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Modellierung mit COMLEAM – Auswaschung und Regenwasserbelastung Mirko Rohr Ostschweizer Fachhochschule (OST)

Modellierung mit COMLEAM Auswaschung und ...2020/12/07  · • Modellierung mit COMLEAM – Ergänzt Erkenntnisse von aufwändigen und zeitlich begrenzten Feldversuchen – Durch

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  • Modellierung mit COMLEAM –

    Auswaschung und Regenwasserbelastung

    Mirko Rohr

    Ostschweizer Fachhochschule (OST)

  • 2

    • Ziele der Modellierung

    • Software COMLEAM

    • Validierung des Modells

    • Simulationen– Extrapolation auf Gesamtgebiete– Szenarien

    • Fazit

    Inhalte

  • 3

    • Abstraktion von Messdaten – Extrapolation von Feld- und/oder Labordaten auf neue Standortbedingungen (Wetter, Gewässer, …)– Abschätzung der Umweltexposition und Vergleich mit Umweltqualitätszielen (Risikoabschätzung)– Ermittlung und Berücksichtigung sensitiver Parameter (Sensitivitätsanalyse)

    • Datenlücken schließen– Vervollständigung von experimentellen Wasser- und Stoffflüssen (Gesamtfracht, …)– Abbildung von Punktmessungen in Verlaufsdaten (z.B. Fassade, Dach, Regenablauf)

    • Ermittlung der Wirksamkeit von Maßnahmen – In Szenarien die Einflussstärke spezifischer Randbedingungen abschätzen (Gewässergröße, Wirkstoffe, …)

    • Ziel der Umweltmodellierung ist nicht …– Physikalische Prozesse in Materialien exakt abzubilden und vorherzusagen– Reale Stoffflüsse in Umweltkompartimenten exakt widerzuspiegeln

    Ziele der Umweltmodellierung

  • 4

    • COMLEAM – COnstruction Material LEaching Model – Wasser- und Stoffflüsse von beregneten Bauteilen, Gebäuden,

    Siedlungen sowie des Direkteintrags ins Gewässer bilanzieren• Über die Nutzungsphase (z.B. 15 Jahre)• Zur Klassierung von Produkten (z.B. Dachbahnen, Putze)

    – Abfluss auf vertikalen Oberflächen als Schlagregen– Software-Entwicklung (Java), gratis verfügbar: www.comleam.com

    • Benutzerfreundliche, erweiterbare Plattform – Stoffe, Materialien, Geometrien, Abflussbeiwerte definierbar– Wasserflüsse standortspezifisch (Niederschlag, Wind)– Automatische Parametrisierung von Emissionsfunktionen– In zahlreichen Projekten und Studienarbeiten eingesetzt

    Software COMLEAM - Einführung

    Zugang via Homepage

    Systemgrenzen COMLEAM

    http://www.comleam.com/

  • 5

    • Festlegungen (Input-Grössen)– Gebäude

    • Anzahl, Größe und Ausrichtung• Materialien mit Ablaufbeiwerten

    – Wetterdaten von beliebigen Messstationen– Auswaschdaten aus Labor-/Feldversuchen– Stoffspezifische Ökotoxizität/Anforderungswerte

    • Akut und chronisch– Größe des Oberflächengewässers

    • Outputs (Auswahl)– Wasserfluss, Emission und Konzentration

    • am Bauteil, Gebäude und im Gewässer– Auswaschdynamik auf stündlicher Basis– Beurteilung von Anzahl und Dauer der Überschreitungen von

    Qualitätszielen – Automatische Erstellung der Resultate in PDF-Bericht

    Software COMLEAM - Einführung

    Konzentration im Gewässer, Beispiel

    Bitumenbahn

    Gebäude (sog. OECD-Haus)

  • 6

    • Gebiete A und B im Modell abgebildet– Dach- und Fassadenmaterialien

    • Ausrichtung, Größe, Flächenanteile• Fenster, Balkone, etc.

    – An Regenkanal angeschlossene Flächen

    • Wetterdaten in stündlicher Auflösung– Niederschlag, Windrichtung, -geschwindigkeit– Windmessungen 1 und 7 km von Gebieten entfernt

    • Emissionsdaten aus Laborversuchen– Verwendete Produkte im Labor untersucht– Parametrisierung von Emissionsfunktionen durch

    Modell (nicht-lineare Regression)

    Software COMLEAM – Eingabedaten aus Labor- und Feldversuchen

    Flächenanteile Gebiet A und B

    A B

    Windverteilung Gebiet A und B

  • 7

    • Wasser- und Stofffrachten über den Zeitraum der Feldversuche– Vergleich analysierte Ereignisse mit Vorhersage durch COMLEAM– Ziel: Vorhersagegüte des Modells abschätzen

    • Strategie der Modellierung: Vergleich gemessen vs. vorhergesagt – Fassaden

    • Abfluss (Rinnen) an N- ,O- ,S- ,W-Fassaden• Emission an W-Fassade (Biozide)

    – Regenkanal (daran angeschlossene Flächen)• Abflussbilanz• Emissionsbilanz Fassaden• Emissionsbilanz Dachbahnen (nicht gezeigt)

    Validierung des Modellkonzepts – Vergleich Modellierung vs. Feldmessung

    Flächen oberhalb der Rinnen

  • 8

    • Fassadenabfluss: gemessen vs. simuliert– Hohe Übereinstimmung für beide Gebiete– Deutliche Abweichungen wegen Winddaten möglich– Kleiner / großer Fassadenablauf: höhere Abweichungen

    • Emission an W-Fassade: gemessen vs. simuliert– Vorhergesagte Emission tendenziell höher als

    gemessene • Simuliert vs. gemessen = 1.5

    – Abweichungen durch Winddaten

    • Fazit: Lokale Winddaten verbessern Vorhersage

    Validierung des Modells – Fassaden

    0

    0,5

    1

    1,5

    2

    Ab

    flu

    ss [

    L/m

    2]

    Gebiet A, alle Fassaden SimuliertGemessen

    0

    0,5

    1

    1,5

    Spez

    . Fra

    cht

    [mg/

    m2

    ]

    Gebiet A, Diuron aus Putz SimuliertGemessen

    Fassadenabfluss

    Emission Westfassade

  • 9

    • Abflussbilanz (beide Gebiete)– Anteil Fassadenabfluss < 1 %, Dach und Plätze > 90 %,

    • Vergleichbar mit Feldmessungen– Hohe Übereinstimmung zwischen Vorhersage und Feld

    • Starkregenereignisse bedingen große Abweichung

    • Emissionsbilanz Fassaden – Hohe Übereinstimmungen bei Frachtabschätzung– Gebiet A: Diffuses Versickern beeinflusst

    möglicherweise Stofftransport in Regenkanal– Gebiet B: Direktere Entwässerungswege des

    Fassadenabflusses in den Regenkanal verbessern Vorhersage

    • Fazit: Hohe Vorhersagegüte für Gebietsmodellierung (Konzentration, Fracht)

    Validierung des Modells – Regenkanal

    0

    20000

    40000

    60000

    80000

    100000

    Ab

    lau

    f [L

    ]

    Gebiet B Simuliert Gemessen

    0

    50

    100

    150

    200

    Emis

    sio

    n [

    mg]

    Gebiet B, Terbutryn Simuliert Gemessen

    Abfluss von angeschlossenen Flächen in Regenkanal

    Emission von angeschlossenen Fassaden in Regenkanal

  • 10

    • Emission für Gesamtgebiet – alle Flächen betrachtet, nicht angeschlossene– Bilanzierung der Direkteinleitung, Versickerung und des

    Stoffrückhalts im Gebiet

    • Resultate Gebiet A – Fassaden: 1 % Direkteinleitung, 99 % Stoffrückhalt– Dach: 56 % Direkteinleitung, 44 % Versickerung

    • Resultate Gebiet B – Fassaden: 34 % Direkteinleitung, 66 % Stoffrückhalt– Dach: 100 % Direkteinleitung

    • Aufteilung Emissionen von Dach und Fassade – ist für alle Substanzen ähnlich anzunehmen

    • Fazit: Maßnahmen bei der Versickerung wichtig– Anteil Direkteinleitung trotzdem gewässerrelevant– Abschätzung Versickerung mit Bodenmodell (z.B. PELMO,

    PEARL, …) möglich

    Simulationen – Extrapolation auf Gesamte Überbauungen

    Diuron aus Putz

    Terbutryn aus Farbe

  • 11

    • Szenario: Übertragung der Umgebungssituation auf andere (fiktive) Bedingungen

    – Anpassung der Eingangsdaten (Wetter, Gewässer etc.)– Ziel: Relevanz von Randbedingungen der Modellierung auf Risiko

    • Gebiet A mit allen Gebäuden und Flächen simuliert– Material: Putz mit Diuron– 1 Jahr Simulationsdauer

    • Veränderte Parameter– Standort (Wetter): Niederschlags- und Schlagregenverteilung

    • Drei Standorte (Berlin, Hamburg, München)– Gewässergröße: Einfluss von Verdünnung auf Überschreitungen

    des Anforderungswerts• Zwei Gewässergrößen (klein, mittel)

    Simulationen – Szenarien

    Kleines Gewässer, Beispiel

    Mittleres Gewässer, Beispiel

  • 12

    • Szenario– Standorte: Berlin, Hamburg und München (1 Jahr)– Fassadenorientierung: W, S, N, O

    • Resultate– Standortunterschiede beim Schlagregen gering– Fassadenorientierung bestimmt Stoffemission

    • Westfassade 40 - 50 % der Gesamtfracht• Südfassade 30 – 40 % der Gesamtfracht

    • Fazit: Massnahmen an Fassade in Hauptwindrichtung besonders wirksam (Schutz, Wirkstoffausrüstung)

    Simulationen – Szenarien: Schlagregen am Standort

    Fassade Berlin

    [%]

    Hamburg

    [%]

    München

    [%]

    N 19 13 18

    O 10 12 6

    S 31 37 29

    W 40 38 47

    Windverteilung

    Berlin Hamburg München

    Expositionsabhängige Emission

  • 13

    • Szenario– Standorte: Berlin, Hamburg und München (1 Jahr)– Gewässergröße: Klein (0,05 m3/s) und mittel (0,5 m3/s)– 100 % Direkteinleitung – Risiko Diuron: Abgleich mit Umweltqualitätsnorm (UQN)

    • Zulässige Höchstkonzentration (ZHK) = 1,8 μg/L• Jahresdurchschnitt (JD) = 0,2 μg/L

    • Resultate– Kleinere Gewässer stärker belastet als größere = viele UQN

    Überschreitungen (höhere und mehr Konzentrationsspitzen)• Kleine Gewässer bereits durch geringen Abfluss belastet• Mittlere Gewässer mehr Verdünnungswirkung

    – Hohe Konzentrationen durch 100 % Einleitung (worst case für Gewässer)

    • Fazit: Kritische Belastungen vor allem in kleinen Gewässern vermeiden (Emission minimieren, Behandlung)

    Simulationen – Szenarien: Gewässergröße

    Kleines Gewässer, Diuron

    Mittleres Gewässer, Diuron

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    • Abfluss und Emission– Vertikale Oberflächen (Fassaden)

    • Geringe Wassermengen, hohe Konzentrationen • Höchste Emissionen an West- und Südseite (75 %)

    – Horizontale Flächen (Dächer, Plätze)• Hohe Wassermengen, geringere Konzentrationen

    – Relevante Parameter für Stoffemissionen und Umweltrisiko• Standort hat geringen Einfluss• Kleine, urban geprägte Gewässer zeigen kritische Peak-Belastungen

    • Modellierung mit COMLEAM– Ergänzt Erkenntnisse von aufwändigen und zeitlich begrenzten Feldversuchen – Durch stündliche Auflösung der Abflüsse können Peak-Belastungen besser vorausgesagt werden– Macht Laborresultate nutzbar zur Emissionsvorhersage

    • Geeignet für Produktklassierung (Deklarierung Auswaschung) -> Vorgehen in CH1

    – Szenarien lassen sich für Risikoabschätzungen und Maßnahmenplanung verwenden• Planer kann Gewässerbelastung vor Durchführung des Vorhabens abschätzen und minimieren

    Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

    1 Klingler, Savi, Burkhardt, Rohr, Tietje: Entwicklung einer emissionsbasierten Bauproduktebewertung, Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU), Amt für Hochbauten Zürich (AHB), 2020

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    Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

    Berichte und Literatur zur Modellierung mit COMLEAM