären nichtimmer optimal“, erläutert Marius. Jetztschlagen roten Punkte dem Spieler vor,wie er am schnellsten ins Ziel kommt.Bald soll die Figur der Route automa-tisch folgen. Die beiden forschen weiter.

Fledermäuse im Ernst-Ehrlicher-Parkfliegen am liebsten über den Mühlen-graben und die Allee an der Grünfläche.Das hat Simone Weikert (19) von der Ro-bert-Bosch-Gesamtschule festgestellt.Die Schülerin hat sich vier Abende inden Hildesheimer Park gestellt – und dieFlugschneisen der Fledermäuse unter-sucht. „Mit einem Detektor bin ich sys-tematisch auf die Suche gegangen“, er-zählt die 19-Jährige. Mit Erfolg: Durchihre Analyse hat sie die Flugrouten derFledermäuse ausgemacht. Mit der Un-tersuchung hat sich Simone Platz zweiim Fachbereich Biologie gesichert. „Fle-dermäuse sind in Europa vor dem Aus-sterben geschützt“, sagt sie. Das ist auchfür den Ernst-Ehrlicher-Park relevant.Denn: Dort sollen Bäume gefällt werden.Den Fledermäusen würden wenigerBäume den Lebensraum einschränken.Inwiefern die Tiere im Park betroffenwären, prüft jetzt der Naturschutzbund.Mit der Hilfe von Simone. „Ich konnteden Experten meine Arbeit zur Verfü-gung stellen“, berichtet sie stolz.

Die Gewinner von „Jugend forscht“: Die Gewinner von „Schüler experimentieren“:

◾ Fachbereich: ArbeitsweltPlatz 1: Scomo – Dein persönli-cher Online-Stunden- und Ver-tretungsplan, Steffen Ryll, Jose-phinum

◾ Fachbereich: BiologiePlatz 1: GeschlechtsdimorphesVerhalten während Brut undAufzucht am Beispiel der Hildes-heimer Wanderfalken, MerleNeumann, Stephanie Krippen-stapel, Robert-Bosch-Gesamt-schulePlatz 2: Analyse der Flugschnei-sen von Fledermausarten imErnst-Ehrlicher-Park in Hildes-heim, Simone Weikert, Robert-Bosch-Gesamtschule

◾ Fachbereich: ChemiePlatz 1: Unterschiede der Trink-wasserqualität anhand der Was-serhärte und des Halogenidge-halts, Julia Kapeluch, Robert-

Bosch-GesamtschulePlatz 3: Synthese von PLA ausMilchsäure, Thorben Günther,Louisa Henneberg, Melissa Hüb-ner, Goethegymnasium

◾ Fachbereich: Mathematik/Informatik

Platz 1: Addition von Parabelstü-cken – eine ungewöhnliche Ope-ration, Balazs Mark Bekesi, Ro-bert-Bosch-GesamtschulePlatz 1: Pfadfinden unter Beach-tung physischer Gegebenheiten,Henry Morten Haase, MariusRennmann, Scharnhorstgymna-siumPlatz 2: Ein Super-Pi als Parallel-rechner, Felix Menze, LukasMenzePlatz 3: Viz3D – ein System zurDarstellung dreidimensionalerObjekte, Nick Kobert, Josephi-num

◾ Fachbereich: PhysikPlatz 1: Wärmestrahlung ver-schiedener Oberflächen, JuliaSchumann, Janis Ole Stach, NilsWestphale, GoethegymnasiumPlatz 3: Lichtgeschwindigkeitmit Mikrowellen messen, ThorePohl, Simon Röde, MarienschulePlatz 3: Optimierung eines Mi-chelson-Ultraschallinterferome-ters, Pascal Stich, Stefan Gans-ke, Lynn Pauline Heine, Robert-Bosch-Gesamtschule

◾ Fachbereich: TechnikPlatz 1: Portable Speicherungvon Solarenergie, MaximilianBöther, Felix Veltmaat, JonasNachtigall, GoethegymnasiumPlatz zwei: Getriebe ohne Schalt-zeiten, Thomas Senker, Robert-Bosch-GesamtschulePlatz 3: UnterbrechungsfreieEnergieversorgung für stationä-re Kleinverbraucher, Jan Czech

◾ Fachgebiet Arbeistwelt:Platz 1: KostengünstigerSchallschutz in der Schule mitRecycling-Materialien, AmelaSannig, Robert-Bosch-Gesamt-schule.

◾ Fachgebiet Biologie:Platz 3: Leben Vegetarier ge-sünder als Fleischesser? MeikeBrinkmann, Hanna-MarieKoch, Luise Kamusella, Goe-thegymnasium.Platz 3: Fotosyntheserate vonWasserpflanzen in Abhängig-keit von der Lichtfarbe, PeleAbdullah, Lena Janhoff, Goe-thegymnasium.

◾ Fachgebiet Chemie:Platz 2: Klebeversuche mit Kle-bern aus Haushaltschemika-lien, Leon Taschenmski, TilRöttger, Molitoris Oberschulemit Gymnasialzweig.

◾ Fachgebiet Geo- und Raum-wissenschaften:Platz 1: Wie verhält sich dieTemperatur in einem Teich imJahresverlauf? Sebastian Mai-feld, KGS Gronau.Platz 2: Wasserkreislauf imKasten, Mathieu Rossingoll,Timur Öz, Robert-Bosch-Ge-samtschule.Platz 3: Darstellung von Ebbeund Flut an einem Modell, Ra-nya Aydin. Mona Farih, Ro-bert-Bosch-Gesamtschule.

◾ Fachgebiet Mathe/Informa-tik:Platz 1: VomWiegen einer Flä-che - unregelmäßige Flächenberechnen, Carolin und Frede-rik Rehse, Andreanum.Platz 2: Wie clever waren dieHildesheimer Knochenhauerals Baumeister? Jade Gasser,David Hersel, Jannis Ulbrich,Grundschule Hasede.

Platz 3: Primzahlen, DominikHertel, Scharnhorstgymnasi-um.

◾ Fachgebiet Physik:Platz 1:Die Energiegewinnung mitHilfe von sich selbst ausrich-tenden Solarzellen optimieren,Maximilian Stolte, Marien-schule.Platz 2: Untersuchungen rundum die Schallkanone, Cem Da-mien Ayari, Robert-Bosch-Ge-samtschule.

◾ Fachgebiet Techik:Platz 2: Die echte Gummilinse,Marcel Topel, Alexander Galli-naz, Robert-Bosch-Gesamt-schule.Platz 3: Das vollautomatischeGewächshaus zur Anzucht vonTomaten, Heinich Kohlenberg,Robert-Bosch-Gesamtschule.

Fotos von allen Ständen undeinen Videoclip von „Schülerexperimentieren“ gibt es imInternet unter www.hildesheimer-allgemeine.de/jufo.

HILDESHEIM14 | HILDESHEIMER ALLGEMEINE ZEITUNG SONNABEND, 20. FEBRUAR 2016