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Nachrichten aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ NEWSLETTER 11.11.2020 Nr. 05 2020 13.10.2020 Neue Studien zeigen: Eine Welt ohne Hunger ist möglich Zum Start der Welternährungswoche stellte Minister Gerd Müller die Studien zweier weltweit renommier- ter Forschungsinstitute zur Überwindung der globalen Hungerkrise vor – zusammen mit Wirtschaftsnobel- preisträger Prof. Banerjee, Bill Gates und weltweit füh- renden Agrarwissenschaftlern. Bundesminister Müller: „Beim Kampf gegen Hunger und Mangelernährung waren wir auf einem guten Weg. Seit 1990 konnten wir die Zahl der Hungernden um 200 Mio. verringern, obwohl zwei Mrd. Menschen neu auf die Welt gekommen sind. Die Corona-Krise macht jetzt viele Fortschritte zunichte: Bis zu 130 Mio. Menschen fallen allein in diesem Jahr in Hunger und Armut zu- rück. Jeden Tag verhungern so immer noch 15.000 Kin- der. Wir können und müssen das ändern. Hunger ist und bleibt der größte vermeidbare Skandal. Der Planet hat die Ressourcen, 10 Mrd. Menschen zu ernähren.“ Die neuen Studien zeigen: mit einer grünen Agrarre- volution und Investitionen von jährlich 14 Mrd. Dollar zusätzlich durch die Industrieländer lässt sich das Ziel in den nächsten 10 Jahren erreichen. Auch die Entwick- lungsländer müssen Land- und Ernährungswirtschaft zum Schwerpunkt machen und vergleichbare Investi- tionen erbringen. Damit könnten 500 Mio. Menschen bis 2030 den Hunger überwinden, die Einkommen der Kleinerzeuger verdoppelt und eine klimaresistente Landwirtschaft aufgebaut werden. „Das ist viel, aber absolut machbar. 2000 Mrd. Dollar gibt die Welt jährlich für Rüstung und Verteidigung aus. Wir haben zudem das Wissen und die Technologie. Aber das genügt nicht. Notwendig ist der politische Willen, ent- schieden zu handeln. Den Friedensnobelpreis an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zu vergeben, ist deshalb das richtige Zeichen zur richti- gen Zeit“, betont Minister Müller. → „Eine Welt ohne Hunger ist möglich“ – hochrangige Konferenz in Berlin Die Studien sind hier abrufbar: Ceres Studie ZEF/FAO Studie

13.10.2020 Neue Studien zeigen: Eine Welt ohne Hunger ist

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Nachrichten aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

BMZ

NEWSLETTER

11.11.2020

Nr. 052020

13.10.2020

Neue Studien zeigen: Eine Welt ohne Hunger ist möglich Zum Start der Welternährungswoche stellte Minister Gerd Müller die Studien zweier weltweit renommier-ter Forschungsinstitute zur Überwindung der globalen Hungerkrise vor – zusammen mit Wirtschaftsnobel-preisträger Prof. Banerjee, Bill Gates und weltweit füh-renden Agrarwissenschaftlern.

Bundesminister Müller: „Beim Kampf gegen Hunger und Mangelernährung waren wir auf einem guten Weg. Seit 1990 konnten wir die Zahl der Hungernden um 200 Mio. verringern, obwohl zwei Mrd. Menschen neu auf die Welt gekommen sind. Die Corona-Krise macht jetzt viele Fortschritte zunichte: Bis zu 130 Mio. Menschen fallen allein in diesem Jahr in Hunger und Armut zu-rück. Jeden Tag verhungern so immer noch 15.000 Kin-der. Wir können und müssen das ändern. Hunger ist und bleibt der größte vermeidbare Skandal. Der Planet hat die Ressourcen, 10 Mrd. Menschen zu ernähren.“

Die neuen Studien zeigen: mit einer grünen Agrarre-volution und Investitionen von jährlich 14 Mrd. Dollar zusätzlich durch die Industrieländer lässt sich das Ziel in den nächsten 10 Jahren erreichen. Auch die Entwick-

lungsländer müssen Land- und Ernährungswirtschaft zum Schwerpunkt machen und vergleichbare Investi-tionen erbringen. Damit könnten 500 Mio. Menschen bis 2030 den Hunger überwinden, die Einkommen der Kleinerzeuger verdoppelt und eine klimaresistente Landwirtschaft aufgebaut werden.

„Das ist viel, aber absolut machbar. 2000 Mrd. Dollar gibt die Welt jährlich für Rüstung und Verteidigung aus. Wir haben zudem das Wissen und die Technologie. Aber das genügt nicht. Notwendig ist der politische Willen, ent-schieden zu handeln. Den Friedensnobelpreis an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zu vergeben, ist deshalb das richtige Zeichen zur richti-gen Zeit“, betont Minister Müller.

→ „Eine Welt ohne Hunger ist möglich“ – hochrangige Konferenz in Berlin

Die Studien sind hier abrufbar:

Ceres Studie ZEF/FAO Studie

Nr. 052020 Aktuelle Meldungen aus dem BMZ Ausgabe 11.11.2020

20.10.2020 Umsetzung des Corona-Sofortprogramms

Die Ausbreitung von Covid-19 hat zu einer weltweiten Hunger- und Wirtschaftskrise geführt und bringt viele Länder an ihre Grenzen. Deutschland hat mit einem Corona-Programm sofort gehandelt. Die Maßnahmen sind in der Umsetzung und ermöglichen schnelle Hilfe.

Beispiel Indien: „Indien steht mit 8 Millionen Infi-zierten auf Platz 2 in der Welt. Die Wirtschaft ist um fast 25 % eingebrochen. Millionen Menschen sind

27.10.2020 BMZ setzt Schwerpunkt One Health-Ansatz

An der Konferenz nahmen u.a. Prof. Drosten, WHO- Generaldirektor Tedros, Prof. Mettenleiter (Friedrich- Loeffler-Institut für Tiergesundheit) und BMZ-Bot-schafter und Arzt Dr. Eckhard von Hirschhausen teil.

„Die Lage ist extrem herausfordernd – über 46 Millio-nen Menschen haben sich mit Covid-19 infiziert, über 1,2 Millionen sind gestorben. Wir müssen bessere Ant-worten finden und den „One Health-Dreiklang“ der Ge-sundheit von Mensch und Tier sowie intakter Umwelt stärken“, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin Maria Flachsbarth. Sie wird als Sonderbeauftragte die internationale Zusammenarbeit koordinieren.

„Als ersten Schritt investieren wir 30 Millionen Euro aus unserem Corona-Sofortprogramm in One Health. Damit gründen wir das erste One-Health-Pandemie-

Z A H L D E R W O C H E

14Zur Eindämmung von COVID-19 waren 14 Teams der Schnell

Einsetzbaren Expertengruppe Gesundheit (SEEG) bisher im Ein-

satz, unter anderem in Benin und Namibia, Kolumbien, Ecuador,

Mexiko, Peru und Bolivien.

wieder von Hunger bedroht. Deswegen unterstützen wir das indische Programm „Soziale Sicherung“ mit 460 Millionen Euro an Krediten. So helfen wir, dass Nahrungsmittel an 800 Millionen Menschen verteilt und 320 Millionen Menschen Überbrückungshilfen bekommen, die in der Corona-Krise ihren Job verloren haben. Das ist weltweit eine der größten Corona-Un-terstützungsmaßnahmen“, so Minister Müller.

Beispiel Südafrika: In Südafrika, das in Afrika am stärksten von der Pandemie betroffen ist, bauen wir gemeinsam mit VW eine Fabrik in ein Corona-Not-krankenhaus um und schaffen so 4.000 neue Kran-kenhausbetten und 800 Beatmungsgeräte. Und mit BMW schaffen wir in 9 Krankenhäusern 750 zusätzli-che Betten und bauen ein Feldkrankenhaus sowie ein Covid-19 Testzentrum auf.

← An einer Bushaltestelle in Indien wird die Körpertemperatur von Reisenden überprüft.

↑ Neue Strategien zur Corona-Bekämpfung beim World Health Summit

Schwerpunkt CORONA-SOFORTPROGRAMM

zentrum in Kenia zum Austausch von Human- und Tiergesundheit. Und wir stärken mit der Weltbank die Lebensmittelsicherheit und Früherkennung von Zoo-nosen bei der Nahrungsmittelproduktion. Denn Coro-na zeigt die Dringlichkeit von One Health: Der Erreger stammt aus dem Tierreich, ist auf den Menschen überge-sprungen. 2,7 Mio. Menschen sterben jedes Jahr weltweit an solchen Zoonosen wie Ebola, Aids, Vogelgrippe oder Covid-19“, so Minister Müller.

29.09.2020 EU-Ratspräsidentschaft

Ende September haben sich die EU-Entwicklungsmi-nister virtuell beraten. Themen waren die Reaktion auf die gesundheitlichen und sozio-ökonomischen Folgen der Covid-19-Pandemie, eine Partnerschaft mit Afrika, sowie der Stand der Verhandlungen für das neue Abkommen zwischen der EU und den Staaten

14.10.2020 Digitalisierung für afrikanische Unternehmen

Das BMZ und die Deutsche Post DHL Group wollen gemeinsam kleinen Unternehmen und Mittelständ-lern aus Entwicklungsländern den Zugang zu globa-len Märkten verschaffen. Am 14. Oktober vereinbar-ten Minister Müller und Deutsche Post-Chef Frank Appel, in den nächsten Jahren 30 Millionen Euro in die Digitalisierung von Zoll- und Handelsprozessen und die Förderung des E-Commerce zu investieren.

„Gerade jetzt müssen wir Wirtschaftskreisläufe am Laufen halten“, so Minister Müller. Bürokratische Zollabwicklungen und Korruption erschweren aber den innerafrikanischen Handel. Hier setzen wir ge-meinsam an: Mit einem digitalen System helfen wir afrikanischen Mittelständlern den Zoll vollständig digital abzuwickeln.“ Gestartet wird in Marokko. Ru-anda, Kenia, Ghana und die Elfenbeinküste folgen.

Afrikas, der Karibik und des Pazifiks, das sogenannte Post-Cotonou-Abkommen.

Der Leiter des Welternährungsprogramms, David Beas-ley, warnte als Gastredner vor einer drohenden Hun-gerkrise, die 270 Mio. Menschen weltweit direkt be-drohe. Verantwortlich dafür sei die „toxic combination“ von Konflikten, Klimawandel und Covid-19. Er dankte der EU und insbesondere auch Deutschland als größten Unterstützern. Aber nur ein Drittel der für die nächs-ten Monate benötigten 5 Mrd. Euro seien gesichert. Mi-nister Müller forderte mehr Engagement von Brüssel und schlug einen europäischen Invejstitionspakt für Entwicklungsländer zur Stabilisierung in der Krise vor. Zugleich bat er die EU-Kommission und den EAD bis zum Entwicklungsministerrat im November ein ent-sprechendes Konzept vorzulegen.

← Markus Grübel, Religions-freiheitsbeauftragter der Bundesregierung, legt Bericht zur weltweiten Lage der Religionsfreiheit vor

↑ Seit vielen Jahren arbeiten das BMZ und die Deutsche Post zusammen an Digitalisierungsprogrammen in Afrika (hier: zivile Drohnen für medizinische Versorgung in abgelegenen Gebieten)

Schwerpunkt DEUTSCHE EU-RATSPRÄSIDENTSCHAFT 2020

Aktuelle Meldungen aus dem BMZ Ausgabe 11.11.2020

Nr. 052020

28.10.2020 Religionsfreiheit zunehmend unter Druck

Religions- und Weltanschauungsfreiheit wird weltweit zunehmend eingeschränkt. Das ist die zentrale Bot-schaft des zweiten Berichts der Bundesregierung zur Lage der Religionsfreiheit, der am 28. Oktober vorge-stellt wurde.

„Religions- und Weltanschauungsfreiheit ist ein funda-mentales Menschenrecht. Drei Viertel aller Menschen leben in einem Land, das ihre Religions- und Wel-tanschauungsfreiheit einschränkt“, bilanziert Mar-kus Grübel, der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit.

Minister Müller: „Religionsfreiheit ist ein unverletz-liches Menschenrecht, das wir weltweit schützen müssen. Das Leid der muslimischen Minderheit der Rohingya zeigt, dass wir schwere Repressionen nicht hinnehmen dürfen. Deswegen fordern wir mit „BMZ 2030“ messbare Erfolge bei der Einhaltung der Men-schenrechte, wie Religionsfreiheit. So haben wir etwa die direkte Zusammenarbeit mit der Regierung Myan-mars beendet und konzentrieren unsere Unterstüt-zung auf die Flüchtlingslager in Bangladesch.“

← BM Müller bei informel-lem Ministerrat am 29. September

Nr. 052020 Aktuelle Meldungen aus dem BMZ Ausgabe 11.11.2020

HerausgeberBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)Referat LK3 Öffentlichkeitsarbeit; Veranstaltungen

FotosS.1: Florian Gärtner/photothek.netS. 2: Gwydion M. Williams, via flickr, CC BY 2.0S. 3: Thomas Köhler, Thomas Trutschel, Janine Schmitz/photothek.net S. 4: G. Van Buggenhout/Plan Interna-tional

Stand November 2020

Dienstsitze→ BMZ BonnDahlmannstraße 453113 BonnTel. +49 (0) 228 99 535 – 0Fax +49 (0) 228 99 535 – 3500→ BMZ Berlin im EuropahausStresemannstraße 94 10963 BerlinTel. +49 (0) 30 18 535 – 0Fax +49 (0) 30 18 535 – 2501

[email protected] www.bmz.de

Infotelefon Engagement Global – Service für Entwicklungsinitiativen 0800 188 7 188 (Mo.–Do. 8–19 Uhr, Fr. 8–16 Uhr kostenfrei)

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Nachrichten aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung

BMZ

NEWSLETTER

21.03.2019

11.03.2019

MINISTER MÜLLER VERSTÄRKT ZUSAMMENARBEIT MIT ILO

ZUR BEKÄMPFUNG DER KINDERARBEIT

Zum 100. Geburtstag der Internationalen Arbeitsor-

ganisation (ILO) verstärken das Bundesentwicklungs-

ministerium und die Internationale Arbeitsorganisa-

tion ihre Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von

Kinderarbeit, der Einhaltung grundlegender Arbeits-

standards in globalen Lieferketten und zu besseren

Beschäftigungsmöglichkeiten insbesondere für junge

Menschen. Dazu unterzeichneten Entwicklungsmi-

nister Gerd Müller und ILO-Generaldirektor Guy Ry-

der am 12. März in Berlin eine gemeinsame Erklärung.

Minister Müller erklärte dazu: „Seit 100 Jahren kämpft

die ILO für bessere Arbeitsbedingungen in der Welt. In

Europa und Deutschland haben wir hohe Arbeitsstan-

dards erreicht. Aber am Anfang globaler Lieferketten

herrschen noch immer unglaubliche Bedingungen:

Über 150 Millionen Kinder müssen weltweit arbeiten

– das ist fast jedes zehnte Kind. Hungerlöhne, Sklaven-

arbeit und Ausbeutung sind längst nicht überwunden.

Das können wir nicht einfach so hinnehmen. Arbeits-

rechte sind überall auf der Welt gleich viel wert. Wir

können nicht noch weitere 100 Jahre warten, bis die

schlimmsten Formen der Ausbeutung abgeschafft

sind. Deswegen habe ich mit ILO-Generaldirektor Ry-

der einen Sofort-Aktionsplan gegen Kinderarbeit be-

schlossen. Bis Juni legen wir in den am meisten betrof-

fenen Wirtschaftsbereichen konkrete Ziele fest.“

Das Bundesentwicklungsministerium und die ILO

sind enge Partner im Kampf für eine gerechte Globa-

lisierung. Die ILO ist die älteste Sonderorganisation

der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Sie wurde

1919 als ständige Einrichtung des Völkerbundes ge-

gründet.

Nr. 02

2019

→ Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller und ILO­Generaldirektor Guy

Ryder unterzeichneten am 12. März in Berlin eine gemeinsame Erklärung

Nachrichten aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung

BMZ

NEWSLETTER

05.06.2019

21.05.2019

GLOBALE ANPASSUNGSKOMMISSION: MEHR UNTERSTÜTZUNG

FÜR ENTWICKLUNGSLÄNDER BEIM KLIMAWANDEL

Welche Maßnahmen sind nötig zur Vorbereitung auf

die Folgen des Klimawandels? Diese Frage stand im

Mittelpunkt eines Treffens der Globalen Anpassungs-

kommission, zu dem Bundesentwicklungsminister

Gerd Müller internationale Führungspersönlichkei-

ten eingeladen hat. Den Vorsitz beim Treffen hatten

der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und

Weltbank-Geschäftsführerin Kristalina Georgieva.

Minister Müller kündigte für Deutschland an, 60 Mil-

lionen Kleinbauern zu helfen, bis 2030 klimasicher

zu werden. Bundesentwicklungsminister Gerd Mül-

ler: „Der Klimawandel ist für viele Menschen längst

lebensbedrohliche Realität. Die Entwicklungsländer

tragen die Hauptlast – obwohl sie selbst am wenigs-

ten beigetragen haben. Deshalb unterstützen wir die

Bauern, vor allem aus Subsahara-Afrika, ganz konkret

– zum Beispiel durch dürreresistentes Saatgut oder

wassersparende Bewässerung. Und wir bauen unser

Engagement für Mikroversicherungen aus, damit die

Bauern in Entwicklungsländern besser gegen Ernte-

verluste abgesichert sind. Mit den Projekten, die das

BMZ 2017 angestoßen hat, werden mehr als 230 Mil-

lionen Tonnen CO 2 eingespart. Im Bereich Anpassung

werden durch unsere Neuzusagen von 2017 rund 26

Millionen Menschen profitieren.“

Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel

sind Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszu-

sammenarbeit. Allein 2017 hat die Bundesregierung

3,65 Milliarden Euro an internationaler Klimafinan-

zierung aus Haushaltsmitteln zugesagt. Deutlich mehr

als 80 Prozent der deutschen Mittel für die internati-

onale Klimafinanzierung stammen aus dem Haushalt

des BMZ.

Nr. 03

2019

→ Bundesentwicklungsminister Gerd Müller begrüßt Kristalina Georgieva,

Geschäftsführerin der Weltbank und Ban Ki-moon, ehemaliger UN-General-

sekretär, beim Treffen der Globalen Anpassungskommission in Berlin

Nachrichten aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ

NEWSLETTER

23.01.2020

17.01.2020

DER DEUTSCHE HANDEL WILL FAIR – UNTERNEHMEN BEKENNEN

SICH ZU EXISTENZSICHERNDEN EINKOMMEN UND LÖHNEN

Im Beisein von Bundesminister Dr. Gerd Müller un-

terzeichneten führende Unternehmen des deutschen

Einzelhandels eine gemeinsame Erklärung zur För-

derung existenzsichernder Einkommen und Löhne.

Aldi Nord, Aldi Süd, dm-drogerie markt, Kaufland,

Lidl, REWE Group und Tegut engagieren sich mit ihrer

freiwilligen Selbstverpflichtung für die Verbesserung

der Lebensbedingungen von Menschen am Anfang

globaler Lieferketten. Am Eröffnungstag der Interna-

tionalen Grünen Woche setzten sie damit auf der Büh-

ne des BMZ ein Zeichen für faire Agrarlieferketten bei

ihren Eigenmarkenprodukten und übernehmen Ver-

antwortung für die Einhaltung von Sorgfaltspflichten.

Dazu erklärte Bundesminister Müller: „Sieben große

deutsche Supermarktketten bekennen sich zu exis-

tenzsichernden Einkommen in ihren Lieferketten. Es

ist gut, dass im Lebensmittelhandel Bewegung ist. Das

hätte vor kurzem noch keiner für möglich gehalten.

Das zeigt auch, dass der Druck der Konsumenten

wirkt. Die Supermarktketten verpflichten sich, die

Lieferstrukturen bei ihren Eigenmarken transparent

zu machen – bis hin zu den Landwirten in Entwick-

lungsländern. Denn genau bei ihnen muss deutlich

mehr von der Wertschöpfung ankommen. Deshalb ist

es entscheidend, dass existenzsichernde Einkommen

nicht nur über die vorgesehenen Pilotprojekte umge-

setzt, sondern zum Standard werden.

Das Ziel ist klar: 100 Prozent fairer Supermarkt. Der

Handel muss jetzt über diese Selbstverpflichtung hin-

ausgehen und weitere Schritte hin zu fairen Lieferket-

ten umsetzen – damit niemand mehr im Supermarkt

fragen muss, ob in der Schokolade oder Banane Kin-

derarbeit steckt.“

Nr. 01

2020

→ v.l.n.r. Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller, Stefanie Schönherr (dm-drogerie markt), Thomas Gutberlet (tegut),

Tanja Gönner (giz), Oliver Unruh (Kaufland), Florian Schütze (Lidl), Anke Ehlers (Aldi Nord und Aldi Süd) und Dirk Heim (Rewe)

Nachrichten aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

BMZ NEWSLETTER

18.09.2020

Nr. 042020

09.09.2020

Ein Jahr staatliches Textilsiegel „Grüner Knopf“Vor einem Jahr hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller mit 27 Vorreiter-Unternehmen das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf eingeführt. Das Siegel gibt eine klare Orientierung beim Kauf sozial und ökolo-gisch hergestellter Textilien. Mittlerweile machen 52 Unternehmen mit, darunter anerkannte Nachhaltig-keits-Pioniere der ersten Stunde, Sportlabel, Familien-betriebe und Mittelständler und auch große internati-onale Einzelhändler.

Minister Müller: „Trotz einer schwierigen wirtschaft-lichen Lage hat sich der Grüne Knopf am Markt eta-bliert. Ich freue mich, dass mittlerweile 52 Unterneh-men mitmachen. Das ist eine Verdoppelung im ersten Jahr, obwohl die Textilbranche von der Coronakrise besonders betroffen ist. Mittlerweile kann man sich von ‚Kopf bis Fuß‘ mit Grüner-Knopf-Produkten ein-

kleiden – von Mützen, über T-Shirts bis zu Sneakern. Auch Bettwäsche, Rucksäcke oder Zelte tragen das Sie-gel. Den Grünen Knopf gibt es für jeden Geschmack und auch für jeden Geldbeutel. Denn nachhaltige Mode muss nicht automatisch teuer sein.“Eine repräsentative Studie des Marktforschungsinsti-tuts GfK kommt zu dem Ergebnis: „Der Grüne Knopf ist auf dem besten Wege zu einer Erfolgsgeschichte“. Rund ein Drittel der Deutschen kennen ihn – nach ei-nem Jahr ein im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeits-siegeln sehr guter Wert. Und nahezu alle Befragten befürworten ein staatliches Siegel zur Überprüfung sozialer und ökologischer Standards. Die Menschen wissen auch, wofür der Grüne Knopf steht: wie das Verbot von Kinderarbeit und gefährlichen Chemika-lien oder Zahlung von Mindestlöhnen.

→ Hans Jörg Millies, Generalsekretär des Caritasverbandes (links) und Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland (rechts), setzen zukünftig auf den Grünen Knopf

← Jugendliche in der SmartUp Factory in Kampala

Neue Perspektiven auf den Chancenkontinent Afrika

Das neue Buch zeigt die Vielfalt der Zusam-menarbeit in und mit Afrika. Herausgeber Edith von Welser-Ude und Minister Gerd Müller diskutieren über Herausforderungen, Chancen und ihre Leidenschaft für Afrika.

Persönlichkeiten aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft wie Joe Kaeser von Siemens, David Beasley vom Welternährungspro-gramm oder Muesee Kazapua, Bürgermeister von Windhoek stellen ihr Engagement vor. Prominente wie Sara Nuru oder Ex-Fußball-nationalspieler Nia Künzer und Gerald Asa-moah berichten über ihre Initiativen. Und Praktiker zeigen auf, was noch zu tun ist. Sie alle eint die Überzeugung: „Afrika gehört die Zukunft“.

EU-AU-Jugendgipfel: Für ein neues Miteinander

Unter dem Motto „Für ein neues Miteinander“ fand im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft der EU-AU-Jugendgipfel mit rund 80 Ju-gendlichen aus Afrika und Europa Ende September statt. Ziel der Ver-anstaltung war es, in Vorbereitung auf den EU-AU-Gipfel Ende Oktober mit der Jugend beider Kontinente in Dialog zu treten und ihre konkreten Vorstellungen einer EU-Afrika-Partnerschaft zu artikulieren und ein-zubringen. Die Jugendlichen erarbeiteten in sechs Arbeitsgruppen Hand-lungsempfehlungen. Diese sogenannte „Roadmap of Solutions“ wurde am zweiten Tag dem Minister, der EU und AU virtuell übergeben.

↑ Buchcover des Sam-melbandes „EINEWELT – Unsere Verantwortung Fokus: Afrika“

Schwerpunkt AFRIKA

Policy BriefDen Hunger bis 2030 beenden

KOSTEN UND EMPFOHLENE POLITISCHE MASSNAHMEN

1

1. Einführung - neue Forschungsgrundlagen Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ver-

pflichtete sich, die wachsende Ungleichheit zu beseitigen und dafür ein integratives und gemeinsames Wachstum zu erreichen, und den Ökozid, das Massenaussterben unserer pflanzlichen und tierischen Artenvielfalt sowie den Verlust und die Zerstörung der natürlichen Ressourcen unseres Pla-neten zu bekämpfen. Methoden sollten gefördert werden, die unser gemeinsames Heim respektieren und schützen, und Aktivitäten unterbunden werden, die Hunderte Mil-lionen Menschen den schleichenden Auswirkungen der steigenden globalen Temperaturen und den damit verbun-denen Risiken aussetzen. Im Mittelpunkt der Agenda 2030 stand das Versprechen, die Armutsbekämpfung und Been-digung von Hunger und Fehlernährung in all ihren Formen zu priorisieren.

Zu viele Menschen weltweit haben keinen Zugang zu ausreichenden, erschwinglichen, sicheren und gesunden Lebensmitteln. Etwa drei Milliarden Menschen können sich keine gesunde Ernährung leisten1. Um diese globale Herausforderung zu meistern, verpflichteten sich die Staats- und Regierungschefs der G7 im Jahr 2015 auf ihrem Gipfel in Elmau, 500 Millionen Menschen bis 2030 aus Hunger und Fehlernährung zu befreien. Das entspricht 72 Pro-zent aller unterernährten Menschen im Jahr 2019 und 60 Prozent aller unterernährten Menschen, einschließlich der COVID-19-Projektionen, im Jahr 20202. Dies sollte als Teil einer umfassenderen Anstrengung zusammen mit den Part-nerländern geschehen, um die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen, d.h. SDG 2, Hunger und Feh-lernährung bis 2030 zu beenden (Kasten 1).

Es liegt auf der Hand, dass zusätzliche und neuartige Investitionen sowie politische Maßnahmen erforderlich sind, um eine Welt ohne Hunger und Fehlernährung zu erreichen. Wir betrachten die Beendigung des Hungers aus verschiedenen Blickwinkeln: Als eine wichtige und realisier-

1 FAO: The State of Food Security and Nutrition in the World 2020: Transforming food systems for affordable healthy diets, 2020. 2 Schätzungen aus FAO: The State of Food Security and Nutrition in the World 2020, und im Einklang mit Laborde and Smaller (2020), What Would it cost to Avert the COVID-19 Hunger Crisis? Ceres2030.

bare Investitionsmöglichkeit aus Sicht der Menschenrechte, als eine humanitäre Verpflichtung und für die wirtschaftliche Entwicklung.

Die Erfahrungen mit COVID-19 und die damit verbun-denen Reaktionen der Gesellschaft und der politischen Führung zeigen uns, dass tiefgreifende Maßnahmen möglich sind. Das Hungerproblem kann gelöst werden und bedarf ähnlich tiefgreifender Maßnahmen. Der Food Systems Sum-mit des UN-Generalsekretärs und die Bemühungen um Reformen und politischen Maßnahmen zur Unterstützung der SDGs in vielen Regionen und Ländern weltweit, auch durch die EU und Deutschland, bieten die Möglichkeit, ent-sprechende Maßnahmen voranzubringen.

Dieses Policy Brief ist ein Aufruf zum Handeln aus der Forschungsgemeinschaft, nicht nur die Probleme von Hun-ger, Fehlernährung und Armut anzugehen, sondern tatsäch-lich zu handeln, zu investieren und politische Maßnahmen anzupassen, um die Ziele von SDG 2 bis 2030 zu erreichen. Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf einer Reihe von umfassenden und langfristigen Forschungsprogrammen und Partnerschaften einer großen internationalen Gemeinschaft wissenschaftlicher Institute3, um hochwirksame und koste-neffektive Interventionen zu identifizieren, die den Heraus-forderungen von SDG 2 und den damit verbundenen Zielen gerecht werden können. Dieses Policy Brief baut auf den Ergebnissen von zwei verschiedenen Kostenberechnungen auf: Dem Ansatz der Grenzkostenkurve zur Vermeidung von Hunger (Marginal Abatement Cost Curve, MACC) und einem Allgemeinen Gleichgewichtsmodell (Computable General Equilibrium, CGE). Der Zweck des Einsatzes verschiedener Forschungsansätze und -methoden besteht darin, den Grad

3 - International Food Policy Research Institute (IFPRI), International Institute for Sustainable Development (IISD) und Cornell University: Ceres2030: Sustainable Solutions to End Hunger; Ending Hunger, Increasing Incomes, and Protecting the Climate: What would it cost? 2020; https://ceres2030.org/- Center for Development Research (ZEF), University of Bonn and United Nations Food and Agriculture Organization (FAO): Invest-ment Costs and Policy Action Opportunities for Reaching a World without Hunger (SDG 2), Bonn und Rome, October 2020 - ZEF und Akademiya2063. 2020. Von den Potenzialen zur Realität – Wie die afrikanische Lebensmittelproduktion gesteigert werden kann, Bonn und Dakar. October 2020 (englische Version)

Policy Brief12. Oktober, 2020

Den Hunger bis 2030 beenden – Kosten und empfohlene politische Maßnahmen

Joachim von Braun (ZEF), Bezawit Beyene Chichaibelu (ZEF), Maximo Torero Cullen (FAO), David Laborde (IFPRI), Carin Smaller (IISD)

2

der Kohärenz und Konsistenz der Ergebnisse zu ermitteln, der den vorgeschlagenen politischen Maßnahmen und Investiti-onen Glaubwürdigkeit verleihen kann. Konzeptionell gesehen ergänzen sich die beiden Ansätze, da beide auf eine nachhal-tige Entwicklung und ein oder mehrere Kernziele von SDG 2 abzielen (Kasten 1). Außerdem werden die unterschiedlichen Ergebnisse zwischen dem CGI-Modellansatz (der sich in dieser Forschung auch auf Umweltziele und die Verdoppe-lung der Einkommen von Kleinerzeugern erstreckt) und der Grenzkostenkurve (ohne Erfassung von Synergien oder Ziel-konflikten) dargestellt. Wie unten beschrieben, zeigen beide Ansätze konsistente Ergebnisse.

2. Der aktuelle Stand der Hungerbekämpfung und EinflussfaktorenJüngste globale Vorhersagen haben gezeigt, dass die Welt es nicht schaffen wird, bis 2030 gemäß SDG 2 Hunger und Fehlernährung zu beenden. In den letzten Jahren ist die Zahl der unterernährten Menschen wieder angestiegen, von 653 Millionen im Jahr 2015 auf 690 Millionen im Jahr

20194. Die Mehrheit der weltweit unterernährten Men-schen – 381 Millionen – lebt in Asien, während in Afrika die Zahl – derzeit 250 Millionen – am schnellsten ansteigt. Betrachtet man die Gesamtzahl der Menschen, die von mittlerer oder schwerer Ernährungsunsicherheit betrof-fen sind, so hatten 2019 schätzungsweise zwei Milliarden Menschen weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu aus-reichenden, sicheren und nährstoffreichen Lebensmitteln, und drei Milliarden Menschen konnten sich keine gesunde Ernährung leisten.5

Ohne ein entschlossenes Handeln wird die Zahl der Menschen, die an Hunger leiden, bis 2030 auf über 840 Millionen ansteigen, was zehn Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Die Welt wird auch die für 2030 gesteckten Ziele in Bezug auf ein niedriges Geburtsgewicht und Wachs-tumshemmungen bei Kindern unter fünf Jahren verfehlen, beides wichtige Indikatoren für schwerwiegende Fehlernäh-rung. Schätzungen zufolge waren im Jahr 2019 21,3 Prozent

4 FAO: The State of Food Security and Nutrition in the World 2020: Transforming food systems for affordable healthy diets, 2020.5 Siehe Fußnote 4.

Kasten 1: SDG 2 “Den Hunger beenden, Ernährungssicherung und bessere Ernährung erreichen und nachhaltige Landwirtschaft fördern” und dessen Ziele:

2.1 Bis 2030 den Hunger beenden und sicherstellen, dass alle Menschen, insbesondere die Armen und Menschen in prekären Situationen, einschließlich Kleinkindern, ganzjährig Zugang zu sicheren, nährstoffreichen und ausreichen-den Nahrungsmitteln haben.2.2 Bis 2030 alle Formen der Mangelernährung beenden, einschließlich durch Erreichung der international vereinbar-ten Zielvorgaben in Bezug auf Wachstumshemmung und Auszehrung bei Kindern unter 5 Jahren bis 2025, und den Er-nährungsbedürfnissen von heranwachsenden Mädchen, schwangeren und stillenden Frauen und älteren Menschen Rechnung tragen. 2.3 Bis 2030 die landwirtschaftliche Produktivität und die Einkommen von kleinen Nahrungsmittel-produzenten, ins-besondere von Frauen, Angehörigen indigener Völker, landwirtschaftlichen Familienbetrieben, Weidetierhaltern und Fischern, verdoppeln, unter anderem durch den sicheren und gleichberechtigten Zugang zu Grund und Boden, ande-ren Produktionsressourcen und Betriebsmitteln, Wissen, Finanzdienstleistungen, Märkten sowie Möglichkeiten für Wertschöpfung und außerlandwirtschaftliche Beschäftigung. 2.4 Bis 2030 die Nachhaltigkeit der Systeme der Nahrungsmittelproduktion sicherstellen und resiliente landwirtschaft-liche Methoden anwenden, die die Produktivität und den Ertrag steigern, zur Erhaltung der Ökosysteme beitragen, die Anpassungsfähigkeit an Klimaänderungen, extreme Wetterereignisse, Dürren, Überschwemmungen und andere Katastrophen erhöhen und die Flächen- und Bodenqualität schrittweise verbessern.2.5 Bis 2020 die genetische Vielfalt von Saatgut, Kulturpflanzen sowie Nutz- und Haustieren und ihren wildlebenden Artverwandten bewahren, unter anderem durch gut verwaltete und diversifizierte Saatgut- und Pflanzenbanken auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, und den Zugang zu den Vorteilen aus der Nutzung der genetischen Ressourcen und des damit verbundenen traditionellen Wissens sowie die ausgewogene und gerechte Aufteilung die-ser Vorteile fördern, wie auf internationaler Ebene vereinbart.2.a Die Investitionen in die ländliche Infrastruktur, die Agrarforschung und landwirtschaftliche Beratungsdienste, die Technologieentwicklung sowie Genbanken für Pflanzen und Nutztiere erhöhen, unter anderem durch verstärkte in-ternationale Zusammenarbeit, um die landwirtschaftliche Produktionskapazität in den Entwicklungsländern und ins-besondere den am wenigsten entwickelten Ländern zu verbessern. 2.b Handelsbeschränkungen und -verzerrungen auf den globalen Agrarmärkten korrigieren und verhindern, unter anderem durch die parallele Abschaffung aller Formen von Agrarexportsubventionen und aller Exportmaßnahmen mit gleicher Wirkung im Einklang mit dem Mandat der Doha-Entwicklungsrunde. 2.c Maßnahmen zur Gewährleistung des reibungslosen Funktionierens der Märkte für Nahrungsmittelrohstoffe und ihre Derivate ergreifen und den raschen Zugang zu Marktinformationen, unter anderem über Nahrungsmittelreser-ven, erleichtern, um zur Begrenzung der extremen Schwankungen der Nahrungsmittelpreise beizutragen. Quelle: http://sdg-indikatoren.de/2/

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(144 Millionen) der Kinder unter fünf Jahren zu klein für ihr Alter (stunted), 6,9 Prozent (47 Millionen) zu dünn für ihre Größe (wasted) und 5,6 Prozent (38,3 Millionen) überge-wichtig. Vorausschauende Studien stimmen darin überein, dass entschlossene Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Minderung seiner negativen Folgen nötig sind, um zu verhindern, dass die negativen Auswir-kungen und die sich vertiefende Kluft der Ungleichheit die Erreichung des Ziels, den Hunger und die Fehlernährung bis 2030 zu beenden, erschweren werden.

Es ist zu erwarten, dass COVID-19 Ernährungssicherung verschlechtern wird. Ernährungsunsicherheit kann auch in Ländern und Bevölkerungsgruppen auftreten, die bisher nicht betroffen waren. Eine vorläufige Einschätzung geht davon aus, dass durch die aktuelle Pandemie die Zahl unter-ernährter Menschen im Jahr 2020 um bis zu 132 Millionen ansteigen wird.6 Über ihre kurzfristigen makroökonomi-schen Auswirkungen hinaus könnte die COVID-19-Pandemie die wirtschaftliche Produktivität und das langfristige Wohl-ergehen gefährdeter Bevölkerungsgruppen untergraben, indem sie ihnen den Zugang zu grundlegenden Gesund-heits-, Bildungs- und Ernährungsmöglichkeiten verwehrt.

3. Kosten und zielgerichtete politische Maßnahmen und Investitionen zur Beendigung des Hungers und zur Erfüllung der G7 Verpflichtungen von Elmau Die Investitionen, die erforderlich sind, um den Hunger und alle Formen der Fehlernährung zu beenden, werden wahrscheinlich umfangreich, kostspielig und schwer umzusetzen sein. Sie können im Gegenzug aber auch Leben retten, das Wohlbefinden der Menschen verbessern und die Produktivität steigern. Für die Gestaltung von politischen Maßnahmen ist es wichtig, optimale und kostengünstigste Investitionsmöglichkeiten zu ermitteln. Mit Hilfe des Ansatzes der Grenzkostenkurve (MACC) wurden 22 Interventionen bewertet, um die kosteneffizientesten Investitionsmöglichkeiten mit dem höchsten Potenzial zur Verringerung von Hunger und Fehlernährung zu ermitteln.7 Die Informationen über die Interventionen stammen aus der besten aktuell verfügbaren evidenzbasierten Literatur, einschließlich Modellstudien und Wirkungsanalysen. Einige dieser Interventionen können kurzfristig umgesetzt werden (z.B. soziale Sicherungsprogramme), andere längerfristig (z.B. landwirtschaftliche Forschung & Entwicklung oder Bodenfruchtbarkeitsmanagement). Die Bewertung kann die Ausrichtung der globalen und nationalen Bemühungen zur Erreichung von SDG 2 bis 2030 unterstützen. Die Ergebnisse der MACC zeigen:

1. Die Erreichung von SDG 2 wäre finanziell nicht sonderlich hoch, wenn eine Kombination aus Maßnahmen mit den geringsten Kosten und großen Wirkungen zur Verringerung des Hungers ergriffen würden. Es ist nicht nur dringend notwendig, sofort

6 FAO: COVID-19 global economic recession: avoiding hunger must

be at the centre of the economic stimulus, Rome, 2020 7 Siehe Fußnote 6

zu handeln, sondern auch die Investitionen optimal zu staffeln. Investitionen, die langfristige Auswirkungen haben, sollten vorgezogen werden, damit sie noch vor 2030 ihren Nutzen entfalten können.

2. Es muss rasch gehandelt werden, um die hungernde und arme Bevölkerung – einschließlich derer, die durch COVID-19 ihre Arbeit verlieren und von anderen sozioökonomischen Folgen betroffen sind – bald mit sozialen Sicherungs- und Ernährungsprogrammen zu unterstützen. Eine Ausweitung der bestehenden Programme ist mit niedrigen Grenzkosten und großer Wirkung möglich. Eine wichtige Maßnahme in Afrika wäre die regionale Handelsintegration durch die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCTA).

3. Um die oben erwähnte Verpflichtung der G7 zu erfüllen, bis 2030 500 Millionen Menschen aus Hunger und Fehlernährung zu befreien, müssten die Regierungen der G7 in den kommenden zehn Jahren die jährlichen Entwicklungs-Investitionen für Ernährung und Landwirtschaft um etwa 11-14 Milliarden US-Dollar erhöhen, d.h. zusätzlich zu dem, was die G7 und die Regierungen von Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bereits investieren. Dies entspricht in etwa einer Verdoppelung der derzeitigen Entwicklungshilfe der G7 für Landwirtschaft, Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung. Die Kombination der identifizierten kostengünstigen und wirkungsvollen Interventionen umfasst landwirtschaftliche Forschung & Entwicklung, landwirtschaftliche Beratungsdienste, digitale landwirtschaftliche Informationssysteme, die Ausweitung der kleinflächigen Bewässerung in Afrika, die Alphabetisierung von Frauen und eine gewisse Aufstockung der bestehenden sozialen Sicherungsprogramme (Abbildung 1)8. Diese Kombination würde den Hunger auf nachhaltige Weise reduzieren, da die meisten Interventionen auch das Einkommen steigern und nachhaltige Ressourcennutzung fördern.

4. Die Beendigung des Hungers9 würde natürlich größere zusätzliche Investitionen erfordern, insbesondere angesichts negativer Entwicklungen in den vergangenen Jahren. Wir bewerten die Kosten eines solchen Szenarios und berücksichtigen dabei sowohl die Fortsetzung der begrenzten Fortschritte bei der Verringerung des Hungers, wie sie in den letzten fünf Jahren beobachtet wurden, als auch die zusätzlichen Bedrohungen durch COVID-19. Zusammen genommen könnten diese Trends bei unveränderten Bedingungen im Jahr 2030 zu einer Zahl von etwa 840 bis 909 Millionen hungernden Menschen führen. Um dieses Szenario zu verhindern, sind wesentlich höhere Investitionen erforderlich, als

8 ZEF and FAO (2020) Investment Costs and Policy Action Oppor-tunities for Reaching a World without Hunger (SDG 2), Bonn and Rome, Oct 20209 Wenn von „Beendigung des Hungers“ die Rede ist, wird davon ausgegangen, dass die vorübergehende Prävalenz von Unter-ernährung (PoU), die nicht durch die PoU-Messung identifiziert werden kann, bei 3% liegt.

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nötig sind, um 500 Millionen Menschen von Hunger zu befreien. So wären in den nächsten zehn Jahren Entwicklungsinvestitionen in Höhe von etwa 39 bis 50 Milliarden US-Dollar pro Jahr erforderlich, zusätzlich zu dem, was die Entwicklungspartner-Regierungen derzeit bereits investieren. In diesem Fall müssten sowohl die Geber- als auch die Entwicklungsländer einen fairen Anteil an der finanziellen Belastung tragen. Eine vielversprechende Kombination aus Investitionen und politischen Maßnahmen umfasst erweiterte und neue soziale Sicherungsprogramme, den Pflanzenschutz, integriertes Bodenfruchtbarkeitsmanagement, die AfCTA, einen effizienten Einsatz von Düngemitteln und Ernährungsprogramme für Kinder.10

Die MACC Methodik beinhaltet, dass jede Intervention mit ihren Grenzkosten und den Auswirkungen auf die

10 Es sind auch Maßnahmen erforderlich, um den Hunger im Zusammenhang mit komplexen Notsituationen in Verbindung mit gewaltsamen Konflikten und Kriegen zu überwinden. Diese wurden in den hier vorgestellten Berechnungen nicht berück-sichtigt.

Verringerung des Hungers unabhängig voneinander betrachtet wird. Infolgedessen werden positive Synergien zwischen den Interventionen nicht erfasst. Das bedeutet, dass die Kosten wahrscheinlich überschätzt und die Auswirkungen der Hungerbekämpfung unterschätzt werden, wobei es auch Zielkonflikte zwischen den Interventionen geben könnte. Daher werden diese Schätzungen mit umfassenden Modellen verglichen, die teilweise Synergien und Zielkonflikte erfassen können.

Die hier priorisierten Investitionen tragen nicht nur zur Verringerung von Hunger und Fehlernährung bei, sondern auch zu einer langfristigen nachhaltigen Entwicklung, auch über das Jahr 2030 hinaus. Die Kombination der Investitionen stärkt die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung, die heute vom Hunger betroffenen sind oder zukünftig vom Hunger bedrohten sein werden. Investitionen in die Alphabetisierung von Frauen und ernährungsspezifische Interventionen würden die Fehlernährung von Kindern unter fünf Jahren um ca. 34 Millionen reduzieren, bei durchschnittlichen zusätzlichen Gesamtkosten von ca. 5 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Nimmt man alle anderen in Abbildung 1 erwähnten Maßnahmen zur Verringerung des

Abbildung 1: Grenzvermeidungskostenkurve der vorgeschlagenen Interventionen zur Beendigung von Hunger und Fehlrernährung

Hinweis: Die MACC zeigt die Kosten jeder Maßnahme zur Hungerbekämpfung, so dass jeder Balken eine einzelne Intervention darstellt, wobei die Breite die Anzahl der von Hunger befreiten Menschen (NoU), die Höhe die damit verbundenen Pro-Kopf-Kosten und die Fläche die damit verbundenen Gesamtkosten anzeigt. Die Gesamtbreite des MACC spiegelt die gesamte Hungerbekämpfung wider, die durch alle Interventionen möglich ist, während die Summe der Flächen aller Balken die Gesamtkosten für die Verringerung des Hungers durch die Durchführung aller betrachteten Interventionen darstellt. Die Positionen der Balken entlang der MACC spiegeln die Reihenfolge der einzelnen Interventionen nach ihrer Kostenwirksamkeit wider. Wenn man sich entlang der MACC von links nach rechts bewegt, verschlechtert sich die Kostenwirksamkeit der Interventionen, wenn die nächste Intervention teurer wird als die vorhergehende.

Quelle: ZEF and FAO (2020) Investment Costs and Policy Action Opportunities for Reaching a World without Hunger (SDG 2), Bonn and Rome, Oct 2020

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Hungers zusammen, so könnte die Zahl der Kinder, die unter Wachstumshemmungen leiden, ohne zusätzliche Kosten um etwa 40 Millionen reduziert werden.11

Die Analyse auf der Grundlage des Grenzkostenansatzes konzentriert sich auf die Auswirkungen der Interventionen auf die Indikatoren von SDG 2 in Bezug auf Hunger und Unterernährung (2.1 und 2.2). Darüber hinaus erkennt SDG 2 die Bedeutung einer signifikanten Steigerung der Produktivität und des Einkommens der Kleinerzeuger von Nahrungsmitteln als integralen Bestandteil von Strategien zur Verringerung des Hungers an (2.3). Die meisten der für die Beseitigung des Hungers in Betracht gezogenen Investitionen unterstützen auch die Einkommens- und Produktivitätsziele. Eine kürzlich durchgeführte Analyse verschiedener Strategien zur Steigerung des Nahrungsmittelangebots aus kleinen Produktionssystemen für eine erschwingliche, sichere und gesunde Ernährung durch nachhaltige Ressourcennutzung in Afrika schlägt eine Reihe von Schlüsselmaßnahmen vor12, einschließlich:

1. Investitionen in junge Frauen und Männer, d.h. in berufliche Bildung und Beratungsdienste, zur

11 ZEF und FAO (2020) Investment Costs and Policy Action Oppor-tunities for Reaching a World without Hunger (SDG 2), Bonn and Rome, Oktober 202012 ZEF and Akademiya2063 (2020). From Potentials to Reality: Transforming Africa’s Food Production. Bonn and Dakar, Oct. 2020. (Die Studie wurde für den afrikanischen Kontext durchge-führt, aber die Ergebnisse sind auf andere Länder mit vergleich-baren, von Kleinproduzenten dominierten Produktionssystemen übertragbar.)

Verbesserung der Qualifikationen für alle Kern- und unterstützenden Berufe entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

2. Investitionen in Innovationen und die damit verbundene Agrarforschung in Bezug auf Nutzpflanzen, Tierproduktion, Agroforstwirtschaft und Fischerei sowie Unterstützung der von Produzenten und dem lokalen Privatsektor geführten Entwicklung und Verbreitung von ökologisch nachhaltiger Kleinbewässerung, ländlicher Energie, Digitalisierung und Mechanisierung landwirtschaftlicher Betriebe.

3. Investitionen in die Mobilfunkanbindung ländlicher Gebiete und in ganz Afrika als Voraussetzung dafür, dass digitale Werkzeuge im Agar- und Lebensmittelsektor breit und effektiv eingesetzt werden können.

4. Verbesserung des Handels und Marktzugangs durch Investitionen in die ländliche Infrastruktur und Erleichterung der Teilnahme von Kleinerzeugern und Kleinunternehmen an integrativen lokalen und kontinentalen Wertschöpfungsketten und der AfCTA.

5. Ausrichtung der Entwicklungshilfe auf Afrikas eigene Agenda zur Transformation der Landwirtschaft auf kontinentaler Ebene, d.h. auf die Agenda 2063 der Afrikanischen Union mit der Erklärung von Malabo, und auf Länderebene, sowie Aufrechterhaltung und Ausweitung der Entwicklungshilfe in den oben genannten vorrangigen Bereichen der landwirtschaftlichen Entwicklung und Ernährungssicherung.

Diese Liste von Interventionen ist nicht vollständig. Andere politische Maßnahmen sind für die Verbesserung des förderlichen Umfelds von wesentlicher Bedeutung (z.B. Landreformen), während kritische Dimensionen wie die Gleichstellung der Geschlechter und das Empowerment von Frauen in jede Intervention eingebettet sein und nicht als separates Instrument betrachtet werden sollten.Intervention Politisches Instrument

ERMÖGLICHUNG VON INKLUSIONSozialer Schutz Subventionierung von LebensmittelnBildung Berufliche Bildung

AUF DEM LANDWIRTSCHAFTLICHEN BETRIEBInput-Subventionen Subventionierung von DüngemittelnSubventionierung der Produktion Investitionsbeihilfe

KapitalausstattungSubventionierung der Produktion

Forschung & Entwicklung

Nationale Agrarsysteme (NARS)CGIAR

Beratungsdienste BeratungsdiensteLändliche Infrastruktur BewässerungSubventionierung von Viehzucht Agroforstwirtschaft

Verbessertes FutterLEBENSMITTEL NACH DER ERNTE

Verluste nach der Ernte LagerungLändliche Infrastruktur Straßen

Kasten 2: Im Rahmen von Ceres2030 betrachtete Interventionen und Politikinstrumente

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4. Verwendung eines CGE Models zur Schätzung der Kosten für Hungerbekämpfung, den Klimaschutz und die Verdopplung der Durchschnittseinkommen der Kleinerzeuger

In Ceres2030: Sustainable Solutions to End Hunger suchten Forscher nach Antworten auf zwei miteinander verknüp-fte Fragen: Erstens, welche veröffentlichten Erkenntnisse über erfolgreiche landwirtschaftliche Interventionen liegen bereits vor, insbesondere über solche, die dazu beitragen könnten, das Einkommen von Kleinerzeugern zu verdop-peln und die Umweltauswirkungen der Landwirtschaft zu verbessern? Zweitens, was wird es die Regierungen bis 2030 kosten, den Hunger zu beenden, die Einkommen der Kleinproduzenten zu verdoppeln und das Klima zu schüt-zen? Das Projekt konzentriert sich auf drei der fünf Ziele von SDG 2 und befasst sich mit den in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen erforderlichen öffentlichen Aus-gaben, einschließlich des Beitrags von Gebern im Rahmen der öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA). Dieses Policy Brief beantwortet die zweite Frage. Die Antwort auf die erste Frage wird als Sonderkollektion in Nature Research veröffentlicht.13

Ceres2030 verwendete ein CGE Model, um die zusät-zlichen Ausgaben der Geber zu ermitteln, die im Zeitraum von 2020 bis 2030 zur Umsetzung einer Kombination von politischen Interventionen (wie soziale Sicherungspro-gramme, ländliche Infrastruktur oder Zahlungen für Öko-systemleistungen) erforderlich sind. Das Modell umfasst auch Daten auf internationaler Ebene bis hinunter zur Haushaltsebene und ermöglicht die Simulation gezielter öffentlicher Investitionen über Länder und Bevölkerungs-gruppen hinweg. Das Model geht jedoch nicht davon aus, dass Interventionen perfekt auf das Ziel ausgerichtet werden (z.B. wird ein Programm für Lebensmittelsubven-tionen auf der Grundlage des Einkommens und nicht auf der Grundlage der aktuellen Hungersituation zugeteilt, da politische Entscheidungsträger letzteres nicht beobachten können). Um die Kombination aus Interventionen zu simu-lieren, verwendet das Modell 14 politische Instrumente, die in drei Kategorien aufgeteilt werden: (1) Ermöglichung von Inklusion (enabling inclusion), (2) auf dem landwirtschaftli-chen Betrieb (on the farm) und (3) Lebensmittel nach der Ernte (food on the move) (siehe Kasten 2 für Details)

Jedes Instrument hat Kosten (öffentlich und/oder pri-vat). Zudem beeinflussen marginale Auswirkungen von Strukturvariablen (Kapitalausstattung, Arbeitsproduk-tivität) das Endergebnis (z.B. verfügbare Kalorien pro Haushalt), nachdem sie durch das Wirtschaftssystem ver-mittelt wurden. Beispielsweise tragen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben im System der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) zur Stei-gerung der landwirtschaftlichen Produktivität bei, indem sie einen Fixkostenanteil an Forschungsleistungen zahlen, und erbringen zudem langfristig einen größeren Nutzen für eine große Anzahl von Ländern mit niedrigem und mit-tlerem Einkommen. Hingegen verringern Düngemittelsub-vention nur die Kosten der Landwirte, die sie regelmäßig

13 Sustainable Solutions to End Hunger, Nature Research, 2020.

erhalten. Es wurden 14 politische Instrumente modelliert, die auf bestehenden Datenquellen basieren sowie einer Reihe neuer Parameter, die aus Zusammenfassungen beste-hender Forschungsergebnissen ermittelt wurden, die in Nature Research veröffentlicht werden. Die Liste erfasst Interventionen, für die Daten und Parameter verfügbar sind, insbesondere im Hinblick auf die tatsächlichen Kosten (direkte Kosten und Opportunitätskosten) (siehe Kasten 2).

Die Ergebnisse der Modellierung deuten auf folgendes hin:

1. Die Geber müssen bis 2030 durchschnittlich 14 Milliarden US-Dollar pro Jahr zusätzlich beisteuern, um den Hunger von mehr als 490 Millionen Menschen weitgehend zu beenden, die Einkommen der Kleinerzeuger zu verdoppeln und das Klima zu schützen. Derzeit geben die Entwicklungspartner 12 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Landwirtschaft, Nahrungsmittelsicherheit und Ernährungssicherung aus und müssen daher ihre Beiträge verdoppeln, um die Ziele zu erreichen.14 Die ODA wird jedoch nicht ausreichen. Investitionen in Höhe von durchschnittlich 19 Milliarden US-Dollar pro Jahr müssen zusätzlich von Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen getätigt werden.

2. Die zusätzlichen Ausgaben werden nicht nur 490 Millionen Menschen aus dem Hunger befreien, sondern auch das Durchschnittseinkommen von 545 Millionen Erzeugern und ihren Familien verdoppeln und die Treibhausgasemissionen für die Landwirtschaft auf die im Pariser Klimaabkommen eingegangenen Verpflichtungen begrenzen.15

3. Jede Verzögerung bei den Ausgaben wird nicht nur menschliche Kosten verursachen, sondern auch die Gesamtkosten erhöhen. Frühzeitige Ausgaben hingegen ermöglichen Investitionen in Interven-tionen, die – wie Forschung & Entwicklung – mehr Zeit benötigen, aber sich auch besser auszahlen.

14 Diese Zahlen der bestehenden Ausgaben der Geber stellen 5-Jahres-Durchschnitte dar, die auf der Grundlage von Daten für 2014-2018 berechnet wurden, die aus der Creditor Reporting System (CRS)-Datenbank des Development Assistance Committee (DAC) der OECD stammen. Die Ausgaben für Ernährungssicherung und Ernährung werden durch die DAC-Codes definiert: Grund-legende Ernährung (12240), Landwirtschaft (311), Agarindustrie (32161), ländliche Entwicklung (43040) und Lebensmittelhilfe (52010). Alle Werte beziehen sich auf die gesamten Zahlungen aller Geber der öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA) und sind in konstanten 2018 US-Dollar angegeben. 15 Die Ziele werden von den SDGs 2.1, 2.3 und 2.4 unter einigen Einschränkungen definiert (hauptsächlich von SDG 2.4, das sich verpflichtet, den Einsatz von Land, Energie und Düngemitteln für die Landwirtschaft durch eine Reduzierung der Treibhausgase-missionen zu minimieren). Die Baseline simuliert für das Ziel 2.1, wie der Hunger, gemessen an der Prävalenz von Unterernährung, im business-as-usual Szenario zunehmen würde. In Bezug auf das Ziel 2.3 verdoppeln sich die Produktivität und das Einkommen (im Modell als Nettoeinkommen interpretiert) der Kleinproduzenten im Durchschnitt im Vergleich zur Baseline. Beim Ziel 2.4 entspre-chen die Treibhausgasemissionen für die Landwirtschaft den Verpflichtungen, die 2016 in den national festgelegten Beiträgen (Nationally Determined Contributions, NDCs) aus dem Pariser Kli-maabkommen eingegangen werden. Die NDCs werden im Modell sowohl in der Baseline als auch in einem Ziel berücksichtigt.

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4. Eine Kombination aus Interventionen ist erforderlich, um die zahlreichen Ziele von SDG 2 zu erreichen. Die modellierten Interventionen sind ausgewogen in Bezug auf die Auswirkungen auf die Treibhaus-gasemissionen, das Wirtschaftswachstum und den Länderkontext. Das Modell bietet die Möglichkeit eine angemessene Balance zwischen den drei Inter-ventionskategorien zu berücksichtigen: (1) Ermögli-chung der Inklusion, (2) auf dem landwirtschaftli-chen Betrieb und (3) Lebensmittel nach der Ernte.

Die Stärke des Modells besteht darin, dass es Synergien und Zielkonflikte zwischen den Interventionen sowie eine Vielzahl anderer komplexer und wirtschaftlicher Interaktionen erfasst. Dadurch kann es die öffentlichen Investitionen bei der Simulation der Erreichung von SDGs 2.1, 2.3 und 2.4 optimieren und so die öffentlichen Kosten minimieren. Bei der Optimierung der öffentlichen Investitionen gibt das Modell an, wie sich die öffentlichen Ausgaben auf die Interventionen verteilen und wie viel jedes Jahr von 2020 bis 2030 pro Land ausgegeben wird. Die Erfassung der komplexen Wechselwirkungen macht die Notwendigkeit einer Kombination aus Interventionen deutlich, die im richtigen Verhältnis miteinander kombiniert werden.

Das Modell ist natürlich nicht allwissend. Es kann nur wirtschaftliche Beziehungen modellieren, für die es weithin verfügbare und konsistente Daten gibt. Es geht auch von der Annahme aus, dass die Interventionen auf mikroökonomischer Ebene effizient eingesetzt werden (z.B. richtige Lage neuer Straßen, Auswahl der besten technischen Lösung in einem gegebenen Kontext). Daher könnte das Modell nicht unabhängig von der wachsenden Literatur zur Umsetzung erfolgreicher Interventionen richtig interpretiert und verwendet werden.

5. Staffelung nationaler und internationaler EntwicklungsmaßnahmenEinige Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen haben in den letzten zehn Jahren erhebliche Fortschritte bei der Erreichung von SDG 2 gemacht. Die Länder mit den besten Ergebnissen haben den Hunger im Durchschnitt um mehr als 50 Prozent verringert.16 Aus den Faktoren, die zu diesen Ergebnissen geführt haben, können wichtige Lehren gezogen werden. Der Agrarsektor spielt in diesen Volkswirtschaften als Arbeitgeber weiterhin eine wichtige Rolle. Die Länder investierten wesentlich mehr in die Landwirtschaft und verzeichneten ein relativ hohes landwirtschaftliches Wachstum. Allen gemeinsam ist jedoch, dass die verarbeitende Industrie an Bedeutung gewinnt und die Arbeitskräfte allmählich aus der Landwirtschaft und den ländlichen Gebieten abwandern. Im Vergleich zu Ländern mit schlechteren Ergebnissen wiesen sie auch höhere Wachstumsraten bei der Kapitalbildung und beim BIP auf. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass die Verringerung des Hungers mit Verbesserungen der menschlichen und

16 ZEF and FAO (2020) Investment Costs and Policy Action Oppor-tunities for Reaching a World without Hunger (SDG 2), Bonn and Rome, Oct 2020

makroökonomischen Entwicklung einhergeht, wie z.B. der Armutsbekämpfung und einer höheren budgetären Aufmerksamkeit für Land- und Ernährungswirtschaft.

Die ODA spielt auch eine wichtige Rolle bei der Bekämp-fung von Hunger und Fehlernährung. In Elmau verp-flichteten sich die Länder der G7 die bilaterale und multilat-erale Hilfe zu erhöhen, um SDG 2 zu erreichen. Analysen der ODA-Ströme17, die sich auf diese Verpflichtungen beziehen, zeigen, dass sich die ODA der G7, die insbesondere für Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung bereit-gestellt wurde, zwischen 2000 und 2018 mit 17 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt hat. Der Großteil dieser ODA war für Länder bestimmt, in denen Unterernährung relativ weit verbreitet ist, insbesondere für Subsahara-Afrika. Aus diesen Daten geht folgendes hervor: Die ODA entsprach 36 Prozent der ausländischen Finanzmittel, die die Länder Subsahara-Afrikas erhielten, verglichen mit 31 Prozent aus privaten Geldsendungen und 23 Prozent aus ausländischen Direktinvestitionen.18 In anderen Regionen ist die ODA weniger dominant; in Südasien beispielsweise machen die Geldsendungen 55 Prozent der ausländischen Finanzen aus. Im Jahr 2018 wurde ein bedeutender Teil der ODA der G7 für die landwirtschaftliche Entwicklung bereitgestellt. Auch in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasser-entsorgung, Lebensmittelhilfe und Umweltschutz wurden erhebliche Investitionen getätigt. Deutschland hat seine Beiträge in diesen Sektoren in den letzten Jahren am stärk-sten erhöht, gefolgt von Japan und Frankreich. Analysen zei-gen, dass die landwirtschaftliche ODA zwischen 2000 und 2018 dazu beigetragen hat, Hunger und Fehlernährung bei Kindern zu verringern. Dies unterstreicht die Bedeutung der landwirtschaftlichen ODA für die Reduzierung von Hunger und Fehlernährung im kommenden Jahrzehnt.

6. Abschließende Erklärung: Der Hunger kann beendet werdenIn den letzten Jahren hat die Unterernährung zugenommen, aber Hunger und Fehlernährung bis 2030 zu beenden ist immer noch in Reichweite. Die hier vorgestellten Forschungsarbeiten stimmen darin überein, dass SDG 2 mit einer optimalen Kombination aus Investitionen der Entwicklungspartner, die die Eigeninitiativen der Länder unterstützen, erreicht werden kann. Viele Schwellenländer haben den Hunger in den letzten zwei Jahrzehnten durch politische Reformen, Investitionen und Maßnahmen drastisch reduziert, insbesondere durch die Beschleunigung von Investitionen in die Landwirtschaft, um die Unterkapitalisierung der Kleinproduktion zu überwinden.

Die Forschungsergebnisse stimmen darin überein, dass die Regierungen der G7 ihre derzeitigen Anstrengungen verdoppeln müssen, um die Verpflichtungen von Elmau zu erfüllen. Dementsprechend müssen, zusätzlich zu den der-zeitigen jährlichen Ausgaben von etwa 12 Milliarden US-Dollar

17 Siehe Fußnote 16. 18 Mali Eber-Rose, Sophia Murphy, David Laborde. Ending Hunger Sustainably: Trends in ODA Spending for Agriculture, 2020. Ce-res2030-IISD, Geneva.

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IMPRINt:

Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF)Genscherallee 3 ǀ 53113 Bonn ǀ GermanyE-Mail: [email protected]: +49-(0)228 - 73 18 46

Übersetzt von Niklas Müller

Die verschiedenen Forschungsaktivitäten und Studien, die in diesem Policy Brief zusammengefasst sind, wurden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und von der Bill and Melinda Gates Foundation sowie von anderen Organisationen finanziert, die die Partner unterstützen, die diese Forschung durchge-führt haben.

Ceres 2030 ist eine Partnerschaft zwischen Cornell IP-CALS, dem International Food Policy Research Institute (IFPRI) und dem International Institute of Sustainable Development (IISD)https://ceres2030.org/

weitere 14 Milliarden US-Dollar pro Jahr aufgebracht werden.19 Diese Bemühungen, kombiniert mit entschlosseneren Anstrengungen der Entwicklungsländer, würden auch einen bedeutenden Schritt nach vorn bedeuten, um die Ziele von SDG 2 in ihrer Gesamtheit zu erreichen.

Außerdem müssen sich die zusätzlichen Mittel auf Afrika konzentrieren, wo in diesem Jahrzehnt der Hunger und die Abhängigkeit von externen Ressourcen am größten sein werden. Eine weitere Verzögerung dieser Investitionen wird die Verwirklichung von SDG 2 schwieriger und teurer machen, während ein früheres Handeln das Leben und unsere ökologische Zukunft verbessern kann.

ARy 19 Siehe Fußnote 14 oben.

Zusammenfassend wird empfohlen:

1. Sorgfältig priorisierte Investitionen werden eine Welt ohne Hunger ermöglichen. Dazu gehören die Ausweitung und Intensivierung einer naturnahen und klimaresistenten landwirtschaftlichen Produktion und ein besserer Wiederaufbau nach der COVID-19-Pandemie.

2. Geber und betroffene Partnerländer müssen ihre Investitionen von jetzt an bis 2030 verdoppeln. Für die OECD-Geber bedeutet dies insgesamt rund 14 Milliarden US-Dollar mehr pro Jahr.

3. In Ländern mit Hungerproblemen muss die Landwirtschaft im Mittelpunkt stehen; Geber und Partnerländer sollten sich auf effiziente Pakete aus Investitionen und politischen Maßnahmen einigen und diese umsetzen.

4. Es muss in soziale Sicherungsprogramme zur Bekämpfung des akuten Hungers sowie in Forschung und Ausbildung investiert werden, da es Zeit braucht, bis diese Maßnahmen ihre volle Wirkung zeigen.

WEITERFÜHRENDE DOKUMENTE FINDEN SIE HIER:

1. Ceres2030 Costing Study

2. ZEF/FAO-Studie zu SDG2 und notwendigen Investitionen (EN Langfassung, DE Zusammenfassung)

3. Nature Editorial: To end hunger, science must change ist focus

4. Nature Perspectives: Shedding light on the evidence blind spots confounding the multiple objectives of SDG 2

5. Nature Perspectives: Accelerating evidence-informed decision-making for the Sustainable Development Goals using machine learning

6. Nature Plants: A scoping review of feed interventions

7. Nature Plants: A scoping review of adoption of climate-resilient crops by small-scale producers in low- and middle-income countries

8. Nature Sustainability: A scoping review of sustainable agricultural practices

9. Nature Sustainability: A scoping review of market links between value chain actors and small-scale producers in developing regions

10. Nature Food: A scoping review of the contributions of farmers’ organizations to smallholder agriculture

11. Nature Food: A systematic review of employment outcomes from youth skills training programmes in agriculture in low- and middle-income countries

IMPRINT:

Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF)Genscherallee 3 | 53113 Bonn | GermanyE-Mail: [email protected]: +49-(0)228 - 73 18 46

Übersetzt von Niklas Müller

Die verschiedenen Forschungsaktivitäten und Studien, diein diesem Policy Brief zusammengefasst sind, wurden vomBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeitund Entwicklung (BMZ) und von der Bill and Melinda GatesFoundation sowie von anderen Organisationen finanziert,die die Partner unterstützen, die diese Forschung durchgeführthaben.Ceres 2030 ist eine Partnerschaft zwischen Cornell IP-CALS,dem International Food Policy Research Institute (IFPRI) unddem International Institute of Sustainable Development (IISD) https://ceres2030.org/