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2 Theoretischer Hintergrund und Literaturuumlbersicht
21 Ionenselektive elektrochemische Sensoren
Einen ausfuumlhrlichen Uumlberblick uumlber die Grundlagen der elektrochemischen Sensorik der
ionenselektiven Elektroden und Membranen sowie der potentiometrischen Detektion
(Potentiometrie) liefert fast jedes Lehrbuch der analytischen Chemie zB 1920 bzw eine
Vielzahl von speziell auf diese Problematik ausgerichteten Fachbuumlchern zB 21222324 Aus
diesem Grund werden sich die folgenden Ausfuumlhrungen auf die Fragen beschraumlnken die fuumlr
die durchgefuumlhrten Untersuchungen von besonderem Interesse sind
Ionenselektive Elektroden und ionenselektive (Mikro)sensoren dienen der potentiometrischen
Erfassung der Aktivitaumlt eines bestimmten Ions in einer Loumlsung verschiedener Ionen
Als Potentiometrie bezeichnet man die Messung von Gleichgewichtszellspannungen geeignet
zusammengestellter galvanischer Zellen
Sie muszlig zur Vermeidung eines Spannungsabfalls stromlos (ohne Stromfluszlig) erfolgen Dazu
diente fruumlher die Poggendorfsche Kompensationsschaltung welche jedoch durch geeignete
elektronische Schaltungen ersetzt wurde
Da Galvanispannungen1 von Elektroden nicht direkt meszligbar sind ist ein Vergleich der
Elektroden und damit eine Messung der Gleichgewichtszellspannung nur anhand relativer
Elektrodenspannungen moumlglich Fuumlr einen solchen Vergleich ist die Festlegung einer Bezugs-
(Referenz-) elektrode erforderlich (vgl Abbildung 1)
Fuumlr die ionenselektive Potentiometrie mit ionenselektiven Elektroden als Arbeitselektrode hat
sich der Einsatz von Elektroden 2Art als Bezugselektrode durchgesetzt Diese besitzen ein
gut reproduzierbares wenig stoumlranfaumllliges genau bekanntes Elektrodenpotential
Am haumlufigsten werden dabei gesaumlttigte Kalomelelektroden und gesaumlttigte
Silberchloridelektroden verwendet
[ Hg Hg2Cl2(s) KCl(aqsa) UH = + 0241 V (298 K 1 atm) ]
[ Ag AgCl(s) KCl(aqsa) UH = + 0290 V (298 K 1 atm) ]
1 Galvanispannung Differenz zwischen innerem elektrischen Potential eines Anfangspunktes in einer Phase und
innerem Potential eines Endpunktes in einer zweiten Phase mit unterschiedlicher Zusammensetzung bei Beruumlhrung der beiden Phasen
8
1 Arbeitselektrode
2 Bezugselektrode
3 Meszliggeraumlt
4 Meszligloumlsung
5 Membran
Abbildung 1 Potentiometrische Meszligkette
Unter einem Sensor versteht man in der Regel einen miniaturisierten Meszligfuumlhler welcher eine
physikalische oder chemische Eigenschaft des zu vermessenden Mediums erfaszligt und diese in
ein elektrisches Signal umwandelt Ein chemischer Sensor ist dabei in der Lage chemische
Verbindungen reversibel zu erfassen und ein konzentrationsabhaumlngiges Signal zu liefern
Im allgemeinen untergliedert man chemische Sensoren in die drei Systemelemente Rezeptor
Transducer und Signalverarbeitungssystem (Abbildung 2)
Abbildung 2 Prinzip eines elektrochemischen Sensors
12
3
4
5
Analyt Rezeptor Transducer Signalverarbeitung Meszligwerterfassungund -auswertung
(zB Ionen einerMeszligloumlsung)
(zB ionenselektiveMembran) (zB ISFET)
(zB MeszligelektronikMeszliggeraumlt usw) (zB Computer)
9
Haumlufig unterscheidet man chemische Sensoren nach dem Meszligprinzip zB in
potentiometrische und amperometrische Sensoren oder Sensoren zur Leitfaumlhigkeitsmessung
Wie bereits beschrieben dienen ionenselektive (Mikro)sensoren der potentiometrischen
Erfassung der Aktivitaumlt eines bestimmten Ions in einer Loumlsung verschiedener Ionen
Rezeptoren und somit Kernstuumlcke der Elektroden sind die in den jeweiligen ionenselektiven
Membranen enthaltenen Ionophore
Nach ihrem Aufbau und ihrer Funktionsweise lassen sich ionenselektive Membranen wie
folgt einteilen
Abbildung 3 Einteilung ionenselektiver Membranen
Ionenselektive Fluumlssigmembranen bestehen aus einer fluumlssigen mit Wasser nicht mischbaren
organischen Phase welche Komponenten enthaumllt die in der Lage sind selektiv Ionen
auszutauschen oder zu komplexieren (Ionenaustauscher oder Neutralcarrier)
Als erster beschrieb ROSS 1967 eine Elektrode25 die auf dem fluumlssigen Ionenaustauscher Ca-
Dodecylphosphat basiert und in Dioctylphenylphosphat geloumlst ist Diese Elektrode spricht in
einem Konzentrationsbereich von 10-1 bis 10-4 moll selektiv auf die Calciumionenaktivitaumlt in
der Meszligloumlsung an
Eine besondere Form der Fluumlssigmembranen stellen die Matrixmembranen dar bei denen
man die organische Fluumlssigphase zum Zwecke der Stabilisierung in eine polymere Matrix
bettet Das Prinzip der Funktionsweise einer Fluumlssigmembran wird durch die Matrix jedoch
nicht beeinfluszligt
Ionenselektive Matrixmembranelektroden detektieren die an der Grenzflaumlche zwischen der zu
analysierenden Loumlsung und der organischen Phase auftretende Spannungsdifferenz welche
aufgrund der unterschiedlichen Aktivitaumlten (Konzentrationen) des zu analysierenden Ions in
Glasmembran
Einkristallmembran
Niederschlagsmembran
Ionenaustauschermembran
Ionencarriermembran
Festkoumlrpermembran
Fluumlssigmembran
ionenselektiveMembran
10
beiden Loumlsungen auftritt Seine Konzentration in der organischen polymergebundenen Phase
wird durch Komplexbildung mit dem Ionophor konstant gehalten Entsprechende Substanzen
sind bereits fuumlr viele analytische Problemstellungen entwickelt worden 32627282930
Abbildung 4 Darstellung der sich zwischen den Phasen ausbildenden Gleichgewichte
In der Regel enthaumllt die ionenselektive Phase neben dem Ionophor noch ein Leitsalz bei der
Kationenanalytik meist ein modifiziertes Tetraphenylborat Die Lipophilie des Anions
garantiert zumindestens zeitweilig dessen Verbleib in der Membran und vermindert so die
Einwanderung von Anionen aus der Loumlsung Gleichzeitig erhoumlht das Leitsalz die Leitfaumlhigkeit
der Polymermembran und vermindert den Oberflaumlchenwiderstand an der Grenzflaumlche zur
waumlszligrigen Phase durch die Ausbildung von Kationenaustauschgleichgewichten3132
22 Transducer fuumlr ionenselektive Sensoren
Die Wechselwirkungen zwischen der zu analysierenden Groumlszlige zB dem Analyten und dem
Rezeptorsystem zB der ionenselektiven Membran erzeugen sensorspezifische Signale Die
Aufgabe des Transducers ist es diese in elektrische Signale umzuwandeln und weiterzuleiten
Je nach verwendeter Methode lassen sich Transducer wie in Abbildung 5 dargestellt nach
der jeweiligen Methode ihrer Signalwandlung einteilen
waumlszligrige Phase organische Phase
M + A
L
ML
+
+ -w org
+A+ -
M + A
L
ML
+
+ -
+A+ -
w
w
w w
org
org
org org
M A - Ionen L - Ionophor
ML - Ion-Ionophor-Komplex
+ -
+
11
Abbildung 5 Einteilung von Transducern nach der Methode ihrer Signalwandlung
Fuumlr jeden Sensor also auch fuumlr die potentiometrisch arbeitenden ionenselektiven Sensoren
muszlig der entsprechende Signalwandler so ausgewaumlhlt werden daszlig er die mit dem
Erkennungsprozeszlig einhergehende Veraumlnderung selektiv und mit einer hohen Empfindlichkeit
detektiert33
Einen guten Uumlberblick uumlber die Vielzahl der fuumlr ionenselektive Elektroden und (Mikro-)
sensoren moumlglichen Transducersysteme und ihre Bauformen liefern zB421 In dieser Arbeit
wurden zwei Transducertypen genutzt ein Signalwandlersystem hergestellt in polymerer
Dickschichttechnik (Dickschichttransducer) sowie der Ionenselektive Feldeffekttransistor
(ISFET)
Ein relativ robustes und kostenguumlnstig zu realisierendes System welches sich durch gut
reproduzierbare Ergebnisse eine hohe Signalstabilitaumlt und eine geringe Anfaumllligkeit
gegenuumlber Stoumlrungen auszeichnet stellen Transducer dar die in polymerer
Dickschichttechnik hergestellt werden34
Mit Hilfe der Mikrosystemtechnik werden spezielle Polymerpasten auf Leiterplatinen
aufgebracht thermisch gehaumlrtet und verkapselt Diese Polymere enthalten als
Signalableitsystem eine SilberSilberoxyd-Mischung
Die erste Stufe der Signalverarbeitung erfolgt mittels Operationsverstaumlrker (OPV) bereits auf
der Leiterplatine Dabei ist der Abstand zwischen der sensorisch aktiven Oberflaumlche und dem
OPV moumlglichst klein zu waumlhlen Dies ist noumltig um Fehler durch eventuelle Spannungsabfaumllle
zu vermeiden
Transducer
chemische Methodenphysikalische Methoden
zB Mikrogravimetrie(Piezokristalle)
zB Kalorimetrie(Thermistor)
optischeDetektion
elektrochemischeDetektion
Konduktometrie
Amperometrie
Potentiometrie
12
Bereits 1970 wurde durch BERGVELD der potentiometrische Sensor mit der ersten
Transistorstufe des Elektrometerverstaumlrkers kombiniert35 Das resultierende Halbleiter-
Bauelement hat die Funktion eines Feldeffekt-Transistors dessen Stromdurchgang jedoch
nicht von der Spannung eines metallischen Gates gesteuert wird sondern von der Ladung an
der Grenzflaumlche des Transistors die mit der Probeloumlsung in Kontakt steht
S Source (Quelle)
D Drain (Abfluszlig)
IS Isolatorschicht
RE Referenzelektrode
UG Gatespannung
UD Drainspannung
ID Drainstrom
Abbildung 6 Prinzip des Ionensensitiven Feldeffekt-Transistors (ISFET)
Der Grund-FET ist pH-sensitiv Der Zusammenhang zwischen Potential und Ionenaktivitaumlt
wird in Analogie zu herkoumlmmlichen ionenselektiven Elektroden durch die NERNST-
Gleichung beschrieben
ii azF
RTEazFRTEE lg3032ln sdot
+=+= ΘΘ Gleichung 1
NERNST-Gleichung
(mit ln ai = 2303 lg ai)
E = Gleichgewichtspotential der Meszligkette (in V) R = Gaskonstante (=8314 JKmiddotmol) EΘ = Standard- (Normal-) potential der Meszligkette T = Temperatur (in K) ai = Aktivitaumlt des Meszligions in der Loumlsung F = Faraday-Konstante (96487 Amiddotsmiddotmol-1) z = Ladung des Meszligions
S D
U
UIS
I
G
D D
Membran
REMeszligloumlsung
Verkapselung
13
ISFETs bieten aber auch die Moumlglichkeit durch Modifikation die Sensitivitaumlt der Gate-
Materialien zu veraumlndern Die praktisch am haumlufigsten genutzte Form der Modifizierung stellt
die Beschichtung des Gate-Materials mit polymergestuumltzten ionensensitiven
Fluumlssigmembranen dar Auf diese Art wurden bereits ISFETs fuumlr viele verschiedene zu
detektierende Ionen entwickelt Weiterhin wurden Versuche unternommen die
Festkoumlrperoberflaumlche zu modifizieren um so die Selektivitaumlt der ISFETs zu veraumlndern So
konnten bereits zB fluorid-36 und natriumselektive37 ISFETs mit modifiziertem Festkoumlrper-
Gate hergestellt werden
Ebenfalls von Bedeutung sind Biosensoren auf der Basis des ISFETs bei denen biologisch
aktive und analytisch wirksame Komponenten zB Enzyme Antikoumlrper Zellen oder
Zellbestandteile in einer Membran immobilisiert werden Die Detektion der jeweiligen
biologischen bzw biochemischen Reaktion erfolgt dann potentiometrisch uumlber die Aumlnderung
der Aktivitaumlt zB der Protonen in der entsprechenden Membran3839404142
Am besten untersucht und zT bereits kommerziell genutzt werden Kombinationen aus
Enzym-Membran und ISFET welche ENFET genannt werden Besonders hervorzuheben sind
hier Glucosesensoren In Gegenwart des in einer Membran immobilisierten Enzyms
Glucoseoxidase wird Glucose durch Sauerstoff zu Gluconsaumlure oxydiert Die entstehenden
Protonen koumlnnen nun durch den pH-sensitiven Feldeffekt-Transistor erfaszligt werden
Besonders in den ersten Jahren der Entwicklung wurden die Vorteile dieser Sensoren welche
nicht zuletzt aus deren Miniaturisierbarkeit erwachsen hervorgehoben Zu diesen zaumlhlen
hauptsaumlchlich
- niederohmiges Ausgangssignal
- geringe Groumlszlige
- geringe Probemengen
- Realisierung von Sensor-Arrays leicht moumlglich
- Sensitivitaumlt veraumlnderbar (durch Festkoumlrpermodifikation oder Beschichtung der
Gate-Oberflaumlche)
- mechanische Stabilitaumlt
- Fertigung in hohen Stuumlckzahlen zu relativ niedrigem Preis
14
Im Laufe der Weiterentwicklung zeigten sich aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen
bzw Probleme die mit dem ISFET verbunden sind
- hohe Entwicklungskosten
- noch keine adaumlquate Referenzelektrode
- Verkapselung stromfuumlhrender Teile aufwendig
- starke Anfaumllligkeit gegenuumlber elektrostatischer Belastung
- Sensordrift
- strukturelle Veraumlnderungen der Gate-Oberflaumlche (besonders uumlber laumlngere
Zeitraumlume) noch nicht aufgeklaumlrt
Trotz dieser Nachteile sind ISFET-Entwicklungen noch heute ein fester Bestandteil der
Grundlagenforschung4344 besonders wenn es darum geht Grenzflaumlchenvorgaumlnge wie zB
das Antwortverhalten bezuumlglich chemischer Parameter zu untersuchen und zu beschreiben In
der Mikrosystemtechnik erhaumllt die Entwicklung des ISFETs derzeitig neuen Aufschwung45
Die geringe Groumlszlige sowie die Herstellung in Siliziumtechnologie bringen hier die
entscheidenden Vorteile Kommerziell werden ISFETs mittlerweile in einigen pH-
Meszliggeraumlten46474849 eingesetzt
23 Ionenselektive Polymermatrixmembranen
231 Ionenselektive Elektroden mit PVC-Beschichtung
Gegenwaumlrtig wird zumeist von PVC als Matrix fuumlr die ionensensitive Membran ausgegangen
Der PVC-Film wird aus Loumlsung aufgebracht dh der Sensor wird mit einer Loumlsung aus
Polymerem Ionophor Weichmacher und Leitsalz in THF beschichtet und das Loumlsungsmittel
danach durch Verdampfen entfernt Diese Sensoren weisen nur Standzeiten von ca einem
Monat auf auch die Temperaturbestaumlndigkeit ist fuumlr zB die Anwendung in Flieszligzellen zu
niedrig Ursache ist einerseits die relativ geringe Haftung des Polymeren auf der
Sensoroberflaumlche Andererseits bluten die fuumlr den Sensor wichtigen Bestandteile wie
Ionophor und Weichmacher relativ schnell aus Da die PVC-Polymerketten nur physikalisch
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
8
1 Arbeitselektrode
2 Bezugselektrode
3 Meszliggeraumlt
4 Meszligloumlsung
5 Membran
Abbildung 1 Potentiometrische Meszligkette
Unter einem Sensor versteht man in der Regel einen miniaturisierten Meszligfuumlhler welcher eine
physikalische oder chemische Eigenschaft des zu vermessenden Mediums erfaszligt und diese in
ein elektrisches Signal umwandelt Ein chemischer Sensor ist dabei in der Lage chemische
Verbindungen reversibel zu erfassen und ein konzentrationsabhaumlngiges Signal zu liefern
Im allgemeinen untergliedert man chemische Sensoren in die drei Systemelemente Rezeptor
Transducer und Signalverarbeitungssystem (Abbildung 2)
Abbildung 2 Prinzip eines elektrochemischen Sensors
12
3
4
5
Analyt Rezeptor Transducer Signalverarbeitung Meszligwerterfassungund -auswertung
(zB Ionen einerMeszligloumlsung)
(zB ionenselektiveMembran) (zB ISFET)
(zB MeszligelektronikMeszliggeraumlt usw) (zB Computer)
9
Haumlufig unterscheidet man chemische Sensoren nach dem Meszligprinzip zB in
potentiometrische und amperometrische Sensoren oder Sensoren zur Leitfaumlhigkeitsmessung
Wie bereits beschrieben dienen ionenselektive (Mikro)sensoren der potentiometrischen
Erfassung der Aktivitaumlt eines bestimmten Ions in einer Loumlsung verschiedener Ionen
Rezeptoren und somit Kernstuumlcke der Elektroden sind die in den jeweiligen ionenselektiven
Membranen enthaltenen Ionophore
Nach ihrem Aufbau und ihrer Funktionsweise lassen sich ionenselektive Membranen wie
folgt einteilen
Abbildung 3 Einteilung ionenselektiver Membranen
Ionenselektive Fluumlssigmembranen bestehen aus einer fluumlssigen mit Wasser nicht mischbaren
organischen Phase welche Komponenten enthaumllt die in der Lage sind selektiv Ionen
auszutauschen oder zu komplexieren (Ionenaustauscher oder Neutralcarrier)
Als erster beschrieb ROSS 1967 eine Elektrode25 die auf dem fluumlssigen Ionenaustauscher Ca-
Dodecylphosphat basiert und in Dioctylphenylphosphat geloumlst ist Diese Elektrode spricht in
einem Konzentrationsbereich von 10-1 bis 10-4 moll selektiv auf die Calciumionenaktivitaumlt in
der Meszligloumlsung an
Eine besondere Form der Fluumlssigmembranen stellen die Matrixmembranen dar bei denen
man die organische Fluumlssigphase zum Zwecke der Stabilisierung in eine polymere Matrix
bettet Das Prinzip der Funktionsweise einer Fluumlssigmembran wird durch die Matrix jedoch
nicht beeinfluszligt
Ionenselektive Matrixmembranelektroden detektieren die an der Grenzflaumlche zwischen der zu
analysierenden Loumlsung und der organischen Phase auftretende Spannungsdifferenz welche
aufgrund der unterschiedlichen Aktivitaumlten (Konzentrationen) des zu analysierenden Ions in
Glasmembran
Einkristallmembran
Niederschlagsmembran
Ionenaustauschermembran
Ionencarriermembran
Festkoumlrpermembran
Fluumlssigmembran
ionenselektiveMembran
10
beiden Loumlsungen auftritt Seine Konzentration in der organischen polymergebundenen Phase
wird durch Komplexbildung mit dem Ionophor konstant gehalten Entsprechende Substanzen
sind bereits fuumlr viele analytische Problemstellungen entwickelt worden 32627282930
Abbildung 4 Darstellung der sich zwischen den Phasen ausbildenden Gleichgewichte
In der Regel enthaumllt die ionenselektive Phase neben dem Ionophor noch ein Leitsalz bei der
Kationenanalytik meist ein modifiziertes Tetraphenylborat Die Lipophilie des Anions
garantiert zumindestens zeitweilig dessen Verbleib in der Membran und vermindert so die
Einwanderung von Anionen aus der Loumlsung Gleichzeitig erhoumlht das Leitsalz die Leitfaumlhigkeit
der Polymermembran und vermindert den Oberflaumlchenwiderstand an der Grenzflaumlche zur
waumlszligrigen Phase durch die Ausbildung von Kationenaustauschgleichgewichten3132
22 Transducer fuumlr ionenselektive Sensoren
Die Wechselwirkungen zwischen der zu analysierenden Groumlszlige zB dem Analyten und dem
Rezeptorsystem zB der ionenselektiven Membran erzeugen sensorspezifische Signale Die
Aufgabe des Transducers ist es diese in elektrische Signale umzuwandeln und weiterzuleiten
Je nach verwendeter Methode lassen sich Transducer wie in Abbildung 5 dargestellt nach
der jeweiligen Methode ihrer Signalwandlung einteilen
waumlszligrige Phase organische Phase
M + A
L
ML
+
+ -w org
+A+ -
M + A
L
ML
+
+ -
+A+ -
w
w
w w
org
org
org org
M A - Ionen L - Ionophor
ML - Ion-Ionophor-Komplex
+ -
+
11
Abbildung 5 Einteilung von Transducern nach der Methode ihrer Signalwandlung
Fuumlr jeden Sensor also auch fuumlr die potentiometrisch arbeitenden ionenselektiven Sensoren
muszlig der entsprechende Signalwandler so ausgewaumlhlt werden daszlig er die mit dem
Erkennungsprozeszlig einhergehende Veraumlnderung selektiv und mit einer hohen Empfindlichkeit
detektiert33
Einen guten Uumlberblick uumlber die Vielzahl der fuumlr ionenselektive Elektroden und (Mikro-)
sensoren moumlglichen Transducersysteme und ihre Bauformen liefern zB421 In dieser Arbeit
wurden zwei Transducertypen genutzt ein Signalwandlersystem hergestellt in polymerer
Dickschichttechnik (Dickschichttransducer) sowie der Ionenselektive Feldeffekttransistor
(ISFET)
Ein relativ robustes und kostenguumlnstig zu realisierendes System welches sich durch gut
reproduzierbare Ergebnisse eine hohe Signalstabilitaumlt und eine geringe Anfaumllligkeit
gegenuumlber Stoumlrungen auszeichnet stellen Transducer dar die in polymerer
Dickschichttechnik hergestellt werden34
Mit Hilfe der Mikrosystemtechnik werden spezielle Polymerpasten auf Leiterplatinen
aufgebracht thermisch gehaumlrtet und verkapselt Diese Polymere enthalten als
Signalableitsystem eine SilberSilberoxyd-Mischung
Die erste Stufe der Signalverarbeitung erfolgt mittels Operationsverstaumlrker (OPV) bereits auf
der Leiterplatine Dabei ist der Abstand zwischen der sensorisch aktiven Oberflaumlche und dem
OPV moumlglichst klein zu waumlhlen Dies ist noumltig um Fehler durch eventuelle Spannungsabfaumllle
zu vermeiden
Transducer
chemische Methodenphysikalische Methoden
zB Mikrogravimetrie(Piezokristalle)
zB Kalorimetrie(Thermistor)
optischeDetektion
elektrochemischeDetektion
Konduktometrie
Amperometrie
Potentiometrie
12
Bereits 1970 wurde durch BERGVELD der potentiometrische Sensor mit der ersten
Transistorstufe des Elektrometerverstaumlrkers kombiniert35 Das resultierende Halbleiter-
Bauelement hat die Funktion eines Feldeffekt-Transistors dessen Stromdurchgang jedoch
nicht von der Spannung eines metallischen Gates gesteuert wird sondern von der Ladung an
der Grenzflaumlche des Transistors die mit der Probeloumlsung in Kontakt steht
S Source (Quelle)
D Drain (Abfluszlig)
IS Isolatorschicht
RE Referenzelektrode
UG Gatespannung
UD Drainspannung
ID Drainstrom
Abbildung 6 Prinzip des Ionensensitiven Feldeffekt-Transistors (ISFET)
Der Grund-FET ist pH-sensitiv Der Zusammenhang zwischen Potential und Ionenaktivitaumlt
wird in Analogie zu herkoumlmmlichen ionenselektiven Elektroden durch die NERNST-
Gleichung beschrieben
ii azF
RTEazFRTEE lg3032ln sdot
+=+= ΘΘ Gleichung 1
NERNST-Gleichung
(mit ln ai = 2303 lg ai)
E = Gleichgewichtspotential der Meszligkette (in V) R = Gaskonstante (=8314 JKmiddotmol) EΘ = Standard- (Normal-) potential der Meszligkette T = Temperatur (in K) ai = Aktivitaumlt des Meszligions in der Loumlsung F = Faraday-Konstante (96487 Amiddotsmiddotmol-1) z = Ladung des Meszligions
S D
U
UIS
I
G
D D
Membran
REMeszligloumlsung
Verkapselung
13
ISFETs bieten aber auch die Moumlglichkeit durch Modifikation die Sensitivitaumlt der Gate-
Materialien zu veraumlndern Die praktisch am haumlufigsten genutzte Form der Modifizierung stellt
die Beschichtung des Gate-Materials mit polymergestuumltzten ionensensitiven
Fluumlssigmembranen dar Auf diese Art wurden bereits ISFETs fuumlr viele verschiedene zu
detektierende Ionen entwickelt Weiterhin wurden Versuche unternommen die
Festkoumlrperoberflaumlche zu modifizieren um so die Selektivitaumlt der ISFETs zu veraumlndern So
konnten bereits zB fluorid-36 und natriumselektive37 ISFETs mit modifiziertem Festkoumlrper-
Gate hergestellt werden
Ebenfalls von Bedeutung sind Biosensoren auf der Basis des ISFETs bei denen biologisch
aktive und analytisch wirksame Komponenten zB Enzyme Antikoumlrper Zellen oder
Zellbestandteile in einer Membran immobilisiert werden Die Detektion der jeweiligen
biologischen bzw biochemischen Reaktion erfolgt dann potentiometrisch uumlber die Aumlnderung
der Aktivitaumlt zB der Protonen in der entsprechenden Membran3839404142
Am besten untersucht und zT bereits kommerziell genutzt werden Kombinationen aus
Enzym-Membran und ISFET welche ENFET genannt werden Besonders hervorzuheben sind
hier Glucosesensoren In Gegenwart des in einer Membran immobilisierten Enzyms
Glucoseoxidase wird Glucose durch Sauerstoff zu Gluconsaumlure oxydiert Die entstehenden
Protonen koumlnnen nun durch den pH-sensitiven Feldeffekt-Transistor erfaszligt werden
Besonders in den ersten Jahren der Entwicklung wurden die Vorteile dieser Sensoren welche
nicht zuletzt aus deren Miniaturisierbarkeit erwachsen hervorgehoben Zu diesen zaumlhlen
hauptsaumlchlich
- niederohmiges Ausgangssignal
- geringe Groumlszlige
- geringe Probemengen
- Realisierung von Sensor-Arrays leicht moumlglich
- Sensitivitaumlt veraumlnderbar (durch Festkoumlrpermodifikation oder Beschichtung der
Gate-Oberflaumlche)
- mechanische Stabilitaumlt
- Fertigung in hohen Stuumlckzahlen zu relativ niedrigem Preis
14
Im Laufe der Weiterentwicklung zeigten sich aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen
bzw Probleme die mit dem ISFET verbunden sind
- hohe Entwicklungskosten
- noch keine adaumlquate Referenzelektrode
- Verkapselung stromfuumlhrender Teile aufwendig
- starke Anfaumllligkeit gegenuumlber elektrostatischer Belastung
- Sensordrift
- strukturelle Veraumlnderungen der Gate-Oberflaumlche (besonders uumlber laumlngere
Zeitraumlume) noch nicht aufgeklaumlrt
Trotz dieser Nachteile sind ISFET-Entwicklungen noch heute ein fester Bestandteil der
Grundlagenforschung4344 besonders wenn es darum geht Grenzflaumlchenvorgaumlnge wie zB
das Antwortverhalten bezuumlglich chemischer Parameter zu untersuchen und zu beschreiben In
der Mikrosystemtechnik erhaumllt die Entwicklung des ISFETs derzeitig neuen Aufschwung45
Die geringe Groumlszlige sowie die Herstellung in Siliziumtechnologie bringen hier die
entscheidenden Vorteile Kommerziell werden ISFETs mittlerweile in einigen pH-
Meszliggeraumlten46474849 eingesetzt
23 Ionenselektive Polymermatrixmembranen
231 Ionenselektive Elektroden mit PVC-Beschichtung
Gegenwaumlrtig wird zumeist von PVC als Matrix fuumlr die ionensensitive Membran ausgegangen
Der PVC-Film wird aus Loumlsung aufgebracht dh der Sensor wird mit einer Loumlsung aus
Polymerem Ionophor Weichmacher und Leitsalz in THF beschichtet und das Loumlsungsmittel
danach durch Verdampfen entfernt Diese Sensoren weisen nur Standzeiten von ca einem
Monat auf auch die Temperaturbestaumlndigkeit ist fuumlr zB die Anwendung in Flieszligzellen zu
niedrig Ursache ist einerseits die relativ geringe Haftung des Polymeren auf der
Sensoroberflaumlche Andererseits bluten die fuumlr den Sensor wichtigen Bestandteile wie
Ionophor und Weichmacher relativ schnell aus Da die PVC-Polymerketten nur physikalisch
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
9
Haumlufig unterscheidet man chemische Sensoren nach dem Meszligprinzip zB in
potentiometrische und amperometrische Sensoren oder Sensoren zur Leitfaumlhigkeitsmessung
Wie bereits beschrieben dienen ionenselektive (Mikro)sensoren der potentiometrischen
Erfassung der Aktivitaumlt eines bestimmten Ions in einer Loumlsung verschiedener Ionen
Rezeptoren und somit Kernstuumlcke der Elektroden sind die in den jeweiligen ionenselektiven
Membranen enthaltenen Ionophore
Nach ihrem Aufbau und ihrer Funktionsweise lassen sich ionenselektive Membranen wie
folgt einteilen
Abbildung 3 Einteilung ionenselektiver Membranen
Ionenselektive Fluumlssigmembranen bestehen aus einer fluumlssigen mit Wasser nicht mischbaren
organischen Phase welche Komponenten enthaumllt die in der Lage sind selektiv Ionen
auszutauschen oder zu komplexieren (Ionenaustauscher oder Neutralcarrier)
Als erster beschrieb ROSS 1967 eine Elektrode25 die auf dem fluumlssigen Ionenaustauscher Ca-
Dodecylphosphat basiert und in Dioctylphenylphosphat geloumlst ist Diese Elektrode spricht in
einem Konzentrationsbereich von 10-1 bis 10-4 moll selektiv auf die Calciumionenaktivitaumlt in
der Meszligloumlsung an
Eine besondere Form der Fluumlssigmembranen stellen die Matrixmembranen dar bei denen
man die organische Fluumlssigphase zum Zwecke der Stabilisierung in eine polymere Matrix
bettet Das Prinzip der Funktionsweise einer Fluumlssigmembran wird durch die Matrix jedoch
nicht beeinfluszligt
Ionenselektive Matrixmembranelektroden detektieren die an der Grenzflaumlche zwischen der zu
analysierenden Loumlsung und der organischen Phase auftretende Spannungsdifferenz welche
aufgrund der unterschiedlichen Aktivitaumlten (Konzentrationen) des zu analysierenden Ions in
Glasmembran
Einkristallmembran
Niederschlagsmembran
Ionenaustauschermembran
Ionencarriermembran
Festkoumlrpermembran
Fluumlssigmembran
ionenselektiveMembran
10
beiden Loumlsungen auftritt Seine Konzentration in der organischen polymergebundenen Phase
wird durch Komplexbildung mit dem Ionophor konstant gehalten Entsprechende Substanzen
sind bereits fuumlr viele analytische Problemstellungen entwickelt worden 32627282930
Abbildung 4 Darstellung der sich zwischen den Phasen ausbildenden Gleichgewichte
In der Regel enthaumllt die ionenselektive Phase neben dem Ionophor noch ein Leitsalz bei der
Kationenanalytik meist ein modifiziertes Tetraphenylborat Die Lipophilie des Anions
garantiert zumindestens zeitweilig dessen Verbleib in der Membran und vermindert so die
Einwanderung von Anionen aus der Loumlsung Gleichzeitig erhoumlht das Leitsalz die Leitfaumlhigkeit
der Polymermembran und vermindert den Oberflaumlchenwiderstand an der Grenzflaumlche zur
waumlszligrigen Phase durch die Ausbildung von Kationenaustauschgleichgewichten3132
22 Transducer fuumlr ionenselektive Sensoren
Die Wechselwirkungen zwischen der zu analysierenden Groumlszlige zB dem Analyten und dem
Rezeptorsystem zB der ionenselektiven Membran erzeugen sensorspezifische Signale Die
Aufgabe des Transducers ist es diese in elektrische Signale umzuwandeln und weiterzuleiten
Je nach verwendeter Methode lassen sich Transducer wie in Abbildung 5 dargestellt nach
der jeweiligen Methode ihrer Signalwandlung einteilen
waumlszligrige Phase organische Phase
M + A
L
ML
+
+ -w org
+A+ -
M + A
L
ML
+
+ -
+A+ -
w
w
w w
org
org
org org
M A - Ionen L - Ionophor
ML - Ion-Ionophor-Komplex
+ -
+
11
Abbildung 5 Einteilung von Transducern nach der Methode ihrer Signalwandlung
Fuumlr jeden Sensor also auch fuumlr die potentiometrisch arbeitenden ionenselektiven Sensoren
muszlig der entsprechende Signalwandler so ausgewaumlhlt werden daszlig er die mit dem
Erkennungsprozeszlig einhergehende Veraumlnderung selektiv und mit einer hohen Empfindlichkeit
detektiert33
Einen guten Uumlberblick uumlber die Vielzahl der fuumlr ionenselektive Elektroden und (Mikro-)
sensoren moumlglichen Transducersysteme und ihre Bauformen liefern zB421 In dieser Arbeit
wurden zwei Transducertypen genutzt ein Signalwandlersystem hergestellt in polymerer
Dickschichttechnik (Dickschichttransducer) sowie der Ionenselektive Feldeffekttransistor
(ISFET)
Ein relativ robustes und kostenguumlnstig zu realisierendes System welches sich durch gut
reproduzierbare Ergebnisse eine hohe Signalstabilitaumlt und eine geringe Anfaumllligkeit
gegenuumlber Stoumlrungen auszeichnet stellen Transducer dar die in polymerer
Dickschichttechnik hergestellt werden34
Mit Hilfe der Mikrosystemtechnik werden spezielle Polymerpasten auf Leiterplatinen
aufgebracht thermisch gehaumlrtet und verkapselt Diese Polymere enthalten als
Signalableitsystem eine SilberSilberoxyd-Mischung
Die erste Stufe der Signalverarbeitung erfolgt mittels Operationsverstaumlrker (OPV) bereits auf
der Leiterplatine Dabei ist der Abstand zwischen der sensorisch aktiven Oberflaumlche und dem
OPV moumlglichst klein zu waumlhlen Dies ist noumltig um Fehler durch eventuelle Spannungsabfaumllle
zu vermeiden
Transducer
chemische Methodenphysikalische Methoden
zB Mikrogravimetrie(Piezokristalle)
zB Kalorimetrie(Thermistor)
optischeDetektion
elektrochemischeDetektion
Konduktometrie
Amperometrie
Potentiometrie
12
Bereits 1970 wurde durch BERGVELD der potentiometrische Sensor mit der ersten
Transistorstufe des Elektrometerverstaumlrkers kombiniert35 Das resultierende Halbleiter-
Bauelement hat die Funktion eines Feldeffekt-Transistors dessen Stromdurchgang jedoch
nicht von der Spannung eines metallischen Gates gesteuert wird sondern von der Ladung an
der Grenzflaumlche des Transistors die mit der Probeloumlsung in Kontakt steht
S Source (Quelle)
D Drain (Abfluszlig)
IS Isolatorschicht
RE Referenzelektrode
UG Gatespannung
UD Drainspannung
ID Drainstrom
Abbildung 6 Prinzip des Ionensensitiven Feldeffekt-Transistors (ISFET)
Der Grund-FET ist pH-sensitiv Der Zusammenhang zwischen Potential und Ionenaktivitaumlt
wird in Analogie zu herkoumlmmlichen ionenselektiven Elektroden durch die NERNST-
Gleichung beschrieben
ii azF
RTEazFRTEE lg3032ln sdot
+=+= ΘΘ Gleichung 1
NERNST-Gleichung
(mit ln ai = 2303 lg ai)
E = Gleichgewichtspotential der Meszligkette (in V) R = Gaskonstante (=8314 JKmiddotmol) EΘ = Standard- (Normal-) potential der Meszligkette T = Temperatur (in K) ai = Aktivitaumlt des Meszligions in der Loumlsung F = Faraday-Konstante (96487 Amiddotsmiddotmol-1) z = Ladung des Meszligions
S D
U
UIS
I
G
D D
Membran
REMeszligloumlsung
Verkapselung
13
ISFETs bieten aber auch die Moumlglichkeit durch Modifikation die Sensitivitaumlt der Gate-
Materialien zu veraumlndern Die praktisch am haumlufigsten genutzte Form der Modifizierung stellt
die Beschichtung des Gate-Materials mit polymergestuumltzten ionensensitiven
Fluumlssigmembranen dar Auf diese Art wurden bereits ISFETs fuumlr viele verschiedene zu
detektierende Ionen entwickelt Weiterhin wurden Versuche unternommen die
Festkoumlrperoberflaumlche zu modifizieren um so die Selektivitaumlt der ISFETs zu veraumlndern So
konnten bereits zB fluorid-36 und natriumselektive37 ISFETs mit modifiziertem Festkoumlrper-
Gate hergestellt werden
Ebenfalls von Bedeutung sind Biosensoren auf der Basis des ISFETs bei denen biologisch
aktive und analytisch wirksame Komponenten zB Enzyme Antikoumlrper Zellen oder
Zellbestandteile in einer Membran immobilisiert werden Die Detektion der jeweiligen
biologischen bzw biochemischen Reaktion erfolgt dann potentiometrisch uumlber die Aumlnderung
der Aktivitaumlt zB der Protonen in der entsprechenden Membran3839404142
Am besten untersucht und zT bereits kommerziell genutzt werden Kombinationen aus
Enzym-Membran und ISFET welche ENFET genannt werden Besonders hervorzuheben sind
hier Glucosesensoren In Gegenwart des in einer Membran immobilisierten Enzyms
Glucoseoxidase wird Glucose durch Sauerstoff zu Gluconsaumlure oxydiert Die entstehenden
Protonen koumlnnen nun durch den pH-sensitiven Feldeffekt-Transistor erfaszligt werden
Besonders in den ersten Jahren der Entwicklung wurden die Vorteile dieser Sensoren welche
nicht zuletzt aus deren Miniaturisierbarkeit erwachsen hervorgehoben Zu diesen zaumlhlen
hauptsaumlchlich
- niederohmiges Ausgangssignal
- geringe Groumlszlige
- geringe Probemengen
- Realisierung von Sensor-Arrays leicht moumlglich
- Sensitivitaumlt veraumlnderbar (durch Festkoumlrpermodifikation oder Beschichtung der
Gate-Oberflaumlche)
- mechanische Stabilitaumlt
- Fertigung in hohen Stuumlckzahlen zu relativ niedrigem Preis
14
Im Laufe der Weiterentwicklung zeigten sich aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen
bzw Probleme die mit dem ISFET verbunden sind
- hohe Entwicklungskosten
- noch keine adaumlquate Referenzelektrode
- Verkapselung stromfuumlhrender Teile aufwendig
- starke Anfaumllligkeit gegenuumlber elektrostatischer Belastung
- Sensordrift
- strukturelle Veraumlnderungen der Gate-Oberflaumlche (besonders uumlber laumlngere
Zeitraumlume) noch nicht aufgeklaumlrt
Trotz dieser Nachteile sind ISFET-Entwicklungen noch heute ein fester Bestandteil der
Grundlagenforschung4344 besonders wenn es darum geht Grenzflaumlchenvorgaumlnge wie zB
das Antwortverhalten bezuumlglich chemischer Parameter zu untersuchen und zu beschreiben In
der Mikrosystemtechnik erhaumllt die Entwicklung des ISFETs derzeitig neuen Aufschwung45
Die geringe Groumlszlige sowie die Herstellung in Siliziumtechnologie bringen hier die
entscheidenden Vorteile Kommerziell werden ISFETs mittlerweile in einigen pH-
Meszliggeraumlten46474849 eingesetzt
23 Ionenselektive Polymermatrixmembranen
231 Ionenselektive Elektroden mit PVC-Beschichtung
Gegenwaumlrtig wird zumeist von PVC als Matrix fuumlr die ionensensitive Membran ausgegangen
Der PVC-Film wird aus Loumlsung aufgebracht dh der Sensor wird mit einer Loumlsung aus
Polymerem Ionophor Weichmacher und Leitsalz in THF beschichtet und das Loumlsungsmittel
danach durch Verdampfen entfernt Diese Sensoren weisen nur Standzeiten von ca einem
Monat auf auch die Temperaturbestaumlndigkeit ist fuumlr zB die Anwendung in Flieszligzellen zu
niedrig Ursache ist einerseits die relativ geringe Haftung des Polymeren auf der
Sensoroberflaumlche Andererseits bluten die fuumlr den Sensor wichtigen Bestandteile wie
Ionophor und Weichmacher relativ schnell aus Da die PVC-Polymerketten nur physikalisch
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
10
beiden Loumlsungen auftritt Seine Konzentration in der organischen polymergebundenen Phase
wird durch Komplexbildung mit dem Ionophor konstant gehalten Entsprechende Substanzen
sind bereits fuumlr viele analytische Problemstellungen entwickelt worden 32627282930
Abbildung 4 Darstellung der sich zwischen den Phasen ausbildenden Gleichgewichte
In der Regel enthaumllt die ionenselektive Phase neben dem Ionophor noch ein Leitsalz bei der
Kationenanalytik meist ein modifiziertes Tetraphenylborat Die Lipophilie des Anions
garantiert zumindestens zeitweilig dessen Verbleib in der Membran und vermindert so die
Einwanderung von Anionen aus der Loumlsung Gleichzeitig erhoumlht das Leitsalz die Leitfaumlhigkeit
der Polymermembran und vermindert den Oberflaumlchenwiderstand an der Grenzflaumlche zur
waumlszligrigen Phase durch die Ausbildung von Kationenaustauschgleichgewichten3132
22 Transducer fuumlr ionenselektive Sensoren
Die Wechselwirkungen zwischen der zu analysierenden Groumlszlige zB dem Analyten und dem
Rezeptorsystem zB der ionenselektiven Membran erzeugen sensorspezifische Signale Die
Aufgabe des Transducers ist es diese in elektrische Signale umzuwandeln und weiterzuleiten
Je nach verwendeter Methode lassen sich Transducer wie in Abbildung 5 dargestellt nach
der jeweiligen Methode ihrer Signalwandlung einteilen
waumlszligrige Phase organische Phase
M + A
L
ML
+
+ -w org
+A+ -
M + A
L
ML
+
+ -
+A+ -
w
w
w w
org
org
org org
M A - Ionen L - Ionophor
ML - Ion-Ionophor-Komplex
+ -
+
11
Abbildung 5 Einteilung von Transducern nach der Methode ihrer Signalwandlung
Fuumlr jeden Sensor also auch fuumlr die potentiometrisch arbeitenden ionenselektiven Sensoren
muszlig der entsprechende Signalwandler so ausgewaumlhlt werden daszlig er die mit dem
Erkennungsprozeszlig einhergehende Veraumlnderung selektiv und mit einer hohen Empfindlichkeit
detektiert33
Einen guten Uumlberblick uumlber die Vielzahl der fuumlr ionenselektive Elektroden und (Mikro-)
sensoren moumlglichen Transducersysteme und ihre Bauformen liefern zB421 In dieser Arbeit
wurden zwei Transducertypen genutzt ein Signalwandlersystem hergestellt in polymerer
Dickschichttechnik (Dickschichttransducer) sowie der Ionenselektive Feldeffekttransistor
(ISFET)
Ein relativ robustes und kostenguumlnstig zu realisierendes System welches sich durch gut
reproduzierbare Ergebnisse eine hohe Signalstabilitaumlt und eine geringe Anfaumllligkeit
gegenuumlber Stoumlrungen auszeichnet stellen Transducer dar die in polymerer
Dickschichttechnik hergestellt werden34
Mit Hilfe der Mikrosystemtechnik werden spezielle Polymerpasten auf Leiterplatinen
aufgebracht thermisch gehaumlrtet und verkapselt Diese Polymere enthalten als
Signalableitsystem eine SilberSilberoxyd-Mischung
Die erste Stufe der Signalverarbeitung erfolgt mittels Operationsverstaumlrker (OPV) bereits auf
der Leiterplatine Dabei ist der Abstand zwischen der sensorisch aktiven Oberflaumlche und dem
OPV moumlglichst klein zu waumlhlen Dies ist noumltig um Fehler durch eventuelle Spannungsabfaumllle
zu vermeiden
Transducer
chemische Methodenphysikalische Methoden
zB Mikrogravimetrie(Piezokristalle)
zB Kalorimetrie(Thermistor)
optischeDetektion
elektrochemischeDetektion
Konduktometrie
Amperometrie
Potentiometrie
12
Bereits 1970 wurde durch BERGVELD der potentiometrische Sensor mit der ersten
Transistorstufe des Elektrometerverstaumlrkers kombiniert35 Das resultierende Halbleiter-
Bauelement hat die Funktion eines Feldeffekt-Transistors dessen Stromdurchgang jedoch
nicht von der Spannung eines metallischen Gates gesteuert wird sondern von der Ladung an
der Grenzflaumlche des Transistors die mit der Probeloumlsung in Kontakt steht
S Source (Quelle)
D Drain (Abfluszlig)
IS Isolatorschicht
RE Referenzelektrode
UG Gatespannung
UD Drainspannung
ID Drainstrom
Abbildung 6 Prinzip des Ionensensitiven Feldeffekt-Transistors (ISFET)
Der Grund-FET ist pH-sensitiv Der Zusammenhang zwischen Potential und Ionenaktivitaumlt
wird in Analogie zu herkoumlmmlichen ionenselektiven Elektroden durch die NERNST-
Gleichung beschrieben
ii azF
RTEazFRTEE lg3032ln sdot
+=+= ΘΘ Gleichung 1
NERNST-Gleichung
(mit ln ai = 2303 lg ai)
E = Gleichgewichtspotential der Meszligkette (in V) R = Gaskonstante (=8314 JKmiddotmol) EΘ = Standard- (Normal-) potential der Meszligkette T = Temperatur (in K) ai = Aktivitaumlt des Meszligions in der Loumlsung F = Faraday-Konstante (96487 Amiddotsmiddotmol-1) z = Ladung des Meszligions
S D
U
UIS
I
G
D D
Membran
REMeszligloumlsung
Verkapselung
13
ISFETs bieten aber auch die Moumlglichkeit durch Modifikation die Sensitivitaumlt der Gate-
Materialien zu veraumlndern Die praktisch am haumlufigsten genutzte Form der Modifizierung stellt
die Beschichtung des Gate-Materials mit polymergestuumltzten ionensensitiven
Fluumlssigmembranen dar Auf diese Art wurden bereits ISFETs fuumlr viele verschiedene zu
detektierende Ionen entwickelt Weiterhin wurden Versuche unternommen die
Festkoumlrperoberflaumlche zu modifizieren um so die Selektivitaumlt der ISFETs zu veraumlndern So
konnten bereits zB fluorid-36 und natriumselektive37 ISFETs mit modifiziertem Festkoumlrper-
Gate hergestellt werden
Ebenfalls von Bedeutung sind Biosensoren auf der Basis des ISFETs bei denen biologisch
aktive und analytisch wirksame Komponenten zB Enzyme Antikoumlrper Zellen oder
Zellbestandteile in einer Membran immobilisiert werden Die Detektion der jeweiligen
biologischen bzw biochemischen Reaktion erfolgt dann potentiometrisch uumlber die Aumlnderung
der Aktivitaumlt zB der Protonen in der entsprechenden Membran3839404142
Am besten untersucht und zT bereits kommerziell genutzt werden Kombinationen aus
Enzym-Membran und ISFET welche ENFET genannt werden Besonders hervorzuheben sind
hier Glucosesensoren In Gegenwart des in einer Membran immobilisierten Enzyms
Glucoseoxidase wird Glucose durch Sauerstoff zu Gluconsaumlure oxydiert Die entstehenden
Protonen koumlnnen nun durch den pH-sensitiven Feldeffekt-Transistor erfaszligt werden
Besonders in den ersten Jahren der Entwicklung wurden die Vorteile dieser Sensoren welche
nicht zuletzt aus deren Miniaturisierbarkeit erwachsen hervorgehoben Zu diesen zaumlhlen
hauptsaumlchlich
- niederohmiges Ausgangssignal
- geringe Groumlszlige
- geringe Probemengen
- Realisierung von Sensor-Arrays leicht moumlglich
- Sensitivitaumlt veraumlnderbar (durch Festkoumlrpermodifikation oder Beschichtung der
Gate-Oberflaumlche)
- mechanische Stabilitaumlt
- Fertigung in hohen Stuumlckzahlen zu relativ niedrigem Preis
14
Im Laufe der Weiterentwicklung zeigten sich aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen
bzw Probleme die mit dem ISFET verbunden sind
- hohe Entwicklungskosten
- noch keine adaumlquate Referenzelektrode
- Verkapselung stromfuumlhrender Teile aufwendig
- starke Anfaumllligkeit gegenuumlber elektrostatischer Belastung
- Sensordrift
- strukturelle Veraumlnderungen der Gate-Oberflaumlche (besonders uumlber laumlngere
Zeitraumlume) noch nicht aufgeklaumlrt
Trotz dieser Nachteile sind ISFET-Entwicklungen noch heute ein fester Bestandteil der
Grundlagenforschung4344 besonders wenn es darum geht Grenzflaumlchenvorgaumlnge wie zB
das Antwortverhalten bezuumlglich chemischer Parameter zu untersuchen und zu beschreiben In
der Mikrosystemtechnik erhaumllt die Entwicklung des ISFETs derzeitig neuen Aufschwung45
Die geringe Groumlszlige sowie die Herstellung in Siliziumtechnologie bringen hier die
entscheidenden Vorteile Kommerziell werden ISFETs mittlerweile in einigen pH-
Meszliggeraumlten46474849 eingesetzt
23 Ionenselektive Polymermatrixmembranen
231 Ionenselektive Elektroden mit PVC-Beschichtung
Gegenwaumlrtig wird zumeist von PVC als Matrix fuumlr die ionensensitive Membran ausgegangen
Der PVC-Film wird aus Loumlsung aufgebracht dh der Sensor wird mit einer Loumlsung aus
Polymerem Ionophor Weichmacher und Leitsalz in THF beschichtet und das Loumlsungsmittel
danach durch Verdampfen entfernt Diese Sensoren weisen nur Standzeiten von ca einem
Monat auf auch die Temperaturbestaumlndigkeit ist fuumlr zB die Anwendung in Flieszligzellen zu
niedrig Ursache ist einerseits die relativ geringe Haftung des Polymeren auf der
Sensoroberflaumlche Andererseits bluten die fuumlr den Sensor wichtigen Bestandteile wie
Ionophor und Weichmacher relativ schnell aus Da die PVC-Polymerketten nur physikalisch
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
11
Abbildung 5 Einteilung von Transducern nach der Methode ihrer Signalwandlung
Fuumlr jeden Sensor also auch fuumlr die potentiometrisch arbeitenden ionenselektiven Sensoren
muszlig der entsprechende Signalwandler so ausgewaumlhlt werden daszlig er die mit dem
Erkennungsprozeszlig einhergehende Veraumlnderung selektiv und mit einer hohen Empfindlichkeit
detektiert33
Einen guten Uumlberblick uumlber die Vielzahl der fuumlr ionenselektive Elektroden und (Mikro-)
sensoren moumlglichen Transducersysteme und ihre Bauformen liefern zB421 In dieser Arbeit
wurden zwei Transducertypen genutzt ein Signalwandlersystem hergestellt in polymerer
Dickschichttechnik (Dickschichttransducer) sowie der Ionenselektive Feldeffekttransistor
(ISFET)
Ein relativ robustes und kostenguumlnstig zu realisierendes System welches sich durch gut
reproduzierbare Ergebnisse eine hohe Signalstabilitaumlt und eine geringe Anfaumllligkeit
gegenuumlber Stoumlrungen auszeichnet stellen Transducer dar die in polymerer
Dickschichttechnik hergestellt werden34
Mit Hilfe der Mikrosystemtechnik werden spezielle Polymerpasten auf Leiterplatinen
aufgebracht thermisch gehaumlrtet und verkapselt Diese Polymere enthalten als
Signalableitsystem eine SilberSilberoxyd-Mischung
Die erste Stufe der Signalverarbeitung erfolgt mittels Operationsverstaumlrker (OPV) bereits auf
der Leiterplatine Dabei ist der Abstand zwischen der sensorisch aktiven Oberflaumlche und dem
OPV moumlglichst klein zu waumlhlen Dies ist noumltig um Fehler durch eventuelle Spannungsabfaumllle
zu vermeiden
Transducer
chemische Methodenphysikalische Methoden
zB Mikrogravimetrie(Piezokristalle)
zB Kalorimetrie(Thermistor)
optischeDetektion
elektrochemischeDetektion
Konduktometrie
Amperometrie
Potentiometrie
12
Bereits 1970 wurde durch BERGVELD der potentiometrische Sensor mit der ersten
Transistorstufe des Elektrometerverstaumlrkers kombiniert35 Das resultierende Halbleiter-
Bauelement hat die Funktion eines Feldeffekt-Transistors dessen Stromdurchgang jedoch
nicht von der Spannung eines metallischen Gates gesteuert wird sondern von der Ladung an
der Grenzflaumlche des Transistors die mit der Probeloumlsung in Kontakt steht
S Source (Quelle)
D Drain (Abfluszlig)
IS Isolatorschicht
RE Referenzelektrode
UG Gatespannung
UD Drainspannung
ID Drainstrom
Abbildung 6 Prinzip des Ionensensitiven Feldeffekt-Transistors (ISFET)
Der Grund-FET ist pH-sensitiv Der Zusammenhang zwischen Potential und Ionenaktivitaumlt
wird in Analogie zu herkoumlmmlichen ionenselektiven Elektroden durch die NERNST-
Gleichung beschrieben
ii azF
RTEazFRTEE lg3032ln sdot
+=+= ΘΘ Gleichung 1
NERNST-Gleichung
(mit ln ai = 2303 lg ai)
E = Gleichgewichtspotential der Meszligkette (in V) R = Gaskonstante (=8314 JKmiddotmol) EΘ = Standard- (Normal-) potential der Meszligkette T = Temperatur (in K) ai = Aktivitaumlt des Meszligions in der Loumlsung F = Faraday-Konstante (96487 Amiddotsmiddotmol-1) z = Ladung des Meszligions
S D
U
UIS
I
G
D D
Membran
REMeszligloumlsung
Verkapselung
13
ISFETs bieten aber auch die Moumlglichkeit durch Modifikation die Sensitivitaumlt der Gate-
Materialien zu veraumlndern Die praktisch am haumlufigsten genutzte Form der Modifizierung stellt
die Beschichtung des Gate-Materials mit polymergestuumltzten ionensensitiven
Fluumlssigmembranen dar Auf diese Art wurden bereits ISFETs fuumlr viele verschiedene zu
detektierende Ionen entwickelt Weiterhin wurden Versuche unternommen die
Festkoumlrperoberflaumlche zu modifizieren um so die Selektivitaumlt der ISFETs zu veraumlndern So
konnten bereits zB fluorid-36 und natriumselektive37 ISFETs mit modifiziertem Festkoumlrper-
Gate hergestellt werden
Ebenfalls von Bedeutung sind Biosensoren auf der Basis des ISFETs bei denen biologisch
aktive und analytisch wirksame Komponenten zB Enzyme Antikoumlrper Zellen oder
Zellbestandteile in einer Membran immobilisiert werden Die Detektion der jeweiligen
biologischen bzw biochemischen Reaktion erfolgt dann potentiometrisch uumlber die Aumlnderung
der Aktivitaumlt zB der Protonen in der entsprechenden Membran3839404142
Am besten untersucht und zT bereits kommerziell genutzt werden Kombinationen aus
Enzym-Membran und ISFET welche ENFET genannt werden Besonders hervorzuheben sind
hier Glucosesensoren In Gegenwart des in einer Membran immobilisierten Enzyms
Glucoseoxidase wird Glucose durch Sauerstoff zu Gluconsaumlure oxydiert Die entstehenden
Protonen koumlnnen nun durch den pH-sensitiven Feldeffekt-Transistor erfaszligt werden
Besonders in den ersten Jahren der Entwicklung wurden die Vorteile dieser Sensoren welche
nicht zuletzt aus deren Miniaturisierbarkeit erwachsen hervorgehoben Zu diesen zaumlhlen
hauptsaumlchlich
- niederohmiges Ausgangssignal
- geringe Groumlszlige
- geringe Probemengen
- Realisierung von Sensor-Arrays leicht moumlglich
- Sensitivitaumlt veraumlnderbar (durch Festkoumlrpermodifikation oder Beschichtung der
Gate-Oberflaumlche)
- mechanische Stabilitaumlt
- Fertigung in hohen Stuumlckzahlen zu relativ niedrigem Preis
14
Im Laufe der Weiterentwicklung zeigten sich aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen
bzw Probleme die mit dem ISFET verbunden sind
- hohe Entwicklungskosten
- noch keine adaumlquate Referenzelektrode
- Verkapselung stromfuumlhrender Teile aufwendig
- starke Anfaumllligkeit gegenuumlber elektrostatischer Belastung
- Sensordrift
- strukturelle Veraumlnderungen der Gate-Oberflaumlche (besonders uumlber laumlngere
Zeitraumlume) noch nicht aufgeklaumlrt
Trotz dieser Nachteile sind ISFET-Entwicklungen noch heute ein fester Bestandteil der
Grundlagenforschung4344 besonders wenn es darum geht Grenzflaumlchenvorgaumlnge wie zB
das Antwortverhalten bezuumlglich chemischer Parameter zu untersuchen und zu beschreiben In
der Mikrosystemtechnik erhaumllt die Entwicklung des ISFETs derzeitig neuen Aufschwung45
Die geringe Groumlszlige sowie die Herstellung in Siliziumtechnologie bringen hier die
entscheidenden Vorteile Kommerziell werden ISFETs mittlerweile in einigen pH-
Meszliggeraumlten46474849 eingesetzt
23 Ionenselektive Polymermatrixmembranen
231 Ionenselektive Elektroden mit PVC-Beschichtung
Gegenwaumlrtig wird zumeist von PVC als Matrix fuumlr die ionensensitive Membran ausgegangen
Der PVC-Film wird aus Loumlsung aufgebracht dh der Sensor wird mit einer Loumlsung aus
Polymerem Ionophor Weichmacher und Leitsalz in THF beschichtet und das Loumlsungsmittel
danach durch Verdampfen entfernt Diese Sensoren weisen nur Standzeiten von ca einem
Monat auf auch die Temperaturbestaumlndigkeit ist fuumlr zB die Anwendung in Flieszligzellen zu
niedrig Ursache ist einerseits die relativ geringe Haftung des Polymeren auf der
Sensoroberflaumlche Andererseits bluten die fuumlr den Sensor wichtigen Bestandteile wie
Ionophor und Weichmacher relativ schnell aus Da die PVC-Polymerketten nur physikalisch
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
12
Bereits 1970 wurde durch BERGVELD der potentiometrische Sensor mit der ersten
Transistorstufe des Elektrometerverstaumlrkers kombiniert35 Das resultierende Halbleiter-
Bauelement hat die Funktion eines Feldeffekt-Transistors dessen Stromdurchgang jedoch
nicht von der Spannung eines metallischen Gates gesteuert wird sondern von der Ladung an
der Grenzflaumlche des Transistors die mit der Probeloumlsung in Kontakt steht
S Source (Quelle)
D Drain (Abfluszlig)
IS Isolatorschicht
RE Referenzelektrode
UG Gatespannung
UD Drainspannung
ID Drainstrom
Abbildung 6 Prinzip des Ionensensitiven Feldeffekt-Transistors (ISFET)
Der Grund-FET ist pH-sensitiv Der Zusammenhang zwischen Potential und Ionenaktivitaumlt
wird in Analogie zu herkoumlmmlichen ionenselektiven Elektroden durch die NERNST-
Gleichung beschrieben
ii azF
RTEazFRTEE lg3032ln sdot
+=+= ΘΘ Gleichung 1
NERNST-Gleichung
(mit ln ai = 2303 lg ai)
E = Gleichgewichtspotential der Meszligkette (in V) R = Gaskonstante (=8314 JKmiddotmol) EΘ = Standard- (Normal-) potential der Meszligkette T = Temperatur (in K) ai = Aktivitaumlt des Meszligions in der Loumlsung F = Faraday-Konstante (96487 Amiddotsmiddotmol-1) z = Ladung des Meszligions
S D
U
UIS
I
G
D D
Membran
REMeszligloumlsung
Verkapselung
13
ISFETs bieten aber auch die Moumlglichkeit durch Modifikation die Sensitivitaumlt der Gate-
Materialien zu veraumlndern Die praktisch am haumlufigsten genutzte Form der Modifizierung stellt
die Beschichtung des Gate-Materials mit polymergestuumltzten ionensensitiven
Fluumlssigmembranen dar Auf diese Art wurden bereits ISFETs fuumlr viele verschiedene zu
detektierende Ionen entwickelt Weiterhin wurden Versuche unternommen die
Festkoumlrperoberflaumlche zu modifizieren um so die Selektivitaumlt der ISFETs zu veraumlndern So
konnten bereits zB fluorid-36 und natriumselektive37 ISFETs mit modifiziertem Festkoumlrper-
Gate hergestellt werden
Ebenfalls von Bedeutung sind Biosensoren auf der Basis des ISFETs bei denen biologisch
aktive und analytisch wirksame Komponenten zB Enzyme Antikoumlrper Zellen oder
Zellbestandteile in einer Membran immobilisiert werden Die Detektion der jeweiligen
biologischen bzw biochemischen Reaktion erfolgt dann potentiometrisch uumlber die Aumlnderung
der Aktivitaumlt zB der Protonen in der entsprechenden Membran3839404142
Am besten untersucht und zT bereits kommerziell genutzt werden Kombinationen aus
Enzym-Membran und ISFET welche ENFET genannt werden Besonders hervorzuheben sind
hier Glucosesensoren In Gegenwart des in einer Membran immobilisierten Enzyms
Glucoseoxidase wird Glucose durch Sauerstoff zu Gluconsaumlure oxydiert Die entstehenden
Protonen koumlnnen nun durch den pH-sensitiven Feldeffekt-Transistor erfaszligt werden
Besonders in den ersten Jahren der Entwicklung wurden die Vorteile dieser Sensoren welche
nicht zuletzt aus deren Miniaturisierbarkeit erwachsen hervorgehoben Zu diesen zaumlhlen
hauptsaumlchlich
- niederohmiges Ausgangssignal
- geringe Groumlszlige
- geringe Probemengen
- Realisierung von Sensor-Arrays leicht moumlglich
- Sensitivitaumlt veraumlnderbar (durch Festkoumlrpermodifikation oder Beschichtung der
Gate-Oberflaumlche)
- mechanische Stabilitaumlt
- Fertigung in hohen Stuumlckzahlen zu relativ niedrigem Preis
14
Im Laufe der Weiterentwicklung zeigten sich aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen
bzw Probleme die mit dem ISFET verbunden sind
- hohe Entwicklungskosten
- noch keine adaumlquate Referenzelektrode
- Verkapselung stromfuumlhrender Teile aufwendig
- starke Anfaumllligkeit gegenuumlber elektrostatischer Belastung
- Sensordrift
- strukturelle Veraumlnderungen der Gate-Oberflaumlche (besonders uumlber laumlngere
Zeitraumlume) noch nicht aufgeklaumlrt
Trotz dieser Nachteile sind ISFET-Entwicklungen noch heute ein fester Bestandteil der
Grundlagenforschung4344 besonders wenn es darum geht Grenzflaumlchenvorgaumlnge wie zB
das Antwortverhalten bezuumlglich chemischer Parameter zu untersuchen und zu beschreiben In
der Mikrosystemtechnik erhaumllt die Entwicklung des ISFETs derzeitig neuen Aufschwung45
Die geringe Groumlszlige sowie die Herstellung in Siliziumtechnologie bringen hier die
entscheidenden Vorteile Kommerziell werden ISFETs mittlerweile in einigen pH-
Meszliggeraumlten46474849 eingesetzt
23 Ionenselektive Polymermatrixmembranen
231 Ionenselektive Elektroden mit PVC-Beschichtung
Gegenwaumlrtig wird zumeist von PVC als Matrix fuumlr die ionensensitive Membran ausgegangen
Der PVC-Film wird aus Loumlsung aufgebracht dh der Sensor wird mit einer Loumlsung aus
Polymerem Ionophor Weichmacher und Leitsalz in THF beschichtet und das Loumlsungsmittel
danach durch Verdampfen entfernt Diese Sensoren weisen nur Standzeiten von ca einem
Monat auf auch die Temperaturbestaumlndigkeit ist fuumlr zB die Anwendung in Flieszligzellen zu
niedrig Ursache ist einerseits die relativ geringe Haftung des Polymeren auf der
Sensoroberflaumlche Andererseits bluten die fuumlr den Sensor wichtigen Bestandteile wie
Ionophor und Weichmacher relativ schnell aus Da die PVC-Polymerketten nur physikalisch
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
13
ISFETs bieten aber auch die Moumlglichkeit durch Modifikation die Sensitivitaumlt der Gate-
Materialien zu veraumlndern Die praktisch am haumlufigsten genutzte Form der Modifizierung stellt
die Beschichtung des Gate-Materials mit polymergestuumltzten ionensensitiven
Fluumlssigmembranen dar Auf diese Art wurden bereits ISFETs fuumlr viele verschiedene zu
detektierende Ionen entwickelt Weiterhin wurden Versuche unternommen die
Festkoumlrperoberflaumlche zu modifizieren um so die Selektivitaumlt der ISFETs zu veraumlndern So
konnten bereits zB fluorid-36 und natriumselektive37 ISFETs mit modifiziertem Festkoumlrper-
Gate hergestellt werden
Ebenfalls von Bedeutung sind Biosensoren auf der Basis des ISFETs bei denen biologisch
aktive und analytisch wirksame Komponenten zB Enzyme Antikoumlrper Zellen oder
Zellbestandteile in einer Membran immobilisiert werden Die Detektion der jeweiligen
biologischen bzw biochemischen Reaktion erfolgt dann potentiometrisch uumlber die Aumlnderung
der Aktivitaumlt zB der Protonen in der entsprechenden Membran3839404142
Am besten untersucht und zT bereits kommerziell genutzt werden Kombinationen aus
Enzym-Membran und ISFET welche ENFET genannt werden Besonders hervorzuheben sind
hier Glucosesensoren In Gegenwart des in einer Membran immobilisierten Enzyms
Glucoseoxidase wird Glucose durch Sauerstoff zu Gluconsaumlure oxydiert Die entstehenden
Protonen koumlnnen nun durch den pH-sensitiven Feldeffekt-Transistor erfaszligt werden
Besonders in den ersten Jahren der Entwicklung wurden die Vorteile dieser Sensoren welche
nicht zuletzt aus deren Miniaturisierbarkeit erwachsen hervorgehoben Zu diesen zaumlhlen
hauptsaumlchlich
- niederohmiges Ausgangssignal
- geringe Groumlszlige
- geringe Probemengen
- Realisierung von Sensor-Arrays leicht moumlglich
- Sensitivitaumlt veraumlnderbar (durch Festkoumlrpermodifikation oder Beschichtung der
Gate-Oberflaumlche)
- mechanische Stabilitaumlt
- Fertigung in hohen Stuumlckzahlen zu relativ niedrigem Preis
14
Im Laufe der Weiterentwicklung zeigten sich aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen
bzw Probleme die mit dem ISFET verbunden sind
- hohe Entwicklungskosten
- noch keine adaumlquate Referenzelektrode
- Verkapselung stromfuumlhrender Teile aufwendig
- starke Anfaumllligkeit gegenuumlber elektrostatischer Belastung
- Sensordrift
- strukturelle Veraumlnderungen der Gate-Oberflaumlche (besonders uumlber laumlngere
Zeitraumlume) noch nicht aufgeklaumlrt
Trotz dieser Nachteile sind ISFET-Entwicklungen noch heute ein fester Bestandteil der
Grundlagenforschung4344 besonders wenn es darum geht Grenzflaumlchenvorgaumlnge wie zB
das Antwortverhalten bezuumlglich chemischer Parameter zu untersuchen und zu beschreiben In
der Mikrosystemtechnik erhaumllt die Entwicklung des ISFETs derzeitig neuen Aufschwung45
Die geringe Groumlszlige sowie die Herstellung in Siliziumtechnologie bringen hier die
entscheidenden Vorteile Kommerziell werden ISFETs mittlerweile in einigen pH-
Meszliggeraumlten46474849 eingesetzt
23 Ionenselektive Polymermatrixmembranen
231 Ionenselektive Elektroden mit PVC-Beschichtung
Gegenwaumlrtig wird zumeist von PVC als Matrix fuumlr die ionensensitive Membran ausgegangen
Der PVC-Film wird aus Loumlsung aufgebracht dh der Sensor wird mit einer Loumlsung aus
Polymerem Ionophor Weichmacher und Leitsalz in THF beschichtet und das Loumlsungsmittel
danach durch Verdampfen entfernt Diese Sensoren weisen nur Standzeiten von ca einem
Monat auf auch die Temperaturbestaumlndigkeit ist fuumlr zB die Anwendung in Flieszligzellen zu
niedrig Ursache ist einerseits die relativ geringe Haftung des Polymeren auf der
Sensoroberflaumlche Andererseits bluten die fuumlr den Sensor wichtigen Bestandteile wie
Ionophor und Weichmacher relativ schnell aus Da die PVC-Polymerketten nur physikalisch
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
14
Im Laufe der Weiterentwicklung zeigten sich aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen
bzw Probleme die mit dem ISFET verbunden sind
- hohe Entwicklungskosten
- noch keine adaumlquate Referenzelektrode
- Verkapselung stromfuumlhrender Teile aufwendig
- starke Anfaumllligkeit gegenuumlber elektrostatischer Belastung
- Sensordrift
- strukturelle Veraumlnderungen der Gate-Oberflaumlche (besonders uumlber laumlngere
Zeitraumlume) noch nicht aufgeklaumlrt
Trotz dieser Nachteile sind ISFET-Entwicklungen noch heute ein fester Bestandteil der
Grundlagenforschung4344 besonders wenn es darum geht Grenzflaumlchenvorgaumlnge wie zB
das Antwortverhalten bezuumlglich chemischer Parameter zu untersuchen und zu beschreiben In
der Mikrosystemtechnik erhaumllt die Entwicklung des ISFETs derzeitig neuen Aufschwung45
Die geringe Groumlszlige sowie die Herstellung in Siliziumtechnologie bringen hier die
entscheidenden Vorteile Kommerziell werden ISFETs mittlerweile in einigen pH-
Meszliggeraumlten46474849 eingesetzt
23 Ionenselektive Polymermatrixmembranen
231 Ionenselektive Elektroden mit PVC-Beschichtung
Gegenwaumlrtig wird zumeist von PVC als Matrix fuumlr die ionensensitive Membran ausgegangen
Der PVC-Film wird aus Loumlsung aufgebracht dh der Sensor wird mit einer Loumlsung aus
Polymerem Ionophor Weichmacher und Leitsalz in THF beschichtet und das Loumlsungsmittel
danach durch Verdampfen entfernt Diese Sensoren weisen nur Standzeiten von ca einem
Monat auf auch die Temperaturbestaumlndigkeit ist fuumlr zB die Anwendung in Flieszligzellen zu
niedrig Ursache ist einerseits die relativ geringe Haftung des Polymeren auf der
Sensoroberflaumlche Andererseits bluten die fuumlr den Sensor wichtigen Bestandteile wie
Ionophor und Weichmacher relativ schnell aus Da die PVC-Polymerketten nur physikalisch
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
15
vernetzt sind laumluft dieser Prozeszlig bei houmlheren Temperaturen beschleunigt ab Das Ausbluten
der Sensorkomponenten ist auch in Hinblick auf biologische oder medizinische
Anwendungen problematisch
Als Nachteil wird weiterhin empfunden daszlig die praktizierte Membranpraumlparation zur
Beschichtung der Sensoren mit PVC-Matrixmembranen keine ortsselektive Abscheidung der
Polymerschichten ermoumlglicht wie sie z B fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren in
Modulbauweise notwendig waumlre23456
232 Membranbeschichtung auf Basis von vernetzend photopolymerisierendenMonomeren
Eine Alternative zum PVC als Grundlage fuumlr Polymerbeschichtungen fuumlr potentiometrische
ionenselektive Sensoren im obigen Sinne sind Polymerschichten die durch photoinitiierte
Vernetzung geeigneter Monomere direkt auf der Sensoroberflaumlche hergestellt werden womit
uumlber photolithographische Verfahren Multifunktionssensoren in Modulbauweise zugaumlnglich
waumlren71011121314151650515253545556575859606162 Geht der Beschichtung durch das Polymere
ein Silanisierungsschritt voraus kann das Photopolymere chemisch auf der Sensoroberflaumlche
gebunden und die Haftung Polymer Sensoroberflaumlche wie auch das Driftverhalten koumlnnen
entscheidend verbessert werden7101112131415165253545556575861 (Abbildung 7)
Abbildung 7 Prinzip der kovalenten Bindung einer Photopolymermembran auf der Sensoroberflaumlche durch vorherige Oberflaumlchensilanisierung
H3CO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
O
H3CO
H3COO Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
OHOHOH
+
O Si (CH2)3 O C C CH2
CH3
OO
O
-3 CH OH3
+ Membrankomponenten
(Photopolymerisation)
Polymer
+ UV-LichtSensorchip
(mit reaktivenOberflaumlchengruppen)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
16
In diesem Zusammenhang wird vom Polymeren gefordert daszlig es funktionelle Gruppen
enthaumllt die mit reaktiven Gruppen des Silanisierungsagens reagieren koumlnnen daszlig die
Polymerisation schnell und vollstaumlndig verlaumluft und die Polymerbeschichtungen bei den
nachfolgenden Entwicklungsschritten nicht angeloumlst bzw Weichmacher Ionophor und
Leitsalz herausgeloumlst werden
Von den bisher in der Literatur beschriebenen Polymerbeschichtungen auf Basis
verschiedener Polyacrylate und -methacrylate75253545556575859 bzw auf der Basis von
Polysiloxanacrylaten10111213141516 werden diese Anforderungen nur bedingt erfuumlllt jedoch
konnte gezeigt werden daszlig bei Verwendung photovernetzbarer Membrankomponenten die
Sensorstandzeiten im Vergleich zu PVC erhoumlht werden koumlnnen
233 Ionenselektive Polymermembranen auf Basis von Polysiloxan-(meth-)acrylaten
Als besonders aussichtsreich zur Herstellung ionensensitiver Membranen fuumlr
potentiometrische Sensoren erwiesen sich Polysiloxan-Blockcopolymere mit Bloumlcken die
Acrylat-Einheiten enthalten1011121314151663 Die Filmbildung auf der Gate-Oberflaumlche des
Sensors erfolgt durch photoinitiierte Vernetzung der Acrylatgruppen dieser Praumlpolymere die
zuvor durch anionische ringoumlffnende Polymerisation verschiedener cyclischer
Siloxanverbindungen hergestellt wurden Auf Grund der hohen Beweglichkeit der
Siloxanketten kann auf den Einsatz eines Weichmachers verzichtet werden Um entsprechend
hohe Leitfaumlhigkeiten zu erreichen muszlig die Polaritaumlt der Polymere allerdings durch den
Einbau polarer Gruppen z B Nitrilgruppen erhoumlht werden
Uumlber Hydrosilylierungsreaktionen Kondensationsreaktionen bzw uumlber das Einbringen
modifizierter Methacrylsaumlureester gelang es polare Gruppen und zT auch Ionophor und
Leitsalz kovalent an das Geruumlst zu binden und so die Bestaumlndigkeit der ionenselektiven
Membran gegenuumlber den photolithographischen Entwicklungsschritten und die Lebensdauer
des Sensors entscheidend zu erhoumlhen
Jedoch ist die Herstellung der Membranen aufwendig und zeitintensiv Die Vernetzung der
Membranen erfolgt teilweise uumlber Kondensationsreaktionen Um zusaumltzliche
Sensorbestandteile in die Zusammensetzung der Matrix einzubeziehen werden diese und das
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
17
Praumlpolymere vor dem Auftragen auf die Gate-Oberflaumlche des Sensors in einem geeigneten
Loumlsungsmittel geloumlst welches vor der Vernetzung entfernt werden muszlig10111213141516
24 Modifizierung der analytisch aktiven Komponenten
Um das Ausbluten von Membrankomponenten zu verhindern wurden neben Untersuchungen
von weichmacherfreien Membranen bereits Versuche unternommen die sensorisch aktiven
Komponenten chemisch an das Polymergeruumlst zu binden
Dadurch konnten Sensoren mit akzeptablem Sensorverhalten und erhoumlhter Standzeit
hergestellt werden Die Ansprechzeit des Sensors wird bei Immobilisierung des Ionophors in
der Regel nicht verringert10111415
Tabelle 1 gibt einen Uumlberblick uumlber ionenselektive Membranen mit kovalent gebundenem
Ionophor
Viele analytische Problemstellungen erfordern um Querempfindlichkeiten zu reduzieren sehr
komplex aufgebaute Ionophore die chemisch nur mit erheblichem praumlparativem Aufwand
fixierbar waumlren So haben sich bei Sensoren auf PVC-Basis Calixarene fuumlr eine Vielzahl
analytischer Aufgaben bewaumlhrt 11285863
Am Beispiel von Nitratsensoren konnten durch Fixierung einfacher quaternaumlrer
Ammoniumsalze uumlberraschend gute Sensoreigenschaften erzielt werden31415 Fuumlr
Kronenether wird ein Einfluszlig der Spacerlaumlnge auf das Ansprechverhalten diskutiert67
Eine chemische Fixierung des Leitsalzes wird von einigen Autoren als notwendig
angesehen13326564 Kimura und Mitarbeiter6566 konnten mit Membranen auf der Basis von
Silicon-Gummi bei kovalenter Bindung des Anions und des Ionophoren Standzeiten fuumlr die
Sensoren von ca 6 Monaten erreichen Problematisch ist allerdings daszlig die Leitfaumlhigkeit der
Membranen wegen der immobilisierten Anionen sehr niedrig ist was zT zu einer
Verschlechterung der Sensoreigenschaften fuumlhrt
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
18
Tabelle 1 ISFET mit Polymerbeschichtungen mit kovalent an die Polymermatrix gebundenem Ionophor
Sensor Matrix Ionophor Eigenschaften Lit
NO3- Silanol-
terminiertesPolysiloxan
Trimethoxysilylpropyltri-methylammoniumchlorid-
silan chemisch gebunden andas Polymergeruumlst
befriedigende Sensoreigen-schaften Standzeit 2 Monate
bis 190 Tage31415
K+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Hemispherand Sensoreigenschaftenbefriedigend
Standzeit 1-20 Wochen
10
Ca2+ Silanol-terminiertesPolysiloxan
Bis(amid) gute SensoreigenschaftenStandzeit 11
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Triethoxysilyl-16-crown-5 niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 65
Na+ Glasmembran Bis(25811-tetraoxacyclodo-decylmethyl) 2-[3-(triethoxy-silyl)propyl]-2-methylmalonat
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
Standzeit mehrere Monate
66
Na+ RTV SiliconGummi
Casting-Technik
Calix[4]aren-Triethyl-triethoxysilylundecylester
hohe Selektivitaumltgegenuumlber K+
6 Monate Standzeit
65
Na+ Polysiloxan-Blockcopolymere
Methacrylat-funktionalisierteCalix[4]aren-Derivate undTetraphenylborat-Leitsalz
niedrige Selektivitaumltgegenuumlber K+ 63
K+ Blends ausCarboxy-PVC und
Polyacrylsaumlure
Benzo-18-crown-6 gebundenuumlber Amidgruppen
komplizierte Herstellungs-verfahren Beeinflussung der
Sensoreigenschaften uumlberSaumluregruppierungenStandzeit gt 95 Tage
67
K+ Carboxy-PVCCasting-Technik
4acute-Aminobenzo-15-crown-5 Standzeit gt 50 Tage 68
K+ Photo-Polymerisatvon Styren
Styren-vinylbenzo-
18-crown 6
nicht-ideales Verhalten zugeringe Schichtdicke 69
25 Entwicklung polymergestuumltzter Sensormembranen
Eine umfassende Loumlsung im Sinne eines photovernetzten Polymeren das die aktiven
Sensorkomponenten kovalent gebunden enthaumllt und mit relativ geringem Aufwand
synthetisierbar und uumlber photolithographische Verfahren einsetzbar waumlre ist in der Literatur
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
19
nicht zu finden Die Ursache hierfuumlr ist hauptsaumlchlich in einer zu geringen Beachtung
polymerchemischer Zusammenhaumlnge zu suchen
Die Aufgabe des Polymeren wird hauptsaumlchlich in der mechanischen Fixierung der
ionensensitiven Phase auf der Sensoroberflaumlche gesehen
So beschraumlnkt sich der Hauptteil der bisher in der Literatur beschriebenen Arbeiten auf eine
Charakterisierung der Membranen uumlber analytische Kenngroumlszligen wie Elektrodensteilheit
Drift Nachweisgrenze Selektivitaumlt und Langzeitstabilitaumlt der Sensoren Polymerchemische
Aspekte wie Monomerumsatz Netzwerkstruktur Quellverhalten Biokompatibilitaumlt
mechanische und thermische Kenngroumlszligen bleiben auf eine visuell-optische Beurteilung der
Membranen beschraumlnkt wie auch die Auswahl an Weichmachern nach wie vor nur die fuumlr
PVC-Membranen uumlblichen Substanzen umfaszligt
Arbeiten die eine gezielte Einbeziehung von polymerchemischen Variationsmoumlglichkeiten
und polymercharakterisierenden Aussagen bei der Membranentwicklung ausnutzen um
dadurch die Sensoreigenschaften wesentlich zu beeinflussen sind relativ selten
Beispielsweise wird die Selektivitaumlt von Sensoren mit Polymermembranen auf der Basis von
Polysiloxanmethacrylaten in Abhaumlngigkeit von der Polaritaumlt des Polymeren diskutiert und
diese durch Veraumlnderung der Konzentration eingebauter Nitril- oder Trifluorpropylgruppen-
haltiger Monomere beeinfluszligt1270 Ein aumlhnliches Beispiel wird fuumlr Polymermembranen auf
Basis von Polyetherurethanendiacrylaten beschrieben Der Austausch des relativ unpolaren
Hexandioldiacrylates durch das polarere Tripropylenglycoldiacrylat als reaktiver Verduumlnner
erwies sich nur in Gegenwart von Ionenaustauschern als Ionophor zur Ca-Sensorik als
vorteilhaft in allen weiteren beschriebenen Anwendungen wurde Hexandioldiacrylat (K-
Sensor neutrales Ionophor) der Vorzug gegeben535455
Aus den Erfahrungen welche auch bereits bei vorangegangenen Untersuchungen polymerer
Elektrolyte gewonnen wurden ist abzuleiten daszlig neben der Polaritaumlt der verwendeten
Monomere und des Weichmachers auch die Netzwerkdichte die Vertraumlglichkeit der
Einzelkomponenten sowie das Diffusionsvermoumlgen der Ionen des Ionophors und wenn
vorhanden des Weichmachers einen ganz entscheidenden Einfluszlig auf die
Sensoreigenschaften haben muumlssen7172
Zudem sind bei Modifizierung der Monomere durch kovalente Bindung des Ionophoren
massive Veraumlnderungen bezuumlglich der Vertraumlglichkeit mit dem Basismonomeren des
Polymerisationsverhaltens und der Netzwerkdichte zu erwarten Insbesondere bei Einbau von
Ionen in Polymere bedingt durch die Einbeziehung von Polymersegmenten in ionische
Wechselwirkungen kann von einer Aumlnderung der Polymereigenschaften ausgegangen
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
20
werden Hierzu liegen in bezug auf ionensensitive Membranen bisher keine Untersuchungen
vor
Um modernen analytischen Anforderungen gerecht zu werden (biomedizinische
Anwendungen Flieszligtechniken Multifunktionssensoren) ist die Entwicklung
photopolymerisierbarer ionensensitiver Polymermembranen mit polymergebundenen aktiven
Sensorbausteinen gefordert
In diesem Sinne am weitesten entwickelt auch in Richtung Photopolymerisierbarkeit und
Immobilisierung von analytisch aktiven Komponenten sind gegenwaumlrtig Systeme auf der
Basis von Polysiloxanacrylaten Die aufwendigen Herstellungsverfahren bewirken jedoch
daszlig diese Membranen fuumlr photolithographische Verfahren ungeeignet sind
Obwohl anzunehmen ist daszlig die analytischen Sensoreigenschaften wesentlich von der
Polymermatrix abhaumlngen zB von deren Polaritaumlt der Vernetzungsdichte und der
Beweglichkeit der sensorisch aktiven Membrankomponenten und zu erwarten ist daszlig sich
die Netzwerkeigenschaften und damit die analytischen und mechanischen Eigenschaften bei
Modifizierung der Monomeren durch Einbau des Ionophoren bzw des Leitsalzes aumlndern sind
Arbeiten selten die polymerchemische Aspekte bei Fragen der Herstellung und Optimierung
ionenselektiver Sensormembranen beruumlcksichtigen
26 Charakterisierung von Sensoreigenschaften
Jeder chemische Sensor wird durch ausgewaumlhlte Parameter charakterisiert
Neben kommerziellen (Groumlszlige Gewicht Preis) und allgemeinen Angaben (Analyt
Meszligprinzip Betriebsbedingungen) werden zur Charakterisierung im engeren Sinne die
folgenden analytisch relevanten Kenngroumlszligen zur Beschreibung allgemeiner analytischer
Parameter herangezogen
- Elektrodensteilheit (Sensitivitaumlt)
- Nachweisvermoumlgen (Nachweisgrenzen)
- Selektivitaumlt
- Drift des Sensorsignals
- Lebensdauer
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
21
Diese werden in der Regel auch in allen Veroumlffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung
ionenselektiver Sensoren bzw Sensormembranen publiziert und erlauben somit einen
direkten Vergleich
Weiterhin wird das
- dynamische Ansprechverhalten
zur Beschreibung der dynamischen Sensoreigenschaften unter Flieszligbedingungen untersucht
261 Bestimmung allgemeiner analytischer Parameter
Als Elektrodensteilheit (ES) - auch NERNST-Faktor - bezeichnet man die
Zellspannungsdifferenz ∆E bei einer Aktivitaumltsaumlnderung des Meszligions um den Faktor 10 bzw
des pMeszligion = -lg aMeszligion um den Faktor 1 (Gleichung1)
Der Idealwert der Sensitivitaumlt ist die NERNST-Spannung (UN = 592 mV [25degC einwertige
Ionen]) In der Praxis ist die Steilheit meist kleiner und nimmt mit dem Alter der Elektrode
noch weiter ab
Neben der grundsaumltzlichen Bedeutung fuumlr die Messung ist die Elektrodensteilheit eine Groumlszlige
welche die Beurteilung einer Elektrode - bzw Membran - zulaumlszligt Sie soll deshalb bei der
Optimierung der Zusammensetzung neuer Membranen und dem Vergleich der einzelnen
Elektroden eine besondere Rolle spielen
Im Konzentrationsansprechverhalten ionenselektiver Meszligketten unterscheidet man zwischen
der unteren und der oberen Nachweisgrenze
Die obere Nachweisgrenze - meist groumlszliger 1M - wird hauptsaumlchlich durch einen starken
Aktivitaumltsverlust und der daraus resultierenden Verringerung der Potentialzunahme bei hohen
Meszligionenkonzentrationen bestimmt Da sie bei allen untersuchten Membranen in einem
Bereich groumlszliger 01 moll des Meszligions lag soll sie hier nicht weiter beruumlcksichtigt werden
Im Vergleich zur oberen spielt die untere Nachweisgrenze bei der Charakterisierung der
Membranen eine wichtigere Rolle
Bei sehr kleinen Meszligionenkonzentrationen aumlndert sich das Potential der Elektrode praktisch
nicht mehr Es wird jetzt nahezu ausschlieszliglich von dissoziierten Ionen des
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
22
Membranmaterials (zB des Leitsalzes oder des Ionenaustauschers bei
Austauschermembranen) bzw von Verunreinigungen oder Stoumlrionen in der Meszligloumlsung
bestimmt
Ionenselektive Elektroden sprechen bevorzugt auf Aktivitaumltsaumlnderungen einer speziellen
Ionenart an Fremdionen in der Probeloumlsung sind jedoch auch in der Lage das
Elektrodenpotential mehr oder weniger stark zu beeinflussen
Diese sogenannte Querempfindlichkeit laumlszligt sich durch die von NICOLSKY modifizierte
NERNST-Gleichung beschreiben (Gleichung 2)
Der Selektivitaumltskoeffizient (kpoti-j) gilt als Maszlig fuumlr die Bevorzugung eines Ions (Meszligion)
gegenuumlber einem anderen Ion (Stoumlrion) Da er stark von der Bestimmungsmethode und den
Meszligbedingungen abhaumlngig ist sollten diese immer mit angegeben werden
++= sum
=
Θn
j
zz
jpot
ijii
ji
akaFzRTEE
1lg3032 Gleichung 2
mit ai = Aktivitaumlt Meszligion
aj = Aktivitaumlt Stoumlrion
z = Ladungszahl Meszligion Stoumlrion
kpoti-j = Selektivitaumltskoeffizient
Die Ermittlung von Selektivitaumltskoeffizienten kann durch Messung von Zellspannungen bzw
Zellspannungsaumlnderungen in getrennten oder gemischten Loumlsungen von Meszlig- und Stoumlrion7374 nach der Methode der separaten Loumlsungen oder der Methode der gemischten
Loumlsungen erfolgen wobei letztere realere Bedingungen simuliert
Unter den synonym verwendeten Begriffen Drift Driftverhalten oder Driftrate laumlszligt sich jede
zeitliche Aumlnderung eines Ausgangssignals durch aumluszligere undoder innere Einfluumlsse
zusammenfassen
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
23
Bezieht man sich beispielsweise auf das System ISFET Probe-Pufferloumlsung
Bezugselektrode so bedeutet Drift die zeitliche Verschiebung der Ausgangsspannung UA
bei einem konstanten Arbeitspunkt Eine derartige Signalveraumlnderung kann zu
Fehlinterpretationen des Meszligergebnisses fuumlhren und reduziert somit die Qualitaumlt von ISFETs
gegenuumlber konventionellen Glaselektroden75
Bei der Erfassung dieser Stoumlrgroumlszlige werden folgende Effekte unterschieden
- Langzeitdrift (unter Meszligbedingungen)
- Lagerungsdrift
- Temperaturdrift
Ursachen fuumlr diese Drifterscheinungen koumlnnen ua sein
- Auftreten blockierter Grenzflaumlchen
- Umfunktionieren der Membran
- Quellung Aufloumlsungs- und Auslaugungserscheinungen
- Drift der verwendeten Meszligwertschaltung
Als Folge der Drift ist beim Einsatz von ISFETs eine haumlufige Korrektur durch
Nachkalibrierung noumltig
Besonders Sensoren mit ionenselektiven matrixgestuumltzten Fluumlssigmembranen weisen nur eine
begrenzte Lebensdauer auf welche besonders bei Einsaumltzen in der Praxis beruumlcksichtigt
werden muszlig Zuruumlckzufuumlhren sind diese im Vergleich zu Festkoumlrpermembranen geringen
Standzeiten hauptsaumlchlich auf das Herausloumlsen des Weichmachers und der sensorisch aktiven
Komponenten aus dem Polymeren dem nur durch die Verwendung weichmacherfreier
Membranen mit kovalent gebundenen aktiven Komponenten entgegengewirkt werden kann
Bei Sensoren mit PVC-Membranen wird auszligerdem eine Einschraumlnkung der Lebensdauer
beobachtet die auf die rein physikalische Haftung auf der Transduceroberflaumlche
zuruumlckzufuumlhren ist und haumlufig zum Abloumlsen der Sensorbeschichtung fuumlhrt Dies laumlszligt sich aber
durch die Verwendung von Photopolymermembranen welche auf mit einem
Silanierungsmittel vorbehandelten Transducer aufgebracht werden verhindern
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
24
262 Das Arbeiten in Flieszligverfahren
Seitdem RUZICKA und HANSEN76 1975 die Flow Injection Analysis (FIA) in ihrer heutigen
Form beschrieben erfreut sich dieses Verfahren einer immer groumlszliger werdenden Beliebtheit
besonders auf dem Gebiet der Routine-Analytik (zB Prozeszlig- Abwasser-
Lebensmittelkontrolle klinische Analytik) Die Gruumlnde dafuumlr liegen hauptsaumlchlich in den
vielseitigen Anwendungsmoumlglichkeiten und dem hohen Grad der Automatisierung der
Analysenverfahren Dadurch laumlszligt sich in erheblicher Weise die Arbeit erleichtern und
aufgrund relativ kleiner Systeme ist es haumlufig moumlglich Chemikalien einzusparen
Unter der Flieszliginjektionsanalyse (FIA) versteht man solche Bestimmungsmethoden bei
denen eine Probeninjektion in einen kontinuierlich flieszligenden Strom unter kontrollierten und
reproduzierbaren Bedingungen bei nachfolgender Bestimmung des Analyten in einem
Durchfluszligdetektor erfolgt19
Erweitert man die Einsatzmoumlglichkeiten handelsuumlblicher FIA-Analysatoren und weicht dabei
von dieser Definition ab zB keine Probeninjektion sondern Zufuhr der Proben uumlber ein 6-
Wege-Ventil so spricht man im allgemeinen vom Arbeiten in Flieszligverfahren
Die Auswahl an Konstruktionsmoumlglichkeiten fuumlr die verwendete Meszligzelle ist groszlig77 und
orientiert sich im wesentlichen an deren Einsatz
Eine einfach zu realisierende Loumlsung stellen Zellen dar die nach dem wall-jet-Prinzip
arbeiten Bei diesem trifft das flieszligende System durch eine Duumlse senkrecht auf die
Sensoroberflaumlche
Die Vorteile des Einsatzes einer wall-jet-Meszligzelle in Flieszligsystemen liegen in einem einfachen
Aufbau einer sehr geringen Stoumlranfaumllligkeit und einer wenn benoumltigt besseren
Temperierbarkeit
Im Vergleich zu anderen stroumlmungsdynamisch optimierten Durchfluszligzellen wie zB nach77
kann die wall-jet-Meszligkonfiguration aber auch mit Nachteilen verbunden sein welche es zu
beruumlcksichtigen gilt Diese ergeben sich bei einer naumlheren Betrachtung der
Stroumlmungsverhaumlltnisse am Sensor78 und hier besonders aus der sich vor der Elektrode
(Sensormembran) befindlichen Diffusionsschicht (Abbildung 8)
Nach 7980 besteht ein prinzipieller Einfluszlig dieser Diffusionsschicht auf das Ansprechverhalten
des jeweiligen Sensors (zB auf die Ansprechzeit) Durch die geeignete Wahl der
Versuchsbedingungen kann dieser Einfluszlig jedoch minimiert werden
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
25
Abbildung 8Stroumlmungsverhaumlltnisse in
einer wall-jet-Meszligzelle
Es ist auch anzumerken daszlig Diffusionsschichten in flieszligenden Systemen in jeder Meszligzelle
auftreten81 und beruumlcksichtigt werden muumlssen
Um eine Reproduzierbarkeit der Versuche untereinander zu gewaumlhrleisten ist es wesentlich
wichtiger die jeweiligen Messungen unter den gleichen Bedingungen in der Meszligzelle
durchzufuumlhren um somit Schwankungen in der Staumlrke der Diffusionsschicht zu vermeiden
Als wichtigste Einfluszligfaktoren seien hier nur die Stroumlmungsgeschwindigkeit der
Duumlsendurchmesser der Abstand Duumlse Sensor sowie die Position der Duumlse zum Sensor (vgl
Abbildung 8 Duumlsenposition zum Nullpunkt) erwaumlhnt welche um Fehler zu vermeiden
konstant gehalten werden muumlssen
263 Das dynamische Ansprechverhalten
Wird die Grenzflaumlche zwischen zwei wenig mischbaren Elektrolytloumlsungen durch eine
Membran stabilisiert so sind je nach Membrantyp Veraumlnderungen des Ionentransfers also der
Ansprechdynamik zu erwarten
Eines der Hauptziele dieser Arbeit war es solche Veraumlnderungen zu charakterisieren und mit
Hilfe von stofflichen Eigenschaften der verwendeten Membranen (Polymereigenschaften) zu
korrelieren
EL
KTROD
E
Diffusions-schicht
Prandtl-Grenzschicht
Duumlse
E
Konzentration
Geschwindigkeit
x
0Nullpunkt
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
26
Eine praktische Bedeutung liegt zB auf dem Gebiet der Optimierung der
Membranzusammensetzung fuumlr die Herstellung der immer groumlszligere Bedeutung erlangenden
elektrochemischen Durchfluszligdetektoren da fuumlr Analysen in Flieszligsystemen das schnelle
Ansprechen der Sensoren entscheidend ist besonders wenn nur geringe Probemengen zur
Verfuumlgung stehen82
Das Ansprechverhalten von ionenselektiven Sensoren resultiert in der Regel aus einer Reihe
von Faktoren welche folgendermaszligen zusammengefaszligt werden koumlnnen83
a) Transport des Analyten aus der Loumlsung an die Membran
b) Diffusion des Analyten in die Membran
c) Reaktionsgeschwindigkeit der Bildung des Ionophor-Analyt-Komplexes
d) Geschwindigkeit der Ausbildung von Diffusionspotentialen
e) Austauschgeschwindigkeit zwischen Analyt und eventuell vorhandenen Stoumlrionen
f) Geschwindigkeit des Herausloumlsens aktiver Komponenten aus der Membran
g) Zeitkonstante der Meszligtechnik
Der langsamste dieser Schritte bestimmt im wesentlichen die Dynamik der eingesetzten
Sensoren Dabei handelt es sich haumlufig bei den Punkten a) und b) um die geschwindigkeits-
bestimmenden Schritte Minimiert man die Dicke der Diffusionsschicht der waumlszligrigen Loumlsung
vor der Membran zB durch Ruumlhren der Meszligloumlsung durch die Verwendung von rotierenden
Elektrodenscheiben oder durch das Arbeiten in Flieszligsystemen zeigt sich im Falle
polymergestuumltzter ionenselektiver Sensormembranen die Diffusion des Analyten in die
Membran als bestimmend fuumlr die Dynamik des Ansprechens
27 Die freie radikalische Photopolymerisation
Als freie Radikale werden Spezies bezeichnet die uumlber ein ungepaartes Elektron verfuumlgen und
meist chemisch hochreaktiv sind
Die freie radikalische Polymerisation ist eine Kettenreaktion bei der die Polymermolekuumlle
durch Addition von Monomeren an ein aktives radikalisches Kettenende einen freien
radikalischen und somit reaktiven Platz wachsen bis der Kettenabruch erfolgt Sie wird
durch Radikale ausgeloumlst die in einer gesonderten Reaktion erzeugt werden zB durch den
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
27
Zerfall eines beigemischten Initiators unter der Einwirkung von sichtbarem oder
kurzwelligem Licht
Die lichtinduzierte radikalische Polymerisation (Photopolymerisation) laumlszligt sich dabei in die
folgenden Teilschritte gliedern
Dabei bedeuten In - InitiatorIn middot - InitiatorradikalM - MonomerPn middot - wachsende PolymerketteF - Fremd-Molekuumll (zB Loumlsungsmittel-
Ionophor- Leitsalz-Molekuumll)
Sauerstoff ist aufgrund seiner radikalischen Eigenschaften in der Lage die Polymerbildung zu
beeinflussen848586 und sollte deshalb bei Polymerisationen ausgeschlossen werden
Die Vorteile der Photopolymerisation fuumlr die Herstellung von Matrixmembranen liegen auf
der Hand Mit Hilfe dieser Art der Membranherstellung ist man in der Lage die
Polymermembranen ortsselektiv (zB auf der Oberflaumlche eines Sensorchips) abzuscheiden
indem man durch eine Maske (Schablone) belichtet Auf unbelichtete Stellen gelangtes
Monomer-Initiator-Gemisch wird nicht polymerisiert und laumlszligt sich mit einem geeigneten
Entwickler (Loumlsungsmittel) entfernen (Abbildung 9)
Der Schritt des Entfernens der nicht polymerisierten Komponenten stellt in der Praxis das
groumlszligte Problem dar Die hierfuumlr verwendeten Loumlsungsmittel sind meist auch in der Lage
zumindest einen Teil des Weichmachers sowie der sensorisch aktiven Komponenten aus der
Polymermembran zu loumlsen und somit die Eigenschaften der Sensormembran negativ zu
beeinflussen Dieses Problem kann nur durch die Verwendung von weichmacherfreien
In
M
P P Polymer
+
1 2 n(n-2)
In
In P
P P+
M
P
1
+ M
n +
Initiierung
Startreaktion
Kettenwachstum
Kettenabbruch
( Initiatorzerfallsreaktion )
UV-Licht
m
nP + FKettenuumlbertragung Polymer + F
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
28
Polymermembranen bei gleichzeitiger kovalenter Bindung der sensorisch aktiven
Komponenten verhindert werden
Abbildung 9 Prinzip der ortsselektiven Membranabscheidung
Eine groszlige praktische Bedeutung haben solche ortsselektiven Abscheidungen zB bei der
Herstellung von Mikrosystemen da diese Prozesse in mikroelektronische Fertigungstechniken
integriert werden koumlnnen
Weiterhin waumlre eine Nutzung dieser Methode fuumlr die Herstellung von Multifunktionssensoren
denkbar und wird bereits diskutiert und getestet346
28 Charakterisierung der Polymereigenschaften
Einen wesentlichen Anteil bei der Optimierung der Zusammensetzung sowie der Aufklaumlrung
von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ionenselektiver Polymermembranen haben
1 Beschichtung mit der Monomermischung
hmiddotν (UV-Licht)
2 Belichtung durch eine optische Maske
3 nach der Entwicklung mit einem Loumlsungsmittel
Polymermembran
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
29
Untersuchungen an der Polymermatrix mit deren Hilfe Aussagen zur Struktur sowie einer
Vielzahl von physikalischen und chemischen Eigenschaften des Polymeren getroffen werden
koumlnnen
Zur Aufklaumlrung dieses Eigenschaftsspektrums standen verschiedene Untersuchungsmethoden
zur Verfuumlgung wobei ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts
in Kooperation mit dem ITMC durch Frau DR REICHE und Frau DR EDELMANN
durchgefuumlhrt und ausgewertet wurden8788
Da diese Untersuchungen eine wesentliche Grundlage bei Fragen der Auswahl Optimierung
und Beurteilung der Zusammensetzung der verwendeten Sensormembran-Komponenten
sowie zur Interpretation der Ergebnisse und zur Ableitung von Struktur-Eigenschafts-
Beziehungen darstellen erachtet es der Autor als notwendig die wichtigsten Grundlagen der
genutzten Charakterisierungsmethoden und alle fuumlr die Sensorherstellung und beurteilung
bedeutsamen Ergebnisse in diese Arbeit einflieszligen zu lassen
281 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Waumlhrend bei niedermolekularen Stoffen die Aumlnderungen der Stoffzustaumlnde (bei
Temperaturaumlnderung) meist direkt sichtbar sind (zB Schmelzen Verdampfen) aumlndern sich
bei makromolekularen Substanzen nicht nur die Wechselwirkungen zwischen ganzen
Molekuumllen sondern auch diejenigen einzelner Gruppen oder Molekuumllsegmente in
Abhaumlngigkeit von der Temperatur
Die Nutzung thermoanalytischer Meszligmethoden bei der Charakterisierung von Polymeren
liefert neben physikalischen Daten zB der Glasuumlbergangstemperatur diese kennzeichnet
den Phasenuumlbergang zwischen gummiartigem (oder fluumlssigem) und dem glasartigen
(amorphen) Zustand in einem begrenzten Maszlige auch Informationen zur Struktur und den
Wechselwirkungen einzelner Komponenten in einer Polymerprobe89
Fuumlr die Untersuchungen der Polymere standen die Differential Scanning Calorimetry (DSC)
sowie die Dynamisch-Mechanische Analyse (DMA) zur Verfuumlgung welche Aussagen uumlber
die in Tabelle 2 angegebenen Groumlszligen erbringen Neben den thermischen werden mittels DMA
auch mechanische Kenngroumlszligen bestimmt
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
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60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
30
Tabelle 2 Thermoanalytische Methoden der Polymercharakterisierung
Meszligmethode Meszliggroumlszlige
= f(Temperatur und Zeit)
Moumlgliche Aussagen
DSCPhoto-DSC
DMA
Enthalpieaumlnderung der Probegegen ein Referenzmaterial
erzwungene Schwingungender Probe
- Phasenumwandlungstemperaturen(Glastemperatur TG)
- Reaktionsgeschwindigkeit- Reaktionsenthalpie- Reaktionsumsatz
- Phasenumwandlungstemperaturen- Phasenverhalten
- Polymernetzwerkdichte- Temperaturabhaumlngigkeit des Moduls
DSC- und DMA- Messungen liefern voneinander abweichende Phasenumwandlungs-
temperaturen da diese von den gewaumlhlten technischen Bedingungen zB von der
Aufheizgeschwindigkeit und der Schwingungsfrequenz abhaumlngen Um die Ergebnisse aus
DSC und DMA miteinander vergleichen zu koumlnnen muumlssen die unterschiedlichen
Meszligbedingungen beruumlcksichtigt werden
Eine Spezialform der DSC stellt die Photo-DSC dar Mit ihr ist man in der Lage den Verlauf
der Photopolymerisation an Hand der freiwerdenden Polymerisationswaumlrme zu
untersuchen9091
282 Weitere genutzte Analysenmethoden zur Aufklaumlrungder Polymereigenschaften
Sol-Gel-Analysen liefern Aussagen uumlber den Gehalt an extrahierbaren Bestandteilen
(Solgehalt) des Polymeren
Der Nachweis von nicht reagierten C=C-Doppelbindungen im Polymeren laumlszligt sich besonders
guumlnstig durch die Raman-Spektroskopie erbringen Diese Methode ermoumlglicht es Aussagen
uumlber den Doppelbindungsumsatz der Photopolymerisation zu treffen
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
31
Die Gelpermeationschromatographie (GPC) (auch Molekuumllgroumlszligenausschluszlig-
chromatographie) ist eine spezielle Form der Fluumlssigkeitschromatographie Sie trennt
oligomere und polymere Substanzgemische nach ihrer effektiven Molekuumllgroumlszlige Aus diesem
Grund dient sie hauptsaumlchlich der Ermittlung der Molmassenverteilung makromolekularer
Verbindungen Die GPC wird aber auch fuumlr die Trennung von Substanzgemischen eingesetzt
besonders wenn es darum geht groszlige Molekuumlle (zB Oligomere Polymere) von
niedermolekularen Bestandteilen zu trennen (praumlparative GPC)
Zur Ermittlung der Molmassenverteilung ist eine Kalibrierung mit geeigneten Standards
erforderlich
283 Bestimmung von Diffusionskoeffizienten durch pfg-NMR-Spektroskopie
Diffusionskoeffizienten von beweglichen Kernen koumlnnen mit der STEJSKAL-TANNER pulsed
field gradient (pfg-) NMR Spinecho-Technik gemessen werden
Diese Technik die schon erfolgreich auf Polymerfestelektrolyte angewandt wurde929394
beruht auf einem angelegten Magnetfeld-Gradient-Impuls zwischen zwei rf- (radio frequency)
Impulsen In Anwesenheit des Gradientimpulses dreht der erste rf - Impuls die
Magnetisierung unter Erzeugung einer Spinechoamplitude um 90deg und der zweite 180deg -
Impuls rotiert die Magnetisierung Findet keine Diffusion in der Meszligprobe statt negiert der
zweite Impuls den Effekt des ersten und die Spinechoamplitude bleibt unveraumlndert Sind die
Kerne jedoch mobil und diffundieren im Zeitintervall zwischen den beiden rf-Impulsen dann
findet die Phasenumkehr nur unvollstaumlndig statt was sich in einer reduzierten Echoamplitude
aumluszligert
Aus dem Verhaumlltnis der beiden Spinechos kann man dann den Diffusionskoeffizienten
berechnen
Die Bestimmung der Diffusionskoeffizienten erfolgte in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe des Herrn PROF J KAumlRGER (Universitaumlt Leipzig Fakultaumlt fuumlr Physik und
Geowissenschaften) welche die Messungen und die Koeffizientberechnungen vornahmen
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
32
284 Impedanzspektroskopie
Elektronisch oder ionisch leitende Materialien setzen einem Wechselstrom gegebener
Frequenz einen komplexen Widerstand die Impedanz entgegen95 Die einzelnen Parameter
einer komplexen Reaktion (zB Ladungsdurchtritt Diffusion) unterscheiden sich haumlufig in
ihrer Frequenzabhaumlngigkeit Dadurch wird es moumlglich durch Impedanzmessungen sowohl
qualitative als auch quantitative Aussagen uumlber die Teilprozesse zu machen Das Prinzip der
Impedanzmessung besteht darin das elektrochemische System an seinem Arbeitspunkt durch
ein sinusfoumlrmiges Wechselspannungssignal U kleiner Amplitude Um und definierter Frequenz
zu stoumlren die Wechselstromantwort I (mit der Stromamplitude Im) zu messen und
auszuwerten Durch Messung uumlber einen groumlszligeren Frequenzbereich erhaumllt man das
Impedanzspektrum96
)sin( um tUU ϕω += Gleichung 3
)sin( im tII ϕω += Gleichung 4
Strom und Spannung sind durch den Phasenwinkel φ gegeneinander verschoben
iu ϕϕϕ minus= Gleichung 5
Unter der Voraussetzung daszlig die Amplitude der Wechselspannung so klein ist daszlig auch die
Wechselstromantwort sinusfoumlrmig ist laumlszligt sich die Impedanz folgendermaszligen berechnen
)()()(
ωω
ωI
UZ = Gleichung 6
Die Impedanz Z(ω) ist eine komplexe Zahl die entweder in Polarkoordinaten oder
kartesischen Koordinaten dargestellt werden kann
ϕω jeZZ sdot=)( Gleichung 7
ZjZZ sdotsdot+sdot= ImRe)(ω Gleichung 8
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
50
60
70
NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
40
60
80
100
120
BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)
33
Es ist moumlglich den elektrochemischen Vorgaumlngen modellhaft Ersatzschaltbilder zuzuordnen
Die Bestandteile der Ersatzschaltung findet man dann in der Ortskurvendarstellung der
Impedanz wieder Als Ortskurve (NYQUIST-Diagramm) wird die Darstellung des
Imaginaumlrteils uumlber dem Realteil (mit der Frequenz als Kurvenparameter) bezeichnet Moumlglich
ist auch ein Auftragen der Werte im BODE-Diagramm wo logarithmisch der Betrag der
Impedanz bzw der Phasenwinkel φ uumlber der Frequenz dargestellt wird (Abbildung 10)
Abbildung 10Impedanzspektren
Aus diesen Impedanzspektren laumlszligt sich die elektrische Leitfaumlhigkeit σ der zu untersuchenden
Polymere bestimmen
0 20 40 60 80 100 120
0
10
20
30
40
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NYQUIST-DIAGRAMM
Rb
z imag
inaumlr (i
n Ω
)
zreal (in Ω)1 10 100 1000 10000 100000
0
20
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BODE-DIAGRAMM
l z l
(in Ω
)
Frequenz (in Hz)