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WALD UND HOLZ 6/07 41 Wälder und Forstwirtschaft in der Tschechischen Republik 1. Teil: Die Wälder Die Tschechische Republik, seit Mai 2005 Mitglied der Europäi- schen Union, nimmt mit knapp 80 000 km 2 im Vergleich zur Schweiz annähernd die doppelte Fläche ein. In Tschechien sind seit dem politischen Umbruch im Jahr 1990 und der Trennung von der Slo- wakei am 1. Januar 1993 grund- legende Veränderungen zu ver- zeichnen, die auch den forstlichen Sektor betreffen. I n der Europäischen Union liegt der An- teil der Forst- und Holzwirtschaft am durchschnittlichen Bruttosozialprodukt sowie am Beschäftigtenindex mittlerweile bei über 10% und rückt damit immer mehr ins Blickfeld der Politiker und Volks- wirte. Auch in der Tschechischen Republik zeichnen sich in diesem Bereich interes- sante, viel versprechende Entwicklungs- trends ab. Das Territorium der Tschechischen Repub- lik grenzt im Süden an Österreich, im Süd- und Nordwesten an Deutschland, im Nordosten an Polen und im Osten an die Slowakei. Die Ost-West-Ausdehnung des Landes beträgt knapp 500 km, die Nord- Süd-Achse misst 280 km. Von den 10,2 Mio. Einwohnern (Stand Juli 2006) sind knapp 97% Tschechen, wobei fast drei Viertel der Bevölkerung (71,2%) auf die Alters- gruppe der 15- bis 64-jährigen entfallen. Zwei Drittel der Bevölkerung leben in den Städten. Zu den grössten Städten Tsche- chiens gehören die Hauptstadt Praha (Prag) mit 1,3 Mio. Einwohnern, Brno (Brünn) mit 400 000, Ostrava (Ostrau) mit ca. 330 000 und Plzen ˇ (Pilsen) mit 170 000 Ein- wohnern. Naturraum und Klima Der am tiefsten gelegene Landesteil ist mit 115 m NN das Elbe-Becken, die höchste Erhebung die Sne ˇ žka (Schnee- koppe) im Krkonoše (Riesengebirge) mit 1602 m. Weitere dominante Grossland- schaften sind das Böhmische Mittel- gebirge, das Böhmische Massiv und die Böhmisch-Mährischen Höhen. Das Böhmische Mittelgebirge wird aus einem von vulkanischen Schichten be- deckten Schollenfeld gebildet. An den Hängen dieses Berglandes breiteten sich wärmeliebende Vegetationsformen aus, zum Beispiel Flaumeichenwälder. Auf den Rendzinen sind Eichen-Hainbuchenwälder verbreitet, die in höheren Lagen stellen- weise in Eichen-Birkenwälder übergehen. Das Böhmische Massiv setzt sich im Wesentlichen aus präkambrischen Ablage- rungen zusammen, auf denen paläozoi- sche Deckschichten lagern. Das im Wes- ten gelegene Erzgebirge wurde sowohl auf der tschechischen als auch auf der deutschen Seite infolge Immissionsein- wirkung aus Braunkohlekraftwerken weit- gehend entwaldet. Im Süden grenzt der Nationalpark Šumava (Böhmerwald) an den deutschen Nationalpark Bayerischer Wald. Das aus kristallinem Gestein bestehende Böhmisch-Mährische Hochland stellt die Wasserscheide zwischen dem Elbe/Moldau- und dem March/Thaya-System dar. Es wird von bewaldeten, bis zu 850 m hohen Kup- pen beherrscht. Die dort ehemals wach- senden Buchenmischwälder wurden bereits im 13. Jahrhundert grossflächig gerodet. Zu den dominierenden Bodentypen gehören Podsole und Braunerden. Relativ weit verbreitet sind Rendzinen und frucht- bare Schwarzerden (auf Löss). Häufig anzu- treffen sind ausserdem Pseudogleye und Aueböden. Das Klima ist aufgrund einer deutlichen Höhengliederung des Reliefs stark hetero- gen. Während die im Regenschatten des Erzgebirges liegenden Westregionen ge- mässigt kühles Klima aufweisen, herrscht in den unteren Lagen Südmährens 1 Institut für Weltforstwirtschaft der Bundesfor- schungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Hamburg. 2 Staatliche Anstalt für Forsteinrichtung, Brandýs nad Labem bei Prag. Abbildung 1: Lage der Tschechischen Republik. AUSLAND CZ D A PL SK CH Waldfläche, 1000 ha 2648 11076 3862 9192 1929 1221 Bewaldungsprozent 34,0 31,0 47,6 29,4 42,2 31,5 Holzvorrat, m 3 /ha (m. R.) 261 278 310 213 261 333 Jahreszuwachs, Mio. m 3 (m. R.) 20,4 89,0 27,3 39,4 12,3 8,2 Privatwald, 1000 ha 418 4,736 2,802 1,493 737 360 Im Vergleich ausgewählter forstwirtschaftlicher Kennzahlen mit denen der Nachbarländer der Tschechischen Republik und der Schweiz weist Tschechien mit 15,8% den geringsten Privatwaldanteil auf, während in Österreich fast drei Viertel der Wälder (72,6%) in Privat- besitz sind. Die Hektarvorräte sind in der Schweiz am höchsten. (Quelle: Bericht über den Zustand des Waldes und der Forstwirtschaft der Tschechischen Republik, Prag 2006) von Stan Cejchan 1 und Richard Slabý 2

1. Teil: Die Wälder - waldwissen.net · Zustand des Waldes und der Forstwirtschaft der Tschechischen Republik, Prag 2006) von Stan Cejchan1 und Richard Slab ý2. 42 WA L D U N D

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Wälder und Forstwirtschaft in der Tschechischen Republik

1. Teil: Die WälderDie Tschechische Republik, seit Mai 2005 Mitglied der Europäi­schen Union, nimmt mit knapp 80 000 km2 im Vergleich zur Schweiz annähernd die doppelte Fläche ein. In Tschechien sind seit dem politischen Umbruch im Jahr 1990 und der Trennung von der Slo­wakei am 1. Januar 1993 grund­legende Veränderungen zu ver­zeichnen, die auch den forstlichen Sektor betreffen.

In der Europäischen Union liegt der An-teil der Forst- und Holzwirtschaft am

durchschnittlichen Bruttosozialprodukt sowie am Beschäftigtenindex mittlerweile bei über 10% und rückt damit immer

mehr ins Blickfeld der Politiker und Volks-wirte. Auch in der Tschechischen Republik zeichnen sich in diesem Bereich interes-sante, viel versprechende Entwicklungs-trends ab.

Das Territorium der Tschechischen Repub-lik grenzt im Süden an Österreich, im Süd- und Nordwesten an Deutschland, im Nordosten an Polen und im Osten an die Slowakei. Die Ost-West-Ausdehnung des Landes beträgt knapp 500 km, die Nord-Süd-Achse misst 280 km. Von den 10,2 Mio. Einwohnern (Stand Juli 2006) sind knapp 97% Tschechen, wobei fast drei Viertel der Bevölkerung (71,2%) auf die Alters-gruppe der 15- bis 64-jährigen entfallen. Zwei Drittel der Bevölkerung leben in den Städten. Zu den grössten Städten Tsche-chiens gehören die Hauptstadt Praha (Prag) mit 1,3 Mio. Einwohnern, Brno (Brünn) mit 400 000, Ostrava (Ostrau) mit ca. 330 000 und Plzen (Pilsen) mit 170 000 Ein-wohnern.

Naturraum und Klima

Der am tiefsten gelegene Landesteil ist mit 115 m NN das Elbe-Becken, die höchste Erhebung die Snežka (Schnee-

koppe) im Krkonoše (Riesengebirge) mit 1602 m. Weitere dominante Grossland-schaften sind das Böhmische Mittel-gebirge, das Böhmische Massiv und die Böhmisch-Mährischen Höhen.

Das Böhmische Mittelgebirge wird aus einem von vulkanischen Schichten be-deckten Schollenfeld gebildet. An den Hängen dieses Berglandes breiteten sich wärmeliebende Vegetationsformen aus, zum Beispiel Flaumeichenwälder. Auf den Rendzinen sind Eichen-Hainbuchenwälder verbreitet, die in höheren Lagen stellen-weise in Eichen-Birkenwälder übergehen.

Das Böhmische Massiv setzt sich im Wesentlichen aus präkambrischen Ablage-rungen zusammen, auf denen paläozoi-sche Deckschichten lagern. Das im Wes-ten gelegene Erzgebirge wurde sowohl auf der tschechischen als auch auf der deutschen Seite infolge Immissionsein-wirkung aus Braunkohlekraftwerken weit-gehend entwaldet. Im Süden grenzt der

Nationalpark Šumava (Böhmerwald) an den deutschen Nationalpark Bayerischer Wald.

Das aus kristallinem Gestein bestehende Böhmisch-Mährische Hochland stellt die Wasserscheide zwischen dem Elbe/Moldau- und dem March/Thaya-System dar. Es wird von bewaldeten, bis zu 850 m hohen Kup-pen beherrscht. Die dort ehemals wach-senden Buchenmischwälder wurden bereits im 13. Jahrhundert grossflächig gerodet.

Zu den dominierenden Bodentypen gehören Podsole und Braunerden. Relativ weit verbreitet sind Rendzinen und frucht-bare Schwarzerden (auf Löss). Häufig anzu-treffen sind ausserdem Pseudogleye und Aueböden.

Das Klima ist aufgrund einer deutlichen Höhengliederung des Reliefs stark hetero-gen. Während die im Regenschatten des Erzgebirges liegenden Westregionen ge-mässigt kühles Klima aufweisen, herrscht in den unteren Lagen Südmährens

1 Institut für Weltforstwirtschaft der Bundesfor-schungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Hamburg.

2 Staatliche Anstalt für Forsteinrichtung, Brandýs nad Labem bei Prag.

Abbildung 1:Lage der

Tschechischen Republik.

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CZ d a Pl sK CH

Waldfläche, 1000 ha 2648 11076 3862 9192 1929 1221

Bewaldungsprozent 34,0 31,0 47,6 29,4 42,2 31,5

Holzvorrat, m3/ha (m. R.) 261 278 310 213 261 333

Jahreszuwachs, Mio. m3 (m. R.) 20,4 89,0 27,3 39,4 12,3 8,2

Privatwald, 1000 ha 418 4,736 2,802 1,493 737 360

Im Vergleich ausgewählter forstwirtschaftlicher Kennzahlen mit denen der Nachbarländer der Tschechischen Republik und der Schweiz weist Tschechien mit 15,8% den geringsten Privatwaldanteil auf, während in Österreich fast drei Viertel der Wälder (72,6%) in Privat-besitz sind. Die Hektarvorräte sind in der Schweiz am höchsten. (Quelle: Bericht über den Zustand des Waldes und der Forstwirtschaft der Tschechischen Republik, Prag 2006)

von Stan Cejchan1 und Richard Slabý2

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warmes, überwiegend trockenes Klima vor. In den Mittelgebirgen überwiegt feuchtkühles raues Klima, die Winter sind hier frost- und schneereich. Im Jahresmit-tel fallen zwischen 500 (Mähren) und mehr als 2000 mm (Riesengebirge) Nie-derschläge. Die mittleren Jahrestempera-turen reichen von knapp über 1°C in den Hochlagen der Mittelgebirge bis etwa 9°C in den Tälern.

Wälder und Waldbesitzer-struktur

Die Waldfläche der Tschechischen Re-publik beträgt 2 647 416 ha (2005). Der Bewaldungsgrad liegt bei 33% – bei stei-gender Tendenz. Staatswälder nehmen 60% (1990: 96%), Kommunalwälder 16%, Waldkooperativen 1% und übrige Privatwälder 24% der Waldfläche ein (Abb. 2). Während 1990 die landwirt-schaftlichen Produktionsgenossenschaften noch 4% der Wälder besassen, gehören den wenigen verbliebenen Genossenschaf-ten heute keine Wälder mehr.

Die vielfältigen Waldgesellschaften des Landes befinden sich zu– 12% in planar-kollinen Lagen (unter-

halb von 350 m NN);– 39% in kollin-submontanen Lagen

(350–600 m NN);– 42% in montanen Lagen (600–900 m

NN);– 7% in hochmontanen bis subalpinen

Lagen (bis ca. 1400 m NN).Mit 53% der Waldfläche dominiert die

Fichte (Picea abies), deren Anteil jedoch rückgängig ist, gefolgt in weitem Abstand von der Kiefer (Pinus sylvestris) mit 17% und der Europäischen Lärche (Larix deci-dua) mit 4%. Die Weisstanne (Abies alba) nimmt nur 1% der Waldfläche ein. Bei den Laubhölzern halten sich Eichen (Quer-cus petraea, Q. robur) und Buche (Fagus sylvatica) mit jeweils 6,5% die Waage (Tab. 1).

In nennenswertem Umfang kommen als Mischbaumarten Bergahorn (Acer pseu-doplatanus), Winterlinde (Tilia cordata), Esche (Fraxinus excelsior) und Birken (Betula pendula, B. pubescens) vor, in den Flussauen wachsen Weiden, Erlen, Eschen, Ulmen und Pappeln.

Das prozentuale Verhältnis der Nadel-baum- zur Laubbaumartenverteilung be-trägt 69 zu 31 – und verhält sich damit reziprok zur potenziell natürlichen Baum-artenverteilung mit 35% (NH) und 65% (LH). Die Erhöhung des Laubwaldanteils gehört zu den vorrangigen Aufgaben der Forstwirtschaft der Tschechischen Repub-lik.

Der Norden und Nordwesten des Landes sind am stärksten bewaldet, die Landkreise Prag und Mittelböhmen weisen die ge-ringste Bewaldung auf (Abb. 3). Auch das Flächenverhältnis von Nadel- zu Laubwäl-dern ist in den einzelnen Landkreisen äus-serst heterogen. Während im Landkreis Brno Nadelwälder und Laubwälder gleichmäs-sig verteilt sind, kommen im Landkreis Jihlava Nadelwälder auf knapp 90% und Laubwälder auf nur 10% der Waldfläche vor (Tab. 2).

Im Wirtschaftswald beträgt der Besto-ckungsgrad 90,3% und im Schutzwald 81,1% des Referenz-Tafelwertes. Das mittlere Bestandesalter hat sich bei den führenden Baumarten während der letz-ten 55 Jahre zum Teil deutlich erhöht (Tab. 3).Abbildung 2: Waldbesitzerstruktur.

Abbildung 3: Waldverbreitung in der Tschechischen Republik.

Baumart 1970 1980 1990 2000 2005

Fichte 1428 1438 1413 1397 1376 Kiefer 492 469 460 453 445 Lärche 57 68 82 97 100 Tanne 53 45 28 23 24 übrige Nadelbaumarten 15 19 22 5 6

Nadelbaumarten 2045 2039 2005 1975 1951

Eiche 140 146 155 164 170 Buche 140 146 155 155 172 Birke 67 65 74 75 74 übrige Laubbaumarten 157 156 153 186 198

Laubbaumarten 504 513 537 580 614

Gesamt – ohne unbestockte Flächen 2549 2552 2542 2555 2565

Tabelle 1: Entwicklung der Anteile führender Baumarten an der Gesamtwaldfläche, in 1000 ha.

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Abbildung 4: Mischwaldaspekt im ostböh-mischen Bergland.

landkreis Nadelwald, laubwald, Bewal- 1000ha % 1000ha % dung, %

Prag [1] 2 34 3 65 9,5 Mittelböhmen [2] 215 72 80 27 27,2 Ceské Budejovice (Budweis) [3] 319 87 45 12 36,7 Plzen (Pilsen) [4] 254 87 35 12 38,8 Karlovy Vary (Karlsbad) [5] 118 84 22 16 42,1 Ústí n. Labem (Aussig a.d. Elbe) [6] 91 58 62 41 29,3 Liberec (Reichenberg) [7] 107 79 28 20 42,7 Hradec Králové (Königgrätz) [8] 111 77 31 22 30,2 Pardubice (Pardubitz) [9] 106 81 23 18 28,9 Jihlava (Iglau) [10] 185 89 20 10 29,8 Brno (Brünn) [11] 96 50 95 49 27,4 Olomouc (Olmütz) [12] 125 71 49 28 34,0 Zlín [13] 89 58 64 41 39,8 Mährisch-Schlesien [14] 139 73 50 26 34,3

Tschechische Republik 1.957 76 607 23 33

Tabelle 2: Verteilung der Nadel- und der Laubwaldfläche nach Landkreisen. [1 … 14] Landkreise siehe Abbildung 3.

Baumart 1950 1970 1980 1990 2000 2005

Fichte 51 54 58 60 61 62 Tanne 63 65 68 72 76 72 Kiefer 60 61 64 65 69 71

Nadelbaumarten 54 56 59 61 63 64

Eiche 52 54 59 62 68 69 Buche 66 67 69 71 73 71 Birke . 32 41 41 44 45

Laubbaumarten 51 48 53 57 62 62

Gesamt 53 54 58 60 63 64

Aufforstungen sind zwischen 2000 und 2005 sowohl bei den Nadelbaumarten als auch den Laubbaumarten zurückgegan-gen (Tab. 4). Im Jahr 2003 wurden mit Hilfe staatlicher Förderung in Höhe von

Tabelle 3: Entwicklung des mittleren Bestandes-alters 1950–2005, Jahre.

Baumarten 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Nadelbaumarten 13910 12533 11730 10974 12339 11658 darunter: Fichte 9479 8211 7941 7333 8495 7910 Tanne 895 801 923 937 1.032 929 Kiefer 2597 2720 2267 2223 2361 2388 Lärche 739 570 417 350 327 268 übrige NH 200 231 182 131 124 163

Laubbaumarten 7957 6576 6390 6190 6703 6660 darunter: Eiche 2428 2033 1780 1910 1965 1935 Buche 3386 2908 3143 3032 3406 3275 Linde 397 286 264 236 237 283 Pappel, Espe 46 47 61 84 50 78 übrige LH 1700 1302 1142 928 1045 1089

Naturverjüngung 3422 2956 3941 2728 3401 3630

Gesamt 25289 22065 22061 19892 22443 21948

Tabelle 4: Aufforstungsleistung nach Baumartengruppen 2000–2005, ha.

40 Mio. Kronen (ca. 14,3 Mio. EUR) im Be-reich des Privatwaldes 700 ha und des Kom-munalwaldes 240 ha aufgeforstet, in den Folgejahren 2004 und 2005 wurde die Aufforstungsförderung noch leicht erhöht.

WaldzustandNach Angaben des UN-Programms ICP

Forests, das sich mit Untersuchungen und Auswertung des Einflusses von Luftschad-stoffen auf Wälder befasst, hat sich der Gesundheitszustand der Nadelwälder gegen Ende der 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts gravierend verschlechtert. Zu den Hauptursachen der Waldschädigung gehören Schwefel- und Kohlendioxid (SO2, CO2), Stickstoffverbindungen (NOx), toxische Stäube und andere Aerosole. Schadens-erhebungen von 1996 ergaben bei der Kiefer einen mittleren Nadel-/Blattverlust von 38% und bei der Fichte von 34%. Seit 1998 stagniert die mittlere Defoliation bei diesen Baumarten bei 30%. Relativ geringe Schäden wiesen im Jahr 2005 die Nadel-waldbestände im Landkreis Olomouc auf, während in den Landkreisen Liberec, Hra-dec Králové und Pardubice die Nadelwäl-der besonders stark geschädigt waren.

Bei den Laubholzbeständen wurde der Kulminationspunkt des Nadel-/Blattver-lustes 1993 erreicht: Bei der Eiche 43%, bei der Buche 23%. Bis 1998 sanken die Zahlen bei der Eiche auf 28% und bei der Buche unter 15% ab, danach stiegen sie erneut leicht an. Seit 2000 ist eine Stagna-tion des Schadenverlaufs zu verzeichnen.

Die Holznutzung infolge abiotischer Kalamitätsursachen wie Windwurf und Windbruch, Schnee- und Eisbruch, Frost, Dürre usw. lagen im Jahr 2005 bei 2,7 Mio. m3, davon entfielen 1,9 Mio. m3 auf Windwurf und Windbruch. Mit 190 000 m3 war dabei der Landkreis Olomouc betroffen.

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Die biotischen Schadfaktoren Insekten-befall, Wildverbiss, Pilzkrankheiten, Wald-brände usw. verursachten 2005 neben hohen direkten Verlusten eine Holznut-zung von knapp 2 Mio. m3 Holz. Beson-ders hohe Schäden durch Insektenbefall wurden in Süd- und Westböhmen sowie in Mährisch-Schlesien registriert.

Die durch Wild verursachten Verbiss- und Schälschäden betrugen im Zeitraum 2003 bis 2005 über 3 Mio. EUR.

In den Jahren 2003 bis 2005 wurden insgesamt 3246 Waldbrände registriert, die eine Fläche von 1800 ha erfassten. Der Gesamtschaden belief sich auf 2,3 Mio. EUR.

Jagdwirtschaft

Im Land gibt es über 5700 Jagdreviere mit einer Gesamtfläche von 6,8 Mio. ha, darunter sind 178 Gehege mit knapp 44 000 ha sowie 267 Fasanerien mit 92 000 ha Fläche. Die Jagd wird von mehr als 200 000 im Böhmisch-Mährischen Jagdverein organisierten Jägern ausge-übt. Die Rot-, Dam- und Muffelwildbe-stände weisen eine steigende Tendenz auf, die Reh- und Schwarzwildbestände, die grossen Schaden verursachen, wer-den intensiv bejagt (Tab. 6). Relativ hohe Abschusszahlen werden auch bei Fasanen und Wildenten erreicht – zusammen im Durchschnitt eine halbe Million Stück pro Jahr.

Abbildung 5: Die «Stelzenfichten» im Urwaldreservat Boubín (Kubany) haben sich einst auf Totholz ange-siedelt.

Wildart 2001 2002 2003 2004 2005

Rotwild 19 366 18 572 18 491 19 531 20 668 Damwild 9 642 8 390 8 647 9 335 10 308 Muffelwild 7 724 6 642 6 265 6 652 7 241 Rehwild 115 832 112 808 118 795 121 000 124 287 Schwarzwild 74 883 82 632 77 955 121 979 100 608

Tabelle 6: Entwick-lung der Wild-abschusszahlen nach Wildarten, Stück.

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