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О древне-польскомъ языкѣ до XIV. сшолѣшія. (Ueber die altpolnische sprache bis zum XIV. jahrhundert) by И. Бодузна-де-Куршенэ`; Baudouin de Courtenay Review by: Johannes Schmidt Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der arischen, celtischen und slawischen Sprachen, 7. Bd., 1. H. (1873), pp. 119-125 Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23458915 . Accessed: 28/06/2014 08:54 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der arischen, celtischen und slawischen Sprachen. http://www.jstor.org This content downloaded from 141.101.201.138 on Sat, 28 Jun 2014 08:54:56 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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О древне-польскомъ языкѣ до XIV. сшолѣшія. (Ueber die altpolnische sprache bis zum XIV.jahrhundert) by И. Бодузна-де-Куршенэ`; Baudouin de CourtenayReview by: Johannes SchmidtBeiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der arischen, celtischen undslawischen Sprachen, 7. Bd., 1. H. (1873), pp. 119-125Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23458915 .

Accessed: 28/06/2014 08:54

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Ο 4peBHe-noabCKOMrb Ä3hiKt 40 XIV. cinoafcinia.

coumeme II. l»04j;iiia-/xc-Iiypinena\ .'IcHiiijri. 1870.

(lieber die altpolnische spräche bis zum XIV. jahrhundert, von Baudouin

de Courtenay. Leipzig 1870. 96 und 84 ss. 8.).

Der verfafser hat sich eine sehr dankenswerthe auf

gabe gestellt. Alle bisherigen werke über das altpolnische, welche der verf. s. 25 aufzählt, beruhen ausschliesslich auf den erst aus dem 14. jahrh. datierenden, rein polnisch ge schriebenen denkmälern. Vor dieser zeit sind alle auf pol nischem gebiete gemachten aufzeichnungen in lateinischer

spräche abgefalst. Es liegt in der natur dieser denkmale:

Chroniken, urkunden, münzlegenden und einer veröffent

lichten grabschrift, daf3 sie im lateinischen texte einzelne

polnische worte, hauptsächlich orts- und personennamen

überliefern. Diese zusammenzustellen und für die Sprach

geschichte zu verwerthen hat der verf. im vorliegenden

buche unternommen. Besonnen entwickelt er, wie dies

material im einzelnen verschiedenen werth habe, um aus

der mehr oder weniger entstellenden Überlieferung die rei

nen formen, wie sie wirklich im volksmunde gelebt haben, zu gewinnen. Er will die Originalurkunden von den spä teren abschriften unterscheiden, will das aus letzteren ge

wonnene material nur für das Wörterbuch und die stamm

bildung verwendet wifsen, die lautlehre aber allein auf er

stere basieren. Mit recht mifst er den von national-Polen

berührenden schriftstücken für die in betracht kommenden wortformen gröfsere zuverläfsigkeit bei als den von Deut

schen verfafsten. Geschöpft hat der verf. fast aus&chliefs

lich aus gedruckten urkundensammlungen u. s. w., mit de

ren zuverläfsigkeit in sprachlicher hinsieht es freilich, wie

er selbst klagt, meist sehr schlecht bestellt ist.

Besondere Schwierigkeiten für die ermittelung der wirk

lich lebendigen wortformen erwachsen aus der noch höchst

unentwickelten Orthographie (s. 17 ff). Namentlich die man

gelhafte Unterscheidung der zischlaute musste die gestalt der polnischen worte mehr als dies für andere sprachen

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der fall gewesen wäre, verdunkeln. Um den phonetischen werth der graphischen Überlieferung genau zu bestimmen, hat der verf. nach möglichkeit die heutigen formen der

betreffenden namen u. s. w. herangezogen. Das ganze ge

sammelte material beläuft sich auf ungefähr 5000 worte, welche in zwei glossaren zusammengestellt sind: im ersten stehen die rein slawischen und die in vorhistorischer zeit entlehnten. Dies glossar ist so geordnet, dafs jeder arti kel mit der auf grund der lautlichen entsprechungen an

gesetzten altslawischen form beginnt, dann das polnische wort „in wissenschaftlicher Schreibung" und auf dieses die

diplomatisch überlieferten formen folgen. Die anordnung dieses glossars ist demgemäfs die des cyrillischen alpha bets, von welcher nur darin abgewichen ist, dafs is, le, ia

hinter η eingeschaltet sind. Das zweite glossar enthält die nach einführung des Christenthums aus anderen spra chen entlehnten sowie aus dem anderweitig bekannten sla

wischen sprachschatze nicht erklärbaren und die zweifel haften worte. Aufserdem ist das ganze material des ersten

glossars hier in der weise wiederholt, dafs diesmal die pol nische form voransteht, das zweite glossar also mit dem

index zum ersten verschmolzen ist. Die anordnung dieses

zweiten ist im allgemeinen dieselbe wie in den heutigen polnischen Wörterbüchern (näheres s. 21). Die benutzung der glossare ist nicht leicht, denn aufser den betreffenden polnischen Wörtern findet sich fast nur eine menge an sich unverständlicher abkürzungen, die nirgendwo zusammen

hängend alphabetisch verzeichnet sind und deren erklä

rung man sich auf den ersten 25 Seiten des buches su

chen mufs.

Den glossaren geht eine altpolnische lautlehre vorauf, welcher sich die besprechung einiger punkte der namen

bildung und der flexion anschliefst. Die lautlehre beruht zum gröfsten theile auf den rein polnischen denkmalen vom

14. jahrh. abwärts und das material der glossare ist nur bei einigen fragen der lautgeschichte herangezogen wor den, um den Zeitpunkt, in welchem gewisse lautwandlun

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gen sich vollzogen haben, genauer festzustellen. So wird

s. 43 ff. die ansieht Sreznievskij's (Mirtma ο cjioBapi cjiaBnitcKHX'i» nap-biifi A. B. IUaenxepa η II. II. Cpe3Heu

CKaro Cnö. 1866 cinp. 35 η 36), dafs der für das polni sche so charakteristische wandel von r, t, d vor j und

palatalen vocalen*) in rz, d, dz sich erst in der mitte des

13. jahrh. vollzogen habe, vom verf. s. 43 ff. an der band

der Urkunden im allgemeinen bestätigt und die lauterschei

nung von ihrem ersten sporadischen auftreten in ihrer all

mählichen erstarkung urkundlich belegt. Ebenso wird s. 64f. aus den urkunden die zeit bestimmt (11.—13. jahrh.), in

welcher ev hinter weichen consonanten zu ο ν geworden

ist. Der verf. erklärt die erscheinung als ein überhand

nehmen der bildungen auf ov, deren analogie die auf ev

überwuchert habe. Vielmehr ist hier ie zu io geworden, wie in den s. 77 besprochenen fällen, ein Übergang, den

ja auch das russische in ausgedehntem mafse zeigt (z. b.

lue^T., neceuib, in dialekten noch ausgedehnter als in der

Schriftsprache, s. Leskien beitr. VI, 154), und welcher im

mazurischen so ausgedehnt ist, dafs, wie Baudouin sagt (s. 68), es in dieser spräche „ganz gleich ist, ob sich e

oder ο mit irgend einem consonanten verbindet". Wenn

aber auch der wandel von krajem in krajom, von sla

wiena in slawiona u. a. s. 66 als durch dieselbe um

sichgreifende analogie der bildungen mit ο ν für ev her

vorgebracht erklärt wird, so liegt darin eine abweichung von aller bisherigen auffafsung des begriffes analogie, welche

diesen völlig zu nichte macht. Ein wirken der analogie kann doch nur da statuiert werden, wo verschiedene for

men, die in einem oder mehreren punkten übereinstimmen,

in anderen aber von einander abweichen, durch jene Über

einstimmung dahin kommen, diese differenz schwinden zu

lafsen. Zwischen formen, welche nichts mit einander ge

*) Wenn der verf. s. 40 anm. dem referenten die behauptung unter

schiebt, die sogenannte consonantenerweichung sei einzig durch folgendes j bedingt, so genügt es zur berichtigung dieses irrthums auf s. 139 der be treffenden Untersuchung im VI. bände dieser beitrage zu verweisen.

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mein haben, läist sich daher auch keine analogie denken, falls man diesem worte noch sinn beilegen will.

Der verfafser läuft überhaupt gefahr, bei seiner auf

fafsung der lautlichen Vorgänge einem äufserlichen Sche

matismus zu verfallen. Vornemlich drei kategorien sind

es, mit denen er operirt, aufser der analogie noch die der

assimilation und dissimilation, welche über gebühr ange

strengt werden. So wird z. b. s. 30 unter den assimila tionen verzeichnet: „jd = iid: vyjid§ = vyjd§ =

vyiid^; vgl. vyjid? = vyiiid^" u.s.w. Hier wird zu

nächst durch die form wyriid§, welcher auch ein vynid^ in russisch-kirchenslawischen Schriften zur seite steht (s. Yostokovs kirchenslaw. glossar und Miklosich lex. s. v. vy) mehr als zweifelhaft, ob wynd<§ aus wyjd§ und nicht vielmehr aus wynid§ durch ausfall des i entstanden sei. Doch geben wir dem verf. einmal zu, dafs hier wirklich

jd zu nd assimiliert sei, so müfsen wir ihm gleich bei der nächsten zeile widersprechen, in welcher der Übergang von ns in js als assimilation aufgeführt wird (Lezansko : Lezajsk). Ist jd : iid assimilation, so ist ns :js noth

wendig dissimilation und hätte unter §. 26 gehört, wo die

Übergänge von zr in jr (dozred : dojrec) und von cc in j c (odca : ojca) ihren platz gefunden haben. Es han delt sich aber in allen drei fällen weder um assimilation in dem sinne wie B. will, noch um dissimilation, sondern es hat in den consonantenverbindungen ή, ζ, d(=nj, zj, cj oder tj) der zweite bestandtheil j den ersten gänzlich zerstört oder, wenn man will, sich assimiliert (nicht einem

vorhergehenden oder folgenden anderen laute assimiliert),

gerade so wie in ital. bajo, gioja, ajutare, febbrajo, muoja aus lat. badius, gaudia, adjutare, februa

rius, moriar das j vorhergehende consonanten überwäl

tigt, oder wie im spanischen die inlautenden consonanten

verbindungen tl, cl, gl, pl zunächst ihr 1 in j erweich

ten, diesem j aber den vorhergehenden momentanen laut

opferten: almeja (my tilus), viejo (vetulus) u.a. Diez rom. gramm. I2, 197.

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Ferner wird s. 31 unter den assimilatiouen der Über

gang von sj in sn aufgeführt, der verf. ist aber seiner

sache so wenig sicher, dafs er zwei seiten weiter densel ben Vorgang unter der dissimilation verzeichnet. Der verf. führt nur ein beispiel an, denn die drei aufgezählten snia

danie, sniedz, sniedny können nur für eins zählen,

da sie sämmtlich von derselben wurzel stammen, sie sollen

nach B. entstanden sein aus *sjadanie, *sjedz, *sjedny. Ein blick auf das altbulgarische genügt um zu belehren, dafs auch hier weder von assimilation, noch von dissimi

lation die rede sein darf. Im altbulgarischen lauten näm lich die betreffenden worte: sü-n-edenie comestura (ein *sfmedanie, welches ganz genau entsprechen würde, ist

nicht belegt, doch kommt das zugehörige sünedati vor), sü-n-edi cibus, sünedinü edulis, und über das η ist zu vergleichen Schleicher comp.2 s. 307 f.; 3. aufl. s. 298 und Baudouin beitr. VI, 211.

Wie der verf. dazu kommt s. 18 und s. 21 im altbul

garischen ein ja, je, jq, ju, welches == j —f- a, j —f- e u. s.w. sei und ein j a, j e, j ς, j u zu unterscheiden, wel ches a, e, ς, u mit vorhergehender consonantenerweichung

bezeichne, ist nicht abzusehen, da er später die ganze so

genannte erweichung der consonanten auf den einflufs pa

lataler vocale oder des j richtig zurückführt, also obige Unterscheidung vernichtet.

Ein physiologischer irrthum, welchen auch die ab

handlungen des verfafsers in unseren Beiträgen theilen, ist

der, dafs ν hinter stummen consonanten k, c, ch, t, s, ρ

zu f werden müfse, weil „eine Verbindung tönender con

sonanten mit tonlosen unmöglich sei" s. 22. 27. 31. So

ausgesprochen ist die regel grundfalsch, denn r, 1, n, m, j verbinden sich bekanntlich sehr gut mit stummen conso

nanten und ebenso natürlich auch v; nur mit momen

tanen tönenden verbinden sich die stummlaute in der

regel nicht*), wohl aber mit tönenden dauerlauten. Der

*) Unmöglich ist eine derartige Verbindung auch nicht, sie liegt z. b.

auf der scheide zweier silben in den litauischen partieipien auf dams vor,

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verf. ist also völlig im unrechte, wenn er, auf sein ver

meintliches gesetz gestützt, otfor, sfora statt otwor

swora u. a. schreibt. Der Übergang von chvala in fala,

von upwac in ufa<5, von optw'ity in obfity beweist natürlich ebenso wenig, dafs in den älteren formen ν wie f gesprochen sei, als man aus dem übergange von lat.

quis in osk. pis folgern darf im lateinischen sei qu wie

kp gesprochen worden.

In den polnischen Vertretungen der altbulgarischen vo

cale s. 71 ff. sucht der verf. zu oft „dynamische" lautsym bolik, wo nur das streben nach bequemlichkeit der aus

spräche und der einflufs nachbarlicher laute gewirkt hat. Ich gehe hier nicht näher darauf ein, weil noch einige wichtige punkte zu besprechen sind, in welchen der verf. den beweis für seine behauptungen ganz und gar schuldig geblieben ist, nämlich die constructionen vorhistorischer

vocalquantitäten zur erklärung des jetzigen polnischen laut

bestandes. Ueber vorhistorische qantitäten ohne metrischen

anhalt entscheiden zu wollen, ist immer ein missliches ding, zumal in einer spräche, welche nach Miklosich vgl. gramm. I s. 466 jetzt „länge und kürze nicht kennt". Es handelt sich um die Spaltung des altbulg. e in poln. ia und ie, des altbulg. e in poln. io und ie, des altbulg. ς in poln. iq und ig. Baudouin behauptet nun, die e, e, ς, welche

resp. durch ia, io, iq vertreten sind, seien einst lang ge wesen, hingegen die durch resp. ie, ie, ίς vertretenen

seien kurz gewesen (s. 76ff. s. 84). Bisher war man der

meinung, dafs erstere ia und io nur vor sogenannten har

ten consonanten, dagegen ie vor erweichten (ie = alt

bulg. e auch vor gutt. und lab. nicht erweichten) stehe, mithin der folgende consonant allein das bestimmende sei

(s. Miklosich vergl. gramm. I s. 458. 447; die nasalvocale lafsen wir hier aus dem spiele, weil bei ihrer färbung

z. b. lipdams, sükdams, n&szdams u.a., für welche der feinhörige Kurschat (deutsch-lit. wörterb. XVIII) ausdrücklich bezeugt, dafs tenuis und media ohne assimilierend auf einander einzuwirken neben einander gespro chen werden.

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noch andere einflüfse mitgewirkt haben). Baudouin er kennt die thatsache an, dafs ia = e nur vor harten con

sonanten stehen könne, behauptet aber, vor weichen con

sonanten wäre ä „unmöglich" gewesen (s. 76). Diese Un

möglichkeit wäre erst noch zu beweisen, da man sie dem verf. nicht so blofs auf seine Versicherung hin glauben wird. Physiologisch unmöglich ist es durchaus nicht, ä

vor erweichten consonanten zu sprechen, darüber kann ihn

z. b. das litauische belehren (z. b. kq'siu, zalias). Fer ner soll e vor weichen consonanten nicht haben zu io

werden können. Das mag sein, ist aber nicht bewiesen

und würde, selbst wenn es bewiesen wäre, nicht zu dem

schlufse berechtigen, dafs ein in io übergegangenes e lang

gewesen sei. Wer die verschiedene vocalfäibung von

slyszec und siyszai, rumien und rumiany, miote

und mieciesz, wiodt und.wiedli aus verschiedener

quantität erklären will, der hat nachzuweisen, dafs und wie

die quantitätsdifferenz, von welcher das altbulgarische nichts

weifs, zu stände gekommen ist, und diesen nachweis hat

der verf. nicht geliefert. Verfehlt ist auch der versuch s. 78 f., die trübung von

o, e in ό, e (der verf. nimmt auch eine von a in a an)

in den nomiuativen, z. b. woz, gen. aber woza, auf eine

ersatzdehnung für abgefallenes ü zurückzuführen und die

erklärung, weshalb diese trübung bei Stämmen, welche auf

stumme consonanten auslauten, z. b. nos, nicht eingetre

ten, oder nach B. wieder geschwunden sei, bei letzterer

sind alle stämme auf r, 1, m, n, j aufser acht gelafsen. Da der verf. auch hier keinen beweis für seine theorien

giebt, so gehen wir nicht weiter darauf ein.

Es liefse sich noch manches aus dem buche ausheben,

was allzu stark von subjectiven Voraussetzungen beeinflufst

ist, doch darf man dem ganzen die anerkennung als einer

fleifsigen und brauchbaren Zusammenstellung nicht ver

sagen. Johannes Schmidt.

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