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1. EINLEITUNG 2 2. VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE ENTSTEHUNG DES WATTENMEERS 3 2.1. Naturräumliche Gegebenheiten 3 2.2. Ebbe und Flut 5 3. TEILRÄUME DES WATTENMEERS 7 3.1. Salzwiesen 7 3.2. Verlandungszone 8 3.3. Das Watt 8 3.3.1 Watttypen 9 3.3.2 Entwässerungssystem 10 3.4. Dünen 11 4. DAS WATT UND SEINE BEWOHNER 12 4.1. Pflanzen 13 4.2. Plankton 15 4.3. Wirbellose Tiere - Weichtiere 15 4.3.1. Muscheln 16 4.3.2. Würmer 17 4.3.3. Krabben und Garnelen 18 4.4. Fische 18 4.5. Vögel 19 4.6. Säugetiere 19 5. BEDROHUNG DES WATTENMEERS 20 5.1. Fischerei 20 5.2. Eindeichung 21 5.3. Eintrag von Fremdstoffen 22 5.4. Schiffahrt 23 5.5. Tourismus und Freizeitnutzung 23 6. SCHUTZ DES WATTENMEERS 23 7. LITERATUR 25 1

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Page 1: 1. EINLEITUNG 2 2. VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE … · Norddeutschen Tiefland ist eine Decke von quartären Lockersedimenten, die stellenweise bis zu 500 m, an anderen nur wenige Meter

1. EINLEITUNG 2

2. VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE ENTSTEHUNG DES WATTENMEERS 3

2.1. Naturräumliche Gegebenheiten 3

2.2. Ebbe und Flut 5

3. TEILRÄUME DES WATTENMEERS 7

3.1. Salzwiesen 7

3.2. Verlandungszone 8

3.3. Das Watt 8 3.3.1 Watttypen 9 3.3.2 Entwässerungssystem 10

3.4. Dünen 11

4. DAS WATT UND SEINE BEWOHNER 12

4.1. Pflanzen 13

4.2. Plankton 15

4.3. Wirbellose Tiere - Weichtiere 15 4.3.1. Muscheln 16 4.3.2. Würmer 17 4.3.3. Krabben und Garnelen 18

4.4. Fische 18

4.5. Vögel 19

4.6. Säugetiere 19

5. BEDROHUNG DES WATTENMEERS 20

5.1. Fischerei 20

5.2. Eindeichung 21

5.3. Eintrag von Fremdstoffen 22

5.4. Schiffahrt 23

5.5. Tourismus und Freizeitnutzung 23

6. SCHUTZ DES WATTENMEERS 23

7. LITERATUR 25

1

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1. Einleitung „Watt“ bezeichnet ein „temporär bedecktes Land der Gezeitenküste“, meist aus Sand

und Schlick, das „mit den Gezeiten täglich zweimal überflutet wird und wieder

trockenfällt“ (DIERKE, 1997). Es handelt sich also hierbei um ein Schwemmland, das

unmittelbar den akkumulierenden und erodierenden Kräften der Gezeiten unterliegt.

Der vom Altfriesischen abstammende Begriff Wattenmeer („wad“ = seicht, untief)

bezieht sich meist auf den gesamten Küstenraum vom Seedeich bis zur 10 m –

Tiefenlinie; umfasst also auch noch sowohl die vom Meer gebildeten Marschen, als

auch die Inseln. Das Gebiet erstreckt sich etwa über 500 km von Den Helder in den

Niederlanden bis Esbjerg in Dänemark. Von der Gesamtfläche von ca. 8.000 km2

entfallen ca. 10 % auf Dänemark, 30 % auf die Niederlande und 60 % auf die BRD.

Abb1.: Übersichtskarte Nordwestdeutschlands (Quelle: Diercke Atlas, 1996)

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Das Zusammenspiel mehrerer Faktoren führte dazu, dass sich gerade hier ein auf

der Welt einmaliger Naturraum bilden konnte. Beispielsweise fällt der Meeresboden

zur offenen See nur leicht ab, teilweise nur wenige cm auf 1.000 m. Dies begünstigt

eine Ablagerung sehr feinen Materials. Doch wie kam es zu diesen naturräumlichen

Gegebenheiten, und wie wirken sie sich aus? Diesen Fragen soll in diesem Referat

nachgegangen werden. Aufgrund der geplanten Exkursion nach

Nordwestdeutschland gilt dem Gebiet des niedersächsischen Wattenmeers

besonderes Augenmerk.

2. Voraussetzungen für die Entstehung des Wattenmeers

Weltweit ist das Gebiet des Wattenmeers um die Nordseeküste in seiner dortigen

Gestalt einmalig. Ein ähnliches Phänomen findet sich in den Mangrovenwäldern im

tropischen Klima. Dass es zum Beispiel im Bereich der Ostsee kein Wattenmeer gibt,

liegt daran, dass besondere, zur Bildung der Wattenmeerformationen notwendige

Faktoren, dort nicht gegeben sind.

2.1. Naturräumliche Gegebenheiten

Der erste wichtige Faktor, der für die Entstehung des Watts von Bedeutung ist, ist

das sehr flache Auslaufen der ankommenden Wellen auf einer großen

Abrasionsplattform. Verantwortlich für das nur sanft gegliederte Relief im

Norddeutschen Tiefland ist eine Decke von quartären Lockersedimenten, die

stellenweise bis zu 500 m, an anderen nur wenige Meter mächtig ist. Mit Annäherung

an die Mittelgebirge nimmt die Dicke der Quartärschichten meist ab. Unter dieser

Quartärdecke liegen Schichten des Muschelkalks, Keupers und der oberen Kreide.

Zudem teilweise Tonsteine des Rotliegenden und kalkig-tonige Sedimente des

Zechsteins. Abb.2 verdeutlicht den generellen Aufbau dieser Region. Auf dem

Basisrelief lagert ein 5 bis 35 m dicker Sedimentkörper, bestehend zum einen aus

Basalttorfen, Wattsedimenten, überwiegend aber aus Meeres- und Strandsandlagen.

Es wird im wesentlichen zwischen vier Ablagerungsräumen unterschieden. Erstens

das Sublitoral, das die ständig von Salzwasser bedeckten Zonen beschreibt.

Zweitens das Eulitoral, zu dem die regelmäßig im Gezeitenrhythmus überfluteten

und trockenfallenden Bereiche gehören (auch der sog. Nasse Strand). Als

Supralitoral werden die nur gelegentlich von Salzwasser bedeckten Partien des

Trockenen Strandes an der Seeseite der Inseln bezeichnet. Auf der Wattseite der

Inseln entspricht dies den Salzwiesen (siehe unten). Viertes Ablagerungsgebiet sind

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die Dünen. Hier findet Ablagerung im Zusammenspiel von Wind und Vegetation statt

(siehe auch Kapitel 3.4.)

Abb.2: Schematischer geologischer Schnitt von der Nordsee bis zum Geestrand mit den wichtigsten Sedimenteinheiten. Quelle: Streif, 1990.

Das heutige Wattenmeer ist erst vor 8.000 – 7.500 Jahren unter dem Einfluß des

ansteigenden Nordseespiegels entstanden, ist erdgeschichtlich also eher eine junge

Landschaft. Zuvor (ca. 18.000 Jahre v.h.) war das ganze Gebiet unter mächtigen

Gletschern der Weichseleiszeit (= Würmeiszeit in Süddeutschland). Als die Gletscher

der letzten Eiszeit schmolzen, stieg der Meeresspiegel. Dieser lag damals ca. 40

Meter tiefer. Der Tidenhub (siehe Kapitel 2.2) betrug damals nur 1 m, nahm aber mit

dem steigenden Meeresspiegel zu. Der stärker werdende Gezeitenstrom

durchtrennte den Nehrungshaken vor der Küste und schuf so eine Anzahl

vorgelagerter Inseln. Damit war bzw. ist die Wattenküste auch heute noch den

zerstörenden Nordweststürmen nicht schutzlos ausgesetzt. Vielmehr wird der rauhen

See ihre Kraft durch eine Anzahl von vorgelagerten Inseln genommen. Besonders

gut sind die Rückseitenwatte geschützt, die von der See aus hinter den Ost- und

Nordfriesischen Inseln liegen. Auch die offenen Watte der inneren Deutschen Bucht

befinden sich hinter großen Sandbänken, auf denen sich die Wellen auslaufen.

Die beim Abschmelzen der Eisdecken frei werdenden Schmelzsande bildeten nach

Westen hin das bereits erwähnte wichtige Plateau, das die Grundlage für die Watt-

und Marschbildung. In diesem Zusammenhang bildeten sich auch die Moore.

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2.2. Ebbe und Flut

Die Entstehung der Gezeiten, also von Ebbe und Flut, beruht auf dem

Zusammenwirken zweier Kräfte. Zum einen die Fliehkraft, zum anderen der Einfluss

der Massenanziehung von Mond und Sonne auf die Erde. Das System Erde/Mond

besitzt einen gemeinsamen Schwerpunkt, der etwa 4.000 km vom Erdmittelpunkt

entfernt, aber noch innerhalb der Erdkugel liegt (Erdradius: 6.378 km). Durch die

Rotation des Systems um den Schwerpunkt entstehen auf der Erdoberfläche

Fliehkräfte, die wiederum von der Massenanziehungskraft von Sonne und Mond

beeinflusst werden. Auf der der Sonne bzw. dem Mond zugewandten Seite der Erde

überwiegen die Anziehungskräfte und das Wasser wird zu einem Flutberg

zusammengezogen. Auf der abgewandten Seite wirken sich die Fliehkräfte aus, so

dass sich hier ein weiterer Flutberg bildet (vgl.Abb.3). Durch die Erdrotation wandern

beide Flutberge auf der Erdoberfläche. Solange das Wasser auf die Küste zukommt,

spricht man von Flut, zieht es sich zurück, von Ebbe. Ebbe und Flut werden „die

Gezeiten“ genannt, die das Watt täglich zweimal überfluten und trocken fallen lassen.

Ein Tidenzyklus dauert ca. 12 Stunden und 25 Minuten, wodurch sich die

Eintrittszeiten für Hoch- und Niedrigwasser jeden Tag um etwa 50 Minuten

verschiebt. Genaue Zeiten kann man einem speziellen Tidenkalender entnehmen.

Abb.3: Schematische Abbildung der Entstehung der Gezeiten. Quelle: Broschüre Nationalpark, 1990.

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Zu extremen Ausprägungen des Hoch- bzw. Niedrigwassers kommt es, wenn Sonne

und Mond gleichzeitig auf das System einwirken. Bei Neu- und Vollmond addieren

sich nämlich die Kräfte und es entsteht eine besonders starke Flutwelle, bei

Niedrigwasser zieht sich das Wasser aber auch weiter zurück als sonst. Man nennt

dies Springtide. Bei Halbmond stehen Mond und Sonne so zu sagen im rechten

Winkel; die Wirkungen beider Himmelskörper werden teilweise neutralisiert. Es

entsteht die so genannte Nipptide, was sich darin äußert, dass das Wasser bei Flut

nicht so hoch aufläuft, aber auch bei Ebbe nicht sehr weit zurückweicht.

Die Differenz von Ebbe und Flut wird als Tidenhub bezeichnet. In der Deutschen

Bucht beträgt der mittlere Tidenhub etwa 1,5 bis 3,5 Meter. (Beispiel: Wilhelmshaven

3,6 m, Helgoland 2,5 m). Einen Höheren Tidenhub findet man dort, wo sich Buchten

verengen und das Wasser wenig Platz findet. Ist der mittlere Tidenhub geringer als

1,50 m, erlischt die reliefformende Kraft des Wattstroms. Resultat ist dann eine

Ausgleichsküste.

Die gezeitenbedingte Massenbewegung des Wassers erfolgt primär in den großen

Seegatts zwischen den Inseln (siehe Kapitel 3.3.2). Generell gilt, dass im Watt im

wesentlichen Umlagerung stattfindet, also Erosion und Resedimentation eigener

Sedimente und kaum Zu- und Abfuhr von Sedimenten vom Land.

Unter den Begriff Watt fallen mehrere Teilräume und Phänomene, die im Kapitel 3

näher beschrieben werden.

Für die Entstehung sind also folgende Faktoren unumgänglich:

��Der Meeresboden fällt Richtung der offenen See nur leicht ab, teilweise nur

wenige cm auf 1000 m. In diesem Bereich kann sich besonders das feine Material

leicht absetzen.

��Gezeiten mit einem Tidenhub von 2 Metern und mehr legen periodisch weite

Bereiche des Wattenmeers trocken.

��Vorgelagerte Inseln, Sandbänke und Dünen schützen das Watt vor den

zerstörerischen Sturmfluten und fungieren also als natürliche Wellenbrecher.

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3. Teilräume des Wattenmeers

3.1. Salzwiesen

Den Übergangsbereich zwischen dem Watt und dem Festland, genauer gesagt vor

den Küstendeichen und im Süden der Inseln, bilden die Salzwiesen. Sie gehören zu

den produktivsten Teilräumen des Wattenmeeres und entstehen dadurch, dass sich

vor dem Deich soviel Sediment abgelagert hat, dass die Fläche so zu sagen aus den

Gezeiten „herausgewachsen“ ist. Somit wird sie nur noch bei hohen Wasserständen,

also unregelmäßig, überflutet. Die häufige Überstauung mit Salzwasser verdrängt

nicht salzresistente Pflanzen. Es können sich nur noch wenige, etwa 45

Blütepflanzenarten, auf Salzböden spezialisierte Pflanzenarten halten (Halophyten).

Genaueres dazu folgt in Kapitel 4.1. Hier sei nur so viel gesagt, dass sich durch den

zum Festland hin stattfindenden Niveauanstieg, der mit einer abnehmenden

Salzkonzentration gekoppelt ist, eine Zonierung der Pflanzen erkennen lässt. Im

unteren Bereich, d.h. der Bereich, der noch etwa 300 mal im Jahr überflutet wird,

liegt die sogenannte Andelzone. Sie ist nach dem dort hauptsächlich vorkommenden

Andelgras benannt. Im höher gelegenen Bereich schliesst sich die Rotschwingelzone

an, benannt nach der Pflanze Rotschwingel. Die höchsten Stellen hier werden nur

noch bei Sturmfluten vom Wasser überspült (vgl. Abb.4).

Im natürlichen Zustand darf man sich die Salzwiese keinesfalls als homogene Wiese

vorstellen, wie man sie vom Festland her kennt. Vielmehr handelt es sich um ein

heterogenes Gebiet, das von mäandrierenden Prielen durchzogen ist, und in dem

sich auch Senken oder einzelne Sandwälle finden. Diese Heterogenität lässt in der

Fläche noch mal verschiedene Kleinstbiotope mit unterschiedlichen

Voraussetzungen für den Pflanzenbewuchs entstehen.

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Abb.4: Zonierung der Salzwiese. Quelle: Meyer, 1994.

3.2. Verlandungszone

Ein kleiner Übergangsbereich zwischen dem Watt und den Salzwiesen bildet die

Verlandungszone. Sie entwickelt sich in seegangsgeschützten Bereichen, unterliegt

also noch dem Einfluss der Gezeiten. Im Durchschnitt wird diese Zone 400 Mal im

Jahr überflutet. Sie wird auch Quellerzone genannt, wiederum nach der dort

dominierenden Pflanze, dem Queller. Weiterhin typisch ist das Schlickgras. Sie

gedeihen noch, auch wenn sie 50cm unterhalb der mittleren Tidenhochwasserlinie

liegen, also regelmässig mit Salzwasser überflutet werden.

3.3. Das Watt

Aufgrund der Transportkraft des Wassers werden Ton- und Sandpartikel

unterschiedlich weit transportiert und entsprechend ihrer Größe und Schwere

abgelagert. Nach dem Sedimenttyp lässt sich das Watt in mehrere Typen unterteilen.

Ein weiteres Kriterium ist die geographische Lage.

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3.3.1 Watttypen

��das Schlickwatt

Das Schlickwatt besteht aus tonigem Feinmaterial in der Größenordnung unter 0,002

mm. Dieses wird erst dann abgelagert, wenn die Bewegungsenergie des Wassers

geringer wird. Dies ist in der Regel in Landnähe. Aufgrund der kleinen Korngrössen

ist das Material sehr dicht gepackt, was zur Folge hat, dass bereits nach wenigen

Millimetern Tiefe ein Sauerstoffmangel aufritt. Die sauerstofffreie Zone lässt sich

aufgrund ihrer dunkleren Farbe gut von der mit Sauerstoff versorgten Schicht

abgrenzen. Dies wirkt sich wiederum auf die Bewohner unter der Oberfläche des

Schlickwatts aus. Sie müssen natürlich mit dem lebenswichtigen Sauerstoff versorgt

werden. Diese wichtige Aufgabe übernimmt das durch den Wind und die Gezeiten

bewegte Wasser.

��das Sandwatt

Das Sandwatt besteht, wie der Name schon sagt, hauptsächlich aus Sand (0,063 – 2

mm). Der Sand lagert sich küstenferner ab. Bedingt durch einen guten

Wasseraustausch aufgrund des grossen Porenraums und einer starken

Sedimentumlagerung wird das Sandwatt mit seinen groben Sedimenten bis in eine

Tiefe zwischen 5 und 10 cm gut mit Sauerstoff versorgt.

��Das Mischwatt

Das Mischwatt, auch Schlicksand genannt, stellt einen Übergangsbereich zwischen

dem Schlickwatt und dem Sandwatt dar (Korngrößen zwischen 0,002 und 0,063

mm).

Trotz der problematischen Sauerstoffversorgung und dem Vorkommen giftigen

Schwefelwasserstoffs werden die unterschiedlichen Watttypen von einer Vielzahl

von Tierarten als Siedlungsraum genutzt. Das Schlickwatt zeigt dabei sogar eine

größere Artenvielfalt als das reine Sandwatt. Ausserdem ist die Siedlungsdichte der

Tiere dort höher. Der Schlickkrebs erreicht zum Beispiel eine Siedlungsdichte von bis

zu 40.000 Individuen pro m2.

��Das Felswatt

Diese Form ist zwar nicht sehr geläufig, kommt aber auch in Deutschland vor. Sie ist

allerdings auf die Hochseeinsel Helgoland beschränkt. Am Nordende der roten

Buntsandsteininsel entstanden mehrere Terrassen auf dem flachen Felssockel, die

im Wechsel von Ebbe und Flut periodisch trockenfallen.

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Ein weiteres Einteilungskriterium für das Watt ist die geographische Lage. Hiernach

unterscheidet man zwischen:

��Marine Watten/ Rückseitenwatten

��Brackwasserwatten

Als marine Watten werden offene Watten ohne schützenden Inselgürtel gesehen, wie

zum Beispiel die „Wurster Küste“. Außerdem aber auch Rückseitenwatten hinter

schützenden hohen Sandbänken oder hinter Inseln, wie es bei den ostfriesischen

Inseln der Fall ist. Brackwasserwatten dagegen zeichnen sich dadurch aus, dass sie

im Einflussbereich eines Ästuars, also einer Flussmündung liegen. Hier vermischt

sich Süss- und Salzwasser zu Brackwasser. Vorfinden kann man diese im Bereich

der Weser-, Ems- oder Elbemündung in die Nordsee.

3.3.2 Entwässerungssystem

Neben den bereits genannten Formen der Watten gibt es natürlich auch die

typischen Merkmale von Watten, die jedem eigentlich gängig sind, wie:

��Priele, Rinnen und Baljen

Das nur flach geneigte Watt wird über ein System von Prielen, Baljen und Seegats

be- und entwässert. Die Priele, die während der Ebbe vollständig leerlaufen, münden

in die größeren Baljen. Diese führen auch während des Niedrigwassers noch

Wasser. Die Durchlässe zwischen den Inseln werden als Seegats bezeichnet. Diese

können eine Tiefe von 25 m haben und bleiben auch bei Ebbe mit Wasser gefüllt.

Daher sind diese extrem für die Schifffahrt von Bedeutung. Die

Strömungsgeschwindigkeit nimmt landwärts ab. Immer wieder die Geschwindigkeit

unterschätzt, mit der bei einsetzender Flut die trockengefallenen Priele wieder gefüllt

werden. Mit 3 bis 5 km/h überschreitet das bereits die normale Gehgeschwindigkeit

eines Wattwanderers. Gefahr besteht hierbei besonders durch das auflaufende

Wasser der Flut. Vor allem die küstenparallelen Priele laufen wesentlich schneller

voll als die höher gelegenen Wattenplatten. Sind zu viele küstenparallele Priele

überschritten worden, kann es vorkommen, dass man durch das Wasser vom

Festland abgeschnitten wird.

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3.4. Dünen

Den Stränden am Festland ist der Wattenbereich vorgelagert. Den sieben bewohnten

ostfriesischen Inseln fehlt dieser allerdings, da die Strände hier alle auf der Seeseite

liegen, also an der Ost- und Nordseite. Bedingt durch Wasserbewegungen und Wind

lagern sich in diesem Bereich nur gröbste Sandpartikel ab, die sich zu Dünen

sammeln. Diesen Prozess genau zu erklären, würde über das Thema hinausgehen.

Es sei nur kurz darauf hingewiesen, dass Dünen neben ihrer ökologischen

Bedeutung auch lebensnotwendig für die Inseln und deren Bewohner sind. Die

Dünen werden durch tiefwurzelnde Pflanzen fest zusammengehalten. Dadurch

entsteht ein natürlicher Wellenbrecher, der Schutz vor Überflutungen bietet. Im

Gegensatz zum Watt gibt es im Strandbereich kaum höhere Pflanzenarten und auch

kaum größere Tiere. Neben Brutvögeln leben hier hauptsächlich Insektenarten und

Kleinkrebse.

In Abb. 5 werden noch mal alle Teilräume vereint im Raum gezeigt.

Abb.5: Schematische Darstellung des Naturraums Wattenmeer. Qulle: http://schulen.nordwest.net/watt

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4. Das Watt und seine Bewohner

Mit jeder Flut wird Plankton (im Wasser schwebende, mikroskopisch kleine

Organismen) aus der Nordsee in das Watt eingebracht. Ebenso führen Flüsse

Nährstoffe heran. Zusammen mit den günstigen Lichtverhältnissen bei Niedrigwasser

bewirkt der hohe Nährstoffeintrag reichliches Algenwachstum. Mit diesem Wachstum

wird eine Nahrungskette ins Leben gerufen, denn die Algen bieten die

Nahrungsgrundlage für Muscheln, Schnecken und Würmer. Diese werden von

Fischen und Krebsen gefressen. Am Ende dieser Kette stehen dann Vögel und

kleiner Säugetiere. Wie sich Störungen negativ auf dieses System auswirken

können, wird im Kapitel 5 beschrieben.

Der Artenreichtum im Wattenmeer verglichen mit anderen Ökosystemen ist eher

gering. Dagegen ist die Individuenzahl der vorhandenen Arten beträchtlich.

Die Bewohner des Wattenmeers haben sich an die besonderen Eigenschaften ihres

Lebensraums angepasst. Regelmäßig wird das Gebiet mit Meerwasser überflutet

und fällt dann wieder trocken. Damit ändert sich auch regelmässig die Temperatur

und der Salzgehalt, und der Boden wird durch Wind und Wasser in Bewegung

gehalten. Diesen Anforderungen begegnen vor allem die Pflanzen (Halophyten =

Salzpflanzen) mit unterschiedlichsten Mitteln:

1. Verdünnung: Die Zellwände der Halophyten sind sehr elastisch. Die Vakuolen

(große Hohlräume in den pflanzlichen Zellen, die der Speicherung von Stoffen

dienen) können große Mengen von Wasser aufnehmen, was zu einer

Verdünnung der Vakuolenlösung und einer Verringerung der Salzkonzentration

führt. Diese Wasseraufnahme führt zum Anschwellen des Gewebes und somit zu

einer sichtbaren Sukkulenz. Ein bekannter Vertreter dieser Methode der

Salzregulation ist der Queller (Salicornia europaea).

2. Abwerfen salzgesättigter Pflanzenteile: Einige Pflanzen lagern an bestimmten

Stellen ihres Gewebes solange Salz ein, bis diese Teile absterben. So

transportiert die Strand-Aster (Aster tripolium) das Salz in ihre unteren

Stengelblätter, die sich nach und nach gelb verfärben und dann absterben.

3. Salzdrüsen: die Ausscheidung des Salzes mit Hilfe spezialisierter Drüsen ist der

effektivste Regulationsmechanismus. Er benötigt allerdings auch sehr viel

Energie, da die Ionen gegen einen osmotischen und einen elektrochemischen

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Gradienten nach außen transportiert werden müssen. Salzdrüsen findet man

beispielsweise beim Strandflieder (Limonium vulgare), der Strand-Grasnelke

(Armeria maritima) und dem Schlickgras (Spartina anglica). Auch beim Queller

(Salicornia europaea) vermutet man, daß er Salz über seine Wurzeln abgeben

kann.

4. Blasenhaare: Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) haben eine weitere

Möglichkeit gefunden, ihren Salzhaushalt zu regulieren. Im Gegensatz zur Aster

lagern sie das Salz nicht in das Blattgewebe ein, sondern in kleine Blasenhaare

auf der Blattoberfläche. Diese sterben bei hoher Salzkonzentration ab, aber das

Blattgewebe bleibt erhalten.

5. Verringerung der Verdunstung: Kräftige Winde und starke Sonneneinstrahlung

führen in den Salzwiesen zu hohen Transpirationsraten. Wasserverlust und hohe

Salzkonzentrationen sind die Folgen für die dort lebenden Pflanzen. Somit dient

also eine Verringerung der Verdunstung auch der Aufrechterhaltung des

Salzhaushaltes. Eine Behaarung der Blätter (sichtbar beim Meerstrandbeifuß

(Artemisia maritima) und dem Salzkraut (Salsola kali)) schränkt die Luftbewegung

ein. Eingerollte Blätter wie beim Rotschwingel (Festuca rubra), beim Andel

(Puccinellia maritima), bei der Strandquecke (Agropyron pugens) aber auch beim

Strandhafer (Ammophila arenaria) verringern die dem Wind und der Sonne

ausgesetzte Oberfläche und schließen die Spaltöffnungen ein. Epikutikuläre

Wachsschichten wie bei der Strandquecke reduzieren den Wasseraustritt aus den

Epidermiszellen.

Verglichen mit anderen Ökosystemen ist der Artenreichtum des Wattenmeers eher

gering, dagegen ist die Masse der vorhandenen Arten beträchtlich. Im folgenden

werden die einzelnen Arten aufgeführt.

4.1. Pflanzen Wie bereits oben erwähnt, ist die Salzwiese und die Verlandungszone ein großes

Ansiedlungsgebiet für Pflanzen. Einige wichtige Pflanzen sollen hier näher

beschrieben werden:

Sowohl das Schlickgras als auch der gewöhnliche Queller sind typische Pflanzen

dieses Teilraums. Das Schlickgras wagt sich von all den Landpflanzen am

weitesten hinaus auf das Watt. Dort wird es täglich zweimal von Meerwasser

überflutet. Die schilfähnlich aussehende Pflanze regelt ihren Wasser- und

Salzhaushalt über Salzdrüsen, die das überflüssige Salz ausscheiden. Bereits Ende

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der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde sie zur Landgewinnung angesät, da sie

dicht und breit wächst und damit Schlick einfängt. Auch der Queller besitzt diese

Fähigkeit. Er ist aber gut vom Schlickgras zu unterscheiden, da er eher Ähnlichkeiten

mit kleinen Kakteen hat. Diese Ähnlichkeit ist vor allem darauf zurückzuführen, dass

beide, wenn auch aus verschiedenen Gründen, Wasser speichern. Die fleischigen,

grünen Stengel des Quellers stehen in Büschen zusammen. Eine weitere, sehr

häufig vorkommende Pflanze ist der Strandflieder. Mit seinen rosavioletten Blüten

bedeckt er zwischen Juli und August große Teile der Salzwiesen. Er gehört zu den

wenigen Pflanzen, die in voller Pracht blühen. Die meisten sind eher unauffällig, da

sie in diesem rauhen Klima auch keine farbenfrohen Blüten zum Anlocken der

bestäubenden Insekten brauchen. Diese Funktion übernimmt ja hier der Wind. Als

ausgesprochener Halophyt kann die Salzmiere gesehen werden. Sie hat ihren

Standort fast unmittelbar am Flutsaum der Nordsee. Hier muss sie ständige

Überflutung und Sandverwehungen über sich ergehen lassen. Diesen begegnet sie,

indem sie einen fleischigen Habitus ausgebildet hat, welcher sie darüber hinaus

befähigt, Süßwasser zu speichern, um der Austrocknung und dem Salz zu

widerstehen.

In den Dünen leben aber auch Pflanzen, die sich auf der einen Seite ebenfalls an

diesen extremen Standort angepasst haben, auf der anderen aber auch für das Ent-

bzw. Bestehen der Düne nötig sind. Hier kann als dominierende Pflanze der höheren

Dünen der Strandhafer genannt werden. Die langen, spitzen Blätter sind fast immer

eingerollt, um die Verdunstung zu reduzieren. Die Ähren stehen auf 40-50 cm hohen

Stengeln. Die Wurzeln reichen bis tief hinab. Dort erreichen sie einerseits die

Feuchte im Sandboden, andererseits tragen sie zur Befestigung der Dünen bei.

Im flachen Wasser vor der Küste und auf dem Watt findet man viele Arten von

Seegräsern und Algen. Die wichtigsten bzw. gängigsten sind hierbei: Seegras,

Meersalat, Blasentang, Knotentang oder Schaumalgen. Außerdem gibt es eine

Vielzahl von Schwämmen und anderen marinen Wasserpflanzen. Diese hier

aufzuführen würde allerdings den Rahmen dieses Referats sprengen.

Salzwiesen und

Verlandungszone

Dünen Sonstige

- Strandflieder

(Limonium vulgare)

- Queller

- Strandhafer

(Ammophila arenaria)

- Strandroggen

- Kieselalgen

(Diatomeenrasen

bacillariophyceae)

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(Salicornia europaea)

- Schlickgras

(Spartina)

- Andel

(Puccinellia maritima)

- Strand-Beifuss

(Artemisia maritima)

- Strand-Wegerich

(Plantago maritima)

(Elymus arenarius)

- Silbergras

(Corynephorus canescens)

- Seegrasarten

- Sandseggenarten

- Schaumalgen

(Phaeocystis

pouchetii)

- Schwämme

Tab.1: Zusammenfassung der wichtigsten Pflanzen der einzelnen Teilräume, eigene Darstellung.

4.2. Plankton Plankton bezeichnet die im Wasser schwebenden Organismen, die passiv von

Strömungen verdriftet werden. Unterschieden wird zwischen Phytoplankton und

Zooplankton. Ersteres umfaßt meistens einzellige Algen, die im Meer schweben. In

der Nordsee sind dies besonders begeißelte Formen wie z.B. Kieselalgen

(Bacillariophyceen, Diatomeen). Zweiteres bezeichnet die planktisch lebenden Tiere.

Es bildet vermutlich die Hauptmasse des marinen Planktons. Vertreter dieses sind

z.B. Wasserflöhe (Cladoceren), Ruderfußkrebse (Copepoda) oder aber auch

Larven bodenlebender Tiere. Dem Plankton fällt eine besondere Rolle zu, da es die

eigentliche Grundlage der Nahrungskette des Wattenmeers bildet.

4.3. Wirbellose Tiere - Weichtiere

Lebensraum dieser „Bewohnergruppe“ ist das Schlickwatt. Sie lebt unter der Watt-

oberfläche, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Wenn sie erst einmal freigespült

sind, bieten auch die stabilen Schalenklappen der Muscheln keinen Schutz mehr.

Außerdem sind sie in den tieferen Schichten im geringeren Maß den möglichen

biotischen Faktoren (Erwärmung/ Temperaturschwankungen des dunklen Sediments,

wechselnde Salzkonzentration, Trockenfallen des Sediments) ausgesetzt. Im

folgenden soll auf die verschiedenen Arten der Muscheln und Würmer eingegangen

werden. Außerdem wird der Nutzen für das Ökosystem und Merkmale, an Hand

derer man die einzelnen Tiere im Gelände erkennen kann, beschrieben. Abb. 6 auf

der nächsten Seite soll einen ersten Einblick in den Lebensraum geben.

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Abb.6: Lebensraum Watt. Quelle: Broschüre Nationalpark, 1990.

4.3.1. Muscheln

Muscheln haben zwei Strategien, wie sie sich vor dem Verdriften schützen:

eingraben oder sich aneinander „festhalten“. Letzteres führt zu grossen

Muschelbänken, auf die später noch genauer eingegangen wird.

Die im Sediment lebenden Muschelarten besitzen schnorchelähnliche

Körperanhänge unterschiedlicher Länge und Ausprägungen. Mit deren Hilfe ist es

ihnen möglich, auf der einen Seite sauerstoffhaltiges Wasser mit Nahrung

aufzunehmen und auf der anderen Seite das verbrauchte und filtrierte Atemwasser

wieder auszuscheiden. Man bezeichnet sie daher auch als Filtrierer. Hauptvertreter

und wahrscheinlich auch bekannteste Muschelart des Wattenmeers ist die Miesmuschel (Mytilus edulis) (siehe dazu auch Exkurs Miesmuschebänke).

Daneben treten noch die Plattmuschel (Macoma balthica), die Herzmuschel (Cerastoderma edule), die Sandklaffmuschel (Mya arenia), die Auster (Osterea

edulis) und die Schwertmuschel (Cultellus pellucidus) auf, um nur die bekannteren

zu nennen.

Muscheln haben eine ganz besondere Funktion für das Ökosystem. Durch ihr

Filtrationsverfahren nehmen sie Schadstoffe auf, die die Strömung mit sich

transportiert, und geben sauberes Wasser wieder ab. Sie fungieren also so zu sagen

als „Kläranlage der Nordsee“.

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Exkurs: Miesmuschelbänke

Durch die Fähigkeit, sich mit Hilfe von Bartfäden, so genannte Byssusfäden, sowohl

gegenseitig als auch mit Hartsubstanz in ihrer Umgebung zu verspinnen, können sie

selbst felsigen Untergrund besiedeln. Diese flächig auftretende Besiedelung wird als

Miesmuschelbänke bezeichnet. An günstigen Stellen siedeln bis zu 12.000

Miesmuscheln pro m2. Gegen wechselnde Umweltbedingungen sind sie vielseitig

angepasst. Sie können tagelang im warmen Sommerwetter trocken liegen, aber auch

monatelang im Eis eingeschlossen überleben. Fällt der Fels allerdings trocken, sind

sie dem Wegfrass durch Vögel ausgesetzt, was auch der bedeutendste

Sterblichkeitsfaktor ist. Außerdem ersticken die Tiere, wenn sich die Sande im Watt

und Küstennähe verlagern und die Bänke so überlagern. Ein weiterer negativer

Faktor auf das Leben der Miesmuscheln ist die intensivierte Muschelfischerei, die es

mittlerweile schwierig macht, noch intakte Muschelbänke vorzufinden.

4.3.2. Würmer

Die meisten Wurmarten legen Wohnbauten im Sediment an. Durch diese pumpen sie

aktiv Wasser. Das Pumpen von sauerstoffhaltigem Wasser in den Untergrund reinigt

diesen von Schwefelwasserstoff.

Besonders markant ist der der Gattung der Borstenwürmer angehörige Wattwurm

(Arenicola marina). Diese 15-20 cm lange Wurm frisst den Boden zuerst unselektiv,

saugt also den Sand ein und scheidet dann das Unverträgliche wieder aus. Resultat

sind daraufhin die charakteristischen Kothäufchen an der Oberfläche in Verbindung

mit kleinen Trichtern in der näheren Umgebung. Durchschnittlich steigt ein solcher

Wurm etwa alle 40 Minuten nach oben und lässt im Laufe seines Lebens etwa 25 kg

durch seinen Körper passieren. Sein Hauptsiedlungsraum ist das regelmäßig

trockenfallende Sand- und Mischwatt, wo seine Häufchen oft das Bild von mehreren

Kilometern bestimmen. Weitere Kothäufchen hinterlässt der Kotpillenwurm

(Heteromastus filiformis), auch Fadenwurm genannt. Diese sind allerdings sehr viel

kleiner und meist schwarz gefärbt. Die oft 10 cm langen, aber nur 1 mm dicken

Würmer siedeln meist in der Reduktionszone des Wattbodens und fressen dessen

schwarzes Sediment. Sein Hinterende bleibt stets dicht unter der Oberfläche.

Diese beiden Arten von Würmern tragen einerseits zur Reinigung des Sediments,

andererseits aber auch zur Bioturbation bei. Durch das Fressen des Sandes lagern

sie die Bodenschichten bis in 30 cm Tiefe um.

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Neben dieser Art gibt es auch noch Würmer, die aufgrund ihrer Frassspuren zu

erkennen sind. So sieht man, bei genauem Hinschauen, sternförmige Gebilde auf

dem Boden. Sie stammen von dem Seeringelwurm (Nereis diversicolor). Der Wurm

verlässt sein Gangsystem mit dem vorderen Teil (mit dem Körperende bleibt er stets

in seiner Röhre, um sich bei Gefahr sofort zurückziehen zu können) und sucht die

Sedimentoberfläche nach Kleintieren und anorganischer/organischer Substanz

(Detrius) ab. Seeringelwürmer kommen in fast allen Lebensräumen des

Wattenmeers vor. Nur wenige Würmer des Wattenmeers kommen allerdings an die

Oberfläche des Sediments. Der Bäumchenröhrenwurm (Lanice conchilega) streckt

sein Vorderteil bei Wasserbedeckung aus dem Sediment und sucht selbiges nach

Nahrungsstoffen ab. Charakteristisch für diesen Wurm ist, dass er aus Sandkörnern

und Resten von Muschelschalen Röhren baut. Diese können bis zu 25 cm tief quer

im Wattboden stecken.

4.3.3. Krabben und Garnelen

Der Unterschied zwischen Krabben und Garnelen besteht darin, dass Krabben

Krebse mit eingeklapptem Schwanz sind, wohingegen Garnelen langschwänzig sind.

Der bekannteste Vertreter der Krabben ist: die Strandkrabbe (Carcinus maenas) die

als räuberischer Allesfresser gilt. Sie vertilgt Aas, gräbt Würmer aus und ist auch in

der Lage, mit ihren Scheren Muscheln zu knacken. Weiterhin kommen vor der Taschenkrebs (Cancer papurus) und der Einsiedlerkrebs (Eupagurus bernhardus).

Die Garnele (Crangon crangon), fälschlicherweise umgangssprachig auch „Krabbe“

genannt, ist vor allem aufgrund ihrer Schmackhaftigkeit bekannt. Eine besondere

Rolle spielen sie im Stoffhaushalt des Wattenmeers. Sie sucht, ähnlich wie junge

Strandkrabben, die obersten Schichten des Sediments nach Meiofauna, Muschelbrut

und kleinen Borstenwürmern ab. Auf der anderen Seite wird sie von vielen Vogel-

und Fischarten erbeutet. Auch der Mensch fängt Garnelen. An der deutschen

Nordseeküste werden pro Jahr 10.000t angelandet. Die Kutter haben in den

vergangenen Jahren einige ökologische Veränderungen mit sich gebracht. So

verschwanden zum Beispiel Sandkorallenriffe des Borstenwurms Sabellaria.

4.4. Fische

Aus dem Wattenmeer sind über 100 Fischarten bekannt, darunter allerdings etliche

Irrgäste. 20 Arten können als häufiger bezeichnet werden. Diese lassen sich in vier

Gruppen unterteilen:

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��Standfische, die das ganze Jahr im Wattenmeer vorkommen, sich dort also auch

fortpflanzen, wie z.B. der Butterfisch, Seeskorpion, Aalmutter

��Saisonfische, die nur zu bestimmten Jahreszeiten einwandern, meist im Sommer,

wie z.B. Flunder, Seequappe

��jede, die das Wattenmeer so zu sagen als Kinderstube für den Nachwuchs

nutzen, wie z.B. Hering, Sprotte, Scholle, Seezunge, also vor allem

fischereiwirtschaftliche Arten

��Zufallsgäste wie z.B. Roter Knurrhahn, Schnellfisch.

4.5. Vögel

Vor allem für die Vögel ist das Wattenmeer eine wichtige Gegend, da es das

wichtigste Brutgebiet für Seevögel in Mitteleuropa darstellt. Die Anzahl der in diesem

Gebiet brütenden Wat- und Wasservögel wird auf eine halbe Millionen Individuen

geschätzt. Dazu kommen noch die Zugvögel, die jährlich auf ihrem ostatlantsischen

Zugweg das Gebiet zur Regeneration und Energiezufuhr nutzen. Dieser Teil macht

ungefähr 7-9 Millionen Vögel aus. Häufige Rastvögel sind Gänse (Nonnengans,

Ringelgans, Brandgans), Enten (Eiderente, Pfeifente), der grosse Brachvogel,

verschiedene Arten von Möwen und etliche mehr. Leider sind einige Arten durch das

Eingreifen des Menschen selten geworden, bzw. sind ausgerottet worden.

4.6. Säugetiere

Die Welt der Säugetiere ist im Ökosystem des Wattenmeers bezüglich des

Artenreichtums eher spärlich vertreten. Die zwei wichtigsten, und auch größten sind

einmal der Seehund, die Kegelrobbe und außerdem der Schweinswal. Der Gemeine Seehund (Phoca vitulina) ist in fünf Unterarten mit rund 400.000 Individuen in den

Küstengewässern vertreten. Gemeinsam treten sie als Konsument der

Nahrungskette auf. Untersuchungen zufolge setzt sich ihre Nahrung vorallem aus

Fisch zusammen (Plattfische, Flundern, Schollen). Der Schweinswal (Phocoena

phocoena), auch kleiner Tümmler genannt, gehört mit einer Länge von 180 cm zu

den kleineren Walen. Zu Beginn dieses Jahrhunderts kam er noch regelmäßig und

zahlreich in der Nordsee vor. Doch in den vergangenen Jahren ging ihr Bestand

doch stark zurück. Als eine der Hauptursachen für den Rückgang der Population gilt

die Überfischung von Arten, die die Nahrungsgrundlage der Wale bilden. Zudem geht

eine direkte Gefahr von den Fischereinetzen aus. So starben 1992 allein in den

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dänischen Netzen ca. 4.600 Schweinswale. Normalerweise kommen sie

unmittelbarer Nähe des Wattenmeers nur in der Paarungszeit im Juli vor.

5. Bedrohung des Wattenmeers

Ab dem 8. Jh. wanderte das Volk der Friesen in die Wattenregion ein. Bereits damals

begannen sie, diese durch verschiedenste Vorgänge zu verändern. Natürlich

passierte dies damals in einem anderen Umfang als heute, doch sind die

Bedrohungen, die heute das Ökosystem Wattenmeer schwächen, anthropogener

Herkunft. Im folgenden werden diese einzelnen Schädigungsquellen aufgezeigt.

5.1. Fischerei

Mit Aufkommen der Schleppnetzfischerei gewann auch die Fischerei im Wattenmeer

ab Mitte des 19. Jh. an Bedeutung. Die ältesten Fanggeräte stellen die Fischzäune

„Buhnen“ oder „Gaarden“ dar. Diese wurden aufgestellt, um Flundern, Rochen,

Schollen und gelegentlich auch Heringe zu fangen. Man stellte sie so auf, dass die

Fische bei ablaufendem Wasser darin hängen blieben. Große wirtschaftliche

Bedeutung erlangten zudem auch die Garnelen-, Austern- und Seemoosfischerei.

Letztere werden heutzutage nicht mehr betrieben. Allerdings florierte zusätzlich seit

den 50er Jahren die Miesmuschelfischerei. Auch heute stellt die

Miesmuschelfischerei einen wesentlichen Eingriff in das Ökosystem Wattenmeer dar.

Die Einführung der Schleppnetzfischerei vom Boot oder Schiff aus veränderte die

Wattfischerei weitgehend. Nun konnten Fangplätze weiter draußen angelaufen

werden. Zusätzlich fand eine Spezialisierung auf Garnelenfischerei statt. Heute ist

diese die wirtschaftlich bedeutendste Fischereiart im Wattenmeer, gefolgt von der

Miesmuschelfischerei. Mit zunehmender Motorisierung bzw. mit Zunahme der PS-

starken modernen Fischkutter wuchsen auch die Eingriffe in den Naturraum. Das

Problem dabei ist, dass eine Überfischung stattfindet. Weiterhin werden Arten

abgefischt, die das Wattenmeer zum Ablaichen aufsuchen, wodurch die

Reproduktion und der Erhalt der Art beeinträchtigt werden. Zudem hat die Abfischung

durch die Menschen auch Auswirkungen auf das Nahrungsangebot für das einzige

im Wattenmeer lebende Säugetier, den Seehund, der sich aus dem Fischreichtum

der Nordsee versorgt. Wenn dieser nicht mehr vorhanden ist, findet auch der

Seehund keine Nahrung mehr und stirbt aus.

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5.2. Eindeichung

Eindeichung beschreibt einerseits das Errichten von massiven Wällen, um die Inseln

und den Küstenrand vor den Sturmfluten und dem stetigen Abtrag zu schützen.

Andererseits benennt es die systematische Landgewinnung in Richtung Watt.

Letzteres wird seit rund 1.000 Jahren von der Küstenbevölkerung betrieben.

Besonders begehrt waren aufgrund der nährstoffreichen Böden und der Landnähe

der Bereich der Salzwiesen. Diese wurden landwirtschaftlich genutzt. Noch in den

letzten 15 Jahren gingen einige ha dadurch verloren. Im Mittelalter war ein weiterer

Grund der Eindeichung die Salzgewinnung. Wurden Moore vom Meer überflutet,

danach durch Aufschlickung zu Marschland und schließlich eingedeicht, konnte

durch Abbau und Verbrennung des Torfes ein bitteres Salz gewonnen werden.

Die Anfänge der Eindeichung war nicht sehr erfolgreich. Die gebauten Deiche

erwiesen sich als zu schwach und konnten nicht vor Sturmfluten schützen. Eine der

schlimmsten Sturmfluten Norddeutschlands führe 1962 zu einem Deichbruch, der zur

Folge hatte, dass halb Hamburg überschwemmt war. Ein weiteres Problem war die

innere Wasserentsorgung. An einer regenreichen Küste musste das anfallende

Regenwasser über Siele und Schöpfwerke außerdeichs geführt werden. Mit

zunehmender Entwässerung sackten aber die Böden, besonders die moorigen. Das

Land geriet unter Meeresniveau. Kam es dann zu Deichbrüchen, war es für die

Überlebenden um so schwieriger, das Wasser wieder zurückzudrängen. Im Laufe der

Zeit wurde eine natürliche Verlandungszone vor dem Deich geschaffen. Die Deiche

an der Nordseeküste sind in der Regel Bauwerke aus Klei, Sand, Gras und

Deckwerk. Wie Abb. 7 zeigt, sind sie so konzipiert, dass sie aus flachen Innen- und

Außenböschungen bestehen, die die Energie der Wellen nicht plötzlich stoppen,

sondern sie allmählich auffangen. Zudem ist der Deich allseits durch einen

geschlossene Grasdecke gegen die erodierende Kraft des Wassers geschützt.

Abb.7: Schematische Darstellung eines modernen Deiches. Quelle: Seedorf: Landeskunde

Niedersachsen.

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Durch das Errichten der Barrieren kann sich das Watt nicht ins flache Binnenland

ausdehnen. Da der Meeresspiegel fortlaufend ansteigt, werden die anfallenden

Wassermassen mehr beschränkt und der Seegang im Watt wird stärker. Das hat

wiederum zur Folge, dass sich die feinsten Partikel, die sich normalerweise im

ruhigen Wasser in der Nähe der Küste ablagern, nicht absetzten und so nach und

nach der Schlick zurückgeht. Was das für den Lebensraum Wattenmeer bedeutet,

sollte klar sein.

5.3. Eintrag von Fremdstoffen

Das Gleichgewicht des Ökosystems Wattenmeer wird von drei Komponenten

getragen. Zum einen dem Meereswasser, zum anderen dem Sediment und den in

ihm lebenden Organismen. Jeder dieser drei ist Schadstoffen ausgesetzt, die über

die Flüsse, die Atmosphäre und durch Direkteinleitung in das Meer geführt werden.

Es ist bekannt, dass in der Nordsee mehrere Ölplattformen zur Ölgewinnung

beheimatet sind. Vor allem die Öltanker, die vor den Küsten kreuzen, setzten das

gesamte Wattenmeer der Gefahr einer vernichtenden Ölpest aus. Zudem ist die

ökologische Empfindlichkeit in Bezug auf Ölverschmutzung besonders hoch. Das Öl

würde das Leben im Boden ersticken, Vogelkleider verkleben, und es würde vor

allem lange im System verweilen. Eine Ölbekämpfung ist im Wattenmeer wegen der

besonderen Gegebenheiten nur wenig wirksam.

Ein weiteres Problem stellt das zunehmende Einleiten von Abwässern in die Nordsee

dar. Diese sind nicht selten mit giftigen oder düngenden Stoffen versetzt. Dabei

handelt es sich unter anderem um Schwermetalle, Phosphat, Nitrat und Dünnsäuren,

die Abfallprodukte der chemischen Industrie sind. Auch Schadstoffe, die außerhalb

des Wattenmeers in die Nordsee eingeleitet werden, gelangen durch die Strömung

schließlich in das Wattenmeer. Der erhöhte Nährstoffgehalt des Wassers führt zu

einem übermäßigen Wachstum von Planktonarten. Dadurch wird das Gleichgewicht

des Ökosystems erneut gestört. Erkennbar wird das an den sogenannten

„Schwarzen Flecken“, die als Eutrophierungsfolgen (Nährstoffübersättigung) auf

dem Wattboden zunehmend sichtbar werden. Diese entstehen dadurch, dass es an

Konzentrationsstellen von organischem Material die durch den Abbau bedingte

Sauerstoffzehrung sehr groß und sogar größer als die Sauerstoffzufuhr werden kann.

Diese anoxische Reaktion erscheint schwarz im Sediment und reicht schließlich bis

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an die Oberfläche. Es entsteht ein starker Geruch nach faulen Eiern

(Schwefelwasserstoff).

5.4. Schiffahrt

Der Schiffverkehr kann in mehrfacher Hinsicht zu Konflikten führen. Zum einen wurde

bereits erwähnt, dass täglich etliche Fracht- und Tankschiffe vor der

Wattenmeerküste kreuzen. Neben der Gefahr der Ölverschmutzung besteht zudem

die der Ladungsverluste, von giftigen Schiffsanstrichen, die sich lösen können.

Darüber hinaus kann es zum illegalen Einleiten von Schadstoffen kommen, die

natürlich auch die Flora und Fauna stören. Zudem geht auch eine Gefahr von den

privaten Sportbooten aus. Sie stören das Brut- und Nistverhalten der Vögel, auch die

Rastplätze der Seehunde, weil sie sich nicht an Abstandsregelungen oder

Geschwindigkeitsbegrenzungen halten.

5.5. Tourismus und Freizeitnutzung Der heutige Fremdenverkehr ist für die hier wohnenden Menschen zu einer wichtigen

Erwerbsgrundlage geworden. Er trägt durch das Errichten von Hotels und

Unterkünften und durch den Bau von Infrastruktureinrichtungen wie Straßen und

Parkplätzen zur Belastung des Raums bei. Dadurch, dass die Saison aus

Gewinnchancen verlängert wurde, leiden nun im Juni die brütenden Küstenvögel und

im September die rastenden Watvögel unter störenden Beobachtern. Häufig

überlagern sich Brutstätte und Badestrand. Auch Ausflugsfahrten zu den

Liegeplätzen der Seehunde stören diese in ihrem natürlichen Verhalten.

6. Schutz des Wattenmeers

Der WWF kämpft seit über 20 Jahren für ein geschütztes Wattenmeer. Durch

Öffentlichkeitsarbeit und gezielte Aktionen haben sie es geschafft, die Menschen von

dem einzigartigen Wert des Wattenmeers zu überzeugen. Alle drei Anrainerstaaten

haben inzwischen Schutzgebiete ausgewiesen. Klar ist, dass überregionale

Verschmutzung nicht vor den „Toren“ der Zonen halt machen, doch ist es ein Anfang,

diese Gebiet langfristig zu erhalten. Am Beispiel Nationalpark Niedersachsen soll

kurz dargestellt werden, wie dies in die Realität umgesetzt wird:

Sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene wurde beschlossen, das

Ökosystem Wattenmeer so gut wie möglich vor dem Vergehen zu schützen.

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Seit dem 1.10.1985 wird der Bereich vor der schleswig-holsteinischen Küste durch

einen Nationalpark geschützt, in dem bestimmte Regeln gelten und auch eingehalten

werden müssen. Mit Verordnung vom 13.12.1985 hat das Land Niedersachsen den

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer eingerichtet. 1993 hat die UNESCO

diesen als Biosphärenreservat anerkannt. Dies ist eine zusätzliche Schutz-

gebietsbezeichnung, in deren Rahmen die dort lebenden Menschen beispielhaft in

Schutz und Pflege vorangehen sollen. Der Nationalpark umfaßt eine Fläche von ca.

240.000 ha. Das Gebiet wurde in drei Zonen eingeteilt, in denen bestimmte

Nutzungen unter Berücksichtigung der Naturschutzbelange erlaubt sind.

Zone 1; Ruhezone: - nimmt 54 % der Fläche ein (ca. 130.000 ha)

- strengste Schutzbestimmungen

- Salzwiesen, empfindliche Dünenbereiche, Seehundsbänke, Rast- und

Mauserplätze von Vögeln

- Verboten sind grundsätzlich alle Handlungen, die durch die Verordnung nicht

ausdrücklich erlaubt sind: Wege dürfen nicht verlassen werden, Jagd, Fischerei

und Landwirtschaft sind in bestimmten Bereichen nicht erlaubt.

Zone 2; Zwischenzone: - nimmt 45 % der Fläche ein (ca. 108.000 ha)

- Betreten ist generell erlaubt

- Einschränkungen zu Brutzeiten in bestimmten Bereichen

- Nicht erlaubt sind aber Handlungen, die den Charakter des Wattenraums

einschließlich der Inseln beeinträchtigen könnten, wie z.B. Beschädigung der

Pflanzendecke

- Kraftfahrzeuge sind auf den markierten Wegen fahrberechtigt

Zone 3; Erholungszone: - restliche Fläche (unter 2 %, ca. 2.000 ha)

- Badestrand und Kultureinrichtungen

- verboten ist das Betreiben motorisierter Fahrzeuge

- Baugenehmigung nur mit Zustimmung der Nationalparkverwaltung

Abb.8 zeigt eine Karte der drei Zonen im Nationalpark des niedersächsischen

Wattenmeers. Deutlich wird hierbei, welchen geringen Teil Zone 3 einnimmt.

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Abb.8: Zonierung des Nationalpark Niedersachsen. Quelle: http://www.wangerooge-online.com/nationalpark.jpg

Mit Hilfe dieser Projekte ist ein Anfang gemacht, das Ökosystem Wattenmeer nachhaltig zu schützen und zu bewahren. Letztlich liegt es aber an jedem einzelnen, diesen einmaligen Lebensraum zu erhalten.

7. Literatur Broschüre Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Wilhelmshaven, 1990. Broschüre Elastizität des Ökostystems Wattenmeer. Wilhelmshaven, 1997. ENGEL, H.: Outdoor Handbuch Wattwandern. Breklum, 2000. FERK, U.: Folgen eines beschleunigten Meeresspiegelanstiegs für die Wattgebiete

der niedersächsischen Nordseeküste. In: Greifswalder geographische Arbeiten, Bd. 10, 1994. S. 126-140.

GÄTJE, Ch.: Ökosystem Wattenmeer. Berlin, 1998. HICKEL, W.: Die Nordsee heute: Ökologie und Naturschutzaspekte. In:

Geographische Rundschau, H. 7/8, 1996. S. 450-457. MEYER, H.: Lebensraum Wattenmeer. Wiesbaden, 1994. REISE, K.: Das Ökosystem Wattenmeer im Wandel. In: Geographische Rundschau,

H. 7/8, 1996. S. 442-449. REISE, K.: Turbulenzen in der Naturgeschichte des Wattenmeeres. In: Heidelberger

Geographische Gesellschaft, H. 14, 1999. S. 87-95. SCHARMANN, L.: Meer und Küste – eine neue Raumordnungskategorie in

Deutschland? In: Europa regional, H.1, 1994. S. 14-20.

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SCHARMANN, L.: Die Fischwirtschaft in den norddeutschen Küstenländern. In: Europa regional, H.2, 1994. S.1-9.

SPIEGEL, F.: Bedrohung des Wattenmeers. In: Geographie heute, H127, 1995. S. 26-29.

Internet:

http://www.wangerooge-online.com/nationalpark.jpg (Stand 05/2001)

http://www.mu.niedersachsen.de/Nationalparke (Stand 05/2001)

http://schulen.nordwest.net/watt (Stand 05/2001)

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