14
1 Internationale Jugendfachkräftebegegnung Bonn in Kaliningrad 30.08. - 06.09.2004 Entsprechend der gemeinsamen Absichtserklärung Bonn-Kaliningrad für 2004 wurden 6 Jugendfachkräfte zu einem einwöchigen Aufenthalt in der Zeit vom 30.08.-06.09.2004 nach Kaliningrad eingeladen. Zielsetzung: die Fachinformation über neue Modelle in der Jugendarbeit, die Intensivierung der ehrenamtlichen Tätigkeit im außerschulischen Bereich, die Zusammenarbeit mit Jugendverbänden, insbesondere im Sportbereich, hierbei sind hervorzuheben Aktionen gegen Gewalt und Rassismus, Gespräche über vorgesehene und geplante Hospitationen. Bonner Teilnehmer: Heinz Meyer Ute Höft Herbert Hirtz BVJ – Delegationsleiter Stadtsportund Bonn Kolping Bonn Central Stefan Boeker Tatjana Brotzmann Markus Steiner CJD – Int. Jugendgästehaus Verein für Gefährdetenhilfe Caritasverband Bonn

04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

1

Internationale Jugendfachkräftebegegnung

Bonn in Kaliningrad 30.08. - 06.09.2004

Entsprechend der gemeinsamen Absichtserklärung Bonn-Kaliningrad für 2004 wurden 6 Jugendfachkräfte zu einem einwöchigen Aufenthalt in der Zeit vom 30.08.-06.09.2004 nach Kaliningrad eingeladen. Zielsetzung:

• die Fachinformation über neue Modelle in der Jugendarbeit, • die Intensivierung der ehrenamtlichen Tätigkeit im außerschulischen Bereich, • die Zusammenarbeit mit Jugendverbänden, insbesondere im Sportbereich, hierbei

sind hervorzuheben Aktionen gegen Gewalt und Rassismus, • Gespräche über vorgesehene und geplante Hospitationen.

Bonner Teilnehmer:

Heinz Meyer Ute Höft Herbert Hirtz BVJ – Delegationsleiter Stadtsportund Bonn Kolping Bonn Central

Stefan Boeker Tatjana Brotzmann Markus Steiner CJD – Int. Jugendgästehaus Verein für Gefährdetenhilfe Caritasverband Bonn

Page 2: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

2

Besuch im Deutsch-Russischen Haus in Kaliningrad am 31.8.04 Bei unserer Ankunft am 31.8. mittags werden wir schon am Bahnhof von Tatjana und Sascha (beide vom Jugendamt Kaliningrad) erwartet. In geradezu halsbrecherischer Fahrt (Sascha!) geht’s ins „Studentenheim am Tank“, wo wir untergebracht sind.

Und dann haben wir auch schon unseren ersten offiziellen Termin im Deutsch- Russischen Haus. Hier treffen wir mit Andrej Portjagin, dem stellvertretenden Leiter, zusammen. In einem intensiven und langen Gespräch erfahren wir viel über das Deutsch-Russische Haus und über Kaliningrad. Im ganzen Oblast

(Bezirk) Kaliningrad leben fast 1 Mio. Menschen, in der Stadt selbst 450.000. Die überwiegende Mehrheit von ca. 80% sind Russen, neben vielen anderen Nationalitäten leben nur noch (oder wieder) 0,6% Deutsche im ehemaligen Königsberg. Auch das heutige Sonderwirtschaftsgebiet inmitten der EU kämpft gegen eine hohe Arbeitslosigkeit, die teilweise überdeckt wird durch die Arbeitsmöglichkeiten im angrenzenden Litauen. In Jugendkursen klärt die Verwaltung des Bezirks über das rasante Aids-Wachstum, über Tbc-Gefahr, Drogen und Kriminalität auf! Die eigentliche Bekämpfung dieser Probleme findet aber fast nur auf polizeilicher Ebene statt! Gleichzeitig fällt auf, dass die Stadt selbst boomt, Zuzugsgebiet ist, dominiert wird von jungen Menschen, während der Osten des Oblast verarmt und entvölkert. Bei einer Circa-Miete von 50,-€ verdient ein Kaliningrader im Schnitt 400,-€ im Monat, auf dem Land sind es 200,-/300,-€. Insbesondere Bau-, Garten- und Verwaltungskräfte werden gesucht. Westliche Autos beherrschen das Straßenbild und stehen in auffallendem Kontrast insbesondere zu den Wohnblöcken; Grünanlagen verschönern das Stadtbild und werden abends dankbar „belagert“ von Jugendlichen. Langsam dringt auch die Vergangenheit wieder an die Oberfläche: deutsch/ preussische Geschichte wird salonfähig. Das Deutsch-Russische Haus hat seinen Anteil daran: es ist „Dienstleister für die deutschstämmige Bevölkerung sowie alle anderen interessierten…“, es „fördert seit über 10 Jahren den Austausch…“, „unterstützt …Gesundheitsvorsorge und Berufsvorbereitung, im Umweltschutz sowie zur Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft.“ (Zitate aus dem Flyer des Deutsch-Russischen Hauses) Die GTZ trägt das Haus, die Bundesrepublik finanziert es. Im ganzen Kaliningrader Gebiet gibt es 10 weitere Begegnungsstätten, in denen Sprachkurse, Berufsbildung, Humanitäre Hilfe, Jugendarbeit und die Pflege der Kultur im Zentrum stehen. Eine unentbehrliche Arbeit, wenn Kaliningrad seine Chance nutzen will,

Page 3: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

3

zu einer Brücke zwischen Russen und Deutschen zu werden. Die 750 Jahr-Feier 2005 wird eine gute Gelegenheit sein. Wir alle sind beeindruckt von unserer ersten Begegnung in Kaliningrad. Und wir sind vor allem aufgerufen, diese Brücke mit zu bauen! Stefan Böker

Mittwoch, den 01.09.2004 Am zweiten Tag nach der Ankunft in Kaliningrad wurde unsere Delegation zu einer Gesprächsrunde ins Jugendamt eingeladen. Die Gruppe wurde vom Jugendamtsleiter Igor Schlykow und Frau Tatjana Kutscherowa begrüßt. Jeder Teilnehmer der Delegation aus Bonn stellte sich vor und berichtete aus seinem beruflichen und ehrenamtlichen Fachbereich der Jugendarbeit. Herr Schlykow gab seinerseits einen Überblick zu seiner Arbeit, über die Struktur des Jugendamtes mit den verschiedensten Einrichtungen, die der Verwaltung angeschlossen sind und die Vernetzung. Das vorliegende Programm für die kommenden Tage wurde vorgestellt und entsprechende Wünsche der Bonner Delegation mit eingebunden. Das Hilfsprogramm der Heilandgemeinde Bonn/Mehlem in Kaliningrad, die Propstei der evangelisch/lutherischen Gemeinde, das Straßenkinderprojekt „Jablonka“ wurde in das Programm aufgenommen.

Die Überlegungen und Denkansätze seitens unserer Partner für das Jahr 2005 und die 750-Jahrfeier Königsberg/ Kaliningrad wurden uns vorgetragen. Am Ende der Tagungswoche sollten diese Gedanken in Verbindung mit der Auswertung unserer Informationen und Erlebnisse in Kaliningrad noch einmal zur Sprache kommen und vertiefend erörtert werden. Heinz Meyer

Mittwoch, 01.09.2004 Unser Zeitplan war sehr straff organisiert und nach dem Begrüßungsgespräch im Jugend-amt ging es in flotter Fahrt mit dem immer noch aktiven VW-Bus, der vor einigen Jahren von Bonn nach Kaliningrad gebracht worden war, aus der Stadt hinaus, zum Jugend-zentrum „MOST“.

Page 4: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

4

Hier wurden wir schon erwartet, denn es war der erste Schultag im neuen Schuljahr und dieser beginnt traditionell in allen Schulen mit einer von Schülern und Lehrern gestalteten

Feier. Die Schüler standen im Kreis um ein Blumenrondell, hatten sich feierlich gekleidet und wurden von Lehrern und einem Priester zum neuen Schuljahr willkommen geheißen und auch ermahnt, sehr fleißig zu lernen. Es wurden Gedichte vorgetragen, Sketche gespielt und es wurde gesungen. Die Schüler hatten Blumen bei sich, die sie ihren Lehrern und auch uns, ihren Gästen, überreichten.

Im Anschluss an diese Feier gingen die Schüler in ihre Klassenräume und wir konnten die ganze Anlage besichtigen. Voller Stolz zeigten uns die Lehrer, was in den vergangenen Jahren geleistet worden war. Renovierte Wohn- und Klassenräume, entstanden in Gebäuden, die wirklich sehr viel Einsatz und Engagement und auch einiges Material erforderten, um diese wohnlich herzurichten. Auch die Außenanlagen waren liebevoll gepflegt, überall Blumen. Wir konnten Unterrichtsräume bewundern, in denen sehr künstlerisch (von den Kindern) bemalte Wände zu sehen waren und viele andere Bastelarbeiten. Nach dem Rundgang gab es ein leckeres Mittagessen, zubereitet von Dany, einem schon etwas älteren Bewohner der Einrichtung (vielleicht 17/18 Jahre alt), der hier als Koch arbeitet. Sogar 2 leckere Torten hatte er für uns gebacken! Er war sehr stolz und freute sich mächtig, dass es uns so gut geschmeckt hat.

Zum Abschluss hatten wir noch eine Begegnung mit 3 jungen Leuten aus dem „JANTAR“- Projekt (siehe Anlage: Bericht „JANTAR-Projekt“), die nach ihrer Ausbildung in Deutschland ihr Praktikum in „MOST“ ableisten. Ganz stolz zeigten sie uns ihre angelegten Erdbeerfelder und die inzwischen gut gediehenen Ableger der Pflanzen. Dank ihrer guten Deutschkenntnisse, die sie während ihres Aufenthaltes in Deutschland erworben hatten,

konnten wir über ihre Arbeitsergebnisse und auch ihre Zukunftspläne angeregt diskutieren.

Page 5: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

5

Es waren sehr schöne Stunden, vor allem wenn man fröhliche und aktive Kinder und Jungendliche erleben kann. Trotz aller Erfolge ist immer wieder festzustellen, dass noch sehr viel Unterstützung in jeder Hinsicht notwendig ist. Es fehlt an Arbeitsgeräten für die Felder, Handwerkszeug, PC mit Zubehör und vieles mehr. Ute Höft Mittwoch, 01.09.2004 Nach unserem sehr informativen Besuch im Sozial-Rehabilitations-Zentrum „MOST“ gab es noch einen weiteren Programmpunkt. Wir fuhren über zum Teil holperige Strassen, aber auch durch sehr schöne Alleen nach Swetlogorsk, dem früheren Rauschen. Dort ist ein Kinder- und Jugend-Erholungszentrum, namens „OGONJOK“. Die Einrichtung liegt direkt am Ostsee-Strand und bietet in mehreren langgezogenen zweistöckigen Häusern vielen Menschen Unterkunft, um hier ein paar Wochen am wunderschönen Sandstrand bei Sport und Spiel Erholung zu finden. Auch Seminare werden hier abgehalten. Wir wurden von der jungen Stellvertreterin des Direktors, Svetlana Musanjowa, empfangen, die sogar einige Worte deutsch sprechen konnte. Sie führte uns durch die Anlage und erklärte uns, dass hier zur Zeit einige Reparatur- und Renovierungsarbeiten durchgeführt würden und daher nicht alle Häuser voll belegt seien. Es werden Sportveranstaltungen durchgeführt, aber auch im künstlerischen Bereich, wie malen und musizieren, wird viel angeboten. Wir begegneten gesunden und behinderten Menschen, die hier gemeinsam Erholung suchten. Über eine lange Treppe konnten wir zum Strand hinunter gehen und für ungefähr eine halbe Stunde Wind und Strand und Wellenrauschen auf uns wirken lassen.

Zum Abschluss wurden wir noch zu Tee und Keksen eingeladen und zum Abschied mit herzlichen Worten zum Wiederkommen aufgefordert. Svetlana Musanjowa hofft sehr, wie es auch in anderen Einrichtungen immer wieder zum erfahren war, auf eine Zusammenarbeit mit uns. Eine Idee wäre, dass junge Menschen aus Deutschland für einige Zeit nach

„OGONJOK“ kommen, um hier vielleicht neben Sport und Erholung auch die russische Sprache zu erlernen. Ebenso könnten auch junge Russen zu einem Austauschbesuch nach Deutschland kommen. Ute Höft

Page 6: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

6

Donnerstag den 02.09.04 Besuch im Bernsteinmuseum Die Erwartungen waren groß, da ja der Bernstein an der Ostseeküste gefunden wird. In der Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in englischer Sprache fehlte. Das Museum befindet sich in einem historischen Gebäude und ist somit ein weiterer Anziehungspunkt. Donnerstag, den 02.09.04 Besuch in der Kindermalschule Wir wurden von der Direktorin Frau O. Voronova empfangen und über die Einrichtung informiert. Es werden die Kinder in verschiedenen Techniken gemäß ihres Alters an das Zeichnen und Malen heran geführt. Schon früh erfahren die Kinder, erst in wenigen Stunden und später bis 4x in der Woche, bis zu 3 Stunden in 5 Kunstrichtungen (Zeichnen, Aquarellmalen, Gestalten, Plastik, Batik ) zu arbeiten. Die Ergebnisse waren erstaunlich und zeugen von hohem Niveau. So waren die Arbeiten von den älteren Kindern als Künstlerische Werke sehr beeindruckend. Die Schule besteht seit 45 Jahren und ist für talentierte Kinder ab 6 bis 18 Jahre offen. Die Kosten werden von der Kommune getragen. Die Leiterin Frau O. Voronova schlug vor, dass

1. Künstler aus Kaliningrad und Bonn aus Anlass der 750 Jahr-Feier zusammen arbeiten könnten .

2. Erfahrungsaustausch 3. Kinder und Lehreraustausch Kaliningrad – Bonn 4. Langjährige Zusammenarbeit erwünscht ( mit Schweden bestehen solche Kontakte,

ebenfalls mit der Kunstschule in Rostock und der Schweiz. ) Das Jugendamt Kaliningrad würde ein solches Projekt unterstützen.

Vorschläge aus der Bonner Gruppe

1. Ausstellung von Bildern der Kindermalschule in Bonn im Landesmuseum, Städt. Kunstmuseum oder im Foyer des Stadthauses

2. Beim nächsten Besuch einer Bonner Delegation in Kaliningrad sollten zwei Künstler mitreisen.

Private Besuche über Kunstschule sind möglich.

Als mögliche Kontaktpersonen in Bonn wurden Herr Reinhard Wagner und Frau Amelen Haffke, Förderverein Jugend im Museum e.V. Bonn Rheinisches Landesmuseum genannt. Herbert Hirtz

Page 7: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

7

Donnerstag, 02.09.2004: Besuch des Kinder- und Jugendclubs „Harmonie“ Der Kinder- und Jugendclub „Harmonie“ liegt im Kaliningrader Stadtteil Centralnyi. Der Club befindet sich im Erdgeschoss eines Zweifamilienhauses. Die erste Etage ist bewohnt. Diese Wohnraumaufteilung führt hin und wieder zu Differenzen zwischen den Mietern und den Mitarbeitern des Jugendclubs, da die Kinder und Jugendliche auch ´mal laut sind. Die neu gestalteten Räume des Clubs sind folgendermaßen aufgeteilt:

1 kleiner Raum: - wird für Theaterproben, zum Musizieren (Klavier) etc. genutzt 1 größerer Raum: - wird als Kreativraum genutzt (Bastelarbeiten etc.)

- dient mit bisher 1 PC als Raum für Computerkurse 1 kleiner Raum: - wird für Besprechungen der Mitarbeiter, sowie für

Hausaufgabenhilfe mit Kindern und Jugendlichen genutzt Flurbereich: - er dient auch als Tischtennisraum

Dem Club „Harmonie“ ist weiterhin ein Bolzplatz zugewiesen. Insgesamt müssen die Kinder und Jugendlichen im Alter von 6 – 19 Jahren in der Zeit von 0900 bis 2100 Uhr (Ferienzeit) bzw. 1400 bis 2000 Uhr (Schulzeit) ihre Freizeit in sehr beengten Verhältnissen verbringen. Die 3 Mitarbeiter/innen (1 Sozialpädagoge, 1 Lehrerin, 1 Freizeitpädagogin) bieten ihren Besuchern folgendes Programm an:

Sport: Fußball, Volleyball, Tischtennis Basteln + Werken: u.a. mit Material aus der Natur, wie z.B. Baumrinde, Blätter,

Moos, Gras etc. Computerkurs Musik + Theater Freizeitfahrten Beratungsangebote auch für Eltern Weitervermittlung der Kinder + Jugendlichen bei speziellen Problemen an andere

Einrichtungen, wie z.B. das Jugendsozialamt Vermittlung in Teilzeitjobs (Straßenreinigung, Leiter von Sportgruppen etc.)

Fast ausschließlich Kinder und Jugendliche aus den unteren sozialen Schichten Kaliningrads besuchen diese Einrichtung. Es war ergreifend für mich zu sehen, mit welchem Engagement, Freude und Wertschätzung die Mitarbeiter/innen mit den Besuchern der Einrichtung arbeiten. An dieser Einstellung können sich viele Menschen in Deutschland ein Beispiel nehmen. Markus Steiner

Page 8: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

8

Besuch in der"Seeschule" für Kinder und Jugendliche am 3.9.2004: Und wieder geht's in flottester Fahrt mit unserem Bus durch Kaliningrad. Als wir am Pregel ankommen (heil und unversehrt), erwartet uns schon der Leiter der Seeschule, Direktor W. Garanin mit etlichen Mitarbeitern und Jugendlichen. Wir gehen gleich zur Sache: der "Chef' erläutert uns, die Zielsetzung des Clubs - denn das ist die Seeschule faktisch: ein Verein , in dem man auf dem Pregel mit verschiedenen Booten fahren kann. Die Halle, die wir jetzt zu sehen bekommen, ist gefüllt mit den unterschiedlichsten Booten. Für mich sind das alles Kanus - oder Kajaks? - auf jeden Fall können sich damit gleichzeitig etliche Kinder, junge Leute oder auch Erwachsene aufs Wasser begeben. Garanin erzählt uns begeistert von seinen Plänen: in den nächsten Jahren bis 2006 soll hier am Ufer der Pregel ein Wassersportzentrum entstehen, mit Hotel (60 Betten) und den dazugehörigen Anlagen! Wie unser Gesprächspartner betont: ein Zentrum für ganz Russland! Das Gelände ist bereits ausreichend groß - wir staunen, vielleicht sind wir auch ein wenig skeptisch.

Dann geht's hinunter zum Pregel. Dort ist ein Teil der Boote schon im Wasser: viele Kinder, Jungen und Mädchen, sitzen in ihren Kanus oder Kajaks und flitzen den Pregel auf und ab; wir merken, dass da einiges an Schulungen, an Übung und Engagement hineingesteckt worden ist: die Mitarbeiter des Vereins haben ganze Arbeit geleistet. Und: wir haben den Eindruck, dass die insbesondere auch

durch Spenden aus Bonn in den Vereinsbesitz gelangten Boote hier wunderbar zum Einsatz kommen. An jedem freien Nachmittag kommen die jungen Leute, um hier den Umgang mit den Booten zu lernen und dann auch ihre Meisterschaft zu beweisen! Der Verein mit seinen hauptamtlichen Mitarbeitern betreut und trainiert derzeit 250 Jugendliche - noch trägt die Kommune die Kosten, aber das wird weniger werden! Also wird die Planung so aussehen müssen, dass die Gäste des Wassersportzentrums - insbesondere auch die Hotelgäste - für die genutzten Angebote bezahlen; vielleicht lässt sich die engagierte Jugendarbeit der Seeschule so finanzieren? Wir jedenfalls sind überzeugt, dass insbesondere die Jugendlichen aus den Wohnblöcken auf dem gegenüberliegenden Ufer hier im Verein eine wunderbare Möglichkeit gefunden haben, ihre Freizeit sinnvoll und mit viel Spaß zu verbringen. Und dass man nie genug trainieren kann, wenn man es zur Meisterschaft bringen will, das weiß auch unser Heinz Meyer jetzt: der Pregel ist wohl temperiert am Ende des Sommers - aber doch auch relativ nass! Stefan Böker

Page 9: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

9

Freitag, den 03.09.2004

Besuch der Suchtberatungsstelle „ROST“ in Kaliningrad Am Freitag, dem 03.09.2004, besuchten wir das Jugendzentrum für Suchtprophylaxe “ROST“. Die Präventionsarbeit in diesem Zentrum läuft auf drei Ebenen und erreicht somit alle Schulen, Universitäten und Berufsschulen. Die erste Ebene richtet sich an alle Kinder und Jugendlichen, die schon Erfahrungen mit Drogen und/oder Alkohol gemacht haben. Die zweite Ebene richtet sich an alle Kinder und Jugendlichen, die als Anhänger in der Suchtszene gesehen werden. Die dritte Ebene umfasst alle Jugendlichen, die jahrelange Erfahrung mit Alkohol und/oder Drogen haben und dem entsprechend individuelle Hilfestellungen und Behandlungsmaßnahmen erfordern. Nach der erfolgreichen Behandlung gibt das Jugendzentrum „ROST“ den Jugendlichen Hilfestellung bei der Integration und Wiedereingliederung in die Gesellschaft, bei der Aufnahme in eine Ausbildungsstätte und Wiederkehr in die eigene Familie. Trotz mangelnden materiellen und finanziellen Möglichkeiten schaffte das Team „ROST“ unter der Leitung von Alexander Saizew mit seiner Professionalität und Barmherzigkeit, dieses Zentrum für Kinder und Jugendliche zu einem Heim zu machen. Das Team zeigte mit Stolz die Fotos von ihren gemeinsamen Aktivitäten und Feiern. Glückliche und fröhliche Gesichter der Kinder sind der Dank und die Bestätigung für die Betreuer. Damit dieses Zentrum „ROST“ weiter wachsen kann, benötigt es Hilfe jeder Art. Es

werden Computer, Musikanlagen und –instrumente, Sportgeräte wie Bälle und Netze, Kunstbedarf und alles erdenkliche gebraucht. Das Zentrum „ROST“ hat große Pläne, die man alleine mit Optimismus nicht erreichen kann. Übrigens: „ROST“ ist das russische Wort für „Wachstum“. Tatjana Brotzmann

Page 10: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

10

Samstag, 04.09.2004

Straßenkinderprojekt „JABLONKA“ An diesem Samstag besuchten wir die evangelisch-lutherische Kirche mit ihrem Gemeinde-zentrum. In Urlaubsvertretung von Herrn Pastor Heye Osterwald begrüßten uns Herr Pastor Passauer und Herr Ness. Wir sprachen über die Gründung und Baugeschichte der Kirche, sowie über die bislang durchgeführten Hilfsprojekte. Die Propstei ist mit einem großen Einzugsgebiet von 42 Gemeinden im Kaliningrader Gebiet mit großen humanitären Hilfen für die dort ärmsten und mittellosen Menschen tagtäglich im Einsatz. Etwa 3000 Mitglieder zählt die Gemeinde. Nach dem Zerfall der UdSSR 1990/1991 versammelten sich Russland-deutsche Flüchtlinge und Übersiedler aus Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Moldawien, von der Wolga, aus dem Ural und Sibirien, um eine neue Existenz und humanitäre Hilfe zu finden. Eine sehr eindrucksvolle und aufopfernde Aufgabe ist das Straßenkinderprojekt „Jablonka“. Allein im Jahre 2003 wurden mehr als 250 Kinder sozial, psychologisch und medizinisch betreut. In Kaliningrad wurden in diesem Jahr mehr als 500 Straßenkinder entdeckt. 21% der Kinder kommen wegen Problemen mit ihren Eltern auf die Straße, 7% sind alkoholab-hängig, 10% sind rauschgiftsüchtig. Aus medizinischen Berichten geht hervor, dass die Gesundheit der Kinder stark gestört ist. Dank der humanitären Hilfe der Heilandgemeinde in Bad Godesberg-Mehlem konnten jetzt 6 Container mit Nasszellen, Duschen, Gruppenräumen usw. von Deutschland per Schiff ge-liefert und funktionstüchtig dem Projekt „Jablonka“ übergeben werden. Hinzu kommen Hilfslieferungen/Hilfstransporte mit Kinderkleidung, Schuhen, Bettwäsche, Betten, Nähmaschinen, Bekleidung für Erwachsene und vieles mehr. Im Jahre 2005 wird wieder ein großer Hilfstransport zusammengestellt werden.

Auch die Gemeinden außerhalb von Kaliningrad unterhalten Kleiderkammern für die Ärmsten der Region. Im Vordergrund der täglichen Arbeit aber steht: den Kindern Hoffnung und Perspektiven auf ein normales Leben zu vermitteln. Dazu gehört, dass sie die Möglichkeit bekommen, kindgerecht zu leben, zu spielen, zu schlafen, zu musizieren, zu lernen.

Beeindruckt von dem Engagement der Aktiven, mit den wenigen Mitteln, die zur Verfügung stehen, die sozialen Probleme lindern zu helfen, verabschiedete sich unsere Delegation. Heinz Meyer

Page 11: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

11

Samstag, 04.09.2004: Besuch des "Zentrums für Junge Behinderte" Als wir Samstagnachmittag im Zentrum für junge Behinderte ankamen, wurden wir schon erwartet. Die jungen Erwachsenen dieser Tageseinrichtung hatten ein Fest vorbereitet, auf dem sie ihr neues "Musical" uraufführen wollten. Es war ein Stück, in dem verschiedene Märchen und Kindererzählungen pantomimisch und mit Musik unterlegt, als eine gemeinsame Geschichte erzählt wurde. Diese wollen sie auch bei einem internationalen Wettbewerb mit Gruppen u.a. aus Schweden und Litauen vorführen. Es war eine große Freude, diese jungen Menschen mit soviel Ausdrucksstärke und Spaß spielen zu sehen.

Nach der Vorführung wurden die Zuschauer zunächst zu gemein-samen Kreistänzen aufgefordert. Daran anschließend wurde einem jungen Mann aus der Tagesein-richtung ein Geburtstagsständchen gebracht, was er sehr bewegt aufnahm. Danach zeigte uns die Leiterin der Einrichtung, die verschiedenen Räumlichkeiten und erläuterte ihre Angebote. Schon während der Aufführungen und der Führung im Haus wurde deutlich, mit wie viel

Engagement die Mitarbeiter/ innen und auch die anwesenden Eltern die jungen Erwachsenen betreuen. In der anschließenden Gesprächsrunde nahm neben den Mitarbeiter/innen der Einrichtung, den Eltern, den jungen Erwachsenen und unserer Delegation auch der Leiter des Bezirkssozialamtes teil. In diesem Gespräch erläuterten unsere Gastgeber noch mal genau, was sie bisher ihrer Klientel anbieten und was sie noch planen. Als Beispiel für Neuerungen nannten sie die Möglichkeit von Werkstätten für Behinderte. Hier erwähnten sie unter anderem Bereiche wie Friseur, Garten- und Landschaftsbau, Schneiderei etc. Große Unterstützung erhalten sie dabei vom anwesenden Leiter des Bezirkssozialamtes. In diesem Gesprächwurde auch auf die sehr, sehr gute Zusammen-arbeit mit der Bonner Lebenshilfe und deren Unterstützung hingewiesen. Diese Tageseinrichtung für junge Behinderte ist ein sehr gutes Beispiel für eine erfolgreiche und positive Zusammenarbeit zwischen Pädagogen, Eltern und Amt. Eine Einrichtung, bei der eigene Visionen noch umgesetzt werden. Weiter so!!!!! Markus Steiner

Page 12: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

12

Samstag, den 04.09.04 Besuch des Museum für Geschichte und Kunst In diesem Museum wurde die Geschichte der Stadt ( Königsberg-Kaliningrad ) aufgezeigt, durch Bilder und Gegenstände aus vergangenen Zeiten. Dabei wurde auch die Region um Königsberg mit einbezogen. Ebenso wurden die Tiere und Pflanzen dieser Landschaft in ansprechender Darstellung den Besuchern nahe gebracht. Ein Teil der Ausstellung zeigte die Kämpfe des zweiten Weltkrieges um Königsberg. Eine Sonderausstellung moderner Bilder und eine Ausstellung über die Fischfangflotte konnte man noch sehen. Fazit: ein lohnender Besuch Herbert Hirtz

Sonntag, 05.09.2004

Besuch der Kinder- und Jugendsportschule für Wassersportarten Am Sonntag war am Vormittag etwas Zeit für einen Spaziergang durch die Stadt. Das Wetter war, wie die gesamte Zeit unseres Aufenthaltes sommerlich warm. Die Stadt ist eine sehr lebendige, mit viel jungen Menschen. Die jungen Mädchen und Frauen legen großen Wert auf ihr Aussehen und kleiden und schminken sich recht schick. Auffallend ist ein Verhalten, überwiegend bei den jungen Männern: man hat immer eine Bierflasche (so wie bei uns eine Handtasche) in der Hand. Leider hat das zur Folge, dass auch viel Abfall und somit auch Flaschen irgendwo liegen bleiben. Die Strassen sind stark befahren, überwiegend deutsche Autos, besonders viel Mercedes und BMW. Es gibt recht viele Grünflächen, aus alter Zeit erhalten oder auch neu angelegt. Einige alte Allee-Strassen, z.B. am Zoo (früher Tiergarten) vorbei die Hufenallee. Hier stehen noch alte Häuser, aber sehr restaurationsbedürftig. Wir kauften einige Souvenirs ein und schon war es Mittag.

Markt in Kaliningrad

Page 13: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

13

Nach dem Essen wurden wir abgeholt. Es stand noch ein Besuch in der Kinder- und Jugend-sportschule für Wassersportarten auf dem Plan. Südwestlich von Kaliningrad an der -Kaliningrader Bucht (Frisches Haff) ist die Anlage zu finden. Wir wurden erwartet und von dem Direktor N. Rybin freundlich

empfangen. Leider hatte er nicht lange Zeit, da er selber Unterricht im Surfen erteilt und die Schüler an diesem schönen Sonntag schon fast alle da waren.

Aber wir wurden auch überrascht. Ein kleiner Segeltörn auf das Frische Haff war vorbereitet und so gingen wir an Bord des 7-8m langen Seglers. Alexej, unser Käpt’n, hieß uns willkommen an Bord. Alles war alt und schon x-fach repariert, aber es funktionierte. Auf dem Wasser begegneten wir auch den Surfschülern und ihrem Lehrer auf ihren Bretter.

Unsere Organisatorinnen/Begleiterinnen Tatjana und Alla vom Jugendamt hatten einen großen Picknickkorb gepackt. So konnten wir bei herrlichem Sonnenwetter einige Stunden auf dem Wasser verbringen und uns dank des unermüdlichen dolmetscherischen Einsatzes unserer Tatjana Brotzmann angeregt über viele Dinge unterhalten und austauschen. Ute Höft

Page 14: 04 kal out bericht - jugendfoerderung-bonn.de · Tat waren die Ausstellungsstücke Sehenswert und ziehen wohl zu recht viele Besucher an. Nur die Beschriftung in deutscher oder in

14

Montag, den 06.09.2004 Auswertung der Jugendfachkräftebegegnung: Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Kaliningrad traf sich die Bonner Delegation mit Vertretern des Jugendamtes in deren Büroräumen, im Stadthaus. Da Herr Igor Schlykow, Leiter des Jugendamtes, wegen eines Seminarbesuchs abwesend war, führte Frau Tatjana Kutscherowa die Gesprächsrunde. Sehr beeindruckt von den Erlebnissen in Kaliningrad und Umgebung, berichtete jeder einzelne der Bonner Runde über seine Eindrücke, Erfahrungen und die persönlichen Empfindungen dieser interessanten Woche. Besonders die Leistungen und das persönliche Engagement der jeweiligen Einrichtungsleiter und deren Mitarbeiter wurde hervorgehoben. Aber auch die Kinder und Jugendlichen, die Nutzer und Besucher der verschiedenen Ein-richtungen, leisten Erstaunliches und sind in vielen Bereichen beispielhaft und vorbildlich für ähnliche Einrichtungen bei uns in Bonn. Fazit ist: Von der Jugendarbeit in Kaliningrad, auf welchem Gebiet auch immer, können auch wir einiges lernen. Ein weiterer Punkt des Abschlussgespräches war die Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern Bonn-Kaliningrad für die Vorbereitung der 750-Jahrfeier Königsberg/Kaliningrad und die Planungen insgesamt für das Jahr 2005. Da es in der Vergangenheit verschiedentlich zu Missverständnissen (auch im sprachlichen Gebrauch) gekommen ist, wäre es für unsere Partner vom Kaliningrader Jugendamt wünschenswert, hier in Bonn eine zentrale Ansprechstelle für alle gemeinsamen Aktivitäten zu haben. Ganz besonders für die Vorbereitungen zur 750-Jahrfeier Königsberg/Kaliningrad wird es einen regen Austausch von Gedanken und Anregungen geben, die eigentlich alle kanalisiert werden sollten. Auch der Austausch von Lehrern und Studenten der Kunstschule Kaliningrad mit deutschen Einrichtungen, ist ein wichtiges Anliegen der Kaliningrader Künstler. Eine Ausstellung in Bonn, die Beschaffung von historischem Material, wie Bilder und Schriften sowie andere Ausstellungsgegenstände, wurde noch einmal angesprochen. Zu diesem Vorhaben wurde uns bei unserem Besuch im Deutsch-Russischen Haus bereits tatkräftige Unterstützung sowie Bereitstellung von Materialien durch Herrn Andrej Portjagin/ stellvertretender Leiter des Hauses, zugesagt. So ging unser Besuch in Kaliningrad zu Ende. Wir hatten Glück, auch das Wetter zeigte sich in der ganzen Woche von seiner besten Sommerseite. Heinz Meyer