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1.1. Intelligentes üben – Spiele(n) im Unterricht
Susanne Reichenbach
Martin Maletz
Carolin Faulk
Spiele bieten sich im Unterricht zu jedem Zeitpunkt an um zu üben. Dabei können sie
entdeckend oder wiederholend fungieren.
Konkrete Umsetzung
Es sind verschiedene Spiele für unterschiedliche Gruppengrößen denkbar. Im
Folgenden findet man eine im Rahmen der Vorlesung als Übungsaufgabe
entstandene Auswahl1:
In Anlehnung an bekannte Spiele:
- Quartette (geometrische Körper, 3D trifft 2D)
- Memory (Geomemo, Geometrie Memory)
- Activity (Geotivity)
- Mensch-ärgere-dich-nicht (Mensch-verrechne-dich-nicht)
- Malefiz (Mathefiz)
Frei erfundene Spiele:
- Schweinerei (Werfen kleiner Schweine aus Plastik, durch
Wahrscheinlichkeiten entscheiden, ob man weiterwirft)
- ErBoZa (siehe unten)
- Das Geometriespiel (Brettspiel mit verschiedensten Aktionskarten)
- Erbsenzähler (Durch das Bauen geometrischer Körper mit Erbsen und
Zahnstocher werden Punkte in Form von Erbsen gesammelt)
- Piratenspiel (siehe unten)
- Erbsen und Zahnstocher (Sammeln verschiedener Vorgabe-Karten und
daraus geometrische Objekte bauen)
1 Ausarbeitungen der einzelnen Spiele zu finden auf der Homepage des Didaktischen Seminars:
http://home.mathematik.uni-freiburg.de/didaktik/lehre/ss13/ddgs/
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3D meets 2D
Bei diesem Spiel handelt es sich um ein klassisches
Quartett. Daher ist es einfach und ohne große
Erklärungen umzusetzen. Zu einer gegebenen 3D-
Karte müssen die passenden 2D-Karten, Projektionen
des Gebildes, gesammelt werden. Hierbei wird das
räumliche Vorstellungsvermögen der Schüler trainiert;
sie müssen die Zusammenhänge zwischen den
beiden Dimensionen kennen und außerdem in der
Lage sein die Körper gedanklich zu drehen. Da weiter
keine Vorkenntnisse benötigt werden, ist das Spiel in
allen Klassenstufen anwendbar. Dabei kann der
Schwierigkeitsgrad durch einsetzen anderer Körper
recht einfach variiert werden. Dadurch ist auch eine
Binnendifferenzierung innerhalb der Klasse möglich:
die 3D-Karten können bewusst nach Schwierigkeitsgrad an die Schüler verteilt
werden.
Dieses Spiel eignet sich also gut um das in der Mathematik immer wieder wichtige
räumliche Vorstellungsvermögen zu trainieren.
Das Piratenspiel
Mit dem Piratenspiel soll das Wissen der Schüler in den Teilgebieten Geometrie und
Wahrscheinlichkeitsrechnung überprüft werden. (Man kann die Aufgabenkarten aber
auch selbst auf andere Gebiete ausweiten.)
Dabei ist besonders bemerkenswert,
dass man mit den anderen Mitspielern
zusammen gegen fiktive Piraten spielt
und nicht gegeneinander.
Ziel des Spiels ist es so viel Gold wie
möglich zu bergen, bevor die Piraten
den Goldschatz erreicht haben. Hierbei
können die Spieler bei einer richtigen
Antwort Gold gewinnen, bei einer
falschen Antwort rücken die Piraten
näher an den Schatz.
Das Spiel ist beendet, sobald alle
Fragekarten aufgebraucht sind, der Schatz vollständig geborgen ist oder die Piraten
den Goldschatz erreicht haben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Piratenspiel gut dazu geeignet ist die
grundlegenden Aspekte der Geometrie und Wahrscheinlichkeitsrechnung (oder nach
Anpassung auch anderer Themen) zu wiederholen. Da man als Gruppe zusammen
spielt ist man noch motivierter und konzentrierter und das
Zusammengehörigkeitsgefühl in der Klasse wird gesteigert.
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ErBoZa
Das Spiel ErBoZa ist ein Spiel, das zur Festigung der dreidimensionalen Vorstellung
von geometrischen Körpern und Figuren beiträgt.
Dieses Brettspiel umfasst die
Körper Hexaeder, Tetraeder,
quadratische Pyramide, Rechteck,
Oktaeder, Quadrate und Dreiecke
und ist somit bereits ab etwa der 6.
Klasse für den Einsatz geeignet.
Ziel des Spiels ist es, den
gegebenen Auftrag, einen dieser Körper oder Figuren zu bauen, zu erfüllen. Eine
besondere Schwierigkeit ist dadurch gegeben, an besonderen Stellen verschiedenes
Material zu verwenden. So sind die Grundbausteine dieser Körper und Figuren stets
Zahnstocher und Erbsen, jedoch müssen auch Bohnen mit eingearbeitet werden.
Dabei bedarf es einiger dreidimensionaler Vorstellungskraft um sich den Körper nur
vorzustellen, aus dieser Vorstellung heraus zu bauen und zusätzlich noch darauf zu
achten, wo die Bohnen dabei platziert werden müssen.
In ErBoZa wird das Material für den
Auftrag jedoch nicht von Anfang an
gegeben. Erst muss es erspielt
werden. Dafür sind eigens
Materialfelder in das Spielfeld
eingebaut, auf denen um die zu
erhaltende Menge des Materials
gewürfelt wird. Somit kommt etwas
Spannung für die Spieler ins Spiel,
wie schnell sie alles bereithaben
werden, um zum „Bauplatz“ gehen zu können um ihren Auftrag zu bauen.
Die verschiedenen Aufträge benötigen unterschiedlich viel Material. Um dennoch
gleiche Voraussetzungen zwischen den Spielern zu schaffen, gibt es verschiedene
Startpositionen auf dem Spielfeld, die auf die Aufträge angepasst sind.
Sollten Spieler nicht genau wissen, wie ihr Auftrag aussieht, oder einfach auf
Nummer Sicher gehen wollen, so können sie dies bei dem „Tipp“-Feld machen.
Allerdings kostet das wiederum Zeit und somit bleibt die Motivation hoch, die Begriffe
der Körper und Figuren zu kennen, um schneller zu sein.
Der erste Spieler, der seinen Auftrag richtig fertig gebaut hat, geht als Sieger von
ErBoZa hervor. Allerdings überprüfen die Mitspieler ihn mit den Lösungskarten, um
einen Fehler dabei auszuschließen. Erschwerend kommt hinzu, dass während ein
Spieler baut, die anderen weiter spielen dürfen und es somit eventuell dazu kommen
kann, dass der vermeintliche Sieger überholt wird.
Alles in allem ist ErBoZa ein gutes Spiel, um abschließend noch einmal die Begriffe
verschiedener Körper und Figuren zu festigen. Durch das Tempo des Spiels und
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eingebaute Tücken, die einem das Aufholen ermöglichen können, steigert es die
Motivation und das Wettkampfsempfinden der Schüler, wodurch diese mehr Elan an
den Tag legen, um die Begriffe in den Arbeitsaufträgen auch richtig umzusetzen und
sich zu merken.
Zwei Möglichkeiten
Es ist auch denkbar die Schüler nicht nur spielen zu lassen, sondern ihnen die
Aufgabe zu geben, selbst Spiele zu erstellen. Dies geschieht am besten am Ende
einer Einheit um die grundlegenden Sachverhalte zu überblicken und einzuüben.
Zum Schluss spielen die Schüler ihre Entwicklungen selbst an.
Hintergründe
„Spiel ist nicht Spielerei, es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung.“
(Friedrich Fröbel in „Die Menschenerziehung“, 1826)
Der Mensch als ,,Spielkind’’
Bei Beobachtungen in der Natur stellt man fest, dass fast alle Säugetiere im
Kindesalter spielen. Obwohl das Spiel mitunter gefährlich ist, scheint es ein
hervorragendes Lernkonzept zu sein. Der Mensch ist ein Lebewesen, dass noch im
Erwachsenenalter spielt. Das Spiel fördert hierbei den Forscher- und
Entdeckungsdrang und ist deshalb einer der Faktoren, der den Mensch zum
Menschen macht. Folglich sollte man das Spiel nicht als unwichtig abtun. Es hat
seinen Platz im Unterricht nicht nur in Vertretungsstunden und vor Ferien, ganz im
Gegenteil, es bietet eine effektive Übungsmöglichkeit.
Kompetenzenförderung
Im Spiel lernt man mehr als ,,nur’’ Mathematik, man entwickelt automatisch soziale
Kompetenzen (Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit,…), Personale Kompetenz
(Durchhaltevermögen, Ordentlichkeit,…),usw.
Spiele leisten somit einen „Beitrag zur Vermittlung von überfachlichen
Kompetenzen“2, zu deren Förderung Lehrpersonen im Bildungsplan angehalten
werden.
,,Learning by doing’’- Entwicklung eigener Spiele
Bei der Entwicklung eigener Spiele müssen sich die Schüler konkrete Gedanken zum
Lerninhalt machen. Dadurch wird nicht nur das Gelernte wiederholt, sondern auch
geordnet, vernetzt, gewichtet und verinnerlicht.
2 Bildungsplan 2004, Mathematik.
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Die Schüler sind für das Endprodukt selbst verantwortlich, da die Mitschüler am Spiel
lernen sollen. Dies bringt eine hohe Wertschätzung der Arbeit und Qualität der Spiele
mit sich. Nach Zustimmung der Autoren, also der Schüler, hat der Lehrer eventuell
auch die Möglichkeit die Spiele in anderen Klassen einzusetzen.
1.2. Vom das Parallelogramm zum Dreieck und Trapez
Sophia Sommer
Sarah Dietze
Norman Dold
Der folgende Abschnitt soll eine Möglichkeit zur Einführung der Flächeninhalte von
Parallelogramm, Dreieck und Trapez aufzeigen. Dabei geht es vor allem um deren
Beziehung: Aus dem Parallelogramm entsteht das Dreieck und das Trapez. Es
besteht eine materielle Verwandtschaft, welche von den Schülern entdeckt wird.
Konkrete Umsetzung
Flächeninhalt des Parallelogramms
Die Schüler kennen bereits den
Flächeninhalt eines Rechtecks. Nun
wird der Flächeninhalt eines
Parallelogramms bestimmt. Dazu
zeichnet der Lehrer zwei Parallelen an
die Tafel, zwischen denen sich drei
unterschiedliche Parallelogramme
durch die Punkte p und q befinden.
Eines davon ist ein Rechteck. (Tipp:
Wegen dem nachfolgenden Beweis werden p und q im Abstand einer Bücherlänge
eingezeichnet.)
Ziel ist es nun, dass sie erkennen, dass das Parallelogramm ein „schiefes Rechteck“
ist und damit denselben Flächeninhalt hat. Sie werden also aufgefordert, sich zu
entscheiden, welches der drei Parallelogramme das größte ist. Eine Möglichkeit um
den gleichen Flächeninhalt zu beweisen, ist das Verschieben eines Bücherstapels.
Dazu stapeln die Schüler ihre Mathebücher auf
einem Tisch vor der Tafel, und zwar genau vor das
Rechteck. Dann werden die Bücher zum
Parallelogramm B verschoben. Offensichtlich
bleiben Höhe und Flächeninhalt gleich. Die Schüler
sehen so direkt, dass die zwei Parallelogramme B
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und C den gleichen Flächeninhalt wie das Rechteck haben, und es ergibt sich die
Formel hgA .
Die Schüler kommen auf eine weitere Möglichkeit die Gleichheit der Parallelogramme
zu zeigen. Dies geschieht durch Ausfüllen der unterschiedlichen Flächen mit
Papierschablonen.
Vom Parallelogramm zum Dreieck
Der nächste Schritt ist der Übergang zum
Flächeninhalt des Dreiecks. Dazu schneiden die
Schüler einen beliebig breiten parallelen Streifen
längs einer Schulheftseite ab und leihen sich
dann den Streifen des Partners als Schablone,
um so ein Parallelogramm im oberen Drittel ihres
Streifens einzuzeichnen (Rest des Streifens für
später aufbewahren). Dies bietet die Möglichkeit
die Definition eines Parallelogramms zu erleben.
Das Parallelogramm wird ausgeschnitten und
mittig von einer Ecke zur gegenüberliegenden
durchschnitten. So entstehen zwei Dreiecke und wenn man eines der beiden
umdreht, erkennt man, dass sie deckungsgleich sind. Die Schüler haben nun also
zwei gleichgroße Dreiecke in der Hand, die aus einem Parallelogramm entstanden
sind, und können sich so sofort die Formel für deren Flächeninhalt aus der des
Parallelogramms herleiten.
hgA 2
1
Vom Parallelogramm zum Trapez
Nun nehmen die Schüler den übriggebliebenen Streifen hervor, falten diesen einmal
in der Mitte und schneiden ihn beliebig zweimal quer durch. Es entstehen zwei
gleichgroße Trapeze, die man zu einem
Parallelogramm aneinander legen kann.
Nachdem die Schüler die Seiten des
Trapezes beschriftet haben, können sie sich
wieder direkt die Formel für dessen
Flächeninhalt herleiten.
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hac
A
2
So erleben die Schüler, wie das Dreieck und Trapez aus dem Parallelogramm
hervorgehen und erkennen deren Verwandtschaftsbeziehung.
Hintergründe
Material und Heftaufschrieb
In dieser Übung arbeiten die Schüler mit selbst mitgebrachten Materialien. Zum
eigenen Mathebuch sowie zum Schulheft haben sie einen persönlichen Bezug. Die
Aufgabe bekommt also einen höheren Stellenwert.
Die Streifen, die die Schüler zu Beginn aus dem eigenen Schulheft herausschneiden,
haben unterschiedliche Breiten. Somit wird klar, dass die hergeleitete Formel für
beliebige Maße gilt. Gleichzeitig dient die verschmälerte Heftseite als Protokoll.
Das Konstruieren eines Parallelogramms durch Schneiden und Zeichnen in
Partnerarbeit ist für das aktive Wissen der Schüler ein deutlich besserer Grundstein
als das Konstruieren mit dem Geodreieck. Ebenso ist es, wenn die Kinder an der
Tafel durch Ausprobieren und gemeinsame Diskussionen unbemerkt mathematische
Beweise führen.
Die Formel – ein Geschenk
Ziel ist es, dass Kinder die Formel als Geschenk empfinden. Sie sollen verstehen,
dass sie deutlicher, kürzer und einfacher ist, als eine Ausformulierung der
Berechnung. Durch eigenständiges Ausprobieren lassen sich die Schüler auf die
Formel ein. Sie werden über den Weg des Beschreibens an die Formel herangeführt,
damit sie den Sachverhalt dahinter verstehen und das stupide Auswendiglernen
somit überflüssig ist. Durch häufiges Anwenden festigt sich die Formel. Haptisches
und bildhaftes Vorgehen bleibt im Kopf.
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1.3. Bau eines Sextanten zur Bestimmung der Höhe des Schulgebäudes
Laura Brose
Jessica Otawa
Häufig geht den Schülern das Bewusstsein für Größen bei gedruckten Aufgaben
verloren. Bei dieser Aufgabenstellung haben die Schüler die Möglichkeit, realitätsnah
die Höhe eines Gebäudes zu bestimmen und ihre Ergebnisse zu reflektieren. Dabei
wird mit einem selbstgebauten Sextanten und einem Zollstock gearbeitet.
Konkrete Umsetzung
Die Höhe des Schulgebäudes wird mit Hilfe eines selbstgebauten Sextanten
bestimmt. Voraussetzungen sind die Definitionen von Sinus, Kosinus und Tangens
als Seitenverhältnisse im rechtwinkligen Dreieck.
Phase 1: Bau des Sextanten
In zuvor eingeteilten Gruppen (z.B.
Farbgruppen) wird ein Sextant
gebaut. Benötigt werden ein
Geodreieck, ein Strohhalm, ein
Zollstock, Kreppband, Knete und ein
Haar. Jede Gruppe befestigt mit
dem Klebeband ein langes Haar
(schön anzusehen ist, wenn Jungen ihre Mitschülerinnen sie darum bitten) genau in
der Mitte des Geodreiecks, das heißt also auf der Null. Hierfür wird ein Stück des
Haares auf die andere Seite des Geodreiecks umgeklappt und nur dort angeklebt.
Am längeren Ende des Haares befestigen die Schüler nun ein Stück der Knete, das
sie zu einer Kugel geformt haben, um das Haar zu beschweren und somit ein Pendel
entstehen zu lassen. Jetzt bringen die Schüler den mitgebrachten Strohhalm mit
Klebeband entlang der Hypotenuse an. Auch hier darf das Haar nicht überklebt
werden, damit es frei pendeln kann.
Schauen die Schüler durch den
Strohhalm und fixieren dabei den
höchsten Punkt des Gebäudes, können
sie anhand des Haares den Winkel
ablesen, in dem sie zum Haus stehen.
Achtung: Verletzungsgefahr! Die Spitze
des Geodreiecks ist gefährlich für das
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Auge, deshalb muss die Spitze mit einem Finger abgedeckt werden!
Phase 2: Zwei mögliche Aufgabenstellungen
Es ist möglich, die Aufgabenstellung auf zwei unterschiedliche Weisen zu
formulieren.
Für die leichtere Version zeichnet der Lehrer
die nebenstehende Skizze an die Tafel und
teilt den Schülern mit, dass in dieser Stunde
die Höhe des Schulgebäudes mittels des
selbstgebauten Sextanten und eines
Zollstocks bestimmt werden soll.
In der interessanteren Version dürfen die
Schüler zur Bestimmung der Höhe nicht an
das Schulgebäude herantreten. Dieser
Umstand kann in eine Geschichte verpackt
werden: Das Haus ist von einem Garten umgeben, der nicht betreten werden darf.
Daraufhin schreibt der Lehrer eine Uhrzeit an die Tafel, zu der die Schüler fertig sein
sollen. Bei Ablauf der Zeit finden sich die Schüler wieder im Klassenzimmer ein und
schreiben mit Angabe ihrer Gruppe ihr Ergebnis an die Tafel, bevor sie sich wieder
setzen.
Phase 3: Bestimmung der Gebäudehöhe
In dieser Phase werden die Schüler nun selber aktiv, indem sie das Klassenzimmer
verlassen, um die Aufgabe mit Hilfe des Sextanten und Zollstocks zu lösen.
Der Lehrer bespricht schlussendlich mit den Schülern die an der Tafel vermerkten
Ergebnisse und fragt nach den dafür verwendeten Lösungsansätzen. Eine mögliche
Lösung für die interessante Aufgabenstellung ist:
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Phase 4: Unterschiedliche Ergebnisse und Herangehensweisen
Im Anschluss an die Besprechung der Ergebnisse kann über folgende Punkte
diskutiert werden: (1) Niemand kennt die genaue Größe des Hauses, (2) Große
Streuung der Messwerte und Ergebnisse und (3) Wie misst man sinnvoll, sodass
Messfehler klein gehalten werden?.
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Alternative
Es ist möglich, diese Aufgabenstellung auch ohne weitere Angaben und
vorgegebene Hilfsmittel offen zu stellen. Kinder einer fünften Klasse beispielsweise
kommen dabei auf die unterschiedlichsten Ideen, wie man die Höhe bestimmt (zum
Beispiel mittels Schätzen, Messen der Stockwerkshöhe/ Treppenstufenhöhe,
Gebäudepläne oder aber Nachfragen beim Hausmeister3).
Den Schülern soll dabei vor allem klargemacht werden, dass es viele
unterschiedliche Arten gibt, zum Ziel zu gelangen. Um dies zu unterstreichen, bietet
sich als Stundenabschluss folgende Anekdote an4:
An der Universität Kopenhagen findet ein Physik-Examen statt. Der Kandidat soll
folgende Aufgabe lösen: „Beschreiben Sie, wie man die Höhe eines Wolkenkratzers
mithilfe eines Barometers feststellt.“
Ohne zu überlegen antwortet der Kandidat: „Man bindet ein langes Stück Schnur an
das Barometer, steigt auf das Dach des Gebäudes und lässt das Barometer an der
Schnur zu Boden. Die Länge der Schnur plus die Länge des Barometers ergibt die
Höhe des Gebäudes.“ Empört über die Antwort, die kein physikalisches Wissen
erkennen lässt, erklären die Prüfer den Kandidaten für durchgefallen und schicken
ihn hinaus. Dieser eilt daraufhin in das Büro des Prüfungsvorsitzenden und
beschwert sich, weil die Antwort doch zweifellos richtig gewesen sei. Der
Beschwerde wird stattgegeben, der Vorstand fordert die Prüfer auf, dem Kandidaten
die Frage sofort erneut vorzulegen. Nun antwortet der Prüfling wie folgt:
„Ich habe noch fünf weitere Lösungen“:
1. Sie steigen mit dem Barometer auf das Dach, lassen es herunter fallen und
messen die Zeit t, die es braucht, um den Boden zu erreichen. Die Höhe H des
Gebäudes kann mit der Formel H=0,5gt² berechnet werden. Allerdings wäre das
Barometer dann kaputt.
2. Falls die Sonne scheint, können Sie die Länge des Barometers messen, es dann
hochstellen und die Länge seines Schattens messen. Dann messen Sie die
Länge des Schattens des Wolkenkratzers, anschließend brauchen Sie nur noch
anhand der proportionalen Arithmetik die Höhe des Wolkenkratzers zu
berechnen.
3. Oder, wenn der Wolkenkratzer eine außen angebrachte Feuertreppe besitzt,
könnten Sie raufsteigen, die Höhe des Wolkenkratzers in Barometerlängen
abhaken und oben zusammenzählen.
3 Vgl. Kramer, Martin (2013): Mathematik als Abenteuer Band 1: Geometrie und Rechnen mit
Größen. Hallbergmoos: Aulis. S.224 4 Zitiert nach:
http://www.schulen.regensburg.de/~jsch510/Verschiedenes/Bohr/von_Niels_Borhr_lernen.html (zuletzt aufgerufen am 07.06.12 um 18:17)
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4. Wenn Sie aber bloß eine langweilige und orthodoxe Lösung wünschen, dann
können Sie natürlich das Barometer benutzen, um den Luftdruck auf dem Dach
des Wolkenkratzers und auf dem Grund zu messen und den Unterschied
bezüglich der Millibar umzuwandeln, um die Höhe des Gebäudes zu berechnen.
5. Oder noch einfacher: Sie klopfen an die Tür des Hausmeisters und sagen: „Wenn
Sie mir die Höhe des Wolkenkratzers nennen können, gebe ich Ihnen dafür
dieses schöne Barometer.“
Die Geschichte ist übrigens wahr und der Prüfling war der spätere Physik-
Nobelpreisträger Niels Bohr.
Hintergründe
Binnendifferenzierung und Kompetenzen
Bei dieser Aufgabe ist es gut möglich, binnendifferenziert zu arbeiten, sodass
leistungsschwächeren Schülern auch die Chance gegeben werden kann,
selbstentdeckend zu lernen. Zum einen wählt der Lehrer zwischen zwei
Aufgabenstellungen (leichtere oder interessantere), zum anderen bietet er Schülern,
die es wollen, Hilfestellungen an. So stellt er den Schülern frei, ob sie sofort nach
draußen gehen, um eigene Ideen auszuprobieren, oder ob sie noch auf
Lösungshinweise warten.
Außerdem wird durch die Gruppenarbeit niemand bloßgestellt und es gibt viele
Möglichkeiten sich individuell, seinen Kompetenzen entsprechend, in die Arbeit
einzubringen. Zum Beispiel kann ein Schüler sich dadurch hervortun, dass er
besonders genau die Messwerte abliest, und ein anderer übernimmt das Umformen
der Gleichungen.
Gleichzeitig ist der Lehrer nicht übermäßig beschäftigt und kann so individuell
Schülern helfen.
Unterricht im Freien
Der Unterricht im Freien ist zum einen sinnvoll im Sinne der „Bewegten Schule“, zum
anderen, da die Schüler anhand realer Dinge in ihrer Umgebung mathematische
Sachverhalte lernen und erleben können. Durch den persönlichen Bezug werden
Motivation und Interesse der Schüler um ein Vielfaches gesteigert.
Das Vorstellungsvermögen für Größen realer Objekte wird trainiert. Schüler lernen
Größen einzuschätzen und zu bewerten und dabei vor allem darüber nachzudenken,
wie realistisch die errechneten Werte sind. Auch wird ihnen bewusst, auf wie viele
Stellen genau sie ihr Ergebnis angeben sollten, damit es im gegebenen Kontext noch
sinnvoll ist.