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1 Basis – Was sind Social Media? 12 © AOL-Verlag 1.2 Soziale Netzwerke Millionen deutscher Internetuser sind mit Onlinecommunitys und sozialen Netzwerken verbunden. Sei es Facebook, StudiVZ, Google+ oder Twitter, die Netzwerke boomen und die Plattformen sind die meistgenutzten Web- sites weltweit. Doch Netzwerke sind nicht gleich Netzwerke: Jedes sozia- le Netzwerk setzt einen spezifischen Fokus und unterscheidet sich genau hierin von anderen. Dient Facebook etwa einer großen Allgemeinheit zum meist privaten Austausch von Informationen, so liegt der Schwerpunkt bei dem geschäftlichen Netzwerk (Businessnetwork) XING eher auf der Pfle- ge von Geschäftskontakten. Das Kernprinzip der sozialen Netzwerke indes ist bei fast allen Plattformen ein gleiches: Nach der Registrierung und An- meldung bei einer Plattform – unter Angabe einer E-Mail-Adresse und eines Passwortes – erfolgt das Anlegen eines Profils, das in aller Regel mit einem Foto und weiterreichenden Informationen zur eigenen Person illustriert und ausgestattet wird. Sodann beginnt das eigentliche Netzwerken: Mit zuneh- mender Netzwerkpräsenz verbindet man sich mehr und mehr mit Bekann- ten oder Gleichgesinnten, tauscht sich über ein spezifisches Thema aus, teilt bestimmte Informationen privater oder professioneller Natur oder plau- dert einfach nur im Chat. Nachfolgend möchte ich mich aus Gründen der Schulrelevanz und eigener Erfahrungswerte auf die Social-Media-Kanäle Facebook, XING, LinkedIn und Twitter konzentrieren und diese detaillierter vorstellen. In Ergänzung hierzu gehe ich vorab in aller Kürze auf weitere soziale Netzwerke ein, die das Spektrum an Plattformen im Social Web und deren Schwerpunktsetzun- gen verdeutlichen sollen.

1 Basis – Was sind Social Media? · 1.2 Soziale Netzwerke 13 ˜˚˛˝˙ˆˇ˘ Einer der größten Facebook-Konkurrenten ist im Juni 2011 von Google ins Rennen geschickt worden und

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1 Basis – Was sind Social Media?

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1.2 Soziale Netzwerke

Millionen deutscher Internetuser sind mit Onlinecommunitys und sozialen Netzwerken verbunden. Sei es Facebook, StudiVZ, Google+ oder Twitter, die Netzwerke boomen und die Plattformen sind die meistgenutzten Web-sites weltweit. Doch Netzwerke sind nicht gleich Netzwerke: Jedes sozia-le Netzwerk setzt einen spezifischen Fokus und unterscheidet sich genau hierin von anderen. Dient Facebook etwa einer großen Allgemeinheit zum meist privaten Austausch von Informationen, so liegt der Schwerpunkt bei dem geschäftlichen Netzwerk (Businessnetwork) XING eher auf der Pfle-ge von Geschäftskontakten. Das Kernprinzip der sozialen Netzwerke indes ist bei fast allen Plattformen ein gleiches: Nach der Registrierung und An-meldung bei einer Plattform – unter Angabe einer E-Mail-Adresse und eines Passwortes – erfolgt das Anlegen eines Profils, das in aller Regel mit einem Foto und weiterreichenden Informationen zur eigenen Person illustriert und ausgestattet wird. Sodann beginnt das eigentliche Netzwerken: Mit zuneh-mender Netzwerkpräsenz verbindet man sich mehr und mehr mit Bekann-ten oder Gleichgesinnten, tauscht sich über ein spezifisches Thema aus, teilt bestimmte Informationen privater oder professioneller Natur oder plau-dert einfach nur im Chat.

Nachfolgend möchte ich mich aus Gründen der Schulrelevanz und eigener Erfahrungswerte auf die Social-Media-Kanäle Facebook, XING, Lin kedIn und Twitter konzentrieren und diese detaillierter vorstellen. In Ergänzung hierzu gehe ich vorab in aller Kürze auf weitere soziale Netzwerke ein, die das Spektrum an Plattformen im Social Web und deren Schwerpunktsetzun-gen verdeutlichen sollen.

1.2 Soziale Netzwerke

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Einer der größten Facebook-Konkurrenten ist im Juni 2011 von Google ins Rennen geschickt worden und nennt sich in Anlehnung an den Suchmaschi-nen-Betreiber Google+. Die zurzeit 135 Millionen Mitglieder von Google+ können ihre Kontakte noch überschaubarer in „Kreisen“ sortieren und Video-chats (Hangouts) zur Kommunikation mit Followern nutzen. Neben den weltweit bedeutendsten Netzwerken Facebook und Google+ existieren in Deutschland die sogenannten VZ-Netzwerke (schülerVZ, studiVZ, mein-VZ), die im Prinzip ähnlich funktionieren wie die beiden Erstgenannten, doch von der Zielgruppe her differenzierter ausgesteuert sind. Bei schülerVZ (seit 2005) können Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren Mitglied werden, stu-diVZ (seit 2007) richtet sich primär an Studierende und meinVZ (seit 2008) an das restliche Klientel. Die VZ-Netzwerke mit ihren nur noch 8 Millionen Mitgliedern verlieren allerdings gegenüber Facebook und Google+ zuneh-mend an Bedeutung. Ein weiteres Netzwerk, das weniger Alter und Beschäf-tigung, sondern vielmehr die Herkunft der User zum Zielgruppenkriterium er-klärt, sind die Lokalisten: Über die Angabe eines Heimatstandorts werden dem Benutzer Blogs, Events und Informationen aus der im Profil angegebe-nen Region oder Stadt eingespielt. Neben diesen primär sozialen Netzwer-ken existieren solche, die einen Themenfokus auf das Suchen ehemaliger Schulfreunde (StayFriends), auf Interessensgemeinschaften von Musikern und Künstlern (Myspace) oder auf Geschäftskontakte (XING, LinkedIn) legt. Der Vielfalt an Spezialisierungen und zieldefinierten Präferenzen sind keine Grenzen gesetzt.Zunehmend beliebt sind seit geraumer Zeit interne soziale Netzwerke: Im-mer mehr Unternehmen und Großkonzerne generieren unternehmensin-terne Plattformen, die an das unternehmenseigene Intranetportal eine wei-tere interaktive Komponente anfügen. Dadurch bleiben sensible Daten im eigenen Hause und das Charakteristikum des Interaktiven kann in die in-terne Unternehmenskommunikation aufgenommen und gegebenenfalls un-ternehmerisch genutzt werden. Zudem fungiert der eigene Mitarbeiter als Botschafter, der die in den internen sozialen Netzwerken geposteten Unter-nehmensneuigkeiten teilt und somit zu ihrer rasanten Weiterverbreitung ent-scheidend beiträgt. Dass diese Portale nur den je zugehörigen Mitarbeitern zur Verfügung stehen, erklärt sich von selbst, doch scheint das Prinzip „So-cial“ im Web immer breiter aufgestellt und zugleich verfeinert zu werden.

2 Hintergrund – Reize und Gefahren sozialer Netzwerke

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2.3 Die Gefahren sozialer Netzwerke für Jugendliche

Bewusstmachung des Unbewussten: Vielleicht könnte man diesen pädago­gischen Leitsatz einer Medienpädago­gik voranstellen, die jungen Menschen im Umgang mit Internet und Social Web Unterstützung und Begleitung zu­sichert. Gerade wenn die zuvor dar­gestellten Reizpotenziale des Social Webs verführerisch und verlockend zu einem unreflektierten Gebrauch die­ser Medien einladen, müssen alle Er­ziehungsinstanzen diesem spontanen und naiven Umgang mit sozialen Netz­werken Initiativen entgegensetzen, die einen Prozess der Bewusstwerdung möglich machen oder im Idealfall sogar fördern und beschleunigen. Jugend­liche müssen immer wieder erfahren, dass die digitale Spielwiese sozialer Netzwerke kein anarchischer Raum eines egomanischen „Alles ist möglich und erlaubt“ ist. Eltern, Schule und Lehrkräfte müssen hier Hand in Hand ei­nen erzieherischen Prozess der Aufklärung und Bewusstmachung bei Kin­dern und Jugendlichen vehement anstoßen. Nur über eine Integration des Themas „Social Media“ in die Sphäre der Schule und allgemein in die der Erziehungsberechtigten kann ein verantwortungsvoller Umgang mit dem So­cial Web eingeübt werden. Nachfolgend möchte ich mein Augenmerk auf insgesamt fünf Aspekte richten, die maßgebliche Gefahren für unsere Kin­der und Schüler im Umgang mit Facebook & Co. darstellen und auf die bei einer medienpädagogischen Aufklärungs­ und Sensibilisierungsarbeit be­sonderer Wert gelegt werden muss.

2.3.1 Gesellschaftlich – DatenschutzSoziale Netzwerke sind in den letzten Jahren enorm in Verruf geraten, nicht zuletzt deswegen, weil Facebook & Co. ein durchaus kommerzielles Inte­resse an den Daten ihrer Nutzer haben. Ist das Anlegen eines individuellen

2.3 Die Gefahren sozialer Netzwerke für Jugendliche

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Facebook­Accounts ein unentgeltlicher Vorgang, finanziert Facebook sich selbstredend über Datentransfers und Werbeeinspielungen. Einige Zahlen hierzu, die dies belegen und veranschaulichen: Im Jahre 2011 betrug der Nettogewinn von Facebook eine Milliarde US­Dollar – mit gerade mal 3000 Mitarbeitern. Rund 85 % des im selben Jahr generierten Umsatzes von ins­gesamt 3,7 Milliarden US­Dollar stammen alleine aus Werbeeinspielungen; ein einträgliches Geschäft, das maßgeblich auf den persönlichen Daten der Follower basiert (in: Der Spiegel, „Planet der Freundschaft“, 19/2012, S. 127).Die Unsicherheit bezüglich der in Facebook hinterlegten Daten hat die sozi­alen Netzwerke in Misskredit gebracht und tatsächlich ist es so, dass sämt­liche Profildaten der User extern gespeichert werden. Mit einem externen Zugriff auf private und intime Daten und Bilder muss auf Facebook & Co. gerechnet werden, ein dementsprechend überlegtes Vorgehen beim Preis­geben von persönlichen Informationen ist daher angeraten. Zudem weist Face book in seinen AGBs explizit darauf hin, dass der Betreiber der Platt­form über die auf den Profilen geposteten Inhalte der Nutzer, wie etwa per­sönliche Fotos, frei verfügen und für gegebenenfalls kommerzielle Zwecke nutzen kann. Erst unlängst hat Facebook zur angeblichen Vermeidung soge­nannter Fake­Accounts (also Pseudoprofile, die unter falschem Namen oder gar nicht betrieben werden) Anfragen bei den Nutzern zur Identifizierung von befreundeten Followern gestartet: eine perfide Maßnahme zur internen Datenkontrolle und ­korrektur. Auch wurde neuerdings eingeführt, dass bei Face book­Usern mit befreundeten Profilen für eine von diesem Profil aus abonnierte Seite geworben werden darf. Wenn ich also eine Seite XY mit „Gefällt mir“ gekennzeichnet habe, erscheint eine Werbung für diese Seite auf dem Profil eines Freundes mit meinen Profilangaben. Dies alles sind Nachrichten, die aus Datenschutzgründen bedenklich stim­men. Die gute Nachricht jedoch ist die, dass, auch auf Druck der Öffentlich­keit hin, immer Wahlmöglichkeiten der Ausschließung und kompletten Ver­weigerung angeboten werden. Gerade über die sogenannten Privatsphäre­Einstellungen kann ich als persönlicher Facebook­Nutzer recht gut fixieren, wer Zugang zu meinem Profil haben darf und wer nicht. Schüler auf diese Einstellungen hinzuweisen, ist eine der ersten und wichtigsten Maßnahmen bei dem sensiblen Thema der Datensicherheit auf sozialen Plattformen und im Netz ganz allgemein.

5.2 Social-Media-Projekte im Unterricht

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5.2 Social-Media-Projekte im Unterricht

5.2.1 Unterrichtseinheiten zum Thema „Social Media“Sei es im curricularen Rahmen des Informatikunterrichts, sei es im Kontext einer Klassenleiterstunde, eine Sensibilisierung Jugendlicher für das The-ma „Internetsicherheit“ muss Bestandteil einer präventiven Medienpädago-

gik der Schule sein. Schon in der 6. und 7. Klasse sind soziale Netzwerke enorm attraktiv für Schüler, die mit beginnender Pubertät zu-nehmend nach medialen Plattformen der Selbstin-szenierung suchen. Dass hier ein oftmals unreflektier-ter Umgang mit Medien und sozialen Netzwerken er-folgt, ist uns allen aus diver-sen Nachrichtensendungen und der Presse vertraut. Umso wichtiger ist es, in Ko-

operation mit dem Elternhaus und allen an Erziehung Beteiligten die sozia-len Netzwerke auch im Unterricht zu thematisieren und für die Gefahren, die ein unreflektierter Umgang mit diesen in sich birgt, zu sensibilisieren. Sicher-lich ist es aus pädagogischer Sicht nicht ratsam, mit erhobenem Zeigefinger gegen Facebook & Co. zu polemisieren. Vielmehr bietet es sich an, die sozi-alen Netzwerke und deren Reize sowie die darin liegenden Gefahren in eine übergeordnete Unterrichtssequenz zu integrieren und die Jugendlichen in das Thema emotional und reflexiv zu involvieren.Vorstellbar wäre in diesem Kontext etwa eine Engführung sozialer und me-dienpädagogischer Themen. Mobbing ist in der realen wie auch in der virtu-ellen Welt ein Problem, Gesprächs- und Verhaltensregeln lassen sich vom Klassenzimmer hervorragend in die Sphäre sozialer Netzwerke transferie-ren, die Arbeit mit einer gezielten Lektüre oder einem Zeitungsbericht macht die sozialen Netzwerke zum Thema und sensibilisiert für ihre Schattensei-ten. Allzu oft wird naiv und ungehemmt mit der Veröffentlichung von per-

5 Praxis – Projekte mit Social Media in Schule und Unterricht

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sönlichen oder gar intimen (Bild-)Inhalten aufseiten der Jugendlichen umge-gangen, hier muss präventiv aufgeklärt und beraten werden, je früher, desto besser. Neben einer allgemeinen Thematisierung und Sensibilisierung der Jugendlichen für die Gefahren des Social Webs steht ein praktischer Hin-weis im Vordergrund der Beschäftigung mit Facebook & Co.: die Privatsphä-re-Einstellungen.Soziale Netzwerke bieten ihren Nutzern an, die Standardeinstellungen für die Privatsphäre des jeweiligen Profils zu kontrollieren. Zum Selbstschutz ist es jedem individuellen Profilinhaber möglich zu entscheiden, ob sein Profil öffentlich, nur für Freunde oder nur benutzerdefiniert einsehbar ist. Zudem sind weitere Ausschließungs- und Modifikationskriterien gegeben, aus de-nen man sich einen individuellen Cocktail an Informationsweiterleitungen, Werbeanzeigen, öffentlicher Suche und weiteren Kategorien zusammenstel-len kann. Die Privatsphäre-Einstellungen ähneln in weiten Teilen dem Klein-gedruckten eines Vertragswerkes: Nicht immer ist es ansprechend, sich durch mehrere Bestimmungen und Kategorien zu klicken. Man sollte sich je-doch die Zeit nehmen, intensiv zu überprüfen, welche Inhalte man von sich preisgeben möchte und welche nicht, und genau diese Form der Überprü-fung sollte auch mit den eigenen Schülern durchgespielt werden. Für junge Facebook-Einsteiger – offiziell ist die Eröffnung eines Profils auf Facebook mit 13 Jahren erlaubt – sind die Privatsphäre-Einstellungen extrem wich-tig: Da die Grundeinstellungen oftmals keine Ausschlusskriterien beinhalten, sind beim Einrichten des Accounts keinerlei Einschränkungen für das neue Profil installiert. Weiß man die Standardeinstellungen der Privatsphäre ziel-gerecht zu bedienen, kann man genau justieren, wer welche Informationen erhalten darf und von wem man wie kontaktiert werden kann.Hand in Hand mit der Problematik der Privatsphäre-Einstellungen geht das Thema der kommunikativen Medienkompetenz einher, denn der Schutz der eigenen kommunikativen Privatsphäre setzt einen adäquaten Gebrauch kommunikativer Spielregeln voraus. Diese Facette einer Netiquette, wie sie im Kapitel 5.1.1 „Interaktive Onlinekommunikation“ (Seite 59) bereits als schulisches Social-Media-Projekt vorgestellt wurde, halte ich für besonders wertvoll und dringlich, um jugendlichen Facebook-Nutzern klar vor Augen zu halten, dass Social-Media-Kommunikationskanäle kein Eldorado für verbale Entgleisungen, Aufdringlichkeiten und unsachliche Kommentare darstellen. Auch lassen sich derlei Kommunikationsmodi sehr anschaulich beispiels-