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Innovationspreis von Martin Zenhäusern ([email protected]) Der Erdölpreis steigt und steigt. Das Autofahren wird immer teurer. Wir fragen uns, wo die Grenze liegt: Bei drei Franken pro Liter? Oder sogar bei vier? Und die zweite Frage: Wer verdient am hohen Preis am meisten? Und was machen die Profiteure mit diesem Geld? Der Reihe nach: Wenn wir den westlichen Lebensstil im Massstab 1:1 auf die bevölkerungsreichen Länder Asiens übertragen, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Erde kollabiert. Dies ist keine Prophezeiung, sondern eine für jeden nachvollziehbare Logik – sofern er den gesunden Menschenverstand eingeschaltet hat. Und dieser Kollaps kommt früher als befürchtet, wenn wir so weitermachen wie bisher. Auch dies ist nichts als reine Logik. Deshalb hat der hohe Erdölpreis auch etwas Gutes: Er wird die Innovationen anschieben. Das heisst, dass viele Ingenieure, Forscher und Entwickler viel Geld verdienen können, wenn sie Ressourcen schonende Verfahren erfinden, z.B. abgasfreie Motoren, Alternativen zum Benzin, neue Energiequellen usw. Viele Erfindungen, welche die Umwelt wenig oder kaum belasten, sind längst gemacht. Nur ruhen die Patente in den Schubladen vieler Gross-Unternehmen, die kein Interesse daran haben, ihr eigenes Öl- oder Automobilgeschäft zu (zer)stören. Dies wird sich bald ändern, weil dank dem Internet viele Erfindungen publik werden, welche früher aufgekauft und einfach vom Markt genommen wurden. Wer verdient am Erdöl und Erdgas und was geschieht mit den riesigen Gewinnen? Ich war kürzlich in Dubai, wo mehr als 80 Prozent aller Kräne stehen, welche weltweit für den Bau von Wolkenkratzern im Einsatz sind. Ein Wohnturm schiesst neben dem anderen Geschäftshochhaus aus dem Boden, und alle werden verkauft. Dennoch sind die meisten Etagen leer. Warum? Viele Bauten sind reine Spekulationsobjekte, die mit dem Hintergedanken erworben wurden, sie mit Gewinn weiterverkaufen zu können. Nachhaltig ist dies nicht. Zudem leidet die Natur; Boden und Wasser werden strapaziert. Ob dies auf lange Sicht gut geht? Vor kurzem hatte ich den Pionier Bertrand Piccard auf einem Podium zu Gast. Er will mit seinem Flugzeug Solar Impulse die Welt umkreisen. Angetrieben wird sein Flugzeug nur mit Sonnenenergie. Er sagte, dass auch er Erdöl benötige für sein Projekt, doch nicht um es unwiederbringlich als Treibstoff zu verbrennen, sondern um die Membrane der Flügel zu festigen. Das ist sinnvolle und nachhaltige Verwendung unserer Ressourcen. Die Schweiz gehört weltweit zu den innovationsstärksten Nationen. Dies wird allen Anzeichen zufolge auch in Zukunft so bleiben. Worin wir weniger stark sind, ist die Vermarktung unserer Erfindungen. Darin sind die Amerikaner Weltmeister. In dieser Beziehung können wir von ihnen lernen. Hat der hohe Erdölpreis also auch sein Gutes? Sehrwahrscheinlich schon. In spätestens zwanzig Jahren haben wir unsere Energieprobleme gelöst. Warum? Weil uns keine Wahl bleibt. Deshalb werden wir dies auch schaffen. Noch etwas: Der englische Schriftsteller Arthur Koestler hat es auf den Punkt gebracht: „Alle grossen Erfindungen, alle grossen Werke sind das Resultat einer Befreiung, der Befreiung von der Routine des Denkens und des Tuns.“

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Noch etwas: Der englische Schriftsteller Arthur Koestler hat es auf den Punkt gebracht: „Alle grossen Erfindungen, alle grossen Werke sind das Resultat einer Befreiung, der Befreiung von der Routine des Denkens und des Tuns.“

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Innovationspreis von Martin Zenhäusern ([email protected]) Der Erdölpreis steigt und steigt. Das Autofahren wird immer teurer. Wir fragen uns, wo die Grenze liegt: Bei drei Franken pro Liter? Oder sogar bei vier? Und die zweite Frage: Wer verdient am hohen Preis am meisten? Und was machen die Profiteure mit diesem Geld? Der Reihe nach: Wenn wir den westlichen Lebensstil im Massstab 1:1 auf die bevölkerungsreichen Länder Asiens übertragen, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Erde kollabiert. Dies ist keine Prophezeiung, sondern eine für jeden nachvollziehbare Logik – sofern er den gesunden Menschenverstand eingeschaltet hat. Und dieser Kollaps kommt früher als befürchtet, wenn wir so weitermachen wie bisher. Auch dies ist nichts als reine Logik. Deshalb hat der hohe Erdölpreis auch etwas Gutes: Er wird die Innovationen anschieben. Das heisst, dass viele Ingenieure, Forscher und Entwickler viel Geld verdienen können, wenn sie Ressourcen schonende Verfahren erfinden, z.B. abgasfreie Motoren, Alternativen zum Benzin, neue Energiequellen usw. Viele Erfindungen, welche die Umwelt wenig oder kaum belasten, sind längst gemacht. Nur ruhen die Patente in den Schubladen vieler Gross-Unternehmen, die kein Interesse daran haben, ihr eigenes Öl- oder Automobilgeschäft zu (zer)stören. Dies wird sich bald ändern, weil dank dem Internet viele Erfindungen publik werden, welche früher aufgekauft und einfach vom Markt genommen wurden. Wer verdient am Erdöl und Erdgas und was geschieht mit den riesigen Gewinnen? Ich war kürzlich in Dubai, wo mehr als 80 Prozent aller Kräne stehen, welche weltweit für den Bau von Wolkenkratzern im Einsatz sind. Ein Wohnturm schiesst neben dem anderen Geschäftshochhaus aus dem Boden, und alle werden verkauft. Dennoch sind die meisten Etagen leer. Warum? Viele Bauten sind reine Spekulationsobjekte, die mit dem Hintergedanken erworben wurden, sie mit Gewinn weiterverkaufen zu können. Nachhaltig ist dies nicht. Zudem leidet die Natur; Boden und Wasser werden strapaziert. Ob dies auf lange Sicht gut geht? Vor kurzem hatte ich den Pionier Bertrand Piccard auf einem Podium zu Gast. Er will mit seinem Flugzeug Solar Impulse die Welt umkreisen. Angetrieben wird sein Flugzeug nur mit Sonnenenergie. Er sagte, dass auch er Erdöl benötige für sein Projekt, doch nicht um es unwiederbringlich als Treibstoff zu verbrennen, sondern um die Membrane der Flügel zu festigen. Das ist sinnvolle und nachhaltige Verwendung unserer Ressourcen. Die Schweiz gehört weltweit zu den innovationsstärksten Nationen. Dies wird allen Anzeichen zufolge auch in Zukunft so bleiben. Worin wir weniger stark sind, ist die Vermarktung unserer Erfindungen. Darin sind die Amerikaner Weltmeister. In dieser Beziehung können wir von ihnen lernen. Hat der hohe Erdölpreis also auch sein Gutes? Sehrwahrscheinlich schon. In spätestens zwanzig Jahren haben wir unsere Energieprobleme gelöst. Warum? Weil uns keine Wahl bleibt. Deshalb werden wir dies auch schaffen. Noch etwas: Der englische Schriftsteller Arthur Koestler hat es auf den Punkt gebracht: „Alle grossen Erfindungen, alle grossen Werke sind das Resultat einer Befreiung, der Befreiung von der Routine des Denkens und des Tuns.“