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10 Jahre PhönixPreis München Wirtschaftspreis für Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund

10 Jahre PhönixPreis München · OSB AG, PhönixPreisträger ... schafthen Leistungen öffentlich gewürdigt. Denn lic sie überzeugten auf vielfältige Weise: Sie sind erfolgreich

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10 Jahre PhönixPreis München Wirtschaftspreis für Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund

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S.12 S.18 S.18 S.26

S.32 S.38 S.44 S.50

S.56 S.62 S.68

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10 Jahre PhönixPreis Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . 4

Grußwort des Migrationsbeirates der Landeshauptstadt München . . . . . . . 6

Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK und Dr. Frank Hüpers, Hauptgeschäftsführer der HWK für München und Oberbayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

BuaSiam Thai Massage & Spa, PhönixPreisträgerin 2018 . . . . . . . . . . . . . . 12

Prisco, PhönixPreisträger 2018 und Farnetani GmbH, PhönixPreisträger 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

NPZR – Neuro-Psychiatrisches Zentrum Riem, PhönixPreisträgerin 2017 . . 26

Kunst-Werkstatt, PhönixPreisträgerin 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

QualityMinds GmbH, PhönixPreisträger 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Tanpopo Konditorei Café, PhönixPreisträgerin 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Campanella Elektrotechnik, PhönixPreisträger 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

OSB AG, PhönixPreisträger 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

BBC AG, PhönixPreisträgerin 2011 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Hippokrat GmbH, PhönixPreisträger 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

Bewerbungsinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

Preisträgerinnen und Preisträger 2010 bis 2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

Inhalt

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Der PhönixPreis feiert sein zehnjähriges Bestehen. In diesen zehn Jahren wurden 38 Unternehmer-persönlichkeiten mit Migrationshintergrund von der Landeshauptstadt München für ihre wirt-schaft lichen Leistungen öffentlich gewürdigt. Denn sie überzeugten auf vielfältige Weise: Sie sind erfolgreich am Markt unterwegs, schaffen Arbeits- plätze, bilden junge Menschen aus und enga gie-ren sich kulturell, sozial oder sportlich.

Rund 322 Unternehmen haben sich bisher um den Preis beworben. Hinter den eingereichten Bewerbungen stehen Frauen und Männer aus 33 verschiedenen Nationen. Sie repräsentieren traditionsreiche Familienunternehmen ebenso wie technologieorientierte Start-ups, innovative Handwerksbetriebe ebenso wie international operierende Dienstleistungsunternehmen. Viele sind selbstständig und in freien Berufen tätig. Sie alle sind Teil der lebendigen Vielfalt eines erfolgreichen Mittelstandes in Deutschland.

Der Name des Preises nimmt die antike Mytho-logie des Vogels „Phönix“ auf. Diese Symbolik für das Entstehen von Neuem weist auf die außergewöhnlichen Geschichten hin, die Migran-tenunternehmen erzählen. Diese stehen selten im Rampenlicht, gehören aber mit zu den erfolg-reichen Machern der Münchner Wirtschaft.

Metropolen wie München sind durch ihre kultu-relle Vielfalt charakterisiert. In München leben derzeit Menschen aus mehr als 180 Ländern. Ein Drittel der Stadtbevölkerung hat ausländische Wurzeln, 25 Prozent haben eine ausländische Staatsbürgerschaft. In dieser Vielfalt liegen Stärken sowie Herausforderungen für moderne Stadtgesellschaften. Die Landeshauptstadt München stellt sich diesen Herausforderungen, indem sie den interkulturellen Reichtum sowie den Prozess der Internationalisierung gezielt fördert und unterstützt.

10 Jahre PhönixPreisClemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft

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Migrantinnen und Migranten sind ein wichtiger Bestandteil der Stadtökonomie. Mehr noch: Die kulturelle und ökonomische Vielfalt von Städten gilt als positiver Standortfaktor. Neben dem ökono-mischen Nutzen, den Migrantenunternehmen zu einer prosperierenden Stadtentwicklung beitragen, stellen sie einen wichtigen Integrationsfaktor für eine solidarische und offene Stadtgesellschaft dar. Für die Landeshauptstadt München ist die Integra-tion von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrations-hintergrund eine zentrale Aufgabe. Ziel ist es, eine gleichberechtigte Teilhabe am urbanen Leben, den Sozial-, Wirtschafts- und Arbeitsmarkt-, Kultur- sowie Bildungsstrukturen zu ermöglichen.

So geht die Wirkung des PhönixPreises weit über den geehrten Personenkreis hinaus. Der Preis ist auch Werbung für die ausgezeichneten Unterneh-men. Er hilft, den Bekanntheitsgrad zu steigern und zeigt, dass die Unternehmerinnen und Unter-nehmer ihren Platz in der Mitte der Stadtgesell-

schaft gefunden haben. Sie haben es geschafft und dienen anderen Unternehmen als Vorbild.

Diese Jubiläumsbroschüre stellt Ihnen zehn Preis-trägerinnen und Preisträger der vergangenen zehn Jahre vor, die facettenreich und vielschichtig ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit uns teilen. In ihren Beiträgen bestätigen die beiden Haupt-geschäftsführer der Wirtschaftskammern die Bedeutung des migrantischen Unternehmertums für München.

Ganz besonderer Dank gilt dem Migrations beirat, der mit uns zusammen den PhönixPreis quasi aus der „Asche“ gehoben hat, sodass etwas Neues und Großartiges in München entstehen konnte.

Clemens Baumgärtner Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München

Clemens Baumgärnter

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Sehr geehrte Damen und Herren,

im Namen des gesamten Migrationsbeirats spre-chen wir unseren Dank und unsere Anerkennung zum zehnjährigen Bestehen des PhönixPreises aus. Mit dem PhönixPreis sendet die Landes-hauptstadt München ein beeindruckendes Signal an seine ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie an all die Menschen, die nach München migriert sind und dort ihre Heimat gefunden haben.

Als Migrationsbeirat der Stadt vertreten wir deren Interessen und Anliegen. Wir haben die Aufgabe, den ehrenamtlichen Stadtrat und die hauptamt-liche Verwaltung der Landeshauptstadt München in allen Fragen zu beraten, die die ausländische Bevölkerung in München, das Zusammenleben mit Deutschen sowie die Integration und Migra-tion betreffen. Wir wirken im Rahmen der recht-lichen Möglichkeiten auf die kommunalpolitische

Willensbildung durch Anträge, Anfragen, Anre-gungen, Empfehlungen und Stellungnahmen ein. Unser Ziel ist, die gleichberechtigte politische, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Partizipation der ausländischen Bevölkerung zu fördern.

Aus unserer langjährigen Arbeit wissen wir, dass die erfolgreiche Integration in eine Kommune ohne die aktive Einbindung und Mitwirkung von Menschen, die selbst Migrationsgeschichte haben, nicht möglich ist. Aus diesem Grund hat der Migrationsbeirat in den letzten Jahren die Zusammenarbeit mit den Referaten der Stadt Stück für Stück intensiviert. Die Zusammen-arbeit mit dem Referat für Arbeit und Wirtschaft ist dabei äußerst ertragreich verlaufen. Unser erstes wichtiges gemeinsames Projekt wurde der

Grußwort des Migrationsbeirates der Landeshauptstadt München

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PhönixPreis, mit dem wir erfolgreiche Unterneh-merinnen und Unternehmer mit migrantischen Wurzeln ehren. Darunter sind alteingesessene italienische Großhändler genauso zu finden, wie jüngere IT-Unternehmer aus Polen.

Dabei kommuniziert der PhönixPreis zwei wich-tige Botschaften: In München kann es jede und jeder mit einem eigenen erfolgreichen Unter-nehmen zu etwas bringen. Trotz Sprachbarrieren, kultureller Unterschiede und anderer Schwierig-keiten. Damit leisten solche Unternehmen einen nachhaltig prägenden Beitrag zu einem positiven Image der in München lebenden Menschen mit Migrationshintergrund.

Insgesamt befinden wir uns auf einem sehr positiven Weg. Das zeigen nicht zuletzt die vielen Geschichten, die der PhönixPreis erzählt. Dies

ist ein Ansporn, weiter mit aller Kraft an einem harmonischen, gemeinsamen Zusammenleben in unserer schönen bayerischen Landeshauptstadt zu arbeiten!

Migrationsbeirat der Landeshauptstadt München

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Migrantenunternehmen vereinen das Beste aus zwei Welten

Die Stadt München weist Studien  zufolge die höchste Dichte an Migran ten unternehmen auf. Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäfts-führer der IHK für München und Oberbayern und Dr. Frank Hüpers, Hauptgeschäftsführer der Hand-werks kam mer für München und Oberbayern, erklären im Gespräch, warum die Isarmetropole als Anzie-hungspunkt für Gründungswillige und Unternehmen aus aller Welt gilt.

Interview mit Dr. Manfred Gößl, Haupt-geschäftsführer der IHK für München und Oberbayern und Dr. Frank Hüpers, Hauptgeschäftsführer der Handwerks- kammer für München und Oberbayern

Referat für Arbeit und Wirtschaft: Herr Dr. Gößl, Herr Dr. Hüpers, welche gesell-schaftliche und wirtschaftliche Bedeutung haben Migrantenunternehmen?

Dr. Manfred Gößl: Migrantenunternehmen stellen einen wichtigen Innovationsmotor für die Wirtschaft dar und werden immer wichtiger. Mittlerweile haben bei 15 Prozent unserer IHK-Mitglieder die jeweiligen Inhaberinnen bzw. Inhaber oder Geschäftsführerinnen bzw. Geschäftsführer keine deutsche Nationalität. Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migra-tionshintergrund bringen spezielle Kenntnisse und Erfahrungen aus ihren Ursprungsländern mit, die dabei helfen, Märkte leichter zu er- schließen. Sie sind mit ihren erfolgreichen Betriebsgründungen auch Community-Vorbild und schaffen Arbeitsplätze.

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Dr. Frank Hüpers: Ich finde vor allem die Diversität positiv; dass Gründer mit Migrations-hintergrund in ihrer Geschäftsidee oft das Beste aus zwei Welten bzw. Kulturen vereinen. So bringen diese Gründer auch neue Technologien und Know-how mit nach München. In einem

„fremden Land“ wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist ja geradezu „Best Practice“ in puncto Inte gra-tion. Mit der eigenen Arbeit fester Bestandteil im wirtschaftlichen Gefüge einer Stadt zu werden heißt, auch persönlich angekommen zu sein. Und das wiederum tut der Gesellschaft gut.

Welches sind die Haupthindernisse, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund bei der Existenzgründung konfrontiert werden?

Gößl: Wie bei allen Gründungen ist eine sorgfäl-tige Vorbereitung für den Erfolg wichtig. Unter-stützung und Weiterbildung im kaufmännischen Bereich sind hier ausschlaggebend. Menschen mit Migrationshintergrund berichten auch von bürokratischen Hürden und langen Verfahrens-dauern im Zusammenhang mit Aufenthalts-genehmigungen und der ausländerrechtlichen Erlaubnis zur selbstständigen Beschäftigung.

Hüpers: Bei Gründern mit Migrationshintergrund, die noch nicht lange in Deutschland leben, sind in erster Linie sprachliche Barrieren zu nennen. Auch wenn die Region um München generell sehr international und weltoffen ist, sind in fast allen Branchen gute Deutschkenntnisse erforder-lich, um auf dem Markt erfolgreich zu sein.

Dr. Manfred Gößl Dr. Frank Hüpers

Die Unternehmerinnen und Unter-nehmer mit Migrationshintergrund bringen spezielle Kenntnisse und Erfahrungen aus ihren Ursprungs-ländern mit, die dabei helfen, Märkte leichter zu erschließen. Sie sind mit ihren erfolgreichen Betriebsgründ un-gen auch Community-Vorbild und schaffen Arbeitsplätze. — Dr. Gößl

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Welche Unterstützung benötigen migrantische Gründerinnen und bestehende Unternehmen?

Gößl: Am häufigsten werden die IHK-Grün-dungsberater bei Fragen zur Erstellung von Businessplänen und zu Instrumenten wie der Preiskalkulation zu Rate gezogen. Dies gilt aber genauso auch für deutsche Gründer. Weitere Schwerpunkte der Beratung liegen im Gewerberecht, der Rechtsform, Finanzen und Förderungen. Zunehmend werden Beratungen und Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen, insbesondere in Englisch, nachgefragt.

Hüpers: Als einheitlicher Ansprechpartner hel fen die Kammern gründungswilligen Migran-tinnen und Migranten, den Überblick auf dem Weg durch den Gesetzes-Dschungel zu behalten. In der betriebswirtschaftlichen Beratung gilt

folgender Grundsatz: Es wird jeder gleich gut beraten, egal ob mit oder ohne Migrations-hintergrund. So helfen wir z. B. bei der Erstellung des Businessplans, beraten zur Altersvorsorge und Sozialversicherung im Allgemeinen.

Inwieweit sind Ihre Angebote auf die Bedürfnisse der Gründungswilligen mit Migrationshintergrund und Migrantenunternehmen abgestimmt?

Gößl: Wir als IHK haben langjährige Erfahrungen mit Gründungswilligen mit Migrationshinter-grund. Einmalig in Deutschland ist das Münchner Existenz gründungs-Büro (MEB), das in Koopera-tion mit der Stadt München ein breites Angebot an Informationsmaterialien, wöchentlichen Info -veranstaltungen, Seminaren und Einzel bera tun gen in Deutsch und Englisch bietet.

In einem „fremden Land“ wirtschaft-lich erfolgreich zu sein, ist ja geradezu

„Best Practice“ in puncto Integration. Mit der eigenen Arbeit fester Be stand teil im wirtschaftlichen Gefüge einer Stadt zu werden heißt, auch persönlich angekommen zu sein. Und das wiederum tut der Gesell-schaft gut. — Dr. Hüpers

Einmalig in Deutschland ist das Münchner Existenzgründungs- Büro (MEB), das in Kooperation mit der Stadt München ein breites Angebot an Informationsmaterialien, wöchentlichen Infoveranstaltungen, Seminaren und Einzelberatungen in Deutsch und Englisch bietet. — Dr. Gößl

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Hüpers: Unsere Angebote reichen von der so genannten „Gründeragentur“ über die Anerkennung ausländischer Qualifikationen und Ausnahmebewilligungen bis hin zu betriebs-wirtschaftlichen Förderungsmaßnahmen. Neben Sprachkenntnissen, auch im Hinblick auf ent - sprechendes Fachvokabular, sind Weiterbildungs-angebote im Handwerk das A und O. Außerdem versuchen wir, Talente für unseren Wirtschafts-bereich zu gewinnen, indem wir z. B. geflüchtete Jugendliche bis zur Ausbildungsreife begleiten.

Die Landeshauptstadt München verleiht seit zehn Jahren den PhönixPreis mit Unterstützung der IHK und der HWK. Wie hat sich das Bild der Migrantenunternehmen in den letzten zehn Jahren in Ihrer Wahrnehmung verändert?

Gößl: Migrantengründungen sind nicht mehr auf die klassischen Branchen Handel und Gas - tronomie beschränkt. Immer häufiger werden Unternehmen auch im Start-Up- oder Dienst-leistungsbereich gegründet. Der Anteil digitaler Gründungen ist bei Migranten überdurchschnitt-lich gestiegen. Ein Drittel der Migranten bundes-weit gibt an, dass ihr Angebot nur mithilfe digi-taler Technologien nutzbar sei. Die Vielfalt der Münchner Gesellschaft spiegelt sich auch in der großen Bandbreite der Münchner Unternehmen mit Migrationshintergrund wider. Der Münchner PhönixPreis hat sich seit zehn Jahren als wichtigs-ter Wirtschaftspreis für Migrantenunternehmen etabliert. Als IHK werden wir weiterhin unseren aktiven Beitrag zur Fortsetzung dieser erfolg-reichen Initiative der Landeshauptstadt leisten.

Hüpers: Migrantinnen und Migranten sind im Handwerk schon seit jeher zu Hause. Der massive Fachkräftemangel und die große Nachfrage nach Handwerksdienstleistungen wären ohne diese Kolleginnen und Kollegen gar nicht mehr zu bewältigen. Gerade in einer globalisierten Welt ist ein Migrationshintergrund mehr Chance als Hemmnis. Der Phönix Preis hat dabei eine stark motivierende Wirkung: Er zeichnet Unternehmerinnen und Unternehmer aus, die sich getraut haben, ihre neue Heimat München mit ihrer Geschäftsidee zu berei-chern. So konnten sie erfolgreich Fuß fassen und sind nicht zuletzt durch die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen ein wichtiger Bestandteil der Münchner Wirtschaftsland-schaft geworden. Mehr Integration geht nicht.

Migrantinnen und Migranten sind im Handwerk schon seit jeher zu Hause. Der massive Fachkräftemangel und die große Nachfrage nach Hand-werksdienstleistungen wären ohne diese Kolleginnen und Kollegen gar nicht mehr zu bewältigen. Gerade in einer globalisierten Welt ist ein Migrationshintergrund heute mehr Chance als Hemmnis. — Dr. Hüpers

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Thailand berührt MünchenWer von Hektik, beruflichem Stress,  Daueranspannung, familiären Belastungen, ständiger Reiz- und Informationsüberflutung geplagt ist, rät Ornpreeya Hoffmann zu einer Behandlung mit der Thai- Massage.

„Die wohltuenden asiatischen Massage-Techniken bringen Körper, Geist und Seele wieder in Einklang“, verspricht die Gründerin und Ge-schäftsführerin. In neun Studios in München verbindet sie traditionelle Massagetechniken und modernes Spa-Ambiente.

Phönix Preisträger 2018

BuaSiamTai-Massage & Spa

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Ein goldglänzender Buddha, sanfte Musik und duftende Kräuter empfangen Besucher im Studio von Bua Siam Thai-Massage & Spa in der Herzog-straße. Ornpreeya Hoffmann hat ein Stück von ihrer Heimat Thailand nach München gebracht. Sie betreibt insgesamt neun Dependancen in Schwabing, Pasing, Haidhausen, am Rotkreuz-platz, in der Stadtmitte und an der Schwanthaler-höhe. „In Thailand hat die Zahl neun eine ganz be-

sondere Bedeutung. Sie steht für viele Thais einfach nur für Glück, Glück haben, Glück widerfahren“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Die Thailänderin hat auch bei der Einrichtung ihrer Studios nichts dem Zufall überlassen. Original thailändische Möbel von hoher Qualität zieren ihre Massagestudios ebenso wie asiatische Zeichnun gen an den Wänden und un-zäh lige asiatische Lampen an der Decke. „Viele kleine

Handwerksbetriebe in Thailand wurden beauf-tragt, passende Möbel anzufertigen“, erzählt sie. „So leiste ich einen kleinen Beitrag für die thailändische Wirtschaft“, so Hoffmann.

Die Thai-Massage erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Thai-Massagetherapeuten gehören zu den am schnellsten wachsenden „Export-artikeln“ Thailands. Vielerorts in Deutschland eröffnen Thailänderinnen neue Studios. Ihre Zahl liegt bundesweit bei mehreren Tausend. Die Thai-Massage erlebt auch in München einen Boom: Auf muenchen.de, dem offiziel-len Portal für die Landeshauptstadt München,

sind mehr als 100 Massage-Salons in der baye-rischen Metropole registriert.

Ornpreeya Hoffmann eröffnete ihr erstes Studio 2008. Für sie waren anfänglich die sprachlichen Hindernisse und die kulturellen Unterschiede recht groß und machten es ihr nicht leicht, ein Geschäft zu führen. Sie ist sich sicher, dass die Entscheidung damals richtig war. „Offen gestanden, würde ich heute genauso vorgehen“, sagt sie. Natürlich mache man im Laufe der Jahre Erfahrungen, welche einem helfen, schwie-rige Situationen schneller zu bewältigen.

Ornpreeya Hoffmann ist 2003 ihrem Mann nach München gefolgt und eröffnete 2008 ihr erstes Studio. Inzwischen betreibt die Geschäftsführerin und Gründerin neun Thai-Mas-sage Studios. Ihre Studios ge-hören zu einer Gruppe von nur 14 in Deutschland, die durch das thailändische Gesundheits -ministerium für einen hohen Qualitätsstandard ausgezeich-net wurden. Ein weiteres Zeichen der Bemühung um höchste Qualität ist ihre Mitgliedschaft in der Thai Spa Vereinigung Deutschland e.V.

Ornpreeya Hoffmann

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Ornpreeya Hoffmann

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„Massage ist nicht gleich Massage“, darauf legt Ornpreeya Hoffmann Wert. Bei der Thai-Mas-sage gehe es nicht bloß ums Massieren. Sie sei eine Geisteshaltung, eine uralte Philoso-phie, die aus dem Buddhismus stammt. Die Massagetechnik wirkt gesundheitsfördernd und angenehm auf Körper und Psyche, da gestörte und blockierte Körperenergien wieder zum Fließen gebracht werden. Sie kann schmerzhafte Blockaden aufheben, die durch Anspannung oder Stress entstanden sind. Disharmonische Körperabläufe, beispielsweise an Gelenken, Nerven oder Blutbahnen, werden positiv beeinflusst, da Nerven, Blut und Lymph-zirkulation stimuliert und reaktiviert werden.

Tatsächlich gibt es bei der Qualität große Un ter-schiede. „Kunden sollten durchaus fragen, welche Ausbildung die Masseurin gemacht macht, wann und wo“, empfiehlt Detlef Hoff-mann, Ehemann und Geschäftspartner. Seine Frau zum Beispiel habe bei renommierten Massageschulen in Thailand verschiedene Aus- und Weiterbildungen absolviert. Ornpreeya Hoffmann hat unter anderem in der bekannten Thai-Massage Schule Shivagakomarpaj in Chiang Mai gelernt. Und dass die Thai-Massage wirk-lich eine seriöse Entspannung ist, das zeigen die vielen Zertifikate, die sie erworben hat. Abgesehen vom deutschen Gewerbeschein hat Ornpreeya Hoffmann Zertifizierungen von den thailändischen Ministerien für Gesundheit und Wirtschaft erhalten. Damit wird sichergestellt, dass der Massage-Service in ihren Studios dem hohen thailändischen Standard entspricht.

Wohlbefinden wird bei Bua Siam groß-geschrieben. Dafür sollen die Therapeutin-nen im Bua Siam sor-gen. „Fast alle unsere Mitarbeiterinnen stam men aus Thailand und haben eine fundierte Ausbildung in der traditionellen Thai-Massage“, versichert Ornpreeya Hoffmann. Nach der Ein-stellung werden sie eine Zeit lang geschult, um das integrierte Massage- und Kundenservice- System von Bua Siam zu erlernen. „Wir brauchen höfliche und professionelle Therapeutinnen. Wenn sie nicht in der Lage sind, unserer Unter-nehmenskultur zu entsprechen, arbeiten wir nicht mit ihnen zusammen“, erklärt sie.

Tagtäglich erhalten die Hoffmanns für ihren Ser-vice Anerkennung von Kunden. Die Auszeichnung mit dem PhönixPreis kam ein wenig spät, aber sie kam. „Es war an der Zeit, dass meine Arbeit sowie die Leistungen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bua Siam von Politik und Verwal-tung wahrgenommen werden. Schließlich erwirt-schaften wir inzwischen beträchtliche Zahlungen an Sozialabgaben und Steuern“, meint sie.

Nach zehnjährigem Erfolg und einem beachtlichen Jahresumsatz ist das deutsch-thailändische Paar zuversichtlich, dass ihr Unternehmen weiter gesund wachsen wird. „Wir haben eine Marken-identität geschaffen“, stellt Ornpreeya Hoffmann fest. „Natürlich müssen wir kreativ bleiben. Ich reise oft, um neue Ideen zu finden und unseren Service zu verbessern, damit unsere Kunden zufriedengestellt werden können.“

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Phönix Preisträger 2018

Prisco Exclusive Textilien

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Meister des guten GeschmacksRoberto Farnetani und Arturo Prisco sind in Sachen italienischer Genuss und Stoffe gefragte An-sprechpartner. „Essen, Trinken und Kleidung sind Indizien unserer Kultur, unserer Stimmung und unserer Persönlichkeit. Sie sind Spiegelbild gesellschaftlicher Sitten und Vor-lieben, sagen die beiden Italiener.“

Phönix Preisträger 2017

Farnetani GmbH

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Referat für Arbeit und Wirtschaft: Herr Farnetani, Herr Prisco, Sie beide haben München auf verschiedene Weise bereichert, dafür wurden Sie von der Stadt mit dem PhönixPreis gewür-digt. Welchen Effekt hatte die Auszeichnung?

Roberto Farnetani: Ehre und Wertschätzung. Der PhönixPreis ist persönlich für mich eine Anerkennung für die geleistete Arbeit der letzten 40 Jahre. Er belohnt unser Engagement und ist ein Beleg dafür, dass wir mit unserer Arbeit richtig liegen. Die Auszeichnung macht die Vielfalt in der Münchener Wirtschaft sichtbar und trägt zum Abbau von Stereotypen bei. Für das Unternehmen liefert der PhönixPreis Anregung, Anerkennung und Ansporn.

Arturo Prisco: Der Preis erfüllt mich mit Stolz. Diesem Land verdanke ich viel. Es lehrt mich, Vorurteile abzubauen. Die Auszeichnung hat

mich erneut zum Nachdenken gebracht, dass der Umgang mit anderen Kulturen uns nur mit neuen Erfahrungen und Visionen bereichern kann, uns bewusst macht, was wir sind und was wir wert sind. In München wird durch den PhönixPreis Menschen mit Migrationsgeschichte viel Respekt entgegen-gebracht. Darauf kann München stolz sein.

Was hat Sie damals dazu bewogen nach München zu kommen?

Farnetani: Ich wollte eigentlich nur übergangs-weise in München bleiben. Mein Bruder, der damals in München lebte und eine kleine Pizzeria führte, hatte einen schweren Autounfall und brauchte Hilfe in seinem Lokal. Ich arbeitete bei ihm zuerst als Kellner. Als dann mein Bruder wegen eines weiteren Unglücksfalls in der Fami-lie das Lokal aufgegeben hat, kam ich auf die

Roberto Farnetani (links) und Arturo Prisco (rechts)

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Idee, mich selbstständig zu machen. Ich habe im September 1982 als einer der ersten Italiener im Lebensmittelbereich angefangen. Anfangs hatte ich nur ein einziges Produkt: einen Chianti – ich stamme aus der Gegend. Dann kam ein bisschen Parmesan dazu und dann immer mehr. Allmählich begriff ich, dass mich die Einseitigkeit stört und nachteilig ist. Schritt für Schritt nahm ich neue Produkte in mein Sortiment auf und heute haben wir mehr als viertausend Produkte.

Prisco: Ich kam primär der Liebe wegen 1964 nach München. Schon als ich die Stadt zum ersten Mal sah, habe ich mich in sie verliebt. Viel-leicht weil es die Stadt meiner Frau war, vielleicht weil ich während des Oktoberfestes ankam. Aber ich wusste schon damals, dass ich irgendwann

hier leben und arbeiten werde. Das Schicksal war dann auf meiner Seite. Zuerst hat mir eine italie-nische Möbelfabrik eine Stelle auf Provisions-basis angeboten und ich brach nach Deutschland auf. Dann hat mir die Firma angeboten, mich fest anzustellen; das wollte ich aber nicht und ich kehrte zurück. Eines Tages schlug mir der Besitzer einer Weberei in Italien vor, alleiniger Vertreter für ganz Deutschland zu werden. Ich habe das Angebot angenommen. Im Gegensatz zu Roberto, der in der Lebensmittelbranche zu Hause war, hatten wir, weder meine Frau noch ich, keinen blassen Schimmer von Stoffen.

Wie ist Ihr Start als Selbstständige verlaufen?

Farnetani: Die Idee einer Selbstständigkeit ist das eine, die Finanzierung ist das andere. Um einen Kredit zu bekommen, war ich für eine Weinkellerei ein zu junger, unbekannter Geschäftsmann. Glücklicherweise hatte meine Familie gute Freunde. Einer von ihnen war ein großer Holzhändler. Dank seiner Kontakte bekam ich vom Freistaat Bayern ein Förder-darlehen für Jungunternehmer in Höhe von 20.000 Mark. Davon bezahlte ich die erste Weinladung und begann mein Geschäft. Als Lagerraum für meine Ware dienten mir zunächst einmal zwei Tiefgaragenplätze. Ich begann mit meinem Auto herumzufahren und den Wein italienischen Gastwirten anzubieten. Ich war immer ansprechbar – man konnte mich sonntags, abends und frühmorgens anrufen. Bevor ich eine Familie hatte, half ich auch aus, wenn in der Sommersaison eine Hilfskraft gebraucht wurde. Auf diese Weise habe ich nicht nur Kunden gewonnen, sondern auch Freunde.

Nach einer Hotellehre kam der Italiener Roberto Farnetani nach München, nachdem sein Bruder ihn um Hilfe im Res-taurant gebeten hatte. 1982 machte sich Roberto Farnetani als Weinhändler selbstständig. Zunächst nur mit Chianti-Wei-nen. Heute hat der Gründer Farnetani mehr als 4.800 ver-schiedene italienische Produk-te im Angebot und betreibt ein großes Lager sowie einen Supermarkt.

Roberto Farnetani

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Roberto Farnetani

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Prisco: Die Arbeit als Vertreter hat mir den Weg in die Selbstständigkeit geebnet. Meine Frau und ich haben damals beschlossen, einen Ausstellungsraum in einer der berühmtesten Straßen von München zu eröffnen. Ein Treff-punkt für Italiener und Deutsche. Wir dachten, dass es viel effektiver sei, Techniker, Designer und Eigentümer italienischer Fabriken sowie Designer, Eigentümer und Manager deutscher Fabriken unter einem Dach zusammenzu-bringen, als einen Unternehmensvertreter pro Unternehmen zu entsenden. Die Idee war, eine Kommunikationsplattform zu schaffen, die das italienische Handwerk und die deutsche Nachfrage direkt in Kontakt bringt. Viele hielten uns für verrückt. Was als kleine Privatmesse begann, wurde am Prinzregentenplatz 23 schnell zu einem Schlüsselereignis für die Branche. Ich glaube, dass unsere Stärke nur darin bestand, mit Menschen zu sprechen, ihre Bedürfnisse zu verstehen und etwas Nützliches zu realisie-ren; Kommunikation ist das Zauberwort.

Was macht die italienische Küche bzw. die italienische Mode so besonders?

Farnetani: Die italienische Philosophie des Kochens. Sie macht es einfach, ein schönes, schmackhaftes Gericht für eine ganze Familie zuzubereiten, ohne über große kulinarische Erfahrungen zu verfügen. Dieser Aspekt des Kochens spiegelt die italienische Kultur wider. In vielen Regionen Italiens ist der zentrale Verbindungspunkt für große Familien ein frisch zubereitetes Essen zu Hause. Hobbyköche

verlassen sich im Gegensatz zu Restaurant-köchen auf eine Reihe grundlegender kulina-rischer Fertigkeiten und Verfahren. Das setzt sich in der heutigen italienischen Küche in den führenden Restaurants der Welt fort.

Prisco: Mit der italienischen Mode ist es im Grunde wie mit dem italienischen Essen. Es ist sehr gut! Und im Grunde auch sehr einfach. Made in Italy: Das ist eine ganze Welt aus Produzenten, Designern, Textil-herstellern und Handwerkern, deren Hände die traumhaften Klamotten und Accessoires zum Leben erwecken. Es ist ein Erlebnis zu sehen, wie anhand einer Skizze ein tolles Kleid entsteht, wie ein Paar Luxusschuhe und eine maßgeschneiderte Jacke von Hand gefertigt werden. Made in Italy wird durch Geschichte, Tradition, Talent, Technologie und Fachwissen hergestellt. Dies sind die Zutaten des Rezepts, das Made in Italy einzigartig macht.

Der Italiener Arturo Prisco ist Stoffhändler und kam 1980 nach München. Er erwarb in der Prinzregentenstraße ein Jugendstilhaus und machte es zum Treffpunkt für italienische Stoffhersteller und deutsche Modelabels. Seit 1981 veran-staltet Prisco zweimal im Jahr einen Stoff-Order-Event, die Idea Prisco. Alle Großen der Modebranche sind dort ein- und ausgegangen: Jil Sander, Hugo Boss, Wolfgang Joop und viele mehr.

Arturo Prisco

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Phönix Preisträger 2017

NPZRNeuro-Psychiatrisches Zentrum Riem

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Krankheit ist nicht gleich KrankheitDr. Elif Cindik-Herbrüggen ist Fach ärztin für Psychia trie, Psycho- therapeutin und Ge sund heits-wissenschaftlerin. Sie forscht seit mehreren Jahren zu den Themen Migration, Integration und Zuge-hörigkeitskonflikte. Um den steigen-den Bedarf nach kultursensibler Therapie gerecht zu werden, hält die Münchnerin mit türkischen Wurzeln eine kulturelle Öffnung und Qualifizierung des Gesund-heitspersonals für unumgänglich.

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Referat für Arbeit und Wirtschaft: Frau Dr. Cindik-Herbrüggen, wie multikulturell ist unsere Gesellschaft?

Dr. Elif Cindik-Herbrüggen: In Deutschland hat knapp jede vierte Person einen Migrations-hintergrund. Migrantinnen und Migranten sind heute zu einem tragenden wirtschaftlichen Element geworden. Dadurch ist die Gesellschaft vielschichtiger und komplexer. Insbesondere in Großstädten muss jeder Einzelne viel mehr Andersartigkeit und Ambivalenz aushalten. Unsere Gesellschaft ist zunehmend individua-lisiert, die Verwirklichung der eigenen Lebens-entwürfe ist viel wichtiger geworden. Trotz zunehmender Aufenthaltsdauer und verbes-serten Sprachkenntnissen entstehen zwischen Zuwanderern und Einheimischen weiterhin zu wenig intensive Beziehungen. Neben dem klassischen Generationskonflikt erleben z. B. junge Migrantinnen und Migranten der zweiten Generation Loyalitätskonflikte zwischen den Wertvorstellungen der Eltern und damit Zugehörigkeitskrisen.

Welche Belastungen bringt diese gesellschaftliche Entwicklung im Alltag?

Cindik-Herbrüggen: Rassismus und Diskrimi-nie rung im Alltag z. B. durch eine mangelnde Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt und fehlen- de Chancengleichheit bei der Suche nach Arbeit oder einer Wohnung führen zu eine r ungenügen-den Zukunftsausrichtung im Einwanderungsland. Nur vier von 19,3 Millionen Migrantinnen und Migranten haben keine eigene Migrationserfah-rung. Wenn z. B. ein Statusverlust nach Zuwande-rung passiert, indem Zeugnisse aus der Heimat

Dr. Elif Cindik-Herbrüggen

Die türkischstämmige Fach-ärztin hat u.a. an der Harvard Universität studiert und in den USA erlebt, wie man mit der Vielfalt an Patienten aus unter-schiedlichen Ländern besser umgehen kann. Aus dieser Erfahrung heraus gründete Dr. Elif Cindik-Herbrüggen 2010 das NPZR, in dem viele Sprachen gesprochen wer-den. Auf 500 Quadratmetern arbeiten Neurologen, Psychia-ter und Psychotherapeuten so-wie Fachkrankenschwestern, Arzthelferinnen, Azubis und eine Sozialarbeiterin.

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nicht anerkannt werden, ist die Ausrichtung am Herkunftsland und die Auf rechterhaltung einer Rückkehrillusion viel wahr scheinlicher. Aus Angst, die eigene kulturelle Identität zu verlieren und zu assimilieren, wird segregierendes Verhalten an den Tag gelegt. Bei guter Schulbildung und höherer beruflicher Stellung und entsprechendem Einkom-men bestehen weniger Segregationstendenzen.

Warum ist dieses Wissen im Gesund heitssystem so wichtig?

Cindik-Herbrüggen: Eine Diagnose erfolgt durch eine gründliche Anamnese der Lebens-bedingungen und Erwartungen der Patienten an ihre Behandler. Eine effiziente Behandlung kann

nur erfolgen, wenn die Kommunikation zwischen dem Betreuer und dem Patienten ausreichend gut funktioniert. Bei der Behandlung von Mi gran-tinnen und Migranten sind soziokulturelle Ein fluss-faktoren wichtig. Diese heterogene Patienten-gruppe stellt das noch weitgehend monokulturell orientierte deutsche Gesundheitssystem vor Herausforderungen. Bei der Diagnosestellung von Migrantinnen und Migranten müssen migrationsspezifische Einflussfaktoren wie zum Beispiel der Einwanderungsmodus und Aufenthaltsstatus, der Grad der Integration, die Sprachkompetenz, die Herkunftsregion und Religion der Patientinnen und Patienten berück-sichtigt werden. Migrantinnen und Migran-ten, die nach der Zuwanderung nach Deutsch-land einen Statusverlust erlitten haben, sind

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gesundheitlich deutlich schlechter gestellt. Um die kulturbedingten Faktoren der Behandlung besser zu kennen, bedarf es eines detaillier-teren Wissens über die einzelnen Ethnien.

Ist unser Gesundheitssystem auf  diese Situation vorbereitet?

Cindik-Herbrüggen: Bisher ist das Gesund-heitssystem immer noch mehrheitlich mono-kulturell und nicht ausreichend auf diese Klientel ausgerichtet. Gutes Fachpersonal, welches nicht nur sprachkompetent, sondern auch kultursen-sibel arbeitet, ist kaum vorhanden. Die wenigen muttersprachlichen Fachkräfte in Kliniken  wurden meist ohne ein migrationsspezifisches Konzept eingestellt. Die Serviceleistungen psychiatrischer Einrichtungen sind immer noch an der einhei mi-schen Klientel orientiert, was zu einer Ungleich heit bei der Inanspruchnahme führt.

Welche Gemeinsamkeiten haben Menschen mit psychischen Erkrankungen?

Cindik-Herbrüggen: In Abhängigkeit von der kulturellen Herkunft äußern Menschen psychische Erkrankungen unterschiedlich. In der westlichen Sicht ist die Diagnostik organ-bezogen. Migranten schildern ihre Symptomatik häufig als Ganzkörperschmerz und psychische Zusammenhänge in Form somatischer Empfin-dung. Im östlichen Krankheitsverständnis kommt die Erkrankung von außen. In manchen Kulturen sind Erklärungs- und Handlungsmuster oft übernatürlich orientiert. Der Kranke spricht vom „bösen Blick“, der ihn getroffen habe, oder

von einer Verwünschung oder einem „Besessen sein von einem Cin“ (= Geist), dessen Bann nur mit einem versierten Geistlichen (z. B. dem muslimischen „Hoça“) gelöst werden könne. Hoças werden besonders dann in Anspruch genommen, wenn sich mit naturwissenschaft-lichen oder technischen Behandlungsmethoden keine Erfolge zeigen, wie dies gerade bei chronischen Krankheiten der Fall ist. Besonders Migrantinnen und Migranten mit niedrigem Bildungsstand und geringer Urbanisierung haben diese abergläubischen Vorstellungen.

Was muss sich ändern?

Cindik-Herbrüggen: Die Zuwanderung nach Deutschland entwickelte sich lange Zeit ohne Konzept und Steuerung. Die besonderen Pro bleme aber auch die Stärken von Einwanderern wurden nicht gesehen. In vielen Bereichen existieren erheb-liche Unterschiede im Verständnis von Gesundheit und Krankheit sowie bei der Inanspruchnahme von gesundheitsbezogenen Leistungen durch Migranten. Es gibt Zugangsbarrieren durch unzurei-chende sprachliche und kulturelle Verständigungs-möglichkeiten, nicht zuletzt durch Unkenntnis der Migrantinnen und Migranten über spezialisierte Leistungen des deutschen Versorgungssystems. Der Anteil an Migrantinnen und Migranten im Gesundheits system ist extrem gestiegen und teils deutlich über ihrem Anteil in der Bevölkerung. In der Versorgung müssen migrationsspe zifische Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Es sollten Qualitätskriterien und Leitlinien eingeführt werden. Mit dem Respekt vor anderen Auf fassun gen sollten eigene kulturelle, soziale und fachliche Annahmen reflektiert werden.

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Wie der Vater so die TochterNewsha Djavadipour-Sigari ist eine multidisziplinäre Künstlerin. Die Münchnerin mit iranischen Wurzeln stammt aus einer Künstlerfamilie. Von ihrem Vater inspiriert, fing sie schon in ihrer Kindheit mit der Malerei an. In ihren Werken ver-bindet sie orientalische Elemente mit der Ästhetik der Abstraktion der westlichen Moderne.

Phönix Preisträger 2016

Kunst- werkstattHaidhausen

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Lange hat sie sich damals umgeschaut, hat Räume in verschiedenen Stadtteilen besichtigt. Schließlich wurde sie im Münchener Osten fündig. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Haidhausen und ich passen gut zueinander“, sagt Newsha Djavadipour-Sigari. Sie spielt

auf die Räumlichkeiten in der Steinstraße an, die sie seit 2007 für ihre Kinderkunstschule

„Kunst-Werk“ angemietet hat. Damit erfüllt sich die im Iran geborene Künstlerin einen Traum. „Ich wollte hier Malkurse und Work-shops für Kinder und Jugendliche anbieten.“

Pinsel, Farbtuben und Leinwände liegen auf den Tischen im Kunstraum. Kinder reden aufgeregt durcheinander und arbeiten mit Spaß an ihren Bildern. Sein eigenes Ding – das kann jeder in der Kinderkunstschule von Newsha Djavadipour-Sigari machen. In der Malschule gehe es um den Spaß am eigenen Tun. „Die Kunstschule gibt ihnen Gelegenheit, sich kreativ zu entfalten, Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft zu gewinnen ohne unter Leistungsdruck gesetzt zu werden. Durch den spielerischen Umgang mit Malerei, Bildhaue-rei, Töpfern, dreidimensionalem Gestalten in Einzel- und Gruppenprojekten werden Kinder nicht nur in ihrer künstlerischen und kulturellen Bildung, sondern auch in ihrer Sozialkompe-tenz gefördert“, ist sich die Leiterin sicher.

Newsha Djavadipour-Sigari weiß, wovon sie spricht. Als Tochter eines berühmten iranischen Malers, Grafikers und Kunstpädagogen hat sie erlebt, wie Kunst das Leben eines Menschen beeinflussen kann. Ihr Vater Mahmoud Djavadipour gilt als Wegbereiter der modernen Kunst im Iran. Er wird heute noch mit Innova-tionen in der iranischen Kunst in Verbindung gebracht. „Ringsum in meiner Familie ging es um Kunst“, sagt sie. Im frühkindlichen Alter wurde sie durch ihren Vater an das Zeichnen und Malen herangeführt. Er brachte ihr viel bei, wie etwa die Bedeutung von Linien, Newsha Djavadipour-Sigari

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Volumen und Farben. „Ich war fasziniert davon, mit Farben zu arbeiten und Strich um Strich Werke entstehen zu lassen“, erinnert sie sich.

Ihre klare Farbensprache ist in ihren Werken sichtbar: „Die tiefen Blau-, Türkis-, Rot- und Magentatöne sprechen mich immer wieder an. Die Farben und verschiedenen Materialien auf den Flächen fügen sich ineinander, lassen dabei teilweise die Linien und klaren Formen verschwimmen.“ Sie mischt nicht gerne. Ihre Farben mischen sich von allein. Ihre Werke haben eine kosmopolitische Qualität. Viele ihrer Werke stellen eine Symbiose zwischen orientalischer Ornamentik und klarer abend-ländischer Form dar. Die Künstlerin bindet diese immer wieder in ihren modernen Werken ein und hat im Laufe der Jahre ihre ureigene Tech nik entwickelt. Es entstehen sowohl mono chrome Arbeiten als auch satte und farbintensive

Werke mit den unterschiedlichsten Materialien. Vielseitigkeit ist eines der Merkmale, welches die Münchner Künstlerin auszeichnet. Ihre Bilder, Keramiken und Goldschmiedearbeiten wurden schon in verschieden Galerien ausgestellt.

Die Iranerin eröffnete 2007 ihre eigene Kinderkunst-schule KunstWerk Haidhausen. 2013 gründete sie die Atelier-gemeinschaft und Galerie Kunst-Werkstatt. Die multi-disziplinäre Künstlerin ver-bindet in ihren Werken orien-talische Elemente mit der Ästhetik der Abstraktion der westlichen Moderne.

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Newsha Djavadipour-Sigari gründete 2013 die Ateliergemeinschaft und Galerie Kunst-Werk-statt – ein zweites Standbein neben ihrer Kin -derkunstschule „Kunst-Werk“. Eine Reihe von Künstlern, national und international, arbeiten und stellen dort aus. An die Bedeutung der großen Häuser freilich reicht die Kunst-Werkstatt nicht heran. „Wir bauen Brücken und zeigen den Kunstinteressierten, wie zeitgenössischer Kunst begegnet werden kann“, erläutert sie. Ziel sei es, ein möglichst breites Spektrum verschiedener Genres zu zeigen. Neben Malerei und Grafik waren in ihrer Kunst-Werkstatt bereits Keramiken und Fotos ausgestellt.

Mit München verbindet die Iranerin Einiges. Ihr Vater war einer der ersten ausländischen Studenten, die nach dem 2. Weltkrieg, Anfang der 50er Jahre, nach München kamen. Nach seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München ist er in den Iran zurückge-

kehrt. Dort war er bis zu seinem Tod in Sachen Kunst ein begehrter Ansprechpartner an den Universitäten und in der Teheraner Kunstszene.

30 Jahre später hat das Schicksal Newsha Djavadipour-Sigari ebenfalls nach München verschlagen. Sie kam 1988 in eine Stadt, die ihr nicht fremd war. Ihr Vater hat ihr viel von der Lebenswürdigkeit der Stadt erzählt. München wurde zu ihrer neuen Heimat. Nach Erlernen der deutschen Sprache, begann sie an der LMU Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Ameri-kanistik zu studieren. In der ersten Zeit hat sie parallel zu ihrem Studium als künstlerische Assis-tentin gearbeitet. „Als Künstlerin Fuß zu fassen, ist nicht leicht“, sagt sie. „Man müsse einen sehr langen Atem haben und viel Einsatz zeigen.“ Kontinuität und Durchhaltevermögen – Eigen-schaften, die sie von einem Mann gelernt hat, der sie bis heute noch begleitet – ihrem Vater.

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Phönix Preisträger 2015

Quality Minds GmbHSoftware-Testing

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Don’t worry, be agilDie neuen Technologien halten un-weigerlich in Unternehmen Einzug. Damit daraus unternehmerischer Erfolg wird, sind sowohl Bereit-schaft für einen Kulturwandel als auch Verständnis für eine sinn-volle Implementierung von neuen Prozessen notwendig. „Der digitale Wandel ist nur agil zu bewältigen“, ist sich Dr. Michael Mlynarski, Mit-begründer von QualityMinds, sicher. Der gebürtige Pole begleitet seit 2012 Unternehmen auf dem Weg in das digitale Zeitalter.

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Der Ursprung der agilen Methode ist nicht neu, sie wurde bereits im Februar 2001 von der Softwareindustrie entworfen. Damals haben 17 erfahrene Softwareentwickler in den Bergen des amerikanischen Bundesstaates Utah das Agile Manifest erstellt. Sie haben ein Konzept für ein optimiertes, flexibleres Zusammenarbeiten

entwickelt, um den trägen Methoden des klassischen Projektmanagements entgegenzuwirken. Seit-dem prägen die agilen Methoden entscheidend die moderne Arbeitsweise.

Michael Mlynarski war schon damals ein überzeugter Anhänger der agilen Bewegung. 9.000 Kilometer entfernt von Utah verfolgte er von seiner Heimat Polen aus mit Spannung das Treffen seiner IT-Kollegen in den USA. Er studierte zu diesem Zeitpunkt Informatik an der

Technischen Universität Wroclaw. „Wir waren sehr neugierig auf die Ergebnisse“, erinnert er sich. Als die Entwickler ihr Manifest der Öffentlichkeit vorstellten, war die Begeisterung groß. „Die Idee hätte auch von mir kommen können“, sagt der eingefleischte Informatiker.

Elf Jahre später wurden die Ideen des agilen Manifests für Mlynarski Realität. Er gründete 2012 zusammen mit seinem Partner und Freund Robert Fleming das eigene Unternehmen.

„Wir haben beide unsere jeweiligen Erfahrungen im Software Development und im Umgang mit Teams zusammengebracht, fanden Lösungen, legten Prinzipien fest und Quality Minds wurde geboren – mit dem Ziel, „die Welt etwas besser zu machen“, so Mlynarski.

Sein Unternehmen hat er aber nicht in Polen, sondern in Deutschland gegründet. „Ich habe mich schon immer für andere Länder interessiert, vor allem für den deutschsprachigen Raum.

Firmeninhaber Dr. Michael Mlynarski stammt aus Polen und lebt seit mehr als 15 Jah-ren in Deutschland. Der pro-movierte Informatiker grün-dete 2012 die QualityMinds GmbH. Das Unternehmen hat zwei Standorte in München und Nürnberg und seit 2018 auch einen Standort in Polen.

„Qualität ist kein Zufall“, dieses Motto stets im Auge behaltend, berät Mlynarski rund um das Thema Qualitätssicherung im Software-Engineering.

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Deshalb habe ich beschlossen, mein Informatik-studium in Deutschland fortzusetzen“, erzählt er. Dank der Hilfe einer deutschen Familie konnte er sein zweites Studienjahr im westfälischen Pader-born beginnen. Mit einem Siemens-Stipendium konnte er promovieren. So habe er die Gelegen-heit erhalten, die Welt eines Großkonzerns in Nürnberg, München, Berlin und Köln kennenzu-

lernen, sagt Mlynarski. Seine Leidenschaft für das Testen und die Qualitätskontrolle entdeckte er bei einigen Projekten in Deutschland, Öster-reich und der Schweiz. Neben IT interessierte er sich für Themen rund um das strategische Management und die Umsetzung des agilen Ansatzes in Organisationen. All dies ist zum Kerngeschäft von QualityMinds geworden.

Dr. Michael Mlynarski

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Agile Methoden finden sich bei QualityMinds nicht nur in Kundenprojekten, sondern auch in fachübergreifenden Teamaufgaben, internen Workshops und in Mitarbeiterzielen wieder. Regelmäßige Kommunikation und Transparenz sind zentrale Punkte in seinem Unternehmen. Sein Team verfügt über ein hohes Maß an Eigenverantwortung, Selbstmanagement und Entscheidungsfreiheit. Eine agile Kultur sei eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg, sagt er. „Bei QualiyMinds entscheiden unsere 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie viel Prozent der Arbeitszeit sie für die Arbeit an eigenen Projekten einsetzen. Sie werden mit extra fünf Innovations-Tagen zur freien Verfügung pro Jahr gefördert“, erzählt er.

Polnische Softwareentwickler führen seit Jahren die Agile Revolution an. IT-Experten aus Polen erreichen die höchsten Ränge bei internationalen Programmierwettbewerben. Das Programmier- Portal HackerRank hat die Programmierfähig-keiten von Codern rund um den Globus getestet. Unter 1,5 Millionen Programmierern belegen polnische IT-Spezialisten den dritten Rang nach russischen und chinesischen Codern.

Auch in Deutschland ist die Zahl der digitalen Startups unter den polnischen Migrantinnen und Migranten in den letzten Jahren überproportio-nal gestiegen, berichtet der Startup-Monitor der staatlichen Entwicklungsbank KfW. Quality-Minds ist einer von ihnen. Das Unternehmen mit Standorten in München und Nürnberg hat mittlerweile innerhalb der Innovationselite in

Deutschland einen festen Platz. Der Mittel-ständler erreichte 2016 und 2017 national den zweiten Platz in der Spitzengruppe der Innovationsbranche.

Darauf ist Mlynarski stolz. „Was Menschen aus Polen oft auszeichnet, sind Fleiß, unternehme-risches Denken, selbstständiges Arbeiten und nicht selten auch innovative Ideen.“ Seit 2018 hat er einen Standort in der polnischen Haupt-stadt. Ein Team von 15 Mitarbeitern entwickelt agile Konzepte für seine neue alte Heimat.

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Kanakos süße TräumeKanako Okada ist bekannt für ihre exquisite Patisserie. In ihrer Kon-ditorei in München Neuhausen trifft Qualität auf bunte Farben, Japan auf München und zwischen den beiden Kulturen steht die Konditorei-meisterin. Die Japanerin verbindet Westen und Osten mit hauchdünner Zuckerglasur, die sie behutsam und mit viel Liebe fürs Detail um ihre Torten legt. Mit ihrem eigenen Stil kreiert sie Kuchen, die nicht nur in ihrer Gemeinde beliebt sind.

Phönix Preisträger 2014

TanpopoKonditorei Café

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Fünf Uhr in München. Der Stadtteil Neu - hausen scheint verlassen zu sein. Nicht aber in der Konditorei Tanpopo in der Maillinger-straße. Licht überall, Maschinen laufen. Mitarbeiter in weißer Arbeitskleidung sind mit raschen Schritten unterwegs. Schon beim Betreten des Ladens wird man vom süßlichen Geruch der Backwaren umhüllt, die fein säuberlich auf Regalen aufgereiht sind.

Seit 15 Jahren backt Kanako Okada mit ihrem Team liebevoll und detailfreudig Tartes, Pralinen und asiatische Süßigkeiten. „Meine Arbeit ist mein Hobby“, sagt die Inhaberin der Kondito-rei. Ihre Leidenschaft für das Backen hat sie sehr früh entdeckt. „Schon als ich zwölf Jahre alt war, stand ich stundenlang mit meiner Mutter in der Küche und habe Teig geknetet und Kuchen gebacken“, erzählt sie. „Während andere in ihrem Alter vor dem Fernseher saßen, blickte ich fasziniert in den Backofen.“

„Ich kannte alle Konditoreien in meiner Heimat-stadt. Kuchen auszuprobieren war eine meiner Lieblingsbeschäftigungen“, erinnert sie sich. Kanako Okada ist in Hamasaka, einem Fischer-ort rund 500 Kilometer westlich von Tokio, auf -gewachsen. Wohin man blickt – Supermärkte, Straßenstände und Kaufhäuser – überall Süß -waren in verschiedenen Formen, Farben und Füllungen. Naschkatzen kommen in der klei nen Stadt wie überall in Japan auf ihre Kosten.

Ihre Neugierde für süße Köstlichkeiten kannte keine Grenzen: „Ich habe mich immer für andere Lebensformen und Essgewohnheiten von anderen Kulturen interessiert“, sagt sie.

Die handwerklich versierte deutsche Kuchenkul-tur und die fernöstlichen Backtraditionen haben sie immer begeistert. Während ihres Studiums der Ernährungswissenschaften hat sie sich mit dem Konditorenhandwerk in Deutschland intensiv beschäftigt. „Erdbeerkuchen hat mich am meisten fasziniert. Ich habe einmal versucht, einen selber zu backen. Der ist mir aber nicht so gelungen, weil keine Erdbeerzeit war“, erzählt sie.

Europa war schon immer ein Traum von Kanako Okada. Schon als Kind malte sie sich ein Leben in Paris oder Wien aus. Das Schicksal hat sie nach Deutschland geführt. Mit einem riesigen Koffer im Schlepptau, landete sie Ende März 1995 in München und aß mit 21 Jahren den langersehnten Erdbeerkuchen. Die Enttäuschung war groß: „Mir hat er nicht geschmeckt – zu süß, zu weich und nicht fruchtig genug. Ich wollte es besser machen“, war sich die Japanerin sicher. Um das Handwerk zu lernen, begann sie zuerst eine Lehre als Konditorin in einem Münchner

„Kuchen machen glücklich“, lautet der Leitspruch von Kanako Okada, die 1995 von Japan nach München umzog, eine Lehre startete und die Meisterschule für Konditorei mit dem Meisterpreis der Bayerischen Wirtschaft absol-vierte. 2005 gründete die Kon-ditormeisterin die Konditorei Tanpopo – auf Deutsch Löwen-zahn. Mit ihrem Laden und kulinarischen Kunsterken will sie eine Brücke zwischen den Kontinenten schlagen.

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Hotel. Nach der Geburt ihrer Tochter war „die viel zitierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht möglich.“ Wer Kinder habe und Karriere machen möchte, zahle einen hohen Preis – besonders als Frau, meint sie. Erst das Kindergartenalter der Tochter ermöglichte ihr, die Meisterschule für Konditorei zu besuchen, die sie mit dem „Meister-preis der Bayerischen Wirtschaft“ absolvierte.

Kanako Okada gründete zunächst einen Liefer-service für Kuchen. Dieser scheiterte allerdings an ihren „schlechten Fahrkünsten“. Damit war die Idee der eigenen Konditorei geboren. Sie wurde in der Maillingerstraße fündig. „Ich war fest davon überzeugt, dass dort der richtige Standort ist“, sagt sie. Der Erfolg gibt ihr Recht:

Tanpopo ist inzwischen ein Ort, an dem die Leute Freunde treffen, sich bei einem Kaffee und Kuchen entspannen oder einfach etwas Süßes zum Mitnehmen kaufen.

Tanpopos Markenzeichen ist, dass man es mit keiner anderen Konditorei vergleichen kann. Es ist kein Ort, der Trends nachrennt, sondern einen eigenen Stil pflegt. Sie möchte, dass die Kunden nicht nur das besten Gebäck, sondern auch die besten Gerüche genießen. Okadas Mission ist einfach: „Kuchen machen glücklich.“ Ihre Handschrift ist in jedem Detail zu sehen und stets ist ihre Faszination für Japan erkennbar. Neben Tartes und Windbeuteln führte sie nach

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und nach auch einige traditionelle japanische Süßigkeiten ein: Zuerst die, von denen sie glaubt, dass sie den lokalen Geschmack ansprechen, wie Grüner-Tee-Rollen mit grünen Bohnen.

Kanako Okada lebt seit fast 25 Jahren an der Isar und ist eine von rund 5.000 Japanerin-nen und Japanern, die derzeit in München leben. München hat gleich nach Düsseldorf die zweitgrößte japanische Gemeinde in Deutschland. Einmal im Monat treffen sich Münchner und Japaner zum Austausch. Als Wahlmünchnerin vertritt sie dort München, um japanischen Geschäftsleuten vom Leben in Bayern zu erzählen. Sie ist sozu-sagen die „Botschafterin“ Münchens.

„München macht etwas mit mir, das ich nicht mit Worten beschreiben kann“, sagt sie. Sie kann sich mittlerweile keine andere Stadt mehr zum Leben vorstellen. Das führt inzwischen soweit, dass sie sich mit manchen ihrer Landleute intensiv über ihre Identität auseinandersetzt.

„Das artet manchmal aus“, erzählt sie. In solchen Momenten hält Okada einen Augenblick inne, besinnt sich auf die wirklich kostbaren Dinge und lässt den Stress hinter sich. Sie sei wie der Name ihrer Konditorei – ein Tanpopo. Das japanische Wort steht für Löwenzahn. Der Löwenzahn blüht, auch wenn er getreten wird. In Japan ist er deshalb ein Symbol der Stärke.

Okada Kanako

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Phönix Preisträger 2013

CampanellaElektrotechnik

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Einfach elektrisierendMarco Campanella erlebte seine Jugend als Straßenkind. Heute leitet er einen erfolgreichen Elektro-Handwerksbetrieb. Der Italiener sagt über sich selber

„bunt, wild und voller Gegensätze wie mein Geburtsort Sizilien“.

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Marco Campanella hat einen Namensvetter, den gleichnamigen Kinderbuchautoren. Beide stammen aus Süditalien, der Autor aus Bari, er aus Sizilien und beide sind im Jugendalter emigriert, der eine nach Kanada, und Campa-nella nach Deutschland. „Ich weiß nichts über seine Jugendzeit. Meine war sehr turbulent. Ich bin halt wie Sizilien: bunt, wild und voller Gegensätze“, beschreibt Campanella sein Leben.

Um von der Straße wegzukommen, begann er im Alter von 18 Jahren als Hilfsarbeiter bei einem Briefzusteller in München zu arbeiten.

„Kein leichter Einstieg“, sagt Campanella rück-blickend. Mit manchen seiner Kollegen kam er nicht zurecht oder diese nicht mit ihm. Nach einer Auseinandersetzung zitierte ihn sein Chef zu sich und machte ihm klar, dass sein Arbeitsvertrag nicht verlängert werde.

Von da an ist Campanella das Projekt „eige-ner Chef“ konsequent angegangen. Eine Ausbildungsstelle musste her, am besten als Elektrotechniker. Er bekam die Chance bei einem Münchner Elektro-betrieb eine Ausbildung zu beginnen, beendete dann die Lehre mit der Gesellen-prüfung und im Alter von 27 Jahren wurde der Italiener Meister in seinem Fach.

Wo seine berufliche Zukunft lag, war ihm als Jugendlicher bereits klar. „Ich hatte immer eine Affinität zur Elektrotechnik. Mit sechs Jahren habe ich einen Stromschlag bekommen, als

ich aus Neugier eine Nadel in eine Steckdose steckte“, erzählt er. Als Kind interessierte er sich für Elektrogeräte, in der Schule wurde Technik zu seinem Lieblingsfach. Als Jugendlicher repa-rierte er gerne Telefone und Radios. Ein Auto etwa mit zusätzlichen Lichtern auszustatten, fiel dem jungen Elektriker nicht schwer.

Ein bisschen nervös sei er aber gewesen, als er den ersten Auftrag überstehen musste, er -innert er sich. Leitungen schlitzen, Steckdosen setzen, eine Serienschaltung für Deckenspots installieren und die leitfähige Badewanne er den – mehrere Stunden hat er für seine erste grö ßere

Installation im Alleingang gebraucht. Mit dem Ergeb-nis war sein Chef zufrieden, der Kunde auch.

Mit dem Meisterbrief in der Tasche und etwas Mut wagte Campanella den Schritt in die Selbststän digkeit: 2005 gründete er seinen eigenen Elektroinstallationsbetrieb, Marco Campanella Elektro-technik & Photovoltaik. Sein Unternehmen bietet Technik

„Für mich geht Integration weit über das Erlernen der deutschen Sprache hinaus. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in deren Mittelpunkt der Mensch steht“, sagt Marco Campanella. Er er leb - te seine Jugend als Straßenkind in Sizilien und weiß, wie wichtig wertschätzendes Miteinander ist.

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und Service für alle Lebensbereiche. Seine Stärke basiere auf Fachkompetenz und lang-jähriger Erfahrung in allen Bereichen moderner Elektrotechnik. Durch gezielte Fortbil dungs-maßnahmen stelle er sicher, dass die von ihm eingesetzten Produkte stets dem aktuellen Stand der Technik entsprechen, sagt er.

Seit der Gründung wächst das Unternehmen stetig. Die Mitarbeiterzahl ist im Laufe der Jahre stetig gestiegen. Innerhalb von 15 Jahren ent -wickelte sich aus dem Ein-Mann-Betrieb ein gut gehendes Unternehmen mit zwölf  Mitarbeitern.

Campanella sagt: „Bei uns wird Teamarbeit gelebt, es gibt flache Hierarchien, kurze Ent scheidungswege und vor allem werden Unternehmensverantwortung und Nachhal-tigkeit großgeschrieben.“

Mit diesen Voraussetzungen und der jahrelangen Erfahrung möchte Campanella auch jungen Flücht-lingen eine Perspektive bieten. „Ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Sprache. All das sind zunächst Hindernisse, die Flüchtlingen den Einstieg in die Berufswelt erschweren“, sagt er.

Derzeit machen zwei Flüchtlinge aus Afghanis-tan und dem Irak bei ihm eine Ausbildung. Damit die Integration auf allen Ebenen gelingt, gibt sich der Italiener viel Mühe. Im Betrieb seien die neuen Mitarbeiter angekommen, erzählt er stolz. Die Belastung ist vor allem in der Berufsschule hoch. Denn anders als hierzulande aufgewach-sene Azubis müssen Flüchtlinge in einer Fremd-sprache kommunizieren – und das häufig im Fachjargon. „Das ist sehr anstrengend für meine Jungs“, so Campanella. Der Italiener weiß wovon er redet. „Die Voraussetzungen für einen Süd -europäer waren zwar vor 20 Jahren andere, aber Ausländer war ich trotzdem“, so Campanella.

Für ihn gehe die Integration weit über das reine Erlernen der deutschen Sprache hinaus.

„Wer sich der Gemeinschaft zugehörig fühlt, ist meiner Meinung nach angekommen. Dies hängt vor allem von der Eigenmotivation des Ankommenden ab. Natürlich kostet es Zeit, sich hier zurecht zu finden. Aber Toleranz und Geduld sind zwei Dinge, die mich auf diesem Weg ständig begleiten.“

Marco Campanella

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Marco Campanella

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Der Weg in die Zukunfts fähigkeitOSB AG gehört zu den innovativs-ten Anbietern von Ingenieur- und IT-Dienstleistungen für Elektrotech-nik, Maschinenbau und Informatik auf dem deutschen Markt. Von anfänglich drei Mitarbeitern ent-wickelte sich das Unternehmen unter dem Vorstandsvorsitzenden Denis Sisic zu einem IT-Player, der in 13 Nieder lassungen mehr als 500 hochquali fizierte Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Im Interview erklärt er die Firmen-kultur, die treibenden Entwicklungen innerhalb der IT-Branche und wel-che Besonderheiten den Wirtschafts-standort München auszeichnen.

Phönix Preisträger 2012

OSB AGIngenieur- und IT-Dienstleistungen

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Referat für Arbeit und Wirtschaft: Herr Sisic, seit wann ist München Ihre Heimat?

Denis Sisic: Ich kam 1992 kurz vor Kriegsausbruch in Bosnien nach München. In Sarajevo habe ich Elektrotechnik studiert, in München wollte ich ein Auslandssemester einlegen. Der Krieg hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, ich wurde zwangs- läufig zum Kriegsflüchtling. Ohne nennens werte Sprachkenntnisse arbeitete ich zu nächst als Elek tri-

ker in Niederbayern, später beendete ich mein in Bos - nien begonnenes Stu dium der Elektrotechnik an der Fachhochschule München.

Welche Firmenkultur pfle-gen Sie und welche Rolle spielen Ihre Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter inner-halb dieser Firmenkultur?

Sisic: Wir pflegen eine offene, sehr transparente Kultur mit flachen Hier-archien. Auf dieser Basis

entsteht eine ungezwungene Atmosphäre, in der jeder sein Potenzial ideal abruft und sich beste Entwicklungsmöglichkeiten ergeben. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schätzen diese besondere Kombination bei uns – und tragen ihren Teil zum starken Teamgeist bei. Diese Offen-heit praktizieren wir an allen unseren Standorten, was uns sehr interessant für neue Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter macht. Unser Geschäft wird von Menschen getragen. Daher ist die Personal-arbeit ein wichtiger Baustein für unseren Erfolg.

Als eines Ihrer wichtigsten Ziele nennen Sie auch die Förderung von Diversität.

Sisic: Gemischte Teams sind deutlich erfolg-reicher. Das ist nicht nur meine persönliche Überzeugung, sondern wird auch durch zahl-reiche Studien gestützt. Eingebettet in eine Kultur von Respekt und Vertrauen kann Unter-schiedlichkeit zu besseren und kreativeren Lösungen führen. Die OSB AG beschäftigt Ingenieure, Techniker und Wissenschaftler aus 33 verschiedenen Nationen, davon 18 aus Europa. Das macht uns zu einem aufgeschlossenen Unternehmen, in dem ein ganz besonderer Spirit gelebt wird, Werte wie Verlässlichkeit, Fairness und Respekt sind uns wichtig.

Denis Sisic lebt in seinem Un-ternehmen bereits die Digita-lisierung. „Die Digitalisierung ist ein tiefgreifender Prozess, der nicht nur die Wirtschaft verändert, sondern auch Aus-wirkungen darauf hat, wie wir arbeiten. Digitalisierung betrifft jedes Unternehmen und jede Branche.“ Der Unternehmer star- tete mit drei Mitarbeitern und entwickelte die OSB zu einem Unternehmen mit 13 Nieder-lassungen, das mittlerweile mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

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Welche Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag?

Sisic: Das Wachstum der Firma. Während wir früher nur als aktive Einzelpersonen unterwegs waren, sind wir heute ein mittelständisches Unternehmen mit vielen Abteilungen. Das macht das Unternehmerleben sehr spannend. Auch inhaltlich stehen wir täglich vor neuen Heraus forderungen. Die IT-Branche ist ein sehr bewegtes Terrain und als Dienstleister müssen wir allen anderen voraus sein. Statt Themen hinterherzulaufen, müssen wir vorausschauend Entwicklungen erkennen.

Der Begriff Digitalisierung ist in aller Munde. Welche Bedeutung haben digitale Arbeits- und Geschäftsprozesse für Ihr Unternehmen?

Sisic: Die Digitalisierung ist ein tiefgreifender Prozess, der nicht nur die Wirtschaft verändert, sondern auch Auswirkungen darauf hat, wie wir arbeiten. Digitalisierung betrifft jedes Unterneh-men und jede Branche. Sie ändert alle Geschäfts-modelle und das bisweilen sogar radikal. Viele Unternehmen haben bereits eine Chance darin gesehen, sind bereits sehr erfolgreich unter-wegs und konnten neue Arbeitsplätze schaffen. Trotzdem dominiert in Deutschland gegenüber dem digitalen Wandel eher Zurückhaltung.

Denis Sisic

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Wo sehen Sie Ihr Unternehmen zukünftig? Wie sehen die Weichenstellungen für die nächsten Jahre aus?

Sisic: Der Trend zur Digitalisierung kommt uns sehr entgegen, denn unsere Firmenstrategie, der Partner für Digitalisierung unserer Kunden zu sein, wird jetzt aktiv nachgefragt.

Was fasziniert Sie an München?

Sisic: Die Mentalität und die Verwurzelung ist ein wichtiger Grund. Neben der Arbeit kommt das Freizeitangebot nicht zu kurz. Rund um München gibt es phantastische Naherholungs-gebiete und sehr viele Angebote für Familien. Man lebt einfach gut in München.

Und der Wirtschaftsstandort?

Sisic: München wird nicht nur als attraktive Stadt zum Leben wahrgenommen, sondern auch als internationaler Wirtschaftsstandort, als drittgrößte Stadt Deutschlands, in der man gut und sicher leben und erfolgreich seinen Geschäften nach-gehen kann. München ist als Standort attraktiv, vor allem, was das Umfeld betrifft: Universitäten, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Hier gibt es die besten Talente und kreativsten Köpfe

Haben Sie Wünsche an die Politik?

Sisic: Ja. In München eine Wohnung zu finden, ist oft frustrierend. Viele Unternehmen können

ihre gute Auftragslage mangels Wohnungsknapp-heit nicht voll ausschöpfen. Die Wohnungs-knappheit wird für viele Fachkräfte zum Problem, da sie ohne eine geeignete Wohnung kein Heimatgefühl entwickeln können.

Was muss aus Ihrer Sicht passieren?

Sisic: Den Preiskampf um Grund und Boden eindämmen. Städte können Bauland auf Vorrat kaufen – und die Grundstücke dann an Bau -herren mit der besten sozialen Idee vergeben. So kommen auch Genossenschaften, Bauge-meinschaften oder kommunale Gesellschaften zum Zug, die zu lebenswerten und bezahlbaren Quartieren beitragen.

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Phönix Preisträger 2011

BBC AGTreuhand- und Steuerberatungs- gesellschaft

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Von wegen ErbsenzählerinDr. Beata Baroth ist Vorstandsvor -sitzende der BBC AG und führt die Steuerkanzlei seit 2006. Sie ist von ihrem Beruf als Steuerberaterin begeistert. Einem Job, den sich mancher vielleicht als trocken vor-stellt. Steuerrechtsberatung sei ein abwechslungsreicher, spannender Beruf, in dem man tiefe Einblicke in interessante Gebiete bekommt, sagt die Münchnerin mit ungari-schem Hintergrund.

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Referat für Arbeit und Wirtschaft: Frau Dr. Baroth, Sie haben sich im Alter von 19 Jahren selbst-ständig gemacht. Heute führen Sie eine Steuer-kanzlei für deutsche und internationale Unter-nehmen. Was hat Sie inspiriert, sich mit Steuern zu beschäftigen?

Beata Baroth: Ich habe schon während meiner Lehre Gefallen an dem Beruf gefunden, an der Kombination aus strukturiertem Arbeiten: Buch-

haltung, Belege, Steuern. Nicht zu unterschätzen ist der Kontakt zu Menschen. Als Steuerberater kennt man die gesamte Le bens-geschichte seiner Man -danten, arbeitet mit den unterschiedlichsten Branchen und Persön-lichkeiten zusammen. Das ist spannend.

Ist Steuerberater heute noch ein beliebter Beruf?

Baroth: Absolut. Es besteht immer noch eine relativ konstante Nachfrage im Bereich der

Steuerlehrgänge. Etwa 750 Zulassungsanträge wurden bereits 2017/2018 bei der Steuerbe-raterkammer München eingereicht, 298 haben die Steuerberaterprüfung erfolgreich abgelegt.

Was raten Sie jungen Menschen, die heute mit dem Gedanken spielen, Steuerberater zu werden?

Baroth: Lassen Sie sich nicht von dem Klischee über Steuerberater abschrecken, es sei ein staubtrockener Beruf. Kaum ein ande-rer Beruf bietet so viel Raum für ein konstruk-tives Miteinander. Die Steuerberatung um- fasst alle Bereiche eines Unternehmens, der Arbeit, der Familie, der Vergangenheit, Gegen-wart und Zukunft. Der Beruf ist attraktiv, denn es gibt keinen arbeitslosen Steuerberater. Allerdings ist auch die Arbeitsbelastung groß.

Dr. Beata Baroth ist Vorstands-vorsitzende der BBC AG. Sie hat sich im Alter von nur 19 Jahren selbstständig ge-macht. Die Ungarin ist seit 2006 in München und führt die Steuerkanzlei BBC AG für deutsche und internationale Unternehmen. Sie ist in vielen Ländern Europas unterwegs, berät deutsche Unternehmen beim Markteinstieg im Aus-land und ausländische Unter-nehmen beim Markteintritt in Deutschland.

Beata Baroth

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Was war Ihr außergewöhnlichstes Beratungsprojekt?

Baroth: Ich bin in vielen Ländern Europas unterwegs, berate deutsche Unternehmen beim Markteinstieg im Ausland und ausländische Unternehmen beim Markteintritt in Deutschland. Besonders außergewöhnlich und aufregend ist es mit Menschen aus einer anderen Kultur zusammenzuarbeiten. Ich muss mich täglich mit fremden Sitten und Gebräuchen auseinan-dersetzen und arrangieren. Ich schätze solche Begegnungen sehr und freue mich jeden Tag

unheimlich darauf.

Vor welchen Heraus-forderungen stehen deutsche Unterneh-men beim Marktein-tritt im Ausland?

Baroth: Vor einer ganzen Reihe von Risiken und beson-deren Herausforde-rungen. Ohne ge ziel- te Vorbereitung sind

Probleme zumeist programmiert. Wer versucht, unvorbereitet in Märkten zu expandieren, stößt schnell auf unvorhergesehene Kostenfallen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Unsicherheitsfak-toren wie Korruption und die komplexe, undurch-sichtige Bürokratie des jeweiligen Landes.

Welche Hürden müssen ausländische Unternehmen in Deutschland überwinden?

Baroth: Deutschland steht weltweit für Innova-tion, Spitzentechnologie und hohe Produktivität. Ausländische Investoren finden eine stabile politische Situation, eine hervorragende Infra-struktur und gut ausgebildete Fachkräfte vor. Die komplexe deutsche Rechtsordnung, die Grundsätze der Unternehmensführung sowie die deutsche Geschäftskultur stellen große Eintrittshürden für ausländische Investoren dar.

Wie äußern sich solche Eintrittshürden konkret in der Praxis?

Baroth: Wir vertreten steuerrechtlich zahl-reiche Unternehmer und Investoren aus dem Ausland, die in München Gesellschaften grün-den, Betriebsstätten eröffnen oder Investitio nen tätigen. In den letzten Jahren hat sich heraus-kristallisiert, dass einige Geschäftsführer von Gesellschaften, die nicht richtig Deutsch spre-chen oder wenn einer der Gesellschafter einen Wohnsitz im EU Ausland inne hatte, kein Bank-konto mehr eröffnen konnten. Ich rede von Unternehmern, die über erstklassige Referen-zen und ausreichend Kapital verfügen. Da hilft auch kein Dolmetscher und auch nicht, dass die anderen Gesellschafter einen Wohnsitz in Mün -chen haben. Gesellschaftsgründungen konnten wir nicht abschließen, da die Gesellschaften keine Bankverbindung für die Einzahlung des Stammkapitals von den Banken erhielten.

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Das löst Stress aus. Wo sehen Sie noch Defizite bei Selbständigen mit Migrationshintergrund?

Baroth: Für viele stellt das deutsche Steuer system eine unüberwindbare Hürde dar. Manche tun sich schwer, Vorschriften zu beachten und korrekt umzusetzen. Solche Unternehmen benötigen Unterstützung hinsichtlich der Betriebsführung, des Umgangs mit Behörden und Institutionen. Die Hilfestellung durch Steuerberaterinnen und Steuerberater ist zudem beim Aneignen von wich-tigem Systemwissen und Verstehen deutscher Behördenstrukturen von immenser Bedeutung.

Wird es im Zuge der Digitalisierung demnächst die papierlose Steuerkanzlei geben?

Baroth: Zweifellos tragen moderne IT-Techno-logien dazu bei, Prozesse zu automatisieren, zu vereinfachen und zu verschlanken. Da wir mit sehr sensiblen Daten zu tun haben, müssen natürlich die technischen Systeme einwandfrei funktionieren sowie hohe Qualitäts- und Sicher-heitsanforderungen erfüllen. Unsere Aufgabe besteht unter anderen darin, Mandanten bei der Umstellung auf digitale Prozesse professionell auf allen Ebenen zu begleiten. Ich denke aber, dass eine papierlose Steuerkanzlei noch in weiter Ferne liegt. Aber die papierarme Kanzlei, das ist auf jeden Fall ein erster Schritt in diese Richtung. Um das zu verwirklichen, ist nicht nur bei den Steuerbüros, sondern auch beim Staat, bei den Banken und den Versicherungen ein Umdenken erforderlich.

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Phönix Preisträger 2010

HippokratGmbHPflegeservice

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Lieber zu Hause als im HeimDer Anteil der Pflegebedürftigen aus anderen Kulturkreisen wächst kontinuierlich. Auch wenn Pflege-bedürftigkeit eintritt, wollen die meisten Betroffenen in der gewohn-ten Umgebung bleiben und den Wechsel in ein Alters- und Pflege-heim so lange wie möglich hinaus-schieben. Sicher versorgt sein und trotzdem im eigenen Vertrau-ten zu Hause leben – das hat sich der ambu lante Kranken- und Alten pflegedienst Hippokrat zum Hauptanliegen gemacht.

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Anastasia Romanow (Name von der Redaktion geändert) hat keine Eile. Wenn am Morgen die Mitarbeiterin des ambulanten Pflegedienstes um acht Uhr in ihre Wohnung kommt, schläft sie noch. Später lässt sie sich das Frühstück servie-ren, sitzt dann am Fenster und schaut auf die Straße. „Das ist meist meine einzige Abwechs-lung am Tag“, sagt sie. Ansonsten läuft den gan -zen Tag ein russischer Fernsehsender. Mittags wird die Pflegerin nochmal vorbeischauen, am Abend kümmert sich dann eine andere Pflege-rin um die 78jährige Rentnerin. Für Anastasia Romanow ist es das größte Glück, dass sie noch immer in ihren eigenen vier Wänden lebt. „So habe ich mir das immer vorgestellt, zu Hause ist es am schönsten, sagt sie.

Anastasia Romanow hat den größten Teil ihres Lebens in Russland verbracht. Die aus Moskau stammende Rentnerin kam 1992 mit ihrem Ehemann nach München. Seit dem Tod ihres

Lebensgefährten lebt sie in einer Zweizimmer-wohnung im Münchener Stadtteil Riem. Ihre berufstätige Tochter kann die aufwändige Pflege ihrer Mutter nicht erledigen. Deshalb kommen dreimal täglich zwei Mitarbeiterinnen des ambu-lanten Alten- und Krankenpflegedienstes Hippokrat, um Anastasia Romanow zu pflegen und zusätz-lich einmal wöchentlich, um ihre Wohnung zu reinigen. Die beiden Altenpflegerinnen stammen aus Kasachstan, beide sprechen russisch.

Bundesweit gibt es immer mehr ambulante Pflegedienste, die sich auf Bedürfnisse von Menschen aus anderen Kulturkreisen spezialisie-ren. Diesen Bedarf haben auch Leonid Levinson und Benjamin Sarkisov in München erkannt und gründeten 2002 den ambulanten Alten- und Krankenpflegedienst Hippokrat GmbH. Die beiden aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden Münchner gehören zu den ersten, die einen Pflegedienst für „ihre Älteren“ aus der eigenen Community anbieten. „Die meisten unserer Patienten stammen aus dem russischsprachigen Raum. Zu ihnen zählen Zugewanderte aus der ehemaligen Sowjetunion, Spätaussiedler und jüdische Kontingentflüchtlinge“, sagt Levinson.

Bei Hippokrat wird jeden Tag der Alltag alter Menschen gemanagt, auf der fachlichen Seite genauso wie auf der persönlichen. Die Versor-gung der Patienten geht über die Pflege hinaus. Ihre Patienten sind froh, wenn die Pflegekräfte auch im Alltag helfen: Bei Behördengängen, der Begleitung zum Arzt oder wenn etwa die Rente nicht rechtzeitig überwiesen wurde.

„Viele unserer Patienten sind der deutschen Sprache nicht mächtig und würden gerne ihre Alltagsgewohnheiten beibehalten“, sagt Levinson.

Kultursensible Pflege ist für Leonid Levinson und Benjamin Sarkisov ein wichtiges Anliegen. Damit ist das Beachten der kul-turellen Identität einer Person bei der Pflege gemeint. Berück-sichtigt werden beispielsweise die Besonderheiten bezüglich des Essens, der Freizeitgestal-tung oder der jeweiligen Ritu-ale. Die Geschäftsführer haben Hippokrat 2002 gegründet und beschäftigen mehr als 100 Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter.

Leonid Levinson und Benjamin Sarkisov

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Leonid Levinson und Benjamin Sarkisov

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Daher sei es vielen Patienten wichtig, russisch-sprachige Pflegekräfte zu haben. Ihnen brauche man nicht zu erklären, dass in einer russisch bewohnten Wohnung schon im Flur die Straßen-schuhe ausgezogen werden, erzählt Sarkisov.

Das Bedürfnis der älteren Migrantinnen und Migranten nach kultursensibler Altenpflege ist groß. Viele wünschen sich, dass Einrichtungen der Altenpflege auch auf ihre religiösen und kulturellen Bedürfnisse eingehen. Pflegeange -bote, die auf diese Art von Bedürfnissen zu ge-schnitten sind, waren jedoch bis vor weni gen Jahren nicht selbstverständlich. Der Grund: Lange wurde davon ausgegangen, dass ein großer Teil der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationsbiographie im Alter in ihr Herkunftsland zurückkehrt.

Die Situation hat sich inzwischen verändert. Immer mehr Einrichtungen der Altenhilfe stellen sich auf diese Klientel ein. Die Statistik liefert dafür die Fakten: Der Anteil der über 65jährigen mit Migrationshintergrund zählt demnach zu der am schnellsten wachsenden Migrations-bevölkerung in Deutschland. Bis 2030 soll ihre Zahl von heute 1,8 Millionen auf 3,4 Millionen ansteigen. Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion stellen mit mehr als 500.000 unter allen über 65jährigen Migrantinnen und Migranten die mit Abstand größte Gruppe. Sie liegen noch vor älteren Türkischstämmigen.

Der Ambulante Kranken- und Altenpflegedienst Hippokrat GmbH beschäftigt mehr als 100 Mit -arbeitende. Alle Beschäftigten können außer Deutsch auch Russisch sowie einige National-

sprachen der ehemaligen Sowjetunion. Rund um die Uhr Menschen zu pflegen sei ein anstren-gendes Geschäft, sagt Levinson. Pflegekräfte müssen im Berufsalltag ständig den Spagat zwischen einer menschenwürdigen Betreuung

und einer korrekten Dokumentation der pfle-gerischen Tätigkeiten meistern. „In der Alten-pflege dürfen wir uns nicht auf dem Erlernten ausruhen. Auch die Digitalisierung wird unsere Arbeit weiter beeinflussen. Digitale Produkte können zwar dazu beitragen unsere Arbeit zu entlasten, aber Menschlichkeit, Sensibilität und Wertschätzung können niemals durch Roboter ersetzt werden“, sagen die beiden Münchner mit russischem Akzent.

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Sie wollen sich für den PhönixPreis bewerben?

Der PhönixPreis würdigt heraus-ragende unternehmerische Leistungen und das interkulturelle Engagement von Migrantenunter-nehmen. Der Wirtschaftspreis für Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund wird vom Referat für Arbeit und Wirtschaft seit 2010 jährlich ausgeschrieben und gemeinsam mit dem Münch ner  Ausländerbeirat verliehen.

Die Auszeichnung richtet sich ausschließlich an Münchner Unternehmerinnen und Unter-nehmer mit Migrationshintergrund, die seit mindestens drei Jahren am Markt aktiv sind. Bewerben können sich Münchnerinnen und Münchner mit Migrationshintergrund, die ein Gewerbe betreiben oder als Freiberufler tätig sind. Der PhönixPreis ist mit 5.000 Euro dotiert und kann auf bis zu fünf Preisträger aufgeteilt werden. Jeder Preisträger erhält eine Phönix- Trophäe, die der Münchner Künstler Andreas Ohrenschall entworfen hat. Über die Preisver-gabe entscheidet eine unabhängige Fachjury.

Die Auszeichnung wird jährlich an Migranten-unternehmen aus verschiedenen Branchen unter der Würdigung von drei Kriterien vergeben: Unternehmensentwicklung, Einrichtung und Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie Vielfalt in Unternehmen. Folgende Kategorien werden dabei berücksichtigt: Gründungsunternehmen, Kleinunternehmen, etablierte Unternehmen sowie Firmen mit besonderer Unternehmensgeschichte.

Die Ausschreibung des PhönixPreises richtet sich an Unternehmerinnen und Unterneh-mer mit Migrationshintergrund und Sitz in München, die seit mindestens drei Jahren am Markt aktiv sind. 

Treffen diese Bedingungen auf Sie zu? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Webseite unter:

www.muenchen.de/mbq

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg.

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2010Firma Aktas – Unternehmensberatung Ali Haydar Aktas

Hippokrat GmbH – Ambulanter Kranken- und Altenpflegedienst Leonid Levinson, Benjamin Sarkisov

VISPIRON SYSTEMS GmbH Amir Roughani

2011r&m Personalrecruiting und -management OHG Besma Cherif, Ikram Cherif

BBC Treuhand- und Steuer beratungs- gesellschaft AG Dr. Beata Baroth

Alakara Travel Xperience Ilhan Alakara

2012OSB AG Ingenieur- und IT- Dienstleistungen Denis Sisic

Fritz Mühlenbäckerei GmbH Engin Demirtas

AnaVita Naturkost GmbH Dr. Ana Medugorac

Münchner Phönix Preis Wirtschaftspreis für Migrantenunternehmen

Preisträgerinnen und Preisträger des PhönixPreises 2010 –2019Alle Münchner Phönix-Preisträgerinnen und Preisträger erhalten von der Stadt München ein Preissignet, das sie im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit verwenden dürfen. Das Signet kann in zwei Formaten (eckig, rund) über folgende E-Mail-Adresse bezogen werden: [email protected]

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2013roli pflegedienst Ludmila Auerbach, Maria Hersina, Irena Ostrovskaja

Accesa IT Group GmbH Jörg Diepenseifen

Marco Campanella Elektrotechnik & Photovoltaik Marco Campanella

Konfix GmbH Lan Nguyen-To

2014Tanpopo Konditorei Café Okada Kanako

Erby Theater Robert Erby

Masterwerk Muamer Babajic

Schembera GmbH Ernst Schembera

Hamilton Services GmbH Hilary Hamilton-Gibbs

2015QualityMinds GmbH Dr. Michael Mlynarski

Alpenway Media GmbH Alessandro Melazzini

Micro Frucht Handels GmbH Serdar Yildirim

Sainin Group GmbH Saina Bayatpour

MAC-PC Werkstatt CVS e. K. Alexander Buzinnik

2016Wäscherei Picobello Ali Karim

Das Edelweiss Nadia Daskalova-Vasold

Studio Italiano Paola Bergamasch, Roberta Vianello

lingbee Sprachinstitut Tereza Meliksetova

Kunst-Werk Sigari Newsha Newsha Djavadipour-Sigari

2017Steuerberater Madzarow Pawel Madzarow

Feinkost Farnetani Roberto Farnetani

Neuro-Psychiatrisches Zentrum Riem Dr. Elif Cindik-Herbrüggen

Musikinstitut Genima Georg Papageorgiou

Paul Elektro Shiva Shankar Paul

2018iQmine GmbH Güven Kivran

USTR GmbH Maciej Ustjanowski

Bua Siam Thai-Massage & Spa Ornpreeya Hoffmann

efa Dienstleistung GmbH Isak Neziri

Prisco Arturo Prisco

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Impressum

Herausgeber Landeshauptstadt München Referat für Arbeit und Wirtschaft Herzog-Wilhelm-Straße 15 80331 München www.muenchen.de/mbq

November 2019 Heft Nr. 331

Texte und Interviews Kameran Shwani

Redaktion Dr. Anneliese Durst, Stefanie Habichtobinger

Gestaltung Wühr, München

Druck Ortmaier Druck GmbH

Gedruckt auf Papier aus zertifiziertem Holz aus kontrollierten Quellen

Bildnachweis Goran Gajanin / IHK München (Seite 9 links), Florian Schießl (Seite 75), Michael Schumann / HWK München (Seite 9 rechts), Marion Vogel (alle weiteren)