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Endverstärker T+A M 40 HV Anniversary EditionAutor: Christian Bayer Fotografie: Rolf Winter

Ein Geburtstag, der nie enden möge!

Ist das nicht ein wunderschöner

Kindertraum, den auch wir Erwach-

sene immer wieder einmal träu-

men? T+A hat sich mit den M 40 HV

Monos ein Geburtstagsgeschenk

gemacht, das sogar uns noch lange

erhalten bleiben wird.

Für immer Geburtstag

Seit ich die M 40 HV Mono-Endstufen auf der Münchener HighEnd 2018 gehört habe, plane ich diesen Artikel. Damals sollten sienoch als limitierte Edition gebaut werden, die Nachfrage speziellaus dem Ausland war aber so groß, dass sie nun im Portfolio vonT+A geblieben sind. Da dieser Gerätetyp bislang in meinen Arti-keln überhaupt nicht auftauchte, werden Sie sich vielleicht fragen,warum ich meinen Fokus auf diese Monos gerichtet habe? Esstimmt, Hochleistungsverstärker haben mich nie interessiert, weilsie praktisch immer Klang hintenan stellten und ich Leistungenvon mehreren 100 Watt nicht für notwendig halte. Da Klang jedochan erster Stelle meiner Beurteilungskriterien steht, wollte ich unbe-dingt herausfinden, wie T+A es bei der M 40 geschafft hat, bestenKlang bei einer Spitzenleistung von 1000 Watt zu realisieren.Wie man weiß, arbeiten Röhrenverstärker im Vergleich zu Tran-

sistorgeräten mit sehr hohen Spannungen. Da Musiksignale je-doch meist nur eine Amplitude von wenigen Volt haben, wird nurein sehr kleiner Teil dieser Spannung ausgenutzt. In diesemschmalen Bereich verlaufen Röhrenkennlinien typischerweisesehr „gerade“ und deshalb können diese Verstärker so linear ar-beiten. Nun haben Röhren prinzipiell eine quadratische Kennlinieund erzeugen hauptsächlich K2-Klirr, der sich für uns im Gegen-satz zu Klirranteilen höherer Ordnung warm und harmonisch an-hört. T+A-Chefentwickler Lothar Wiemann sagt dazu: „Uns istdaher sehr an einem K2-dominierten Klirrspektrum gelegen:Höhere Oberwellen müssen immer deutlich unter K2 liegen.“Mit dieser so täuschend einfach erscheinenden Prämisse ent-

wickelte T+A 2013 die hoch dekorierte „HV“-Serie, bei der die an-gesprochene Linearität eng gesteckter Triodenkennlinien auch fürTransistoren simuliert wird („HV“ steht für „High Voltage“, alsohohe Spannung). Die Vorgängerserie der M 40 HV mit der Be-zeichnung M 10 hat T+A aufgrund der anhaltend schlechtenRöhrenqualität eingestellt, die HV-Technologie hatte man nochnicht entwickelt. Wenige Jahre später ließ sich dann aber durchverbesserte Röhren ein Nachfolger denken und so entstanden dieM 40 HV Monos. Komplett symmetrisch im Doppel-Mono-Prin-zip aufgebaut, sind sie diskret ohne Operationsverstärker und mitsehr geringer Gegenkopplung konstruiert.

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Das ist die sogenannte „Servicestellung“.Wenn einmal etwas überprüft werden muss,geht das sehr kommod. Man sieht hier das„HV“-Spannungsverstärkerteil samt derRöhrenstufe und die weißen Mundorf-Folien-kondensatoren. Und wir bekommen einenBlick in die Komplexität des Leistungsver-stärkers unten samt gigantischer Kühlung

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Ihre Eingangsstufe und damit die Spannungsverstärkung istzweistufig. Den Anfang macht eine Eintakt-Class-A-Stufe mitzwei kreuzgekoppelten 6SN7 Trioden in Vollröhren-Kaskoden-schaltung. Was das genau ist, dazu später mehr. Die zweite Span-nungsverstärkungsstufe verwendet JFET-Transistoren mit Trio-den-Charakteristik und Kennlinie – hier kommt die proprietäreHV-Technologie zum Tragen. Diese Stufe transformiert das Au-diosignal auf die gewünscht hohe Ausgangsspannung und arbei-tet bis 40 Watt in reinem Class-A. Die Leistungs- bzw. Stromver-stärkerstufen schließlich sind eingangsseitig mitMOSFET-Treibertransistoren aufgebaut, die hinsichtlich ihrerKennlinien optimal mit dieser HV-Spannungsverstärkerstufe har-monieren sollen. Ausgangsseitig sind die Stromverstärker mit ins-gesamt 20 sehr leistungsfähigen Ringemitter-Bipolartransistorenbestückt, welche die hohen Ansprüche von T+A an Stromliefer-fähigkeit und Bandbreite mustergültig erfüllen. Bis 60 Watt arbei-tet auch diese Stufe in reinem Class-A. Wiemann sagt dazu: „Span-nungs- und Stromverstärker sind voneinander galvanisch isoliert,sodass keine Rückwirkungen der vom Lautsprecher induziertenGegen-EMK auf diesen empfindlichen Teil der Schaltung stattfin-den können. Der Ausgangs-Stromverstärker läuft dem Signal alsreiner Spannungsfolger ‚hinterher‘ und liefert nur den Strom da-zu. Da er keine eigene Spannungsverstärkung bewirkt, tritt erakus tisch nicht (bzw. nur sehr untergeordnet) in Erscheinung.“Doch wie klingen die M 40 HV Monos nun? Gene Shaws Break -

through (Jazz Workshop JW-049, RE ES 2015, LP) ist eine meinerLieblingsplatten der letzten Jahre. Bereits bei den allerersten Tönen wird mir klar, dass hier nicht irgendeine Endstufe spielt:Diese Artikulation, die im übertragenen Sinn so genannte „Trenn-schärfe“ der Wiedergabe, erinnert mich an die organische, nietechnoide Präzision einer Leica-Kamera. Sherman Morrisons

xxxMitspielerLaufwerk: Brinkmann Oasis mit Tonarm 9.6 und Tonabnehmer Brinkmann Ti Pho-novorverstärker: Gold Note PH-10, Audio Specials AS Phonolab 1.0, Musical Fide-lity NuVista Vinyl Vorverstärker: T+A P 3000 HV Endverstärker: Signature OriginSignature Century Lautsprecher: Von Schweikert Endeavor SE Kabel: Audio Opti-mum, silvercore, Axmann Silver X (NF); Audio Optimum (LS); Isotek EVO3 Polaris(Netz) Zubehör: Racks/Basen von bFly-audio, PowerBase S, Thixar-Rack SMD; Tu-ning von fastaudio, Acoustic System, Audiophil-Schumann-Generatorxxxx

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Rechts: Die Endtransistoren sitzen auf mas-siven Aluminiumprofilen. Vom oberen Tran -sis tor führen dünne schwarze Kabel zu ei-nem schnellen Temperatursensor, der dieArbeitspunkte dieser Endtransistoren regelt

Links: So sieht die Unterseite der „HV“-Röhrenverstärkerplatine aus

Rechte Seite: Sehr schön kann man hier dieNetzteilsektion mit ihren Reglern und den El-ko-Batterien sowie den massiven Ge-samtaufbau des Verstärkers insgesamterkennen. Man beachte auch die Verkabe-lung der Anschlüsse an der Rückwand mithochwertigen T+A Reinstkupferkabeln mit9999 Silberbeschichtung der Leiter

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Unterhalb der Netzteilplatine befindet sich das abgeschirmte Subchassis, das die zwei Netztrafos beinhaltet. Die Trafos sinddadurch von der Verstärkerelektronik perfekt abgeschirmt. Und die Kühlkörper wirken aus dieser Perspektive fast zierlich

Tenorsaxofon ertönt auf „Autumn Walk“ in einerWeise, die alles real und greifbar erscheinen lässt.Das Zusammenspiel mit den Von Schweikert Endea-vor SE Lautsprechern erweist sich dabei als echteTraumkombination: Diese fantastischen Schall-wandler freuen sich gewissermaßen über die klang -reine Leistung der Monos und setzen die Signaleadäquat um. Völlig ungeachtet ihrer potenziellenLeistungsfähigkeit habe ich wenige Endstufen inmeinem langen „Audioleben“ gehört, die so fein undelegant spielen wie die M 40 HV. Ich lege mit Basravon Pete Le Roca (Blue Note ST-84205 / Toshiba EmiBNJ 71019, RE JP 1983, LP) eine weitere Lieblings-scheibe auf den Teller des Brinkmann. Nach den ers -ten Takten von „Candu“ fühle ich mich, als würdeich inmitten von La Rocas Trommeln sitzen und im

Rhythmus dieses irren Stückes mitwippen – mehr„live dabei“ geht wohl nicht mehr. Den Titelsong„Basra“ eröffnet Bassist Steve Swallow mit einem sei-ner schönsten Soli überhaupt. Und dann ertönt wie-der dieser typische La-Roca-Beckenklang und dazuder erhabene Ton von Joe Hendersons Tenorsaxo-fon. Dieses Stück wirkt in der Tat wie ein königlicher„Rhythmusflug“ und ich werde nie wirklich begrei-fen, woher dieser unglaubliche Pete La Roca, der dasStück auch geschrieben hat, kam und wohin er ging.Aber ich begreife, dass solche Endstufen einen Laut-sprecher wie den Von Schweikert zu Höhenflügenanimieren, die uns Hörer dem Alltag entschwebenlassen.Wie bereits angedeutet, gibt es eine Vorgeschichte

zu den M 40 HV Monos. 2009 kam mit der oben er-

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wähnten M 10 ihre Vorgängerin auf den Markt.Ebenfalls ein fantastisches Gerät, die man keineswegswegen Erfolglosigkeit eingestellt hat. Sondern viel-mehr wegen der sogenannten RoHS-Richtlinien, dieseit 2011 europaweit gelten und die die Verwendungoriginaler, alter und oft herausragend guter Röhrenfür kommerzielle Produkte untersagen. Da die Qua-lität neuer Röhren zu dieser Zeit unterirdischschlecht war, entschloss man sich bei T+A schwerenHerzens, die Serie 2012 einzustellen. Doch dank ver-besserter Röhrenqualität – auch auf die Röhren gibtT+A drei Jahre Garantie – sowie der neu entwickel-ten HV-Technologie ging es nach einiger Zeit dochweiter. An dieser Stelle möchte ich Lothar Wiemann,der technische Zusammenhänge wie nur wenigeEntwickler vermitteln kann, das Wort geben: „Die M40 hat zwar von Weitem betrachtet eine gewisseÄhnlichkeit mit der alten M 10, aus der Nähe siehtman dann aber schon den wesentlich höheren Auf-wand bei der M 40. Es gibt ganz gravierende Unter-schiede und Verbesserungen bei Materialien, Schal-tungstechnik und natürlich auch im Klang. Bei denverbesserten Bauteilen wären das zum Beispiel Mun-dorf Kondensatoren an kritischen Stellen der Schal-tung in der M 40, wir haben umgestellt auf Röhrendes Edelherstellers PSVANE, die Kontaktoberflächensind nun aus Rhodium, es gibt verbesserte Transfor-

matoren mit geringeren Streufeldern und Dickkup-fer-Leiterplatten mit 70 um für noch geringere In-nenwiderstände. Auch wurde bei der M 10 noch vielPlexiglas verwendet, das nun durch massives undteures Aluminium ersetzt wurde. Wir haben bei derM 40 komplett auf nicht-magnetische Materialien inund in der Nähe von Audiokreisen umgestellt. Da-durch kommen wesentlich teurere Materialien (Aluund Edelstahl statt Stahlblech) zum Einsatz. Auchwurden die Gehäusewandstärken erhöht und auf-wendige Röhrenschutzhauben aus dem Vollen ge-fräst. Die Schaltungstechnik wurde insofern verbes-sert, dass es eine höhere Bandbreite durch komplettneue Großsignal-Verstärkerstufen gibt – jetzt in auf-wendiger ‚Enhanced-Cascode‘-Technik. Auch besitzt

The Man himself: T+A Chefentwickler Lothar Wiemann istsympathisch, bescheiden und fachlich herausragend

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die M 40 HV wesentlich aufwendigereÜberwachungs- und Steuerschaltun-gen für alle Stufen des Verstärkers, umimmer optimale Arbeitspunkte zu ga-rantieren; sie hat eine neue prozessor-gesteuerte Schnell-Aufwärmschaltung,um schneller die optimalen Betriebs-und Arbeitspunkte zu erreichen undauf einer optimalen Betriebstempera-tur zu stabilisieren; und zuletzt gibt esbei der M 40 HV noch erweiterteSteuerungsmöglichkeiten über unse-ren neuen H-Link Bus – damit ist sievoll kompatibel mit den neuen Steuer-Apps (T+A Music Navigator). DerSteuerbus der M 10 Generation warnoch um den Faktor 10 langsamer undhätte die modernen Bedienmöglichkei-ten nicht mehr zugelassen.All diese Gründe tragen dazu bei, dass

das Preisniveau von 2009 (dem Entste-hungsjahr der M 10) natürlich nicht zuhalten war. Zudem sollte man nichtvergessen, dass seitdem natürlich aucheine nicht unerhebliche Preissteige-rung stattgefunden hat. Durch die ver-besserten Materialien und Schaltungs-techniken ist es uns aber gelungen, dieM 40 auf ein neues Performance-Ni-veau zu heben – und das war letztlichdas, was wir zu unserem Vierzigsten er-reichen wollten: einmal zeigen, was mitanaloger Verstärkertechnik machbarist. Die M 40 wird natürlich kompletthier bei T+A in Deutschland gebaut,das gilt auch für die Zulieferteile wiedie komplette Mechanik, die Leiter-

„So muss das“, würde man im Ruhrgebietsagen. Übersichtlicher, sauberer Aufbau fürpraktisch jede Anschlusskonfiguration, dieman sich wünscht. In der Praxis eine Freude

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plattenbestückung usw. Aufbau, mehrstufige Ein-stell- und Prüfprozesse und ein mehrtägiger über-wachter Probelauf fordern eine erhebliche Arbeits-zeit. Sie liegt für ein Pärchen M 40 so bei circa 5–6Mann-Tagen.“Niemand hätte das besser ausführen können als

Wiemann selbst, und ich denke, Sie können nunauch den technischen Aufwand der M 40 HV Monosbesser nachvollziehen.Und ich kann gar nicht aufhören, damit Musik zu

hören. Double Bass von Niels-Henning Ørsted Pe-dersen und Sam Jones (SteepleChase SCS-1055, RENL 1983, LP) ist eine sehr besondere Einspielung,auf der sozusagen „Bass hoch 2“ zelebriert wird. Hierkommen zwei ganz unterschiedliche Stimmungenund Charaktere zusammen: Pedersens Technik samtFeingefühl und Sam Jones’ tiefgründiger Soul. DochKontrabässe können, gerade wenn sie gemeinsamspielen, schnell matschig und undifferenziert klin-gen. Hier? Sie erraten es: feinst differenziert, orga-nisch, zart gegliedert und jederzeit bis in die tiefstenFrequenzen hinunter reichend. Sam Jones spielt im-mer eine Oktave tiefer als Pedersen, dessen hier gutim Zaum gehaltenes Hochgeschwindigkeitsspiel sichglasklar heraushören lässt. Dazu integrieren sichPhilipe Catherines Zigeuner-Jazz-Akkorde wunder-schön. Auch „Lonely Press Play“ von Damon Albarns

Everyday Robots (Parlophone 825646331291, EU2014, 2-LP) höre ich so detailreich wie nie, so lässig,fast wie in Zeitlupe gespielt mit diesen fluffigen Blä-sern und der messerscharf akzentuierenden Percus-sion im Hintergrund. Durch ihre so unangestrengteWiedergabe können die Verstärker die Feinheiten inder Musik herausarbeiten, während sich ihre Lei-stungsanzeigen trotz deutlich gehobener Lautstärkekaum einmal oberhalb von 10 Watt bewegen. Die M 40 Monos mögen auch repräsentative Objek-

te sein, im Herzen sind sie echte Musikvermittlungs-maschinen, die das ganz Feine ebenso beherrschenwie das Knallharte. Für Letzteres ist mein Originalvon Kraftwerks Mensch-Maschine (EMI/Kling Klang1C058-32843, Deutschland 1978, LP) genau richtig.Ich lasse die gesamte erste Seite durchlaufen, und dieLeistungsanzeigen der M 40 bewegen sich zum erstenMal in Richtung der 100 Watt – von 1000 sind wirmeilenweit entfernt. Was für eine Klarheit, Finesse,Durchzeichnung bei gleichzeitig enormem, unver-zerrtem Schalldruck sich hier aufbaut, ist für michwortwörtlich unerhört. Und ich kann mich dabei so-gar noch unterhalten!Einige Details, die Lothar Wiemann angesprochen

hat, möchte ich noch einmal kurz aufgreifen. Dieoben schon erwähnte Kaskoden-Schaltung (im eng-lischen Original „Enhanced Cascode“) wurde erfun-

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den, um dem berühmt-berüchtigten Miller-Effektvorzubeugen. Der besagt, dass ein verstärktes Aus-gangssignal immer auch auf den Eingang zurück-wirkt und dadurch unter anderem die Verstärkungbei hohen Frequenzen abfällt. Man fand heraus, dassein zweites, identisches Bauteil diesen Effekt verhin-dert oder minimiert, und deshalb arbeiten hier zwei6SN7 Doppeltrioden pro Kanal über Kreuz. Dasmacht wohl nur T+A so. Im Bi-Amping-Betrieb derM 40 HV kommen zwei getrennte Verstärkerzügezum Einsatz – wahrlich kein Standard. Spannendsind auch die beiden Arbeitsmodi, die man auf derRückseite schalten kann: „High Power“ weckt sozu-sagen das Tier in den Monos und schaltet auf maxi-male Leistungsabgabe. Das ist ein Modus, den ichnur kurz ausprobiert habe, weil ich ihn zum einenschlicht nicht brauchte und zum anderen klanglichnicht so gut wie den anderen fand. Interessant mager trotzdem für den Gebrauch in extrem großenRäumen sein, in denen sehr große und leis -tungshungrige Lautsprecher für brachiale Pegel ge-braucht werden. Ich habe also nur den besser klin-genden „High Current“-Modus verwendet, in demder Ruhestrom verdoppelt ist. Lothar Wiemann be-stätigte meinen Eindruck, auch er findet, dass „HighCurrent“ eindeutig besser klingt.Mich hat ja von Anfang an der Klang dieser Ver-

stärker eingenommen. Doch Klang stand auf derPrioritätenliste von T+A nicht immer ganz oben. Inden 80er- und 90er-Jahren habe ich T+A anders er-lebt: zuverlässig, zeitlos designed, aber klanglich ehertrocken, nüchtern, mich wenig involvierend. T+Abedeutet ja „Theorie und Anwendung“ und darausspricht ein dezidiert technischer Ansatz, der zeitty-pisch den Klang eher ins zweite Glied stellte. Umsobemerkenswerter finde ich die Entwicklung der ver-gangenen Jahre. Lothar Wiemann sagte mir, das Um-denken habe bei ihm und T+A vor etwa 20 Jahrenbegonnen, als die Geräte ingenieursmäßig ausgereiztwaren. Er begann damals, größeres „Ohrenmerk“auf den Klang zu legen, und er sagt heute: „Klangkann man nicht simulieren.“ Eine Aussage, die sichjeder Entwickler immer einmal wieder vor Ohren

Oben: Versenkt: Natürlich setzt T+A sehr hochwertige Kera-miksockel für die 6SN7-Röhren ein. Die kleine Platine steu-ert eine LED an, die den „Glüheffekt“ der Röhren optisch zu-sätzlich noch hervorhebt: Das Auge hört eben auch mit.Außerdem bemerkenswert: die extrem aufwendig und stabilausgeführte Halterung des Röhrenkäfigs. Alles wird ausdem vollen Aluminium gedreht

Unten: Industriestandard beim Netzkabel inklusive Sicherung

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der Monos „an einem sehr großen Magneten“ vor-bei. Sprich, alle ferromagnetischen Bauteile werdenaussortiert, da sie dem Signal Energie entziehen.Deshalb lässt T+A unter anderem Schrauben undMuttern speziell anfertigen. Eine weitere Besonder-heit ist, dass die vergoldeten Kontakte der M 40 nichteinfach nur vergoldet sind. Üblicherweise findenVergoldungen auf einer Nickelbasis statt. Nickel istjedoch magnetisch, zudem ist nach wenigen Jahrender Goldanteil chemisch und mechanisch abgebaut.Also wird bei T+A nickelfrei hartvergoldet, was we-sentlich teurer ist, da man dafür ein Vielfaches anGold benötigt. Dafür sind die Kontakte viel längerhaltbar. – Ich könnte noch viele weitere Feinheitenaufzählen, aber so langsam muss ich zum Ende kom-men.Zuvor höre ich aber noch etwas Musik. Live in Ja-

pan vom Duke Jordan Trio (SteepleChase SCS1063/64, DK 1977, 2-LP) mag nicht die innovativsteKlaviertrio-Einspielung der Jazzgeschichte sein.Doch was hier an Spielverständnis und daraus resul-tierender Spielfreude geradezu aus den Rillenspringt, begeistert mich seit Jahrzehnten. Und ichfrage mich jedes Mal, wenn ich diese Platten höre,warum dieses Trio mit dem so ausdrucksstarkenWilbur Little am Bass und dem göttlichen Roy Hay-nes am Schlagzeug nicht länger zusammengeblieben

halten sollte. Bei den M 40 Monos hätte man denKlirr zum Beispiel um den Faktor 4 verringern kön-nen, doch dann hätten sie auch deutlich schlechtergeklungen. Ist es nicht großartig, dass einer der an-gesehensten Audio-Entwickler das alles ganz unum-wunden, ohne jeden Dünkel zugibt? Ich jedenfallsfinde diese Haltung sehr sympathisch und erfri-schend, weil sie zeigt, dass Entwicklung nur durchOffenheit und den Wunsch, immer wieder dazuzu-lernen, gespeist wird. Und natürlich ist das allesnicht im Elfenbeinturm entstanden. Das Team umLothar Wiemann besteht aus zwölf Entwicklungsin-genieuren, sechs davon sind für die Software-Ent-wicklung verantwortlich, während die anderen sechsfür Elektronik und Mechanik zuständig sind. Vielevon ihnen arbeiten schon seit den frühen 80er-Jah-ren für T+A. In punkto Betriebszugehörigkeit ist al-lerdings Wiemann der Rekordhalter, denn er begannbereits als Schüler, kurz nach der Gründung vonT+A, für die Herforder Firma zu jobben. Nach sei-nem Studium und zwei Jahren Praxis bei einer Firmafür europäische Patente in den Niederlanden zog esihn dann endgültig zu „seiner“ Firma.Wieder zurück zur Technik: Zwei Details, die für

die Gesamtperformance der M 40 mitentscheidendsind, will ich noch aufgreifen. Zum einen muss, wieLothar Wiemann es ausgedrückt hat, jedes Bauteil

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Endverstärker T+A M 40 HV Anniversary Edition

ist. Jedenfalls ist Live in Japan ein Höhepunkt in Du-ke Jordans langer Karriere, was besonders auf „Flightto Jordan“ deutlich wird. Das Stück ist so etwas wieeine Erkennungsmelodie für ihn geworden, und hierzelebriert er sie mit unendlich viel Melodie- undRhythmusgefühl. Wie sich dann Wilbur Littles un-widerstehlicher Bassgroove einfügt und Roy Haynesalleine mit seinen Besen ein so explosives Schlag-zeugspiel entwickelt, das andere Drummer mit ihrenSticks nicht hinbekommen, muss man einmal mit soeiner Anlage gehört haben. Ich habe das Gefühl, di-rekt in die Denki-Halle in Fukuoka hineinschauenzu können, werde Teil der gut 2000 enthusiastischenZuschauer, die den sprühenden Esprit des Duke Jor-dan Trios bejubeln.Als ich schließlich Hank Mobleys Roll Call (Blue

Note ST-84058, RE Toshiba-EMI JP 1990, LP) höre,darf ich sogar noch einen dieser ganz besonderenMomente genießen, wenn ich einmal vergesse, dassich über ein Produkt schreiben „muss“, es bewertensoll und nicht nur einfach Musik hören kann. Das istein Dilemma, in dem wir uns befinden, denn Ab-sichtslosigkeit, aus der echte Erkenntnisse erwachsenkönnen, lässt sich nicht so leicht erreichen. Roll Callist meine Lieblingsplatte des chronisch unterschätz-ten Tenorsaxofon-Giganten Hank Mobley. Wedersein melodisches Genie noch sein Improvisationsta-lent nehmen je überhand, sein Stil ist eine ideale Mi-schung aus Dexter Gordon, Lester Young undmanchmal auch John Coltrane; Mobley wird viel-leicht auch deshalb unterbewertet. Mit den M 40Monos höre ich jede Facette, jede Nuance seinesSpiels ganz neu und fühle mich in meinem Urteil be-stätigt. Dabei erlebe ich auch die schiere Macht vonArt Blakeys Schlagzeugspiel wie nie zuvor. Immerwenn er hinter dem Drumkit saß, gab es keine Zwei-fel über die rhythmische Ausrichtung eines Stücks.Und jetzt sitze ich gefühlt neben ihm in Rudy vanGelders legendärem Studio.Die T+A M 40 HV Monos sind ein Materie gewor-

dener Techniktraum. Doch nicht nur die Ehrfurchtgebietende Technik, die alleine mich kalt lassen wür-de, macht sie so besonders. Es ist ihr Klang, ein

Klang, der alle Farben des Klangspektrums mit stu-pender Leichtigkeit beherrscht. So mächtig einemdie Monos anfangs erscheinen mögen, ihr Klangmacht sie sozusagen vergessen – man denkt nichtmehr über Technik, man denkt nur noch über Musiknach. Anders als superpotente Verstärker, die imübertragenen Sinn vor lauter Kraft kaum laufenkönnen, kreuzen die M 40 virtuell ihre Beine, schie-ben die Sonnenbrille nach oben, blinzeln mir zu undgenehmigen sich noch einen Espresso, bis es wiederlosgeht. Sie können, müssen aber nicht. Kurzum:Wohl dem, der sich diese Verstärker leisten kann!Manchmal werden Träume ja Realität und man kannsich dann mit den M 40 HV von T+A das schönsteGeschenk für eine nie enden wollende audiophileGeburtstagsfeier machen.

xxxxEndverstärkerT+A M 40 HV Anni-versary EditionPrinzip: Doppel-Mono-Hy-brid-Endverstärker Eingän-ge: unsymmetrisch (RCA),symmetrisch XLR 3 pol undXLR 4 pol Ausgänge: 2 x 2Lautsprecher Frequenzgang: 1 Hz – 150 kHz (+ 0/-3 dB) Nenn -leis tung: im High-Power-Mode 550 Watt an 8 Ohm, 1000 Watt an4 Ohm; im High-Current-Mode bis zu 60 Watt rein Class-A an 8Ohm, bis zu 250 Watt Class-A/B an 4 Ohm Anstiegsgeschwin-digkeit: 60 V/µs Geräuschspannungsabstand: 114 dB Klirr-faktor: bei 5 W/4 Ohm/1 kHz < 0,009 % Besonderheiten: High-Current- und High-Power-Modus; Triggereingang +5 ... 20 V fürFerneinschaltung Ausführungen: Gehäuse Lack silber 47 oder Titan 64; Kühlkörper schwarz 42 Maße (B/H/T): 36/56/47 cm Gewicht: 52 kg (pro Monoblock) Garantie: 3 Jahre (nach Regi-strierung inklusive Röhren) Preis: 39 000 Euro (pro Paar)

Kontakt: T+A elektroakustik GmbH & Co. KG, Planckstraße 9–11,32052 Herford, Telefon 05221/7676-0, www.ta-hifi.dexxxx