1
Geschenk von Martin Zenhäusern ([email protected]) Wenn eine Krise kommt, dann meistens unverhofft. Und meistens im Herbst. Und deshalb meistens auch mit starken Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Und meistens kurz vor Weihnachten, mit Kündigungen und Kurzarbeit. Das Fest der Freude wird damit für viele zu einem deprimierenden und sogar depressiven Anlass. Da mag manch einer den Kopf hängen lassen. Ist es so schlimm? Im Einzelfall, bei den direkt Betroffenen, bestimmt. Da nützen Erklärungen und Trost wenig. Und insgesamt? Da sollte eine Krise differenzierter betrachtet werden. Die grossen Fehler in den Unternehmen, und im übrigen auch in der Politik, werden in guten Zeiten begangen. Fett und unnötige Polster werden in der Hochkonjunktur angelegt. Je länger ein Aufschwung dauert, desto unbeweglicher und selbstzufriedener drohen viele Firmen zu werden. Im Glauben an das ewige Wachstum werden zudem überteuerte Investitionen getätigt. Und dann, in schöner Regelmässigkeit, kommt das böse Erwachen. Deshalb hat eine Krise auch etwas Reinigendes an sich. Jetzt können sich Wirtschaft und Politik nicht mehr einfach durchwursteln, sondern sie sehen sich gezwungen, rasch zu entscheiden und häufig schmerzhafte Schnitte anzubringen. Erst wenn der Wildwuchs zurückgeschnitten wird, kann der Baum wieder richtig wachsen. Oft finden gerade in Krisenzeiten wahre Explosionen an Neuheiten statt. Plötzlich entstehen Innovationen, neue Technologien und Dienstleistungen, die mit der Zeit die Krise abtempieren. Hier zeigt sich wieder die Schaffenskraft des Menschen in Reinkultur, die in guten Zeiten mitunter etwas einzuschlafen droht. Worauf sollten der Einzelne und möglichst auch die Arbeitgeber jetzt vor allem achten? Vor allem darauf, dass das Selbstwertgefühl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hochgehalten wird. Das Selbstwertgefühl setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Aus der Arbeit, aus der Interaktion, d.h. dem Umgang mit den Mitmenschen, und aus den persönlichen Bedürfnissen. Wenn diese drei Faktoren im Einklang sind, dann verfügen wir über ein hohes Selbstwertgefühl. Wenn ein Faktor ins Rutschen gerät, dann geraten wir aus der Balance. Gründe dafür können Stress sein, der mehr als sechs Monate dauert, persönliche Probleme und die fehlende Identifikation mit der Arbeit oder dem eigenen Leben. Die Folgen sind Flucht in Drogen, Gewaltausbrüche, auch gegen sich selbst, und häufig Depressionen. Muss dies sein? Nein. Denn seitdem wir wissen, dass unser Bewusstsein unser Gehirn verändert, können wir dieser Negativspirale entgegenwirken und selbst für den notwendigen Aufschwung sorgen. Wenn auch vorerst nur im Kopf, so ist er auf Dauer umso nachhaltiger. Ein neues, positives Denken schafft eine positive Einstellung und hält unser Selbstwertgefühl hoch. Schliesslich beginnen wir, das halbvolle Glas zu sehen und nicht mehr das halbleere. Wem dies jetzt zu esoterisch oder abgehoben klingt, kann gerne die Probe aufs Exempel machen. Wenn wir unser Denken in eine aufbauende Richtung lenken, wird die positive Einstellung zu uns selbst und zu unserem Leben zu einem Automatismus. So wie das tägliche Zähneputzen. Deshalb wäre es ein durchaus langfristiges Geschenk an uns selbst, wenn wir Weihnachten auch als die Geburt unserer neuen positiven Einstellung betrachten würden. Noch etwas: Haben wir schon bedacht, auch wenn wir uns selbst beschenken, was die französische Schriftstellerin Thyde Monnier treffend gesagt hat: „Ein Geschenk ist genau soviel wert wie die Liebe, mit der es ausgesucht worden ist“.

Document03

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Document03

Geschenk von Martin Zenhäusern ([email protected])

Wenn eine Krise kommt, dann meistens unverhofft. Und meistens im Herbst. Und deshalb meistens auch mit starken Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Und meistens kurz vor Weihnachten, mit Kündigungen und Kurzarbeit. Das Fest der Freude wird damit für viele zu einem deprimierenden und sogar depressiven Anlass. Da mag manch einer den Kopf hängen lassen. Ist es so schlimm? Im Einzelfall, bei den direkt Betroffenen, bestimmt. Da nützen Erklärungen und Trost wenig. Und insgesamt? Da sollte eine Krise differenzierter betrachtet werden. Die grossen Fehler in den Unternehmen, und im übrigen auch in der Politik, werden in guten Zeiten begangen. Fett und unnötige Polster werden in der Hochkonjunktur angelegt. Je länger ein Aufschwung dauert, desto unbeweglicher und selbstzufriedener drohen viele Firmen zu werden. Im Glauben an das ewige Wachstum werden zudem überteuerte Investitionen getätigt. Und dann, in schöner Regelmässigkeit, kommt das böse Erwachen. Deshalb hat eine Krise auch etwas Reinigendes an sich. Jetzt können sich Wirtschaft und Politik nicht mehr einfach durchwursteln, sondern sie sehen sich gezwungen, rasch zu entscheiden und häufig schmerzhafte Schnitte anzubringen. Erst wenn der Wildwuchs zurückgeschnitten wird, kann der Baum wieder richtig wachsen. Oft finden gerade in Krisenzeiten wahre Explosionen an Neuheiten statt. Plötzlich entstehen Innovationen, neue Technologien und Dienstleistungen, die mit der Zeit die Krise abtempieren. Hier zeigt sich wieder die Schaffenskraft des Menschen in Reinkultur, die in guten Zeiten mitunter etwas einzuschlafen droht. Worauf sollten der Einzelne und möglichst auch die Arbeitgeber jetzt vor allem achten? Vor allem darauf, dass das Selbstwertgefühl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hochgehalten wird. Das Selbstwertgefühl setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Aus der Arbeit, aus der Interaktion, d.h. dem Umgang mit den Mitmenschen, und aus den persönlichen Bedürfnissen. Wenn diese drei Faktoren im Einklang sind, dann verfügen wir über ein hohes Selbstwertgefühl. Wenn ein Faktor ins Rutschen gerät, dann geraten wir aus der Balance. Gründe dafür können Stress sein, der mehr als sechs Monate dauert, persönliche Probleme und die fehlende Identifikation mit der Arbeit oder dem eigenen Leben. Die Folgen sind Flucht in Drogen, Gewaltausbrüche, auch gegen sich selbst, und häufig Depressionen. Muss dies sein? Nein. Denn seitdem wir wissen, dass unser Bewusstsein unser Gehirn verändert, können wir dieser Negativspirale entgegenwirken und selbst für den notwendigen Aufschwung sorgen. Wenn auch vorerst nur im Kopf, so ist er auf Dauer umso nachhaltiger. Ein neues, positives Denken schafft eine positive Einstellung und hält unser Selbstwertgefühl hoch. Schliesslich beginnen wir, das halbvolle Glas zu sehen und nicht mehr das halbleere. Wem dies jetzt zu esoterisch oder abgehoben klingt, kann gerne die Probe aufs Exempel machen. Wenn wir unser Denken in eine aufbauende Richtung lenken, wird die positive Einstellung zu uns selbst und zu unserem Leben zu einem Automatismus. So wie das tägliche Zähneputzen. Deshalb wäre es ein durchaus langfristiges Geschenk an uns selbst, wenn wir Weihnachten auch als die Geburt unserer neuen positiven Einstellung betrachten würden. Noch etwas: Haben wir schon bedacht, auch wenn wir uns selbst beschenken, was die französische Schriftstellerin Thyde Monnier treffend gesagt hat: „Ein Geschenk ist genau soviel wert wie die Liebe, mit der es ausgesucht worden ist“.