8
53 architektur 52 Sunflower House Nach drei Seiten geradlinig und kubisch, überrascht das «Sunflower House» auf der Südseite mit einer elegant-dynamischen Wellenfront aus Glas und Holz. Sie prägt die Architektur und holt zudem Licht und Sonnenenergie ins Haus. Gebaut hat es Architekt Beat Baumann in der Nähe von Zofingen. Das zweigeschossige Haus steht an einem sanft abfallenden Südhang und ist ganz auf die Sonne ausgerichtet. Im betonierten Ostteil sind Keller- räume und Carport untergebracht.

06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

53

arc

hitektu

r

52

Sunflower House Nach drei Seiten geradlinig und kubisch, überrascht das «Sunflower House» auf der

Südseite mit einer elegant-dynamischen Wellenfront aus Glas und Holz. Sie prägt dieArchitektur und holt zudem Licht und Sonnenenergie ins Haus. Gebaut hat es ArchitektBeat Baumann in der Nähe von Zofingen.Das zweigeschossige Haus steht an einem sanft

abfallenden Südhang und ist ganz auf die Sonneausgerichtet. Im betonierten Ostteil sind Keller-räume und Carport untergebracht.

Page 2: 06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

Raum und Wohnen 6•7/2003

54 551 Der Südseite ist eine grosszügige Terrasse mitSwimmingpool vorgelagert.

2 Das weit vorkragende Dach nimmt den Schwungder gewellten Glasfront auf und verleiht der Architektur schwebende Eleganz. Zusätzlichschützt es vor starker Sonneneinstrahlung.

3 Sommer- und Ferienstimmung am Pool.

4 Die dünnen Metallstützen des vorkragendenDaches sowie der feine Dachabschluss unter-stützen die schwebende Optik der Südseite.

1

2

3

4

Page 3: 06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

571 An der weitgehend geschlossenen Westfassadesetzen die farbig gestalteten FensterlaibungenAkzente.

2 Risalite rhythmisieren die Nordseite, wo imObergeschoss der Eingang liegt.

3 Mit den grafischen, farbig betonten Mauer-öffnungen zeigt sich die Ostseite wie ein abstraktes Bild.

4 Der Carport hat dezente, nicht verglaste Maueröffnungen.

56

Raum und Wohnen 6•7/2003

1

2

3

4

Page 4: 06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

Raum und Wohnen 6•7/2003

58 591 Im Erdgeschoss findet im grosszügigen, offenen Wohn-, Ess- und Küchenbereich das gemeinsame Wohnen statt.

2 Leicht und schwebend erscheint die in die Betonmauer eingelassene Treppe, die vom Entree direkt in die untere Wohnebene führt.

3 Die Türe in der Sichtbetonmauer erschliesstdie Technik-, Abstell- und Kellerräume, die imOsten ebenerdig ans Wohngeschoss anschliessen.

4 Der riesige Holzspeicherofen ist über zwei Geschosse angelegt.

1

2

3

4

Page 5: 06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

61

Raum und Wohnen 6•7/2003

601 Holz, Aluminium und Textilien gehen mit demSichtbeton eine harmonische Verbindung ein.

2 Durch den Fensterschlitz dringt weiches Nord-licht in die edle Küche mit Kirschbaumfronten.

3 Das Obergeschoss mit den Schlafräumen iststatisch mit filigranen Zugstäben von der Dach-decke abgehängt. Dies ermöglichte die Konstruk-tion der Galerie über dem stützenfreien Wohn-geschoss.

4 Der Küchenblock mit Herd ist wie ein Möbel inden Raum gestellt. Er trennt subtil den Ess- vomKochbereich.

1

2

3

4

Page 6: 06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

63

Raum und Wohnen 6•7/2003

621 Der behandelte Betonboden setzt sich nachdraussen auf die Terrasse fort und verbindet den Innen- mit dem Aussenraum.

2 Fernöstliche Kunstgegenstände setzen Akzente.

3 Blick vom Entree ins Obergeschoss mit der offenen Galerie: Es wird über die südliche Glasfront sowie das kreisrunde Oblicht belichtet.

4 Die im ganzen Haus präsenten indischen Antiquitäten stehen in reizvollem Kontrast zur modernen Architektur.

1

2

3

4

Page 7: 06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

65

Raum und Wohnen 6•7/2003

641 Das Bad im Erdgeschoss zeigt sich in Sichtbetonund mit offener Dusche.

2 Im Elternschlafzimmer übernimmt der decken-hohe Schrank die Funktion eines Raumteilers.

3 Trotz Sichtbetonwänden erhält das Schlaf-zimmer durch das Kirschbaumparkett eine warme Note.

4 Elternschlafzimmer und Bad sind zu einer räumlichen Einheit zusammengefasst, in der sich die freistehende Wanne wie ein Skulptur inszeniert.

1

2

3

4

Page 8: 06•07/03 Sunflower House · 2019. 10. 8. · 57 1 An der weitgehend geschlossenen Westfassade setzen die farbig gestalteten Fensterlaibungen Akzente. 2 Risalite rhythmisieren die

Raum und Wohnen 6•7/2003

66

Sunflower HouseEs steht am sanft abfallenden Südhang mitgrandioser Sicht über das Wiggertal und istganz auf die Sonne ausgerichtet. «SunflowerHouse» nennt der Architekt Beat Baumannsein unkonventielles Minergiehausprojektin der Nähe von Zofingen. Seine Besonder-heit liegt ebenso im Energiekonzept wie inder architektonischen Gestaltung. Nach dreiSeiten zeigt sich der Baukörper kubisch,weitgehend geschlossen und in Sichtbeton.In die dicken Mauern sind kleine Öffnungenin Form von Welle, Kreis, Rechteck und Qua-drat wie punktuelle Akzente gesetzt. DieLaibungen sind mit Farbe betont, so dassdie Fassaden auf der Ost- und Westseitewie abstrakte Bilder wirken. Kontrastierendzu dieser kubischen Geschlossenheit über-rascht das Haus auf seiner Südseite mit organischer Transparenz. Hier inszeniert sich die Gebäudehülle als eine elegant-dynamische Wellenfront aus Glas. Das weit vorkragende Dach, das auf schlanken Stützen ruht, nimmt die Wellenform auf undbetont die leichte Optik der Südseite.Die dynamische Wellenfront erinnert starkan Werke von Alvar Aalto, der als einer derersten Protagonisten der Klassischen Mo-derne mit freieren Formen zu experimentie-

In der Nacht scheint das Haus wie ein funkelnder Schrein.

Erdgeschosses, das sich als grosszügige undlichte, ganz zum Garten orientierte Wohn-halle mit offenem Küchen-, Ess- und Wohn-bereich entpuppt. Als spektakuläres Detailfällt der riesige, 2700 kg schwere Holz-speicherofen ins Auge. Er ist als Turm überbeide Geschosse angelegt und durchbrichtden Zwischenboden.Sichtbeton, Holz und Glas prägen dasschnörkellose Interieur, das das perfekteAmbiente für die ausgewählte Möblierungbietet. Indische Antiquitäten bilden zusam-men mit Klassikern der Moderne sowie zeit-genössischen Möbeln einen Stilmix derspeziellen Art, der ebenso vom kosmopolit-schen Flair wie vom individuellen Stil derBauherrschaft zeugt. So verkörpert das«Sunflower House» in seiner GesamtheitWeltoffenheit und bewusste Lebensfreudejenseits der etwas tristen Durchschnittlich-keit, die gerade im Schweizer Mittellandentlang der grossen Verkehrsrouten häufigdominiert. -

Architektur: Architekturwerkstatt Zeitgeist,

Beat Baumann, 4805 Brittnau

Fotos: Thomas Hämmerli

Text: Dorothee Lehmann

ren begann und der Architektur das Organi-sche wiedergab. Beat Baumann beruft sichin seinem Projekt unter anderem auch expli-zit auf den berühmten finnischen Architek-ten, ohne dabei in formalistisches Kopierenzu verfallen. Vielmehr ist ihm durch die Syn-these von kubischen und organischen For-men ein eigenständiger, in sich kohärenterEntwurf gelungen.

MinergiekonzeptBeim Projektieren ging Baumann denn auchnicht von einem formalen Ansatz aus. DieGestalt des Hauses ergab sich einerseitsaus dem Wunsch der Bauherrschaft nachmoderner Architektur mit grosszügigen, hel-len Räumen, in denen es sich unkompliziertund ohne viel Treppensteigen leben lässt.Andererseits war auch das Minergiekon-zept wegleitend. Dieses führte zu dem aufdrei Seiten weitgehend geschlossenenBauköper mit grosser Speichermasse, dersich nach Süden über die Glasfassade öff-net. Durch die grosse, wellenförmige Ab-wicklung der Glasfront dringen im Winter dieersten Sonnenstrahlen bereits am frühenMorgen in den Innenraum und verlassen ihnerst wieder bei Sonnenuntergang. Sie wer-den vom massiven Boden gespeichert und

geben eine angenehme Wärmestrahlung inden Raum ab. Bei hohem Sonnenstand imSommer hingegen beschattet der südlicheDachüberstand die transparente Hülle.

Grosszügige WohnhalleFür die Ausrichtung des Hauses war natür-lich auch die optimale Lage am Südhangausschlaggebend. Es ist ganz an den nörd-lichen Parzellenrand gerückt, wo auch dieErschliessungsstrasse verläuft. So gibt esim Süden viel Platz für den Garten, der derBauherrschaft als Lebensraum sehr wichtigist. Entsprechend wurde der Südseite eineTerrasse mit Swimmingpool vorgelagert.Geschützt durch den Dachüberstand ist sieein Übergangsbereich zwischen innen undaussen und vermittelt zum Garten. Erschlossen wird das Haus von der Nord-seite via Carport, der gleichzeitig den ge-schützten Eingangshof bildet. Von hier ge-langt man direkt ins Obergeschoss mit denSchlafzimmern. Es ist statisch mit filigranenZugstäben von der Dachdecke herunter-gehängt. So war es einerseits möglich, densüdorientierten Erschliessungskorridor desObergeschosses als Galerie auszubilden.Andererseits erlaubte dieser konstruktiveKniff die Ausbildung eines fast stützenfreien

Erdgeschoss Dachgeschoss

Schnitt