12
1 1. Physikalische Grundlagen In diesem Kapitel sollen in knappen Zügen wichtige physikalische Eigenschaften des Lichtes und der Lichtausbreitung zusammengestellt werden, soweit sie für das Verständnis der in diesem Buch dargestellten Zusammenhänge wichtig sind. Für eine ausführliche Darstellung der physikalischen Grundlagen sei auf einschlägige Lehrbücher der Physik verwiesen. Als Beispiele sind [1] und [2] angeführt. 1.1 Einführung Optik im historischen Sinn ist die Lehre vom Licht und befaßte sich zunächst mit den Er- scheinungen, die durch unser Sinnesorgan Auge wahrgenommen werden können, wobei eine wesentliche Fragestellung die Natur des Lichtes selbst betraf. Die Vorstellungen über die Natur des Lichts waren im Laufe der Geschichte bestimmt durch zwei gegensätzliche Auf- fassungen. Nach der Korpuskulartheorie besteht Licht aus einem Strom kleiner Teilchen, die sich mit großer Geschwindigkeit geradlinig fortbewegen. Der prominenteste Vertreter der Korpuskulartheorie war Isaak Newton (1642 - 1727). Er nahm an, daß bei Brechung und Reflexion auf die Lichtteilchen Kräfte wirken, die senkrecht zur Übergangsfläche stehen. Auch die Beugung des Lichts an Öffnungen führte er auf anziehende Kräfte zurück, die von den Kanten der beugenden Öffnungen ausgingen. Obwohl man bereits zu dieser Zeit darüber diskutierte, inwieweit das Wellenbild dazu geeignet sei, die Natur des Lichts zu beschreiben, war der Einfluß Newtons so dominierend, daß der Durchbruch des Wellenmodells fast ein Jahrhundert auf sich warten ließ. Christian Huygens (1629 - 1695) entwickelte das erste semiquantitative Wellenmodell des Lichts, mit dem die Ausbreitung und speziell die Beugung des Lichts an Öffnungen und Kanten erklärt werden konnte. Thomas Young (1773 - 1829) erweiterte das Huygenssche Wellenmodell durch das sogenannte Interferenzprinzip. Damit konnte er schon lange vorher beobachtete Interferenzerscheinungen wie die Newtonschen Ringe als Überlagerung von Lichtwellen erklären. Augustin Jean Fresnel (1788 - 1827) stellte die Wellentheorie auf eine mathemati- sche Grundlage, was den endgültigen Durchbruch des Wellenmodells bedeutete. Die Natur der Lichtwellen als elektromagnetische Transversalwellen wurde von James Clerk Maxwell (1831 - 1879) erkannt. Seine von ihm aufgestellten Gleichungen zur Beschreibung von elektrischen und magnetischen Feldern, die sogenannten Maxwellschen Gleichungen, haben u.a. als Lösungen elektromagnetische Wellen, die sich mit Lichtge- schwindigkeit ausbreiten. Die Gesetze der Optik konnten aus diesen Gleichungen hergelei- tet werden, so daß die Optik zu einem Teilgebiet der Elektrodynamik wurde. All den frühen Wellenmodellen lag die Annahme zugrunde, daß die Ausbreitung der Lichtwellen an ein Medium gebunden ist. Daher postulierte man eine, den ganzen Raum Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

1. Physikalische Grundlagen - Spektrum.de · 1.2 Elektromagnetisches Spektrum Das elektromagnetische Spektrum erstreckt sich von den Funkwellen bis zur Gammastrah-lung. Es ist wichtig,

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • 1

    1. Physikalische Grundlagen

    In diesem Kapitel sollen in knappen Zügen wichtige physikalische Eigenschaften des Lichtesund der Lichtausbreitung zusammengestellt werden, soweit sie für das Verständnis der indiesem Buch dargestellten Zusammenhänge wichtig sind. Für eine ausführliche Darstellungder physikalischen Grundlagen sei auf einschlägige Lehrbücher der Physik verwiesen. AlsBeispiele sind [1] und [2] angeführt.

    1.1 Einführung

    Optik im historischen Sinn ist die Lehre vom Licht und befaßte sich zunächst mit den Er-scheinungen, die durch unser Sinnesorgan Auge wahrgenommen werden können, wobei einewesentliche Fragestellung die Natur des Lichtes selbst betraf. Die Vorstellungen über dieNatur des Lichts waren im Laufe der Geschichte bestimmt durch zwei gegensätzliche Auf-fassungen. Nach der Korpuskulartheorie besteht Licht aus einem Strom kleiner Teilchen, diesich mit großer Geschwindigkeit geradlinig fortbewegen. Der prominenteste Vertreter derKorpuskulartheorie war Isaak Newton (1642 - 1727). Er nahm an, daß bei Brechung undReflexion auf die Lichtteilchen Kräfte wirken, die senkrecht zur Übergangsfläche stehen.Auch die Beugung des Lichts an Öffnungen führte er auf anziehende Kräfte zurück, die vonden Kanten der beugenden Öffnungen ausgingen.

    Obwohl man bereits zu dieser Zeit darüber diskutierte, inwieweit das Wellenbild dazugeeignet sei, die Natur des Lichts zu beschreiben, war der Einfluß Newtons so dominierend,daß der Durchbruch des Wellenmodells fast ein Jahrhundert auf sich warten ließ. ChristianHuygens (1629 - 1695) entwickelte das erste semiquantitative Wellenmodell des Lichts, mitdem die Ausbreitung und speziell die Beugung des Lichts an Öffnungen und Kanten erklärtwerden konnte. Thomas Young (1773 - 1829) erweiterte das Huygenssche Wellenmodelldurch das sogenannte Interferenzprinzip. Damit konnte er schon lange vorher beobachteteInterferenzerscheinungen wie die Newtonschen Ringe als Überlagerung von Lichtwellenerklären. Augustin Jean Fresnel (1788 - 1827) stellte die Wellentheorie auf eine mathemati-sche Grundlage, was den endgültigen Durchbruch des Wellenmodells bedeutete.

    Die Natur der Lichtwellen als elektromagnetische Transversalwellen wurde von JamesClerk Maxwell (1831 - 1879) erkannt. Seine von ihm aufgestellten Gleichungen zurBeschreibung von elektrischen und magnetischen Feldern, die sogenannten MaxwellschenGleichungen, haben u.a. als Lösungen elektromagnetische Wellen, die sich mit Lichtge-schwindigkeit ausbreiten. Die Gesetze der Optik konnten aus diesen Gleichungen hergelei-tet werden, so daß die Optik zu einem Teilgebiet der Elektrodynamik wurde.

    All den frühen Wellenmodellen lag die Annahme zugrunde, daß die Ausbreitung derLichtwellen an ein Medium gebunden ist. Daher postulierte man eine, den ganzen Raum

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 2 1.2 Elektromagnetisches Spektrum

    Bild 1.1 Frequenz- und Wellenlängenbereiche der elektromagneti-schen Strahlung

    durchdringende Substanz, den Lichtäther. Interferometrische Messungen der Lichtgeschwin-digkeit, die von Albert Abraham Michelson (1852 - 1931) zusammen mit Edward WilliamsMorley (1838 - 1923) mit einem eigens dafür konstruierten Gerät, dem sogenannten Michel-son-Interferometer, durchgeführt wurden, führten schließlich zur Aufgabe dieser Ätherhypo-these.

    Wie sieht nun die moderne Vorstellung über die Natur des Lichts aus? Aus heutigerSicht muß man sagen, daß beide Richtungen eine gewisse Berechtigung hatten. Nachdemdie Wellennatur des Lichts allgemein anerkannt war, wurden um die Wende zum 20. Jahr-hundert Experimente bekannt, die mit der Wellentheorie des Lichts nicht interpretiert werdenkonnten. Diese Widersprüche zur Wellennatur traten bei Experimenten auf, in denen dieWechselwirkung zwischen Licht und Materie untersucht wurde. Als Ausweg schlug AlbertEinstein (1879 -1955) im Jahre 1905 eine neue Form der Korpuskulartheorie vor. Danachbesteht Licht aus einem Strom von einzelnen Energie- bzw. Lichtquanten, die sich mit Licht-geschwindigkeit bewegen und deren Energie proportional zur Lichtfrequenz ist. Die Folgedavon war die unbefriedigende Situation, daß je nach Experiment Licht entweder als Teil-chenstrom oder als Welle interpretiert werden mußte (Welle-Teilchen-Dualismus). Erst dermodernen Quantentheorie gelang es, mit ihrer Wahrscheinlichkeitsinterpretation beideAspekte zu vereinigen.

    1.2 Elektromagnetisches Spektrum

    Das elektromagnetische Spektrum erstreckt sich von den Funkwellen bis zur Gammastrah-lung. Es ist wichtig, sich zu verdeutlichen, daß die aus den unterschiedlichen Gebieten be-kannten Strahlungsformen die gleiche physikalische Natur haben, nämlich Wellenerschei-nungen des elektrischen und magnetischen Feldes sind, und daher den gleichen physikali-schen Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Der Unterschied liegt ausschließlich in der jeweiligenWellenlänge bzw.Frequenz. Die Ein-teilung erfolgt nachden praktischen An-wendungsgebieten.Bild 1.1 zeigt dieEinordnung dessichtbaren Lichts indas Gesamtspek-trum der elektroma-gnetischen Strah-lung. Das mensch-liche Auge ist nurfür den Bereich von380 nm bis 780 nm

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 1. Physikalische Grundlagen 3

    empfindlich. Die meisten modernen Anwendungen der Optik sind nicht mehr an die sicht-bare Strahlung gebunden sind, sondern umfassen sowohl den benachbarten ultravioletten Be-reich (UV, 100 nm bis 380 nm) als auch den infraroten Bereich (IR, 780 nm bis 1 mm).Daher hat man den optischen Bereich des elektromagnetischen Spektrums auf den Wellen-bereich von 100 nm bis 1 mm festgelegt.

    Ein wichtiger Aspekt sind die Größenverhältnisse von Wellenlänge λ der jeweiligenStrahlung und typischen Geometrieabmessungen d von Elementen und Hindernissen imÜbertragungsweg, die im Bild 1.1 ebenfalls dargestellt sind. Haben beispielsweise die Geo-metrieabmessungen die gleiche Größenordnung wie die Wellenlänge, wird die Ausbreitungder Strahlung wesentlich durch Beugung der Wellen an den Elementen bzw. Hindernissenbestimmt (vgl. Abschnitt 1.6).

    Jedem ist sicher bekannt, daß ein UKW- bzw. Fernsehsender im Schattenbereich eines Berges kaumzu empfangen ist. Der Empfang eines Langwellensenders hingegen ist problemlos, obwohl elektroma-gnetische Wellen sich im freien Raum immer geradlinig ausbreiten. Ein Blick auf die zugehörigenWellenlängen erklärt dies. Die Wellenlänge der Langwellen liegt im km-Bereich und damit in derGrößenordnung der Ausmaße des Berges. Durch Beugung der Wellen an dem Berg gelangen diese inseinen Schattenbereich und können empfangen werden. Die Wellenlänge der UKW- bzw. Fernseh-wellen liegt im Bereich von cm bis zu wenigen m und ist klein im Vergleich zu den Bergabmessungen,so daß die Beugung der Wellen hier keine wesentliche Rolle spielt.

    Im optischen Bereich ist die Abmessung der meisten Übertragungselemente (Linsen, Pris-men u.a.) groß im Vergleich zur Wellenlänge, so daß die Beugung der Lichtwellen ver-nachlässigt werden kann. In diesem Fall nähert man die Lichtwellen durch sich geradlinigausbreitende Strahlen und gelangt damit in das Gebiet der geometrischen Optik. Liegendagegen die Ausmaße der optischen Elemente in der Größenordnung der Wellenlänge, wiedies beispielsweise bei Lichtwellenleitern der Fall ist, die in der optischen Nachrichten-technik eingesetzt werden, beeinflußt der Wellencharakter ganz wesentlich die Ausbreitungdes Lichts.

    1.3 Ausbreitung und Energietransport von elektromagneti-schen Wellen

    Wie wir gesehen haben, besteht Licht aus elektromagnetischen Wellen in einem bestimmtenWellenlängenbereich. Allgemein kann man Wellen charakterisieren als sich räumlich aus-breitende Schwingungen. Bei Schallwellen sind dies periodische Schwankungen des Drucksbzw. der Dichte, die sich in einem Medium, beispielsweise in der Luft, fortpflanzen. Ent-sprechend ist eine elektromagnetische Welle eine sich ausbreitende Schwingung des elektri-schen und magnetischen Felds. Im Unterschied zu Schallwellen breiten sich elektromagneti-sche Wellen nicht nur in Medien, sondern auch im Vakuum aus. (Nur deshalb gelangt z. B.die Strahlung der Sonne auf die Erde.)

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 4 1.3 Ausbreitung und Energietransport

    (1) Eigenschaften elektromagnetischer Wellen

    Man veranschaulicht sich Wellen gern durch die sogenannten Phasenflächen, auch als Wel-lenflächen oder Wellenfronten bezeichnet. Diese entstehen, wenn man zu einem Zeitpunktalle Raumpunkte verbindet, in denen die Welle die gleiche Phase hat. Bei einer Schallwellebilden z. B. die Punkte maximalen Drucks die Phasen- oder Wellenflächen. Entsprechendder Gestalt solcher Phasenflächen unterscheidet man verschiedene Wellenformen. DieWellenflächen ebener Wellen sind Ebenen im Raum, während sie bei Kugelwellen dieForm einer Kugeloberfläche haben. Beide Beispiele sind idealisierte Grenzfälle, die abergern für die Beschreibung von Wellenerscheinungen benutzt werden.

    Eine Welle als zeitlich und räumlich periodischer Vorgang wird durch die GrößenSchwingungsdauer T (Periodendauer) und Wellenlänge λ (Periodenlänge der Welle) cha-rakterisiert. Der Kehrwert der Schwingungsdauer f ' 1/T, der die Zahl der Schwingungenpro Zeiteinheit angibt, ist die Frequenz. Häufig wird die Kreisfrequenz ω ' 2πf ' 2π/Tund die Wellenzahl k ' 2π/λ verwendet. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Wellenflä-chen im Raum fortbewegen, ist die Phasengeschwindigkeit einer Welle. Sie wird beielektromagnetischen Wellen als Lichtgeschwindigkeit bezeichnet. Speziell die Vaku-umlichtgeschwindigkeit co ' 2,998·108 m/s ist eine Naturkonstante, und es gilt:

    co '1

    µoεo(1.1)

    εo ' 8,854·10-12 C2/(Nm2) ist die elektrische Feldkonstante und µo ' 4π·10-7 Vs/(Am) diemagnetische Feldkonstante. Die Lichtgeschwindigkeit c in einem Medium hängt von dessenEigenschaften ab. In Medien, die im optischen Bereich nur schwach absorbieren, ist dieLichtgeschwindigkeit durch die relative Dielektrizitätszahl εr (auch Permittivitätszahl oderrelative Permittivität genannt) und die relative Permeabilität µr des Mediums bestimmt:

    c ' 1εoεr µo µr

    'con (1.2)

    Die meisten optischen Medien sind unmagnetisch, so daß näherungsweise µr • 1 gilt. ist die Brechzahl des Mediums.n ' εr µr . εr

    Die Brechzahl eines Mediums gibt das Verhältnis der Ausbreitungsgeschwindigkei-

    ten des Lichts im Vakuum und im Medium an.

    In diesem Zusammenhang wird häufig der Begriff der optischen Weglänge nd benutzt.Dabei wird der vom Licht in einem Medium zurückgelegte geometrische Weg d auf dieVakuumlichtgeschwindigkeit bezogen: Legt Licht in einer bestimmten Zeit in einem Medi-um mit der Brechzahl n die Strecke d zurück, so ist nd der in der gleichen Zeit im Vakuumzurückgelegte Weg.

    Eine grundlegende Beziehung, die für alle Wellenformen gilt, ist der Zusammenhangzwischen Frequenz, Wellenlänge und Phasengeschwindigkeit:

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 1. Physikalische Grundlagen 5

    E

    H

    z

    λ

    Bild 1.2 Elektrische und magnetische Feldvektorenstehen senkrecht aufeinander und auf der Ausbrei-tungsrichtung

    f ' cλ

    bzw. c ' ωk (1.3)

    Eine weitere wichtige Eigen-schaft der elektromagnetischenWellen ist, daß sie transversalsind. Die Schwingungsrichtungendes elektrischen und magnetischenFelds stehen senkrecht auf der Aus-breitungsrichtung. Zudem stehenelektrisches und magnetisches Feldsenkrecht aufeinander. Bild 1.2 il-lustriert die Verhältnisse. DieRichtung, in welche die elektrischeFeldstärke der Welle zeigt ,bezeichnet man als Schwingungs-ebene, die Richtung der magnetischen Feldstärke als Polarisationsebene der Welle.

    (2) Harmonische Wellen

    Für die quantitative Beschreibung beschränken wir uns auf ebene Wellen und Kugelwellen.Das elektrische und magnetische Feld einer ebenen, harmonischen Welle, die sich in z-Rich-tung ausbreitet, hat folgendes Aussehen:

    PE (z, t ) ' PEm cos(ω t & kz % no)PH (z, t ) ' PHm cos(ω t & kz % no)

    (1.4)

    Em , Hm sind die Amplituden des elektrischen und magnetischen Felds (stehen senkrecht aufder z-Achse), ω ' 2πf, k ' 2π/λ und no die Anfangsphase der Welle. Die Größe

    n (z, t) ' ω t & kz % no (1.5)ist die Phase der Welle. Daran wird der Begriff der Phasen- bzw. Wellenfläche deutlich.Die Lage aller Punkte, die zu einem Zeitpunkt to die gleiche Phase n(to, z) ' konst. haben,ist durch die Bedingung kz ' konst. bestimmt. Das ist gerade die Gleichung für eine Scharvon Ebenen, die senkrecht auf der z-Achse stehen.

    Um die Wellenausbreitung in eine beliebige Richtung zu beschreiben, ordnet man derWellenzahl einen Vektor zu, dessen Richtung die Ausbreitungsrichtung und dessen BetragPkk ' 2π/λ ist. Gibt man den Raumpunkt, in dem die Phase betrachtet wird, durch seinenOrtsvektor an, ergibt sich als Verallgemeinerung die Phase einer ebenen Welle Pr

    n (Pr, t) ' ω t & Pk Pr % no (1.6)Die Wellenflächen, die durch festgelegt sind, sind Ebenen, die senkrecht aufPkPr ' konst.dem Wellenzahlvektor stehen. Pk

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 6 1.3 Ausbreitung und Energietransport

    Für das elektrische Feld einer harmonischen Kugelwelle im Abstand r von ihrer Quellegilt:

    PE(r, t) 'PAKr

    cos(ω t & kr % no) (1.7)

    Hier sind die Wellenflächen durch kr ' konst. bestimmt und bilden Kugelflächen mit demRadius r. Der Betrag der Amplitude der Kugelwelle, EKm(r) ' AK /r, nimmt mit wachsen-dem Abstand r vom Wellenzentrum ab. Die Ursache ist, daß die von der Welle transportier-te Energie, die proportional zum Amplitudenquadrat ist (vgl. unten), sich auf eine Kugelflä-che verteilt, die mit r 2 wächst.

    Die Zeitabhängigkeit der durch Gln.1.4 und 1.7 beschriebenen Wellen ist durch eineeinzige Frequenz ω bestimmt. Sie beschreiben daher monochromatisches (”einfarbiges“)Licht.

    Zur Vereinfachung der Rechnungen mit Wellenausdrücken wie Gln 1.4 und 1.7 speziell beiÜberlagerung von Wellen wählt man häufig statt der trigonometrischen Funktionen Sinusbzw. Kosinus die komplexe Exponentialdarstellung. Das elektrische Feld einer ebenen Wel-le (Gl. 1.4) und einer Kugelwelle (Gl. 1.7) haben in dieser Schreibweise die Form

    PEc(z, t ) ' PEcm ej(ω t&kz) PEc(r, t ) '

    PAcr

    ej(ω t&kr ) (1.8)

    Die komplexen Amplituden enthalten die Anfangsphase noPEcm ' PEm e

    jno PAc ' PAK ejno (1.9)

    Komplexe Größen sind natürlich keine physikalischen (meßbaren) Größen. Das Rechnenmit der komplexen Exponentialschreibweise beinhaltet die Vereinbarung, daß für die physi-kalische Größe der Realteil der komplexen Ausdrücke zu nehmen ist, wobei man benutzt,daß . So ergibt der Realteil von Gl. 1.8 mit 1.9 gerade Gl. 1.4 bzw. 1.7. Re(e jx) ' cosx

    Eine weitere Eigenschaft der elektromagnetischen Felder ist, daß zeitlich veränderlicheelektrische und magnetische Felder sich gegenseitig bedingen. Auf elektromagnetische Wel-len bezogen heißt das, daß es keine isolierte elektrische bzw. magnetische Welle gibt, son-dern beide immer zusammen auftreten. Für harmonische Wellen entsprechend Gln. 1.4 und1.7 gilt für das Verhältnis der Beträge beider Feldstärken

    EH

    'µε

    ' Z (1.10)

    µ ' µo µr, ε ' εo εr . Die Größe Z bezeichnet man auch als Wellenwiderstand. Der Wellen-

    widerstand des Vakuums beträgt .Zo 'µogo

    ' 376,730 Ω

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 1. Physikalische Grundlagen 7

    Ee ' εcE (z, t )2 '

    12εcE 2m (1.14)

    (3) Energietransport

    Normalerweise spüren wir die Welleneigenschaft des Lichts nicht. Was wir bemerken, istder Helligkeitseindruck, den Licht im Auge verursacht. Wir stellen fest, daß Sonnenstrahlenwärmen oder auch einen Sonnenbrand verursachen, daß Licht einen Negativfilm schwärztusw. Diese Wirkungen rühren von einer wichtigen Eigenschaft her, die grundsätzlich mitder Ausbreitung von Wellen verbunden ist, nämlich dem Transport von Energie. Die Son-nenenergie, die in Form von Licht und Wärme auf die Erde gelangt, ist Voraussetzung füralles Leben. Zudem können wir dies ausnutzen bei der Gewinnung von elektrischer Energieoder Wärmeenergie aus der Sonnenstrahlung. Die Energie, die in Sonnenkollektoren oderfotovoltaischen Anlagen gewonnen wird, entsteht bei der Kernfusion auf der Sonne und wirddurch die elektromagnetischen Wellen der Sonnenstrahlung auf die Erde transportiert. DieGröße, die den Energietransport beschreibt, ist die Intensität bzw. Bestrahlungsstärke. Sieist definiert als die Energie, die pro Zeit- und Flächeneinheit im zeitlichen Mittel von derWelle tranportiert wird (Maßeinheit W/m2). Sie läßt sich berechnen aus dem zeitlichenMittelwert des Betrags des sogenannten Poyntingvektors S

    Ee ' S (1.11)Der Querstrich über der Größe bedeutet die Bildung des zeitlichen Mittelwerts. Aus derTheorie der elektromagnetischen Felder ist bekannt, daß der Poyntingvektor die Energie-stromdichte, d.h., die pro Zeit- und Flächeneinheit transportierte Energie beschreibt. DerPoyntingvektor ist das Vektorprodukt aus elektrischer und magnetischer Feldstärke

    PS ' PE × PH (1.12)und zeigt in Richtung des Energietransports. Für die durch Gln. 1.4 und 1.7 beschriebenenharmonischen Wellen ergibt sich mit Gln. 1.2 und 1.10 der Betrag der Energiestromdichte

    S ' εcE 2m cos2 (ω t & kz % n) (1.13)

    d.h., die Energiestromdichte schwankt periodisch mit der Lichtfrequenz. Warum bemerkenwir diese Schwankungen nicht? Vergegenwärtigen wir uns die Periodendauer einer elektro-magnetischen Welle im sichtbaren Spektralgebiet. Aus Bild 1.1 entnehmen wir eine Licht-frequenz f .1015 Hz, was der Dauer einer einzelnen Schwingung von ent-T . 10&15 s ' 1 fsspricht. Diesen extrem schnellen Änderungen können weder das Auge noch fotoelektrischeEmpfänger folgen (die Zeitkonstante der schnellsten heute bekannten Fotodioden liegt bei

    ). Praktisch bilden Lichtempfänger den zeitlichen Mittelwert von der ein-10&12 s ' 1 psfallenden Energiestromdichte. Die Eigenschaft der Empfänger, zeitlich mittelnd zu wirken,ist daher in der Definition der Intensität, Gl.1.11, enthalten. Das zeitliche Mittel von Gl.1.13ergibt:

    (Man achte darauf, daß die beiden Größen Ee als energetische Größe Intensität bzw. Bestrah-lungsstärke und Em als Amplitude des elektrischen Felds nicht miteinander verwechseltwerden!) Dabei wurde benutzt, daß ist. Gl.1.13 zeigt:cos2 (ω t&kz%n) ' 1/2

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 8 1.3 Ausbreitung und Energietransport

    Ee '12εc*Ecm*

    2 '12εcE 2m (1.17)

    Die Bestrahlungsstärke ist zum Amplitudenquadrat der elektrischen Feldstärke pro-portional.

    Zur Bestrahlungsstärke einer Kugelwelle im Abstand r vom Wellenzentrum gelangt man,wenn man ihre Amplitude EKm ' AK/r (Gl. 1.7) in Gl. 1.14 einsetzt:

    Ee(r) 'gc2

    A 2Kr 2

    (1.15)

    Die Bestrahlungsstärke nimmt mit dem Quadrat des Abstands r ab (vgl. Erklärung zuGl. 1.7).

    Um zur Energie pro Zeiteinheit zu kommen, die von einer Lichtwelle durch eine FlächeA transportiert wird, muß die Bestrahlungsstärke mit der Fläche multipliziert werden. DieGröße

    Φe ' Ee A (1.16)wird als Strahlungsleistung bzw. Strahlungsfluß bezeichnet (vgl. Kap. 5).

    Aus Gln. 1.8 und 1.9 sieht man, daß in der komplexen Schreibweise die Bestrahlungsstärkeproportional zum Betragsquadrat der komplexen elektrischen Feldstärke ist:

    Wellengleichung

    Die besprochenen Eigenschaften der elektromagnetischen Wellen sind Folgerungen aus den Maxwell-schen Gleichungen, den Grundgleichungen zur Beschreibung der elektrischen und magnetischenFelder. Wir wollen diese hier aufschreiben für den in der Optik interessierenden Fall ladungs- undstromfreier Materialien:

    PL× PE ' &µ MPH

    Mt(1.18)

    PL× PH ' MPD

    Mt(1.19)

    PL PD ' 0 PL(µ PH) ' 0 (1.20)mit µ ' µo µr und dem elektrischen und magnetischen Feld. steht für den vektoriellen Diffe-PE, PH PLrentialoperator ”Nabla“, der in kartesischen Koordinaten die Form

    PL ' PexMMx

    % PeyMMy

    % PezMMz (1.21)

    hat. sind die Einheitsvektoren in Richtung der Koordinatenachsen. Das Feld wird als di-Pex, Pey, Pez PDelektrische Verschiebung bezeichnet und ist eine Funktion des elektrischen Felds . Es beschreibtPEden Einfluß des Mediums auf das einfallende elektrische Feld. Anschaulich kann man sich das sich

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 1. Physikalische Grundlagen 9

    ∆ PE ' 1c 2

    M2 PEM t 2

    ∆ PH ' 1c 2

    M2 PHM t 2

    (1.23)

    so vorstellen, daß durch die Kraftwirkung des elektrischen Felds im neutralen Medium positive undnegative elektrische Ladungen gegeneinander verschoben werden. Diese Ladungsverschiebung beein-flußt wiederum das elektrische Feld, was sich in der Abhängigkeit ausdrückt. Im einfachstenPD( PE)Fall sind beide Felder zueinander proportional

    PD ' εoεr PE (1.22)

    εo ist die elektrische Feldkonstante, εr die relative Dielektrizitätszahl (εr ' 1 für das Vakuum). In derOptik zeigt sich die Materialeigenschaft in der Brechzahl . Die meisten optischen Materia-n ' εr µrlien sind nicht magnetisch, , so daß mit guter Näherung ist. In Medien mit anisotroperµr . 1 n . εrStruktur wie in Kristallen stimmen die Richtungen beider Felder nicht mehr überein, was zur Erschei-nung der Doppelbrechung führt (vgl. Kapitel 10). Bei starken elektrischen Feldern kann die dielektri-sche Verschiebung nichtlinear von E abhängen. In diesem Fall kommen wir in das Gebiet der nicht-linearen Optik, das in den vergangenen Jahren durch die intensiven Laserlichtquellen wesentlichenAuftrieb erfahren hat.

    Gln.1.18 und 1.19 zeigen, daß sich die zeitabhängigen Felder gegenseitig bedingen: Ein zeitab-hängiges magnetisches Feld erzeugt Wirbel des elektrischen Felds (Gl. 1.18) und eine zeitabhängigedielektrische Verschiebung und folglich ein zeitabhängiges elektrisches Feld erzeugt Wirbel desmagnetischen Felds (Gl.1.19). Gl. 1.20 sagt aus, daß unter den hier gemachten Voraussetzungen dieFelder quellenfrei sind.

    Aus Gln. 1.18 - 1.22 können wir die Grundgleichung der Wellenoptik, die Wellengleichung her-leiten. Multipliziert man Gl. 1.18 und Gl. 1.19 von links vektoriell mit und benutzt die IdentitätPL

    sowie (Gl. 1.20 mit 1.22), ergibt sich die Wellengleichung für dasPL×PL× PE ' PL(PL PE) & PL2 PE PL PE ' 0elektrische und magnetische Feld

    mit

    ∆ ' PLPL ' M2

    Mx 2%

    M2

    My 2%

    M2

    Mz 2(1.24)

    und . Die durch Gln. 1.4 und 1.7 beschriebenen harmonischen Wellen sind spezielle Lö-c 2 ' (εµ)&1

    sungen der Wellengleichungen. Welche Wellenform man als Lösung der Wellengleichung 1.6 erhält,hängt von den konkreten Bedingungen ab (Form der Strahlungsquelle, Blenden im Strahlen usw.).

    Die Maxwellschen Gleichungen und die Wellengleichung vermitteln einen linearen Zusammen-hang zwischen den Feldern. Daraus folgt das Superpositionsprinzip für die Lösungen der Wellenglei-chung: Die Summe von zwei Lösungen ist wieder eine Lösung. Elektromagnetische Wellen überla-gern sich. Diese Eigenschaft bildet z. B. den theoretischen Hintergrund für die Erklärung von Interfe-renzerscheinungen als Überlagerung von Lichtwellen und dem Huygensschen Prinzip, die wir in denfolgenden Abschnitten besprechen werden.

    In der Optik hat man oft den Fall, daß Licht von einem Medium in ein anderes eintritt (z. B.Übergang von Luft in Glas). Wichtig ist daher die Frage, wie sich elektrisches und magnetisches Feldbeim Übergang an den Grenzflächen zwischen zwei aneinandergrenzenden Medien mit unterschiedli-chen relativen Dielektrizitätszahlen εr(1), εr(2) bzw. Brechzahlen n1, n2 verhalten. Ebenfalls aus denMaxwellschen Gleichungen kann man folgern, daß die zur Grenzfläche tangentialen Komponenten deselektrischen und magnetischen Felds stetig sein müssen:

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 10 1.3 Ausbreitung und Energietransport

    z

    z

    z

    E z( )

    t = 0

    t t = ∆

    t t = 2∆

    cvg

    Bild 1.3 Bei unterschiedlicher Phasen- undGruppengeschwindigkeit (c … vg) bewegensich Einhüllende des elektrischen Felds undPhasenflächen (z. B. markiertes Maximum)verschieden schnell

    E (1)t ' E(2)t H

    (1)t ' H

    (2)t (1.25)

    Die Normalkomponenten beider Felder sind an der Grenzfläche unstetig, stetig müssen dagegen dieNormalkomponenten von (dielektrische Verschiebung) und sein:ε PE µ PH

    εoε(1)r E

    (1)n ' εoε

    (2)r E

    (2)t µo µ

    (1)r H

    (1)t ' µo µ

    (2)r H

    (2)t (1.26)

    (4) Gruppengeschwindigkeit

    Durch Gl. 1.4 und 1.7 wurden ideal mono-chromatische, unendliche lange Wellenzügebeschrieben. In der Realität gibt es solcheWellen nicht. Es treten Wellenzüge mitendlicher Länge auf, oder Wellen, derenAmplitude nicht gleich bleibt, die also mo-duliert sind. In der Nachrichtentechniknutzt man die Modulation einer Trägerwel-le, um Informationen zu übertragen. DieGrundform einer Information in der digita-len Nachrichtentechnik stellt ein Wellenpa-ket bzw. ein Impuls dar. Für solche Anwen-dungen ist man weniger an der Phasenge-schwindigkeit der Trägerwelle als an derAusbreitungsgeschwindigkeit des ganzenWellenpakets oder der Modulationseinhül-lenden interessiert. Diese Geschwindigkeitbezeichnet man als Gruppen- oder Signalgeschwindigkeit. Ein auf den ersten Blick über-raschendes Ergebnis ist, daß in dispersiven Medien, also in Medien, deren Brechzahl von derFrequenz bzw. Wellenlänge abhängt (vgl. Abschn. 1.8), sich Phasen- und Gruppengeschwin-digkeit unterscheiden. Bild 1.3 zeigt schematisch, wie sich in diesem Fall die Einhüllendeeines Wellenpakets gegenüber den Wellenmaxima der Trägerwelle verschiebt. Die Träger-welle wandert unter der Einhüllenden.

    Wir wollen uns das anhand des einfachsten Falls klar machen, daß die Modulation durchdie Überlagerung von zwei monochromatischen Wellen gleicher Amplitude mit leicht diffe-rierenden Frequenzen und Wellenlängen entsteht. Die aus den beiden Wellen

    E1 ' Em cos(ω1 t&k1z)E2 ' Em cos(ω2 t&k2z)

    (1.27)

    resultierende Welle E ' E1 + E2 kann unter Verwendung der Identität

    cosα%cosβ ' 2cos 12

    (α%β) cos 12

    (α&β)

    in

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 1. Physikalische Grundlagen 11

    z

    z

    E z( )

    E z( )λ2 λ1

    E1 E2

    E E1 2 +

    gegenphasiggleichphasig

    Bild 1.4 Wegen der verschiedenen Wellenlängen ändert sich entlangder Ausbreitungsrichtung die Phasendifferenz zwischen den beidenAusgangswellen. Das führt zu Bereichen, wo beide Wellen phasen-gleich schwingen, die resultierende Welle also eine maximale Ampli-tude hat, und zu Stellen, wo beide gegenphasig schwingen

    vg 'dωdk (1.30)

    Eres ' 2Em cos(∆ω t&∆kz) cos(ω t&kz) (1.28)umgeformt werden. ω ' (ω2 + ω1)/2 und k ' (k2 + k1)/2 stellen die mittlere Frequenz bzw.Wellenzahl der resultierenden Welle dar. ∆ω ' (ω2 & ω1)/2 und ∆k ' (k2 & k1)/2 können wirals Modulations-frequenz bzw.Modulationswel-lenzahl bezeich-nen. Bild 1.4 ver-anschaulicht dasErgebnis. Es isteine Welle (Trä-gerwelle) entstan-den, die eine zeit-v e r ä n d e r l i c h eoder modulierteAmplitude hat.Bild 1.4 machtauch die Ursachedieser Modulationdeutlich. Die un-terschiedlichenFrequenzen bzw.W e l l e n l ä n g e nführen zu Phasen-verschiebungen zwischen den beiden Ausgangswellen, die vom Ort z abhängen. Dadurchentstehen Bereiche, wo beide Wellen phasengleich schwingen, die resultierende Welle alsomaximale Amplitude hat, und Bereiche, wo beide gegenphasig schwingen. An diesen Stel-len verschwindet die resultierende Welle. Die Phasengeschwindigkeit der Trägerwelle ist c' ω/k. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Modulationseinhüllende bewegt, ist analog

    vg '∆ω∆k (1.29)

    Ist der Frequenzbereich ∆ω um die mittlere Frequenz ω klein, können wir den Differenzen-quotienten durch die Ableitung ersetzen:

    Gl. 1.30 stellt allgemein die die Gruppen- bzw. die Signalgeschwindigkeit einer Wellengrup-pe dar. Für optische Medien mit der wellenlängenabhängigen Brechzahl n(λ) ergibt sich mit

    ω ' kc ' kco/n und der Kettenregel die Relationddk

    'dλdk

    ddλ

    ' &λ2

    2πddλ

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3

  • 12 1.3 Ausbreitung und Energietransport

    vg ' c%kdcdk

    ' c 1% λn

    dndλ

    (1.31)

    Ist die Phasengeschwindigkeit c bzw. die Brechzahl n nicht von der Wellenlänge λ abhängig,sind Phasen- und Gruppengeschwindigkeit gleich. Sonst gilt:

    In einem dispersiven Medium (die Phasengeschwindigkeit c bzw. Brechzahl n istwellenlängenabhängig) unterscheidet sich die Signalgeschwindigkeit von der Pha-sengeschwindigkeit der Trägerwelle.

    Bild 1.4 veranschaulicht die Ursache für dieses Verhalten. Pflanzen sich beide Ausgangs-wellen mit der gleichen Phasengeschwindigkeit fort, bewegen sich auch die gleich- undgegenphasig schwingenden Bereiche und somit die Modulationseinhüllende mit dieser Ge-schwindigkeit. Läuft jedoch eine Welle schneller als die andere, verschieben sich die gleich-und gegenphasig schwingenden Stellen relativ zu den Ausgangswellen. Die Modulations-einhüllende bewegt sich folglich mit einer anderen Geschwindigkeit wie die resultierendeTrägerwelle.

    Das anhand der Überlagerung von zwei monochromatischen Wellen diskutierte Verhal-ten von Phasen- und Gruppengeschwindigkeit gilt allgemein für jede Form der Modulationund für Lichtimpulse. Die Ursache ist, daß jede Wellenform als eine Summe von mono-chromatischen Wellen unterschiedlicher Frequenz und Wellenzahl dargestellt werden kann.Die theoretische Grundlage dazu bildet die Fourier-Analyse.

    Beispiel

    Ein He-Ne-Laser emittiert im roten Spektralbereich bei einer Wellenlänge von 633 nm. Im Laserstrahl(Querschnittsfläche 0,6 mm2) wird eine Bestrahlungsstärke von 0,5 W/cm2 gemessen.a) Welche Frequenz hat das Laserlicht? Wie groß ist die Schwingungsdauer?b) Wie groß ist der Strahlungsfluß des Laserstrahls?c) Wie groß sind die elektrische und magnetische Feldstärkeamplitude der Laserlichtwelle?

    Lösung:a) Die Frequenz und Schwingungsdauer sind nach Gl. 1.3

    f 'coλ

    '3·108

    633·10&91s' 4,74·1014 Hz

    T ' 1f' 2,11·10&15 s ' 2,11 fs

    b) Den Strahlungsfluß erhält man aus Gl. 1.16 zu .Φe ' Ee A ' 0,5 ·0,6@10&2 W ' 3 mW

    c) Die elektrische Feldstärkeamplitude kann aus Gl. 1.14 bestimmt werden:

    Em '2Eeεo co

    ' 1,94 kVm

    Verlag Harri Deutsch D. Kühlke: Optik ISBN: 978-3-8171-1741-3