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«Der Ruf eilt uns voraus. Viele denken, wir wären Raufbolde.» Joël Ritschard 1. Bürki zu Gast in Münsingen Thuns Verteidiger Marco Bürki ist mit seinem Stammklub Mün- singen verbunden. Am Sonntag nutzte er seinen freien Tag, um auf der Sandreutenen das 1.-Li- ga-Spiel zwischen dem FCM und dem YB-Nachwuchs, bei dem er ausgebildet wurde, anzuschauen. 2. Abstieg ist definitiv Nun ist es für den FC Bern auch rechnerisch nicht mehr möglich, in der 1. Liga zu verbleiben. Nach einer schwachen Rückrunde, aus welcher bis jetzt nur ein Punkt resultierte, dürfte ein Neustart in der 2. Liga inter für den Verein aber nicht das Schlechteste sein. 3. Starke YB-Frauen Seit die Finalrunde läuft, agieren die YB-Frauen eine Klasse bes- ser, sie gewannen das zweite Spiel gegen einen favorisierten Gegner. Nach dem Startsieg gegen Neun- kirch musste auch Luzern dran glauben. YB gewann 2:1. 4. Glück im Unglück Glück im Unglück für Kirchbergs Claudio Kämpf, der nach einem Unfall im Spiel gegen Bassecourt ins Spital in Delsberg überführt werden musste. Untersuchungen ergaben «nur» eine mittlere Hirn- erschütterung, Kämpf konnte das Spital wieder verlassen. 5. Wichtiger Sieg Wichtiger Erfolg für Konolfin- gen. Die Emmentaler gewannen in Tavannes 3:0 und machten einen grossen Schritt in Richtung Ligaverbleib. Für Ligakonkur- rent Kirchberg wird es bei sechs Punkten Rückstand aufs retten- de Ufer hingegen eng. 6. Staubli in Rio dabei Ehre für Esther Staubli. Die 36- jährige Schiedsrichterin von Rot- Schwarz Thun hat ein Aufgebot für das olympische Fussballtur- nier der Frauen in Rio erhalten. 7. Die Liga der Kuriositäten Die Gruppe 1 der 2. Liga regional bietet Kuriositäten. Leader Büm- pliz hat ein negatives Torverhält- nis (–1), der Tabellenzweite Brei- tenrain hat nur sechs Punkte Vor- sprung auf den Zweitletzten Ita- liana, womit theoretisch noch 11 von 12 Teams absteigen können. 8. Bemitleidenswertes Wyler Der FC Wyler kann einem leid- tun. Die Stadtberner spielen in der Gruppe 2 der 3. Liga eine richtig starke Saison. Aus 17 Spie- len resultierten schon 15 Siege. Trotzdem wird es kaum für die Aufstiegsspiele reichen, weil Leader Muri-Gümligen aus 18 Spielen schon 18 Siege aufweist und derzeit unantastbar scheint. 9. Der fünffache Duncan Von Gümligens Stürmern Slaven Savic und Daniele Battista war hier schon die Schreibe. Nun hat mit William Duncan ein weiterer FCMG-Mann für Furore gesorgt. Beim 9:0 gegen Jegenstorf buch- te er in den ersten 41 Minuten al- le Tore zur 5:0-Führung. 10. Abstieg trotz Verstärkung Apropos Gümligen: Weil die ers- te Equipe von Kantersieg zu Kan- tersieg eilt, halfen am Wochen- ende Spieler im «Zwöi» aus, das in der Gruppe 3 den letzten Platz belegt. Genützt hats wenig: Trotz des Einsatzes von Savic und Co. verlor man gegen Länggasse 2:5 – der Abstieg dürfte wohl fix sein. 11. Lecce erster Gruppensieger 10 Gruppen umfasst die 4. Liga des Bernisch-Jurassischen Fuss- ballverbands. Wenige Runden vor Schluss steht erst ein Gruppen- sieger fest: Es handelt sich um CS Lecce aus der Gruppe 6. lüp Elf der Runde Abstiegssorgen trotz Platz drei? Die Mannschaft von Trainer Markus Berwert liefert eine gute erste Saison in der regionalen 2. Liga ab. Das ursprüngliche Ziel Ligaerhalt dürfte wohl über- troffen werden. Die Gruppe ist aber unglaublich eng. «Eigentlich sind noch elf von zwölf Klubs abstiegsgefährdet», erklärt Mei- ringen-Trainer Berwert. Der Unterschied vom zweiten Po- diumsplatz bis zum ersten Ab- stiegsplatz beträgt im Moment nur gerade sechs Punkte. Laut Berwert ist der SV Meirin- gen aber gerade deshalb noch nicht gerettet, «die Tabelle kann jedes Wochenende wieder auf den Kopf gestellt werden». Die Gruppe sei dadurch zwar sehr in- teressant, aber auch sehr gefähr- lich, ist sich der Obwaldner be- wusst. In den letzten fünf Spielen müsste aber schon Spektakuläres geschehen, damit die Oberhasler noch auf einen Abstiegsplatz ab- rutschen. «Da war richtig Gift drin» 500 fussballbegeisterte Mitglie- der umfasst die Sportvereinigung Meiringen, die meisten stammen aus dem 4800-Seelen-Dorf. «Wir wollen vor allem mit unseren Leuten arbeiten», meint Präsi- dent Daniel Gisler und fügt schmunzelnd an, «nur die guten Trainer holen wir aus Obwalden zu uns.» Die Konkurrenz ist mit dem FC Rothorn in der Umge- bung sehr nah. Dies findet auch Präsident Gisler: «Die Dichte an Zweitligamann- schaften ist gross und das Ein- zugsgebiet klein.» Müslüm Sun- gur, Spielertrainer des FC Rot- horn, meinte vor zwei Wochen, es herrsche eine grosse Rivalität zwischen den Oberländer Ver- einen Meiringen, Interlaken und Rothorn. Daniel Gisler wider- spricht dieser Aussage: «Sungur hätte die Spiele zwischen den Vereinen vor zwanzig Jahren se- hen sollen, da war richtig Gift drin.» Im Gegensatz zu heute sei dies harmlos. Früher wurden Spieler abgeworben, Fussball war nur Nebensache. «Mittlerweile schätzt man sich», findet der SVM-Präsident. Dies bestätigt auch Assistenztrainer Rolf Falch: «Im Winter kann es sogar vor- kommen, dass wir auf dem Kunst- rasen der Konkurrenz in Interla- ken trainieren dürfen.» Präsident Gisler verrät, dass die Präsiden- ten der drei Vereine sich mindes- tens einmal im Jahr austauschen. Zudem sei es heute verboten, von der Konkurrenz Spieler abzuwer- ben, egal, in welcher Stufe. «Weiter so!» Der SV Meiringen gehört der re- gionalen 2. Liga noch nicht lange an. Erst vor einem Jahr stiegen die Oberhasler auf. Gegen den hochfavorisierten FC Muri- Gümligen setzten sich die kon- terstarken Meiringer in zwei Spielen durch. Auch beim letzten Auswärtsspiel gegen Leader Bümpliz waren die Meiringer klar unterlegen. Trotzdem nahm am Ende das Team von Markus Berwert die drei Punkte ins Ober- land mit. Sofern Meiringen nicht absteigt, sei das Ziel, «sich nächs- te Saison in der regionalen 2. Liga zu etablieren», meinte Trainer Berwert. Nach dem Sieg in Bümpliz ver- abschiedete sich SVM-Präsident Gisler von seinem Trainer mit den Worten: «Weiter so!» Loïc Schwab FUSSBALL Dank dem 2:1- Auswärtssieg vom Sonntag gegen Leader Bümpliz liegt Meiringen auf dem hervor- ragenden dritten Platz. Marco Pulver setzt die Bümplizer Defensive unter Druck. Raphael Moser Der unbeachtete Weltmeister Bangkok kennt er mittlerweile. Doch damit will sich Joël Rit- schard, der Thaibox-Weltmeister des Verbandes WMO, nicht zu- friedengeben. Irgendwann ein- mal vom Sport zu leben, diesen Traum lebt Ritschard auch mit dreissig Jahren noch. Und dafür investiert der Heimberger mehr Zeit denn je. Der gesteigerte Aufwand hängt auch damit zusammen, dass sich Ritschard unlängst nach einem neuen Trainingsort umgesehen und diesen am anderen Ende des Kantons gefunden hat. Derzeit trainiert er um die fünfmal die Woche in Brügg bei Biel. Optimal wäre sein früheres Trainings- Gym in Thun für ihn gelegen. Doch sein Mentaltrainer riet ihm zum Paradigmenwechsel. Er fand, dass die Trainingsumge- bung den Athleten in seiner Ent- wicklung stören würde. «Ich kon- frontierte meine Trainer darauf mit dieser Meinung und kam dann ebenfalls zum Schluss, dass ein Wechsel das Beste wäre», sagt Ritschard. «Auch wenn das nach zwölf Jahren in Thun schmerz- te.» Der Wechsel zeugt vom Wil- len Ritschards, einiges für seine Ziele auf sich zu nehmen. Zeitintensive Trainings Mit dem Auto fährt der Kran- monteur nach seinem Arbeitstag die 53 Kilometer nach Brügg und im Anschluss wieder zurück. An- strengend könne dies je nach Ver- kehrslage schon sein. «Besonders dann, wenn ich irgendwo im See- land arbeite, dann ins Oberland fahre und dann wieder zurück nach Brügg ins Training», sagt Ritschard. Seine Reisen kosten in erster Linie Zeit, doch auch der finanzielle Aspekt ist bei ambitio- nierten hiesigen Kampfsportlern allgegenwärtig. Allein für die Autofahrten ins Training gibt er im Jahr rund 3000 Franken für Benzin aus. Hinzu kommen die nicht immer günstigen Flüge nach Bangkok, wo Trainings- camps und die Weltmeisterschaf- ten stattfinden. Dreimal konnte sich Ritschard dort bereits einen Titel erkämpfen. Zuletzt im ver- gangenen Monat, als er im Final den Iraner Mohammad Kanani bezwang. Unterstützt wird Rit- schard natürlich von zahlreichen Sponsoren. Einfach sei es aber nicht, als Kampfsportler solche zu finden. Kommt hinzu, dass Thaiboxen als eine der härtesten Kampfsportarten mit reglemen- tierten Wettkämpfen gilt. «Der Ruf eilt uns voraus. Viele denken, wir wären Raufbolde», erklärt Ritschard. Sogar der in den Me- dien viel beschriebene «Fall Car- los» wirkte sich auf Ritschards Sponsorensuche aus. Eine Bau- firma zeigte sich gewillt, Rit- schard zu unterstützen. Nach Be- kanntwerden des Falls entschloss sie sich dann aber doch noch da- gegen. Beirren lässt sich der Heimber- ger von solchen temporären Gegenwinden nicht. Im Gegen- teil, auch in fortgeschrittenem Alter bleibt er Kämpfer durch und durch. Kurz vor seinem WM- Titel riss er sich das Kreuzband. Für Ritschard eigentlich nichts Neues, das Kreuzband hatte er sich zuvor schon einmal gerissen. Aber bei dieser Verletzung gestal- tete sich die Rehabilitation müh- samer. Immer wieder wurde er im Aufbau zurückgeworfen, hatte Wasserablagerungen oder Schmerzen im Knie. Dass er dies- mal in Thailand reüssieren konn- te, freut ihn deshalb besonders. Sportlich stuft Ritschard seinen ersten WM-Titel aus dem Jahr 2012 dennoch höher ein. Weil die Wettkämpfe zweier Weltverbän- de zur gleichen Zeit in Bangkok stattfinden, müssen sich die Kämpfer für einen Verband ent- scheiden. Früher war dies noch nicht der Fall. In die grossen Arenen Mit seinen dreissig Jahren taten sich Ritschard neue Horizonte auf. Sein grosses Ziel aber ist ge- blieben: «Ich will auf den grossen Bühnen kämpfen», sagt er, der bis jetzt ein unbeachteter Weltmeis- ter ist. Bleibt Ritschard konsequent, dann wird er sich auf dem Weg dorthin wohl weg vom Thaiboxen bewegen müssen. Das prestige- trächtigere Kickboxen wäre die nächstliegende Alternative. «Es ist dem Thaiboxen im Prinzip nicht unähnlich», sagt er. «Einige Kickbox-Wettkämpfe werden im Fernsehen übertragen, das macht die Athleten für Sponsoren na- türlich attraktiver.» Gedanken ans Aufhören verschwendet er indes noch keine. «Das Kämpfen lässt mir noch keine Ruhe, jetzt nehme ich noch einen Anlauf», sagt er, der längst nicht mehr nur gegen seine Herausforderer kämpft, sondern wie viele Kampfsportler auch um An- erkennung. Daniel Ernst THAIBOXEN Der Heimberger Joël Ritschard gewann im April zum vierten Mal einen WM- Titel im Thaiboxen. Mit dreis- sig Jahren will er nun auf grösseren Bühnen kämpfen. Ein weiterer Titel: Der Heimberger Joël Ritschard wurde vor einem Monat in Thailand Weltmeister. zvg Elf von zwölf Klubs sind abstiegs- gefährdet.» TrainerMarkus Berwert Berner Oberländer/Thuner Tagblatt Dienstag, 10. Mai 2016 Sport | 20

20 Sport Dienstag, 10. Mai 2016 Der unbeachtete ... · PDF file2. Abstieg ist ... jährige Schiedsrichterin von Rot-Schwarz Thun hat ein Aufgebot ... 10. Mai 2016 | 20. Title: px Author:

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«Der Ruf eiltuns voraus. Vieledenken, wir wären Raufbolde.»

Joël Ritschard

1. Bürki zu Gast in MünsingenThuns Verteidiger Marco Bürkiist mit seinem Stammklub Mün-singen verbunden. Am Sonntagnutzte er seinen freien Tag, umauf der Sandreutenen das 1.-Li-ga-Spiel zwischen dem FCM unddem YB-Nachwuchs, bei dem erausgebildet wurde, anzuschauen.

2. Abstieg ist definitivNun ist es für den FC Bern auchrechnerisch nicht mehr möglich,in der 1. Liga zu verbleiben. Nacheiner schwachen Rückrunde, auswelcher bis jetzt nur ein Punktresultierte, dürfte ein Neustart inder 2. Liga inter für den Vereinaber nicht das Schlechteste sein.

3. Starke YB­FrauenSeit die Finalrunde läuft, agierendie YB-Frauen eine Klasse bes-ser, sie gewannen das zweite Spielgegen einen favorisierten Gegner.Nach dem Startsieg gegen Neun-kirch musste auch Luzern dranglauben. YB gewann 2:1.

4. Glück im UnglückGlück im Unglück für KirchbergsClaudio Kämpf, der nach einemUnfall im Spiel gegen Bassecourtins Spital in Delsberg überführtwerden musste. Untersuchungenergaben «nur» eine mittlere Hirn-erschütterung, Kämpf konnte dasSpital wieder verlassen.

5. Wichtiger SiegWichtiger Erfolg für Konolfin-gen. Die Emmentaler gewannenin Tavannes 3:0 und machteneinen grossen Schritt in RichtungLigaverbleib. Für Ligakonkur-rent Kirchberg wird es bei sechsPunkten Rückstand aufs retten-de Ufer hingegen eng.

6. Staubli in Rio dabeiEhre für Esther Staubli. Die 36-jährige Schiedsrichterin von Rot-Schwarz Thun hat ein Aufgebotfür das olympische Fussballtur-nier der Frauen in Rio erhalten.

7. Die Liga der KuriositätenDie Gruppe 1 der 2. Liga regionalbietet Kuriositäten. Leader Büm-pliz hat ein negatives Torverhält-nis (–1), der Tabellenzweite Brei-tenrain hat nur sechs Punkte Vor-sprung auf den Zweitletzten Ita-liana, womit theoretisch noch 11von 12 Teams absteigen können.

8. Bemitleidenswertes WylerDer FC Wyler kann einem leid-tun. Die Stadtberner spielen inder Gruppe 2 der 3. Liga einerichtig starke Saison. Aus 17 Spie-len resultierten schon 15 Siege.Trotzdem wird es kaum für dieAufstiegsspiele reichen, weilLeader Muri-Gümligen aus 18Spielen schon 18 Siege aufweistund derzeit unantastbar scheint.

9. Der fünffache DuncanVon Gümligens Stürmern SlavenSavic und Daniele Battista warhier schon die Schreibe. Nun hatmit William Duncan ein weitererFCMG-Mann für Furore gesorgt.Beim 9:0 gegen Jegenstorf buch-te er in den ersten 41 Minuten al-le Tore zur 5:0-Führung.

10. Abstieg trotz VerstärkungApropos Gümligen: Weil die ers-te Equipe von Kantersieg zu Kan-tersieg eilt, halfen am Wochen-ende Spieler im «Zwöi» aus, dasin der Gruppe 3 den letzten Platzbelegt. Genützt hats wenig: Trotzdes Einsatzes von Savic und Co.verlor man gegen Länggasse 2:5 –der Abstieg dürfte wohl fix sein.

11. Lecce erster Gruppensieger10 Gruppen umfasst die 4. Ligades Bernisch-Jurassischen Fuss-ballverbands. Wenige Runden vorSchluss steht erst ein Gruppen-sieger fest: Es handelt sich umCS Lecce aus der Gruppe 6. lüp

Elf der Runde

Abstiegssorgen trotz Platz drei?

Die Mannschaft von TrainerMarkus Berwert liefert eine guteerste Saison in der regionalen2. Liga ab. Das ursprüngliche ZielLigaerhalt dürfte wohl über-troffen werden. Die Gruppe istaber unglaublich eng. «Eigentlichsind noch elf von zwölf Klubsabstiegsgefährdet», erklärt Mei-ringen-Trainer Berwert. DerUnterschied vom zweiten Po-diumsplatz bis zum ersten Ab-stiegsplatz beträgt im Momentnur gerade sechs Punkte.

Laut Berwert ist der SV Meirin-gen aber gerade deshalb nochnicht gerettet, «die Tabelle kannjedes Wochenende wieder aufden Kopf gestellt werden». DieGruppe sei dadurch zwar sehr in-teressant, aber auch sehr gefähr-lich, ist sich der Obwaldner be-wusst. In den letzten fünf Spielenmüsste aber schon Spektakuläresgeschehen, damit die Oberhasler

noch auf einen Abstiegsplatz ab-rutschen.

«Da war richtig Gift drin»500 fussballbegeisterte Mitglie-der umfasst die SportvereinigungMeiringen, die meisten stammenaus dem 4800-Seelen-Dorf. «Wirwollen vor allem mit unserenLeuten arbeiten», meint Präsi-

dent Daniel Gisler und fügtschmunzelnd an, «nur die gutenTrainer holen wir aus Obwaldenzu uns.» Die Konkurrenz ist mitdem FC Rothorn in der Umge-bung sehr nah. Dies findet auchPräsident Gisler:

«Die Dichte an Zweitligamann-schaften ist gross und das Ein-zugsgebiet klein.» Müslüm Sun-gur, Spielertrainer des FC Rot-

horn, meinte vor zwei Wochen, esherrsche eine grosse Rivalitätzwischen den Oberländer Ver-einen Meiringen, Interlaken undRothorn. Daniel Gisler wider-spricht dieser Aussage: «Sungurhätte die Spiele zwischen denVereinen vor zwanzig Jahren se-hen sollen, da war richtig Giftdrin.» Im Gegensatz zu heute seidies harmlos. Früher wurdenSpieler abgeworben, Fussball warnur Nebensache. «Mittlerweileschätzt man sich», findet derSVM-Präsident. Dies bestätigtauch Assistenztrainer Rolf Falch:«Im Winter kann es sogar vor-kommen, dass wir auf dem Kunst-rasen der Konkurrenz in Interla-ken trainieren dürfen.» PräsidentGisler verrät, dass die Präsiden-ten der drei Vereine sich mindes-tens einmal im Jahr austauschen.Zudem sei es heute verboten, vonder Konkurrenz Spieler abzuwer-ben, egal, in welcher Stufe.

«Weiter so!»Der SV Meiringen gehört der re-gionalen 2. Liga noch nicht langean. Erst vor einem Jahr stiegen

die Oberhasler auf. Gegen denhochfavorisierten FC Muri-Gümligen setzten sich die kon-terstarken Meiringer in zweiSpielen durch. Auch beim letztenAuswärtsspiel gegen LeaderBümpliz waren die Meiringerklar unterlegen. Trotzdem nahmam Ende das Team von MarkusBerwert die drei Punkte ins Ober-

land mit. Sofern Meiringen nichtabsteigt, sei das Ziel, «sich nächs-te Saison in der regionalen 2. Ligazu etablieren», meinte TrainerBerwert.

Nach dem Sieg in Bümpliz ver-abschiedete sich SVM-PräsidentGisler von seinem Trainer mitden Worten: «Weiter so!»

Loïc Schwab

FUSSBALL Dank dem 2:1-Auswärtssieg vom Sonntag gegen Leader Bümpliz liegtMeiringen auf dem hervor-ragenden dritten Platz.

Marco Pulver setzt die Bümplizer Defensive unter Druck. Raphael Moser

Der unbeachtete Weltmeister

Bangkok kennt er mittlerweile.Doch damit will sich Joël Rit-schard, der Thaibox-Weltmeisterdes Verbandes WMO, nicht zu-friedengeben. Irgendwann ein-mal vom Sport zu leben, diesenTraum lebt Ritschard auch mitdreissig Jahren noch. Und dafürinvestiert der Heimberger mehrZeit denn je.

Der gesteigerte Aufwand hängtauch damit zusammen, dass sichRitschard unlängst nach einemneuen Trainingsort umgesehenund diesen am anderen Ende desKantons gefunden hat. Derzeittrainiert er um die fünfmal dieWoche in Brügg bei Biel. Optimalwäre sein früheres Trainings-Gym in Thun für ihn gelegen.Doch sein Mentaltrainer riet ihmzum Paradigmenwechsel. Erfand, dass die Trainingsumge-bung den Athleten in seiner Ent-wicklung stören würde. «Ich kon-frontierte meine Trainer daraufmit dieser Meinung und kamdann ebenfalls zum Schluss, dassein Wechsel das Beste wäre», sagtRitschard. «Auch wenn das nachzwölf Jahren in Thun schmerz-te.» Der Wechsel zeugt vom Wil-len Ritschards, einiges für seineZiele auf sich zu nehmen.

Zeitintensive TrainingsMit dem Auto fährt der Kran-monteur nach seinem Arbeitstagdie 53 Kilometer nach Brügg undim Anschluss wieder zurück. An-strengend könne dies je nach Ver-kehrslage schon sein. «Besondersdann, wenn ich irgendwo im See-land arbeite, dann ins Oberlandfahre und dann wieder zurücknach Brügg ins Training», sagtRitschard. Seine Reisen kosten inerster Linie Zeit, doch auch derfinanzielle Aspekt ist bei ambitio-nierten hiesigen Kampfsportlernallgegenwärtig. Allein für dieAutofahrten ins Training gibt erim Jahr rund 3000 Franken fürBenzin aus. Hinzu kommen dienicht immer günstigen Flügenach Bangkok, wo Trainings-camps und die Weltmeisterschaf-ten stattfinden. Dreimal konntesich Ritschard dort bereits einenTitel erkämpfen. Zuletzt im ver-

gangenen Monat, als er im Finalden Iraner Mohammad Kananibezwang. Unterstützt wird Rit-schard natürlich von zahlreichenSponsoren. Einfach sei es abernicht, als Kampfsportler solchezu finden. Kommt hinzu, dassThaiboxen als eine der härtestenKampfsportarten mit reglemen-tierten Wettkämpfen gilt. «DerRuf eilt uns voraus. Viele denken,wir wären Raufbolde», erklärtRitschard. Sogar der in den Me-dien viel beschriebene «Fall Car-los» wirkte sich auf RitschardsSponsorensuche aus. Eine Bau-firma zeigte sich gewillt, Rit-schard zu unterstützen. Nach Be-kanntwerden des Falls entschlosssie sich dann aber doch noch da-gegen.

Beirren lässt sich der Heimber-ger von solchen temporärenGegenwinden nicht. Im Gegen-teil, auch in fortgeschrittenemAlter bleibt er Kämpfer durch

und durch. Kurz vor seinem WM-Titel riss er sich das Kreuzband.Für Ritschard eigentlich nichtsNeues, das Kreuzband hatte ersich zuvor schon einmal gerissen.Aber bei dieser Verletzung gestal-tete sich die Rehabilitation müh-samer. Immer wieder wurde er imAufbau zurückgeworfen, hatteWasserablagerungen oderSchmerzen im Knie. Dass er dies-mal in Thailand reüssieren konn-te, freut ihn deshalb besonders.Sportlich stuft Ritschard seinenersten WM-Titel aus dem Jahr2012 dennoch höher ein. Weil dieWettkämpfe zweier Weltverbän-de zur gleichen Zeit in Bangkokstattfinden, müssen sich dieKämpfer für einen Verband ent-scheiden. Früher war dies nochnicht der Fall.

In die grossen ArenenMit seinen dreissig Jahren tatensich Ritschard neue Horizonte

auf. Sein grosses Ziel aber ist ge-blieben: «Ich will auf den grossenBühnen kämpfen», sagt er, der bisjetzt ein unbeachteter Weltmeis-ter ist.

Bleibt Ritschard konsequent,dann wird er sich auf dem Wegdorthin wohl weg vom Thaiboxenbewegen müssen. Das prestige-trächtigere Kickboxen wäre dienächstliegende Alternative. «Esist dem Thaiboxen im Prinzipnicht unähnlich», sagt er. «EinigeKickbox-Wettkämpfe werden imFernsehen übertragen, das machtdie Athleten für Sponsoren na-türlich attraktiver.» Gedankenans Aufhören verschwendet erindes noch keine. «Das Kämpfenlässt mir noch keine Ruhe, jetztnehme ich noch einen Anlauf»,sagt er, der längst nicht mehr nurgegen seine Herausfordererkämpft, sondern wie vieleKampfsportler auch um An-erkennung. Daniel Ernst

THAIBOXEN Der Heimberger Joël Ritschard gewann im April zum vierten Mal einen WM-Titel im Thaiboxen. Mit dreis-sig Jahren will er nun auf grösseren Bühnen kämpfen.

Ein weiterer Titel: Der Heimberger Joël Ritschard wurde vor einem Monat in Thailand Weltmeister. zvg

Elf von zwölf Klubs sind abstiegs-gefährdet.»

TrainerMarkus Berwert

Berner Oberländer/Thuner TagblattDienstag, 10. Mai 2016Sport

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