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DIE CARITAS IN BONN Sozial courage Aktuelles aus Bonn 1 /15 Der Weg in den normalen Alltag Flüchtlingshilfe: Haus Mondial übernimmt neben Beratung und Akut-Hilfe auch die Koordination der Ehrenamtsarbeit

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DIE CARITAS IN BONN

SozialcourageAktuelles aus Bonn

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Der Weg in den normalen AlltagFlüchtlingshilfe: Haus Mondial übernimmt neben Beratung

und Akut-Hilfe auch die Koordination der Ehrenamtsarbeit

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

INHA

LT:

DAS PORTRÄT

Sebastian KleinhenzSeit seiner ehrenamtlichen Jugend-arbeit in der Kirchengemeinde St. Thomas-Morus ist die Caritas für Sebastian Kleinhenz ein Begriff. Wie unterschiedlich die Aufgaben des Verbandes sein können, erfährt der 23-Jährige jetzt als Verwal-tungskraft der Bonner Caritas. Im August 2011 begann er eine Aus-bildung als B ü r o k a u f -ma nn m it Schwerpunkt Finanz– und Re c h nu ng s -wesen. Heute arbeitet er als „Rechte Hand“ von Birgit Ratz, die die Ambu-lante Pflege leitet. „Das strukturierte Arbeiten in der Verwaltung finde ich wichtig“, sagt er. „Sie ist das Rückgrat für die vielen sozialen Dienste der Cari-tas. In meinem neuen Aufgabenfeld lerne ich eine spannende Mischung kennen.“ Neben der Büroorganisa-tion der Bereichsleitung übernimmt Sebastian Kleinhenz nun auch ver-tretungsweise Bürodienste in den fünf Ambulanten Pflegestationen. „Ich bin dort viel in Kontakt mit den Pflegekräften und Angehörigen. Das ist ein kompletter Kontrast zu mei-ner Ausbildungszeit. Aber beides in-teressiert mich.“ Verordnungen, An-tragswesen, Abrechnungen – all das ist neu, und eine „tolle Herausfor-derung“ für den gebürtigen Bayern, der seit dem zweiten Lebensjahr im Rheinland lebt. Und das sehr gerne. „Ich bin ein Stadtkind“, sagt er auf die Frage, ob er Sehnsucht nach den Bergen habe. Zwölf Jahre hat er als Fechter im Olympischen Fechtclub Bonn den Säbel geschwungen. Dafür ist jetzt keine Zeit: An der Fachschu-le für Wirtschaft bü�elt Sebastian Kleinhenz abends für den Abschluss zum Betriebswirt. Aber auf die Ju-gendarbeit in der Kirchengemeinde will er nicht verzichten. „So viel Zeit muss sein.“ MEG

Caritas-Mitarbeiterin in der Bonner StadtkrippeEs war ein ganz besonderes Ereignis für die Mitarbeitenden der Caritas-Pflegestati-onen: Erstmals stellte eine Figur der Stadtkrippe im Bonner Münster eine Mitarbeite-rin aus dem Ambulanten Pflegedienst der Caritas dar. Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider und Vorstandsmitglied Karl Wilhelm Starcke übergaben ihre Figur zu-sammen mit Mitarbeitern aus dem Ambulanten Pflegedienst der Caritas an Diakon Klaus Ersfeld, der das Projekt Stadtkrippe in der katholischen Citypastoral leitet. „So sind unsere Pflegekräfte jeden Tag in Bonn unterwegs zu vielen Menschen, die wir in dieser Stadt betreuen“, sagte Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider. Die Stadtkrippe hatte die Mitarbeiterschaft schon im vergangenen Jahr begeistert. Deshalb legten die Pflegekräfte zusammen und finanzierten die Krippenfigur.

WOHIN? Um diese angstvolle Frage bewegt sich derzeit das Leben von rund 60 Millionen Menschen weltweit. Die von den Vereinten Nationen genannte Zahl ist erschreckend. Die Hilfen für Menschen in der Ferne lassen sich auch angesichts einer weltweiten Millionen-zahl Asylsuchender nicht mehr ohne den Blick ins eigene Land denken. Eine Vielfalt kirchlicher Dienste und Projekte und zahlreiche ehrenamtliche Initiativen haben sich deshalb auch bei uns in Bonn und in unserem Erzbistum die Not der Flüchtlinge zu eigen gemacht und versuchen zu helfen. Viele Flüchtlin-ge nehmen im Haus Mondial beim Cari-tasverband Tag für Tag die speziellen Be-ratungsangebote und Hilfen wahr. Aber auch für viele ehrenamtlich Engagierte ist guter Rat wichtig: Beim Caritasver-band finden sie Ansprechpartner, die sie dabei unterstützen, passende Hilfen zu organisieren, die Kontakte zu Flüchtlin-gen oder Einrichtungen herstellen und die Hintergrundwissen und Informati-

onen über die Situation und Belange der Flüchtlinge in Bonn vermitteln (siehe Beitrag Seiten IV und V).Natürlich sind die Herausforderungen der Flüchtlingshilfe groß, aber ange-sichts unserer großen Ressourcen muss es gelingen, Menschen, die fern ihrer von Krieg und Gewalt zerstörten Heimat sind, eine angemessene Zuflucht und neue Lebensperspektiven zu geben. Per-sönliche Kontakte, Begegnung und die Einbeziehung in das örtliche Nachbar-schafts-, Vereins- und Gemeindeleben sind dafür wichtig. Aber auch die Linde-rung der akuten wirtschaftlichen Notla-ge und eine Unterkunft.Mit ihrem Engagement setzen derzeit Bonnerinnen und Bonner persönliche Zeichen der Solidarität. Davon benötigen wir noch viele mehr, um den bei uns ge-strandeten Menschen wieder Ho�nung und Zukunft zu vermitteln.

Jean-Pierre SchneiderCaritasdirektor

Foto: Beate Behrendt-Weiß

Freie Jugendhilfe gründet TrägernetzwerkPartner unterzeichnen Vertrag für engere Zusammenarbeit

Foto: Privat

I Titel: Flüchtlingshilfe

II Editorial, Porträt

III Trägernetzwerk

IV-VI Caritas-Flüchtlingshilfe

VII Uns Huus/Spendenengel

VIII Pas de deux

IX caritas stiftung bonn

X Ehrenamtsserie

XI Balu und Du/Mama Illegal

XII In Kürze/Impressum

II

Foto: Reinhard Sentis

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Gemeinsam! So lautet das Zauberwort für die Träger und Akteure der freien Ju-gendhilfe. Jetzt unterzeichneten sie ei-nen Vertrag über die neue Partnerschaft. Das neu gegründete Trägernetzwerk in Bonn soll, so Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider „keine Anti-Sparvorschlä-ge-Gesellschaft sein“. „Wir verpflichten uns vielmehr, dass wir bei kinder- und jugendpolitischen, übergreifenden The-men, die für Bonn insgesamt relevant sind, enger als bisher zu-sammenwirken“, so Schnei-der.

Enger zusammenwirken

Es gehe darum, gemeinsam die fachlich sinnvollsten und qualitativ bestmögli-chen Angebote für Bonner Kinder und Jugendliche anzuregen und zu verwirk-lichen. Das aktuelle Sparpa-ket der Stadt ist dennoch ei-nes der wichtigen Themen,

die das Trägernetzwerk derzeit beschäf-tigen. Vor allem die Qualitätsstandards in der Jugendhilfe, zum Beispiel in den Offenen Ganztagsschulen (OGS). Die Träger hatten dafür höhere Zuschüsse gefordert, um gestiegene Personal- und Betriebskosten aufzufangen. Sie forder-ten eine Erhöhung der Pauschale von 2115 Euro pro Kind und Jahr um 317 Euro. Inzwischen ist seitens der Landes-regierung Bewegung in die Diskussion

Freie Jugendhilfe gründet TrägernetzwerkPartner unterzeichnen Vertrag für engere Zusammenarbeit

Foto: Matthias Kehrein

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gekommen. Die Deckelung des Eltern-beitrages wurde angehoben und gleich-zeitg erhöhte die Landesregierung die Fördersätze. Nun ist die Stadt am Zug.

Ein denkwürdiger Tag

„Das ist für uns alle ein denkwürdi-ger Tag“, sagte Stefan Düllberg von der Beueler Jugendfarm. Er übernimmt als erster die Rolle des Sprechers für das

neue Trägernetzwerk. „Wir wollen die Arbeit der freien Jugendhilfe noch effekti-ver gestalten, gemeinsame Handlungen erarbeiten und in den relevanten Gremien zusammen vertreten“, so Düllberg. Mit dem Netz-werk, da ist Caritasdirek-tor Jean-Pierre Schneider zuversichtlich, „werden wir neue Denkstrukturen ent-decken und noch zielgerich-teter arbeiten können.“

MEG

Der Vertrag ist unterzeichnet: Wenn alle an einem Strang ziehen, kann das nur von Vorteil sein für eine zielgerichtete und qualitativ hochwertige freie Jugendhilfe in Bonn.

Foto: Horst Müller

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Der Weg in den ganz normalen AlltagCaritas-Flüchtlingshilfe: Haus Mondial übernimmt neben Beratung und

Akut-Hilfe auch die Koordination der Ehrenamtsarbeit in Bonn

Freitagnachmittag. In Haus Mondial läutet Gabriele Al-Barghouthi gedank-lich langsam das Wochenende ein. Diese Woche war – wie die anderen zuvor auch – hektisch für die Leiterin des Fach-dienstes für Integration und Migration der Caritas. Alles, was mit dem Thema Flüchtlinge zu tun hat, ist nach wie vor ganz oben auf der ö�entlichen Agenda. Ganz sicher nach den Attentaten in Paris.

Mich hat noch nie jemand gefragt

Dann klopft es an der Tür. Im Türrah-men steht Jasar* (Name von der Redak-tion geändert). Zögernd. Den 25-jähri-gen Kopten aus Ägypten kennt Gabriele Al-Barghouthi von „Theater Mondial“. Er macht mit bei dem von der caritas stif-tung bonn geförderten Theaterprojekt für Jugendliche und junge erwachsene Flüchtlinge und deutsche Altersgenos-sen aus Bonn. Integration durch Theater und gemeinsame Unternehmungen in der Freizeit – das ist das Konzept. Seit eineinhalb Jahren lebt Jasar in einem Bonner Flüchtlingsheim, lernt Deutsch und – sucht eine Ausbildungsstelle! Das Asylverfahren läuft. Die Zeit möchte er mit einem Praktikum nutzen, um Einbli-cke in deutsche Ausbildungsberufe zu er-

halten. Er ho�te auf einen Praktikums-platz als Altenpfleger und dann vielleicht einen Ausbildungsplatz. Aber heute kam die Absage. Der Traum ist geplatzt. Und nun steht er vor Gabriele Al-Barghouthi, mit hängenden Schultern, müde, ver-zweifelt. Jasar kann sich auch andere Berufe vor-stellen. Nur: Herumhängen, keine Ent-wicklung, warten – das macht ihn krank. „Ich habe ihn gefragt, was er wolle, wel-che Art von Beruf er sich denn vorstellen könne. Da fing er an zu weinen. Er hat mir gesagt, danach habe ihn noch nie irgend-jemand in Deutschland gefragt.“ Gab-riele Al-Barghouthi, für die die Arbeit mit und für Flüchtlinge tägliches Brot ist, muss innehalten: „Mir ist hier klar geworden, dass viele Flüchtlinge zwar schreckliche Fluchtwege hinter sich ha-ben. Dass aber manche Flüchtlinge auch durch demütigende Erfahrungen und er-zwungene Untätigkeit während des lan-gen Asylverfahrens in den Aufnahme-ländern traumatisiert werden können.“

Lobbyarbeit und Networking

Und damit das nicht oder immer weni-ger passiert, ist Gabriele Al-Barghouthi nahezu ständig unterwegs. Denn Flücht-

lingsarbeit ist neben der wichtigen Be-ratung und Unterstützung auch Lob-byarbeit, Networking, Koordination und Informationsarbeit.Es gibt Asylsuchende, Asylberechtigte im Sinne des Grundgesetzes, Flüchtlin-ge mit Aufenthalt aus weiteren humani-tären Gründen, geduldete Flüchtlinge und Kontingentflüchtlinge. Je nach Auf-enthaltsgenehmigung und Status haben diese Flüchtlinge sehr unterschiedliche Rechte und Integrationsmöglichkeiten wie Sprachkurs, Arbeitsaufnahme oder soziale Leistungen.Unsicherheit und Unwissen sind oftmals groß, wenn es um Flüchtlinge geht. Aber auch der Wille, etwas zu tun. „Es gibt in Bonn eine großartige Hilfsbereitschaft“, sagt die Migrationsexpertin. „Das The-ma Flüchtlinge ist ganz oben auf der The-menliste. Viele Institutionen wurden aber von dem Ausmaß der Entwicklung letztendlich überrascht. Bonn geht es da genauso wie anderen Städten und Kom-munen: Die Herausforderungen sind sehr groß. Die Stadt und die hauptamt-lichen Beratungsstellen bemühen sich nach Kräften. Die große Aufgabe ist es, die Kräfte zu bündeln und zu kanali-sieren und untereinander Kontakt zu halten.“ In Bonn gibt es mindestens 14

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Foto: iStockphoto.com

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ehrenamtliche Initiativen und Netzwer-ke, die sich um Flüchtlinge kümmern. Immer wieder bilden sich neue Gruppen.

Stabsstelle Integration

Auf Ebene der Stadt ist die Stabsstelle In-tegration neben ihren anderen Aufgaben Anlaufstelle für alles, was Flüchtlinge betri�t, koordiniert die Arbeit von Äm-tern, bietet Fortbildungen an und fördert Projekte. Damit die vielen Initiativen für die Flüchtlingshilfe einen Ansprech-partner haben, fördert die Stabsstelle In-tegration eine Koordinierungsstelle für Ehrenamtsarbeit in der Flüchtlingshilfe, angesiedelt bei der Caritas im Haus Mon-dial. Gabriele Al-Barghouthi leitet dieses Projekt und bildet in Kooperation mit der Stabsstelle dort auch Integrationslotsen aus. Auch beim Runden Tisch Godesberg oder im Paulusheim ist die Caritas Bonn beratend vor Ort.

Information für Ehrenamtliche

Täglich erreichen Haus Mondial Anrufe anderer Institutionen oder Kirchenge-meinden, die Anleitung und Information für ihre Ehrenamtlichen wünschen oder einfach Fragen zum Thema Flüchtlinge haben: Kirchengemeinden, Sozialdiens-te, Burschenschaften, Verwaltungen, Studenten, Arbeitskreise usw. „Das ist mittlerweile tägliche Routine. Wir sind vor ¯Ort, wenn wir gebraucht werden.“

Die Experten von Haus Mondial

Der Fachdienst für Migration und Inte-gration – das sind 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unter der Leitung von Gabriele Al-Barghouthi zu allen Fragen der Flüchtlingshilfe beraten und unterstützen. Haus Mondial bietet hilfe-suchenden Flüchtlingen in der Fritz-Till-mann-Straße tägliche Beratung und Unterstützung beim Asylverfahren, bei Fragen der Integration wie Sprachkur-se, Jobsuche, kulturelle Aspekte. Aber auch Hilfe bei psychosozialen Fragen. So häufen sich in der Migrationsberatung von Haus Mondial auch verzweifelte An-fragen von Familien, die Verwandte z.B. aus Syrien per Verpflichtungserklärung nach Deutschland in ihre Wohnung oder in ihr Haus aufgenommen haben. Jetzt wird der Raum zu eng, das Geld knapp, die Belastung zu groß. Manche sind mit den Nerven am Ende. Doch wer setzt

schon seine Verwandten vor die Tür, ins Ungewisse? „Diese Familien brauchen dringend Unterstützung. Viele haben sich zu viel aufgebürdet, weil sie nicht mit ansehen wollten, dass ihre Verwand-ten in tödlicher Gefahr schweben. Die-se so genannten Kontingentflüchtlinge dürften zwar o°ziell arbeiten.

Familienzusammenführung

Doch mangelnde Deutschkenntnisse und das Nicht-Anerkennen von Abschlüs-sen aus dem Heimatland zwingen selbst Akademiker zu gering qualifizierten Beschäftigungen. Aber diese Beschäfti-gungen sind nur schwer zu finden.“ Des-wegen ist es wichtig, sich neben der täg-lichen Beratungsarbeit und Akut-Hilfe auch politisch zu Wort zu melden – Lob-byarbeit eben. Auch Familienzusam-

menführung gehört zur täglichen Arbeit des Teams von Haus Mondial. Neulich hat die evangelische Johannes-Kirchen-gemeinde in Bad Godesberg spontan die Kosten für den Flug eines syrischen Vaters übernommen, damit er seine fün±ährige Tochter aus der Türkei nach Deutschland holen kann. Seine Frau ist auf der Flucht gestorben. Die Tochter musste er zunächst in der Türkei zurück lassen, als er nach Deutschland floh, um hier Asyl zu beantragen. Die Flücht-lingsberatung der Caritas begleitete ihn während des Asylverfahrens. Aber für die Familienzusammenführung fehlte dem Vater das Geld. „Wir machen das“, hatte die Kirchengemeinde nach einem Tre�en des Runden Tisches gesagt. Drei Worte – großes Glück. Am selben Abend geht Gabriele Al-Barghouthi mit einer Kollegin in eine andere Kirchengemein-

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Zur SacheVon Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider

Europa ist erschüttert nach den aktuellen grausamen extremisti-schen Gewalttaten – zuletzt in Paris. Millionen Menschen gehen auf die Straßen, um gerade jetzt gegen Extremismus ein Zeichen zu setzen. Aber auch andere schaffen sich vehement Gehör. Jene, die immer schon vor Ausländern warnten, die lieber ganze Religions-gruppen ausweisen und Moscheen verbieten würden, und die eine noch härtere Abschottung Europas fordern.

Verständlich, dass manche Menschen von der heftigen Debatte verunsichert sind. Der Ruf nach Politik und Polizeieinsätzen ist ein erster Reflex. Aber dieses Thema schreit nach einer gesellschaftlichen Antwort. Es fordert von uns eine Diskussion darü-ber, welche Gesellschaft wir jenseits unseres wirtschaftlichen Reichtums sein wollen.

Wir müssen froh sein, dass unzählige Menschen trotz der Attentate und Sicherheitsbeden-ken so klar für eine offene und vielfältige Gesellschaft eintreten und gegenüber Intoleranz und Radikalität nicht klein beigeben. Gerade wir Christen dürfen angesichts dieser Gewalt nicht schweigen.

Der Gedanke der Integration und eines funktionierenden interkulturellen Miteinanders haben längst noch nicht alle erreicht – weder in Deutschland, noch im benachbarten Ausland. Flücht-linge und Asylsuchende werden vielfach als abzuwehrende Gefahr und längst nicht überall als “Nächste in Not” gesehen. Kurzfristige Hilfe für Flüchtlinge, die es bis zu uns hierher geschafft haben, ist wichtig. Aber wir müssen diesen vertriebenen Menschen auch eine Zukunftspers-pektive geben. Für sie alle gilt: Chancen auf Teilhabe und eine inklusive Gesellschaft sind auch gegen Radikalismus das erste und das nachhaltigste Mittel.

Es ist noch ein langer Weg zu einer Gesellschaft, in der sich auch bei uns Menschen aller Religions- und Kulturgruppen in Respekt und wechselseitiger Toleranz begegnen und einan-der Teilhabechancen gewähren. Oder wie der Papst es fordert: “... weiterhin konstant für den Frieden, die Gerechtigkeit und das Recht ...” einzutreten. Doch ohne diese große Anstrengung wird es nicht gelingen, auch die ewig Gestrigen in eine pluralistische und tolerante Gesellschaft mitzunehmen.

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de, um dort Ehrenamtliche auszubilden. Und am nächsten Morgen wartet bereits eine weitere Initiative auf einen Rück-ruf. Kurz vor Weihnachten lud die Cari-tas gemeinsam mit dem Verein Yasa e.V. Flüchtlingsfamilien in Haus Mondial ein, um dort miteinander zu feiern und etwas über die deutschen Weihnachts-bräuche zu erzählen. Und um den Flücht-lingen das Ankommen in dem Land zu erleichtern, in dem sie gerade leben. Nach den leuchtenden Augen der Kinder zu ur-teilen, als sie ihre Päckchen auspackten, ist Weihnachten „echt klasse“.

Den ganz normalen Alltag erleben

Es ist gerade dieses fehlende Wissen um die andere, fremde Kultur, die es Flücht-lingen in Deutschland so schwer macht, wirklich anzukommen. „Deswegen ist es so wichtig, dass Flüchtlinge neben der Unterbringung und der finanziellen Un-terstützung durch Sprachförderung und Begleitung möglichst viel über das ganz

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normale Alltagsleben, über Schule und Bildung, Einkaufen und Freizeitangebo-te, Sport und Kultur erfahren. Hier kön-nen Ehrenamtliche auch als Lernpaten eine ganz wertvolle Unterstützung sein“, so Al-Barghouthi.

Ausbildungsplatz gesucht

Jasar hat sich auf den Weg gemacht – zu-nächst zum Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur. Begleitet von einer Fachkraft aus dem Projekt „Theater Mondial“. Denn alleine würde ihn der Mut verlassen. Nun ho�t er auf eine neue Praktikumsstelle. Und möchte noch mehr Deutsch lernen. Denn er möchte ei-nen Beruf erlernen, in dem er mit vielen Menschen Kontakt hat. Mit einem Lern-paten könnte er nicht nur Deutsch üben, sondern nebenbei auch über Berufsmög-lichkeiten und das ganz normale Leben in Deutschland sprechen und es verste-hen. Das wäre „Ankommen“.

Mechthild Greten

Wussten Sie, dass

in 2014 fast 1000 Flüchtlinge nach

Bonn kamen?

davon 20% aus Syrien stammen?

weitere 5-10% jeweils aus Serbien,

Ägypten, Eritrea, Albanien und

Armenien kamen?

fast 600 Flüchtlinge in Bonn leben,

für die andere eine Verpflichtungser-

klärung abgegeben haben?

es mindestens 14 Initiativen für

Flüchtlingshilfe in Bonn gibt?

Flüchtlinge während des Asylver-

fahrens keinen Anspruch auf einen

Integrationskurs haben?

Schlepperbanden früher Flüchtlings-

helfer genannt wurden?

zeilenmacher.com

Foto: Caritas

Foto: zeilenmacher.com

Das Team von Haus Mondial setzt sich jeden Tag für Flüchtlinge in Bonn ein.

K O N TA K T:

Haus MondialFachdienst für Integration und Migration

Fritz-Tillmann-Straße 953113 Bonn

Tel: 0228 [email protected]

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Ein neuer Platz zum SpielenJugendzentrum „Uns Huus“ eröffnet pädagogisch gestaltetes Außengelände

Ausgelassen jagen Kinder um eine Tischten n isplat te, andere bestaunen die große Kletterwand. Und auch der liebe-voll gestaltete Grill-platz wird freudig in Beschlag genom-men. Von dem alten asphaltieren Hof vor dem Jugendzent-rum „Uns Huus“ ist nun nichts mehr zu sehen. Knapp 7.000 Euro kostete die Neu-gestaltung des Au-ßengeländes vor dem Caritas-Jugendzen-trum. Neben Spielgeräten und Bänken wächst auf dem Gelände jetzt jede Menge „Grün“. Lange planten die Pädagogen ge-meinsam mit den Kindern, entwickelten neue Ideen und gestalteten das Außen-gelände mit viel Leidenschaft. „Die Klet-terwand und die Pflanzenkästen wurden von den Kindern und Jugendlichen unter Anleitung von Pädagogen gemeinsam ge-

baut“, so Einrichtungsleiter Wolfgang Hüttermann, „Wir wollten die Kinder in die Planung und Gestaltung des Au-ßengeländes einbinden, damit sie später auch sorgsam mit den Geräten umge-hen.“ Ohne die großzügigen Spenden von Unterstützern und Förderern wäre die Realisierung allerdings nicht möglich gewesen. „Ihnen allen gebührt ein herzli-

ches Dankeschön, denn durch ihre Un t e r s t ü t z u n g haben die Kinder und Jugendlichen nun einen Ort, an dem sie ausgiebig und gefahrenlos spielen können“, sagte Caritas Vor-stand Karl Wil-helm Starcke. Zur Einweihung des A u ß engel ä nde s von „Uns Huus“ im Dezember er-schienen auch viele Förderer des Projekts. Neben

Jugendamtsleiter Udo Stein und Kalle Jansen vom Erzbistum Köln waren auch Doris und Wolfgang Schöbel von der Schöbel-Stiftung dabei, um das Gelände zu bewundern. Das Jugendzentrum „Uns Huus“ im Bonner Norden besteht schon seit 1981 in einem Wohnviertel mit be-sonderen sozialen Herausforderungen.

Riccardo Rip

Sponsoren und Förderer freuten sich mit den Kindern über die gelungene Außenanlage.

„Diät“ für den MahlzeitendienstClaudia Lücking-Michel erhält den ersten Schutzengel der City-Station

Der Mahlzeitendienst der Ci-ty-Station ist gerade in der kalten Jahreszeit ein lebenswichtiges Angebot für wohnungslose Men-schen. Möglich machen dies seit Jahren viele Spender. Jetzt ist es an der Zeit, einmal auf andere Weise Danke zu sagen. Mit der Schutzengel-Aktion: Jeder Spen-der, jede Spenderin erhält in die-sem Jahr einen von den Bewoh-nern des Prälat-Schleich-Hauses gefertigten Schutzengel – mit einem herzlichen DANKE. Als Erste erhielt Dr. Claudia Lücking-Mi-chel den Schutzengel der City-Station.

Sie spendete ihre Diätenerhöhung (550 Euro) für den Monat Oktober 2014. „Nie-

mand sollte auf der Straße leben müssen. Besonders in den Win-termonaten brauchen obdach-lose Menschen Hilfe“, sagte die Bonner CDU-Bundestagsabge-ordnete und Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. „Diese Aktion ist eine gute Gelegenheit, etwas zurück-zugeben. Wir erreichen über den Mahlzeitendienst viele Menschen in Wohnungsnot, für die die Hür-de, sich Hilfe zu suchen, sonst oft unüberwindbar wäre“, sagte Ger-

hard Roden, Fachbereichsleiter der Cari-tas-Wohnungslosenhilfe. “ MEG

Foto: Matthias Kehrein

Ein handgefertigter Schutzengel als Dankeschön für die finanzielle Unterstützung des Mahlzeitendienstes.

Foto: Detlef Szillat

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Pas de deuxMit langsamem Walzer gegen das Vergessen

Der Windsorknoten sitzt perfekt. Das Einstecktuch Ton in Ton mit der Kra-watte. Die Schuhe glänzen und knarzen ein bisschen. Herr Craemer trägt sie nicht mehr besonders häufig. Aber heute hat er sie aus seinem Schrank im Senio-renhaus St. Hildegard geholt. Zur Feier des Tages. Zielstrebig geht er jetzt auf die Dame mit der Hochsteckfrisur zu, die ihm schon beim letzten Mal aufgefallen ist. Eine leichte Verneigung, sie lächelt, und dann führt er sie auf die Tanzfläche, seine rechte Hand fest in ihren Rücken gelegt, als müsse er sie ein wenig stützen. Langsamer Walzer. Es ist wie damals. Und genauso schön.Heute ist ein ganz besonderer Tag im Tanzhaus Bonn in den Vilicher Arkaden. Denn heute ist großer Ball in den Räu-men der Tanzschule. Einigen Gästen ist eine freudige Aufgeregtheit anzusehen. Wie lange ist es schon her, dass sie an ei-nem Tanzball teilgenommen haben? Ein halbes Leben. Eine Zeit, in der sich für viele von ihnen das Leben komplett ver-ändert hat.

Wiedererkennung der Leichtigkeit

„Wir tanzen wieder“ – das Projekt für ältere Menschen mit und ohne Demenz- erkrankung – hat der Caritasverband für die Stadt Bonn e.V. in Kooperation mit der Tanzschule „Tanzhaus Bonn“ und mit Unterstützung der caritas stiftung bonn vor zwei Jahren ins Leben gerufen.

„Bewegung und Musik genießen, die ers-te Liebe entdecken, mit Gleichaltrigen zusammen sein, Spaß haben – all das verbindet man mit der Tanzschulzeit. Dies wiederzuentdecken, um damit die Lebensqualität von Menschen mit De-menzerkrankung zu verbessern, darum geht es bei diesem Projekt“, erklärt Bir-git Ratz, Bereichsleiterin der Ambulan-ten Pflege des Caritasverbandes für die Stadt Bonn e.V.

Besonderes Erlebnis

Die Idee für das Projekt hatte Stefan Kleinstück, Koordinator der Initiati-ve „Demenz-Servicezentrum für die Region Köln“. Mit Birgit Ratz begegne-te Kleinstück einer kompetenten An-sprechpartnerin bei der Bonner Cari-tas, die wiederum sehr schnell mit dem Tanzhaus Bonn einen engagierten Part-ner für die Umsetzung fand. Als Birgit Ratz von ihren Überlegungen erzählte, war Timo Müller sofort Feuer und Flam-me. „Was mich besonders begeistert hat, war die Idee, die hinter dem Projekt steht: äl-tere Menschen mit und ohne Demenz aus ihrer Alltagsroutine herauszuholen und ihnen ein besonderes Erlebnis außer-halb ihrer eigenen vier Wände in einer Tanzschule zu ermöglichen“, sagt Timo Müller, Geschäftsführer der Tanzhaus Bonn GmbH. „Diese ungewöhnliche Idee hat mich sehr schnell begeistert.“

Schulung als Teil des Konzepts

Die Tanznachmittage erfordern eine besondere Schulung für die Tanzlehrer, aber auch für Angehörige, Betreuen-de und ehrenamtlich Begleitende. „Die Schulung ist ein wesentlicher Teil des Konzepts“, erklärt Ratz. Informationen über das Krankheitsbild Demenz sowie über „Tanzen als Kommunikation“ und „Tanzen als Ausdruck von Gefühlen“ waren Teil der Schulung. Anschließend startete das Projekt mit zunächst 11 Ter-minen am Nachmittag.

Save all your kisses for me

Auf der Tanzfläche drehen sich 25 bis 30 Paare. Langsamer Walzer: „Moon River“. Die Körper in gestra�ter Haltung, die Miene konzentriert, der Blick schweift in die Ferne. Herr Craemer hält seine Tanz-partnerin immer noch ganz fest. Rhyth-muswechsel. Die Tanzlehrer klatschen in die Hände. Jetzt wird gelacht. „Save all your kisses for me“, Siegertitel des Eu-rovision Song Contest 1976. Zwei Damen haben sich eingehakt. Sie drehen sich zur Musik und singen textsicher mit. Auf der Tanzfläche ist ein fröhliches Treiben. Jetzt strecken sich die Hände zum Him-mel: „Einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld“. Da kann jeder mit-singen. Herr Craemer und seine Beglei-terin tanzen langsamen Walzer.

Michaela Szillat

Lebensfreude pur: Beim Tanzen werden wunderbare Erinnerungen geweckt. Bewegung bei Musik tut auch der Seele gut. Foto: Matthias Kehrein

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1. Nach welchen Kriterien wählen Sie die Projekte der Stiftung aus?

Unser Sozialstaat leistet schon viel. Aber manche gute Projektidee erhält leider keine staatliche Förderung. In solchen Fällen kann die stiftung caritas bonn zu-nächst eine Anschubfinanzierung geben. Dadurch wollen wir Anstöße geben zu solidarischem Tun. Zugleich wollen wir andere zum Mit-Tun gewinnen, so dass wir uns wieder zurückziehen und etwas Anderes, Neues bewegen können. Diese Merkmale sind uns wichtig: Nachhal-tigkeit, Vielfältigkeit und Begegnung auf Augenhöhe. Wir greifen aktuelle The-men bzw. Missstände auf. So haben wir zum Thema Flüchtlinge gerade ein drit-tes Projekt ins Leben rufen.

2. Gibt es Projekte, die Ihnen beson-ders am Herzen liegen?

Menschen, gerade jungen, die ihr Leben noch vor sich haben, eine Chance geben, sich zu entfalten und respektierter Teil unserer Stadt und Gesellschaft zu wer-den. Das ist ein großes Anliegen. Wir legen aber auch viel Wert darauf, genera-tionsübergreifende und andere integra-tive Projekte auf die Beine zu stellen, um das Leben miteinander zu fördern.

3. Wie kann man die caritas stiftung bonn unterstützen?

Gutes tun, das eigene Lebenswerk mit anderen teilen, ist auch eine Quelle per-sönlichen Glücks. Wir freuen uns über Zustiftungen, aus deren Erträgnissen wir Projekte finanzieren. Zustiften ist dann sinnvoll, wenn sich jemand für einen bestimmten Zweck engagieren möchte, ihm aber der Gründungsauf-wand einer eigenen Stiftung zu hoch ist. Auch ein eigener Stiftungsfonds ist möglich. Damit kann nachhaltig ein be-stimmtes Ziel verfolgt werden – etwa für benachteiligte Kinder. Ein solcher Fond kann auch den Namen des Stifters tragen. Spenden helfen ebenfalls der guten Sache. Relativ unbekannt sind so genannte Stifterdarlehen. Das ist eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit, sich einerseits nicht langfristig festzu-legen, aber eben doch finanzielle Unter-stützung bereitzustellen.

4. Was ist ein Stifterdarlehen und wie funktioniert es?

Der Stifter oder die Stifterin gibt der caritas stiftung bonn ein Darlehen. Wir legen das Geld an und setzen die daraus erwachsenden Zinsen für die von uns ge-förderten Projekte ein. Wichtig ist dabei, dass das Geld nicht verloren geht. Ledig-lich die Zinsen werden für bestimmte so-ziale Projekte eingesetzt. Das Darlehen kann jederzeit zurückgezahlt werden. Der Darlehensgeber kann selbst bestim-men, wie lange er das Geld zur Verfügung stellen will und für welche Projekte der Zinsertrag eingesetzt werden soll.

5. Auf welche Art von Projekten wer-den Sie sich in Zukunft konzentrieren?

Wir planen unsere Projekte solide und mit Sorgfalt. Wir haben erst vor Kurzem

ein Theaterprojekt gemeinsam mit an-deren gestartet, das Flüchtlingen Türen in unsere Gesellschaft ö�nen soll. Es ist ein Angebot für junge Flüchtlinge, ge-meinsam mit jungen Ehrenamtlichen aus Bonn Theater zu spielen und so die Kultur und Lebensweise des jeweils an-deren kennenzulernen. Die Finanzie-rung des Projekts hat die caritas stiftung bonn übernommen. Hier haben wir ei-nen ganz aktuellen Auftrag zum Thema Integration. Mit den Projekten „Break-fast Lounge“, „Wir tanzen wieder“ und dem Theaterprojekt sind wir für die Zu-kunft gut aufgestellt. Aber natürlich sind wir jederzeit o�en für neue Ideen.“

Riccardo Rip

Anstoß geben, ho�nungsvolle Ideen unterstützen, Leuchtturmprojekte scha�en, darum geht es Helmut Stahl. Seit 2011 ist er Kuratoriumsvorsitzender der caritas stiftung bonn. Der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler war viele Jahre in der Politik tätig. Nach seiner Tätigkeit als beamteter Staatssekretär im Bundeministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie saß er von 2000 bis 2010 für die CDU im Landtag von Nordrhein-Westfalen.

Helmut Stahl

Foto: Privat

Anstoß geben zu solidarischem Tuncaritas stiftung bonn: Mit Stifterdarlehen zu Lebzeiten Gutes tun

caritasstiftungbonn

MENSCHLICHKEIT ANSTIFTEN

I H R A N S P R E C H PA R T N E R F Ü R D I E

caritas stiftung bonn:

[email protected]: 0228 108-310

Weitere Inforamtionen unterw:www.die-anstifter-bonn.de

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I N F O & K O N TA K T

F R A N K S E V E N I G - H E L D

T E L E F O N

0 2 2 8 / 10 8 - 2 3 8

M A I L

[email protected]

A D R E S S E

F R I T Z-T I L L M A N N - S T R A S S E 8 -12

5 3 113 B O N N

F O L G E 11

N A H E Z U 2 0 0 M E N S C H E N E N G A G I E R E N

S I C H D E R Z E I T E H R E N A M T L I C H B E I D E R

B O N N E R C A R I T A S . I H R E N G A G E M E N T

I S T E I N W I C H T I G E S P U Z Z L E T E I L I M

G E F Ü G E U N D D E R A R B E I T D E S V E R B A N -

D E S . W I R M Ö C H T E N I H N E N D I E S E M E N -

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L E B E N S F R E U D E I N D E N A L LT A G

U N S E R E R E I N R I C H T U N G E N .

EHRENAMT

Sie ist eine Meisterin ihres Fachs. Sche-re und Kamm sind ihr Handwerkszeug. Andrea van Beek hat den Friseurberuf von der Pike auf gelernt. Nach der Aus-bildung in Bad Godesberg und der Meis-terprüfung in Köln machte sie sich vor 11 Jahren selbständig. Als „mobile Friseu-rin“ betreut Andrea van Beek ihre Kun-den zu Hause. „Oft sind es Menschen, die einfach nicht mehr in der Lage sind, einen Salon zu besuchen“, erzählt sie, „aber es gehören auch Berufstätige dazu oder junge Familien mit wenig Zeit.“ Ihre jüngste Kundin ist zwei Jahre alt, die älteste 95.

Generationen den Kopf gewaschen

Ganzen Generationen hat sie den „Kopf gewaschen“. Sie hat Kinder aufwachsen sehen, Hochzeitsvorbereitungen miter-lebt, Enkel kennen gelernt. „Und genau das mag ich“, sagt van Beek, „die enge Bindung zu den Stammkunden. In mei-nem Beruf kommt man den Menschen

sehr nah – hautnah eben.“ Mit dem mo-bilen Friseurservice hat sich Andrea van Beek einen Traum erfüllt. Geregelte Arbeitszeiten kennt sie allerdings nicht. Die Friseurmeisterin arbeitet dann, wenn ihre Kunden Zeit haben.

Gut für die Seele

Oft sind die Tage lang. Aber sie genießt es, ihre eigene Herrin zu sein. Die Frei-heit, ihre Termine selbst zu planen, nutzt van Beek seit ein paar Monaten, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Im Beueler Familienzentrum St. Paulus schneidet sie Kindern kostenlos die Haare - alle zwei Monate, am Montagnachmittag. „Wenn eine Familie wenig Geld hat, fehlt mit Sicherheit auch Geld für den Friseur. Aber ein schicker Schnitt ist gut für die Seele“, davon ist Andrea van Beek über-zeugt. „Jeder Mensch fühlt sich besser mit einer schönen Frisur, und das ist bei Kindern auch nicht anders.“ Deshalb kam sie auf die Idee, ihr Handwerk für

Kinder aus benachteiligten Familien im Familienzent-rum St. Paulus gratis anzu-bieten.

Aktiv in der Gemeinde

St. Paulus ist übrigens die Heimatgemeinde von Andrea van Beek. Sie ist Beuelerin, dort aufgewach-sen, zur Schule gegangen und geblieben. Auch ihre beiden Söhne haben den Kindergarten von St. Pau-lus besucht. Soziales En-gagement ist für van Beek eine Selbstverständlich-keit. Denn schon ihre El-tern waren sehr aktiv in der Gemeindearbeit. Dass ihr Beruf etwas mit Menschen und am liebsten mit Kin-dern zu tun haben muss, war Andrea van Beek bereits als Jugendliche klar. Denn in der Kirchengemeinde hat sie am liebsten Kindergrup-pen betreut. Dass sie nun ihr

Ein schicker Schnitt ist gut für die SeeleAndrea van Beek schneidet Kindern kostenlos die Haare

XFoto: Matthias Kehrein

Handwerk mit ihrer Liebe zu Kindern verbinden kann, macht sie froh. Andrea van Beek ho� t, dass noch mehr Famili-en von dem Angebot Gebrauch machen und den Gratis-Schnitt-Service in ihrem Montagssalon im St. Paulus Familien-zentrum besuchen.

Barbara Winkens

K O N T A K T U N D T E R M I N V E R E I N B A R U N G

Gabriele Steffen-Zündorf

[email protected]

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Bonner Projekt „Balu und Du“ prämiertElisabeth-Preis für Ehrenamtsprojekt in der Bundeskunsthalle verliehen

Einsam in der Fremde, die Kinder zu-rück gelassen, Familie zerbrochen – das sind meist die Folgen von illegaler Ar-beitsmigration. „Mama Illegal“ ist die Geschichte dreier moldawischer Frau-en, die in Europa illegal als Pflegerin-nen oder Putzfrauen arbeiten, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermög-lichen. Die Bonner Caritas zeigte den Film im Rahmen ihrer Jahreskampagne „Weit weg ist näher als du denkst“ mit anschließendem Expertengespräch im Haus der Geschichte. Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider, Gabriele Al-Bar-ghouthi vom Fachdienst für Integration und Migration der Caritas sowie Birgit Ratz, Bereichsleitung der Ambulanten

„Mama Illegal“ – Mitten unter uns Caritas-Filmabend im Haus der Geschichte: Folgen illegaler Arbeitsmigration

Pflegedienste und die Integrationsbe-auftragte der Stadt Bonn, Coletta Mane-mann, diskutierten mit den zahlreichen Besuchern an Expertentischen über Probleme und Lösungsmöglichkeiten .

Wenn Mama viel zu weit weg ist

Im Film „Mama Illegal“ wird das Leben dreier moldawischer Familien begleitet, deren Mütter illegal in Österreich und Italien arbeiten, um ihre Familien zu er-nähren. Aurica, Raia und Natasa müssen gegen alle Widrigkeiten kämpfen, immer gefangen zwischen der Ho�nung, end-lich die erlösende Arbeitserlaubnis zu erhalten und der Angst vor einer Entde-

ckung. Sieben Jahre lang dokumentiert Regisseur Ed Moschitz den Kampf der drei Frauen um ein sicheres und lebens-wertes Leben, ihr Pendeln zwischen Moldawien und den EU-Ländern. Die lange Abwesenheit der Mutter stürzt viele moldawische Familien in tiefe Kri-sen: Kinder erkennen ihre Eltern nicht mehr, da sie schon so lange voneinander getrennt leben mussten. Der Film soll wachrütteln, denn den meisten EU-Bür-gern ist das Schicksal dieser illegalen Arbeitskräfte völlig unbekannt, obwohl sie mitten in der Gesellschaft leben und arbeiten. Sie sind mitten unter uns und dennoch unsichtbar.

Riccardo Rip

Das Ehrenamtsprojekt der Bonner Ca-ritas „Balu und Du“ wurde jetzt mit dem Elisabeth-Preis ausgezeichnet. In der Kategorie „Sonderpreis – junges Ehren-amt“ erhielt „Balu und Du“ die Auszeich-nung für ein außergewöhnliches Projekt. Die CaritasStiftung für das Erzbistum Köln prämiert mit dem Elisabeth-Preis besondere Projekte und Initiativen Eh-renamtlicher, die sich an dem christli-chen Leitbild orientieren.

Die Welt entdecken

Bei der Verleihung in der Bonner Bun-deskunsthalle führte WDR-Journa-list Tom Hegermann durch den Abend. Weihbischof Ansgar Puff überreichte zusammen mit Kuratoriumsmitglied Angelika Rüttgers die Ehrenurkunden.Das Projekt „Balu und Du“ läuft seit 10 Jahren. In dieser Zeit haben mehr als hundert Balus und Moglis zueinander gefunden. Ziel des Projekts ist es, be-nachteiligten Kindern eine erwachse-ne Bezugsperson an die Seite zu geben. „Der unerfahrene Mogli entdeckt mit dem im Dschungel erfahrenen Balu

die Welt – wie im Dschungelbuch“, beschreibt Frank Sevenig-Held, der für die Ehrenamt-lichen bei der Ca-ritas zuständig ist. Zwischen 18 und 30 Jahre sollten Ehrenamtliche alt sein. Die Treffen finden regelmäßig einmal pro Woche statt. „Die Gestal-tung der Zeit ist den beiden über-lassen. Sie können beispielsweise gemeinsam kochen, in den Zoo gehen, Fußball spielen oder auch basteln.“ Wichtig ist, dass beide Seiten etwas von ihren Tre�en mitnehmen und eine Begegnung auf Augenhöhe stattfin-det. Der junge Ehrenamtliche muss be-reit sein, sich auf das Kind einzulassen. Die Ehrenamtlichen werden professio-nell von Frank Sevenig-Held betreut. Da-bei tre�en sich die Balus aus Bonn, teilen Erfahrungen, beschreiben freudige Mo-

mente mit ihren Moglis , aber benennen auch Probleme und arbeiten gemeinsam an deren Lösung. Nach der einjährigen Projektphase können sich die Balus und Moglis entscheiden, ob sie sich weiterhin in einem privaten Rahmen tre�en möch-ten. Und das geschieht oft, weiß Frank Sevenig-Held: „Es ist schön zu sehen, dass sich aus solchen Projekten wahre Freundschaften entwickeln können.“

Riccardo Rip

Frank Sevenig-Held, Marlene Saßmannshausen, Christian DernbachFoto: Martin Karski/DiCV Köln

XI

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DIE CARITAS IN BONN

Die Caritas-Wohnungslosenhilfe freut sich über eine Spende von city-marketing. 622 Euro gehen an den Mahlzeitendienst der City-Station. Der Betrag kommt aus den Einnahmen der „Bonner Lichternacht“. „Der Verein city-marketing e.V. möchte mit der Spende die Caritas-Wohnungslosenhilfe unterstützen“, so Karina Kröber, 2. Vorsitzende von city-marketing. „Eine war-me Mahlzeit ist bei den kalten Temperaturen dringend nötig“, sagte Caritasvorstand Karl Wilhelm Starcke, der den Scheck gemeinsam mit Bereichsleiter Gerhard Roden und Sachgebiets-leiterin Ricarda Miebach entgegen nahm. „Die großzügige Un-terstützung ist uns eine wertvolle Hilfe. Täglich werden hier bis zu 160 Mahlzeiten nachgefragt“, so Miebach. Beim Mittagstisch werden warme Mahlzeiten für je einen Euro angeboten. 1,90 Euro pro Essen wird durch Spenden finanziert. Riccardo Rip

Viele warme Mahlzeiten gegen die Kältecity-marketing Bonn spendet für Mittagstisch der City-Station

Damit die Töpfe mit guten warmen Speisen gefüllt werden können, spendete city-marketing e.V. für den Mahlzeitendienst.

CAR ITASVERBAND FÜR D IE STADT BONN E.V.R E DA K T I O N : M EC H T H I L D G R E T E NS TA B S S T E L L E Ö F F E N T L I C H K E I T S A R B E I T

I M P R E S S U M

F R I T Z-T I L L M A N N -S T R A S S E 8 -125 3113 B O N N , T E L . 0 2 28 10 8- 0W W W.C A R I TA S - B O N N .D E

L AYOU T: BR IG I T TE K NOPPT ITELB ILD: I STOCK PHOTO

Mit eigens eingeübten Musikstücken begrüßten Kinder der OGS Dona-tus Claudette Coulanges in der KostBar zur Solidaritätswoche für Haiti.

Vor fast genau fünf Jahren wütete auf Haiti das schlimmste Erdbeben der letzten 200 Jahre. Seitdem ist für Claudette Cou-langes nichts mehr wie es war. Die gebürtige Haitianerin mit Wohnsitz in Berlin lebt jetzt meist auf Haiti. Ihr Ziel: Mit Hilfe des von ihr gegründeten Au·auprojekts „Haiti Project Educa-tion“ (HPE) den Menschen Bildung und Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Die Bonner Caritas unterstützte das Projekt im Rahmen von caritas international über eine Anschubfinanzierung. Nun startete die KostBar eine Solidaritätswoche für HPE. Die Kin-der der Musikgruppe der OGS Donatus begrüßten Claudette Coulanges und die Gäste mit eigens dafür eingeübten Liedern. Von dem Erlös, 1.200 Euro, wurden Musikinstrumente für die Kinder der Musikschule auf Haiti gekauft. HPE zieht viele junge Menschen an. Sie erfahren neben dem Erlernen eines Musikin-struments auch Lebenswichtiges über Aids, Sexualau¸lärung, Brunnenbau, Lebensmittelanbau, Umweltschutz und den eige-nen Wert als kreativer, scha�ender Mensch. Riccardo Rip

Die Freude war ihnen ins Gesicht geschrieben: Mehr als 500 benachteiligte Kinder aus Bonn konnten sich über Puppen, Fußbälle, Polizeiautos, Lego-Spielzeug und viele andere Ge-schenke freuen. Möglich machte das die Wunschbaumaktion von ROBIN GOOD, dem Familienfonds von Caritas und Dia-konie, und Galeria Kau¹of. In dieser Kooperation unterstützt Galeria Kau¹of schon seit vier Jahren Familien, denen Geld für Weihnachtsgeschenke fehlt. Dabei können Kau¹of-Kunden die Wünsche erfüllen und sozial benachteiligten Familien ein fröh-

liches Weihnachtsfest mit strahlenden Kinderaugen bescheren. Mehr als 500 Wünsche hingen an den Weihnachtsbäumen. Die vom Kau¹aus-Personal liebevoll verpackten Geschenke brach-ten dann Sozialarbeiter kurz vor Weihnachten in die Familien. „Dieses Jahr waren es so viele Wunschkarten wie noch nie und wir sind glücklich, dass alle Wünsche erfüllt werden konnten“, sagte Sabine Boos von ROBIN GOOD. Die Wünsche, die nicht von Kunden erfüllt wurden, übernahm Galeria Kau¹of, sodass keines der Kinder an Weihnachten leer ausging. Riccardo Rip

Strahlende Kinderaugen unter dem WeihnachtsbaumGaleria Kaufhof-Kunden erfüllen mehr als 500 Wünsche von benachteiligten Kindern

Foto: Caritas

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Haiti-Woche in der KostBar

Foto: Matthias Kehrein