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. . . und doch: Atlantis enträtselt! Eine Entgegnung von Jürgen Spanuth

1957 - ... Und Doch, Atlantis Enträtselt!

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  • . . . unddoch:Atlantisentrtselt!EineEntgegnungvonJrgenSpanuth

  • . . . unddoch:Atlantisentrtselt!

    EineEntgegnungvonJrgenSpanuth

    UnvernderterNachdruckderAusgabe1957

    OTTOZELLERVERLAGOSNABRCK1980

  • DerfotomechanischeNachdruckerfolgtmitfreundlicherGenehmigungdesUnionVerlages,Stuttgart

    CopyrightbyUnionVerlag,Stuttgart1957ISBN3535024471

  • VORWORTDESVERLAGES

    In der Wissenschaftsgeschichte gibt es unzhlige Beispiele, wieFachgelehrte gegen bahnbrechende neue Entdeckungen oder neueAuffassungen Front gemacht haben. Dabei reichen die Motive vonBorniertheit und Angst um den eigenen Amtssessel ber verletzteEitelkeit bis zu religisem Fanatismus und politischer Voreingenommenheit. In den meisten Fllen ist die Weltgeschichte ber diese Gelehrtenzwistigkeiten hinweggegangen und hat dem Bahnbrecher nachzum Teil grotesken Kmpfen rechtgegeben. Nur hat es leidermeist eines zermrbenden, manchmal sogar tdlichen Kleinkriegesbedurft,bisessoweitwar. Hinsichtlich Spanuths AtlantisKonzeption sind wir leider nochimmer nicht restlos ber die groenteils unfairen Auseinandersetzungen hinaus gekommen, obwohl seine Thesen bei denen, die guten Willens sind, begeisterte Anerkennung gefunden haben. Denwahren Charakter der Auseinandersetzungen aufzuzeigen und dergeschichtlichen Wahrheit zum restlosen Durchbruch zu verhelfen,ist der Grund fr die Neuauflage der kleinen Schrift, die SpanuthseinerzeitzurVerteidigungseinerIdeengeschriebenhat. MgedasBchleinseinenZweckerfllen.

    Osnabrck,imMrz1980 OttoZellerVerlag

  • VORWORT

    In meinem Buch Das entrtselte Atlantis glaube ich folgendenNachweisgefhrtzuhaben: 1. Der Atlantisbericht beschreibt Ereignisse aus der Zeit um 1200

    v.Chr. 2. Ein Vergleich der historischen Angaben des Atlantisberichtes mit

    den zeitgenssischen gyptischen Texten zeigt, da die wiederholteBeteuerung Platons, der Atlantisbericht sei nur eine NacherzhlungaltergyptischerTexte,derWahrheitentspricht. 3. Der Vergleich zwischen den Angaben des Atlantisberichtes und

    den zeitgenssischen gyptischen Texten zeigt weiter, da die Atlanter des Atlantisberichtes ohne jeden Zweifel mit den NordSeevlkern Ramses III., die nach den Angaben der gyptischen Texteaus den drei Stmmen der Phrst, Sakar und Denen bestehen,identischsind. 4. DieHeimatdieserNordSeeVlker* lagnachdenzeitgenssischen

    gyptischen Texten auf den Inseln im Groen Wasserkreis, imNorden, an den Enden der Welt. Unter dieser Bezeichnung kannnicht das Mittelmeer verstanden werden, in das diese Nordvlker erstkurz vor 1200 v.Chr. einbrachen. Der Groe Wasserkreis im Norden an den Enden der Welt kann nur mit dem Weltmeer im Norden,also dem Nordseegebiet, gleichgesetzt werden. Zu diesem Gebiet istselbstverstndlich auch dasOstseegebiet zu rechnen,weilman in jenenZeitenNordundOstseenochnichtunterschied. 5. Die versunkene Knigsinsel dieser Vlker, von deren Untergang

    nicht nur der Atlantisbericht, sondern auch die zeitgenssischen

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  • gyptischen Texte erzhlen, mu demnach im Weltmeer im Norden, also in der Nord oder Ostsee gelegen haben. Die Angabendes Atlantisberichtes ber die Lage dieser Knigsinsel sind so eindeutig und genau, da man sie zweifelsfrei lokalisieren kann. DieKnigsinsel der AtlanterNordSeevlker lag zwischen Helgoland undEiderstedt.

    6. Die oftmals und von vielen Forschern aufgezeigte Identitt dieserKnigsinsel der AtlanterNordvlker mit der Knigsinsel der Phaken,dieHomer inderOdyssee besingt (Od. 5, 400ff.), ist ebenfalls zweifelsfreigesichert.

    Ich binderberzeugung,da ichmitdiesen sechsGrundthesen,dieich in meinem Buch ausfhrlich begrndet und erlutert habe, dasuralte Atlantisproblem gelst, die berlieferungen von den Atlanternund Phaken als imKern historisch bedeutsam erwiesen und drei sehralteQuellenzurGeschichteNordeuropasaufgezeigthabe.

    DiesedreialtenQuellensind: 1. Die Phakengesnge Homers, denen eine wertvolle Quelle, viel

    leicht ein Fahrtenjournal, aus mykenischer Zeit, also aus der Zeit v o r dem Zusammenbruch der mykenischen Kultur und v o r dem Beginnder Naturkatastrophen, die zur Groen Wanderung um 1200 v.Chr.fhrten,zugrundeliegt. 2. Die zeitgenssischen Texte von Medinet Habu, die aus der Zeit

    n a c h dem Beginn der Naturkatastrophen und nach der Niederlageder NordSeevlker an der Grenze gyptens, also aus den TagenRamsesIII.(12001168v.Chr.)stammen. 3. Der Atlantisbericht, der eine Nacherzhlung dieser gyptischen

    Texte enthlt und in dichterischer Weise wiedergibt, was die zeitgenssischen gyptischen Papyri und Inschriften von den Naturkatastrophen, von denNordSeevlkern und ihrerHeimat, von derGroenWanderung, den Angriffen und der Niederlage dieser Vlker berichteten.

    Die Gewinnung dieser bisher verkannten und ungentzten Quellenfr die europische und im besonderen die germanische Geschichtebedeutet eine wesentliche Bereicherung unseres bisherigen Wissens

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  • ber die geschichtslose germanische Bronzezeit, die uns bisher janur durch zufllige archologische Funde von Resten ihrer materiellenKulturbekanntwar. Die kritische Prfung dieser Quellen, die ich in meinem Buch gefor

    dert und versucht habe, erschliet der Forschung Nachrichten vonerheblicherBedeutung. G e g e n diese Ergebnisse langjhriger Forschungen, bei denen mich

    Fachgelehrte aller in Frage kommenden Wissenschaftsgebiete in dankenswerter Weise untersttzt haben, wurden im Herbst 1953 inSchleswig und Kiel zwei Diskussionen veranstaltet, die diesen Namen zu Unrecht trugen, weil die selbstverstndliche Voraussetzungjeder Diskussion, dem Gesprchsgegner Zeit und Gelegenheit zur Entgegnungeinzurumen,n i c h t erflltwurde. Die erste Diskussion in Schleswig wurde von der Arbeitsgemein

    schaft fr Landes und Volkstumsforschung veranstaltet. Ich war gebeten worden, in unserem Kreis am 26. Oktober 1953 ber die Ergebnisse meiner Forschungen zu sprechen. Ich nahm diese Einladunggerne an, war ich doch der berzeugung, da man dort in kleinemKreis in Rede und Gegenrede auf sachliche Weise die vielfltigen Probleme,diemeinBuchaufgeworfenhat,errternwrde. Tatschlich mute ich aber bei meiner Ankunft in Schleswig fest

    stellen, da man eine groe ffentliche Versammlung einberufen hatte.Ohne mir diese Tatsache vorher mitgeteilt zu haben, hatte man etwa15 Herren ausgesucht, die unter Wortfhrung von Herrn Prof.. Gripp,Kiel, der sogar die Vorfhrung der Lichtbilder, die ein wichtiges Beweismaterial enthalten, verhindern wollte, in hufig unsachlicherWeise und in auffallender Einmtigkeit ihre ganze Kraft daransetzten, den Bordelumer Pastor mit seinen Argumenten offensichtlichherabzusetzen(KielerNachrichten,26.Oktober1953). Die 15Herren lasenohneRcksichtaufdievonmirbeimBeginnder

    Veranstaltung vorgetragenen sechs Grundthesen ihre vorher ausgearbeiteten Manuskripte vor. Ich habe nach jedem dieser Referate,diewiedie nachfolgendenAusfhrungen zeigenwerden fast allehchst bedenklichen Inhalts und leicht zu widerlegen waren, sofortdas Wort zur Entgegnung erbeten. Das wurde mir in keinem Fall gestattet. Erst nachdem meine Herren Kritiker etwa 5 Stunden in ununterbrochener Reihenfolge ihre Manuskripte vorgelesen hatten undalleTeilnehmer ermdet oder inAufbruchstimmungwaren,wurdemirdasWortzueinerkurzenEntgegnungvon1015Minutenerteilt.

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  • Selbstverstndlich war es unmglich, in dieser kurzen Zeit die zahlreichenBehauptungenmeinerWidersacherzuwiderlegen. Die unvoreingenommenen Beobachter dieser Arbeitsgemeinschaft

    haben klar erkannt, da es sich hier weder um eine Arbeitsgemeinschaft noch um eine Diskussion gehandelt hatte. So schrieb dasFlensburger Tageblatt vom 29. Oktober 1953: Es war ein gut vorbereiteter Vernichtungskampf. Die Schlesw.Holstein. Tagespost(Rendsburg,30.Oktober1953) schrieb:dasSchleswiger ,Rundgesprchrdas so fatale hnlichkeit mit einer Gerichtssitzung ohne Verteidigerhatte, hat nicht nachhaltig genug gewirkt, um zu berzeugen. AndereZeitungen nannten diese Diskussion ein Scherbengericht, einenSchauprozeusw. Wenige Tage spter, am 4. November 1953, war die zweite Dis

    kussion inKielangesetzt.SchondieseTatsache,damanzwei *Schauprozesse kurz hintereinander einberief, zeigt, da hier nicht derWissenschaft gedient werden sollte, sondern der Propaganda gegenmeine Forschungen. Die Kieler Diskussion wurde nach auen hinvom Naturwissenschaftlichen Verein fr SchleswigHolstein einberufen, tatschlich aber wieder von Herrn Prof. Gripp inszeniert. AlsBeweis fr diese Feststellung mag ein Interview dienen, das Grippwenige Tage vor der Kieler Diskussion dem Journalisten A. Auer,Kiel, gab, wobei Gripp folgendes erklrte: Ich lehne es ab, SpanuthsBuch ,Das entrtselte Atlantis zu lesen, da ich mich als Geologe nichtbeeinflussen lassen will (!). Fr mich ist das Buch weder interessantnoch akzeptabel. Am 4. November 1953 findet in Kiel eine Diskussionber die AtlantisStreitfrage statt. Diese Diskussion wird vom Geologischen Institut der Universitt Kiel (dessen Leiter Gripp ist) veranstaltet (!). Damit wir nicht ins Uferlose kommen, hat jeder nur 10Minuten Sprecherlaubnis.ZudieserDiskussionmchte ich noch einmalsagen,da ichdabeinichtmitSpanuthfallseranwesendseinwirddiskutierenwerde! Also wiederum eine Diskussion ohne zu diskutieren. Wiederum

    ein Schauproze, bei dem Prof. Dr. Gripp sein Urteil ber ein Buchfllenwollte,dasergarnichtgelesenhatte! Die Kieler Diskussion verlief hnlich wie die Schleswiger. Nach

    dem ich zu Beginn 20 Minuten Zeit erhalten hatte, meine 6 Grundthesen vorzutragen, aber keine Zeit erhielt, das umfangreiche Bildmaterial zu zeigen, ergriffen fast dieselben Herren wie in Schleswig,ergnzt durch einige andere Referenten, ihre vorbereiteten Manu

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  • skripte und lasen genau dieselben Manuskripte wie in Schleswig vor,obwohl ich inSchleswig inmeinenkurzenSchluwortendiewichtigstenGegenargumente bereits widerlegt hatte. In Kiel erhielt ich nach denersten vierReferaten fr je 5MinutendasWort zurEntgegnung.Dann,als diese meine Entgegnungen offenbar starken Eindruck auf die zahlreichen Zuhrer machten, wurde mir nur gestattet, auf die Ausfhrungen von je vier oder fnf Referenten in 5 Minuten summarisch zuantworten. Das habe ich abgelehnt, weil jedes einzelne Referat eineEntgegnung von mindestens der gleichen Zeitdauer, in der es gehaltenwurde,erforderte.

    Der wahre Zweck dieser Kieler Diskussion blieb hnlich wie beider Schleswiger Diskussion den unparteiischen Beobachtern nichtverborgen. So schrieb Herr Universittsprofessor Dr. B. Kummer (in:Der Quell, Mnchen, 23. November 1953): Warum mute man sounsachlich daherreden, das Gewicht seines Wissenschaftsamtes derartin die Wagschale werfen? ... Ist das eine gute, getreue Unterrichtungunseres Volkes? Wo ist der Leser dieses Buches (Entrts. Atlant.),der sagen knnte, da die wissenschaftlich mhevolle und ernste Gedankenfhrung Spanuths ,ein guter Roman sei? Hat man geurteilt,ohnedasBuchvorhergelesen zuhaben? Siehtmannicht,da Spanuth,ehe er zu seinen Funden bei Helgoland kam, einen Weg durch dieWissenschaft zurckgelegt hat, den die Geologen ganz und gar nichtbeurteilen knnen? ... Die Hrer dieser Diskussion, die doch eigentlich keine war, wissen ihrerseits, da hier einer gegen viele stand undsich gut verteidigthat, einAuenseiter,derwohldochnochnicht ganzwiderlegt i s t . . . Es schadet einer echtenWissenschaft ammeistendieEnge des Blicks und die ungerechtfertigte Grenzziehung zwischen denamtlichenWirkungsstttenunddendenkendenMenschendrauen. Herr R. Schneidermann, der diese beiden Diskussionen aufmerk

    sam verfolgt und ihre menschlichallzumenschlichen Hintergrnde eingehend erkundet hat, schreibt: Es war Theater, weiter nichts. Es wareine Spekulation auf die Professorenglubigkeit, weiter nichts. Es warder sittlich bedenkliche Versuch, im Zeitalter der Massenpsychosewissenschaftliche Streitfragen durch einen Aufmarsch zu lsen, weiternichts. Und darum werden die ,Atlantisdiskussionen von Schleswigund Kiel einmal als Entartungserscheinungen der Wissenschaft unrhmlich in die Geschichte eingehen (Wissenschaft mibraucht, EineKlarstellungzumAtlantisstreit,1954,S.20). Die Referate, die meine Herren Kritiker in Schleswig und Kiel ge

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  • halten haben, wurden in einer Broschre verffentlicht. Da man wedermeine mndlich vorgetragenen kurzen Entgegnungen, deren Tonbandaufnahme man ja hatte, mitverffentlichte, noch mir die Mglichkeitgab, in jenerBroschrezuWortzukommen, sehe ichmichgezwungen,in der vorliegenden Verffentlichung die Referate meiner Kritiker vonSchleswig und Kiel kritisch zu beleuchten und zu ihnen Stellung zunehmen.

    Bevor ich in diese Widerlegung eintrete, mchte ich betonen, daich den Atlantisbericht n i c h t , wie Herr Prof. Dr. Diller behauptete,als geschichtliche Urkunde, die in jeder einzelnen Aussage zuverlssig ist, betrachtet habe. Ich habe vielmehr nachgewiesen, da derAtlantisbericht eine N a c h e r z h l u n g altgyptischer Urkunden istundwiejedeNacherzhlungkritischuntersuchtwerdenmu.

    Ichhabe,umdas zuwiederholen, inmeinemBuchund in Schleswigund Kiel wrtlich ausgefhrt: Ich habe nicht die Ansicht vertreten,da der Atlantisbericht eine in jedem einzelnen Punkt zuverlssigeUrkunde ist. Das ist bei keiner Nacherzhlung der Fall. Ich habe imGegenteil in meinem Buch geschrieben: .Dieser Bericht enthlt, wieviele andere wertvolle Berichte aus dem Altertum auch, MiverstndnisseundFehlbersetzungen, falscheAusdeutungenundmythologischeberlieferungen (Entrts. Atlant. S. 121), oder: .MiverstndnisseundFehlbersetzungen,AusschmckungenundVerschlimmbesserungen habensichimLaufederZeitindenAtlantisberichteingeschlichen ________ WodieGrenze zwischenDichtungundWahrheit indiesemBericht anzusetzen ist, wird vom jeweiligen Stand der Forschung und auch vonderpersnlichenAnsichtdes einzelnenForschers abhngig sein.Darumwird diese Grenze hin und her schwanken. Das ist im einzelnen nichtwesentlich. Wesentlich ist, da wir im Atlantisbericht eine Nachrichtaus unserer Heimat vorliegen haben, eine Nachricht aus den TagendergroenNot,alsweite fruchtbareGebietevorderWestksteunseresLandes mitsamt der Knigsinsel von furchtbaren Sturmfluten verschlungen wurden, die hher gelegenen Gebiete ausgetrocknet warenund groeTeilederBewohnernachdem Sden zogen,wo sie sichmitdenVlkernderaltenKulturendesSdostraumesvermischten.

    DieserBericht fhrtuns somit ineinederentscheidendstenEpochenunserer Geschichte, in die Zeit der Geburtswehen der frhgriechischenund somit auch der spteren klassischen Kultur, die eine der wichtigstenWurzelnderabendlndischenKulturist.

    Nennen Sie, so fhrte ich in SchleswigundKiel aus, denAtlantis

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  • bericht meinetwegen eine ,Saga, aber eben eine Saga aus unserer Heimat, von unseren Vorfahren, eine Saga, die 3000 Jahre alt ist und unsvon der Gre und dem Untergang des germanischen Reiches derBronzezeit erzhlt. Das allein wrde uns verpflichten, diesen Berichtn i ch t zu verwerfen, sondern ihnmit allem Fleiund allemErnst zuuntersuchen, damit der wertvolle historische Kern von allem Beiwerkgereinigtwerde!

    Ausdrcklichmchteichauchdaraufhinweisen,daichmeineHerrenKritiker in Schleswig gebetenhabe,denKerndes ganzenProblems,dievonmir aufgestellten sechsGrundthesen, zu kritisieren.Wrtlich fhrteich aus: Wir haben heute zuwenig Zeit, um unsmit nebenschlichenund fr das Ganze bedeutungslosen Fragen zu befassen. Deswegenmchte ich Sie bitten, sich nicht mit nebenschlichen Fragen befassenzuwollen, sondernmit den inmeinen sechsGrundthesen aufgestelltenGrundpfeilernmeinerArbeit. Ichmchte es noch deutlicher sagen undzudiesemZweck imBilde sprechen:Augenblicklich findenvorunsererWestkste groe Entenjagden statt. Nun habe ich hufig gesehen, daeine groe Zahl von Jgern auszog, da die Herren wie wild in dieGegendknallten, aberhchstens einpaarFedern stoben,unddieVgelflogenfrhlichweiter!

    Machen Sie es hier bitte nicht ebenso! Schieen Sie nicht ins Blaueoder auf Federn, sondern treffen Sie ins Leben, insHerz des Problems.Es gibt kein Buch, in dem diese oder jene nebenschliche Frage nichtkritisiert werden knnte. Eine Kritik an nebenschlichen Fragen wrdedieses Riesenaufgebot an gelehrten Herren nicht rechtfertigen. BleibenSie also bei der Sache! Verlieren Sie sich nicht in Nebenschlichkeiten,treffen Sie denVogel insHerzwenn Sie knnen undwiderlegenSiemeinesechsGrundthesen!

    InmeinemSchluwortinSchleswigfhrteichu.a.aus: Ich stelle fest, da Sie denVogel n i c h t ins Herz getroffen haben.

    DerKernder Sachewurden i c h t angerhrt.DerKernder Sache sinddiesechsGrundthesen.Ichbinderberzeugung,wennvielleichtFederngeflogensind:derVogelfliegtweiter!

    IndennachfolgendenAbschnittensollderBeweisfrdieRichtigkeitdieserFeststellungerbrachtwerden.ZudiesemZwecksolljededersechsGrundthesenmeinesBuchesI.kurzbegrndetwerden,

    II.sollendiegegenteiligenBehauptungenmeinerKritikerangefhrtundwiderlegtwerden.

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  • Diese Entgegnung ist nur ein Auszug aus einer sehr viel umfangreicheren Schrift, in der jede einzelne Behauptung meiner Herren Kritiker dargestellt und widerlegt wird. Diese Schrift liegt seit mehrerenMonaten druckfertig vor und ist von einer Reihe von Fachgelehrtenberprft worden. Ich bedaure, da der Umfang dieser eingehendenEntgegnung vorlufig ihren Abdruck verhindert. Ich glaube aber, dadieser stark gekrzte Auszug schon zeigt, mit welchen merkwrdigenMethoden meine Herren Kritiker glaubten, die Ergebnisse meinesBucheswiderlegenzuknnen.

    BordelumWest,Januar1955.

    JrgenSpanuth

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  • 1.These

    DerAtlantisberichtbeschreibtEreignisseausderZeitum1200v.Chr.

    Ichwiederhole,was ich ber die Frage derDatierung desAtlantisberichtes inmeinemBuch (S. 21 f.) geschrieben habe: Es istberausverwunderlich, da kaum ein Forscher diese Frage (wann knnen sichdie Ereignisse, von denen der Atlantisbericht erzhlt, abgespielt haben?) gestellt oder einer ernsthaften berprfung fr wert gehaltenhat. ber die Frage:wo lagAtlantis? hatman die Frage:w a n n istAtlantisuntergegangen?vollkommenvernachlssigt.DiewenigenForscher, die sich mit dieser Frage beschftigten, haben trotz der unsheute zur Lsung solcher Fragen zur Verfgung stehenden Mittelgeradezu unwahrscheinlich trichteAntworten gefunden. In fast allenJahrzehntausendenzwischen1000000v.Chr.und500v.Chr. sollensich die Ereignisse, welche die Priester in Sais um 560 v. Chr. demSolon vortrugen, abgespielt haben.Wennman dieseDatierungenmoderner Forscher kennt, dann wird man sich ber die Datierung, diePlaton fr alle die von ihm berlieferten Ereignisse angibt 8000Jahre vorSolonnicht so sehrverwundern. InWirklichkeit istdieseDatierungPlatons vlligunmglich.Kntel sagtmitRecht von dieserZeitangabe: Sie ist ein vollstndigerUnsinn,wie er rger kaum gedachtwerdenkann!AlledieDinge,vondenenderAtlantisberichtsoausfhrlicherzhlt:

    griechische Staaten, eine Stadt Athent ein gyptisches Reich, Kupfer,Zinn, das erste Eisen, Kriegswagen, Kriegsschiffe usw. usw. gab es8000 Jahre vor Solon, also um 8600 v. Chr. ganz gewi noch nicht.Hiermu ein Irrtum, vielleicht einbersetzungsfehler vorliegen.Daher darf dieseZeitangabe n i c h t zurDatierung der berliefertenEreignisseherangezogenwerden.DerAtlantisberichtenthltabernebendiesersicherfalschenAn

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  • gbe zahlreicheHinweise, die es uns ermglichen, die in ihm geschildertenEreignissegenauzudatierenDa ist z.B. die o f t wiederholteAngabe, dieAtlanter htten ber

    einen groen Reichtum an Kupfer und Zinn verfgt und htten auchschondasersteEisengekannt(KriL114,116,119).EinVolk,dasberKupferundZinnverfgt, lebt inderBronzezeit,

    diemanungefhrvon2000bis1000v.Chr.ansetzenkann.Wennnun,wie uns berichtetwird, dieAtlanter auf ihrer Insel auch schon Eisengerte gekannt haben, dannmu diese Insel am Ende der Bronzezeit,in den Tagen, in denen das erste Eisen auftauchte, noch existierthaben. In meinem Buch folgt dann eine kurze Inhaltsangabe aus den Schriften des Erforschers metallurgischer Probleme der Vorgeschichte, WilhelmWitter,dergeradeauchberdieFrage:Wann tauchendieerstenEisengerte in derWelt aufundwelcheVlker haben die erstenEisengerte in den Sdostraum gebracht? abschlieende Forschungen verffentlicht hat.Diese Forschungen gipfeln in der FeststellungWitters,die ich im Wortlaut zitiert habe, da die ersten von Menschenhandhergestellten Eisengerte mit der Invasion der Nord und Seevlker,die wie ein Orkan gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. in dieMittelmeerlndereinbrachen,auftaucht (Witter,1942,S.53).Wenigstens ein Teil der Nordvlker mu also die Eisentechnik bereits v o r AntrittdergroenWanderungbeherrschthaben(Witter,1942,S.80).Wenn, so heit es dann in meinem Buch weiter, der Atlantis

    bericht, wie Platon sagt, ,eine in jeder Hinsicht durchaus wahre Geschichte, also ein historisch wertvoller Bericht sein soll, dann mssensich die Ereignisse, von denen er erzhlt, in den Tagen des erstenEisens,alsogegenEndedes13. Jahrhundertsv.Chr., inwelchemwirklichKupferundZinn ingroemAusmaverwendetwurden,aberauchschondasEisenauftauchte,abgespielthaben(Entrts.AtlantS.22).Inden folgendenKapitelnmeinesBucheswirddanndieFrageunter

    sucht, ob sich die Ereignisse, die der Atlantisbericht erzhlt (NaturkatastrophenAustrocknungenundgroeFeuer,Erdbebenundberschwemmungen, und eine groe Wanderung durch Europa nachGriechenland,BesetzungallergriechischenStaaten,heldenhafterWiderstand Athens gegen die Wandervlker, Zug der Wandervlker durchKleinasien bis nach gypten, Bndnis der Wandervlker mit denLibyernundTyrrhenern,ErrettunggyptensvordieserGefahr),gegenEnde des 13. Jahrhunderts v. Chr. abgespielt haben oder nicht.

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  • Das Ergebnis der Untersuchungen meines Buches, die sich ber

    viele Seiten erstrecken (S. 2453) lautet: Die Ereignisse, die imAtlantisberichtwiedergegebenwerden, haben sich um 1200 v.Chr. ingroerbereinstimmungmitdenAngabendesAtlantisberichteswirklichabgespielt(Entrts.AtlantS.52).Dieses Ergebnis wurde erzielt durch einen Vergleich zwischen den

    Angaben der zeitgenssischen gyptischenUrkunden bzw. einem umfangreichen archologischen und naturwissenschaftlichen MaterialeinerseitsunddenAngabendesAtlantisberichtesandererseits.

    G e g e n diese Datierung der Angaben des Atlantisberichtes wurdenuninSchleswigundKielfolgendesbehauptet:

    I. Herr Prof. Dr. Diller fhrte g e g e n die Datierung des Atlantis

    berites aus: Spanuth mu zu einer Verwechslung mit der gyptischenMonatsrechnung Zuflucht nehmen, um einigermaen in den vonihmgesuchtenZusammenhanghineinzukommen. Antwort:Diese Behauptung ist unrichtig; ich habe dieDatierung des

    Atlantisberichtes a u s s c h l i e l i c h mit historischem Beweismaterialbegrndet. Nach Vorlage dieses umfangreichen Beweismaterials habeich auf eine Vermutung des schwedischen Polyhistors Olaf Rudbeckhingewiesen, der als erster Forscher erkannt hat, da der Atlantisberichtum 1200v.Chr. spielt. InmeinemBuchheit es: Vielleichthatder gelehrte Schwede Olaf Rudbeck (16301703) recht, der die Vermutung ausgesprochen hat,da an dieser Stelle einbersetzungsfehlervorliegtundmannichtan8000J a h r e , sondernan8000Monatezudenken habe, die seit dem Untergang von Atlantis bis zum AufenthaltSolonsingyptenvergangengewesenseien(Entr.Atlant.S.22).

    II.

    Herr Professor Schwantes fhrte gegen die Datierung der Ereignisse,von denen der Atlantisbericht erzhlt, in die Zeit um 1200 v. Chr. an:Atlantis kann vorher (vor 1200 v. Chr.) da (auf dem Steingrund) gelegen haben, in der neolithischen oder mesolithischen Zeit, und solcheAnsetzung wrde sich zeitlich mit den Angaben Platons eher vereinigenlassenalsdieAnnahmeSpanuths. Antwort: Die neolithische Zeit wird etwa von 3000 bis 2000 v. Chr.,

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  • die mesolithische von 9000 bis 3000 v.Chr. datiert. In diesen Jahrtausenden hat kein Volk der Erde Gerte aus Kupfer und Zinn (wirnennen diese Legierung Bronze) oder gar aus Eisen besessen; derKriegswagen war noch nicht erfunden; Reiterei war wahrscheinlichnoch nicht bekannt; groe Kriegsflotten treten erst viel spter auf; dieStadtAthen, die gegen die anstrmenden Atlanter sich heldenhaft verteidigte,wurde erst im 15. Jahrhundert v.Chr.,dieAkropolis,dienachdem Atlantisbericht noch kein Heiligtum, sondern eine Burg darstellte,nicht vor dem 14. Jahrhundert v. Chr. gegrndet. Der Atlantisbericht,der ausfhrlich von diesen und vielen anderen Einzelheiten, die erstseit der Bronzezeit erscheinen, berichtet, kann keinesfalls Jahrtausendev o r demerstenAuftauchenallerdieserDingedatiertwerden.

    E r g e b n i s Keiner der vorgebrachten Einwnde gegen die Datierung der Er

    eignisse, von denen der Atlantisbericht erzhlt, in die Zeit um 1200v.Chr.iststichhaltig.

    2.These

    PlatonberichtetdieWahrheit,wennerimmerwiederbeteuert,daderAtlantisberichtnichtseineoderSolonsErfindung,sonderneineNacherzhlunggyptischerUrkundensei.DieseThesehabeichwiefolgtbegrndet:Platonbeteuert:DieserBericht istkeineswegs ein erdichtetesMr

    chen, sondern eine in jeder Hinsicht durchaus wahre Geschichte(Tim.26e.).AnandererStellesagtPlaton,derAtlantisberichtseieinezwarseltsame,aberd u r c h a u s w a h r e G e s c h i c h t e ( T i m . 20d.).Von derHeldentat derAthener, die ihrenStaat gegen die andringenden Atlanter siegreich verteidigten, bemerkt Platon: Dies ist eineHeldentat,derenKenntniszwarnichtallgemeinverbreitet ist,die sichaberdennochw i r k l i c h z u g e t r a g e n hat(Tim.21)(vgl.Entrts.Atlant.S.16). N u r wenn wir diese wiederholten Beteuerungen Platonsmit ernst

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  • haftenGrndenwiderlegen knnen, habenwir dasRecht, denAtlantisberichtalseineErfindungPlatonszubezeichnen.DieBeweislastfrdiese Behauptung lge in diesem Fall auf u n s e r e r Seite.Die Beteuerungen Platons fr die Historizitt dieses Berichtes wren dannwiderlegt,wennmannachweisenknnte,da1. die gyptischenTexte, aufdiePlaton sich beruft,n i c h t existiert

    haben,2. Solon niemals ingypten gewesen ist, also die gyptischenTexte

    auchnichtgesehenhabenkann,3. die im Atlantisbericht geschilderten Ereignisse sich niemals

    vorallemnichtindenJahrzehntenum1200v.Chr.abgespielthaben.DieserGegenbeweis den Beteuerungen Platons gegenber kann gar

    nichtmehr gefhrtwerden,weil einTeil der imAtlantisbericht nacherzhltengyptischenTexte (InschriftenvonMedinetHabuundPapyrusHarris)vonmirvorgelegtund ihre erstaunlichebereinstimmungmit den Angaben des Atlantisberichtes nachgewiesen wurde. Auchhaben die historische Forschung, die archologischen Ausgrabungenund die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten JahrzehnteeinumfangreichesBeweismaterial f r dieRichtigkeit der historischenAngabendesAtlantisberichteserbracht.Es steht heute zweifelsfrei fest,da seit der 2.Hlfte des 13. Jahr

    hunderts v.Chr.wirklich schwereNaturkatastrophen vonweltweiterWirkung (Paret,1948,S.144)dieErdeheimgesuchthaben,dadieseNaturkatastrophen genauwie es derAtlantisbericht erzhltmiteinerschrecklichenTrockenperiode(Paret,1948,S.125 f f . ) begannen,von schweren Erdbeben begleitetwurden (Brandenstein, 1951, S. 98),diezukatastrophalenberschwemmungenundLanduntergngen fhrten (zahlreiche Besttigungen in den zeitgenssischen Texten vonMedinetHabu und imPapyiusHarris).Ebenso steht zweifelsfrei fest,da als Folge dieser Katastrophen eine groeWanderbewegung stattfand, die GroeWanderung, in der genau wie es der Atlantisbericht erzhlt alle griechischen StaatenmitAusnahmeAthens besetzt wurden, Kleinasien von den Wandervlkern durchzogen undgypteningefhrlicherWeisebedrohtwurde.Ich zitiere nur einen Abschnitt aus dem ausgezeichneten Werk

    Oskar Parets ber diese Ereignisse: Wir haben gesehen, da dieTrockenperiode ... von weltweiter Wirkung und eine Katastrophegewesen ist,die sogarzurMenschenfressereizwang (Knochenfunde im

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  • MoordorfBuchauu.a.a.O.).SiehatdieVlkerganzMittelundSdeuropas und Vorderasiens in Bewegung gebracht, die alte Welt gestrzt und dieGrundlage fr eine neueWelt geschahen. Siewar derAnlader,Sturmflut,diedasSchicksalderWeltbestimmthat(L.Bachhofer,1937,S.279).Es ist jetztmglich,vermittelsdiesesdurchgehenden archologischen Horizontes die Sptbronzezeit in Mitteleuropaund damit die Moor und Strandsiedlungen dieser Zeit unmittelbarmit der orientalischen Geschichte bis hin zu den Tempelreliefs vonMedinetHabu in Verbindung zu bringen. Auch inMitteleuropa hatdemnachdieTrockenzeitwohlbaldnach1250v.Chr.begonnen(Paret,1948,S.144).

    Gegen diese 2. These, der Atlantisbericht ist wirklich eine Nacherzhlung gyptischer Urkunden, wurden folgende Behauptungen aufgestellt:

    I.Der Atlantisbericht sei eine reine Erfindung Platons, ein Produkt

    seiner(Platons)geistigenKonstruktion(Prof.Dr.H.Diller). Antwort:DieseBehauptungwird schondurchdenNachweisder fast

    vollkommenen bereinstimmung der Angaben des AtlantisberichtesmitdenhistorischenEreignissenderZeitum 1200v.Chr.unddenAngabenderzeitgenssischengyptischenTextewiderlegt. Zudem hat der bekannteAltphilologe E.Norden gerade imHinblick

    auf die Behauptung, der Atlantisbericht sei eine reine Erfindung Platons, folgendes erklrt: Ein im absoluten Wortsinn, also einrein imaginres, von jeder Realitt losgelstes Phantasiegebilde, hatdie antike Poesie n i c h t gekannt. Der Wirklichkeitssinn war viel zustark ausgeprgt, als da er bloe Fiktionen geduldet htte (zitiertnachSchulten,1939,S.326ff.). Professor Dr. R. Hennig, der ausgezeichnete Kenner und Bearbeiter

    antiker Nachrichten, schreibt: Es mu als ausgeschlossen gelten, dader Atlantisbericht Platons einfach aus der Luft gegriffen ist, da ihmnichtpositiveTatsachenzugrundeliegen(R.Hennig,1925,S.15). Prof. Dr. Brandenstein, der eine eingehende Studie ber den Atlan

    tisbericht verfat hat (1951), schreibt: Die Literaten hatten also damals ,in der Wahl des Stoffes noch nicht die Wege eigener Dichtungeingeschlagen (1951, S. 41). Objektiv bestand also zur Zeit Platonsgar keine Mglichkeit, einen historischen Roman zu schreiben, der.freieste Phantasie gewesen wre (1951, S. 47). Brandenstein kommt

    18

  • nacheingehendenUntersuchungenzudemSchlu:Alldieszusammenbeweist, da Platon mit seinem Atlantisbericht n i c h t etwa von ihmselbst Ausgedachtes auftischen wollte, sondern, da er berzeugt war,ein altes, wenn auch wenig bekanntes E r e i g n i s zu bringen, dennnur dann, wenn die Geschichte von allen Zuhrern fr h i s t o r i s c h gehalten wurde, konnte sie ihren Zweck erfllen. Im brigen knnenwir uns gegenber allen Zweiflern damit trsten, da man auch Trojalange Zeit nur eine allegorische Existenz zubilligte, bis die Ausgrabungendasr e a l e G e g e n t e i l zeigten!(1951,S.47).

    Prof. Dr. H. Bossert, der hervorragende Archologe und Kenner derantiken Geschichte, schreibt: Da in Solons Antlantisbericht, der unsdurchPlatonberliefertwird, einwahrerKern steckt,wird heutewohlnurnochvonwenigenbezweifelt.DieZeitderGeringschtzungantikerNachrichtendieserArt istvorbei! (zitiertnachProf.Dr.O.Huth, 1953,S.1134).DillersAnsichtistalsoinjederHinsichtunhaltbar.

    II.

    Herr Prof. Dr. Diller versucht seine Ansicht mit der Behauptung zubegrnden: Der Atlantisbericht ist nichts als eine Parallelerfindungzum Perserkrieg, zurckprojiziert in die Vorzeit und an die entgegengesetzteFrontverlegt.

    Antwort: Wenn der Atlantisbericht eine Parallelerfindung zum Perserkriegwre,dannmte sich indiesemBericht eine einzigeParallelezum Perserkrieg aufzeigen lassen. Tatschlich bestehen zwischen denAngaben des Atlantisberichtes und den Perserkriegen berhauptk e i n e Parallelen. Herr Prof. Dr. Diller hat auch selbst keine Paralleleaufzeigenknnen.

    Eine kurze Gegenberstellung zwischen den Perserkriegen und denAngaben des Atlantisberichtes mge zeigen, wie unrichtig die BehauptungProf.Dr.Dillersist:

    1.DiePerserkriegewurdendurch einenAufstandder jonischenGriechen, die durch dieAthener untersttztwurden, gegen die Perser ausgelst.

    Der Kriegszug der Atlanter durch Europa und Kleinasien bis nachgypten hingegen, wie der Atlantisbericht sagt, durch die Machtgierder Atlanter, die, wie der Atlantisbericht in wrtlicher bereinstimmung mit den altgyptischen Texten von Medinet Habu sagt, alleLnderamMittelmeerunterihreHerrschaftbringenwollten.

    19

  • 2. Die Perserkriege fanden lange n a c h Solons Tod statt (500449v.Chr.),derKriegszugderAtlanterlangev o r SolonsTod(559v.Chr.). 3. DiePerserkamenvonKleinasien,dieAtlantervonEuropa. 4. Die Perser hatten v o r Beginn ihres Kriegszuges gypten unter

    worfen,dieAtlanterkonntengyptenn i c h t unterwerfen. 5. Die Perser hatten ihre Heimat in Kleinasien, die Atlanter auf

    Inseln und Teilen des Weltmeeres und zogen durch Kleinasien, nachdemsieGriechenlandunterworfenhatten. 6. Die Perser besetzten und zerstrten Athen, die Athener flchteten

    nach dem Peloponnes und kehrten erst nach Abzug der Perser in ihrezerstrte Heimatstadt wieder zurck. Die Atlanter konnten Athenn i c h t nehmen. Athen legte damals (im Krieg gegen die Atlanter)der ganzen Welt die glnzende Probe seiner Tchtigkeit und Kraft ab;denn allen berlegen an Beherztheit und Kriegskunst stand es zuerstan der Spitze der Hellenen, dann aber sah es sich durch den Abfallder anderen auf sich selbst gestellt, leistete erfolgreich WiderstandundretteteseineFreiheit(Tim.25). 7. Die Perser fhrten mehrere Kriegszge gegen Griechenland und

    Athen,dieAtlanternureineneinzigen(Tim.25). 8. Whrend der Perserkriege fanden keine Naturkatastrophen statt,

    die Athener rumten vor der bermacht der Perser ihre Stadt. Whrend des Kriegszuges der Atlanter fanden furchtbare Naturkatastrophen statt, bei denen eine groe Anzahl athenischer Krieger denTod fand. Schwere Erdbeben undWasserfluten nderten dasAussehenderBurgvonAthen(Krit.111). 9. DiePerserwurdenvoneinemmchtigenKnig,Dareios,angefhrt.

    Die Atlanter wurden von 10 Knigen, wie der Atlantisbericht und diealtgyptischenTextebereinstimmendangeben,gefhrt. 10. Die Knigsstadt der Perser lag auf dem Festland (Babylon), die

    KnigsstadtderAtlanterlagaufeinerInselimWeltmeer. 11. Die Knigsstadt der Perser blieb auch nach der Beendigung der

    Perserkriege Haupt und Residenzstadt der persischen Knige, dieKnigsinsel der Atlanter versank an einem Tag und in einer Nachtvoll entsetzlicher Schrecken im Meer, daher ist das Meer dort, wo sieeinst lag, auch heute noch unbefahrbar und unerforschbar, infolge derungeheurenSchlammassen,diediesinkendeInselaufhufte(Tim.25).

    20

  • 12. Die Perser hatten kein Bndnis mit den Libyern und Tyrrhenerngeschlossen, die Atlanter kmpften zusammen mit den Libyern undTyrrhenern (Tim.25),bzw.hattenmitdenLibyernunddenBewohnernder tyrrhenischen Inseln (Sizilien = Sekelesa, Sardinien = Sardana) einBndnisgeschlossen(InschriftenvonMedinetHabu). Diese Gegenberstellung knnte noch leicht weiter ausgefhrt wer

    den. Aber was immer man auch anfhren wollte, wrde nur zeigen:es gibt berhaupt k e i n e Parallelen zwischen den Perserkriegen unddenAngabendesAtlantisberichtes. Die Behauptung, mit der Herr Prof. Dr. Diller seine Meinung, der

    Atlantisbericht sei eine reine Erfindung Platons, der eine Parallelerfindung zum Perserkrieg konstruieren wollte, zu begrnden versucht, ist n i c h t stichhaltig. Ebensogut knnte man sagen: die Nachrichten vom Zug der Kimbern und Teutonen sind ein Produkt dergeistigen Konstruktion eines modernen Geschichtsschreibers, der aufdiese Weise eine Parallelerfindung zu den Kriegen Napoleons konstruierenwollte.

    III.

    Die These 2 (der Atlantisbericht ist wirklich eine Nacherzhlunggyptischer Texte) versuchte Herr Prof. Dr. Eberhard Otto durch folgendeBehauptungenzuerschttern: Der Besuch Solons in gypten ist von gyptischer Seite n i c h t

    nachweisbar. Antwort:Kaum ein Bericht aus demAltertum ist durch das Zeugnis

    zahlreicher antiker Schriftsteller so gesichert wie der vom AufenthaltSolons in gypten. Solon hat selbst in einem seiner hinterlassenen GedichtedieAbsichtausgesprochen,nachVollendungseinerGesetzgebungnachgyptenzureisen,umLandundLeutekennenzulernen,undseineRckkehrnichtunter10 Jahren inAussichtgestellt (Arist.Ath.pol.1 1 , 1, dazuHerodot I, 29). Ein zweitesGedicht (fr. 6D), aus dem derVers

    stammt,zeigt,daer dieReisewirklich ausgefhrthat (Zucker, Athenundgypten bis aufdenBeginnderhellenistischenZeit,1950). Auerdem bezeugen den Aufenthalt Solons in gypten: Proclus

    (in Tim. 28 D); Herodot (I 30f.); Diodor (I 69, 98); Plutarch (De Is. 10,Sol. 26); Brief des Thaies an Pherekydes (bei Diog. Laert. I 15); Liban(ed. Foerster, ep. 1274); Ammian 22, 16); Theodoret (Cur., ed. Raeder,1 1 2 ) usw.

    21

  • Nach den antiken Nachrichten ist Solon zusammen mit einem anderen der siebenWeisen,mit Thaies vonMilet, ingypten gewesen.Thaieshat ingypten eine astronomischeBerechnungberdas Siebengestirn angestellt, die nur fr gypten gilt, so da daraus folgt, daer (Thaies) tatschlich in gypten war (Hopfner, 1925, S. 25). Solonhat aus gypten Gesetze mitgebracht, eine Tatsache, die nicht nur dieantiken Schriftsteller besttigen, sondern auch die moderne Forschung(Hopfner,1925,S.2;Breasted,1936,S.314)festgestellthat.

    Zahlreiche andere griechische Philosophen und Geschichtsschreibersind seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. in gypten gewesen, am bekanntesten wurde die Reise Herodots nach gypten; k e i n Besuch einesdieser Griechen ist von gyptischer Seite nachweisbar, weil diegypter keine Fremdenlisten fhrten oder hinterlassen haben, undweil Besuche griechischer Staatsmnner und Philosophen damals eineberaushufigeundselbstverstndlicheAngelegenheitwaren.

    IV.

    Weiter behauptete Herr Prof. Dr. Otto, um dieAngabe des Atlantisberichtes, Solon habe den Atlantisbericht von gyptischen Priesternauf Grund altgyptischer Urkunden erfahren, zu widerlegen: Eineunmittelbare sprachliche Verstndigung war nur (wie das BeispielHerodots zeigt) in den gemischten Kreisen der Hndler, Sldner undSklaven mglich, nicht aber zwischen einem athenischen StaatsmannundgyptischenPriestern.

    Antwort: Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, da die gebildeten Schichtender Staatsmnner undPriesterber bessere sprachlicheKenntnisse verfgten als die ungebildeten Schichten derHndler, SldnerundSklaven.Daswarauchdamalsingyptennichtanders.

    Zudem gibt es viele Tatsachen, die eine Verstndigungsmglichkeitzwischen den gebildeten gyptern und ihren zahlreichen griechischenBesucherninjenerZeitbeweisen. Von dem damaligen gyptischen Knig Amasis, der nach dem Atlantisbericht den Solon freundlich aufnahm (Tim. 21), sagt Breasted, derhervorragende Kenner der gyptischen Geschichte, da er ganz undgar der griechischen Welt angehrte (Breasted, 1936, S. 316); oderer pflegte enge Beziehungen zu der griechischen Welt in Europa undKleinasien (1936, S. 314). Griechische Philosophen bernahmen ihrePhilosophie und andere wissenschaftliche Erkenntnisse aus gypten

    22

  • (Breasted, 1936, S.306). Schon Psammetich I. (663609 v.Chr.) derlange v o r Solons Aufenthalt in gypten regierte, hatte den in gypten wohnenden Griechen gyptische Kinder anvertraut, damit sie diegriechische Sprache erlernen sollten (Hopfner, 1925, S. 25). Zwischendiesem Pharao und Periander, dem mchtigen Frsten von Korinth,bestandeine soengeFreundschaft,dadieser seinenNeffenundNachfolger Psammetich nannte. Zwischen Amasis und dem TyrannenPolykrates von Samoswardie Freundschaft,wie auchHerodot erzhlt,noch inniger. Amasis wird von Herodt ausdrcklich als Griechenfreundbezeichnet(Scharff,1951,S.185).

    Breasted sagt: Die saitischen Knige (zu denen auch Amasis gehrte)wurden vonder griechischenArt aufs strkste beeinflut (1936,S. 306). In gypten gab es schon damals die Zunft der Dolmetscherund Fremdenfhrer, wohl meist griechischer Herkunft (Breasted,1936, S. 305). Griechische Sldner dienten schon seit den Tagen Psammetichs II. (594589 v.Chr.) in groerZahl im gyptischenHeer undhaben sich im fernen Abu Simbel an den Tempelwnden verewigt(v. Bissing, 1949, Heft 1/2). In der Residenzstadt der damaligen Pharaonen, in Sais, wo Solon den Atlantisbericht vernahm, gab es einegroe griechische Kolonie (Breasted, 1936, S. 314 f.). An der kanopischenMndung desNils lag damalsNaukratis, eine rein griechischeStadt. Dort standen Tempel und Statuen aus griechischem Marmor.Der Einflu der Griechen auf das ffentliche Leben war gerade unterAmasis so gro, da er den Neid und die Eifersucht der gypter erweckte(Breasted,1936,S.314).

    Angesichts dieser vielfltigen Beziehungen zwischen gyptern undGriechen inder fraglichenZeit istdieVorstellungHerrnProf.Dr.Ottos,da es eine unmittelbare sprachliche Verstndigung zwischen dengebildeten Schichten des gyptischen Volkes und den griechischen Gelehrtenn i c h t gegebenhabe,vollkommenabwegig.

    V.

    Otto behauptete, um meine These 2 zu widerlegen, weiter: Ein Bericht wie der Platons in seiner Mischung historischer und mythischerZge widerspricht der wohlbekannten gyptischen Geschichtsschreibung.Ein solcherBericht liegtnichtvorund lt sich auchnichtdurchParallelenwahrscheinlichmachen.

    Antwort: Breasted, der groe gyptologe, schreibt zu dieser Frage:

    23

  • Die immer lebhafter werdende Verbindung zwischen gypten undden griechischen Staaten fhrten bald zu bestndigenund bis zu einemgewissen Grade innigen Beziehungen zwischen beiden Vlkern. Dengut bezahlten griechischen Soldaten, deren berlegene KriegskunstPsammetich einst bei seiner Eroberung des Landes verwendet hatte,folgten immer neue dienstwillige Landsleute, und durch diese sowohlwie durch die hin und her ziehenden Kaufleute und Schiffe gelangteeine stetig wachsende Flle von Nachrichten und Sagen in das griechische Mutterland, die von der neuen und fremdartigen Welt dergypter erzhlten. Die Wunder Thebens wurden in den homerischenGesngen gefeiert, die jetzt ihre endgltige Gestalt annahmen, und inden Mythen der Griechen erschienen neben ihren eigenen auch diegyptischen Gtter. ... Was Mnner von so ernster Urteilskraft wieHekataios und Herodot von der alten Geschichte gyptens aus so getrbter Quelle erfuhren und niederschrieben, konnte nur ein buntesGemenge unverstandener und entstellter alter berlieferung und mrchenhafter Volkssage sein ... (Breasted, 1936, S. 305). Was Herr Prof.Dr. Otto bestreitet, einen Bericht in seiner Mischung historischer undmythischer Zge, der auch nicht durch Parallelen wahrscheinlich gemacht werden kann, war damals die bliche Form der berlieferungund kann durch zahlreiche Parallelen, erinnert sei nur an HerodotsgyptischeGeschichten,mehralswahrscheinlichgemachtwerden.

    VI.

    Herr Prof. Dr. Otto versuchte die These 2 meines Buches schlielichmit folgendem Hinweis zu widerlegen. Er sagte: Die gyptischenTexte sind von Spanuth richtig bersetzt, aber falsch interpretiert.Es handle sich, so meinte Otto, bei den von mir zitierten gyptischenTexten,n i c h t umTextevonhistorischemWert, sondernumPhraseologien,wie sie sich bis hin zu den Siegeshymnen Sesostris I. (1970 bis1936v.Chr.)zurckverfolgenlassen. Antwort: In den Texten von Medinet Habu und im Papyrus Harris,

    die ich so hufig inmeinem Buch zitiert habe, finden sich,wie das beiden gyptern blich war, umfangreiche Lobeshymnen auf den Pharao,die der berlieferten Phraseologie entsprechen. Diese Lobeshymnenhabe ich an k e i n e r Stelle meines Buches erwhnt oder fr die Beweisfhrungherangezogen. N e b e n diesen Lobeshymnen stehen aber wertvolle historische An

    24

  • gaben ber die Naturkatastrophen jener Zeit, ber die Heimatinselnder Nordvlker im Norden am Groen Wasserkreis, ber den Untergangdieser Inselnund ihrerHauptstadt,berdenZugderNordvlkerdurch die Lnder des Erdkreises (Europa) nach Kleinasien (Hatti),Syrien (Amurru) bis nach gypten. Auch wird in diesen Texten vondenPlnenderNordvlkerberichtet,ber ihrBndnismitdenLibyernund den Sekelesa, Sardana und Wasasa, ber die Schlachten desPharao gegen diese Koalition zu Wasser und zu Lande und viele andere Einzelheiten von hohem historischem Wert. Man betrachte nureinesderwunderbarenWandbilder vonMedinetHabu,dieDarstellungder Landschlacht oder diejenige der Seeschlacht, und man wird erkennen, da schon in diesen Reliefs historische Dokumente von einmaligemgeschichtlichemWerterhaltengebliebensind. Diegyptologen undHistoriker, die berdie Inschriften undWand

    bilder von Medinet Habu und ber den Papyrus Harris geschriebenhaben,sindausnahmslosandererAnsichtalsHerrProf.Dr.Otto. Bilabel, der bekannte deutsche gyptologe, nennt diese Texte die

    interessantesten historischen Dokumente, welche uns berkommensind (1927, S. 259). In dem groen Kommentar des BreastedInstitutesber diese Texte werden sie als most directly historical bezeichnet.Breasted nennt diese Inschriften eine riesige Urkunde der Kriegstaten des Knigs (1936, S. 266); vom Papyrus Harris sagt er, es seidie umfangreichste Urkunde, die uns aus dem alten Orient erhaltenist(1936,S.271).

    E r g e b n i s

    Die These 2 meines Buches, da der Atlantisbericht wirklich, wiePliaton beteuert, eine Nacherzhlung altgyptischer Urkunden, undzwar derjenigen aus der Zeit um 1200 v.Chr., wie ich gezeigt habe,sei, ist durch kein Argument erschttert oder auch nur andeutungsweiseinFragegestelltworden. Festgestellt mu werden, da diese Tatsache der Atlantisberichtist eine Nacherzhlung der gyptischen Texte aus der Zeit um1200v.Chr. schon langevordemErscheinenmeinesBuches erkanntund wiederholt betont wurde. So hat der bekannte Altphilologe Prof.Dr. W. Christ schon 1886 erklrt: Unsere skeptische Zeit hat jenerberlieferung (dem Atlantisbericht) ein Steinchen nach dem anderenabgebrckelt, bis zuletzt Susemihl und Rohde in der Erzhlung vonAtlantis nur noch reine Fiktion und freieste Dichtung erkennen woll

    25

  • ten. Das ist wohlfeile Weisheit. Htten die Skeptiker die Berichteber die Funde gyptischer Papyri verfolgt, sie wten den Lesernmehr als harten Stein zu bieten. Jenes in Prosa geschriebene Epos (derAtlantisbericht) nmlich von der Invasion Griechenlands und derBinnenlnder des mittellndischen Meeres durch ein mchtiges Volk...hat wie jedes echte Epos einen historischen Hintergrund, den wir jetztdurch die Hieroglyphentexte von Karnak kennengelernt haben (1886,S. 507). Spter hat dannK. T. Frost (1913, S. 189206) die gyptischenQuellen fr den Atlantisbericht aufgezeigt und klargestellt, da diegyptischen Priester in Sais dem Solon von den Ereignissen aus derZeit um 1200 v.Chr., vor allem von den furchtbaren Angriffen derNord und Seevlker, die Ramses III. abwehrte, erzhlt haben. Injngster Zeit hat dann Prof. Dr. W. Brandenstein wieder auf diesegyptischen Quellen hingewiesen (1951, S. 60 f.). Zuletzt hat Prof.Dr. O.Huth (1953, S. 1136) auf diese Ergebnisse der Atlantisforschungaufmerksamgemacht.

    3.TheseDieAtlanterdesAtlantisberichtessindidentischmitdenNord

    undSeevlkernRamsesIII.DieseThesehabeichinmeinemBuchausfhrlichbegrndet(S.37bis

    53).DieseBegrndungseihierinKrzewiederholt.Was wir aus den zeitgenssischen gyptischen Urkunden, dem

    archologischen Material und den Ergebnissen der historischen Forschung von denNord und Seevlkernwissen, deckt sich vollkommenmit den Angaben, die im Atlantisbericht ber die Atlanter gemachtwerden.Beide Vlker treten in den Jahrzehnten um 1200 v.Chr. auf, beide

    haben ihreHeimataufden InselnundLndernamWeltmeer imNorden, beider Inseln undHeimatgebiete sind durch schwereNaturkatastrophen zerstrt oder schwer heimgesuchtworden, beiderKnigsstadtist nichtmehr.BeideVlker haben sich zu einem groenKriegszugaufgemacht und den Plan gehabt, ihre Hnde auf alle Lnder desErdkreises zu legen und auch gypten als ihr Land einzunehmen(MedinetHabu), beide sind durchEuropa (inMedinetHabu:Lnder

    26

  • des Erdkreises) gezogen, haben alle griechischen Staaten unterworfen, nur Athen nicht genommen oder nehmen knnen, beide habenKleinasien (Hatti, Kode, Karkemisch =MedinetHabu) durchzogen,und mit den Libyern und Tyrrhenern (Lebu, Sekelesa, Sardana undWasasa = Medinet Habu) gypten angegriffen, wurden aber abgewehrt. BeideVlkerwurden von 10Knigen regiert, hatten ein gewaltiges Heer, starke Streitwagenverbnde und eine mchtige Flotteund waren, wie in den Texten vonMedinetHabu und im Atlantisbericht betont wird, erfahrene Seeleute (Helden zur See =MedinetHabu). Es kann also gar nicht zweifelhaft sein, da beideVlkermiteinanderidentischsind.Diese3.These istdie entscheidendeHauptthesemeinesBuches.Auf

    diese Tatsache habe ich bei den Diskussionen wiederholt hingewiesenund erklrt,da es sich eigentlichnur lohne,ber dieRichtigkeitoderUnrichtigkeit dieserThese zu verhandeln. Wenn Sie, so fhrteichwrtlichaus,dieseThese erschtternknnen,dannhabenSiedenentscheidenden Punkt getroffen, ich werde in diesem Fall der erstesein, der zugibt, sich geirrt zu haben. Wenn Sie diese These abern i c h t erschttern knnen, dann schieen Siemit allem,was immerSieauchvorbringenwerden,insLeere!

    Es wurden nur zwei Versuche unternommen, diese Hauptthese zuwiderlegen.

    I.

    Herr Prof. Dr. Diller bestritt die Identitt zwischen den AtlanternunddenNordVlkernmitfolgendenWorten:DerAngriff(derAtlanter)selbstwurdedurchAthenundn u r durchAthen abgewehrt.Es istbeiPlatokeineRede (!)von einemweiterenVordringenderAtlanterdurchKleinasien bis nach gypten, was Spanuth erfinden (!) mu, um dieErzhlungPlatonsmitdemBerichtRamsesIII.zusammenzubringen. Antwort: Es ist Herrn Prof. Dr. Diller offenbar entgangen, da Pa

    ton in Timaios 24 und 25 wrtlich folgendes sagt: DieAtlanter zogendurch Europa und Asien (worunter die Alten immer Kleinasien verstanden), um alles uns (den gyptern) und euch (den Griechen) gehrende Land sowie berhaupt alles Land, innerhalb der Meerenge(die Sulen des Herakles = Gibraltar ist gemeint) durch einen einzigenKriegszuginihreGewaltzubringen. DiegewaltigeHeeresmachtderAtlanter,LibyerundTyrrhenerbrach,

    wie sich der gyptische Priester Sonchis dem Solon gegenber aus

    27

  • drckte, auch gegen unsere Gegenden vor, es war ein Kriegszuggegen a l l e innerhalb der Sulen des Herakles wohnenden Vlker(Krit.108,120).

    Herr Prof, Dr. Diller hat den Atlantisbericht offenbar nur oberflchlich gelesen. Sonst knnte er das, was dort ausdrcklich angegebenwird,nichtalsmeineErfindungbezeichnen.

    II.

    Einen anderen Versuch, die Identitt Atlanter = Nordvlker zuwiderlegen, stellte die Behauptung desHerrnDr. Buchholz dar: Nichtdie Nordvlker, sondern die Phryger sind die Zerstrer des Hethiterreichesgewesen!

    Es ist Herrn Dr. Buchholz offensichtlich unbekannt, da Ramses III.von den Nordvlkern ausdrcklich berichtet: Die Nordvlker habenauf ihren Inseln eineVerschwrung gemacht. Sie (die Inseln) sind ausgerissen und gleichzeitig fortgeweht im Sturm. Kein einziges Landhielt ihren Hnden stand. Sie zerstrten Hatti (Hethiterreich), Kode,Karkemisch, Yeret (Kreta?) und Yeres (Cypern). Sie schlugen ihr Feldlager auf an einemOrt inAmurru (Sdsyrien). Sie richteten Land undLeute zugrunde, als wren sie nie gewesen. Sie waren im Anmarsch,whrend ein Feuer vor ihnen her bereitet war, vorwrts auf gyptenzu. Verbndet waren die Phrst, Sakar und Denen, mit diesen vereintwaren die Sekelesa und Wasasa. Wahrlich, sie legten ihre Hnde aufalle Lnder bis zum Erdrand, ihre Herzen waren voll Vertrauen, undsiesagten:,UnserePlnegelingen!.

    HerrDr.Buchholzberief sichbei seinerFeststellung,dadiePhrygerdieZerstrerdesHethiterreicheswaren, auf Bittel. Tatschlich hat aberBittel selbst aufdieTexteRamses III. hingewiesen (1939, S. 27),um zuzeigen, da die Nordvlker das Hethiterreich vernichtet haben. AlleHistoriker, die ber diese Frage gearbeitet haben, sind bereinstimmend der Ansicht, da die Nordvlker die Zerstrer des Hethiterreicheswaren.

    Breasted schreibt (1936, S. 263): Inzwischen drohte die schwellendeHochflut vom Norden her allmhlich das gyptische Reich zu berwltigen. Unabsehbare Volksscharen zogen heran, teils zu Lande, inseltsamen, schwerflligen, zweirdrigen Ochsenkarren, teils zur Seemit einer groen Flotte, welche die syrische Kste umschwrmte. Siewaren gut bewaffnet, im Kriegshandwerk geschickt, und die syrischen

    28

  • Stadtfrstentmer vermochten ihrem Anprall nicht standzuhalten. Sieberfluteten das ganze hethitische Reich, Nordsyrien bis nach Karkemisch am Euphrat, ber das Orontestal aufwrts bis zum Reich derAmoriter, das von ihnen gnzlich verwstet wurde. In dieser Zeitmssen die Besitzungen der Hethiter in Syrien verlorengegangen sein.Die Flotte suchte auchAlasia aufCypern auf,nirgends trat ihnenwirksamer Widerstand entgegen. In Amor schlugen sie ein Hauptlageraufundmachtendort,wieesscheint,eineZeitlanghalt. Bilabel schreibt (1927, S. 161): Die von Westen her vordringenden

    Indogermanen im Verein mit den .Seevlkern, welche unter demPharao Merneptah und Ramses III. zum Teil auf dem Landweg, Kleinasien durchziehend, auch gypten zu berschwemmen drohen, habendem kleinasiatischen Hattireich das Ende bereitet. Die Brandspurensowohl des Knigssitzes auf Byk Kaie als auch des sogenanntenTempels in der Unterstadt zeigen wie Troja deutlich, welches SchicksaldieHauptstadtBoghazkiereilte. Schachermeyr fhrt aus (1944, S. 78 f.): Dann berfluteten sie (die

    ,Nordvlker Ramses III.) ganz Anatolien, vernichteten das Hethiterreich, streiften mit ihren Scharen das nrdliche Mesopotamien, durchzogen Syrien und brandeten an der gyptischen Grenze. Der PharaoRamses III. berichtet von ihnen (es folgt die oben zitierte InschriftvonMedinetHabu).

    E r g e b n i s

    Es steht demnach zweifelsfrei fest, da im Atlantisbericht von denAtlantern und in den Texten Ramses III. von den Nord und Seevlkern gesagt wird, da sie KleinasienHethiterreich durchzogen undgypten angegriffen haben. Auch in diesem Punkt besteht volle bereinstimmung zwischen den Angaben des Atlantisberichtes und denenRamsesIII. Andere Argumente gegen die 3. These wurden nicht vorgetragen.

    Diese entscheidende These ist durch die ebenzitierten irrigen BehauptungennichtinFragegestellt.

    29

  • 4.These

    DieNordSeevlkerAtlanterhattenihreHeimatimNordseeraum.

    DieseThesewurde imGegensatzzur3.ThesevonvielenSeitenangegriffen.DahermuberdieBegrndungdieserTheseunddiegegenstzlichenBehauptungenausfhrlichergesprochenwerden.DieBegrndungdieserThese lautet: Indengyptischenzeitgenssi

    schen Texten heit es von der Heimat der NordSeevlker, da sieauf den Inseln, am GroenWasserkreis, im Norden an denEndenderErde,inder fernenFinsternis (Ausdruck frdenhohenNorden)gelegenhabe.Nach denAngaben desAltenTestamentes,welches immer nur den

    fhrenden Stamm dieser Nordvlker nennt, hatten die Philister ihreHeimat auf der i kaphthor, i heit Insel, kaphthor bedeutetdasOberteil der Sule.Nach den Vorstellungen aus sehr frher Zeitliegt der Himmel im fernen Norden auf dem Oberteil derWeltsulea u f ; in derBezeichnung i kaphthor liegt also ebenfallswie in dengyptischen Texten ein Hinweis auf die Herkunft dieser Vlker vonInselnimhohenNorden.Die griechischeberlieferung nennt dieseNordvlker wie auch

    Sprockhof festgestellt hat (1954, S. 70) Hyperboreer, und betontimmerwieder,da sievomhyperboreischenOzean=Nordsee,vondenInselnundGestadendesnrdlichenOzeansgekommenseien.Diese Vlker waren wirklich Seevlker, wie die gyptischen Texte

    siesohufignennen,undnichtetwaseefremdeVlkerausdemBinnenland. Sie haben diemchtige achische und kretische Flotte vernichtet(Schachermeyr,1944,S.80),haben einen inderGeschichte einmaligenund frgyptenbesondersgefhrlichenFlottenangriffberdasMittelmeer gegen dieNilmndung durchgefhrt, haben, nachdem sie an dergyptischenGrenzeabgewehrtwurden,anderpalstinensischenWestkstedemMeeredurchknstlicheBautensichereHfenabgewonnen,die die Natur versagt hatte (Prof.Dr.E.Schultze, 1938, S.5). SehrschnellrissendieNordvlkerPhilisterdieSeeherrschaft imMittelmeergebiet an sich,das imAltenTestamentdaherPhilistermeer (2.Mose23, 31) genanntwird. Siewaren nachKster, dem bestenKenner derantikenSeeschiffahrt,dieerfahrenstenSeeleuteihrerZeit(1923,S.42)

    30

  • und haben inTeilen derAgis,Kleinasiens und Syriens, ein groes,weithin ber das Meer sich erstreckendes Philisterreich errichtet(Schachermeyr, 1944,S.82), zu dem zeitweise auchKretaundCyperngehrten(ebenda).DiesalleswarnureinemVolkmglich,dasmitderSeevertrautwar

    und ber besondere Erfahrungen auf dem Gebiet des Schiffbaues undder Seeschiffahrt verfgte.Ein binnenlndischesVolk htte niemals inkurzerZeitalledieseFhigkeitenundErfahrungenerwerbenknnen.ZudiesenTatsachengeselltsichnochdasZeugnisberdiePhaken,

    die,wiewiederholtaufgezeigtundauch inmeinemBuchnachgewiesenwurde, ohne jeden Zweifel mit den AtlanternNordvlkern identischsind. Diese 6. These meines Buches wurde in den Streitgesprchennicht angegriffen, sondern durchHerrnProf.Dr.Diller, allerdings inandererWeisealsinmeinemBuch,besttigt.Auch diePhaken haben ihreHeimat an derKste desWeltmeeres,

    am Ende derWelt, und, wie die Segelanweisung ins Phakenlandzeigt, im uerstenNorden. Sie sind ebenfalls, wie die Atlanter undNordvlker,hervorragendeSeeleute(Od.7,34,320).Eskannalsogarnichtzweifelhaftsein,danachallem,wasdieuns

    erhaltenen Quellen von den Nordvlkern erzhlen, die Heimat dieserVlker an der See, und zwar am Groen WasserkreisWeltmeer,gesuchtwerdenmu.Der zweite Anhaltspunkt fr die Lokalisierung der Heimat dieser

    Vlker ist die vielfache Angabe der zeitgenssischen gyptischenTexte, da die Heimat dieser Vlker im Norden, in der fernenFinsternis (eineBezeichnung frdenhohenNorden),andenEndenderErde,amRandderWeltgelegenhabe.BeiderSuchenachderHeimatderNordvlkerAtlantermssenalle

    Gebiete,dievon ihnen erstaufderWanderungerreichtodervon ihnenimKampfbesetztundzerstrtwurden,ausscheiden.SchlielichmssenauchalleGebietealsHeimatderNordleuteauer

    Betracht bleiben, in denen dieHinterlassenschaften dieserVlker bzw.ihre auf denWandbildern vonMedinetHabu sehr deutlich abgebildetenWaffenundAusrstungsgegenstndedamalsunbekanntwaren.Aus diesenGrnden ist esmethodisch falsch,dieHeimatderNord

    vlker in binnenlndischen Gebieten, in einer anderen HimmelsrichtungalsimNordenvongyptenoderindenvonihnenzerstrtenodernurdurchwandertenGebietenzusuchen.WiezahlreicheAusgrabungengezeigt haben, sind die Gebiete sdlich der LinieMakedonienThra

    31

  • kienHellespont von den Nordvlkern verheert worden,Milojcic hatdaher ausdrcklich festgestellt, da die Zerstrervlker ihre Heimatn r d l i c h der Linie MakedonienThrakienHellespont gehabthabenmssen (1948/49,S.15).NrdlichdieserLinie sttman aberauf dasWeltmeer erstwieder imNordseeraumwozu ich ausdrcklich auch die Ostseegebiete Mecklenburg, Dnemark, Sdschweden,landundGotlandgerechnethabe(Entrts.Atlant.S.68usw.).AlsAusgangsraum derNordvlker kommt alsonur dieserNordsee

    OstseeRaum in Frage, also die Gebiete, die in der Vorgeschichte dernordischeRaumgenanntwerdenund zudenenmanNordhannover,Mecklenburg,SchleswigHolstein,Dnemark,SchwedenmitlandundGotlandrechnet.Eswarnun inmeinemBuch dieFrage zuuntersuchen, ob imnor

    dischen Raum in der fraglichen Zeit tatschlich alle Waffen undAusrstungsgegenstnde bekannt waren, die die Nordvlker auf denzeitgenssischen gyptischenWandbildern tragen oder von ihnen aufdem langenMarschweg hinterlassen wurden. Es handelt sich hierbeivor allem umGriffzungenschwertermit und ohneMittelrippe,Rundschilde, Lanzen, Hrnerhelme, symmetrische Schiffe mit steilem Bugund Heck, Streitwagen und schwere Kastenwagen mit Vollscheibenrdern.DadieNordvlkeraufdengyptischenReliefsauchausnahmslos glattrasiert dargestellt werden, Kittel (keine Hosen) tragen unddurchsiederMantel (Chlamys)nachdemSdostengekommenzuseinscheint,muteauchdieFragegestelltwerden,obdieVlkerdesnordischenRaumesinjenerZeitsichrasierthaben,KittelstattHosentrugenunddenMantelkannten.Ich betone ausdrcklich, da an k e i n e r Stellemeines Buches die

    Fragebesprochenwurde,wodieseGegenstnde,Waffen,Trachtenusw.frher einmal entstanden sind oder Jahrhunderte zuvor entwickeltwurden. Das ist im Zusammenhang mit meiner Arbeit gleichgltig.Entscheidend ist nur die Frage, ob die Vlker des nordischen Kulturkreisesum1200v.Chr.diesallesgekannthabenodernicht.Es isteineunzulssige Verschiebung der Fragestellung meines Buches, wennmeine Herren Kritiker immer wieder die sehr umstrittenen Fragenbehandelten, wo diese Waffen, Gegenstnde usw. frher einmal entstandenseinmgen.

    Gegen die 4. These: die NordSee VlkerAtlanter hatten ihre Heimatim Nordseeraum, wurden zahlreiche andere Theorien ber die Heimat

    32

  • dieser Vlker aufgestellt. Die Vielfalt und Gegenstzlichkeit der verschiedenen Theorien und die unzulnglichen Begrndungen derselbenzeigten, wie fragwrdig die Entgegnungen meiner Herren Kritikersind. ImeinzelnenwurdenfolgendeAnsichtenvertreten:

    I. HerrOberstudienratDr.Grabowskibehauptete,dieAngabedes

    Atlantisberichtes,dieseVlkerkmenvon ,was ich mit auerhalb der Meerenge bersetzt habe, bedeute, manmsse geradeaus fahren, um Atlantis zu erreichen. Atlantis liegt ungefhr unter demselben Breitengrad wie die Strae von Gibraltar, diebersetzung mit auerhalb der Meerenge sei falsch, weil zwischendem = vor und dem = auerhalb ein grundstzlicher Unterschiedbestehe. HerrnOberstudienratDr.Grabowskiistoffenbarentgangen,daPlato

    selbstwiederholtdavonspricht,dadieAtlanter =auerhalb(derSulendesHerakles)wohnen,bzw.von =auerhalbkommen(Krit.108,Tim.24). Plato selbst kennt keinen grundstzlichen Gegensatz zwischen die

    sen beiden Prpositionen, sondern gebraucht sie abwechselnd. HerrDr. Grabowski interpretiert seine eigene Auffassung in unzulssigerWeiseindenTexthinein.

    II.

    HerrDr.Grabowskibehaupteteauch,dasWort bedeute n i c h t , wieichesbersetztundbegrndethabe(Entrts.Atlant.S.58),imNorden,sondernimSden.HerrDr.Grabowskigabzu,daborrosidentischistmitdemsonstblichenWort =Nordwind,glaubtaber,dadiePrposition inVerbindung mitWindnamennichtwiesonstblichnach,hin,inRichtungvonusw.bedeute,sondernunterdemWind,alsoaufderdemWindentgegengesetzten Seite, imvorliegendenFall alsonicht nachdemNordwind,also nach Norden, sondern unter dem Nordwind, also im Sden.HerrOberstudienratDr.Grabowskigabzu,da identischsei mit , welch letztere Bezeichnung ebenfalls mit imSden bersetzt werden msse. Ich habe mir daraufhin erlaubt,Herrn Oberstudienrat Dr. Grabowski das griechischdeutsche Lexikon(1911,Benseier, )zuzeigen,inwelchem mitim

    33

  • Norden bersetzt wird. Wenn Platon im Sden sagen will, dannstehtinseinenSchriften (Krit.112).

    Herr Oberstudienrat Dr. Grabowski htte auch diesen seinen Irrtum vermeiden knnen, wenn er den lateinischen Text zu Rate gezogen htte. Dort wird das Wort mit Boreae expositus=demNordwindausgebreitetbersetzt.

    Erstaunlich ist, da Herr Dr. Grabowski die Heimatinseln der Atlanter einmal unter demselben Breitengrad wie Gibraltar, dann aberwiederimSdenvongyptenoderGriechenlandlokalisiert.

    III. Eine andere Ansicht ber die Heimat der Nordvlker vertrat Herr

    Professor Dr.E.Otto, die ,Inseln des Meeres oder die .nrdlichenFremdlnder, die auf ihren Inseln sind, bezeichnen die gischenInseln.

    Die klassische Archologie hat einstimmig und unwiderlegbar nachgewiesen, da die Nordvlker von Norden her in Griechenland eindrangen, die gischen Inseln, Kreta, Cypern besetzten und verheerten,und sicherlich n i c h t vn den gischen Inseln kamen (Schachermeyr,1929,S.43ff.;Wiesner,1943,S.156;Milojcic,1948/49,S.15usw.).

    Die gischen Inseln liegenn i c h t imWeltmeerund andenEndender Erde, sondern inmitten eines den damaligen gyptern seitJahrhunderten bekannten Gebietes. Auch war eine Bevlkerung dergischen Inselnschonreinzahlenmignicht inderLage,einenKriegszuggegen alleLnderbis zumErdrandzu fhren, diebeidenmchtigsten Militrmchte ihrer Zeit, den achischen Staatenbund und dasHethiterreich gleichzeitig bis zur Vernichtung zu schlagen, die Seeherrschaft zu erringen und auch noch gypten auf das schwerste zubedrohen (Schachermeyr, 1929, S. 31). Sicherlich htten die Bewohnerder gischen Inseln auch nicht, wie es geschehen ist, ihre eigene Heimat verwstet. Die Griffzungenschwerter, Rundschilde, Hrnerhelme,Schiffstypen usw., die die Nordvlker auf den gyptischen Reliefs fhren, waren im gischen Raum vor dem Einbruch dieser Vlker unbekannt.

    IV. Wieder eine andere Ansicht ber die Heimat der NordSeevlker

    von den Inseln des Groen Wasserkreises vertrat Herr Dr. G. Kagelmann,Kiel.

    34

  • Herr Dr. Kagelmann ist Spezialist fr Haustierforschung. Er stelltefest, da die Rinder, die auf den gyptischen Wandbildern den Nordvlkern alsZugtieredienen,durch ihrenBuckel oderHcker alsZebuszu erkennen seien, worauf, wie ich nachtrglich sehe, schon A. Scharff(1951, S. 168) hingewiesen hat. Herr Dr. Kagelmann stellte fest, dadas Zeburind in jener Zeit im Kaukasusgebiet vorkam und daher dieHeimatderNordSeevlkernurdortzusuchensei. Es ist Herrn Dr. Kagelmann offenbar unbekannt, da unmittelbar

    neben dem Relief, auf welchem sich diese Darstellung befindet, vonden Nordvlkern berichtet wird, da sie ihre Heimat auf Inseln, dievom Sturmwind ausgerissen und fortgeweht sind, am Groen Wasserkreis =Weltmeer hatten. Im Kaukasusgebiet gibt es weder Inselnnoch ein Weltmeer. Auch scheint Herrn Dr. Kagelmann unbekannt zusein, da die NordSeevlker von Norden her in Griechenland einbrachen,bevorsienachKleinasienhinbersetzten. Es ist methodisch falsch, von den Zugtieren eines Wandervolkes auf

    die Heimat dieses Volkes schlieen zu wollen, weil Wandervlkeroder Kriegsheere zu allen Zeiten ihr Schlacht und Zugvieh aus denerobertenLndernnahmen.Sowrde z.B.keindenkenderMensch ausder Tatsache, da viele deutsche Einheiten im letzten Krieg russischePanjepferde vor ihre Wagen gespannt hatten, auf den Schlu kommen,dadieseEinheitenihreHeimatinRulandhatten. Da,wie ich gezeigt habe,dieNordvlker etwa 3 Jahrzehntewenn

    nicht lnger auf dem Marsch waren, konnten die Rinder aus ihrerursprnglichen Heimat gar nicht mehr am Leben sein. Die NordSeevlker muten ihr Zug und Schlachtvieh aus den eroberten Lndernnehmen.

    V.

    Eine ganz andere These ber die Heimat der NordSeevlker vertratHerrProf.Dr.E. Sprockhoff,Kiel,derMitteleuropa frdieHeimatderNordSeevlkerhlt.DenEinwand,dadortkeine Inseln,kein GroerWasserkreis liegen und aus diesem binnenlndischen Raum kein Seefahrervolk, wie es doch die Nordvlker waren, kommen kann, glaubtSprockhoff mit folgenden Worten widerlegen zu knnen; Auch derEinwand,daes sichbeidenbetreffendenMitteleuropernumderSeeschiffahrt unkundige Landratten handelt, mu im Hinblick auf ihreBeherrschungdescaputAdriaealshinflligbezeichnetwerden. Es gibt nun nicht den geringsten Beweis, da die Nordvlker das

    35

  • caput Adriae oder irgendeine andere Kste der Adria beherrschthaben. Es drfte Herrn Prof. Dr. Sprockhoff entgangen sein, daMilojcic in seiner eingehenden Untersuchung ber die dorische Wanderung im Lichte der vorgeschichtlichen Funde (1948/49) eine Reihevon Grnden angefhrt hat, die es verbieten, die Heimat der Zerstrervlker der mykenischen Kultur, also der Nordvlker, in Istrienoder Slowenien zu suchen oder an eine jahrhundertelange so langedauert es, bis eine binnenlndische Bevlkerung zu einem Seefahrervolk wird Beherrschung irgendeines Kstengebietes an der AdriadurchdieseNordv1kerzudenken. Friedrich Wirth (Mannus, 1938, S. 240) kommt nach einer eingehen

    denUntersuchungdes archologischenMaterials zudemErgebnis,daes sicher ist, da diese Stmme einst nrdlich desDonauraumes gewohnt haben mssen, auerhalb der Zone der Bandkeramik und ineinemGebiet, inwelchemweibliche Idoleunbekanntwaren.Und es istwahrscheinlich, da sie ursprnglich wenigstens in der Nachbarschaftder Lausitzer Kultur (Lausitzer nennt man die sdlichen NachbarnderGermanenzwischenElbeundOder)saen. Nrdlich der Donau gibt es aber nur ein Gebiet, das am Groen

    Wasserkreis liegt und in welchem Inseln vom Sturmwind ausgerissen und fortgeweht sein knnen, bzw. ein unpassierbares Schlammmeer nach demUntergang dieser Inseln sich bildete: dasGebiet nrdlich der norddeutschen Tiefebene, also das Gebiet des nordischenKulturkreises. In meinem Buch habe ich nun ausgefhrt, da die Waffen (Griff

    zungenschwerter, Rundschilde, Hrnerhelme, Federkronen, Lanzen),Schiffstypen, Streitwagen, Karren, und auch die Bekleidung (Kittel,Mntel), Haartracht (glattrasiert, Seitenlocke), sowie die Bestattungsformen (Leichenverbrennung und Krperbestattung unter hohen Tumuli),diedieNordvlker nachdem Sdosten gebracht haben odermitdenen sie auf den zeitgenssischen gyptischenReliefs dargestellt sind,tatschlich in der fraglichen Zeit im nordischen Kulturkreis bekanntwaren. Auch stellen die gyptischen Reliefs offenbar Menschen desnordischenTypusdar. G e g e n dieseFeststellung,dadievondengyptischenReliefsoder

    aus den frhgriechischen Funden her bekannten Waffen und sonstigenHinterlassenschaften der Nordvlker zur gleichen Zeit auch im nordischen Raum bekannt waren, hat vor allem Herr Prof. Dr. E. Sprockhoff mit oft erregten Worten Stellung genommen und dieser Feststel

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  • lung meines Buches widersprochen. Dieser Widerspruch Sprockhofs istum so erstaunlicher, als er selbst in einem Vortrag ber NordischeBronzezeit und frhes Griechentum (gehalten am 16. April 1952, verffentlicht 1954) wrtlich folgendes ausgefhrt hat: Als erster Ausgangspunkt fr unsere Betrachtung des Verhltnisses zwischen derjngerenBronzezeitdesNordensunddem frhenGriechentum ist alsofolgendes festzustellen: Es ergibt sich als urgeschichtliche GrundlageeinauffallendesFundbild,dauns imNordenund indergisvorundnach der letzten vorchristlichen Jahrtausendwende form und zeitgleicheTypen begegnen (1954, S. 36). Ich habe inmeinemBuch nichtsanderes behauptet. Sprockhoff hatte offenbar diese seineAusfhrungenvergessen. Ich betone nochmals, da ich an k e i n e r Stelle meines Buches die

    Frage errterthabe,wodieseGegenstnde indenauch schonum1200v.Chr.weitzurckliegendenZeiteneinmalentstanden seinmgen.Dasist imZusammenhangmitderFragestellungmeinesBuchesgleichgltig.Entscheidend ist indiesemZusammenhangnurdieFrage,obdieVlkerdesnordischenKulturkreisesdieseDingeum1200v.Chr.gekannthaben.Selbstverstndlich ist es nicht nur mglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich, da sie auf ihrem langenZug durch Europa undKleinasienbis nach gypten aus den eroberten oder durchwanderten Gebieten,hnlichwiedas beidenZeburindern ausKleinasiender Fallwar,Waffen,Schmuckgegenstndeusw.mitgenommenhaben.AusdiesemGrundkann das Vorkommen mitteleuropischer Gegenstnde in den durchdie Nordvlker angerichteten Zerstrungsschichten der mykenischenKultur n i c h t als Beweis gegen ihre Herkunft aus dem nordischenRaum gelten. Ich erinnere um ein naheliegendes Beispiel anzufhren nur daran, da whrend des letzten Krieges Soldaten derdeutschen Wehrmacht mit polnischen oder franzsischen Waffen ausgerstet waren. Kein berlegender Mensch wrde diese Tatsache alsBeweis gegen die Herkunft dieser Krieger aus Deutschland anfhren.hnlich liegen die Dinge auch bei den Funden aus den Zerstrungsschichten der mykenischen Kultur. Entscheidend fr die Lokalisierungder Heimat der Nordvlker sind die Angaben der zeitgenssischengyptischen Urkunden und das Zeugnis der geradezu dokumentarischen Wandbilder, die eine einheitliche Bewaffnung dieser Vlkermit Griffzungenschwert, Lanze, Rundschild, Hrnerhelm oder Federkrone und Drachenschiffen zeigen. Es ist kaum anzunehmen, dadiese einheitliche Ausrstung erst auf dem Wanderzug dieser Vlker

    37

  • beschafftwurde.DiegrereWahrscheinlichkeitsprichtdafr,dadiesefr die Nordvlker typischen Waffen, Trachten usw. schon vor demAuszug in der nordischenHeimat bekanntwaren.Diese Frage: Kannten die nordischen Vlker um 1200 v.Chr. diese Waffen, Trachten,Schiffsformen usw. oder nicht?, habe ich in meinem Buch ausfhrlichbesprochenundbejaht(Entrts.Atlant.S.64ff.).

    VI.

    Die wichtigste Waffe, die die Nordvlker fhren, ist ein geradesStichschwert, das in vlliger bereinstimmung mit den germanischenGriffzungenschwertern bezglich der Form, der Lnge, dem Griffteil,der gelegentlichen Mittelrippe, die aber auch fehlen kann, auf dengyptischen Reliefs sehr hufig dargestellt, in den Texten von MedinetHabu beschrieben, in gypten bisher in fnf, in den Zerstrungsschichten der mykenischen Kultur in vielen Exemplaren gefundenwurde. Eins dieserGriffzungenschwerter ausgypten wurde chemischanalysiert (Burchhardt, 1912, S. 61); die Analyse entspricht derjenigen,die bei Griffzungenschwertern aus dem nordischen Raum wiederholtbeobachtetwurde(BrieflicheMitteilungvonW.Witter). Zahlreiche Forscher haben festgestellt, da diese Griffzungenschwer

    terder gyptischenodergriechischenFunde ausdemnordischenRaumstammen. Burchhardt sagt von einem sehr gut erhaltenen Griffzungenschwertaus gypten (1912, S. 61): Dieses Schwert ist sicher nordischeuropischer Herkunft. Von einem Griffzungenschwert aus der ZerstrungsschichtvonMykene sagtKossinna (1924,S.127),daesebensogut inVorpommern oderHolstein gefundenworden sein knnte.VonanderenGriffzungenschwertern aus Griechenland betontKossinna, daer auch frdiese dennorddeutschgermanischenUrsprung aufdeckenkonnte. Schuchhardt, der Altmeister der europischen Vorgeschichte,sagt, nachdem er eingehend gezeigt hat, da dieses Schwert seineHeimat in Dnemark oder SchleswigHolstein hat, da es sehr weitwandert, bis nachGriechenland, ja sogar ingypten ist ein Exemplargefunden worden mit der Knigskartusche Seti II., der kurz vor1200 v. Chr. regiert hat (1939, S. 173). Auch Sprockhoff spricht vonnordischen Griffzungenschwertern aus griechischen Funden (1931,S. 18).Der dnische Forscher Broholm sagt, da es (d. h. eines der ingypten gefundenen Griffzungenschwerter) in seiner Form den nor

    38

  • dischen Stcken so nahesteht, da es gut in Jtland htte gefundensein knnen (1944, S. 218). Der bekannte deutsche Vorgeschichtsforscher Prof.Dr. Fr. Behn sagt, da dieGriffzungenschwerter aus dengyptischen Funden nordischer Form seien und ohne Zweifel vongermanischen Sldnern in der gyptischen Wehrmacht getragen worden waren (1948, S. 26). Herr Prof. Dr. Schwantes spricht im Zusammenhang mit diesen Schwertern von der mglicherweise sogar nordeuropischen Schwertform (1939, S. 432), und sagt von zwei Griffzungenschwertern, die in Mykene und Muliana auf Kreta gefundenwurden: Die hier genannten beiden Stcke gehren jedoch u n b e d i n g t ( ! ) zurGruppedergemeinenGriffzungenschwerter,wiesiebeiuns (d. h. in SchleswigHolstein) hufig vorkommen (1939, S. 432).An einer anderen Stelle seines Buches sagt Herr Prof. Dr. Schwantes:E. Sprockhoff, der diesen Schwertern eine besondere und umfassendeStudie gewidmet hat, kam wegen der auerordentlichen Hufung derGriffzungenschwerter im nordischgermanischen Gebiet zu der Auffassung, da diese Schwertform auch hier entstanden sein msse(1939,S.377). Herr Prof. Dr. E. Sprockhoff, den Schwantes hier erwhnt, hat in

    wiederholten Verffentlichungen ber diese Frage geschrieben, soschreibt er z. B.: Sie (die Guformen dieser Schwerter, die auf Sylt,in Jtland und auf Fnen gefundenwurden) zeigen aber, daman imNorden die Schwerter tatschlich auch selbst hergestellt hat, eine Tatsache, die man jedoch auch ohne Funde solcher Formen bei der u n g e h e u r e n M a s s e der im Norden gefundenen Schwerter alsselbstverstndlich betrachten mte (1931, S. IV). An anderer Stelleschreibt Herr Prof. Dr. Sprockhoff: Die Verbreitung der germanischenGriffzungenschwerter kann als Beweis fr den Umfang des germanischenGebietesdienen(1936,S.257). Herr Prof. Dr. Sprockhoff hat ber die Verbreitung dieser Griff

    zungenschwerterum1200v.Chr.aufGrundderBodenfundeeineKarteverffentlicht (1936, S. 256),welche dieUnterschrift trgt: Verbreitungdes gemeingermanischenGriffzungenschwertes.Um etwa 1200 v.Chr.Diese Karte habe ich mit Erlaubnis des Verlages auf S. 67 meines Buchesverffentlicht. In der Diskussion in Schleswig erklrte Herr Prof. Dr. Sprockhoffbezglich dieser Unterschrift, die aus seinem eigenen Werk stammt:Spanuthberuft sich aufdasVorkommen einerFormdesGriff zungenschwertes, die wir als gemeines Griffzungenschwert zu bezeichnen

    39

  • pflegen, n i c h t d a g e g e n , wie Spanuth u n t e r n d e r u n g d e r O r i g i n a l U n t e r s c h r i f t angibt,alsgemeingermanisch! In Abb. 1 verffentliche ich eine Photokopie der fraglichen Verbrei

    tungskarte, aus der man die Haltlosigkeit der Worte des Herrn Prof.Dr. Sprockhoff, ich htte eine nderung der Originalunterschriftvorgenommen, ebenso deutlich ersehen kann, wie die Methoden, mitdenen meine Herren Kritiker glaubten arbeiten zu mssen. Bemerktsei auch, da Herr Prof. Dr. Sprockhoff in seinem Buch Die germanischen Griffzungenschwerter also nicht die .gemeinen Griffzungenschwerter schreibt: Die behandelten Griffzungenschwerter nenneichgermanisch! InSchleswig erklrteHerrProf.Dr.Sprockhoff jedoch,da diese Schwerter als Zeugen einer mitteleuropischen Kulturgelten. hnlich verhielt sichHerr Prof.Dr.G. Schwantes, der 1939 von den

    in Mykene und Muliana gefundenen Griffzungenschwertern schrieb,da sie unbedingt zur Gruppe der gemeinen Griffzungenschwerter,w i e s i e b e i u n s h u f i g v o r k o mm e n , gehren, bei denDiskussionen sagte Herr Prof. Dr. Schwantes: Ich selber habe mitallen anderen Prhistorikern (vgl. oben S. 38 f. die gegenteiligen Feststellungen der anderen Vorgeschichtsforscher: Burchhardt, Kossinna,Schuchhardt, Sprockhoff,Broholm,Behn und Schwantes selbst)dieAnsicht vertreten, da diese Schwerter dem Norden fremd sind und ausMitteleuropa dorthin gebracht wurden! 1939 schrieb Schwantes voneiner auerordentlichen Hufung der Griffzungenschwerter im nordischgermanischen Gebiet (1939, S. 377); 1953 sagte er: da dieseSchwerterdemNordenfremdsind! Mit diesen Methoden kann man, vor allem wenn man wie in

    meinem Fall whrend der Atlantisgesprche dem Kritisierten keineZeitzueinerEntgegnunggibt,j e d e Feststellungwiderlegena!

    VII. hnlich war auch die Beweisfhrung der Herren Professoren

    Dr. Sprockhoff und Dr. Schwantes gegen die Ausfhrungen, die ich inmeinemBuchberdenRundschildgemachthabe. Auf den Wandbildern von Medinet Habu tragen die Nordvlker

    ausnahmslos den Rundschild. In den Zerstrungsschichten der mykenischen Kultur wurden wiederholt Schildbuckel von Rundschildern gefunden(z.B.imMulianaGrab,inVrokastro,inKavoussiu.a.,vgl.

    40

  • Abb. 1. Verbreitung des gemeingermanischen Griffzungenschwertes.

    Um etwa 1200 v. Chr. Geb. Nach einer Photokopie / Aus: Ernst Sprockhof!, Zur Entstehung Her Germanen, Fest- schrift fr H. Hirt, 1936, & 256. Carl Winters Universittsbuchhandlung, Heidelberg

  • Milojcic, 1948/49, S.26). Es ergab sich somit die Frage: haben dieVlker des nordischen Kulturraumes um 1200 v. Chr. den Rundschildgekannt? In meiner Untersuchung wies ich auf das Horn von Wismar hin, das nach den Ausfhrungen des bekannten schwedischenVorgeschichtsforschers Norden dem spteren Teil der Periode II,also einer sehr viel frheren als der hier behandelten Zeit, angehrtund deutlich Krieger mit Rundschilden zeigt. Auch habe ich auf zahlreiche nordische Felszeichnungen hingewiesen, die nach bereinstimmender Ansicht vieler Forscher (Kossinna, 1933, S. 85; Almgren, 1934,S. 225; Sprockhoff, 1930, S. 24, 1945; Schwantes, 1939, S. 405) wahrscheinlich aus der lteren Bronzezeit stammen. Auf diesen bronzezeitlichen nordischen Felsbildern sind sehr hufig Krieger mit Rundschilden dargestellt. Sprockhoff selbst hat unter Hinweis auf diesenordischen Felszeichnungen festgestellt, da dasAlter der RundschildeimNorden bis in die ltere Bronzezeit, die Periode IIIII nachMontelius, hinaufgeht (1930, S. 24); auch nennt er die nordischen Rundschilde der Bronzezeit bodenstndige Erzeugnisse, was allein schondie Tatsache, da fast smtliche Arten von Felszeichnungen vertretensind,beweise(1930,S.24f.). Herr Professor Dr. Schwantes schrieb in hnlicher Weise (1939,

    S. 405): Da einige der vermutlich mit Schilden bewehrten Krieger aufden Felszeichnungen Streitxte schwingen, die der Form nach in die l t e r e Bronzezeit gehren drften,wird hierdurch derGebrauch desSchildes (gemeint ist der Rundschild) schon fr die l t e r e Bronzezeit wahrscheinlich gemacht. Da uns aus diesem Zeitraum keineFundedieserArt vorliegen, lt vermuten,dadie Schildedamals ausvergnglichem Stoff gefertigt waren und da ihre Herstellung ausMetallerstinderjngerenBronzezeitbegann. Es steht also fest, da beide Herren in ihren Schriften festgestellt

    haben: der Rundschild war im nordischen Raum schon in der lterenBronzezeit,alsolangev o r 1200v.Chr.inGebrauch. BeidenDiskussionenerklrteHerrProf.Dr.Sprockhoff,dadienor

    dischenRundschildemitteleuropischeImportstckeausdemtschechoslowakischen Raum, also nicht, wie er einst schrieb, bodenstndigeErzeugnisse seien,undausdemdort (ausderTschechoslowakei)heimischen Typus gehen einerseits die jngeren nordischen Schildeder IV. V. Periode, andererseits ihre Entsprechungen im gischenRaumhervor.DieDarstellungenvonRundschildenaufdennordischenFelsbildern, die ihm frher ein Beweis fr das Vorkommen des Rund

    42

  • schildes im nordischen Raum schon in der lteren Bronzezeit waren,sind1953nichtbeweiskrftigfrdieAnnahmehherenAlters. Genau so verhielt sich auch Herr Prof. Dr. Schwantes, der fr das

    Vorkommen des Rundschildes in der lteren Bronzezeit in seinemBuch eingetreten ist, bei den Diskussionen aber erklrte, da manin der nordischen Bronzezeit erst in der j n g e r e n Bronzezeit aufRundschildestt! Funde von Rundschilden aus der jngeren mykenischen Zeit, von

    denenSchwantes sprach,gibt esnicht,bekannt sindnurFundeausdersubmykenischen Zeit, das ist die Zeit unmittelbar nach dem Einbruchder Nordvlker in Griechenland; es sind also von den Nordvlkernmitgebrachte Formen. Sprockhoff schrieb 1930 vom Rundschild: Er istinGriechenland selbsteinFremdlingundmankannalsodieAnfngedes Rundschildes im gischen Kreis hchstens bis ms 12. Jahrhundert hinaufrcken. Die unrichtigen Ausfhrungen des Herrn Prof.Dr. Schwantes sollten dem Zuhrer glauben machen, da es Rundschilde in Griechenland schon aus der Zeit v o r dem Einbruch derNordvlkergibt. In derselben Absicht erklrte Herr Prof. Dr. Schwantes, da Rund

    schilde sich an bronzezeitlichen Kriegerstatuetten von Sardinien finden. Die sardischen Kriegerstatuetten stammen n i c h t , wie Schwantes vortrug, aus der Bronzezeit, sondern aus der lteren Eisenzeit(Sprockhoff, 1930, S. 39), sie sind also viele Jahrhunderte jnger alsdie Rundschilde des nordischen Raumes, die uns durch die FelsbilderfrdieltereBronzezeitbesttigtwerden.

    VIII.

    Dieselbe Methode, eigene Forschungen und Erkenntnisse zu verleugnen und diesen widersprechende Behauptungen aufzustellen,bten die Herren Professoren Dr. Sprockhoff und Dr. Schwantes auchin ihren Ausfhrungen, die sie bei den Diskussionen ber dieHrnerhelmevortrugen. Auf den zeitgenssischen gyptischen Reliefs tragen viele Nordleute

    den Hrnerhelm. Die Fragestellung meines Buches lautete: Haben dieVlker des nordischen Kulturkreises den Hrnerhelm um 1200 v. Chr.gekannt? Diese Frage habe ich (Entrts. Atlant. S. 70) unter HinweisaufbronzezeitlicheFelsbilderdesnordischenRaumesbejaht. Auf nordischen Felsbildern, die auch Sprockhoff in die ltere Bronze

    43

  • zeit datiert (1930, S. 24), finden sichwiederholtAbbildungen vonKriegern mit Hrnerhelmen. Schwantes hat bei der Besprechung desGroen Stiles, wie er eine Periode der l t e r e n Bronzezeit nennt,folgendes ausgefhrt: In einem Moor auf Seeland hat sich sogar derTeil eines Helmes erhalten. Er ist zum Teil mit Gold belegt und hatzwei hornartige Anstze. Da auch in spteren Abschnitten der nordischen Bronzezeit Hrnerhelme getragen wurden, wissen wir ausbildlichen Darstellungen (1939, S. 327). An anderer Stelle (1939,S. 522) schreibt Herr Professor Dr. Schwantes bei der Besprechungeiner Bronzefigur, die einen Hrnerhelm trgt: Einer alten Nachrichtzufolge hat diese mit dem Hrnerhelm angetane Figur in der einenHand ehemals ein Beil getragen. Es handelt sich danach so gut wiesicher um eine Darstellung des Himmelsgottes, wie er auch mit demHrnerhelm, dem Wahrzeichen des Sonnenstiers auf den Felszeichnungen so auerordentlich hufig erscheint ... Nahe verwandt mitdiesem Bildwerk sind zwei kleine, vllig gleich ausgefhrte Bronzestatuetten,die inSchonen in einemDepot lagen.Auchhier scheint,wiedie Lcher am Rande des Helms andeuten, dieser Horner getragen zuhaben. Leider fehlen die Arme. Diese letzteren Figuren gehren derZeitdesGroenStilesan. Herr Prof.Dr. Schwantes sagte nun inKiel: ... da sie (dieHrner

    helme in den Funden der nordischen Bronzezeit) erst an deren Endenachzuweisen sind. Offenbar hat Herr Prof. Dr. Schwantes vergessen,da er selbstberFundevonHrnerhelmenausder l t e r e n Bronzezeit des Nordens geschrieben und in diesem Zusammenhang auf dienordischen Felsbilder hingewiesen hat, auf denen Mnner mit demHrnerhelmsoauerordentlichhufigerscheinen.

    IX.

    Nach einer hnlichen Methode wurden auch meine Ausfhrungenber die Lanzen widerlegt.Auf den gyptischenWandbildern tragenfast alle Nordleute Lanzen. In den Zerstrungsschichten der mykenischen Kultur wurden zahlreiche Lanzenspitzen der verschiedenstenFormgefunden(Milojcic,1948/49,S.16ff.,Abb.1,Abb.2usw.). Es war in meinem Buch demnach die Frage zu beantworten: Haben

    die Vlker des nordischen Kulturkreises um 1200 v. Chr. Lanzen gefhrt?DieseFragehabeichebenfallsbejaht. Auf den nordischen Felsbildern der Bronzezeit erscheinen Krieger,

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  • die eine Lanze in der Hand tragen, auerordentlich hufig. Die Lanzescheint schon in der lteren Bronzezeit die Hauptwaffe der Bewohnerdes nordischen Kulturkreises gewesen zu sein. Zahlreiche Lanzenspitzen, die den Anfangsperioden der nordischen Bronzezeit zugerechnet werden mssen (Kersten, S. 62), sind im Original gefundenworden. Viele verschiedene Typen haben sich im Laufe der Zeit imNorden herausgebildet. Schwantes selbst schreibt (1939, S. 404): AuchSpeerspitzensindnunrechtallgemein(Per.IV). Bei den Diskussionen versuchte Prof. Sprockhoff diese Feststellung

    auf folgende Weise zu widerlegen. Er suchte aus der groen Anzahlder inGriechenland indenZerstrungsschichtendermykenischenKultur gefundenen Lanzenspitzen einen sehr seltenen Typ aus, nenntvier Fundorte (Gegend von Bremen, Lchow, Mecklenburg und Dirschau) und erklrt: Nicht ein einziges Stck stammt also aus demKernlanddesnordischenKreisesselbst. Der mit vorgeschichtlichen Dingen nicht vertraute Zuhrer mute

    aus diesen Ausfhrungen entnehmen, da im nordischen Raum in derBronzezeit Lanzenspitzen nicht bekannt waren. Es ist selbstverstndlich unzulssig, nur e i n e der vielen verschiedenen Formen von Lanzenspitzen aus den griechischen Funden mit der Fragestellung, obhnliche Formen auch im nordischen Kreis vorkommen, zu untersuchen. Man mu a l l e in Griechenland gefundenen Typen untersuchen, und man wird viele Typen finden, die genau so auch imnordischen Kreis gebruchlich waren. So sagt Sprockhoff selbst voneinem Typus mit facettierter Tlle, der in Griechenland gefundenwurde (Milojcic, 1948/49, Abb. 1 und 2): Die Lanzenspitzen mit facettierter Tlle sind im nordischen Kreis hufiger, als es die seltenenAbbildungen vermuten lassen (1950, S. 135). Sprockhoff hat selbst(1954, S. 77) Lanzenspitzen aus griechischen Funden mit solchen ausdem nordischen Raum zusammengestellt und beide als bereinstimmende Formen, die gleichzeitig seien, bezeichnet. Zu einem hnlichen Urteil wrde man sehr wahrscheinlich kommen, wenn man alleverschiedenen Typen von Lanzenspitzen aus den griechischen FundenmitdemFundmaterialausdemnordischenKreisvergleichenwrde.

    X.

    In meinem Buch habe ich folgenden Satz aus dem Buch Wiesnersangefhrt (Entrts. Atlant. S. 71): Fr die Violinbogenfibel darf die

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  • Herleitung aus der nordischen Fibel nach neueren Forschungen, dieltere Erkenntnisse besttigen, angenommen werden (Wiesner, 1943,S. 131). Herr Professor Dr. Sprockhoff meinte hierzu: Irrefhrend undabzulehnen ist Spanuths Operation (!) mit den im Sdosten gefundenen Fibeln... Wenn er sich fr die Ableitung der mitteleuropischenViolinbogenfibel auf einen Historiker statt auf einen Urgeschichtsforscher beruft, so mag man daraus erkennen, wie schlecht es mit derMeinung bestellt ist. Es drfte heute berhaupt keinen Urgeschichtsforschermehrgeben,derernsthaftdieserMeinungist.

    Es istHerrnProf.Dr. Sprockhoff offensichtlichunbekannt,daWiesner Vorgeschichtsforscher ist und sich unter Berufung auf andere Vorgeschichtsforscher (Sundwall, Matz, Schuchhardt, Kossinna, Montelius)auch an anderer Stelle (Italien und die Groe Wanderung, 1942,S. 130 ff., Anm. 30) wie folgt geuert hat: Das vielumstrittene Fibelproblem drfte sich nunmehr zugunsten der von lteren ForschernvertretenenAbleitungausdernordischenFibelentscheiden.

    XI.

    Inmeinem Buch (S. 71) habe ich darauf hingewiesen, da durch dieGroe Wanderung u. a. auch der nordische Mantel nach Griechenlandgekommen ist,wo er spter als Chlamys ganz allgemein inGebrauchkommt.AuchdasbestreitetHerrProf.Dr.Sprockhoff.

    HerrProf.Dr.Sprockhoff istanscheinendberdieAusfhrungen,dieProf.Dr.C. Schuchhardt ber dieselbe Frage gemacht hat, nicht unterrichtet. Schuchhardt schreibt: Der (germanische) Mantel ist offenbardurchdie .dorischeWanderung nachGriechenland gekommen; er ist nachherals ,Chlamys allgemein in Gebrauch (1941, S. 222). Eingehender hatSchuchhardt diese Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem germanischen Mantel, wie er fnfmal in jtischen Baumsrgen und einmal in einem schwedischen Moor gefunden wurde, und dem griechischen Mantel in seinem Akademie Vortrag: Der germanische Mantelund das illyrische Rckchen (Berlin, 1936) untersucht. Schuchhardtkommt dabei zu folgendem Ergebnis: berblickt man diese Entwicklung: das frhe Dasein des Mantels im Norden, sein viel spterespltzliches Auftreten im Sden und das unsterbliche Fortleben beiuns, so wird es heute niemand wundernehmen, wenn ich den Schluziehe: der Man