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Unterrichtsmaterial zum Thema „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“ von Carlos R. S. dos Santos F.

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Unterrichtsmaterial zum Thema „Umgang mit Stereotypen als

globale Herausforderung“von

Carlos R. S. dos Santos F.

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Inhaltsverzeichnis1. Vorwort..................................................................................................12. Zum Aufbau des Materials.....................................................................23. Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit........................................43.1. Phase I – Erkennen I............................................................................43.2. Phase II – Erkennen II..........................................................................53.3. Phase III – Bewerten............................................................................63.4. Phase IV – Handeln I............................................................................73.5. Phase V – Handeln II............................................................................84. Literaturverzeichnis...............................................................................95. Anhang.................................................................................................10

Anhang 1: Infokarte zu den Ländern..........................................................10Anhang 2: Interviews.................................................................................19

erstellt : Im Rahmen des Seminars Theorie und Praxis Globalen Lernens (WS 2011/12) am Institut für Bildung und Kultur - Friedrich-Schiller-Universität JenaSeminarleiter: Benjamin Bunk, M.A.im WS 2011/12

vorgelegt von:

Carlos R. S. dos Santos F.

Studiengänge: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Erziehungswissenschaft (B.A.)

carlos.santos[at]uni-jena.de

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1. VorwortStereotype werden als mentale Repräsentation über eine soziale Gruppe von Menschen verstanden. Viele von unseren Stereotypen werden durch elterliche Erziehung sowie durch unsere Sozialisation innerhalb einer Kultur erlernt. Eine der wichtigsten Funktionen von Stereotypen ist, uns ein vereinfachtes Bild unserer Umwelt geben. Daher gelingt es uns, uns in fremden Situationen schneller zu orientieren und Verknüpfungen zu bekannten Sachverhalten herzustellen. Zudem sind Stereotype Kultur geprägt und werden unbewusst aktiviert.Globalisierungsprozesse haben die Welt und unsere Art und Weise zu leben stark geändert. Durch diese ‚neue‘, ‚buntere‘ und ‚gemischtere‘ Welt werden wir globalen Herausforderungen auf politischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ebenen gegenüber gestellt. In diesem Zusammenhang kann unser ‚Umgang mit Stereotypen‘ in einer globalisierten Welt eine wesentliche Rolle spielen. Dies geht über die ‚einfache‘ Vorstellung der Länder-Stereotype hinaus. Im Vordergrund steht nun unsere Haltung, besonders während interkulturellen Begegnungen, die sowohl zur Verschärfung von Stereotypen und Vorurteilen als auch zur Sensibilisierung gegenüber Angehörigen anderer Kulturen führen können.Aufgrund ihrer kognitiven Funktionen lassen sich Stereotype nicht komplett abbauen, sondern eher verändern bzw. relativieren. Ein bewusster Umgang mit Stereotypen in einer globalisierten Welt setzt von uns ‚neue‘ Haltungen voraus. Daher steht im Mittelpunkt des vorliegenden Unterrichtsmaterials die Rolle des Stereotyps als Voraussetzung für einen respektvollen Umgang mit anderen Kulturen und ein friedliches Zusammenleben in einer globalisierten Welt.Das vorliegende Unterrichtsmaterial bietet nicht die ‚richtigen‘ und ‚endgültigen‘ Anweisungen zur Behandlung dieses Themas im Unterricht. Dieses Material besteht aus Vorschlägen, die je nach Lernzielen und Rahmenbedingungen angepasst werden sollen.

Jena, den 11.03.2012. Carlos R. S. dos Santos F.

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2. Zum Aufbau des MaterialsDieses Unterrichtsmaterial wurde im Rahmen des Seminars ‚Theorie und Praxis Globalen Lernens‘ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Wintersemester 2011/2012 entworfen und gehört zur in diesen Seminar entworfenen Ausstellung zum Thema ‚Globales Lernen‘.Das vorliegende Unterrichtsmaterial besteht aus fünf Unterrichtseinheiten. Jede Unterrichtseinheit dauert ca. 90 Minuten. Neun Infokarten über verschiedene Länder gehören zu den Arbeitsmaterialien der Unterrichtseinheiten. Jede Infokarte besteht aus zwei Seiten, eine Seite mit verschiedenen Informationen über ein Land und die andere Seite mit einem Interview eines Einwohners dieses Landes.Dieses Material richtet sich an jugendliche Schüler und wird aufeinander aufgebaut. Infolgedessen wird vom Verfasser dieses Unterrichtsmaterials darauf hingewiesen, dass alle Unterrichtseinheiten in der hier dargestellten Reihenfolge durchgeführt werden sollen, um das in diesem Unterrichtsmaterial vorgeschlagene Bildungsziel zu erreichen. Jedoch ist es auch möglich, je nach Lernziel, nur einige Teile der Unterrichtseinheiten zu benutzen. Zudem ist zu ergänzen, dass die Erfüllung technischer Voraussetzungen, wie z.B. Zugang zu Rechnern für die Durchführung einiger Phasen der Unterrichtseinheiten, erforderlich ist.1

Als wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung dieses Unterrichtsmaterials gelten das Seminar ‚Theorie und Praxis Globalen Lernens‘ an sich und die von der Kultusministerkonferenz (KMK) und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) herausgegebene Publikation ‚Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung‘.2 Das übergeordnete Bildungsziel des vorliegenden Materials lautet ‚Veränderung und Relativierung von Stereotypen‘. Um dieses Bildungsziel zu verfolgen, werden die

1 Im Kapitel 3 des vorliegenden Unterrichtsmaterials werden alle erforderlichen Arbeitsmaterialien detailliert dargestellt. 2 Andere angewendete Literaturen sind im Literaturverzeichnis dieses Materials zu finden.

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Unterrichtseinheiten in Anlehnung an die Kompetenzbereiche der oben genannten Publikation, nämlich erkennen, bewerten und handeln, aufgebaut.In der kommenden Tabelle sind die innerhalb der Unterrichtseinheiten geförderten Kompetenzen und Fähigkeiten sowie die Lernziele jeder Phase zusammengefasst zu finden.

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Übergeordnetes Bildungsziel der Unterrichtseinheiten: Veränderung und Relativierung von StereotypenUnterrichtseinheiten zum Thema „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“

Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5ERKENNEN I ERKENNEN II BEWERTEN HANDELN I HANDELN II

Fähigkeit zur Orientierungin komplexen Themenfeldern

Fähigkeiten zum Perspektivenwechselund zur Empathie

Fähigkeiten zur Mitverantwortungund Partizipation

Lernziel der Phase: Lernziel der Phase: Lernziele der Phase: Lernziel der Phase: Lernziele der Phase:

o Stereotype über bestimmte Länder aktivieren und Stereotype „erleben“.

o Auseinandersetzung mit dem Begriff „Stereotyp“ auf der kognitiven Ebene.

o Kritische Auseinandersetzung mit eigenen Stereotypen, die in den zwei vorherigen Phasen dargestellt wurden. Der Versuch, einen „Vergleich“ herzustellen Was ich dachte (denke), wie es eigentlich ist.

o Das Erkennen der Rolle eines bewussten Umgangs mit Stereotypen in einer globalisierten Welt.

o Kritische Reflexion über die vorherigen Phasen und mögliche veränderte Einstellungen, Meinungen hinsichtlich des Themas „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“ darzustellen.

o Das Erkennen der eigenen Rolle als Individuum bzw. als Angehöriger einer Gesellschaft/Kultur bezüglich des Themas „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“.

o Die erworbenen Kenntnisse über das Thema „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“ an andere Schüler / an die Gesellschaft weiterzuleiten.

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3. Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit

3.1. Phase I – Erkennen I

Bereich: Erkennen I

Thema: Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung

Zeit: 90 Minuten.

Kurzbeschreibung: Diese Phase dient für als Einstieg in das Thema. Zunächst werden die Schüler mit ihren eigenen Stereotypen auf der Ebene der „Länder-Stereotype“ konfrontiert. Anschließend setzen sich die Schüler mit Stereotypen aus der Sicht eines Angehörigen eines anderen Landes bzw. einer anderen Kultur auseinander.

Lernziele: Stereotype über bestimmte Länder aktivieren und Stereotype erleben (Rollenspiel).

Sozialform: Je nach Anzahl der Schüler kann diese Phase in Einzelarbeit, Partnerarbeit oder Gruppenarbeit durchgeführt werden. Die Lehrperson muss dafür sorgen, dass ausreichend Kopien der Infokarten zur Verfügung stehen.

Medien/Arbeitsmaterial: Infokarte über die Länder – Teil ‚Allgemeine Informationen‘, Papier und Stift.

Lehraktivität: (1) Die Lehrperson zeigt den Schülern Infokarten über verschiedene Länder. Die Länder sind: Bolivien, Neuseeland, Fidschi, China, Türkei, Norwegen, Malawi, Kirgisistan und Curaçao. Die Schüler sollen sich ein Land bzw. eine Karte aussuchen und ausgehend von den Informationen, die auf dieser Karte stehen (Fläche, Einwohner, Hauptstadt, Währung usw.), die folgenden Fragen beantworten.

o Wie leben die Einwohner dieses Landes?

o Sind sie fröhlich, streng, kommunikativ usw.?

o Gibt es in diesem Land ausreichende Arbeitsmöglichkeiten für alle?

o Ist es dort gefährlich?o Was habe ich von diesem Land

schon gehört/gesehen?o Usw.

(2) Wenn die Schüler fertig mit der ersten Aufgabe sind, bekommen sie die folgende Aufgabe: Du bist jetzt ein deutscher Journalist und interviewst Leute aus der ganzen Welt.Dein Interview soll sich auf die Leitfrage „Was denken Sie über das Leben“ beziehen. (Die Schüler sollen sich sowohl in die Rolle des Journalisten als auch in die Rolle des Einwohners des Landes – Bezug auf die Infokarte – hineinversetzen)

o Was bezeichnen Sie als Heimat?o Haben Sie schon einmal daran

gedacht, auszuwandern?o Was haben Sie zuletzt geschenkt

bekommen?o Was braucht Ihre Nachbarschaft?o Haben Sie eine

Lieblingserinnerung?o Wofür sind Sie dankbar?

Lernaktivität: (1) Zuerst sollen die Schüler ihr eigenes Bild über das Land beschreiben. Die Leitfragen dienen nur als Beispiel. Die Schülersollen weitere Informationen über das Land sammeln bzw. sich ausdenken. (2) Die Schüler sollen auf die Fragen antworten, als wären sie tatsächlich ein Angehöriger des Landes bzw. dieser Kultur. Es ist auch notwendig, die Frageliste zu erweitern.

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Weitere Kommentare: In dieser Phase ist es nicht unbedingt wichtig zu überprüfen, ob die von den Schülern aufgeschriebenen Informationen oder die Information aus den Interviews richtig sind. Die Antworten werden in

der kommenden Phase präsentiert und diskutiert.

3.2. Phase II – Erkennen II

Bereich: Erkennen II

Thema: Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung

Zeit: 90 Minuten.

Kurzbeschreibung: In dieser Phase präsentieren die Schüler ihre Interviews. Zudem beschäftigen sie sich mit dem Begriff ‚Stereotyp‘ auf einer kognitiven Ebene.

Lernziele: Auseinandersetzung mit dem Begriff „Stereotyp“ auf der kognitiven Ebene.

Sozialform: Einzelarbeit oder Partnerarbeit. Je nachdem wie die Aufgabe der vorherigen Phase bearbeitet wurde. Die Präsentation und Diskussion finden im Plenum statt.

Medien/Arbeitsmaterial: Projektor (Folie), Computer (Powerpoint).

Lehraktivität: (1) Die Präsentation der Interviews und die Diskussion nach jeder Präsentation moderieren. Frage an die Schüler stellen.

o Wieso fällt es uns so schwer, für einige Länder eine Antwort zu finden?

o Wieso kommen in einigen Fällen ähnliche Antworten vor und in andere nicht?

o Wären wir nicht in Deutschland bzw. hätten wir einen anderen kulturellen Hintergrund, hätten

wir andere Antworten gegeben? Warum, ja/nein?

o usw.

(2) Mit den Schülern diskutieren:

o Was ist eigentlich ein Stereotyp?o Welche Funktionen haben

Stereotype?o Wie wirken sich Stereotype auf

unser alltägliches Leben aus?o Worin unterscheiden sich

Stereotype von Vorurteilen?o Wäre es möglich Stereotype

komplett abzubauen? Würde dies zu großen Veränderungen in unserem Alltag führen?

o Stereotype abbauen oder relativieren?

Lernaktivität: Die Schüler sollen eine Präsentation (ihre Interviews) für die anderen Schüler vorbereiten, sich an den Diskussionen aktiv beteiligen und sich gegenseitig Fragen stellen.

Weitere Kommentare: Bei der Präsentation der Interviews gibt es keine „richtige“ oder „falsche“ Antwort. Wichtiger ist an dieser Stelle, dass die Ergebnisse der Interviews mit schon bekannten Informationen über die Stereotypenforschung in Bezug gesetzt werden.

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3.3. Phase III – Bewerten

Bereich: Bewerten

Thema: Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung

Zeit: 90 Minuten.

Kurzbeschreibung: In dieser Phase erhalten die Schüler Interviews der Zeitschrift ‚Geo‘ zum Durchlesen. Zudem wird der Begriff „Stereotyp“ bzw. „Umgang mit Stereotypen“ als globale Herausforderung betrachtet/präsentiert.

Lernziele: Kritische Auseinandersetzung mit eigenen Stereotypen, die in der zwei vorherigen Phasen dargestellt wurden. Der Versuch, einen „Vergleich“ herzustellen Was ich dachte (denke), wie es eigentlich ist.Das Erkennen der Rolle eines bewussten Umgangs mit Stereotypen in einer globalisierten Welt.

Sozialform: Plenum (Stuhlkreis).

Medien/Arbeitsmaterial: Infokarten über die Länder – Teil ‚Interview Geo‘.

Lehraktivität: Die Lehrperson zeigt den Schülern die Interviews der Zeitschrift Geo und moderiert eine

Diskussion.Einige Beispielfragen für die Diskussion.

o Was ich (wir) in der ersten Phase geschrieben habe(n), stimmt mit dem, was in den Interviews geschrieben steht, überein (oder teilweise)?

o Wie gehe ich damit um, wenn ich in meinem Alltag Leuten begegne, die aus diesen Ländern kommen oder einen ähnlichen kulturellen Hintergrund haben?

o Wie gehe ich mit Schülern mit Migrationshintergrund um?

o Wird in den Interviews über Stereotype oder Vorurteile geschrieben? Ist es immer möglich, diese Begriffe genauer zu unterscheiden?

o Wieso können Vorurteile gefährlich sein? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Vorurteil und Gewalt, wie z.B. Fremdfeindlichkeit?

o Wieso ist es heutzutage wichtig, einen bewussten Umgang mit Stereotypen zu fördern?

o Kann ein bewusster Umgang mit Stereotypen einen Beitrag für eine bessere Welt leisten? („Gerechtere“ Welt?)

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o Kann ein bewusster Umgang mit Stereotypen einen Beitrag für ein friedliches Zusammenleben leisten? Inwiefern?

Lernaktivität: Die Schüler sollen sich an den Diskussionen aktiv beteiligen und sich gegenseitig Fragen stellen.

Weitere Kommentare:

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3.4. Phase IV – Handeln I

Bereich: Handeln I

Thema: Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung

Zeit: 90 Minuten.

Kurzbeschreibung: In dieser Phase stellen die Schüler die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“ dar.

Lernziele: Kritische Reflexion über die vorherigen Phasen und Darstellung von möglicherweise veränderten Einstellungen und Meinungen hinsichtlich des Themas „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“.

Sozialform: Einzelarbeit

Medien/Arbeitsmaterial: Papier und Stift.

Lehraktivität: Ausgehend vom Wissen und von der Erfahrung, die in den vorherigen Phasen gelernt/gesammelt wurden, sollen die Schüler einen Aufsatz zum Thema „Zur Rolle des Stereotyps als Voraussetzung für einen respektvollen Umgang mit anderen Kulturen und ein friedliches Zusammenleben in einer globalisierten Welt“ verfassen.Die Lehrperson unterstützt die Schüler beim Aufbau ihres Textes mit Hilfe einiger Fragen, die die Schüler in ihren Aufsätzen beantworten können:

o Was ist eigentlich ein Stereotyp?o Welche Funktionen haben

Stereotype?o Wie bin ich mit meinen eigenen

Stereotypen umgegangen und

was hat sich jetzt möglicherweise geändert?

o Werde ich von den anderen stereotypiert? Betrachte ich die anderen mit einem stereotypierten Blick? Wieso kommt es dazu?

o Wird die Rolle des Stereotyps (des Umgangs mit Stereotypen) in unserer Gesellschaft immer wichtiger? Ja/Nein – Warum?

o Inwiefern können Stereotype und Vorurteile gefährlich sein?

o Was können wir als Individuum einer Gesellschaft/Kultur machen, um einen bewussten Umgang mit Stereotypen zu fördern?

o Kann ein bewusster Umgang mit Stereotypen einen Beitrag für eine bessere Welt leisten? („Gerechtere“ Welt?) Inwiefern?

o Kann ein bewusster Umgang mit Stereotypen einen Beitrag für ein friedliches Zusammenleben leisten? Inwiefern?

Lernaktivität: Die Schüler sollen ihre Aufsätze schreiben und falls möglich, den anderen Schülern vorstellen.

Weitere Kommentare: Die Schüler könnten die Frage „Welchen Beitrag kann ich als Individuum bzw. als Angehöriger einer Gesellschaft/Kultur leisten, um einen bewussten Umgang mit Stereotypen zu fördern?“ als Hausaufgabe bearbeiten, da sie eine wesentliche Rolle in der kommenden Phase dieses Unterrichtsmaterials spielt.

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3.5. Phase V – Handeln II

Bereich: Handeln II

Thema: Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung

Zeit: 1 oder 2 Wochen

Kurzbeschreibung:In dieser Phase fassen die Schüler die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“ in Form von Bannern zusammen.

Lernziele: Das Erkennen der eigenen Rolle als Individuum bzw. als Angehöriger einer Gesellschaft/Kultur bezüglich des Themas „Umgang mit Stereotypen als globale Herausforderung“.Die erworbenen Kenntnisse der vorherigen Phasen an andere Schüler / an die Gesellschaft weiterzuleiten.

Sozialform: Gruppenarbeit (Drei oder mehr Schüler – Je nach Anzahl der Schüler in der Klasse).

Medien/Arbeitsmaterial: Banner A1, Stiften.

Lehraktivität: Die Lehrperson unterstützt die Schüler beim Entwurf eines Banners zum Thema „Stereotyp als globale Herausforderung“.Für diese Phase soll die Lehrperson mit noch einer oder zwei Sitzung(en) für die Entwicklung eines Konzepts und für die

Übertragung dieses Konzepts auf das Banner rechnen.

Lernaktivität: Die Schüler sollen ein Banner entwerfen.

Weitere Kommentare: Auf den Bannern sollen die Schüler den Zusammenhang zwischen dem „Umgang mit Stereotypen“ und „einen respektvollen Umgang mit anderen Kulturen“ hervorheben. Der Zusammenhang zwischen Stereotypen und Vorurteilen oder zwischen Vorurteilen und Gewalt kann ebenfalls dargestellt werden.

Es gibt keine Vorlage für die Gestaltung der Banner. Die Schüler können ihre Banner mithilfe von Bildern, Texten (Aufsätze), „Was ist typisch-Listen“, usw. gestalten. Es wäre auch möglich, anstatt eines Banners, ein anderes Medium zu benutzen, oder auch, die Banner mithilfe eines Rechners zu entwerfen. Diese Entscheidung hängt mit anderen Faktoren zusammen, deswegen beschränkt sich der Verfasser dieses Unterrichtsmaterials auf das Medium „Banner“, um vorerst auf technischen Aufwand zu verzichten.

Die Banner können erstmals im Schulgebäude ausgestellt werden. Je nach Ergebnissen der Banner wäre es ebenso vorstellbar, die Banner in öffentlichen Einrichtungen wie z.B. das Bürgerbüro oder das Ausländerbüro einer Stadt auszustellen.

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4. Literaturverzeichnis

Bierhoff, Hans-Werner; Frey, Dieter (2011): Sozialpsychologie - Individuum und soziale Welt.Göttingen: Hogrefe.BMZ/KMK (2007): Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung imRahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.EWIK - Eine Welt Internet Konferenz (2010): Umgang mit Stereotypen und Vorurteilen in derBildungsarbeit. Online verfügbar unter http://www.ewik.de/coremedia/generator/ewik/de/Newsletter/Ausgabe_20Dezember_202010/Ausgabe_20Dezember_202010,templateId=as__html,isArchiv=true.html [11.02.2012].IIKD – Institut für interkulturelle Kompetenz & Didaktik: Stereotyp und Vorurteil –Definitionen & Begrifflichkeit. Online verfügbar unter http://www.ikud.de/Stereotyp-und-Vorurteil.html [07.01.2012].Jank, Werner/Meyer Hilbert (2009): Didaktische Modelle. 9. Aufl. Berlin: Cornelsen Scriptor.Krämer, Georg (2006): Entwicklungshindernis Gewalt. Ein Arbeitsbuch über neue Kriege underzwungene Armut - für Oberstufe und Erwachsenenbildung ; [mit CD]. 1. Aufl. Wuppertal:Hammer.Krämer, Georg (2007/2008): Was ist und was will "Globales Lernen"? In: VENRO (Hg.): Jahrbuch Globales Lernen. Globales Lernen als Herausforderung für Schule und Zivilgesellschaft. Bonn: VENRO, S. 1–3.

Lin-Klitzing, Susanne (1999): Vorurteile überwinden - eine friedenspädagogische Aufgabe.Grundlegung und Darstellung einer Unterrichtseinheit. Weinheim u.a: Beltz (Studien zurSchulpädagogik und Didaktik, 17).Nicklas, H./Ostermann Ä. (1993): Friedensfähigkeit. Aspekte der bisherigenfriedenspädgogischen Diskussion und Perspektiven für die Zukunft. In: Johan Galtung (Hg.):Gewalt im Alltag und in der Weltpolitik. Friedenswissenschaftliche Stichwörter zurZeitdiagnose. Münster: Agenda-Verl (Agenda Frieden, 1), S. 59–70.Thomas, Bernd (2009): Rollenspiel. In: Karl-Heinz Arnold (Hg.): Handbuch Unterricht. 2. Aufl. Bad Heilbronn: Klinkhardt, S. 243–246.VENRO (Hg.) (2007/2008): Jahrbuch Globales Lernen. Globales Lernen als Herausforderung für Schule und Zivilgesellschaft. Bonn: VENRO.

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Welthaus Bielefeld (2012): Das „Globale Lernen“ als Bildungskonzept. Bildungsbereich: Globales Lernen. Online verfügbar unter http://www.welthaus.de/bildungsbereich/globales-lernen/ [21.11.2012].

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5. Anhang

Anhang 1: Infokarte zu den Ländern

BolivienBolivienSüd- Amerika

Fläche: 1 098 581 km

Einwohner: 9 694 000 = 8,8 je km

Hauptstadt: Sucre

Regierungssitz: La Paz

Amtssprache: Spanisch, Ketschua, Aimará

Währung: 1€ = 8,70 Bs (Boliviano)

Religionen: 78% Katholiken, 16% Protestanten oder Evangelikale, 3% andere Religionen, 2,5% religionslos

Regierungsform: Präsidialrepublik

Unabhängigkeit: 6.8.1825 (ehem. Spanische Kolonie)

Wirtschaft:BIP 2009 – 17,6 Mrd. US-$Arbeitslosigkeit: 8,5% (2009)

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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NeuseelandNeuseelandOzeanien

Fläche: 270 534 km

Einwohner: 4 269 000 = 15,8 je km

Hauptstadt: Wellington

Amtssprache: Englisch, Maori

Währung: 1€ = 1,84 NZ$ (Neuseeland-Dollar)

Religionen: 32% religionslos, 14% Anglikaner, 13% Katholiken, 10% Presbyterianer, 3% Methodisten, 1,7% Maori-Kirchen, 10% k. A.

Regierungsform: Parlamentarische Monarchie

Unabhängigkeit: 26.09.1907

Wirtschaft:BIP 2008/98 – 117,8 Mrd. US-$Arbeitslosigkeit: 6,2% (2009)

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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FidschiFidschiOzeanien

Fläche: 18 376 km

Einwohner: 844 000 = 46 je km

Hauptstadt: Suva

Amtssprache: Fidschianisch, Hindi, Englisch

Währung: 1€ = 2, 51 $F (Fidschi-Dollar)

Religionen: 64% Christen (davon 54% Methodisten, 14% Katholiken), 28% Hindus, 6% Muslime u. a.

Regierungsform: Präsidialrepublik

Unabhängigkeit: 10.10.1970 (ehem. Britische Kolonie)

Wirtschaft:BIP 2008 – 3,590 Mrd. US-$Arbeitslosigkeit: 8,1% (2007)

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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ChinaChinaOst-Asien

Fläche: 9 572 419 km

Einwohner: 1 332 159 000 = 139 je km

Hauptstadt: Beijing

Amtssprache: Chinesisch

Währung: 1€ = 8,40 RMB (Renminbi ¥uan)

Religionen: 100 Mio. Buddhisten, 20 Mio. Daoisten, 20 Mio. Muslime, 15 Mio. Protestanten, 13 – 14 Mio. Katholiken, Konfuzianismus weit verbreitet

Regierungsform: Einparteiensystem

Unabhängigkeit: Ausrufung der Volksrepublik durch Mao Zedong

Wirtschaft:BIP 2009 – 4900 Mrd. US-$Arbeitslosigkeit: 4,3% (2009)

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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TürkeiTürkeiSüdost-Europa/Vorder-Asien

Fläche: 779 452 km

Einwohner: 73914 000 = 95 je km

Hauptstadt: Ankara

Amtssprache: Türkisch, kurdische Sprachen, Arabisch

Währung: 1€ = 1,93 YTL (Türkische Lira)

Religionen: 99% Muslime (davon 70% Sunniten, 15 – 25% Aleviten, Minderheiten von Christen und Juden

Regierungsform: Parlamentarische Republik

Unabhängigkeit: 29.10.1923 (Ausrufung der Republik Türkei)

Wirtschaft:BIP 2009 – 441 Mrd. €Arbeitslosigkeit: 12,5% (2009)

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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NorwegenNorwegenNord-Europa

Fläche: 323 759 km

Einwohner: 4 768 000 = 14,7 je km

Hauptstadt: Oslo

Amtssprache: Norwegisch

Währung: 1€ = 7,95 nkr (Norwegische Krone)

Religionen: 86 Christen (81% Lutheraner, 4% andere Protestanten, 1% Katholiken), 1,5% Muslime u. a.

Regierungsform: Konstitutionelle Monarchie

Unabhängigkeit: 27.10.1905 (Austritt aus der Union mit Schweden)

Wirtschaft:BIP 2009 – 275,9 Mrd. €Arbeitslosigkeit: 3,1% (2009)

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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MalawiMalawiSüdost-Afrika

Fläche: 118 484 km

Einwohner: 14 846 000 = 125,7 je km

Hauptstadt: Lilongwe

Amtssprache: Chichewa, Englisch

Währung: 1€ = 185,81 MK (Malawi-Kwacha)

Religionen: 86 Christen, 13% Muslime, 7% indigene Religionen

Regierungsform: Präsidialrepublik

Unabhängigkeit: 6.07.1964 (ehem. Britisches Protektorat)

Wirtschaft:BIP 2008 – 4,269 Mrd. US-$Arbeitslosigkeit: k. A.

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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KirgisistanKirgisistanZentral-Asien

Fläche: 199 900 km

Einwohner: 5 278 000 = 26 je km

Hauptstadt: Bischkek

Amtssprache: Kirgisisch, Russisch

Währung: 1€ = 57,12 K. S. Kirgisistan-Som

Religionen: 80% Muslime, 10% orthodoxe Christen, Katholiken, Protestanten, Buddhisten u. a.

Regierungsform: Parlamentarische Demokratie

Unabhängigkeit: 31.08.1991

Wirtschaft:BIP 2008 – 5,059 Mrd. US-$Arbeitslosigkeit: 3,3 %

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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CuraçaoCuraçaoMittel-Amerika

Fläche: 444 km

Einwohner: 141 766 = 320 je km

Hauptstadt: Willemstad

Amtssprache: Niederländisch, Papiamentu

Währung: k. A.

Religionen: k. A.

Regierungsform: Parlamentarische Monarchie

Unabhängigkeit: seit dem 10. Oktober 2010 ein autonomer Landesteil im Königreich der Niederlande.Wirtschaft: k. A.

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2011.

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Anhang 2: Interviews

WELTBÜRGER

Wofür sind Sie dankbar? Dass mein Sohn, er ist 13, vielleicht eines Tages studieren kann.

Was erffüllt Sie mit Hoffnung? Die Jungfrau von Urkupina. Zu ihr bete ich, dass wir eines Tages ein Haus kaufen kann.

Was bezeichen Sie als Heimat? Achacachi, mein Dorf. Hier kenne ich alle. Achacachi ist in ganz Bolivien bekannt: Der Kampf fürdie Recht der Indígenas wurde von uns härtesten geführt. Dass Evo Morales heute Präsident ist, hat er auch uns zu verdanken.

Auf was an Ihrer Heimat können Sie verzichten?Die Korruption. Gibt es einen im Bürgermeisteramt, der nicht in die Kasse greift?

Haben Sie jemals erwogen, auszuwandern? Nein. Ich würde umziehen, wenn unser Sohn

studiert. Aber ins Ausland? Niemals. Was soll ich da?

Halte Sie sich für eine gute Freundin? Ja. Weil ich gut zuhören kann.

Was würden Sie eine Freundin nicht verzeihen?Missgunst und Neid. So wie bei der da. (Sie deutet auf die Frau, die einen identischen Kaffeestand auf der anderen Seite der Straße betreibt). Sie erträgt es nicht, dass ich mehr verkaufe als sie. Seit 28 Jahren reden wir kein Wort miteinander. Nur manchmal beschimpft sich mich. Eine „separada“ (Verlassene) nennt sie mich dann, oder eine „prestada“ (Geldverleiherin). Aber ich achte nicht darauf.

Was haben Sie zuletzt geschenkt bekommen? Ein Mobiltelefon, einer meiner Kunden hat es mir

gegeben.

Gibt es Tier, das Ihnen etwas bedeutet? Ja, mein Hahn Carlito. Ich hänge sehr an ihm. Ich habe ihn großgefüttert mit dem, was bei uns übrig bleibt. Ein herrliches Tier. Ich beobachte ihn gern.

Was war Ihre größte Enttäuschung? Dass ich die Schule abgebrochen habe. Seit ich sieben war, habe ich nach der Schule meiner Mutter geholfen, sie hatte einen Kaffeestand genau hier an dieser Stelle. Mit zwölf Jahren habeich dann zu meinem Vater gesagt: Ich will nicht mehr zur Schule gehen. Er hat das akzeptiert. Leider. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Ich wäre so gern Krankenschwester geworden.

Wie viel Zeit am Tag gehört Ihnen? Überhaupt keine. Um drei Uhr morgens baue ich meinen Stand auf. Von elf bis 16 Uhr mache ich Mittagspause. In ihr kümmere ich mich um den Haushalt. Zeit für mich habe ich eigentlich nur auf Festen. Wenn ich mit meinen Freundinnen Schnaps trinke und tanze.

Wer sagt Ihnen die Wahrheit? Niemand. Mein Sohn flunkert, mein Mann flunkert. Sie versprechen Dinge, die sie nicht halten.

Haben Sie Angst vor dem Tod? Ja. Ich will nicht sterben. Ich will meinen Sohn nicht alleine zurücklassen.

25Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe 07/2011.

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Was kommt danach? Danach komme ich in die Hölle. Ich bin eine Sünderin. Ich habe gelogen, ich habe gestohlen. Gut, es ist lange her, aber trotzdem. Ich denke nicht, dass viele Menschen ins Paradies kommen. Wir kommen alle in die Hölle. Wie es dort aussieht? Heiß ist es dort, und man wird uns die Nägel abziehen, ehe man uns mit heißen Eisen verbrennt.

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WELTBÜRGER

Was war das größte Glück Ihrer Kindheit? Sonntags fuhren wir immer mit unserem Motorboot raus auf eine kleine Insel zum Picknick. Ich liebe Wassersport und bin froh, dass meine Kinder hier in der Südsee auch so aufwachsen können.

Was sollen Ihre Kinder so machen wie Sie selbst? Ich hoffe, sie finden ihren Sport, bleiben dabei und betreiben ihn als Leistungssport. Für mich ist es das Auslegerkanu. Eigentlich müsste ich zweimal am Tag trainieren, um nach der Geburt der Kinder wieder reinzukommen. Meine Tochter Tracey war gerade als Jüngste bei den Mini South Pacific Games dabei. Ich habe geheult!

Was war Ihre größte Enttäuschung? Als ich mit 17 schwanger wurde. Ich dachte, mein Leben wäre vorbei. Ich war gerade mit der Schule fertig, und Traceys Vater war mein

erster Freund. Seine Familie

wollte, dass wir heiraten, aber ich wollte studieren und dann reisen. Ich sah mich gefangen als Hausfrau. Mein Leben wäre in die falsche Richtung

gelaufen. Das ist die Normalität für die meisten Fidschianerinnen. Du kannst zwar arbeiten, aber du hast keine Karriere, kein eigenes Leben. Traceys Vater bestand sogar darauf, dass ich das Paddeln aufgab. Ich war zwar Mutter, aber ich war doch erst 18! Zum Glück haben meine Eltern mich unterstützt. Ich bin nochmal davongekommen.

Was braucht Ihre Nachbarschaft? Mehr Sicherheit. Wir haben im vergangenen Jahr zwei sehr gewalttätige Raubüberfälle erlebt. Beim ersten Mal drangen fünf Männer mit langen Messern bei uns ein. Ich war schwanger und mit unserem Baby oben im Schlafzimmer.

Als ich die Männer kommen hörte, sprach ich durchs Fenster raus auf die Dachterrasse und von dort runter, um Hilfe zu holen. Während ich davonrannte, hörte ich, wie sie meinen Mann zusammenschlugen. Ich habe noch nie so viel Angst gehabt. Ich schrie wie eine Verrückte, dann kamen die Nachbarn, und die Männer verschwanden. Der zweite Überfall war bei den Nachbarn. Mein Mann wollte helfen. Dabei haben sie ihm mit der Machete fast den Ellbogen abgehackt. Die Operation hat uns 7000 Dollar gekostet. Danach sind wir in ein anderes Viertel gezogen.

Fürchten Sie sich vor den Armen? Ich fürchte mich vor dem, was sie mir antun könnten. Ich bin daher immer überfreundliche zu ihnen. Wenn sie die Straße entlanglaufen, nehme ich sie im Auto mit. Ich schenke ihnen abgelegte Kleidung. Ein paar von ihnen kampieren am Ende unseres Grundstücks, aber ich will sie da nicht vertreiben. Wenn ich sie verärgere, dann kommen sie und machen mir das Leben zur Hölle. Da kann mir auch die Polizei nicht helfen. Ich will nicht in einem Gefängnis mit Wachen vor der Tür leben.

Gibt es ein Tier, das Ihnen etwas bedeutet? Unser Wachhund Dakota. Er bellt jeden an, der am Haus vorbeiläuft und dunkle Haut hat. Das ist eigentlich schlimm, denn ich bin ja selbst dunkelhäutig. Dakota konnte bereits zwischen Ethnien unterscheiden, als wir ihn bekamen. Ich glaube,

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sie richten die Hunde darauf ab.

Wenn Sie die Macht hätten – was würden Sie befehlen? Dass jeder sein Land bestellt. Es gibt keinen Grund dafür, dass in Fidschi Armut herrscht. Wir haben so viel fruchtbares Land – steck einen Stock in die Erde, und er fängt an zu wachsen. Am liebsten würde ich jedem verbieten, in die Stadt zu ziehen, wenn er dort keine Arbeit hat. Bleibt in eurem Dorf und pflanzt etwas an, dann wird es euch gut gehen!

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Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe 07/2011.

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Was war das größte Glück Ihrer Kindheit? Meine größte Freude war Zeichen. Aber alles, was ich hatte, waren ein einziger Bleistift und manchmal Papierfetzen. Meine Familie war wirklich arm.

Was war Ihre größte Enttäuschung? Meine Eltern konnte uns Kindern nicht viel bieten. Ich bin deswegen unzufrieden mit ihnen gewesen und habe nicht vie für sie getan. Das habe ich mein Leben lang sehr bedauert.

Was war Ihr bisher bestes Lebensjahr? Als ich 18 war. Damals wurden viele Leute zur Feldarbeit rekrutiert. Der Lohn war nicht sehr hoch. Weshalb ich mich daran erinnere: Mit den 65 Yuan konnte ich mir meinen ersten Pinsel kaufen, meinen ersten Stift und mein erstes handgeschöpftes Papier.

Wie viel Zeit am Tag gehört Ihnen? Drei Stunden. Während dieser drei Stunden, morgen, nachmittags, abends, mache ich einen Spaziergang durch Lijiang, ich gehe einfach los, ohne Richtung, ohne Absicht,

ohne Anlass, um den Ort zu

spüren, an dem ich lebe.

Was beziechnen Sie als Heimat? Ich fühle mich sehr zu Hause in Yunnan, obwohl ich eigentlich aus der Provinz Sichuan komme. Dort leben auch viele Minderheiten, wie hier in Lijiang.

Was fehlt Ihrer Nachbachschaft? Dieser Ort braucht mehr Seele. Die Menschen hier galten immer als sehr naturverbunden. Der Tourismus hat diese Gegend etwas beeinträchtigt, sie hat ein bisschen an Seele verloren.

Auf welchen Aspekt von Heimt können Sie nicht verzichten? Religion. Ich kann mir nicht vorstellen, an einen Ort zu ziehen, wo es keinen Budhismus gibt.

Haben Sie schon einmal daran gedacht, auszuwandern? Nein, weil ich mich als Künstler auf chinesische

Kunst spezialisiert habe. Und ich bin schon über 50, es würde lang dauern, bis ich mich an einem neuen Ort integriert und neue Inspiration gefunden hätte.

Was würden Sie einem Freund nicht verzeihen? Es gibt nichts, was man nicht verziehen kann. Das liegt an diesem Ort, an dem ich lebe. Ich fiinde, die Gegend von Lijiang ist eine Umgebung, die einem viel Frieden gibt. Ruhm und Reichtum stehen weniger im Mittelpunkt. Man wird ein friedlicherer und verzeihenderer Mensch hier. Das habe ich an mir selbst gestgestellt.

Haben Sie eine Lieblingserinnerung? eine meiner liebsten Erinnerungen ist ein Besuch in der Region Xishuangbanna an der Grenze zu Birma. Dort lebt das Volk der Dai. Ich konnte nicht ein einziges Wort ihrer Sprache sprechen, wir konnten uns nicht verständigen. Ich habe dort eine Woche mit Zeichnen verbracht. Sie fragten mich mit einer Geste, ob ich etwas essen möchte. Als ich müde war, haben sie mich zu einem ihrer Häuser gebracht und mir eine große Decke und ein Bett gegeben, da viel besser war als ihre eigenen. Diese Menschen haben mich sehr berührt.

Wenn Sie einem Kind nur einen Ratschlag für sein Leben geben könnten – welcher wäre das? Alles andere ist nicht wichtig, das hier schon: Ein Mensch muss in seinem Leben Freundlichkeit zeigen und eiknen Sinn für Gerechtigkeit haben.

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Wer sagt Ihnen die Wahrheit? Mein zehjähriger Sohn, aber nicht einmal bei ihm kann ich mir sicher sein.

Haben Sie Angst vor dem Tod? Was gibt es am Tod zu fürchten? Wenn ich sterbe, wird es mit einem Lächeln auf dem Gesicht sein, weil ich den größten teil meines Lebens damit verbracht habe, das zu tun, was ich am liebsten mochte: Zeichnen, Künstler zu sein. Wenn es für mich ein Leben nach dem Tod gibt, dann hoffe ich, dass ich eins mit der Natur werde und an einen Ort gelange, an dem es keinen Krieg und keinen Unfrieden gibt. Wo alle freundlich sind und im Einklang mit der Natur leben: das, was die Westler Shangri-La nennen.

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Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe 01/2012.

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Was bedeutet Heimat für Sie? Mein Häuschen hier oben in den Bergen ist der Platz, an dem ich mich am wohlsten fühle. Ich liebe meine Nachbarschaft, auch eine meiner Töchter wohnt hier. Und das Klima ist selbst im Sommer nicht zu heiß, genau richtig für meine gesundheit.

Wofür sind Sie dankbar? Alles, was wir hier haben – die Teegärten, die Teefabriken, unsere Häuser, unser Einkommen -, verdanken wir dem Umstand, dass Tee hier so gut gedeiht. Ich habe 60 Jahre lang auf den Plantagen gearbeitet, von meinem zehnten bis meinem 70. Lebensjahr, und es gab immer gut zu tun. Ich bin also für den Tee dankbar. Ohne ihn hätten wir hier große Probleme.

Haben Sie überlegt, in einem anderen Land zu

leben? Ich habe Freunde und Verwandte in Australien und auch in Deutschland. Sie haben schon vor Jahren versucht, mich zu überreden, in ihre neuen Heimatländer zu ziehen, weil das Leben

dort so gut sein soll, auch für die Gesundheit. Ich habe auch tatsächlich mal überlegt, sie wenigstens zu besuchen, am Ende fehlte das Geld.

Welches Jahr war das bislang beste Ihres Lebens? Vor zehn Jahren gab es eine Zeit, in der eigentlich alles perfekt war. Mein Mann lebte noch, ich war gesund, wir haben nicht mehr so viel gearbeitet, alles war driedlich. Doch dann gab es ein paar Todesfälle: Erst starb mein Mann, dann einer meiner Söhne, dann starben auch noch andere Bekannte oder Verwandte; das Leben wurde schwieriger und dunkler.

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben? Dass meine Gesundheit wesentlich besser wird und ich noch einmal in den Teegärten arbeiten kann. Ich muss seit einiger Zeit Holzstöcke als Gehhilfen benutzen, wenn ich nur ein paar Meter vor die Tür in den Garten gehe. Und die Ärtze haben mir gesagt, dass es mit meinen Beinen nicht mehr besser werden wird.

Sind Sie Ihren Freunden eine gute Freundin? ich glaube schon – fragen Sie doch mal in der Nachbarschaft hereum! Wissen Sie, ich habe lange Zeit immer das Hochzeitsmahl für unser Dorf zubereitet – Pilaw, gegrilltes Gemüse, Fleisch, Baklava. Ich bin für alle „die Frau, die das Hochzeitsmal kocht“ gewesen. Das habe ich immer sehr gern getan, und ich glaube, dass die Leute es auch geschätzt haben.

Was war die größte Freude Ihrer Kindheit? Auch damals habe ich schon die Hochzeiten im Dorf geliebt – vor allem das Singen und Tanzen! Ich war immer diejenige, die als Erste getanzt hat. Die Leute haben darauf gewartet, dass ich anfange, dann haben sie mitgemacht.

Wenn Sie Ihren Kindern einen Rat geben könnten, was würden Sie ihnen sagen? Seid vorsichtig mit dem Alkohol! Trinkt nicht zu viel Raki! Alkohol ist so eine nebensächliche Sache, aber er kann so viele schreckliche Probleme bereiten.

Welches ist Ihre schönste Erinnerung? Es sind alles Momente, in dennen ich die Liebe von anderen menschen zu mir und meine Liebe zu ihnen spüre.

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Liebe ist das Wichtigste, sie ist das, was bleibt in einem Leben.

Woran erkennt man wahre Liebe? Das ist doch nicht schwer zu erkennen! Die Freude, die Aufregung, die einen überkommt, wenn mann sich länder nicht gesehen hat und dann wieder in die Arme schließen kann! Dabei denke ich gar nicht nur an meinem Mann, sondern auch an meine Nachbarinnen und Freundinnen hier im Dorf. Es ist dieses Gefühl, wenn man sich zweit Tage nicht gesehen hat und denkt: Länger halte ich das nicht mehr aus. Wir müssen uns ganz schnell wiedersehen.

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Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe 08/2011.

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Was haben Sie zuletzt geschenkt bekommen? Einen gestrickten Aal. Von der Lehrerin einer Schule, die ich besucht habe. Ich habe ein Buch geschrieben, in dem Aale vorkommen, und es gefiel ihr wohl sehr. Sie hat einem Monat an dem Geschenk gearbeitet.

Gibt es ein Tier, dass Ihnen etwas bedeutet? Ich ach Schweine. Sie sind komisch, sie sind superintelligent, und sie einnern mich an meine Kindheit auf dem Bauernhof meiner Familie, die zum Teil Maori sind.

Was war das größte Glück Ihrer Kindheit? Als meine jüngste Schwester geboren wurde. Wir hätten sechs Kinder sein sollen, aber drei sind gestorben.

Haben Sie eine liebste Erinnerung? Die Begurt meiner eigenen beiden Kinder. Als mein Sohn zur Welt kam, war das solch eine tiefe Erfahrung – und plötzlich war mir klar, wie sich meine Eltern gefühlt

haben, als wir kamen. Da

wurde ich endgültig erwachsen.

Was sollen Ihre Kinder so machen wie Sie selbst? Ich hoffe, sie finden eine Leidenschaft in ihrem Leben, etwas, das sie begeistert. Als ich 21 Jahre alt war, hatte ich einen sehr schweren Mottoradunfall. Hab mich fast umgebracht dabei. Mein Vater sagte damals zu mir: Jetzt zeigt sich, ob du Charakterstärke hast oder nicht. So habe ich begonnen, aus meinem Hobbys etwas zu machen, eine Passion zu finden. Ich habe immer gerne geschrieben, Tagebücher, komische Gedischte, Songtexte.

Was war Ihre größte Enttäuschung? Die größte? Dass Helen, meine Frau, den Glauben an mich verloren hat. Ich habe leider eine dunkle Seite.

Was war Ihr bisher bestes Lebenjahr?

Als Helen und ich zusammenkamen, 1991. Ich hatte damals Probleme, nahm Drogen, dealte. Ich war seit dem Unfall von Morphium abhängig. Ich nahm Speed, LSD, die Polizeit trauchte ständig auf. Aber gleichzeitig gig ich zur Uni, wollte Rechtsanwalt werden. Helen hat mich quase gerettet. Als ich mich verliebte, ja das war das beste Jahr meines Lebens. Und zu spüten, das ich geliebt werde.

Wenn Sie die Macht hätten: Was würden Sie allen anderen Menschen befehlen? ich bin eher ein Anarchist. Es wäre wunderbar, wenn jeder tun könnte, was er wollte, solange es nicht die Freiheit der anderen beschränkt.

Was bewundern Sie an Frauen? An Frauen bewundere ich ihr Mitgefühl. Das klingt furchtaber, aber ich bewundere an ihnen, dass sie sich mehr aufopfern als Männer.

Wer sagt Ihnen die Wahrheit? Mir fehlt, was ich hatte – eine Beziehung. Wir sind zwar noch eine Familie, aber leben nicht mehr zusammen. Ich würde mich gern ändern können, damit wir wieder zusammenkommen.

Haben Sie Angst vor dem Tod? Damals nach dem Unfall, auf der Intensivstation, wollte ich sterben. Der Tod macht mir keine Angst. Maori leben mit dem Tod, sie sind ihm näher. Mein Großvater hat immer mit seinen Vorfahren gesprochen. Der Tod war

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nichts Fremdes. Meine Mutter hat die Hälfte ihrer Kinder verloren. Sie ist in den 1940er Jahren am Waikato River aufgewachsen, da gab es Tuberkulose und rheumatisches Fieber, eine schlimme Epidemie. Überall waren ständige Beerdigungen. Der Tod ist der Tod, und er kommt. Aber ich habe keine Eile.

Hoffen Sie auf ein Jenseits? Ich glaube nicht an Goot und den Teufel. Meine Mutter hat mir immer erzählt: Wenn ein Maori stirbt, dann reist seine Seele nach Hawaiki. Es klang für mich wie ein Urlaub. Kein Himmel, keine Hölle – aber Hawaiki! Das gefällt mir.

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Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe 09/2010.

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Gibt es ein Tier, das Ihnen etwas bedeutet? Was für eine Frage! Natürlich das Rentier. Ich bin mit diesen Tieren aufgewachsen. Sie waren lange die Lebensgrundlage unseres Volkes, und das sind sie allem Fortschritt zum Trotz auch heute noch für viele Samen-Familien.

Was erfüllt Sie mit Hoffnung? Meine Familie, wie Samen sind Familienmenschen. Das ist mein Freund Johan Aslak, mein kleiner Sohn Mate, meine Eltern, die Geschwister, Cousins und Cousinen, die auch wie Geschwister sind – eine Familie kann bei uns Samen richtig groß sein.

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben? Als ich ein Kind war, wollte ich Rentierhirte werden, genau wie mein Vater. Ich konnte mir nicht vorstellen,

dass es jemals anders kommen könnte. Schließlich

besitze auch ich seit meiner Geburt Rentiere. Meine Eltern haben sie mir geschenkt, und jedes Jahr kamen ein paar dazu. Jedes

Hirtenkind bekommt von den Eltern Rentiere geschenkt, um später eine eigene Herde zu haben. So will es unsere Tradition. Doch irgendwann wollte ich neue Erfahrungen machen und Geld verdienen. Jetzt bin ich Krankenschwester in Karasjok. Meine Rentieren geht es gut. Sie leben heute in der Herde meines Vaters.

Haben Sie schon erwogen, auszuwandern? Um Himmels willen – nein! Vor einigen Jahren musste ich für meine Ausbildung nach Hammerfest ziehen, ganz im Norden, fast 200 Kilometer von meinem damaligen Heimatort entfernt. Selbst das war mir schon viel zu weit weg von zu Hause.

Halten Sie sich für einen guten Freund? Wenn meine Freunde Hilfe brauchen, rufen sie mich an. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?

Was würden Sie einem Freund nicht verzeihen? (danke lange nach) Ich weiß es nicht. Mich mit einem Freund derart zu streiten, dass ich ihm nicht verziehen könnte, ist mir zum Glück noch nie passiert. Darüber will ich nicht einmal nachdenken.

Was fürchten Sie mehr: Das Urteil von Freund oder Feind? Ich bin offen für jede Meinung.

Was war das größte Glück Ihrer Kindheit?` Jeden Sommer durfte ich mit meinen Eltern in die Berge fahren, dorthin, wo unsere Herde die warmen Monate über weidete und die Rentierkühe ihre Jungen warfen. Ich durfte dabei sein, wenn mein Vater die Kälber markierte, und ich habe gelernt, ein Rentier mit dem Lasso einzufangen. Da ist das Größte für jedes Samen-Kind!

Wenn Sie einem Kind nur einen Ratschlag für sein Leben geben könnten – welcher wäre das? Sei gastfreundlich! Denn das kommt immer zu dir zurück.

Was war Ihr bisher bestes Lebensjahr? Das vergangene Jahr. Da kam mein Sohn Mate zur Welt.

Wofür sind Sie dankbar? Dafür, dass ich lebe. Dass ich draußen auf der vidda, der Hochebene, sein darf.

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Wenn ich dort unsere Herde beobachte, weiß ich: Das ist das Leben, und das ist auch ein großer Teil meines Lebens. Dann bin ich dankbar.

Was fehlt Ihnen zum Glück? (denkt nach) Eigentlich fehlt mir nichts. Ach ja, ich wollte doch einmal im Leben Millionär sein.

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Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe

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WELTBÜRGER

Was war das größte Glück Ihrer Kindheit? Als ich bei der christlichen Taufe meinen eigenen Namen wählen durfte: Grace. Die traditionellen Namen sind oft schlimm. Eltern nennen ihre Kinder „Unglück“ oder „Problem“ oder einfach nach dem Wochentag, an dem sie geboren wurden. Viele malawische Kinder haben Angst vor ihren Eltern und fühlen sich nicht geliebt. Ich habe neulich einen amerikanischen Film gesehen, da hat eine Tochter mit ihrem Vater getanzt. Ich könnte niemals mit meinem Vater tanzen.

Was war Ihre größte Enttäuschung? Ich wollte Journalistin werden und habe auch die Aufnahmeprüfung bestanden. Aber dann konnte ich die Studiengebühren nicht bezahlen.

Wofür sind Sie dankbar? Manchmal sehe ich

Menschen, denen fehlt eine Hand oder ein Bein. Dann bin

ich glücklich, dass ich vollständig bin. Ich trage ein Potenzial in mir, aus dem ich etwas machen kann.

Ich glaube daran, dass ich nicht ohne Absicht geboren wurde. Meine Aufgabe ist herauszufinden, was diese Absicht ist.

Haben Sie schon mal daran gedacht auszuwandern? Nein, aber mein Traum ist es, zu reisen. Ich habe Malawi noch nie verlassen und noch nie das Meer gesehen. Ich mag Geschichten über Länder, in denen es kalt ist, wo die Temperaturen unter null Grad sinken und der Regen als Eis vom Himmel fällt. Ich stelle mir vor, dass man mehr Energie hat, wenn es kühl ist.

Was fürchten Sie mehr: Urteil von Freund oder Feind?

Ich will nur, dass das Urteil ehrlich ist. Ein Freund kann mit seinem Urteil falschliegen, ein Feind die Wahrheit sagen. Wenn man ehrlich zueinander ist, liegt darin die Chance auf Veränderung. Dann kann sogar ein Feind zum Freund werden.

Woran erkennt man echte Liebe? Echte Liebe gibt es vielleicht im Himmel, aber nicht in dieser Welt. Es gibt Anziehung und Sex, es gibt Großzügigkeit und Wohlwollen, aber Liebe ist eine Fantasie. Früher dachte ich, zu heiraten wäre die Erfüllung. Heute kommt mir die Ehe vor wie eine belagerte Stadt. Die einen kämpfen darum hineinzukommen, die anderen wollen bloß heraus. Ich will nicht heiraten, auch wenn ich als alleinstehende Frau schräg angeschaut werde. Freundschaft kommt der echten Liebe vielleicht noch am nächsten.

Was bewundern Sie an Männern? Ihre Macht. Die Leute gehorchen ihnen einfach, weil sie Männer sind. Sie strahlen diese natürliche Autorität aus. Wir Frauen dagegen sind freundliche und gültig und müssen um Akzeptanz kämpfen.

Gibt es ein Tier, das Ihnen etwas bedeutet? Ich mag Zebras. Sie sind elegant und friedlich. Ihre Überlebensfähigkeit lässt mich immer wieder staunen. Ob wir Regen haben oder Dürre: Die Zebras verändern sich nicht, sie sehen gesund und schön aus.

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Was wird Ihrer Meinung nach überschätzt? Unsere Armut. Viele Malawier glauben, dass sie zu arm sind, um überhaupt etwas zu erreichen. Sie warten auf den großen Gönner, sie gewöhnen sich daran zu betteln. In unserem Museumsshop verkaufen wir Körbe, die in Blinder geflochten hat. Wenn ein Blinder so etwas machen kann, wie können dann andere behaupten, sie können nicht?

Hoffen Sie auf ein Jenseits? Nein. Das Leben selbst gibt mir Hoffnung. Solang ich lebe, habe ich noch Zeit, etwas zu tun. Ich muss etwas tun, damit die Leute sagen, „Grace war da“, wenn ich einmal nicht mehr bin. Ich will, dass nach meinem Tod etwas von mir weiterlebt.

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Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe 09/2011.

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Was bezeichnen Sie als Heimat? Am meisten zu Hause fühle ich mich in den Bergen. Die Kirgisen sind immer Nomaden gewesen, und ich bin mit der Jagd in diesen Bergen aufgewachsen und mit dem Schwimmen in ihren Seen und Flüssen. Große Städte wie Bischkek mag ich nicht. Sie sind zu schmutzig und überfüllt. Zu viele Menschen.

Was lieben Sie an Ihrer Heimat? Wenn ich in Städte gehe, vermisse ich immer die Seen und das milde Klima in den Bergen und die Jagd in den Wäldern. Aber das Wichtigste ist die Freiheit, die ich hier spüre. Ich könnte nicht leben ohne die Freiheit, mir einfach auszusuchen, was ich am Tag tun werde.

Haben Sie jemals überlegt auszuwandern? Nein. Ich bin glücklich hier.

Was braucht Ihre Nachbarschaft? Alles ist einfach hier, es

gibt als nicht viel, was wir von der Regierung brauchen.

Aber wenn ich mit den Behörden reden könnte, dann würde ich sie nach sauberem Wasser aus Rohrleitungen fragen und nach ordentlicher Stromversorgung, weil die oft unregelmäßig ist. Wir könnten auch eine gepflasterte Straße gebrauchen. Zurzeit ist die Straße zu unserem Haus unbefestigt.

Was bewundern Sie an Männern? Ich bewundere Männer, die genug Geld verdienen können, um für ihre Familien zu sorgen.

Und an Frauen? Ich bewundere Frauen, die gut darin sind, ihren Haushalt zu führen. Sie sollten gut kochen können und sauber machen und Kinder großziehen.

Was sollten Ihre Kinder so machen wie Sie selbst? Als ich jünger war, bin ich in die Armee eigetreten, und ich hoffe, meine Söhne werden auch Soldaten. Es hat Spaß gemacht, und es wird ihnen helfen, Disziplin zu

lernen. Aber für meine Tochter habe ich keine Pläne. Sie kann machen, was immer sie will.

Was ist Ihre liebste Erinnerung? (Er denkt drei Minuten nach, bevor er antwortet). Meine beste Erinnerung ist, als ich Soldat wurde. Ich hatte mehrere Monate lang versucht einzutreten, aber der örtliche Kommandant sagte, dass meine Augen zu schlecht seien. Weil ich wusste, dass man in Kirgisistan alles kaufen kann, habe ich ihm 9000 Rubel bezahlt. Das war Bestechung, aber es hat funktioniert. An dem Tag, als ich die Nachricht hörte, dass ich angenommen war, spürte ich, dass ich eine wundervolle Zukunft haben würde.

Wie viel Geld möchten Sie besitzen? Ich wäre glücklich, wenn ich jedes Jahr 200 000 kirgisische Som (umgerechnet gut 3000 Euro) verdienen könnte. Wenn ich unbegrenzt Geld haben könnte, dann würde ich ein großes Haus in den Bergen bauen, und ich würde reisen. Ich würde gern Europa sehen und eines Tages wirklich den Ozean! Ich würde mehr Kinder bekommen. Es ist gut, eine große Familie zu haben.

Was tun Sie für Geld nicht? Ich würde für Geld alles tun, solange es anderen nicht schadet. Ich würde niemanden töten…. Solange ich nicht wieder in der Armee bin und es einen Krieg gibt.

Haben Sie Angst vor dem Tod? Nein.

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Wer sagt Ihnen die Wahrheit? Ich vertraue nur mir selber. Die meisten kirgisischen Männer vertrauen nicht einmal darauf, dass ihre Frauen ihnen die Wahrheit sagen. Obwohl Eheleute zusammenleben, können sie zu Feinden werden. Also ist es am besten, nicht einmal der Ehefrau zu trauen.

Was haben Sie zuletzt geschenkt bekommen? Das einzige Geschenk meines Lebens habe ich bei meiner Hochzeit bekommen. Die Eltern meiner Frau haben mir ein Pferd geschenkt.

Und wenn Sie mir etwas schenken würden, jetzt und hier, was wäre das? Wenn Sie ein sehr guter Freund wären, würde ich Ihnen ein Schaf schenken. Aber wir müssten sehr enge Freunde sein, weil ich nur 70 Schafe habe, und Schafe sind teuer.

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Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe

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Was bezeichnen Sie als Heimat? ich liebe mein Haus, und ich bin ein sehr religiöser Mensch. Ich bin Hindu.

Was lieben Sie an Ihrer Heimat? Religion kann ich zu Hause ausüben. Es ist nicht notwendig, Menschen dafür zu versammeln. Aber ich würde den Garten vermissen.

Haben Sie schon mal erwogen, auszuwandern? Ich bin für 15 Jahre in die Niederlande ausgewandert. Wegen meines Studiums, ich habe Naturmedizin in Haarlem studiert. Dann Ayurveda, dafür war ich drei Monate in Indien.

Was war das größte Glück Ihrer Kindheit? (Lächelt) Ich kann das nicht nur eines nennen. Aber ich 17, 18 Jahre alt war, war das die schönste Zeit meines Lebens: Ich war zum ersten Mal richtig verliebt. Das Mädchen ist heute meine Frau.

Woran erkennt man wahre Liebe?` Man kann anfangen, wahre Liebe zu fühlen, wenn man

vier, fünf Jahre mit jemandem verbracht hat. Wenn man

jemanden auswendig kennt und immer noch liebt, das ist es wahre Liebe.

Wie viel Geld möchten Sie besitzen? Genug zum Leben.

Fürchten Sie sich vor der Armut? Nein, ich fürchte die Armut nicht. Wenn man Ayurveda lernt, muss man ein Gelübde ablegen, dass man keine Angst davor hat, arm zu werden: Ein Ayurveda Arzt hat nur ein Anliegen: Menschen zu helfen. Wenn man reich werden möchte, muss man etwas anderes machen.

Was hat man Ihnen zuletzt geschenkt? Gestern war Vatertag. Ich habe dieses T-Shirt von meinem Sohn bekommen.

Und wenn Sie mir hier und jetzt etwas schenken wollten, was wäre das? Ich würde Ihnen etwas Erfrischendes zu trinken geben. Wenn Freunde mich besuchen, schenke ich ihnen etwas aus der Natur. Das braucht jeder.

Welches Tier bedeutet Ihnen etwas? für mich ist die Kuh etwas ganz Besonderes, weil ich Hindu bin. Aber um ehrlich zu sein: Ich mag auch Hunde.

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben? Im Moment denke ich, dass die Menschheit an einem Punkt angelangt ist, an dem es keine Umkehr gibt – wenn die Natur sie nicht dazu zwingt. Vor selbst wird sie sich nicht ändern.

Wie viel Zeit am Tag gehört Ihnen? 24 Stunden, weil ich das, was ich mache, gern tue. Und ich kann tun, was ich immer möchte.

Was fürchten Sie mehr: das Urteil von Freund oder Feind? Ich fürchte mich nicht vor irgendjemandes Urteil. Aber wenn ich wählen müsste, wäre es das eines Freundes. Das ist wichtiger für mich und schrecklicher.

Wovon haben Sie sich befreit? Ich habe mich von Ängsten befreit. Als Junge war ich sehr ängstlich, ich konnte vor großen Gruppen kaum sprechen, ich hatte ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Das hat sich geändert.

Was sollen Ihre Kinder so machen wie Sie? Ich wollte immer, dass sie das gleiche Verantwortungsgefühl haben, den Wunsch, der Welt zu helfen.

Wenn Sie einem Kind nur einen Ratschlag für sein Leben geben könnte – welcher wäre das? Zeige Achtung. Gegenüber Menschen, Pflanzen, der Natur.

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Wenn Sie die Macht hätten: Was würden Sie allen anderen Menschen befehlen? Ich werde damit anfangen…Oh, das wird sehr politisch. Hum, ich würde sagen: Jeder muss sich bilden, sich um seine Mündigkeit kümmern.

Was muss Ihnen keiner mehr sagen? Mir muss niemand sagen, was ich zu tun habe.

Was fehlt Ihnen zum Glück? Manchmal, wenn ich sehe, wie meine Kinder älter werden und so sehr an diesen Gameboys interessiert sind, denke ich, dass es mir nicht gelungen ist, ihnen genug Liebe und Erziehung zu geben.

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Quelle: Zeitschrift GEO, Ausgabe

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WELTBÜRGER

Was bezeichnen Sie als Heimat? Dunedin, die Stadt, in der ich lebe. Aber ich fühle mich an viele Orten auf der Welt wohl. Ich bin niemals wirklich nicht zu Hause.

Haben Sie schon einmal daran gedacht, auszuwandern? Ich liebe es zu verreisen, ich habe auch im Ausland gearbeitet. Aber ich habe niemals auch nur daran gedacht, irgendwo anders zu leben als in Neuseeland. Ich bin absolut zufrieden hier.

Wofür sind Sie dankbar? Dass ich in Neuseeland geboren bin. Es ist ein Land, in dem man frei denken darf und die Menschen einander fair behandeln.

Worauf können Sie nicht verzichten? Eigentlich braucht man nicht viel. Ich habe in Zelten gelebt, das war auch okay. Aber ich genieße all die Dinge, die ich nicht unbedingt brauche, zum Beispiel meine Bibliothek oder das zweite Badzimmer.

Wie viel Geld möchten Sie besitzen?

Wir haben genügend Geld, um gut zu leben, darüber bin ich glücklich. Wenn ich für irgendetwas mehr Geld brauchte, dann für Reisen.

Fürchten Sie sich vor den Armen? Dazu gibt es in Neuseeland keinen Grund. Aber viele Maori und Einwanderer werden benachteiligt. Es ist nicht leicht für sie, eine gute Ausbildung und einen Job zu bekommen. Das bekümmert mich. Ich kann nichts sagen, ob man deswegen eines Tages Angst vor ihnen haben muss.

Was braucht Ihre Nachbarschaft? Hier in Dunedin sollten wir uns mit dem steigenden Meeresspiegel beschäftigen.

Was hat man Ihnen zuletzt geschenkt? Eine elektrische Kettensäge, Verwandte haben sie mir geschenkt. Sie funktioniert hervorragend, ich schneide damit die Büsche vor meinem Haus. Meine alte

Kettensäge habe ich vor einigen Jahren meinem Sohn geliehen. Jedes Mal, wenn ich ihn danach frage, macht er die Arbeit selbst oder findet eine Ausrede, warum er sie mir nicht zurückgeben kann. Er denkt wohl, ich sei zu alt für eine Kettensäge.

Was sollen Ihre Kinder so machen wie Sie? Sie sollen viel Zeit draußen verbringen, weit weg vom Fernsehapparat. Sie sollen das Meer, den Himmel, das Land sehen und es genießen.

Wovon haben Sie sich befreit? Von vielen verschiedenen Arten von Faulheit. Früher habe ich Arbeit oft aufgeschoben, heute schaffe ich es viel öfter, meinen Schreibtisch leer zu räumen. Stattdessen stapeln sich die Unterlagen im Regal. Das liegt aber nicht an meiner Faulheit, sondern daran, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Es sollten 36 sein.

Wie viel Zeit am Tag gehört Ihnen? Ich bin in Rente, ich kann selbst entscheiden, wann ich was mache. Allerdings gehöre ich vielen Organisationen an, zum Beispiel der Astronomischen Gesellschaft Dunedins. Die entscheiden etwa über die Hälfte meiner Zeit.

Was war Ihr bisher bestes Lebensjahr? Als ich fünf Jahre lang mit meiner Frau verheiratet war und unsere Kinder noch jung waren, wurde ich zum Berater im Schuldienst für begabte Kinder befördert. Das war eine große Ehre. Im selben Jahr wurde ich als einer der „Hervorragenden jungen Männer Neuseelands“ ausgezeichnet. In unserer Freizeit arbeiteten meine Frau

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und ich an Büchern für die Sonntagsschule. Das war 1957. (Überlegt) Nein, es muss 1963 gewesen sein, ich bin nicht ganz sicher.

Was bewundern Sie an Frauen? Die Menschheit ist auf Frauen angewiesen, um fortzubestehen. Ich war immer sehr dankbar, dass sie die Geburt durchstehen müssen und mir erspart blieb.

Haben Sie eine Lieblingserinnerung? Eher eine traurige. Als meine Urenklelin Phoebe wenige Wochen alt war, musste sie operiert werden. Es war nicht sicher, ob sie überleben würde. Ich war bei ihr im Krankenhaus. Nachts lief ich im Flur auf und ab und wiegte sie in meinem Arm, damit sie schlafen konnte.

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