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23NZZ am Sonntag | 4. November 2018
ALPENBLICK, BERN
FLORHOF, ZÜRICH
LADYSFIRST, ZÜRICH
Was aus dem einstigen Speditionsge-bäude geworden ist, ragt nicht nurunter architektonischen Massstäben,
sondern auch unter Aspekten der Hotellerie weitüber das Mittelmass heraus. Genau so muss einStadthotel wirken, wenn es die Besucheranimieren soll, nicht nur einmal Halt zu machen,sondern gleich beim Auschecken ein weiteresMal zu buchen. Die 15 Zimmer des 2016 eröffne-ten Hauses, in dem einst Käse zwischengelagertwurde, sind dank der schwedischen Firma StyltTrampoli individuell eingerichtet, strahlenCharme aus, und auch das Farbkonzept istdurchdacht. Und erst die Betten! Warum schaf-fen es eigentlich so wenige Hotels nur, derartigenBasics solche Aufmerksamkeit zu schenken?Moderne Technik fürs Business-Publikum istvorhanden, die Gastronomie fährt zweigleisig:casual am Tag, ambitioniert am Abend. Allein derFleischreifeschrank ist eine Attraktion, die nichtnur Besucher der Stadt, sondern auch die Thunerbegeistert. speditionthun.ch
SPEDITIONTHUN, THUN
Charmantunddetailverliebt
Mit dem Tram sind es wenige Stationenvom Hauptbahnhof, aber der Fusswegzum «Alpenblick» hat ebenfalls seinen
Reiz – einmal über die Kornhausbrücke, dannhinein ins Breitenrain-Quartier. Empfehlens-werte Stadthotels müssen, das wird im Falle des2008 eröffneten «Alpenblicks» klar, nichtzwingend in direkter Nähe der zentralenVerkehrsadern liegen. Besonders dann nicht,wenn sie ruhig angesiedelt sind und dann nochAttraktionen bieten, die kaum jemand erwartet.Eine Bibliothek mit breitem Angebot, eineIndoor-Minigolfanlage und ein Fitnessbereichsind in diesem Fall vorhanden. Den Honig vonhauseigenen Bienen gibt es zum Frühstück, erkann aber auch mit nach Hause genommenwerden. Die Zimmer haben Charme, für Semi-nare ist gesorgt; Frühstück, Mittags- undAbendgastronomie wirken unaufdringlich, aberqualitätsbewusst. welcomehotels.ch/alpenblick
Das Gebäude, in dem sich der «Florhof» heutebefindet, wurde 1763 für eine in der Seiden
fabrikation tätige Patrizierfamilie errichtet. Trotzsehr zentraler Lage nahe demNiederdorf
finden Gäste hier eine diskrete, persönlich geführteOase der Ruhemit 32 Zimmern vor, einemGartensowie einer 15PunkteKüche. hotel-florhof.ch
Das Stadthotel Ladys First befindet sich anzentraler Lage im Zürcher Seefeld. Müde Füssefinden nach der Städtetour im grosszügigenSpaBereich Erholung – anders als die anderen
Hotelbereiche ist dieWellnessOaseaber nur für Frauen zugänglich. ladysfirst.ch
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BücherundBienen
22 NZZ am Sonntag | 4. November 2018
TEUFELHOF, BASEL
RefugiuminderAltstadt
Dieses aus zwei Häusern aus dem 18. Jahrhundertzusammengelegte wahrhaftige Kulturhaus befindet sich
an zentraler Lage am Leonhardsgraben. teufelhof.com
FOTO
S:W
ILLY
SPIL
LER,
PD
Top-Five-StadthotelsJe grösser die Stadt, desto härter dieKonkurrenz – und desto schwieriger,eine Nische zu finden. Viele Drei-Sterne-Hotels gehen deshalb aufNummer sicher, bieten lediglich dasStandardprogramm und sparenan vermeintlich Überflüssigem. Siewerben allein mit dem Preis undallenfalls noch der verkehrsgüns-tigen Lage. Leuchtende Häuserunter den Drei-Sterne-Stadthotelssind eine Rarität – aber es gibt sie,und sie dürften Zukunft haben.Wir fanden sie beispielsweisein Basel, Thun, Zürich und Bern. Siealle bieten eine individuelle, aufunterschiedliche Zielgruppenabgestimmte Betreuung, sie ver-fügen häufig über eine extrempfiffige Form der Gastronomie, undGeschäftsreisende finden oft guteArbeitsmöglichkeiten. Dass sie vomFlughafen oder Bahnhof aus guterreichbar sind, versteht sich vonselbst. Ein wirklich herausragenderBetrieb vermittelt Gästen aber vorallem eine unverwechselbare Formder Betreuung, stösst mit eigenemTheater oder Bienenstöckenauf dem Dach in neue Dimensionenvor und liefert genügend Gründe,wieder hier zu reservieren.
★★★
#1
15NZZ am Sonntag | 4. November 2018
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34
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2147
Zürich
Lenzerheide
Davos
Samnaun
St. Moritz
Sils
Carona
PontresinaSamedan
La Punt-Chamues-ch
Bever
Silvaplana
Rotkreuz
Rigi-Kaltbad
Engelberg
Weggis
Sins
Vairano
Meiringen
Schwägalp
Rorschacherberg
Tägerwilen
Warth
Steckborn
DiebestenDrei-Sterne-
HotelsderSchweiz1 Kemmeriboden-Bad
Schangnau2 SpitzhornGstaad3 Teufelhof Basel4 Hirschen Erlinsbach5 Silvana Zermatt6 Säntis Schwägalp7 BärenDürrenroth8 Chesa Randolina
Sils-Baselgia9 Schloss Wartegg
Rorschacherberg (SG)10 Spedition Thun Thun
11 Bettmerhof Bettmeralp12 Waldhaus am See
St.Moritz13 AparthotelRotkreuz14 Sporthotel Pontresina
Pontresina15 Bad Bubendorf Bubendorf16 Schweizerhof Sils/SeglMaria17 Tgantieni Lenzerheide18 Allegra Pontresina19 Alpenblick Bern20 BelleriveZermatt21 Laret Samnaun22 Kräuterhotel Edelweiss
Rigi Kaltbad23 Paxmontana Flüeli-Ranft24 Parkhotel Schoenegg
Grindelwald25 Chesa Salis Bever26 Pilatus-KulmKriens27 Kartause IttingenWarth28 Lady’s First Zürich29 Florhof Zürich
30 Bestzeit Lenzerheide31 Parkhotel GuntenGunten32 VictoriaMeiringen33 SeegartenZürich34 Feldbach Steckborn35 Krone
La Punt-Chamues-ch36 Donatz Samedan37 Jucker Tägerwilen38 SchatzalpDavos39 Villa Carona Carona40 Eienwäldli Engelberg41 Palü Pontresina42 Salzano
Interlaken-Unterseen43 La Couronne Zermatt44 Arcade Sins45 Bella Vista Zermatt46 Etoile Saas Fee47 Du LacWeggis48 La CampagnolaVairano49 Chesa Surlej Silvaplana50 Alpenblick Zermatt
★★★
★★★
★★★
ViermalfünfKATEGORIEN
1 Teufelhof Basel2 Kräuterhotel EdelweissRigi Kaltbad3 Hirschen Erlinsbach4 Bad Bubendorf Bubendorf5 Florhof Zürich
Gourmet-Hotels★★★– S.18
1 SpitzhornGstaad2 Silvana Zermatt3 Chesa Randolina Sils-Baselgia4 Waldhaus am See St.Moritz5 Bellerive Zermatt
Ferienhotels★★★– S.20
1 Teufelhof Basel2 Spedition Thun Thun3 Alpenblick Bern4 Ladys First Zürich5 Florhof Zürich
Stadthotels★★★–S.22
1 The Alpina GstaadGstaad2 The Dolder Grand Zürich3 Grand Resort Bad Ragaz BadRagaz4 Bürgenstock Hotels & ResortObbürgen5 The Chedi AndermattAndermatt6 Kulm Hotel St. Moritz St.Moritz7 Grand Hotel Kronenhof Pontresina8 Castello del SoleAscona9 Le Grand BellevueGstaad10 Park Hotel VitznauVitznau
Die Spitze der SchweizerHotellerie ★★★★★–S.26
Top50RANGLISTE
14 NZZ amSonntag | 4. November 2018
Stars und Sternchen
Letztes Jahr hat die «NZZ am Sonntag»erstmals ein Rating der besten Hotels derSchweiz über alle Kategorien hinweg
publiziert. Im diesjährige Rating stehen nun dieDrei-Sterne-Häuser im Fokus – eine anspruchs-volle Aufgabe, denn einerseits ist deren Zahlhierzulande gross, andererseits bestehen auchqualitative Unterschiede.
In einem ersten Schritt wurden Erfahrungender Redaktion, solche von externen Fachleutensowie von Gästen ausgewertet, um eine Liste zuerstellen. Diemutmasslich interessantesten undam besten klassifizierten Drei-Sterne-Hotels derSchweiz wurden angeschrieben und umRetournierung eines ausgefüllten Fragebogensgebeten. Abgefragt wurden beispielsweiseDetails über Renovierungen, Ausstattung undAngebote.
Maximal 1000PunkteIn einem zweiten Schritt wurde eine provisori-sche Liste erstellt, in welche auch einige jenerHotels Eingang fanden, die den Fragebogennicht retourniert hatten. Für diesen Schrittwurde erstmals eine Jury umMithilfe gebeten,die aus Patric Schönberg (Hotelleriesuisse),Chantal Cartier und Christine Peter (SchweizTourismus), Christa Augsburger (Schweizeri-sche Hotelfachschule Luzern) sowie NicoleAlthaus, Peter Keller, Wolfgang Fassbender undJocelyne Iten (alle «NZZ am Sonntag») bestand.
In einem dritten Schritt wurden zwischenApril und Oktober 2018 etwa 150 Hotelspersönlich besucht und nach zehn Kriterienbewertet – von Anfahrt/Réception und Lageüber Zimmerqualität, Gastronomie undWellness bis hin zum persönlichen Eindruck.Über alle Kriterien hinweg konntenmaximal1000 Punkte erreicht werden. Mehrfachübernachteten die Tester als zahlende Gäste inden Hotels, in einigenwenigen FällenwurdenGutscheine der Hotels für eine Übernachtunggenutzt; die Bewertung indes wurde dadurchnicht beeinflusst.
Die Ergebnisse dieser Besuchewurden in derfinalen Auswertung zusammengefasst und vonder Jury nochmals geprüft. Entstanden ist soeine Liste der 50 besten Drei-Sterne-Hotels derSchweiz. Bis auf eines – den «Bären» in Dürren-roth, eingestuft nach Gastro-Suisse-Richtlinien– sind alle Häuser nach den Kriterien vonHotelleriesuissemit drei Sternen (mit oder ohneSuperior-Zusatz) klassifiziert. Vollständigkeitkonnte bei der praktizierten Herangehensweise
METHODEHOTEL-RATING 2018
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Basel
ErlinsbachBubendorf
Flüeli-Ranft
Kriens
Bern
Gstaad
Bettmeralp
Grindelwald
Interlaken
Schangnau
Dürrenroth
Thun
Gunten
Zermatt
Saas Fee
nicht das Ziel des Ratings sein; wo nichtgenügend Informationen zu erreichenwaren,wurden Hotels nicht bewertet.
Die SpitzederHotellerieObwohl in diesem Jahr die Drei-Sterne-Hotelsim Fokus standen, hat sich die «NZZ amSonntag» erneut auch die Spitze der SchweizerHotellerie angeschaut. Zahlreiche Häuserwurden persönlich besucht und teilweise neubewertet. Nachwie vor steht «The AlpinaGstaad» ganz vorn, auf den Rängen zwei unddrei finden sich «The Dolder Grand» und das«Grand Resort Bad Ragaz». Platz vier geht neuan die «Bürgenstock Hotels & Resort», die imvergangenen Jahr noch nicht bewertet werdenkonnten. In die Top Ten vorgerückt sind zudem«The Chedi Andermatt», das «Le Grand Belle-vue» in Gstaad sowie das «Castello del Sole» inAscona.
DieJuryAus der Redaktion:
NicoleAlthaus,WolfgangFassbender,Jocelyne Iten, PeterKeller
Externe Juroren:
Patric Schönbergist Leiter Kommunikation&Marketing
bei HotelleriesuisseChantal Cartier
ist Director Accommodation andGastronomy bei Schweiz Tourismus
ChristinePeterist ProjectManagerHotelMarketing bei
Schweiz TourismusChristaAugsburger
ist seit 2015Direktorin der SchweizerischenHotelfachschule Luzern
Dasgrosse«NZZamSonntag»-
Hotel-RatingRedaktion: Nicole Althaus,Wolfgang Fassbender, LeaHagmann,
Jocelyne Iten, Peter Keller, Malena Ruder, Oliver Schmuki
REISEN
13NZZ am Sonntag | 4. November 2018
Saas Fee und Zermatt mögen, geografischgesehen, nicht weit auseinanderliegen.Bezüglich der Hotellerie liegen jedoch
Welten zwischen den beiden Walliser Gemein-den. Für das diesjährige Hotel-Rating der «NZZam Sonntag», das auf Drei-Sterne-Häuserfokussiert, haben wir uns zahlreiche Häuserhier wie dort – und in vielen anderen Orten derSchweiz! – angeschaut, haben uns Zimmerzeigen lassen, das äussere und innere Erschei-nungsbild unter die Lupe genommen. Geradebei den Drei-Sterne-Hotels sind die Unter-schiede spektakulär, und nirgendwo drückensie sich deutlicher aus als in den beiden sehrunterschiedlich positionierten GemeindenSaas Fee und Zermatt.
Und doch wäre es falsch, die Diskrepanzzwischen etlichen eher familiär wirkenden,teilweise leider wie aus der Zeit gefallenenHotels in Saas Fee und den vielfach vor Selbst-bewusstsein strotzenden, mit Attraktionenpunktenden Betrieben in Zermatt als Walliser
Phänomen dazustellen. Die Schere zwischenroutiniert arbeitenden, behäbigen bis renovie-rungsbedürftigen Betrieben auf der einen undindividuellen, zu Investitionen fähigen undwilligen Hotels auf der anderen Seite hat sich inder ganzen Schweiz geöffnet. Es bedarf keinergrossen Phantasie, sich vorzustellen, wie dieGeschichte fortgeschrieben wird – nicht alleHotels werden den harten Wettbewerb überle-ben, denn der Renovierungsstau scheint in somanchem Haus kaum noch auflösbar.
Für den Verbraucher, der ein zu seinenWünschen passendes Hotel sucht, sind die dreiSterne also nur ein erster Anhaltspunkt. Auchder ein gehobenes Angebot andeutende Begriff«Superior» ist noch keine Garantie für sorg-fältige Arbeit. Wer hochwertige Materialien inden Zimmern sucht, gepflegte Holz- oderParkettböden, wer nicht nur irgendein Früh-stücksbuffet erwartet, sondern eines, das lokaleProdukte in Ehren hält und überdurchschnitt-lich guten Kaffee serviert, muss sich erkun-
digen. Erfahrungsberichte von Gästen, die inden Hotels bereits übernachtet haben, sindwichtiger denn je. Den Verbänden, welche dieSterne vergeben, kann man nicht unbedingtVorwürfe machen, denn ihre Ressourcen sindbegrenzt und die Art und Weise der Bewertungunterliegt der Diskussion.
In mancher Hinsicht scheinen sich dieKriterien allerdings von den Erwartungen derGäste entfernt zu haben, denn ob ein Doppel-zimmer eine Grösse von 18, 20 oder gar 25 Qua-dratmetern besitzt, ist vielen wohl wenigerwichtig als die Ausstattung. Ob man sichwohlfühlt oder nicht, hat nur teilweise mit demPlatz, aber viel mit der Bettwäsche, der Deko-ration oder der Art der Begrüssung zu tun. Diesin einem Klassifizierungsverfahren abzubilden,ist schwierig. Immerhin arbeitet die HotelstarsUnion gerade daran, europaweit Gäste-bedürfnisse und Sterne-Kriterien in Einklang zubringen. Mit konkreten Anpassungen ist vordem Jahr 2020 allerdings nicht zu rechnen.