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ZEITSCHRIFT DER GESELLSCHAFT ZUR BEFÖRDERUNG GEMEINNÜTZIGER TÄTIGKEIT A 4342 L Ü B E C K I S C H E B LÄT T E R 19. März 2005 · 170. Jahrgang · Heft 6 2,– Palmarum 1942 – auch eine Geschichte der Bilder 77 Nachrichten aus der Gemeinnützigen 81 Musik-Festival 2005 in Lübeck 81 Von Verdi bis Britten – ein vielseitiger Spielplan 82 Das Lübecker Schauspiel in der nächsten Saison 83 Sinfonieprogramm mit breitem Spektrum 84 Chronik Februar 85 Theater, Musik, Veranstaltungen 86 Meldungen 91

170. Jahrgang Heft A 4342 LÜ B E C K I S C H E B L Ä T T E R · ZEITSCHRIFT DER GESELLSCHAFT ZUR BEFÖRDERUNG GEMEINNÜTZIGER TÄTIGKEIT A 4342 LÜ B E C K I S C H E B L Ä T T

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Z E I T S C H R I F T D E R G E S E L L S C H A F T Z U R B E F Ö R D E R U N G G E M E I N N Ü T Z I G E R T Ä T I G K E I T

A 4342

LÜ B E C K I S C H EB L Ä T T E R

19. März 2005 · 170. Jahrgang · Heft 6€ 2,–

� Palmarum 1942 – auch eineGeschichte der Bilder 77

� Nachrichten ausder Gemeinnützigen 81

� Musik-Festival 2005in Lübeck 81

� Von Verdi bis Britten – einvielseitiger Spielplan 82

� Das Lübecker Schauspiel inder nächsten Saison 83

� Sinfonieprogramm mitbreitem Spektrum 84

� Chronik Februar 85

� Theater, Musik,Veranstaltungen 86

� Meldungen 91

#4869 Umschl HL Blätter 6/05 16.03.2005, 8:33 Uhr1

Lübeckische Blätter 2005/6 77

L Ü B E C K I S C H EB L Ä T T E R

19. März 2005 · Heft 6 · 170. Jahrgang · Zeitschrift der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit

Abbildung auf der Titelseite: Portal ins Nichts: Der Rest des Hauses Fischstraße (Farbaufnahme des Drägerwerks, 1942)

In vielen Medienberichten klang esseit der Veröffentlichung des Buches vonJörg Friedrich, als ob zum ersten Mal aus-führlich über die Schrecken berichtetwürde, unter denendie Zivilbevölke-rung leiden musste.Dabei hatten „run-de Jubiläen“ schonin den letzten zweiJahrzehnten vor al-lem auf lokalerEbene die Erinne-rungen an verhee-rende Bomben-nächte und -tagezutage gefördertund dokumentiert.Für Lübeck wardies 1982 und 1992mit den von Al-brecht Schreiberund Helmut vonder Lippe heraus-gegebenen Zeit-zeugenberichtengeschehen. Ausdenkmalpflegerischer Sicht dokumentier-te Lutz Wilde 1999 die Schäden und Ver-luste durch die Lübecker Bombennacht.

Weniger bekannt sind die Wege, aufdenen nach dem 29. März 1942 die Aus-wirkungen des britischen Luftangriffs auf

Palmarum 1942 – auch eine Geschichte der BilderRotterdam, Coventry, Lübeck, Bath, Dresden – von der Zerstörung Europas aus der Luft

Von Dr. Jan Zimmermann

Lübeck im Bild festgehalten und an-schließend verwertet wurden. Grundsätz-lich spielte das individuelle Schicksal derOpfer keine große Rolle: eine anonyme

Zahl war alles, was veröffentlicht wurde,die Schilderung individueller Schicksaleblieb ausgeklammert. Dazu passt, dassanscheinend kaum Fotos von Opfern ent-standen sind – zumindest gingen solchenicht in die wenigen zeitgenössischen Pu-

blikationen ein. Das entsprach der Propa-gandarichtlinie, dass die Veröffentlichungvon Fotos toter oder schwer verletzterdeutscher Soldaten ein Tabu war.

Anders sah esdagegen bei dertextlichen undbildlichen Be-schreibung der ma-teriellen Schädenaus. Zwar hatte esbritische Angriffeaus der Luft schonseit 1940 gegeben,vor allem in West-deutschland, aufdie Hafenstädte ander Nordsee, Ham-burg und Berlin.Lübeck aber trafder erste Flächen-angriff, mit derVorgabe des briti-schen Luftkriegs-strategen GeneralArthur Harris, einedeutsche Stadt in

ihr Herz zu treffen und damit die „Moral“der Bevölkerung zu untergraben. DiesemZiel entgegenlaufend fiel es der deut-schen Propaganda allerdings leicht, denAngriff auf Lübeck als den Terrorangriffdarzustellen, der er war: Die militärisch

Mit der Veröffentlichung von Jörg Friedrichs Buch „Der Brand“ über die Luftangriffe auf deutsche Städte imZweiten Weltkrieg und dessen breiter öffentlicher Rezeption begann im Herbst 2002 eine neue Phase in der ge-schichtlichen Reflektion der Deutschen auf ihre Vergangenheit. Der 60. Jahrestag des Angriffs auf Dresden bedeu-tete einen weiteren Höhepunkt der Rückschau. Drei Jahre vor der Zerstörung Dresdens hatte es in der Nacht vom28. auf den 29. März 1942 Lübeck getroffen: Die Zerstörung Europas aus der Luft kehrte sich jetzt gegen dieUrhebernation.

Ein Profi am Werk: Vermutlich eine Aufnahme von Karl Braune, mit Blick von denSt.-Petri-Gewölben in die Schmiedestraße und auf St. Aegidien

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unbedeutende Altstadt mit ihren Bauwer-ken und Bewohnern war der Zielmittel-punkt, Bahnhof und Hafen als strategi-sche, waren zusätzliche Ziele.

Natürlich verlor die deutsche Bericht-erstattung auch kein Wort über die zuvoraus der Luft geführten Angriffe der deut-schen Luftwaffe auf Städte in anderenLändern (die Diskussion über „gerecht-fertigte“ strategische Angriffe möchte ichnicht führen – Ausgangslage der Luftan-griffe war ein von Deutschland begonne-ner Krieg). Geschildert wurde einzig dieZerstörung von Bau- und Kunstdenkmä-lern: als ein Angriff auf ein europäischesKulturerbe. Der „Völkische Beobachter“titelte am 31. März 1942 zu Castelli-Fo-tos der noch unzerstörten Altstadt: „Die-ses Lübeck bombardierten britische Bar-baren“; von Warschau, Rotterdam undCoventry natürlich kein Wort.

Mitte 1942 erlaubte die deutsche Pro-paganda noch die publizistische Verwer-tung des Angriffs auf Lübeck. So brach-ten neben der „Deutschen Wochenschau“Tageszeitungen mehr oder weniger aus-führliche Meldungen von den Zerstörun-gen, und die Hochglanzzeitschrift „Kunstim Deutschen Reich“ zeigte im Architek-turteil ihrer Juli-Ausgabe 1942 eine Ge-

genüberstellung von Castelli-Fotos undFotos der Staatlichen Bildstelle in Berlinvor und nach dem Angriff. Außer den be-kannten Luftaufnahmen, die WilhelmCastelli am Tag nach dem Angriff mach-te, war es vor allem Karl Braune, der alslokaler NSDAP-Funktionär mit offiziel-ler Genehmigung die Schäden dokumen-tierte. Von auswärts kamen „PK-Bericht-erstatter“ (PK für Propagandakompanie),um die Zerstörungen zu fotografieren.Eine anschließend als Pressefoto verbrei-tete Aufnahme zeigte das ausgebrannteInnere des Doms. Ein Farbfoto vom zer-störten Kleinen Bauhof und Dom, aufge-nommen von Benno Wundshammer, er-schien im Juni 1942 in „Signal“, der Pro-pagandazeitschrift der Wehrmacht“. Die-se wurde in mehreren Sprachen (auch inDeutsch) nur im Ausland vertrieben undverkauft. Ein weiterer Artikel mit Fotosaus Lübeck und Rostock erschien im Juliin derselben Zeitschrift.

Neben den professionellen Fotografenmachten auch zahlreiche Amateure wäh-rend des Angriffs und in den Tagendanach Aufnahmen: Ein Fotografieverbothat in den ersten Tagen vermutlich nochnicht bestanden – zumindest fehlt dafürbislang ein Beleg, und offensichtliche

Amateurfotos zeigen noch rauchendeTrümmer und einstürzende Domtürme.Erst nach dem ersten Schrecken der ers-ten Tage scheint die Gestapo ein entspre-chendes Verbot ausgesprochen haben,wie es in den edierten Augenzeugenbe-richten zu lesen ist. Auch Künstler wid-meten sich in den Wochen nach Palma-rum der Ruinenlandschaft: Der Hambur-ger Maler Edgar Hopf fertigte seine be-kannte, düstere Serie mit Kohlezeichnun-gen an, die erstaunlicherweise 1943 inLübeck und Kiel ausgestellt werdenkonnte. Die „Lübeckischen Blätter“ ga-ben ihrer Ausgabe vom 7. Juni 1942 unterdem Titel „Der letzte Gruß“ eine Kunst-druckbeilage mit Zeichnungen mehrererKünstler bei, darunter Arbeiten von Wil-helm Schodde und Hans Peters. Im Som-mer 1943 fertigte ein Wernigeroder Malermit dem leicht skurrilen Namen HannsBeatus Pürschel eine Serie von Zeichnun-gen der Lübecker Ruinenlandschaft an,die in einer schlichten Mappe unter demTitel „Lübeck 1943“ erschien - ohne dasssich deren möglicherweise erst nach demKrieg liegendes Erscheinen datieren lässt.

Filmaufnahmen entstanden nicht nurfür die „Deutsche Wochenschau“: Auf-nahmen machten auch der Bildstellenlei-

Dom- und Museumsruinen hinter Grün: Farbaufnahme des Drägerwerks aus dem Sommer 1942

Palmarum 1942 in Bildern

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Dienstagsvorträge22.03. Annegret und Hans-Jürgen Jolitz sowie Günter Schulz, Lübeck

Von Zebras, Giraffen, Nashörnern und Pinguinen …– Eine Fotoreise von Johannesburg bis Kapstadt –gemeinsam mit der Photographischen Gesellschaft Lübeck

29.03. Dr. Peter Guttkuhn, Lübeck125 Jahre Lübecker Synagoge. Am 10. Juni 1880 fand die feierliche Einweihung statt.

Alle Veranstaltungen sind öffentlich.Veranstalter: Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit

Ort: Großer Saal des Gesellschaftshauses, Königstr. 5Eintritt frei – Beginn 19.30 Uhr

ter der Flieger-Erprobungsstelle in Lü-beck-Travemünde auf dem Priwall, Wal-ter Mettel, der Lübecker Kaufmann Ha-rald Olie sowie der Fotograf Willi Beutlervon der Landesbildstelle Hansa in Ham-burg. Aber auch die Mächtigen in Berlinwaren an den Auswirkungen des Luftan-griffs interessiert, nicht zuletzt, um dasVersagen von Reichsluftmarschall Gö-ring zu dokumentieren: Verschollen, aberbelegt sind Aufnahmen, die Goebbels undHimmler voneinander unabhängig anfer-tigen ließen, die einen im Tagebuch vonGoebbels, die anderen in den im Bundes-archiv verwahrten Aktenbestand der SS.

Unter anderem an Görings Luftfahrt-ministerium ging eine weitere, umfang-reiche fotografische Dokumentation derZerstörungen in Lübeck, und dies explizitmit dem Ziel, die Wirkung der verschie-denen Bombenformen zu zeigen. Ange-fertigt wurden die über dreihundert Auf-nahmen vom Direktor der DrägerwerkeWilhelm Haase-Lampe und seiner Mitar-beiterin Luise Schmidt bis zum Septem-ber 1942. Von den in jeweils vier Albenzusammengefassten Fotos ging ein Ex-emplar an das Reichsluftfahrtministeri-um, eines an das Lübecker Polizeipräsidi-um und eines an das Drägerwerk. Aus denAufnahmen ragen die zu dieser Zeit nochnicht alltäglichen Farbfotos heraus, ange-fertigt auf Agfacolor-Filmen. Ein zerstör-ter Dom inmitten grüner Bäume, einstrahlend blauer Himmel über backstei-nernen Turmstümpfen und Ruinen – wiebei frühen Farbfilmaufnahmen wirken dieZerstörungen gleich weniger fern und fürjemanden, der es nicht erlebt hat, plasti-scher und vorstellbarer.

Während die Aufnahmen des Dräger-werkes als geheim klassifiziert wurden,erschien eine andere Serie von Zerstö-rungsfotos als gedruckte Broschüre. Her-ausgegeben wurde die 80-seitige Ankla-geschrift von dem in Rostock lehrenden

Kunsthistoriker Oscar Gehrig, verlegtwurde sie im Verlag Erasmusdruck derBerliner Papierfabrikanten GebrüderKrause. Unter dem Namen „Lübeck und

Rostock“ waren die Auswirkungen derAngriffe auf die beiden Hansestädte (Ro-stock: 23.-26.3.1942) in Fotos vor undnach der Zerstörung zu sehen. Wie die

Seltene Dokumentation: Fassadenreste an der Untertrave und die Turmstümpfe von St.Marien aus Oscar Gehrigs Broschüre aus dem Jahre 1942

Palmarum 1942 in Bildern

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80 Lübeckische Blätter 2005/6

Broschüre vertrieben wurde, lässt sichnicht mehr feststellen. In Bibliotheken istder Titel selten, eine Titelaufnahme derPreußischen Staatsbibliothek existiert,aber ein Buchhandelsnachweis fehlt; derVerfasser dieser Zeilen konnte seinExemplar nach mehrjähriger Suche beieinem schwedischen Antiquar erwerben.Da in der Nationalbibliothek in Rom einExemplar in italienischer Sprache exis-tiert, wurde die Broschüre möglicher-weise als Propagandaschrift des Ober-kommandos der Wehrmacht verteilt.

1943 trat Oscar Gehrig ein zweitesMal als Autor einer Broschüre mit derDokumentation alliierter Luftangriffeauf, diesmal ganz offensichtlich im offizi-ellen Propagandaauftrag: Seine Bildzu-sammenstellung „Bomben auf die euro-päische Kultur“ lässt sich außer in derdeutschen auch in einer französischen,italienischen, dänischen, niederländi-schen, portugiesischen Fassung nachwei-sen; weitere Sprachversionen sind zu ver-muten. Die Fotosammlung dokumentier-te die Zerstörungen durch alliierte Bom-bardements in Aachen, Essen, Kassel,Köln, Lübeck, Rostock, München,Mainz, Nürnberg, genauso aber auch inGenua, Neapel, Palermo, Turin und Sev-res bei Paris. Natürlich zeigte die Propa-gandaschrift Gehrigs nur die eine Seite.Erst wenn man sich die Zerstörungendurch deutsche Angriffe aus der Luft hin-zudenkt, ob mit Flugzeugen oder spätermit den V1- und V2-Waffen – die nebenLondon und anderen englischen Städten

vor allem Lüttich und Antwerpen trafen –dann ist in der Gesamtschau Gehrigs Bro-schürentitel gerechtfertigt.

Auf alliierter Seite dienten Fotos undFantasiezeichnungen vom Angriff aufLübeck ebenfalls als propagandistischeWaffe: So brachte das amerikanische„Life“-Magazin in seiner Juni-Ausgabe1942 ein ganzseitiges Luftbild, das diezerstörten Bereiche der Altstadt aus senk-rechter Perspektive zeigt. Deutlich er-kennbar sind auf dem Foto die dachlosenHäuser, von denen nur noch Mauern undFassaden stehen. Erkennbar allerdings istauch, dass viele der massiven mittelalter-lichen Brandmauern den Angriff über-standen hatten: Die Leerflächen, die mitder Trümmerräumung entstanden, fehlenauf der Aufnahme noch. Begleitet wirddas Foto von einem Luftbild aus Rostockund einer, mit dem Wissen um die Opfer,zynischen Bildbeschreibung, beginnend„Rostock and Lübeck are the best bom-bing jobs the British have done since theParis Renault tank factory.“: Hier wurdeder Angriff auf eine Panzerfabrik mit demAngriff auf die bewohnte Lübecker Alt-stadt verglichen. Anders als die deutschenPublikationen zeigte das „Life“-Magazindie Folgen der Luftangriffe auf beidenSeiten: Der Doppelseite zu Lübeck undRostock ging ein Bericht über einen dervon Hitler befohlenen „Baedeker-Angrif-fe“ auf das englische Bath voran.

Der amerikanische Konzern Westing-house warb in einer Anzeige für seine Elek-tromotoren, die in Flugzeuge eingebaut

wurden. Der Text der Anzeige über einemBild der zerstörten mittleren Breiten Straßesprach von amerikanischen Kampfbom-bern, die hier weitere „impressive remin-ders“ (eindrucksvolle Mahnungen) hinter-lassen würden: Das war innerhalb der Alt-stadt zum Glück aber nicht der Fall. InGroßbritannien thematisierte ein Plakat(die Dokumentation von Lutz Wilde zeigtes auf dem Einband) den Angriff auf Lü-beck, stellte unter dem Titel „Back themup!“ allerdings die Zerstörung kriegswich-tiger Hafen- und Werfteinrichtungen text-lich und bildlich voran; nur im Bildhinter-grund des Plakates ist die durch einen derDoppeltürme angedeutete Silhouette derbrennenden Altstadt zu erkennen.

Die Schilderung der bildlichen Re-zeption des Luftangriffs auf Lübeck lässtsich sicher ergänzen, insbesondere umBeispiele aus den neutralen Ländern –wie wurde der Angriff auf das benachbar-te Lübeck zum Beispiel in Schweden auf-genommen? All die genannten Bildbei-spiele, ob von deutscher oder alliierterSeite, zeigen aber auch schon mit den Be-legen nur von den Kombattanten, dass derAngriff auf Lübeck mit der Vernichtungseiner Kulturschätze ein Geschehnis ingrößeren Zusammenhängen war. Eine lo-kale Katastrophe, aber auch eine neueStufe des Schreckens in der von Deutsch-land losgetretenen Selbstzerstörung Eu-ropas. In dieser Weise muss der Angriffauf Lübeck stets erinnert werden: als einGlied der Kette von „Bomben auf die eu-ropäische Kultur“.

Ein kleines Stück Ordnung in der Ruinenlandschaft des Kauf-leuteviertels: Zeichnung von Hanns Beatus Püschel, 1943

Links: Helmut Kraussers Blick aus der Kleinen Kiesau auf denTurm von St. Petri: aus der Beilage zu den „Lübeckischen Blät-tern“ vom Juni 1942

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Lübeckische Blätter 2005/6 81

Liebe Mitglieder,nach meinem letzten Brief im Okto-

ber des Vorjahres möchte ich Ihnenwieder einmal kurz über die Gemein-nützige berichten:

1. Seit dem verheerenden Brand inder Bibliothek in Weimar haben wirauch in unserem Hause Königstraße 5das Brandrisiko und den Brandschutzüberprüfen lassen. Es werden einigeMaßnahmen notwendig, um das Risikozu vermindern.

2. An vielen Orten ist in Deutsch-land eine Erinnerung an das 200. To-desjahr von Friedrich Schiller vorgese-hen. Wir werden am 08. Mai eine Aus-stellung im Gesellschaftshaus eröffnenund auch Teile unseres Bestandes anBüchern der Lübecker Schiller-Stiftungin unserer Bibliothek zeigen können.Auch die Litterärischen Gesprächewidmen sich Schiller. Wir freuen unsauf Ihren Besuch.

3. Am 05.04. um 19.30 Uhr habenSie im Rahmen unserer Dienstagsvor-träge noch einmal die Gelegenheit, un-sere 200-Jahr-Feier in der St.-Petrikir-che zu sehen, bei der die Vorsteher-schaft in Kostümen des Theaters dieGründung und das Wirken der Gemein-nützigen spielte. Die verschiedenenOrchester und Schauspielgruppen un-serer Musikschule wirkten eindrucks-voll mit. Professor Dr. von der Osten-Sacken hat darüber einen Film gedreht.

4. Wiederholen möchte ich die Bit-te, dass auch Ehepartner oder Lebens-

gefährten unserer Mitglieder zu dem er-mäßigten Jahresbeitrag von 27,50 EuroMitglied bei uns werden sollten. Sie wer-den verstehen, dass wir uns ständig umneue Mitglieder bemühen müssen. Wirhaben auch einen neuen Flyer erstellt mitdem Mitgliedsantrag.

5. Gern möchten wir auch Ihre Kinderschon früh zu unseren Mitgliedern zäh-len. In unserer Satzung heißt es „Jugend-liche und in der Ausbildung befindlicheMitglieder zahlen einen ermäßigten Bei-trag, längstens jedoch bis zur Vollendungdes 30. Lebensjahres“. Machen Sie dochbitte davon Gebrauch und rufen Sie unse-re Frau Lammers unter der Telefonnum-mer 7 54 54 an.

6. Erfreut kann ich berichten, dass unswieder eine verantwortungsvolle Lübe-cker Bürgerin in ihrem Testament bedachthat. Sicherlich im Vertrauen in die verant-wortungsvolle Arbeit der Gemeinnützi-gen hat Frau Lisbeth Holst uns ihrGrundstück Wakenitzmauer 27 übereig-net.

7. Im zweiten Halbjahr verleihen wirwieder den Preis für

Jugend und Gesundheit für private eh-renamtliche Initiativen, die zum Wohlevon Kindern und Jugendlichen tätig sindsowie den Suhl-Preis für einen Lehrer fürsein über den normalen Schuldienst hin-ausgehendes Engagement in ein vom ihmbetreutes Objekt.

Haben auch Sie dazu Vorschläge?8. In das von Herrn Rolf Wiswe uns

überlassene Grundstück Ratzeburger Al-

lee 34 ist inzwischen unsere Kunst-schule eingezogen. Wir möchten Ihnenan einem

Tag der offenen Tür am Sonnabend,den 21. Mai, von 14.00 bis 16.00 Uhr

die Räume und die sehr erfolgreicheArbeit dieser Kunstschule für Kinder,Jugendliche und auch Erwachsene vor-stellen. Kommen Sie bitte zahlreich.

9. Schon heute möchte ich Ihnen dieTermine unserer nächsten Veranstaltun-gen im Hause Königstraße 5 nennenund Sie bitten, daran teilzunehmen:

Sommerfest „Night of flames“ am25. Juni, 19.00 Uhr

Beratungsversammlung am 19. Ok-tober, 19.00 Uhr

Stiftungsfest am 4. November,18.00 Uhr.

10. KurzmitteilungenVom Bildersaal richten wir die

Treppe zum Garten wieder her.Der Eingang des Gesellschaftshau-

ses erhält eine neue Form.Im Flur des Gesellschaftshauses

können Sie die bisherigen Hauseigentü-mer ablesen.

Eine neue Lautsprecheranlage imGesellschaftshaus ist beauftragt wor-den.

Sie können bald mit einer neuen In-ternetdarstellung der Gemeinnützigenrechnen.

Sehr herzlich grüße ich Sie undwünsche Ihnen frohe und erholsameOstertage Ihr

Helmut Wischmeyer, Direktor

Brief des Direktors

Nachrichten aus der Gemeinnützigen Gesellschaft

Lübeck hat sich bei seiner Bewerbungum den Titel einer Kulturhauptstadtbisher recht schwer und offensichtlichnicht besonders erfolgreich hervorgetan.Hätte man dabei das vorgesehene Pro-gramm der 17 Veranstaltungen des außer-gewöhnlich anspruchsvollen und vielsei-tigen musikalischen Angebots des dies-jährigen Schleswig-Holstein Musik-Fes-tivals für Lübeck mit einbezogen, gäbe eskaum einen anderen Bewerber, der daskulturelle Angebot unserer Stadt über-

Ausblick auf Lübecker Veranstaltungendes Schleswig-Holstein Musik-Festivals 2005

trumpfen könnte. Wenn nun nach Absol-vierung musikalischer Glanzzeiten euro-päischer Musiknationen wie Frankreich,England oder Böhmen im 20. Jahr desFestivals das fernöstliche „Japan – Inselder Klänge“ als Festival-Schwerpunkt ge-nannt wird, mag man sich verwundert fra-gen, was dieses unserer Kultur so ferneLand musikalisch zu bieten habe. Da be-lehrt uns das Festival eines Besseren.Selbst an kleineren Orten im Lande wirdwieder Justus Frantzens „Flächenbrand“

mit einer derartigen Vielzahl fremdlän-disch-aparter und informativer Veranstal-tungen angefacht, dass man staunenmuss.

Bevor über einzelne Lübecker Veran-staltungen im Detail berichtet wird, solleine Übersicht hiesiger Konzerte die Viel-falt deutlich machen, die ein agiles Teamvon Mitarbeitern der Festival-Leitung zu-sammengestellt hat. Dass sich ein armesLand wie Schleswig-Holstein eine derar-tige Vielzahl an Auftritten renommierter

Festival 2005 in Lübeck

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82 Lübeckische Blätter 2005/6

Künstler leisten kann, erscheint kaumvorstellbar. Doch Rolf Beck und seinTeam machen’s möglich. Ihnen sei Dankgesagt, dass sich (betuchte) Musikfreun-de auf Programme freuen dürfen, die vonaußergewöhnlich hohem Niveau geprägtsein werden. Mit einer „Jazz PianoNight“ starten Festival und Jazz Balticaam 30. Juni in Lübecks Musik- und Kon-gresshalle. Das Programm exquisiter Kla-vierimprovisationen einer kleinen Grup-pe wird von Don Friedmann angeführt.Chick Corea steuert mit seiner Formationeigene Exkursionen in die Welt des Jazzbei. Gleich darauf folgt am 11. Juli einopernhafter Höhepunkt bei der konzer-tanten Aufführung von R. Straussens „Sa-lome“ mit Dresdens Sächsischer Staats-kapelle unter Marc Albrecht und mit nam-haften Gesangssolisten. BuddhistischeRitualgesänge der japanischen Shingon-Schule erklingen am 16. Juli in St. Petri.

Noch japanischer wird es am 22. Juliin der MuK, wenn das NEXUS-Perkussi-ons-Orchester zusammen mit dem Festi-val-Orchester unter Chr. EschenbachsLeitung auftritt und Kompositionen vonT. Takemitsu und Prokofieff (Violinkon-zert) spielt. Am 25. Juli leitet Festival-Di-rektor Rolf Beck seine Chorakademiedes SHMF bei einer Aufführung von Mo-zarts „Vesperae solennes de confessore“und dessen c-Moll-Messe mit Solistenund dem japanischen KammerorchesterKanazawa.

Für Lübecks Musikhochschule bietetdas NEXUS-Percussions-Ensemble am

27. Juli einen Workshop an. Dabei wirdder immense Reichtum an Ideen beiSchlagwerk-Visionen deutlich werden.Bei einer „Romantischen Violinnacht“will sich Nigel Kennedy bei Violinkon-zerten von E. Elgar und E. Mlynarski malnicht als Geigen-Clown, sondern als Ver-treter der E-Musik präsentieren, um „eineBrücke zu schlagen zwischen den Genresund den Erwartungen der Menschen anverschiedene Arten von Musik.“ Dernamhafte englische Orchesterleiter Chris-topher Hogwood dirigiert am 8. August inder MuK das Schleswig-Holstein Festi-val- Orchester bei Werken von Haydn,Mendelssohn und Schubert. Es ist bemer-kenswert, dass seit 1995 in der Kapelleder Kobe Shoin Women’s University eineGesamtaufnahme der rund 200 Kirchen-kantaten J. S. Bachs mit dem Bach-Colle-gium Japan und japanischen Solisten un-ter Leitung von Masaaki Suzuki entstan-den ist. Am 12. August erklingen in Lü-becks St. Marien die Kantate „Herr JesuChrist, wahr’ Mensch und Gott“, dasKonzert für 2 Violinen d-Moll und das„Magnificat“ D-Dur mit diesem En-semble.

Zum 50. Todestag Thomas Mannsveranstaltet das Buddenbrookhaus einemusikalische Nachtlesung in der Kathari-nenkirche mit Lesung (Monica Bleibtreu)und Akkordeon-Musik (Teodoro Anzel-lotti). An der Diskussion nehmen u. a. K.Harpprecht, S. Lenz, H. Maier, Fr. Mannund das Ehepaar I. und W. Jens teil. AlsEhrengast ist der Bundespräsident einge-

laden. Am 14. August spielt in der MuKBerlins Deutsches Symphonie-Orchesterunter Kent Nagano Sinfonien von G.Mahler (Nr. 10) und A. Bruckner (Nr. 6).Als Orgelkonzert besonderer Art hat Ma-saaki Suzuki für sein Spiel am 19. Augustauf der St. Jakobi-Orgel Werke von Bux-tehude, Froberger und Sweelinck ausge-wählt.

Wem es glückt, Eintrittskarten zu er-werben, kann am 20. August den Kla-vierabend von Alfred Brendel in derMuK besuchen. Er spielt Mozart-Variati-onen, Schumanns „Kreisleriana“, Schu-berts Moment Musical D 780 und eineHaydn-Sonate C-Dur. Zum 80. Geburts-tag der Jazz-Legende Oscar Peterson trittin der MuK der Altmeister selbst amKlavier mit einer kleinen Formation auf.Christoph von Dohnányi bestreitet mitseinem NDR-Sinfonieorchester am 27.und 28. August das diesjährige Ab-schlusskonzert mit vielseitigem Pro-gramm. Es beginnt mit Ligetis „Atmos-phères“ und lässt Wagners Lohengrin-Vorspiel folgen. Anne Schwanewilms(Sopran) singt die „Vier letzten Lieder“von R. Strauss. Mit Beethovens 7. Sinfo-nie wird ein Schlusspunkt gesetzt. AlsNachzügler folgt noch am 10. Septemberein Beethoven-Sonatenabend in derMuK mit der Pianistin Mitsuko Uchida,Tochter einer japanischen Diplomatenfa-milie.

Da behaupte einer nur, Lübeck werdemit Musik-Kultur nicht verwöhnt!

Hans Millies

Mehr noch als beim Schauspiel hatder Spielplan im Musiktheater ein eige-nes Gepräge. Neben der Operette unddem Musical bildet eine klassische, eineromantische und eine französische Operdas Grundgerüst. Ergänzt wird es durchein Werk eines bedeutenden Komponis-ten der klassischen Moderne und das ei-nes skandinavischen Komponisten. Die-ses abwechslungsreiche Gefüge wirdauch in der folgenden Saison beibehalten,erweitert allerdings dadurch, dass nebenBerg als modernem Klassiker noch einWerk Brittens folgt. Neu ist zudem derPlan, eine Kammeroper in den Kammer-spielen aufzuführen.

Wie üblich beginnt die Saison mit ei-nem Werk eines der ganz großen Opern-

Von Verdi bis Britten – ein verheißungsvoller SpielplanVorschau auf die Opernsaison 2005/2006 am Theater Lübeck

komponisten, diesmal mit Verdis „DonCarlos“, gleichzeitig als Beitrag des The-aters zum Schillerjahr (Premiere: 2. Sep-tember 2005). Immer wieder hatte Verdisich mit dem Drama Schillers beschäftigt.1867 als Fünfakter für Paris komponiertwird er in Lübeck in der vieraktigen, 1881für Italien geschaffenen Version aufge-führt. GMD Roman Brogli-Sacher wirddirigieren und Dieter Kaegi, der mit Ver-dis „Masnadieri“ und der „Margarethe“noch lebhaft in Erinnerung ist, wird ins-zenieren.

Als zweite Premiere folgt dann am 23.September das immer wieder gern ge-spielte Musical „Cabaret“, das in der Vi-bach-Ära in Lübeck uraufgeführt wurde.Es verbindet Tragik mit Unterhaltung.

Ludwig Pflanz dirigiert und MichaelScheidl besorgt wie schon in „Hänsel undGretel“ die Inszenierung.

Mit dem „Don Giovanni“ folgt dannam 21. Oktober Mozarts vielleicht bedeu-tendste Oper. Frank Maximilian Hubewird die musikalische Leitung haben, fürdie Inszenierung zeichnet Jakob Peters-Messer, dessen Wirken aus der „Tosca“bekannt ist.

In einer Koproduktion mit dem Thea-ter Malmö, zu dem nach 50 Jahren Bezie-hungen wieder aufgenommen werden,entsteht „Der Schatten“ (zunächst nochArbeitstitel) nach einem Märchen H. C.Andersens als ein Beitrag zum internatio-nal begangenen Gedenkjahr für den gro-ßen dänischen Erzähler (Uraufführung: 2.

Der neue Opernspielplan

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Lübeckische Blätter 2005/6 83

November). Der Komponist Hans Gefors(*1952), dessen „Der Wolf kommt“ in derSpielzeit 2003/2004 zu erleben war, kon-zipiert dieses Werk so, dass es in denKammerspielen aufgeführt werden kann.Für dieses zusätzlich Projekt hat das The-ater Sponsoren gefunden.

Am 9. Dezember öffnet sich dann derVorhang für Emmerich Kálmáns „Csár-dásfürstin“, eine der erfolgreichsten Ope-retten überhaupt. Ludwig Pflanz wird dieAufführung leiten.

Die Oper „Rasputin“ des bedeutendenFinnen Einojuhani Rautavaara (*1928),2003 in Helsinki uraufgeführt, würdigtedie internationale Presse als „ein großesStück zeitgenössischen Musiktheaters“.Sie ist am 11. Februar als erste Inszenie-rung im Jahr 2006 geplant. Immerhin sinddie Finnen selbst auf Lübeck zugekom-men, dieses Werk in Anerkennung derVerdienste des Theaters um die zeitgenös-sische skandinavische Oper als deutscheErstaufführung auf die Bühne zu bringen.Generalintendant Marc Adam wird insze-nieren und GMD Roman Brogli-Sacherdirigieren.

Am 10. März folgt dann der „Wer-ther“ von Jules Massenet, 1891 in Wei-mar uraufgeführt. Dieses Werk der fran-zösischen lyrisch-dramatischen Opersteht zu unrecht ein wenig im Schattender bekannteren „Manon“. Didier von Or-lowsky, dessen „Tristan“-Inszenierunggroße Anerkennung fand, steht wieder zur

Blick in den Zuschauerraum des Großen Hauses

Verfügung und Frank Maximilian Hubedirigiert.

In der Zusammenarbeit von RomanBrogli-Sacher und Marc Adam wird Al-ban Bergs „Wozzeck“ am 22. April Pre-miere haben. Dieses wohl bedeutendsteOpernwerk des beginnenden 20. Jahrhun-derts ist trotz seiner atonalen Musik vongrößter Wirkung. Die Spielzeit beschließtam 2. Juni Benjamin Brittens „AlbertHerring“. Die Opern Brittens sind in Lü-

beck immer wieder auf dem Spielplan.Dieses Werk, eine komische, kammermu-sikalisch konzipierte Oper, ist eine akti-onsreiche Gesellschaftssatire. Sie wirdwieder in der Zusammenarbeit von F. M.Hube und J. Peters-Messer zu sehen sein.

Strawinskys „The Rake’s Progress“,Humperdincks „Hänsel und Gretel“ undVerdis „Tosca“ ergänzen als Wiederauf-nahmen den vielseitigen Spielplan.

Arndt Voß

In einer Pressekonferenz am 11.3.2005 wurde der Öffentlichkeit der neueSpielplan vorgestellt GeneralintendantMarc Adam begrüßte die Anwesenden,und vor dem Hintergrund der sehr erfolg-reichen laufenden Saison drückte er seineFreude aus, nunmehr die 6. Spielzeit pla-nen zu können. Die ausgewählten Stückeder neuen Saison verknüpften Unterhal-tung mit dem zentralen Anliegen des The-aters, der Gesellschaft einen Spiegel vor-zuhalten. Adam setzt auf Dialog zwischenTheater und Stadt, Theater und Region.

Betrachtet man die Stückauswahl, sofällt auf, dass so gut wie alle sich auch fürjugendliches Publikum eignen, dass siesinnvoll auch in den Unterricht der Schu-le eingebunden werden könnten. DasTheater lässt sich darüber hinaus viel ein-fallen, um neue Zuschauergruppen zu in-

Schauspiel 2005/2006: Besonderes Angebot an die JugendStart am 9. September mit „Orpheus steigt herab“ von Tennessee Williams

teressieren. Die Dramaturgen Karla Mä-der und Matthias Heidt erläuterten dasSchauspielprogramm. Gestartet wird am9. September 2005 mit einer modernenOrpheus-Adaption von Tennessee Wil-liams. In dem Melodram „Orpheus steigtherab“ ist es ein Nachtclub-Sänger, derals attraktiver Fremder mit seiner Anzie-hungskraft das soziale Gefüge einerKleinstadt durcheinander bringt undschließlich vom Mob umgebracht wird.Denn durch ihn werden Schattenseitendes Zusammenlebens sichtbar, die keinersehen will.

Bereits die zweite Premiere am 24.September präsentiert einen Zeitgenos-sen: „Maurer“ ist eine Komödie des itali-enischen Autors Edoardo Erba ( * 1954),in Rom bereits ein Kultstück: Es ist,schreibt Susanne Schäfer im Spielplan-

überblick, „ ein treffender Kommentarzur derzeitigen Situation vieler Theaterund zur Bedeutung von Kunst und Kulturin Europa“.

Zwei Maurer versuchen, nachts ille-gal in einem Theater eine Mauer querüber die Bühne zu errichten, um für einenangrenzenden Supermarkt Lagerfläche zuschaffen. Dabei begegnet ihnen FräuleinJulie, in die sich beide verlieben - amEnde siegt die Kunst über den Kommerz.

Es folgt ein weiteres Kultstück, die„Feuerzangenbowle“, das seit der Verfil-mung mit Heinz Rühmann sicherlich je-dem gut bekannt ist. Premiere ist am 14.Oktober.

Das Theater als Ort, an dem sich dieGesellschaft über sich selbst verständigt,indem sie sich in kritischer Spiegelungkomplexe Sachverhalte vergegenwärtigt

Das Schauspiel in der nächsten Saison

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84 Lübeckische Blätter 2005/6

(Schäfer ) - so wird es das Publikum ineinem weiteren Gegenwartsstück erlebenkönnen. Es handelt sich um die Urauffüh-rung einer „Satire aus der globalen Fi-nanzwelt“ mit dem Titel „Westworld“.Die Autorin Ulrike Dietmann (*1964)kann am Beispiel der InvestmentbankerinClarissa Morgentau, die auch noch als Pa-tientin der Psychiatrie die Finanzmärktedurcheinanderbringt, demonstrieren: Un-terhaltung kann das Vehikel zum Verste-hen sein. (Premiere: 25. November)

Als großes klassisches Stück dieserSpielzeit hat Shakespeares Tragödie„König Lear“ am 6. Januar 2006 Premie-re. Es wurde zuletzt vor zwanzig Jahrenin Lübeck gespielt und bietet nun für Rai-ner Luxem eine große Rolle zum Ab-schied, denn er geht mit Ende der Spiel-zeit in den Ruhestand.

Lear ist der klassische Tragödienheldpar excellence, er verkörpert menschli-che Hybris in extremer Steigerung undzerstört damit seine Welt, seine Tochter,sich selbst.

Rainer Werner Fassbinders „Katzel-macher“ kommt am 17. Februar auf dieBühne. Vergleichbar mit Grundlinien inTennessee Williams „Orpheus“-Stück istes auch hier der Fremde, diesmal ein grie-chischer Gastarbeiter in der deutschenProvinz, der Neid und Mißgunst der Ein-heimischen auf sich zieht, bis er Opfer ih-rer Gewalttätigkeit wird.

Das zweite klassische Stück der neuenSaison ist Büchners märchenhafte Komö-die „Leonce und Lena“, eine Rebelliongegen die öde Vernunft der konformen

Welt und damit letztlich ein politischesStück. (17. März 2006)

Anknüpfend an die „Sekretärinnen“wird auch in der kommenden Spielzeiteine musikalische Revue mit Liedern undChansons geboten. Unter dem Titel „Fai-tes vos jeux!“ sind die Zuschauer ab 13.April zu Gast in einem Spielcasino.

Als deutsche Erstaufführung bringtdas Theater am 19. Mai das Schauspiel„Sommertag“ des norwegischen Drama-tikers Jon Fosse (* 1959) heraus. Es istein subtiles Stück, von melancholischerErinnerung einer Frau geprägt, die mitdem Blick aus dem Fenster auf das Meerin ihre Vergangenheit zurückschaut.

Wie dieses dritte Stück in den Kam-merspielen sind auch zwei weitere von dendrei Studioproduktionen Texte von Gegen-wartsautoren. Vorgesehen ist „Blueprint“von der in Lübeck lebenden Autorin Char-lotte Kerner (* 1950), ein Science fiction-Stück über das Thema „Klonen“ , das durchden Jugendroman sowie die Verfilmungschon sehr bekannt ist.

Geplant wird weiterhin Strindbergs„Fräulein Julie“, ein Drama über Macht-konflikte in einer hierarchisch strukturier-ten Gesellschaft, das einerseits an die ge-genwärtige Produktion der „Zofen“ erin-nert, andererseits Bezug zu Edoardo Er-bas „Maurern“ hat.

Schließlich wird Kai Hensels (*1965)Ein-Personen-Stück „Klamms Krieg“ in-szeniert. Gezeigt wird hier das Psycho-gramm eines Lehrers, der mit seinenSchülern im Krieg liegt. Diese Produkti-on kann auch in Schulen gezeigt werden.

Damit macht das Theater einen weite-ren Schritt auf die Jugendlichen, auf dieSchulen zu. Schon seit längerem bietet esim „Jugendclub“ jungen Leuten die Mög-lichkeit, selbst eine Inszenierung einzu-studieren. Im „Presseclub“ können Ju-gendliche lernen, Kritiken zu schreiben.

Die Zahl der sehr günstigen Abos, dievon der Gemeinnützigen mitfinanziertwerden , ist auf 400 gestiegen.

Weitergeführt werden auch die Paten-schaften, die Ensemblemitglieder- außerden Bühnenkünstlern auch Techniker,Handwerker etc. - Schulklassen anbieten.Eine Klasse kann ihrem Paten bei seinerArbeit „über die Schulter sehen“, Theaterim Entstehen erleben und damit eine ferti-ge Produktion viel besser verstehen. An-sprechpartnerin ist die TheaterpädagoginKaroline Goebel.

Überdies versucht das Theater auch,in engeren Kontakt mit Unternehmen derWirtschaft zu treten und macht hier be-sondere Angebote, um die Verbindungzwischen Wirtschaft und Kultur zu inten-sivieren.

Die von Marc Adam akzentuierte Auf-gabe, als Theater einzutreten in einen Di-alog mit denen, für die gespielt wird,kann mit dem gewählten Repertoire undden begleitenden Aktivitäten erfolgreichGestalt gewinnen.

Die Energie und Phantasie, mit der dieVerantwortlichen ihre öffentliche Aufga-be wahrnehmen, verdient unsere Aner-kennung. Wir – das Publikum – freuenuns auch auf die sechste Spielzeit vonMarc Adam. Günter Kohfeldt

Die Bemühungen der Philharmoniker,wieder mehr Besucher für ihre Konzertezu begeistern, zahlen sich aus. Nicht nurdie Auslastung bei den Konzerten, son-dern auch die Anzahl der Abonnenten istdeutlich gestiegen. So ist es nicht ver-wunderlich, dass das Programm der neu-en Saison ein ganz ähnliches Muster wiedas der vergangenen trägt. Bewährt hatsich die kluge Programmgestaltung. Siezeigt deutlich das Bemühen, die Folge ineinen Zusammenhang zu stellen, auchwenn die Mottos diesmal fehlen. GMDRoman Brogli-Sacher nutzt auch wiederQuerverweise der sinfonischen Stückeauf die Bühnenwerke und setzt den be-geistert aufgenommenen Beethovenzyk-

Sinfonisches Programm mit breitem SpektrumVorschau auf die Konzertsaison 2005/2006 der Lübecker Philharmoniker

lus fort. Fünf der Konzerte wird er selbstleiten, die vier weiteren werden Gästeübernehmen. Unter den Solisten sind wie-der Kräfte des Theaterensembles und Or-chestermitglieder zu erleben, aber auchinternational gefeierte Stars.

Das erste Konzert (11./12 September)setzt sich mit dem Tod auseinander. AlbanBergs Violinkonzert steht dabei am An-fang, womit gleichzeitig auf dessen Oper„Wozzeck“ verwiesen wird. Solist ist In-golf Turban, der mit dem Philharmoni-schen Kammerorchester bereits zusam-mengearbeitet hat. Strauss’ „Tod und Ver-klärung“ und Schuberts „Unvollendete“vervollständigen das von GMD Brogli-Sacher geleitete Programm.

Im zweiten Konzert (13./14 Novem-ber) steht Prof. Dr. Max Pommer als Gastvor dem Orchester. Er wendet sich in sei-nem Programm der Barockmusik zu, diein den letzten Jahren gar nicht vertretenwar. Dem Beginn mit Griegs „Aus Hol-bergs Zeit“, seiner „Suite im alten Stil“,folgt Bachs Kantate „Ich habe genug“, inder der am Theater engagierte BaritonGerard Quinn zu hören ist. Danach folgtBachs Fuge (2. Ricercata) aus dem „Mu-sikalischen Opfer“ in der BearbeitungAnton Weberns und die bekannte Ouver-türe h-Moll mit Thomas Biermann, demSolo-Flötisten der Philharmoniker.

Im dritten Konzert (27./28. Novem-ber) führt GMD Brogli-Sacher seinen

Vorschau auf Konzertsaison 2005/06

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Lübeckische Blätter 2005/6 85

Beethoven-Zyklus mit der zweiten undsechsten Sinfonie fort.

Philippe Bender, 1942 geboren, setztim vierten Konzert (8./9. Januar 2006)französische Akzente. Nach Ravels „LeTombeau de Couperin“ folgt dessen „Kla-vierkonzert für die linke Hand“, gespieltvon Jean Louis Steuermann. Der Pianisthatte bereits mit dem Klavierkonzert vonDetlev Glanert großen Eindruck gemacht.Zum Abschluss erklingt die lange nichtmehr gespielte d-Moll-Sinfonie vonCeasar Franck.

Beim fünften Konzert (19./20. Febru-ar) steht Yeruham Scharowsky vor demOrchester. In seinem Programm nimmtder „Cantus Arcticus“ des Finnen Eino-juhani Rautavaara Bezug auf den „Raspu-tin“, der im Theater gespielt wird. Undmit der Aufführung der 1. Sinfonie f-Mollehrt Scharowsky seinen LandsmannSchostakowitsch zum 100sten Geburts-tag. Eingebettet ist das e-Moll-Violinkon-zert Mendelssohn Bartholdys, gespieltvon Corey Cherovsek, der sich jüngst inder Berliner Philharmonie einen großenErfolg erspielt hat.

Im Programm am 19. und 20. Märzdirigiert GMD Brogli-Sacher anfangszwei Werke von Mozart, dessen „Don Gi-ovanni“ am Theater gegeben wird. Essind die Haffner-Sinfonie KV 385 unddas C-Dur-Klavierkonzert KV 467. Solis-tin ist die erfolgreiche Margarita Höhen-rieder, die nach einer Mutterschaftspause

auf das Podium zurückkehrt. Im zweitenTeil erklingt Brahms’ 2. Sinfonie.

Der Amerikaner David Effron kommtam 7./8. Mai mit einem ungewöhnlichenKonzertprogramm. Am Anfang steht„Sensemaya“ des Mexikaners SilvestreRevueltas. Dann folgt „Adios nonino“von Astor Piazzolla, das Lothar Henselspielt, der auch noch eine Auswahl eige-ner Tangos darbieten wird. Hensel hat mitseinem Bandoneon nicht den ersten Auf-tritt in Lübeck. Zum Abschluss erklingtCharles Ives’ 2. Sinfonie, mit der derNordamerikaner im spätromantischenStil amerikanische Mentalität heraufbe-schwört.

Das achte Konzert (11./12. Juni) ehrtden Lübecker Friedhelm Döhl zu dessen70. Geburtstag. Am Anfang erklingt alsUraufführung des kreativen Komponis-ten eine „Phantasie für Orchester“, fürdie der Arbeitstitel „Rückblick mitSchumann“ gewählt ist. Es folgt Döhls„Sinfonie für Cello und Orchester (Wieim Versuch wieder Sprache zu gewin-nen)“. Heinrich Schiff, der bedeutendeCellist, wird (wie bei der Uraufführung1981 mit dem Rundfunk-Sinfonie-Or-chester Saarbrücken) den Solopart über-nehmen. Den Abschluss bildet sinnvol-lerweise ein Werk Schumanns, die 2.Sinfonie.

Im Saison-Schlusskonzert (9./10. Juli)gestaltet GMD Brogli Sacher GustavMahlers große 6. Sinfonie, die „Tragi-

sche“ und greift damit auf die Grundstim-mung des Anfangskonzertes zurück.

Der Elan des Lübecker GMDs istgroß. So sind noch zwei weitere Sonder-konzerte unter seiner Leitung vorgese-hen, ein Extrakonzert und das Neujahrs-konzert. Für das Extrakonzert arbeitenMusikhochschule, Theater Lübeck undMuK als die hauptsächlichen Träger desMusiklebens zusammen. Geplant ist eineAufführung von Berlioz’ „Symphoniefantastique“ und eines Auftragswerkes,über das noch verhandelt wird.

Im Neujahrskonzert wird Beethovens„Neunte“ aufgeführt. Mardi Byers, Vero-nika Waldner und Gerard Quinn vomTheater stehen als Gesangssolisten be-reits fest. Der Theater-Chor wird durchdie Lübecker Singakademie und denKantorei-Chor St. Lorenz, Travemünde,verstärkt.

Neun Kammerkonzerte, teils mit sehrbesonderen Programmen und Besetzun-gen, ergänzen die Vielfalt des Angebots.Wie in den vorherigen Spielzeiten sindauch vier Kinder- und Familienkonzertevorgesehen. Die Themen sind „Mozart -Ein Komponistenleben“, „Peter und derWolf“, „Die Pastorale“ und „Der Früh-ling“. Die sorgfältige Planung mit Anga-ben für das geeignete Alter zeigt, dassman die Aufgabe ernst nimmt, gerade denjungen Menschen den Weg ins Theaterund in das Konzert zu ebnen.

Arndt Voß

1.Im Alter von 83 Jahren verstirbt am

30.1. in der Nähe von Basel der ehemali-ge Pastor Ulrich Böhme, früher Lehreram Katharineum, CDU-Mitglied der Bür-gerschaft und langjähriges Mitglied desRedaktionsausschusses.

Zum neuen Rektor der Lübecker Uni-versität, der im Mai sein Amt antritt, wirdder Mediziner Prof. Dieter Dominiak (57)gewählt.

2.Die Arbeitslosenquote in Lübeck be-

trägt nach Inkrafttreten von Hartz IV imJanuar 2005 20,8 % = 21.323 Personen,eine Steigerung um 45,6 %. Erstmals sindin diesen Zahlen auch die ehemaligen So-zialhilfeempfänger enthalten, die in dasArbeitslosengeld II wechseln.

Der städtische Jurist Claus Strätz solldie Vorwürfe gegen den Bereich Markt-

Lübecker Chronik Februar 2005wesen wegen Vergabe von Marktständenprüfen, der bisherige Leiter des BereichesHelmut Häffner (62) plant gemeinsameAktivitäten mit dem Vorstand des Schau-stellerverbandes nach seinem Eintritt inden Ruhestand.

3.Die beiden Bankräuber, die die Volks-

bank-Filiale in der Ratzeburger Alleeüberfallen haben, wurden durch dasLandgericht zu neun bzw. zehn JahrenHaft verurteilt.

Der Alternative wird als Ersatzstand-ort der Bauhof am Buniamshof angebo-ten, ein Einverständnis ist noch nicht er-zielt.

4.Die Hauptwasserleitung nach Trave-

münde bricht in der Ivendorfer Landstra-ße, Travemünde war zwei Stunden ohneWasser.

Der ehemalige schleswig-holsteini-sche Ministerpräsident Björn Engholmwird zum Ehrensenator der Musikhoch-schule ernannt.

9.Ein Fußweg zwischen Kaiserallee und

Strandpromenade in Travemünde ist anden Unternehmer Klaus Dreyer – vorbe-haltlich der Genehmigung durch die städ-tischen Gremien – für 93.000 € verkauftworden. Die Bürgerschaft setzt einenSonderausschuss ein, der die Umständeder Vergabe und einen eventuellen Zu-sammenhang mit einer Spende an dieCDU klären soll.

10.Das vorweihnachtliche Benefizkon-

zert des Kiwanis-Clubs in St. Petri er-bringt 10.000 € für die Musik- undKunstschule.

Chronik Februar

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86 Lübeckische Blätter 2005/6

Die „Aktion Lübeck hilft“ hat in Zu-sammenarbeit mit dem Nautischen Vereindie ersten 16 Fischerboote aus den Spen-dengeldern für Kathalowa in Auftrag ge-geben.

11.Bundeskanzler Schröder sagt wäh-

rend eines Besuches des Lübecker Hafensdie Elektrifizierung der Strecke Hamburg– Lübeck – Travemünde zu.

12.Der VfB gewinnt als neue Wirt-

schaftsratsmitglieder Harald Jaeger undAchim Brüning.

Im Alter von 90 Jahren stirbt Oberstu-diendirektor Hans-Heinrich Mandel, frü-herer Lehrer im Katharineum und am Se-minar für Gymnasien.

14.Die Abwassergebühren werden ab

01.05. um 33 %, d. h. von 2,54 € auf 3,38€ pro m3 steigen.

15.Das leer stehende Brinkmann-Haus

am Padelügger Weg wird vom Möbel-Discounter Poco übernommen. Bei einemInvestitionsvolumen von über 1 Millionsollen 40 Arbeitskräfte eingestellt wer-den.

16.Seinen 80. Geburtstag begeht der

Gründungsrektor und Ehrensenator derMusikhochschule, früher Organist amDom und Hauptabteilungsleiter im NDR,Uwe Röhl, er wird mit einem Gottesdienstund einem Empfang im Dom geehrt.

17.Ein Großfeuer am Glashüttenweg ver-

nichtet ein Lager der Firma Erasco, zweiMillionen Konserven verbrennen. DerSchaden beträgt rund 2,5 Millionen Euro.

18.Die Zahl der Straftaten ist in Lübeck im

Jahre 2004 um 12,86 % zurückgegangen.29.708 Fälle wurden polizeilich erfasst.Die Aufklärungsquote betrug 51,6 %.

20.Bei der Wahl zum Schleswig-Hol-

steinischen Landtag werden die drei Di-rektkandidaten der SPD, WolfgangBaasch (47) im Wahlkreis 37, Hans Mül-ler (56) im Wahlkreis 36 und ThomasRother (45) gewählt. Von der CDU undden anderen Parteien kommen auch überdie Landesliste keine Kandidaten aus Lü-beck in den Landtag. Auch bei den Zweit-stimmen lag die SPD weit vorn: 43,8 %für die SPD, 34,5 % CDU, 6,2 % FDP, 7,3% Grüne, 2,1 % SSW, 1,6 % PDS, 2,5 %NPD und 2 % Sonstige. Die Wahlbeteili-gung betrug 60,3 %.

Auf Landesebene erhalten CDU undFDP nicht die Mehrheit zu einer Regie-rungsbildung. SPD und Grüne wollen mitDuldung des SSW eine Minderheitsregie-rung bilden.

Der Fraktionsvorsitzende der CDU inder Bürgerschaft, Klaus Puschaddel (56),erklärt, nicht als Bürgermeisterkandidat beider Direktwahl am 4.9.2005 anzutreten.

21.Mit einem Empfang für geladene Gäs-

te eröffnet Peek & Cloppenburg am

Markt seine Filiale. Dr. Tim Homann vonder Unternehmensleitung betont, dass dasUnternehmen sowohl im Angebot wieauch in Standort und Architektur auf Qua-lität gesetzt habe.

23.Theo Dräger (67) gibt Ende Juni sei-

nen Vorstandsvorsitz bei der Dräger AGauf, Nachfolger wird Stefan Dräger (42),Sohn von Dr. Christian Dräger.

24.Die Bürgerschaft setzt sich für den

Verbleib der Gerichtsmedizin an der Uni-versität in Lübeck ein.

25.Dr. Wolfgang Reiter wird nach 20-

jähriger Tätigkeit im Marienkrankenhausin den Ruhestand verabschiedet.

Der Nautische Verein feiert sein 135.Stiftungsfest in der Schiffergesellschaft.

27.Seinen 70. Geburtstag feiert der Re-

dakteur dieser Blätter und Mitarbeiter derLN, Helmut von der Lippe.

28.Die Bauarbeiten am Hauptbahnhof

werden wieder aufgenommen.Manfred Vesper (65), Förster der

Försterei Wesloe, zu der das Lauerholzund ein Holzhof gehören, geht in den Ru-hestand.

Renate Junghans (45), Bereichsleite-rin für Statistik und Wahlen bei der Stadt-verwaltung, kandidiert für die CDU beider Bürgermeisterwahl in Stockelsdorf.

hjw

LITERATUR · THEATER · MUSIK · AUSSTELLUNGEN · VERANSTALTUNGEN

TheaterMakabre Welt der „Zofen“im Großen Haus

In seinen beiden letzten Inszenierun-gen widmete sich das Theater Lübeck derWelt der untergeordneten weiblichenDienste. Nach den „Sekretärinnen“ sindes jetzt „Die Zofen“, wieder ein reinesFrauenstück und nach dem Liederabendin den Kammerspielen diesmal im Gro-ßen Haus eine Kammeroper. Sie dauertnur eine und eine viertel Stunde, ist aberim Anspruch durchaus groß. Drei Perso-nen nur benötigt sie, die Madame und ihrebeiden Zofen. Claire und Solange, gede-

mütigt und gepeinigt, sind Schwesternund spielen sich ihren Lebensfrust vonder Seele, schlüpfen abwechselnd in dieRolle der Madame, wenn diese nicht zuHause ist, wobei dann die andere zu die-nen hat. Dieses Spiel ist böse, getriebenvon Macht und besitzergreifender Beses-senheit. Es entgleitet immer mehr undführt im totalen Selbstverlust zum Mordoder Selbstmord, weil eine Schwester dieandere zwingt, ihr rollengerecht den derMadame zugedachten vergifteten Tee zureichen.

Die Vorlage, Jean Genets 1947 in Pa-ris uraufgeführtes Stück „Les Bonnes“,ist im Libretto verkürzt, fast in der Art ei-ner Nummernoper angelegt. Ragnar Lyth

hat es zusammengestellt, Jenny Svenssones sehr sangbar ins Deutsche übersetzt.Das infame, tiefgründige Spiel der beidenSchwestern wird vereinfacht, vor allemdas Mitspiel der „Gnädigen Frau“ machtden Text aber so der Musik zugänglich. Inihr verbindet Peter Bengtson, 1961 inStockholm geboren, die wechselnden Be-wusstseinsebenen der Schwestern mit ei-genen Klangsphären. Das beginnt beimgesprochenen Dialog, der in wenigenMomenten der Besinnung über das eige-ne Tun die Realität wiedergibt, führt stu-fenartig weiter über melodramatische,dann nüchtern rezitativische bis hin zugefühlsbetont ariosen Partien. Die Rolleder Claire kennzeichnet sogar Koloratu-

Theater

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Lübeckische Blätter 2005/6 87

ren, die das affektierte Wesen der Ma-dame abbilden. Musikalische Versatzstü-cke wie der hochpathetische Ausdruckvon Wagner oder Strauss gaukeln großeGefühle vor, so wie die ausgeliehene Er-fahrungswelt aus der Filmmusik sich de-ren Darstellungsklischees aneignet.

Die wechselnde Stilistik verlangt be-wegliche Stimmführung bei den Ausfüh-renden. Claire wird von einem Gast ge-staltet. Donna Ellen, Kanadierin mit vielErfahrung im dramatischen Fach, aberauch mit zeitgenössischer Musik, singtihre Rolle in wunderbarer Klarheit undLeichtigkeit bemerkenswert eindringlich.Ebenbürtig ist ihr Veronika Waldner mitder Solange. Wie schon im „Tristan“ alsBrangäne überzeugt auch hier ihr starkesSpiel und ihr wandlungsfähiger Mezzoso-pran, der von Zartgefühl bis hin zum Hassalle Schattierungen bringt, der zudemnoch von großer Textverständlichkeit ist.Und auch die Schwedin Elenor Wiman,ebenfalls als Gast für diese Produktionengagiert, fügt sich in der kürzeren Partieals Madame beachtlich ein. Das farbigeOrchester mit kleiner Streicherbesetzung,je zwei Hörnern und Posaunen, Harfe,

Szene aus der Kammeroper „Die Zofen“

Harmonium, Kla-vier und zweiSchlagzeugern leis-tete unter der Lei-tung von Frank Ma-ximilian Hube Her-vorragendes, zumales dadurch, dass esaus dem Orchester-graben herausge-holt ist, optischständig präsent unddem Bühnenge-schehen ebenbürtigwird.

Großen Anteilan dem starken Ein-druck hat die Aus-stattung SibylleS c h m a l b r o c k s .Eine riesige halb-runde Treppe, diesich mit Jugendstil-elementen in dasTheater einfügt,füllt den Bühnen-raum – Symbol fürdas Auf und Ab desLebens. „Unten“,da agieren die Zo-fen, und die Ma-dame steigt vonoben zu ihnenherab. Im unteren

Teil ist die Treppe wie zu einer Totenfeiermit üppigen Blumensträußen bestellt.Darüber weht zu Solanges Schluss-Arieein Vorhang, ein überdimensionales Lei-chentuch. Unten befindet sich als Spiel-plattform ein überdimensionales Bett. Einunordentlicher Kleiderhaufen verstärktden Eindruck von Liederlichkeit. Hier vorallem entwickelt sich das todbringendeSpiel. Wolf Widders Inszenierung ver-langt den Sängerinnen dabei alles ab,macht diese Oper zu einem erregendenTheatererlebnis.

Langer Applaus bei der Premiere, denauch der Komponist entgegennehmenkonnte. Arndt Voß

Combinale-Theater:Empfänger unbekannt

„Adressat unbekannt“ („Adressunknown“) ist der Titel eines Kurzromansin Briefform der Amerikanerin KathrinKressmann Taylor, der zunächst 1938 unddann 1995 mit großem Erfolg in den USAveröffentlicht wurde, 2000 in Deutsch-land erschien und inzwischen auch Über-setzung mit dem Titel „Empfänger unbe-

kannt“ als Bühnenstück heraus. Der In-halt ist die Veränderung einer beruflichenPartnerschaft und persönlich engenFreundschaft zu einer Entfremdung undschließlich fatal endenden Feindschaft.Martin Schulse kehrt mit seiner Familie1932 aus San Francisco nach Deutsch-land zurück. Sein jüdischer Freund undKollege Max Eisenstein betreibt weiter-hin die Kunstgalerie in Kalifornien, ander Martin noch beteiligt ist. Ihre Korres-pondenz spiegelt die Wandlungen in ih-rem persönlichen Verhältnis. Schulse, derin München, der „Hauptstadt der Bewe-gung“, ein luxuriöses Leben führt, gerätzunehmend in den Sog des Nationalsozia-lismus, mutiert von einem kritischen Li-beralen zu einem fanatischen Opportunis-ten und Amtsträger innerhalb des Nazi-Systems. Er kündigt Max die Freund-schaft, verweigert dessen Schwester Hil-fe, die dann von SA-Leuten ermordetwird. Daraufhin schreibt dieser ihm Brie-fe, die für den Empfänger ein fatales Endebedeuten.

Kressmann Taylor schrieb den kurzenRoman aufgrund einer Anregung von ge-fundenen Briefen. Ihr Text ist intensivund dicht geschrieben, konkret und di-rekt, stellenweise bis in eine makabre Iro-nie gesteigert, so zum Beispiel, wenn derbedrohte Nazi Martin seinen ehemaligenjüdischen Freund Max um Mitleid bittetmit den Worten: „Weißt Du, was es heißt,in ein Konzentrationslager gebracht zuwerden?“

Die Aufgabe, die sich die DarstellerUlli Hausmann und Wolfgang Benning-hoven und ihre Regisseurin StephanieKunz gestellt hatten, war nun, aus demBrief(wechsel)roman ein wirksamesBühnenstück zu machen.

Zwei Grundzüge kennzeichnen dieKonzeption: Erstens wurden Anfang undEnde verbunden: es beginnt damit, dassdie beiden Freunde vor den Trümmern ih-res Verhältnisses sitzen, ihre Korrespon-denz liegt in einzelnen Blättern verstreutauf dem Boden. Das Bühnenbild vonMatthias Möbius symbolisiert die Brü-chigkeit ihres Verhältnisses, ihre gleichenAnzüge zeigen die ursprüngliche Identi-tät. Und das Stück endet damit, dass diebeiden wieder in der gleichen Position sit-zen, während der letzte Brief, der nichtmehr ankam, ihnen aus den Händen fällt.Der zweite Grundzug betrifft den Vortragder geschriebenen Briefe: Der jeweiligeSchreiber liest seinen Text vor, der Adres-sat ist dabei anwesend, hört zu, reagiert,ohne zu sprechen. Es ist ein quasi surrea-listischer Ansatz, denn das Publikum ist

Theater

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88 Lübeckische Blätter 2005/6

sich bewusst, dass die beiden – realistischgesehen – einige Tausend Kilometer von-einander entfernt sind. Die dramatischeWirkung wird jedoch dadurch deutlichverstärkt: Während der Schreiber desBriefes „vorliest“, Inhaltliches vermittelt,zeigt der stumme Empfänger gleichzeitigdurch Mimik und Körpersprache seineReaktion darauf.

Es entsteht ein Dialog, bei demjeweils ein Partner sprachlos kommuni-ziert. Für die Darsteller bedeutet das einintensives und sensibles Zusammenspiel.Die jahrelange Zusammenarbeit der bei-den Spieler und der Regisseurin war si-cher eine Hilfe, dass sie diese schwierigeAufgabe überzeugend lösten. Im Einzel-nen gehört dazu die Darstellung der je-weiligen Veränderungen. Wolfgang Ben-ninghoven ist zunächst der lockere, kriti-sche Liberale, der Skeptiker gegenüberder „Bewegung“, dann der opportunisti-sche Mitläufer und schließlich der fanati-sche Nazi und zeigt auch in der Körper-haltung die zunehmende Verkrampfungdes Verkünders der angeblichen Wahr-heit. Ulli Hausmann wandelt sich vomcharmanten, selbstironischen Freund undGeschäftsmann über den besorgten Bru-der bis hin zum pathologisch intrigantenRächer. Die unterschiedlich verlaufendeEntpersönlichkeit der ursprünglichenFreunde macht die eigentliche Aktion undWirkung des Stückes aus, dem sich dasPublikum nicht entziehen konnte.

Die Regiekonzeption und die entspre-chende Darstellung der beiden Akteurevermeidet einen Scheinrealismus, der aufüberwiegend emotionale Betroffenheitzielt. Dadurch hebt sich das Stück ab voneinem nur auf das aktuelle Datum bezo-genen Inhalt, verstärkt die grundsätzlicheAussage über die psychologische Wir-kung einer Ideologie, die das Individuumvernichtet.

Die literarische Qualität des Textesund die ihrer Darstellung im Combinale-Theater sollten über die inhaltliche undkünstlerische Rezeption hinaus als Anre-gung für eine kritische Diskussion nichtnur vom „üblichen“ Theaterpublikum ge-nutzt werden, sondern besonders auchvon Schülergruppen. Es lohnt sich auf je-den Fall. Rudolf Höppner

„Demokratie“in den Kammerspielen

Dass es das noch gibt: ein reines Wort-Stück von gut zweieinhalb Stunden Auf-führungsdauer, ohne Gags, ohne Musik,ohne Videoeinspielungen – und auch

ohne ein opulentes Bühnenbild (Ausstat-tung: Beate Zoff). Nur variabel sich öff-nende Türen, Lichtwechsel – und aller-dings das originale Konferenzgestühl ausdem Palais Schaumburg. Womit wir beimThema wären: Der Guillaume-Affäre inder ersten Hälfte der 1970er Jahre.Anders als Oliver Storz in seinem Fern-sehspiel „Im Schatten der Macht“ (von2003, soeben erneut in der ARD gezeigt),strebt Kai Festersen, der Regisseur derLübecker „Demokratie“-Aufführung,keine imitatorisch-realistische Annähe-rung an die wirklichen Personen jenerZeit an, was bei einem zwangsläufig vor-gegebenen Herren-Ensemble auch nurschlechtes Kabarett generieren würde.Und auch der Verfasser des im September2003 in London uraufgeführten Schau-spiels lädt mit der Vielzahl von Moment-aufnahmen aus wechselnden Perspekti-ven nur selten zu behaglichem Verweilenein. Michael Frayn heißt er und ist demLübecker Publikum durch seine Farce„Der reinste Wahnsinn“ (1985), später„Der nackte Wahnsinn“ (2001, ebenfallsin den Kammerspielen) bekannt gewor-den. Mit seinem viel beachteten Roman„Das Spionagespiel“ (Originaltitel„Spies“, 2002) hat Frayn zudem bewie-sen, dass er zu den ganz wenigen engli-schen Autoren gehört, die sich in derdeutschen Geschichte auskennen.

„Demokratie“ ist als Politthriller, alshistorische Kolportage eingestuft wor-den. Der informierte deutsche Betrachter,zumal in Lübeck, der Geburtsstadt WillyBrandts, wird sehr wohl deutlich erinnertwerden an die turbulenten Vorgänge umdas Misstrauensvotum von 1972 und diefinale Enttarnung des DDR-Spions Gün-

ter Guillaume im Jahre 1974; Besucherder Aufführungen in London oder gar inNew York (dort im Jahr 2004) mögen, sosteht zu hoffen, dem Gerangel unter demihnen eher unbekannten Polit-Personalgenug entnommen haben über die Machi-nationen der Macht, die im Grundsatzstets wirksam sind – ob nun in der Water-gate-Affäre oder im Lübeck-Travemün-der Waterkanten-Sonderausschuss wg. 35Meter Strandwegs … Die Vorbildung desPublikums ist dabei allerdings ebensowünschenswert wie die Bereitschaft, ei-nem stark dialoglastigen Stück seine Auf-merksamkeit zu schenken.

Das war beim Premierenpublikum inden voll besetzten Kammerspielen, da-runter Lübecker SPD-Prominenz,durchaus der Fall, obwohl, wir sagten es,Kai Festersens Inszenierung keine – ge-gebenenfalls sogar amüsante – Kopie derzu einem guten Teil ja noch unter uns wei-lenden Persönlichkeiten anstrebt. AmEhesten ist dies noch bei Rainer LuxemsVerkörperung des ebenso generösen wielabilen Kanzlers der Fall. Und wenn er„Frreunde“ sagt, ist ihm auch ein An-Klang an Brandts Idiom erlaubt. Der ausMeißen stammende Horst Westphal (erspielte 2003 den Großvater in „Das Fest“)ist schon von der Mundart her für eine ge-wisse Affinität zu Herbert Wehner prä-destiniert, während Silvio Caha wenigvon Helmut Schmidt zu haben scheint.(oder hat sich der immer noch sehr prä-sente Elder Statesman über unsere ver-blassenden Erinnerungen gelegt?) FlorianHacke ist allenfalls ein verschlossener,ansonsten korrekter Beamter und kein un-durchsichtiger Günther Nollau, währendNeven Nöthig die Agilität des allzu sorg-

Szene aus dem Schauspiel „Demokratie“

Theater

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losen Ex-Freiburger Professors HorstEhmke schon gut „rüberbringt“. In klei-neren Rollen komplettieren Sven Simonund Philipp Romann das West-Ensemble.

Ihm sind Günter Guillaume und sein –historisch am wenigsten belegter – Füh-rungsoffizier Arno Kretschmann gegenü-bergestellt. Sie durchbrechen in ihrer dra-maturgischen Funktion jeglichen Ansatzzu einem sich verfestigenden Illusions-theater, indem beispielsweise DietrichNeumann alias Kretschmann imaginär inein Gespräch zwischen Guillaume undWehner eintritt und dieses (und anderes)im Vordergrund nach Art des epischenTheaters aus östlicher Perspektive kom-mentiert. Martin Schwartengräberschließlich verleiht seinem ebenso devo-ten wie beflissenen Guillaume nichtzuletzt dann komödiantische Züge, wenndieser observiertermaßen in Bedrängniszu geraten droht …

Nach seinem „Menschenfeind“ (vorgenau zwei Jahren) hat das Team Fester-sen/Zoff wiederum eine sehr ansprechen-de Inszenierung vorgelegt. Ihm und demganzen Ensemble dankte das Premieren-publikum mit demonstrativem Beifall.

Klaus Brenneke

MusikSechstes Sinfoniekonzert desPhilharmonischen Orchestersder Hansestadt Lübeck und25-jähriges Jubiläum derOrchesterfreunde

Ein ganz großes Konzert war dassechste Konzert (13./14. März 2005) derLübecker Philharmoniker. Sie bestätigtendamit in trefflicher Weise, dass die „Or-chesterfreunde Lübeck/Förderverein fürOrchester und Konzertsaal der Hanse-stadt Lübeck“, die im Anschluss an dasSonntagskonzert im Foyer der MuK ihr25-jähriges Jubiläum feierten, sich für et-was einsetzen, das wahrlich förderungs-würdig ist. Denn die zwei Werke im Kon-zertprogramm waren in jeder Hinsicht re-präsentabel für eine große Leistungsfä-higkeit. Die wurde auch in der Hinsichthonoriert, dass das Konzert wie seltenausgebucht war. Überhaupt zeichnet sicheine erfreuliche Steigerung bei den Besu-cherzahlen, sogar bei den Abonnementsab, ein Beleg, dass die kontinuierlich guteArbeit anerkannt wird.

Auf dem Programm stand im erstenTeil ein sehr apartes Werk. Es was das„Konzert für Tuba und Orchester f-Moll“,

1985 von John Williams komponiert.Williams, 1932 in New York geboren, hatals Filmkomponist und Dirigent einenbeispiellosen Erfolg. „E. T.“, „Star Wars“,„Jurassic Park“, „Schindlers Liste“ oder„Harry Potter“ haben seine Musik weitverbreitet. Etwas von der plakativenSchreibweise war bei seinem Konzert fürdas ungewöhnliche Soloinstrument zuspüren. Sie ist tonal und hat eine Klang-sprache, die an Strauss, in einigen Partienan den frühen Strawinsky erinnert. Den-noch gibt sie dem Solisten alles, was erbenötigt, sein Instrument in allen Schat-tierungen vorzuführen, aber auch mitWitz und Spannung sich im Dialog mitanderen Klangfarben zu präsentieren. Dererste Satz hat zudem eine große Kadenz,die vollendete Leichtigkeit bei den Ar-peggien, den großen Sprüngen, der virtu-osen Zungentechnik verlangt. Der zweiteSatz dialogisiert mit anderen Instrumen-ten, strömt sich in weiten, empfindsamenmelodischen Bögen aus, während derletzte von unbändiger Spiellaune geprägtist. Als Solist hat Markus Hötzel, Solo-Tubist der NDR-Sinfoniker, mit seinemSpiel das Publikum für sich und sein In-strument gewonnen.

Dies Werk war ein vortrefflicher Auf-takt zu Richard Strauss’ „Alpensinfonie“und passte sehr gut zu der stimmungshaftmalenden Haltung dieser grandiosen Al-penwanderung mit ihren Naturschilde-rungen, ihren idyllischen Momenten undwilden Ausbrüchen. GMD Roman Brog-li-Sacher leistete imponierende Dirigier-tätigkeit und führte die spannungsvollagierenden Philharmoniker in großer Li-nie von Steigerung zu Steigerung, ließ dieThemen plastisch und in Ruhe sich entwi-ckeln, schwelgte im Wohlklang. Seltenhat man solch einen großen Beifall füreine Wiedergabe gehört.

Strauss verlangt ein Orchester, das fürdieses farbige Werk auf über einhundertMusiker erweitert werden musste. Diestark differenzierende Besetzung, die ei-nen großen Streichersatz, ein reichhalti-ges Bläseraufgebot, viel Schlagwerk,aber auch eine Orgel vorschreibt, kannnur in einem Raum richtig klingen, dersolche vielseitige Möglichkeiten wie dieMuK besitzt. Und auch dies darf sich derVerein bei seinem Jubiläum zugute hal-ten, dass Lübeck mit seiner Hilfe heuteeinen der besten Konzertsäle im nord-deutschen Raum besitzt, einen Saal, dersolche Aufführungen erlaubt.

So war das anschließende Fest vondieser Dankbarkeit für das Erreichte ge-prägt. Der amtierende Vorsitzende der

„Orchesterfreunde“ Günter Zschackeblickte zwar mit Stolz auf das Geleistete,warb aber in Gesellschaft und Politik an-gesichts der knappen öffentlichen Mitteldafür, weiterhin die Kulturinstitutionentatkräftig zu unterstützen. In Anerken-nung seines großen ehrenamtlichen undinnovativen Einsatzes seit 25 Jahren, zu-nächst als Vorsitzender des „Vereins Kon-zertsaal für Lübeck“, dann als zweiterVorsitzender der „Orchesterfreunde“,wurde Dr. Walter Trautsch die „Furt-wängler-Medaille“ überreicht.

Als Sprecher der Philharmonikerdankte der Flötist Thomas Biermann für25 Jahre Förderung. Seit 10 Jahren habedas Orchester mit der MuK und dem The-ater zwei unvergleichbar schöne Spiel-stätte – wie kaum ein anderes Orchesterin Deutschland. Auch seine Kollegenschlossen sich an. Klingend zunächst dieFagottisten, denen der Verein ein neuesKontrafagott gestiftet hatte, und dann einBlechbläserquintett mit einem schmissi-gen Medley.

Arndt Voß

Junges Duo mit erfolgreichemDebüt im Kolosseum

Es war ein anregender Abend, wiesich ihn Selbstmusizierende wünschen:Das junge und durch Wettbewerbsteilnah-me gut aufeinander eingearbeitete DuoJermolaj Albiker (Violine) und Sara J.Koch (Klavier) musizierte beim Vereinder Musikfreunde im Kolosseum ein vor-bildliches Programm. Da sich beideKünstler bei der Auswahl des DeutschenMusikrats qualifiziert haben, durfte m angewiss sein, ein anregendes Debut zu er-leben, dessen Gage gewiss noch nicht un-bezahlbare Höhe erklommen haben wird.Bei der Planung und Durchführung seinerjährlichen Kammermusikreihe hat derVerein mit diesem Konzertangebot erneutseine Spitzenposition im Musikleben un-serer Stadt unter Beweis gestellt. Willman sich mit dem Titel einer Kulturhaupt-stadt schmücken, verdient ein solchesUnternehmen Anerkennung und Förde-rung; auch dann, wenn die Fülle ziemlichkulturloser Pop- und Sportveranstaltun-gen tausendmal mehr Besucher anlockt.Deshalb sei auch Dank dafür gesagt, dassder Veranstalter zu jedem Konzert Frei-karten an Schulen vergibt.

Die Vortragsfolge bot im Gegensatzzum reinen Beethoven-Programm desGuarneri-Quartetts mit Werken von Bachbis Ravel Kostproben verschiedener Sti-lepochen. Vor dem beschwerlichen Weg

Musik

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zum Ruhm und Anerkennung brauchtsich dieses Duo nicht zu scheuen. Daswurde sogleich beim Vortrag derBach’schen Partita für Violine-solo d-Moll deutlich. Zart gegliederte Dynamikin der Allemande sorgte für ausdrucksvol-le Linienführung, die aber keinesfallsakademisch wirkte. Dadurch erhielt derBeginn des Konzerts einen noblen Auf-takt. Er steigerte sich in geläufiger Cou-rante und stolz schreitender Sarabande.Von der temperamentvollen Gigue erwar-tete man Einführung zur berühmten Cha-conne. Sie bedeutet ein barockes Muster-beispiel für mehrstimmige Satzkunst aufder Geige und ist auf den heute straff ge-spannten Bögen nur schwer zu bewälti-gen. Aus unerfindlichen Gründen spielteaber J. Albiker diesen Satz nicht. Das warsehr schade und nicht üblich.

Bei F. Schuberts „Konzertstück vollervirtuoser Effekte“ – seiner Fantasie C-Dur für Violine und Klavier – spielte derGeiger anfangs sehr zurückhaltend. Trotzweit geöffneten Flügels entstand dennochAusgewogenheit im Zusammenklang.Doch nun steigerte sich der für Kammer-musik ideal geeignete Klang der vomMusikrat zur Verfügung gestellten Stradi-vari zu strahlender Aussage besonders inhoher Lage. Damit waren alle Vorausset-zungen gegeben für eine dramatisch ge-färbte Wiedergabe der Beethoven’schenKreutzersonate. In allen Sätzen steuerteman eine Interpretation an, die durch ihreIntensität imponierte. Im Eifer des Einsat-zes ließ sich stellenweise das Klavierdazu hinreißen, die Führung zu stark ansich zu ziehen. Das aber animierte denPartner zu besonders tonschönem Ein-satz.

Er nutzte auswendig die Chance, beidem mit unglaublich hochgestochenenHexereien von Flageoletts, Piccicati undFingerakrobatik aufgeputzten „Tzigane“von M. Ravel alle geigerischen Registerzu ziehen. Der Erbauer des Instrumentswird 1703 nicht geahnt haben, zu wel-chem Feuerwerk sein Instrument einesTages fähig sein würde. Doch wirkte dasSpiel beider Partner nie manieriert, son-dern war bestimmt von ernster Leistungs-bereitschaft, die von den Zuhörern mitviel Beifall aufgenommen wurde.

Hans Millies

Erhebende Feier zur Passionin Kücknitz

Zu einer erhebenden und besinnlichenFeierstunde gestaltete der St.-Johannes-Chor am Sonntag Laetare die „Chor- und

Orgelmusik zur Passion“ in Kücknitz. Or-ganist und Kantor Norbert Drechsler hatsich beim Aufbau des Konzertes einenschönen „Trick“ einfallen lassen. Orgel-und Chorwerke behandelten, jeweilsnacheinander, das gleiche Thema bezie-hungsweise die gleiche Choralmelodie,die Max Reger, Johann Sebastian Bach,Hans Leo Hassler und Johann GottfriedWalther auf ihre Weise bearbeitet haben.Dem Passionsgeschehen, also dem LeidenChristi, wurde zudem mit der Bach-Motet-te „Jesu meine Freude“ die österliche Auf-erstehungshoffnung gegenübergestellt.Zu Laetare, dem „Freude-Sonntag“ inner-halb der Passionszeit, passt das durchaus.

In verinnerlichter Schlichtheit schlugNorbert Drechsler an der Orgel mit demReger’schen Choralvorspiel „Jesu, deinePassion will ich nun bedenken“ zu Beginndas Thema des Nachmittags an. Am Textentlang interpretierte danach der Johan-nes-Chor zwei Strophen dieses Liedes ineinem vierstimmigen Bach-Satz „OMensch, bewein dein Sünde groß“ hieß esanschließend: einmal im Chorsatz von H.L. Hassler, darauf mit hellen Orgelverzie-rungen des Cantus firmus aus Bachs „Or-gelbüchlein“ (BWV 622). Johann G. Walt-hers neun Verse über „Jesu, meine Freude“gaben Drechsler Gelegenheit, die Klang-farben und Klangmöglichkeiten der schö-nen Kleuker-Orgel vorzuführen, von ju-belnden Verzierungen der Oberstimmenbis zu sonoren dunklen Registern.

Mittelpunkt des Konzertes war Bachsgroße, komplizierte Motette „Jesu, meineFreude“. Sie wurde zur Bewährungs- undTalentprobe für den Kücknitzer Chor.Den Sängern wurde dabei in den Fugenund verästelten Koloraturen der zwischendie Choralstrophen geschobenen Römer-brief-Zitate alles abverlangt. Sie schlugensich nicht nur wacker, sondern schafftenes mit Engagement und Gestaltungswil-len. Erleichterung herrschte sicher auchbei den Mitwirkenden, als das musikali-sche Geschehen zum Schluss in den „nor-malen“ Chorsatz „Weicht, ihr Trauergeis-ter“ einmündete. Max Regers „Passion“aus den Orgelstücken opus 145 führte, in-nig und zart empfunden, zu Bachs „Herz-liebstem Jesu“. Felix Mendelssohn-Bartholdys Motette „Denn er hat seinenEngeln“, in romantischer Fülle vom Chorausgebreitet, entließ die Zuhörer mittröstlichen Gedanken in den Sonntag-abend. Norbert Drechsler und sein Chorwurden sicher gestützt durch Raphael DeVos an der Continuo-Orgel und ChristophMeyer-Borghardt am Kontrabass.

Konrad Dittrich

VeranstaltungenDas Wunder von Nishnij –Karl Schlögel in derGemeinnützigen

„Go east“ – seien Paris, Rom oderMallorca auch noch so verlockend! Fürden für viele „noch zu entdeckenden Os-ten“ warb jetzt der in Fachkreisen als „An-walt des vergessenen Ostens“ bekannteProfessor für Osteuropäische Geschichte,Karl Schlögel. Rund 150 Gäste lauschteneinem leidenschaftlichen Plädoyer überdie Städte an der Wolga, über Nishnij, diefrüher verbotene Stadt Gorki, Kasan, Sam-ara und andere. Der 1948 Geborene lehrtheute an der Europa-Universität „Viadri-na“ in Frankfurt/Oder. Er hat Philosophie,

Soziologie, Osteuropäische Geschichteund Slawistik studiert. In der Gemeinnüt-zigen zeigte der Historiker seine Vorge-hensweise als „Flaneur und Archäologe“ –„sprachlich ebenso sinnlich wie brillant“,so Antje Peters-Hirt, Vorsitzende der Ge-sellschaft für Geographie und Völkerkun-de zu Lübeck, die den Dienstagsvortragorganisiert hatte. Schlögel begeisterte dasPublikum mit seinem Reisebericht undAuszügen aus zwei Essays, denen eine in-teressante Diskussion folgte. Im Vorder-grund stand für ihn das Verhältnis von„Raum und Zeit“; er beleuchtete die Zer-fallszustände im Osten, aber auch „dieSchönheit, Grandiosität, Kraft und Un-fassbarkeit, kurz: den überwältigendenReiz“, den Russland gestern wie heute aufden Reisenden ausübt. Moskau hält derKenner aufgrund seiner „Kreativität – ei-ner Welt für sich“ für mindestens so inter-essant wie New York. Wer weiterlesenmöchte, dem sei sein Buch „Promenade inJalta“ empfohlen jac

Bodo Heimannlas im „Alten Zolln“

Beim 107. „Literarischen Frühschop-pen“ des „Lübecker Autorenkreises e. V.“las Bodo Heimann am 30. Januar 2005

Antje Peters-Hirt und Karl Schlögel

Musik / Veranstaltungen

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Lübeckische Blätter 2005/6 91

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Beilagenhinweis:Dieser Ausgabe ist eine Vollbeilageder St. Marien/Prof. Ernst-ErichStender, Lübeck, beigelegt.Wir bitten um freundliche Beachtung!

aus einem noch unveröffentlichten auto-biographischen Familienroman das Kapi-tel „Ostwind“ und Gedichte zur Fluchtseiner Familie aus Breslau sowie eigeneGedichte zum Kriegsende Mai 1945.

Das Kapitel „Ostwind, Januar 1945“ist bereits in der Zeitschrift „Schlesien“ –„Kunst, Wissenschaft, Volkskunde“ 1/1995 veröffentlicht worden. Bodo Hei-mann schildert die schrecklichen Ereig-nisse am Kriegsende aus der Sicht des 10-jährigen Kindes und eignet sie sich imMikrokosmos seines persönlichen Erleb-nishorizontes an.

Der noch unveröffentlichte Familien-roman stellt einen Beitrag zum kollekti-ven Gedächtnis dar. Seine Gedichte ausdem Band „Oderland“, erscheinen in der

„Edition Euterpe“, enthalten lyrischeSkizzen einer Kindheit in Schlesien. Lyri-sche Momentaufnahmen fangen in die-sem Gedichtband Atmosphäre und Stim-mung der Jahre zwischen 1938 und 1945ein. Sie geben typische Situationen wie-der mit dem unverstellten Blick aus derPerspektive eines Kindes.

Persönliches Erleben und politischeVorgänge greifen ineinander und ladenden Leser ein, das Kaleidoskop der Bilderzu einem fortlaufenden Geschehen zuordnen und mit eigenen Erfahrungen zuverbinden. Sowohl die Gedichte aus„Sein und Singen“ und seine unveröffent-lichten Gedichte beweisen seine Sensibi-lität und die Anschaulichkeit seiner Pro-salyrik. Originelle Montagen und Colla-

gen spiegeln kritisch das Zeitgeschehen.Bodo Heimann verfolgt die Linie einermit klassischen Traditionen wiederver-söhnten Nachmoderne, schrieb der Lite-raturwissenschaftler Ernst Ribbat. Auchdie Gedichte der Sammlung „Sein undSingen“ enthalten sowohl deutliche Spu-ren poetischer Experimente der Moderneals auch Wiederaufnahmen und Weiter-führungen europäischer Klassik. Undimmer wieder sind sie „Lebenszeichen“,„Verwandlungen“, „Zauberworte“, diebedeutende Augenblicke magisch ban-nen, in der verwandelten poetischen Formaufheben. Das gilt sowohl für die Augen-blicke der Kindheit als auch für bestimm-te Lebensstationen und Reisebilder.

Lutz Gallinat

DienstagsvorträgeZum Vortrag am 22. März:

Von Zebras, Giraffen, Nashörnernund Pinguinen– Eine Fotoreise von Johannesburg bisans Kap der Guten Hoffnung –Von Annegret und Hans-Jürgen Jolitzsowie Günter Schulz, Lübeck

Südafrika besitzt eine grandiose Land-schaft, vielfältige Traditionen und eineTier- und Pflanzenwelt, die jeden Besu-cher in ihren Bann zieht.

Annegret und Hans-Jürgen Jolitz besuch-ten mit einer Reisegruppe des VerbandesDeutscher Elektrotechniker (VDE) dasLand und berichten über Pretoria, Südaf-rikas Hauptstadt, den Blyde River Cany-on, die drittgrößte Canyonlandschaft derWelt, über den Krüger-Nationalpark mitseiner faszinierenden Tierwelt sowie dasSwasiland, über das Land und die Traditi-onen der Zulus.

Zum Vortrag am 29. März:

„125 Jahre Lübecker Synagoge.Am 10. Juni 1880 fand die feierlicheEinweihung statt.“von Dr. Peter Guttkuhn

Es war Donnerstag, der 10. Juni 1880,und die Lübecker jüdische Gemeinde fei-erte die Einweihung ihrer neuen Synago-ge. Der Historiker Dr. Peter Guttkuhnnimmt den 125. Jahrestag dieses Ereig-nisses zum Anlass für seinen Dienstags-vortrag, der, durch zahlreiche Lichtbilder

illustriert, die wechselvoll-spannendeGeschichte dieses Gebäudes und seinerMenschen erzählt. Gleichzeitig stelltGuttkuhn sein neuestes Buch vor und sig-niert es für seine Leser: „125 Jahre Lübe-cker Synagoge“.

Johannespassion mit derKnabenkantoreiDie Lübecker Knabenkantorei singt amKarfreitag, 25. März, um 17 Uhr in derMarienkirche die Johannespassion von J.S. Bach (BWV 245). Begleitet werden dieSänger von dem Rostocker Instrumental-ensemble Musica Baltica auf historischenInstrumenten. Die Aufführung findet beifreiem Eintritt im Rahmen einer Liturgiestatt.

63. Litterärisches Gesprächder Bücherei der Gemeinnützigen, Kö-nigstraße 5

Donnerstag, 31. März, 19.30 Uhr, Bilder-saal

2005: „In Schillers Namen“Jörg Aufenanger, Berlin

Schiller zwischen Philosophie und Dich-tung und als Historiker in Jena

Der vortragende Schriftsteller und Regis-seur weist in seiner Schiller-Biographiein dichten und detaillierten Beschreibun-gen auf die Höhen und Tiefen eines be-wegten Dichterlebens hin und fördert ei-nen Menschen zutage, der in einer Zeitdes Umbruchs ein reiches Werk hinter-ließ. Der Eintritt ist frei.

Redaktionsschlussfür das am 2. April erscheinendeHeft 7 der Lübeckischen Blätter ist amDienstag, 22. März.

Meldungen

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DEUTSCHLANDSÄLTESTESVERLAGS- UNDDRUCKHAUS

Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger TätigkeitDirektor: Helmut Wischmeyer, Königstraße 5, Bankkonto: Sparkasse zu Lübeck Nr. 1-00001723552 Lübeck, Tel.: 7 54 54, Telefax 79 63 54, BLZ 230 501 01Büro montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr geöffnet

E-Mail: [email protected] Internetadresse: www.die-gemeinnuetzige-luebeck.de

Lübecker Mütterschule Familienbildungsstätte:Fortbildung im familiären Bereich und auf dem Gebiet der Gesundheits-pflege. Leitung: Ute Mardfeldt. Büro: Jürgen-Wullenwever-Straße 1.Geöffnet montags bis donnerstags 9 bis 16 Uhr und freitags 9 bis 12 Uhr(Tel.: 6 47 72). Verantwortlich: Renate Menken.

Haushilfe für ältere und kranke Mitbürger:Entsendung von Haushilfen in Haushaltungen von älteren Mitbürgern.Büro: Königstraße 5, I. Stock (Tel.: 7 01 19), montags und mittwochsvon 9 bis 11 Uhr. Einsatzleiterin: Ingeborg Schuldt (Tel.: 79 74 26 zwi-schen 8 und 9 Uhr am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag).

Kolosseum / Seniorenwohnungen und Läden:Auskünfte durch Heike Frohberg, Büro der Gesellschaft Königstraße 5,zwischen 10 und 12 Uhr (Tel.: 7 54 54), und Anna Sulikowski, Tel.:79 62 85 (01 70/7 10 64 68).

Lübecker Blumenspende: Erfüllung sozialer Aufgaben, ins-besondere Betreuung älterer Menschen durch Geld- und sonstige Spen-den, die der Gemeinnützigen aus Anlass der Ehrung Verstorbener odernach Jubiläen und Geburtstagen zugewandt wurden. Konto Sparkasse Nr.1-031 442. Verantwortlich: Renate Blankenburg.

Theaterring: Ein Opernanrecht im Großen Haus und zwei Schau-spielanrechte in den Kammerspielen und im Großen Haus des Stadtthea-ters. Auskunft Königstraße 5 (Tel.: 7 54 54). Verantwortlich: HeikeBornholdt.

BESONDERE AKTIVITÄTEN UND ANGEBOTEKunstschule: Ratzeburger Allee 34, Tel.: 7 07 41 40, Telefax2 92 67 72.

Lübecker Musikschule • Schauspielschule •Kunstschule: Leiter: Gerhard Torlitz. Büro: Rosengarten 14-18(Tel.: 7 13 31/2), geöffnet montags bis freitags 11 bis 16 Uhr. Verant-wortlich: Renate Menken.

Familienhilfe: Häusliche Krankenpflege und Hilfe in familiärenNotlagen. Montags bis freitags Insa Deistler (Tel.: 4 98 85 78 von 9 bis10 Uhr), Sprechstunde: dienstags 11 bis 13 Uhr, Königstraße 5 (Tel.:7 01 19). Verantwortlich: Renate Menken.

Studentenwohnheime: Verantwortlich: Renate Blankenburg.

Konzert- und Veranstaltungssaal Kolosseum:Vermietung der zwei Säle (mit 670 oder 370 Plätzen) für Konzerte undVeranstaltungen. Ryszard und Anna Sulikowski, Tel.: 79 62 85 (01 70/7 10 64 68).

Vortragswesen: Dienstagsvorträge im Winterhalbjahr von Okto-ber bis März, öffentlich, eintrittsfrei. Verantwortlich: Antje Peters-Hirt.

Bücherei: Laufend aktuell gehalten durch Anschaffung von Neuer-scheinungen. Persönliche Beratung. Ausleihe: Königstr. 5, 1. Stock,dienstags und mittwochs 9.30 bis 12.30 Uhr, donnerstags 14.30 bis 17.30Uhr oder nach Vereinbarung. Von März bis September einmal monatlichLitterärische Gespräche und Vorträge. Verantwortlich: Dietrich Wölfel.

Impressum: LÜBECKISCHE BLÄTTER

Herausgeberin: Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, Königstraße 5, 23552 Lübeck, Telefon: 7 54 54, Telefax: 79 63 54. Verantwortlich: Doris Mührenberg.

Verantwortlicher Redakteur: Helmut von der Lippe, Telefon: (0 45 08) 6 61, Telefax: (0 45 08) 77 79 37.

Die Zeitschrift erscheint 14täglich außer in den Monaten Juli/August. Die Artikel stellen keine offiziellen Meinungsäußerungen der Gesellschaft dar, sofern sie nicht ausdrück-lich als solche gekennzeichnet sind. Für den Abdruck von Artikeln und Fotos wird eine Vergütung nicht gewährt. Die Kürzung eingesandter Artikel bleibt vorbehalten.Einzelpreis: € 2,–. Für Mitglieder der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Verlag und Druck: Max Schmidt-Römhild, Mengstraße 16, 23552 Lübeck, Telefon: 70 31-2 07, Telefax: 70 31-2 42.E-Mail: [email protected].

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Tochtergesellschaften und -vereine: Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Archivdirektorin Prof. Dr. Antjekathrin Graßmann, Mühlendamm1-3, Tel.: 1 22 41 50. Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde, Antje Peters-Hirt, Bei der Wasserkunst 7, Tel.: 79 54 77. Naturwissenschaftlicher Verein zu Lübeck,Prof. Dr. Hans-Dieter Reusch, Lange Reihe 15, 23628 Krummesse, Tel.: (0 45 08) 15 26. Overbeck-Gesellschaft, Margrit Schulz aus dem Kahmen, Pirolweg 11, Tel.: 59 31 96.Verein „Natur und Heimat“, Sigrid Müller, Rudolf-Groth-Straße 8, Tel.: 49 33 55. Photographische Gesellschaft Lübeck, Ekkehard Retelsdorf, Torneiweg 15, Tel.: 3 45 97.Verein der Musikfreunde, Prof. Jörg Linowitzki, Engelsgrube 69, Tel.: 7 43 41. Gemeinnütziger Verein zu Travemünde, Richard Schrader, Bertlingstr. 4, 23570 Lübeck-Travemünde, Tel. und Fax: (0 45 02) 30 27 51. Plattdütsche Volksgill to Lübeck, Brigitte Koscielski, Ziethener Straße 25, 23909 Ratzeburg. Frauenarbeitskreis in Lübeck,Ingeborg Spitzer-Koldewey, Torstraße 5, 23570 Lübeck-Travemünde, Tel.: (0 45 02) 8 51 41. Rechtsfürsorge – Resohilfe, Hans-Jürgen Wolter, Meesenring 2, Tel.: 6 60 44.Gemeinnütziger Verein Lübeck-Schlutup, Jürgen Schreiber, Mecklenburger Straße 20, Tel.: 69 10 76. Gemeinnütziger Verein Lübeck-Siems u. Umgegend, Eugen Ahrens,Geleitweg 29, Tel.: 39 59 64. Gemeinnütziger Verein Kücknitz e. V., Werner Macziey, Stolpstraße 5, Tel.: 3 07 11 10. Gemeinnütziger Verein Wakenitz, Helmut Hoppe,Kurgartenstraße 23, 23570 Lübeck-Travemünde, Tel.: (0 45 02) 55 55. Grüner Kreis Lübeck, Cay-Uwe Fiehn, Kaninchenbergweg 49, Tel.: 60 18 03. Verein für Fami-lienforschung, Uwe Boldt, Rose 51a, 23570 Lübeck-Travemünde, Tel.: (0 45 02) 66 32. Gemeinnütziger Verein Eichholz, Krögerland, Wesloe und Brandenbaum, RüdigerMahnke, Gadebuschweg 6, Tel.: 60 55 16. Freundes- u. Förderkreis der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien, Dieter Bornholdt, Hachstraße 20, Tel.: 6 39 94. Fritz-Reuter-Gesellschaft, Prof. Dr. Dr. Jürgen Grote, Neues Tor, Neutorstraße, 17033 Neubrandenburg, Tel.: (03 95) 5 44 27 53. Förderverein Museum Burgkloster zu Lübeck,Dr. Rolf Hammel-Kiesow, Langer Lohberg 51, Tel.: 79 40 96. Verein der Freunde der Stadtbibliothek, Dagmar Pohl-Laukamp, Elsässer Straße 39. Lübecker Ballettfreunde,Michael P. Schulz, Rathenaustraße 21, Tel.: 3 27 96. Lübecker Singakademie, Elisabeth Koethe, Kuckucksruf 3, Tel.: 59 62 48. Lübecker Autorenkreis und seine Freunde,Klaus Rainer Goll, Tüschenbeker Weg 11, 23627 Groß Sarau, Tel.: (0 45 09) 82 50. Archäologische Gesellschaft der Hansestadt Lübeck e. V., Peter Hartmann, Claudiusring30, Tel.: 6 71 41. Verein für Betreuung und Selbstbestimmung in Lübeck e. V., Bernd Michael Schumann, Pleskowstr. 1b, Tel.: 6 09 11 20. Förderverein Naturbad Falken-wiese e.V., Dr. Ing. K. Bensemann, An der Falkenwiese 16. theater partout e. V., Uli Sandau, Wahmstraße 43–45, Tel.: 7 00 04. Anwohnerverein Buntekuh e. V., PeterKeusch, Ewertstraße 35, Tel.: 89 16 77. Förderverein Bürgerhaus Vorwerk-Falkenfeld e. V., Peter Jugert, Triftstraße 94 h, Tel.: 40 66 10.

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