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JAHRE 1889 – 2014 LINDAUER SEGLER C L U B

125 Jahre Lindauer Segler Club e.V

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Zum 125 jährigen Bestehen des LSC erschien im Juli 2014 die Jubiläumsausgab mit 125 Jahren Geschichte.

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J A H R E

1889 – 2014

LINDAUERS E G L E RC L U B

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Die Geschichte des Lindauer Segler-Club

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Die Geschichte des Lindauer Segler-Club

1889 - Heute

J A H R E

1889 – 2014

LINDAUERS E G L E RC L U B

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Liebe Segelfreunde125 Jahre Lindauer Segler-Club

Im Zeitraum von 1889 bis 2014 fanden auf dieser Welt erhebliche Umwälzungen und überwältigende Ereignisse statt, gute wie schlechte, zwei Weltkrie-ge, industrielle und kulturelle Revolutionen, ein tief-greifender Wandel der Werte, eine Revolution des Wissens. Die Welt ist zuletzt schneller, komplexer und vernetzter geworden.

Der Lindauer Segler-Club hat dies alles sehr gut überstanden und ist ein Platz geworden, der heute Tradition und Moderne vereint. In diesen 125 Jah-ren hat der Club enormen Zuspruch erfahren und sich gesund weiter entwickelt.

Die Bedeutung des Lindauer Segler-Clubs in der heutigen Zeit mögen die Archivare und Historiker von Morgen bestimmen, aber eines kann ich heute sicher sagen: Wir können sehr stolz auf diese Vergangenheit, diesen Werdegang des Lindauer Segler-Clubs sowie auf dessen Mitglieder und Bewahrer sein.

Das vorliegende 125 Jahre Jubiläumsbuch widmet sich besonders den vergangenen 25 Jahren.

Viele Mitglieder werden sich in diesem Buch wiederfinden und sich mit Freude an diese Zeiten zurück erinnern. Wer noch tiefer in unsere Club-geschichte eintauchen möchte, kann gerne auf die 100-jährige LSC-Clubchronik zurückgreifen.

Mein besonderer Dank gilt unserem Redaktionsteam mit Stephan Frank und Volker Kast für die Erstellung dieses Jubiläumsbandes. Ebenso bedanke ich mich sehr herzlich bei Christine Holz, Dr. Andreas Loch-brunner, Erich Hoos, Alexander Gerstner und Dr. Rainer Niemann für Ihre ideenreiche und tat-kräftige Unterstützung zu unserem Jubiläumsjahr.

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen. Wie heißt es so schön in unserer 100-jährigen Festschrift: „Wir haben ein beachtliches Erbe übernommen und sollten es zumindest in gleichem, wohlgeordnetem Zustand weitergeben“. Genau dies werden wir mit aller Kraft weiter verfolgen.

Ihr Andreas Ober1. Vorsitzender Lindauer Segler-Club

Da bin ich aufgewachsen, da bin ich daheim.Andreas Ober

Die Jugend des LSC auf der „Bayern II“ beim Ansegeln. 2011

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Grußwort von DSV-Präsident Dr. Andreas Lochbrunner

Liebe Clubkameradinnen und –kameraden, liebe Freunde des Lindauer Segler-Clubs, als Ehrenmitglied dieses wunderbaren Vereins und Präsident des Deutschen Segler-Verbandes freue ich mich gleich doppelt, Euch und Ihnen heute zum 125-jährigen Bestehen des LSC zu gratulie-ren. Persönlich hatte ich das grosse Glück, vor genau 50 Jahren als Jugendlicher auf den LSC zu stoßen, und hier meine Begeisterung für den Segelsport zu finden.

Als ältester Segelclub am Bodensee hat der LSC über einen langen Zeitraum die Geschicke und die Geschichte des Segelsports auf unse-rem Heimatrevier wesentlich beeinflusst. So war der LSC im Jahr 1911 in führender Position an der Gründung des Bodensee-Segler-Verbands beteiligt und musste diese Idee pikanterweise in einem harten Ringen gegen den damaligen DSV durchsetzen. Wie gut, dass heute niemand mehr nachtragend ist!

Die vergangenen hundert Jahre Weltgeschichte haben naturgemäß ihre Spuren auch in der Club-geschichte hinterlassen. Der LSC hat dennoch

Kurs gehalten und immer wieder seine Chancen genutzt, die sich aus der Entwicklung des Segel-sports und der Gesellschaft ergeben haben.

Es ist dem LSC gelungen, als Marke unter seinem grün-weißen Stander wahrgenommen zu werden und damit auch für seine Mitglieder attraktiv zu bleiben. Mit Stolz ist man im LSC, schätzt die vielfältigen Segelmöglichkeiten, gerade auf den neuen Clubbooten, sowie die Clubgemeinschaft und die Geselligkeit. Dass in den vergangenen 50 Jahren bis heute nahezu alle Vereinsvorsitzen-den „Eigengewächse“ des Clubs waren, spricht für sich und für die Fähigkeit dieses Vereins, sich immer wieder aus eigener Kraft zu erneuern und dabei die eigenen Wurzeln zu bewahren. im Jubiläumsjahr hat unsere Clubführung diese These deutlich bestätigt.

In diesem Sinne wünsche ich meinem Lindauer Segler-Club eine interessante, erfolgreiche und glückliche Zukunft.

Dr. Andreas LochbrunnerDSV-Präsident

VorwortWarum dieses Buch

Der Lindauer Segler-Club ist den meisten Mit-gliedern Heimat. Und darin unterscheidet sich der Verein von vielen anderen. Die Clubmitglieder sind nicht im LSC, um hier ihren Sport möglichst preiswert auszuüben. Sie sind im Club, weil er ihre Heimat ist. Das wurde klar, als ich für dieses Buch viele Mitglieder gefragt habe: Was ist der LSC für Dich? Fast immer kam spontan die Antwort: meine Heimat. Die Antworten sind locker im Buch ver-streut, ohne Wertung. Gelegentlich taucht darin das Wort Heimat auf. Der Verein ist auch meine Heimat – zu seinem 125-jährigen Jubiläum gibt es deshalb nun ein Fotobuch, die Geschichte des Vereins in Bildern, mit etwas Text.

Die 125 Jahre habe ich in vier historische Ab-schnitte eingeteilt. Gründerzeit, zwischen den Weltkriegen, Wiederaufbau und heute. Ich habe die zeitliche Grenze zur jetzigen Zeit auf 1989 gelegt. Da hatte der Club die ersten 100 Jahre überstan-den - und es gibt Mitte der Achtzigerjahre einen Bruch. Segeln wurde allgemein professioneller und das Anspruchsdenken größer. Auch kommen die ersten modernen Rennschiffe auf, Quartas und Liberas starten zum ersten Mal an der RUND UM. Zu Beginn dieser vier Kapitel steht ein kur-

zer Vorspann, der diese Zeit zusammenfasst. Die nachfolgenden Kapitel beleuchten einzelne Aspek-te der Clubgeschichte genauer, zum Beispiel der Hafenbau. Manchmal ließen sich Dopplungen nicht vermeiden, der Bau des ersten Hafens gehört auch im Kapitel Gründerzeit erwähnt. Die einzelnen Kapitel geben aber einen detaillierteren Einblick in die Clubgeschichte, als wenn alles nur in der zeitlichen Abfolge aufgeführt worden wäre.

Vielen Dank an Rainer Niemann, der mich vor manchem historischen Irrtum bewahrt hat. Im Wesentlichen habe ich mich an seiner Chronik zum Hundertjährigen orientiert, und ein klein wenig auch an der zum 25., 50. und zum 75. Geburtstag, und ein paar Informationen lagen noch ungehoben im Archiv. Die Fehler im Text sind trotzdem meine (auch wenn ich noch nicht weiß, wo sie sich ver-steckt haben).

Dank auch an Karin Wehrheim, die gründlicher als jede Software Korrektur gelesen hat. Dieses Heimatbuch ist all denen gewidmet, die dem Lindauer Segler-Club ihre Zeit schenken.

Stephan Frank

VorwortDer LSC ist mein Wohnzimmer.Stephan Frank

Meine Heimat, da habe ich mein Leben verbracht.Andreas Lochbrunner

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Inhalt:

Gründung 12 – 27 Aufstieg und Krise 28 – 37 Wiederaufbau 38 – 51

Neuzeit 52 – 57

Boote im LSC 58 – 81 Bayern I/II 60 – 67 Allwind I bis IV 68 – 71 Sturmvogel/Möve/Knurrhahn 72 – 73 J70 74 – 75 Elfe II 76 – 77 Tamino 78 – 79 Melita 80 – 81 Audifax 82 – 83

Bauten im LSC 84 – 105 Clubhaus 86 – 93 Hafen 94 – 103 Halle Zech 104 – 105

Menschen im LSC 106 – 115 Clubgespräch 108 – 111 Jugend /Jüngsten 112 – 115

Regatten im LSC 116 – 157 RUND UM 118 – 131 8 Meter World Cup 132 – 137 Asso/Joker 138 – 139 Finn 140 – 141 Soling/Lacustre 142 – 145 Bodenseewochen 146 – 151 Klassenregatten/Mittwochsregatten 150 – 153 Der BSVb Gründerpokal 154 – 155

Vorsitzende 156 – 161 Jubiläumsfeste 162– 169

Impressum 173

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GründungDie ersten Jahre

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Vorherige SeiteDie LSC-Honoratioren beim Fest-akt im Bayerischen Hof am 20. Februar zum fünfundzwanzigjähri-gen Bestehen. 1914

Die Statuten, die Gründungsur-kunde des LSC mit handgemaltem Stander. Dahinter ein Circular von 1893. Circulare waren in Kanz-lei- und Sütterlinschrift gemalte Rundbriefe. Das Original wurde von Mitglied zu Mitglied gesandt und von jedem als gelesen abge-zeichnet.

Die Rückseite der Gründungs-statuten mit den Namen der 15 Gründungsmitglieder

ie ersten Gründungsjahre wurden von einer großen Euphorie getra-gen: Man hatte seinen eigenen Segelclub und konnte aufs Wasser. Zwei Menschen waren in dieser Zeit

besonders wichtig: der Gründer Max von May-er-Starzhausen und Hermann Naeher, der den Verein unermüdlich förderte. Der Club blickte nach zehn Jahren in ein tiefes Loch und stand kurz vor der Auflösung, überstand jedoch die Krise, als die Söhne der Clubgründer ebenfalls aufs Wasser gingen. 1911 bekam der Verein einen eigenen Hafen und baute das Kleine Clubhaus.

Der Lindauer Segler-Club wurde am 20. Februar 1889 im Hotel „Bayerischer Hof“ gegründet. Um 8 Uhr abends im Zimmer Nummer 10. Der Ort erklärt sich von selbst, der Lindauer Hotelier Wil-helm Spaeth war einer der anwesenden Gründer. Warum aber gerade in Lindau der erste Segelclub am Bodensee gegründet wurde, warum sich 15 gestandene Männer zusammenfanden und sich zu einem Verein zusammenschlossen – über ihre Motive findet sich nichts im Archiv. In den Grün-

dungstatuten steht: „1. Zweck (…) soll sein, das Interesse am Sport und den Anschluß der Mitglie-der untereinander zu fördern. 2. Durch Belebung des Sees soll der Stadt Vorteil verschafft werden, indem auch fremden Sportsmen (…) Anregung gegeben werden soll, Yachten am Bodensee zu stationieren. 3. Einflußnahme auf die Bootsbauer und Bootsverleiher behufs Anschaffung besserer und seetüchtigerer Fahrzeuge.“

Es gab Bootsbauer und Bootsverleiher, der See wurde bereits zum Vergnügen befahren. 50 Jahre früher – etwa 1840 – sollen Lindauer mit ihren Gondeln mit einem Groß- und einem oder zwei Vorsegeln an Sonn- und Feiertagen spazierenge-fahren sein. Immer wieder erzählt wird die Ge-schichte des Prinzen Ludwig, des späteren Königs von Bayern. Der soll mit seinem Segelmeister Buschor vor dem bayrischen, dem österreichi-schen und dem Schweizer Ufer unterwegs gewe-sen sein. Im Jahr 1869 kenterte seine Königliche Hoheit, er selbst wurde gerettet. Ein Schicksal, das er mit seiner Kaiserlichen Hoheit, dem Groß-herzog Ferdinand IV. von Toskana teilte. Dessen offener Schoner war 1861 in der Schachener Bucht im Südweststurm in Richtung Eisenbahn-damm getrieben worden. Mit aller Anstrengung gelang es, Besatzung und Boot zu retten.

Zur Kaiserzeit war der Adel die Führungsschicht, der das Bürgertum nacheiferte. Das mag mit ein

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Eine gesunde Mischung aus viiiel Tradition und ModerneJosef Bitsche

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Luftschiff Zeppelin LZ 5 vor Lindau bei der Fahrt der Reichstagsabgeordneten am 4. September. Der Zeppelin wasserte, die Abgeordneten stiegen von Booten aus in den Zeppelin um. Die Löwenmole war voller Zuschauer. Unter dem Luftschiff die „Rheingold“. 1909

Rudolf Loeser, stehend im Ruderboot, präsentiert das Paddel. Auf dem Bugspriet Adolf Kimmerle jun. Im Mast mit Mühe Sepp Heilmann. Die jungen Herren machen Blödsinn.

„Sturmvogel I“ im spiegelglatten Wasser. Als Slup getakelt nach dem Umbau. Rechts davon das Werftboot „Pfeil“. Nach 1894

Der „Sturmvogel“ auf dem Weg zum Kran am Seehafen. Das Schiff war im Winter in einer der Schrannenhallen untergebracht, beim heutigen Filmpalast. Auf der Rollbahn wurde er zum Kran geschoben. Die Bahn war für den Transport von Getreide-säcken im Inselgraben fest installiert. Ostern 1901

Grund gewesen sein, warum sich am 20. Februar 1889 15 Mitglieder des gehobenen Bürgertums trafen – und den LSC gründeten.

In den Gründungsstatuten verzeichnet sind:

Privatier Guido Bischoff Premierleutnant Claßen Major a. D. Eugen von Cotta Praktischer Arzt Dr. Kimmerle Kaufmann Raimund Kinkelin Königlich bayr. Assistent Max von Mayer- Starzhausen Premierleutnant Friedrich Meß Pflanzer Hermann Naeher Premierleutnant Rinnecker Königlich bayr. Official Schlesing Subrektor Friedrich Schreiber Hotelier Wilhelm Spaeth Königlich bayr. Bezirksarzt Dr. Julius Volk Privatier Burgess Watson Kaufmann Wehinger

Gut einen Monat später, am 29. März 1889, trafen sich 14 Mitglieder zur ersten ordentlichen Gene-ralversammlung. Die war gut vorbereitet. Es wur-de beschlossen, sofort eine Kielschwert-Yacht mit Kajüte aus Eichenholz, „vom Mitteltyp der Wulfruna“, mit Yawl-Takelage zu bestellen. Heidt-mann in Hamburg sollte dafür 1.250 Mark be-kommen, dazu kamen ein Beiboot, Ausrüstung, Fracht und Versicherung – 1.700 Mark brachte

der Club durch unverzinsliche Anteilsscheine auf. Zu Zeiten, als die Maß Bier noch für Pfennige verkauft wurde.

Im März oder April bestellt, konnte der „Sturmvogel“ noch im Sommer 1889 zu Wasser gelassen werden. Er wurde bis 1905 gefahren – und absolvierte 1.000 Ausfahrten, anfangs reine Herrenpartien.

Noch vor der Einwasserung waren Bestimmun-gen über die Benutzung des Clubbootes erlassen worden. In Punkt fünf steht: „Damen sind vom Clubboot ausgeschlossen“. Das sorgte auch in der guten alten Zeit für Ärger, 1897 wurde die Bestim-mung für Clubboote aufgehoben. Denn auf Privat-booten durften Frauen ohnehin schon segeln.

Damit war der Verein gegründet. Man hatte ein Schiff, verfügte über die Regularien für den Betrieb und musste die ersten Schwierigkeiten bewältigen. Es gab weder ein Clublokal noch einen Hafen. Am 12. Dezember 1889 stellte der Ausschuss des Lindauer Segler-Clubs einen

Das ist eine Alternative zu meiner Lebenshaltung. Ich bin seit 1960 im LSC. Ich kann mir gar nicht vorstel-len, ohne den LSC meine Freizeit zu verbringen.Heinz Tomas

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Segel trocknen nach der Ausfahrt. Im Hintergrund die alte Werft, Römerschanze und Festungsmauer. Links am Rand eine Treppe. Sie wurde 1894 gebaut, damit die Damen leichter ans Wasser kamen. Die Hütte hatte zwei Quadratmeter Fläche.Ostern 1901

Die gleiche Hütte im Sommer 1901

Der „Sturmvogel I“. Von links: Verwalter Schlesing, Bezirksarzt Dr. Volk, Dr. Kimmerle sen. und Hofapotheker Wolf. Das älteste Bild des LSC, wahrscheinlich 1889

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Antrag an den Lindauer Magistrat, das Eck zwi-schen der Ostseite der Römerschanze und der Südseite der Werft als Hafen nutzen zu dürfen. Die Stadt genehmigte dem LSC den Durchbruch der Römerschanze, an der klebte wie ein Schwal-bennest die Clubhütte, zum Wasser hin durfte ein Steg angebracht werden. Die Clubhütte hatte anfangs zwei Quadratmeter Fläche, später wa-ren es zehn. Davor lag der „Sturmvogel“ an der Boje, etwa zwischen dem jetzigen Takelmast und dem heutigen Clubhaus, das Gelände wurde erst später aufgeschüttet. Der Platz war gegen West-wind hervorragend geschützt, gegen Süd- und Ostwind allerdings frei, was als unangenehm empfunden wurde. Nach Südosten existierte eine hölzerne Pfahlreihe. Aus der entfernte der Club (wahrscheinlich im Frühjahr 1890) 23 Pfähle, damit die Segelboote bequemer ein- und auslaufen konnten. Der Magistrat und das Lindauer Tagblatt entrüsteten sich, dennoch wurde das Pfahlziehen nachträglich genehmigt. Und der LSC durfte wei-tere Pfähle entfernen. Allerdings hatte die Stadt an dem Standort Angst um die Moral. Die Clubhütte bot freie Sicht auf die Frauenbadeanstalt (jetzt Römerbad), deshalb musste in der Sichtachse zwischen Clubhütte und Badeanstalt eine Blende an der Mauer der

Römerschanze angebracht werden. Dies war das „Feigenblatt“. Aber auch nicht viel mehr, denn beim Ein- und Auslaufen konnten die Männer ungehindert an das Frauenbad und hatten aus der Nähe einen freien Blick auf die züchtig bekleideten Badenden.

In diesen ersten Jahren förderte das Gründungs-mitglied Hermann Naeher den LSC außerordent-lich. In der ersten Clubchronik 1914 wird er als Gutsbesitzer in Holdereggen bei Lindau und frü-herer Plantagenbesitzer auf Sumatra bezeichnet. Er war sicher wohlhabend, im ersten Jahr schenk-te er dem Club ein Ruderboot. Im Herbst 1890 bestellte er bei Heidtmann in Hamburg ein neues Segelboot vom Typ des „Sturmvogel“. Es war die erste „Möve“. Im April 1891 machte sie ihre Jung-fernfahrt auf dem Bodensee – Hermann Naeher stellte das Boot dem Club zur freien Verfügung und übernahm auch sämtliche Kosten für den Unterhalt. Dabei fällt auf, dass die Haltbarkeit der Schiffe bei weitem nicht mit heutigen Standards zu vergleichen sind. Der Sanitätsrat Adolf Kimmer-le schrieb in der Jubiläumsschrift zum 25-jährigen Bestehen voller Stolz: „Auch die ‚Möve‘ erreichte ein hohes Alter, am 15. September 1905 machte sie ihre letzte Fahrt.“ Sie hielt 15 Jahre.

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Rechnungen für den LSC aus der Kaiserzeit: der Clubname in verschiedenen Schreibweisen.

Trotz neuer Schiffe durchlief der LSC in den ersten Jahren eine gefährliche Entwicklung und stand zwei Mal kurz vor der Auflösung. Zwischen 1897 und 1899 kamen nur noch sechs bis acht Mit-glieder zur Generalversammlung. Und auch die Mitgliederzahlen sanken bis zum Jahr 1903. Auf der Hauptversammlung am 4. Mai 1899 beschrieb Max von Mayer-Starzhausen die Lage dramatisch:

„Die geringe Zahl der sich am Segelsport aktiv beteiligenden Mitglieder, die große Lustlosigkeit am Segelsport im allgemeinen, die jährlich immer mehr Opfer fordernden Reparaturen des Boots-materials und der im Gegensatz dazu stehende klägliche Zustand des Reservefonds sowie die im Laufe des Vereinsjahres 1898/1899 erfolgten Austrittserklärungen, denen zweifellos noch mehr folgen werden, all diese Momente lassen nur zu deutlich auf die früher oder später eintretende Lebensunfähigkeit des Clubs schließen.“

Zum Glück konnte der LSC die Flaute durchste-hen. Ab dem Jahr 1903 stiegen die Mitgliederzah-len wieder. Die Söhne der Gründungsmitglieder begannen sich fürs Segeln zu interessieren. Auch aus der Beamtenschaft kamen neue Segler. 1905 gab der Club beim Bootsbauer Wenhart mit dem „Sturmvogel II“ einen Neubau in Auftrag. In der Größe einer alten 6mR-Yacht mit Sluptakelung und Gaffelrigg. In diesem Jahr 1905 gab es auch die erste Regatta auf dem Bodensee. Der LSC und der Bregenzer Segel-Club richteten sie gemein-

sam vor Lindau aus. Am 21. Mai war Start und Ziel vor dem Pulverturm. Zehn Meldungen, acht Boote starteten, eingeteilt in vier Klassen.

1907 ersetzte Hermann Naeher die abgewrackte „Möve“ durch die legendäre „Rheingold“, eine 8 Segellängen-Yacht aus Berlin, etwa in der Größe eines 45er Nationalen Kreuzers. Auch dieses Boot stellte er dem Club zur Verfügung. Ein Jahr später gab es schon die Pläne für ein neues, weiteres Boot nach der damals neuen Meter-Formel, aller-dings war die Beschaffung nicht so einfach: die erste „Allwind“. Der Takelmeister, Schiffsbauinge-nieur Arnold Müller, warb auf der Hauptversamm-lung 1908 für eine 8mR-Yacht. Er fand aber keine Mehrheit, es fehlte das Geld. Später, im Oktober 1908, wurde eine freiwillige Zeichnungsliste über 8.700 Mark aufgelegt, mit 3.000 Mark an der Spit-ze stand der Besitzer von Schloss Allwind, seine Exzellenz Staatsrat Leopold König. Ihm zu Ehren wurde das Schiff „Allwind“ getauft, am 29. Juli 1910 kam sie auf der Bootswerft Minn bei Reu-tenen ins Wasser. Gleichzeitig ließ sich König bei Minn eine 6mR-Yacht bauen: die „Melita“. Auch dieses Schiff bekam der Club überlassen, nach

Ein Stück Heimat.Fritz Daschner

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Der „Sturmvogel I“, an der Pinne der Rechtspraktikant Adolf Weber.

Die „Möve“ an der Boje. Im Hintergrund der hölzerne Werftsteg der Schiffswerft und eine Dampframme.

„Sturmvogel II“. Eine Ausgleichsyacht des Clubs.

Königs Tod schenkte seine Witwe dem Club das Schiff. Es wird noch heute im LSC gesegelt.Und der Verein hatte seine Durststrecke überwun-den. 1908 waren 77 Mitglieder registriert, 1912 waren es 121.

In diese Zeit fällt eine zweite, bedeutende Ent-wicklung für den Club: Die Stadt baute einen Güterhafen. Mit der Errichtung des königlich-bay-rischen Rentamts/Finanzamts 1909 am Bret-termarkt konnten die Frachtschiffe im östlichen Seehafen nicht mehr entladen. Außerdem musste die Dampferhafen-Einfahrt ausgebaggert wer-den. Mit dem Aushubmaterial wurde der alte Segelhafen aufgeschüttet. Auf der neu gewonnen Fläche stehen heute die Liegewiese im Römerbad, die Wasserwacht, das große Clubhaus und das Wapo-Gebäude. 1911 war der Hafenbau abgeschlossen, der Club bekam Liegeplätze innerhalb innerhalb der höl-zernen Mole. Und es wurde am Ende der damals 60 Meter langen Mole das neue Clubhaus (unser jetziges Kleines Clubhaus) gebaut. Finanziell hatte der Verein seine Belastungsgrenze erreicht: Er musste die geliebte „Rheingold“ verkaufen, der

Erlös von 2.600 Mark ging in die Hafenanlage und das Clubhaus.

Ein Jahr später schlossen sich dann neun Herren zu einem Konsortium zusammen, der „Yacht-Ge-sellschaft des L.S.C.“. Ihr Ziel: die Beschaffung regattafähiger Yachten. Als erstes erwarben sie die 1912 bei Max Oertz erbaute 8mR-Yacht „Ma-riechen“ und benannten sie in „Bayern“ um. Oertz war die renommierteste Yachtwerft im Kaiserreich.

Bei der ganzen frühen Clubgeschichte fragt man sich: Wie lernten die Leute damals segeln? Die Schiffe waren komplizierter, das Material bei wei-tem nicht mit heutigem vergleichbar. Die Beschlä-ge wurden zum Teil selbst gebaut. Die Tücher wa-ren aus Leinen oder Mako-Baumwolle, die Leinen aus Hanf – sie konnten halten oder auch nicht...

Die Clubyacht „Sturmvogel“ riss sich am 15. Juni 1890 nachts von der Boje los und kollidierte im Werfthafen mit dem nagelneuen Dampfer „Prinz-regent“. Gut zwei Monate später machte sie sich erneut selbständig (man sprach von Sabotage) und trieb unter die Landtorbrücke. Der Mast hielt, holte aber das Geländer auf zehn Metern Länge herunter und verfehlte zum Glück die neue städti-sche Gasleitung.

Es war aber nicht immer das Material schuld. Unter den Gründungsvätern gab es nur zwei, die segeln konnten: zum einen Max von Mayer-Starz-hausen. Er gehörte zur Crew des Prinzen Heinrich

Ich war eigentlich ein kränk-liches Bürschle – das Segeln im LSC gab mir Stabilität und Selbstvertrauen.Rainer Niemann

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Der „Sturmvogel I“ mit Yawl-Takelage und Gaffelrigg vor dem Frauenbad, vor dem Umbau. 1894

Mit dunklem Rumpf der „Sturmvogel I“, bereits zur Slup mit größerem Großssegel um-gerüstet. Mit weißem Rumpf die „Möve“.

Auf der „Rheingold“. Links der Student Max Wolf, dahinter stehend Adolf Kimmerle jun., im weißen Hemd Arnold Müller, Takelmeister und Konstrukteur, die beiden Buben sind Auer und Gutermann jun. 1907

Mit der Nummer 81 die „Rheingold“ in einer Regatta. Bei einem Oststurm führte die Wettfahrt von Überlingen nach Konstanz und zurück. 1909

Bodenseewoche. Mit der Nummer 70 die 7 SL-Yacht „Freya“ (BSC), ex „Anita II“ (LSC) und mit Nummer 60 die 6mR-Yacht „Elfe I“ (BSC). 1911

Die „Rheingold“ eingerefft mit Frau Oberstleutnant Hofmann, Max Spengelin und Frl. Klara Stolze.

von Preußen, segelte auf der Viermastbark „Olga“ nach Ostasien und Amerika. Die Marinestation der Nordsee schickte den gestandenen Seemann auf Bitten der bayerischen Staatsregierung. Er sollte die Dampfschifffahrt auf dem bayrischen Bodensee seemännisch organisieren und betrieb zusätzlich die Gründung des LSC. Der zweite Seemann war Burgess Watson, der das Segeln bei der Royal Navy gelernt hatte und die Jugend des LSC im Kutterpullen unterwies. Es gab schon früh erste Versuche systematischer Jugendarbeit, aber oft brachten sich die ersten Segler Wenden und Halsen sowie das wichtige Ankern per Versuch und Irrtum bei. Und lernten vor allem aus den Irrtümern.

So strandete die „Möve“ am 24. September 1896 vor Bad Schachen. Drei junge Herren und ein Gast hatten vor dem Hafen bei Südsturm gean-kert. Der Anker hielt nicht, die „Möve“ wurde gegen die Mole geworfen. Die Übeltäter mussten bei Hermann Naeher beichten. Der Eigner gab die Reparatur beim Bootsbauer Wenhart in Auftrag und verbot die Segelei nach Schachen, das sei dem Boot bereits zum zweiten Mal zum Verhäng-nis geworden. „Mein Wunsch war und ist immer gewesen, daß junge Kräfte dem Club beitreten möchten, um den Sport in Aufschwung zu brin-gen, aber mit dem Kleben am Ufer ist der Sache nicht gedient, auch die Boote nicht geeignet.“

Und es gibt später noch ein weiteres Schreiben der Königlich Württembergischen Dampf-

schif fahrfts-Inspektion Friedrichshafen an den LSC vom 16. Februar 1914, quasi eine Ermahnung zu Saisonbeginn. Der Brief wirft ein Licht so-wohl auf die Unfälle als auch auf das nicht immer ganz stressfreie Verhältnis zwischen Seglern und Dampferkapitänen:

„Es sind in den letzten Jahren wiederholt den Dampfschiffahrts-Inspektionen durch die Kapitä-ne Klagen zu Ohren gekommen, daß die jetzt in größerer Anzahl auf dem Bodensee verkehrenden

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In der Nacht vom 6. auf den 7. August 1905 sank die „Möve“ an der Boje. Ursache unbekannt. Bootsbauer Wenhart (2. von links, mit Hut und Weste) hat sie geborgen. Von einer zufällig im Hafen liegenden Lädine wurden Drahttaue unter dem Rumpf der „Möve“ durchgezogen und das Schiff gehoben. 1905

Die „Klein Anita“ von Arnold Müller. Im Hintergrund der alte Werftsteg der Kgl. Schiffswerft.

Segelboote und Motorboote die zum größten Teil den Segelklub’s angehören, nicht die wünschens-werte Rücksicht auf den Dampfschiffverkehr nehmen. Diese geringe Rücksichtnahme zeigt sich teils darin, daß die Segelboote den Schiffen, die sich unter Land von einer Anlandestelle zur nächsten begeben, so in den Weg fahren, dass letztere zum Ausweichen gezwungen sind, oder sie fahren so nahe heran an die Schiffe, bis die Kapitäne im Begriff stehen, auszuweichen. Wenn letztere das Manöver nun ausführen wollen, gehen die Boote im letzten Augenblick über „Stag“, so daß das beabsichtigte oder gar begonnene Ma-növer rückgängig gemacht werden muss. Durch diese unnötigen Belästigungen der Schiffe wird Unsicherheit […] erzeugt. […] Es wird daher das ergebenste Ersuchen gestellt, die Herren Segler auf dies Mißstände hinzuweisen und sie zu ersu-chen, der Bodensee-Dampfschiffahrt durch eine größere Rücksichtnahme in der Ausübung ihres Dienstes etwas mehr Entgegenkommen zu beweisen. […] Die Dampfschiffahrts-Inspektio-nen glauben umsomehr Veranlaßung zur Stellung dieses Ersuchens zu haben, als von den Dampf-schiffen aus in jedem Jahre eine größere Zahl Personen von gekenterten Ruder- und Segel-booten gerettet werden.“

Trotzdem hatte sich der LSC zu einem etablierten Verein entwickelt. Im Jahr 1914 geruhte Seine Majestät König Ludwig III. von Bayern dem LSC als Kommodore vorzustehen. Der Club machte einen Bückling: „Mit untertänigster Dankbarkeit hat der Lindauer Segler-Club die ihm von Seiner Majestät dem König, dem eifrigen Förderer des Segelsports, erwiesene hohe Gnade entgegen-genommen.“

Ebenfalls im Jahr 1914 wollte der LSC sein 25-jäh-riges Bestehen feiern. Aber die Jubiläumswettfahrt bei der Bodenseewoche im September konnte nicht mehr stattfinden. Der Weltkrieg verhinderte dies, am 1. August war die Mobilmachung. Am 4. August wurde das Motorboot „Aida“ an das Militär abgeliefert. Anschließend mussten die Segelboote ins Winterlager: „Allwind I“, „Melita“, „Sturmvogel II“. Dort blieben sie für die nächsten vier Jahre. Der Krieg verhinderte den Segelbe-trieb, zur 28. Mitgliederversammlung am 21. Juli 1917 kamen nur noch sieben Mitglieder, 1918 fiel die Hauptversammlung aus. Die Menschen hatten andere Sorgen. Elf Clubmitglieder fielen im Ersten Weltkrieg.

Freizeit – früher habe ich mich im Haus vergraben – jetzt gehe ich segeln und genieße die Kameradschaft.Harald Störr

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Aufstieg und KriseZwischen den Kriegen

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er verlorene Erste Weltkrieg, die Revolution und der Umbau der Gesellschaft zur Weimarer Republik wirkten sich auch auf den Lindauer Segler-Club aus. 1919 gehörten die

Clubmitglieder im Wesentlichen zum Bürgertum oder waren Großbürger. Diese Gesellschafts-schicht verlor mit der Wirtschaftskrise in den Zwanzigerjahren ihre wirtschaftliche Grundlage. Mitten in der Wirtschaftskrise baute der LSC sein neues Clubhaus. In den Dreißigerjahren kamen auch Angestellte und Handwerker in den Verein, die Jugend bestand nicht mehr nur aus Gymnasiasten.

Zu Beginn der Weimarer Republik hatten Clubhaus und Schiffe den Krieg ramponiert überstanden, die Leute hatten Wichtigeres zu tun. Die Mitgliederzahl sank im Jahr 1919 auf nur noch 102 (1914: 133). Der aus dem Krieg zurückgekehrte Robert Doerr über-nahm wieder die Clubführung, die in der langen Pau-se ausgetrockneten Holzschiffe kamen im Frühjahr ins Wasser. Die „Bayern“ und die „Allwind“ mussten tagelang gelenzt werden, der „Sturmvogel II“ ging gar zwei Mal im Hafen unter. Es fällt auf, mit welcher Intensität die Schiffe gesegelt wurden. Es scheint, als ob die LSC-Mitglieder die ausgefallenen Fahrten der kriegsbedingten fast fünfjährigen Unterbre-chung mit Macht nachholen wollten. Die Tabelle in der Chronik zum 75. Geburtstag weist für das Jahr 1919 532 Fahrten auf.

Bayern 38 Allwind 72 Melita 105 Frechdachs I 122 Sturmvogel II 195

Bei einer angenommenen Segelsaison vom 1. März bis 31. Oktober mit insgesamt 245 Tagen bedeutet das, dass der „Sturmvogel II“ fast jeden Tag bewegt wurde. „Bayern“ und „Allwind“ brauchten deutlich mehr Mannschaft. Bei rund 34 Wochenenden in diesem Zeitraum muss also die „Bayern“ jedes Wochenende belegt worden sein, die „Allwind“ noch häufiger.

Die Schiffe brauchten Besatzung: Der pensionierte Hauptmann Rinecker machte 108 Ausfahrten, Fräu-lein Beyer kam auf 81, Herr Sprattler auf 79. Über 100 Ausfahrten bedeutet: während der Saison jeden zweiten Tag auf dem See gewesen zu sein. Es gab also ein großes Interesse am Segeln, auch wenn die Schweizer Grenze nicht überfahren werden durfte und Nachtfahrten verboten waren. Dieses Interesse zeigte sich auch bei den Mitgliederzahlen. In nur drei Jahren bis 1922 verdreifachte sich die Zahl der Mitglieder von 102 auf 340.

Der LSC ist in erster Linie ein Freizeitvernichter. In zweiter Linie mein Wohnzimmer.Axel Diederich

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Der LSC-Hafen bei Südwind. Vermutlich 1926

Die LSC-Jugend beim Kutterpullen unter Anleitung von Rupert Hofstetter. Dreißigerjahre

Die „Allwind“ des LSC. Dreißigerjahre

Für eine Segelreise 1921 musste noch die Aus- und Wiedereinreise genehmig werden.

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Damit war auch der Platz im Kleinen Clubhaus auf der Mole zu eng geworden. Die Vorstandschaft woll-te das Häuschen abbauen und vergrößert auf dem aufgeschütteten Gelände östlich der Römerschanze wieder aufbauen. Die Mitglieder stimmten in einer außerordentlichen Generalversammlung im Mai 1922 jedoch für einen Neubau, die Vorstandschaft trat zurück, wurde aber sofort wiedergewählt. Der Stuttgarter Architekt Theodor Bulling zeichnete ein neues Clubhaus, der Bau wurde aber schwie-rig. Die Inflation machte sich bemerkbar, der Club musste viele Bettelbriefe schreiben.

Für den Verein hatte die Inflation aber auch eine positive Seite: Er besaß ein neues Clubhaus und war praktisch schuldenfrei. Die Gläubiger stimm-ten zu, die gesamten aufgenommenen Kredite in Schenkungen umzuwandeln. De facto waren sie ja auch nichts mehr wert.

Auf der anderen Seite litten die Mitglieder unter der Inflation. Wirtschaftlich ging es vielen schlecht. Ihre Zahl sank von 340 (1923) auf 198 (1928). Deutlich zeigt sich dies auch im Fahrtenbuch. Bis 1921 sind Jahr für Jahr über 500 Fahrten verzeichnet, 1923 sind es nur noch 216. In diesem Jahr 1923 gab es auch Verhandlungen mit dem Königlich Bayeri-schen Yacht-Club in München/Starnberg. Der LSC hatte kein attraktives, wirtschaftlich starkes Hinter-land. Den Münchner Seglern sollte der Bodensee schmackhaft gemacht werden, mit dem bayrischen Hafen Lindau. Daraus wurde aber nichts: Der KBYC verlangte, dass der LSC auf Namen und Stander

verzichten und als ‚Abteilung Bodensee‘ im Baye-rischen Yacht-Club aufgehen sollte. Die Bedingung wurde in Lindau als unannehmbar empfunden.

Die Währungsreform im darauffolgenden Jahr brachte Stabilität. Bei Minn wurde ein 60 qm Nati-onaler Kreuzer gebaut, dazu kamen zwei 45er. Die „Allwind“ bekam eine neue Inneneinrichtung und 1925 auch ein neues Rigg.

Im Jahr 1924 gab es aber noch einen weiteren Höhepunkt für den Lindauer Segler-Club. Der Ehrenkommodore Kronprinz Rupprecht von Bayern besuchte zu Pfingsten den LSC. Das ursprünglich für Seine Königliche Hoheit vorgesehene Geschwa-dersegeln fiel der Bodensee-Flaute zum Opfer. Da-für gab es eine Motorbootfahrt zum Schweizer Ufer.1924-1925 wurde die Mole mit Beton standfest gemacht.

Ab 1929 kämpfte der LSC mit der Weltwirtschafts-krise. Die Mitgliederzahlen sanken, die Schulden wuchsen. Der Ausschuss (Vorstand) des LSC emp-fand den Schuldenstand von 17.000 Reichsmark als zu hoch. Es wurde bei den Clubmitgliedern eine An-leihe über 8.000 Reichsmark aufgelegt, die ab 1930 in zehn gleichen Jahresraten getilgt werden sollte.

Ganz spontan gesagt – der LSC ist meine Heimat.Max Kohlhund

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„Bayern“ und „Allwind“ bei einer Segelreise im Hafen von Meersburg. Das Bild stammt von einer Postkarte, nach 1932.

Die „Bayern I“.

Der LSC Hafen. „Stella“ (08), „Allwind“ (80), „Bayern“, „Audifax“ (K22), „Tamino“ (P100), „Melita“ und die Küstenjollen.

Erich Hermann erinnert sich, es sei eine Ehre gewesen, auf der „Stella“ mitfahren zu dürfen. Sonn-tagmorgens wurde auf dem Schiff gefrühstückt. Und er habe als 14-Jähriger steuern dürfen. Nach 1933

Kronprinz Rupprecht von Bayern besuchte den LSC an Pfingsten 1924. Den Ehren-kommodore empfing der 1. Vorsitzende Robert Doerr.

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Ab diesem Jahr 1930 baute der Marineverein Lindau sein neues Clubheim, heute ist es in direkter Nach-barschaft das Haus der Wasserwacht.

Zwei Briefwechsel fallen in der Zeit der Zwanziger- und Dreißigerjahre auf: Es scheint sich bis zum heutigen Tag nicht allzu viel geändert zu haben.

Deutsches Hauptzollamt und Hafenkommissariat, Lindau, den 15. August 1926

„Der Unfall, den die Klubjacht Melita am 18. v. Mts. abends unter der Führung des Herrn Wolf Panizza vor dem Hafen Lindau in der Nähe des Schlagwerks erlitt, ist in der Hauptsache darauf zurückzuführen, daß das Schiff kein Licht an Bord hatte und darum nicht in der Lage war, nach Eintritt der Dunkelheit ein solches zu zeigen.“

18. Mai 1934 Bekanntmachung des 1. Bürgermeis-ters als Hafenkommissär, Dr Siebert:

„Wiederholt wird darüber geklagt, daß von Insassen von Ruder- und Segelbooten die Vorschriften der Schiffahrts- und Hafenordnung für den Bodensee nicht beachtet werden. Den in den Hafen einlaufen- den und aus diesem auslaufenden Motor- und Dampfschiffen müssen Motorboote, Ruder- und Segelboote, ferner die im See badenden Personen auf eine Entfernung von mindestens 50 Metern ausweichen. […] Bei Dunkelheit haben Ruder- und Segelboote ein weisses Licht […] zu führen.“

Anfang der Dreißigerjahre verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage weiter, die deutschen Segel-vereine mussten einen Mitgliederschwund von etwa einem Drittel hinnehmen. Trotzdem konnte der LSC einen geordneten Clubbetrieb aufrecht erhalten.

1931 kaufte der LSC die „Bayern I“, die „Yachtgesell-schaft im L.S.C.“ war auf zwei Personen zusammen-geschrumpft – die Bankbeamten Sostenes Sailer und Jakob Egg. Die beiden hatten der Gewerbe- und Landwirtschaftsbank Lindau die „Bayern“ als Sicherheit übertragen, es drohte die Zwangsverstei-gerung. Die Bank unterschrieb den Kaufvertrag am 19. Dezember 1931, der LSC am 24. Dezember.1932 wurden Fahrtengelder für Segelreisen auf Club-booten erhoben. Eine Mark pro Person und Tag.

Die „Allwind“ vor Meersburg. Eine ganz frühe Farbaufnahme. 1939

Segeltrocken im Club. Der LSC hatte einen Bootsmann. Dessen Aufgabe war unter anderem, die Segel zum Trocknen zu hissen und wieder zu versorgen. 1931

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Die Segel haben auch schon bessere Zeiten gesehen. „Spazzo“ (61) 7mR-Yacht, „Bodan“ (H6) 8mR-Yacht, „Ayesha“ (K18) 6mR-Yacht, „Ekkehard I“ (72) 7 SL-Yacht. Bei der Jubiläumsregatta 25 Jahre Badischer Yacht-Club Überlingen. 1934

Der „Bodan“ bei derselben Regatta.

Der LSC-Hafen. Vorn „Bodan“, dahinter die Sonderklasse „Orion“ und die drei Küstenjollen. Nach 1937

Die „Bayern II“

Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten änderte anfangs für den Club nur wenig, wenn auch sämtliche Sportvereine und Sportverbände gleichgeschaltet wurden. Es galt das Führerprinzip: Aus dem ersten Vorsitzenden Dr. Robert Doerr, der sich zum Nationalsozialismus bekannte, wurde der Vereinsführer.

Im Archiv des LSC gibt es nur wenige Unterlagen über diese Zeit. Was an Briefen vorhanden ist, wur-de häufig nicht mit „Heil Hitler“, sondern mit „Deut-schem Gruß“ oder „Gode Wind“ unterzeichnet. 1937 erwarb der Club die „Bodan“ vom Badischen Yacht-Club Überlingen für 1.655 Mark, samt Zube-hör und Beiboot.

1939 trat Dr. Robert Doerr vom Amt des Vereinsfüh-rers zurück. 25 Jahre lang hatte er den Verein gelei-tet und über schwierige Zeiten gebracht, er wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Neuer Vereinsführer wurde 1939 der zweite Vorsitzende, Dr. Ludwig Schlechter. Die Mitgliederzahlen im LSC stiegen wieder, allerdings musste der LSC auf sein kleines Clubhaus verzichten. Das Deutsche Reich übernahm das Gebäude für 5.000 Reichsmark. Der Club konnte noch während der Bodenseewo-che im August 1939 sein fünfzigjähriges Jubliäum feiern. Am Festabend im Bayerischen Hof nahm mit Raimund Kinkelin eines der Gründungsmitglieder teil. Kurze Zeit später begann der Zweite Weltkrieg.

Am 3. September 1939 erging die Anordnung, sämtliche Seefahrzeuge unverzüglich sicherzu-

stellen. Am 4. September räumte der LSC den Hafen. Die Boote kamen überwiegend zu Minn ins Winterlager.

Ein Jahr später, Anfang September 1940, wurde das Segelverbot aufgehoben, der „Knurrhahn“ kam noch ins Wasser, wurde aber wegen des schlechten Wetters nur wenig gesegelt. Einige Clubmitglieder verkauften ihre Boote, um die hohen Winterlager-kosten zu vermeiden.

1941 wurde das Segeln erneut erlaubt, „Allwind“, „Melita“ und „Möve“ kamen ins Wasser. Im Logbuch sind 241 Fahrten verzeichnet. 1942 hätte theoretisch gesegelt werden können, Clubhaus und Segelhafen waren aber mit einem Pionierbataillon belegt, das vereitelte die Nutzung von Hafen und Haus. Erst als das Militär abrückte, konnte der Segelbetrieb wieder aufgenommen werden. 1943 war Segeln möglich, bis am 1. Oktober ein Fahrverbot für Sportfahrzeuge auf dem See verhängt wurde.

14 Clubmitglieder kamen aus dem Krieg nicht mehr zurück.

Ein wunderschöner Club. Er macht eine gute Jugend-arbeitDetlev Köster

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Die Grundlagen für heute

Wiederaufbau bis 1989

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ach dem Krieg mussten Schritt für Schritt die beschlagnahmten Schiffe zurückgeholt werden. Gleiches galt für die besetzten Hafenanlagen. Der Wieder-

aufbau begann mit einfachsten Mitteln, die Mitglieder legten selbst Hand an bei den Re-paraturen. In den Sechzigerjahren konnte der Club Teile des Werfthafens dazubekommen und baute die Halle Zech. Die Mitgliederzahlen wuchsen rasant.

1945 lag Deutschland am Boden. Lindau war zum Glück von Zerstörungen verschont geblieben, im Gegensatz zum benachbarten Friedrichshafen. Französische Truppen hatten beide Städte be-setzt, es herrschten Angst und Unsicherheit – und materielle Not. Die NSDAP hatte den LSC wie alle Sportvereine gleichgeschaltet – und damit galt auch der Club für die Siegermächte als Nazior-ganisation. Der LSC war wie alle Sportvereine in Deutschland durch ein alliiertes Kontrollratsgesetz verboten. Es gab aber den Stadtverband für Lei-besübungen, der sich um die Vereine kümmerte. Der LSC war zwar offiziell aufgelöst, wurde aber nicht aus dem Vereinsregister gelöscht, er besteht also seit 1889 ununterbrochen fort. Die meisten Männer waren noch in Kriegsgefangenschaft. Wer den Krieg am Bodensee überlebt hatte, den steckten die Franzosen hinter Stacheldraht. Zum Beispiel vor der Sängerhalle, auf dem Gelände von Holzbau-Schneider am Hasenweidweg oder in den Baracken am Kamelbuckel.

Der letzte Vereinsführer, Dr. Ludwig Schlechter, war vermutlich 1944 eingezogen worden. Mögli-cherweise übernahm Josef Göser das Amt des Vorsitzenden kommissarisch. Aus dieser Zeit vor und nach Kriegsende gibt es kaum Unterlagen.

Clubhaus und Hafen waren besetzt, alle Segel-boote beschlagnahmt, sie wurden in den Jahren nach 1945 der französischen Segelschule ‚Ecole de cadre‘ in Langenargen zugeteilt. Der „Tamino“ kam noch 1945 ins Wasser und wurde gesegelt. Im Frühjahr 1946 segelten „Bodan“, „Audifax“, und „Melita“ unter der Trikolore, 1947 auch die „Allwind“.

1946 kaufte die französische Besatzungsmacht die „Bayern“ für 6.000 Reichsmark, es findet sich darüber lediglich ein Eintrag in einem kleinen Kassenbuch. Für die Jolle „Frechdachs“ gab es 400 Mark. Die „Bayern“ wurde vom Winterlager bei Minn in Reutenen direkt nach Frankreich gebracht, vermutlich an die Atlantikküste, sie ist bis heute verschollen. Im Dezember 1947 wollten die Franzosen auch die „Allwind“ und die „Bodan“ erwerben, für je 25.000 Reichsmark. Zwei Tage vor Weihnachten wurde eine außerordentliche Ge-

A Stück Heimatle.Werner Breyer

N

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Vorherige SeiteDer Hafen aus der Luft. 1953

Der 22-qm Schärenkreuzer „Pusteback“ mit Hanns Doerr an der Pinne. In dem Zustand hat der LSC seine Schiffe 1949 zurückerhalten.

Die LSC-Flotte im Dampferha-fen. Der Hafen war das Ausweich-quartier, der LSC-Hafen war noch besetzt. 1949

Die „Bayern II“ beim Rangieren zum Einwassern. 1952

Georg ‚Schorsch‘ Mayr und Fritz Weinberger auf dem „Tamino“. Bodenseewoche 1951

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Die Bootswerft Minn in Reutenen bei Wasserburg, links Werftbesitzer Minn, rechts sein Sohn.

neralversammlung einberufen. Der LSC hatte kein Geld, hätte aber hohe Beträge in den Unterhalt der verbliebenen ramponierten Schiffe stecken müssen. Also wurde die „Allwind“ verkauft - unter der Bedingung, dass die „Bodan“ und die „Melita“ wieder an den LSC zurückgegeben werden. Die Franzosen ließen sich darauf ein.

Warum konnte der verbotene LSC eine Gene-ralversammlung abhalten? 1946 war die Sport-gemeinde Lindau gegründet worden – mit der Abteilung Segeln. 1. Vorsitzender war Kurt Pa-nizza, der ausgezeichnet Französisch sprach, als Leiter des Kreis-Wirtschafts- und Ernährungsamts ein bedeutender Mann in diesen Mangelzeiten war und auch gute Kontakte zu den französischen Dienststellen hatte. Er bemühte sich in zähen Ver-handlungen, die Schiffe des LSC wieder freizube-kommen. Die waren in schlechtem Zustand, der „Tamino“ soll einmal ein Stück weit den Steg hin-aufgesegelt und liegengelassen worden sein. Die „Melita“ ging wegen mangelnder Pflege im Hafen von Langenargen unter und lag mehrere Mona-te unter Wasser, zum Teil unter einer Eisschicht. Waren die Schiffe beschädigt, kamen sie später zu Minn in die Werft und sollten auf Kosten der

Eigentümer wieder hergerichtet werden. In dieser Zeit wurde am Bodensee manches Mahagoniholz durch ein Fichtenbrett ersetzt.

Ab 1946 bekamen die Österreicher ihre Schiffe zurück. 1948/49 wurden die beschlagnahmten Boote auch am deutschen Seeufer wieder zu-rückgegeben, wobei die Franzosen zum Teil den Überblick verloren hatten, wo welche Schiffe lagen. Zwischen Lindau und Überlingen waren sie in die neu gegründeten französischen Clubs gebracht worden, sie wurden aber auch weiterge-reicht. Es herrschte ein Chaos, das von der Büro-kratie der Besatzer nur noch schlimmer gemacht wurde. Immer wurde irgendwo ein neues Papier, ein neuer Stempel benötigt.

Nach langen Verhandlungen durch Kurt Panizza schrieb das französische Oberkommando am 16.3.1949 an den Vorstand der Sportgemeinde Lindau, dass die Segelboote wieder an ihre Besit-zer zurückgegeben würden. Am 1.4.1949 konnte der Verein über die Clubboote „Bodan“, „Melita“, „Knurrhahn“ und „Möve“ verfügen. Elf Tage später wurde der Wassersportverein Lindau ins Leben gerufen, mit den Abteilungen Segeln, Rudern und Kanu. Als Satzung diente die LSC-Satzung von vor 1933.

Am 17. Mai erfolgte schließlich die offizielle Über-gabe der Clubboote zusammen mit den Privat-schiffen „Audifax“, „Tamino“ und einigen anderen. Der LSC hatte wieder eine kleine Flotte, die lag im

Das ist mein Verein. Seit 64 Jahren.Walter Koch

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Dampferhafen: Clubhaus und Segelhafen waren weiter von der französischen Marine besetzt. Die „Bodan“ wurde in Erinnerung an das zwangsver-kaufte Clubschiff „Bayern I“ in „Bayern II“ umge-tauft.

Möglicherweise wurde schon vor 1949 vereinzelt gesegelt. Darauf deutet ein Brief vom 16.12.1947 hin. Der Schriftführer Schlumberger schrieb an Panizza: „Die Rechnung der Firma Egg in Höhe v. 2.205 RM für Schnaps zur Beschaffung von Segeln habe ich bezahlt. Ich bitte Sie, falls Sie Capt. Nis-sen gelegentlich treffen darauf hinzuweisen, dass Fa. Egg die Flaschen als ihr Eigentum betrachtet und auf Rückgabe der 42 leeren Flaschen be-steht.“Es gibt noch eine zweite Möglichkeit, warum der LSC Schnaps gegen Segel tauscht: Der Eigner eines Bootes musste auch für den Unterhalt sor-gen: In diesem Fall brauchte ein Clubschiff neue Segel.

Am 9. August 1949 gab es die erste Nachkriegs-regatta , gemeinsam veranstaltet vom Club Nautique und dem LSC. Ursprünglich wollten die Franzosen im Beisein von Gouverneur du Font-Reaulx internationale Wettfahrten austragen – aber ohne deutsche Teilnehmer. Die Schweizer drohten mit sofortiger Abreise, die Franzosen fürchteten diplomatische Verwicklungen und ließen deutsche Starter zu. Damit war der Damm gebrochen, auf dem Drei-Länder-See konnten

deutsche, österreichische und Schweizer Segler wieder zusammenkommen.

Am 21. August gab es bereits die erste Boden-seewoche nach dem Krieg, mit Lindauer Beteili-gung vor Bregenz und Staad bei Rorschach. Nach der Währungsreform begann der Auf-schwung: Das LSC-Mitglied Walter Weisert ließ sich einen Vertens-Kreuzer bauen, im Jahr darauf wurde dieser durch einen 30-qm Schärenkreu-zer ersetzt. Auch ein Sechser kam nach Lindau, und es wurden gleich zehn Piraten von und für LSC-Mitglieder gebaut.

1950 kehrte der Wassersportverein Lindau, Ab-teilung Segeln, wieder in den Segelhafen zurück. Die Stadt leistete einen erheblichen Zuschuss zur Sanierung der Stege. Und der Club konnte das halb verrottete Kleine Clubhaus zurückpachten, für drei D-Mark Zins. Im selben Jahr gründete Klaus Götsch eine Segelschule im LSC-Hafen und wohnte zum Teil im oberen Teil des Kleinen Club-hauses. Es gab Unstimmigkeiten, der Segelschule wurde gekündigt.

Anfang 1951 löste sich der Wassersportverein auf, der LSC firmierte wieder unter seinem eige-nen Namen. Und er schrieb die RUND UM aus, die Langstreckenregatta rund um den Bodensee (siehe eigenes Kapitel). In diesem Jahr hatte der LSC 138 Mitglieder, im darauffolgenden waren es bereits 188. 1953 sank die „Melita“ am Rheinspitz in einem Gewittersturm, zwei Männer ertranken.

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„Aquarius I“, Stahlyacht im LSC. Etwa 1956

Auszug aus dem Bootsregister Bodensee. 1956

Pflichtarbeitsstunden gab es schon in den Achtzigerjahren.

Absegeln mit fliegendem Start. Die Kapitäne standen an Land. Erst mit dem Startschuss durfte die Persenning abgemacht werden. Max Groitsch mit weißer Mütze und Erich Nitzer. Etwa Sechzigerjahre

Ansegeln in den Fünfzigerjahren. K22 „Audifax“, daneben X25 „Nymphe“ Bregenz, mehrere Drachen und K20 „Undine“, K19 „Melita“ und P100 „Tamino“.

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Jugendsegeln mit den Küs-tenjollen „Knurrhahn“ und „Möve II“. Auf dem Bild sind die beiden unterschiedlichen Bugformen gut zu erkennen. Jugendleiter Alfons Baldischweiler blickt direkt in die Kamera. 1954

Kurt Panizza mit Werner Schwendner. Im Hintergrund Jürgen Berg und Bärbel Koch. Etwa 1971

Der LSC-Hafen bei der Bodenseewoche. 1960

Hermann Stalter bei einer Jugendsegelreise. Anfang Sechzigerjahre

Viktor Vogel auf dem „Albatros“ und H. Eberle auf dem Wapo-Boot „Hecht“ beim Absegeln. 1971

1954 räumten die Fran-zosen das Große Club-haus, es war allerdings vollständig ausgebeint, sogar das Modell der alten „Bayern“ fehlte. Die Mitglieder machten sich gemeinsam an die Arbeit, der Holzständerbau und der Fußboden des Clubhauses waren angefault. Die Inselbraue-rei stiftete das Mobiliar für den Clubraum.

Angesichts der besseren Zeiten stellte der Club (wie schon zu Beginn des Jahrhunderts) einen Bootsmann ein.

1955 mussten die Vereinsmitglieder ein Unglück verkraften: Franziska Kleber ertrank beim Baden von ihrem Piraten „Frosch“ aus.

Im Jahr 1955 oder 1956 kam der „Aquarius II“ in den Club. Auf dem 75-qm Nationalen Kreuzer segelten viele Clubmitglieder jahrelang Regatten. Die Betonmole wurde verlängert.

1957 kaufte der LSC das Kleine Clubhaus zurück und musste es sanieren. Die Arbeit ging nicht aus: 1959 brauchte das Große Clubhaus eine Generalsanierung. Die Fenster waren undicht, das Dach schadhaft, es gab im Stil der Zeit neue Fußböden mit PVC-Belag. Viele Mitglieder halfen bei der Reparatur.

1959 kam der 75-qm Schärenkreuzer „Argo VII“ in den Lindauer Hafen, und 1960 gab es mit einem Nordischen Kreuzer eine neue „Allwind“.

1961 stellte die Schiffswerft der Bundesbahn im Werfthafen den Betrieb ein, der Club konnte sich über den Werfthafen massiv vergrößern. Die Zahl der Mitglieder stieg in wenigen Jahren auf über 400. Bis Ende der Sechzigerjahre verdoppelte sich der Bootsbestand auf fast 140 Schiffe (inklu-sive Jollen). Infolge der Hafenvergrößerung kamen auch zwei weitere 75-qm Schärenkreuzer nach Lindau: die „Benny“ und die „Aloha“. Auch wenn sich die Eigner nicht immer ganz grün waren.

Das Jahr 1963 brachte die Seegfrörne. Anton Binder fuhr mit seinem Käfer auf seinen Liege-platz und parkte, der „Albatros“ von Werner Steck wurde flügellahm und versank im Eis. Das Schiff konnte aber dank guter Beziehungen zum THW relativ problemlos wieder gehoben werden.

1964 feierte der Club sein 75-jähriges Bestehen. Es gab eine Sternfahrt mit Ziel Lindau und 212 Schiffen. Zur Verlängerung der Mole wurde an der Ostseite ein Trajektschiff festgemacht, an dem lagen viele Besucherboote. Bei aufkommendem Südwind hielten aber die Anker des Trajektschiffs nicht im schlammigen Untergrund vor dem Hafen,

Im LSC war ich schon immer. Der LSC ist für mich die Möglichkeit zu segeln.Hans-Peter Duwe

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die ganze Konstruktion wanderte und beschädig-te den Molenkopf.

1965 beschloss die Hauptversammlung eine zweijährige Probezeit für neue Mitglieder bis zur endgültigen Aufnahme. Dies wurde noch ver-schärft: Im Juni 1965 verkündete die Vorstand-schaft eine Aufnahmesperre für neue Mitglieder, das Interesse am Segeln war zu groß geworden. Im Wesentlichen bestand die Mitgliedersperre bis in die Achtzigerjahre. Sie wurde aber bei begrün-deten Aufnahmeersuchen flexibel gehandhabt.

1967 verkaufte der Club die hölzerne „Allwind II“ und erwarb in Holland eine leere Stahlschale mit Rigg, die „Alwind III“. Und mit diesem Namens-wechsel verlor die „Allwind“ ein L im Namen, aber das Nachfolgeschiff heißt wieder „Allwind“ (IV).

Ebenfalls 1967 beschloss der Club den Bau der Winterlagerhalle in Zech. Der Baubeginn ver-zögerte sich allerdings bis 1971. Die Halle steht im Landschaftsschutzgebiet, was bei späteren Erweiterungsplänen Probleme bereiten sollte.

1972 wurde der alte Bundesbahnkran im Zech aufgestellt, er gehört dem LSC. Der Hafen Zech ist gut auf eigenem Kiel erreichbar, sofern im Win-ter der Wasserstand nicht zu niedrig ist. 1982 musste das hölzerne Clubhaus erneut saniert und umgebaut werden. Die Kosten dafür: stolze 156.000 DM.

1985 beschaffte der Club das Sicherungsboot „Bim“, benannt nach Bim Clingestein. Die Schale aus Aluminium wurde mit einem größeren Motor ausgebaut, das Fischerboot bekam dadurch im Bug sehr viel Gewicht, ist im Sturm nicht ganz seetüchtig und mittlerweile recht reparaturanfällig. In der Zwischenzeit gilt der „Bim“ durch die vielen Verbesserungen als „verbastelt“.

1986 kehrte Fritz Fechner zurück nach Lindau. Zu viert war die Familie von 1982 bis 1986 mit der „Taloha“ um die Welt gesegelt, der Abschlussvor-trag in der Inselhalle musste zwei Mal abgehalten werden, so groß war das Interesse.

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Der LSC ist für mich meine zweite Heimat.Werner Schwendner

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Der Taucher Drexler bei Unterwasserarbeiten imLSC-Hafen. 1971

Detailaufnahme des alten Werftstegs.

Manfred Bröder auf der Leiter am Wapo-Schuppen. Er peilt, ob die Pfähle richtig geschlagen wurden. Die Leiter steht frei auf dem „Bim“.

Vaurienregatta im Club. Siebzigerjahre

Martin Hostenkamp und Max Kohlhund beim Bau des Optilagers. 1988

Der Waposchuppen im Bau. 1982

Steinpackungen stabilisieren unter Wasser die Betonmole. 1988

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„Elfe II“. Achtzigerjahre

Jollenregatta im LSC, vorn mit Bärbel Koch und Christine von Rom

Molenfest. Siebzigerjahre

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Die vergangenen 25 Jahre

Neuzeit

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Vorherige SeiteBei der Schweizermeisterschaft der Lacustre. 2009

Lacustre auf der Kreuz bei der Pokalregatta. 2012

Das Gerüst des neuen Clubhauses. 1993

Abschied vom alten Clubhaus. 1992

Anabelle Kubeth und Theresa Ober (im Wasser) beim Absegeln. 2009

Werner Breyer, Joachim Mayr, Florian Mayr. Taufe der „Die Lange Hatz“. 2001

Nick Jung und Guntram Stoll beim Schrägeputzen.

s gab zahlreiche Baumaßnahmen, vor allem 1993 den Bau des neuen Club-hauses. Dazu kamen viele kleinere Bauten, die aber in der Gesamtheit das Bild des Clubs veränderten. Außerdem

nahm der Verein stetig neue Mitglieder auf.

Die wichtigste Maßnahme der vergangenen 25 Jahre war sicher der Bau des neuen Clubhauses. Der LSC hatte mehr Mitglieder aufgenommen, die Neulinge stärkten die Finanzkraft des Vereins, brauchten aber auch Platz. Das 69 Jahre alte Haus (Baujahr 1923) entsprach nicht mehr den gestiegenen Anforderungen. Die Mitglieder ent-schlossen sich für einen Neubau, 1993 stand das 1,85 Millionen DM teure Gebäude (für Details siehe Kapitel Clubhaus). Die aktiven Mitglieder trugen mit einer Bauumlage in Höhe von 1.500 DM dazu bei. Allerdings sorgte diese Umlage bei den finanziell schwächeren Mitgliedern für Probleme. 15 Mit-glieder verließen in diesem Jahr den Verein.

Die Finanzierung des Clubhauses per Spende und Umlage durch die Mitglieder ist der Grund, warum der LSC seit dem Bau der Anlage eine Aufnahmegebühr erhebt. Die Mitglieder haben unter erheblichen Lasten den Bau des Clubhau-ses getragen, neue Mitglieder sollen sich ebenfalls daran beteiligen. Zum Clubvermögen gehören auch zahlreiche Yachten und Jollen, die nahezu kostenlos ausgeliehen werden können. Auch an diesen Werten sollen sich neue Mitglieder beim Eintritt beteiligen.

In letztlich nur zehn Monaten wurde das Clubhaus errichtet, es war aber in der Endphase des Baus und den Jahren danach eine gewisse Unruhe im Verein. Die Vorstandschaft klagte immer wieder über Angriffe unter der Gürtellinie und bat um Mäßigung. Es hatten sich noch nicht alle Mitglie-der ans neue Haus gewöhnt, dazu sorgte eine neue Hafen-, Haus- und Bootsordnung für Aufre-gung, einige Mitglieder fühlten sich eingeschränkt. Dies zusammen führte 1995 zur Abwahl von Rainer Niemann als Vorsitzendem.

In einer aufgeladenen Mitgliederversammlung wurde Andreas Lochbrunner zum neuen Vorsit-zenden gewählt. Er brachte wieder Ruhe in den Verein, von der Hafen-, Haus- und Bootsordnung sprach kein Mensch mehr, und es war einige Jahre nach dem Clubhausbau wieder Geld in der Kasse: Andreas Lochbrunner entdeckte seine Liebe zu Bauprojekten.

Er ließ die Schräge sanieren, baute den Schwimmsteg an der Südseite des Werftstegs, errichtete den Verbindungssteg entlang der Hafen-Westseite (auch bekannt als Lochbrunner- Allee) und die lang geplante Erweiterung der Halle Zech konnte in Angriff genommen werden. Kurze Zeit später folgte die ebenfalls lang gewünschte Südmolenverlängerung. Das waren viele Projekte innerhalb von zwölf Jahren.

Nach Andreas Lochbrunner wurde 2007 Christine Holz zur Vorsitzenden gewählt - die erste Frau, die den Verein führte. Sie beruhigte den erneut un-

E

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Vroni Lochbrunner (Mitte), Anna Höll, Kristin Wagner. Training für die Olympischen Spiele Athen in der Yngling-Klasse. 2004

Resi Bach, die erste Bayern-kapitänin läßt nach der Prüfungs-fahrt beim Anlegen die Jungs schuften. 2014

Das Versehrtenhäuschen im Römerbad bei Hochwasser. 1987

Gewitterstimmung am Lindauer Hafen. 2012

Die Wapo im Eis eingeschlos-sen. Auch der eisverstärkte Bug des „Hecht“ kam nicht mehr durchs Eis. 2013

ruhig gewordenen Verein, legte besonderen Wert auf die Jugendarbeit, öffnete die RUND UM für Katamarane und andere schnelle Konstruktionen – und plante ebenfalls. Für die Jugend beispiels-weise einen Jollenlagerraum.

Dem 2011 gewählten Vorsitzenden Andreas Ober wurde schnell klar: Der Werftsteg wackelt. In die alte Anlage mit den charakteristischen Holz-pfählen war über Jahre nur wenig investiert wor-den. Das Problem drängte. Eine außerordentliche Hauptversammlung entschied sich 2012 für einen Neubau als Beton-Schwimmsteg.

All diese Maßnahmen wurden in gerade mal gut 15 Jahren in Angriff genommen, zusammen kosteten sie weit über eine Million Euro und ver-änderten das Bild des Clubs stark. Dazu kam der Kauf zweier J70-Boote, die das Profil des LSC sportlich schärfen sollen. Im Club werden nicht nur Oldtimer gesegelt.

Und es gibt noch eine bedeutende Personalie: 2013 wählte der Deutsche Seglertag Andreas Lochbrunner, Ehrenmitglied des LSC und Vor-sitzender von 1995-2007, zum Präsidenten des Deutschen Segler-Verbands.

Abgesehen von Bauten und Wahlen gab es noch eine zweite, wesentliche Entwicklung in den ver-gangenen 25 Jahren, die parallel verlief. Bis etwa Mitte der Achtzigerjahre galt eine Aufnahmesper-re, 20 Jahre lang war die Mitgliederzahl konstant

geblieben, bei gut 400–450. Ab Mitte der Acht- zigerjahre kamen neue Mitglieder in den Verein.

1985: 425 Mitglieder (seit Mitte der Sechzigerjahre etwa unverändert)1987: 442 Mitglieder 1988: 471 Mitglieder2000: 564 Mitglieder2002: 600 Mitglieder2014: 688 Mitglieder

200 Mitglieder zusätzlich müssen verkraftet werden. Der Verein wurde größer und bedeuten-der, zugleich aber auch ein wenig anonymer. Um dem entgegenzuwirken, wurden Projekte wie das Erwachsenensegeln eingeführt, aber auch die Patenschaft für Neumitglieder. Aus den früheren Bürgen wurden Paten, sie sollen neue Mitglieder in den Verein einführen und bei Bedarf auch dafür sorgen, dass die Neuen aufs Wasser kommen. Die wichtigste Herausforderung für die kommen-den Jahre ist, den Club als Gemeinschaft zu erhalten, in der sich die Mitglieder engagieren. Die Jüngeren müssen Verantwortung überneh-men, ohne Ehrenamt entwickelt sich der LSC zu einer Dienstleistungsmarina. Der Club muss - wie bisher auch - sportlich Profil zeigen, Regatten ver-anstalten und Mitglieder ermutigen, auf Regatten den LSC zu vertreten. Dazu gehört die entspre-chende Jüngsten-/Jugendausbildung.

Von daher wird auch der künftigen Vorstandschaft die Arbeit nicht ausgehen.

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Schönheiten

Boote im LSC

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Vorherige Seite Die „Argo VII“ trifft bei der Freundschaftsregatta vor Langen-argen auf die „Bayern II“. 1963

„Bayern I“. 1938

Die „Bayern I“ im Alten Rhein. Auf der Rückseite des Fotos steht: ‚zur Erinnerung an den Bodensee-segelsommer 1936‘.

Panizza schlachtet das Bayernsegel. So lautet im Original die Schrift unter dem Bild.

Der historische Schnappschuss ist leider unscharf geraten. Dreißigerjahre

ightech, Leichtbau, Extremkonstruk- tionen - das sind keine Erfindungen wahnwitziger America‘s Cup-Kons-trukteure, auch wenn es da auf die Spitze getrieben wird. Das alles gab

es auch schon vor weit mehr als 100 Jahren. Schon damals wurden die Schiffe ans Limit ge-baut. Mit nur einem Ziel: wenigstens eine halbe Bootslänge vor der Konkurrenz im Ziel zu sein. Anfangs hatten die Schiffe im LSC allerdings eher Tourencharakter. Auch Segelneulinge soll-ten wieder sicher in den Hafen zurückkommen. Das bedingte eher behäbige Schiffe.

Solange überall am See ähnliche Boote gefahren wurden, fiel das nicht weiter auf. 1906 kam die erste Internationale Meterformel auf, sie setzte schnell den Maßstab - die bisherigen, nach Segellängen ver-messenen Boote gehörten bald zum „alten Eisen“. Die neue Formel der Konstruktionsklasse war der Grund, warum schon bald im Jahresrhythmus neue, immer einen Tick schnellere Sechser und Achter gebaut wurden. Allerdings hauptsächlich an Nord- und Ostsee. Und einige davon fanden den Weg an den Bodensee.

„Bayern I“ 8mR-Yacht

Länge 12,65 m, Breite 2,34 m, Tiefgang 1,55 m, Baujahr 1912, Konstrukteur: Max Oertz, Werft: Max Oertz, Hamburg, Segelnummer H11 (ab den Zwanzigerjahren)

Hinterhersegeln ist langweilig. Im Herbst 1913 fanden sich neun Herren im LSC zusammen. Sie wollten auch etwas Silber abräumen und gründeten die „Yachtgesellschaft des L.S.C.“. Das Konsortium suchte ein Schiff, das nach der neuen Meterformel Siegchancen hatte. Sie fanden das „Mariechen“ verlockend, die 1912 bei Max Oertz gebaute 8mR-Yacht gehörte Konsul Loeck aus Kiel und war schnell. Sie wurde gekauft, im Frühjahr 1914 zu Wasser gebracht und in „Bayern“ umgetauft. Ihre spätere Segelnummer: H11. Sie machte 1914 14 Fahrten, am 20. Juni holte sie vor Überlingen und Konstanz einen zweiten, am 28. Juni einen ersten Preis. Bemerkenswert ist am 22. Juni 1914 die Überführungsfahrt von Konstanz nach Lindau. Laut Logbuch dauerte die Fahrt 12,5 Stunden, bei orkanartigem Südweststurm. Die Mannschaft unter E. W. Auer konnte das Toppsegel nicht rechtzeitig bergen, sie mussten beiliegen. Das Material hat es aber ausgehalten.

Den Ersten Weltkrieg überstand die „Bayern“ im Winterlager.

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren wurde die „Bayern“ fleißig gesegelt. Die Weltwirtschaftskri-se zwang aber die „Yachtgesellschaft des L.S.C.“, die Segel zu streichen, der „Bayern“ drohte der Zwangsverkauf. Der Club übernahm das Schiff für 1.350 Reichsmark, inklusive Beiboot und Zubehör.

Der LSC ist fast mein ganzes Leben.Hubert Henzler

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H

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„Bodan“ beim ersten Einwassern am See in Ludwigs-hafen. 1913

Der „Bodan“ bei der Bodenseewoche vor Lindau. 1926

Die „Bayern II“ im Überlinger See. Sie trägt am Bug noch die By-Li-Nummer. Ende der Vierzi-gerjahre, Anfang Fünfzigerjahre.

Einwassern der „Bayern II“ nach der großen Reparatur im Hochsommer 1964. Von links: unbekannt, Andreas Lochbrunner, links auf dem Traktor Hans-Joachim Holz, daneben Wolfi Steck. 1964

Vor der Regatta eine Leine ins Topp und kräftig gekrängt: Das Unterwasserschiff der „Bayern II“ kann geputzt werden. Etwa 1966

1937 bekam die „Bayern“ Konkurrenz im LSC. Der Club erwarb die „Bodan“, die später in „Bayern II“ umbenannt wurde.

1939 war erneut Schluss mit Segeln, H11 und H6 kamen in ein fünf Jahre dauerndes Winterlager zu Minn nach Reutenen. 1946 kaufte die französische Besatzungsmacht die erste „Bayern“ für 6.000 Reichsmark. Der LSC gab das Schiff nicht ganz freiwillig her, es wurde aus dem Winterlager heraus an den Atlantik transportiert. Seitdem verschollen.

„Bayern II“ 8mR-Yacht

Länge 12,65 m, Breite 2,32 m, Tiefgang 1,58 m, Baujahr 1911, Konstrukteur: Henry Rasmus-sen,Werft: Abeking und Rasmussen, Lemwerder, Segelnummer H6

Die „Bodan/Bayern II“, ebenfalls eine 8mR-Yacht, wurde 1911 als „Woge V“ für den Hamburger Kauf-mann Otto C. Ernst gebaut, bei der damals schon renommierten Werft Abeking und Rasmussen in Lemwerder an der Weser. Das 12,65 Meter lange Schiff galt 1911 als der erfolgreichste Achter im Deutschen Reich.

Der Großherzoglich Badische Yachtclub Überlingen war nach dem Brand der Dieckmann-Werft in Über-lingen plötzlich ohne Schiff. Er kaufte die „Woge V“ 1913, brachte sie an den See und benannte sie in „Bodan“ um.

1937 erwarb der Lindauer Segler-Club das angeb-lich zu weich gewordene Schiff für 1.665 Reichs-mark. Bei der Überführungsfahrt kam Wind auf, das Schiff machte Wasser und musste Immenstaad als Nothafen anlaufen. Die mitgelieferte Fischerpum-pe war defekt, weil mit den Fasern einer Matratze verstopft, man habe „mit Eimern geschöpft, um nicht abzusaufen“, berichtete die Überführungscrew später in Lindau.

In Überlingen gibt es noch heute Diskussionen, ob man die „Bodan“ nicht besser behalten hätte. 1939 kam die „Bodan“ zusammen mit der „Bayern I“ ins jahrelange Winterlager zu Minn nach Reutenen.

1947 – die „Bayern I“ war bereits in Frankreich – verlangten die Franzosen auch den Verkauf der bei-den anderen Achter, der bereits beschlagnahmten „Allwind“ und „Bodan“. Der Club unter Kurt Panizza versuchte zu verhandeln. Ein Achter könne verkauft werden, dafür dürfe der LSC den zweiten behalten – und die beschlagnahmte „Melita“ müsse freikom-men, lautete der Auftrag der Generalversammlung. 1949 bekam der LSC die „Bodan“ zurück und benannte bei der Hauptversammlung im März das Schiff um in „Bayern II“. In schmerzlicher Erinnerung an die verloren gegangene „Bayern I“.

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Das ist ein toller Verein.Winfried Ermler

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Ein beliebtes Motiv. Die „Bayern II“ vom Klüverbaum aus gesehen.

„Bodan“ vor Überlingen. Zwanzigerjahre

Die „Bayern II“ mit gebroche-nem Mast im Schlepp. 1975

Das Deck der Bayern vor dem Umbau

Altherrenausfahrt mit der „Bayern II“ nach Unteruhldingen. Am Ruder Manfred Wasmund, Klaus Backmeister, Gottfried Frank, Skipper Fritz Fechner, am Schifferklavier Fritz Weinberger. 1974

Nach dem Krieg kam das Clubleben erst langsam wie-der in Fahrt. Die „Bayern II“ war unbestritten das Flagg-schiff des wiederaufleben-den Clubs. Damals hatte sie noch ein Leinendeck, das seegrün gestrichen war. Die Wanten bestanden aus verzinktem Draht, die Fallen aus Hanf, die Segel aus Baumwolle. Die Fotos aus der Zeit zeigen viele Stockflecken und Flicken. Trotzdem konnte die „Bayern II“ die erste Auflage der RUND UM 1951 gewinnen, wie auch später noch einmal 1970.

1956 brach zu Beginn einer Altherren-Segelreise der Mast unter Deck infolge Trockenfäule. Der Mast wurde geschäftet, das Deck repariert. 1962 wurde das Unterwasserschiff neu aufgeplankt. Allerdings zog sich die Reparatur in die Länge, bis in den August. Beim Einwassern drang Wasser durch die ausgetrockneten Planken – und auch durch ein noch nie gesehenes Loch im Kielschwein. Der mittlere der drei miteinander verbundenen Kielsoh-le-Balken war verfault. Die „Bayern II“ kam wieder an Land, das faule Eichenholz wurde herausgestemmt, eine Stahlkonstruktion mit U-Schienen eingebaut und das Ganze mit einem Spezialbeton ausgegos-sen. Das Provisorium hielt bis 1977 und ist heute noch im Club als Bayerntisch zu sehen.Zwei Jahre später, 1964, kam das Deck an die Reihe: Dabei erfuhr die „Bayern II“ einschneidende Veränderungen. Im Mastbereich kam eine stählerne

Rahmenspantkon-struktion zum Ein-satz. Drei miteinander verbundene Stränge nehmen jetzt die Lasten auf, auch die Püttingeisen sind daran befestigt. Das

Cockpit wurde wesentlich vergrößert, die beiden Luken unter dem Skylight zu einem großen Aus-schnitt zusammengefasst. Die „Bayern II“ bekam ein Sperrholzdeck zur Versteifung, und der ebenfalls für die Stabilität wichtige Decksbalken blieb erhalten. Er läuft jetzt quer durchs Cockpit und kann immerhin Kleinzeug und Bierflaschen aufnehmen.

Auch das Heck wurde verändert, nicht mehr - von der Seite gesehen - klassisch spitz zulaufend, son-dern in einem rundlichen Wulst endend.

1975 kam der Mast der „Bayern II“ ein zweites Mal. Auf der West-Ost-Regatta brach in einer Sturmböe eine der Backstagen. Der Mast fiel ziemlich zeit-gleich mit den beiden der „Elfe“. Der Club finanzierte die Reparatur, indem die untere Hälfte in Ringe geschnitten und jedes Segment für mindestens 50 Mark verkauft wurde. Die obere Hälfte konnte geschäftet werden.

1977 folgte eine Generalsanierung bei Beck auf der Insel Reichenau. Kielschwein, Vor- und Achtersteven wurden erneuert, der Bleikiel bekam neue Bolzen. Bei einem alten Holzboot gibt es keine aufwändigere

Ich bin noch nicht lange genug dabei, um mir ein Urteil zu erlauben. Ich bin noch grün hinter den Ohren.Brigitte Heine

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Bei Lage lässt sich der Mast der „Bayern II“ relativ leicht entern.

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Bei der verregneten Hundert-jahrfeier der „Bayern II“, die Fock mit dem Logo und den Unter-schriften der Bayernkapitäne. 2011

Die „Bayern II“ nach ihrem Mastbruch mit dem Surfbrettrigg. Beim Absegeln ist sie so bis Bregenz gekommen. 1975

Die Bayernkapitäne singen ihrem Schiff ein Geburtstags-ständchen. 2011

Die „Bayern II“ bei viel Wind im Überlinger See mit Max Kohlhund. 1995

Reparatur, die Alternative wäre gewesen: zersägen. Der Club entschloss sich zu der Investition. Aller-dings gestaltete sich der Rückweg schwierig: Der Konstanzer Yacht-Club hatte die „Bayern II“ entführt und in „Baden“ umbenannt. Das Schiff konnte nur durch eine Brotzeit und ein Fass Bier ausgelöst werden.

Heute ist die „Bayern II“ das von den Club-Mitglie-dern heißgeliebte Flaggschiff – die Hundertjahrfeier 2011 zeigte, dass dieses Schiff der ‚gute Geist‘ des LSC ist. Jeder kann sich mit der Yacht identifizieren, nahezu jeder im Verein hat Erinnerungen an nas-se und sonnige Jugend-Segelreisen, an kitzelige Momente auf der Regattabahn oder an Erlebnisse beim gemeinschaftlichen Überholen des Unterwas-serschiffs.

Trotz gelegentlich geäußerter Wünsche hat die „Bayern II“ immer noch keine Winschen mit Mehr-gangübersetzung, wie sie heute die anderen Achter fahren. Auf der „Bayern II“ wird wie vor 100 Jahren gesegelt, wenn sie auch etwas langsamer ist als die anderen, die aufgerüstet wurden. Es kann extrem harte Arbeit sein, wenn in einer Regatta die 65 Meter lange Großschot bei vier bis fünf Windstärken immer wieder von Hand dichtgenommen werden muss. Aber am meisten schmerzt, wenn gefiert werden muss. Weil kurz darauf wieder das Kom-mando kommt: Dicht! Denn das 70 Quadratmeter große Großtuch kann enormen Druck entwickeln. Das Boot ist ideal für die Jugendausbildung, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten im Club praktiziert

wurde. „Alles geht nur in Teamwork. Jeder Strecker, jedes Fall, jede Schot hat so viel Zug, das können bei Wind nur mehrere Leute gleichzeitig dichtneh-men. Da lernt man wie zu alten Zeiten die Seemann-schaft und auch das richtige Timing fürs Manöver. Die Mannschaft muss an Bord sowohl Sturm als auch Flaute durchstehen“, fasst Jugendwart Robby Nitsche die Faszination des Bayernsegelns zusam-men. Und vielleicht findet sich gelegentlich auch wieder eine Altherrencrew für eine Segelreise.

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Der LSC ist mein wichtigster Verein.Hans-Joachim Holz

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Die „Allwind I“ beim Stapellauf in der Bootswerft Minn. 29. Juli 1910

Die „Allwind I“ unter Spi nach ihrem Umbau. Sie bekam zwei Peitschenmasten. Nach 1925

Mit solchen Anteilsscheinen wurde der Bau der „Alwind“ finanziert.

Die „Allwind“ im Marine-Yachtclub von Toulon, seitdem gibt es keine Spur mehr von ihr. 1961

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„Allwind I“ 8mR-Tourenyacht

Länge ca. 12,60 m, Breite 2,50 m, Tiefgang 1,50 m, Baujahr 1910, Konstrukteur: Arnold Müller (LSC), Werft Karl Minn, Reutenen

Die „Allwind“ wurde nach der ersten Meterformel von 1906 gebaut. Sie war als Tourenschiff nicht recht konkurrenzfähig gegen die Rennachter und segelte bereits 1913 als Ausgleichsyacht. Die „Allwind“ hatte anfangs zwei Riggs. Auf Regatten fuhr sie als Einmaster mit einem Gaffel-Slup-Rigg, für Tourenfahrten hatte sie zwei Masten, sie war eine Gaffel-Yawl.

1925 wurde ein neues Rigg gebaut, nach den Plänen des Konstrukteurs Arnold Müller. Es blieb bei der zweimastigen Yawl-Takelage, aber die „Allwind“ verlor ihr Gaffelrigg und wur-de hochgetakelt - mit den damals modernen Peitschenmasten. Allerdings war die „Allwind“ ziemlich luvgierig, mit nur einem Vorsegel ohne Klüverbaum. Deshalb gab es zunächst ein zwei-tes Vorsegel. 1926 wurde ein kurzer Klüverbaum angebaut, und als auch das noch nicht für den nötigen Druck in Richtung Lee reichte, wurde der Klüverbaum 1932 verlängert. Soweit das Rigg. Die „Allwind“ bekam als Tourenachter 1924 eine neue Inneneinrichtung mit elektrischer (!) Beleuchtung und einem Pumpklosett.

1929 strandete die „Allwind“ vor Hagnau, die Crew musste dem Club Bericht erstatten:

„Am 12. Juni 1929 erreichten wir abends ½ 8 Uhr bei ziemlich starker Ostwindbrise und wol-kenlosem Himmel Hagnau u. gingen zwischen dem Pfahl Nr. 2 und der Landungsbrücke vor Anker. […] Wir hatten im Adler kaum unser Essen bestellt, als der Wirt hereinkam und uns sagte, ob die „Allwind“ ordentlich verankert sei, es sei plötzlich ein starker Weststurm aufgekommen. Schmalenberg und ich sahen sofort nach dem Boot und peilten etwa 10 Minuten, um uns zu überzeugen, ob der Anker wirklich hielt. Das Boot hielt tadellos und gingen wir hierauf wieder zurück nach dem Adler.“(Kurz zusammengefasst: Die Ankerkette brach, auch mit dem Motorboot eines Fischers war die „Allwind“ nicht mehr einzuholen. Sie strandete.)„Schmalenberg war inzwischen an der Lan-dungsstelle tätig, war mit einigen jungen Män-nern an Bord geklettert und führte Trossen aus, um zu verhindern, dass die „Allwind“ irgendwie mit den Mauern in Berührung kam. […] Schma-lenberg hatte unbekümmert um seine Gesund-heit vollständig durchnässt etwa 2 Stunden weitergearbeitet. Leider hatte er sich derart überanstrengt, dass er, nachdem er sich umge-zogen hatte, einen leichten Nervenschock erlitt, den er aber auf meine ärztlichen Anordnungen mit einem kräftigen Glühwein und sonstigen Alkohölern wieder kurierte.

Franz Fasold, Gaswerksdirektor Kempten“

Am nächsten Morgen wurde von einem Pfahl-rammboot aus eine Kette um den Rumpf ge-legt, die „Allwind“ kam frei. Sie hatte nur leichte Beschädigungen.

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Die „Allwind II“ auf der Insel auf dem Weg vom Kran ins Winterlager hinter dem Clubhaus. Etwa 1965

und „Alwind III“ bei Wind.

Die „Alwind III“ auf der Schräge liegend. Der Schaden war relativ gering. 1974

Die „Allwind IV“ bei der Taufe im LSC. 1997

1947 verkaufte der Club die „Allwind“ an die französische Marine. Der Club brauchte Geld für die Renovierung der anderen Clubboote, auch war sie eine Art Verhandlungsmasse, um die „Bodan“ und die „Melita“ wieder freizubekom-men, die von den Franzosen beschlagnahmt worden waren. Zuletzt in den Sechzigerjahren als „Marie Jesus“ im Hafen von Toulon im Mittelmeer gesehen, verliert sich ihre Spur seitdem.

„Allwind II“ Nordischer Kreuzer

Etwa in der Größe einer 6mR-Yacht, Bau-jahr: 1951, Werft: Knud Ohlsen, Dänemark

Die „Allwind II“ war 1960 der Ersatz für die zwei Jahre zuvor verkaufte „Melita“. Das Clubboot war ebenfalls aus Holz, der Nordische Kreuzer trug die Segelnummer NK 41. Er blieb dem LSC bis 1967.

„Alwind III“ Kreuzeryacht

Länge: 10,34 m, Breite: 2,84 m, Tiefgang: 1,40 m, Typ: Trintel 2 A, Werft: Anne Wefer, 1967

Bei der „Alwind III“ wurde der Name nur noch mit einem L geschrieben. Ein Grund dafür ist nicht bekannt. Nach dem Verkauf der „Allwind II“ hatte der Club in den Niederlanden eine Stahlyacht vom Typ Trintel 2A gekauft - eine leere Schale mit Rigg und Aufbauten zum Selbstaus-bau. Die Kosten: 28.000 DM. Clubmitglieder

und Bootsbauer der Bodanwerft legten in dem Schuppen hinter dem Großen Clubhaus Hand an. Die Jungfernfahrt erfolgte am 1. August 1968. Die „Alwind III“ war ein behäbiges Tourenboot, aber bestens geeignet als bequemes Schiff für sichere Segelreisen und auch als Startschiff brauch-bar. Bei der Hauptversammlung 1995 ging es um eine Reparatur am Kiel der „Alwind III“, der Innenballast bestand aus in Beton eingegosse-nem Schrott. Sie hatte wassergefüllte Hohlräume im Kiel, man befürchtete, die Konstruktion könne durchrosten. Die Reparaturkosten wurden auf 30.000 DM veranschlagt, 1996 war der Kosten-voranschlag für Rumpf und Motor bereits auf 100.000 DM gestiegen. Ersatz musste her.

„Allwind IV“ Faurby 360

Länge: 10,90 m, Breite: 3,00 m, Tiefgang: 1,72 m, Gewicht: 5,2 t, Baujahr: 1997, Segelfläche: 76 qm, Segelnummer: GER 11

1997 kam die „Allwind IV“ aus Dänemark, sehr beliebt als Startschiff bei den Regatten des LSC, sie wird aber auch gern im Sommer für Segelrei-sen von Familien sowie zur traditionellen Jugend-segelreise genommen. Die Mitglieder spendeten 77.000 Mark für das neue Schiff.

Eine Mannschaft des LSC testete die „Allwind IV“ bereits in Dänemark, ehe sie auf dem Landweg an den Bodensee gebracht wurde.

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Der „Frechdachs II“, ebenfalls eine Clubjolle. Im Hintergrund das erste Wapo-Gebäude (damals hieß es noch Lapo). Dahinter die Werfthalle.

„Knurrhahn II“ noch nicht weiß gestrichen. Etwa Dreißigerjahre

„Knurrhahn II“ eingerefft bei einem kräftigen Ostwind. Etwa 1959

22-qm Schärenkreuzer „Wildfang“, dahinter die beiden Küstenjollen. 1954

Die „Möve I“. Auf der Rückseite des Photos steht: Start zur ersten Segelreise Dezember 1899.

„Sturmvogel I“ Kiel-Schwertyacht mit Kajüte

Länge: ca: 5,60 m, Breite: vermutlich 2,00 m, Tiefgang: 1,10 m (ohne Schwert), Baujahr: 1889, Bootswerft: Heidtmann, Hamburg.

Das älteste Schiff im LSC. Auf ihm lernten die Gründungsmitglieder segeln. Ursprünglich als Yawl mit zwei Masten und zwei Gaffelsegeln geta-kelt, wurde der ‚Sturmvogel‘ 1894 durch Wenhart zur einmastigen Slup umgetakelt. Segelfläche ca. 30 qm. 1905 abgewrackt. Heute gibt es im LSC den „Sturmvogel IV“, auf dem H-Boot sammelten schon viele Steuerleute ihre ersten Erfahrungen.

„Möve II“ 30-qm Küstenjolle

Länge: 7,00 m, Breite: ca. 2,00 m, Tiefgang ohne Schwert: ca. 0,50 m, Baujahr: 1921, Werft: Schlichting, Travemünde, Segelnummer: U43

Nach der Bodenseewoche 1921 erwarb der Club die Küstenjolle „Knurrhahn I“ und taufte sie 1922 auf den Namen „Möve II“. Das Schiff mit der Se-gelnummer U 43 wurde jahrelang für nachmittäg-liche Ausfahrten genutzt, die Jugend fuhr mit der „Möve“ gern allein auf Segelreise, unkontrolliert von irgendwelchen Erwachsenen. Es kursieren wilde Geschichten, was das Schiff alles erlebt hat. Immer wieder wurden mit Spieren, entliehe-nen Spibäumen oder Schrubberstielen Klüver-bäume gebastelt, damit die doch etwas behä-bige „Möve“ in sommerlichen Flauten schneller

werden möge. Auch von improvisierten Toppse-geln wird berichtet. Generationen von LSC-Seg-lern lernten auf der „Möve II“ die Grundlagen der Seemannschaft und die Tücken der Gaffelsegelei. Der LSC hielt die „Möve II“ über Jahrzehnte. Sie war der Grundkurs Gaffel, die „Bayern“ der Aufbaukurs. Seit etwa 2012 ist sie in sehr schlech-tem Zustand. Mittlerweile hat sich im LSC ein „Freundeskreis Möve“ gebildet, der die Jolle einer Komplettrestaurierung unterziehen will.

„Knurrhahn II“ 30-qm Küstenjolle

Sehr ähnlich wie die „Möve II“. Segel-nummer U59. Ebenfalls bei Schlichting gebaut.

Seit 1922 war der „Knurrhahn II“ im Club, die Mitglieder Kick und Arnold stellten ihn dem Verein zur Verfügung. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der „Knurrhahn“ erfolgreich bei Regatten gesegelt. Vermutlich 1947 dürfte die Jolle dem LSC geschenkt worden sein. 1969 strandete der „Knurrhahn II“ in Hard. Mehrere Planken wurden eingedrückt, das Schiff wurde verkauft.

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Das ist ein Superverein.Hans Schattmaier

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Lea Duwe und Moritz Kutruff bei der Segel-bundesliga Starnberg.

Mathias Kaschube, Markus Gielen, Theresa Ober und Philipp Frangenberg nach der Wettfahrt in Friedrichshafen.

Yannick Wagner, Lukas Hummler, Felix Kling und Mathias Kaschube in Travemünde.

Sonnenschuss beim Nikolaus-Matchrace.

Segelbundesliga in Friedrichshafen.

Vorwindkurs beim Nikolaus-Matchrace.

Yannick Wagner, Lukas Hummler, Felix Kling und Mathias Kaschube in Travemünde.

Martin Hostenkamp, Theresa Hemmeter, Veit Hemmeter und Fabian Gielen in Berlin.

Alle 2013

„J70“

Länge: 6,93 m, Breite: 2,25 m, Tiefgang: 1,30 m, Segelfläche: 73 qm, Segelnummer: 429 & 430. Als Ersatz für die Asso „Tante Berta“ gekauft.

Der LSC wollte die neue Bodensee-Einheitsklas-se unterstützen und schaffte deshalb zwei J70 an. Mit zwei Booten kann besser trainiert wer-den. Beide Schiffe werden extrem oft gesegelt.

Mit den neuen J70-Booten will der Lindauer Segler-Club auch sein sportliches Profil schärfen und beteiligte sich deshalb 2013 an der neuen Segelbundesliga. Auch wenn die ersten Regat-ten nicht ganz so ausfielen wie anfangs erhofft. Die Crews konnten noch nicht auf den neuen Sportbooten trainieren, auch wurden uner-fahrene Jugendmannschaften oder kurzfristig zusammengestellte Crews geschickt, die sich gegen Cracks wie den dreifachen Olympiasie-ger Jochen Schümann beweisen sollten. Den Umschwung brachte die letzte Regatta in Berlin, hier kamen Veit Hemmeter, Fabian Gielen, Martin Hostenkamp und Theresa Hemmeter auf den dritten Platz, in der Gesamtabrechnung kletterte der LSC auf Rang 15. Das bedeutet dennoch: Der Lindauer Segler-Club steigt aus der 1. Bundesliga ab und startet gegen 62 Vereine in der Relegation.

58 Vereine bewarben sich für die neue zweite Bundesliga. Die ersten fünf sind für die 1. Segel- bundesliga gesetzt, die nächsten 18 Vereine tragen die 2. Segelbundesliga aus, die anderen dürfen sich 2015 erneut bewerben.

Unabhängig vom Projekt Segelbundesliga wer-den die beiden LSC-Schiffe in der Bodensee-meisterschaft der J70 starten. Für 2014 sind fünf Termine geplant – unter der Überschrift „Battle of Lake Constance“.

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Unter Spi auf der Flensburger Förde. 2011

Der Wasserstagmotor am Bug der „Elfe II“.

Die Reparaturarbeiten am Rumpf der „Elfe II“. 1986

Die „Elfe II“ mit dem Rigg der „Bayern II“ bei der Europameister-schaft vor Travemünde. 1996

Die „Elfe II“ im Segelhafen gesunken. Noch mit dem „Bayern II“-Rigg. 1996

Der Riss der „Elfe II“.

„ELFE II“ ex „Toni IX“ 8mR-Yacht

Länge: 12,79 m, Breite: 2,30 m, Tiefgang: 1,60 m, Verdrängung: 6,0 t, Segelfläche am Wind: 103,6 qm, Baujahr: 1912, Konstrukteur: Henry Rasmussen, Werft: Abeking und Rasmussen, Lemwerder

Auftraggeber war August Tobias aus Berlin, der sich nahezu jährlich eine 8mR-Yacht bauen ließ und das Schiff „Toni“ nannte. Das Geld dafür verdiente er in Afrika mit der Zucht von Straußenvögeln, de-ren Federn in der Modewelt gutes Geld brachten.

1912 erwarb die „Bregenzer Yacht Gesellschaft“ das Schiff für 7.100 Goldmark und brachte es in den „K. K. Union Yachtclub Bodensee“.1936 bekam die „Elfe II“ ihr Spreizgaffelrigg, mit dem Wishbone-Rigg kann die „Elfe II“ zu zweit gesegelt werden, mit dem Gaffelrigg sind vier Mann Besatzung notwendig. Bis 1975 gehörte die „Elfe II“ der Yachtgesellschaft mit mehreren, wechselnden Eignern, die eine unterschiedliche Anzahl von Anteilen hielten. 1975 wurde sie an Bruno Kraft verkauft, sie kam zuerst nach Bod-man, später nach Sipplingen. Nach dem Mast-bruch bei der West-Ost-Regatta 1975 bekam das 1912 erbaute Schiff die erste Generalsanierung. 1985 lieh sich Andreas Lochbrunner die „Elfe II“ für eine Segelreise mit seiner Familie aus, aber nach einer Woche verweigerte Bruno Kraft die Rücknahme. Ab da übernahm Andi die „alte Dame“.

Schon im ersten Winter kam die „Elfe II“ in die Bootswerft Beck auf der Reichenau, es gab neue Planken, Bodenwrangen, Kielsohle und Totholz und im Unterwasserbereich auch neue Spanten. Das während der Jahre verkürzte Heck erhielt wieder seine ursprüngliche Form.

Die „Elfe II“ nimmt an immer mehr Regatten teil. Zur Europameisterschaft 1996 in Travemünde startete die „Elfe II“ mit dem Rigg der „Bayern II“. Beide Schiffe kommen aus derselben Werft und sind nahezu baugleich.

Am Ostersonntag 1996 sank die „Elfe II“ an ihrem Liegeplatz im Lindauer Hafen. Das Schlauchende einer Pumpe war unter Wasser und saugte Wasser vom See ins Schiff. Die Feuerwehr hob es in einer vierstündigen Aktion. Es gab nur geringen Schaden.

2001 brach der Mast bei der Überlinger Herbstre-gatta, bei Starkwind war kurz zuvor der Klüver- baum gebrochen. 2002 konnte nicht gesegelt werden, das Cockpit wurde um 75 Zentimeter vergrößert – nach originalen Alternativplänen von Henry Rasmussen. Und die Holzmasten wurden durch ein Carbonrigg ersetzt.

Die „Elfe II“ segelte unter anderem bei den Welt-meisterschaften 1998 und 2004 in Genf, 2006 in Lindau, 2007 in Helensburgh (Schottland) und 2013 in Helsinki. 2006, 2007 und 2013 siegte Andi Lochbrunner jeweils in der First Rule.

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Rainer Niemann auf dem „Tami-no“. Die Mannschaft (Hubertus Ludwig, Manfred Richter und Werni Hemmeter) musste auf die Kante. Sechzigerjahre

„Tamino“ ex „Hanneliese“, ex „Jugend III“ 45-qm Nationaler Kreuzer

Länge: 10,47 m, Breite: 2,21 m, Tiefgang: 1,20 m, Gewicht: 2,4 t, 45 qm Segelfläche am Wind, Konstrukteur: Harms, Werft: Winkler, Berlin, Baujahr: 1922, Auftraggeber: Georg Jordan, Segelnummer: P100

Eines der schnellen und bekannten Regatta-schiffe der Vor- und Nachkriegszeit. Segelte anfangs in Berlin-Grünau. 1933 kaufte Ludwig Schlechter das Schiff und brachte es mit einem Peitschenmast an den Bodensee. 1939 bekam der „Tamino“ einen geraden Mast und wurde Bodenseemeister. Bis in die Sechzigerjahre war das Schiff bei nahezu jeder Regatta am Start. Nach Ludwig Schlechter gehörte der „Tamino“ Gerd Meyer und Manfred Wasmund, heute Veit Käser. In den vergangenen Jahren nur selten auf Regatten gesegelt, er hätte aber immer noch großes Potential.

Der LSC ist mein Balkon – und das Römerbad mein Garten. Elisabeth Busse

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Drei Fotos der „Melita“ vor Schachen. 1925

Die Sanierung der „Melita“ durch Hansjörg Kühnbach. 2008

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„Melita“ 6mR-Yacht

Länge: 9,10 m Breite: 1,70 m, Tiefgang: 1,25 m, Gewicht: 2,5 t, Ballast Blei: 1 t, Se-gelfläche: 40 m² am Wind, Konstrukteur: Arnold Müller (LSC), Werft: Minn, Reutenen, Segelnummer: 65 (rot) ab 1920, K19 ab 1949

Am 17. Juli 1910 ist die 6mR-Yacht „Melita“ bei der Bootswerft Minn in Wasserburg-Reutenen vom Stapel gelaufen. Auftraggeber war der russische Staatsrat, Seine Exzellenz Leopold von Koenig, der für seinen Sommersitz Schloss Allwind ein Schiff brauchte. Benannt wurde die „Melita“ nach seiner Enkelin. Die Witwe von Koenig schenkte das Schiff 1913 dem Lindauer Segler-Club, in dem es heute noch liegt. 1953 sank die „Melita“ in einem Gewittersturm in der Nähe des Rheinspitz, zwei Segler kamen ums Leben. Zwei Frauen, die Schwimmwesten trugen, konnten sich retten. Die „Melita“ wurde aus acht Metern Tiefe wieder gehoben.

Der spätere Eigner Josef Graf ließ deshalb 1959 eine Kajüte aufs bisher offene Schiff bauen, auch wurde der Süllrand höher. Dadurch ist das Schiff bei Sturm wesentlich sicherer.

1978 kaufte Karin Scheithe die „Melita“. Sie und ihr Mann, Hansjörg Kühnbach, sanierten das Schiff 2008 von Grund auf. „Damit es die nächs-ten 100 Jahre überstehen kann“, erklärt Hansjörg Kühnbach. Sogar einen alten Bauernhof mit Scheune fürs Schiff haben die beiden gekauft. „Aber wir dürfen dort auch wohnen“, sagen sie.

Ein Sportverein mit viel Kameradschaft.Klaus Fink

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Fünf neuere Bilder des „Audifax“. Die Luftaufnahmen wurden aus einem Zeppelin gemacht. 2006

Der „Audifax“ in den Zwanziger und Dreißigerjahren

„Audifax“ ex „Schelm“ 6mR-Yacht

Länge: 9,88 m, Breite: 1,64 m, Tiefgang: 1,48 m, Verdrängung: 3,4 t, Segelfläche: 66 qm, Konstrukteur: Alfred Mylne, Werft: Malcolm, Port Bannatyne 1911, Segelnummer: K22

Konstruiert vom Miterfinder der Meterklasse, Alfred Mylne, der unter anderem für den Prince of Wales die „Britannia“ zeichnete. Gebaut wurde der „Audifax“ 1911 auf der Bootswerft Malcolm in Port Bannatyne an der Westküste von Schottland. Auftraggeber war Robert Kirs-ten aus Hamburg, allerdings wurde das Boot in Raten bezahlt - und die mussten auch noch angemahnt werden.

1913 kam das Schiff an den Bodensee, in den Besitz des Königlich Württembergischen Yacht-Clubs, und wurde von „Schelm“ in „Audifax“ umbenannt.

Das Ehepaar Sprattler kaufte 1921 die 6mR-Yacht „Audifax“ und brachte sie in den LSC. Eva Sprattler steuerte das Schiff selbst in Regatten, was für damalige Zeiten höchst ungewöhnlich war. 1926 erwarb Kurt Panizza das Schiff. 1953 und 1965 gewann er bei der RUND UM das ‚Blaue Band‘ des Schnellsten. 1972 starb Kurt Panizza, seine Tochter Renate übernahm zusam-men mit ihrem Mann Jürgen Berg das Schiff, bei-de steckten viel Mühe in den Erhalt. Etwa 1985 erhielt der „Audifax“ seine heutige weiße Farbe. Damals wurde das als Stilbruch empfunden der

am See Diskussionen bis nach Konstanz hervor-rief. 2007 folgte der Einbau eines Elektromotors mit Faltpropeller. Die Neuerung ermöglicht es den Bergs, den „Audifax“ auch im weit fortge-schrittenen Alter zu zweit zu segeln. Und bei Ostwind sind die Hafenmanöver mit einem Elektromotor nicht mehr ganz so heikel.

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Auf festen Pfählen gegründet

Bauten im LSC

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Vorherige Seite:Abrissarbeiten des alten Werftstegs. 2013

Das Kleine Clubhaus auf der hölzernen Pfahl-Mole. Es scheint zu schweben.

Im Vordergrund mit dem runden Ball der Startpfahl, der Wörle- Pfahl. Etwa 1912

Clubhaus

1890 bekam der neu gegründete Segelclub sein erstes Clubhaus, eher eine „Clubhütte“ mit zwei Quadratmetern Grundfläche, wie eine Biwak-schachtel an die östliche Außenseite der Römer- schanze geklebt. Später wurde sie auf zehn Quadratmeter erweitert. In ihr zogen sich die Segler um, wenn sie aufs Wasser wollten. Viel mehr ist über diese alte Clubhütte nicht bekannt, sie ist aber im ältesten Hafenplan eingezeichnet – und es gibt Fotos von ihr.

1909-1911 baute die Stadt Lindau ihren neuen Güterhafen. Dazu schüttete sie das Gelände östlich der Römerschanze mit dem Aushub auf, der beim Ausbaggern der Dampferhafeneinfahrt angefallen war. Am Ende der Mole durfte der LSC sein neues Clubhaus errichten.

Die Stadt genehmigte am 29. Mai 1911 dem LSC den Bau. Es wurde als „geräumiges Club-haus“ bezeichnet. Die Pläne stammten von I. M. Schneider (Holzbau-Schneider). Gut zwei Monate später, am 8. August 1911, wurde die Anlage mit der Bodenseewoche eingeweiht. Die Vereinsmitglieder empfanden sich als „groß-artig untergebracht“.

Schon gut zehn Jahre später war das Haus zu klein: Anfang der Zwanzigerjahre zeigten immer mehr Lindauer Interesse am Segeln, die Mitglie-derzahl verdreifachte sich auf 340 Ende 1922.

Und die vielen Mitglieder brauchten Platz. Die Bootsbauerei Wenhart stellte ihren Betrieb im Eichwald ein. Am 21. Januar 1922 beschloss die 32. Mitgliederversammlung, den Wenhart- Schuppen zu kaufen. Die Mitglieder brachen ihn im Eichwald ab und brachten ihn in Einzelteilen in den Clubhafen. Sie entfernten aus den Brettern Tausende von Nägeln und klopften sie gerade. Das Material war damals teurer als die mensch- liche Arbeitskraft.

Gleichzeitig gab es Pläne für ein neues Club-haus. Ursprünglich wollte die Vorstandschaft das Kleine Clubhaus auf der Mole abbrechen und auf dem aufgeschütteten Gelände vergrößert wieder aufbauen. Das führte auf einer außerordentlichen Generalversammlung im Mai 1922 zu einer Art „Palastrevolution“. Die Mitglieder wollten einen Neubau an Land bekommen und gleichzeitig ihr altes Clubhaus auf der Mole erhalten. Die Vor-standschaft trat geschlossen zurück, wurde aber sofort mit überwältigender Mehrheit wiederge-wählt.

Die Stadt stellte einen Streifen Grund auf dem aufgeschütteten Gelände in Erbpacht zur Verfü-gung. Der Stuttgarter Architekt Theodor Bulling arbeitete die Pläne für das neue Clubhaus mit einem großzügigen Clubraum aus. Vorgesehen waren eine Küche, Büro und Sitzungsraum. Dazu Schlaf- und Umkleideräume im Obergeschoss und ein Aufenthaltsraum für den Bootsmann. Die Werkstatt bestand im Wesentlichen aus dem

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Absolute seglerische Heimat.Peter Braig

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Die alte Clubhütte an der Römerschanze. Unter dem Baum links: das schwarze Rechteck, das Feigenblatt. Es sollte den Blick aufs Römerbad versperren

Der Club bei der Bodensee-woche zur Einweihung des Hafens. Im Vordergrund eine Fähre im Werfthafen. 1911

und Das alte Große Club-haus.

ehemaligen Wenhart-Schuppen, der ins Club-heim integriert wurde.

Der Bau des Clubhauses war schwierig. Die Inflation als Spätfolge des Ersten Weltkriegs begann, die Arbeiten mussten mehrfach einge-stellt werden und verzögerten sich etappenweise bis in den Herbst 1923. Immer wieder wurden Bettelbriefe geschrieben, vor allem an die im Ausland lebenden Clubmitglieder. Die konnten in Devisen zahlen und beglichen ihre Beiträge teils für mehrere Jahre im Voraus. Der Zürcher Yacht-Club veranstaltete gar eine Sammlung zugunsten des LSC-Clubheimbaus.

Unter großen Mühen wurde das Haus fertig-gestellt. Den letzten Auftrag erhielt die Firma Holzbau-Schneider in Aeschach. Es ging um die Anrichte für den Clubraum, zum Angebotspreis von 800 Millionen Mark. Am 17. September 1923 bestätigte Firmenchef Georg Schneider den Eingang des Geldes, erklärte, dass die Arbeiten bereits begonnen hätten und nach Möglichkeit beschleunigt würden. Der Club hatte schlicht Angst, dass die 800 Millionen infolge der Inflati-on schon in der folgenden Woche überholt sein könnten.

In bescheidenem Rahmen wurde das neue Clubhaus am 28. Oktober 1923 eingeweiht. Die Farbgebung des Hauses war expressionistisch: außen weiß mit orange abgesetzten Deckleisten. Der von unten zu sehende Dachüberstand war

blau, die Regenrinnen grün. Es gibt leider kein Farbfoto vom damaligen Haus.

1939 kaufte das Deutsche Reich das Kleine Clubhaus auf der Mole für 5.000 Reichsmark. Die Planung sah eine verlängerte Mole und mehrere Bootshallen für die Wasserschutzpolizei vor. Der Krieg brach aus, die Pläne wurden in die Schublade gelegt – und nicht mehr hervorgeholt. Nach dem Krieg pachtete der Club 1950 das Kleine Clubhaus vom Kreispräsidium, 1957 kauf-te er es für 1.363,25 DM zurück - zahlbar in zwei Raten. Warum dieser krumme Betrag ausgehan-delt wurde, ist unbekannt. Der Club musste aber zusätzlich die Sanierung des Hauses überneh-men, das stand kurz vor dem Abbruch.

Viel Sanierungsarbeit erforderte auch das Große Clubhaus. 1959 nahmen die Mitglieder die Arbei-ten in Angriff. Die alten Bogenfenster verschwan-den, es gab stattdessen moderne Rechteckfens-ter. Und der Eingang wurde von der Nord- auf die Südseite verlegt.

1961 gab es erneut Arbeit: Der Club verkleide-te sein Haus mit Eternitplatten. Holzschalung galt als unmodern und witterungsanfällig. 1969 wurde das Dach neu gedeckt und der vom Holz-wurm befallene Dachstuhl repariert.

1982 erfolgte die letzte Umgestaltung des Club-hauses: Es gab neue WC-Anlagen, man baute die Eternitplatten wieder ab und wählte eine

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- Die drei Entwürfe für das neue Clubhaus. Ganz unten der Entwurf zur Sanierung und Erwei-terung des alten Clubhauses.

Die Bewertungskommission beim Begutachten der Entwürfe.Links Manfred Wasmund, dann Peter Nagel und Werni Hemmeter. Rechts vorn Karl-Heinz Westphal. 1991

Der Abriss. 1992

Holzverschalung mit schmalen Latten und den grünen Anstrich der Fünfzigerjahre. Der Eingang bekam einen Windfang aus Eisen und Glas. Die Kosten für alles: 156.000 DM, da noch einiges am Holz zu reparieren war.

Neues Clubhaus

Erste Überlegungen für eine Überarbeitung, eine Neugestaltung des Clubhauses gab es bereits Mitte/Ende der Achtzigerjahre. Der alte Bau aus den Zwanzigerjahren war nicht mehr zeitgemäß. Die Küche zu klein, die Toiletten in die Jahre ge-kommen. Es fehlten Duschen und Büroräume für die Cluborganisation. Es stellte sich die Frage: renovieren, umbauen und erweitern – oder neu bauen.

Drei Architektenbüros bekamen den Auftrag, ihre Planung vorzustellen. Baumschlager, Eberle und Grassmann in Bregenz, Reinhardt, Zohner und Partner in Überlingen und Schaudt aus Konstanz.

Am 19. Oktober 1991 tagte die Bewertungskom-mission im alten Clubhaus und begutachtete die Entwürfe. Das Votum war eindeutig: Alle Stimmen entfielen auf das Büro Schaudt. Am 20. November 1991 (ein Buß- und Bettag) beschloss die außerordentliche Hauptversamm-lung den Bau. Für den Entwurf Schaudt stimm-ten 205 Mitglieder, die anderen beiden Varianten erhielten zusammen 24 Stimmen.

Bezahlt werden sollte der Bau über Darlehen, Rücklagen, einen erheblichen Zuschuss des Bayerischen Landessportverbands, höheren Beiträgen und höheren Liegeplatzgebühren – sowie Spenden der Mitglieder. Von jedem Akti-ven wurden 1.500 DM erwartet. Weil aber statt der veranschlagten 625.000 DM an freiwilligen Spenden nur 478.560 DM eingingen, wurde spä-ter für den Rest eine Bauumlage über 1.500 DM beschlossen. Ehefrauen und passive Mitglieder zahlten 500 DM, auf Antrag konnte die Höhe der Umlage ermäßigt werden.

Die Mitglieder verabschiedeten sich am 8. August 1992 mit einem rauschenden Fest von ihrem alten Clubhaus, im Herbst wurde der Holzbau zusammengeschoben. Beim Abbruch machte sich die Klärgrube bemerkbar. Sie war irrtümlich für leer gehalten worden. Als der Bagger kam, lag für längere Zeit ein ziemlicher Hautgout über der Baustelle.

Das Stahlgerippe des neuen Hauses wuchs schnell in die Höhe, am 5. Februar 1993 feier-ten 350 Mitglieder Richtfest im Gebäude. Wäh-rend der Bauphase wurde das Kleine Clubhaus bewirtschaftet. Die drangvolle Enge erwies sich als gar nicht so schlecht. Die Mitglieder rutsch-ten auf Bierbänken zusammen – und mancher Abend geriet länger als geplant.

Die Arbeiten verliefen halbwegs im Zeitplan, der Bau des neuen Clubhauses stellte aber sowohl

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Die Baugrube. Der Kommentar ist im Baubuch des LSC aufgeklebt. 1992

Das Stahlskelett. 1992

Winterliches Richtfest im noch ungeheizten neuen Clubhaus. 1993

Fertig. 1993

Der 1. Vorsitzende Rainer Niemann bei der Einweihung des neuen Clubhauses. 1993

Charakteristisch: die Außentreppe, zugleich Aussichtsplattform. 1993

die Vorstandschaft – vor allem den ersten Vorsit-zenden Rainer Niemann – als auch alle Mitglieder auf eine Geduldsprobe.

Das zeigen die Clubnachrichten 1993. Sie wur-den übrigens nicht gedruckt, sondern per Brief verschickt: Die Druckereien waren alle wegen der Umstellung auf die neuen, fünfstelligen Post-leitzahlen überlastet.

„Die Arbeiten am neuen Clubhaus gehen jetzt zwar wieder zügig voran, allerdings sind wir doch erheblich in Rückstand geraten, nachdem insbesondere 2 wichtige Firmen erheblich über-zogen haben (ich will hier keine Namen nennen, um nicht wieder, wie nach der letzten Hauptver-sammlung) angefeindet zu werden. Zuletzt hat uns unser Architektenteam vorübergehend im Stich gelassen. Die entstandenen Differenzen konnten allerdings zwischenzeitlich ausgeräumt werden. Unter diesen Umständen können wir den vorgesehenen Termin für das Einweihungs-fest am 15. Mai 1993 nicht halten. Rainer Niemann“

Die Nerven lagen blank.

Der Architekt Schaudt hatte nicht nur die Pläne fürs Clubhaus gezeichnet, sondern übernahm von Konstanz aus auch die Bauleitung – er schickte aber meist nur einen jungen Mitarbeiter. Für den LSC war Hubert Henzler der Ansprech-partner vor Ort.

Am 17. Juli 1993 wurde das Haus mit einem Einweihungsfest in Betrieb genommen. Viele Architekturzeitschriften von Rang und Namen lobten den Bau, lediglich den alten Bayern-Tisch empfanden die Architekturkritiker als unpassend. Die Clubmitglieder brauchten noch einige Jahre, bis sie den von ihnen mit überwältigender Mehr-heit beschlossenen Bau auch loben konnten. Heute ist das Haus unumstritten.

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Der älteste erhaltene Hafen-plan. Das Gelände des heutigen Clubhauses war noch nicht aufge-schüttet. An der Ostseite der Römerschanze ist die Clubhüt-te mit dem Steg eingezeichnet. Nördlich davon die alte Werfthalle mit der Helling. Die Mole mit dem Kleinen Clubhaus am Ende ist noch nicht eingezeichnet. Das Römerbad heißt noch Frauenbad. Vermutlich 1891

Rechts ein vergrößerter Ausschnitt.

Der LSC-Hafen bei der Einweihung. 1911

Der Hafen

Vor 1911 hatte der LSC nur Bojenplätze östlich der Römerschanze, auch wenn die Anlage da-mals schon Hafen genannt wurde. Erst mit dem Bau des Güterhafens 1911 bekam der Club sein geschütztes Plätzchen. Die Stadt Lindau baute den Hafen, weil sie einen Umschlagplatz für die per Schiff transportierten Waren brauchte. Dem Bau gingen heftige Verhandlungen voraus: Die Stadt Lindau schreibt an den LSC am 14. Dezember 1910:

„In Erwiderung geschätzter Anfrage vom 6. ds. Mts. teilen wir mit, dass die städtischen Kollegi-en bereit sind, um dem Lindauer Segler-Club in seinen gemeinnützigen Bestrebungen möglichst entgegenzukommen, dem für den Güterhafen projektierten Molo eine gegen Nordost ausbie-gende Kurve, etwa wie in anliegendem Plane ge-zeichnet, zu geben, wodurch unseres Erachtens die Segelschiffe auch gegen Ostwind geschützt sind. Die städt. Kollegien sind auch bereit, dem Segler-Club die Benützung des neuzuschaffen-den Hafens in der von ihm gewünschten Weise vorbehaltlich der eingehenderen vertraglichen Regelung gegen eine Jahresmiete von 180 M zu gestatten, soferne der für den Molo erwach-sende Mehraufwand den Betrag von 3500 M nicht übersteigt. Der Segler-Club müsste sich natürlich verpflichten, entweder den Mietzins mindestens 15 Jahre lang oder solange dersel-be überhaupt besteht, zu bezahlen.“

Es fällt auf: Der LSC war damals bereits bei der Stadt als gemeinnützig akzeptiert. Gleichzeitig war der Hafenbau ein Minusgeschäft für die Stadt. 3.500 Mark Investition für 180 Mark Miete. Und es klingt ein leichter Zweifel an, ob der Verein noch lange bestehen würde. Schließlich lag die Vereinskrise um 1900 noch nicht lange zurück.

Die Stadt stellte eventuelle Bedenken hintan und berücksichtigte die Bedürfnisse des LSC. Dazu gehörte: Am Ende der 60 Meter langen Mole sollte das Kleine Clubhaus stehen. Für heutige Verhältnisse ging das zum Schluss unglaublich schnell. Von der Genehmigung des Hauses bis zur Fertigstellung vergingen gerade mal gut zwei

Das ist MEIN Segelclub.Marcus Werner

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Der neue Flaggenmast wird aufgestellt. Sechzigerjahre

Das Wasserflugzeug des Bodensee-Aero-Lloyd am Steg vor der Kalkhütte. Im Hintergrund der alte Wellenbrecher nach Süden. Vermutlich 1926

Der Güterhafen mit Segel-booten und dem Clubhaus. Rechts vom Clubhaus liegen große Sand- oder Kieshaufen, die immer wieder für Dreck und Klagen sorgten. Dreißigerjahre

Der Taucher Drexler bei Pfahlrammarbeiten. 1971

und Seegrasmähen im Hafen. Bei hohen Wassertempe-raturen und einem niedrigen Pegel wuchert der Hafen immer wieder mit Seegras zu und muss gemäht werden. Für die Seekuh wurden die Plätze freigeräumt, die Schiffe währenddessen vor dem Großen Clubhaus in zweiter Reihe geparkt. 1998

Monate. Eingeweiht wurden Hafen und Haus am 8. August 1911 mit der Lindauer Regatta der ersten Bodenseewoche.

Der Verein war glücklich mit der Anlage. 1914 bestand die Flotte des LSC aus 17 Segel- und neun Motorbooten.

Ab 1919 belebte der Verein wieder den Hafen. Der wirtschaftliche Aufschwung in den Zwan-zigerjahren brachte aber einen Konkurrenten für den LSC, zumindest auf dem Wasser. Der Bodensee-Aero-Lloyd beanspruchte 1925/26 Platz vor dem Hafen. Ein Flugzeug vom Typ Dornier-Wal nahm täglich an der Gerberschanze Passagiere auf und startete nach Friedrichshafen und Konstanz. Das brachte Konflikte.

„An den Bodensee-Aero-Lloyd 17. August 1926Die in Lindau verkehrenden Flugzeuge verur-sachen in den letzten Tagen entgegen der bis-herigen Übung durch rasches Vorbeifahren vor dem Yachthafen bei dem Aufstieg einen See-gang, der den durch die Dampfer erzeugten weit übersteigt. Unsere Yachten, namentlich die kleinen, werden dadurch so stark hin = und hergeworfen, dass die Gefahr besteht, dass die Masten zusammenschlagen und schwere Schäden an den Takelagen entstehen.

Wir wären sehr dankbar wenn Veranlassung genommen würde, dass es wieder bei dem bisherigen Verfahren bleibt, dass die Flugzeuge erst nach Passieren des Yachthafens auf hohe Fahrt gehen. […] Wir ersuchen die Herren Flugzeugführer entsprechend zu verständigen.Hochachtungsvollst Der Lindauer Segler-Club“ Die Stadt ließ dann das Startgebiet für den Flug-zeugverkehr verlegen.

Der LSC kämpfte nicht nur mit den Fliegern, son-dern mehr noch mit dem Dreck, Sand und Staub vor der Haustür, im wahrsten Sinne des Wortes. Man war im Güterhafen der Stadt untergebracht – und wenn mehr Sand angeliefert wurde, als Platz vorhanden war, schütteten die Berufsschif-fer das Material bis an die Fensterbrüstung des frisch gestrichenen Clubhauses auf.

Der Club macht mir irrsinnig viel Spaß, da wollte ich immer schon Mitglied sein.Thomas Ziegler

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Bauarbeiten an der Gangway zur Lochbrunner-Allee. Von links: Andi Lochbrunner, Egon Bretzler, Jürgen Schwendner, Georg Eber-hardt. 2006

Arbeiten für den neuen Schwimmsteg. Fritz Daschner, Axel Diederich, Wastl Föger, Roland Drescher und Erich Hoos prüfen, ob der Steg auch richtig angehängt wird. Juni 2006

Jockel Seeberger beim Sanieren der Schräge. 1999

Vorbereitende Arbeiten für die Lochbrunner-Allee. 2006

Die Verlängerung der Beton- mole. Februar 2005

Reste des alten Werftstegs. 10.12.2013

Arbeiten am Schwimmsteg. Ende Achtzigerjahre

LSC an die Stadt Lindau vom 29. Januar 1927„Im vergangenen Jahre verlegten unsere Mit-glieder, Herr Geh. Rat Professor Dr. Schieck, Vorstand der Universitätsaugenklinik, Würzburg & Herr Un. Professor Kahler, Vorstand der Uni-versitätsohrenklinik, Freiburg I/B von Lindau weg nach Friedrichshafen bezw. Ueberlingen. […] Der Grund der Abwanderung war der: Durch den im Segelhafen stattfindenden Umschlag wird eine Unruhe in den Hafen gebracht, die Boote müssen ständig verlegt werden, viel Staub und Sand wird auf die Boote gewirbelt, dass es bei der Lage der Verhältnisse noch zu keinen grös-seren Unannehmlichkeiten zwischen Seglern und Schiffern kam, ist lediglich der Besonnenheit beider Teile zuzuschreiben.“Dr. Doerr, 1. Vorstand

Professor Schieck, Chef der Universitätsau-genklinik in Würzburg, hatte zuvor bei Minn in Reutenen den „Gaudeamus“ mit einem Neuwert von 30.000 RM bauen lassen und fürchtete um Politur und Lack seines Schiffes.Die Klagen über den Dreck im Hafen zogen sich über Jahrzehnte hin. Erst Mitte der Fünfzigerjah-re verschwanden die letzten Kiesschiffe.

1924-1925 ließ die Stadt Lindau mit Stahlbeton die 1911 erbaute, angefaulte und löchrig gewor-dene hölzerne Mole ertüchtigen. Im Wesentli-chen steht sie auch jetzt, 90 Jahre später, noch.

Der LSC musste aber die Untermauerung des Kleinen Clubhauses bezahlen. Ins Haus wurde eine Bodenklappe eingebaut, von dort konnten Badende über eine Treppe ins Wasser. Eben-falls ins Geld ging die Erneuerung des alten Bootsstegs, der aus schmalen, schwankenden Brettern bestanden hatte. Er wurde durch einen Schwimmsteg ersetzt.

Anfang 1932 wurde der Hafen ausgebaut. Ein hölzerner Wellenbrecher an der Nordseite der Hafeneinfahrt verringerte den zurückgeworfenen Schwell bei Süd- und Ostwind erheblich. 1939 übernahm das Deutsche Reich das Kleine Clubhaus für 5.000 Mark und wollte es abreißen. Der Reichswasserschutz plante im Anschluss an die Segelhafenmole mehrere Bootshallen, zusam-men mit einer Molenverlängerung zugunsten der Wasserschutzpolizei. Der ausbrechende Zweite Weltkrieg verhinderte die Umsetzung der Pläne.

1950 konnte der Club wieder in den Hafen, die Stege waren stark verrottet. Mit großem Auf-wand mussten sie saniert werden, mit Hilfe der Stadt Lindau und der Spielbank – zur Förderung des Fremdenverkehrs. Und man begann darüber nachzudenken, ob die vom Krieg verhinderte Verlängerung der Mole doch noch gebaut werden könnte. Der LSC leistete der Stadt 1955 mit einer sechsseitigen Denkschrift Argumentationshilfe.

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Abbruch der Werftmole. Links Johann Bergmaier und Peter Wagner. 2013

Molenbau. 2004

Auf den Stahlträgern ruht die Mole. 2004

Die Unterkonstruktion des Werftstegs (nachdem die Herren links und einige mehr ihr Werk verrichtet hatten). 2013

„Das Schwergewicht des Segelsports hat sich deshalb schon heute nach Bregenz einerseits und Konstanz und Überlingen andererseits verschoben, wo neue und große Hafenanlagen geschaffen wurden. Es besteht weiter die Gefahr, daß die großen internationalen Regatten wie die Bodenseewoche und die Langstreckenregatta nicht mehr in Lindau abgehalten werden können, obwohl sich gerade Lindau um diese Wettfahr-ten sehr verdient gemacht hat. […] Der Lindauer Segler-Club glaubt nicht, daß es im Interesse der Stadt und ihres Fremdenverkehrs liegt, sich mit ei-ner zweitrangigen Rolle im Segelsport abzufinden.

Auch für Lindau gilt: Navigare necesse est – vivere non.“

F. Beyer, 1. Vorsitzender K. Wendl, Obmann des Wettsegelsports

1956 vergrößerte die Stadt den Hafen und verlängerte die Betonmole 30 Meter ostwärts.1957 baute der LSC den Takelmast mit zwölf Metern Höhe und drei Arbeitsplattformen. Er entsprach allerdings 2014 nicht mehr den Sicherheitsvorschriften und wurde abgebaut.

1961 gab es dann eine Chance für den Club, die höchstens mit dem Jahr 1911, dem Jahr des Hafenbaus, zu vergleichen ist. Die Schiffs-werft der Bundesbahn stellte im Werfthafen den

Betrieb ein, 1962 wurde die Halle abgerissen, der Club bekam die Helling als Jollengelände und Schräge. 1963 pachtete der Verein den Dachboden des Werftnebengebäudes als Win-terlager für Jollen. Der LSC konnte sich erheblich vergrößern und gewann zahlreiche Liegeplätze im Werfthafen. Die Zahl der Mitglieder stieg in wenigen Jahren von 250 auf über 400.

1978 und 1979 verhandelte der Club mit der Stadt über eine erneute Verlängerung der Beton-mole. Erst 2005 wurden die Pläne umgesetzt. In den Jahren 1987 und 1988 sanierte die Stadt Lindau die Betonmole mit schräg verlaufenden Betonbohrpfählen. Seewärts wurden zur Stabili-sierung Steinpackungen gelegt. Die Mole selbst wurde sandgestrahlt, die Risse verspachtelt und ein Kunststoff-Belag als Lauffläche aufgebracht. Der Club zog 1988 sämtliche Pfähle der Südseite und setzte neue. Sie wurden enger geschlagen, damit hatte jedes Schiff zwei eigene Beleg- pfähle. Man wollte mit den engeren Liegeplätzen auch die Tendenz zu immer breiteren Schiffen bremsen. Seitdem finden die schmalen Klassiker an der Südseite immer Platz, allerdings sind die Mitglieder bei mancher Ersatzbeschaffung etwas eingeschränkt. Und es wundern sich die Gäste,

Da kann ich meinem Sport mit Gleichgesinnten gut nachgehen.Franz Bräu

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Einwassern des neuen Schwimmstegs im Hafen der Weißen Flotte. 2014

Schleppen des Schwimmstegs in den Segelhafen. Zwischen Löwe und Leuchtturm hätte der Ponton fast den Löwen gerammt.

Der Schwimmsteg im Hafen.

Die alte Werftmole vor dem Abbruch. Das Bild des Stegs wurde aus vier Aufnahmen montiert, die Wolken der Foto-montage sind vom Atlantik. 2013

wenn sie stolz am Steuerrad stehen, ihre Bavaria aber zwischen den Pfählen stecken bleibt.

Einige Jahre nach der Südmole kam die Seite des Werftstegs mit neuen Pfählen dran. Und immer wieder half das Team der „Grauen Panther“, der unermüdliche Arbeitstrupp. Im Februar 1997 koste-te die neue Dalbenreihe dank der „Grauen Panther“ 28.500 DM, veranschlagt waren 35.000 DM.

1999 folgte der nächste Bau im Hafenareal: Die Slipanlage wurde saniert. Im Wesentlichen bestand die Anlage aus den Überresten der alten Werft-halle im Nordhafen und der Helling, die schräg ins Wasser verläuft. Im Winter sind noch Reste der alten Schienen unter Wasser zu sehen. Die Kosten für die Sanierung der Schräge wurden auf 100.000 DM geschätzt, die Hauptversammlung stimmte mit zwei Gegenstimmen zu.

2000 kam der neue Schwimmsteg an die nördliche Pfahlreihe im Segelhafen. Den alten Hängesteg bauten wieder einmal die „Grauen Panther“ ab. Da die Maßnahme billiger als geplant wurde, konnte die neue Gangway, die die Südmole mit dem Werftsteg verbinden sollte, schon jetzt gebaut werden. Clubintern wird sie die Lochbrunner-Allee genannt.

2001 begannen die Planungen für die Verlänge-rung der Südmole. Das Wasserwirtschaftsamt sollte am Werftsteg einen neuen Bootsschup-pen für zwei Arbeitsboote bekommen. Als Ersatz für die wegfallenden Liegeplätze verlän-gerte der Freistaat Bayern die Mole. Der LSC beteiligte sich an den Kosten, insgesamt ist die Mole jetzt 57 Meter länger als zuvor, der Hafen deutlich ruhiger. 2006 waren die Arbeiten fertig, die Kosten lagen bei rund 500.000 Euro.

Auf knapp die gleiche Summe kam der neue Werftsteg aus Beton. Erich Hoos nutzte seine internationalen Erfahrungen und betreute den Bau als Projektleiter, unterstützt von Hubert Henzler. Der alte, charakteristische Holzbau konnte nicht mehr erhalten werden und drohte umzustürzen. Vier Jahre lang bangte die Vor-standschaft: Hält der Werftsteg noch dieses Jahr oder kippt er um? Im Juni 2013 zog ein ungewöhnlich heftiges Südgewitter mit zwölf Beaufort über den Hafen, der Werftsteg über-stand auch das. Am 21. März 2014 kamen die Schwimmsteg-Elemente mit Tiefladern an den Seehafen, wurden ins Wasser gehoben und in den LSC geschleppt.

Heute hat der LSC 115 Wasserliegeplätze und 50 Stellplätze für Jollen an Land.

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Die Bauteile für den Jugendraum. 2011

Der Boden der Halle Zech muss saniert werden und be-kommt einen Teerbelag. 1990

Der Kran im Zech. 1991

+ Die ersten sind schon drin, der Erweiterungsbau der Halle Zech. Oktober 2000

Halle Zech

Mit der Übernahme des Werftstegs in den Sech-zigerjahren und der damit gestiegenen Zahl an Wasserliegeplätzen zeigte sich die Notwendig-keit, auch an Land Winterlagerplätze anzubieten.

1970 genehmigte die Stadt Lindau den Bau der Winterlagerhalle im Zech. Ursprünglich war sie als Holzhalle geplant, später entschied sich der Club für eine Stahlbetonbinderkonstruktion. Bis mit den Arbeiten begonnen werden konnte, wurde es 1971. Ende des Jahres war die Halle fertig. Ursprünglich hätte sich die Yachtschule an der Halle beteiligen sollen, die Pläne zerschlugen sich jedoch. Letztlich baute der Club die Halle allein und vermietete die Hälfte an die Yacht-schule. Der Vertrag ist längst ausgelaufen, der Verein kann komplett über die Halle im Zech verfügen.

1972 stellte der LSC den alten Kran der Bundes-bahn im Hafen Zech auf. Auch die Mitglieder der TSG Zech heben mit ihm ihre Schiffe ins Wasser, bedient wird der Kran von den Mitgliedern der TSG. Die Zusammenarbeit mit dem befreunde-ten Club funktioniert reibungslos.

In den Achtzigerjahren musste der gestampfte Boden der Halle Zech mit einer Asphaltschicht abgedichtet werden, zu viel Schleifstaub hatte sich abgesetzt.

Mitte der Neunzigerjahre gab es erste Pläne für eine Erweiterung der Halle Zech. Rainer Nie-mann führte Gespräche, ob die Halle in Richtung Norden erweitert werden kann, man brauchte Stellfläche für eine zweite Reihe an Booten. Das Bauamt stand den Plänen positiv gegenüber, die Naturschutzbehörde war skeptisch – und sollte diese Meinung für längere Zeit beibehalten.

1996 hatte die Mitgliederversammlung den Be-schluss zur Erweiterung der Halle Zech gefasst, erst Ende 1999 gab es nach langen Verhand-lungen durch Andreas Lochbrunner die Geneh-migung der Behörden. 2000 wurde mit dem Erweiterungsbau begonnen, er brachte zusätzli-che 335 Quadratmeter Hallenfläche.

Heute sind in der Halle Zech 41 Schiffe unterge-bracht, davon sieben Clubboote. Die Winterla-gerhalle ist 50 m breit und 23 Meter tief, sie hat 1.112 Quadratmeter.

Das ist ein toller Verein, in dem ich segeln kann. Von Kind auf bin ich dabei.Alois Schattmaier

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Ohne sie wäre alles nichts

Menschen im LSC

Namen siehe Seite 173 107

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Alle Bilder auf der vorherigen Seite siehe Impressum

Schwieriges Hafenmanöver bei kräftigem Nordost. Der Kuli eilt zu Hilfe, kämpft aber mit dem Kentern. 1954

Familienausflug beim Ansegeln.

Hundertjähriges Rekord-Hochwasser, der Pegel stieg auf 5,65 Meter. 1999

Eisstockschützen. Februar 2012

Seegfrörne. Anton Binder parkte seinen Käfer auf seinem Liegeplatz. 1963

und Der Sturm vom 18. Juni 2013. Alle Wetterexperten waren der Überzeugung: Das zieht vor-bei. Dann kamen zwölf Beaufort.

und „Albatros“ wird auf der Schräge zersägt. Auf dem Schiff: Wastl Föger, Werner Busse und Anton Binder mit Motorsäge. Im Vordergrund Eigner Werner Steck. 1985

Clubgespräch

Geschichten aus dem LSC, die jeder kennt, von denen aber keiner wissen sollte.Als ein auswärtiger Hafengast sich bei Rainer „Sauzahn“ Niemann beschwerte. Das Sommer-fest im LSC sei viel zu laut, er wolle bei der Segel-reise auch am Abend mehr Ruhe, schließlich habe er Liegeplatzgebühr bezahlt. Rainer griff in die Hosentasche, drückte dem Mann zehn Mark in die Hand und meinte, er solle sich vielleicht doch lieber einen anderen Hafen suchen. Darauf drohte der Gast, er werde sich beim Vorstand beschwe-ren. Worauf Sauzahn meinte, er könne gleich anfangen, er sei im Vorstand der Vorsitzende.

Als die Herren Dieter Kubeth und Max Kohlhund mit dem „Bim“ nach Zech fuhren und nach einer Reparatur noch bei der Wirtin der TSG einkehr-ten. Die hatte den Spitznamen „Ramazotti“, weil sie die Kräuter im Wasserglas ausschenkte. In tiefdunkler Nacht fuhren sie nach Hause, leg-ten an der Schräge an und gingen nach Hause. Ohne dass sie sich verabredet hätten, trafen sich die beiden um acht Uhr morgens an der Schrä-ge: Sie wussten noch, dass sie ausgestiegen waren. Nicht aber, ob sie den „Bim“ auch fest-gebunden hatten. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt, sie hatten sogar Fender ausgebracht.

Als Michi Vogler 1995 auf der „Bayern II“ stim-mungsvoll vor Wasserburg heiratete. Viele Schiffe aus dem LSC bildeten einen Stern. Dabei hatte er große Sorge, dass in seinem Cafe oder seiner Wohnung alles auf den Kopf gestellt wer-den könnte. Voller Schrecken erinnerte er sich an alles, was er bei fremden Hochzeiten schon angestellt hatte. Haus und Cafe waren gesichert, er vergaß aber, seinen 45-qm Nationalen Kreuzer „Katja“ wegzubringen. Seine Freunde fuhren das Schiff auf die Insel und stellten es mit stehen-dem Mast vors Cafe. Als Mixi Nürnberger das Großsegel vorheißte, saß Michi Vogler im dritten Stock und sah aus dem Fenster...

Als Tom Marth nach einer anstrengenden Oldti-merregatta beim WYC Friedrichshafen mit dem Zug heimfuhr. Er schlief ein und gondelte drei Mal zwischen Lindau und Friedrichshafen hin und her. Der Lokführer weckte ihn schließlich in Friedrichshafen und erklärte: Hier sei Endstati-on, er habe Feierabend, es führe kein Zug mehr – und wie Marth nach Lindau käme, sei sein Problem.

Als die „Bayern II“ mit Max Kohlhund bei der Herbstregatta II in Überlingen starten wollte. Es herrschte in dem kleinen Clubhaus wie immer großes Gedränge vor der Dusche. Die Crew er-klärte allen Wartenden, auch beim Duschen ginge es nach Startreihenfolge. Die „Bayern“ sei in der ersten Startgruppe, deshalb sei die Bayernmann-schaft auch zuerst dran. Es hat funktioniert.

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Neptun kommt auf der „Möve“ zur Taufe. 2009

Die „Möve II“ beim Festumzug 1200 Jahre Wasserburg.

Andreas Ober als Neptun. 2009

Absegeln im BSC. Das Bier kam im Bauch des „Albatros“. 1978

Fasnacht: das ‚Königlich Bayerische Seegericht‘. Etwa Siebzigerjahre

Binsengeister auf dem „Albatros“.

Bierfassverladen auf dem „Albatros“ zum Absegeln.

Die „Allgäu“ mit dem „neuen“ Kamin.

Als Jockel Seeberger und einige seiner Freunde meinten, die „Allgäu“, das größte Motorschiff am See, bräuchte wie in alten Zeiten einen Kamin. Er baute einen perfekt aussehenden auf dem Dachboden der Schmiede. Zusammen mit Karl Reisert, Hans-Joachim ‚Bubi‘ Holz, Christine ‚Grille‘ Holz, Andi Lochbrunner, Anton Binder, Claudia Seeberger, Alfred ‚Wasele‘ Mayer, Hannes Weigel, Rosaly und Rainer Niemann.Dann ging’s los. Es schüttete wie aus Eimern, Albert Braig fuhr den Kamin von seewärts aus in den Hafen und legte auf der Seeseite der „All-gäu“ an, von Land aus war nichts zu sehen. Sie wuchteten das schwere Stück aufs oberste Deck und montierten den jungfräulich weißen Kamin, bemalt mit einem roten Rand und einem original aussehenden DB-Logo. Als alles fertig war und sie flüchten wollten, klopfte es innen: Sie hatten Bubi und Wasele eingemauert. Also wurde die Konstruktion wieder abgeschraubt, die Gefange-nen rausgelassen und der Kamin erneut fixiert. Die Wasserschutzpolizei suchte monatelang vergeblich nach den Tätern.

Als Kurt Motz zum Tresorknacker wurde. Er hatte von einem Tresortechniker im Vertrauen einen Uni-versalcode bekommen, der angeblich alle Tresore öffnen würde. Bei seinem Erbstück funktionierte das. Also versuchte er es auch beim Clubtresor. Der ging auf. Aber nicht mehr zu. Die nächs-te halbe Stunde wurde Kurts Kopf immer röter: Irgendwann ließ sich der Clubtresor doch wieder schließen.

Als eine lustige Gruppe im Hochsommer spät-abends von der verlängerten Mole aus am Lei-terle noch baden wollte (grad nett war’s), spran-gen die meisten nackt ins Wasser. Ein Hafengast beschwerte sich bei der Truppe. Nicht, weil sie zu laut gewesen seien, sondern weil er mit seiner christlichen Jugendgruppe auf Segelreise sei und die nackten Tatsachen den Kindern nicht zumuten könne. Er werde sich beim Vorstand beschweren. Worauf Markus Rösch meinte, ers-tens sollten um diese Uhrzeit alle Kinder schon längst im Bett sein – und wenn er sich wirklich beim Vorstand beschweren wolle, könne er das gleich jetzt tun – drei Vorstandsmitglieder hätten mitgebadet und stünden gerade auf der Mole.

Als Max Groitzsch den jungen Andi Ober aus dem Club schmeißen wollte. Er sei der größte Schlamper im gesamten Verein und würde die älteren Mitglieder nicht grüßen. Machte mit einer Polaroid-Kamera Fotos zur Dokumentation. Andi musste zu Karl Wendl, der beließ es bei einer Er-mahnung. Die Fotos sind nicht mehr vorhanden.

Ein liberaler Segelclub.Karin Scheithe-Kühnbach

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Die „Melita“ war für kurze Zeit das LSC-Jugendschiff. Links Wieland, Erwin Heilmayer, rechts Erich Hermann. 1936

Jugendsegelreise in Überlingen. Von links stehend: Werni Hemmeter, Erich Nitzer, Eckhard Bors, Jürgen Wetzstein, Udo Graf, Rainer Schäble, Jugendleiter Fritz Wetzstein, Manfred Richter, Max Groitzsch, Lutz Vüllers, Hubertus Ludwig, Rainer Hamp, unbekannt,Wolfi Steck, Anke Schmitz, Aiga Graf, dahinter Tina Ludwig, vorn Mechthild Bors, unbekannte Blondine, Biggy Deters, Ullrich jun. Pfingsten 1961

Jugendsegelreise in den Siebzigern. Bärbel Wimmer, Sabine Geiger, Eberhard von Rom.

Jugendsegelreise im Untersee. Von links: Christian Dreher, Peter Fechner, Babsi Schänzlin, Sabine Geiger, Veit Käser. 1982

Trocknen auf der Jugend-segelreise. 2010

Florian Bodenmiller in Konstanz. 2010

Jugend

Die Jugendarbeit im LSC hat sich allmählich entwickelt. Um 1900 herum wurde noch der Aufbau einer eigenen Jugendabteilung in der Hauptversammlung abgelehnt, trotzdem steht in den meisten Jahresberichten, dass nicht nur die Mitglieder, sondern auch die Jugendlichen fleißig gesegelt seien. Im Bericht zur Segelsaison 1919 taucht dann zum ersten Mal der Begriff Jungmannschaft auf. „Es sind gesegelt: Pflaum 69, von Seutter 39, Sauter 36, Kinkelin 32 und Schlechter II 22mal.“

Offiziell gegründet wurde die Jugendabteilung 1922, der erste Jugendleiter war Theodor Gull-mann. 1927 machte die Jugendgruppe mit der „Möve“ ihre erste große Segelreise – bis nach Radolfzell in den Untersee. 1928 hatte sie zwölf Mitglieder zwischen 14 und 17 Jahren.

1936 bekam die Jugendgruppe die „Melita“ als Jugendschiff zur Verfügung gestellt. Der gleich-geschaltete DSV hatte bestimmt, „die Jugend uneingeschränkt zu fördern“. Die Jugendgruppe erhielt ein eigenes Budget und bestritt davon den Unterhalt des Schiffs. An Wochenenden mussten sich die Jugendlichen zur Verfügung der LSC-Mitglieder halten, wenn die Alten Mann-schaftsmitglieder brauchten. Jugendleiter war der damals junge Fritz Wetzstein.

Ende 1938 wurde die Jugend zwangsweise der Marine-Hitlerjugend angeschlossen, als Schiff bekam sie die Küstenjolle „Möve II“. Die „Melita“ ging an ein Konsortium jüngerer Mitglieder, die für den Unterhalt aufkamen.

Danach gab es keine Jugendarbeit mehr, die Kinder wurden in den Krieg geschickt.1952 übernahm Rolf Spannagel die Jugend, er baute mit dreien von ihnen eine geklinkerte Knickspantjolle aus Fichtenbrettern. Der „Schla-winer“ hatte ein Hartfaserdeck und selbstgenäh-te Segel aus Nessel.

1960 versah Fritz Wetzstein das Amt des Jugendleiters. Er machte mit der „Bayern II“ und der „Allwind II“ die erste Jugendsegelreise, diese Tradition wurde beibehalten.

1967 übernahm Werner Hemmeter die Jugend – und leitete sie bis 1987. Er begann mit 25 Jugendlichen und übergab 1987 wieder mit 25 Jugendlichen. Seitdem hat er kein Pro-blem mehr, selbstgezogene Vorschiffsleute für eine Regatta zu finden. In den folgenden Jahren führten dem Jugendalter gerade entwachsene Jugendliche die Jugend.

1997 wurde Werner Hemmeter erneut zum Jugendwart gewählt.

Der LSC ist für mich Heimat – und meistens ein Riesenspaß.Nina Kaschube

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Badetag auf der „Bayern II“. Moritz Kuttruff, Anabelle Kubeth, Carina Donnerbauer, Mark Un-seld, Martel Kröss, Laurids Hogl, Jan-Philipp Meurer, Thorben Hart-mann, Kristina Dreher. 2012

Die „Bayern II“ aus dem Mast fotografiert.

Besuch der Jüngsten im Skylinepark. Von links: Laurids & Jesper Hogl, Paul Käser, Naomi Doerr, Mattea Leistner-Mayer, Sebastian Hiesl, Alexander Kuttruff, Simon Müller, Tobias Ober, Timmy Kuttruff, Carolin Donnerbauer, Thomas & Lara Kubeth. 2012

Schön war‘s im Freizeitpark. 2012

Jüngstenwart Manfred Was-mund mit den Optikindern bei der Runde durch den Kleinen See. Achtzigerjahre

Optiwoche bei viel Wind. 2012

Startschiff bei der Optiregatta. 2012

2003 kam Robby Nitsche. Gerade mal ein halbes Jahr Mitglied im LSC, wurde ihm die Jugend anvertraut. Er zeigte Einsatz, segelte mit den Jugendlichen auf der „Bayern II“ und auf der „Sposa II“ mehrmals auf Weltmeisterschaften. Auf seiner letzten Jugendsegelreise war eine Flotte von sechs Schiffen nötig, mit der die über 40 Jugendlichen über den See schipperten.

1972 starb Veronika Hummler auf einer Jugend-segelreise. Sie sprang von Bord der „Bayern II“ und tauchte nicht mehr auf. Für die Jugendlichen und den LSC war das damals ein gewaltiger Schock.

Jüngsten:

Als 1972 Manfred Wasmund, seine Frau Inge und das Ehepaar Fechner an der Ostsee segelten, fielen ihnen an einem stürmischen Hafentag im dänischen Korsør viele Kinder auf, die mit ihren Optimisten wild durchs Hafenbecken heizten. Die Eltern standen an Land. Kenterte ein Kind, kam ein Motorboot, der Opti wurde aufgerichtet und der kleine Segler wieder hineingestellt.

Das müsste am Bodensee auch gehen, sagte Manfred Wasmund und machte sich an den Aufbau einer Jüngstengruppe im LSC, einer der ersten am Bodensee. Zum Anfang musste Wasmund Optimisten und anderes Material or-ganisieren, das erste Boot hat der Jugendfonds der Firma Dornier gespendet. Über zehn Jahre

lang betreute und organisierte Wasmund seine inoffizielle Jüngstengruppe.

1987 wählte ihn die Hauptversammlung offiziell zum Jüngstenwart, er betreute Kinder zwischen sechs und elf Jahren. Am Anfang waren es neun Mädchen und 13 Jungs.

1995 trat er von seinem Amt zurück, für ihn übernahmen Katrin Dreher und Mixi Nürnberger die Gruppe. Ihm zur Erinnerung wird seit 1999 der ‚Manfred Wasmund Gedächtnispokal‘ aus-getragen.

2000 waren 17 Optikinder in der Jüngstengrup-pe des LSC, zehn Mädchen und sieben Jungs. Auf Dreher/Nürnberger folgten Christine von Rom und Christiane Maus mit Ute Duwe. Spä-ter setzte Dieter Kubeth mit Christine Heym, Nick Jung und Veit Käser die Arbeit fort. Seit vier Jahren betreibt Christine Heym mit Markus Mayer die Jüngstengruppe zusammen mit dem Jüngstenwart Jochen Grauer. Jeden Mittwoch und Freitag, ob die Sonne scheint oder es reg-net, ob es Flaute hat oder kräftig bläst, sind die Kinder mit ihren Optimisten auf dem Wasser und lernen die Grundlagen des Segelns. Um diese Nachwuchsarbeit wird der LSC von vielen Verei-nen am See beneidet. Seit zwei Jahren ist auch Werni Hemmeter wieder zurück. Er trainiert die Jüngsten und ermöglicht so den Übergang zum Regattasegeln.

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Ein bisschen Ehrgeiz darf sein

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Regatten im LSC

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Vorherige Seite: Der Start zur ersten Langstrecke. Z7 „Silberkondor“ vom SCR, X22 „Freya“ BSC, K19 „Melita“, davor mit der 40 der Kielschwertkreuzer „Kormoran“. Rechts die „Elfe II“ H9. 1951

Der Start zur Langstrecke. In der Mitte die „Bayern II“, unten zieht die umgetakelte „Argo“ den Großbaum durchs Wasser. 1985

Ein Flautenstart in den Fünzigerjahren.

Das Kleine Blaue Band auf dem Weg nach Lindau. 1982

Die „Argo“ startete bei den Unvermessenen. Der Spi mit 450 Quadratmeter. „Das Schiff hat uns überholt, es wurde finster.“ (Roland Tröster) 1985

Luftbild des Starts der RUND UM. 2009

RUND UM

1951 startete die „RUND UM den Bodensee“ das erste Mal. Es war eine beschauliche Angele-genheit. 40 Schiffe am Start, die Segler kannten einander alle. Und sie hatten auch genügend Zeit, die Bekanntschaft zu pflegen: Das Foto vom Start zeigt quälende Flaute. Die Regatta musste damals noch von den französischen Behörden genehmigt werden – und der Zoll verlangte das vorsorgliche Ein- und Ausklarie-ren der Teilnehmer. Schließlich hätten sie - statt um die Wette zu segeln - auch Waren aus der Schweiz schmuggeln können. Die erste RUND UM gewann die „Bayern II“ unter Werner Kin-kelin. Die zweite Auflage 1952 wurde im Sinne der Völkerverständigung im zentraler gelegenen Romanshorn gestartet. Sie entwickelte sich aber zur Sturmwettfahrt und wurde in Langenargen abgekürzt. Der LSC hatte alles organisiert, sah aber kein Schiff auf der Bahn.

Wiederum ein Jahr später, 1953, wurde die RUND UM in die Nacht verlegt: Nachts hat es mehr Wind, zudem stellt die Segelei in der Dunkelheit andere Anforderungen an Schiff und Mannschaft. Hinter dieser offiziellen Begründung steckt aber noch etwas anderes: Wird am Tag gestartet, kommen die Schiffe in der Nacht an,

Ich bin im LSC aus Spaß am Segeln, und dann ist man nie allein.Paul Käser

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Der Preistisch für die Sieger- ehrung in der Inselhalle. 2006

Peter Sternbeck, Christine Triflinger, Luzia Mayr. 2001

Brigitte Heine und Ellen Ober bei der Verklarung. 2012

Der Hafen dichtgepackt. 2006

Der RUND UM Hafen von oben. 2003

Mit Schalelementen wurde 2000 die Schräge ins Waagerech-te gebracht. Darauf stellte man das Festzelt. 2000

Die „MS Konstanz“: Weil alle Zuschauer den Start auf der Backbordseite sehen wollten, machte das Fahrgastschiff gehörig Schräglage.

Das RUND UM Zelt. 2012

Roland Drescher, Walter Klei-ne, Albert Braig, Klaus Oesten, Manfred Bröder, Andreas Loch-brunner, Mitarbeiter der Firma Schwörer, Jürgen Berg, Eberhard von Rom, Edzard Franke, Werner Breyer, Horst Drescher, Axel Diederich, Anton Binder. 2000

Im Festzelt. Achtzigerjahre

und da sind bekanntlich alle Katzen grau: Die Zielmannschaft verfügte 1951 nur über alte Scheinwerfer. Also wurde die RUND UM mit einem Abendstart in die Nacht verlegt. Seit-dem kommt das große Feld am Tag an. Mit einigen Ausnahmen: Herrsch-te in den ersten Jahren Flaute, konn-te es auch länger dauern. Die RUND UM ging damals bis Sonntag, es gab Segelzeiten von 44 Stunden. 1954 und 1960 brauchte das Siegerboot! über 25 Stunden.Die RUND UM entwickelte sich stür-misch – in wenigen Jahren stieg die Teilnehmerzahl auf 200-300 Boote. Allein konnte das der LSC nicht mehr stemmen, die Regatta wurde 1969 geteilt, die kleineren Schiffe starteten vor Langenargen. Eine Zweitei-lung, die sich auf Dauer aber nicht bewährte. Die Logistik mit zwei Startorten war schwierig und das Managen von fünf zeitversetzten Startgrup-pen auch nicht einfach. Seit 1992 startet wieder das ganze große Feld gemeinsam vor Lindau, in einem Start auf einer 2,5 Kilometer langen Start-linie mit dem Startschiff dazwischen. Trotz der langen Linie geht es kurz vor dem Startschuss eng zu. Vor allem für die Eigner gepflegter Holz-boote gehört der Start zu den aufregendsten Ereignissen des Jahres. Wenn dann noch einer auf Steuerbordbug durchs Feld pflügt und sich um nichts schert... Rückblickend betrachtet, wurde die RUND UM

immer von einzelnen Schiffen oder einzelnen Bootsklassen dominiert. Von 1951 bis 1978 be-herrschten die Bodenseeklassiker die RUND UM. Die „Bayern II“ gewann die erste Ausgabe. Es folgten „Bodan“, „Audifax“, „Föhn“, „Skagerrak“, „Benny“, „Argo“. Vertreter der Achter, Sechser, 75-qm Nationalen oder Schärenkreuzer. Und wenn heute Klagen laut werden, die alten Schön-heiten hätten ungerechterweise keine Chance mehr gegen die neuen Liberas, ORC-Racer oder Katamarane: Auch in der „guten alten Zeit“ konnte ein Folkeboot, ein H-Boot oder auch ein Halbtonner den alten Damen nicht folgen. Den Sieg machten schon immer einige wenige Renn-maschinen unter sich aus.Die „Rennziegen“ eröffneten 1979 eine neue Dimension der RUND UM: Die zur Libera umge-rüstete Quartas „Gustav Gans“ gewann, 1980

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So geht es beim Start der RUND UM zu. Die meisten Crews haben extra einen Mann abgestellt, der den Fender notfalls zwischen die Bordwände halten soll. 2002

Die Siegesfeier: Ralph Schatz, der ewige Zweite, hat endlich gewonnen, sein Steuermann Veit Hemmeter bekommt die Dusche. 2013

Die ganze Nacht beleuchtet. Das kleine Clubhaus. 2001

Werner Hemmeter mit der „Da Capo“ (Syz&Co) auf dem Weg zum Sieg. 2007

Letzte Vorbereitungen am Mast. 2013

Im Kleinen Clubhaus gibt Marco Mehl die Zieldurchgangs-listen in den Computer ein. 2004

Die LSC-Jugend auf der „Sposa“ in einer sommerlichen Schwachwind-RUND UM am Aus-gang des Überlinger Sees. 2010

folgte die „Amigo Nuovo“. Die nächsten 17 Jahre siegten Liberas mit 12 Mann im Trapez – oder andere Einrumpfkonstruktionen, die über Was-serballast und Schwenkkiele verfügen. Jetzt scheint die Zeit der Katamarane gekommen: In den vergangenen sechs Jahren gewann fünf Mal ein Mehrrumpfboot. Wobei diese Schiffe für eine Nachtregatta sehr ans Limit konstruiert sind. 2013 brach eine Verbindung am Luvschwimmer der „Skinfit“. Der Katamaran, eine Ventilo M2, musste aufgegeben werden. Auch gab es immer wieder Kenterungen anderer Teilnehmer, zum Teil in der Nacht, zum Teil auch bereits auf der Anfahrt zum Start.

Die Teilnahme der Katamarane ab 2007 wurde durch eine einschneidende Änderung des Regle-ments möglich, die auf eine Anregung des Bodenseeseglerverbands zurückging.Mehrrumpfboote, ORC-Racer, Hightech-Schiffe mit beweglichem Kiel und Wasserballast waren erstmals in einer eigenen Startgruppe vertreten. 2008 hatte es genügend Wind für die über 40 Stundenkilometer schnellen 40 Fuß-Katamarane. Der Niederländer Jonny Hutchcroft gewann auf seinem Katamaran Extreme40 „Holmatro“ die Langstrecke in einer neuen Rekordzeit von 4 Stunden, 41 Minuten und 37 Sekunden, genau eine Minute später folgte der zweite Katamaran. Etwas Sorge bereitet die Entwicklung der Mel-dezahlen: Bei der 50. RUND UM 2001 hatten 512 Boote gemeldet, 2013 waren es nur noch 348. Zum einen gibt es eine allgemeine Regat-

tamüdigkeit am Bodensee, zum anderen hatte die RUND UM zwei Mal hintereinander Pech mit dem Wetter. 2009 kamen infolge einer Flaute nur 122 Schiffe ins Ziel. 2010 war es noch schlimmer mit nur 31 gezeiteten Booten, seitdem sind die Meldezahlen auf rund 350 abgesunken.

Die RUND UM ist nichts ohne die bis zu 2.500 Segler, die sich nachts auch durch Regen und Kälte ins Ziel kämpfen. Es sind aber nur einige wenige, die jeweils zu ihrer Zeit zu Seriensiegern wurden. In den Fünfzigerjahren gewann Hans Bauer aus Konstanz mit dem 75-qm Nationalen Kreuzer „Skagerrak“ vier Mal. Ab 1964 folgte Helmut Vetter vom LSC mit der „Argo“, acht Mal holte er das Blaue Band, Ende der Sechziger-jahre vier Mal in Folge. Auch wenn die „Argo“ zu Beginn ihrer Laufbahn als 75-qm Schärenkreuzer startete und infolge der zahllosen Umbauten an Tüchern, Masten und Unterwasserschiff als IOR-Yacht endete. Ihre große Konkurrentin „Benny“

Der LSC ist mich wie eine große Familie. In der Jugend setzt er die Grundlagen – und im Alter ist er ein Anlaufpunkt.Rudi Coenen

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+ Das Feld im Start.

Die „Paul Leibinger ex Raffi.ca“. 2011

Die Liberas wurden immer im Seehafen ausgestellt und zur Regatta von einem Autokran ins Wasser gehoben.

Die „Skinfit“ von Fritz Trippolt (YCB). Der Katamaran musste 2013 aufgegeben werden. 2012

Die „itelligence“ von Helge Sach beim 1. Musto-Speedrace. 2013

siegte sieben Mal bei der RUND UM. Anfangs segelte Hans Behr den 75-qm Schärenkreuzer, gefolgt von Horst Bülow. Mit der „Argo“ ist leider auch der schlimmste Unfall bei einer RUND UM verbunden: 1978 wurde das Feld von einem Gewittersturm überrollt, die „Argo“ machte einen Sonnenschuss, ein Mann ging über Bord und ertrank.

Die Ära der Liberas prägten zwei Männer: Achim Salcher mit der „Rene Lezard“ (ex „Cazal“) und Joschi Entner mit der „Principessa“. Salcher vom Chiemsee gewann fünf Mal, Entner vom Achensee acht Mal. 2007 blieben die Liberas der Veranstaltung fern: Die Eigner protestierten damit gegen den Beschluss der Wettfahrtleitung, auch andere schnelle, moderne Klassen zuzu-lassen. Dabei bewies die ungarische „Raffi.ca“ mit ihrem Sieg im Jahr 2009, dass eine Libera bei entsprechenden Bedingungen auch einem Katamaran davonsegeln kann. Die große Zeit der Liberas scheint allerdings zu Ende zu sein. 17 Mann Besatzung sind schwer zu organisie-ren, wenn ein Katamaran mit vier oder fünf Mann bei gleicher Geschwindigkeit zu fahren und im Unterhalt günstiger ist.

Bemerkenswert bei der RUND UM war der Zieldurch-gang der „Taiout“ 1971. Der Sechser verlor wenige Meter vor dem Ziel den Mast, trieb aber mitsamt dem Rigg durchs Ziel und wurde gezeitet.

Im Gedächtnis bleibt auch das Finale 1999: Lukas Hummler hatte mit einer jungen Mann-schaft die „KNU – go for record“ gechartert. 100 Meter vor dem Ziel führte ganz klar Gerhard Müller. Der deckte aber nicht den Zweiten, son-dern wendete in ein Flautenloch, Lukas Hummler zog in Lee vorbei. Was für Müller besonders bitter war: Er wurde von seinem eigenen Schiff geschlagen, er hatte es an Hummler verchartert.

2002 war ein stinkflaues Jahr, es kamen nur zwölf Schiffe ins Ziel. Es gab auch ein Vater-Sohn-Projekt: Werner Hemmeter vom LSC siegte mit der „Da Capo“ im Jahr 2007, 2013 steuerte sein Sohn Veit einen Katamaran zum Sieg, die SL33 von Ralph Schatz.

Damit durchbrach Schatz seine Serie des ewigen Zweiten. Er war insgesamt drei Mal als Zweiter ins Ziel gekommen, manchmal mit nur wenigen Sekunden Rückstand auf den Sieger. Schatz ließ sich davon nicht entmutigen, im siebten Anlauf klappte es zusammen mit Veit Hemmeter mit dem Sieg.

Der LSC ist sportlich und gesellschaftlich meine Heimat.Kleine, Walter

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Aus den Gurten gerutscht. Der Schaden an der „one d’or“ blieb gering. 2012

Rainer Niemann nach dem RUND UM-Sieg mit der „Bayern II“. Rudi Britzlmeier, Erich Nitzer, Tina Ludwig, Axel Pauer. 1970

Mit gelbem Spi: die „Skorpion II“. 2012

Die „Black Jack“ wird nach Hause geschleppt. 2011

Mastbruch in der Regatta zum hundertjährigen Bestehender Schärenkreuzer. 2008

Joschi Entner, Liberasegler vom Achensee und achtfacher Gewinner der RUND UM. 2006

Die „Bayern II“ im Zieleinlauf bei bis zu acht Beaufort. 1971

Auch eine Motte trat beim Musto-Speedrace an. 2013

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Der Start der RUND UM. 2010

Nächste Doppelseite:

So geht das die nächsten 100 Kilometer weiter. 2008

Unterwegs in den Sonnen-untergang. 2010

Das Feld der RUND UM beim Start. Das Bild hängt auch im Clubhaus des LSC an der Wand. Es wurde aus vier Einzelfotos zusammengefügt. 2011

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Das höchste der Gefühle

8 Meter World Cup 2006

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Vorherige Seite: Die „Bayern II“.

Peter Klein mit Segelbändsel im Kleinen Clubhaus.

John Lammers van Bueren, Präsident der 8mR-Klassen-vereinigung.

Marcus Werner auf der „Elfe II“.

Großer Aufwand: Für den Baum wurde das Zeltdach ausgeschnitten.

Robbi Nitsche und der Pokal.

Die Jugendmannschaft des LSC

Stimmungsvolle Hafenbeleuchtung

Die Jugendmannschaft des LSC: Pius Hummler, Dominik Halbing, Peter Reichert, Lukas Neun, Pia Duwe, Lasse Koch, Felix Kling, Skipper Robbi Nitsche

ie Weltmeisterschaft der 8mR-Yachten war die wichtigste sportliche Einzel-veranstaltung in der Geschichte des Lindauer Segler-Clubs. 21 Schiffe hatten gemeldet, nicht nur die üblichen

Verdächtigen vom Bodensee, auch aus Kiel, aus Genf, den Niederlanden, Großbritannien, den USA und Japan kamen die Teilnehmer. Sieben Schiffe starteten in der Modern Class, neun in Classic und fünf in der First Rule.

Peter Groh reiste gleich mit drei Schiffen an: den beiden modernen „Alouette“ und „Saris-sa“ sowie der „Froya“ in der Classic-Klasse. Die „Sarissa“ mit Eigner Peter Groh an der Pinne holte den Weltmeistertitel. Die favorisierte „Hollandia“ als Titelverteidigerin wurde zweite, die „Alouette“ dritte. Bei der Classic-Class siegte die „Froya“, gesteuert von Timo Ellegast (KYC), vor der „Sposa II“. In der First Rule war der LSC stark vertreten: Andreas Lochbrunner holte mit der „Elfe“ den Pokal. Die Jugendmannschaft des LSC segelte mit Robby Nitsche auf einen hervorragenden dritten Platz, punktgleich mit dem Zweiten, Willi Wagner mit der „Edit“. Die Jugend hatte einigen Ehrgeiz an den Tag gelegt, die „Bayern II“ den Winter über gerich-tet und jede freie Minute trainiert, Markus Rösch baute einen neuen Ballonklüver.Der Einsatz der LSC-Jugend wurde von den

anderen Achter-Seglern bewundert. Dieses alte Schiff so zu segeln, ohne Winschen, ohne moder-ne Technik, nicht einmal mit einem Kompass, dafür mit vielen kraftraubenden Streckern und Überset-zungen, das sei eine Leistung gewesen. Der Bodensee zeigte sich bei dieser Weltmeister-schaft von seiner launischen Seite: Die Vorberei-tungsregatten in der Woche vor der WM profitier-ten von besten Windbedingungen bei Kaiserwetter. Dauernd drei Beaufort Schönwetter-West, manch-

mal gar bis vier. Die Weltmeisterschaft selbst war dann häufig ein langes Warten auf Wind. Es gab Flau-ten mit drehenden Winden, Hagelböen mit acht Beaufort, Sturmwarnungen bei

Totalflaute, aber kaum vernünftigen, konstanten Regattawind. Trotzdem konnte der Race Officer Roland Tröster sieben von neun ausgeschriebe-nen Wettfahrten ordentlich über die Bahn bringen. Heftige Debatten gab es innerhalb der Achterszene und innerhalb des Clubs über einige Vermes-sungsvorschriften: Es ging um die Verwendung von Carbon als Material für die Masten der „Elfe II“, die in der alten First Rule startete. Zulässig oder nicht zulässig? In den Vermessungsvorschriften steht nichts über das neue Material. Die Carbonmasten der „Elfe II“ waren bereits bei der WM-Vermessung in Genf 2004 und der EM 2005 in Flensburg ak-zeptiert worden. Also erklärte der Vermesser auch

DFür mich ist der LSC Arbeit – und Vergnügen.Martin Cosalter

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Der Start. „Alouette“, „Bera“, „Hollandia“ und „Sarissa“.

Teamwork: Skipper Andreas Lochbrunner, Hans-Joachim Holz, Tilman Kuner, Georg Eberhardt.

Schattenriss bei der WM in Rhu (Schottland). 2007

+ Bei dieser WM wollten Georg Lichtwald und Richard Gerve zeigen, wie man korrekt ausreitet. Nur das Wenden machte noch Probleme.

Die Jugendmannschaft des LSC

Elfe II“ unter Spinnaker vor „Bayern II“

Der Industriehafen von Rhu in Schottland. Die Teilnehmer schwärmten noch lange, wie schön es im LSC war.

in Lindau Carbon für regelkonform.Bereits drei Jahre vor Beginn der WM sorgte die Klassenvereinigung für eine Bereinigung innerhalb der Bodensee-Achter. Die nie vermessene „Runag“ durfte nicht mehr bei konventionellen Klassenre-gatten antreten, dies traf auch die „Iras“. Die alte „Silhouette“ bekam ein extrem kleines Topp-Segel, damit sie wieder in die Vermessungsformel passte. Von diesem Ausschluss mehrerer nicht ganz re-gelkonformer Schiffe hat sich die Achterklasse am Bodensee bis heute nicht erholt.Für den Lindauer Segler-Club war der World Cup ein logistisches und finanzielles Großereignis. Nach Lindau geholt und organisiert von Andreas Loch-brunner. Rund 25 Helfer wurden täglich gebraucht, der Etat betrug etwa 100.000 Euro. Trotz der ho-hen Summe blieben noch 3.000 Euro für den Club übrig, die Sponsoren haben sich die Achter-WM

etwas kosten lassen. Es war auch für den Club gut angelegtes Geld, die Teilnehmer schwärmen noch heute von der Atmosphäre und der Gastfreund-schaft in Lindau, fast jeder Wunsch wurde erfüllt. Der LSC machte mit dieser Achter-WM internatio-nal viele Punkte. Die Gäste bekamen auch einiges geboten. Auf der Mole stand für jede Crew unter anderem ein großer Sonnenschirm, darunter eine Teakholzbox für Segel, Schrauben und Schwimm-westen. Legendär die Partys abends im Festzelt, die Bar bestand aus einem umgebauten Ruderachter, die Gäste wurden mit Timbersports bei Laune gehal-ten. Bei einer dieser Vorführungen – wer sägt am schnellsten einen Baumstamm in kleine Stücke - erklärte ein Engländer den Lindauern den Sinn des Lebens: First of all: maximum boat speed. Second: never get old. Third: rock’n’roll.

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Rainer Wölfle mit der „Luponello“ bei viel Wind. 1991

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Europa-Cup der Asso 1991

Elf Gleityachten waren am Start.

Es siegte Markus Wieser vom Bayerischen Yachtclub, Werni Hemmeter wurde mit der „Gnezl“ (später „Tante Berta“) achter, Rainer Wölfle neunter. Die ersten fünf Wettfahrten fan-den bei gemütlichen zwei bis drei Windstärken statt, beim sechsten und letzten Lauf ballerte es dann mit sechs bis acht Beaufort.

Sowohl in der Asso 99 als auch in der Joker- klasse dominierten Proficrews, meist aus Italien. Wer Ende der Achtziger-, Anfang der Neunziger-jahre im Segel-Europa Rang und Namen hatte, startete in den Trapez-Sportbooten.

Europacup der Joker 1993

Die Klasse feierte wie wild im noch nicht fertig-gestellten neuen Clubhaus. Eine Züricher Band spielte, die Stahlträger des Hauses wackelten.

Europacup der Joker 1995

30 Schiffe kamen Ende Mai 1995 nach Lindau zum Europacup, damals gab es weltweit nur 70 Einheiten der noch jungen Klasse. Der Klas-senobmann Reinhard Brucker hatte seine Segel-freunde bearbeitet, doch nach Lindau zu kom-men. Überragender Sieger war Daniele Cassinari, 470er Europameister vom Iseo-See, er fuhr der Konkurrenz nach Belieben um die Ohren. Nach fünf ersten Plätzen konnte er die sechste Wett-fahrt von Land aus ansehen.

1996 und 1997 gab’s dann noch zwei German Open im LSC, die Sieger kamen aus Italien. 1999 eine weitere, es siegte U.P. Rutishauser vom Yachtclub Kreuzlingen.

Für mich ist der LSC der Ausgleich für mein normales Leben.Anton Binder

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Die IDM der Finn. 1977

Bootswagenlager an der Jollenschräge IDM Finn. 1977

Start zur Finnregatta

Start zur IDM Finn. 2001

Finn

IDM Finn 1977Sie war die erste internationale Großveranstal-tung des LSC nach dem Zweiten Weltkrieg (ab-gesehen von der RUND UM). 79 Schiffe waren gemeldet, 68 kamen in die Wertung. Deutscher Meister wurde Roland Balthasar aus Waging, Andreas Lochbrunner belegte in der Schlussab-rechnung den fünften Platz. Die Startsignale wurden 1977 noch mit richtigen Kanonen ge-geben. Der Teilnehmer Werner Baumgarten bat jedenfalls den LSC im Anschluss um eine Schadensbestätigung für die Versicherung. Ein Schallsignal habe das Segel des Finns G1318 beschädigt.

IDM 198419.–25. August 198477 Teilnehmer, Wettfahrtleiter war Werni Hemme-ter. Anfangs hatte es zwei Beaufort, am letzten Tag briste es auf fünf Beaufort auf. Die Kurslänge war 1984 beachtlich: Die kürzeste Bahn maß acht Seemeilen, die längste 18. Bei derart langen Kursen gab es maximal zwei Wettfahrten am Tag, sechs wurden es insgesamt. Es siegte der Schweizer Ivor Ganahl aus Uster.

IDM 2001Vom 7.–12. August kamen 84 Segler nach Lindau, bei ein bis drei Beaufort konnten fünf gültige Wettfahrten gesegelt werden. Bemer-kenswert war ein Massenfrühstart, ein Mal musste Roland Tröster 22 Frühstarter auf einmal disqualifizieren, die Wettfahrtleitung konnte ein

Viertel des ganzen Feldes identifizieren.Deutscher Meister wurde Michael Fellmann aus Kempten, vor Christoph Burger aus der Schweiz und Dirk Loewe aus Berlin. Bester Lindauer war Michael Eller auf Platz 31.

Internationale Deutsche Klassenmeister- schaft Soling 1989

Wettfahrtleiter Andreas Lochbrunner24.-28. Mai 198923 Schiffe gemeldetInsgesamt war es eine frühsommerlich flaue Ver-anstaltung, mit langen Wartepausen. Schuld am langen Warten war das Reglement der Soling-vereinigung. Sie erlaubte maximal zwei Wettfahr-ten am Tag. Am Donnerstag und Freitag reichte der Wind nur für je eine Wettfahrt, am Samstag schickte Wettfahrtleiter Andreas Lochbrunner deshalb die Teilnehmer schon um 06:30 Uhr morgens aufs Wasser. Es reichte immerhin für zwei Läufe, die Segler mussten aber danach bei bestem Wind wieder in den Hafen zurück, am nächsten Tag erneut ab 06:00 Uhr in Startbereit-schaft sein – und warteten dann siebeneinhalb Stunden auf eine Brise. Die kam, und so gab es wenigstens einen Streicher in der Soling-meisterschaft. Nach der Preisverleihung verlud der Sieger sein Schiff – und fuhr sofort los. 750 Kilometer zurück nach Berlin.

1. Axel Mertens, Potsdamer Yacht-Club2. Karl Haist, Bayerischer Yacht-Club3. Theo Sauer, Lochauer Yacht-Club4. Rainer Niemann, LSC

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Schweizermeisterschaft der Lacustre. 1979

Bei der SM. 2009

Soling. 1994

Unter Spi die „Pegasus“ (YCB). 2009

Segeltrocknen bei der Schweizermeisterschaft. 1979

German Open Soling 1994

31 gemeldete SchiffeFünf Wettfahrten bei ein bis vier WindstärkenWettfahrtleiter Roland Tröster und Jürgen Koch.

1. Albert Batzill, WYC2. G. Strach, Minsk3. J. Hermann, Berlin-Grünau10. Daniel Sauter, LSC

Schweizermeisterschaft Lacustre 1979

Vom 16.–19. Juli 197934 Schiffe standen bei Andreas Lochbrunner in der Startliste, der Wind reichte für vier Wettfahr-ten. Es siegte Werni Hemmeter mit Klaus Mayer und Mathias Kaschube mit drei Laufsiegen, eine verkorkste zweite Wettfahrt konnte gestrichen werden.

Schweizermeisterschaft Lacustre 2009

Ein großes Ereignis für den Club war die Inter-nationale Schweizermeisterschaft der Lacustre 2009. 50 Schiffe hatten bei Werni Hemmeter gemeldet, der die Großveranstaltung als Ein- Mann-Unternehmen organisierte (auch die SM 1979 hatte schon Werni organisiert). Fünf Wett-fahrten konnten gefahren werden, an den ersten beiden Tagen mit wenig Wind, am dritten blies es kräftig mit fünf Beaufort. Die Leistungsdichte war unglaublich eng, es siegte Stefan Schneider auf der „Charisma“ vom Yachtclub Kreuzlingen mit souveränen vier Punkten Vorsprung. Danach wurde es eng, die Plätze zwei bis vier waren punktgleich. Bester Lindauer war Werni Hemme-ter, der viel um die Ohren hatte - zusätzlich zur Organisation musste er noch sein frisch restauri-ertes Boot regattaklar machen. Er wurde 13.

Es war damals eine Ehre, Mitglied werden zu dürfen und ich habe das immer als besonderen Platz empfunden. Hier zu sitzen habe ich immer als Erholung empfunden. Und dann natürlich das Segeln…Heribert Hostenkamp

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Durch die Welle. Schweizermeisterschaft. 2009

In Reih und Glied. Schweizermeisterschaft. 2009

P203 „Ariadne“ bei der Pokalregatta in Lindau. 2013

30-qm Schärenkreuzer beim Peripokal. 2012

Eine typische Szene: Roland Tröster mit seiner Crew auf dem Startschiff. 2006

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... und andere sportliche Höhepunkte

Bodensee-wochen...

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Vorherige Seite:Programm zur Bodenseewoche 1920 vor Lindau. Der Kurs konnte kompliziert sein.

und Bodenseewoche. 1911

Sand- und Kieshaufen auf der Zufahrt zum Hafen bei der Bodenseewoche. Die Gäste haben über die Toppen geflaggt. 1939

Ruhetag auf der Bodensee-woche 1957 vor Lindau. Auf der „Bayern II“ Hanns Doerr an der Pinne, links Helmut Weiss und rechts Rainer Niemann. 1957

Bodenseewoche vor dem Pfänderhang. K19 „Melita“ mit losem Unterliek am Groß, O52 „Fifty-Fifty“ (YCRo), K22 „Audifax“ führt vor „Bayern II“ und O18 „Yolanda“ (YCRo).

„Bayern I“ und „Bodan“ bei der Bodenseewoche. 1939

wurde die 1. „offene Bodensee-Segelwoche“ ausgetragen.

Gemeinsam organisiert durch den Bregenzer Segel-Club, Überlinger Segel-Club, Akademi-schen Segler-Verein München, Rheinischen Segler-Verband Mainz-Wiesbaden – unter Federführung des LSC zur Einweihung des neuen Hafens. 19 Yachten gingen an den Start. Darunter zwei 10 Segellängen-Yachten: die „Skidbladnir“ des Königs von Württemberg und die „Monte Christo II“ des ASViM.

Die Bodenseewoche schlug ein: 1912 hatten 35 Boote gemeldet, acht kamen von auswärts.1913 nahmen bereits 53 Schiffe teil, 22 kamen von auswärts. Die Deutsche Reichsbahn hatte in der damaligen Zeit reichsweit günstige Son-dertarife für Yachttransporte in ihr Tarifsystem aufgenommen, so blieb der Transport bezahlbar. Segler waren schon damals gut vernetzt. 1914 wollte der Club sein 25-jähriges Jubiläum bei der für den September geplanten Bodensee-woche feiern. Die fiel dem Ersten Weltkrieg zum Opfer.

In den Zwanzigerjahren einigten sich die Clubs auf einen turnusmäßigen Wechsel. Ein Jahr ver-anstalteten Überlingen, Konstanz und Friedrichs-hafen die Bodenseewoche, im nächsten Jahr waren der LSC, Bregenz und ebenfalls Fried-richshafen an der Reihe. So ganz wurde das System aber nicht durchgehalten. Der LSC war Mitveranstalter in den Jahren 1920, 21, 22, 24, 26, 29, 30, 32, 35, 37 und 1939. Bei der Boden-seewoche 1929 feierte der Club sein vierzigjähri-ges Bestehen, 1939 seinen 50.

Besonders groß war das Teilnehmerfeld 1924: fünf 8mR-Yachten, dazu sechs 75-qm Nationale Kreuzer, fünf 40-qm Schärenkreuzer, neun 45-qm Nationale Kreuzer, 12 J-Jollen und zahlreiche Ausgleichsboote, unter ihnen die „Bayern“ und die „Allwind“.

Die Segler vor dem Zweiten Weltkrieg verstan-den sich fast alle als Tourensegler, sie waren aber stolz, die Farben ihres Clubs auch bei einer Regatta vertreten zu dürfen.

Bei der Bodenseewoche 1949 vor Bregenz und Rorschach waren immerhin 106 Boote gemeldet, 41 davon waren Piraten.

Bei den großen Yachten hatten 33 Eigner gemel-det, die 33 Schiffe wurden auf zehn Startgrup-pen aufgeteilt, damit war fast jedem Teilnehmer ein Preis sicher. Die größte Klasse bildeten mit vier Schiffen die 30-qm Schärenkreuzer. Weil man Probleme hatte, die häufig nicht vergleich-baren Schiffe gegeneinander regattieren zu lassen, wurde ein kompliziertes Punktesystem erdacht. Es zählten nicht nur die Punkte des Zieldurchgangs, sondern auch Extrapunkte für einen gelungenen Start. Wer innerhalb von zehn Sekunden nach dem Schuss über die Linie ging, bekam sieben Punkte, alle zehn Sekunden wurde es ein Punkt weniger – wer eine Minute zu spät startete, bekam immerhin noch einen Zusatzpunkt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte Lindau die Bodenseewochen 1951, 54, 57 und 1960.Ab den Sechzigerjahren geriet die Bodensee-woche in die Krise. Nach einigen Jahren Pause meldeten 1966 vor Konstanz 180 Schiffe, der Veranstalter ließ auf drei Bahnen in fünf Gruppen

1911

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Die denkwürdige Bodensee-Pokalregatta. Mehrere Dutzend Piraten starteten, die ganze Flotte kenterte in einer Böe. Damals noch ohne Schwimmwesten und ohne Auftriebskörper. Dampfer fischten die Segler aus dem Was-ser. Erich Hermann schildert, am nächsten Tag musste er sich einen neuen Vorschoter suchen, seine Frau wollte nicht mehr. 1950

Nach dem Gewitter mit 12 Beaufort. An diesem Tag hätte die erste Mittwochs-regattastattfinden sollen. Sie wurde um 14 Tage verschoben. 1999

Mittwochsregatta. 2006

starten und wertete 24 Klassen. Der Konstan-zer Yachtclub fuhr 18.000 Mark Defizit ein, bei einem Jahresetat von 26.000 Mark. 1972 starb die Veranstaltung, seit ein paar Jahren wird sie in Konstanz erfolgreich in veränderter Form wieder-belebt.

Klassenregatten

Zeitgleich mit dem Ende der Bodenseewoche begann im LSC die Ära der Klassenregatten. Die erste war 1970, der Hypopreis der Drachen. Es folgten Trias, Dyas und Soling – der Lindau-er Moschtkopf. 1977 nach der erfolgreichen Deutschen Meisterschaft der Finn gab es eine jährliche Finnregatta um den Lindaviapreis. Und 1978 begannen die Pokalregatten der Lacustre. Zu denen kamen später die 6mR-Yachten, die 45-qm Nationalen Kreuzer und die 30-qm Schä-renkreuzer. Die Sechser sind wieder eingegan-gen, Lacustre und 45er fahren aber immer noch gemeinsam, die Dreißiger haben ihren Peripokal auf den Herbst verlegt, mit bis zu 20 Schiffen am Start.

Und die jüngsten Segler können bei der Manfred-Wasmund-Regatta zeigen, was sie können. Ausgetragen als A-, B- und C-Regatta.

Mittwochsregatta

Zum überraschend großen Erfolg haben sich die Mittwochsregatten entwickelt. Vor Konstanz, im Trichter, gibt es sie schon länger mit reger Betei-ligung. Das müsste am östlichen Seeende auch

funktionieren, dachte sich der LSC. Die erste sollte am 2. Juni 1999 vor Lindau gestartet wer-den, damals noch im zweiwöchentlichen Rhyth-mus. Die Wettfahrtleitung entschied sich dann aber für eine Startverschiebung um 14 Tage. Es ging an diesem Tag das Hochwassergewitter mit zwölf Beaufort durch, große Teile des Römer-bads wurden zerstört. Am 16. Juni startete dann eine Handvoll Boote.

Von 1999 bis etwa 2006 war die Mittwochsre-gatta eine kleine Veranstaltung des LSC. Groß und bedeutend wurde sie, als sich die öster-reichischen Clubs der Bregenzer Bucht betei-ligten. Lochauer Yacht-Club (LYC), Bregenzer Segel-Club (BSC), Yachtclub Bregenz (YCB), Yachtclub Hard (YCH) und Yachtclub Rhein-delta (YCRhd). 2008 wurden bereits sieben Wettfahrten ausgeschrieben, mit etwa 20–30 Teilnehmern. Für 2014 sind zwölf Wettfahrten geplant. Heute starten regelmäßig um die 50 Schiffe in der Bregenzer Bucht. Gewertet wird nach Yardstick. Um bei den heißen Kämpfen um die besten Positionen etwas die Luft heraus-zunehmen, wird seit 2013 in drei Startgruppen gewertet. Katamarane und Jollen sind nicht mehr zugelassen. Der Erfolg der Mittwochsregatta hat zwei Gründe: Die Teilnahme ist unkompli-ziert und braucht keine eigene Meldung. Und zweitens erleben viele Segler, dass sie dank der Mittwochsregatta auch bei Wetterbedingungen aufs Wasser gehen, bei denen sie normalerweise an Land blieben – und trotzdem einen schönen Segelabend haben.

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30-qm Schärenkreuzer beim Peri-Pokal. 2009

Start der Dreißiger beim Peri-Pokal. 2009

Eine klassische Situation bei den Pokalregatten - früher auch in Lindau, jetzt nur noch in Hard: 30er, 45er und Lacustre fahren zusammen. 2011

Fertig zum Spisetzen auf dem Dreißiger. 2012

Peri-Pokal. 2008

Tornado vor Lindau, Roland und Nahid Gäbler. 2011

Start der Rommel 33 in einem Regenschauer. 2005

P201 „Schuft V“, Eberhard Schobinger (WYC)

Joker-Regatta vor Lindau. 2005

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Der Gründerpokal. 2011

Zum hundertjährigen Bestehen des Bodensee-Seglerverbands richtete der LSC eine Einladungs-regatta für historische Schiffe vor Lindau aus. Das Feld wurde von einer Gewitterwalze überrollt, es gab aber fast keine Schäden.

K22 „Audifax“ mit Jürgen Berg an der Tonne.

Die Glocke auf der „Hohentwiel“.

O68 „Petrus“ mit Ewald Weisschedel vom KYC liegt kräftig ab.

Die Gewitterwalze.

Der Start. 245 Lacustre „Odysseus“ (BSC), dahinter P7 „May“, die „Bayern II“ (LSC) und H9 „Elfe II“ (LSC).

Auch der 30-qm Schärenkreuzer hat in der Gewitterböe zu kämpfen.

Treffen der Präsidenten auf dem Startschiff „Hohentwiel“. Vorn Andreas Lochbrunner (LSC), dahinter Andreas Ober (LSC), mit Mikrophon Eckhard Diesch(WYC), Max Renner (BSC), Beat Müller (Zürcher Yacht Club), Alois Kern (BSVb).

Parade am Startschiff.

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1889 - 1898: Max von Mayer-Starzhausen. War in den ersten zehn Jahren zweiter Vorsitzender, ohne ihn wäre der LSC nicht gegründet worden.

1989 – 1990: Dr. med. Julius Volk. Gründungsvorsitzender.

1891 – 1907: Hermann Naeher. Ehemals Plantagenbesitzer. Ein großer Förderer des Vereins, stellte dem Club mehrere Schiffe zur Verfügung und unterstützte die Jugend. Einer der bedeutenden Männer im LSC.

1908 – 1911: Dr. med. Adolf Kimmerle sen. Baute den ersten Hafen und das Kleine Clubhaus auf der Mole.

1912 – 1913:Ernst Spengelin. Kaufmann.

1914 – 1939: Dr. med. Robert Doerr. Baute den LSC nach dem Ersten Weltkrieg auf. Brachte ihn durch die Weltwirtschaftskrise, errichtete das alte Große Clubhaus mitten in der Inflationszeit und führte den Verein durch die ersten Jahre des Nationalsozialis-mus. War kein Gegner der Machthaber nach 1933.

1916 – 1918: Ernst Spengelin. Übernahm kriegsbedingt kommissarisch für Robert Doerr.

1939 – 1944?: Dr. Ludwig Schlechter. Brauereibesitzer. Regattasegler.

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Vorsitzendeund andere bedeutende Persönlichkeiten

Meine große Heimat.Hubertus Holtz

Hermann Naeher Dr. med. Adolf Kimmerle sen.

Ernst Spengelin Dr. med. Robert Doerr Kurt Panizza

Max von Mayer-Starzhausen

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1945? – 1946: Josef Göser. (Wahrscheinlich kommissarisch) Uhrmachermeister. Es fehlen Unterlagen. Göser war später bei Panizza 2. Vorsitzender.

1947 – 1951: Kurt Panizza. (mit einer halbjährigen Unterbre-chung): Kaufmann. Regattasegler. Brachte den Club durch die extrem schwierige Zeit der fran-zösischen Besatzung. Holte die beschlagnahm-ten Schiffe soweit möglich zurück. Eckte aber gelegentlich bei den selbstbewussten Clubmit-gliedern an. Verlegte nach einem heftigen Disput den „Audifax“ nach Langenargen, kehrte jedoch bald wieder zurück.

1952: Friedrich Hermann. Gewerbelehrer. Hermann war in dieser Zeit der einzige Vermesser am Bodensee.

1953: Adalbert Udry. Architekt. (siehe 1954 und 1956).

1954 – 1955: Friedrich Beyer. Direktor der Spielbank. Er unterstützte von Anbeginn an die RUND UM und spendete auch für Stege. Adalbert Udry war währenddessen 2. Vorsitzender und führte die Geschäfte.

1956 – 1961: Adalbert Udry. Plante und organisierte den ersten großen Umbau des Großen Clubhauses 1959 und konstruierte die Halle Zech.

1961 – 1981: Karl Wendl. Leiter des Wasserwirtschaftsamts Kempten. Meist mit einer Zigarre im Mund zu sehen. Auf ihn gehen der Werfthafen, die Schräge, der Dachboden, die Halle Zech und der Kran Zech zurück. Karl Wendl wurde bei seinem Abschied einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

1981 – 1986: Fritz Gageur. Ingenieur. Der begeisterte Segelflieger entdeckte seine Liebe zum Wasser und trat 1961 in den LSC ein. Er segelte erfolg-reich mit einer Trias Regatta und konstruierte unermüdlich an Winschen und Booten. Zuletzt arbeitete er an einer Experimentierklasse mit schwenkbarem Kiel. Mindestens zehn Jahre, bevor die Technik bei den ORC-Racern zum Einsatz kam.

1987 – 1991: Konrad Weyerich. Ingenieur. Zuvor war „Conny“ 26 Jahre lang 2. Vorsitzender. Leistete viel Arbeit, wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

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HeimatWerner Steck

Karl Wendl Konrad Weyerich Dr. med. Rainer Niemann

Dr. med. dent. Andreas Lochbrunner

Christine Holz Andreas Ober

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Kommodore:1914 S. M. König Ludwig III. von Bayern 1922 S. K. H. Kronprinz Rupprecht von Bayern

Ehrenvorsitzende:1939 Robert Doerr1981 Karl Wendl

Ehrenmitglieder 1889 bis 19891889 S. K. H. Prinz Ludwig von Bayern(später als König Ludwig III. Kommodore)1889 S. K. u. K. H. Großherzog Ferdinand IV. von Toskana1892 Major Eugen von Cotta 1909 Max von Mayer-Starzhausen1913 Adolf Kimmerle sen.1919 Raimund Kinkelin1919 Wilhelm Spaeth

1923 Ludwig Kick1934 Ludwig Siebert1938 Philipp Wieland1949 Rupert Hofstetter1953 Theodor Gullmann1953 Adolf Kimmerle jun.1958 Josef Göser1964 Max Wolf1965 Ernst Spengelin (posthum)1991 Conny Weyerich1992 Erich Hermann1992 Rolf Markus2000 Werner Steck2008 Arthur Schwörer2008 Andreas Lochbrunner2009 Werner Hemmeter2009 Rainer Niemann2010 Heide Reinhold

Nicht gewählt, aber immer präsent: die „Grauen Panther“, seit etwa 1970:

Walter Bänziger, Alfons Baldischweiler, Jürgen Berg, Anton Binder, Albert Braig, Franz Bräu, Fritz Daschner, Roland Drescher, Ewald Fessler, Wastl Föger, Hubert Henzler, Willy Hodum, Anton Igel, Kleine Walter, Manfred Lauth, Georg Mayr, Karl Reisert, Manfred Lauth, Jockel Seeberger, Werner Steck, Walter Vochezer.

Anwärter sind: Hans-Jörg Kühnbach, Martin Cosalter, Gerhard Motz-Wölfle und Max Kohl-hund.

Die „Grauen Panther“ schuften und schleppen, wann immer im Club etwas zu bauen oder reparieren ist. Sie könnten etwas jüngeres Blut vertragen.

1991 – 1995: Dr. med. Rainer Niemann. Regattasegler. Er setzte den Beschluss der Mitgliederversammlung um und baute unser neues Clubhaus, obwohl er eigentlich das alte sanieren wollte. Trat 1995 für eine weitere Amtszeit an, wurde aber abgewählt. Dies führte zu heftigen Verwerfungen im Club. Ordnete in jahrelanger Arbeit das Archiv des LSC, verfasste die Festschriften „100 Jahre LSC“ und „100 Jahre Bayern II“. Heute Ehrenmitglied.

1995 – 2007: Dr. med. dent. Andreas Lochbrunner. Eben-falls Regattasegler. Prägte den heutigen, mo-dernen Club. Brachte die Liberas zur RUND UM, holte die Achter-WM an den See. Verlängerung

Südmole, Sanierung Schräge, Ausbau Halle Zech, Bau des Jollenraums gehen auf ihn zurück. Ein kraftvoller Gestalter, der aber gegen Ende seiner Amtszeit manchen Mitgliedern zu schnell agierte. Heute Ehrenmitglied und Präsident des Deutschen Seglerverbands.

2007 – 2011: Christine Holz. Schulrektorin. Erste Frau als Vorsitzende. Sie öffnete die RUND UM für neue Bootsklassen, ORC-Racer und Katamarane und legte Wert auf die Jugendarbeit.

2011 - heute: Andreas Ober. Orthopädie Schuhmachermeister.

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Ehre, wem Ehre gebührt

Jubiläumsfeste

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Vorderseite: Oldtimer-Schiffer Bodensee im Lindauer Hafen. 1991

Die LSC-Honoratioren beim Festakt zum fünfundzwanzig-jährigen Bestehen im Bayerischen Hof am 20. Februar. Das Bild von Martin Koch ist das einzige erhaltene Dokument dieser Veranstaltung. Max von May-er-Starzhausen (mit weißem Haar) sitzt hinten in der Mitte. Rechts daneben stehend mit Vatermörder der 1. Vorsitzende Ernst Spengelin. 1914

Festakt 75 Jahre LSC. Am Ende der Mole das verankerte Trajektschiff, das später im Süd wanderte. 1964

Geschmücktes Schaufenster im Cafe Hauser. 1964

Ehrengäste beim Hundertjäh-rigen. Landrat Klaus Henninger und Bürgermeister Josef Euringer. 1989

Die Musik zum 75-jährigen. Rechts vorn Fritz Wetzstein. 1964

25 Jahre1914 hatte der LSC seine Gründungskrise weni-ge Jahre zuvor überstanden, der Verein besaß einen Hafen und ein Clubhaus, konnte aber das Jubiläum nicht mehr offiziell feiern. Geplant war spät im Jahr eine Regatta zum fünfundzwanzig-jährigen Bestehen. Die wurde wegen des Ersten Weltkriegs abgesagt. Zuvor war clubintern das Jubiläum mit einem Festabend im Bayerischen Hof begangen worden. Von diesem festlichen Diner am 20. Februar 1914 ist nur ein Foto von Martin Koch erhalten geblieben. Es zeigt die Clubhonoratioren an der feierlich gedeckten Tafel im Zimmer Nummer 10.

50 JahreDas Jubiläumsfest war Teil der Bodenseewoche 1939. Die vierte Wettfahrt der Woche veranstal-tete der LSC am 8. August 1939 vor Lindau. 13 Startklassen, von der 8mR-Altersklasse über Nationale und Schärenkreuzer zu Starbooten und 22-qm Nationalen Jollen. Abends dann das Festessen im Bayerischen Hof mit Preisvertei-lung, das Gedeck kostete 3,50 Reichsmark, für Jungmannen 1,50 Reichsmark. Der 9. August, der Tag nach dem Fest, war ein Ruhetag. Er wurde zur Erholung vorsorglich nicht mit einer Regatta belegt, es ging erst am 10. August in Bregenz weiter. Es sind leider keine Bilder be-kannt, die dieses Ereignis vor 75 Jahren zeigen.

75 JahreDer LSC lud zur Jubiläumssternfahrt am 26.9. 1964 ein. Der Höhepunkt war ein Festakt im

Kursaal des Bayerischen Hofs. Nicht jeder konn-te sich damals aber ein Hotelzimmer leisten, und für die Jollensegler wäre es Ende September beim Übernachten auf dem Schiff auch zu kalt geworden. Also legte der Club Listen auf. Die Mitglieder trugen ein, wie viele Zimmer, wie viele Betten sie den Gästen privat bieten konnten.

Im Verlauf des Jubiläumswochenendes kam noch Hektik auf. Zur Verlängerung der Mole hatten die Organisatoren ein Trajektschiff gelegt, an dem die vielen Gäste festmachen sollten. Es kam nachts ein kräftiger Südwind auf, die Anker wollten nicht halten – die ganze Konstruktion wanderte.

100 JahreAm 20. Februar 1989 weckte die Familie Stolze extra den Bayerischen Hof aus dem Winterschlaf – für einen offiziellen Festakt, es wurde ein gro-ßes Fest mit einem großen Essen. Das Haus war brechend voll mit etwa 300-350 Gästen, denen zeigte Rainer Niemann die Clubgeschichte in ei-nem Diavortrag. Weil das Interesse so groß war, musste er in zwei Räume übertragen werden. Im September gab es den offiziellen Festakt. Organisiert wurde eine Sternfahrt nach Lindau für alle alten Traditionsklassen und Einzelbau-ten. Die geladenen Gäste empfing der Club am Samstag im Alten Rathaus, abends der Festa-bend in der Inselhalle mit knapp 1.000 Gästen. Am Sonntag dann die Regatta der rund 50 ein-geladenen, mindestens 50 Jahre alten Schiffe bei Nieselwetter und leichtem Nordwind.

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Bilder von links oben nach rechts unten:

Andreas Ober.

Rainer Niemann.

Der LSC leuchtet.

Gerhard Motz-Wölfle.

Stefan Rausch, Anna Fischer, Christa Diederich, Axel Diederich, Gerhard Motz-Wölfle, Martin Cosalter, Heinz Tomas.

Gerhard Westphal.

DSV-Präsident Andreas Lochbrunner (links) überreicht Andreas Ober die Ehrenurkunde.

Jutta und Martin Cosalter

Der alte und der neue Jugendwart: Robbi Nitsche und Alexander Mrugowski.

Die gute Seele: Heide Reinhold.

Andreas Ober, Helmut Stalter, Rainer Niemann, Hermann Stalter.

Egon Bretzler, Erich Hoos.

Die Ehrennadeln.

Treffen der früheren Jugendgruppe: Nina Kaschube, Claudia Seeberger, Evi Tröster, Christine von Rom, Sigrid Markus, Bärbel Koch, Hans-Peter Duwe, Wolfgang Fauser, Kurt Motz, Jugendleiter Werni Hemmeter, Rolle Schmid, Rainer Wölfle.

Die Band Charisma.

Festjahrorganisator Alexander Gerstner, Andreas Lochbrunner.

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Der Start erfolgte vom Kleinen Clubhaus aus. Und wie es sich gehört, siegte die „Bayern II“ bei dieser Traditionswettfahrt nach berechneter Zeit. Der Präsident des Konstanzer Yacht-Clubs, Andreas Ellegast, war mit dem 75-qm Nationalen Kreuzer „Petrus“ angereist und hatte eine überdimensionierte Clubflagge im Mast. Einziger Schönheitsfehler: Sie war verkehrt herum gehisst.

125Am 21. Februar 2014, es war ein Freitag, hielt der LSC seine Jahreshauptversammlung ab, es war mit einer Dauer von 76 Minuten die kürzeste Mitgliederversammlung der vergangenen Jahr-zehnte. Anschließend feierten rund 350 Mitglie-der und deren Gäste bis weit nach Mitternacht in der Inselhalle. Am 31. Mai tragen die 8mR-Yach-ten im LSC den „EIGHT METRE ANNIVERSARY AWARD“ aus - und am 19. Juli gibt es ein zwei-tes Geburtstagsfest für alle im Zelt im Hafen.

Die Clubmitglieder beim Singen des LSC-Liedes.

Alle Fotos vom 21.02.2014: Marco Mehl

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60er Jahre 19811963 1986 199520er bis 30er Jahre 30er bis 40er Jahre 50er Jahre40er bis 50er Jahre 198019001889 1951 Heute

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Impressum:

Herausgeber: Lindauer Segler-Club e.V., 88131 Lindau

Texte, Konzeption und Fotorecherche: Stephan Frank

Grafische Konzeption: Volker Kast

Mediendesign/Satz/Layout: KAST Creativ-Services GmbH

Lithografie: KAST Creativ-Services GmbH

Herstellung: C. Maurer, Druck und Verlag73312 Geislingen/Steige

Copyright: Lindauer Segler-Club e.V. 2014, bzw. bei den jeweiligen Foto-grafen und Archiven (siehe Abbildungsnachweis).

Alle Rechte vorbehalten; die Wiedergabe, auch aus-zugsweise, ist nur mit aus-drücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet.

Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.

Gefördert durch die boot Düsseldorf

Abbildungsnachweis

Archiv LSC 2, 17, 19, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 30, 32, 36 (3&4), 40 (1&2), 44 (1), 62 (1&2), 64 (1&3), 68 (1&2), 70 (1-4), 72 (1&2&4&5), 86, 88 (1-2), 94 (1-3), 96 (1-3) 106 (1-2), 116, 150 (1-2&5), 157 (alle), 158 (1), 164 (1-4), Nils Bergmann 74 (1) Anton Binder 43, 44 (4), 46 (1&2), 51 (1), 108 (5&7-8), 110 (8), 118 (3) Christa Diederich 54 (4-5), 56 (4), 66 (1&3), 98 (2), 102 (1), 104 (1), 106 (6&14), 108 (3&4), 110 (1&3), 114 (3&6), 125 (unten), 126 (8), 143 (3), 145 (3&5), 150 (3), 153 (6-9) Udo Dölling 154 (2&4), 155 (5) Hans-Peter Duwe 6, 74 (4&5), 108 (2&6&9) Christian Fleming 158 (5) Stephan Frank 56 (2&5), 84, 98 (6), 100 (1), 106 (5), Jochen Grau-er 8, 114 (5&7), Kai Greiser (Sammlung Lochbrunner) 76 (4) Brigitte Heine 54 (1), 152 (3) Sammlung Werner Hemme-ter 112 (3-4), 114 (2), 144 (1), 143, Samm-lung Erich Hermann 60 (2), 112 (1), 150 (1) Rudi Hertel 72 (3) Hubert Henzler 100 (4) Susanne Hogl 122 (2&6), 126 (6), 134 (5-6&8), 136 (1), 139 (2) Volker Kast 129 (Grafik/Plakat) Jürg Kaufmann 7, 53, 124 (3), 126 (4), 131 (rechts & unten), 142 (2&4), 144 (1), 158 (6), 160 Werner Kin-kelin 34, 60 (3&4) Martin Koch 12 (Archiv LSC) 164 (1) Dieter Kubeth 10, Siegfried Lauterwasser 36 (1&2), 62 (3), 64 (2), 78, 148 (4&6), Katharina Lauterwas-ser-Stielow 66 (4) Sammlung oder Foto Andreas Lochbrunner 48 (2), 50, 54 (6),

56 (1), 66 (2), 76 (2&3&5), 77, 98 (1&4&5), 104 (2&5), 106 (4&7&9&12&13&16), 120 (1-2&4-7&9), 122 (3), 124 (1-2), 134 (1-4&7), 136 (2&7), 141 (4), 154 (3), 155 (6), Sammlung Rolf Markus 54 (3), 106 (11&15) Alfred „Wasele“ Mayer 48 (4), 51 (3), 126 (7), 162, Marco Mehl 9, 158 (4) 166-167, 168 (Dop-pelseite) Hans-Dieter Möhlhenrich 154 (1) Sammlung Gerhard Motz-Wölfle 140 Sammlung oder Foto Rainer Niemann 34, 35, 40 (3), 44 (1), 45, 46 (5), 48(4), 56 (3), 58, 60 (1), 62 (4&5), 64 (4), 72 (3), 88 (3-4), 92 (4-6) 100 (2-3), 106 (10), 108(1), 112 (2), 126 (2), 144 (3), 148(3), 158 (2-3), 164 (5) Robbi Nitsche 112 (5-6) 114 (1), 122 (1&7), 136 (3-6&8), Sammlung Panizza-Berg 82 (1-5), 83 (1-2) Raidpix.com 120 (3&8), 125 (5), 127 (3), 128, 129, tt-Bilder.de 106 (8), 122 (5), 126 (5), 130, Archiv Scheit-he-Kühnbach 78 (1-5), 100 (2-4) Jutta Schott 155 (8) Philipp Schulz 122 (4), Ulf Sommerwerck (Sammlung Loch-brunner) 76 (1) Werner Steck 40 (4), 46 (3&5), 48 (1&3&5&6&7), 54 (2), 70 (5), 90 (1-6), 92 (1-3), 96 (4-6), 98 (3&7), 104 (3-4), 110 (2&4-7), 118 (2&4), 141 (2), 150 (2) Tobias Störkle 132, 144 (2), 152 (1-2&4-5) Uli Stock 126 (1) Franz Thorbecke 38, 65, 118 (1), 140 (1), Reinhard Thorbecke 118 (5) Sammlung Wasmund 64 (5), 114 (4) Lars Wehrmann 74 (2&3&6&7)

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1 Kurt ‚Bim‘ Clingestein Helmut Roestel 2 Alfons ‚Baldi‘ Baldischweiler 3 Werni Hemmeter 4 Werner Steck 5 Harald Störr 6 Wastl Föger 7 Hermann ‚Mufti‘ Kling Roland Tröster 8 Petra Guinand 9 Arthur Schwörer 10 Alfred ‚Wasele‘ Mayer 11 Rolf Markus 12 Erich Herrmann 13 Ursel Breyer Gerhild Klein 14 Hubert Henzler 15 Rolf Markus Alfons Baldischweiler 16 Jürgen Koch Karl-Heinz Westphal

Das Wichtigste zum Schluss

Das Impressum

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