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Friedensschluss im Rathaussaal von Münster 1648, Gemälde von Gerard Terborch. Vom Dreissigjährigen Krieg ab 1618 zum Westfälischen Frieden 1648 Der Friede möge christlich sein 19/2018 1. bis 15. November Zentralredaktion

19/2018 1. bis 15. November - Pfarrei Hitzkirch · 1648, Gemälde von Gerard Terborch. Vom Dreissigjährigen Krieg ab 1618 zum Westfälischen Frieden 1648 ... wurde Mitte des 19

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Friedensschluss im Rathaussaal von Münster 1648, Gemälde von Gerard Terborch.

Vom Dreissigjährigen Krieg ab 1618 zum Westfälischen Frieden 1648

Der Friede möge christlich sein

19/2018 1. bis 15. November Zentralredaktion

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Plündernde Söldner, blutgetränkte Schlachtfelder, Chaos, Hunger und Seuchen prägten den Dreissigjähri-gen Krieg. Die christliche Religion, zerfallen in streitende Konfessionen, bot der Politik den Treibstoff für das Morden. Und die Impulse, um zum Frieden zurückzufinden.

Schätzungsweise ein Viertel der Be­wohner Mitteleuropas fiel dem Dreis­sigjährigen Krieg zum Opfer, in man­chen Regionen waren es bis zu zwei Drittel der Menschen. Was war das überhaupt für ein Krieg, dessen Gräuel sich tief in das europäische Ge­dächtnis einprägten? Worum ging es in dem komplizierten Geflecht unter­schiedlicher Interessenslagen?

Prager FenstersturzIm Wesentlichen standen sich zwei Lager im Heiligen Römischen Reich gegenüber: die katholische Seite mit dem habsburgischen Kaiser und die protestantischen deutschen Landes­fürsten. Zur katholischen Seite gehör­

Angebliche oder tatsächliche Plünderer werden am Galgenbaum aufgehängt. Jacques Callot hielt 1632 Kriegsgräuel in Zeichnungen fest. Bild: artgallery.nsw.gov.au

Vor 400 Jahren begann der Dreissigjährige Krieg (1618–1648)

Gipfel religiös legitimierter Gewalt

Die Schweiz im Dreissigjährigen KriegAus der Reformation ging die Eidgenossenschaft als Gebilde von Orten und Herrschaften mit zwei Konfessionen hervor: reformierte und katho­lische. Die konfessionelle Trennung der Stände (einschliesslich diverser Bündnisse mit auswärtigen Mächten) und der gleichzeitige Wunsch nach nationalem Zusammenhalt blieben in der Folgezeit spannungsreich.Im Dreissigjährigen Krieg überwog das Interesse, das eidgenössische Ter­ritorium aus dem Konflikt herauszuhalten und nicht in die Kämpfe verwi­ckelt zu werden. Zu gross war die Angst vor einem internen Krieg. Ausser­dem bot die neutrale Haltung ökonomische Vorteile. Agrarprodukte und kriegswichtiges Material wurden im Ausland knapp und die Schweiz konnte liefern: Nahrungsmittel, Pferde, Waffen.Die Beschlüsse des Westfälischen Friedens 1648 beinhalteten den Austritt der Eidgenossenschaft aus dem Heiligen Römischen Reich – ein Schritt zur eigenen völkerrechtlichen Souveränität. Lit.: Volker Reinhardt, Geschichte der Schweiz | Thomas Maissen, Geschichte der Schweiz

ten Spanien, Österreich und Italien, aber auch das mit Habsburg rivali­sierende Frankreich. Zur protestanti­schen Seite zählten England, Skandi­navien und die Reformierten in den Niederlanden.Der Krieg begann mit dem Aufstand protestantischer Adliger in Böhmen gegen die habsburgisch­katholische Herrschaft. In Prag warfen sie die kö­niglichen Statthalter aus dem Fenster, der berühmte «Prager Fenstersturz»

1618, und wählten den Pfälzer Kur­fürsten Friedrich V. zum König von Böhmen. Habsburg reagierte von Spa­nien aus, überfiel die Pfalz, setzte Friedrich als Kurfürsten ab und den katholischen Herzog Bayerns, Maxi­milian I., als neuen Kurfürsten ein.

Schwedische TruppenEinige der Territorialfürsten, die Friedrich V. unterstützt hatten, kamen aus Norddeutschland. Deshalb führ­ten  auch dort kaiserliche Truppen Krieg, was wiederum der protestan­tische König Dänemarks als Bedro­hung seines Einflussgebiets verstand: Norddeutschland wurde 1625 Kampf­gebiet. Der dänische König unter­lag  1629 endgültig den kaiserlichen Truppen, und Formen der Rekatho­lisierung Norddeutschlands, etwa in Bremen und Osnabrück, setzten ein. Das missfiel dem schwedischen König  Gustav Adolf. Er hatte gerade Krieg  gegen Polen geführt und brauchte einen weiteren Krieg, um seine Söldner überhaupt auszahlen zu können. 1631 verbündete er, der Protestant, sich mit dem katholi­schen  Frankreich gegen die kaiser­lichen Truppen. Frankreich hatte seit

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Katholikentag in Münster im Mai die- ses Jahres: Das Motto «Suche Frieden» erinnerte an den Friedensschluss im historischen Rathaus 1648. Bild: aw

schlitzte Frauen und Männer, Mas­senerhängungen. Schwedische, fran­zösische und dann wieder kaiserliche Truppen eroberten Gebiete, verloren sie und eroberten sie wieder zurück. Permanent raubten verrohte Söldner der Bevölkerung Nahrung und zer­störten Hab und Gut. Sie pressten den  Menschen durch Mord, Verge­waltigung und Folter auch noch das letzte Saatgut ab oder hatten ein­fach Vergnügen an exzessiver Gewalt. Hunger, Seuchen und Kannibalismus traten auf. Erst der Friedensvertrag machte der Barbarei ein Ende. Neben territoria­len Veränderungen brachte der Frie­densvertrag vor allem die definitive Anerkennung des Protestantismus und eine Stärkung der Staaten als überkonfessionelle Grösse gegenüber den Glaubensrichtungen.Der Dreissigjährige Krieg stellte in der langen Zeit der nachreformatori­schen Glaubenskriege den Gipfel re­ligiös legitimierter Gewalt dar. Das lag  zum Teil am Fanatismus in den Konfessionen, die auf der Gegen­seite  immer gleich den Teufel am Werk sahen, aber mehr noch an der Allianz von Konfession und frühmo­dernem Staat, auf beiden Seiten.

Religiöse FriedenssehnsuchtIm Christentum, wiederum in bei­den Lagern, schlummerten aber auch die Kräfte des Friedens. Mit steigen­der  Kriegsmüdigkeit gewannen sie an Gewicht, besonders bei den ein­fachen Menschen. In den populären Kirchenliedern des evangelischen Pfarrers Paul Gerhardt («Ich steh an deiner Krippe hier») und des Jesui­tenpaters Friedrich Spee («O Heiland, reiss die Himmel auf») drückte sich der sehnsüchtige Wunsch nach Frie­den und Befreiung aus dem Dunkel des Krieges aus. Spee dichtete 1622: «O Sonn, geh auf, ohn’ deinen Schein in Finsternis wir alle sein.» Und Paul Gerhardt, der Brandschatzung und Plünderei selbst erlebt hatte, pries den

Westfälischen Frieden so: «Gott Lob! Nun ist erschollen das edle Fried­ und Freudenwort, dass nunmehr ruhen sollen die Spiess und Schwerter und ihr Mord.» Das Vertragswerk des Westfälischen Friedens schloss nicht nur Frieden zwischen kriegführenden Parteien, sondern bedeutete einen umfassen­den Frieden: Wiederversöhnung mit Gott, Friede unter den Glaubens­gemeinschaften. Die Eingangsformel über dem Vertragstext lautete: «Pax sit  christiana, universalis, perpetua veraque amicitia», es sei ein christ­licher, allgemeiner, immerwährender Frieden und wahre Freundschaft.

Andreas Wissmiller

Langem die protestantischen Fürsten in Deutschland unterstützt, damit Habsburg im Reich und in Spanien nicht zu mächtig würde.

Massaker von MagdeburgIm Mai 1631 kam es zum Massaker und der Verwüstung von Magdeburg, als kaiserliche Truppen die protes­tantische Stadt stürmten. Im Feuer kamen zwei Drittel der Bewohner um, die Stadt wurde völlig zerstört. Das Blutbad von Magdeburg gilt als ei­ner der Tiefpunkte des opferreichen Kriegsgeschehens. Schweden setzte seinen Kriegszug bis Süddeutschland fort, Gustav Adolf kam  bis München. 1635 erklärte Frankreich dem habsburgischen Spa­nien den Krieg und operierte fortan

auch im Reichsgebiet, während Spa­nien Richtung Paris vorrückte. 1641 einigten sich die Kriegsparteien auf Münster und Osnabrück als Orte für Friedensverhandlungen, was die Kämpfe jedoch noch nicht been­dete.  Bis zuletzt, 1648, versuchten alle  Seiten  durch weitere siegreiche Schlachten eine bessere Verhand­lungsposition für die Diplomaten in Münster zu erreichen.

Exzesse der GewaltWas bedeutete der Krieg für die Zivilbevölkerung? Viele und teils un­vorstellbare Gräueltaten geschahen auf dem Land: aufgespiesste, aufge­

Gott Lob! Nun ist erschollen das edle Fried- und Freuden-

wort, dass nunmehr ruhen sollen die Spiess und Schwerter und ihr Mord.

Paul Gerhardt, evangelischer Pfarrer, 1607–1676

Thema 3

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Treffpunkte

Filmfestival in SurseeReisen ohne Koffer packen

Das Reisen in andere Kulturen und die  Begegnungen mit unbekannten Menschen sind seit Anbeginn Ziele des «festival sursee». Der Kinoclub präsentiert zum achten Mal sein Fes­tival­Programm, lädt ein zu Reisen in ferne Länder und Kulturen, gleichsam auf zwei Routen. Die eine führt über die Reisefilme «Ella Maillart – Double Journey», «Das Ziel meiner Träume» und «Weit – ein Weg um die Welt», die zweite führt zum ganz anderen Reisen, jenem der Migranten und Flüchtlinge. Das Fes­tival wird am 31. Oktober mit dem Film «Eldorado» und Regisseur Mar­kus Imhoof als Gast eröffnet. 1980 hatte er den Film «Das Boot ist voll» gedreht. Der Anlass endet mit «Non ho l’età», einem liebevollen Film über gelungene Integration.Aussergewöhnliche Reisen in anderen Kinodimensionen: «festival sursee» im Stadt-theater Sursee, 31.10.–4.11.; das ganze Film- und Rahmenprogramm auf kinoclub.ch

Szenenbild aus dem Film «Human Flow» von Ai Weiwei. Bild: pd

Ausstellung in LuzernDie «Feste des Kirchenjahres» auf Hinterglasbildern

Die Künstlerin und Kunstthera­peutin Carmen Indergand­Bira zeigt im Rothen­burgerhaus bei der Hofkirche in Luzern Anfang

November Hinterglasikonen zum The­ma «Feste des Kirchenjahres».Die Hinterglasikone entsteht durch das Zusammentreffen der östlichen mit der westlichen Kultur. Als kleine Schwester der Holzikone übernahm die Hinterglasikone die Thematik der byzantinischen Malerei. In den Hin­terglasikonen werden wichtige kirch­liche Feste wie Weihnachten, Ostern, Auffahrt sowie Szenen aus Heiligen­legenden dargestellt. Die Technik wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Siebenbürger Bauern aus dem Abend­land übernommen.Rothenburgerhaus, St. Leodegar-Strasse 13, Luzern; 2., 3. und 4.11., jeweils 14.00– 18.00 oder nach Absprache; 079 810 48 32; Vernissage 1.11., 14.00

So ein Witz!

Die kleine Ida fragt ihren Vater: «Du Papa, ist der liebe Gott eigent­lich krank?» – «Warum fragst du?» – «Ja, in der Zeitung steht doch: ‹Gott hat Frau Dr. med. Rita Müller zu sich gerufen.›»

Treffpunkt BuchWas heisst «Fortschritt»?

Trefflich ist der Titel des Buches. Der Schweizer Wissenschaftsjour­nalist Marcel Hänggi erzählt episo­denhaft Geschichten von techni­schem Fortschritt. Und stellt dabei in technikfreundlicher Haltung manches sicher geglaubte Wissen auf den Kopf. Was wäre die Re­formation ohne Buchdruckkunst? Richtig, aber ebenso benutzte die Drucktechnik das Ereignis der Re­formation, um sich durchzusetzen. War der Eisenbahnbau in Nord­amerika alternativlos – hätten In­vestitionen in die Binnenschifffahrt ähnlichen Erfolg gehabt? Was leh­ren uns die Sack gassen technischen «Fortschritts» wie das Überschall­flugzeug?

Roter Faden des span­nend und leicht zu lesenden Werkes ist die Frage: Welche Technik wollen wir?

Marcel Hänggi, Fortschrittsgeschichten. Für einen guten Umgang mit Technik. Fischer Taschenbuch, 250 S.

Universität LuzernMusikschaffen in Judentum, Christentum und Islam

Das Musikschaffen in den drei mono­theistischen Weltreligionen Juden­tum,  Christentum und Islam ist das Thema einer grossen Tagung an der Universität Luzern und am Stift Bero­münster. Welchen Stellenwert hat die musikalische Kunst im interreligiösen Dialog? Wie sieht es innerhalb der ge­nannten Religionen mit der Wechsel­beziehung von Theologie und Musik aus? Die dreitägige Veranstaltung be­inhaltet zahlreiche Vorträge und kon­zertante Musikbeispiele.Do–Sa, 8.–10.11., Veranstalter: Ökume nisches Institut der Universität Luzern, 041 229 52 36, www.unilu.ch/tf/oe. Die Vorträge und Konzerte sind öffentlich und können einzeln besucht werden.

Besinnungstag BehindertenseelsorgeDunkler Schatten, helles Licht

Menschen mit einer körperlichen Behinderung sind am am 17. Novem­ber zu einem Besinnungstag ins Blin­denheim Horw eingeladen. Die the­matischen Impulse stehen unter dem Thema «Licht und Schatten».Sa, 17.11., 9.15–16.15, Blindenheim Horw, Kantonsstrasse 2, Horw (Bus Nr. 20 bis Haltestelle Waldegg); Kosten Fr. 35.– inkl. Mittagessen; Ermässigung möglich. Anmeldung bis 29.10. und Informationen bei Heidi Bühlmann, katholische Behinderten-seelsorge Luzern, Abendweg 1, 6006 Luzern, 041 419 48 43, [email protected]

4 Veranstaltungen

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Treffpunkte

Kammermusik in HorwWenn das Schilfrohr singt

In Ovids Metamorphosen greift der Hirtengott Pan vergeblich nach der schönen Nymphe Syrinx – sie ver­wandelt sich in Schilfrohr. Als der Atem des  frustrierten Gottes durch das  Schilf  streicht, entstehen ergrei­fende Laute. Daraufhin fertigt Pan aus dem Schilf eine Flöte an und spielt auf ihr seine Lieder. Benjamin Britten vertonte diese Szene für Oboe solo. Deren Mundstück besteht wie auch jenes des Fagotts aus Schilfrohr.Im Kammermusikkonzert in Horw spielen Renato Bizzotto (Oboe) und Andrea Cellacchi (Fagott), begleitet von Martin Heini auf der Orgel, Werke von Benjamin Britten, Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel.So, 4.11., 17.00, Pfarrkirche St. Katharina Horw, www.musikkathhorw.ch, Kollekte

Der 1997 in Rom geborene Fagottist Andrea Cellacchi spielt in Horw. Bild: pd

RadiopredigtMartin – ein Heiliger, der prägt

Am Sonntag, 11. November, hält der in Luzern wohnhafte Theologe, Pfar­reiblattredaktor und Psychiatrieseel­sorger Eugen Koller auf Radio SRF 2 Kultur und Musikwelle die Radiopre­digt. Koller stellt das Brauchtum um den heiligen Martin ins Zentrum und reflektiert, wie ihn selbst dieser barm­herzige Heilige geprägt hat.So, 11.11., 10.00 Auf www.radiopredigt.ch ist die Predigt nachzulesen und nachzuhören.

Caritas LuzernSich informieren über den Grundkurs Sterbebegleitung

Die Begegnung mit schwerkranken und sterbenden Menschen erfordert Respekt, Offenheit und Einfühlungs­vermögen. Caritas Luzern bietet in mehreren Auflagen einen achttägigen Grundkurs an, bei dem die Teilneh­menden erfahren, wie sie für Men­schen am Lebensende da sein kön­nen. Die Informationsanlässe bieten den notwendigen Überblick zu Vor­aussetzungen und Inhalten.Die nächsten Grundkurse Sterbebegleitung finden von Januar bis Mai 2019 (Grund- kurs 56) bzw. März bis Juli 2019 (Grund- kurs 57) statt. Kurskosten Fr. 1500.–. Nähere Informationen: www.caritas-luzern.ch/begleitungInformationsabende: Do, 30.11. (Gk 56) und Mi, 30.1.2019 (Gk 57), jeweils 19.15–20.45 bei Caritas Luzern, Brünigstrasse 25, 2. Stock, 6005 Luzern

Wenn alle teilhaben und mitgestalten, ergibt sich ein buntes Bild. Bild: pd

Verein tagsatzung.ch«Nicht länger ohne uns!»

Unter dem Titel «Nicht länger ohne uns!» lädt der Verein tagsatzung.ch zu einer Tagung über Partizipation in Kirche und Gesellschaft ein. Partizi­pation meint dabei nicht einfach die Erlaubnis zum Mitgestalten, sondern das grundlegende Verantwortungs­bewusstsein aller.Sa, 24.11., 13.30–17.30, Centrum 66, Hirschengraben 66, 8001 Zürich; Information und Anmeldung bis 14.11.: 079 639 99 14, [email protected]; Verein tagsatzung.ch, Kreuzbuchstrasse 44, 6006 Luzern

Es referieren u. a. der Luzerner Ordensmann Walter Ludin, die Nationalrätin Irène Kälin und der Sozialethiker Thomas Wallimann.

Betet für mich!

Ich liebe die Jahreszeiten und ganz besonders den Herbst, der in präch- tig erdwar-men Farben bald kühl und modrig daherkommt. Die Natur spiegelt Vergänglichkeit. Weshalb gefällt mir das? Vielleicht, weil ich dem Geschehen aus ver- meintlicher Ferne zuschauen kann. Aber was ist, wenn anstelle der Blätter im Wald auf einmal meine Haare ausfallen, die Haut matter und der Geist müde wird? Was ist, wenn ich mir eingestehen muss, dass ich wie alles im Zeiträum- lichen der Verwesung geweiht bin? Ich also den Herbst nicht mehr «romantisieren» kann, weil mich der modrige Hauch erfasst hat?

Werde ich die Umkehr verwirklicht und den Kampf gegen meine Zwei- fel überwunden haben? Werde ich rechtzeitig Ballast abgeworfen haben und leicht genug sein für den Weg ins «verheissene Land», der ja im Hier und Jetzt beginnt? Oder werde ich mich an die irdi- schen Errungenschaften klammern wie eine Kröte am Ufer eines reis- senden Baches?

Die Verlockung ist gross, nochmals mit allen Mitteln eine «Renais-sance» zu erreichen und meine Ver- gänglichkeit zu leugnen, so lange es geht. Ja, ich bin immer noch am Reden, anstelle wirklich etwas zu verändern. Man möge für mich beten. Danke.

Hansruedi Huber, Kommunikations verantwortlicher

Bistum Basel

Was mich bewegt

Veranstaltungen 5

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Aus der Kirche

Schweiz

Kardinal João Braz de Aviz trägt ein schlichtes Holzkreuz. Bild: Walter Ludin

Tagung Schweizer OrdensleuteKurienkardinal Braz de Aviz ruft zu Taten auf

Unter dem Titel «Mit Euch» trafen sich  Ende September rund 400 Or­densleute aus der ganzen Schweiz in der Waldmannshalle in Baar zum gesamtschweizerischen Ordenstag, um über die Herausforderungen der Orden zu sprechen. In seinem Im­pulsreferat, so berichtete kath.ch, gab der aus Brasilien stammende Kurien­kardinal João Braz de Aviz den Or­densleuten einige kernige Gedanken mit auf den Weg.Braz de Aviz warb für ein solidari­scheres Auftreten der Klöster und rief die Ordensleute dazu auf, einen in­tensiven Dialog mit der Jugend zu suchen und zu führen. Mit Blick auf die Schweiz als Reformationsland ermunterte der brasilianische Kar­dinal zudem, künftig vermehrt öku­menische Treffen zu organisieren, «sonst werden wir eine geschlossene Gruppe, die nur noch auf sich selber schaut». Der Kardinal äusserte sich auch zum Lebensstil. Er mahnte zu mehr Be­scheidenheit bei der Ausführung der Ämter und im Umgang mit Mitmen­schen. Eindrücklich schilderte er die Schelte des Papstes, als dieser das pompöse Auftreten der Kardinäle kri­tisierte und ihnen zurief, «sie sollen nicht so dicke Ringe tragen». Er, Braz de Aviz, trage nur ein schlichtes Holz­kreuz, denn «Jesus wurde auch an ein schlichtes Holzkreuz geschlagen».

International

Kathedrale von NagasakiÄlteste Kirche in Japan zum Weltkulturerbe erklärt

Jahrhundertelang war das Christen­tum in Japan verboten. Erst 1864 wur­de die Kathedrale von Nagasaki ge­baut, die heute älteste Kirche Japans. Bei der damaligen Einweihung kamen Dorfbewohner und wollten «Maria begrüssen». Sie waren Nachfahren der ersten Christen, die ihren Glauben seit mehr als 200 Jahren geheimgehal­ten hatten. Die Oura­Kathedrale von Nagasaki gehört jetzt wie elf an­dere christliche Stätten in Japan zum UNESCO­Weltkulturerbe. Das berich­tet das Steyler Magazin «stadt gottes» in seiner Oktoberausgabe. Die japani­schen Katholiken hoffen nun auf ein neues Interesse ihrer Landsleute am Christentum.

Streit über BischofsernennungenVatikan und China einigen sich

China und der Vatikan haben ein his­torisches Abkommen zur Beilegung ihres jahrzehntelangen Streites über die Ernennung von Bischöfen unter­zeichnet. Wie die österreichische Wo­chenzeitung «Die Furche» berichtete, erkenne der Papst mit dem Abkom­men sieben staatsgenehme Bischöfe an, die Peking ohne seine Zustim­mung ernannt hatte. Das Abkommen ist höchst umstritten. Gegner sehen darin die im kommunistischen Staat verfolgte, vatikantreue Untergrundkir­che verraten.

24 aufklappbare Karten begleiten Familien durch das Jahr. Bild: pd

KartensetDas sind «24 Aufsteller für die Familie»

Das Kartenset «24 Aufsteller für die Familie» enthält zahlreiche Tipps und Anregungen für Eltern mit Kindern zwischen drei und zehn Jahren, um miteinander Leben und Glauben zu feiern. Das Set, 2013 von der Interes­sengemeinschaft Partnerschaft­Ehe­ Familien­Pastoral Deutschschweiz der röm.­kath. Kirche in der Schweiz her­ausgebracht, wurde jetzt, leicht ange­passt, neu aufgelegt.Jede der «Aufsteller»­Karten enthält für die Kinder ein Bild, ein altersge­rechtes Gebet und einen Impuls, um zum jeweiligen Kartenthema ins Ge­spräch zu kommen. Die Rückseite spricht die Erwachsenen an.Bezug über www.24aufsteller.ch

Filmpreis der Zürcher KirchenMüllhalden-Doku gewinnt

Der Filmpreis der Zürcher Kirchen ist,  wie kath.ch Anfang Oktober be­richtete, an den österreichischen Do­kumentarfilm «Welcome to Sodom» gegangen. Der Film zeigt das Leben auf der weltweit grössten Elektro­schrott­Müllhalde in Ghana.

Die Oura-Kathedrale wurde im goti- schen Stil gebaut. Bild: Fg2 public domain

6 Luzern – Schweiz – Welt

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Das Sterbegebet für Verstorbene und Angehörige am Vorabend der Beisetzung

Rege besucht, seltener gewünschtDie Öffentlichkeit verdrängt Sterben und Tod. Auch Sterbegebete haben an Bedeutung verloren. An einigen Orten lebt die Tradition weiter und offenbart eine grosse Tiefe.

Langsam sinkt die Dämmerung nie­der in der Pfarrkirche St. Peter und Paul von Inwil. Eine Melodie erfüllt sanft den Kirchenraum, dazu erklin­gen die vertrauten Worte von Diet­rich Bonhoeffer: «Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.»

Respektvoll und klarEs ist Freitagabend, etwa 50 Perso­nen  sind zum Sterbegebet in das Gotteshaus gekommen, Angehörige, Nachbarn, Pfarreimitglieder, die den Verstorbenen gekannt haben. Die Os­terkerze brennt. Es ist ein heimatge­bender, kleiner Kreis von Betenden. Der Reihe nach gehen die Lichter im Kirchenraum an. Oliva Stocker, Sak­ristanin in Inwil, begrüsst die Anwe­senden. Mit respektvollen, klaren und persönlichen Worten leitet sie das Sterbegebet an. Dazu gehören Lie­der,  ein Evangelium, Gebet, Fürbit­ten, Stille und ein «Gsetzli» des glor­reichen Rosenkranzes. Oliva Stocker geht achtsam mit der Situation der Trauer um. Am Ende ertönt die Me­lodie von «So nimm denn meine Hände» und die Sakristanin wünscht allen Anwesenden einen guten Abend und eine ruhige Nacht.Was gefällt der Sakristanin von Inwil an ihrer Aufgabe? «Ich finde es schön, sich im kleinen Rahmen am Vorabend treffen und für die verstorbene Per­son beten zu können. Wenn ich den Angehörigen ein wenig Trost geben kann, bin ich froh», sagt Oliva Stocker und unterstreicht: «Das Sterbegebet ist

Oliva Stocker leitet das Sterbegebet. Sorgfältig wählt sie ihre Worte. Bild: aw

für die Angehörigen, für sie ist es wich­tig.»

Echtes BedürfnisLängst nicht mehr überall wird das Sterbegebet gepflegt und auch nicht alle Angehörigen wünschen es. Ten­denziell nimmt es ab. In Inwil findet es ein­ bis zweimal im Jahr statt, bei acht bis zwölf Beerdigungen. In Stadt und weiten Teilen der Agglomeration Luzern gibt es in den Betagtenzentren sehr individuelle Formen von Ab­schiedsgebet, aber schon länger kein klassisches Sterbegebet mehr in den

Pfarrkirchen. Auf dem Land lebt die Tradition mancherorts und erfüllt ein  echtes Bedürfnis derer, die ein Sterbegebet wünschen. Aufgezwun­gen wird es nicht. Gemeindeleiter Markus Müller bestätigt für seine Pfar­rei Nebikon: «Wir halten das Sterbe­gebet auf Wunsch der Angehörigen, es kommen zwischen 20 und 200 Per­sonen.» Für Rothenburg ergänzt die dortige Sekretärin Monika Wigger: «Das Datum des Gebets wird mit den Angehörigen abgemacht, es ist nicht zwingend der Vorabend der Beiset­zung.» Wo ein Sterbegebet stattfindet, nehmen relativ viele Menschen teil. Den einen kommt die Uhrzeit am Abend entgegen, wenn sie bei der Bei­setzung tagsüber verhindert sind. An­dere möchten, so Monika Unternäh­rer, Sekretärin der Pfarrei Willisau, einfach zeigen, «dass sie für die Hin­terbliebenen da sind».

Innerlich frei werdenMeist halten das Sterbegebet Sak ris­tane und Sakristaninnen oder ein Kreis von Freiwilligen, so etwa in Hochdorf. Eine Ausnahme ist Diakon Sepp Hollinger in St. Urban. Er betet selbst und setzt einen besonderen Schwerpunkt auf die Versöhnung: «Sie  soll helfen, um anderntags am Grab innerlich freier Abschied neh­men und allfällige Schuldgefühle los­lassen zu können.» Ist das Sterbegebet nur etwas für litur­gievertraute Gläubige? Oliva Stocker in Inwil verneint. Auch scheinbar Kir­chenfernere hätten schon das Sterbe­gebet verlangt. Wenn jemand nicht alle Gebete auswendig kenne, helfe sie  gerne mit entsprechenden Text­blättern aus, lächelt die Sakristanin freundlich.

Andreas Wissmiller

Das Sterbegebet ist für die Angehörigen. Für sie ist es wichtig.

Oliva Stocker, Sakristanin Inwil

Thema 7

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In fast allen Religionen spielen Lich-terfeste eine wichtige Rolle: Die Hin-dus etwa feiern am 6. November das Diwali-Fest, das vielfältige Paralle-len zum christlichen Weihnachtsfest aufweist.

Am 6. November feiern gläubige Hin­dus in ihrem Tempel in Emmenbrü­cke mit Diwali eines der wichtigsten Feste der Hindu­Religionen.Das Läuten der Tempelglocke signa­lisiert die Eröffnung einer farbig­ opulenten Zeremonie, die vom Hin­du­Priester Saseetharen Ramakrishna Sarma angeleitet wird und für west­liche Besucher fremd anmutet: Im Zentrum der Puja stehen die zahl­reichen Altäre und Götterstatuen, an denen bereits vor dem Gottesdienst vom Priester vielfältige Weiherituale durchgeführt wurden: Die Vorhänge der Altäre werden dabei zurückge­zogen und die Gottheiten «geweckt», damit sich ihre Aufmerksamkeit spä­ter auf die Gläubigen richtet.

Mit Licht um Frieden bittenNeben den vielfältigen Gaben wie Blumen, Milch, Honig oder Früchte, die den Göttern dargebracht werden, ist während der Zeremonie vor allem die Licht­Symbolik von zentraler Be­deutung: Die Verehrung eines Got­tes  oder einer Göttin wird jeweils dadurch abgeschlossen, dass der Priester dreimal die Kampferflamme vor der Gottheit schwenkt, wie Ra­makrishna erklärt: «Wenn ich die Flamme zum ersten Mal schwenke, bitte ich um Frieden in der Welt, beim  zweiten Mal um Frieden für das  Land  und beim dritten Mal um Frieden für alles Leben.» Am Schluss des Gottesdienstes bringt der Hindu­ Priester das Licht zu den Gläubigen.

In der «Woche der Religionen» feiern die Hindus Diwali

Das Licht siegt über die Finsternis

Am Schluss des Gottesdienstes wird das geopferte Licht zu den Gläubigen gebracht, damit diese die göttliche Wärme in sich aufnehmen. Bild: Benno Bühlmann

klärt Ramakrishna: «Es ist ein fröh­liches Fest, an dem es gutes Essen, Süssigkeiten und Geschenke gibt.»

Vishnus rettendes WirkenGemäss Martin Baumann, Professor für Religionswissenschaft an der Uni­versität Luzern, sind solche Legen­den im Hinduismus typisch, um den Kampf zwischen dem Guten und dem  Bösen in unserer Welt zu the­matisieren. Auch das Licht spiele in vielen Religionen eine grosse Rolle: «Damit wird der Sieg des Guten und Reinen über das Böse und die Fins­ternis gefeiert.»Die Christen bringen in der Advents­zeit mit dem schrittweisen Anzün­den der vier Kerzen auf dem Advents­kranz die Ankunft von Jesus zum Ausdruck. Die Lichterketten im Hin­duismus verweisen auf das rettende Wirken von Gott Vishnu und seiner Gemahlin Lakshmi. In Sri Lanka wer­den an Diwali zudem grosse Feuer­werke entzündet. Benno Bühlmann

In den Tempel eingeladenDie Woche der Religionen ist eine Veranstaltungsreihe jeweils Anfang November (3.–11.) in der ganzen Schweiz, die der Begegnung zwi­schen Menschen unterschiedlicher oder auch keiner Religionszugehö­rigkeit dient.Das Diwali-Fest findet am Diens­tag, 6. November, um 18.30 Uhr im Hindutempel an der Emmenweid­strasse 58b in Emmenbrücke statt. Zu dieser Feier des hinduistischen Lichterfests sind alle eingeladen.woche-der-religionen.ch

luzerner-religionsgemeinschaften.ch

Diese streichen mit ihren Händen dreimal über die Flamme und berüh­ren damit Gesicht, Augen und Haare, womit sie die göttliche Wärme in sich aufnehmen.«Das Diwali­Fest ist vergleichbar mit dem christlichen Weihnachtsfest», er­

8 Thema

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Worte auf den Weg

Bild: Andreas Wissmiller (Hausfassade in Tutzing, Bayern)

D ieses Haus ist mein und doch nicht mein.Beim Nächsten wird es auch so sein.Den Dritten trägt man auch hinaus,

nun sagt mir doch: Wem gehört das Haus?