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NACHFOLGE Ein mitunter heikles Thema im Wald Zugestellt durch Post.at ANSICHTEN ZWISCHEN BESTÄNDIGKEIT UND NEULAND #10.12 spektrum bregenzerwald

Bregenzrewald Spektrum X

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regio . tourismus . werkraum . käsestrasse . offene jugendarbeit: Ansichten zwischen Beständigkeit und Neuland . Nachfolge ein mitunter heikles Thema im Wald

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1bregenzerwald spektrum

NachfolgeEin mitunter heikles Thema im Wald

Zugestellt durch Post.at

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spektrumbregenzerwald

2 bregenzerwald spektrum

Editorial

Wenn ich den Bregenzerwald bei Tagungen, Veranstaltungen und Konferenzen außerhalb der Region vorstellen und präsentieren darf, kommt immer wieder die Frage auf, was am Wald und vor allem an den Wälderinnen und Wäldern denn so besonders ist. In meinen Augen besteht im Vergleich zu anderen Regionen bei uns eine tiefe Verbundenheit: zur Talschaft, zum Ort, zur Familie, zu Vereinen, zum Haus usw. Diese innige Bindung hat zur Folge, dass junge Menschen ihre Zukunft im Bregenzerwald sehen. Sie machen ihre Ausbildung in der Region oder kommen nach der Schule oder dem Studium wieder zurück. Hier wollen sie ihre Familie gründen, mit ihr leben und schlussendlich alt werden. Der Bregenzerwald hat derzeit gesamt gesehen nicht mit Abwanderung zu kämpfen. Wenn man andere ländliche Regionen in Österreich oder auch im Ausland betrachtet, ist dies alles andere als selbstverständlich.

Mitunter ist es aber auch diese Verbundenheit, die Veränderungsprozesse schwierig gestaltet. Die Übergaben von Firmen und Betrieben, politischen und anderen Ämtern sind meist von starken Bindungen und Emotionen geleitet. Oftmals wird das Thema Nachfolge tabuisiert und gedanklich auf später verschoben. Und selbst wenn die Übergabe bereits erfolgt ist, wird nicht immer gerne darüber gesprochen.

Wir haben das Thema trotzdem aufgegriffen. Auch diese Ausgabe des Spektrums ist facettenreich: Neben sehr persönlichen Geschichten werden auch generelle Entwicklungen und Wandlungen beschrieben. Und wir wären keine Wälder, gäbe es nicht auch positive Erlebnisse zum Thema Nachfolge. Diese zeigen, dass durch die Veränderung auch etwas Neues und Gutes entstehen kann.

In diesem Sinn sehen wir auch die Tatsache, dass es sich bei dieser Ausgabe um die letzte Nummer des Spektrums handelt. Wir sind zuversichtlich, dass das Ende auch die Chance für einen Anfang sein kann. Mehr dazu auf Seite 7.

Zum Abschluss darf ich mich im Namen der Institutionen und des Redakti-onsteams bei den Leserinnen und Lesern bedanken und hoffe, dass Ihnen das Spektrum so wie uns viel Freude bereitet hat!

Daniela KohlerGeschäftsführerin Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald

3bregenzerwald spektrum

4

REGIO BregenzerwaldNeue Wege im Bregenzerwälder Handel 6 Geh- und Radweg Achtal: Bauarbeiten im Plan 6Vernetzung der regionalen Institutionen im Bregenzerwald 7 Bregenzerwald TourismusKeine Gästebetten im Bregenzerwald verlieren! 8

Offene Jugendarbeit Bregenzerwald Wie schlecht ist unsere Jugend? 10

KäseStrasse BregenzerwaldViel Neues bei der KäseStrasse 12

Werkraum BregenzerwaldQualität geht vor Tradition 14

Und wie sieht die Nachfolge aus? 18 Nachfolge Christi im Hinterwald 23Grüß Gott, Frau Bürgermeisterin! 24Statt Landwirtschaft Tourismus? 26Kein Ruhetag, keine Hofübergabe 28

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Inhaltsverzeichnis

Tipps & Veranstaltungen

Aus den regionalen Institutionen

Das aktuelle Thema: Nachfolge

Album

4 bregenzerwald spektrum

Tipps & Veranstaltungen

3TälerPass & Brandnertal – Die beliebteste Saisonkarte Vorarlbergs Sichern Sie sich einen ganzen Winter

lang Skivergnügen in 36 Skigebieten

im Bregenzerwald, Großen Walser-

tal, Lechtal und Brandnertal mit

insgesamt über 500 Kilometer Pisten

und Skirouten. Der Vorverkauf der

beliebtesten Saisonkarte Vorarlbergs

dauert noch bis zum 16.12.2012.

Mehr unter www.3taeler.at

Weihnachtsmärchen„Die verzauberten Brüder“Do, 13.12.2012

um 10.30 sowie um 13.30 Uhr

Gebhard-Wölfle-Saal, Bizau

Die Weihnachtsgeschichte dreht sich

um die zwei Kinder der gutherzigen

Wassilissa, die von der alten

Zauberin Baba Jaga entführt und in

Bäume verwandelt wurden.

Die Märchen von Jewgeni Schwarz

zählen zu den schönsten russischen

Märchen und wurden oftmals als

Opern vertont und später auch

verfilmt.

Der Heimatpflegeverein Bregenzerwald lädt ein:So, 16.12.2012 um 20 Uhr:

Besinnlicher Abend im Advent in der

Pfarrkirche Riefensberg

Mi, 26.12.2012 um 17 Uhr:

Wälder Weihnacht im Allgäu in der

Sebastianskapelle in Weiler

Do, 27.12.2012 um 20 Uhr:

Andelsbucher singen und musizieren

zur Weihnachtszeit in der Pfarrkirche

Andelsbuch

Das 31. Bregenzerwald-Heft und das

Sagenbuch sind unter 0664/1320409

erhältlich.

Mehr unter

www.heimatpflegeverein.at

Gaudete! Hittisau: in Wort, Klang und Licht. So, 16.12.2012, 16 bis 20 Uhr

Am dritten Adventsonntag öffnen

fünf spezielle Räume ihre Pforten

für die vorweihnachtliche Freude.

Neben musikalischen und literarischen

Beiträgen gibt es auch viel Feuer und

Licht für viele gespannte Besucher

beim Rundgang durch das Dorf –

Gaudete! Hittisau.

Informationen und detailliertes

Programm: www.hittisau.at

Kleaborar Bahnteifl & Otto HoferSa, 1.12. & So, 2.12.2012:

Altes Kino, Rankweil

So, 16.12.2012:

Casino, Kleinwalsertal

Do, 10.1.2013:

Wälderness, Schwarzenberg

Fr, 11.1.2013: Nüziders

Sa, 12.1.2013: Thal

Fr, 25.1.2013: Kammgarn, Hard

Sa, 26.1.2013:

Gasthof Löwen, Andelsbuch

SONDERKONZERT am Sa, 19.1.2013:

Benefizkonzert in Egg mit

Symphoniker Prof. Martin Ortner.

Mehr unter www.bahnteifl.at

Bregenzerwald heftJahrgang 31 / 2012

Br

egen

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wa

ld h

eft

201

2

ISBn 978-3-9503281-1-0

5bregenzerwald spektrum

Vorsilvesterkonzert – 1st Lake of Constance Navy Jazz Orchestra ProjectSo, 30.12.2012 um 20 Uhr:

Rathaussaal Andelsbuch

Eintritt € 18/16*

Kartenvorverkauf ab 5.12.2012 im

Tourismusbüro Andelsbuch

Dass die imaginären Seestreitkräfte

unserer Heimat seit langem eine

eigene Bigband benötigen, ist so

klar wie guter Gebirgsenzianschnaps.

Eine Gemeinschaft hochbegabter

Musiker aus dem ganzen Land hat

sich dieser Notwendigkeit angenom-

men und das erste Bodensee „Navy

Jazz Orchestra“ ins Leben gerufen.

Mehr unter www.jazzorchestra.at

Kulturverein Bahnhof AndelsbuchSa, 8.12.2012 um 21 Uhr:

Konzert – Heidrun Wirth, Isabella

Fink und Georg Sutterlüty unter

dem Titel „Maria Empfängnis – Wer

empfängt hier was?“

Fr, 14.12.2012 um 21 Uhr:

Konzert Andoltisbuobo – Evelyn Fink

geigt und jodelt in sämtlichen Rich-

tungen und Johannes Bär groovt und

singt nicht nur auf allem Blech.

So, 23.12.2012 um 19 Uhr:

Weihnachtskonzert Amüs Göl –

der Gruß aus der Musikküche mit

Isabella Fink, Martin Franz, Marcel

und Michael Fetz, die für jede und

jeden Musik machen.

Ort: Bahnhof Andelsbuch

Eintritt jeweils: € 15/12*

www.bahnhof.cc

Landbus BregenzerwaldAb 9.12.2012 gibt es einen neuen

Fahrplan. Zahlreiche Veränderungen

und Optimierungen sind in den

Fahrplan 2012/2013 eingeflossen.

Insbesondere die Anschlüsse auf die

REX-Züge in Dornbirn und Bregenz

am Morgen und am Abend wurden

verbessert. Bitte informieren Sie

sich frühzeitig über Ihre täglichen

Verkehrs wege, die Sie mit dem Land-

bus Bregenzerwald oder anderen

öffentlichen Verkehrsmitteln zurück-

legen wollen.

Mehr unter

www.landbusbregenzerwald.at

Adventmärkte in den GemeindenSchwarzenberger Adventmarkt

am Fr, 30.11. & Sa, 1.12.2012

jeweils von 15 bis 20 Uhr

Schnepfauer Christbaumfeier

am Sa, 1.12.2012

Dorener Adventmarkt

am So, 2.12.2012

ab 15 Uhr auf dem Dorfplatz

Lingenauer Adventmarkt

am So, 2.12.2012

von 9.30 bis 17 Uhr

auf dem Lingenauer Schulparkplatz

Langenegger Krömlemarkt

am Sa, 8.12.2012

von 14 bis 18 Uhr auf dem Dorfplatz

Zugestellt durch Post.at

23C 3M 82K / PMS 432

www.vmobil.at

09.12.12 – 14.12.13

Fahrplan Landbus Bregenzerwald

13Ganz Vorarlbergmit einem Ticket.

Alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten. Stand Dezember 2012.

In Grund und BodenEine Geschichte von Sein und

Haben von Peter Natter

Inspektor Ibeles kriminalistischer

Spürsinn ist gefordert: Was suchen

Salvatore Scarlatti, Entsorgungs-

unternehmer aus Neapel, Gustav

Glück, der Altölkrösus aus Wies-

baden und Dr. Antonius Petersen

aus Hamburg im Lecher Nobelhotel

Aldoro? Denn zum Skifahren sind

sie nicht angereist! Was treibt die

schöne Lidia Andreja Konstantinow-

na, bei der alle Fäden zusam-

menlaufen? Dann gibt es da noch

Altbauer Schneider mit seinem

heiß umstrittenen Grundstück. Und

irgendjemand hat nichts Besseres

zu tun als mit einer irrwitzigen

Mordwaffe sein Unwesen zu treiben.

Bucher Verlag: www.quintessence.at

6 bregenzerwald spektrum

Die Kaufmannschaften und Kooperationen der Region haben gemeinsam mit der REGIO Bregenzerwald in den vergangenen Monaten Grundlagenarbeit geleistet, die ersten Ergebnisse wur-den im September mit über 60 VertreterInnen des Handels verfei-nert. „Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann – und Lust macht auf mehr!“, so der einhellige Eindruck. Unter dem Motto „ich kauf im Wald“ wird es saisonal Aktivitäten geben, an denen sich Han-delsunternehmen der ganzen Region beteiligen können. Bereits im November ist diese Kooperation bei verschiedenen Veranstaltungen präsent, erster Höhepunkt ist der Bregenzerwälder Adventkalender von rund 100 Betrieben. Man darf gespannt sein!

Mauern, Durchlässe und andere Bauwerke werden mit viel Hand-arbeit freigelegt und saniert, Rutschungen beseitigt und die Fahr-strecke instand gesetzt. Basis ist ein mit NaturschutzexpertInnen und mit der BürgerInneninitiative abgestimmtes Projekt. REGIO, Gemeinden, Behörden und die beauftragten Firmen arbeiten in enger Abstimmung daran, den Geh- und Radweg im Achtal zu einer Lebensader für das Gebiet werden zu lassen.

Mehr Infoich kauf im WaldREGIO BregenzerwaldImpulszentrum 11356863 EggT 05512/[email protected]

Mauerfreilegung und weitere vorbereitende Maßnahmen im Bereich Egg-Melisau

Neue Wege im Bregenzerwälder HandelHerausforderungen der Gegenwart und der Zukunft leichter meistern, KundInnen und MitarbeiterInnen Neues bieten können: Daran arbeiten Bregenzerwälder Handelsbetriebe jetzt gemeinsam.

Geh- und Radweg Achtal: Bauarbeiten im PlanSeit Anfang Oktober sind die Bauarbeiten an der ehemaligen Bahntrasse zwischen Egg und Doren im Gang.

REGIO Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

7bregenzerwald spektrum

BregenzerwaldRegionalplanungsgemeins�a�

Vernetzung der regionalen Institutionen im BregenzerwaldIm Rahmen des Förderprogrammes LEADER wurden seit 2008 gemein-same Aktivitäten und Projekte von Bregenzerwald Tourismus, Werk-raum, KäseStrasse, Offene Jugendarbeit und der REGIO unterstützt.

Dazu zählten zum Beispiel der Bregenzerwaldtag 2008 und ein Infor-mationsabend 2011. In regelmäßigen Abständen kommen die Obleute, vor allem aber die GeschäftsführerInnen zusammen, um sich auszu-tauschen. In diesen Vernetzungstreffen informiert man sich gegensei-tig über aktuelle Tätigkeiten, stimmt sich aber auch über kommende Schwerpunkte und die strategische Ausrichtung der Region ab.

2008 bis 2012: Spektrum als gemeinsames Magazin Ein Teil des LEADER-Projektes (von EU, Bund und Land gefördert) war besonders sichtbar: Das Spektrum als gemeinsames Kommunikations-medium der regionalen Institutionen hat sich zwischen 2008 und 2012 in zehn Ausgaben verschiedenen Themen gewidmet, die für die Region bedeutend sind. Der Bogen spannte sich von Mobilität über Wohnen und Vereine bis hin zur Gesundheit. Mit der aktuellen Ausgabe des Spektrums wird das LEADER-Projekt abgeschlossen. Wir bedanken uns bei allen, die an der Entstehung und Umsetzung des Magazins beteiligt waren. Ein besonderer Dank gilt vor allem jenen, die uns in den einzelnen Geschichten einen Blick in den Bregenzerwälder Alltag ermöglicht haben!

Wir gehen den Weg weiterhin gemeinsamAuch wenn das geförderte Projekt zu Ende geht, wird sich die Zusam-menarbeit der regionalen Institutionen fortsetzen. Die Vernetzungs-treffen werden weitergeführt, geleitet wird der Austausch vom gemein-samen Ziel aller, nämlich der nachhaltigen Entwicklung des Lebens-, Wirtschafts- und Kulturraums Bregenzerwald. Neben dem Spektrum wird bereits seit 2006 die Bregenzerwald Regional-information als gemeinsames Kommunikationsmedium genutzt. Diese gelangt alle zwei Monate über die Bregenzerwälder Gemeinden zu deren GemeindevertreterInnen und wird außerdem allen Interes-sierten auf der REGIO-Homepage http://www.regiobregenzerwald.at/bregenzerwald-regionale-themen.html zur Verfügung gestellt. Die gemeinsame Regionalinformation wird weitergeführt und weiter-entwickelt. Im Bregenzerwald besitzen die VN-Heimat und das Gemeinde blatt einen sehr hohen Stellenwert. Im Sinne eines effizien-ten Ressourceneinsatzes sollen diese und andere bestehende Medien hinkünftig auch für die gemeinsame Information von Bregenzerwald Tourismus, Werkraum, KäseStrasse, Offene Jugendarbeit und der REGIO Bregenzerwald vermehrt genutzt werden.

8 bregenzerwald spektrum

Im Wald gibt es keine Hotelketten, die hier Hotels betreiben. Der Tourismus im Bregenzerwald ist durch kleine Betriebe geprägt – und alle werden von Familien geführt. Viele Beherbergungsbe-triebe befinden sich seit Generationen im Familienbesitz. Gegen-wärtig zählt der Bregenzerwald rund dreißig Vier-Sterne-Hotels und an die sechzig Drei-Sterne-Häuser plus zahlreiche Pensionen und Privatvermieter. Insgesamt verfügt die Region über etwa tausend Beherbergungsanbieter.

Keine Gästebetten im Bregenzerwald verlieren! Mit insgesamt knapp 15.000 Gästebetten liegt die Zahl der Übernach-tungsmöglichkeiten im Bregenzerwald im Verhältnis zu seiner Größe und seinem Infrastrukturangebot an der unteren Grenze.

Text: Herlinde Moosbrugger

Bregenzerwald Tourismus

Aus den regionalen Institutionen

Generationswechsel im TourismusFamilienbetriebe bedeuten auch, dass bei jedem Generationswechsel die Frage auftaucht, ob die „Jungen“ den Betrieb übernehmen bzw. die Privatzimmervermietung weiterführen werden. Bei tausend Beherbergungsanbietern ist das praktisch ein Dauerthema in der Region. So lange es gut geht, kümmert sich kaum jemand darum – es wird als familieninterne Angelegenheit betrachtet. Geht die „Hof-übergabe“ jedoch schief (was immer das dann heißt) oder wird ein Betrieb geschlossen, regt sich öffentliches Interesse  – freilich nur bei größeren Hotelbetrieben oder alteingesessenen Gasthäusern.

Die Krone in Au: eines der Top-Häuser im Wald und wie alle anderen auch ein Familienbetrieb

9bregenzerwald spektrum

So hat sich etwa der Anteil aller Privatzimmervermieter (Ferien-wohnungen, Bauernhöfe, Übernachtung/Frühstück) im Bregenzer-wald von 1.289 Vermietern im Jahr 1990 auf 913 Vermieter im Jahr 2010 verringert. Dies entspricht einem Minus von 30 Prozent – das sind um 376 Vermieter weniger.

bregenzerwald

Frauen übernehmen die Nachfolge in der PrivatzimmervermietungDie Entscheidung, ob eine Vermietung von Privatzimmern weiterge-führt wird, liegt fast ausschließlich bei Frauen. Privat vermieten ist eine nebenberufliche Tätigkeit – bei der Entscheidung der jungen Frauen handelt es sich also nicht um klassische Betriebsübernah-men. Viele unterschiedliche Gründe spielen eine Rolle – etwa beruf-liche Möglichkeiten außerhalb des Tourismus, Familienplanung, Fördergelder und auch das Image. Es wäre schön, wenn wieder mehr junge Frauen in der Privatzimmervermietung eine Zukunft sehen würden – die Rahmenbedingungen sind mit jenen, unter denen ihre Mütter zu arbeiten hatten, sicher nicht mehr vergleichbar.

Es sollten nicht weniger Gästebetten werdenMit knapp 15.000 Gästebetten im Bregenzerwald bewegt sich die Gäste bettenzahl im Verhältnis zur Größe der Region und ihrem Infra strukturangebot an der unteren Grenze. Weniger Betten soll-ten es auf keinen Fall werden. Aus touristischer Sicht ist ein ausge-wogenes Angebot in allen Bereichen enorm wichtig, um die posi-tive touristische Entwicklung der Region fortführen zu können. Dazu gehören Privatzimmer ebenso wie Vier-Sterne-Häuser – es ist ein-fach eine bestimmte Menge an Gästebetten im Bregenzerwald nötig.

Die Taube in Bizau. Es besteht momentan keine Gefahr, dass

es zu viele Gästebetten im Wald gibt – eher das Gegenteil

10 bregenzerwald spektrum

Jugend war schon immer ein idealer Spiegel für soziale Ängste und negative Zukunftsaussichten. Selbst dem altgriechischen Philoso-phen Aristoteles diente die Jugend zum Nachdenken über die sozi-alen Probleme seiner Zeit. So stellte er mit Blick auf die Jugend fest: „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Sie ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“

Klagen über die Jugend sind so alt wie die MenschheitAristoteles war und ist ein hoch angesehener Mann. Aber auch hoch angesehene Männer können mit ihren Einschätzungen irren. Von Vorurteilen geprägt und oft ohne Bezug zur Wirklichkeit sind auch viele der gegenwärtigen Aussagen über die Jugend. Dabei wird lei-der übersehen, dass sich gesellschaftlich vieles verändert hat. Unter der Vielzahl an Neuerungen, Möglichkeiten und dem wachsenden Leistungsdruck ist es nicht leicht, seinen Weg zu finden.

Wenn Jugendliche dann manchmal „ausufern“, Grenzen über-schreiten oder Erwartungen nicht erfüllen, erscheinen die Erwach-senen, die diese Grenzen gezogen haben, bald als Versager. Warum haben die Eltern ihre Kinder nicht besser erzogen, warum die Polizei nicht besser aufgepasst und die Lehrer Werte nicht besser vermittelt?

Was stört die ältere Generation eigentlich an der Jugend?Damit nicht genug, erleben Erwachsene das achtlose Verhalten der Jugend ihren Werten gegenüber. Ihre Nachfolger, dafür aus-ersehen, das, was sie aufgebaut haben, weiterzuführen, küm-mern sich nicht um gesellschaftliche Regeln und Normen. Sie wei-sen auch die kulturellen Hervorbringungen und Besitzstände der Elterngeneration zurück.

Immer wieder wird mehr Autorität und Disziplin gefordert. In den USA gibt es sogar eigene Erziehungslager, sogenannte Boot-Camps. Aber wie ist das nun? Oder anders gefragt: Was erschreckt Erwach-sene an der Jugend eigentlich so? Ihr Individualismus? Ihre Hal-tung zu Politik, Gesellschaft und Religion? Ihre Lust am Konsum? Ihr Pragmatismus?

Wie schlecht ist unsere Jugend?Unter Jugendlichen scheint die Lust am Erwachsenwerden zu schwinden (die Erwachsenen können das vielleicht verstehen). Bernhard Heinzlmaier, Leiter des Instituts für Jugend und Kultur-forschung, ging dieser Entwicklung nach.

Offene Jugendarbeit Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

Text: Agnes Hollenstein

11bregenzerwald spektrum

Nachberichte, Bilder, Ankündi-gungen und Informationen zu den Themen und Aktionen der OJB gibt es auf der Homepage

www.ojb.at

Die Eltern waren auch einmal jung – oder?Konsumiert auf Teufel komm raus wurde auch schon vorher. Nut-zenorientiert und pragmatisch war man schon vor 25 Jahren. Und Politikdistanz und ein kühles und abgeklärtes Verhältnis zu Reli-gion gab es schon in den Achtzigerjahren. Was Erwachsene an Jugendlichen kritisieren, wäre also zumeist das, was ihnen selbst einmal eigen war oder was sie an sich selbst nicht akzeptieren zu dürfen glauben. Das ist kühn – und doch auf Generationen zurück zu beobachten.

Hören wir also auf, unsere Jugend kategorisieren, bewerten oder ändern zu wollen. Sie wird wie alle Generationen vor ihr auch ihren eigenen Weg gehen. Seien wir ihnen dabei mehr Begleiter denn Maßstab.

Und das sagen Wälder Jugendliche dazu:

Katja, 15, aus Schoppernau: Oft werden Jugendliche schon aufgrund von Äußerlichkeiten wie Piercings, Tattoos, ausgefallenen Frisuren oder einem besonderen Kleidungsstil mit Vorurteilen konfrontiert. Diese abzubauen ist sehr schwierig und Äußerlichkeiten sagen doch eigentlich gar nichts über Charakter und Wesen aus!

Gabriel, 16, Bizau: Ich finde es schade, dass alle Jugendlichen so oft in einen Topf gewor-fen werden. Besonders bei negativen Ereignissen oder Angewohnhei-ten heißt es sehr schnell „Typisch Jugend von heute“. Dabei ist es nur ein kleiner Anteil bzw. sind es nur wenige, die wirklich aus der Rolle fallen und sich danebenbenehmen. Der Rest von uns bemüht sich und benimmt sich auch normal.

Anna, 16, Bizau: Ich finde, dass von uns Jugendlichen oft Dinge und Umgangsformen erwartet werden, die von den Erwachsenen selbst ignoriert werden. Ich bemühe mich zum Beispiel, höflich zu sein und grüße, wenn ich jemandem begegne, zurückgegrüßt wird aber oft nicht. Das ärgert mich dann schon.

12 bregenzerwald spektrum

Text: Reinhard Lechner

KäseStrasse Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

Karin Bechter, Assistentin der Geschäftsleitung, KäseStrasse Bregenzerwald

Ende Februar haben uns Geschäftsführer Michael Moosbrugger und im Juni unsere Sekretärin Ingrid Rehm auf eigenen Wunsch ver-lassen. Wir danken beiden für ihr Engagement bei der Käse Strasse. Die hektische Übergangsphase in den letzten Monaten konnte dank großartigem Einsatz der zwei Praktikantinnen, Tamara Dünser und Andrea Schwarzmann, sowie mit der unermüdlichen operativen Unterstützung von Peter Bereuter gemeinsam mit dem Vorstand bewältigt werden.

Eine neue Ansprechpartnerin im Büro der KäseStrasse!Manch einer kennt sie vielleicht bereits oder hat sie zumindest schon einmal gesehen. Ihr Name ist Karin Bechter, sie ist 25 Jahre alt und wohnt in Langenegg. Seit dem Abschluss der HLW Rank-weil im Sommer 2006 arbeitete sie bei der Inhaus Handels GmbH in Hohenems in der Verwaltung. In letzter Zeit wurde ihr immer mehr bewusst, dass sie sich nach einer regionalen Arbeit sehnt, bei der der unmittelbare Kontakt mit Menschen im Vordergrund steht. Die-ser Wunsch hat sich mit der Anstellung bei der KäseStrasse erfüllt. Seit Anfang Oktober ist Karin Bechter als Assistentin der Geschäfts-leitung der KäseStrasse Bregenzerwald in Lingenau tätig.

Erfolgreicher Messeauftritt der KäseStrasse Bregenzerwald Bei der diesjährigen Dornbirner Herbstmesse präsentierten sich Mitglieder und Partner der KäseStrasse an 15 Ständen. Für die beste Standgestaltung gab es den Ausstellerpreis der Messe Dornbirn. Auch das tägliche Bühnenprogramm mit Schaukochen, Produktvor-stellungen und vielem mehr hinterließ sehr positive Eindrücke. Ein Höhepunkt war der Käseanschnitt mit Landeshauptmann Markus Wallner.

Infos und Bilder unter www.facebook.com/kaesestrasse.bregenzerwald

Viel Neues bei der KäseStrasseDie KäseStrasse wird von einer neuen Ansprechpartnerin betreut. Die Mit-glieder gewinnen bei großen Wettbewerben mit ihren Produkten Medaillen.

13bregenzerwald spektrum

Wälder Käsemacher sind spitze!In den letzten zwölf Monaten erreichten zahlreiche Käsemacher der KäseStrasse Bregenzerwald bei den drei bedeutendsten Käse-Wettbewer-ben Spitzenplätze.

Den größten Käsewettbewerb Österreichs veranstaltet die Wieselbur-ger Messe: Beim „Kasermandl in Gold 2012“ gewann in der Kategorie „Hartkäse“ die Sennerei Sibratsgfäll mit Senn Herbert Baur und dem „Sibratsgfäller Bergkäse 12 Monate gereift“. goldmedaillen erreichten „Wälderkäse“, „Sennerkäse würzig“ und „Rahmkäse“ von der Alpenkäse Bregenzerwald Sennerei aus Schwarzen-berg, „Weinviadla-Kas“ und „Schoppernauer Bergkäse 6 Monate gereift“ der Bergkäserei Schoppernau, der„Langenegger Dorfkäse“ der Dorfsen-nerei Langenegg, „Wäldar Edelziege weiß“, „Wäldar Edelziege Kräuter“ und „Wäldar Edelziege Rotschmiere“ von Metzler Naturhautnah, Egg, der „Hubaner Original“ der Sennerei Huban Doren, „Vorarlberger Berg-käse“ und „Lingenauer Emmentaler“ der Sennerei Lingenau, „Riefens-berger Naturbergkäse“ und „Riefensberger Sennereibutter“ der Sen-nerei Riefensberg, „Vorarlberger Bergkäse g.U. 6 Monate gereift“ und „Vorarlberger Bergkäse aus Heumilch“ der Sennerei Schnepfau sowie „Sibrats gfäller Bachensteiner“ und „Sibratsgfäller Bergkäse 6 Monate gereift“ der Sennerei Sibratsgfäll. Silbermedaillengewinner sind die Bergkäserei Schoppernau mit dem „F.M. Felder Bergkäse“, die Dorfsennerei Langenegg mit dem „Langenegger Bergkäse“ und das Sennhaus Bezau Oberdorf mit ihrem „Vorarlberger Bergkäse“. Bronzemedaillen gewannen die Bergkäserei Schoppernau mit ihrer „Sennereibutter“, Metzler Naturhautnah aus Egg mit „Wäldar Edelziege Camembert“ und „Wäldar Edelziege in Öl – scharf“ sowie die Sennerei Huban mit dem „Hubaner Bergkäse“.

Die bedeutendste Auszeichnung des Agrar.Projekt.Vereins, der GENUSS REGION ÖSTERREICH und der Agrarmarkt Austria ist die „Genusskrone 2012“, die alle zwei Jahre für österreichische Lebensmittel vergeben wird. Gewinner in der Kategorie „Schnittkäse aus Kuhmilch“ ist die Sennerei Huban Doren mit dem Senn Hans Kempf und dem „Hubaner Original“.

Bei den World Cheese Awards 2011 in Birmingham, Großbritannien, gewann das Sennhaus Bezau Oberdorf mit Senn Ewald Feuerstein und dem „Vorarlberger Bergkäse 9 Monate gereift“ in der Kategorie „Hartkäse“ Super-Gold. Gold gab es für die Sennerei Andelsbuch mit dem „Bergkäse 6 Monate gereift“ und Bronze für die Sennerei Huban Doren mit „Hubaner Spezial“ und „Hubaner Bergkäse“. Wir gratulieren zu diesen hervorragenden Leistungen recht herzlich!

14 bregenzerwald spektrum

Herr Mennel, der Bregenzerwald verfügt über eine sehr traditi-onsreiche Architektur. Hat Sie das beeinflusst? Thomas Mennel: Was mich immer fasziniert hat, war die Wälder Stube. Sie ist ein überragender Raum. Er hat durch die Positionie-rung Ost- und Süd-Sonne und am Abend noch Westsonne. Die beste Ecke des Hauses – eine faszinierende Qualität. In der Architektur ist Qualität entscheidender als Tradition.

Sind solche „alten“ Qualitäten im heutigen Holzbau noch zu finden?Provokanterweise muss ich sagen: nein. Was man mitgenommen hat, ist ein sehr pragmatisches und bewusstes Bauen. Aber ein rich-tiger Widerhall der früheren Handwerkskunst ist nicht vorhan-den. Die Zimmermanns- und andere Handwerkstechniken waren schon einmal hochstehender. Wenn man sich die heutigen Holz-häuser anschaut, gibt es eine Halbindustrialisierung des Holzbaus mit vorgefertigten Elementen in der Halle. Vor ca. 150 Jahren hat-ten wir eine Blockstricktradition, bei der die Eckverbindungen fast dampfdicht gezapft und verschränkt waren. Das kann der Element-bau nicht. Durch heutige Normen muss alles eingepackt und ver-klebt werden. Diese Modernisierung will ich nicht schlechtreden, aber manche Dinge sollte man überdenken.

Text: Matthias Köb

Werkraum Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

Qualität geht vor TraditionDer Architekt Thomas Mennel betreibt seit über zehn Jahren Haus-forschung im Bregenzerwald. Die Qualitäten der alten Wälderhäu-ser beeindrucken ihn nach wie vor. Ein Nachfolger dieses Haustyps ist für ihn nicht in Sicht.

Blockstrickecke Verzahnung, Abbruchholz Alpe Rüschere, Bezau 2010. Thomas Mennel 2010

15bregenzerwald spektrum

Welche Neuerungen im Holzbau sollte man überdenken?Mich interessiert das romantische Bild vom alten Haus nicht, son-dern welche Qualität mit den damals vorhandenen Mitteln erzeugt wurde. So können zwei Massivholzdübel bei einer Holzverbindung dieselbe Kraftübertragung bewerkstelligen wie zwanzig Spax-Schrau-ben. Das lässt sich rechnerisch belegen. Warum bohre ich also nicht zwei Löcher und nehme Holzdübel, bevor ich zwanzig Schrauben hineindrehe und damit den Holzquerschnitt zerstöre? Das ist natür-lich eine Zeit- und Kostenfrage, die Arbeitsvorbereitung der Dübel muss bedacht werden. 20 Spax verwenden geht schneller. Qualita-tiv und handwerklich ist es allerdings nicht vergleichbar. Dennoch muss man sagen, dass das Bewusstsein für gutes Handwerk bei uns im Vergleich zu anderen Regionen relativ hoch ist. Die Qualität ist da. Das kann man wirklich der Tradition zuschreiben, der man sich verpflichtet fühlt und die man sich auch leistet.

Wie wirkt sich das Traditionsbewusstsein auf die Sanierung von alten Wälderhäusern aus?Mittlerweile werden wieder mehr Häuser saniert, zumindest wird ein wenig länger darüber nachgedacht. Dennoch werden nach wie vor viele Häuser abgebrochen. Nochmal, mir geht es nicht um das romantische Bild. Ich finde es nur tragisch, wenn ein Haus durch einen Neubau ersetzt wird, dieser aber an Wohnlichkeit, Behag-lichkeit und auch an Materialqualität weit hinter seinem Vorgän-ger zurückbleibt.

Holzdübellösung mit wiederverwendetem Altholz,

Sanierung Hof 6, Schwarzenberg.Thomas Mennel 2012

16 bregenzerwald spektrum

Gewinnt man durch einen Neubau nicht an Qualität? Nehmen wir einen alten Strickstock: Wenn ich den auf dem glei-chen Niveau neu erzeugen will, muss ich mich ordentlich anstren-gen. Altes Holz ist ruhiger und engjähriger. Wenn das Haus nicht durch Feuchtigkeit belastet ist, hat man im Altbau eine Substanz, die kein Käfer und kein Ungeziefer mehr befällt. Und natürlich ist es weniger heikel im Hinblick auf Pflege und alltägliche Nutzung. Der Vergleich zwischen Neu- und Altbau hinkt natürlich bei ande-ren Dingen, wie der Raumhöhe und der Belichtung. Nicht alles ist toll, der Altbestand hat seine Tücken. Es gibt aber ausreichend Bei-spiele, wie diese sinnvoll gelöst werden können.

Was wird bei Neubauten von den alten Wälderhäusern übernom-men? Was bietet sich an?Dinge wie die Zugangssituation mit dem Schopf lassen sich gut in die heutige Zeit übersetzen. Ein überdachter, witterungsgeschützter Zugangsbereich ist nach wie vor eine intelligente Lösung. Oder auch die zentrale Ofenstellung. Ich finde, der Holzofen sollte wieder im Zentrum stehen und nicht im Keller. Denn eigentlich ist es unsin-nig, dass die Abwärme im Keller verloren geht.

Werkraum Bregenzerwald

Aus den regionalen Institutionen

Sanierung Waldner, Egg 2012. Thomas Mennel 2012

17bregenzerwald spektrum

In welche Richtung wird sich die Bregenzerwälder Architektur entwickeln?Der typologische Prozess ist nicht abgeschlossen. Die architektoni-sche Entwicklung der Neunzigerjahre hat den Langhaustyp (Anm.: ein lang gezogenes Rechteck als Grundriss) propagiert, der keiner-lei Bezug zur Tradition darstellt und den ich als Sackgasse sehe. Die Idee dahinter war damals: Wohnen, Essen und Kochen in einem Raum – eine importierte Wohnphilosophie. Aber ich denke, dass sich das Modell überholt hat, die Leute wollen sich wieder separieren können.

Welche Modelle wären besser geeignet? Wenn man den Stall nicht mitrechnet, hat das Wälderhaus ein gedrungenes Rechteck bzw. fast ein Quadrat im Grundriss einge-schrieben. Dadurch entsteht beispielsweise im Obergeschoss ein großer Gang (Flur), den man heute für alles Mögliche nutzen kann. Die Bewohner können sich zurückziehen, ohne sich in den Zim-mern abzukapseln. Momentan ist das Bild im Kopf der Leute vom Langhaustyp geprägt. Aber ich meine, dass dieser nicht ideal ist. Typologisch hat der Grundriss einfach ein paar Macken. Deshalb, glaube ich, sind wir noch nicht am Ende der Entwicklung.

Ist die aktuelle Entwicklung auch stärker geprägt von Einflüssen von außen?Das würde ich nicht einmal sagen. Die getäfelten Räume, die Fens-terprofile der Wälderfenster, das alles wurde ja auch nicht bei uns erfunden. Das sind handwerkliche Importe aus der Hochkultur, ver-mutlich von Herrschaftshäusern aus dem städtischen Bereich. Den Input hatte man schon. In dem Sinne war man nicht konservativ, sondern eher immer pragmatisch offen für neue Sachen. Und das zieht sich durch bis zum Elementbau der heutigen Zeit. Dass aller-dings ein Haustyp kommt, der die Architektur über Jahrhunderte prägt, ist momentan unwahrscheinlich. Früher gab es das Bauern-tum als wirtschaftliche Grundlage für alle und damit die Bindung an Grund und Boden. Das hat alle unter einem Mantel vereint. Heute ist es schwer, eine Typologie zu finden, die für alle die pas-sende Lösung darstellt, da diese Bindungen nicht mehr existieren. Natürlich bemühen wir Architekten uns, eine solche zu finden. Aber das Urteil über diese Bemühungen werden uns erst spätere Genera-tionen präsentieren.

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Kaspanaze Simma war elf, als sein Vater tödlich verunglückte. Die Mutter und zwei Kinder standen plötzlich vor unerwarteten, exis-tenziellen Herausforderungen: Was soll mit dem landwirtschaftli-chen Betrieb geschehen, wenn kein Oberhaupt da ist und die mögli-chen Nachfolger noch zu jung sind, um in die Fußstapfen des Vaters zu treten? Der Mutter bedeutete das landwirtschaftliche Anwesen viel, hatte es doch der Familie bisher das Nötigste zum Leben ein-gebracht. Sie setzte sich sehr dafür ein, dass der Betrieb weiterge-führt würde. So halfen Verwandte und Nachbarn aus, bis Kaspan-aze Simma alt genug war, das Anwesen eigenständig zu betreiben.

Nachfolgeprobleme in den SechzigerjahrenDamals – Mitte der Sechzigerjahre – war die Fortführung des Betriebs keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Bregenzerwald befand sich schon mitten in der Umbruchphase, als den Landwirten ihre Nach-folger abhandenkamen. Zusehends mehr Bauernsöhne wollten von der Arbeit im Stall und Feld nichts mehr wissen, zogen entweder in die Welt um zu studieren, oder lernten ein Handwerk oder Gewerbe, um eine geregelte Tätigkeit mit fixem Einkommen zu haben. Der Beruf des Bauern war in Verruf gekommen – Stallluft bedeutete gebunden sein an Hof und Tier, zudem war damit wenig zu verdie-nen und vom Urlaub am Meer durfte nur geträumt werden.Es wehte im Tal ein neuer, sehr verführerischer Wind des Aufbruchs. Ihn verspürte auch Kaspanaze Simma, der vorerst nicht recht wusste, ob er überhaupt Bauer werden sollte. „Ich bin in erster Linie dem innigen Wunsch der Mutter gefolgt, den Betrieb zu übernehmen. Bauer geworden bin ich aber erst nach einem über Jahre dauernden Reifungsprozess.“ Dazu gehörten viele Gespräche mit alten Bauern, Beobachtungen der Wirtschafts- und Lebensweise und die Einsicht, welch vielseitiges Arbeitsfeld die Landwirtschaft bieten kann. „Dar-über hinaus hat mir das Bauersein eine ganz eigene Sicht von der Welt gegeben, die mich heute noch herausfordert und mir neue Ein-sichten schenkt“, so der Andelsbucher.

Keiner redet gern über die NachfolgeNachfolge – ein sehr vielseitiges Thema, zu dem jeder einen ganz eigenen Zugang hat: sei es in der Familie, im Dorf oder auf regi-onaler Ebene. Doch ist es auch ein heikles, oft ein unangenehmes Thema, denn es birgt einigen Zündstoff. Nachfolge ist nämlich eine der Schnittstellen, wo Altes auf Neues trifft, wo Ideen aufeinander-prallen und dabei oft gegeneinander konkurrieren. Dabei werden Energien frei, die stark genug sein können, um eine Familie oder gar eine Dorfgemeinschaft zu spalten. Gelingt es aber, ungleiche Energien zu bündeln und in einen Guss zu bringen, kann dies sehr

Text: Georg Sutterlüty

Und wie sieht die Nachfolge aus?Im Gedicht ehren die Wälder das Alte und grüßen das Neue. Doch bei Hof-übergaben und anderen Nachfolgeritualen sieht das oft etwas anders aus.

„Ich bin in erster Linie dem innigen Wunsch der Mutter gefolgt, den Betrieb zu übernehmen. Bauer geworden bin ich aber erst nach einem über Jahre dauernden Reifungsprozess.“Kaspanaze Simma

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reiche Früchte tragen: Es kann Neues entstehen, ohne dass dabei die Wurzeln vergessen werden.

Das Wissen der Vorfahren als Fundament der ZukunftNachfolge bedeutet also in erster Linie die Herausforderung, Gegen-sätze und unterschiedliche Vorstellungen aufeinander abzustim-men. Das sieht auch Leo Sutterlüty so, der Hauptinhaber der Brugg-mühle in Egg. Während sich der Seniorchef nach und nach vom Betrieb lösen und Abstand von den geschäftlichen Entscheidungen seines Nachfolgers gewinnen sollte, tue Letzterer gut daran, auf dem Wissen und den Erfahrungen seiner Vorgänger aufzubauen, so Sut-terlüty. Der Grund dafür: „Wer nicht einschätzen kann, was seine Vorgänger alles gemacht und geleistet haben, steht ohne Funda-ment da und wird rasch scheitern.“

Die Bruggmühle, ein Familien-betrieb, ist seit 1927 im Besitz

der Familie Sutterlüty. Josef und leo Sutterlüty

Die Bruggmühle, ein Familienbetrieb, ist seit 1927 im Besitz der Familie Sutterlüty. Johann Peter Sutterlüty hat sie damals erworben, sie dann in den Fünfziger-jahren seinem ältesten Sohn Josef übergeben, der wiederum Anfang der Neunzigerjahre zugunsten sei-ner Söhne Leo, Gerhard und Norbert kürzertrat. Nach wie vor ist Josef Sutterlüty, mittlerweile 86 Jahre alt, aktiv. Er hält noch täglich persönlichen Kontakt zu den Kunden, fährt im Sommer von Alpe zu Alpe, um mit den Bauern zu sprechen. „Sich ganz zurückziehen, das ist nicht so einfach“, meint Josef Sutterlüty. „Als ich die Geschäftsleitung der Bruggmühle übernommen habe, nahm sich mein Vater dem bäuerlichen Anwesen der Mühle an, damit signalisierte er seinen Rückzug. Aber natürlich schaute er immer noch zum Rechten und wusste stets über die Geschäfte und Bilanzen Bescheid.“ Und die Geschichte wieder-holt sich: Bei seinem Vater sei das jetzt auch nicht anders, so Leo Sutterlüty schmunzelnd.

Nachfolge im mittelalterlichen WaldDie Bruggmühle hat eine lange Geschichte. Sie dürfte schon vor 1400 existiert haben, damals noch im Lehensstatus der Grafen von Montfort. Die Müller mussten bis 1600 dem Egger Pfarrer Zins zahlen. Nachfolge hatte im mittelalterlichen Bregenzerwald eine andere Bedeutung als heute. Schließlich gehörten das Land, die Höfe und Betriebe dem Grundherrn, der diese als Lehen ausgab und selbst über die Nachfolge bestimmen konnte. Praktisch der gesamte heutige Dorfkern von Schwarzenberg gehörte dem Kloster St. Gallen, Lingenau war mehrerauisch und Egg unterstand eine Zeit lang direkt dem Kaiser. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts fielen die

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Dörfer des Bregenzerwaldes nach und nach in die Hände der Habs-burger. Diese gewährten dem Tal und dessen Bewohnern für die damalige Zeit großzügige Freiheiten (dies galt allerdings weniger für die Gerichte im Vorderwald). Politisch manifestierte sich dies in einer eigenen, unabhängigen Gerichtsbarkeit (Gericht Innerbregen-zerwald), gesellschaftlich in einem freien Bauerntum.

Das öffentliche Leben dirigierten nun die Bregenzerwälder selbst, folglich etablierten sich einzelne Familien und Sippen, die das poli-tische und wirtschaftliche Leben im Tal lenkten. Dafür hatten sie die bedeutenden politischen Ämter im Gericht (Landammann, Land-waibel, Landschreiber und Rat) und die religiösen Ämter in der Kir-che des Tales (Pfarrvikar, Pfarrer) inne, die sie wiederum an ihre Nachkommen oder Verwandten weiterzugeben trachteten.

Beispielsweise Wilhelm von Fröwis aus Egg, einer der ersten nachweis-baren Landammänner im Gericht Innerbregenzerwald, versorgte um 1400 seinen Sohn Heinrich mit der Pfarre Egg, einer sehr lukrativen Pfründe, die bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in Familienbesitz blei-ben sollte. 1496 war der aus der gleichen Sippe stammende Oswald von Fröwis als Landammann genannt, zur selben Zeit residierten Ver-wandte von ihm als Pfarrherren in Egg, Riefensberg und Bezau.

Nachfolge in der Frühen Neuzeit im BregenzerwaldEine bedeutende und mächtige Sippe aus der Landammannzeit waren die Feursteins aus Bezau. Konrad Feurstein wurde 1726 zum Landammann gewählt, er war damit der Zehnte aus der Sippe, der mit dem höchsten Amt im Wald betraut worden war. Vor ihm hat-ten bereits sein Großvater und sein Vater dieses Amt inne. Dass die Feursteins sehr vermögend waren, verraten die Steuerlisten. Vor allem verstanden sie es, während ihrer Tätigkeiten im Gericht ihren Geldbeutel um ein Beträchtliches zu füllen.

Nachfolge hat also auch mit Macht zu tun. Doch wer hoch steigt, droht einmal tief zu fallen. Davon kann Johann Aberer aus Schwarzen berg ein Lied singen. Der Ahnenforscher ging den Spuren seiner Vor-fahren nach und stieß stets auf dasselbe Phänomen: Dem Aufstieg einer Familie folgt nach zwei, drei Generationen der Abstieg. Und: „Je schneller eine Familie zu Reichtum und Macht gekommen ist, desto rascher waren sie wieder weg“, so der Schwarzenberger.

Er führt als Beispiel den Johann Aberer, Sohn des 1741 ermorde-ten und reich begüterten Landammanns Melchior Aberer, an, der – als Wirt, Kaufmann, Bauer und Rat tätig – 1783 ein Vermögen von

„Je schneller eine Familie zu Reichtum und Macht gekommen ist, desto rascher waren sie wieder weg.“Johann aberer

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15600 Steuerpfund versteuerte. Das entsprach einem Wert von 1900 Rindern, er selbst besaß zeitweilig 92 Kühe. Seinem Sohn vererbte er nur den Pflichtteil (Unstimmigkeiten zwischen Vater und Sohn waren vorausgegangen), den großen Rest erhielten seine Enkel. Und es soll keine vierzig Jahre gedauert haben, so Aberer, da war das gesamte Erbe verschleudert.

Ein Hauptgrund, warum einst wirtschaftlich und politisch domi-nante Familien recht rasch wieder von der Bildfläche verschwan-den, waren innerfamiliäre, nicht überbrückbare Streitigkeiten. Ein Beispiel haben wir aus der Literatur. Franz Michael Felder schildert eindrücklich die Konflikte zwischen seinem Freund Seppel und des-sen Vater. Während Letzterer die Ideale von „blutsaurer“ Arbeit und einem entbehrungsreichen Leben hochhielt, kehrte Seppel nach einem strengen Arbeitstag lieber im Gasthaus ein, um erst zu später Stunde mit leeren Händen nach Hause zu kommen. Der Streit zwi-schen Vater und Sohn eskalierte derart, dass Seppel für einige Jahre Schoppernau den Rücken kehrte und der Vater die Landwirtschaft alleine betreiben musste. Vermittler in der zeitgenössischen NachfolgeKonflikt und Streit sind natürlich nach wie vor präsent, wenn es um Nachfolge oder um das Erbe geht. Das weiß auch der Mellauer Hermann Hager, der in Bezau über vierzig Jahre im Notariatsge-schäft tätig war (von 1964 bis 2007) und laufend mit Verlassen-schaftsangelegenheiten und Firmenübergaben zu tun hatte. Er müsse zugeben, als Notar habe man oft einmal vermittelnd einzu-wirken, das sei vor vierzig Jahren nicht anders gewesen wie heute. Unterschiede zu früher sind vor allem gesellschaftlicher Natur.

In den Siebzigern sind die letzten großen Erbteilungen von Gütern und Wäldern abgewickelt worden, es habe Verhandlungen mit bis zu hundert Erbberechtigten gegeben, so Hager. Jetzt ist mit dem Ende der Großfamilie die Form des Zusammenlebens anders gewor-den, neue Konfliktpunkte seien herangewachsen. Er nennt als Bei-spiel die Ehescheidungen.

Es gibt aber auch andere Merkmale, die heute noch wirksam sind, jedoch kaum Beachtung finden. Nachfolge ist von der Tradition her eine rein männliche Domäne. Darauf weist auch Johann Aberer hin, der in der eigenen Genealogie feststellte, dass Erbschaften zerfielen, wenn männliche Nachkommen ausblieben. Dieses Phänomen hat sich bis heute weitestgehend gehalten, was die Hittisauerin Astrid Graninger zu spüren bekam.

„In den Siebzigern sind die letzten großen Erbteilungen

von Gütern und Wäldern abgewickelt worden, es hat Verhandlungen mit bis zu

hundert Erbberechtigten gegeben.“

hermann hager

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Frauen in der Nachfolge? Äußerst ungern!Sie entstammt einem Metzgereibetrieb, den ihr Großvater vor gut 100 Jahren begründete und ihr Vater als ältester Sohn der Fami-lie später übernommen und ausgebaut hat. Vor über zehn Jahren wollte sie in den Betrieb einsteigen: „Ich war der einzige Nach-komme in meiner Familie, doch mein Vater war äußerst skeptisch: ‚Keinesfalls‘, meinte er“, erzählt die Hittisauerin, „das Metzgerei-wesen gilt halt als reine Männersache.“ Graninger ließ sich davon nicht abbringen. Sie absolvierte als erste Frau im Land die Metzger-Meisterprüfung mit Bestnoten, worauf der Vater seinen Widerstand dann aufgab.

Heute arbeite sie mit dem Vater gut zusammen, so Graninger: „Mein Vater ist immer noch im Betrieb tätig und kommentiert auch jeden meiner Pläne: ,Das kasch id so macho‘. Anfangs war es eine harte Zeit, doch akzeptierte er meine Entscheidungen. Wir haben gemerkt, wir sind aus demselben Holz geschnitzt. Letzten Endes packen wir immer gemeinsam an.“

Sie kann Frauen nur empfehlen, sich in Familienbetrieben einzu-bringen, auch in solchen von Männern beherrschten Sparten, denn die weiblichen Vorzüge kämen in jeder Sparte zur Geltung: „Frauen haben ein viel besseres Gespür für das Kleine und Feine, ent-scheiden mehr aus dem Bauch heraus und haben oft einmal eine sensiblere Nase für neue Trends als Männer.“

Nachfolge ist letztlich – wenn man den Bogen etwas weiter spannt – ein kulturelles Phänomen. Der Bregenzerwald tickt hier nicht anders als die Welt draußen. Die Talschaft hat sich durch den Rück-gang der Bauern gesellschaftlich verändert. In weiterer Folge scheint es, dass dem Wald nun auch die einstigen Stützen der Gesellschaft abhanden kommen. Es wird nämlich immer schwieriger, die religi-ösen und politischen Ämter sowie jene im Gesundheits- und Bil-dungsbereich neu zu besetzen. Hier bahnt sich Neues, ein Weg in das Unbekannte an, was folglich Ängste schürt. Das erklärt auch die etwas nostalgisch-verklärenden Blicke in die Vergangenheit. Doch zumindest die Geschichte lehrt, dass jede Zeit ihre Herausforderung hat. Und bis jetzt hat sie immer noch ihren Lauf genommen.

„Ich war der einzige Nachkomme in meiner Familie, doch mein Vater war äußerst skeptisch.“astrid graninger

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Seit drei Jahren ist Pfarrer Georg Willam Seelsorger in der Pfarre Au, der Kuratie Au-Rehmen und Damüls. Vor zwei Jahren sind noch die Pfarreien in Mellau und Schnepfau dazugekommen. „Ganz so ein-fach ist es nicht“, meint er, „wenn man sich von einer Gemeinde, wo man 22 Jahre gewirkt hat, plötzlich verabschieden muss.“ Er bezieht sich dabei auf seine Versetzung aus der Pfarre Dornbirn-Haselstauden nach Au vor drei Jahren. „Schließlich wachsen einem die Gemeindemitglieder wie eine Familie ans Herz. Das Bild vom Pfarrer als Vater, der seine Kinder betreut und umsorgt, gefällt mir sehr gut. Aber mit der Priesterweihe habe ich auch den Eid abge-legt, gehorsam zu sein und dem Ruf, der an dieser Stelle von Feld-kirch kam, zu folgen.“Die Dornbirner ließen ihren Pfarrer nicht gern ziehen. Zahlrei-che Anrufe, Unterschriften und eine mediale Offensive sollten die Diözese umstimmen. Dem war aber nicht so. Haselstauden bekam einen neuen Hirten und Pfarrer Willam trat seinen Dienst im hin-teren Bregenzerwald an.

„Es ist wie eine Firmenübernahme“„Man kann sich das wie eine Firmenübernahme vorstellen, bei der nicht nur der Kundenstock, sondern Schlüssel, Siegel und Stempel übergeben werden“, erklärt Pfarrer Willam. Die offizielle Übergabe erfolgt im Beisein des Dekans und der Finanzzuständigen. Es gibt eine Inventarliste und der scheidende Pfarrer macht einen Kassa-sturz. Sogar ein eigenes Protokoll gibt es zur Übergabe der Tempora-lien. „In Au waren wir schon eine Zeit lang mit dem Auto unterwegs. Mir wurde genau gezeigt, wo die Pfarrpfründe liegen und wie groß die Gemeinde ist. Dasselbe dann noch einmal in Damüls.“ Später kamen noch zwei weitere Pfarreien mit dem dazugehörigen Proto-koll hinzu.„Das sind aber nur die irdischen Güter, eben die Temporalien, die wirtschaftliche, ja betriebliche Aspekte haben. Die Nachfolge als Seel-sorger, als Hirte einer Gemeinde ist doch ungemein bedeutender.“

„Bin bei der Nachfolge nicht enttäuscht worden“„Mit Zuversicht und dem Vertrauen, dass es auch im Bregenzerwald viele Menschen mit gutem Willen gibt, die bereit sind, sich für das Reich Gottes einzusetzen, habe ich die Nachfolge angetreten und bin nicht enttäuscht worden. Beeindruckt bin ich vom gepflegten Umgang, der hier herrscht und der sicher aus dem Tourismus gewachsen ist. Bemerkenswert ist auch, dass alle per Du sind. Unlängst hat mich die Frau Bürgermeister von Mellau wieder darauf hingewiesen, dass sie die Elisabeth wäre und ich doch auch so zu ihr sagen soll. Ich muss mich noch daran gewöhnen, aber es gefällt mir sehr gut.“

Text: Silke Ritter

Nachfolge Christi im HinterwaldGeorg Willam ist Seelsorger in Au, Damüls, Mellau und Schnepfau. Viele Gemeinden haben Schwierigkeiten, Nachfolger für Pfarrer zu finden.

„Ganz so einfach ist es nicht, wenn man sich von

einer Gemeinde, wo man 22 Jahre gewirkt hat, plötzlich

verabschieden muss.“Pfarrer georg Willam

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Text: Silke Ritter Bisher gab es in Vorarlberg nur sechs Frauen, die das Amt des Bür-germeisters ausgeübt haben. Bemerkenswerterweise fünf davon im Bregenzerwald, die einzige Nichtwälderin war Mechtild Barwart in Weiler. Nicht mehr aktiv ist Renate Schrammel aus Schröcken. Sie amtierte zehn Jahre lang als Bürgermeisterin und hatte bei den letzten Wahlen 2010 nicht mehr kandidiert. Von 1998 bis 2003 war Anna Franz Bürgermeisterin von Bezau und damit überhaupt die erste Frau Bürgermeisterin in Vorarlberg. Sie alle sind in ihrem Amt einem Mann nachgefolgt.

In Lingenau amtiert eine der jüngsten Bürgermeisterinnen Öster-reichs, Annette Sohler. Wie kam es dazu? „Es war ein sehr schwieriger Entscheidungsprozess, da ich wusste, dass sich das Leben radikal ändern wird und viele Herausforderun-gen warten. Nachdem ich aber die meisten Vorzugsstimmen bekom-men habe und mir der Rückhalt der Lingenauer Bevölkerung gewiss war, wollte ich mich der Verantwortung stellen.“Derzeit sind in Lingenau zwei von 15 Gemeindevertretern und zwei von 14 Ersatzmitgliedern Frauen. Es stellt sich die Frage, warum es so wenig Frauen in die Politik zieht. „In der Vergangenheit haben die Männer Gemeindepolitik betrieben, die Frauen haben sich vor allem um die Werte, das Soziale und um das Wohlergehen der Familie gekümmert. Das Soziale wird zum gro-ßen Teil über die Vereine abgedeckt und dort sind die Frauen stark vertreten. Dabei lebt die Gesellschaft von der Zusammenarbeit bei-der Geschlechter. Frauen haben einen anderen, wärmeren Zugang zu Politik und politischen Themen. Sie empfinden Politik anders. Sie bin-den mehr die Lebensprozesse in ihr Denken ein, was vielfach zu einem anderen Gesprächsklima führt. Eine gesunde Durchmischung tut gut, weshalb ich mich über eine größere Beteiligung in der Gemeindever-tretung freuen würde.“

Neu unter den Bürgermeisterinnen ist Theresia Handler. Sie steht der größten Gemeinde des Bregenzerwaldes vor und hat ihr Amt im April 2012 von Vorgänger Norbert Fink übernommen, der aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten musste.„Dass ich seit 20 Jahren gemeindepolitisch sozusagen im Geschäft bin, ist ein großer Vorteil. Egg ist als größte Gemeinde in zahlreichen Vor-ständen, von der REGIO über den Gemeindeverband bis zum Sozial-sprengel und Stand Bregenzerwald. Inhaltlich muss man sich dabei mehr auf die Situation einlassen, schlussendlich ist man Letztverant-wortliche und muss auch Entscheidungen treffen. Grundsätzlich ist es mir wichtig, eine Gesprächsbasis zu schaffen, wo man immer mitein-ander reden kann. Den Frauen wird nachgesagt, dass sie das besser

„Da mir der Rückhalt der Lingenauer Bevölkerung gewiss war, wollte ich mich der Verantwortung stellen.“annette Sohler

„Grundsätzlich ist es mir wichtig, eine Gesprächsbasis zu schaffen, wo man immer miteinander reden kann.“ Theresia handler

Grüß Gott, Frau Bürgermeisterin!Nur drei von 96 Bürgermeistern im Land sind Frauen – und alle sind Wälderinnen: Elisabeth Wicke, Annette Sohler und Theresia Handler.

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können. Ich finde, Männer können das auch, nur wird es von ihnen nicht eingefordert.“Derzeit sind in Egg drei von insgesamt 24 Gemeindemandataren Frauen. Vielleicht wird es in Zukunft leichter, Frauen für die Politik zu begeistern, wenn das Bürgermeisteramt weiblich besetzt ist?„Es mag Zufall sein, dass gerade in derselben Periode drei Frauen im Bregenzerwald das Bürgermeisteramt ausüben, aber ich finde doch, dass sich die Frauen im Bregenzerwald durch die gewachsenen Sozi-alstrukturen immer schon behauptet haben. Sehr positiv fällt mir auch das Klima in der REGIO auf. Die Bürgermeisterkollegen empfin-den uns Frauen als Bereicherung und das ist Motivation – nicht der Geschlechterkampf.“

Schon länger im Geschäft ist Elisabeth Wicke, seit 2005 Bürgermeis-terin von Mellau. Sie ist die einzige Frau in der Mellauer Gemein-devertretung und ein ehemaliger Schüler hat das sehr pointiert als „Wicke und die starken Männer“ bezeichnet. Warum ist das denn so?„Der Beruf des Bürgermeisters ist frauenfeindlich. Es gibt keine fixen Arbeitszeiten, sehr viele Abendtermine, viele Wochenendtermine, da kann man als Frau schon ins Trudeln kommen, wenn man Kinder hat oder so wie ich die Mutter gepflegt hat. Was flexibel erscheint und was ich oft höre, dass ich mir ja eh alles einteilen kann, ist es nicht. Auch habe ich festgestellt, dass Frauen lieber von der zweiten Reihe aus agieren und in Konfliktsituationen meist dünnhäutiger sind als Män-ner. Erschwerend kommt in Mellau dazu, dass durch das Mehrheits-wahlsystem nur sehr wenige Frauen in den vorderen Positionen zu finden sind und dann sind es meistens solche, die bereits in anderen Funktionen, zum Beispiel in Vereinen, für die Gemeinde tätig sind.“Gibt es denn in Zukunft noch genügend politisch engagierte Men-schen, egal ob männlich oder weiblich, die sich für die Gemeinde-politik zur Verfügung stellen?„Leider ist derzeit das Ansehen der Politik so gering wie noch nie. Ver-trauen setzen die Bürger aber immer noch in die Gemeindepolitiker und ich denke, dass es in diesem Bereich schon noch Menschen gibt, die politisch mitarbeiten und sich engagieren. Schwierigkeiten sehe ich dabei nur in der Bürgermeisternachfolge. Dort fehlen Wiederein-stiegsmöglichkeiten und der Zeitaufwand ist sehr hoch, sowohl für Männer wie auch für Frauen.“

„Der Beruf des Bürgermeisters ist frauenfeindlich.“

elisabeth Wicke

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Statt Landwirtschaft Tourismus?Der Bregenzerwald war eine Bauernregion. Heute spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Nachfolger ist er nicht, aber er verändert die Region.

Text: Matthias Köb Hätte Frank Sutterlüty auch noch Erfahrungen im handwerklichen Bereich, so würde er fast als Spiegelbild der Region durchgehen – mit einem Augenzwinkern selbstverständlich –, lebt diese doch sehr stark von der Landwirtschaft, dem Tourismus und eben dem hand-werklichen Gewerbe. Der 24-Jährige ist aufgewachsen auf einem Bauernhof in Großdorf. Eine Übernahme des Hofes stand für ihn jedoch nie zur Diskussion, auch wenn er natürlich auf dem Hof mit-half. Heute studiert er Tourismus- und Freizeitwirtschaft am MCI in Innsbruck. Von der Landwirtschaft zum Tourismus also. Eine Ent-wicklung, die auch der Bregenzerwald durchläuft?

Bis 1983 reichen die Aufzeichnungen der Bregenzerwald Tourismus GmbH zurück. Und wer das Gefühl hat, „es kommen immer mehr Touristen zu uns“, ist auf dem sprichwörtlichen Holzweg. Rund 1,65 Millionen Nächtigungen verzeichnete man im Jahr 2011. 1983 waren es 1,68 Millionen. Von einer aktuellen Entwicklung zur Tou-rismusregion kann man anhand dieser Zahlen also nicht sprechen. Vielmehr ist der Bregenzerwald schon seit Jahrzehnten eine solche. Und angesichts von über 35.000 Stück Vieh bei nur 30.000 Einwoh-nern auch noch immer eine Bauernregion.

Beide Bereiche sorgen national wie international für positive Schlagzeilen. So ist der Bregenzerwald die größte zusammenhän-gende silofreie Region der EU, die Sennerei Oberdorf in Bezau sicherte sich 2011 die „Super-Gold“-Medaille bei den internatio-nalen World Cheese Awards in Birmingham. Im Tourismusbereich zählten die Bregenzerwälder Hotels Schwanen Bizau (für dynami-sche Weiterentwicklung) und Krone Au (für ihr Kultur- und Kunden-bindungsprogramm) 2011 zu den Innovationspreisträgern des Vor-arlberg Tourismus. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Dass beide Bereiche seit Jahrzehnten aufblühen, sieht nicht nur Sutterlüty so: „Landwirtschaft und Tourismus funktionieren bei uns nur gemeinsam.“ Das liegt am guten Zusammenspiel. Auch Her-linde Moosbrugger, Geschäftsführerin von Bregenzerwald Touris-mus, betont nachdrücklich: „Es ist kein Nebeneinander, es ist ein Miteinander.“ Die Schnittmenge zwischen den beiden Bereichen ist groß und beschränkt sich nicht nur auf offensichtliche Bereiche wie Urlaub am Bauernhof.

Die zahlreichen Gäste im Bregenzerwald erleichtern den Bauern die Vermarktung ihrer regionalen Spezialitäten. Viele Jungbau-ern sind im Winter als Skilehrer oder bei den Seilbahnen beschäf-tigt. Diese Arbeitsplätze entstehen durch den starken Zuspruch im

„Landwirtschaft und Tourismus funktionieren bei uns nur gemeinsam.“frank Sutterlüty

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Fremdenverkehr, welcher wiederum auf der Geschichte und Tradi-tion des Bregenzerwaldes als Bauernregion beruht.

Jakob Greber, auf seinem Hof in Schwarzenberg Gastgeber für Besu-cher aus aller Welt, erklärt den Zusammenhang: „Die gepflegten Wie-sen und Alpgebiete, die Naturprodukte, einfach die gesamte Erho-lungslandschaft bei uns im Bregenzerwald – das ist ja das Besondere für die Gäste.“ Und eben ein Verdienst der Landwirtschaft.

Ein Zeichen für die gute Zusammenarbeit ist auch die Antwort auf die Frage, ob die Entwicklung des Bregenzerwaldes in die richtige Richtung geht. Denn egal ob Sutterlüty, Moosbrugger oder Greber  – die Antwort ist die gleiche: „Ich glaube, der Bregenzerwald ist gut aufgestellt und wird weiterhin eine gute Entwicklung nehmen.“

Besonders in der schnelllebigen Tourismusbranche ist die Gefahr einer Entwicklung in die falsche Richtung natürlich da. Die Erwar-tungshaltung der Gäste wird immer größer. Die Angst, diese bald nicht mehr erfüllen zu können und der Konkurrenz nicht mehr gewachsen zu sein, besteht jedoch nicht. Auch weil man sich auf die eigenen Stärken besinnt. „Wir sind keine Abenteuer- und keine Party-Region. Der Bregenzerwald punktet mit seinem Lebensraum. So muss man sich auch positionieren, der Fokus liegt auf Quali-tätstourismus mit regionaler Wertschöpfung“, erklärt Moosbrugger und ergänzt: „Da muss man auch wissen, was das bedeutet, sonst konkurriert man am Ende des Tages am Markt mit Regionen wie Ischgl oder Kitzbühel.“

Ähnlich sieht es der Nachwuchs mit Tourismus-Student Sutterlüty, auch wenn er beispielsweise im Outdoor-Bereich durchaus Poten-zial sieht: „Natürlich kann man diese Angebote ausbauen. Aber egal was für ein Angebot, es muss immer zur Region passen.“ Als schlechtes Beispiel spricht er ein im Bregenzerwald viel diskutier-tes Thema an: „Wenn man eine Mehrzweckhalle mit Kino, Disko-thek etc. im Bregenzerwald als Tourismusangebot rechtfertigt, ist das schwer nachvollziehbar.“

Glücklicherweise scheint den Wäldern bewusst zu sein, dass diese Entwicklung nur gemeinsam erfolgreich verlaufen kann. Die Wert-schätzung für den eigenen Lebensraum ist hoch. Und wie sangen schon Stemmeisen & Zündschnur: „Jo, der wo das alls gmachot hat, das künnt a Wäldar sin.“

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Der heutige Besitzer der Taube, der kinderlose Jodok Ratz Junior, kümmert sich um Landwirtschaft und Buchhaltung, während seine 81-jährige Schwester Annekathrin den Gastbetrieb am Leben erhält. Eine Hofübergabe zu Lebzeiten ist hier kein Thema. War es auch in vorherigen Generationen nicht.

Als die Mama neunzigjährig starb, glaubte Annekathrin nicht län-ger Tag und Nacht allein in der Wirtsstube stehen zu können. Das ist zwanzig Jahre her und sie tut es immer noch, täglich ab sieben Uhr früh. So lange, bis der letzte Gast geht – manchmal erst um Mitter-nacht. Ruhetag gibt es keinen. Annekathrin ist überzeugt, dass das nur jemand schaffen kann, der so viel Arbeit schon von Kind auf gewöhnt ist. So wie sie, die immer mithelfen musste.

Eigentlich wäre sie gern zwei Jahre länger zur Schule gegangen, dann hätte nämlich in Bezau die neue Hauptschule eröffnet. „Unmög-lich!“, hieß es. Der Vater schickte sie auf Saisonarbeit, wollte, dass sie ein wenig fremdes Brot probierte: Weißes Kreuz Dornbirn, Hotel Mohnenfluh Schröcken, Löwen Lingenau, Schwarzach Engel – sie kochte und bediente, nahm aus jedem Haus Erfahrung mit, nicht alles gefiel ihr. Im Frühling, wenn die Arbeit und die Fremden wie-derkamen, musste sie heim. Und dort ist sie heute noch.

Eine einzige Reise hat sie in ihrem Leben gemacht: Gäste luden sie nach Stuttgart ein. Nach zwei Tagen hielt es Annekathrin nicht mehr aus, hatte das Gefühl, vor Heimweh sterben zu müssen. Seit-her würde sie Bezau nicht für viel Geld verlassen. Oft kommt sie wochenlang nicht ins Dorf. Deshalb erledigt ihre Tochter Annema-rie den Einkauf. Auch sie hat selbst genug um die Ohren, führt sie doch in Bizau-Schönenbach die Jausenstube „Tüble“. Ist Not am Mann, springen aber auch die Enkel Julian und Nadja sowie Sohn Alwin und Schwiegertochter Monika ein und helfen, damit alles gut funktioniert.

Annekathrin zeigt auf einen Wäscheberg, der von der Alp gebracht wurde. Ihr vierundachtzigjähriger Mann ist mit einem Gehilfen von Mai bis Oktober auf der Alpe Holderegg-Schreibere, am Fuß der Winterstaude. Gemeinsam produzieren sie täglich zwei Laib Alpkäse mit je rund 20 bis 25 Kilogramm und versorgen die fünfundzwanzig Kühe. Im Winter hilft er in der Wirtschaft und unterhält die Gäste. Dann kann sich Annekathrin um Arbeiten kümmern, die über den Sommer liegen geblieben sind.

Text: Irmgard Kramer

Kein Ruhetag, keine Hofübergabe Rechts vor der Bezauer Seilbahn steht ein majestätisches Wälderhaus – die Taube. Seit dem 17. Jahrhundert wird es von der Familie Ratz geführt.

Sie mag es gern, wenn ihre Gäste sich gut unterhalten und in der Stube gelacht wird.annekathrin Denz

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Angestellte hatte sie nie – darauf ist sie stolz. Touristen klopfen an, um hauseigenen Alpkäse oder Alpbutter zu kaufen. Die Wäsche bügelt Annekathrin zwischendurch, wenn alle Gäste bedient sind. Die kommen von überall her. Manche seit 40 Jahren. Sie mögen es gar nicht, wenn Annekathrin die Rechnung rasch im Kopf zusam-men zählt und einen Betrag nennt. „Wir wollen’s wie bei der Mama mit der Tafel haben.“ Also holt Annekathrin die Schiefertafel und schreibt mit Kreide drauf, wie das „Miann“, ihre Mama, machte.

Die Mama war bei allen beliebt. Die geborene Wirtin. Annekathrin macht die viele Arbeit oft sehr zu schaffen, wie sie selber sagt. Ande-rerseits mag sie es gern, wenn ihre Gäste sich gut unterhalten und in der Stube gelacht wird.

Jetzt fällt die Morgensonne durch die kleinen Fenster auf den Stammtisch. Der Holzboden knarrt. Polster, Vorhänge, Teppiche – alles ist selbst genäht, gestrickt, gehäkelt. Wer einmal hier war, kommt wieder. So wie die Männer, die ihr erstes Bier und Kaffee bestellen und es genießen, dass sie hier noch rauchen dürfen.

Wie’s weitergeht, weiß Annekathrin nicht. Letzthin fühlte sie sich nicht wohl. Zum ersten Mal schickte sie am Mittag die Gäste nach Hause, legte sich eine Stunde hin und öffnete am selben Abend nicht mehr. „Jo Horrgott, wo bischt du gsin?“ hieß es am nächs-ten Tag. Weil man es gewohnt ist, dass in der Taube immer offen ist.

Gasthaus Taube vor 100 Jahren

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Album Das Album zeigt Fotos aus unserem Leben. Sie stammen von Privatpersonen und geben einen unmittelbaren Eindruck von alltäglichen oder auch besonderen Situationen der Nachfolge in verschiedenen Bereichen im Bregenzerwald.

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Ungelöste NachfolgeIn Alberschwende kann definitiv nicht mehr Eishockey gespielt werden. Der Betrieb der Eisarena durch den EHC Bregenzerwald wurde seitens der Gemeinde eingestellt. Noch blickt das Projekt Eishalle einer ungewissen Zukunft entgegen.EHC Bregenzerwald, 2012

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Alfons Eberle am Schmiedefeuerprivat, ca. 1982

In derselben Werkstatt, in der Alfons Eberle früher geschmiedet hat, fertigt nun Enkelin Christina Eberle Schmuck an. Geschmiedet wird nicht mehr, aber nach wie vor wird Metall in veredelter Form weiterverarbeitet.

Christina Eberle macht Feinarbeit

www.glanzstueck.at, 2012

Album

33bregenzerwald spektrum

Verleihung des Titels „Ökonomierat“ an Hugo

Waldnerprivat

Im Jahr 1970 wurde die Regionalplanungsgemein-schaft Bregenzerwald (kurz

REGIO) gegründet. Hugo Waldner war einer der ersten

Geschäftsführer. Nachfolgerin in der bisher männlich

domininierten Domäne ist seit 2010 MMMag. Daniela Kohler

aus Au.

Auszeichnung der REGIO zum klima:aktiv mobil-Projektpartner.Lebensministerium/APA OTS Strasser, 2011

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Album

Die Bezauer GondelbahnVorarlberger Nachrichten, 1956

Die erste Personenseilbahn des Bregenzerwaldes führte bis zum Vorsäß Sonderdach ober Bezau. 1960 wurde dann die zweite Sektion auf die Baumgarten-höhe eröffnet. Seit 2010 ist die neue Pendelbahn in Betrieb und befördert stündlich bis zu 345 Personen.

Die neue Pendelbahn FUNIFOR

Ludwig Berchtold, 2012

35bregenzerwald spektrum

Sophie Bechter am Herdprivat, 1952

Ab den 30er Jahren bekochte Sophie Bechter im

Holzgauerhaus auf 1.512 m in Warth-Lechleiten die Gäste.

Mittlerweile hat ihre Enkelin Christine den Betrieb von ihren Eltern Waltraud und

Sigi Bechter übernommen. Noch wird umgebaut bis zur

Eröffnung im Dezember.

Christina und Waltraud Bechter beim Umbau www.holzgauerhaus.at, 2012

36 bregenzerwald spektrum

Album

Sennalpe BatzenVerein uf m Tannberg, 2012

Das Alpmuseum wurde 2002 eröffnet, 100 Jahre nachdem die letzten Dauer-Siedler die Alpe auf 1.570 m Seehöhe verlassen hatten. Dank der Bemühungen des Tannberger Kulturvereines entstand ein Freilicht-Alpsennereimuseum.

Museumsführer Edwin Schwarzmann in der alten

SennkücheVerein uf m Tannberg, 2012

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Vakanz 1985privat, 1985

Eine bewegte Geschichte hat das Haus in der Vorderreuthe

an der B200 hinter sich. In den 80er Jahren war es als

Bar Vakanz ein überregionaler nächtlicher Anziehungspunkt

und mittlerweile Legende. Jetzt ist es Heimat des islamischen

Kulturvereines ATIB.

ATIB 2012privat, 2012

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Das „Bregenzerwald Spektrum“ erscheint zweimal jährlich und kann unter [email protected] oder telefonisch

unter +43 5512 26000 angefordert werden.

Falls nicht alle Inhaber von Urheberrechten ausfindig gemacht werden konnten, ist der Herausgeber bei entsprechender

Benachrichtigung gerne bereit, die Ansprüche im üblichen Rahmen abzugelten.

Wir haben uns bei der Formulierung der Texte um leichte Lesbarkeit bemüht. Soweit personenbezogene Begriffe

verwendet werden, kommt ihnen keine geschlechtsspezifische Bedeutung zu.

ImpressumHerausgeber und Medieninhaber: Regionalentwicklung Bregenzerwald GmbH, 6863 Egg auflage: 13.000 Exemplare

Für den Inhalt verantwortliche Projektleitung: Daniela Kohler; namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht

mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen

Redaktion: Fuchs & Partner, Wien Gestaltung: broger grafik, Andelsbuch, www.broger.at

Fotoredaktion: Silke Ritter, Egg, www.sisi-schreibbüro.at Lektorat: Martin Johler, Alberschwende, www.verbosus.at

Druck: Druckhaus Gössler GmbH, Bezau

KäseStrasse Bregenzerwald Verein zur Förderung der Bregenzerwälder Käsekultur

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BregenzerwaldRegionalplanungsgemeins�a�

Die bei der Erzeugung dieses Druckwerkes entstandenen Emissionen werden im Rahmen des Climate-

Partner-Prozesses für Druckerzeugnisse durch den Ankauf und die Stilllegung von ökologisch hochwertigen

Emissionsminderungs zertifikaten aus anerkannten Klimaschutzprojekten ausgeglichen.

39bregenzerwald spektrum

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luise und Manfred fitz an der Juppen-fältelmaschine in egg Um 1900 konstruierten Bregenzerwälder handwerker eine fältelmaschine, die in den Besitz der familie fitz in egg kam und dort bis ins Jahr 2000 in Betrieb war. Die Nachfolge übernahm die Juppenwerkstatt Riefensberg. Mit dieser Maschine werden nach wie vor etwa 500 falten in einen Juppenstoff von 480 cm Umfang gelegt. Luise Fitz, 1982