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(SPRACHEN‐)LERNEN
TROTZ MEDIEN‐HYPE!
Anspruch und Wirklichkeit
Wir ertrinken in Information, wissen aber immer weniger.
(Neil Postman)
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Die 16jährige Ruth
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
Ruth liest am Vorabend einer Geschichtsprüfung
erstmals sechs Seiten im Lehrbuch, lässt nebenher das
Fernsehgerät laufen, weil sie die neue Folge einer
Sitcom-Serie nicht verpassen will. Im Text streicht sie alle
Geschichtsdaten mit rotem, alles Wichtige mit gelbem
und alle Namen mit grünem Leuchtstift an.
Zwischendurch schickt sie ihrer Freundin eine SMS mit
einem Hinweis auf die TV-Sendung. Sie nimmt sich vor,
beim Frühstück den Text noch schnell einmal zu
“überfliegen”. Ein wenig Angst hat sie schon, denn sie ist
in Geschichte auf eine ungenügende Note abgerutscht.
3
Lernen - Sprachenlernen
Lernen
• Erwerb von geistigen,
körperlichen, sozialen
Kenntnissen, Fähigkeiten
und Fertigkeiten
• Organismus reagiert über
die Sinnesorgane auf die
Umwelt
• Aufnehmen, Verarbeiten,
Umsetzen von
Informationen
• Intentional (absichtlich) /
inzidentell (beiläufig)
Sprachen lernen
• Erwerb von kommunikativen
Fertigkeiten
• Ohren, Augen, (Tastsinn)
• Sprache meist notwendig!
• Sprachenlernen
Spracherwerb
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
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Sprachlernbereiche
Digitale Formen
• Wortschatz
• Grammatik/Syntax
• Aussprache
• Pragmatik
• Interaktion
• Interkulturalität
• PC / Laptop
• Smartphone / iPhone
• Tablet
• Apps
• Programme
• Plattformen
• Podcasts hören und
produzieren
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015 4
5
Grundwiderspruch
• Einerseits: Wir versuchen, Kinder des 21.
Jahrhunderts von Lehrern des 20.
Jahrhunderts in einem Schulsystem zu
unterrichten, das im 19. Jahrhundert
konzipiert wurde. Andreas Schleicher, OECD PISA-Experte
• Andererseits: Lernen wir heute schneller,
leichter und besser? Also erfolgreicher?
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
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Euphorie
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
• http://www.joinlingling.com/de/
Januar 2014: 1,4 Mio downloads;
Bewertung: 4,6 von 5 Sternen!
• http://de.babbel.com/
2014: 17 Mio Nutzer; 2,5 Mio in
Deutschland
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
• https://www.busuu.com/de/
2014: 2 Mio downloads in Deutschland
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
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Realität
• Nur für wirkliche Anfänger sinnvoll! Nur
Anwendung bringt weiteres Lernen!
• Nicht für alle Lerntypen geeignet: Hören,
Bilder, Schreiben, …
• Apps bieten kleine Lernbereiche, Sprache ist
aber komplex!
• Grosse Preisunterschiede
• Mangelnde Transparenz der (kostenfreien)
Inhalte
• Extreme Abbruchquoten! 5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
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Euphorie und Realität
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
• 16.2.2015:
– 250 Apps für Spanisch (Android)
kostenlos bis CHF 60.17
– 60 Apps für Iwrith (Neuhebräisch)
• Medienseminar 2014:
26 Teilnehmende, 2 mit
Erfahrungen mit medialem
Sprachenlernen,
1 mit Wortschatzlernprogramm
(Russisch) auf Smartphone!
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Spannungsfeld!
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
Kritisch • Digitale Demenz
• Like mich am Arsch
• Verloren unter100
Freunden
• Wer bin ich, wenn ich
online bin … und was
macht mein Gehirn
solange?
Positiv • Moodle im
Fremdsprachenunterric
ht
• Web 2.0 im
Fremdsprachenunterric
ht
• br@in-based teaching
in the digital age
• iBrain. Wie die neue
Medienwelt Gehirn und
Seele unserer Kinder
verändert
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Wichtigste Erfindung seit
dem Buchdruck?!
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
• «In zehn Jahren werden wir völlig anders lernen als
heute.» (Rafael L. Reif, MIT)
• Uni-Ausbildung:
– Lernen von bestehendem Wissen
– Verbesserung von bestehendem Wissen
– Anwendung des Wissens
• Online-Kurs: 55’000 Teilnehmende – 9’000
Abschlüsse = 16,4%!!
• Udacity: 20’000 Teilnehmende – 500/100
Abschlüsse = 2,5/5%!!!
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Digital natives / Nintendo-
Generation
• Quick and dirty
• Möglichst ohne grossen Aufwand
• Spassgesellschaft
• Multitasking als Alltag
• Informations- nicht Wissensgesellschaft
• Beispiele: Hess 2006 / Sarma et alii (2009)
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
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Fluch und Segen!
Chinesisch schreiben
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
Computer-Tastatur tippen
• China
• Pinyin-System
• Buchstaben tippen:
verschiedene Zeichen
kommen zur Auswahl
• Klicken
• Grosse
Leseschwierigkeiten
Tablet Wischen
• Montreal
• Zeichen werden
«gezeichnet»
• Keine
Leseschwierigkeiten
bekannt
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Cognitive Load Theory kognitive Belastung beim Lernen
• Lernen mit begrenzten Speicherkapazitäten (Arbeitsgedächtnis)
• Lernen ist mit kognitiver Belastung verbunden – Lernbezogene Belastung (notwendig fürs Lernen)
Verstehen / Aufbau kognitiver Schemata
– Intrinsische Belastung (Komplexität des Lehrmaterials - Wortschatz vs. Syntax)
– Extrinsische Belastung (Gestaltung der Lernmedien) Ablenkung vom gewünschten Lernen
• Gefahr der kognitive Überlast Multimedia Multitasking 5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
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Aufmerksamkeit
• ist die Zuweisung von
(beschränkten)
Bewusstseinsressourcen auf
Bewusstseinsinhalte,
beispielsweise auf
Wahrnehmungen der Umwelt oder
des eigenen Verhaltens und
Handelns, sowie Gedanken und
Gefühle.
• Gehirn muss selektieren, was für
den Organismus wichtig ist! 5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
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Kognitive Überlast
• Wird dies mit den Digital Natives besser?
• Ist unser kognitiver Apparat da
«konservativ»?
• Multitasking und Ablenkung?
• Reflexion?
• Reduktion des Arbeitsgedächtnisses!
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
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Bleibendes
Grundproblem
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015
• Bei aller Vielfalt der
Informationen:
• Das zeitraubende,
«schmerzhafte» Lernen (Oser/Spychiger: Lernen ist
schmerzhaft)
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ABER!
• Vergleich mit Musik-Apps
• http://www.musicdelta.com/
• Ungeheuere Kreativität bei Lern-Apps!
5. Bremer Symposium, 21. Februar 2015