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2004
NACHHALTIGE VERBESSERUNG DER LEBENSBEDINGUNGEN
IN MAMBA-KUSINI AN DEN HÄNGEN DES KILIMANJARO, TANSANIA Dipl.-Ing. Klaus Nilges
SUSTAINABLE DEVELOPMENT OF THE CONDITIONS OF LIFE IN
MAMBA-KUSINI ON THE SLOPES OF THE KILIMANJARO, TANZANIA
Dipl.-Ing. Klaus Nilges Architekt Kastanienweg 46 53177 Bonn Telefon: 0179 – 5074693 e-mail: [email protected] Matr.Nr.: 10454711
MASTERARBEIT
Nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen in Mamba-Kusini an den Hängen des Kilimanjaro, Tansania
Sustainable development of the conditions of life in Mamba-Kusini
on the slopes of the Kilimanjaro, Tanzania
Fachbereich: Bauen in den Tropen Erstbetreuer: Prof.Dr.-Ing. Friedrich Wilhelm Grimme Zweitbetreuer: Prof.Dr.oec. Hartmut Gaese Fachhochschule Köln Institut für Tropentechnologie Betzdorfer Str.2 50679 Köln
2
WIDMUNG
Als ich am 27.01.2004 Hilfsgüter der deutschen Partnerschule an die Waisenkinder der Mrieny Primary School übergeben sollte, traf ich diesen kleinen Jungen in einem
Superman T-Shirt, dem ich meine Arbeit widmen möchte.
Laut Doktor Mochai ist Superman mit dem HI-Virus infiziert.
3
I. VORWORT
Anfang 2003 fand ich am Schwarzen Brett des ITT einen Aushang der evangelischen
Kirchengemeinde Refrath, die um Unterstützung bei einem Projekt in Ihrer
Partnergemeinde am Kilimanjaro suchte.
Für mich war dies eine große Herausforderung, in Verbindung mit ein wenig
Abenteuer und der Hoffnung, mit meiner Masterarbeit Menschen direkt helfen zu
können.
Vorbereitet wurde die Reise dann im Rahmen der Tansania-Gruppe der Gemeinde
Refrath unter Leitung von Pastor Wolfgang Pöttgen, die bereits vor einigen Jahren
die Gemeinde am Kilimanjaro besucht hatte.
Sehr hilfreich war für mich das "Netzwerk" der Familie Machangu mit Eva Klaue-
Machangu in Deutschland und Ihrem Bruder Prof. Robert Machangu, in dessen Haus
in Moshi ich die ersten zweieinhalb Monate gewohnt habe und der sich immer wieder
erkundigte, ob mir nichts fehlte. Er stellte auch sicher, daß ich in Moshi von Josef
Mgowi, einem Freund der Familie, abgeholt wurde. Josef Mgowi erwies sich als ein
perfekter Gastgeber und Freund, der mir viele Kontakte vermittelte und täglich nach
mir schaute. Er brachte mich auch mit Mr. Khan zusammen, der in Moshi, abgesehen
von der einzigen Autovermietung, auch eine Bauunternehmung besitzt. Mit ihm
besichtigte ich seine laufenden Baustellen und er überließ mir die notwendigen
Unterlagen.
Meine routinemäßige Anlaufstelle in der Partnergemeinde Mrieny / Mseoe war das
Gemeindebüro von Pastor Mushi, wo wir bei einem Frühstück immer den Tag
besprachen. Hier hatte ich das Gefühl, daß mein Besuch für die Menschen sehr
wichtig war und ich mehr als Botschafter und Bindeglied zur Gemeinde Refrath
angesehen wurde, denn als einfacher Ingenieur, der einen Job zu erfüllen hat. So
vergingen die ersten Wochen mit Einladungen und Besichtigungsterminen, wobei ich
die ungeheure Warmherzigkeit und Gastfreundschaft der Menschen kennen lernte.
Als Höhepunkt wurde dann Ende Januar von der Familie Kimaro zu meinen Ehren
eine Ziege geschlachtet. Überhaupt waren die Familien Kimaro und Koka meine
ständigen Anlaufpunkte, wo ich immer bestens aufgenommen und verpflegt wurde.
Als es dann an das Projekt ging, war Mr. Koka derjenige, der mir die nötigen
Informationen besorgte und mir zu jeder Frage eine Antwort geben konnte.
4
Zu meiner Arbeit möchte ich folgendes anmerken.
Repräsentiert wurde die Dorfgemeinschaft vom Dorfkomitee, welches sich um die
wesentlichen Belange kümmert und regelmäßig zusammenkommt. Das Komitee
besteht aus folgenden Personen: Pastor Mushi
Doktor Mochai
Mr. Koka
Mr. Kimaro
Mr. Moye
Maria Machangu
Vereinfachend schreibe ich in dieser Arbeit öfters vom Komitee, wenn mehrere
Personen aus dieser Gruppe gemeint sind.
Alle Ansätze sind im direkten Dialog mit den Menschen vor Ort entstanden.
Sehr oft hatte ich das Gefühl, daß die Menschen aus Bescheidenheit oder Scham -
da sie Angst haben, den Eindruck zu vermitteln, etwas zu fordern - eher dazu neigen,
ihre Wünsche herunter zu spielen oder einfach nicht zu äußern. Dies muß jedes Mal
berücksichtigt werden und kann im Extremfall dazu führen, daß eine Anlage nicht
den realen Anforderungen entsprechend dimensioniert wird.
Die Auswahl der verwendeten Materialien basiert weniger auf wissenschaftlicher, als
auf rein pragmatischer Sicht der Akzeptanz und Vertrautheit der Menschen mit den
Baustoffen und Techniken.
Ich merkte auch sehr schnell, daß es für mich unmöglich war, ein Thema
herauszugreifen um es vertiefend zu behandeln. Demnach soll diese Arbeit weniger
eine theoretische Arbeit, sondern eine praktische Arbeit sein, die als
Bestandsaufnahme zu sehen ist und erste Lösungsansätze zu allen Themen
behandelt.
Diese Arbeit ist hoffentlich die Grundlage zu vielen weiteren Masterarbeiten, die sich
dann vertiefend mit den einzelnen Themen auseinander setzen.
P.S.
Preise habe ich entweder in TSH (Tanzania Schillings) oder in US Dollar angegeben.
Da die Inflationsrate in Tansania ca. 4,5% p.a. beträgt, wird sehr viel in Dollar
gerechnet. Während meines Aufenthaltes Anfang 2004 war die Umrechnung jedoch
ganz einfach, da 1 US$ ungefähr 1000 TSH entsprach.
5
INHALTSVERZEICHNIS
I. Vorwort ....... ..................................................................................................... 3
II a. Tabellenverzeichnis .......... .............................................................................. 6 II b. Abbildungsverzeichnis ................................................................................... 7
II c. Bilderverzeichnis ............................................................................................. 8 II d. Abkürzungen .................................................................................................... 10 III a. Abstract ............................................................................................................. 11
III b. Zusammenfassung ........................................................................................... 12
1. Tansania / Einleitung ........................................................................................ 13
1.1. Geschichte und Tradition des Landes ..................................................... 13
1.2. In Reich der Chagga ................................................................................ 17
2. Allgemeine Problematik .................................................................................... 19
3. Zielsetzung ......................................................................................................... 20
4. Mamba-Kusini .................................................................................................... 21
Bestandsaufnahme, Problemkatalog und Lösungsansätze
4.1. Traditionelle Bauweise und Adaption moderner Materialien ................... 26
4.2. Wasserversorgung .................................................................................. 31
4.3. Abwasser und sanitäre Einrichtungen ..................................................... 39
4.4. Energieversorgung .................................................................................. 41
4.5. Traditionelles Kochen mit Brennholz ....................................................... 49
5. Mkolowony Dispensary .................................................................................... 56
Bestandsaufnahme, Problemkatalog und Lösungsansätze
Baufortschritt
5.1. Wasserversorgung .................................................................................. 61
5.1.1. Entwurf einer Regenwassersammelanlage ................................. 62
5.1.2. Entwurf einer Quellfassung .......................................................... 67
5.2. Abwasser und sanitäre Einrichtungen ..................................................... 72
5.2.1. Entwurf eines Sanitärblocks ......................................................... 72
5.2.2. Entwurf Septic Tank ..................................................................... 75
5.3. Energieversorgung .................................................................................. 80
5.4. Bettenstation (Ward) / Bestandsaufnahme und Lageplan ....................... 85
6. Workshop ........................................................................................................... 86
Bestandsaufnahme, Raumkonzept und Lageplan
7. Konzept einer Schulpartnerschaft ................................................................... 89
8. Literaturverzeichnis / Quellenangaben ........................................................... 92
9. Anhang ............................................................................................................... 95
10. Verfassererklärung ...........................................................................................109
6
II a. TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Moshi District Einwohnerstatistik 2002 ................................................ 18
Tabelle 2: Mamba Kusini (South) Einwohnerstatistik 2002 .................................. 23
Tabelle 3: Niederschlagswerte Arusha / Theoretischer Ertrag auf einem
Durchschnittsdach .............................................................................. 37
Tabelle 4: Überschlägige Bedarfsrechnung für einen Durchschnittshaushalt ..... 47
Tabelle 5: Materialaufstellung für einen Biogasreaktor ........................................ 54
Tabelle 6: Dimensionierungstabelle 1 .................................................................. 54
Tabelle 7: Dimensionierungstabelle 2 .................................................................. 54
Tabelle 8: Kostenschätzung einer Regenwassersammelanlage ......................... 64
Tabelle 9: Kostenschätzung für einen Sanitärblock ............................................. 74
Tabelle 10: Dimensionierungstabelle nach "Tanzania Standard Septic Tank" .... 76
Tabelle 11: Kostenschätzung für einen Septic Tank mit Sickergrube .................. 77
Eingefügte A3 Blätter: Blatt 1: Lageplan Mkolowony Dispensary ............................................................ 60
Blatt 2: Entwurf Regenwassersammelanlage / Sanitärblock ............................... 65
Blatt 3: Entwurf Septic Tank ................................................................................. 79
7
II b. ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb.1: Lage Tansanias zum Rest der Welt ......................................................... 13 Abb.2: Tansania und seine Nachbarn ................................................................ 14 Abb.3: Kilimanjaro Sattelitenbild, Quelle: Geospace .......................................... 17
Abb.4: Moshi und seine 45 "Villages" .................................................................. 18
Abb.5: Lage von Mamba-Kusini am Berghang .................................................... 21
Abb.6: Betätigungsfeld in Mamba-Kusini ............................................................. 22
Abb.7: Systemskizze einer einfachen Anlage zum Regenwasser sammeln ....... 36
Abb.8: Meteonorm Niederschlagswerte für Arusha .............................................. 37 Abb.9: Jahresniederschlagswerte für Tansania.
Quellengrundlage: tansanischer Schulatlas .............................................. 38
Abb.10: Schnitt durch eine horizontale Schilfkläranlage ...................................... 40
Abb.11: Meteonorm Sonneneinstrahlungswerte für Arusha ................................ 42
Abb.12: Solarleuchte von SOLUX ........................................................................ 44
Abb.13: SOLUX Einzelleuchte ; Ladestation; Werkstatt. Quelle: www.solux.org 45
Abb.14: Solar Home System. Funktionsschema ................................................. 46 Abb.15: Funktionsschema einer chinesischen Biogasanlage .............................. 51 Abb.16: Die Bilder zeigen nepalesische und chinesische Biogasreaktoren ........ 53
Abb.17: Konstruktionsplan. Quelle: Nepal Biogas Plant – Construction Manual . 54
Abb.18: Verschiedene Solarkocher: 1. Parabolmodell Papillon; 2. einfacher
Parabolkocher; 3. Kochkiste ................................................................... 55
Abb.19: Hydrologische Verhältnisse einer Schichtquelle ..................................... 68
Abb.20: Lage der Quelle in Bezug auf die Ambulanzstation ................................ 68
Abb.21: Entwurf zur Fassung der Bergquelle ...................................................... 70
Abb.22: Angebot von TANESCO über einen Stromanschluß der Mkolowony
Dispensary ............................................................................................. 81
Abb.23: Funktionsprinzip einer Thermosiphon-Anlage ........................................ 84
Abb.24: Thermosiphon-Anlage Wikosun TSA von Wikora .................................. 84 Abb.25: Möglicher Standort einer neuen Bettenstation auf dem Grundstück der
Mkolowony Dispensary .......................................................................... 85
Abb.26: Lageplan der Mrieny Primary School mit voraussichtlichem Standort für den neuen Workshop. Aufmaß vor Ort am 20.03.2004 .......................... 87
8
II c. BILDERVERZEICHNIS
Bild 1: Blick aus dem Flugzeug auf den Kilimanjaro ............................................ 16
Bild 2: Blick vom Kindoroko-Hotel auf Moshi am wolkenverhangenen Kilimanjaro 18
Bild 3: Straßenszene kurz vor Marangu ............................................................... 22
Bild 4: Kaffeeplantage in Mrieny .......................................................................... 23
Bild 5: Gemeindebüro Mseroe ............................................................................. 23
Bild 6: Mseroe Primary School ............................................................................. 24
Bild 7: Luth. Kirche in Mseroe .............................................................................. 24
Bild 8: Schulkinder der Mrieny Primary School .................................................... 24
Bild 9: Übergabe von Hilfsgütern an die Waisenkinder von Mrieny ..................... 25
Bild 10: Jede Familie hält auf seinem Plot ein Paar Ziegen zur Eigenversorgung 25 Bild 11: Kaffeeplantage der Familie Kimaro. In der Mitte wird - zu meinen Ehren - gerade eine Ziege geschlachtet. ............................................................ 25
Bild 12: Steinbruch bei Himo-Town ...................................................................... 27
Bild 13: Tagesbauleistung von Termiten in meinem Schlafzimmer ..................... 28
Bild 14-17: Beispiele traditioneller Bauweise ....................................................... 29
Bild 18-21: Beispiele neuerer Bauweise .............................................................. 30
Bild 22: Schulkinder der Mrieny Primary School beim Wasser holen .................. 32
Bild 23: 5 m³ Wasserspeicher der öffentlichen Wasserversorgung .................... 32
Bild 24: Offenes Wasserreservoir zur Versorgung von Himo-Town .................... 32
Bild 25: Im Bau befindliche Sickergrube der Ashira Highschool .......................... 39
Bild 26: Fertig gestellte Entsorgungseinheit mit Septic Tank und Sickergrube .... 39
Bild 27: Schulküche in Mrieny. Die Köchin bereitet gerade Ugali zu. .................. 49
Bild 28: Kinder beim Feuerholz sammeln ............................................................ 50
Bild 29: Haus des Medical Assistant .................................................................... 56
Bild 30: Ambulanzstation ..................................................................................... 56
Bild 31-34: Baufortschritt Innenraum ................................................................... 57
Bild 35-39: Baufortschritt Außenbereich .............................................................. 58
Bild 40: Südseite der Mkolowony Dispensary ...................................................... 59
Bild 41: Wasserversorgung der Mkolowony Dispensary ...................................... 61
Bild 42: Abstieg zur Bergquelle ............................................................................ 67
Bild 43: Besichtigung der Quelle mit Ms. Mlay, Doctor Mochai u. Mr. Koka ........ 67
Bild 44: Quellaustritt ............................................................................................. 67
9
Bild 45: Bisherige Latrine der Ambulanzstation ......................................... .......... 72
Bild 46: Messung zur Absorptionsfähigkeit des Bodens ...................................... 76
Bild 47: Erster Meter Aushub für die Sickergrube ................................................ 76 Bild 48: Erstellen des Fundamentes für den Septic Tank mit Bruchsteinen ........ 78 Bild 49: Letztes Bild des Septic Tanks vor meiner Abreise .................................. 78 Bild 50: Gasbetriebene Kühltruhe für Medikamente in der Ambulanzstation .... 83
Bild 51-54: Voraussichtlicher Standort des neuen Workshops auf dem
Gelände der Mrieny Primary School ................................................. 88
Bild 55: Ugali. Wäre dies auch mit Biogas möglich? ............................................ 91
Alle hier aufgeführten Bilder sind von mir während meines Aufenthalts in Tansania von Januar bis April 2004 gemacht worden.
10
II d. ABKÜRZUNGEN
TSH Tanzania Schillings
KILIWATER Kilimanjaro Water Supply Company Ltd.
TANESCO Tanzania Electric Supply Company Limited
MoWLD Ministry of Water and Livestock Development
KDC Kilimanjaro District Council
KCMC Kilimanjaro Christian Medical Centre
EKTM I East Kilimanjaro Trunk Main I (Hauptwassersammelleitung)
CCM Chama Cha Mapinduzi (Regierungspartei, ging aus
sozialistischer Einheitspartei hervor)
CUF Civic Unic Front, (z.Z. Oppositionspartei)
UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation
UNEP United Nations Environmental Program
UNDP United Nations Development Program
GTZ Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit
KFW Kreditanstalt für Wiederaufbau
NGO Non-Governmental-Organisation
l/cd - Liter per capita and day (Liter pro Kopf und Tag)
KW/h - Kilowattstunden
1" (Inch) = 25,4 mm
1' (Foot) = 0,3048 m
1 acre = 0,4047 ha (Hektar)
11
III a. ABSTRACT
Background Information: Mamba-Kusini is a settlement with about 10.000 inhabitants on an altitude between
1000 and 2000 meters on the southern slopes of Mount Kilimanjaro. The vast
majority of the people are subsistence farmers. The only cash crop is coffee, which is
cultivated by most peasants, but the prices on the world marked for coffee slumped in
the last decades.
Through over-exploitation of nature and an increase in population, the ecosystem
and the existing resources are under pressure. Deforestation of the mountain-
rainforest – by collecting firewood and building timber – reduces evaporation and
creation of clouds, which leads to less precipitation. Also the ability of the ground to
restore water deteriorates, which leads to higher run-off and therefore erosion of the
soil.
Surrounded by these problems, the village of Mamba-Kusini is located with its
parishes Mrieny and Mseroe in general, and the Mkolowony Dispensary in special,
which is supported by their Partner parish in Bensberg with a new construction for a
house of the medical assistant.
Objectives:
One objective of this work is to describe the problems of the local environment in a
kind of stock-taking. Furthermore I would like to develop fist solutions which could
help to improve the situation of the local people and the location. This should be
done in general for the village Mamba-Kusini aiming on power supply, water supply
and sewerage as well as cooking.
Especially I will examine these points for the Mkolowony Dispensary and try to work
out proposals. Also I would like to point out for potentials for a sustainable
development in the future.
Results: Apart from a stock-taking of the Problems in Mamba-Kusini, I have made proposals
for the subjects of Water supply, sewerage, power supply and cooking. Also I made a
documentation of the progress going on for the new construction. For the dispensary
altogether I made designs for rainwater-harvesting, to exploit spring water, sanitation
as well as sewerage. A septic tank was half finished before my departure.
12
III b. ZUSAMMENFASSUNG
Problematik: Mamba-Kusini ist eine Streusiedlung mit ca. 10.000 Einwohnern auf einer Höhenlage
zwischen 1000 und 2000 Metern am Südhang des Kilimanjaro. Die Menschen leben
hier von Subsistenzlandwirtschaft. Einzige Einnahmequelle ist der Kaffeeanbau, der
jedoch durch den Einbruch der Kaffeepreise beinahe zum Erliegen gekommen ist.
Durch Raubbau an der Natur und Bevölkerungszunahme entsteht hier ein gewaltiger
Druck auf das Ökosystem und die vorhandenen Ressourcen. Die Abholzung des
Bergregenwaldes – meistens zur Brenn- und Bauholzbeschaffung - reduziert die
Verdunstung und somit die Wolkenbildung, was wiederum zu geringeren
Niederschlägen führt. Auch die Speicherfähigkeit der Böden für Wasser nimmt
erheblich ab, was zu einem erhöhten Abfluß und somit zur Erosion der Böden führt.
In diesem Problemumfeld existiert der Ort Mamba-Kusini mit seinen Gemeinden
Mrieny und Mseroe im allgemeinen und die Mkolowony-Dispensary im speziellen, die
von der Partnergemeinde in Bensberg zur Zeit mit einem Neubau für den Medical
Assistant unterstützt werden.
Zielsetzung: Ein Ziel dieser Arbeit ist es, die Problematik vor Ort aufzunehmen und in einer Art
Bestandsaufnahme zu beschreiben. Des weiteren möchte ich Lösungsansätze
entwickeln, die den Menschen unmittelbar und direkt vor Ort helfen. Dies soll im
allgemeinen für den Ort Mamba-Kusini in Bezug auf die Strom-, Wasser- und
Abwasserentsorgung, sowie im Bereich Kochen geschehen.
Speziell werde ich diese Punkte dann bei der Mkolowony-Dispensary untersuchen
und Lösungen erarbeiten. Auch möchte ich versuchen, Potentiale und nachhaltige
Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft aufzuzeigen.
Ergebnisse: Abgesehen von einer Bestandsaufnahme habe ich in Bezug auf Mamba-Kusini
Lösungsansätze zur den Themen Wasserversorgung, Abwasserentsorgung
Stromversorgung und Kochen erarbeitet. Für den Neubau habe ich den Baufortschritt
dokumentiert. Für die Dispensary als Ganzes entstanden Entwürfe für die
Regenwassernutzung, eine Quellfassung, einen Sanitärblock sowie
Abwasserentsorgung. Ein Septic Tank wurde bis zur Abreise zur Hälfte fertig gestellt.
13
1. TANSANIA /EINLEITUNG
Abb.1: Quelle: tansanischer Schulatlas
1.1. Die Wiege der Menschheit - ein Platz an der Sonne Tansanias Geschichte beginnt zu der Zeit als der Mensch im Great Rifft Valley den
aufrechten Gang erlernte. Lange vor Beginn der christlichen Zeitrechnung erreichten
aus Westen einwandernde Völker Ostafrikas große Seen und Küste, vor rund 2000
Jahren gab es dann vermehrt Zuzug aus dem Norden des Kontinents. Gegen Ende
des ersten Jahrtausends gründeten arabische Händler Häfen an Tansanias Küste,
die zuvor auch schon von seereisenden Völkern bereist und bewirtschaftet worden
war. Als Columbus 1492 von Europa nach Westen reisend Amerika entdeckte,
umsegelte der portugiesische Entdecker Vasco da Gama das Kap der Guten
Hoffnung und nahm von Süden kommend die Insel Sansibar und die tansanische
Kontinentalküste teilweise in Besitz. Zwei Jahrhunderte taten es die Portugiesen
ihren Vorgängern gleich und verschickten von dort nicht nur Bodenschätze bis Indien
und China, sondern übernahmen auch den Handel mit Sklaven, für die es einen
rasant steigenden „Bedarf“ durch die europäische Kolonialisierung gab. Im frühen 18.
Jahrhundert mußten die Portugiesen dann wiederum den Interessen des Sultans von
Oman weichen, der die Region ausbeuten konnte.
Nach Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 wuchs auch in Deutschland
der Drang nach Kolonien. Der deutsche Kaiser forderte auch für die Deutschen einen
14
Platz an der Sonne und wurde
sich mit der britischen
Konkurrenz in Ostafrika bald
handelseinig: die Briten
erhielten das vor der Küste
gelegene Sansibar, die
Deutschen kolonialisierten
und missionierten das
Festland bis zum Tanganyika-
See als Deutsch-Ostafrika.
Mit dem Ende des Ersten
Weltkriegs übernahmen die
Briten auch die deutschen
Besitztümer, welche sie nach
dem Zweiten Weltkrieg als
Mandat der Vereinten
Nationen verwalteten. Seit
den frühen 50er Jahren
begann sich dann die
Bevölkerung politisch zu organisieren. Der 1952 von einem Studienaufenthalt in
Schottland heimkehrende Lehrer Julius Nyerere (1922-1999) entwickelte sich dabei
zur zentralen Figur des Strebens nach Unabhängigkeit und wurde 1962 erster
Präsident der Republik von Tanganyika, die sich nach der Vereinigung mit Sansibar
im Jahre 1964 in Tansania umbenannte.
Ujamaa - der tansanische Weg1 Beeinflußt von Marx, der Bibel, dem chinesischen Kommunismus und dem Wesen
der afrikanischen Stammeskulturen entwickelte Nyerere für Tansania ein
Gesellschaftsmodell, welchem er den Namen Ujamaa gab (der sich ins Englische mit
dem Begriff familyhood übersetzen läßt). Ziel der Ujamaa war die Selbstversorgung
der tansanischen Nation, ihre Grundlage der gemeinsame Grundbesitz durch
Dorfgemeinschaften. Es folgten Jahrzehnte, die sowohl den Grundstein für die bis
heute anhaltende strukturelle Armut der multikulturellen tansanischen Bevölkerung,
1 Facts about Tanzania, Lonely Planet Tanzania, 2nd Edition
Abb.2: Tansania und seine Nachbarn
15
als auch für ihr konfliktarmes Verständnis als eine Nation legten. So wurde Mitte der
70er Jahre ein großer Teil der Landbevölkerung – häufig gegen ihren Willen -
umgesiedelt und in rund 7000 neuen Siedlungen reorganisiert. Wirtschaftlich war
diesem Projekt kein Erfolg beschieden, vielmehr überstrapazierte es die ohnehin
schwachen finanziellen und organisatorischen Ressourcen des Landes. Nyerere
führte sein Volk zu weiteren Kraftanstrengung, als er 1979 militärisch in seinem
Nachbarland Uganda intervenierte und den Genozid des Diktators Idi Amin
beendete, sowie Geld, Waffen und Rückzugsräume für den Kampf gegen die
Apartheid in Südafrika bereitstellte. Der Verfall der Weltmarktpreise für Kaffee,
Baumwolle und Gewürze tat ein weiteres, um Tansania in den 80er Jahren an den
Rand des wirtschaftlichen Kollapses zu bringen.
Doch der von seinem Volk als der Lehrer verehrte Nyerere war einsichtig genug, den
eingeschlagenen Weg nicht um jeden Preis weiter zu verfolgen und öffnete das Land
für ausländische Investoren. 1985 trat er – ungewöhnlich für einen afrikanischen
Machthaber - von seinem Amt zurück. Erstmals 1995 und 2000 erneut wurden in
demokratischen Wahlen seine Nachfolger, die allerdings nach wie vor der einstigen
Einheitspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM) vorstehen, bestimmt.
Eine Nation mit mehr als 130 Sprachen2 Die tansanische Gesellschaft befindet sich heute in einer Situation, die ebensoviel
Anlaß zu Optimismus, wie zur Sorge gibt. Auf der einen Seite stehen Erfolge, wie die
Steigerung der Alphabetisierungsrate von rund 50 Prozent Mitte der 70er Jahre auf
heutige etwa 75 Prozent.3 Während sich die durchschnittliche Lebenserwartung im
gleichen Zeitraum, nicht zuletzt wegen Aids, nur wenig von 49 auf 51 Jahre
verbessern konnte, sank das Bevölkerungswachstum merklich von 3,25 Prozent
(1970) auf etwa 2,0 Prozent (2002). Das im Weltvergleich ausgesprochen niedrige
Bruttosozialprodukt von nur US$ 280,- (im Jahr 2002, zum Vergleich Deutschland:
US$ 31.721,-) ist allerdings nur relativ aussagekräftig, da sich die Tansanier nach wie
vor recht gut durch die Felder der Dorfgemeinschaften mit Lebensmitteln versorgen
können.
2 Aus Länderinformations-Seiten des Evangelischen Entwicklungsdienstes 3 Alle Sozioökonomischen Daten beruhen auf dem Datensatz des GEO-3 Data Compendium der UNEP
16
Bild 1: Blick aus dem Flugzeug
Während Nachbarländer wie Mosambik den Ost-West-Konflikt im jahrelangen
Bürgerkrieg austrugen oder, wie Uganda und Ruanda, Teile der Bevölkerung in
ethnischen Auseinandersetzungen verloren, profitiert Tansania auch heute noch von
seiner konfliktarmen Geschichte seit der Unabhängigkeit. Dabei gibt es nur wenige
Länder mit einer größeren ethnischen Vielfalt. Auf einer Fläche von ca. 945.000 km²
leben in Tansania insgesamt rund 35 Millionen Menschen die nach aktuellen
Schätzungen etwa zu 43% Christen, 38% Muslime und 19% Anhänger von
Naturreligionen sind, und mehr als 130 Sprachen und Dialekte sprechen. Die
Amtssprachen beschränken sich jedoch auf English und Suaheli. Doch die
klassischen Konfliktlinien beginnen neuerdings wieder stärker hervorzutreten: Bei
den Wahlen des Jahres 1995 und 2000 unterlag die oppositionelle Civic Unic Front
(CUF) im stark arabisch geprägten Küstenbereich und auf Sansibar nur knapp der
regierenden CCM. 2000 kam es dabei zu Protesten, die erst nach Unruhen mit
mehreren Dutzend Toten beigelegt werden konnten. Doch bei allem Willen zum
Konsens gibt es auch extreme Tendenzen, die an den Grundfesten des laizistischen
Staates rütteln. So wurde im Juli 2004 in Pakistan ein aus Sansibar stammender
Tansanier fest genommen, der als regionales Führungsmitglied von Al Khaida
federführend für die Terrorattacken auf US-Botschaften in Kenia und Tansania Ende
der 90er Jahre verantwortlich gewesen sein soll.
Naturparadies unter Druck Tansania ist aber vor allem ein Naturparadies
der Superlative. Mit dem Grund des
Tanganyika-Sees und dem Gipfel des
Kilimanjaro befinden sich sowohl der tiefste als
auch der höchste Punkt Afrikas, sowie mit dem
Viktoria-See, der zur Hälfte zu Tansania
gehört, auch der größte See des Kontinents
auf seinem Staatsgebiet. Das Land verfügt in
seinen Seen, dem Bergland, den Steppen und
der Küstenregion über eine der vielfältigsten
Biodiversitäten der Erde. Um diese zu
schützen und nachhaltig zu nutzen wurden
inzwischen rund 25 Prozent des
17
Staatsgebietes in Nationalparks und Schutzzonen umgewandelt, wovon die
UNESCO drei Gebiete ins Weltnaturerbe (world heritage sites) aufgenommen hat.
Doch die Natur steht auch in Tansania unter einem enormen Druck: Die Bevölkerung
wächst weiter und das sichtbarste Zeichen für die Veränderung des Klimas ist das
stetig voranschreitende Abschmelzen des Kilimanjaro-Gletschers.
1.2. Im Reich der Chagga Wenn man sich von weitem dem Kilimanjaro nähert, ist sein Gipfel nur selten
sichtbar, da er meistens von einem Wolkenband verdeckt wird. Die Hänge des
Berges, mit seinem Hauptgipfel Kibo und seinen beiden Nebengipfeln Mawenzi und
Shira, sind das traditionelle Siedlungsgebiet der Chagga, die vor allem für ihr höchst
effektives Bewässerungssystem bekannt sind. Dessen alte Kanäle, bei denen das
Wasser angeblich sogar bergauf fließt, beruhen auf einem weit verzweigten System
mit minimalem Gefälle.
Der Kilimanjaro ist mit seinen 5895 m nicht nur der höchste Berg Afrikas, sondern als
Solitär vulkanischen Ursprungs auch der höchste einzelstehende Berg der Welt. Von
seinem Fußpunkt bis zum Uhuru-Peak findet man auf einer Höhendifferenz von über
5000 m nahezu alle Klimazonen, die wir auf unserem Planeten haben. Aufgrund von
zwei Regenzeiten und den vulkanischen Böden gibt es eine reichhaltige Vegetation,
in der die Chagga in Streusiedlungen leben und größtenteils vom Anbau
landwirtschaftlicher Produkte
wie Kaffe, Bananen, Mangos
und Avocados leben. Dies
geschieht größtenteils in Form
von Subsistenzlandwirtschaft
auf Familienbasis.
Abb.3: Auf dem Sattelitenbild ist gut der grüne Vegetationsgürtel, der sich die Berghänge hinaufzieht, zu erkennen. Quelle: Geospace
18
Abb.4: Moshi und seine 45 "Villages"
Eine dieser Streusiedlungen ist Mamba-
Kusini mit seinen Gemeinden Mrieny
und Mseroe, die von der
Partnergemeinde in Bensberg seit ca.
10 Jahren unterstützt werden. Mamba-
Kusini ist einer von 45 Verwaltungs-
bezirken des Distrikts und liegt am Süd-
Ost Hang des Kilimanjaro ca. 30 km
östlich der Distrikthauptstadt Moshi.
Allein der Moshi District hat auf einer
Fläche von über 1700 km² mittlerweile
über 400.000 Einwohner.
Bild 2: Blick vom Kindoroko-Hotel auf Moshi am Fuße des wolkenverhangenen Kilimanjaro
Tabelle 1: Moshi District Einwohnerstatistik 2002 Frauen Männer Einwohner
Gesamt Haushalte Personen
/ Haushalt Km² Einwohner
pro Km²
209 433 192 998 402 431 84 861 4,7 1713 234,9
Quelle: Distriktverwaltung Mamba-South
In Mamba-Kusini wird mit Unterstützung der ev.Gemeinde Bensberg der Aufbau
einer Ambulanzstation betrieben, die zurzeit nur wochentags besetzt ist. Um sie
sieben Tage die Woche rund um die Uhr nutzen zu können, wird zur Zeit ein weiteres
Gebäude als Unterkunft für den Arzt und das Personal errichtet. Daraus ergaben sich
verschiedene Fragestellungen, die ich im Rahmen einer Feldforschung in den ersten
drei Monaten 2004 untersucht habe und die als Grundlage meiner Masterarbeit
dienen sollen.
19
2. ALLGEMEINE PROBLEMATIK
In den letzten 100 Jahren hat die Bevölkerung am Hang des Kilimanjaro von ca.
sechzigtausend auf über eine Million zugenommen, was mit einem Raubbau an der
Natur und in - dessen Folge - einem Wechsel des Mikroklimas einhergeht. Durch die
Abholzung des Bergregenwaldes, meistens zur Brennholz und Bauholzbeschaffung,
wird die Verdunstung und somit die Wolkenbildung reduziert, was wiederum zu
geringeren Niederschlägen führt. Auch die Speicherfähigkeit der Böden für Wasser
nimmt erheblich ab, was zu einem erhöhten Abfluß und somit zu Erosion führt.
Aktuell sind bereits 80 % der ehemaligen Gletschermasse verschwunden und man
geht davon aus, daß im Jahre 2020 auch die letzten Reste verschwunden sein
werden.
Die fruchtbarsten Hangbereiche liegen in einem "Speckgürtel" zwischen 1000 und
2000 Höhenmetern. Hier haben die Grundstücke – von der lokalen Bevölkerung als
"shamba" oder mit dem englischen Wort "plot" bezeichnet - durchschnittlich die
Größe von einem halben Hektar. Durch deren Weitergabe von Generation zu
Generation bei gleichzeitiger starker Bevölkerungszunahme werden die Plots immer
weiter aufgeteilt, was dazu führt, daß die Eigenversorgung mit landwirtschaftlichen
Produkten immer schwieriger wird. Viele Familien verfügen daher am Fuße des
Berges nochmals über einige Hektar Land, auf denen sie meist Mais, Hirse oder
auch Erdnüsse anbauen. Das klingt nach sehr viel, zu bedenken ist jedoch, daß
bereits auf wenigen Kilometern hangabwärts ein Wechsel von tropisch-feuchtem zu
aridem Klima stattfindet, welches vergleichsweise nur einen Bruchteil des Ertrages
im Hangbereich zuläßt und somit die Notwendigkeit aktiver Bewässerung erhöht.
Durch die Bevölkerungszunahme am Hang wird jedoch ein Großteil des Wassers
bereits dort absorbiert, sodaß im Tal nicht mehr genug ankommt. Verschärfend
kommt hinzu, daß die letzten zwei Regenzeiten (so gut wie) ausgefallen sind.
Ein weiterer Punkt ist der Zusammenbruch des Kaffeepreises. Auf den fruchtbarsten
Böden am Berghang wird zurzeit größtenteils Kaffe angebaut. Der Kaffeepreis hat
mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem er die Produktionskosten kaum noch
übersteigt - mit dem Effekt, daß die meisten Menschen über keine nennenswerten
Einkünfte mehr verfügen.
Auch Kredite sind sehr schwierig zu bekommen, da die Menschen nur über geringe
Sicherheiten verfügen, was noch aus der sozialistischen Vergangenheit herrührt: Da
20
der Grund und Boden, auf dem die Menschen seit Generationen leben, immer noch
Gemeinschaftseigentum ist, kann er auch nicht von Einzelpersonen beliehen oder
veräußert werden. Privateigentum sind lediglich die Aufbauten.
In diesem Problemumfeld befinden sich der Ort Mamba-Kusini mit seinen
Gemeinden Mrieny und Mseroe und die Mkolowony Ambulanzstation, die von der
Partnergemeinde in Bensberg unterstützt wird.
3. ZIELSETZUNG
Ein Ziel dieser Arbeit ist es, die Problematik vor Ort aufzunehmen und in einer Art
Bestandsaufnahme zu beschreiben. Sie könnte dann als Grundlage weiterer
Masterarbeiten dienen. Des weiteren möchte ich Lösungsansätze entwickeln, die den
Menschen unmittelbar und direkt vor Ort helfen. Dies soll im allgemeinen für den Ort
Mamba-Kusini in Bezug auf die Strom, Wasser und Abwasserentsorgung sowie im
Bereich Kochen geschehen.
Speziell werde ich diese Punkte dann bei der Mkolowony Ambulanzstation
untersuchen und Lösungen erarbeiten.
Auch möchte ich versuchen Potentiale und nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten
für die Zukunft aufzuzeigen.
21
4. MAMBA-KUSINI Mamba-Kusini (Mamba-Süd) liegt am Südhang des Kilimanjaro auf einer Höhe von
1000 – 1500 Meter zwischen den Orten Himo-Town und Marangu, ca. 20 bis 30 km
östlich der Bezirkshauptstadt Moshi.
Abb.5: Lage von Mamba-Kusini am Berghang
Ich werde Mamba-Kusini im weiteren Verlauf als Dorf bezeichnen, da es im
englischen als "Village = Dorf" bezeichnet wird. Diese Bezeichnung ist jedoch
irreführend, da es sich hierbei nicht um eine verdichtete Dorfstruktur mit
Ortsmittelpunkt handelt. Dörfer im eigentlichen Sinn sind eher die Orte Marangu und
Himo-Town, sowie das Dorf Kissambo am nördlichen Rand von Mamba-Kusini, die
zugleich auch Marktplätze sind. Himo-Town liegt am Fuße des Berges auf ca. 800
Meter Höhe und ist an einer Straßenkreuzung entstanden. Es bietet ein verzweifeltes
Bild, geprägt durch Müll, der auf der Straße verbrannt wird und einer endlosen
Kolonne von Menschen, die am nächsten Fluß Wasser holen. Angrenzend an die
Massai-Steppe herrscht hier bereits das aride Klima der Savanne vor. Hier ist auch
am besten zu erkennen, daß die Ressourcen des Berges bereits am Hang
verbraucht werden und das Tal mittlerweile fast leer ausgeht.
22
Bild 3: Straßenszene kurz vor Marangu
Marangu bietet dagegen ein ganz
anderes Bild. Auf einer Höhe von ca.
1500 Metern liegt es im tropischen
Regenwald und bietet angenehme
Temperaturen. Hier liegt das
"Headquarter" des Kilimanjaro
Nationalparks und der Ausgangsort
für die Besteigung des Kibo über die
Marangu-Route. Dementsprechend
wird der Ort sowohl von
Einheimischen, die sich als Träger
oder Bergführer verdingen wollen, und Touristen geprägt. Marangu verfügt über ein
Krankenhaus, über eine Poststation und ein Internetcafe.
Von Moshi bis Marangu führt eine asphaltierte Straße, die sich in gutem Zustand
befindet. Kurz hinter Marangu geht der Asphalt in eine nur unreichend mit Schotter
befestigte Strasse über, die kaum materialermüdender und zeitraubender sein
könnte - der Begriff "Wellblechpiste" ist hierfür am treffendsten. Bei dieser Straße
handelt es sich um eine
Hauptverkehrsstrasse, die als
Ringstrasse rund um das
Bergmassiv ausgelegt ist. Ab
Mitte 2004 soll sie ausgebaut
werden, was jedoch zu Unmut
in der Bevölkerung führt, da
hierfür angeblich eine
Schneise von 22 m von allen
Gebäuden frei geräumt werden
muß. Da der Weg jedoch fast
durchgehend wie ein
Straßendorf bebaut ist, betrifft
es somit fast jedes Gebäude
am Straßenrand. Zu erkennen
ist dies durch ein rotes X auf
jedem abzureißenden Abb.6: Betätigungsfeld in Mamba-Kusini
23
Gebäude, wobei fast jedes Haus am
Straßenrand ein solches X trägt. Da die
geplante Wegführung anscheinend
bereits seit der Unabhängigkeit besteht,
sollen nur die Eigentümer entschädigt
werden, deren Häuser älter sind. Alle
anderen gälten als illegal errichtet.
Dies betrifft auch Kissambo, welches
man, von Marangu kommend, nach
etwa drei Kilometern erreicht. Hier
befindet sich auch der lokale Markt, auf dem viele Einwohner von Mamba-Kusini
zweimal pro Woche ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse, wie Bananen und
Mangos, verkaufen.
Tabelle 2: Mamba Kusini (South): Einwohnerstatistik 2002 Frauen Männer Einwohner
Gesamt Haushalte Personen /
Haushalt
4573 4823 9396 2088 4,5 Quelle: Distriktverwaltung Mamba-South
Zwischen diesen drei Orten – Marangu, Himo-
Town und Kissambo - erstreckt sich Mamba-
Kusini mit seinen annähernd 10.000
Einwohnern, verteilt auf 2088 Haushalte, also
rund 4,5 Personen pro Haushalt. Der Ort
besteht fast ausschließlich aus
einzelstehenden Häusern in Hanglage auf
einer durchschnittlichen Grundstücksgröße
von einem halben Hektar. Hier leben die
Menschen größtenteils vom Kaffeeanbau und
Subsistenzwirtschaft. Zur Eigenversorgung
und zur Schattenspendung für die
Kaffeepflanzen werden hier in einer
einzigartigen vertikalen Struktur weitere
Kulturpflanzen angebaut. Ein durch-Bild 5: Gemeindebüro Mseroe
Bild 4: Kaffeeplantage in Mrieny
24
Bild 7: Luth. Kirche in Mseroe
Bild 8: Schulkinder der Mrieny Primary School
schnittlicher Plot könnte etwa wie folgt aussehen. Auf den ersten 2 Metern wächst
der Kaffee, darüber bis ca.8 Meter wachsen (Koch-) Bananen, die nächste Stufe
bilden Papaja und darüber große Avocado und Mango Bäume. Des weiteren hält
jeder Haushalt zur Eigenversorgung ein paar Ziegen, Kühe und Hühner.
Das ganze Gebiet wird durchzogen von einem Netz unbefestigter Wege, die in der
Regenzeit nahezu unbefahrbar sind. Teilweise kann man von den Wegen aus keine
Häuser sehen, sodaß man meist
das Gefühl hat, mitten im Urwald zu
stehen, obwohl man sich in dicht
besiedeltem Gebiet bewegt.
Mamba-Kusini besteht aus
mehreren Gemeinden und verfügt
über sechs Primary Schools (1.-7.
Klasse). Mein Betätigungsfeld
erstreckte sich auf die Gemeinden
Mseroe im oberen Teil und Mrieny,
etwa zwei Kilometer südlich, als
Partnergemeinden von Bensberg.
Für beide Gemeinden ist Pastor
Mushi zuständig.
Noch mal 300 Meter südlich liegt
die Mkolowony-Dispensary. Die
Primary Schools liegen meist in
unmittelbarer Nachbarschaft der
Kirchen, sodaß sie eine Einheit
Bild 6: Mseroe Primary-School
25
bilden. Die Mseroe Primary School, geleitet
von Mr. Matemba, hat zurzeit etwa 250
Schüler und 11 Lehrer.
400 Schüler sind es etwa in der Mrieny
Primary School, wo eine meiner Aufgaben
darin bestand, Hilfsgüter, die mit Spenden
einer Deutschen Partnerschule gekauft
wurden, an 50 Waisenkinder zu übergeben,
deren Eltern größtenteils an AIDS verstorben
sind. Doktor Mochai geht davon aus, daß ein
Großteil der Kinder ebenfalls bereits denn HI-
Virus in sich trägt.
Abgesehen von einer hohen AIDS Rate, die
den Ort in den nächsten Jahren noch vor
erhebliche Probleme stellen wird, erreichen
viele Menschen hier ein fast biblisches Alter.
Ich wurde immer wieder mit Alterszahlen konfrontiert, die unglaublich waren. Auf
Nachfragen bekam ich jedoch meist ausweichende Antworten, was mich ein wenig
stutzig machte. Belegt ist jedenfalls, daß der aus Marangu stammende Lauwo im
Jahre 1889 18jährig als Begleiter von Hans Meyer die Erstbesteigung des Kibo
vollzog und 1996, demnach im Alter von 125 Jahren, starb.4 Alterszahlen dieser
Größenordnung sind hier anscheinend nicht außergewöhnlich.
4 Lonely Planet, Tanzania
Bild 9:Übergabe von Hilfsgütern an die Waisenkinder von Mseroe.
Bild 10: Jede Familie hält auf seinem Plot ein Paar Ziegen zur Eigenversorgung.
Bild 11: Kaffeeplantage der Familie Kimaro. In der Mitte wird –anläßlich meines Besuches - gerade eine Ziege geschlachtet.
26
4.1. Traditionelle Bauweise und Adaption moderner Materialien
Die traditionellen Baustile variieren von Region zu Region und sind meist abhängig
vom Angebot lokaler Baumaterialien. Über die Jahrhunderte haben sich die
verschiedenen Baustile dabei ideal den Bedürfnissen der Menschen und den lokalen
Klimaeinflüssen angepaßt. Durch die Adaption "moderner" Baumaterialien und dem
Einfluß der Westlichen Kultur geht indessen viel von diesem Wissen verloren.
Zement gilt heute als das Baumaterial schlechthin, auch wenn er, im Vergleich zu
anderen Stoffen, extrem teuer ist und Materialien wie Lehm vielleicht sinnvoller
wären.
In der Region von Arusha, rund um den Mt. Meru wird sehr viel mit gebranntem
Ziegel gearbeitet, da der Boden dort für deren Gewinnung sehr geeignet ist. 80 km
weiter, in Mamba-Kusini, ist dieses Baumaterial jedoch nicht anzutreffen. Traditionell
basieren die meisten Bauten hier auf einem Lehmfachwerk (Bild 15). Hierbei wird
erst ein Holzständerwerk aus dickeren Ästen errichtet, welches horizontal mit
dünneren Ästen in Abständen von etwa 10 cm ausgefacht wird, um als Trägerstruktur
für den Lehm zu dienen. Oft bleibt diese Struktur sichtbar. Viele Häuser werden
jedoch noch mit einem Lehmputz versehen, der i.d.R. mit Kalk oder Zement zur
besseren Haltbarkeit versetzt ist, und anschließend gestrichen. Das gängige
Deckmaterial der Dächer bestand hier bis vor einigen Jahrzehnten aus
Bananenrinde. (Bild 14) Ein Bauherr brauchte etwa eine Woche, um ein solch
kunstvolles Geflecht herzustellen. Bananenrinde gibt es hier im Überfluß, jedoch
benötigten die Dächer eine komplexe Unterkonstruktion. Klimatisch gesehen haben
die Dächer viele Vorteile: Sie sind sowohl wasserdicht, als auch atmungsaktiv und
eignen sich als Isolation gegen übermäßige Hitze wie auch Kälte. Durch
Insektenbefall und Verrottung des Materials übersteigt ihre Lebensdauer jedoch nur
selten 10-15 Jahre.
Die traditionelle Eindeckung mit Bananenrinde wird heute jedoch fast nur noch für
Touristenlogdes verwendet, um den Gebäuden einen folkloristischen Charakter zu
geben. Seit etwa fünfzig Jahren werden Dächer fast ausschließlich mit Wellblech
gedeckt. Dieses Material hat viele Nachteile, aber auch einige Vorteile: Die
handelsüblichen Blechstreifen von 1x3 m (zum Preis von 6.200 TSH) sind einfach zu
handhaben und auch die Unterkonstruktion fällt aufgrund der Tafelgröße und ihrem
27
Bild 12: Steinbruch bei Himo-Town
Gewicht relativ einfach aus. Durch seine zum Schutz vor Korrosion verzinkte
Oberfläche, reflektiert es einen Großteil der einfallenden Sonnenstrahlung.
Die Nachteile entstehen durch die Alterung des Blechs: Wenn die Reflektion durch
einsetzende Korrosion nachläßt, wird immer mehr kurzwellige Strahlung in
langwellige Wärmestrahlung umgewandelt und die Dachdeckung entwickelt sich so
zur Kopfheizung. Auch durch Verschmutzung kann dieser Effekt hervorgerufen
werden. Durch regelmäßiges Reinigen und Streichen der Dächer mit einer hellen
reflektierenden Farbe kann dem entgegengewirkt werden, was jedoch nur äußerst
selten gemacht wird.
Neubauten werden heute größtenteils in Massivbauweise aus Betonwerksteinen
hergestellt. Das Material bietet den Vorteil, daß es relativ einfach zu verarbeiten ist.
Betonwerksteine gibt es in verschieden (Zoll-)stärken, doch sie sind sehr teuer. Ein
4" Stein kostet 400 TSH, ein 5" kostet 500 TSH und pro weiterem Zoll 100 TSH
mehr. Dies beruht auf den sehr hohen Zementpreisen. Ein Sack à 50 kg in der
Qualität 35,5 CEM II kostet in Moshi 7.500 TSH und in Marangu sogar 8.000 TSH.
Viele Steine sind jedoch von extrem schlechter Qualität, da das Zement -
Zuschlagverhältnis aus Kostengründen oft gestreckt wird. Hinzu kommt, daß die
Steine, meist von Kleinunternehmern am Straßenrand hergestellt, auch dort zum
"trocknen" ausgelegt werden. Dadurch wird das für den Erhärtungsprozeß benötigte
Wasser verdunstet und der Beton zerstört (viele Steine zerbröseln schon beim
Anschauen). Nur an wenigen Orten sieht man, daß die Leute bemüht sind, die Steine
bis zur vollständigen Aushärtung feucht zu halten und vor direkter
Sonneneinstrahlung zu schützen. Auch die Transportkosten für Baumaterial sind
nicht unerheblich und hier zu berücksichtigen.
Eine preisgünstige Alternative sind
hier Natursteine aus porösen
Lavagestein. Sie werden meistens
dort eingesetzt, wo die Menschen
kein Geld für Betonsteine besitzen,
sowie kein Holz (und Wasser) für
eine Lehm-/ Fachwerkkonstruktion
vorhanden ist. Diese Steine
werden in den gleichen Maßen wie
die Betonwerksteine hergestellt,
28
Bild 13: Tagesbauleistung von Termiten in meinem Schlafzimmer
kosten jedoch nur etwa die Hälfte. Der Stein ist wesentlich leichter als Betonsteine
(Transportkosten) und hat eine höhere Druckfestigkeit. Es ist ein nachhaltiges
Baumaterial, atmungsaktiv und besitzt dank seiner Poren einen besseren U-Wert
(Wärmedurchgangskoeffizient). Die meisten Häuser aus diesen Steinen sind
unverputzt – angeblich, weil die Steinformate so ungenau gearbeitet sind, daß der
Kostenvorteil durch den erheblichen Mehraufwand an Zementputz wieder
aufgebraucht würde. Dies ist das einzige Argument, welches mir immer wieder
genannt wurde, warum dieses Material, trotz seiner hervorragenden Eigenschaften,
nicht häufiger verwendet wird. Allerdings werden sie in Steinbrüchen rund um Himo-
Town unter unmenschlichen Bedingungen hergestellt, wo sie von Arbeitern mit
einfachsten Werkzeugen direkt im richtigen Format aus dem Fels "gekratzt" werden.
Häuser in kompletter Holzbauweise gibt es dagegen selten. Bauholz ist relativ teuer
und das Fällen großer Bäume aus Naturschutzgründen verboten. Trotzdem sieht
man immer wieder Stellen, wo Regenwaldriesen verbotenerweise gefällt und in
mühevoller Kleinarbeit an Ort und Stelle zu Brettholz verarbeitet werden.
Ein Hauptgrund aber, warum die Menschen
hier eher zur Massivbauweise neigen, ist der
extreme Befall der organischen Baustoffe
durch Termiten. Das ganze Gebiet ist in
regelmäßigen Abständen von Termitenhügeln
überzogen, weshalb die Prävention vor
Termitenbefall ein großes Thema ist. Zum
einen kann man konstruktiv darauf eingehen
oder mit Chemie, indem man den Boden unter
der Bodenplatte und rund um die Fundamente
mit Giftstoffen versetzt. Ich will hier jedoch
nicht detaillierter auf die einzelnen
Baumaterialien eingehen, da es den Rahmen
dieser Arbeit sprengen würde (dies könnte
Thema einer weiteren Masterarbeit sein).
29
Bild 14: Traditionelle Dacheindeckung mit Bananenrinde. Das Lehmfachwerk wurde mit einem Lehmputz versehen und mit einer Kalkfarbe gestrichen. Die hier gezeigte Dacheindeckung ist etwa 15 Jahre alt.
Bild 16: Typisches Gebäude mit Lehm-fachwerk, hier bereits mit Well-blecheindeckung. Das Blech ist schon stark korrodiert und wird zu einer erheblichen Wärmeentwicklung im Innenraum beitragen. Durch den Mangel an Regenrinnen hat das Wasser hier bereits den Boden stark ausgewaschen und die Fundamente freigelegt.
Bild 17: Selten findet man Häuser wie dieses. Es ist aus einem hellen, schweren Naturstein gebaut.
Beispiele traditioneller Bauweise:
Bild 15: Lehmfachwerk mit Holzständerwerk und enger horizontaler Ausfachung zur Aufnahme des Lehms. Hier bereits stark erodiert. Gerade der Sockelbereich wird durch Schlagregen schnell ausgewaschen. Dem kann durch Zusetzen eines Bindemittels wie Kalk zum Lehm entgegengewirkt werden.
30
Beispiele neuerer Bauweise:
Bild 18: Neuer Klassenraum in Mseroe. Fast alle Gebäude werden heute in dieser Bauweise errichtet. Mauerwerk aus Betonwerkstein, sowie innen und außen mit Zementputz. Hier sieht man gut wie das Sonnenlicht von der neuen Wellblecheindeckung reflektiert wird.
Bild 19: Typisches Dachtragwerk aus Holz. Unter die Lattung wird noch eine Abhangdecke aus Holzfaserplatten montiert.
Bild 20: Typischer Bodenaufbau: Wenn statisch zulässig, wird, da Beton sehr teuer ist, nur ein Ringfundament gelegt, mit groben Bruchsteinen aufgefüllt und verdichtet. Darüber kommen maximal 10 cm Beton, der mit 2,5 cm Zementestrich abschließt.
Bild 21: Klassischer Rohbau aus Beton-werksteinen und Ringanker. Hier mit Mr. Khan, der als Bauingenieur in Moshi ein eigenes Bauunternehmen betreibt und von dem ich viele nützliche Informationen erhalten habe.
31
4.2. Wasserversorgung
Bereits kurz nach der Unabhängigkeit wurde mit dem Aufbau einer öffentlichen
Wasserversorgung rund um den Kilimanjaro begonnen, die das Bergwasser sammelt
und anschließend im Umland verteilt.5
Die Gebiete am östlichen Berghang mit rund 335.000 Einwohnern und 62.000
Haushalten werden dabei von einer 14,6 km langen Sammelleitung, der "East
Kilimanjaro Trunk Main I – EKTM I, versorgt, die das Wasser von drei
Flußentnahmestellen zum Hauptspeicher in Amboni führt und zwischen 1964 und
1969 gebaut wurde. Hier schließt die 23 km lange EKTM II an. Über beide Leitungen
wird das Wasser in ein Verteilernetz (entstanden zwischen 1960 und 1978) von
ursprünglich 700 km geleitet und an die einzelnen Gemeinden verteilt, wo es dann
über ein Netz von größeren und kleineren Zwischenspeichern (von ca.100m³ bis 5
m³) der Schwerkraft folgend an die Bevölkerung verteilt wird. Seit 1993 wurde das
Netz um mittlerweile weitere 100 km erweitert. Es bestehen etwa 7300 Anschlüsse,
wovon 975 öffentliche Zapfstellen sind. In dem dicht besiedelten Gebiet beträgt die
maximale Entfernung zu einer Zapfstelle ca. 400 m.
Statistisch verfügt die Region während einer normalen Trockenzeit mit 20.300 m³ pro
Tag - das sind in etwa 61 l/cd (Liter pro Kopf und Tag) – über ausreichend Wasser.
Die Verluste im Verteilersystem sind zurzeit mit mindestens 35 % anzusetzen, sodaß
dem Verbraucher rein rechnerisch ca. 39 l/cd zur Verfügung stehen. Hinzu kommen
Verluste, die durch Verschwendung entstehen und möglicherweise noch mal eine
ähnliche Größenordnung erreichen. Dies sind jedoch Durchschnittswerte, die in der
Realität erheblichen Schwankungen unterliegen, da meistens die Versorgung in den
höher gelegenen Regionen besser ist, als unterhalb.
Ein gutes Beispiel für Verschwendung zeigte sich auf meinem fast täglichen Gang
zur Ambulanzstation, auf dem ich immer an einem 5 m³ Wasserspeicher mit
Zapfstelle (siehe Bild 23) vorbei kam, der die Station mit Wasser versorgen soll. Etwa
die Hälfte der Zeit war der Tank nicht gefüllt und wenn mal Wasser da war, lief der
Hahn ununterbrochen.
5 http://www.kfw-entwicklungsbank.de/DE/Laender%20und%20Projekte/AfrikaSubs73/West-undOs64/Tansania81/GPKD_00469_DE_Tansania_Laendliche_Wasserversorgung_Ost.pdf
32
Bild 22: Schulkinder der Mseroe Primary School beim Wasser- holen
Bild 23: 5 m³ Wassertank mit öffentlicher Zapfstelle. Der Tank war während der Hälfte meines Aufenthaltes leer. Wenn er gefüllt war, lief meistens der Wasserhahn, bis der Tank wieder leer war.
Abhilfe könnte man hier durch die Installation eines Druck- wasserhahns schaffen.
Bild 24: Besichtigung eines Wasser- reservoirs zur Versorgung von Himo-Town mit Mr. Koka und Mr. Kimaro. Hier wird das Wasser aus einer Quelle offen gesammelt. Für meinen Begriff ein großer Fehler, da das Wasser in einem stehenden Gewässer sehr schnell kontaminiert wird.
33
Abhilfe könnte man hier durch die Installation von Druckwasserhähnen schaffen, die
nur bei tatsächlicher Nutzung Wasser abgeben.
Es existieren aber auch einige unabhängige Systeme. Bild 24 zeigt ein offenes (!!!)
Wasserreservoir, in dem das Wasser für Himo-Town gesammelt und über eine DN25
Leitung ca.10 km ins Tal geleitet wird. Auf dem Weg nach unten wird die Leitung
allerdings immer wieder angezapft, sodaß nicht mehr viel im Tal ankommt.
Das Hauptsystem jedoch ist aufgrund seines Alters und mangelnder Wartung
mittlerweile marode und reparaturanfällig. Hinzu kommt, daß die Dimensionierung
der Rohrdurchmesser zu klein ausgefallen ist, sodaß bereits nicht das gesamte zur
Verfügung stehende Wasser aufgefangen werden kann.
Hinzu kommt, daß der Wasserverbrauch bis jetzt größtenteils nur pauschal
abgerechnet wird. Die einmalige Anschlußgebühr liegt in Mamba-Kusini zurzeit bei
5.000 TSH, danach fallen 1.800 TSH pro Kopf und Jahr an – die tatsächlich
verbrauchte Menge wird nicht berechnet. Auch ist die Einstellung der Menschen
teilweise problematisch: Mr. Koka erzählte, daß viele Chagga glaubten, das Wasser
sei ihnen von Gott gegeben und könne somit nichts kosten.
Seit ca. 10 Jahren wird nun versucht, dem entgegen zu wirken und dem Wasser
einen Preis nach Verbrauchsmenge zu geben.
Hierfür wurde mit Unterstützung von Deutscher Seite die private Wassergesellschaft
Kiliwater Co. Ltd. gegründet. Unterstützer auf deutscher Seite sind die GTZ, sowie
die KFW.
Mittlerweile wurde in 57 Dörfern des Rombo Distrikts und 13 Dörfern des Moshi
Distrikts das gesamte Leitungssystem überarbeitet und viele Haushalte mit
Wasserzählern versehen.
Wird nach Verbrauchsmenge abgerechnet, liegt der Preis zurzeit bei 200 TSH / m³ für einen Hausanschluß. Der Preis beruht auf einer Studie in der ersten Phase des
Projekts, wo nach sozioökonomischen Gesichtspunkten festgelegt wurde, daß ein
Haushalt nicht mehr als 5 Prozent seines Einkommens für Wasser ausgeben soll.
In diesen Dörfern werden begleitend zur Umsetzung Kampagnen durchgeführt, die
das Ziel haben, über Hygiene und wasserbasierte Krankheiten, sowie deren
Prävention aufzuklären.
34
Zuständig in diesen Bereichen sind jetzt lokale Dorfkomitees, die von Kiliwater
geschult werden und deren Aufgabe in folgenden Punkten besteht:
• Repräsentation der Verbraucher
• Sensibilisierung der Menschen in Bezug auf Wasserverschwendung und
Schutz der Quellen
• Mobilisierung der Dorfbewohner zur Selbsthilfe und Aktivitäten in Bezug auf
die Wasserversorgung
Bis Mitte 2004 soll auch der Nachbarort Mwika von Kiliwater versorgt werden. Wann
allerdings Mamba-Kusini versorgt wird, ist noch nicht abzusehen.
Wasserverbrauch Zahlenwerte über den Wasserverbrauch der Bevölkerung liegen hier aus dem Hai-
District vor. Hier wird mit dem "Hai District Water Supply Project" für den Westhang
des Kilimanjaro ein vergleichbares Projekt zu Kiliwater betrieben. Partner sind hier
auch die GTZ und die KFW.
Wasserverbrauch Hai-District:
öffentliche Zapfstelle: ca. 20 l/cd (Liter pro Kopf und Tag)
privater Hausanschluss: 80-100 l/cd 6
Diese Zahlen decken sich etwa mit meiner eigenen Recherche und Beobachtung.
Während meines Aufenthaltes hatte ich einige Familien gebeten, ihren Verbrauch zu
beobachten und mir später mitzuteilen.
6 Hai district water supply project
35
Problembeschreibung sowie erste Lösungsansätze zu Mamba-Kusini Die Probleme in Bezug auf die Wasserversorgung in Mamba-Kusini kann man wie
folgt zusammenfassen:
• Das existierende Versorgungssystem ist mittlerweile marode und stark
sanierungsbedürftig.
• Für dieses System fühlt sich niemand verantwortlich, beispielsweise werden
kaputte Wasserhähne nicht ersetzt.
• Die Einstellung der Menschen zum Wasserverbrauch und dessen
Verschwendung. Beispiel: Wasserhähne an öffentlichen Zapfstellen werden
nach Gebrauch einfach nicht zugedreht - der lokale Zwischenspeicher läuft
leer.
• Unzureichendes Verteilungssystem und zu geringe Zwischenspeicher-
kapazität.
• Die Wasserqualität ist unzureichend und kann somit Auslöser vieler
wasserbasierender Krankheiten sein. Wasser wird vor dem Konsum regel-
mäßig abgekocht (zusätzlicher Energieverbrauch).
• Wenn kein Wasser in den öffentlichen Zapfstellen vorhanden ist, bedeutet dies
für die Menschen einen erheblichen Zeit- und / oder Kostenaufwand, da der
tägliche Bedarf durch weite Wege zu Quellen und Bergbächen oder durch den
Zukauf von Wasser bei Kleinhändlern gedeckt werden muß.
• Trotz teils erheblicher Niederschläge gibt es keine Regenwassernutzung.
Viele dieser Probleme können mit der Übernahme der Versorgung durch Kiliwater
gelöst werden. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, wie in der Zwischenzeit mit
einfachen Mitteln improvisiert werden könnte, aber auch privat Vorsorge getroffen
werden kann. Hier einige Lösungsansätze, auf die ich im weiteren näher eingehen
möchte:
• Austauchen der Wasserhähne gegen Druckwasserhähne.
• Regenwassernutzung durch die Ergänzung von Dachrinnen an den Häusern,
in Kombination mit dem Bau von Zisternen.
36
Druckwasserhähne: Man muß auf sie drücken, damit sie Wasser hergeben. Nach einer Weile schließen
sie sich wieder automatisch. Sie haben den Vorteil, daß sie nur soviel Wasser
hergeben, wie wirklich benötigt wird. Durch das Austauchen der Wasserhähne gegen
Druckwasserhähne an den Zapfstellen könnte der Verbrauch erheblich reduziert
werden. Dies würde bewirken, daß die Zwischenspeicher über einen Längeren
Zeitraum als bisher Wasser abgeben könnten und somit der Zeitraum ohne Wasser
an den Zapfstellen verkürzt werden könnte. Auch könnte hierdurch der Zukauf von
Wasser reduziert werden. Auch der Zeitaufwand könnte reduziert werden, da nicht
mehr so oft bei Wassermangel weite strecken zurückgelegt werden müßten.
Regenwassernutzung (rainwater-harvesting): Durch die Nutzung von Niederschlagswasser könnte man erheblich zur Entspannung
der Lage beitragen. Ein durchschnittliches Haus verfügt hier über eine Dachfläche
von ca.150 m². Die Häuser müßten mit Regenrinnen versehen werden, die das
Regenwasser sammeln und über Rohre in eine Zisterne leiten. Das einfachste
System, wie in der Systemskizze, benutzt lediglich die Schwerkraft und braucht keine
weitere Pumpe. Hierbei wird der Wasserspeicher auf einem Sockel oder ebenerdig
errichtet, sodaß die Wasserentnahme über einen Wasserhahn (natürlich ein
Druckwasserhahn) erfolgen kann. Zwischen Dachrinne und Tank wird noch ein
Sandfilter zwischengeschaltet.
Abb.7:
Systemskizze einer einfachen Anlage zum Regenwassersammeln
37
Überschlägige Ertragsrechnung Am Kilimanjaro gibt es eine kleine Regenzeit von November bis Dezember und eine
Große von Ende Februar bis Ende Mai, mit der dazugehörigen hohen Luftfeuchtigkeit
und hohen Temperaturen. Die Zeit von Juni bis Ende Oktober fällt dagegen relativ
trocken aus und wird wegen seiner niedrigen Temperaturen auch manchmal als
Winter bezeichnet. Da sich das Klima und somit auch der Niederschlag je nach
Höhenlage und Abstand vom Berg sehr schnell ändern, ist es schwierig, für Mamba-
Kusini korrekte Klimadaten zu bekommen. Meteonorm gibt als nächstgelegenen Ort
Arusha an. Es liegt zwar über 80 km entfernt, kann aber als Referenzwert verwendet
werden, da es am Südhang des Mt. Meru (4.556 m) auf ca. 1400 m liegt und die
Klimaverhältnisse vergleichbar sind7 (weitere Klimadaten im Anhang) .
Theoretischer Ertrag auf einem Durchschnittsdach von 150 m²
Monat Niederschlag Ertrag mm m³ Januar 58 8,7 Februar 83 12,45 März 178 26,7 April 369 55,35 Mai 212 31,8 Juni 33 4,95 Juli 14 2,1 August 20 3 September 20 3 Oktober 36 5,4 November 112 16,8 Dezember 102 15,3
Jahr 1237 185,55
7 Der Michelin-Verlag gibt in der Karte Nr.955 Niederschlagswerte für Moshi an, die in etwa den Werten von Meteonorm für Arusha entsprechen.
Abb.8:
Meteonorm Niederschlagswerte für Arusha
Tabelle 3:
Basierend auf Meteonorm Niederschlagsmengen für Arusha
38
Aus der Tabelle geht hervor, daß auf einer durchschnittlichen Dachfläche von 150 m²
während eines Jahres bis zu 185 m³ Regen niedergehen, allerdings sehr
unterschiedlich verteilt von einem Minimum im Juli von ca. 2,1 m³ bis zu einem
Maximum im April von etwa 55,35 m³.
Wenn man von einem Durchschnittsverbrauch von 80-100 l/cd bei einer
durchschnittlichen Haushaltsgröße von 4,5 Personen ausgeht, ergibt das einen
Bedarf von ca. 400 Litern pro Tag.
Bei einer Auslegung des Tanks von ca. 5 m³ könnte ein Haushalt eine
Trockenperiode von 12,5 Tagen überbrücken, ohne den Konsum einzuschränken.
Ein Tank von dieser Größe ist für mich gerade noch vertretbar. Dies ergibt sich aus
den lokalen Gegebenheiten, da er sich gerade noch unterhalb der Traufhöhe und
zwischen bestehenden Fenstern auf fast jedem Grundstück eingliedern ließe
(Kostenschätzung und Materialien siehe Entwurf einer Regenwassersammelanlage
für die Ambulanzstation. (Kapitel 5.1.1.).
Die Niederschlagskarte oben zeigt deutlich, wie exponiert die Niederschlagswerte in
der Region rund um den Kilimanjaro und Mt. Meru im Vergleich zur umliegenden
Ebene sind. Je weniger Wasser am Berghang verbraucht wird, desto mehr steht den
Menschen im Tal zur Verfügung.
Abb.9:
Jahresniederschlagswerte von Tansania Quellengrundlage: Tansanischer Schulatlas
39
4.3. Abwasser und Sanitäre Einrichtungen
Zurzeit sieht die Situation diesbezüglich wie folgt aus: Eine Kanalisation gibt es
vereinzelt in größeren Städten. In den umliegenden Dörfern von Moshi und in
Mamba-Kusini verfügt fast jeder Haushalt über eine Grubenlatrine bzw. Latrine mit
Faulgrube. Die Gruben sind mehrere Meter tief und werden i.d.R. mit einem
Betondeckel abgedeckt, indem ein etwa 15 cm großes Loch ist. Meist ist nebenan
eine Waschvorrichtung, d. H. eine weitere Betonplatte und ein Faß mit Wasser. Um
sich zu waschen, benutzt man eine Kelle und begießt sich mit Wasser. Das Wasser
versickert dann einfach in der Umgebung.
Für größere Gebäude gibt es die Vorschrift, einen Septic Tank zu errichten. Dies ist
eine Kleinkläranlage, bestehend aus einem Tank, indem das Abwasser unter
Ausschluß von Sauerstoff (anaerob) abgebaut wird und dann weiter in eine
Sickergrube geleitet wird.
Problematik Was die Abwasser und Fäkalienentsorgung angeht, sehe ich zurzeit keinen
dringenden Handlungsbedarf. Dies könnte sich jedoch in Zukunft ändern, da durch
die immer dichtere Besiedlung des Berghanges der Boden immer weiter kontaminiert
wird. Das Einbringen von Abwässern, sei es durch Faul- oder Sickergruben oder
durch Kontamination der Oberfläche, findet in immer geringeren räumlichen
Abständen statt.
Bild 25: Im Bau befindliche Sickergrube der Ashira High-School oberhalb von Marangu
Bild 26: Fertig gestellte Entsorgungseinheit mit Septic Tank und Sickergrube
40
Da das auch in immer größerer Nähe zu Wasserentnahmestellen, wie Bergquellen
und Bächen geschieht, wird eine Kontamination der entsprechenden
wasserführenden Schichten immer unausweichlicher.
Lösungsansätze Da ein durchschnittlicher Haushalt in Mamba-Kusini keine Toilette mit
Wasserspülung besitzt und auch der Rest des Grauwassers nicht an einer zentralen
Stelle gesammelt wird, würde ein Standard Septic Tank den Verhältnissen nicht
entsprechen.
Statt dessen wäre eine Pflanzenkläranlage sinnvoll. Dafür müßte das Grauwasser
zusammengefaßt und über ein Rohr in ein Biotop eingebracht werden. Meist
kommen in solchen Biotopen Sumpfpflanzen, wie Schilf zum Einsatz.
Das Abwasser wird hier durch ein 50-60 cm tiefes abgedichtetes Becken geleitet,
indem das Schilf wächst. Der Reinigungsprozeß erfolgt auf einer Kombination aus
aeroben und anaeroben Abbau durch Bakterien, sowie auf physikalisch-chemischem
Wege8.
Nachteilig ist jedoch der Flächenbedarf, der bei einer horizontalen Anlage mit 5 m²
und einer vertikalen Anlage mit 2,5 – 3 m² anzusetzen ist. Vertikale Anlagen sind
komplexer und kommen nur bei stärker kontaminiertem Wasser zum Einsatz.
Abb.10: Schnitt durch eine horizontale Schilfkläranlage
8 www.blumberg-engineers.de
41
4.4. Energieversorgung
Ganz Tansania verfügt zur Zeit über eine installierte Kraftwerkskapazität von ca. 800
MW (Megawatt), wovon alleine 560 MW auf Wasserkraft beruhen (das Potential liegt
hier angeblich bei 4,5 Gigawatt und soll in den nächsten 20 Jahren verstärkt genutzt
werden). Daneben wurde bislang ein nicht unerheblicher Teil des Energiebedarfs
durch Dieselgeneratoren und andere fossile Energieträger gedeckt. Durch den
Anstieg der Ölpreise entstand hier ein erheblicher Kostendruck.
Tansania verfügte 1999 über eine Gesamtproduktion an elektrischer Energie von
2259 GWh (Gigawatt-Stunden). Deutschland produzierte im gleichen Jahr (bei
ungefähr doppelter Bevölkerungszahl) etwa 250-mal so viel9. Nach wie vor existiert in
Tansania eine chronische Unterversorgung. Während meines Aufenthalts brach in
regelmäßigen Abständen die Stromversorgung zusammen, wobei ein Stromausfall in
Moshi meist nach kurzer Zeit behoben ist und in Mamba-Kusini schon mal einige
Tage dauern kann.
Einziger Stromanbieter, und somit Monopolist auf diesem Gebiet, ist die Tanzania
Electric Supply Company Limited (TANESCO). Sie verfügt über lokale Büros in jeder
größeren Ortschaft. Das nächstgelegene TANESCO-Büro mit der Zuständigkeit für
Mamba-Kusini liegt in Himo-Town, wohin die Menschen, die über einen Anschluß
verfügen, einmal im Monat vorbeikommen, um ihre Rechnung bar zu bezahlen.
Bei der Tarifstruktur gibt es einen subventionierten Grundtarif für Verbrauchsmengen
von 0-50 kWh, der zur Zeit bei 30 TSH / kWh liegt. Verbrauchsmengen über 50 kW/h
schlagen hingegen mit 115 TSH / kWh zu Buche. (Preise gültig seit Mai 2004) 10.
Bei einem neuen Hausanschluß ans öffentliche Netz muß man eine einmalige
Anschlußgebühr entrichten, sowie die Anschlußkosten, die aus Materialkosten
(Länge der Kabel, Anzahl der Masten und Zähler) sowie Arbeitslohn bestehen. Diese
Kosten können, je nach Entfernung zur nächsten Leitung, erheblich variieren.
Bei der Beantragung muß man allerdings lange Wartezeiten in Kauf nehmen, da
angeblich selten Material vorhanden ist und / oder die zu verteilende Strommenge
nicht für alle Antragssteller ausreicht. Ein detailliertes Angebot von TANESCO zum
Anschluß der Mkolowony–Dispensary habe ich im Kapitel 5.3. eingefügt.
9 GEO-3 Data Compendium der UNEP 10 www.ippmedia.com/ipp/guardian/2004/05/19/11132.html
42
Problembeschreibung sowie erste Lösungsansätze zu Mamba-Kusini Die Probleme in Bezug auf die Stromversorgung in Mamba-Kusini stellen sich wie
folgt dar.
• Teilweise extrem hohe Anschlußkosten. Da nur wenige Stromleitungen durch
Mamba-Kusini führen, müssen meistens ein paar hundert Meter zur nächsten
Stromleitung zurückgelegt werden, was die Materialkosten erheblich verteuert.
• Lange Wartezeiten auf einen Anschluß aufgrund Materialmangel (die
Ambulanzstation wartet seit 3 Jahren auf den Anschluß).
• Korruption. Der vorherigen Punkt wird oft ausgenutzt, um Bestechungsgelder
zu verlangen, um die Wartezeit zu verkürzen.
• Sehr hohe Stromschwankungen.
• Viele Stromausfälle. Sie sind oft lokal bedingt, da die Leitungsführung meist
durch dichten Wald geht und oft durch herunterfallende Äste während der
Regenzeit oder bei Sturm beschädigt wird. Bis die Fehler gefunden und
behoben sind, können oft einige Tage vergehen.
• Nicht unerhebliche laufende Stromkosten.
Viele dieser Punkte sprechen dafür, sich von einer öffentlichen Versorgung
unabhängig zu machen und nach Alternativen zu suchen. Diese bieten sich in Form
Erneuerbarer Energien an, die hier in vielen Bereichen genutzt werden könnten und
ein enormes Potential besitzen. Insbesondere die Bereiche Sonnenenergie und
Biomasse könnten hier eine Rolle spielen (ein wenig Konkurrenz zum Monopolisten
TANESCO könnte nicht schaden und würde den Wettbewerb beleben). Da der Ort
sich in äquatorialen Breiten mit einer sehr hohen Sonneneinstrahlung befindet, bietet
sich hier an, dieses Angebot auszunutzen.
Abb.11:
Meteonorm Sonnen-einstrahlungswerte für Arusha
43
Andererseits sollte man den Strombedarf so gering halten wie möglich und in einigen
Bereichen, wo es andere Alternativen gibt, vielleicht ganz auf die Nutzung von
Elektrizität verzichten. Einige Nutzungsbereiche in denen stromunabhängige
Systeme eingesetzt werden könnten, wären:
Kochen:
Erfolgt meistens mit Brennholz. Sobald jedoch ein Stromanschluß
vorhanden ist, legt man sich auch einen Elektroherd zu. Kochen mit
Strom benötigt jedoch viel Energie. Hier würde sich anbieten Biogas
aus eigener Produktion zu nutzen, da die Plots dafür bestens geeignet
sind. (siehe Punkt 4.5)
Warmwasserbereitung:
Erfolgt ebenfalls mittels Brennholz oder elektrisch, wenn Anschluß
vorhanden. Da man hier kein warmes Wasser zum Duschen benötigt,
ist der Bedarf auch entsprechend gering. Wenn jedoch, z.B. bei der
Ambulanzstation, mehr Warmwasser benötigt würde könnte der
Bedarf durch Sonnenkollektoren gedeckt werden. Die einfachste,
kostengünstigste und stromunabhängige Anlage ist hier die
Thermosiphon-Anlage. Sie ist ein schwerkraftabhängiges System,
indem der Umwälzprozeß durch aufsteigendes, erwärmtes Wasser in
Gang gesetzt wird.
Kühlen:
Hier gibt es eine Reihe von gasbetriebenen Kühltruhen, aber auch
sparsame Modelle die für die Kombination mit Photovoltaik ausgelegt
sind. (siehe Punkt 5.3)
Photovoltaikanlagen Hier möchte ich weiter auf Photovoltaik-Systeme eingehen, die die Sonnenenergie
direkt in Strom umwandeln. Die Photovoltaik (PV)-Module basieren meistens auf dem
Halbleiter Silizium in monokristalliner, polykristalliner oder amorpher Struktur. Es gibt
sie heute in robusten Modulen, die extrem störungsunanfällig sind und aufgrund
44
geringen Verschleißes eine hohe Lebenserwartung haben. Außer hohen
Anfangsinvestitionen entstehen hier keine weiteren laufenden Kosten.
Für die Standortbedingungen in Mamba-Kusini gibt es jedoch einige
Einschränkungen, die zu beachten sind: PV-Module nutzen heute zwar auch diffuse
Strahlung, der größten Teil der Energie entsteht jedoch durch die direkte
Sonneneinstrahlung. Gerade am Berghang halten sich manchmal über Tage die
Wolken, was an einigen Tagen zu Vorsorgungsengpässen führen kann. Hier müssen
die Speichermodule dementsprechend groß ausgelegt sein. Auch ist zu bedenken,
daß praktisch das ganze Dorf mehr oder weniger im Wald liegt, sodaß man bei der
lokalen Standortanalyse unter Umständen mit erheblicher Verschattung zu rechnen
hat. Hier bieten sich, je nach Bedarf, Systeme in verschiedenen Größenordnungen
an, auf die ich im Folgenden kurz eingehen möchte.
• Mobile Solarleuchten
• Solar Home Systems
• Kleine unabhängige und dezentrale Netze
• Batterie Ladestationen
Mobile Solarleuchten Ein Grosteil der benötigten Energie wird für die Beleuchtung verwendet, da es in den
Ländern rund um den Äquator bereits ab 18 Uhr dunkel wird. In Regionen ohne
Stromversorgung werden dafür größtenteils Petroleumleuchten verwendet. Hier wird
für viel Geld eine Menge fossiler Brennstoffe
verheizt, die gleichzeitig eine unzureichende
Lichtausbeute haben und durch ihre
Verbrennungsgase auch ein Gesundheitsrisiko
darstellen.
Es bieten sich Solarleuchten an, die tagsüber über
ein eigenes PV-Modul oder eine Ladestation
aufgeladen werden und abends über einen
eingebauten Akku für ein paar Stunden Licht
spenden.
Abb.12: Solarleuchte von SOLUX
45
Speziell für den Einsatz in Entwicklungsländern hat eine Non-Profit-Organisation
Namens SOLUX e.V. (ein Gemeinschaftsprojekt mit der Ludwig-Bölkow-Stiftung)
eine Solarleuchte entwickelt, die auf die Bedürfnisse in diesen Breiten zugeschnitten
ist. Die Konstruktion dieser Leuchten ist so ausgelegt, daß sie in lokalen Werkstätten
vor Ort hergestellt werden können. Diese Werkstätten werden von SOLUX (oder
Partnern) mit den dafür notwendigen Werkzeugen eingerichtet und solange betreut,
bis sie in der Lage sind, die Lampen eigenständig herzustellen. Hierbei wird speziell
darauf geachtet, daß soviel wie möglich auf lokal zur Verfügung stehende Materialien
sowie Arbeit entfällt. Die komplexeren Teile werden in Form von Bausätzen an die
einzelnen Werkstätten geschickt, was komplett von SOLUX übernommen wird und
somit aufgrund der Erfahrung ein begrenztes Risiko darstellt. Durch die niedrigeren
Lohnkosten können die Lampen wesentlich günstiger hergestellt und vor Ort
Arbeitsplätze geschaffen werden. Nach Angaben von SOLUX hat eine Solarleuchte
mit 80 Lumen den dreifachen Lichtstrom wie eine herkömmliche Petroleumleuchte
und spart pro Leuchte ca. 35 Liter Petroleum im Jahr ein. Eine Aufladung reicht für 3
bis 5,5 Stunden. Es gibt sie sowohl als Einzelleuchte, wie als Ladestation, ausgelegt
für 10 Leuchten. Probeexemplare können auch in Deutschland bestellt werden.
Ansonsten werden die Bausätze in Hunderterpackungen an die lokalen Werkstätten
verschickt (Preisliste siehe Anhang).
SOLUX - Werkstatt in Moshi In Moshi ist seit einiger Zeit eine SOLUX–Werkstatt im Aufbau, die seit kurzem die
Lampen dort herstellt und anbietet. Die Firma heißt "Advanced Technologie
Services" und wird geleitet von Herrn Thomas Adisai. Unter der Mailadresse
[email protected] können hier die lokalen Preise und Konditionen angefragt
werden. Es währe denkbar, daß die Menschen in Mamba-Kusini sich hier mit
Leuchten versorgen. Laut Herrn Martin von SOLUX, der die Werkstatt von
Abb.13: SOLUX Einzelleuchte ; Ladestation; Werkstatt (Quelle: www.solux.org)
46
Deutschland aus betreut und vor Ort mit aufgebaut hat, können bei größerer
Nachfrage jederzeit Bausätze versandt werden, sodaß nach einer gewissen
Vorlaufzeit genug Leuchten zur Verfügung ständen (weitere Informationen siehe
Anhang).
Sollten sich diese Leuchten bewähren und die Nachfrage groß sein, könnte man als
Zukunftsperspektive in Erwägung ziehen, eine eigene Werkstatt in Mamba–Kusini,
vielleicht in Verbindung mit dem neuen Workshop einzurichten und zu unterstützen
(konkrete Anleitungen zum Aufbau von Werkstätten sind auf der SOLUX -Webpage
verfügbar).
Solar Home Systems Sollte man Strom nicht nur für die Beleuchtung, sondern auch für andere
Anwendungen benötigen, kann man auf die nächst größeren Systeme, die Solar
Home Systems, zurückgreifen. Dies sind autarke Inselsysteme, die meistens auf
einem 12 V Gleichstromnetz beruhen. Die Anlage besteht aus dem Solarmodul und
einem Speichermodul in Form einer
Solarbatterie. Sie wird benötigt, da der
meiste Strom immer dann produziert wird,
wenn am wenigsten gebraucht wird und
umgekehrt. Um ein Überladen oder eine
Tiefenentladung zu verhindern, wird ein
Laderegler zwischengeschaltet. Sollte man
für gewisse Endgeräte eine Spannung von
220 Volt benötigen, muß hier noch ein
Wechselrichter zwischengeschaltet werden.
Hierauf sollte man allerdings versuchen zu
verzichten, da er den Gesamtwirkungsgrad
der Anlage verschlechtert und den Preis der
Gesamtanlage in die Höhe treibt.
Um eine Anlage zu dimensionieren, muß
zuerst herausgefunden werden, wieviel
Strom überhaubt benötigt wird. Da die
Bedürfnisse verschieden sind, möchte ich
hier nur allgemeine Anhaltswerte geben, die Abb.14: Solar Home System. Funktionsschema
47
auf meinen Beobachtungen beruhen. Für einen durchschnittlichen Haushalt von 4-5
Personen könnte ein Verbrauchsmuster für einen Tag etwa wie folgt aussehen. Tabelle 4:
ÜBERSCHLÄGIGE BEDARFSRECHNUNG FÜR EINEN DURCHSCHNITTSHAUSHALT
Leuchen à 10 Watt (Vergleichbar einer 60 Watt "Glühbirne")
1 x Wohnraum 5 h
1 x Küche 3 h
1 x Eltern 1 h
1 x Kinder 1 h
1 x Außenleuchte 5 h
15 h x 10 Watt = 150 W/h
Radio ca. 10 Watt 1 x 10 h x 10 Watt = 100 W/h
Kühltruhe11, 12 V/24V 1 x 24 h x 15 Watt = 360 W/h
gibt es von 250 -800 Watt am Tag
für weitere 12 V Geräte und Aufladung
von Mobiltelefonen pauschal weitere 100 W/h
Gesamtsumme des zu erwartenden Verbrauchs 710 W/h
Eine Anlage mit einer Leistung von 150 Wp (Watt peak) erzeugt an sonnigen Tagen
etwa 750 W/h. Anlagen dieser Größenordnung kosten in Deutschland zur Zeit etwa
1000 €.12 Hinzu kämen die Geräte. Ein nicht unerheblicher Kostenfaktor würde auf
Transportkosten und Montage entfallen.
Es gibt jedoch Unternehmen, die sich auf die Umstände und Bedingungen in Afrika
spezialisiert haben und eine Lieferung frei Haus gewährleisten13. Viele Komponenten
werden auch bereits in afrikanischen Ländern hergestellt, was bei der
Zusammenstellung der Komponenten berücksichtigt werden sollte.
11 www.africanenergie.net/products.html 12 www.solarschmidt.de/Produkte/Preisliste%20PV-insel.htm 13 z.B. African Energy. www.africanenergy.net
48
Kleinere komplette Anlagen sind auch in Moshi erhältlich. Eine Anlage mit 80 Wp PV-
Modul inklusive 6 Leuchtstoffröhren, Laderegler und Kabel kostete hier Ende März
2004 800.000 TSH. Für eine Lösung ohne Kühltruhe würde diese Anlage bereits voll
ausreichen.
Kleine unabhängige und dezentrale Netze Inselanlagen haben meist den Nachteil, daß ihre Speicherkapazität relativ begrenzt
ist. Spitzenlasten, die ab und zu mal vorkommen, können hier kaum gedeckt werden
und die Anlage auf diese Ausnahmen hin zu dimensionieren, wäre wirtschaftlich nicht
vertretbar. Andererseits kann es vorkommen, daß über einen gewissen Zeitraum
zuviel Energie produziert wird, welche dann ungenutzt bleibt. In Deutschland wird
dieses Problem durch die Netzeinspeisung gelöst, wobei das öffentliche Netz als
Puffer und Energiespeicher genutzt wird.
In Mamba-Kusini währe es vorstellbar, daß sich Haushalte in unmittelbarer
Nachbarschaft, die sich für eine Inselanlage entschieden haben, diese zusammen-
schalten und ein eigenes unabhängiges Kleinnetz bilden. Dies hätte den Vorteil, daß
Verbrauch und Produktion, sowie Energieüberschuss und Unterversorgung besser
ausgeglichen werden könnten. Einzelne Anlagen könnten unter Umständen dann
kleiner dimensioniert werden.
Batterieladestationen Sie funktionieren wie solare Tankstellen. Hier können - im Gegensatz zur SOLUX
Ladestation, die speziell dafür ausgelegt ist, nur die eigenen Solarleuchten
aufzuladen - Akkumulatoren und Elektrogeräte jeglicher Art aufgeladen werden. Da
das Teuerste an einer PV-Anlage immer die Solarmodule sind, könnten die zu
versorgenden Haushalte hier drauf verzichten, sie müßten an der "Tankstelle" dann
regelmäßig ihre Akkus auflagen. Eine solche Anlage könnte von der
Dorfgemeinschaft zusammen betrieben werden und an einem sicheren und zentralen
Ort installiert werden.
49
4.5. Traditionelles Kochen mit Brennholz / Alternativen
In Mamba-Kusini wird zurzeit
fast ausnahmslos auf offenem
Feuer mit Brennholz gekocht.
Das Holz muß in der
Umgebung gesammelt oder auf
den lokalen Märkten gekauft
werden.
Die Küchen sind wegen der
Rauchentwicklung meist außer-
halb der Wohngebäude in
separaten Schuppen unter-
gebracht. Hier werden auf dem
Boden meist drei große Steine um die Feuerstelle angeordnet, auf denen der
Kochtopf Platz findet. Hauptgerichte sind Ugali, ein fester Maisbrei, und vor allem
Kochbananen, die es in diversen Zubereitungsformen gibt. Durch den Ausfall der
letzten zwei Regenzeiten, sind auch die Menschen am Berghang betroffen gewesen,
da gerade Produkte wie Mais auf ihren Feldern im Tal angebaut werden. Trotzdem
bieten ihre Plots noch eine ausgezeichnete Grundlage zur Eigenversorgung.
Problematik Durch die Zunahme der Bevölkerung und die immer dichtere Besiedlung der
Berghänge wird die Beschaffung von Brennholz zunehmend problematischer. Durch
Abholzung immer größerer Flächen entsteht ein Raubbau an der Natur, der zur
Beeinflussung des Mikroklimas durch Reduktion der Verdunstungsfläche und somit
zur Abnahme von Niederschlägen führt.
Andererseits erodieren die Böden, da das
Wasser weniger am Hang gespeichert werden
kann und schneller ins Tal abfliest. Dies erhöht
im Tal einerseits den Wassermangel,
andererseits auch die Überschwemmungsgefahr.
Bild 27:Schulküche in Mrieny. Die Köchin bereitet gerade Ugali zu.
50
Bild 28: Kinder beim Feuerholzsammeln. Im Vordergrund der Küchenrohbau am Haus für den Medical-Assistent
Folgende Probleme, die aus dieser Art zu Kochen entstehen, kann man kurz
zusammenfassen:
• Geringer Wirkungsgrad der Kochstellen
• Viel Zeit und Geld wird zur Brennholzbeschaffung verwendet
• Gesundheitsschädigende Rauchentwicklung. Der Rauch verursacht vor allem
Augen und Atemwegserkrankungen.
• Raubbau an der Natur
Ein nachhaltiges Wirtschaften mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen wäre
hier sinnvoll und angebracht. Regenerative Energien könnten am sinnvollsten
genutzt werden. In Verbindung mit der oben genannten Problematik, bieten sich hier
folgende Lösungsansätze an:
• Kochstellen mit höherem Wirkungsgrad
• Biogasreaktoren zur Nutzung der organischen Abfälle zur Produktion von
Biogas in einem Reaktor, um es zum Kochen zu verwenden.
• Solarkocher zur Nutzung der Sonnenenergie zum Kochen
• Solare Warmwassergewinnung
Kochstellen mit größerem Wirkungsgrad Wenn eine Kochstelle, wie oben beschrieben und auch in Bild 27 zu sehen ist, nach
allen Seiten offen ist, gibt sie auch den größten Teil der Energie an die Umgebung
ab. Nur ein kleiner Teil gelangt an die Topfunterseite und kann sie erwärmen. Eine
geschlossene Bauweise, die zur
Brennholzzufuhr nur an einer Stelle
geöffnet ist, und nach obenhin
durch die Topfunterseite
abgeschlossen ist, könnte den
Wirkungsgrad bereits erheblich
verbessern. Die Umgebungsfläche,
die auch als Auflage für den Topf
dienen kann, sollte aus einem
51
massiven Stein gemauert sein, der in der Lage ist, die Wärmeenergie zu speichern
und über einen längeren Zeitraum wieder abzugeben. Somit können
Temperaturschwankungen eines Feuers, welches sonst ungeschützt dem Wind
ausgesetzt ist, ausgeglichen werden und weiter zur Reduktion des
Brennholzverbrauchs beitragen.
Der Brennholzbedarf könnte zu einem Teil durch schnellwachsende Hölzer gedeckt
werden, welche die Haushalte auf ihren eigenen Plots anbauen, oder auf Flächen die
von der Gemeinschaft genutzt werden. Dies währe ein nachhaltiger und CO2-
neutraler Brennstoff, da er genau so viel CO2 an die Umgebung abgibt, wie beim
wachsen im Holz gebunden wird. (Agroforstwirtschaft)
Biogas Organische Abfälle, sowohl pflanzliche als auch tierische, werden heute als Dünger
verwendet und auf dem Plot verteilt. Sie eignen sich jedoch hervorragend zur
Produktion von Biogas, welches man zum kochen nutzen kann. Die
Entsorgungsmethode könnten die Menschen beibehalten. Nur mit dem Unterschied,
daß die Abfälle vorher einen Biogasreaktor durchlaufen, bevor sie als hochwertiger
Dünger auf den Feldern landen. Der durchschnittliche Plot in Mamba-Kusini wäre in
seiner Größe und seiner Beschaffenheit, Menge und Zusammensetzung der Abfälle
ideal für den Betrieb einer
Biogasanlage.
In einem Biogasreaktor werden
Organische Substanzen unter
Ausschluß von Sauerstoff
(anaerob) in einem mikrobiellen
Abbauprozeß zu Biogas und
Faulschlamm umgewandelt. Hier
gibt es bereits mehrere
verschiedene Modelle, die
speziell als "low cost"-Anlagen
für den Einsatz in Entwicklungs-
ländern zur Versorgung eines
Haushaltes im ländlichen
Bereich entwickelt wurden.
Abb.15: Funktionsschema einer chinesischen Biogasanlage
52
Beeindruckend sind hier Zahlen aus Nepal, wo eine niederländische Organisation mit
Unterstützung der KFW das Biogas Support Programme Nepal betreibt und
mittlerweile weit über 100.000 Reaktoren hergestellt hat. Hier werden einige Distrikte
bereit fast zu 100% mit Biogas versorgt, wobei die Anlagen mittlerweile von vielen
lokalen Kleinunternehmen hergestellt werden. Mittlerweile sind so viele Anlagen
zusammengekommen, daß das Potential an eingespartem CO2 zusammengefaßt so
groß ist, daß es sich lohnt, das Gesamtprojekt über eine unabhängige
Zertifizierungsstelle im Rahmen des Emissionsrechtehandel bewerten zu lassen. So
kann über den Verkauf von Emissionsrechten ein Teil der Kosten refinanziert
werden.
Hauptteil einer solchen Anlage ist der so genannte Fermenter oder auch
Faulkammer, in dem die Reaktion abläuft. Er hat ein Volumen von 4-6 m³ und wird
meistens aus Mauerwerk mit einem gemauerten Gewölbe hergestellt, an dessen
Spitze die Entnahmestelle in Form einer Gasleitung mit Absperrventil angebracht ist.
Es gibt eine Einfüllöffnung, sowie eine Entnahmestelle die auch als
Ausgleichsbecken dient.
Zum Betrieb einer Anlage für einen Durchschnittshaushalt reichen etwa 35 kg
frischer Dung - das sind ungefähr drei Eimer voll - oder die tägliche Produktion von
zwei Kühen. Hinzu kommen noch etwa 50 Liter Wasser/Urin. Das genügt für eine
Gasausbeute, die einen Gaskocher etwa drei Stunden am Tag betreiben kann. Die
Konsistenz der Ausgangsstoffe trägt wesentlich zur Gasausbeute und Faulzeit bei.
Zerkleinerte Materialien und eine gute Durchmischung beschleunigen hier die
Umsetzung. Die Qualität des Biogases schwankt je nach Zusammensetzung und
Faulzeit. Im Normalfall besteht es jedoch zu ca. 60 % aus Methan (CH4) und ca. 30
% aus Kohlendioxid (CO2) sowie einer geringen Menge an anderen Gasen. Der
Heizwert beträgt etwa 6 kWh/m³ (Erdgas hat etwa 10 kWh/m³)
Auch die Betriebstemperatur spielt eine Rolle. Höhere Temperaturen bringen
schnellere Ausfaulung und mehr Gasausbeute. Unter 15°C kommt der Prozeß
jedoch zum Erliegen und über 54°C wächst die Gasausbeute nicht mehr weiter. Als
günstigste Temperatur hat sich etwa 33°C herausgestellt. 14
14 Kursche, P. und M., Althaus, D. and Gabriel, I., 1982, „Ökologisches Bauen“, Umweltbundesamt, Bauverlag Gmbh.
53
Das Endprodukt ist ein weitgehend geruchsloser, hygienisch unbedenklicher
Faulschlamm, der (durch die Anreicherung von Ammoniak und den Abbau von
Kohlenstoff) über hervorragende Düngequalitäten verfügt. Er wird einmal wöchentlich
über die Entnahmestelle entnommen und zur Düngung der Felder verwendet.
Eine überschlägige Kostenschätzung, basierend auf den lokalen Materialpreisen und
Arbeitslöhnen in Mamba-Kusini beläuft sich auf etwa 600 - 800 US$. Eine solche
Anlage hätte das Potential, 3000 kg – 4000 kg Brennholz im Jahr einzusparen15.
Unter Umweltgesichtspunkten spart sie etwa die gleiche Menge an CO2 ein und
bildet einen nahezu geschlossenen Stoffkreislauf.
Alle oben angegebenen Zahlen variieren geringfügig von Modell zu Modell, da sie
natürlich auf die lokalen Verhältnisse angepaßt wurden. Sehr erfolgreich sind vor
allem die Anlagen, die in Indien, China und Nepal eingesetzt werden. Aber auch in
Afrika beginnt langsam die Verbreitung. So wird zurzeit ein Projekt in Ruanda
betrieben, wo man versucht, Biogasreaktoren an 36 Sekundarschulen zu
installieren16. Auch wurde bereits mit Hilfe der UNDP ein Demonstrationsreaktor an
der Kaole Secundary School in Tansania errichtet. Ein Größeres Biogasprojekt zur
Gewinnung von Biogas aus Hausmüll gibt es auch in Daressalam.
Im Folgenden habe ich das Konstruktionsprinzip mit Dimensionierungstabellen für
den in Nepal eingesetzten Reaktortyp angefügt. Er könnte gut als Basis für einen
Reaktor in Mamba-Kusini dienen. Dies wäre jedoch noch ausführlich zu prüfen und
könnte Thema einer weiteren Masterarbeit sein.
15 Biogas Support Programme, BSP-Nepal www.biogasnepal.org 16 http://ifas.umwelt-campus.de/ruanda.htm
Abb.16: Die Bilder zeigen nepalesische und chinesische Biogasreaktoren
54
S.N. Size of Plant
Daily Fresh Dung (Kg)
Daily Water Liters
Approx. No. Cattle Required
1. 4 24 24 2 - 3 2. 6 36 36 3 – 4 3. 8 48 48 4 – 6 4. 10 60 60 6 – 9 5. 15 90 90 9 – 14 6. 20 120 120 14 and more
* Plant size is the sum of digester volume and gas storage ** Based on a hydraulic retention time of 70 days
Tabelle 5: Materialaufstellung
Abb.17: Konstruktionsplan. Quelle: Nepal Biogas Plant – Construction Manual
Tabelle 7: Dimensionierungstabelle 2
Tabelle 6: Dimensionierungstabelle 1
55
Solarkocher
Solarkocher sind eine weitere Alternative des brennholzlosen Kochens. Hier gibt es
wieder eine breite Vielfalt an Modellen und Funktionsprinzipien. Alle Systeme
funktionieren aber nach dem Prinzip, daß die direkte Sonneneinstrahlung fokussiert
und auf einen Absorber in langwellige Wärmestrahlung umgewandelt wird. Meist
werden hier Parabolspiegel verwendet, in deren Mitte der Kochtopf steht. Der
Kochtopf ist hier gleichzeitig der Absorber. Die Garzeit beträgt hier meist einige
Stunden. Für Gebiete, die in einem Gewissen Abstand zum Berg liegen, könnten sie
eine Alternative sein. An den Berghängen halten sich jedoch meist mehrere Stunden
am Tag Wolken auf, was die Zuverlässigkeit der Geräte beeinträchtigt und somit ein
Problem der Akzeptanz sein könnte.
Abb.18: Verschiedene Solarkocher 1. Parabolmodell Papillon 2. Einfacher Parabolkocher 3. Kochkiste
56
Bild 30: Ambulanzstation Bild 29: House of the Medical Assistant
5. MKOLOWONY DISPENSARY Bestandsaufnahme, Baufortschritt, Problemkatalog und Lösungsansätze
Hauptbetätigungsfeld meines Aufenthalts war die Mkolowony Dispensary. Sie
besteht aus der Ambulanzstation und einem Haus für den Medical Assistant, welches
sich zur Zeit im Bau befindet. Im Rahmen der Partnerschaft wird der Aufbau der
Station seit mehreren Jahren mit Geldern der ev.Gemeinde Refrath unterstützt. Die
Ambulanzstation ist bereits seit einigen Jahren in Betrieb und wird von Doktor Julius
Mochai geleitet. Neben dem Doktor besteht die Belegschaft noch aus zwei
Krankenschwestern. Etwa 50 Patienten suchen zur Zeit täglich die Station auf, ein
Großteil von ihnen (etwa 50 %) wegen Malaria. Eines der Hauptprobleme jedoch ist
AIDS. Dies könnte sich in naher Zukunft zu einer nationalen Katastrophe ausweiten,
da viele der 15-50 Jährigen mit dem HI-Virus infiziert sind und die Gesellschaft sich
nur zögerlich auf diese neue Bedrohung einstellt. Zahlen hierfür gehen jedoch weit
auseinander, was damit zutun haben kann, das nur selten AIDS als Todesursache in
den Totenschein eingetragen wird17.
Die Station ist zurzeit von morgens bis in den frühen nachmittag geöffnet, an 5 Tagen
die Woche und ist somit nicht darauf ausgelegt, stationäre Patienten aufzunehmen.
Dies soll sich jedoch in Zukunft ändern, da mit dem Bau des Hauses für den Medical
Assistent die Vorraussetzung geschaffen wird, die Station rund um die Uhr in
Bereitschaft zu halten.
17 Unabhängig voneinander wurde mir mehrmals eine Durchseuchungsquote von 50% der 15-50 Jährigen genannt. In einem Zeitungsartikel im "East Afrikan" wurde jedoch die Quote für den ländlichen Bereich in Tansania mit 12% angegeben.
57
Das Haus besteht aus zwei Wohneinheiten als
Dienstwohnungen für den Arzt mit Familie, sowie
einer Krankenschwester einschließlich Familie. Das
nächste Krankenhaus, mit einer Kapazität von 100
Betten, befindet sich ca. 8 km entfernt in Marangu,
und Moshi verfügt mit dem KCMC über ein
überregional anerkanntes Krankenhaus auf
internationalem Standard mit mehreren hundert
Betten. Die Notwendigkeit des Ausbaus der
Ambulanzstation ergibt sich jedoch aus der
Tatsache, daß diese Krankenhäuser während der
Regenzeit zeitweise unerreichbar sind und Patienten
über mehrere Tage stationär betreut werden
müssen.
Anfang 2004 war das Haus für den Medical Assistant
im Rohbau samt Dacheindeckung aus Wellblech
fertig gestellt. Gelder für den Innenausbau waren
bereits Ende 2003 überwiesen worden und ein Teil
meiner Aufgabe bestand in der Dokumentation des
Baufortschritts, den ich wie folgt beschreiben kann:
Der Bau wird von einem lokalen Bauunternehmer mit
lokalen Arbeitskräften ausgeführt, was sicher stellt
daß die Gelder einen möglichst großen Nutzen in der
Gemeinde erzielen.
Folgende Arbeiten wurden von Januar bis Ende
März 2004 am Haus ausgeführt:
• Fenster, Innentüren und Außentüren wurden
aus angeliefertem Vollholz auf der Baustelle
hergestellt und montiert (siehe Bild 35-38).
• Estrich wurde in allen Räumen fertig gestellt.
Hier fehlte noch die letzte Abschlußschicht
aus Feinestrich.
Bild 34
Bild 33
Bild 32
Bild 31
Innenausbau
58
• Innenputz auf Zementbasis. Dieser wird in
drei immer feiner werdenden Schichten
hergestellt. Die ersten zwei Schritte wurden in
allen Räumen fertig gestellt. Die dritte fehlte
noch ganz. (siehe Bild 31-33)
• Leerrohre für Elektroinstallation unter Putz
verlegt. Rohre wurden über Abhangdecke
geführt. Von dort kann eine Elektroinstallation
nachträglich einfach durchgeführt werden.
• Abhangdecke: Unterkonstruktion fertig
gestellt. Decke selbst fehlte noch.
• Sanitärinstallation: Vorinstallation fertig
gestellt. Abwasserrohre bis Septic Tank
inklusive drei Revisionsschächten außerhalb
fertig gestellt. Zwei Abtritte mit
Wasserspülung und zwei Duschen installiert.
(siehe Bild 32,33) Installationen in Küche
fehlten noch komplett.
• Zementaußenputz. Wird wie Innenputz in drei
Arbeitsschritten erstellt. Am letzten Schritt
wurde noch gearbeitet. (siehe Bild 38)
• Wasseranschluß an öffentliches Netz sollte an
meinem letzten Tag hergestellt werden. (siehe
Bild 34)
Des weiteren wurde eine Änderung des
Grundrisses vorgenommen, indem zwei
Türöffnungen zum Eßzimmer zugemauert und zwei
neue vom Wohnzimmer zum Flur und zur Küche
gebrochen wurden. Auch wurde das Fenster im
Eßzimmer zu einer Tür nach außen umgewandelt
(Bild 31,37). Somit ist das Eßzimmer besser
nutzbar und muß nicht mehr als Durchgangs-
zimmer zu Bad und Schlafzimmer genutzt werden.
Bild 39
Bild 38
Bild 37
Bild 36
Bild 35
Baufortschritt
59
Die Bauüberwachung unterlag dem Komitee und wurde in der Regel von Mr. Koka
wahrgenommen, der hier in allen Aspekten mein Ansprechpartner war.
Da der Architekt das Haus nur bis zur Außenwand geplant hatte, ergaben sich hier
weitere Planungsaufgaben zu den folgenden Themen:
• Wasserversorgung
• Abwasserentsorgung und Sanitäre Einrichtungen
• Stromversorgung
Diese Punkte betrafen sowohl das Haus für den Medical Assistant, sowie die
Ambulanzstation. Hier habe ich gemeinsam mit dem Komitee versucht, Lösungen zu
erarbeiten, die einfach umzusetzen sind und unter den lokalen Bedingungen mit
lokalen Arbeitskräften vorgenommen werden können.
Die einzelnen Komponenten habe ich im folgenden Lageplan (Site Map No.3.01)
dargestellt.
Bild 40: Südseite der Mkolowony Dispensary
02 0403 05 06 0701D
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Kitchen
Kitchen
Bathroom
Bathroom
exact measures see aditional planfor Standard soakage pittable for 15 users for all waste
Soakage Pit
min 2% slope
Proposal for 2 water flushing squatting w.c.+ 1 wash basin
House of Medical Assistent
Maizefield
- 0,40 m
Floorlevel +0,00
Floorlevel +0,00
- 0,40 m
+ 1,00 m
- 1,00m
Manhole
public water supply
rain-water harvesting
sewage Proposal for new toilets
Septic Tankexact measures see aditional planfor Standard septic tanktable for 15 users for all waste
5m³ storage tankfor rainwater harvestingand refill through public water supply
- 1,00m
Dispensary
ca. - 1,20 m
ca. - 1,60 m Existing latrine for dispensary
ca. + 5,00 m
Waterstorageca. 5 m³
61
5.1. Wasserversorgung
Die aktuelle Wasserversorgung der Mkolowony Dispensary stellt sich wie folgt dar:
Die Ambulanzstation ist bereits an das öffentliche Netz angeschlossen. Sie wird
versorgt über einen 5 m³ Speichertank der 50 Meter entfernt und ca. 5 Höhenmeter
über dem Grundstücksniveau liegt. Der Tank ist gleichzeitig als öffentliche Zapfstelle
ausgelegt, über die sich die Menschen in der direkten Nachbarschaft ohne
Wasseranschluß mit Wasser versorgen.
Problembeschreibung Wie bereits in Punkt 4.2. beschrieben, kontrollierte ich diesen Tank bei jedem Besuch
und fand ihn häufig leer vor. Oft war der Wasserhahn einfach offen geblieben, bis der
Tank leer war. Auch auf dem Gelände der Ambulanzstation, das über zwei
Zapfstellen verfügt, war bei einem Hahn das Sperrventil abgeschraubt und abhanden
gekommen, sodaß dieser Hahn nicht mehr zu verschließen war (als meine erste
"Amtshandlung" habe ich bei meinem nächsten Besuch einen neuen Hahn
mitgebracht und mit Mr. Koka installiert). Über diesen Tank soll auch in Zukunft der
Neubau versorgt werden.
Da der Neubau, als eines der einzigen Gebäude in der Umgebung, für jede der
Wohneinheiten mit einer Dusche, einer Toilette mit Wasserspülung und zwei
Waschbecken ausgestattet ist, kann man davon ausgehen, daß der
Bild 41:
5m³ Speichertank zur Versorgung der Dispensary und als öffentliche Zapfstelle. Die Kinder schauen gerade nach Wasser, aber der Tank war mal wieder leer.
62
Wasserverbrauch in Zukunft erheblich gesteigert wird. Auch die Ausstattung der
Ambulanzstation durch einen Toilettenblock wird dieses Problem noch verschärfen.
Hier ist abzusehen, das der 5m³ Speichertank eine gesicherte Versorgung nicht
ansatzweise gewährleisten kann.
Andererseits ist gerade die Ambulanzstation auf eine einigermaßen gesicherte
Wasserversorgung angewiesen.
Lösungsansätze Hier gibt es einige Lösungsansätze, deren Potential mehr oder weniger mit geringem
Aufwand zu nutzen wäre und wie folgt kurz zusammen zu fassen ist.
• Reduktion der Verbrauchsmenge durch Verringerung der Leckagen und
Installation von Druckwasserhähnen zur kontrollierten Entnahme.
• Nutzung des Niederschlagswassers durch Regenwassersammelanlagen
• Einbeziehen einer Bergquelle in das Versorgungskonzept.
Bei Umsetzung aller drei Punkte müßte ganzjährig ausreichend Wasser zum Betrieb
der Station zur Verfügung stehen. Auf einige Punkte bin ich bereits im Kapitel 4.2.
zur allgemeinen Wasserversorgung in Mamba-Kusini eingegangen. Sie gelten auch
alle für die Ambulanzstation.
Speziell möchte ich hier jedoch auf die beiden letzten Punkte eingehen.
5.1.1. Entwurf einer Regenwassersammelanlage
Die Ambulanzstation sowie der Neubau verfügen beide über eine Dachfläche von
ungefähr 150 m². Hier gilt die Rechnung aus Kapitel 4.2., wonach auf einer
Dachfläche dieser Größe im Jahr bis zu 185 m³ Niederschlag niedergehen. Es wäre
sinnvoll, dieses Potential zur Ergänzung der öffentlichen Versorgung zu nutzen.
Aufgrund der Lage der Gebäude zueinander und der Stellung der Giebel, wäre es,
wenn man davon ausgeht, daß die Zisterne oberirdisch liegen soll, umständlich, eine
Anlage für beide Gebäude zu bauen. Für eine unterirdische Zisterne würde
sprechen, daß der Tank vor Sonneneinstrahlung geschützt und das Wasser relativ
kühl gelagert werden könnte, was die Entstehung von Krankheitserregern reduziert.
63
Ein oberirdischer Tank wäre hier anfälliger, dies könnte jedoch durch eine massive
Bauweise und Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung reduziert werden. Er hat
jedoch andere Vorteile, da man hier die Schwerkraft zur Verteilung nutzen kann und,
im Gegensatz zu einem unterirdischen System, wo der Tank das tiefste Element ist,
keine weitere Pumpe benötigt.
Ambulanzstation:
Der Entwurf einer Regenwassersammelanlage für die Ambulanzstation sieht den Bau
eines 5 m³ Tanks an der östlichen Giebelseite des Gebäudes vor (siehe Plan No.
3.03). Er würde sich genau zwischen Traufe und Fußbodenoberkante einpassen.
Das Wasser würde zuerst durch einen Sandfilter geleitet, um es vor groben
Verunreinigungen zu reinigen. Im unteren Teil des Tanks wird ein Druckwasserhahn
angebracht, der eine einfache Entnahme ermöglicht, da der Tank ca. 60 cm über
Geländeniveau liegt.
Die Zisterne könnte gleichzeitig als Zwischenspeicher für den Wasseranschluß aus
dem öffentlichen Netz dienen, indem man ihn an der Rückseite über ein
Absperrventil mit der öffentlichen Wasserleitung verbindet. Sollte der öffentliche
Speicher leer und die Zisterne gefüllt sein, könnte man über Öffnen des Ventils die
Waschbecken in der Station solange benutzen, bis der Wasserstand in der Zisterne
unter das Niveau der Zapfstellen gesunken wäre. Wenn das der Fall ist, wäre die
Zisterne noch etwa halb gefüllt und die Verbraucher müßten das Wasser direkt der
Zapfstelle an der Zisterne entnehmen - man wüßte, daß man sparsam sein müßte.
Sollte die Zisterne leer sein, jedoch das öffentliche Netz genug Wasser hergeben,
kann man vorsorglich durch öffnen des Ventils die Zisterne füllen und so über eine
Reserve verfügen.
Neubau:
Das gleiche System funktioniert auch am Neubau. Ein geeigneter Platz für den Tank
wäre hier zwischen den Küchen beider Wohneinheiten an der Ostseite gewesen.
Hier hätten über einen Druckwasserhahn auf beiden Seiten beide Parteien bis zum
Schluß Zugriff auf das Wasser gehabt. Dieser Standort hat jedoch zwei Nachteile.
Erstens müßte die Sammelleitung für eine Dachfläche durch oder um das Haus
herumgeführt werden, was bei dem längeren Gefälle eine geringere Bauhöhe
bedeuten würde. Zweitens sind an dieser Stelle bereits die Badezimmerfenster
installiert, die durch einen Tank überdeckt würden, sowie die Revisionsschächte für
den Abfluß.
64
Eine Zisterne an der Giebelsüdseite wäre hier am einfachsten zu realisieren. Sie
könnte genau wie bei der Ambulanzstation mit der öffentlichen Leitung über ein
Absperrventil verbunden sein, was ermöglicht, die Toilettenspülung noch so lange zu
benutzen, solange der Spülkasten noch unter dem Tankniveau liegt. Der Duschkopf
liegt jedoch über dem Niveau der Zisterne und wäre nur bei intakter öffentlicher
Wasserversorgung zu benutzen. Dies sollte von den Benutzern auch als Warnsystem
verstanden werden, da zuerst die Dusche, dann die Toilettenspülung ausfiele und
zur Sparsamkeit mahnen sollte. Die untere Hälfte des Tanks wäre also nur über den
an ihm installierten Druckwasserhahn zu nutzen.
Kostenschätzung einer Anlage Die Auswahl der Materialien basiert weniger auf wissenschaftlicher, denn auf rein
pragmatischer Sicht der Akzeptanz und Vertrautheit der Menschen mit den
Baustoffen und Techniken. Eine massive Bauweise eines Tanks ist hier zur Zeit
Stand der Technik und wäre von den lokalen Arbeitskräften einfach und schnell zu
errichten.
Auf Basis des Entwurfs in Plan Nr. 3.03 und einer Massenermittlung hat der lokale
Bauunternehmer in Absprache mit mir und dem Komitee eine Kostenschätzung
vorgenommen, die in Tabelle 8 dargestellt ist. Die Stückpreise entsprechen den
Preisen der lokalen Baustoffhändler in Marangu und Himo-Town.
Tabelle 8:
Kostenschätzung einer Regenwassersammelanlage Menge Materialtyp Einzelpreis Gesamtpreis
TSH TSH Quantity Description of goods @ Amount
220 cement bricks 6" (Betonwerksteine) 600 13200012 bags of cement (Zementsäcke 50kg) 8000 96000
15kg water proofed cement (Zementzuschlag zur Abdichtung) 2000 300001 iron cover (Abschlussdeckel) 6000 60004 wire mash (Eisenmatten) 7200 28800
3m³ stones (Steine für Fundament) 4000 120007 timber 1"x12"x 2m (Holz) 2500 17500
4kg wire nails (Nägel) 1000 40008 timber 3"x2"x 2m (Holz) 1500 120001 tab (Wasserhahn) 2500 2500
transport (tinber, stones, bricks) 70000 labour for tank (Arbeit) 100000
10 9" gutter (Regenrinnen) 6.500 6500030 brackets (Regenrinnenhalter) 2500 75000
2 PVC-pipe 6m (PVC-Rohr) 11000 22000 labour (Arbeit) 40500 Gesamtanlage mit 5m³ Tank 713300
65
Die Gesamtanlage für ein Gebäude und 5 m³ Tank fällt hiernach mit etwas über 700
US$ zu Buche. Allein der Bau des Tanks fällt hier mit ca. 500 US$ auf den ersten
Blick teuer aus. Zum Vergleich können hier die klassischen schwarzen
Kunststofftanks dienen, die meist als Wasserspeicher dienen. Sie sind in Moshi und
Himo-Town nur als ein Kubikmeter Tank zu haben und kosten 125.000 TSH (ca.125
US$) das Stück. 5 Stück aneinander geschaltet wären also mit 625 US$ teurer.
Hinzu käme noch eine Unterkonstruktion mit Fundamenten. Kunststofftanks haben
auch den Nachteil, daß sie sich extrem schnell aufheizen. Auch ist zu bedenken, daß
beim Bau eines massiven Tanks ca. 25 % an Arbeitslohn anfallen, der an lokale
Arbeitskräfte geht, die hiermit für mehrere Tage eine Beschäftigung und
Einkommensquelle hätten.
Regenwassersammelanlagen könnten in Mamba-Kusini eine der besten und
schnellsten Methoden sein, um auf die lokale Wasserproblematik einzugehen. Hier
reichen auch einfache Systeme, die in irgendeiner Form das Niederschlagswasser
sammeln. z.B. einfache gekantete Bleche als Dachrinnen, unter denen Fässer oder
andere Behälter stehen und das Wasser sammeln. Eine Anlage könnte so Stück für
Stück entstehen.
Zukunftsperspektive:
Ich hatte das Gefühl, daß der Ansatzpunkt, das Regenwasser zu nutzen, bei den
Menschen vor Ort auf großes Interesse stieß und im kleinen von einigen Haushalten
bereits betrieben wird, von den meisten bis jetzt jedoch nicht wahr genommen wurde.
Hier könnte eine Anlage an der Dispensary auch als Demonstrationsanlage dienen,
die zur Nachahmung anregt.
Sollte sich eine solche Anlage bewähren, könnten sich lokale Arbeitskräfte auf den
Bau von Regenwassersammelanlagen spezialisieren und hiermit innerhalb der
Dorfgemeinschaft neue Arbeitsplätze schaffen.
Tap
min 2%slope
Filter
Velve to refill and backflow
Gutter
Pipe to existing storage tank from public water supply
5m³ storage tankfor rainwater harvestingand refill through public water supply
Valve
Filter
Tap
Floorlevel +0,00
Tap
Gutter
Gutter
Gutter
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Gutter
East elevation
System of rainwater harvestingFloor plan
South elevation
- 1,00m
Proposal for 2 water flushing squatting w.c.+ 1 wash basin / shower
Porch
67
Bild 43: Besichtigung der Quelle mit Ms. Mlay, Doctor Mochai u. Mr. Koka
Bild 44: Quellaustritt
5.1.2. Entwurf einer Quellfassung / Die Bergquelle Etwa 300 Meter östlich und ca.
30 - 40 Meter tiefer liegt eine
Bergquelle die man notfalls zur
weiteren Deckung des Wasser-
bedarfes der Ambulanzstation
heranziehen könnte, sollte die
öffentliche Versorgung nicht
ausreichen und die Zisterne
aufgrund einer Trockenzeit
nicht gefüllt sein.
Sie bietet für meinen Begriff
eine hervorragende Wasser-
qualität von kaltem, klarem Quellwasser und ist nach Aussagen des Komitees
ganzjährig von gleich bleibender Intensität. Die Quelle liegt schwer zugänglich in
einem Taleinschnitt inmitten des Waldes und in einem, während der Trockenzeit,
ausgetrockneten Flußbett. Bei Besichtigung der Quelle und nach eigener Schätzung
liegt die Ergiebigkeit bei ca. 50 – 100 Liter pro Minute.
Bild 42: Die Quelle ist nur über einen schmalen Pfad zu erreichen.
68
Hydrologie
Der Quellaustritt erfolgt
unmittelbar unter einem großen
Felsbrocken (siehe Bild 44). Bei
den hydrologischen Bedingungen
des Quellaustrittes handelt es
sich sehr wahrscheinlich um eine
Schicht-quelle. Sie ist dort
möglich, wo ein Grundwasser-
leiter und eine wasserstauende Schicht in Hanglage ausbrechen. Diese
Bedingungen sind häufig durch Erosionsanschnitte in Flußtälern entstanden.18
Dies sollte jedoch noch von einem geologischen Gutachter geprüft werden.
30-40 Meter
ca. 10 Meter
ca. 300 Meter
QuelleAmbulanzstation
Abb.20: Lage der Quelle in Bezug zur Ambulanzstation
Folgende Punkte bereiten Probleme
• Die Quelle versandet schnell und es gibt keine Möglichkeit Wasser, zu
schöpfen.
• Sobald der Fluß Wasser führt, wird die Quelle überspült und ist unzugänglich.
• Der Weg zur Quelle ist mühsam und sie ist schwer zu erreichen
Lösungsansätze
• Quellfassung
• Versetzen der Quellfassung an die Seite des Flußbetts, um Wasserentnahme
auch bei Überspülung der Quelle zu garantieren.
• Transport des Wassers mittels einer Pumpe. 18 Beyer, Wolfgang, WASSER FÜR HAUS UND GARTEN,VEB Verlag für Bauwesen, 2.Auflage, 1988
Abb.19:
69
Quellfassung Um die Quelle nutzbar zu machen, muß sie gefaßt werden, was mit relativ einfachen
Mitteln zu machen ist (siehe Abbildung 21). Es müßte ausreichen, wenn man
unterhalb des Quellaustritts eine Quellkammer von ca. 1 m³ baut, indem sich das
Wasser sammeln kann und an dem zur kontrollierten Entnahme ein
Druckwasserhahn angebracht ist. Die Kammer sollte, um Verunreinigungen zu
vermeiden, mit einem abschließbaren Deckel versehen werden und durch ein
geschlossenes Rohr mit dem Quellaustritt verbunden werden, sodaß das Wasser zu
keinem Zeitpunkt offen geführt wird. Der höchste Punkt der Quellkammer sollte tiefer
als der Quellaustritt liegen. Auch sollte sie seitlich versetzt am Rand des Flußbetts
gebaut werden, um ein überspülen während der Regenzeit zu verhindern. Die
Kammer verfügt über einen Überlauf, sodaß das frische Wasser immer zuerst durch
die Quellkammer fließt, bevor es dann – bei Nichtnutzung - durch den Überlauf
wieder ins Flußbett geleitet wird. Diese Konstruktion ist unabhängig von einer
Pumpe. Eine grobe Kostenschätzung basierend auf den lokalen Materialpreisen und
Arbeitslöhnen beläuft sich auf 200 - 300 US$. Die Kostenschätzung beruht auf
meinem Entwurf auf der folgenden Seite. Die Quellkammer wird demnach aus 5"
Betonsteinen auf einer Betonplatte mit angemessenem Fundament errichtet und mit
einem wasserdichten Putz versehen. Vor der Quellkammer sollte auch ein
ausreichend großer Auftritt entstehen, um die Entnahme an der Zapfstelle zu
erleichtern.
Zur Notversorgung der Ambulanzstation müßte dies ausreichen.
Sollte sich die Konstruktion bewähren und sich die Quelle als ergiebig genug
herausstellen, jedoch der Transport des Wassers zu umständlich sein, könnte sie
später durch eine Pumpe mit Leitungsführung zur Ambulanzstation ergänzt werden.
70
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Abb.21: Entwurf zur Fassung der Bergquelle
71
Transport des Wassers Die einfachste Lösung ist, das Wasser per Hand in Gefäßen zu transportieren, da die
Quelle für eine Lösung mit Pumpen und Leitungen unter Umständen nicht ergiebig
genug ist. Sie sollte deshalb nur zur Notversorgung herangezogen werden.
Es gibt eine Reihe von Pumpensystemen, die für Entwicklungsländer angeboten
werden, jedoch aus unterschiedlichen Gründen hier nicht sinnvoll eingesetzt werden
können. Für alle Systeme gilt, das sie eine Förderhöhe von 30-40 Meter (3-4 bar)
und den Rohrreibungswiderstand von ca. 300-400 Metern Leitung überwinden
müßten. Des weiteren gab das Komitee zu bedenken, daß alle Systeme, die einen
gewissen Wert darstellen und leicht zu entwenden sind, nicht lange an ihrem Ort
verweilen würden.
Trotzdem möchte ich kurz einige Vorzüge und Nachteile verschiedener
Pumpenantriebe zur Überwindung der Höhendifferenz darstellen:
• Elektropumpen: Kleine Elektropumpen mit (gerade) ausreichender Leistung
von 4 bar und 40 l/min und 0,5 PS sind in Moshi schon für 45.500 TSH (ca. 45
US$) zu haben. Sie benötigen jedoch einen 220 Volt Anschluß oder einen
Wechselrichter mit Speichereinheit für eine Photovoltaikanlage.
• Photovoltaikpumpen: Sie sind wartungsarm und umweltfreundlich.
Da die Quelle jedoch in einem bewaldeten Taleinschnitt liegt, dürfte nicht
genug Sonneneinstrahlung vorhanden sein.
• Windpumpen: Für sie gilt hier das gleiche wie für Photovoltaikpumpen, jedoch
in Bezug auf die Windversorgung. Sie arbeiten rein mechanisch.
• Dieselpumpen: Sind zuverlässig und unabhängig von Sonne und Wind, jedoch
sehr wartungsintensiv und mit hohen Unterhaltskosten verbunden.
Eine Pumpe könnte entweder an der Ambulanzstation oder an der Quelle installiert
werden.
Für den Standort an der Ambulanzstation spricht, daß die Pumpe relativ sicher ist
und bei Funktionsstörung schneller reagiert werden kann. Hier wäre auch genug
Sonneneinstrahlung für eine Photovoltaikanlage vorhanden. Jedoch müßte das
Leitungssystem auf Sogbeanspruchung ausgelegt werden, was nur mit teureren
Metalleitungen zu realisieren ist.
Bei einem Standort an der Quelle könnte man billigere Kunststoffrohre verwenden.
Die Anlage wäre jedoch nicht vor Vandalismus und Diebstahl geschützt.
72
5.2 Abwasser und sanitäre Einrichtungen
Die Situation stellte sich anfangs wie folgt dar: Die Ambulanzstation verfügt zurzeit
als einzige sanitäre Einrichtung über eine Latrine über einer Faulgrube in Form eines
Wellblechverschlags mit drei Plätzen (siehe Bild 45) und liegt etwa 12 Meter südlich
der Station. Der Neubau hingegen ist mit Dusche und Toiletten mit Wasserspülung
bereits nach westlichem Standard ausgelegt, verfügte jedoch noch über kein
Abwasserentsorgungskonzept.
Meine Aufgabe bestand hier in der Ausarbeitung einer Lösung für die
Abwasserentsorgung, sowie die Verbesserung der sanitären Zustände der
Ambulanzstation auf die ich im Folgenden weiter eingehen möchte.
Bild 45: Bisherige Latrine der Ambulanzstation
5.2.1. Entwurf eines Sanitärblocks
Wie bereits erwähnt, liegt die Frequentierung der Ambulanzstation bei ca. 50
Patienten am Tag, die den Arzt während der Sprechstunde aufsuchen. Meinen
Beobachtungen nach warteten in der Regel 3 bis maximal 6 Personen gleichzeitig
auf eine Behandlung. Diese Zahlen wurden mir auch von Doktor Mochai bestätigt.
Die Latrine wurde in der Zeit selten genutzt.
Sollte die Station jedoch in Zukunft durchgehend in Bereitschaft sein und eines der
zwei Behandlungszimmer als Bettenstation genutzt werden, so müßte sich die
Situation in Bezug auf die sanitären Einrichtungen ändern.
73
Im Dialog mit dem Komitee habe ich versucht herauszufinden, was hier angebracht
wäre und von den Menschen akzeptiert würde. Mir wurde schnell klar, daß sanitäre
Einrichtungen nach deutschem Standard hier absolut überdimensioniert wären und
auf keine Akzeptanz bei den Menschen stoßen würden. Mir wurde öfters vermittelt,
daß die einfache Dorfbevölkerung nur die einfachen Latrinen kennt und mit diesen
gut zurecht kommt. Die privaten Latrinen waren immer sehr sauber und stellten auch
keine Geruchsbelastung dar. Die Latrine der Ambulanzstation bot jedoch aus
hygienischer Sicht ein anderes Bild.
Der Ansatz eines Entwurfs ist, die momentanen hygienischen Zustände zu
verbessern und die Infektionsgefahr zu reduzieren. Auch ist es wichtig, die Wege zu
verkürzen, was erfordert, den neuen Sanitärblock an die südliche Terrasse
anzugliedern.
Die überdachte Terrasse dient als Verbindungsraum zwischen allen an der Nordseite
gelegenen Räumen und bietet somit den besten Standort für einen südlich
angegliederten Sanitärblock. Die Vorteile wären, daß einerseits die Wege am
kürzesten sind, aber auch durch die offene und überdachte Terrasse der nötige
Abstand, sowie ein Schutz vor Geruchsbelästigung gewährleistet würde. Auch ist hier
durch die hangabwärtige Lage die Abwasserentsorgung am einfachsten zu
bewerkstelligen. Aus hygienischer Sicht sind Toiletten mit Wasserspülung sinnvoll.
Der Entwurf (Blatt No.3.03) sieht hier drei Kabinen, d.h. zwei Abtritte, sowie eine mit
Waschbecken / Dusche vor. Bei Bedarf können weitere Einheiten einfach ergänzt
werden.
Die Konstruktion basiert auf einem Fundament aus 5" Steinen, auf denen in Höhe
der Terrasse eine Bodenplatte aufliegt, in der die Abtritte eingelassen sind. Der
Aufbau würde auf einem Holzständerwerk und einer Wellblechdeckung basieren,
welche in die (für die Regenwassersammelanlage noch zu Installierende)
Regenrinne entwässert würde.
Für die Ausfachung kann man auf die verfügbaren Materialien zurückgreifen. Eine
Holzausfachung währe kostengünstig und gestalterisch eine gute Alternative.
Wellblech wäre das billigste Material und am einfachsten zu handhaben. Beides
hätte jedoch Akzeptanzprobleme. Ich hatte jedoch das Gefühl, daß man eine
massive Variante bevorzugen würde, d.h. eine Ausfachung aus 4" Steinen, beidseitig
verputzt bis in zwei Meter Höhe und darüber zur Rückseite geöffnet.
74
Auf dieser Basis und einer Massenermittlung basiert die folgende Kostenschätzung.
Alle hier aufgeführten Materialien sind auf den örtlichen Baumärkten zwischen Moshi
und Marangu verfügbar. Die Auswahl beschränkt sich in der Regel auf eine Art von
WC, Waschbecken oder Wasserhahn.
Tabelle 9:
Kostenschätzung für einen Sanitärblock Menge Materialtyp Einzelpreis Gesamtpreis
TSH TSH Quantity Description of goods @ Amount
180 cement bricks 4" (Betonwerksteine) 400 72000 84 cement bricks 5" (Betonwerksteine) 500 42000 15 bags of cement (Zementsäcke 50kg) 8000 120000
1 Sand 55000 55000 2 WC 37000 74000 1 washing basin (Waschbecken) 30000 30000 2 PVC-pipe 6m (PVC-Rohr) 11000 22000 1 timber 6"x2"x 3,1m (Holz) 3000 3000 2 timber 4"x2" 4x1m (Holz) 2000 4000 2 Corugated iron 1x3m (Wellblech) 6200 12400 2 wire mash (Stahlmatten) 6000 12000
1kg wire nails (Nägel) 1000 1000 timber for doors (Holz für Türen) 51000
3 door handle with lock (Türamaturen) 15000 45000 3 door hinge (Scharniere) 1500 4500 1 tap (Wasserhahn) 2500 2500
20 Gv pipe (Rohrleitungen) 7500 transport (tinber, stones, bricks) 70000 labour (Arbeit) 150000 Gesamtanlage 777900
75
5.2.2. Entwurf Septic Tank
Wie bereits in Kapitel 4.3. angesprochen, sieht die Bauvorschrift für Neubauten in
Tansania einen so genannten Septic Tank nach Tansania Standard vor. Hierfür gibt
es einen offiziellen Plan, der die genaue Ausführung vorschreibt, sowie die
entsprechenden Dimensionierungstabellen beinhaltet.
In einem Septic Tank werden die Fäkalien über einen Revisionsschacht in einen
Tank geleitet in dem sich eine Kruste bildet, die einen Abschluss gegen die Luft
erzeugt und so einen anaeroben (unter Ausschluss von Sauerstoff) bakteriellen
Abbauprozess ermöglicht. Die Fäkalien werden so zu einem unbedenklichen
Schlamm umgewandelt, der als Dünger auf den Feldern ausgebracht werden kann
und von Zeit zu Zeit aus dem Tank entfernt werden muss. Die flüssigen
(unbedenklichen) Rückstände werden weitergeleitet und über eine Sickergrube im
Boden eingebracht.
Von großem Wert war für mich die Bekanntschaft mit Mr. Kahn, einem Bauingenieur
mit eigener Bauunternehmung in Moshi, der größere Bauvorhaben in der Region
durchführt. Er hat mich mit den nötigen Unterlagen versorgt und mich auf einige
Baustellen mitgenommen, wo gerade Septic Tanks gebaut wurden. Er war
gleichzeitig eine unabhängige Quelle für Informationen und Preise (abgesehen von
meinen eigenen Recherchen bei diversen Baustoffhändlern), um die Angebote aus
Mamba-Kusini kontrollieren zu können.
Dimensionierung Zu entscheiden war zuerst, ob der Septic Tank lediglich für den Neubau ausgelegt
wird oder ob man ihn als Option direkt für einen späteren Anschluss der
Ambulanzstation auslegt. Da der Unterschied in den Kosten hier nicht groß ausfiel,
war schnell klar, daß man sich die Option für die Zukunft offen läst und den Tank
direkt entsprechend auslegt. Die Entscheidung fiel hier auf Typ 3 aus der
Dimensionierungstabelle (Tabelle 10). Dieser Typ ist, sollten alle Abwässer
eingeleitet werden, für 15 Personen ausgelegt. Auf dieser Basis entstand Plan
No.3.03. mit den realen Dimensionen, umgerechnet in metrische Größen.
Sollte die Station jedoch später einmal erweitert werden (siehe Punkt 5.4), könnte
man in Betracht ziehen, das Grauwasser von Duschen und Waschbecken vom
restlichen Abwasser zu trennen und gesondert in einer Schilfkläranlage (siehe Punkt
76
Bild 46: Messung zur Absorptionsfähigkeit des Bodens
Bild 47: Erster Meter Aushub für die Sickergrube. Ab hier wird ein Ring aufgemauert, der später den Deckel aufnimmt. (siehe auch Bild 25)
4.3.) zu behandeln. In diesem Fall wäre der Septic Tank für 30 Personen
ausreichend.
Tabelle 10: Dimensionierungstabelle nach "Tanzania Standard Septical Tank" 19
SEPTIC TANK SICES Depth from the true water level
Type all wastes soil waste
only DIMENSIONS volume capacity no.of users no.of users length width depth cu.ft gals. 1 10 7'-0" 2'-0" 5'-0" 70 437 2 7 20 8'-6" 2'-6" 5'-6" 117 730 3 15 30 10'-0" 3'-0" 5'-6" 165 1003 4 30 40 11'-6" 3'-6" 6'-0" 242 1510 5 40 50 13'-0" 4'-0" 6'-0" 312 1950 6 50 75 14'-6" 4'-3" 6'-0" 370 2310 7 60 90 16'-0" 4'-6" 6'-0" 432 2690 8 70 105 17'-0" 5'-0" 6'-0" 510 3180 9 80 120 18'-6" 5'-0" 6'-03" 577 3600
Eine Schilfkläranlage wäre gut mit dem Septic Tank zu kombinieren und könnte
unterhalb der Sickergrube auf dem Grundstück ihren Platz finden.
Die Dimensionen der Sickergrube sind von der Absorptionsfähigkeit des Bodens
abhängig. Hierzu ließ ich, nachdem seine Dimensionen entschieden war, erst die
Baugrube für den Septic Tank ausheben, um auf dem Grund eine Messung zur
Absorbtionsfähigkeit des Bodens für die benachbarte Sickergrube durchzuführen.
Hierbei wurde ein Loch von einem Fuß Seitenlänge und Tiefe mit Wasser gefüllt und
gemessen, in welcher Zeit das Wasser vom Boden aufgesogen wird. Über eine
Tabelle konnte man so die Dimension der Sickergrube definieren.
19 Auszug aus Plan "Tanzania Standard Septical Tank" im Anhang 2
77
Baukosten Auf Grundlage des Plans (Anhang 2) konnten Mr. Kahn (A), sowie der lokale
Bauunternehmer (B) direkt eine erste Kostenschätzung abgeben. Sie beliefen sich
auf folgende Summen:
Bauunternehmer A: 800,- US$ für kleine Lösung und 1000,- US$ für große Lösung.
Bauunternehmer B: 850,- US$ für große Lösung.
Diese Zahlen hatte ich in einer Mail vom 2.5.2004 an die Gemeinde Refrath weiter
gegeben, worauf die Entscheidung auf Bauunternehmer B fiel. Die Gemeinde
Refrath hat dann umgehend 1000 € an die Gemeinde von Pastor Mushi überwiesen,
woraufhin umgehend mit dem Bau begonnen werden konnte. Nach einer
Umrechnung ergeben 1000 € ca. 130.000 TSH, wobei ein Teil des Aufschlags für
Unwägbarkeiten sein sollte und der Rest bereits für eine Regenwassersammelanlage
Verwendung finden sollte (leider konnte ich die Regenwassersammelanlage nicht
mehr in Angriff nehmen, da meine Weiterreise bereits bevor stand).
Nachdem ich Plan 3.03 erstellt hatte, konnte ich eine Massenermittlung vornehmen
und somit eine genauere Kostenschätzung (Tabelle 11), die sich dann auf einen
Betrag von ca. 990.000TSH beläuft.
Tabelle 11:
Kostenschätzung für einen Septic Tank mit Sickergrube Menge Materialtyp Einzelpreis Gesamtpreis
TSH TSH Quantity Description of goods @ Amount
275 cement bricks 9" (Betonwerksteine) 900 24750035 bags of cement (Zementsäcke 50kg) 8000 280000
1 Sand 55000 5500015kg water proofed cement (Zementzuschlag zur Abdichtung) 2000 30000
8 wire mash (Stahlmatten) 7200 576002m³ stones (Steine für Fundament) 4000 8000
20 timber 1"x12"x 2m (Holz) 2500 500005kg wire nails (Nägel) 1000 500010 timber 3"x2"x 2m (Holz) 1500 15000
transport (tinber, stones, bricks) 700002 PVC-pipe 6m (PVC-Rohr) 11000 22000
labour (Arbeit einschließlich Erdarbeiten) 150000 Gesamtanlage 990100
78
Bild 48: Erstellen des Fundamentes für den Septic Tank mit Bruchsteinen
Bild 49: Letztes Bild des Septic Tanks vor meiner Abreise
Baufortschritt Nachdem wir am 16.März die genaue Position für Septic Tank und Sickergrube auf
dem Grundstück der Ambulanzstation festgelegt hatten, wurde am Tag darauf mit
den Erdarbeiten begonnen, was etwa drei Tage in Anspruch nahm (Bild 46, 47).
Am 19. wurde das Fundament einschließlich Bodenplatte gelegt, wie in Bild 48
dargestellt. Bild 49 dokumentiert schließlich den Stand bei meinem letzten Besuch
am 20.März auf der Baustelle. Hier traf ich mich zum Abschlußgespräch mit dem
Komitee (vertreten durch Pastor Mushi, Doktor Mochai, Mr. Koka und Mr. Moye,
siehe Bild 39), um über den weiteren Fortgang zu beratschlagen. Mr. Koka wurde
hier mit der weiteren Bauüberwachung betraut und erhielt von mir alle notwendigen
Pläne zur Fertigstellung des Septic Tanks, sowie der Sickergrube.
02 0403 05 06 0701D
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2004
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1 : 2
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8.3.
04 S
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225 75 225 3,00 225 75 225
605
2,35
975 3,45 975
201,
6575
525
1010
601,
0522
5
225
9022
5
1,35
1522
560
225
15
1,05
Section A - A B
BSeptic Tank Plan
Water proofed concrete slap
water level 3" bellow the invert of the incoming drain
9" concret blocks
Water proofed cement plaster
Manhole
benching
Section B - B
M 1 : 25
Outlet
benching
ASeptic TankThis plan displays the size of a septic tank for 15 users (all waste).
It is only vallid in combination with the additional plan for standard septic tanks wich displays all further details.
All measures in this plan are convertedfrom imperial to metrical system.
A
Inlet
80
5.3. Energieversorgung
Im Kapitel über Mamba–Kusini bin ich bereits in Punkt 4.4. allgemein auf die
Probleme der Stromversorgung eingegangen. Nun möchte ich speziell auf die
Energieversorgung der Mkolowony Dispensary eingehen.
Die Ambulanzstation hat vor drei Jahren im zuständigen TANESCO-Büro in Himo-
Town einen Anschluss an das öffentliche Netz beantragt. In Erwartung eines
Anschlusses, wurden in der Station bereits Elektroinstallationen mit Leerrohren,
Kabeln, Steckdosen und Schaltern vorgenommen (wie in Bild 50 links neben
Kühltruhe zu sehen). Der Antrag geriet bei TANESCO jedoch in Vergessenheit und
es wurde kein Angebot unterbreitet.
Die Station liegt etwa 250 Meter von der nächsten Stromleitung entfernt, an die ein
Anschluss erfolgen könnte. Um ein Angebot zu erhalten, mußte hier ein Aufmaß
durch einen TANESCO Ingenieur gemacht werden, auf dessen Grundlage dann das
Angebot vom 27.Februar entstand. Eine Kopie des Angebots mit einer ausführlichen
Auflistung der Kosten habe ich auf der nächsten Seite als Abb.18 eingefügt. Es
beläuft sich auf ca. 1.370.000 TSH, wobei der größte Teil von etwa 970.000 TSH auf
die Überbrückung der 250 Meter entfällt, da alle 50 Meter ein Mast gesetzt werden
muß.
Nach Erhalt der Summe garantiert der Manager des Büros einen Anschluß innerhalb
der nächsten sechs Monate, sollte Material vorhanden sein. Materialknappheit ist hier
jedoch meistens der Ansatzpunkt für Korruption, da meist diejenigen bevorzugt
werden, die bereit sind eine Extrasumme zu zahlen.
Auch wurden wir vom Manager darauf hingewiesen, daß in Mamba-Kusini der Strom
extrem schwach ist und mit vielen Ausfällen zu rechnen ist.
Diese Monopolstellung wird also von den Behörden ausgenutzt, was es um so
wichtiger macht, nach Alternativen zu suchen, die sich hier in idealer Weise in
nachhaltigen und erneuerbaren Energien bietet.
Hier könnten die Mkolowony-Dispensary als Beispiel dienen, sollte hier ein
unabhängiges System entstehen, das den Verbrauchern eine Versorgungssicherheit
gewährleistet.
81
Abb.22: Angebot von TANESCO über einen Stromanschluß der Mkolowony-Dispensary
82
Alternativen zur öffentlichen Stromversorgung
Eine Alternative könnte hier aus den folgenden Komponenten bestehen:
• Photovoltaik-Anlage
• Kühlen ohne Strom
• Solare Warmwasserbereitung
Bedarfsanalyse für eine Photovoltaik-Anlage Die Ambulanzstation ist zwar von hohen Bäumen umgeben, die Verschattung der
Dächer hält sich jedoch in Grenzen und spielt nur in der ersten und letzten Stunde
des Tages eine Rolle, wenn der Einfallswinkel sehr klein ist.
Hier ist es gut möglich, den Strombedarf über eine Photovoltaik-Anlage zu decken.
Neubau:
Die Bedarfsrechnung in Tabelle 4 könnte hier als Anhaltspunkt für das Haus des
Medical Assistant dienen. Bis zu meiner Abreise war nicht klar, wer in das Haus
einziehen wird und wie groß die Familien sein werden, sowie wie deren Ausstattung
und Bedarf an Elektrogeräten sein wird. Somit war es schwer, eine genaue
Bedarfsanalyse durchzuführen. Ein Bedarf könnte also für beide Einheiten im
Minimum mit 700 W/h und im Maximum (sollten beide über einen solarbetriebenen
Kühlschrank verfügen) mit 1420 W/h pro Tag anzusetzen sein.
Ambulanzstation:
Auch für die Ambulanzstation ist es schwer, hier einen genauen Anhaltspunkt zu
finden. Abgesehen von Beleuchtungszwecken gibt es Bedarf zum Kühlen der
Medikamente sowie zum Aufladen der Mobilfunktelefone.
Bei ständiger Bereitschaft der Station müßte sie während der Dunkelheit
durchgehend beleuchtet sein, d.h. am Haupteingang eine Leuchte, sowie auf der
hinteren Terrasse eine Leuchte, die 10-12 Stunden in Betrieb wären. Des Weiteren
in jedem Raum eine Leuchte und im neuen Sanitärblock eine Leuchte. Das
Patienten- sowie das Behandlungszimmer könnte man mit 3-4 Stunden ansetzen; die
anderen beiden Zimmer sowie den Sanitärblock mit jeweils einer Stunde.
83
Bild 50: Gasbetriebene Kühltruhe für Medikamente in der Ambulanzstation
Die Summe wäre pro Tag
allein ca. 320 W/h für die
Beleuchtung.
Die Kühlung der Medikamente
erfolgt zur Zeit über eine
gasbetriebene Kühltruhe der
Marke Elektrolux, die von
einer japanischen
Organisation gestiftet wurde.
(Bild 50)
Das Problem ist hier jedoch,
daß für einen permanenten
Nachschub an Gasflachen gesorgt werden muß, was nicht unerhebliche laufende
Kosten erzeugt, sowie eine Menge Zeit in Anspruch nimmt.
Einzige Alternative wäre hier zur Zeit ein solarbetriebener Kühlschrank über die PV-
Anlage, was durchschnittlich noch mal mit ca. 360 W/h anzusetzen ist.20
Wichtig ist auch die Möglichkeit, Mobilfunktelefone aufzuladen. Da kein
herkömmliches Telefonnetz in Mamba-Kusini existiert, der Ort jedoch mittlerweile fast
flächendeckend im Empfangsbereich von Mobiltelefonen liegt, werden diese hier
immer beliebter (über den Sinn kann man streiten, da ein Handy hier als
Statussymbol angesehen wird und die Einheiten extrem teuer sind. SMS
Nachrichten, die bei uns eher als Kinderspielerei angesehen werden, machen hier
wiederum Sinn und werden auch viel genutzt, da sie von den Netzanbietern nahezu
kostenlos angeboten werden und daher eine Kommunikation ermöglichen, gerade für
den diensthabenden Arzt)
Sicher kommen in einer Ambulanzstation noch weitere strombetriebene Geräte
hinzu, sollte einmal Energie vorhanden sein. Es war mir jedoch nicht möglich, hier
eine Aufstellung von Geräten zu bekommen, die in Zukunft zum Einsatz kommen
könnten.
20 Eine Alternative wird zurzeit an der RWTH-Aachen unter dem Namen NOZOMI entwickelt. Die Anlage ist unabhängig von jeder kontinuierlichen Strom- oder Brennstoffzufuhr. Sie funktioniert auf dem Prinzip, daß eine Flüssigkeit (Wasser) in einem Vakuum "verdunstet" und beim Wechsel des Aggregatzustandes Wärmeenergie absorbiert. Das Wasser wird außerhalb der Kühlkammer von einem Mineral absorbiert und muß, wenn gesättigt über einer Wärmequelle wieder ausgetrieben werden. Eine solche Kühltruhe ist aber noch nicht einsatzbereit.
84
Abb.23: Funktionsprinzip einer Thermosiphon-Anlage
Abb.24: Thermosipphon-Anlage Wikosun TSA von Wikora
Sehr oft hatte ich das Gefühl, daß die Menschen aus Bescheidenheit oder aus
Scham, da sie Angst haben, den Eindruck zu vermitteln etwas zu fordern, eher dazu
neigen, Ihre Wünsche herunter zu spielen oder einfach nicht zu äußern. Dies muß
jedes Mal berücksichtigt werden und kann im Extremfall dazu führen, daß eine
Anlage nicht den realen Anforderungen nach dimensioniert wird.
Faßt man also den Bedarf von Ambulanzstation und Neubau inklusive einem
Sicherheitszuschlag zusammen, sollte eine Anlage auf einen Bedarf von ca. 2500 W/h pro Tag dimensioniert werden. Dieser Bedarf könnte durch ein Solar Home
System mit einer Anschlußleistung von 500 Wp gedeckt werden.
Solare Warmwasserbereitung Warmes Wasser sollte in einer Ambulanzstation immer und kontinuierlich vorhanden
sein. Warmwasser mittels Strom zu erzeugen, benötigt jedoch unverhältnismäßig viel
Energie. Auch die Erzeugung auf einer Kochstelle ist extrem unwirtschaftlich und es
gibt das Problem des Speicherns über einen gewissen Zeitraum.
Der Bedarf an permanentem Warmwasser könnte hier durch eine Solaranlage
gedeckt werden, die nach dem Thermosiphonprinzip funktioniert. Hier wird der Effekt
genutzt, daß warmes Wasser eine geringere spezifische Dichte, als kälteres Wasser
besitzt und somit nach oben in einem Speicherbehälter über dem Kollektor steigt und
den Tankinhalt erwärmt. Kühlt sich das Wasser ab, fällt es, der Schwerkraft folgend,
über einen Kreislauf zurück in den Kollektor, wo es erneut erwärmt wird. Damit
steuert sich der Umlauf in nahezu Idealer Weise selbst und kommt obendrein ohne
Fremdenergie und zusätzliche Steuerungselemente aus. Das System könnte mit der
Zisterne gekoppelt und unterhalb plaziert werden. So wäre sichergestellt, daß bis
zum letzten Tropfen warmes Wasser zur Verfügung steht.
85
5.4 Bettenstation (Ward) / Bestandsaufnahme und Lageplan Bei meinem letzten Treffen mit dem Komitee wurde mir mitgeteilt, daß man für die
Zukunft in Betracht zieht, die Ambulanzstation um eine Betten- und
Entbindungsstation zu erweitern, um transportunfähigen Menschen die nötige Hilfe
zukommen zu lassen.
Diese Information wäre zur Dimensionierung und Positionierung des Septic Tanks
wichtig gewesen, wurde jedoch vorher nicht erwähnt. Bei einer Ergänzung des Septic
Tanks durch eine Schilfrohrkläranlage unterhalb der Sickergrube zur Behandlung des
Grauwassers wären die Kapazitäten ausreichend und einer Erweiterung würde
künftig auch nichts entgegenstehen.
Doktor Mochai hatte auch bereits eine klare Vorstellung über das Raumprogramm.
Es sollte über jeweils ein Vierbettzimmer für Männer und Frauen sowie jeweils ein
WC / Bad verfügen. Des weiteren sollte das Gebäude über einen Entbindungsraum
mit einem Entbindungsbett verfügen.
Die Bettenstation könnte ein weiteres Thema für eine Masterarbeit sein.
0 5
Waterstorage
25 m10 15
House of the Medical Assistent
Dispensary
MaizefieldSoakage Pit
Septic Tank
Possible lokation for a new ward
Abb.25: Möglicher Standort einer neuen Bettenstation auf dem Grundstück der Mkolowony-Dispensary
Raumprogramm:
4 Betten Männer 4 Betten Frauen 1 WC / Bad Herren 1 WC / Bad Frauen 1 Entbindungsraum mit einem Entbindungsbett
86
6. WORKSHOP / WERKSTATT
Der Workshop sollte Anfangs das Hauptthema meiner Masterarbeit werden. Nach
meinem ersten Treffen mit dem Komitee am 10. Januar 2004 hatte ich jedoch den
Eindruck, daß dem keine große Relevanz zugemessen wurde. So geriet er zunächst
in Vergessenheit. Als ich zwei Tage vor meiner Abreise gegenüber Mr. Moye den
Workshop nochmals erwähnte, stand er plötzlich ganz oben auf der Tagesordnung.
Also bemühte ich mich zum Schluß noch, alle nötigen Informationen zu sammeln, die
für einen späteren Entwurf nötig sind. Auch sie könnten als Grundlage zur
Vorbereitung einer weiteren Masterarbeit dienen.
Nach meinem Aufmaß (siehe Abb.26) steht ein Bauplatz von ca. 300 m2 auf dem
Gelände der Mrieny Primary School zur Verfügung.
In meinen Gesprächen mit Pastor Mushi und Mr. Moye zu diesem Thema bekam ich
oft widersprüchliche Informationen, die in der Kürze der Zeit nicht mehr zu klären
waren. So sollen dort Jugendliche in den Bereichen Schreiner / Zimmermann sowie
als Schneider ausgebildet werden. Diese Bereiche müßten wegen der zu
erwartenden Staubbelastung bei den Schreiner / Zimmermannarbeiten räumlich
getrennt werden von den Schneidern.
Anzahl der Auszubildenden: 30 – 50 Personen
Alter der Auszubildenden: 14 – 22 Jahre
1 Raum Schreiner / Zimmermannarbeiten
1 Raum Schneider
+ Sanitärblock (Toiletten / Waschmöglichkeit)
Die Zielgruppe wären Jugendliche, denen nach Verlassen der Schule keine lokale
Ausbildungsmöglichkeit zur Verfügung steht. Zu beachten wäre auch, daß im
Außenbereich genug Platz vorhanden ist, da viele es vorziehen, im Freien zu
arbeiten. Entscheidend ist hier auch die Ausstattung mit den entsprechenden
Grundwerkzeugen. Es ist unglaublich, über wie wenige Werkzeuge die Menschen
hier verfügen, was jedoch auch zu einer hohen Improvisationsfähigkeit beigetragen
hat.
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Abb.26: Lageplan der Mrieny Primary School mit voraussichtlichem Standort für
den neuen Workshop. Aufmaß vor Ort am 20.03.2004
88
Bild 51 - 54: Voraussichtlicher Standort des neuen Workshops auf dem Gelände
der Mrieny Primary School (20.03.2004)
89
7. KONZEPT EINER SCHULPARTNERSCHAFT
Während meines Aufenthaltes habe ich öfters die beiden Primary Schools (PS) in
Mseroe und Mrieny besucht und wurde von den Direktoren, sowie den
Elternkomitees über die lokalen Bedingungen informiert, in denen ein Unterricht
derzeit stattfindet. Beiden Schulen mangelt es hinten und vorne an Mitteln zur
Beschaffung von Schulmaterial und Instandhaltung der Klassenräume, die in einem
erbärmlichen Zustand sind. Obwohl es sich hier um öffentliche Schulen handelt, ist
der Staat seit einigen Jahren nur in der Lage, die bescheidenen Gehälter der Lehrer
von 40-50 US$ im Monat aufzubringen und nichts für den Unterhalt der Schulen
bereit zu stellen.
Dies wird zurzeit von den Eltern übernommen, die hier im Rahmen ihrer
Möglichkeiten ihr Bestes tun. In beiden Schulen ist zum Beispiel gerade mit Mitteln
der Eltern jeweils ein neuer Klassenraum gebaut worden. Die Bemühungen der
Mseroe Primary School hat der Schulleiter Rogers Matemba in einem Dokument
zusammengefaßt, welches ich im Anhang aufführe.
Bei meinem ersten Besuch in der Mseroe PS wurde ich von Mr. Matemba um
Unterstützung für eine Schulpartnerschaft zu einer deutschen Schule gebeten, wie
sie bereits zwischen der Mrieny PS und einer deutschen Schule in Bensberg
existiert.
Beide Schulen sind eng miteinander verbunden. Spenden einer Schulpartnerschaft
kommen hier beiden Schulen zugute. Ich wurde hier immer wieder darauf
hingewiesen, wie wichtig die Schulpartnerschaft für sie ist und wie dankbar sie dafür
sind.
In meinen Diskussionen stand immer wieder die Frage im Raum, wie eine weitere
Schulpartnerschaft sich gestallten könnte, da eine reine Spendenüberweisung den
Aspekt der Nachhaltigkeit vermissen würde und schnell zu einer subventionierten
Abhängigkeit führen könnte. Dies soll nicht heißen, daß reine Geldspenden negativ
zu bewerten wären. Sie sind sogar notwendig, da es hier am Einfachsten mangelt
und nur mit ihnen Schulmaterial und Lebensmittel gekauft werden können.
Eine Schulpartnerschaft könnte vielmehr auf einer breiteren Basis stehen, die beiden
Seiten zugute kommt und die Mittel so effizient und nachhaltig wie möglich eingesetzt
werden, um den Schülern eine Perspektive für die Zukunft zu ermöglichen.
90
Eine solche Schulpartnerschaft könnte meinen Vorstellungen nach etwa wie folgt
aussehen:
Zur Zeit sieht der Schulunterricht in etwa so aus, daß vormittags Unterricht ist und
mittags in der Schulküche gekocht wird. Nach dem Mittagessen wird die Schule
aufgeräumt und sauber gemacht bevor die Kinder dann nach Hause entlassen
werden. Die Schulküche besteht aus einer offenen Feuerstelle (Bild 27) wie in fast
allen Haushalten. Das Brennholz sowie die Lebensmittel werden von den Eltern
bereitgestellt.
Wie bereits in Kapitel 4.5. beschrieben, wären die meisten Plots der Familien bestens
zur Produktion von Biogas zum Kochen geeignet. Hier würde sich die Möglichkeit
bieten, mit deutscher Hilfe einen Demonstrationsreaktor zu bauen, der von den
Kindern und Lehrern vor Ort betrieben würde. Die Konstruktion und die
Bauüberwachung könnte im Rahmen der Feldforschung eines Masterstudenten vom
ITT zusammen mit den Kindern und Lehrern vor Ort vorgenommen werden. Das
erlernte Wissen sollte dann in den Schulunterricht einfließen. Gerade Kinder sind für
so etwas enorm begeisterungsfähig und würden das Wissen nach der Schule mit
nach Hause nehmen und die Eltern zur Nachahmung anregen.
Als Gegenleistung wären die Kinder verpflichtet, der deutschen Partnerschule, die
hier als Projektpartner und Sponsor auftritt, über Internet Bericht zu erstatten. Da die
Zeitverschiebung im Sommer nur eine Stunde beträgt, könnte dies simultan während
einer Unterrichtsstunde ablaufen, sodaß eine direkte Kommunikation zustande
kommen könnte. Auf deutscher Seite könnte der Stoff in Erdkunde, Sozialkunde aber
auch Englischunterricht einfließen (in den Primary Schools wird ab der ersten Klasse
Englisch unterrichtet) und könnte so zu einem globaleren Bewußtsein und
Verantwortungsgefühl beitragen (was Gleichgültigkeit und Rechtslastigkeit deutscher
Kids vielleicht etwas entgegenwirken könnte).
Für die tansanischen Kinder wäre dies das Fenster zur Welt. Warum Internet?
Erstens: Ein Brief nach Deutschland kostet soviel, wie eine Schulstunde Internet,
bietet jedoch nicht die Möglichkeit eines direkten Dialoges. Zweitens: Das Internet ist
mittlerweile die größte (kostenlose) Bibliothek der Welt und bietet Informationen zu
allen Themen wärend in Moshi gerade mal eine Buchhandlung (ohne Bücher)
existiert; von Marangu ganz zu schweigen (es gibt jedoch ein reichhaltiges Angebot
an guten Tageszeitungen).
91
Bild 55: Köchin beim zubereiten von Ugali für die Schüler der Mrieny Primary School.
Wäre dies auch mit Biogas möglich?
Drittens: Die Lehrer sind sich hier bewußt, daß die Schüler den Umgang mit
modernen Medien lernen müssen, um nicht den Anschluß zu verlieren. Sie wissen
aber nicht wie, da es keinen Strom und keine Computer, geschweige denn Internet-
anschluss gibt. Hier könnte eine Schulklasse vielleicht einmal die Woche ins
nächstgelegene (5km) Internetcafe nach Marangu gehen. Vorteilhaft ist, daß es sich
im gleichen Gebäude wie die Post befindet, wo man sowieso einmal die Woche
hingeht, um die Post abzuholen. Abgesehen davon, ist das Personal sehr hilfsbereit
und vertraut mit Menschen, die noch nie zuvor einen Computer bedient haben.
Am 15.März 2004 war ich zusammen mit dem Direktor der Mseroe Primary Scholl
Mr. Matemba im Internetcafe und habe für die Schule eine E-Mail Adresse
eingerichtet. Er war fasziniert.
92
8. LITERATURVERZEICHNIS / QUELLENANGABEN
- Fullerton, R.L. CONSTRUCTION IN WARM CLIMATES, Volume one,
Oxford University Press, 1967
- A selection of Overseas Building Notes, BUILDING IN HOT CLIMATES
Prepared by the Overseas Division of the Building Research Establishment,
United Kingdom, First published 1980
- Lippsmeier, Georg, TROPENBAU / BUILDING IN THE TROPICS,
Callwey Verlag München, 1969
- Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit, UMWELTPOLITIK - AGENDA 21
Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992
in Rio de Janeiro – Dokumente –
Köllen Druck + Verlag GmbH
- Krusche / Althaus / Gabriel, ÖKOLOGISCHES BAUEN,
Herausgegeben vom Umweltbundesamt
Bauverlag GmbH, 1982
- Ladener, Heinz, SOLARANLAGEN,
Planung, Bau und Selbstbau von Solarsystemen
Ökobuch Verlag, 1.Auflage 1993
- Beyer, Wolfgang, WASSER FÜR HAUS UND GARTEN,
VEB Verlag für Bauwesen, 2.Auflage, 1988
- Ching, Francis D.K., BUILDING CONSTRUCTION ILLUSTRATED,
John Wiley & Sons, Inc. 2nd Edition 1991
- Fitzpatrick, Mary, TANZANIA, Lonely Planet,
Lonely Planet Publications, 2nd Edition
93
- www.kfw-entwicklungsbank.de/
KFW (Kreditanstalt für Wiederaufbau)
Entwicklungszusammenarbeit: Ländliche Wasserversorgung Ost-Kilimanjaro
Projektnr.17606; 18674
- www.gitec-consult.de
GITEC Consult GmbH
Newsletter 12.02; Rural Water Supply East Kilimanjaro
- www.german-embassy-daressalaam.de/enD/wirtschaft/br_water.html
Deutsche Botschaft Daressalam
- www.eed.de
Evangelischer Entwicklungsdienst
- www.dse.de/za/lis/tansania/index.htm
Landeskundliche Informationsseiten (LIS)
- http://tanzania-network.de
German Tanzania-Network.de e.V.
- www.GTZ.de
GTZ Tanzanian – German
Technical Cooperation
- www.lbst.de
Ludwig-Bölkow-Stiftung / Ludwig Bölkow-Systemtechnik GmbH
Strategie und Technologieberater für nachhaltige Energie und
Verkehrssysteme
- www.solux.org
Solarleuchten
- www.nozomi.de
Solarkühlschrank. Entwickelt an der RWTH - Aachen und
Gemeinschaftsprojekt von SEWA e.V. und Solar Global e.V.
- http://ifas.umwelt-campus.de/ruanda.htm
Umwelt-Campus Birkenfeld / Institut für angewandtes
Stoffstrommanagement
- www.biogasnepal.org
(Biogas Support Programme, BSP – Nepal
94
Auch war für mich die Lektüre der Tageszeitungen sehr wichtig wovon ein
reichhaltiges Angebot auch in englischer Sprache vorhanden war. Es ist mittlerweile
zu spüren, daß ein immer größeres Problembewußtsein entsteht, welches in einer
Vielzahl von Artikeln Ausdruck findet.
Die für mich besten Zeitungen waren hier der "East-African" aber auch der
tansanische Ableger von "The Guardian" als unabhängige Presse.
Hier zum Beispiel mit einer mehrseitigen Beilage zur Wasserproblematik vom
22.03.2004
95
9. ANHANG
Anhang 1: zu 4.4. Solux Solarlampen
Adresse: Solux e.V.
Daimlerstr.15
D-85521 Ottobrunn
Homepage: www.solux.org
Ansprechpartner Vertrieb: Herr Barchewitz
Telefon: 089 60811026
Fax: 089 6099731
Ansprechpartner für Moshi: Herr Martin
Solux Werkstatt für Solarlampen in Moshi:
Name der Firma: Advanced Technologie Services
Ansprechpartner: Mr. Thomas Adisai
Telefon: +255 (0) 744 089 774
e-mail: [email protected]
Adresse: po.Box. 795
Moshi / Kilimanjaro / Tanzania
Im gleichen Gebäude wie Ev. Radiosender und
ca. 100 m vom Lutheran Uhuru Hostel
96
97
Anhang 2: zu 5.2.2. Standard Septic Tanks, Soakage Trenches, Soakways &
Soakage Pits
98
Anlage 3: Beschreibung der Situation der Mseroe PS durch den Elternrat
99
100
Headteacher: Mr. Rogers J. Matemba
School address: Mseroe Primary School P.O.Box 283 Marangu, Tanzania Die neue E-Mail Adresse lautet: [email protected] Elternratsvorsitzender: Holdfield L. Kimaro Schulamtsleiter für Mamba: Mr. Mariki
101
Anlage 3: Wetterdaten von Arusha
102
103
104
105
106
Anlage 4: Liste vom German-Tanzania e.V. über aktive deutsche Organisationen
am Kilimanjaro
Gruppe in Deutschland Gruppe in Tanzania Organisation Schwerpunkt, Kompetenz
Aktionskreis Ostafrika e.V.
ELCT, TEC (Moshi, Meru, Mbula, Tanga), TANESCO
ELCT , TEC
Infrastruktur, Berufsausbildung, Gesundheitswesen, Umwelt- und Ressourcenschonung
Christoph-Jacob-Treu-Gymnasium Lauf a.d.P.
Nkoaranga Sec. School
ELCT / Meru Diocese
Schulpartnerschaft, Wahlkurs Kiswahili
CVJM Edenkoben e.V.
YMCA Tanzania, Moshi
Renovierung der Schule in Marangu / Kilimanjaro
Europaschule Gladenbach
Kisomachi Sec. School
ELCT / Moshi Diocese
Schulpartnerschaft, Briefkontakte, Kindergarten, Sonnenenergie
Fahrräder für Tansania Ev. Jugend Idstein, Köthen
ELCT Norhern Diocese
ELCT / Norhern Diocese
Work-camps, Jugendarbeit, Fahrrad-Projekt
Fulda ev. Kirchenkreis Synodalausschuss Partnerschaft Tansania
Moshi Northern Diocese
ELCT / ND
Public Health Education Programme
Hatujambo Safari
Handwerkerschule Leguruki, Kindergartenarbeit Moshi-Pasua
ELCT Moshi Diocese
Interkulturelle Erlebnisreisen
Heikendorf, Tansaniagruppe Ev.-Luth. Kirchengemeinde
Ev. luth Parish Mrimbo
ELCT / ND
Kirchengemeindepartnerschaft, Ausbildung Jugendlicher, Kaffeeimport über Würzburger Partnerkaffee e.V., div. Projekte (Lehrwerkstatt, Disp., Dachziegel, Speiseöl, Maismühle, Schuhmacherei, Schule für geistig behinderte Kinder, Finanzierung Ausbildung von Erzieherinnen)
Missionskreis im Ev. Luth. Dekanat Altdorf
Karatu District ELCT / ND
kirchliche Partnerschaft, Bildungsarbeit, Gesundheitsdienst
Missionswerk der Ev.-Luth. Kirche in Bayern
Lutheran Radio Centre
ELCT Christliche Radio Programme für Ost und Zentral Afrika, Prod. von Cassetten mit tanzanischer Musik, Technische Beratung
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Gruppe in Deutschland Gruppe in Tanzania Organisation Schwerpunkt, Kompetenz
Missionswerk der Ev.-Luth. Kirche in Bayern
Health Care Technical Service
ELCT Wartung und Instandsetzung medizintechnischer Geräte, Ausbildung von lokalen Hospitaltechnikern in KKH
Referat für Mission, Ökumene, Weltdienst MÖWE)
Diözese Arusha Region
ELCT kirchliche Partnerschaft
Reutlingen Handwerkskammer
Rombo DALTA (Distr. Assembly Loc. Trade Ass.)
Deutschland. Projektleiter vor Ort, Verbessung der Situation. der Handwerker, Weiterbildung, Kreditsystem, Vermarktung
Tanzania AG Bad Schwartau Mühlenberg Gymnasium
Germany-Tanzania-Committee Vunjo Sec. School
ELCT / ND Schulpartnerschaft
Versöhnungsbund Mwanga
Sec. School
work-camps, internationale Begegnung
Werkgroep Tanzania Tilburg / Niederlande
Diocesan Dev. Office Same
TEC Projektunterstützung: Schulen, Gesundheit, Frauengruppen, Wasser, Wiederbewaldung
Kiel, Ev.-Luth. Oster-/Ansgar-Gemeinde
Lole Lutheran Parish
ELCT/ND, East Kilimanjaro District
"Gemeinsam in Gottes Mission" Gemeindepartnerschaft: Förderung von Gemeindeprojekten: Kirchbau, Gesundheits- u. Schulwesen, Konfirmandenarbeit, Dorfentwicklung
Realschule Süd, Buxtehude
Narumu Secondary School
Schulpartnerschaft, Unterstützung der tansanischen Schule beim Aufbau (Räume,WasserleitungMaismühle)
Realschule Süd, Berliner Str. 127a, 21614 Buxtehude
Narumu Secondary School
Diözese Moshi
Schulpartnerschaft(Unterstützung beimAufbau der Schule, Finanzierung von Schulgeld)
Labdeskirchliches Werk für Mission und Ökumene
Pare Diocese
ELCT Partnerschaft mit der Pare Diözese; Unterstützung von Kleinprojekten: Schulen, Wasser, Solarenergie, Frauengruppen, Ausbildung
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Gruppe in Deutschland Gruppe in Tanzania Organisation Schwerpunkt, Kompetenz
Landeskirchliches Werk für Mission und Ökumene
Pare Diocese
ELCT Partnerschaft zur Pare Diözese; Unterstützung von Kleinprojekten: Schulen, Wasser, Solarenergie, Frauengruppen, Ausbildung
Tansania AG am Gymnasium am Mühlenberg, Bad Schwartau
Vunjo Secondary School in Moshi
Schulpartnerschaft, Hilfe bei der Elektrifizierung der Schule, Science-Projekt zur Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts, regelmäßige Unterstützung von Schülerinnen und Schülern, die die Schulgelder nicht bezahlen können, Finanzierung des Studiums (Naturwissenschaften) einesLehrerstundenten über 2 Jahre
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10. VERFASSERERKLÄRUNG
Erklärung:
Klaus Nilges
Matr.Nr. 10454711
Ich versichere wahrheitsgemäß, daß ich die vorliegende Masterarbeit selbstständig
verfaßt und keine anderen als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel
benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und nicht
veröffentlichten Schriften entnommen sind, sind als solche kenntlich gemacht.
Die Arbeit ist in gleicher oder ähnlicher Form nicht als Prüfungsarbeit eingereicht
worden.
Köln, den
Ich erkläre mich mit einer späteren Veröffentlichung meiner Masterarbeit sowohl
auszugsweise, als auch als Gesamtwerk in der Institutsreihe oder zu
Darstellungszwecken im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Instituts
einverstanden.
Köln, den