44
DON GIOVANNI: Neuproduktion mit Doris Dörrie und Simone Young DIE KAMELIENDAME: John Neumeiers Klassiker wieder auf dem Spielplan ERÖFFNUNG: »Faust« in Starbesetzung DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER

1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

DON GIOVANNI: Neuproduktion mit Doris Dörrie und Simone Young DIE KAMELIENDAME: John Neumeiers Klassiker wieder auf dem SpielplanERÖFFNUNG: »Faust« in Starbesetzung

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

1 201 1/ 12 SEPTEMBER , OKTOBER

Page 2: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Dreiklang.Voraussicht, Erfahrung und Ausdauer bilden den Akkord für erfolgreiche Unternehmen. Wir entwickeln klare Antworten auf komplexe Fragen und haben nur ein Ziel vor Augen: Ihren Erfolg. Als eines der führenden Prüfungs- und Beratungsunternehmen greifen wir bei Deloitte auf das Know-how von über 170.000 Mitarbeitern weltweit zurück – davon profitieren Sie auch in Hamburg.

Sprechen Sie uns an:Christian DinterTel: +49 (0)40 32080 [email protected]

Besuchen Sie uns auf www.deloitte.com/de

Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited, eine „private company limited by guarantee“ (Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht), und/oder ihr Netzwerk von Mitglieds unter-nehmen. Jedes dieser Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig. Eine detaillierte Beschreibung der rechtlichen Struktur von Deloitte Touche Tohmatsu Limited und ihrer Mitgliedsunternehmen finden Sie auf www.deloitte.com/de/UeberUns. © 2011 Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Page 3: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Unser Titel: Impressionen zur Eröffnungspremiere»Don Giovanni«

BALLETT

11 Repertoire: Die schöne Kurtisane Marguerite hält ganz Parisin Atem. Legendär ist ihr Ruf, dem auch der junge Armand er-liegt. Doch täuscht der schillernde Lebensstil dieser Demi-monde nicht darüber hinweg, dass die Menschen auch hier anihren Sehnsüchten leiden... Zum Spielzeitauftakt steht JohnNeumeiers »Die Kameliendame« auf dem Spielplan.

13 News: Wenn Tänzer auf der Bühne stehen, gehen Träume inErfüllung. Manchmal muss man jedoch lange warten, bis eineVision Gestalt annimmt: John Neumeiers Idee, eine Jugend-compagnie ins Leben zu rufen, realisiert sich mit dem Bundes-jugendballett, das ab September seine Arbeit aufnimmt.

RUBRIKEN

26 Opera stabile: Kontrabässe im »After work«, Beiprogramm zu»Don Giovanni« und ein Gastspiel

27 Opernrätsel: Mitraten und Mitgewinnen

30 Namen und Nachrichten

34 Jugendprojekte: In der Jugendopern-Akademie versammeltsich der begeisterte Nachwuchs zum Theaterspiel

36 Leute: Premierenfeiern »Palestrina« und »Purgatorio«

38 Spielplan: Alle Veranstaltungen auf einen Blick

40 Finale 333 Jahre Oper in Hamburg

Impressum

OPER

04 Premiere: »Don Giovanni«: Die »Oper aller Opern« in einerNeuproduktion in Hamburg. Die gefragte Film- und Musik-theaterregisseurin Doris Dörrie inszeniert Mozarts Klassikerals sinnliche Zeitreise der Todeserfahrung. Simone Young und Bühnenbildner Bernd Lepel geben Einblicke in die Ham-burger Neuproduktion und sprechen über Popularität undRätselhaftigkeit des »Don Giovanni«.

16 Repertoire: Weihbischof und Kirchenoper: Der HamburgerWeihbischof Hans-Jochen Jaschke über seine Eindrücke der»Palestrina«-Premiere. Außerdem im Repertoire: »Faust«, »La Cenerentola«, »Rigoletto« u. a.

28 Ensemble: Chefmaskenbildnerin Ute Mai ist die Herrin überPerücken, Tiegel und Schminke. Mit Kreativität und strafferOrganisation steht sie den Regieteams zur Seite.

PHILHARMONIKER

32 Konzerte: Mit Lars Vogt und dem 2. Klavierkonzert vonBrahms startet Simone Young in die neue Saison. Danach diri-giert Hamburgs Generalmusikdirektorin im Michel Mendels-sohns Oratorium »Elias«. Das Jubiläum »333 Jahre Oper inHamburg« feiern die Philharmoniker in einem Sonderkonzertmit Telemann & Co.

September, Oktober 2011/12

T I T E L : F O T O V O N D O R I S D Ö R R I E

Inhalt

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 1

Page 4: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

BALLETT Panorama»Purgatorio«

2 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 5: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

»Der Teufel tanzt es mit mir«, notiert Gustav Mahler in dieSkizze seiner zehnten, unvollendet gebliebenen Sinfonie. ImSommer 1910 erfährt er, dass seine Frau Alma eine Affäre mitdem jungen Architekten Walter Gropius eingegangen ist. DieAufzeichnungen der letzten sinfonischen Ideen Mahlers do-kumentieren ein Purgatorium, in dem eine Welt ins Wankengerät: Lloyd Riggins ringt als Gustav Mahler mit seiner künst-lerischen Inspiration, während Hélène Bouchet als Alma undThiago Bordin als Gropius in John Neumeiers jüngstem Bal-lett die Liebe entdecken.

FO

TO

: H

OL

GE

R B

AD

EK

OW

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 3

Page 6: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

»Der Tod ist überall präsent«»Don Giovanni«, die »Oper aller Opern«, kehrt in einer Neuproduktion zurück.

ie Mozartopern sind Meilensteine ihrer Gat-tung. Orientiert man sich an der Statistik,steht »Don Giovanni« an der Spitze. Kein an-deres Bühnenwerk ist zwischen seiner traditi-onsreichen Volkskomödie zur Entstehungszeit,

seiner absoluten Verklärung in der Romantik und seinerpsychologischen Brisanz heute so oft gespielt worden. Wosehen Sie die Gründe für diese Popularität?

Simone Young: Da gibt es verschiedene Gründe. Ersteinmal ist es eine spannende Geschichte: Es handelt sichum einen Mann, dem keine Frau widerstehen kann. Mitseinem Charakter verbinden sich Sinnlichkeit, Glanzund Tem po. Sein enormer Mut, seine Abenteuerlust sindimponierend, und er nimmt es am Ende sogar mit demTod auf. Diese Geschichte verbindet Mozart mit einerMusik, die man im besten Sinn des Wortes als traumhaftschön bezeichnen kann, wobei es ihm gelingt, auch nochso manchen Ohrwurm in der Partitur zu verankern.

Für die große Popularität des »Don Giovanni« in denletz ten 25 Jahren spielt sicher auch der Film »Amadeus«von Milos Forman eine Rolle, der das Leben Mozarts ausder Sicht des Wiener Hofkomponisten Antonio Salierier zählt. Dort finden wir die Legende um den unbekann-ten Auftraggeber der Komposition des Requiems, dasGerücht um eine mögliche Vergiftung Mozarts aus Kon-kurrenzneid und das Geheimnis um seinen rätselhaften

Tod. Aber auch theaterpraktische Erwägungen spielenfür die Popularität dieser Oper eine Rolle: Die Titelfigurist eine sehr anspruchsvolle und daher so begehrte Partiebei Sängern. Sie kann – dies geht auf die Besetzungstra-dition zu Mozarts Zeit zurück – von einem Bass bis zueinem hohen Bariton gesungen werden, und auch vonverschieden schweren Stimmen, vom Kavaliersbaritonbis zum dramatischen Bariton. Und diese Variabilität er-streckt sich auch auf andere Rollen. Das ist sehr prakti-kabel für jedes »Ensemble-trächtige« Opernhaus, dennsämtliche Partien können gut vom Hausensemble über-nommen werden, und man braucht nur einen kleinenChor. Das alles darf aber keinesfalls darüber hinwegtäu-schen, dass »Don Giovanni« eine der schwersten Opernüberhaupt ist. Es bedeutet immer eine große Herausfor-derung, sie musikalisch und szenisch perfekt auf dieBühne zu bringen.

Georgi W. Tschitscherin schreibt: »›Don Giovanni‹ darfals Musterbeispiel einer echt mozartschen Komposition gel-ten. Die Handlung wird von der Musik getragen, ist in derMusik enthalten, nicht nur in den Finali, sondern ebensoin den Ouvertüren, den Ensemblesätzen und sogar einigenArien«. Empfinden Sie das auch so?

Simone Young: Ja, auf jeden Fall. Man könnte sagen,dass Drama und Musik sich gegenseitig beflügeln und

OpernintendantinSimone Youngübernimmt das Dirigat bei derEröffnungs -premiere

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.

Musikalische LeitungSimone YoungInszenierungDoris DörrieBühnenbild und KostümeBernd LepelChoreografie Tadashi EndoLicht Linus FellbomChorChristian Günther

»Vor der Premiere«Einführungsmatineemit Mitwirkenden der Produktion und Musikeinlagen Moderation: Kerstin Schüssler-Bach

11. September 2011 um 11.00 UhrProbebühne 1

Don GiovanniWolfgang KochDonna AnnaElza van den Heever Don OttavioDovlet NurgeldiyevIl CommendatoreAlexander TsymbalyukDonna ElviraCristina DamianLeporelloWilhelm SchwinghammerMasettoJongmin ParkZerlinaMaria MarkinaButoh-TänzerTadashi Endo

Premiere A

18. September 2011

18.00 Uhr

Premiere B21. September 2011

19.00 Uhr

Aufführungen24., 27., 30. Septem-

ber; 5., 7., 14., 18.

Oktober

jeweils 19.00 Uhr

D

Mitglieder des Staatsopernchors bei der Kostümanprobe zu »Don Giovanni«

Die Premiere wird live übertragen von

OPER Premiere»Don Giovanni«

4 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 7: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de
Page 8: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

OPER Premiere»Don Giovanni«

OPER Premiere

6 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

vorantreiben. Ich kann mir diese Geschichte ohne Mo-zarts Musik schwer vorstellen. Ich mag die BezeichnungDramma giocoso (heiteres Drama), weil dies schon insich einen Widerspruch trägt. Die Musik verweigert eineklare Festlegung zum Lust- oder Trauerspiel. Elementeder Seria und Buf fa sind gleichermaßen in »Don Gio-vanni« enthalten, und zwar nicht abwechselnd, sonderngleichzeitig einander be dingend und durchdringend.Vor allem die Figuren enthalten das Paradoxe, das wir inder Musik finden: Donna Anna ist eine sehr rätselhafteFigur, auf der einen Seite so leidenschaftlich, auf der an-deren Seite so klassisch und kühl; Donna Elvira ist aufder einen Seite rä chen der Engel, auf der anderen Seite dieechte Liebende in dem Stück. Zerlina ist teils unschuldi-ges Mädchen, teils raffinierte junge Frau und singt zu-sammen mit Don Giovanni eines der sinnlichsten Du-ette der gesamten Opernliteratur.

Gab es Überlegungen über die Fassungsfrage? Prag oderWien? Und bühnenpraktisch gefolgert: Oder wird ohnehinimmer gemischt nach der Fähigkeit der Sänger oder Be-dürfnissen der szenischen Erzählweise?

Simone Young: Das war natürlich eine der ersten Fra-gen, die Doris Dörrie und ich geklärt haben. Wir habenungefähr eine Minute gebraucht, um uns zu verständi-gen. Es war für uns beide hundertprozentig klar, dass esdie klare strenge Prager Fassung sein soll, obwohl durchdiese Entscheidung zwei wichtige Arien wegfallen, DonOttavios »Dalla sua pace« und Elviras »Mi tradì«. Wun-derbare Arien, aber sie stehen an Stellen, wo sie Schwie-rigkeiten schaffen, den erzählerischen Bogen zu halten.

Doris Dörries Inszenierung beginnt in einem renais-sancehaften Bild, in etwa der Ursprungszeit des »DonJuan«-Mythos. Danach wird die Geschichte in einer Artvon Zeitraffer erzählt. Sind auch in der Musik diese Zeit-raffer-Elemente enthalten?

Simone Young: Ja, in gewisser Weise. Zunächst mal imStil der Musik: Mozart schaut mit seinen Figuren ab-wechselnd in die Vergangenheit und in die Zukunft. Ersteht mit »Don Giovanni« an einem Wendepunkt, wo ernoch teilweise, besonders für Donna Elvira, richtig ba-rockartige Arien schreibt. »Ah, fuggi il traditor« zum Bei-spiel klingt sehr ba rock mit Koloraturen, punktierten ge-bundenen Rhyth men und barocken Sequenzen. Annächster Stelle schreibt er ein höchst modernes, aus derEntstehungszeit gedachtes Duett. Auch die Konstruktio-nen der Rezitative und der Accompagnati sind eigentlicheher vorwärtsschauend und an gewissen Stellen disso-nant. Man darf hier nicht den Fehler begehen, die Zeit-spanne, die in der Musik enthalten ist, mit jener zu ver-gleichen, die wir auf der Bühne erleben, vom Barock ins19. Jahrhundert bis zum heutigen Tag. Die gesamte Mu -sik stammt aus dem späten 18. Jahrhundert. Es gab imLaufe der Zeit unterschiedliche Interpretationsauffas-

sungen, sodass wir heutzutage vielleicht mit einem ande -ren Blick auf das Werk schauen. In unserer Neuproduk-tion gehen wir an die Musik mit einer zur Ent -stehungszeit passenden Praxis heran. Wir verwendenNatur trompeten und Naturposaunen. Ich werde dasganze am Hammerklavier begleiten und schreibe dieVerzierungen für die Sänger selbst. Es wird also wirklicheinen Klang geben, der sich eher an Mozarts Zeiten ori-entiert als an einem musikalischen Aufführungsstil ausder Romantik.

Der Tod ist in dieser Aufführung auf der Bühne perma-nent anwesend. Wo und wie findet man den Tod in derMusik?

Simone Young: Ab dem ersten Akkord in den Posau-nen. In den extrem dunklen Orchesterfarben, in der Er-scheinung des Komturs, in den Chören, die am Schlusshinter der Szene singen und eigentlich Geisterstimmensind … Der Tod ist überall präsent. Genau genommenfindet die ganze Handlung in den letzten 24 Stunden vonDon Giovannis Leben statt. Wenn man es schafft, darichtig hineinzuführen, sollte man das Gefühl haben,dass die Zeit immer schneller verrinnt. Die Stunden lau-fen immer schneller weg. Es ist viel früher fünf vor zwölf,als wir denken.

Eine Besonderheit in dieser Aufführung ist, dassDoris Dörrie ihre Deutung von der lateinischen Sprach-tradition hernimmt: In den romanischen Ländern ist derTod feminin: La Mor te. Deutsch ist eine der wenigenSprachen, in der der Tod maskulin ist. Und wenn wir LaMorte wörtlich nehmen, »die Tod«, so ist das eine wun-derbare Idee für Don Giovanni: Für ihn ist die Frau Zielseines Lebens, nie richtig erreichbar, und sie ist auch derGrund seines Sterbens. Und dass der Tod ihn als eineFrau durch die Jahrhunderte jagt, finde ich eine sehr pas-sende Metapher für das, was Mozart hier gesehen hat.

Und welche Rolle spielt der steinerne Gast?Simone Young: Der Komtur ist eines von Giovannis

Opfern. Genau wie die drei Frauen quasi seine Opfersind, und letztendlich auch ihre Männer. Alle beendendiesen Tag schwer beschädigt. Der Komtur ist tot. Aberwas führte dazu, dass er gestorben ist? Die Jagd nach derFrau, nach Donna Anna.

Welches Finale haben Sie gewählt?Simone Young: Die Oper endet mit dem Quintett. Es

gehört stilistisch, zeitgeschichtlich gesehen, dazu. DieMoral der Geschichte muss am Schluss noch kom -men. Es ist die Zweideutigkeit, mit der Mozart so oft dasEnde seiner Opern offen lässt, das lieto fine, das immerdie Moral von der Geschichte und zugleich den Zweifeleinschließt.

/ Interview Annedore Cordes

Page 9: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Annäherung über die MusikGespräch mit dem Bühnen- und Kostümbildner Bernd Lepel

Sie sind als Produktdesigner für Kino- undFernsehfilme international gefragt. Wie stehenSie zum musikalischen Theater ?

Bernd Lepel: Es gehört sogar zu meinemFundament. Eine Quelle, aus der ich heutenoch elementare Erkenntnisse für meine fil-mische Arbeit schöpfe. Puppentheater – undzwar die experimentelle tschechische Art, diesich vorwiegend an Erwachsene wendet –und Musiktheater sind meine Anfänge understen prägenden Erfahrungen.

Ich habe danach lange Zeit ausschließlichfürs Kino gearbeitet. Doch freue ich michsehr, mit Doris Dörrie von Zeit zu Zeit zumeinen Anfängen zurückzukehren. Und eshilft mir zu ver meiden, »Experte« auf beidenGebieten zu werden. Natürlich findet heuteBeeinflussung in umgekehrter Richtung

statt. Filmische Elemente finden sich in un-seren Opern inszenierungen. Die sogenannteRealität, die beim Film meistens gefragt ist,erfährt – da kann ich nur für mich spre-chen – durch abstraktere, das Wesentlichestilisierende Denkvorgänge, wie ich mir dasfür mich idealistischerweise vorstelle, schär-fere Konturen und Klarheit. Es kommt aberimmer auf das Projekt an: manchmal ist ge-rade die Unklarheit das zur Geschichte pas-sende Stilmittel.

Vor die Aufgabe gestellt, »Don Giovanni«,sicherlich eines der vieldeutigsten, faszinie-rendsten und zugleich am stärksten wider-sprüchlichen Werke des Musiktheaters, neu zuin sze nieren, sieht man sich unterschiedlichs -ten Interpretationen und Auslegungen gegen-

über. Empfanden Sie das eher als Lust oder alsLast bei der Entwicklung Ihrer Erzählstruktur?

Bernd Lepel: Weder noch. Denn ich versu-che immer – auch bei Drehbüchern – eine»intime« Situation, die sozusagen nur michund das Werk betrifft, herzustellen. Was sagtdas Werk mir oder nicht – was macht es mitmir oder nicht? Dabei beobachte ich sogenau wie es mir im Fluss meiner geradevorhandenen Stimmungslage möglich ist,meine ersten Reaktionen. Im Falle von »DonGiovanni« fühlte ich starke Abwehr gegendas moralische Leitthema, gegen den Abge-sang mit seiner »Moral von der Geschicht«und gegen diesen für mich arg konstruiertensteinernen Gast. Das ist alles wunderbarstimmig, aber in seiner Zeit. Man stelle sichdie Figur Don Giovanni heute vor: der tes -

TOTE SITZEN UM IHR BETT HERUM. Geht weg! sagt sie. Verpisst euch undlasst mich in Ruhe! Sie schlagen ihre Knochenbeine übereinander und glotzenaus dunklen Höhlen. Im Fernsehen sucht Babette Donald Duck, der sie schoneinmal beruhigt hat, aber heute abend gibt es nur Berichte aus ganz Mexikovon den Feierlichkeiten zum Tag der Toten. In Campeche werden die Schädelund Knochen der toten Verwandten aus einer kleinen Holzkiste genommen, ge-reinigt und geschmückt, manche bekommen sogar ein kleines Toupet aufge-setzt und Tagetesblüten in die Augenhöhlen gelegt. Und wenn das Fest vorbeiist, kommen sie wieder für ein Jahr in die Kiste. In Patzcuaro fahren ge-schmückte Boote zu einem Friedhof auf einer kleinen Insel, in Mexiko-City istauf dem Zócalo eine riesige ofrenda, ein Altar aufgebaut für die Ermordetender Stadt. Jedes Jahr sind es mehr, gleichzeitig finden in allen Diskos Totentag-parties statt. Babette sieht Frauen in glitzernden Miniröcken und Männer mitblauschwarzen Haaren miteinander tanzen. Versuchsweise dreht sie ein paareinsame Runden zwischen Bett und Fernseher. Die Toten lachen sie aus. Gib dirkeine Mühe, sagen sie. Und ihre Rippen klappern gehässig.

Doris Dörrie

Aus dem Roman »Das blaue Kleid« (Diogenes Verlag)

OPER Premiere

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 7

Page 10: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

das ein furchterregendes, auch technischesWunderwerk gewesen sein, in unseren Zei-ten computergenerierter Monster undAliens, eine wohl »lächerliche Figur«. Es seidenn, wir wären historisierend. Dann wäreder steinerne Gast eine Herausforderung.Aber wir sind nicht historisierend.

Eine wichtige Anregung zu Doris Dörriesund Ihrer »Don Giovanni«-Interpretation istdas mexikanische Totenfest »Día de los Mu-ertos« – ein farbenprächtiges Volksfest zuEhren der Verstorbenen. Dem Glauben nachbesuchen in dieser Nacht die Seelen der Totendie Lebenden.

»Die Angst vor dem Tod« wird in Me-xiko zum Freudenfest mit den Verstorbe-nen. Skelette und Totenschädel in allen er-denklichen Formen und Farben sind beidiesen Volksfesten zu se hen. DieseRituale entstammen einemGlauben mit aztekischem Ur-sprung.Auch bei uns wird derTod »verharmlost«.

Totenköpfe als Tattoos, auf Unterhosen und Einkaufstaschen.Mit inflationärer Abschreckungs-und Schock wirkung haben siemittlerweile den Stellenwert vonSchottenkaro und Blümchen-muster erreicht./ Interview

Annedore Cordes

TADASHI ENDO(Butoh-Tänzer)

In Doris Dörries »Don Giovanni«-Inszenierung wird ein Butoh-Tän-zer den Titelhelden auf seinem Wegin den Untergang begleiten. TadashiEndo ist Choreograph, Direktor desButoh Centrum MAMU in Göttin-gen sowie Künstlerischer Leiter desButoh Festivals MAMU in Göttin-gen. Nach seinem Regiestudium amMax-Reinhardt-Seminar in Wienging der in Peking geborene Japanerjahrelang auf Tournee als Solo-Tanz-Performer und arbeitete dabei

mit bekannten Jazz-Musikern zu-sammen. 1989 begegnete er KazuoOhno, einem der Urväter des japa-nischen Ausdruckstanzes Butoh, derEndos Tanz als Butoh erkannte.Seitdem entwickelte Tadashi Endoseinen sehr eigenen ästhetischen,expressiven Butoh-Stil. Neben Solo-stücken, mit denen er weltweit aufTournee geht, kreiert Tadashi EndoTanztheaterstücke für seine 1992gegründete Compagnie MAMUDance Theatre in Göttingen. Auch bei Theateraufführungenwirkte Tadashi Endo als Choreo-graph mit, etwa bei »Oedipus« am

Staatstheater Darmstadt und bei»Lohengrin« am StaattheaterMainz. Mit Doris Dörrie bestehtseit 2005 eine enge Zusammenar-beit. Er war Choreograph der Tanz-szenen in ihren Inszenierungen vonPuccinis »Madama Butterfly« amStaatstheater am Gärtnerplatz inMünchen (2005) und von Händels»Admeto« bei den InternationalenHändelfestspielen in Göttingen(2009). Außerdem kreierte er dieButoh-Tanzszenen in Doris DörriesFilm »Kirschblüten-Hanami«(2007) und trat auch selbst darinauf.

dann gibt es da die grandiose burlesk hu -mor volle Inszenierung Felsensteins, die Mo-zarts zum Teil deftig derbe Freude an den Fi-guren und am Schurken Don Giovanni, dener genüsslich »zum Deifi« schickt, ahnenlässt.

Gelingt es Ihnen, »Don Giovanni« alsgleichsam unbekanntes Werk zu betrachten?Wie nähert man sich einem solchen »opus me-taphysicum«?

Bernd Lepel: Ich versuche eine Anäherungin der Musik Mozarts zu finden. Nur dortsehe ich die Chance eines geistig emotiona-len Zugangs. Nicht in der Geschichte, nichtim Libretto. Vielleicht ist es mir gelungen,eine kindliche Fähigkeit zu bewahren, aberich kann sehr wohl die »schwere Last« allerangehäuften Analysen und Meinungen zueinem Werk für eine Weile ablegen – in eineimaginäre geistig externe Festplatte sozusa-gen.

Der ursprüngliche archaische Stoff geht aufalte spanische Quellen zurück, die vom Kampfdes Lebens gegen den Tod handeln. In der Operverkörpert der Tod in Gestalt des steinernenGastes Giovannis Gegenspieler. UngleicheKon trahenten, denn die anorganische Kältedes Steins löscht jedes Leben aus. Wird in derInszenierung der steinerne Gast auftauchen?

Bernd Lepel: Nein. Diese brüchige wan-delnde Friedhofsfigur, einer Maschinenko-mödie entsprungen, hatte schon immer einestark trivialisierende Wirkung auf mich. ZuMozarts Zeiten und aus Pappmaschee mag

Bernd Lepel bei der Kostümanprobe zu »Don Giovanni«

tosterongesteuerte Aufreißer würde auf hef-tige Gegenwehr von Seiten der Damen sto-ßen, aber sein Tun wäre nicht unbedingtmoralisch anstößig. Der Urtrieb hat sichnicht verändert, aber seine Bewertung. Beiheutigen Interpretationen liegt für mich ge -nau da die unlösbare Schwierigkeit: Die Höl-lenfahrt im Maßanzug ist nur noch komisch.Also geht hier nur historisierend? Im Stil desalt-wienerischen Volkstheaters etwa? Und

OPER Premiere»Don Giovanni«

OPER Premiere

8 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 11: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

DOVLET NURGELDIYEV(Don Ottavio)

wurde in Ashgabat geboren.Von 2008 bis 2010 war erMitglied des InternationalenOpernstudios und wechseltedanach ins hauseigene En-

semble. Hier war er unter anderem zu erleben alsFenton in »Falstaff«, Le Chevalier in »Dialoguesdes Carmélites«, Don Ottavio in »Don Giovan -ni«, Camille de Rosillon in »Die lustige Witwe«als Lenski (»Eugen Onegin«) und Cassio (»Otel -lo«). 2009 gewann er den Preis der DeutschenGrammophon beim »Stella Maris«-Wettbewerbund arbeitete für Probeaufnahmen mit der re-nommierten Plattenfirma zusammen.

MARIA MARKINA(Zerlina)

erhielt ihre Ausbildung ander Russischen Theateraka-demie in Moskau. Schonwährend ihres Studiums er-folgten erste Engagements an

verschiedenen Moskauer Bühnen. 2009/10 ge-hörte sie zum hiesigen Opernstudio; seit der ver-gangenen Saison ist sie Ensemblemitglied. Zuihren bisherigen Rollen zählen Zaida in »Il Turcoin Italia«, Cherubino in Mozarts »Figaro«, Well-gunde im »Ring« und Siébel (»Faust«).

JONGMIN PARK(Masetto)

studierte in seiner Heimat-stadt Seoul und war Mitgliedder Mailänder Accademiadella Scala. Er wurde mitmehreren Preisen ausgezeich-

net, so gewann er beispielsweise den Gesangs-wettbewerb »Stella Maris«und kürzlich den Mos-kauer Tschaikowsky-Wettbewerb. Seit derver gangenen Saison ist er Ensemblemitglied derStaatsoper, wo er bisher u. a. als Sparafucile in»Rigoletto« und als Il Re (»Aida«) zu erleben war.

ALEXANDER TSYMBALYUK(Il Commendatore)

gehört seit der Spielzeit2003/2004 zum Ensemble derStaatsoper. Seitdem hat ersich ein umfangreiches Re-

pertoire erarbeitet. Zuletzt reüssierte er als Hun-ding und Fafner im »Ring«. Neben seinen Ham-burger Verpflichtungen gastiert er an vielenin ternationalen Häusern, beispielsweise in Valen-cia und Kopenhagen als Timur (»Turandot«) undals Titurel in »Parsifal«. An der New Yorker Mettrat er bisher als Ferrando in »Il Trovatore« auf.

Wiener Staatsoper. Bei den diesjährigen Salzbur-ger Festspielen trat er als Barak in »Die Frau ohneSchatten« auf, die von Christian Thielemann diri-giert und von Christof Loy inszeniert wurde.

ELZA VAN DEN HEEVER(Donna Anna)

stammt aus Johannesburg,Süd afrika. Ihre erste großePartie war Donna Anna, diesie als Einspringerin und alsMitglied des Merola Program

2007 an der San Francisco Opera sang. Sie ist ge-genwärtig Ensemblemitglied der FrankfurterOper, wo sie u. a. die Titelpartie in »Anna Bole -na«, Vitellia in »La Clemenza di Tito« sowie Elisa-beth von Valois in »Don Carlo« gesungen hat.Gastspiele führen sie in nächster Zeit an die Bayerische Staats oper (»Lohengrin«), die OpéraNational de Paris (»Così fan tutte«), die LyricOpera of Chicago (»Rinaldo«) und die New Yor-ker Met (»Ma ria Stuarda«). Mit der Donna Annafeiert Elza van den Heever ihr Hamburgdebüt.

CRISTINA DAMIAN(Donna Elvira)

ist seit 2008 Ensemblemit-glied der Staatsoper. Zum Re-pertoire der rumänischen-Mezzosopranistin zählen u. a.Partien wie Carmen, Dora-

bella (»Così fan tutte«), Cherubino (»Le Nozze diFigaro«), Octavian (»Der Rosenkavalier«), Mad-dalena in »Rigoletto« oder Rosina in Rossinis »IlBarbiere di Siviglia«. Tourneen führten die Sän-gerin in die Schweiz, nach Spanien, Deutschland,Italien, Belgien und Südkorea. 2010 wurde sie mitdem Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preis der Stiftungzur Förderung der Hamburgischen Staatsoperausgezeichnet.

WILHELM SCHWING-HAMMER(Leporello)

ist ein Schüler von HaraldStamm. Er wechselte 2005vom Internationalen Opern-studio in das Ensemble der

Staatsoper. Zu den Rollen, die er bisher hier sang,zählen u. a. Sarastro (»Die Zauberflöte«), Colline(»La Bohème«), Sparafucile (»Rigoletto«), Basilio(»Il Barbiere di Siviglia«) Masetto und Leporello(»Don Gio van ni«) und Figaro in »Le Nozze di Fi-garo«. Beim Internationalen Musikwettbewerbder ARD 2009 wurde der Bass mit dem 2. Preisund dem Publikumspreis ausgezeichnet. Er gas -tierte u. a. als Rocco am Kieler Theater und inStefan Herheims und Simon Rattles »Salome« beiden Salzburger Osterfestspielen 2011.

SIMONE YOUNG(Musikali sche Leitung)

steht in der neuen Spielzeitbei den Premieren von »DonGiovanni«, Reimanns »Lear«und Strauss’ »Ariadne aufNaxos« am Pult. Im Juli gab

sie im Rahmen des City of London Festival ihrDebüt beim City of Birmingham Symphony Or-chestra mit Werken von Poulenc und Saint-Saëns.In Hamburg wird sie außerdem u. a. »Tristan undIsolde«, »Parsifal«, »Salome«, »Faust« sowie zweikomplette »Ring«-Zyklen dirigieren.

DORIS DÖRRIE (Regie)

ist erfolgreiche Regisseurin,hat Bestsellerromane veröf-fentlicht und lehrt als Dozen-tin an der Münchner Hoch-schule für Film und

Fern sehen. Die Komödie »Männer« brachte ihrinternationalen Ruhm ein. Zu den weiteren gro-ßen Erfolgen ihres Filmschaffens zählen »Kirsch-blüten-Hanami« und »Die Friseu se« sowie diemit dem Grimmepreis ausgezeichnete ZDF-Serie»Klimawechsel«. Als Opernregisseurin hat DorisDörrie u. a »Così fan tutte«, und »Turandot« inBer lin, »Rigoletto« an der Bayerischen Staatsoperund »Madama Butterfly« am Gärtnerplatztheaterin Mün chen sowie Mozarts »La Finta Giardi-niera« bei den Salzburger Festspielen inszeniert.

BERND LEPEL (Bühne und Kostüme)

begann seine Karriere alsBühnen- und Kostümbildner. Weiterhin hat er etliche inter-nationale Filmproduktionenausgestattet, darunter »The

Cement Garden« oder Bernd Eichingers Filme»Der Untergang« und »Der Baader-Meinhof-Komplex«. Eine kontinuierliche Zusammenarbeitverbindet ihn mit Doris Dörrie: neben Filmenwie »Nackt« und »Glück« diverse Opernproduk-tionen.

WOLFGANG KOCH(Don Giovanni)

feierte am Hamburger Hausbereits große Erfolge: als Al-berich in Wagners »Ring«, alsAmfortas in »Parsifal« sowieals Jochanaan in »Salome«.

Zuletzt war er als Harry in »Bliss« sowie als Mo-rone in »Palestrina« zu hö ren. Er gastiert an denwichtigen Musikzentren der Welt, darunter dieStaatsoper Berlin, das Théâ tre du Châtelet inParis, die Zürcher Oper die Bayerische und die

Biografien der Mitwirkenden Don Giovanni

OPER Premiere

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 9

Page 12: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

FO

TO

: H

OL

GE

R B

AD

EK

OW

BALLETT Repertoire

1 0 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Hélène Bouchet als Marguerite Gautierin John Neumeiers »Die Kameliendame«

Page 13: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Die KameliendameMit John Neumeiers Klassiker eröffnet das HAMBURG BALLETT die neue Spielzeit. Seit mehr als 30 Jahren gilt das Werk als eines seiner bedeutendsten Ballette und begeistert das Publikum nicht nur in der Hansestadt, sondern in der ganzen Welt.

ie Geschichte von Marguerite Gau-tier und Armand Duval ist so aktuell wiesie alt ist. Alexandre Dumas schildert inseinem epochalen Roman die Liebe zwi-schen einer Kurtisane und einem jungen

Mann aus den gehobenen Kreisen der Pariser Gesell-schaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zunächst wirktMarguerite auf Armand als Verkörperung der Verfüh -rungsküns te. Doch bald muss er erkennen, dass Verfüh-ren heißen kann, jemand von sich selbst befreien. Er er-fährt, dass die Seele größer ist als der Körper, dass dasHerzzerreißende der Dinge über das Leibliche hinausweist.

Vielleicht war es das, als John Neumeier währendeines Essens mit Marcia Haydée 1976 blitzartig die Ideekam, »Die Kameliendame« für sie zu kreieren. Dabeispielte auch die Form des Romans von Alexandre Dumaseine Rolle, die Vielschichtigkeit der indirekten Erzähl-weise, eine dem Werk innewohnende poetische Kraft undseine fragmentarische Art der Rückschau. Die Anlage desRomans ist mit John Neumeiers künstlerischer Auffas-sung wesensverwandt: »Wenn ich denke und erzähle, tueich das nicht gerne in einer direkten Linie. Ich sehe vormir nicht nur das, was wirklich geschieht, sondern auchdas, was gleichzeitig vielleicht möglich wäre – das, waseinmal gedacht war, und das, was vielleicht in Zukunftsein könnte.« Kraft ihrer filmischen Konzeption durch-bricht »Die Kameliendame« die Form des konventionel-len Handlungsballetts. John Neumeier arbeitet mit Über-blendungen. Verschiedene Perspektiven führen zu einerÜberlappung von Wahrheitsschichten, ohne dabei dieSzene zu wechseln. »Äußere«, gesellschaftliche Situatio-nen münden in »innere«, emotionale Zustände. Vermut-lich war es gerade diese Vielschichtigkeit der Erzählper-spektiven, die George Sand, langjährige Lebensgefährtinvon Frédéric Chopin, an dem Werk von Dumas gefesselthat: »Ich habe mit Ergriffenheit diesen schönen Roman

zu Ende gelesen, der nur einen Fehler hat, nämlich dasser zu kurz ist.« Fast scheint es, als habe John Neumeierdiesen Makel zu kompensieren versucht, indem er fürsein Ballett Musik von Frédéric Chopin verwendet. InChopins Kompositionen spiegelt sich John NeumeiersEmpfindung des Zeitlichen wider, ihre Strukturierungund Phrasierung. »Chopins Musikalität entspricht ganzder meinen beim Choreografieren«, bekennt der Ham-burger Ballettchef. Das von einer Todeskrankheit über-schattete Leben Chopins steht dabei im engen Zusam-menhang mit Marguerites Krankheit. »Wie Mar gueriteführte auch Chopin ein Doppelleben«, so John Neu-meier. Der Komponist stand gleichermaßen im Mittel -punkt der Pariser Salons, gefragt in der Gesellschaft, dieer mit seiner Musik »versorgte«. Andererseits schlum-merte in ihm diese tiefe, kranke Seite. Man könnte mei-nen, das Schicksal verurteilte ihn frühzeitig zum Tode,weil er mit seiner Kunst ins Leben zu führen vermochte.In der Beobachtung treffen sich Marguerite und Chopin:Zu tief im Leben ist zu nah am Tod – was als Herausfor-derung zu lesen wäre. Auf diese Weise hält Marguerite anihrem Leben fest, grundiert von der Gewissheit, dass dasEnde kommen wird. Wenn sie an einer Stelle ArmandsHand nimmt und sagt: »Hörst du mein Herz«, fragt sieim Grunde: »Weißt du, wie krank ich bin?« Und Armandantwortet ihr: »Natürlich weiß ich das, aber es macht mirnichts aus.« John Neumeier reißt Marguerites Schwind-sucht aus ihrem geschichtlichen Décor und zeigt sie alseine ausweglose, unheilbare Krankheit. Das Leiden derKreatur führt zum Herzen zurück. Und da beginnt dieÜberwindung, hin zur Transzendenz. Franz Kafka, dergroße Diagnostiker seiner Zeit, hat einmal gesagt: »Esgibt einen Punkt, von dem aus eine Rückkehr nicht mehrmöglich ist. Dieser Punkt ist zu erreichen.« Schmerzhaftmuss Armand am Ende erfahren, was es heißt, die größteChance erhalten zu haben. Diese Chance war ihm Mar-guerite – sein Leben. / ANDRÉ PODSCHUN

D

Aufführungen1., 3., 4. und 19. Oktober, 19.30 Uhrmit Alina Cojocaruund Roberto Bolleals Gäste

Repertoire

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 1 1

Page 14: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

BALLETT

von links nach rechts: Natalie Ogonek,Graeme Fuhrman, Maurus Gauthier, Yukino Takaura, Daan van der Akker,Gabriela Finardi, Vittoria Pellegrino,Patrick Eberts

1 2 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 15: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Tanz im Herzen der GesellschaftAls im März die Zusage aus Berlin kam, ging alles ganz schnell. Das Konzept, von JohnNeumeier ausgearbeitet, lag jahrelang in der Schublade. Nun füllt es sich mit jungemLeben. Aus einer Vision, gedacht für Menschen, wird Wirklichkeit – bewegte Wirklichkeit.

amm, der Stadtteil im Osten Ham-burgs, entwickelt sich immer mehr zueinem pulsierenden Mittelpunkt der Bal-lettwelt. Hier, im Ballettzentrum – JohnNeumeier, nimmt das neugegründete

Bundesjugendballett im September seine Arbeit auf,um den Tanz gesellschaftlich stärker zu verankern. DieCompagnie aus Tänzerinnen und Tänzern zwischen 18und 23 Jahren wird mit einem eigenen Repertoire, dasvorwiegend aus den Arbeiten junger Cho reografen be-stehen soll, neue Räume bespielen und vor allem jenesozialen Hotspots aufsuchen, in denen die Welt des Tan-zes naturgemäß nur wenig Beachtung findet. Denneines ist sicher: durch Tanz lässt sich Gemeinschaft stif-ten und ein Wir-Gefühl herstellen, das durch unter-schiedliche Menschen getragen wird. So sind nicht nurTheater und Museen, sondern auch Schulen, Alters-heime und gar Justizvollzugsanstalten in Deutschlandund im Ausland als Auf führungsorte vorgesehen, demMotto folgend, Menschen gegensätzlicher Herkunftund Prägung durch Bewegung und Kreativität zusam-menzubringen. John Neumeier fasst die Ausrichtungder Compagnie zusammen: »Mit einem eigenen Reper-toire, das Gefühl, Bewusstsein und Ideen der jungen Ge-neration kreativ spiegelt, scheint mir das Jugendballettideal für die Vermittlung zwischen Jugendkultur, Hoch-kultur und Bevölkerung. Und es hat einen wichtigen so-zialen Aspekt, der eine positive Wirkung nach außenbringen wird. Wir wollen an die Erfolge anderer Junior-compagnien anknüpfen und den Tanz als Kunstform inder Gesellschaft weiter festigen.« Die Kunst des Tanzeslebt durch Tänzer. Gleichzeitig können Tänzer demTanz nur durch eine profunde Ausbildung gerecht wer-den, in der ihr künstlerisches Potential geweckt undherangebildet wird.

Acht junge Tänzerinnen und Tänzer stellen sich derHerausforderung: Gabriela Finardi aus Brasilien von

dem Pavilhão d Centro de Artes in São Paulo, NatalieOgonek aus New Jersey von der renommierten Natio-nal Ballet School of Canada, Vittoria Pellegrino aus Ita-lien von der Accademia del Teatro alla Scala und YukinoTakaura aus Japan mit einer Ausbildung an der ReiGrand Ballet School und der Ballettschule des HAM-BURG BALLETT. Auch die Tänzer rekrutieren sich auszahlreichen Ländern: Patrick Eberts, der in Bamberggeboren wurde und in der Tanzetage seiner Heimatstadtsowie an der Ballettschule des HAMBURG BALLETTausgebildet wurde, Graeme Fuhrman aus Kanada vonder National Ballet School in Toronto, Maurus Gauthieraus der Schweiz mit einer Ausbildung an der Tanz Aka-demie in Zürich sowie am Studio Akar in Bern und ander Ballettschule des HAMBURG BALLETT und Daanvan der Akker aus den Niederlanden, der sein Studiumam Königlichen Konservatorium in Den Haag absol-viert hat.

So grundverschieden die Herkunft der Tänzer ist, sovereint sie doch das Ziel, im Tanz dem Menschen näherzu kommen. John Neumeier steht dem Bundesjugend-ballett als Intendant vor. Die jungen Tänzer werden vonKevin Haigen, dem Künstlerisch-Pädagogischen Leiter,betreut. Kevin Haigen, langjähriger Erster Ballettmeisterdes HAMBURG BALLETT und Tanzpädagoge der ange-gliederten Ballettschule, verantwortet die individuelleBegleitung der Tänzer. Seine Fähigkeit, neue Talente zufördern, hat der ehemalige Tänzer des HAMBURG BAL-LETT schon vielfach unter Beweis gestellt. Unter seinerAnleitung sollen die jungen Tänzer mit der Arbeitsweise,dem Repertoire und der Atmosphäre einer Compagnievertraut gemacht werden. Gleichzeitig über nimmt erauch die stellvertretende Leitung. Ihm zur Seite stehtYohan Stegli – auch er langjähriger Solist des HAM-BURG BALLETT, der fortan als Ballettmeister für die Ju-gendcompagnie arbeiten wird. Die organisatorische Lei-tung hat Lukas Onken inne. / ANDRÉ PODSCHUN

H

Bundesjugendballett

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 1 3

Page 16: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

NICHT NUR WIRTSCHAFTLICH wer-den die Beziehungen zwischen Deutschlandund China immer enger, sondern auch kul-turell. Für den Tanz zeigt sich das unter an-derem am engen Austausch mit dem ChinaNational Ballet, der in diesem Jahr miteinem Besuch des Ensembles als Gastcom-pagnie bei den 37. Hamburger Ballett-Tagenfortgesetzt wurde. Im Jahr 2012 geht es wei-ter: Das HAMBURG BALLETT wird imRahmen seiner dreiwöchigen Asientourneedrei chinesische Metropolen besuchen unddort drei Ballette von John Neumeier prä-sentieren: Nach dem Erfolgsgastspiel mit»Die Kamelien dame« in Beijing im vergan-

GlückwunschDie neue Spielzeit bringt neue Rollen für

alte Bekannte: Anna Laudere wurde zur ErstenSolistin befördert, Konstantin Tselikov zumSolisten. Die Ernennungen gab John Neu-meier traditionsgemäß anschließend an dieNijinsky-Gala bekannt.

Anna Laudere ist bereits seit 2001 Ensem-ble-Mitglied beim HAMBURG BALLETT,2008 wurde sie zur Solistin ernannt. IhreAusbildung absolvierte die gebürtige Lettinan der Riga Ballet School und an der Ballett-schule des HAMBURG BALLETT. Sie tanztein den letzten Spielzeiten unter anderemOdette und Prinzessin Claire in »Illusionen– wie Schwanensee«, Hermia in »Ein Som-mernachtstraum« und die Frauen in Grünund Mauve in »Dances at a Gathering«. JohnNeumeier kreierte für sie bisher Das Fräu-lein, das nie lacht in »Parzival – Episodenund Echo« und die Rolle der Kalliope in»Orpheus«.

Konstantin Tselikov tanzt seit 2004 beimHAMBURG BALLETT und kommt eben-falls aus der angegliederten Ballettschule.Mit seinem dramatischen und komischenTalent füllt der Ukrainer und Sohn eines Mi-litärs ganz unterschiedliche Rollen aus, soetwa den Stanislav in »Nijinsky«, Graf N. in»Die Kameliendame« oder den Schüchter-nen Jüngling in »The Concert« von JeromeRobbins. Eigens für ihn kreiert wurde die Rol -le des Begleiters des Hermes in »Orpheus«.

Stationen des Asien-Gastspiels 2012 stehen festgenen Jahr präsentiert die Compagnie nun»Dritte Sinfonie von Gustav Mahler« (ab24.1.) und »Nijinsky« (ab 27.1.) im ChinaNational Center for Performing Arts in derHauptstadt. Die nächste Station bildet dasrenommierte Hong Kong Arts Festival, woebenfalls die »Dritte Sinfonie« (31.1.) sowie»Endstation Sehnsucht« (ab 3.2.) getanztwerden. Den Abschluss der Tour bilden zweiVorstellungen von »Nijinsky« (ab 10.2.) imShanghai Grand Theatre. Beim Hong KongArts Festival gastierte das HAMBURG BAL-LETT zuletzt 2003 (u.a. »Matthäus-Passion«),in Shanghai trat sie zuletzt 1999 mit »EinSommernachtstraum« auf.

BALLETT News

1 4 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 17: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Mein CD-TippHolger Badekow

Ich liebe die »Falstaff«-Aufnahme von Sir Georg Solti aus dem Jahr1964 mit Geraint Evans in der Titelfigur. Das Besondere liegt in ihrer

Lebendigkeit. Von einer Aufnahme bin ich immer dann fasziniert,wenn Musik geradezu physisch präsent wird und wenn sich ein theatraler Ef-fekt im Wohnzimmer einstellt. Ohne viele Zutaten überträgt sich die Dynamikin eine Musik, die das Drama darstellerisch abbildet und in diesem Fall Witzund Komik in Töne setzt. Beim ersten Hören ist die Intuition entscheidend.Ich meine ein theatralisches Verstehen im Sinne eines alles beherrschendenGefühls. Als ich 1963 mit dreizehn Jahren zum ersten Mal in die Hamburgi-sche Staatsoper ging, war ich von der Verbindung Musik und Bühne vollkom-men berauscht. Damals hatte ich Mozarts »Le Nozze di Figaro« in der Insze-nierung von Günther Rennert gesehen. Das war am 22. November, an demTag, als Kennedy ermordet wurde. Nach den ersten beiden Akten wurde dieVorstellung abgebrochen, ein ergreifender Moment. Der »Figaro« enthält fürmich alle denkbaren menschlichen Stimmungen. Das doppelte Spiel mit Ero-tik und Humor wird hier wie in »Falstaff« brillant ausgekostet. Solti arbeitetmit den Mitteln der Aufregung, er überspitzt und übertreibt, um Theatralitätzu gewinnen. Auch wenn man des Italienischen nicht mächtig ist, verstehtman, was gerade passiert. Entscheidend sind Timing und ein sicheres Gespür,wie Witz entsteht und transportierbar ist. In diesen Dingen war Solti ein Meis-ter. Das sexuelle Verwirrspiel löst sich in beiden Opern über den Humor auf.Damit meine ich die Kategorie des Verspielten, die sich über das vordergründigLeichte vermittelt. Dem alten Verdi gelingt das in »Falstaff« durch Sprechge-sang, dem Singspiel vergleichbar. Hier geht er über seine früheren Werke hin-aus. Das Orchester greift in die Charaktere der handelnden Personen gestalte-risch ein, mehr noch: es wird Träger der gestisch wirksamen Bühnenfiguren. In»Falstaff« sieht man mit den Ohren.

Als drittes empfehle ich Richard Strauss’ »Die Frau ohne Schatten« mitKarl Böhm und Leonie Rysanek als Kaiserin. Das Mysteriöse in der Musik hatmich von Anfang an verzaubert. Später stand ich in der Staatsoper als goldenerJüngling mit Leonie Rysanek und Birgit Nilsson auf der Bühne – und KarlBöhm am Pult. Ich kann mir dieses Werk nicht ohne die Dimension der Ver-wandlung denken. Das Oben wird Unten und das Unten Oben. Diese Verkeh-rung der Welt, die Verschränkung von unterschiedlichen Lebenswelten machtKarl Böhm in der Aufnahme von 1955 hörbar. Seit meinem dreizehnten Le-bensjahr übt die Hamburgische Staatsoper einen starken Einfluss auf michaus. Zunächst als Zuschauer, dann im Bewegungschor, später als Fotograf undGrafiker für John Neumeier. Und doch hatte ich bis zu meinem 23. Lebensjahrnoch keines der Werke von Gustav Mahler gehört. 1970 hat John in seinemBallett »Rondo« Mahlers Lied »Ich bin der Welt abhanden gekommen« ver-wendet. Seither bewegt mich die unglaubliche Sensibilität in der Choreografieund in der Interpretation von Dietrich Fischer-Dieskau. Seine Stimme besitztfür mich eine Autorität, die gleichzeitig eine ungeheure Wärme ausstrahlt.Deshalb empfehle ich seine Aufnahme der »Rückert-Lieder«.

Fotograf und Grafiker des HAMBURG BALLETT

Page 18: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Sie sind seit fünf Jahren Ensemblemitglied, und wir durftenSie bereits mit einer Vielzahl großer Rollen aus den unter-schiedlichsten Fächern auf der Bühne erleben: als Mozart-Interpret mit Figaro, im italienischen Repertoire mit Ros-sinis Basilio, Selim und Alidoro sowie Verdis Banco, Fiescound Sparafucile, im Wagner-Fach als Daland, Fasolt undFafner, aber auch als Dossifej in Mussorgskijs »Cho-wanschtschina« und jetzt als Méphistophélès in Gounods»Faust«. In welchem dieser Bereiche fühlen Sie sich ammeisten zu Hause?

Tigran Martirossian: Bei Giu sep peVerdi. Er ist von jeher einer meiner Lieblingskomponisten.Auch in russischen Opern binich zu Hause. Ich ha be in Mos-kau studiert und fühle und ver-stehe diese Musik in ihrer gan-zen Tiefe. Und in der Par tie desMéphistophélès in Gounods»Faust« habe ich mich ebenfallssehr wohl gefühlt. Die Rossini-Partien Don Basilio, Se lim undAlidoro verlangen teilweise an-dere vokale Techniken, aberauch da wusste ich bereits beimRollenstudium, dass es gutfunktionieren würde. Gro ßeMo zart- und Wagner-Rollen ha -be ich erstmals hier am Haus ge-sungen. Das war für mich Neu-land, und ich habe mich überdie Möglichkeit gefreut. Als bas -so cantante fühle ich mich aber

im italienischen, französischen und russischen Reper-toire wohler.

Ist es für einen Bass genau so schwierig, sich auf die unter-schiedlichen musikalischen Anforderungen einzustellen,wie beispielsweise für einen Tenor?

Tigran Martirossian: Ja, weil es bei den verschiedenen StilenKlangunterschiede gibt. Der Mozart-Gesang zum Bei-spiel erfordert von einem Bassisten weniger Farben, abermehr Präzision. Die Töne müssen ganz exakt gesetztsein, sie müssen leicht klingen und immer klar sein. BeiVerdi zum Beispiel fasziniert die musikalische Dramatik,die man gesanglich voll auskosten kann.

1 6 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Haben Sie den Méphistophélès vor der Hamburger Neu-produktion des »Faust« bereits an anderen Bühnen gesun-gen?

Tigran Martirossian: Ich hatte diese Partie bisher in zwei In-szenierungen gesungen. Mein Rollendebüt liegt schoneinige Zeit zurück, das war in Minneapolis in einer ziem-lich konventionellen Produktion. Beim zweiten Malhabe ich diese Partie dann unter Simone Young interpre-tiert. Das war purer Zufall. In München war kurz vor derPremiere der Bass erkrankt, und ich habe mich dazu be-reit erklärt, sehr kurzfristig einzuspringen. Ich hatte esgerade geschafft, vom Flughafen ins Theater zu kom-men, da begann bereits die Generalprobe. Die Inszenie-rung konnte mir nicht mehr erklärt werden – ich musstemich umziehen und sofort rauf auf die Bühne. Auf derSeitenbühne stand ein Inspizient, der mir per Handzei-chen szenische Anweisungen gab: ein Albtraum für jedenSänger. Es gibt in der Walpurgisnacht eine dritte Bass-Arie, die oft gestrichen wird. Ich kannte sie zu diesemZeitpunkt auch noch nicht. Und es passierte, was imschlimmsten Fall passieren kann: Das Orchester fing anzu spielen, und ich fragte mich gerade: »Meine Güte, wasist das für eine Musik?«, als mich bereits ein Chorist an-sprach: »Kennst du das nicht? Das ist deine Arie!« Gottsei Dank konnte die Premiere dann vom wiedergenese-nen Méphistophélès gesungen werden.

Was schätzen Sie an Andreas Homokis Inszenierung?

Tigran Martirossian: Für mich ist es die beste »Faust«- In-szenierung, die ich kenne. Homoki hat einen guten Weggefunden, die Charaktere der an und für sich eher typi-sierten Figuren herauszuarbeiten. Das ist nicht einfachin diesem Stück. Während der Vorbereitungszeit habeich mir verschiedene Videoaufzeichnungen dieser Operangeschaut und festgestellt, dass bei den meisten Insze-nierungen ein individuelles Profil der Figuren gar nichterkennbar ist. Dabei ist schon in Goethes Schauspiel diePsychologie der Charaktere für den Verlauf der Hand-lung immens wichtig. Das betrifft nicht nur das drama-tische Geschehen, sondern auch die Philosophie, die hin-ter der Geschichte steckt. Ich habe die intensiveProbenarbeit genossen. Anfangs dachte ich noch, ichmuss achtgeben, dass ich beim Singen von den szeni-schen Aktionen nicht beeinträchtigt werde. Doch An-dreas Homoki inszeniert immer nach der Musik, die Ge-schichte ist logisch und die Koordination zwischen

Tigran Martirossianfotografiert als Méphistophélès im»Purgatory«.

»Ein Teil von Fausts Innenleben«Andreas Homokis »Faust«-Inszenierung eröffnet die Spielzeit. Ein Gespräch mit dem ar-menischen Bass Tigran Martirossian, der den Méphistophélès erneut übernimmt.

OPER Repertoire»Faust«

Page 19: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Faust und Méphistophélès

CHARLES GOUNOD Faust

Musikalische Leitung: Simone Young Inszenierung: Andreas Homoki Bühnenbild und Kostüme:Wolfgang Gussmann Licht: Franck Evin Chor: Christian Günther Spiel leitung: Wolfgang Bücker

Faust Marcello GiordaniMéphistophélès Tigran Martirossian Valentin George Petean Wagner Alexander Tsym balyuk Marguerite Elena Mosuc Siébel Rebecca Jo Loeb Marthe Renate Spingler

Aufführungen3., 11., 17., 22. September 2011 um 19.00 Uhr

JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12 1 7

Page 20: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Gesang und Bühnengeschehen funktioniert bestens. Ichbin sehr glücklich mit dieser Produktion.

Was fasziniert Sie an der Figur des Méphistophélès? Gibt esAspekte, die Sie an der Rolle schätzen? Nach Identifikati-onspunkten, die Sängern oft den Zugang zu Rollen erleich-tern, brauche ich wohl nicht zu fragen?

Tigran Martirossian: Für eine Theaterfigur muss manimmer ein gewisses Einfühlungsvermögen mitbringen.Sonst macht es einfach keinen Spaß. Es ist interessant,wie ein Kritiker nach der Premiere reagiert hat. Erschrieb, in dieser Inszenierung gehe keine Gefahr vomTeufel aus, er sei lediglich ein smarter Strippenzieher.Der Méphistophélès, der natürlich ein durch und durchböser Charakter ist, zeigt tatsächlich in dieser Oper fast»menschlichere« Züge als die übrigen Figuren, diemanchmal puppenhaft dargestellt sind. Er überspieltseine grausamen Handlungen durch eine elegant-ironi-sche, bisweilen sarkastische Art. Dadurch wirkt er fürmich noch bedrohlicher.

Glauben Sie, dass es einen Teufel gibt?

Tigran Martirossian: Nein. Es gibt Gutes und Schlechtes injedem Menschen. Einfacher gesagt: Wir können morgensaufstehen und böse sein und abends schlafen gehen undwieder gut sein. Das liegt in der Natur des Menschen.Jede Religion hat ihren eigenen Gott und ihre eigene Be-zeichnung für das Böse. Ich glaube, dass Gott in jedemMenschen ist. Um auf die Inszenierung zurückzukom-men, die ja in gewisser Weise auch eine Antwort auf dieseFrage gibt: Homoki personifiziert den Teufel als Teil vonFausts Innenleben. Das Verlangen nach dem Überschrei-ten der Grenzen ist bereits in Faust selbst vorhanden. Ichdenke, auch Goethe hat das so gemeint.

Der Sängerberuf erfordert ein großes Quantum an Diszi-plin. Gibt es Momente, in denen Sie sich gehen lassen odergar »Laster« ausleben?

Tigran Martirossian: Ja, es stimmt, man muss sehr diszipli-niert sein, und ich habe das mit der Zeit gelernt. Früherkonnte ich es mir am Tag vor einer Aufführung oft nichtverkneifen, bei einem Schachturnier mitzuspielen. Nachfünf Stunden konzentrierten Spiels kann man dann abereinfach nicht abschalten. Dann konnte ich nachts nichtschlafen und war emotional ausgepowert. Grundsätzlichmuss man aber auf der Bühne in der Lage sein, alle Er-eignisse auszuschalten. Unsere Zuschauer dürfen nichtdarunter leiden, dass man einen schlechten Tag hat. JederSänger gibt alles. Ein guter Sänger singt auch wenn esihm nicht so gut geht auf einem hohen Niveau. Das be-deutet für mich Professionalität.

Sie sind ein gefragter Sänger und haben an vielen interna-tionalen Opernhäusern gastiert. Wie lange werden SieHamburg noch erhalten bleiben?

Tigran Martirossian: Ich hoffe noch lange. Ich fühle michan der Staatsoper und in Hamburg sehr wohl. Wir habeneine fantastische Arbeitsatmosphäre – sowohl inmenschlicher als auch in künstlerischer Hinsicht. Ich warlange freiberuflich tätig und finde es sehr anstrengend,ständig unterwegs zu sein. Deshalb weiß ich die Vorteileder Ensemblezugehörigkeit sehr zu schätzen. Ich genießees, einen festen Standort zu haben und von hier aus Gast-spiele wahrzunehmen. Zudem konnte ich in Hamburgein breites Repertoire aufbauen. Ich kann Rollen in ver-schiedensten Fächern ausprobieren und viele Lieblings-rollen erarbeiten und weiterentwickeln. In der kommen-den Saison freue ich mich auf »alte« liebgewonneneRollen wie Sulpice und Dulcamara und natürlich beson-ders auf König Philipp in »Don Carlos«, den ich erstmalsauf Französisch singen werde.

/ Interview Annedore Cordes

OPER Repertoire»Faust«

1 8 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Zwei Weltstars kehren an die Staats oper zurück: Marcello Giordani (Faust) und Elena Mosuc (Marguerite)

Page 21: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Zugabe! 10 % Eintrittsermäßigungbei der Kopenhagener Oper für Abonnentender Hamburgischen Staatsoper.

In Kooperation mit:

Erstklassig von Hamburg nach Kopenhagenschon ab 49 Euro.*Das ist Musik in den Ohren Hamburger Opernfans: „Det Kongelige Teater“Kopenhagen gewährt auch für die Saison 2011/2012 allen Abonnenten derHamburgischen Staatsoper den Besuch ihrer Vorstellungen zum Vorzugspreis;ausgenommen sind Premieren und die Produktionen externer Veranstalter.Bei der Abholung bitte Abo-Karte an der Kasse vorzeigen. In dieser Spielzeitstehen unter anderem „Tosca“, „Cosi fan Tutti“ und „Die Frau ohne Schatten“auf dem Programm. Reisen Sie mit der Bahn bequem und komfortabel von Hamburg nach Kopenhagen.Das Europa-Spezial erhalten Sie überall, wo es DB Fahrkarten gibt. Mit derBahnCard 25 gibt es zusätzlich 25% Rabatt.

*Für die einfache Fahrt, 1. Klasse.

Opern-Eintrittskarten unter www.kglteater.dk,per Telefon 0045 33696969 (in Englisch), Telefon ist von 10–16 Uhr geöffnet,oder per E-Mail (auch in Deutsch) an: [email protected] geben Sie folgenden Kampagnencode an: Deutschebahn

Die Bahn macht mobil.

Page 22: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

ewaltige Mitren, Bischofs und Kardi-nalshüte, ausladende Hauben von engel-gleichen Schwesterngestalten, Birette dereinfachen Kleriker, Tonsuren kahlköpfigerMönche. Als Mann der Kirche, der selber

eine Mitra trägt und die Vielfalt kirchlicher Aufzüge er-lebt, bin ich angesprochen vom opulenten Bühnenbildund der gewaltigen Inszenierung. Christian Stückl undStefan Hageneier zeigen sichtbar ihre Lust an pompösenBildern vom kirchlichen Betrieb, der sich in all seinerPracht entfalten kann.

Die Bilder machen Eindruck, bedrücken und bedro-hen zugleich. Ich sehe zwei gebeugte Menschengestalten,gegriffen von den Schergen der Mächtigen, entblößt, ge-foltert. Und der Künstler Palestrina wird in der Gestaltdes Carlo Borromeo von der Kirche unter Druck gesetzt.Allein seiner eigenen Inspiration verpflichtet, erscheinter machtlos, auf einsamem Posten. Die Mächtigen –Pfitzner macht sich auch den Spaß, sie ins Lächerliche zu

Dr. Hans-Jochen Jaschke ist seit 1989

Weih bischof im Erzbistum Hamburg.

Hier ist er zuständig für Glaubenslehre

und für die Fragen der Ökumene, für welt-

kirchliche und gesellschaftliche Aufgaben

und den Bereich Kirche, Kultur und

Medien.

Zur Mitte des Glaubens Persönliche Eindrücke von Hans-Jochen Jaschke, Weihbischof in Hamburgzur »Palestrina«-Aufführung

G

OPER Repertoire»Palestrina«

ziehen. Er zeigt sie in ihrer Beschränktheit, zeigt mit Lust,wie sie sich als wüste Rüpel balgen.

Selber ein Mitraträger, Bischof und Theologe, weißich natürlich, dass Pfitzner sich sein Bild vom TrienterKonzil aufgebaut hat, um die Rolle des Künstlers vor ihmabzuheben. Seine Sicht ist nicht frei von Polemik, vonprotestantischen Vorurteilen, von deutscher Wahrneh-mung, die das Konzil als Abwehr der Reformation undals Befestigung der römischen Kirche verstehen wollte.Nein, das in »Palestrina« vorgeführte Konzil war nichtzuerst ein Machtinstrument. Es hat versucht, die alte Kir-che in neue Zeiten zu führen und zu reformieren. Essollte die Kirche wieder dem Volk nahebringen und zurMitte des Glaubens führen. Der Kirchenmann wird auchkritisch an Pfitzners eigenen Weg erinnern, seine Anbie-derung an die Mächtigen der Nazizeit, seine Art vonDeutschtümelei. Der Künstler bleibt nicht unschuldig!

Aber das Kunstwerk, Pfitzners »Palestrina«, besitztseine eigene Qualität, ist Kunst im höchsten Grade. Sieentfaltet sich in ganz eigener Schönheit: souverän undunabhängig. Simone Young vermerkt etwa, wie Pfitznerdem fremdartigen greisen Patriarchen von Assyrien»eine Arie von unglaublicher Schönheit« widmet undihn dann doch gleich wieder mit »beißendem Humor«darstellt. Pfitzners Musik stellt hohe Ansprüche. Geduldfordert der lange erste Akt, vielschichtig – oft lässt er Kir-chentöne anklingen –, bis die Engel Palestrina die Messeins Ohr singen. Im dritten Akt vom Triumph Palestrinasund der Abbitte des mächtigen Kardinals beeindrucktmich das letzte Bild: Der Künstler ist allein, nachdem eruns seine Musik geschenkt hat.

Der Reichtum und die Gewalt der Bilder prägen dieHamburger Inszenierung. Das Bild von Lukrezia, Pales -trinas geliebter Frau, bleibt mir vor Augen. Und am Endesehen wir das eindrucksvolle Bild vom Gesicht des ge-kreuzigten Menschensohnes. Palestrinas und PfitznersReligion stehen unter ihm.

2 0 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Neu besetzt in »Palestrina«: Antonio Yang (Borromeo), Tigran Martirossian(Kardinal Ma-druscht/Pius IV),Mélissa Petit (Ig-hino) und MariaMarkina (Silla)

Page 23: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

HANS PFITZNER Palestrina

Musikalische Leitung: Simone Young Inszenierung: Christian Stückl Bühnenbild und Kostüme: Stefan HageneierLicht: Michael Bauer Chor: Florian Csizmadia Spiel leitung: Anja Krietsch

Papst Pius IV./Kardinal MadruschtTigran MartirossianGiovanni Morone Wolfgang KochBernardo Novagerio Jürgen SacherCarlo Borromeo Antonio YangPalestrina Roberto SaccàIghino, sein Sohn Mélissa PetitSilla, sein Schüler Maria Markina Kardinal von LothringenWilhelm SchwinghammerPatriarch von Assyrien Jun-Sang HanErzbischof von Prag Moritz GoggGraf Luna Viktor RudBischof von Budoja Peter GalliardBischof von Imola Dovlet NurgeldiyevBischof von Cadix Jongmin ParkBischof Ercole Severolus Jan Buchwald Dandini von Grosseto Paulo PaolilloBischof von Fiesole Chris LysackBischof von Feltre Thomas FlorioEin junger Doktor/Erscheinung der Lukrezia Juhee MinIn weiteren Rollen: Levente Páll, Katharina Bergrath, Trine W. Lund, Gabriele Rossmanith

Aufführungen2., 6., 9., 16. Oktober 2011

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 2 1

Page 24: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

OPER Repertoire»La Cenerentola«

2 2 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 25: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Kate Aldrich, als Händels Giulio Cesare in der Hansestadt in bester Erinne-rung, wird die Titelpartie in »La Cenerentola« übernehmen. Adrian Sampe-trean, neues Hamburger Ensemblemitglied, übernimmt die Rolle des Alidoro.

Aschenputtels Hochzeits-CastingIm Mai feierte Gioachino Rossinis »La Cenerentola« Premiere – mit außerordentlichemErfolg für die Sänger und für das gesamte Produktionsteam. Ein Blick auf die Presse-resonanz soll auf die erste Vorstellungsserie in dieser Spielzeit einstimmen.

GIOACHINO ROSSINI La Cenerentola

Musikalische Leitung: Alessandro De MarchiInszenierung und Choreografie:Renaud DoucetBühnenbild und Kostüme: André Barbe Licht: Guy Simard Chor: Florian Csizmadia Spiel leitung: Holger Liebig

Don Ramiro Maxim MironovDandini Viktor Rud Don Magnifico Enzo Capuano Tisbe Juhee MinClorinde Gabriele RossmanithAngelina Kate Aldrich Alidoro Adrian Sampetrean

Aufführungen20., 23., 28. September 2011 um 19.30 Uhr

UM SO ERFRISCHENDER , dass sichjetzt auch die Hamburgische Staatsoper zuneuer Bilderpracht und -fülle bekannte unddann gleich dermaßen tief in die Ausstat-tungstrickkiste griff, als gelte es den Nach-weis über die Leistungsfähigkeit der hausei-genen Bühnen- und Kostümwerkstätten zuerbringen. Das francokanadische Duo An -dré Barbe (Ausstattung) und Renaud Dou-cet (Regie) hatte Rossinis Aschenputtel-Oper »La Cenerentola« nämlich mit leichterHand und ironisch geschärftem Blick in dieZukunft verlegt – allerdings in eine Zu-kunft, wie man sie sich in den zwanziger Jah-ren erträumt haben mag. Mit zahlreichenAnleihen bei Fritz Langs »Metropolis« nahmsich das vordergründig aus wie eine köstli-che Sciene-Fiction-Persiflage auf die Film-sprache des Expressionismus, freilich mitder entscheidenden Boshaftigkeit, dass diedort vorgestellte Zukunft im Kern nichts an-deres ist, als unsere eigene Gegenwart. (…)In Hamburg glückte etwas für die Oper sehrschweres und seltenes: geistvolle, szenischwie musikalisch gleichermaßen anspre-chende Unterhaltung.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

ALS ASCHENPUTTEL und ihr Prinz amEnde in der Mondrakete in die Flitterwo-chen aufbrachen, da gab es in der Staatsoperkein Halten mehr. Tosender Jubel und Ap-plaus für eine flotte, aber auch intelligenteInszenierung von Gioachino Rossinis Dau-erbrenner »La Cenerentola« durch RegisseurRenaud Doucet und Kostüm- und Bühnen-bildner André Barbe. (…) Eine spritzige,ideenreiche, intelligente Inszenierung, die inallen Aspekten überzeugte und heitere Stun-den bot – eine Einladung zum Amüsementganz im Sinne Rossinis (…).

Klassik.com

MUSIKALISCH SETZT HAMBURG eininternationales Ensemble ein, das sich imRossinischen Belcanto beachtlich gut aus-

kennt und zudem auch den szenischen An-sprüchen des Regie-Choreografen weitge-hend gerecht wird. Der Italiener Enzo Ca-puano etwa weiß als Don Magnifico alleRegister des Bassbuffos zu ziehen, vom büh-nenbeherrschenden Auftreten bis zu denwahrhaft schnellen Parlando-Passagen. (…)Ein akustisches Labsal der weiche, schmieg-same, höhensichere und in den Koloraturenversierte lyrische Tenor des jungen RussenMaxim Mironov als Prinz. Seine Arie imMännerchor im zweiten Akt war ein Juwelder Aufführung. Seinen Diener Dandinisang der Ukrainer Viktor Rud mit geschmei-digem Kavaliersbariton (…) Das Publikum,das schon während der Aufführung mit vielZwischenbeifall spürbar animiert reagierte,jubelte am Schluss allen Beteiligten fast un-eingeschränkt zu.

Weser Kurier

OPER Repertoire

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 2 3

Page 26: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Franco Vassallo (Rigoletto)tritt er an den wichtigsteninternationalen Opernhäu-sern und Festivals auf. InHamburg war der italieni-sche Bariton bisher als Gior-gio Germont (»La Traviata«),Amonasro (»Aida«) und alsEzio (»Attila«) zu erleben.

Arnold Rutkowski (Duca)stammt Łódź. Die Rolle desDuca di Man tova sang er u.a.am Theater Wiesbaden. Au-ßerdem debütierte er an derFinnish National Ope ra Hel-sinki, der Deutschen Operam Rhein und der Staats operunter den Linden.

Massimiliano Pisapia (Ed -gar do) ist an großen Opern-häuser zu Gast, wie derMai länder Scala, der WienerStaatsoper sowie in Mün-chen, Zürich, Verona undBuenos Aires. In Hamburgtrat er u. a. als Riccardo, Ro-dolfo und Pinkerton auf.

GAETANO DONIZETTI Lucia di Lammermoor

Musikalische Leitung: Julia Jones Inszenierung: Sandra LeupoldBühnenbild: Stefan Heinrichs Kostüme: Esther Bialas Licht: Thomas GüldenbergChor: Florian CsizmadiaSpiel leitung: Petra Ingeborg Beyerlein

Lord Enrico Ashton Artur RucinskiLucia Nino MachaidzeSir Edgardo RavenswoodMassimiliano PisapiaLord Arturo Bucklaw Jun-Sang HanRaimondo Bidebent Alexander TsymbalyukAlisa Rebecca Jo LoebNormanno Paulo Paolillo

Aufführungen8. , 13., 15., 22. Oktober 2011um 19.00 Uhr

GIUSEPPE VERDI Rigoletto

Musikalische Leitung: Alexander SoddyInszenierung: Andreas HomokiBühnenbild und KostümeWolfgang Gussmann Licht: Manfred VossChor: Florian CsizmadiaSpiel leitung: Heiko Hentschel/Anja Krietsch

Il Duca di Mantova Arnold RutkowskiRigoletto Franco VassalloGilda Nino Machaidze Monterone Jan BuchwaldIl Conte di Ceprano Levente Páll La Contessa di Ceprano Mélissa Petit Marullo Thomas FlorioBorsa Jun-Sang Han Sparafucile Alexander Tsym balyuk Maddalena Kathuna MikaberidzeGiovanna Juhee MinUsciere di Corte Levente PállIl Paggio della Duchessa Katharina Bergrath

Aufführungen6., 10. (18.00 Uhr), 13. September 2011um 19.30 Uhr

Stehende OvationenNino Machaidze gibt ihr Hamburg-Debüt als Gilda und als Lucia di Lammermoor

BEI DEN SALZBURGER Festspielen2008 sprang Nino Machaidze für Anna Ne-trebko ein und sang Gounods Juliette ineiner Neuinszenierung. Es war der Durch-bruch ihrer Karriere, und schon bald folgtenrasch aufeinander große Rollendebüts anden renommiertesten Opernhäusern. Ihreersten Auftritte am Covent Garden in Lon-don und an der New Yorker MetropolitanOpera bestätigten, dass sie nunmehr ihrenPlatz in der internationalen Opernszene ge-funden hatte.

Nino Machaidze stammt aus Georgien.Mit sieben Jahren erhielt sie ersten Klavier-

OPER Repertoire

und Gesangsunterricht. Als sie ans Konser-vatorium überwechselte, machte sie derar-tige Fortschritte, dass ihr schon mit 17 Jah-ren die Rolle der Norina in »Don Pasquale«am Paliaschwili-Theater in Tiflis anvertrautwur de.

2005 wurde sie in die Akademie der Mai-länder Scala aufgenommen. Nachdem sie2006 den Leyla-Gencer-Gesangswettbewerbgewonnen hatte, bot die Scala ihr die Titel-rolle von »La Fille du Régiment« an.

Zurzeit widmet Nino Machaidze sich denHeldinnen des lyrischen Koloraturfachs imBelcanto-Repertoire. Es sind Rollen, mit de -nen sie an zahlreichen großen Opernhäu-sern debütierte: beispielsweise in Bologna(»I Puritani«), Berlin und München (»L’Eli-sir d’Amore«), Brüssel (»Lucia di Lammer-moor«), Wien (»Il Turco in Italia«) und Bar-celona (»La Fille du Régiment«).

Ihr Nord amerika-Debüt gab sie an derLos Angeles Opera in »L’Elisir d’Amore«. Beiihrem ersten Auftritt an der MetropolitanOpera sang sie im Januar 2011 Verdis Gildaund erhielt stehende Ovationen. Für denweiteren Verlauf des Jahres bestehen erneutVerpflichtungen an der Los Angeles Opera,der Mailänder Scala und der BayerischenStaatsoper. Zudem wird die Sängerin erst-mals am Teatro Filarmonico in Verona (»LesPêcheurs de Perles«) sowie in der dortigenFrei lichtarena (»Roméo et Juliette«) auftre-ten.

24 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 27: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

GIACOMO PUCCINITosca

Musikalische Leitung: Stefan SolteszInszenierung: Robert CarsenBühnenbild und KostümeAnthony Ward Lichtkonzept: Davy CunninghamChor: Christian GüntherSpiel leitung: Holger Liebig

Floria Tosca Paoletta MarrocuMario Cavaradossi Simon O’NeillScarpia Franz Grundheber Angelotti Adrian SampetreanSagrestano Levente Páll Spoletta Chris Lysack Sciarrone Thomas FlorioUn Pastore Juhee Min

Aufführungen4. (16.00 Uhr), 14. September 2011um 19.30 Uhr

WOLFGANG AMADEUS MOZARTDie Zauberflöte

Musikalische Leitung: Jonas AlberInszenierung, Bühnenbild und KostümeAchim Freyer Chor: Christian GüntherSpiel leitung: Wolfgang Bücker

Tamino Peter SonnPamina Katerina TretyakovaSprecher Jan BuchwaldPriester Paulo PaolilloKönigin der Nacht Jennifer O’Loughlin Drei Damen Katja Pieweck, Renate Spingler,Roswitha C. Müller Papageno Moritz GoggPapagena Katharina Bergrath Monostatos Chris Lysack Zwei Geharnischte Peter Galliard, Levente PállDrei Knaben Solisten des Tölzer Knabenchors

Aufführungen25. (18.00), 29. September 2011um 19.00 Uhr

Peter Sonn (Tamino) stu-dierte am Salzburger Mozar-teum. Er ist seit einem JahrEnsemblemitglied der OperZürich. Gastverpflichtungenführten den jungen Tenor u.a. zu den Salzburger Fest-spielen sowie nach Frank-furt, Turin und Catania.

Simon O’Neill (Cavaradossi)gehört zu den gefragtestenjugend lichen Heldentenören.Gegenwärtig tritt der Neu-seeländer u. a. bei den Bay-reuther Festspielen, an derMetropolitan Opera NewYork, am ROH in London undan der Mailänder Scala auf.

Jennifer O’Loughlin (Köni-gin der Nacht) ist Ensemble-mitglied an der WienerVolksoper. Sie gastierte u.a.an der Wiener Staatsoper, ander Bayerischen Staatsoper,im Grand Théâtre de Genèvesowie bei den SalzburgerFestspielen.

Repertoire Debüts von Gastsängern

Öffnungszeiten:Montag bis Mittwoch: 11.30 bis 24.00 Uhr Donnerstag bis Samstag: 11.30 bis 1.00 Uhr Sonn- und Feiertage: 11.30 bis 24.00 Uhr

Reservierungen: 040 / 650 677 90

Stephansplatz 10, Hamburg(Im Erdgeschoss des neuen Spielbank-Gebäudes)

www.tarantella.cc

90223_Tarantella_ANZ_RZ.indd 1 23.02.2009 11:26:01 Uhr

Page 28: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

After workIM RAUSCH DER TIEFE. Brummige

Töne und zärtliches Schmachten: der Kon-trabass kann beides. Vier philharmonischeKontrabassist(inn)en präsentieren ein un-terhaltsames Programm: Von veneziani-schen Tänzen bis zur »Carmen«-Suite wirddas große Instrument mit kleinen char-manten Delikatessen bedient.After work: »Im Rausch der Tiefe« mit Franziska Kober, Katharina von Held, To-bias Grove und Erik Higgins (Kontrabass)

23. September, 18.00 Uhr

SängersalonALBERICH UND

DON GIOVANNIAls umjubelter Alberich im»Ring des Nibelungen« hatWolfgang Koch die Herzen

des Hamburger Publikums gewonnen.Seine große Wandlungsfähigkeit bewies derBariton in Brett Deans »Bliss«. WolfgangKochs Karriere führt ihn mit Partien vonWagner und Strauss mittlerweile an allegroßen internationalen Häuser. In dem mitSpannung erwarteten neuen Hamburger»Don Giovanni« wird er die Titelpartieübernehmen. Sängersalon: mit Wolfgang Koch Moderation Hans-Jürgen Mende

15. Oktober, 20.00 Uhr

GastspielKINDERKINDER. Das Hamburger Kin-

dertheaterfestival zeigt wieder eine span-nende Produktion in der Opera stabile:»Ich weiss wo dein Haus wohnt« ist eineherausragende und vergnügliche Tanzthea-terproduktion des dänischen EnsemblesÅben Dans. Drei Tänzer errichten, ver-schieben und zerstören in einer Welt vollerPappkartons unermüdlich Mauern. Gren-zen werden gezogen, verändert und über-schritten. Für alle Kinder und Erwachsene,die sich nicht von ihren Ängsten einmau-ern lassen wollen. Die Aufführung dauertca. 50 Minuten und findet auch in deut-scher Sprache statt.Ich weiss wo dein Haus wohnt. Tanzthea-terstück ab 6 Jahren. Eine Veranstaltung des Festivals KinderKin-der (www.kinderkinder.de).

30. Oktober, 11.30 und 16.00 Uhr, 31. Oktober, 10.00 Uhr

Veranstaltungen zu »Don Giovanni«Zur Premiere finden informative Begleit -veran stal tun gen statt.

VOR DER PREMIERE. Ist Don Gio-vanni der souveräne Verführer oder ein zuTode Gehetzter? Erste exklusive Einblickein die neue Produktion von Mozarts Meis -terwerk gibt es bei der beliebten Veranstal-

tung »Vor der Premiere«. Das Leitungs-team, Simone Young und beteiligte Sängersprechen über ihre Arbeit und ihre Ansich-ten über Stoff und Musik. Die Moderationhat die Leitende Dramaturgin KerstinSchüss ler-Bach.

11. September, Probebühne 1, 11.00 Uhr

OPERNWERKSTATT. Mehrwissen mitUnterhaltungswert: Diplom regisseur Vol-ker Wacker führt die Teil nehmer derOpernwerkstatt kundig und unterhaltsamdurch die Handlung der Oper, die Sicht-weise von Doris Dörrie und die musikali-schen Besonderheiten. Das Kompaktsemi-nar mit entsprechenden Pausen wird durchTon- und Videobeispiele bereichert.

Opernwerkstatt »Don Giovanni« 16. Sep-tember, 18.00 bis 21.00 Uhr, Fortsetzung17. September, 11.00 bis 17.00 Uhr, Probe-bühne 3

OPERA STABILE

Gastspiel KinderKinder

2 6 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 29: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Das Opernrätsel Nr. 1 Zeugen gesucht

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:>>> William Shakespeare, »Ein Sommernachtstraum«Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.

Liebes Publikum! Aus gegebe-nem Anlass müssen wir dies-mal leider auf den Abdruck desRätsels in seiner gewohntenForm verzichten. Stattdessenbitten wir Sie als findige undrateerprobte Leser um Mithilfe

bei der Aufklärung eines Tötungsdelikts, das die Be-hörden seit geraumer Zeit beschäftigt. Für sachdienli-che Hinweise sind Belohnungen in Form von Opern-karten ausgesetzt. Es folgt der polizeilicheFahndungsaufruf: In der Nacht vom 15. auf den16.3.2011 wurde eine bislang nicht identifizierte Frautot vor dem Gasthof »Al Mincio« im Joseph-Grün-Weggefunden. Die Person dürfte etwa 18 bis 25 Jahre alt ge-wesen sein. Bekleidet war sie mit einer Reiteruniformfür Herren. Das unbekannte Opfer befand sich ineinem Sack, der teilweise aufgeschnitten worden war.Der Körper wies mehrere Stichverletzungen auf. Wiedie Obduktion ergab, wurden ihm diese mit einerdolchartigen Waffe beigebracht. Vermutlich trat derTod nicht unmittelbar im Zuge der Gewalteinwirkungein, sondern erst später auf der Straße. Der Todeszeit-punkt wird auf Mitternacht geschätzt. Die Geschwister,die die abgeschiedene Herberge leiten, gaben an, in-folge eines Gewitters nichts vom Tatgeschehen mitbe-kommen zu haben. Ferner sagten sie aus, dass der ein-zige Gast, ein Offizier, wohl noch in der Nachtabgereist sei. Von ihm fehlt bislang jede Spur.

Deshalb hat die Mordkommission folgendeFRAGE

Wie heißen Opfer und Täter?

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 15. September2011 an die Redaktion »Jour nal«, Ham bur gischeStaats oper, Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter derHambur gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sindleider nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts weg istausgeschlossen.

DAS KÖNNEN SIE GEWINNEN

1. Preis: Zwei Karten für »Salome« am 24. November 20112. Preis: Zwei Karten für »Bliss« am 17. November 20113. Preis: Zwei Karten für »Dritte Sinfonie von GustavMahler« am 18. November 2011

Richard Wagner:SiegfriedLive-Mitschnitt aus der Staatsoper Hamburgvom Oktober 2009

Christian Franz Peter GalliardFalk Struckmann Wolfgang KochDiogenes Randes Deborah HumbleCatherine Foster Ha Young Lee

Simone YoungPhilharmoniker Hamburg

Der „Siegfried“ wurde im Hamburger „Ring“ besonders gefeiert. Der Applaus galt der Regie genauso wie den

Sängern und dem Orchester unter der Leitung von Simone Young. Die feine Charakterzeichnung der Protagonisten durch Claus Guths Regie wurde von einer überzeugend gecasteten Solistenriege brillant auf die Bühne gebracht. Dieser „Ring“ wirkt auch bei rein akustischem Erleben sinnfällig und trans-parent. Die Sängerbesetzung mit erfahrenen Wagner-Sängern wie Christian Franz, Falk Struckmann und Wolfgang Koch garantiert einen erstklassigen vokalen Standard.

SIEGFRIED Wagner-Glück an der Alster

IN VORBEREITUNG:

RICHARD WAGNER: GÖTTERDÄMMERUNG4CDs · OC 928VERÖFFENTLICHUNG: HERBST 2011

Richard Wagner:Das RheingoldLive-Mitschnitt

Falk StruckmannWolfgang KochPeter Galliard

Simone YoungPhilharmoniker Hamburg

2CDs · OC 925

Richard Wagner:Die WalküreLive-Mitschnitt

Stuart SkeltonMikhail PetrenkoFalk Struckmann Yvonne NaefDeborah Polaski

Simone YoungPhilharmoniker Hamburg

4CDs · OC 926

Bereits erschienen

www.oehmsclassics.de · im vertrieb von harmonia mundi

4 CDs OC 927

Page 30: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Eine verträumte RealistinDie Journalistin Verena Fischer-Zernin und Fotografin Maja Metz besuchten die Chef-maskenbildnerin Ute Mai in ihrem Refugium

Verena Fischer-Zernin arbeitet u.a. für das Hambur-ger Abendblatt, den »Tagesspiegel«, die Neue Musik-zeitung und »Spiegel Wissen«.Ute Mai

ist seit der Spielzeit2004/05 Chefmas-kenbildnerin derStaatsoper

oper Hinter den KulissenDie Maskenabteilung

2 8 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

a steht sie auf dem Korridor, Ver-waltungstrakt der Hamburgischen Staats-oper, 4. Obergeschoss. Die nüchterne Ar-chitektur und der Linoleumbodenkönnten nicht stärker mit ihrer Erschei-

nung kontrastieren: Das Haar kringelt sich um ihr Ge-sicht; sein Kastanienrot verschmilzt mit dem ihrer in-disch bedruckten Tunika. Mit den blauen Mandelaugenund der samtweichen Stimme könnte man sie für eineChansonnière halten. Doch Ute Mai hat hier ein Büro,und was für eins: Der Raum knistert förmlich vor Ener-gie. An der Wand explodiert eine Sonne auf einem Ge-mälde, auf dem Sideboard darunter steht ein einsamerrotseidener Stöckelschuh. Überall liegen Schachteln, Ta-schen, Tüten. »Kunsthaar Damensolo« steht auf einemKarton, aus dem es pink, gelb und grün leuchtet. Maideutet auf eine Kiste: »Das sind Probemasken für denneuen ›Don Giovanni‹. Da wird noch viel verändert.«Zwischendurch nimmt sie das Telefon ab, und als eineMitarbeiterin vorbeikommt, bittet Mai sie: »Kannst dudie Praktikantin in die Mittagspause mitnehmen?«

Mai, 51 Jahre alt, ist daran gewöhnt, ungefähr zehnDinge gleichzeitig im Kopf zu haben. Sie ist die Chefmas-kenbildnerin des Hauses an der Dammtorstraße. Seit2005 sorgt sie an sechs, manchmal sogar an sieben Tagender Woche dafür, dass Solisten, Choristen und Kompar-sen geschminkt und frisiert sind, wenn sich der Vorhangzur Vorstellung hebt. Sie beratschlagt Masken und Frisu-ren mit Regisseuren und Ausstattern, sie kümmert sichdarum, dass die Perücken gewartet werden, sie schreibtDienstpläne für 26 Mitarbeiter und Materialbestellun-gen und führt Gespräche mit dem Betriebsrat. Am liebs -ten ist sie selbst kreativ und macht im Schminkraum mitoder im sogenannten Matschraum, wo Masken ausPappmaché oder Latex entstehen.

Natürlich macht sie beim Abenddienst mit: »Wennwir Dutzende von Glatzen zu kleben haben, dann kannich nicht im Büro sitzen und e-Mails beantworten.«Routine kennt der Betrieb nicht. Ständig ändert sichetwas in der Planung, und dann muss der ganze Apparatreagieren. Den Ernstfall können Mai und ihr Team nichtproben. Zur sogenannten Klavier-Technik-Probe, derersten von drei Endproben vor einer Premiere, gehen dieSänger mit Maske und Frisuren auf die Bühne. Aberdann muss auch schon alles klappen, denn zu der Probe

kommen die Fotografen – schließlich müssen die Pro-grammhefte noch in den Druck.

Da kommt man kaum zum Luftholen. »Ich machedas seit 30 Jahren und immer noch gerne«, sagt Mai. Sieist eine Theaterbesessene. Das war sie schon mit 16 Jah-ren, als sie ihre Friseurlehre in Göttingen begann. »Jederhat gesagt, zum Theater, das wollen ja alle, das schaffstdu nicht«, erzählt sie. »Aber ich musste einfach.« Nachder Maskenbildnerausbildung arbeitete sie an Stadtthea-tern in Hildesheim und Bern, entdeckte ihre Liebe zuSprachen, zog ein Jahr lang durch Nord- und Südame-rika und landete schließlich beim Musical. »Phantomder Oper«, »Tanz der Vampire« oder »König der Löwen«,sie kennt sie alle von innen. Auch heute designed siegerne beim Musical. Und als Anna Netrebko einmal kurzvorm Auftritt eine Frisur wünschte, packte Mai ihr Köf-ferchen und fuhr schnell ins CCH rüber.

Warum sie sich damals, als junge Frau, nicht selbst fürdie Bühne entschieden hat? »Dazu war ich zu schüch-tern.« Realistin ist Ute Mai immer geblieben – »eine sehrverträumte Realistin«, ergänzt sie und lacht. IhrenTraum, einen Spa auf Bali zu eröffnen, hat sie nicht ver-wirklicht. Doch nach wie vor haben ihre Träume einenPlatz in ihrem Leben. Sie besucht Freunde in der Karibik,in Kalifornien oder Südafrika, so oft sie kann. »Beim Mu-sical lernt man Leute aus der ganzen Welt kennen«, er-zählt sie. »Dieses Gefühl, da ist der gepackte Koffer, ichkann gleich los, das ist unheimlich wichtig für mich.«Während der Saison bleiben ihr freilich nur die freienVormittage. Da macht sie Spaziergänge im Grünen.

Zeit für Hobbys bleibt ihr nicht. Doch oft fließen Frei-zeit und Arbeit ineinander. Ihre Inspiration holt sich Maiin Museen und aus Kunstbänden. Oder sie frönt ihremFaible für Makeup: »Nichts ist schöner, als in einer Par-fümerie durch die Cremetöpfe zu streichen. Das ist dasTolle an unserem Beruf: Wir dürfen spielen«, schwärmtsie – und fügt leise hinzu: »Nur manchmal hätte ichgerne einfach mal Wochenende.«

D

Page 31: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 2 9

Page 32: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

John Malkovich ist CasanovaTHE GIACOMO VARIATIONS

Nach seinem umjubelten Auftritt als Frauenmörder Jack Unterweger im Mai 2010 in »The Infernal Co-medy« kehrt John Malkovich jetzt als berühmtester Verführer aller Zeiten nach Hamburg zurück. Dermusikalische Abend »The Giacomo Variations« eröffnet in der Hamburgischen Staatsoper die neue Sai-son der Elbphilharmonie Konzerte 2011/2012. Als gealterter Giacomo Casanova blickt Malkovich aufsein Leben: seine Karriere als Jurist, Priester, Musiker, Soldat, Schriftsteller – vor allem aber als legendärerLiebhaber unzähliger Frauen. Die Bekenntnisse des ewigen Herzensbrechers sind verwoben mit denschönsten Arien von Wolfgang Amadeus Mozart – denn Casanova rühmt sich, große Teile zu dessenOpern »Don Giovanni« und »Così fan tutte« beigetragen zu haben. Tatsächlich war Casanova gut mitMozarts Librettist Lorenzo Da Ponte befreundet. So verknüpft »The Giacomo Variations« das Panopti-kum der Mozart'schen Frauenrollen geschickt mit der Sammlung von Casanovas amourösen Trophäen.Mit: John Malkovich, Ingeborga Dapkunaite, Sophie Klußmann und Florian Boesch. Es spielt die WienerAkademie unter der Leitung von Martin Haselböck. Regie: Michael Sturminger, Ausstattung: Renate Mar-tin und Andreas Donhauser. Eine Produktion der Vereinigten Bühnen Wien und der Ruhrfestspiele Recklinghausen in Zusammenarbeitmit Musikkonzept. In Kooperation mit der Hamburgischen Staatsoper. Mit freundlicher Unterstützung vonBarbara und Ian Karan.

Mo 26.9.2011, 20.00 in der Hamburgischen Staatsoper | Veranstalter: Elbphilharmonie Konzerte Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen | Infos: www.elbphilharmonie.de

BENEFIZ-GALAAM 24. SEPTEMBER veranstalten die

Freunde des Ballettzentrum Hamburg mit»Intermezzo VI« zum sechsten Mal ihreBenefiz-Gala zugunsten der Ballettschuledes HAMBURG BALLETT. Alle zwei Jahrefindet diese Ballett-Benefiz-Veranstal-tung statt, deren Erlös ein wesentlicherBestandteil der Nachwuchsförderung ge-worden ist. In diesem Jahr findet die fest-liche Gala, die unter der Schirmherrschaftvon Kultursenatorin Prof. Barbara Kisselersteht, im Börsensaal der Handelskammerstatt. Schülerinnen und Schüler der Bal-lettschule und Mitglieder der Compagniepräsentieren ein abwechslungsreichesProgramm, durch das John Neumeierpersönlich führt. Der Ballettintendant undEnsemblemitglieder des HAMBURG BAL-LETT mischen sich unter die Gäste, so-dass eine einmalige Möglichkeit zumAustausch mit den Künstlern entsteht.Ein exzellentes mehrgängiges Menü inaußergewöhnlichem Ambiente rundet dieGala ab.

Für alle Fragen rund um die Ballett-Bene-fiz-Gala »Intermezzo VI« und für Platz-und Tischreservierungen wenden Sie sichbitte an das Organisationsbüro Ballett-gala »Intermezzo VI« bei Schoeller & vonRehlingen PR Hamburg, per Telefon (040-45 01 83 0), Fax (040-45 01 83 22) odereMail ([email protected]).

OPER Namen&Nachrichten

30 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Aktuelles aus der Staatsoper

Am 5. und 6. Juli gastierte das National Ballet of China während der 37. Ham-burger Ballett-Tage an der Staatsoper. Die Tänzer begeisterten das Hambur-ger Publikum mit dem Ballett »Die rote Laterne« nach dem gleichnamigenFilm von Chinas bekanntestem Regisseur Zhang Yimou.

Page 33: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

MAHLER ZUM LESENDREI TAGE MAHLER IN HAMBURG

In der Opera stabile und im BuceriusKunst Forum fand im September einSymposium zu Mahlers Vokalschaffenstatt: Vorträge und Konzerte ergänztensich gegenseitig. Zum Nachlesen sind dieVorträge nun in einem Sammelband er-schienen, herausgegeben von Hanns-Werner Heister. Mahlers Verhältnis zuWeltbildern, zu Hamburg und zu sozialenFragen seiner Zeit werden dabei ebensobehandelt wie die Wechselwirkung vonLied und Sinfonik. »Wo die schönenTrompeten blasen. Vokale und instrumen-tale Semantik im Werk Gustav Mahlers«.353 Seiten, 44 €, www.weidler-verlag.de

Alles TheaterDIE 8. HAMBURGER THEATERNACHT

Über 40 Hamburger Bühnen sind bei der 8. Hamburger Theaternacht am 10.September 2011 dabei. Um 19.00 Uhr fällt der Startschuss auf der Bühne amJungfernstieg, und dann können Theaterfans wieder per Bus, Bahn und Boot zuallen Häusern gelangen.

Um 19.00 Uhr beginnt auch das Programm der Hamburgischen Staatsoperan der Dammtorstraße. Die Mitglieder des Opernensembles und die Musikerder Philharmoniker Hamburg präsentieren Ausschnitte aus dem Repertoire,musikalische Miniaturen und sehr viel Kurzweiliges. Moderiert wird das Pro-gramm von der Leitenden Dramaturgin Kerstin Schüssler-Bach und Operndi-rektor Francis Hüsers. Im Biergarten in der Kleinen Theaterstraße, auf derProbebühne 1 und in der Opera stabile erwarten die Besucher unter anderemSternstunden des Tonfilmschlagers, ein Probenbesuch beim Damenchor, Kam-mermusik mit den Philharmonikern, das »Kosaken-Café«, ein MusikalischesGlücksrad und Operetten-Highlights. Ab 21.00 Uhr beginnt das Programm imGroßen Haus: Intendantin Simone Young begrüßt die Gäste, es gibt Ausschnitteaus Verdis »Rigoletto« und ein öffentliches Singen. Zur »Verrückten Stunde«sind die Hamburger Kammerspiele mit »End of the Rainbow« zu Gast, währenddie Staatsoper im Altonaer Theater gastiert. Traditionell klingt auch in diesemJahr die lange Nacht mit der Jam-Session der Philharmonic Clowns aus.

DAS HAMBURG BALLETT und seine Ballettschule laden dieses Jahr wiederins Ballettzentrum Hamburg – John Neumeier in Hamm ein. Von 19.00 bis 22.00Uhr präsentieren sie dort ein buntes Programm. Die Compagnie bietet Einblickein die Probentätigkeit zu Choreografien aus dem aktuellen Spielplan, darunter»Die Kameliendame« und »Ein Sommernachtstraum«. Die Ballettschule desHAMBURG BALLETT präsentiert ihr Können im Training und in Improvisa-tionen.

8. Hamburger Theaternacht 10. September 2011, ab 19.00 UhrKarten 11,00 Euro (Abendkasse 14,00 Euro) an der Tageskasse der StaatsoperAlle Programmdetails: www.hamburger-theaternacht.de

Kunsthalle Bremen

Aufg

esch

loss

en!

20. A

ugus

t 201

1De

r Kun

stver

ein in

Brem

en er

öffn

et di

e neu

e Kun

sthal

le am

Com

pute

rgra

fik: h

inric

hs: g

rafik

desig

n

Page 34: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

DIE NEUE PHILHARMONISCHE Saisonsteht unter dem Motto »Folk Songs«. Si-mone Young spürt der emotionalen Kraftjener Klänge nach, die Komponisten aus derVolksmusik ihrer Heimat gewannen.

Béla Bartók und Johannes Brahms ma-chen den Auftakt. Beide beschäftigten sichintensiv mit Liedern und Tänzen der soge-nannten »einfachen Leute« – Bartók zeich-nete auf seinen Streifzügen durch osteuro-päische Länder sogar viele Melodien aufPhonographen auf und ist damit ein Pionierder Musikethnologie. An seinem Lebens-ende warf er in seinem Konzert für Orche-ster einen intensiven Rückbklick auf die ei-gene kompositorische Jugend: Tanzmusikaus Rumänien vermischt sich mit U-Musik

Brahms mit Lars Vogt, »Elias« im Michel Start der Philharmonischen Saison

Simone Young und Lars Vogt

aus Bartóks neuer Heimat, den USA. DennBartók hatte vor den Nazis fliehen müssen –zudem war er schwerkrank und wurde auseiner schöpferischen Krise durch diesenKompositionsauftrag des legendären Diri-genten Serge Koussevitzky gerettet. Das bril-lante Konzert für Orchester von 1944 reflek-tiert Bartóks Situation zwischen Abschiedund Neuanfang. Aber auch zwischen Vitali-tät und Innehalten – wie auch das 2. Klavier-konzert von Brahms, das vom Komponistenselbst uraufgeführt wurde. »Brahms ist einausgezeichneter Klavierspieler«, hieß es da-mals in einer Kritik: »Er verzichtet darauf,durch wilde Indianersprünge die Aufmerk-samkeit auf sich zu lenken.«

Darauf verzichtet sicher auch Lars Vogt.Der deutsche Spitzenpianist gastiert welt-weit bei den bedeutendsten Orchestern.Seine zahlreichen preisgekrönten CD-Ein-spielungen bestechen durch geistige Vertie-fung, Konzentration und erlesene An-schlagskultur. Lars Vogt hat eine besondereVorliebe für Brahms: »Ich fühle mich dieserMusik emotional in ihrer Tiefe, Ehrlichkeitund oft dunklen, nordischen Färbung sehrnahe«. Was Brahms selbstironisch als »einpaar kleine Klavierstücke« bezeichnete, istein Meisterwerk der Gattung. Lars Vogt be-

schreibt das Werk: »Zwei erste Sätze, die vol-ler Drama sind und auch das gesamte Or-chester ausschöpfen, und dann zwei Sätze,die deutlich kammermusikalischer, stiller,und im Falle des letzten Satzes auch freund-licher angelegt sind.« Trotz monumentalerPassagen hat selbstherrliches Virtuosentumhier keine Chance – die traumverhangenen,intimen Momente lassen immer wiederauch den Liedkomponisten Brahms durch-scheinen.

Im Hamburgs schönster Kirche ist im 1.Sonderkonzert der Philharmoniker FelixMendelssohns »Elias« zu hören. Das großar-tige Oratorium wird von Simone Young di-rigiert: »Musik und Geschichte des ›Elias‹sind unglaublich packend. Man kann diesesStück aber nur machen, wenn man einenherausragenden Sänger für die Titelpartiehat. Ich freue mich, dass wir Michael Vollegewinnen konnten – er gehört ja zu den füh-renden Opern- und Konzertsängern seinerGeneration.«

Ihm zur Seite stehen mit Gabriele Rossma-nith, Christa Mayer und Marcel Reijans wei-tere gefragte Solisten. Die biblische Legendeum den Gottessucher und Zweifler Elias, derschließlich in einem feurigen Wagen genHimmel fährt, trägt in ihrer Emotionalität

PHILHARMONIKER Konzerte

»ELIAS« IM MICHEL

Simone Young, DirigentinMichael Volle, BaritonGabriele Rossmanith, SopranChrista Mayer, AltMarcel Reijans, TenorKonzertvereinigung Staatsopernchor Ham-burg, Einstudierung Florian Csizmadia

Felix Mendelssohn BartholdyEliasOratorium op. 70

4. Oktober, 20.00 Uhr St. Michaelis

1. PHILHARMONISCHES KONZERT

Simone Young, DirigentinLars Vogt, Klavier

Béla BartókKonzert für OrchesterJohannes BrahmsKlavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83

25. September, 11.00 Uhr, 26. September, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Kerstin Schüssler-Bacham So. um 10.15 Uhr im Kleinen SaalMo. um 19.15 Uhr im Studio E

SONDER-KAMMERKONZERT

»Telemann bei Kerzenschein«

Georg Philipp TelemannSuite a-Moll, Kanarienvogel-Kantate, Dänische Festkantate, Sonata A-DurCarl Philipp Emanuel BachStreichersinfonie C-Dur Wq 182,3sowie Tänze von Jean-Marie Leclair, Arcangelo Corelli u. a.

Trine W. Lund (Sopran), Matthias Lüderitz(Bass) Anke Braun (Flöte), Monika Brug-gaier, Marianne Engel (Violine), Naomi Sei-ler (Viola) Susanna Weymar (Violoncello),Tobias Grove (Kontrabass), Isolde Kittel-Zerer (Cembalo), Doris von der Aue, Ra-chel Davies-Farr (Barocktanz)

17. Oktober, 19.30 UhrStaatsoper Hamburg

32 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 35: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Felix Mendelssohn Bartholdy

und Theatralik fast opernhafte Züge. Einepassende Aufgabe also für den Staatsopern-chor, der sich den lyrischen Aufgaben wie in»Denn er hat seinen Engeln befohlen überdir« ebeno widmen wird wie den dramati-schen Anrufen des »Baal, erhöre uns!«Die Uraufführung des ebenso ergreifendenwie bildhaften Bekenntniswerks 1845 in Bir mingham geriet zum Triumph: »Nochniemals«, berichtete Mendelssohn, »ist einStück von mir bei der ersten Aufführung sovortrefflich gegangen und von den Musikernund den Zuhörern so begeistert aufgenom-men worden wie dies Oratorium.« DieserErfolg ist dem Stück des gebürtigen Ham-burgers treu geblieben – bis heute gilt »Elias«als das beliebteste Oratorium des 19. Jahr-hunderts.

»Ein vernünftiges Feuer«, meinte ein ba-rocker Zeitgenosse, zeichne die Musik vonGeorg Philipp Telemann aus. In fast 50 Jah-ren leis tete der Wahl-Hamburger ein fast un-vorstellbares Arbeitspensum: Als Musikali-scher Direktor der Oper, des Johanneumsund aller fünf Hauptkirchen lieferte erWoche um Woche Kantaten, Admiralitäts-und Festmusiken und natürlich Bühnen-

werke für die Hansestadt. Seine Oper »Fla-vius Bertaridus« steht Ende Oktober aufdem Spielplan der Staatsoper.

Zum Saison-Schwerpunkt »333 JahreOper in Hamburg« haben sich auch barock-begeisterte Philharmoniker zu einer Huldi-gung zusammengefunden: »Telemann beiKerzenschein« präsentiert in der StaatsoperMusik und Tänze des 18. Jahrhunderts. MitBarockkostümen, Barocktanz und einer ker-zenbeleuchteten Bühne wird ein Hauch vonGänsemarktopern-Atmosphäre den nüch-ternen Nachkriegsbau durchwehen. AuchMusik des »Hamburger Bachs« Carl PhilippEmanuel (Telemanns Patensohn) darf dabeinicht fehlen. »Wir wollen die Zuschauer aufeine sinnenfrohe Zeitreise mitnehmen«, ver-rät Geigerin Monika Bruggaier: »Im histori-schen Ambiente entführen wir in die Weltder Kammermusik, Kantaten und Tänze ausder Gründungszeit des ältesten bürgerlichenOpernhauses Deutschlands, gespielt auf hi-storischen Instrumenten und getanzt nachoriginalen Choreografien der damaligenHoftänze«. Ein »vernünftiges Feuer« also,das den Zuschauern von heute leuchtet. / KERSTIN SCHÜSSLER-BACH

Page 36: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

An sich selbst wachsenIn der Jugend-Opernakademie entwickeln Kinder und Jugendliche ihre Talente

zeit war ›La Bohème‹. Wir haben Szenen und Gesangs-stücke aus dieser Oper erarbeitet und unsere eigenenSzenen auf Basis der Geschichte erfunden. Außerdemhaben wir mit Szenen aus dem Musical ›Rent‹ gearbeitet,das eine Adaptation des ›La Bohème‹-Stoffes ist. Das Er-gebnis ist die Sommerwerkstatt«. Nadine Hellriegel istausgebildete Opernregisseurin und erfahrene Musik-pädagogin. Sie gibt den Schauspielunterricht, und auchdie Organisation liegt in ihren Händen. »Mir ist wichtig,dass die Kinder eine Grundausbildung in Gesang, Tanzund Schauspiel erhalten. Dass sie ein bestimmtes Werk,eine bestimmte Oper, intensiv kennen lernen, auf derBühne sehen, und verstehen. Dass die Kinder an sichselbst wachsen, ihre Talente und Fähigkeiten entdecken.Und nicht zuletzt, dass sie Spaß an dem haben, was sietun«, beschreibt sie ihre Arbeit. »Ich will nicht dieOpernsänger von morgen heranzüchten, sondernmöchte, dass die Kinder ihre Persönlichkeit weiterent-wickeln, Erfolge mit dem haben, was sie gut können, unddass sie ihre Talente weiterentwickeln«.

Während sich die Stuhlreihen auf der Probebühne 1

JUGENDPROJEKTE

ENDE JUNI IN DER STAATSOPER – die Spielzeit-pause naht, und langsam breitet sich eine Stimmung wievor den Sommerferien aus. Doch für 45 junge Künstlerist es der Höhepunkt des Opernjahres: Die Schülerinnenund Schüler der Jugendopern-Akademie (JopAk) schlie-ßen ihr Schuljahr traditionell mit der großen Sommer-werkstatt ab. Einen Abend lang gehört die Probebühne1 ganz ihnen. Nur wenige Meter von der Staatsopern-bühne entfernt, wo die Profis Abend für Abend ihr Pu-blikum begeistern, können die Nachwuchskünstler ihrenEltern, Geschwistern und Freunden – insgesamt fast 200Zuschauern – zeigen sie, was sie in einem Jahr gelernthaben. Und das ist eine ganze Menge.

45 Kinder und Jugendliche zwischen sieben und acht-zehn Jahren gehören zur Jugendopern-Akademie, einerKooperation der Staatsoper und der Staatlichen Jugend-musikschule Hamburg. Mit Unterricht in Gesang,Schauspiel und Tanz werden sie an die Kunstform Operherangeführt. Nadine Hellriegel leitet die Akademie seitDezember 2010. Sie hat auch das Programm für dieSommerwerkstatt ausgewählt: »Das Thema dieser Spiel-

Schülerinnen und Schüler führen Szenen aus »La Bohème« und »Rent« auf

34 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 37: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

langsam füllen, steht sie ruhig hinter dem Vorhang, wodie 45 Schülerinnen und Schüler aufgeregt auf ihrenAuftritt warten. Mit Requisiten aus dem Fundus derStaatsoper und vielen eigenen Ideen haben sie das Büh-nenbild und die Kostüme selbst gestaltet. Das Licht imSaal wird dunkler, Spots beleuchten die Szenerie, und dieJopAk-Schülerinnen und -Schüler betreten die Bühne.In den folgenden eineinhalb Stunden nehmen sie ihreZuschauer mit in Rodolfos Künstlermansarde, ins CaféMomus und zu Mimìs Sterbebett. Arien von Puccini er-klingen ebenso wie Songs aus Jonathan Larsons Musical»Rent«. Sie singen, tanzen und spielen mit Freude undBegeisterung. Schnell springt der Funke über auf die Zu-schauer, die am Ende jubeln und applaudieren. Glück-lich fassen sich die JopAk-Schüler an den Händen undverbeugen sich – ganz wie die Profis allabendlich auf derStaatsopernbühne. Stolz steht Nadine Hellriegel zwi-schen ihren Schülern. Für das kommende JopAk-Schul-jahr hat sie schon viele Pläne: »Wir wollen die JopAk ver-größern. Es soll eine weitere Gruppe geben, so dass dieKinder besser nach Alter und Leistung in die passendeGruppe eingeteilt werden können. Außerdem wollen wirdie Konzertklasse wieder fortführen. Sie soll den bestenSchülern ermöglichen, intensiv und solistisch zu arbei-ten, zusätzlich zum regulären Unterricht«. Auch den the-matischen Schwerpunkt hat sie sich schon überlegt: MitVerdis »Aida« steht ein weiterer Klassiker des Opernre-pertoires auf dem Stundenplan der JopAk-Schüler. Au-ßerdem wünscht sie sich mehr Auftritte für die Nach-wuchskünstler, »schließlich üben wir das ganze Jahr, umauf der Bühne zu stehen«. Wie sehr sich das Üben ge-lohnt hat, sehen an diesem Abend in der StaatsoperFreunde und Verwandte der JopAk-Schüler. Mehr Jubelund Applaus könnten sich auch die Profis auf der großenBühne nebenan nicht wünschen. / Anja Bornhöft

Sie erhalten das »Journal« sechsmal pro Spielzeit per Post

direkt nach Hause und sind so immer auf dem Laufenden. Das »Journal« kostet im Abonnement € 2,- pro Ausgabe (fürAbonnenten der Staatsoper oder der Philharmoniker € 1,-).Das »Journal«-Abonnement verlängert sich automatisch auf die Folgespielzeit, sofern es nicht bis zum 4. Juni 2012schriftlich gekündigt wird.

Hiermit abonniere ich ab sofort das »Journal« der Hambur -gischen Staatsoper.

Name, Vorname: __________________________________

Straße, Hausnummer: ______________________________

PLZ, Ort: _________________________________________

Ich bin Abonnent der Staatsoper oder der Philharmoniker undbeziehe das »Journal«-Abonnement zum ermäßigten Preis.

Datum/Unterschrift: _______________________________

Hiermit erteile ich der Hamburgischen Staatsoper eine Ein-zugsermächtigung.

Kontonummer: ____________________________________

Bankleitzahl: ______________________________________

Kreditinstitut: _____________________________________

Datum/Unterschrift: _______________________________

Bitte senden an: Hamburgische Staatsoper Kartenservice, Große Theaterstraße 25,20354 Hamburg oder faxen unter 040-35 68 610

Das Neueste aus Oper und Ballett!Gut informiert mit einem Abonnement des »Journal«

1 .20 1 1 / 12 JOURNAL 35

Page 38: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

PREMIERENFEIER »PURGATORIO«Sie feierten den Ballett-Höhepunkt desMahlerjahrs und den Beginn der 37.Hambur ger Ballett-Tage: Reid Anderson, Direktor des Stuttgarter Balletts mit JohnNeumeier (1) hinter der Bühne, die »Ab ge -ord ne ten« der ZEIT-Stiftung Prof. Dr. MichaelGöring und Prof. Dr. Manfred Lahnstein (2). DieSchauspielerin und Sängerin Jasmin Wagner(3) ist ein großer Ballett-Fan und zeigt sich

ZUM ABSCHIED IN DIE LUFT GEWORFEN: Dieses Ritual der Tänzer des HAMBURG BALLETT ließ auch Joëlle Boulogne anschließend an die Nijinsky-Gala über sich ergehen (11).

3

4

2

1

6

10

7 8 9

5

LEUTE

11

von Gustav Mahler angetan. Raina Gerov dePereira, Prof. Gerd-Winand Imeyer mit Gattinund Ulf Gerckens (4) feierten ebenso wie derGeschäftsführer der Opernstiftung Hans-Heinrich Bruns und Gattin (5). Sie begleitendas Hamburg Ballett um die halbe Welt undlassen sich natürlich auch die Premierenicht entgehen: Prof. Dr. Hermann Reichen-spurner und die »Gang« (6). Außerdem ge-sichtet: Detlef Meierjohann und derVorsitzende der Opernstiftung Wolf-JürgenWünsche (7), Young Classx-GeschäftsführerDr. Tobias Wollermann und Kristin Lange (8),Michael Lang (9), Itta, Christopher und Chris-tiane Garbe sowie Renate Lohr (10).

36 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 39: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

PREMIERENFEIER »PALESTRINA«Jubel des Publikums: Simone Young, Wolf-gang Koch, Katerina Tretyakova, RobertoSaccà, Falk Struckmann, weitere Solistenund Chormitglieder beim Schlussapplaus(1), Eva Hubert, Filmförderung HamburgSchleswig-Holstein, mit Karlheinz undChris ta Goetsch (2), Dr. Wilfried Maier undDr. Eva Gümbel, GAL, (3), Eva und KlausLinne (4), Angelika und KammersängerFranz Grundheber (5) Schriftstellerin UllaHahn und Klaus von Dohnanyi (6).

Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, Frederik Mayet, Jesusdarsteller der Passi-onsspiele Oberammergau 2010 und Pres se - sprecher des Münchner Volkstheaters und»Palestrina«-Regisseur Christian Stückl.

1

2 3 4

5

6

Page 40: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

AUGUST

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 66,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 66,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 15:00 Uhr › € 22,– bis 66,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 15:00 Uhr › € 22,– bis 66,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

EvitaEine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 15:00 Uhr › € 22,– bis 66,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 15:00 Uhr › € 22,– bis 66,–

Evita Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 22,– bis 83,–

Alvin Ailey Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 23,90 bis 88,50

Alvin Ailey Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 23,90 bis 93,–

Alvin Ailey Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 23,90 bis 93,–

Alvin Ailey Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 23,90 bis 93,–

Alvin Ailey Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 14:30 Uhr › € 23,90 bis 88,50

Alvin Ailey Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 20:00 Uhr › € 23,90 bis 93,–

Alvin Ailey Eine Veranstaltung der FunkeMedia GmbH› 14:30 Uhr › € 23,90 bis 88.50

MusikkontakteMusikinstrumente be-greifen 10:00 und 11:30 Uhr, täglich bis 2. September geschlossene Veranstaltungen, Opera stabile

SEPTEMBER

Faust*, Charles Gounod› 19:00–22:00 Uhr › € 5,– bis 97,– A | Oper gr.2 , Schnupper, VB

Tosca*, Giacomo Puccini› 16:00–18:30 Uhr › € 4,– bis 89,– B | Nachm

Rigoletto*, Giuseppe Verdi› 19:30–22:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Di2 , Oper kl.1

Rigoletto*, Giuseppe Verdi18:00–20:30 Uhr, € 5,– bis 97,– A | Sa1, VB

Hamburger Theaternacht › Programm auf der Hauptbühne ab 21.00 Uhr› Programm in der Opera stabile, auf Probebühne 1 und im Ballettzentrum ab 19.00 Uhr

Faust*, Charles Gounod› 19:00–22:00 Uhr › € 4,– bis 89,–B | So1, Serie 38

Vor der Premiere »Don Giovanni«› 11:00 Uhr › € 7,– | Probebühne 1

Rigoletto*, Giuseppe Verdi› 19:30–22:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Di1, VB

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Tosca*, Giacomo Puccini› 19:30–22:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Mi1, VB

Opern-Werkstatt: »Don Giovanni« › 18:00–21:00 Uhr, Fortsetzung 17. September, 11:00–17:00 Uhr › € 48,–

Faust*, Charles Gounod› 19:00–22:00 Uhr › € 5,– bis 97,– A | VTg3, Serie 68, VB

P R E M I E R E ADon Giovanni* Wolfgang Amadeus Mozart› 18:00 Uhr › € 6,– bis 158,– P | PrA

M U S I K KO N TA K T EBona notte, liebe Lotte › 9:30 und 11:30 Uhr, täglich bis 23. September geschlossene Veranstaltungen › Opera stabile

La Cenerentola*, Gioachino Rossini› 19:30–22:40 Uhr › € 4,– bis 79,– C | VTg1, VB

P R E M I E R E B Don Giovanni* Wolfgang Amadeus Mozart › 19:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | PrB

DER SPIELPLAN04 So

06 Di

10 Sa

13 Di

11 So

14 Mi

17 Sa

18 So

19 Mo

20 Di

21 Mi

21 So

23 Di

25 Do

26 Fr

27 Sa

28 So

30 Di

03 Sa

24 Mi

10 Mi

11 Do

09 Di

12 Fr

13 Sa

14 So

16 Di

17 Mi

18 Do

19 Fr

20 Sa

38 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 41: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

Faust, Charles Gounod› 19:00–22:00 Uhr› € 4,– bis 79,– C | Do1, VB

La Cenerentola*, Gioachino Rossini› 19:30–22:40 Uhr › € 4,– bis 89,– B | Oper gr.1, VTg4

After work »Im Rausch der Tiefe« › 18:00–19:00 Uhr › € 10,– (inkl. Getränk) Opera stabile

Don Giovanni* Wolfgang Amadeus Mozart19:00 Uhr › € 5,– bis 97,– A | Sa2

Die Zauberflöte Wolfgang Amadeus Mozart› 18:00–21:15 Uhr › € 4,– bis 89,– B, VB

1. Philharmonisches Konzert Einführung 10:15 Uhr im Kleinen Saal› 11:00 Uhr› € 9,– bis 44,– Laeiszhalle, Großer Saal

G A S T S P I E L Giacomo Variatiations Eine Veranstaltung der Elbphilharmonie-Konzerte› 20:00 Uhr › € 12,– bis 95,–

1. Philharmonisches Konzert Einführung 19.15 Uhr im Studio E› 20:00 Uhr › € 9,– bis 44,– Laeiszhalle, Großer Saal

Don Giovanni*Wolfgang Amadeus Mozart› 19:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Di3, VB

La Cenerentola*Gioachino Rossini› 19:30–22:40 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Mi2

Die Zauberflöte Wolfgang Amadeus Mozart› 19:00–22:15 Uhr › € 4,– bis 79,– C, VB

Don Giovanni*Wolfgang Amadeus Mozart› 19:00 Uhr › € 4,– bis 89,– B | Fr3, Oper kl.2

OKTOBER

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RDie KameliendameFrédéric ChopinHamburger Symphoniker› 19:30–22:30 Uhr › € 5,– bis 97,– A | BalKl2

Palestrina*, Hans PfitznerEinführung 17.20 Uhr› 18:00–22:20 Uhr › € 4,– bis 89,–B | So2, Serie 48

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RDie Kameliendame Frédéric ChopinHamburger Symphoniker › 19:30–22:30 Uhr › € 4,– bis 79,–C | Bal I

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RDie Kameliendame Frédéric ChopinHamburger Symphoniker 19:30–22:30 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Di2, VB

1. Sonderkonzert › 20:00 Uhr › € 14,– bis 50,– St. Michaelis

Don Giovanni*Wolfgang Amadeus Mozart› 19:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Mi1

Palestrina*, Hans PfitznerEinführung 17.20 Uhr› 18:00–22:20 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Do2

Don Giovanni*Wolfgang Amadeus Mozart› 19:00 Uhr › € 4,– bis 89,– B | Fr2, VB

Lucia di Lammermoor*Gaetano Donizetti › 19:00–22:00 Uhr › € 5,– bis 97,– A | Ital2 , Oper gr.2

Palestrina*, Hans PfitznerEinführung 17.20 Uhr› 18:00–22:20 Uhr › € 4,– bis 89,– B | So1, Serie 39

Vor der Premiere »Flavius Betraidus, König der Langobarden« › 11:00–12:30 Uhr › € 7,– › Probebühne 1

Lucia di Lammermoor*Gaetano Donizetti › 19:00–22:00 Uhr › € 4,– bis 79,– C | Do1

Don Giovanni*Wolfgang Amadeus Mozart› 19:00 Uhr › € 4,– bis 89,– B | Fr1, VB

Lucia di Lammermoor*Gaetano DonizettiEinführung der Jungen Opernfreunde Hamburg 18.00 Uhr› 19:00–22:00 Uhr › € 5,– bis 97,– A | Jugend Oper, VTg1

Sängersalon, Wolfgang Koch › 20:00 Uhr › € 7,– › Opera stabile

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitPalestrina*, Hans PfitznerEinführung 15.20 Uhr› 16:00–20:20 Uhr › € 4,– bis 89,– B | Nachm

K A M M E R - S O N D E R KO N Z E R TTelemann bei Kerzenschein »333 Jahre Oper in Hamburg« › 19:30 Uhr › € 5,– bis 24,–

* Aufführung in Originalsprache mit deutschen Übertexten.

Die Produktionen »Faust«, »Don Giovanni«, »La Cenerentola« und »Lucia di Lammermoor« werden unterstützt durch die Stiftungzur Förderung der Hambur gischen Staatsoper. »Palestrina« ist eine Kopro duktion mit der Bayerischen Staatsoper München.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*

F € 23,– 21,– 19,– 16,– 14,– 10,– 7,– 7,– 5,– 2,– 5,–

D € 67,– 62,– 56,– 49,– 38,– 26,– 20,– 12,– 9,– 4,– 10,–

C € 79,– 71,– 63,– 55,– 46,– 37,– 25,– 13,– 10,– 4,– 10,–

B € 89,– 79,– 70,– 61,– 52,– 41,– 28,– 15,– 10,– 4,– 10,–

A € 97,– 86,– 77,– 68,– 58,– 49,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,–

S € 119,– 110,– 98,– 89,– 79,– 56,– 34,– 18,– 11,– 5,– 10,–

P € 158,– 146,– 133,– 119,– 99,– 69,– 43,– 24,– 12,– 6,– 10,–

L € 35,– 26,– 16,– 7,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

KASSENPREISE

Pre

isg

rup

pe

* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

Platzgruppe

01 Sa

02 So

03 Mo

04 Di

05 Mi

06 Do

07 Fr

13 Do

14 Fr

15 Sa

16 So

17 Mo

22 Do

23 Fr

26 Mo

24 Sa

25 So

27 Di

28 Mi

29 Do

30 Fr

08 Sa

09 So

1 . 20 1 1 / 12 JOURNAL 39

Öffentliche Führungen durch die Staatsoper am 21. und 30. September sowie am 5., 14. und 24. Oktober jeweils 13.30 Uhr. Treffpunkt Bühneneingang.Karten zu € 6,– sind an der Kasse oder online erhältlich.

Page 42: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

HAMBURG im Dezember 1704, ein Marktin der Nähe der Gän se markt-Oper. Ebendrangen noch Klänge aus Johann Matthe-sons Oper »Cleo patra« zwischen Pferde-getrappel und lauten Ausrufen, als zwei

wütende junge Herren aus dem Opernhaus heraus rannten. Mit ge-zogenen Degen setzten sie auf der Straße die Opernprobe fort, sowollte es zunächst scheinen. Doch es handelte sich um blutigenErnst. Und schnell waren die beiden Hitzköpfe identifiziert und um-ringt, der 23-jährige Johann Mattheson und der 19-jährige GeorgFriedrich Händel.

Ob auf der Bühne der Gänsemarkt-Operoder in den Straßen Hamburgs: adlige oder bür-gerliche Männer markierten gern die wehrhaf-ten Helden und lieferten sich blutige »Raufhän-del« oder fast tödliche Duelle, natürlich imNamen der Ehre. Dabei hatte die Obrigkeitimmer wieder solche Gewaltakte verboten und»alle Schlägereyen, Duelle, verdächtige Recontres« mit strengen Stra-fen bedroht.

Doch gegenüber solchen Ermahnungen erwiesen sich auch sonstso sensible Operisten als taub. Mattheson erinnert sich an seinenZweikampf mit Händel in der Nähe der Gänsemarkt-Oper. Dieserendete glimpflich, dank eines stabilen Knopfes auf Händels Rock. Inder »Cleopatra« saß Händel am Cembalo, Mattheson dirigierte undsang zugleich den Antonius, der sich vor dem Ende des Schauspielesmit seinem Schwert umbringt. Danach wollte ihm der junge Händelnicht den Platz am Cembalo überlassen, erinnerte sich Mattheson:»Darüber geriethen wir, durch einige Anhetzer, im Ausgange aus derOper, auf öffentlichem Marckte, bey einer Menge Zuschauer, in einenZweikampf, welcher für uns beide sehr unglücklich hätte ablauffenkönnen; wenn es Gottes Führung nicht so gnädig gefüget, daß mirdie Klinge, im Stossen auf einem breiten metallenen Rockknopf desGegners zersprungen wäre.«

Zum Glück waren besonnene Hamburger Ratsherren zugegenund auch der damalige Opernpächter, die dafür sorgten, dass die bei-den Duellanten sich wieder vertrugen und nicht weiter strafrechtlichbelangt wurden. Kurz vor Jahreswechsel dann hatte Mattheson dieEhre, »Händeln bey mir zu bewirthen, wonächst wir beide, auf denAbend, der Probe von seiner Almira beiwohnten, und bessereFreunde wurden, als vorhin.«

Also alles nur ein »Missverständnis«, noch dazu von anderen an-gestachelt? Jedenfalls Glück für die Opernwelt – nicht nur am Gän-semarkt. Sind aus Händels Hamburger Zeit nur die Oper »Almira«

und das »Laudate pueri« erhalten und Teile sei-ner Cembalowerke, so gelangten später viele sei-ner Erfolge aus Italien und London auch inHamburg zur Aufführung – wie »Agrippina«,»Rodelinda«, »Richardus«, manche von seinemFreund und Ham burger Musikdirektor GeorgPhilipp Telemann mit deutschen Rezitativenversehen und bearbeitet.

Die Musikgeschichte ist reich an männlichen Hitzköpfen, behütetvon Zufällen und beherzten Mitmenschen. So wird auch vom 20-jäh-rigen Johann Sebastian Bach berichtet, dass er als Organist in derNeuen Kirche von Arnstadt in einen Rauf- und Ehrenhändel miteinem Schüler verwickelt war, in dessen Verlauf er den Degen zog.Hier verhinderte seine Base Schlimmeres.

Auf der Opernbühne lieferten sich singende Cavalliere Gefechte,oft von Trompeten oder Barockoboen begleitet, die ebenfalls in derRegel schnell unterbunden wurden. Endete so ein Kampf tödlich,folgten endlose blutige Verwicklungen. In der Hamburger Gänse-markt-Oper war das Alltag – zur Freude der zahlenden Zuschauer.

Mattheson gegen Händel: Sie waren Helden (!?)Duelle vor und auf der Opernbühne

IMPRESSUM | KARTENSERVICE Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Simone Young, Opernintendantin und Generalmusikdirektorin/ John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Bettina Bermbach,Annedore Cordes, Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach (Oper); André Podschun, Anna Schwan (Ballett) | Autoren: Anja Bornhöft, Hans-Jochen Jaschke, Birgit Kiupel,Verena Fischer-Zernin | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Moritz Lieb | Fotos: Holger Badekow, Nathalie Bauer, Brinkhoff/ Mögenburg, Martin Brinckmann, DorisDörrie, Bertold Fabricius, Reto Klar, Jörg Landsberg, Bernd Lepel, Klaus Lefebvre, Maja Metz, Monika Rittershaus, Alexandre Trusch, Bernd Uhlig, Kurt-Michael Westermann,Archiv der Hamburgischen Staatsoper | Titel: Foto von Doris Dörrie | Gestaltung: Annedore Cordes, Holger Badekow (Ballett) | Design Konzept Arne Kluge | Anzeigen-vertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH

Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 HamburgMontags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse ö*net 90 Minuten vor Beginn derAu*ührung. Es werden ausschließlich Karten für die je-weilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: 040/35 68 68Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 UhrAbonnieren Sie unter Telefon 040/35 68 800Vorverkauf: Karten können Sie außer an der Tages-kasse der Hamburgischen Staatsoper an den bekann-

ten Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei derHamburg Tourismus GmbH (Hotline 040/300 51777;www.hamburg-tourismus.de) und bei allen Ticket-Online Verkaufsstellen und TUI Reisebüros erwerben.Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonischbestellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gernezu. Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbei -tungs gebühr von € 5,–, die zusammen mit demKarten preis in Rechnung gestellt wird. Der Versanderfolgt nach Eingang der Zahlung. Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach,

20308 Hamburg; Fax 040/35 68 610Gastronomie in der Staatsoper:Tel. 040/35019658, Fax: 35019659www.godionline.comDie Hamburgische Staatsoper ist online:www.staatsoper-hamburg.dewww.philharmoniker-hamburg.dewww.hamburgballett.dewww.ring-hamburg.de

Das nächste Journal erscheint Mitte Oktober.

FINALE

Sternstunden der Geschichte

Birgit Kiupel Freie Autorin, Zeichnerin, Historikerin, Promotion über die Hamburger Operam Gänsemarkt (»Zwischen Liebe, Krieg und Ehe«). Zahlreiche Publikationenund Rundfunkbeiträge zu den Themen Gender, Kultur, Musik, Geschichte.Musik-Dia-Clips u.a. »Krach bei Bach«, »Telemania«.

Wir haben viel zu bieten! Werden Sie Förderer der Hamburgischen Staatsoper. Wenn Sie Informationen benötigen, erreichen Sie uns unter Stiftung zur Förderungder Hamburgischen Staatsoper, Tel. 040/7250 35 55, Fax 7250 21 66 oder www.opernstiftung-hamburg.de

4 0 JOURNAL 1 . 20 1 1 / 12

Page 43: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

3., 11., 17., 22. September | jeweils 19 UhrKarten 040-35 68 68 | www.staatsoper-hamburg.de

Laeiszhalle, Großer Saal | 29. September | 19.30 Uhr Karten 040 -44 02 98 | www.hamburgersymphoniker.de

30. September, 1. & 3. Oktober | jeweils 17 UhrKarten 040-32 81 44 44 | www.thalia-theater.de

Kampnagel K3 | 8. –16. Oktober www.kompass.elbphilharmonie.de | www.k3-hamburg.de

Thalia Theater | 15.Oktober | 20 Uhr | Karten 040-357 666 66

Thalia Theater | 18.30 Uhr

Thalia in der Gaußstraße | 30. Oktober | 10 –17 Uhr

, .3MiMuHam

|r ebmetpSe. 22, .7, 1.11 M|niadrioG|cuso Mt: e YnomSi: .gLte hcsilakisMu

repostaae SthcsigrubHam

r9 Uh1sliweeja.n uaeteP|naissorirta M

s HoaredAn: eig Re|g nuoYYoran Chor veOp–tsuaFFa

. aikoms Ho

donuGos el

aKLa

mögEruJ

DiRoSo

arK

w w|9820440 04nteral ar Saoße, Grellahzsie

ebe Huih dcrut dhcilmögve DaveSt,esnaBenailim| etaTTayerffeJt: negirnen: Sznamuht ScrebRoubr Hamet dreznokrednSo

ww w|68 8 5 63-040netar

kerinohpmsyergrubmahw0 Uh3.19|r ebmetp9. Se2|

gnutfid StlaWs utred ulefneppg Zero, Gemilsi

,edisylneen Komt Sisuas Fehtes Goun aen

rekinohpmr Syegru

e.dgrubam-hrepostaat.sw

edkerr0 Uh

..ad u

t

e

MHAHAMBB GURUR ERGER

oWblE

Ka0. Se3

ovTh

aK

NHR SYMPR SYMP OHO IKERNIKER

TznaTTakiss: Mupohskrossapmo Keniomrlhaihpb

w|4 4441823-04n 0etrKaot, 1. & 3. Okrebmetp0. Se

n Goog vnagfloWn nahon Jt-MasuaFretae ThailaTh

w w|982044-0 04ntera

e vhcildnegur für Jetaeht-Casuat: FkcodegAns

e.dretaeha-tilah.twwr7 Uhs 1liwee j|r ebo

s Staloce: NiigRe|e hten Got I + II suan: Fohtart-Ma

kerinohpmsyergrubmah.w

s 27ib5n 1oe vpmt-Ca

nnames St

ed.ker

ThneSt

aFbEl

wwKamIn K

oW

btOk5. 1|t ThilThaibon TToovkisummlFirueWh cirdeirn Fom vmfilmuoe Vhcstuede nEi–tsuae / Entreznoe Kinomrahlihpb

mrahlihpbl.essapmo.kww. Ok61–. 8|l K3 eganpKam

d dnt K3 uin moitarepooIn KT, znaTTa, kiss: Mupohskro

040t Ka|Uh0 2|ekcnwehScs a

6291D(uanruMmlehliWe gassklo

znanose Relbmese / En

bam.k3-hww w|e .deinomr ebot

znanose Relbmesm Ened de vhcildnegur für Jetaeh

666 657 63

t im)6

e.dgrub

zs 27ib5n 1oe v

hT

»AnLaTh

aße rtußsaezsr Inen d

m Getät iisrevid Unnr uetaeh

p«t-Camsuat: Fkcodeg»Ane-Cod Prnf ufirgnahcsuLa

ebotOk5. 1|retae ThailaTh

17 Uh–0 1|r ebot 30. Ok|s Stalocn Niog vnureine

t-SysuaFhräcpsm Ge

0 3.8 1|r etaeha TilahTp«s Pren demhm Rait recne-Co-040netr Ka|r Uh0 2|r e

r17 Uhnname

muisopm

r Uhs etkejos Pr

666 657 63

Page 44: 1 2011/12 SEPTEMBER, OKTOBER - uni-hamburg.de

* Wohlfühlpreis p. P. bei 2er-Belegung einer Innenkabine ab/bis Gran Canaria, inkl. 5 € Treibstoffzuschlag p. P. (ab 15 Jahren) und Nacht und inklusive Frühbucher-Ermäßigung (limitiertes Kontingent) bei Buchung bis max. zum 15.08.2011.

Mein Schiff 1 Kanaren13.01. – 20.01.2012

7 Nächte ab 733 €*

Erleben Sie die Top-Stars der internationalen Varieté-Szene an Bord der Mein Schiff 1 – Die GOP Entertainment Group hat tem-peramentvolle und faszinierende Varieté-Shows kreiert, die – verbunden mit spektakulärer Artistik, Musik und Comedy – auf allen Decks inszeniert werden – und das alles ohne zusätzliche Kosten. Außerdem ist mit unserem Premium Alles Inklusive-Konzept neben den Speisen zusätzlich ein umfangreiches Getränkeangebot in den meisten Restaurants und allen Bars und Lounges auch außerhalb der Essenszeiten inklusive. Leinen los und Vorhang auf! Weitere Informationen erhalten Sie in Ihrem Reisebüro oder unter www.tuicruises.com

Premium

Alles

Inklusive

Leinen los. Vorhang auf. Bühne frei.