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BIELEFELD / RZESZOW Gelebte musikalische Partnerschaft Alexander Kalajdzic dirigierte die Philharmonie Podkarpackie in Rzeszów VON CHRISTIANE GERNER Kunstgenuss | FOTO: CHRISTIANE GERNER Bielefeld/Rzeszow. Einen ganz besonderen philharmonischen Abend erlebten die 50 Bielefelder Gäste bei den Feierlichkeiten im Konzertsaal der neuen Philharmonie in Rzeszów. Seit 20 Jahren gibt es eine Partnerschaft zwischen der südostpolnischen Stadt und Bielefeld. Der Bielefelder Generalmusikdirektor (GMD) Alexander Kalajdzic wurde nach einwöchiger Probenzeit mit den Symphonikern für das deutsch-polnische Repertoire von Wagner, Paderewski und Brahms frenetisch gefeiert. Der Pianist Adam Wodnicki gab allein vier Zugaben. Kalajdzic dirigierte auf Einladung der Philharmonie-Direktorin Marta Wierzbieniec, deren Zusammenarbeit ein lebendiger Teil der Städtepartnerschaft ist. Die gemeinsamen Projekte zwischen dem Bielefelder Theater sowie den Musikern und Sänger aus Rzeszów sollen im kommenden Jahr mit einem großen Projekt weiter geführt werden. Zum Auftakt gab es ein frühes Werk von Richard Wagner (1813-1883), die Ouvertüre "Polonia" – als Hommage an die deutsch-polnische Freundschaft. Mit einem engagierten Dirigat – gerade bei den expressiven Passagen mit Trommelwirbeln – legte Kalajdzic seine hochprofessionelle Visitenkarte vor. Vom Walzertraum bis zum Exerzierplatz steigerte sich die Ouvertüre zum voluminösen Finale – Wagner eben. In die Herzen des sehr musikkundigen und -begeisterten polnischen Publikum schwang der Maestro den schlanken weißen Stock mit schauspielerischen Einlagen. Der betörende Musikgeschichtenerzähler Ignaz Jan Paderewski (1860-1941) wurde – gerade für die deutschen Hörer – mit dem "Konzert für Klavier, a-moll op. 17" zur Neuentdeckung in polnischer symphonischer Musiktradition.Die Brillanz des international bekannten Pianisten Adam Wodnicki blitzte schon im "Allegro" im intimen Zusammenspiel zwischen Klangkörper und Solokünstler auf. Kalajdzic bereitete alles fein auf und setzte mit klarer, eher schnörkelloser Interpretation das Innere der Komposition frei. Die Musiker schenkten ihrem deutsch-polnischen Publikum bezaubernde Zwiegespräche voller Spielfreude zwischen Piano und Pauke oder Oboe. Die zärtlich-sanfte "Romanze" legte Wodnicki sehr feinsinnig und nachdenklich an. Unter Kalajdzic's Taktstock entspann sich zärtliche Aufmerksamkeit im feenhaften Geflecht der Töne. Paukenschläge zum flotten "Allegro molto vivace" zeigten Wodnickis Meisterklasse. Der Saal tobte und der Meister gewährte großzügig vier Zugaben. Nach der Pause war der Weg frei für die viersätzige "IV Symphonie e-moll op.98" von

111021 Christiane Gerner

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BIELEFELD / RZESZOW

Gelebte musikalische PartnerschaftAlexander Kalajdzic dirigierte die Philharmonie Podkarpackie in RzeszówVON CHRISTIANE GERNER

Kunstgenuss | FOTO: CHRISTIANE GERNER Bielefeld/Rzeszow. Einen ganz besonderen philharmonischen Abend erlebten die 50 Bielefelder Gäste bei den Feierlichkeiten im Konzertsaal der neuen Philharmonie in Rzeszów. Seit 20 Jahren gibt es eine Partnerschaft zwischen der südostpolnischen Stadt und Bielefeld. Der Bielefelder Generalmusikdirektor (GMD) Alexander Kalajdzic wurde nach einwöchiger Probenzeit mit den Symphonikern für das deutsch-polnische Repertoire von Wagner, Paderewski und Brahms frenetisch gefeiert. Der Pianist Adam Wodnicki gab allein vier Zugaben.

Kalajdzic dirigierte auf Einladung der Philharmonie-Direktorin Marta Wierzbieniec, deren Zusammenarbeit ein lebendiger Teil der Städtepartnerschaft ist. Die gemeinsamen Projekte zwischen dem Bielefelder Theater sowie den Musikern und Sänger aus Rzeszów sollen im kommenden Jahr mit einem großen Projekt weiter geführt werden.

Zum Auftakt gab es ein frühes Werk von Richard Wagner (1813-1883), die Ouvertüre "Polonia" – als Hommage an die deutsch-polnische Freundschaft. Mit einem engagierten Dirigat – gerade bei den expressiven Passagen mit Trommelwirbeln – legte Kalajdzic seine hochprofessionelle Visitenkarte vor. Vom Walzertraum bis zum Exerzierplatz steigerte sich die Ouvertüre zum voluminösen Finale – Wagner eben. In die Herzen des sehr musikkundigen und -begeisterten polnischen Publikum schwang der Maestro den schlanken weißen Stock mit schauspielerischen Einlagen.

Der betörende Musikgeschichtenerzähler Ignaz Jan Paderewski (1860-1941) wurde – gerade für die deutschen Hörer – mit dem "Konzert für Klavier, a-moll op. 17" zur Neuentdeckung in polnischer symphonischer Musiktradition.Die Brillanz des international bekannten Pianisten Adam Wodnicki blitzte schon im "Allegro" im intimen Zusammenspiel zwischen Klangkörper und Solokünstler auf. Kalajdzic bereitete alles fein auf und setzte mit klarer, eher schnörkelloser Interpretation das Innere der Komposition frei.

Die Musiker schenkten ihrem deutsch-polnischen Publikum bezaubernde Zwiegespräche voller Spielfreude zwischen Piano und Pauke oder Oboe. Die zärtlich-sanfte "Romanze" legte Wodnicki sehr feinsinnig und nachdenklich an. Unter Kalajdzic's Taktstock entspann sich zärtliche Aufmerksamkeit im feenhaften Geflecht der Töne. Paukenschläge zum flotten "Allegro molto vivace" zeigten Wodnickis Meisterklasse. Der Saal tobte und der Meister gewährte großzügig vier Zugaben.

Nach der Pause war der Weg frei für die viersätzige "IV Symphonie e-moll op.98" von Johannes Brahms (1833-1897). Besonders der vierte Satz krönte das Fest der internationalen Musikbegegnung in einer großartigen Verdichtung. Querflötensoli und Fagotte bis zum Bass erzeugten eine magische Stimmung. Diese löste sich in tosendem Beifall. Alexander Kalajdzic bedankte sich bei einem äußerst wissendem Publikum erschöpft mit tiefer Verbeugung.