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2013 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig Veranstaltungen und Aktivitäten in der Region Leipzig

200. Jahrestag bei Leipzig - Druckhaus BornaDie Völkerschlacht ist in ihrer Dimensi-on auch heute noch kaum vorstellbar. Rund 600.000 Soldaten kämpften in dem Gebiet rund um Leipzig

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Page 1: 200. Jahrestag bei Leipzig - Druckhaus BornaDie Völkerschlacht ist in ihrer Dimensi-on auch heute noch kaum vorstellbar. Rund 600.000 Soldaten kämpften in dem Gebiet rund um Leipzig

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Inhalt

Gedenken. 1813 - 1913 - 2013. 4

Ressource Kultur 6

1813 – Kampf für Europa 8

Internationale Biwaks 2013 9

1813 eine Bilanz. Leipzigs Süden im Jahr

der Völkerschlacht 10

Clemens Wilhelm Thieme 11

Ein Grab am Waldesrand 14

Der Röthaer Patrouillenritt 15

1813 – Die Tage von Rötha 16

Die Steine von Dr. Theodor Apel 18

Veranstaltungsübersicht 20/21

Mit historischem Flair 22

Das Leid – Die Hilfe 23

Was geschah in und um Markranstädt 24

Napoleoni – Das Leipziger Traditionstörtchen 25

Großgörschen 1813 26

Die Ereignisse im Frühjahr 1813 in Groitzsch 28

Zwei kleine Städte in Kriegswirren 29

Geschichtsverein erinnert in Bad Lausick 30

Belgershain – Aufmarsch der Österreicher

und Preußen 31

Beucha – Dorf der Steine 31

Das Jahr 1813 im heutigen Gemeindegebiet

Neukieritzsch 32

Die napoleonische Zeit in Schmölln 34

1813 steht für Krieg, aber nicht nur 35

Napoleon, im Zerrspiegel zeitgenössischer

Karikaturen 36

Zwenkau inmitten der Kriegswirren 37

Ein Blick zurück ins Jahr 1813 38

Bin in Wurzen angelangt ... Napoleon 39

IMPRESSUMHerausgeber: Südraum-Verlag, GB im DRUCKHAUS BORNAAbtsdorfer Str. 36, 04552 Bornawww.druckhaus-borna.deIn Zusammenarbeit mit:Zweckverband Kulturraum Leipziger RaumKultursekretariatwww.kultur-leipzigerraum.de

Produktions- u. Verlagsleitung: Bernd Schneider (V.i.S.d.P.)(Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Für die Beiträge zeichnen die Autoren.)Gesamtherstellung: DRUCKHAUS BORNAFotos (Seite): Bernd Schneider (Titel Hintergrundmotiv Denkmal, 4 u., 7, 27 u.+re., 31 li.); LTM Olaf Martens (Titel Motiv Soldat, 5); Katrin Kakoschky (20, 21, 27 u.+re., 33); Manuela Krause (7 m.re., 16 o.); Tina Neumann (7 o.re., 10 u.li.); Katrin Haase (30, 31 u.m.); Annett Stengel (18, 19); Bernhard Weis (6 re., 8); Uwe Wen-zel (24 u.li.); Museum Borna (10, 11); Museum Lützen (26, 27 großes Bild); Förderverein Rötha / privat (15 o.re.); Hans-Peter Günnel (9); Architekturbüro Ilg.Frie-be.Nauber, Leipzig (17 u.); fotolia (15 u., 37) soweit nicht hier bzw. auf den jeweiligen Seiten genannt, die entsprechenden Autoren/AuftraggeberErscheinungstermin: 07.09.2013Einzelne gelieferte Beiträge wurden redaktionell

gekürzt.

Liebe Leserinnen und Leser,

viele Veranstaltungen zum Gedenken an die Völkerschlacht 1813 befassen sich mit der europäischen Dimension dieser erbitterten Auseinandersetzung. Mittlerweile wird die Zukunft Europas an den Konferenztischen ausgehandelt. Auch dort geht es nicht ohne Konflikte zu, aber das Säbelrasseln ist heute glücklicherweise den wesentlich konstruktiveren Diskussionen und Streitge-sprächen gewichen. Damals im Oktober 1813 stand unsere Region im Zentrum der kriegerischen Aus-einandersetzungen. Was diese unruhigen Zeiten der Befreiungskriege und der Völ-kerschlacht für die Menschen in unseren Städten und Dörfern bedeutete, lässt sich in vielen Chroniken nachlesen. Eini-ge unserer Heimatorte lagen inmitten des Kampfgeschehens, viele hatten Truppenbe-wegungen der verschiedenen Armeen oder immer wieder Einquartierungen und Requi-rierungen zu verkraften. Gelehrte Zeitgenossen berichten anschau-lich von den Nöten und Bedrängnissen des Kriegsjahres. Die amtlichen Register führen penibel die Anzahl der Offiziere, Mannschaften und Pferde auf, die ver-sorgt werden mussten. Dabei übertraf die Zahl derer, die ihr Recht auf Verpflegung, Spann- oder Handdienste abverlangten, oft die Einwohnerzahl um das Mehrfache. In den Gefechten litten die Ortsansässigen un-ter den Verwüstungen und Plünderungen, büßten Haus, Hof und oft auch ihr Leben ein. Die Völkerschlacht ist in ihrer Dimensi-on auch heute noch kaum vorstellbar. Rund 600.000 Soldaten kämpften in dem Gebiet rund um Leipzig. In nur vier Tagen muss-ten etwa 100.000 Menschen ihr Leben

lassen. Tote mussten begraben, Verwunde-te gepflegt und die Überlebenden versorgt werden. Einen Eindruck der damaligen Ereignisse bietet die große historische Gefechtsdar-stellung unter internationaler Beteiligung in Markkleeberg. Ebenfalls als Geschichte zum Anfassen geplant sind die historischen Biwaks und zivilen Spielszenen. Die säch-sische Elb- und Landesfestung Torgau infor-miert zur strategischen Bedeutung als gesi-cherter Elbübergang für die napoleonische und sächsische Armee. Schloss Hubertus-burg in Wermsdorf diente als sächsisches und französisches Lazarett. Das ehemalige Schloss Rötha beherbergte das Hauptquar-tier der Verbündeten. Ausstellungen und Sammlungen finden sich beispielsweise im Torhaus in Markkleeberg, dem Sanitäts- und Lazarettmuseum in Seifertshain oder im Bornaer Museum. Rund um das große Ereignis schart sich eine Reihe von kleinen, feinen Aktivitäten, die in ihrem Facettenreichtum das Jubi-läum zu etwas ganz Besonderem werden lassen. So wird nicht nur gefeiert, sondern auch erinnert, gemahnt und die historische Dimension eines jetzt vereinten und fried-lichen Europa gewürdigt. Ich wünsche Ihnen viele neue Eindrücke und Freude beim Besuch der zahlreichen kulturellen Veranstaltungen in unserer Re-gion anlässlich dieses europäisch bedeut-samen Jahrestages.

Ihr Landrat

Dr. Gerhard Gey

Eine europäischeDimension.

Der Weg Napoleons durch Sachsen – festgehalten auf einer Karte erstellt vom Verein „Route Napoleon de Saxe 1813“ aus Pegau.

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4 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Gedenken. 1813 - 1913 - 2013.Region Leipzig im Fokus der Weltgeschichte

Sehr verehrte Leserinnen und Leser, werte Gäste des Völkerschlachtjubiläums, die ganze Welt schaut auf das Leipziger Land!

So etwas hat es in der Geschichte nicht allzu oft gegeben. Doch in jenen Oktober-tagen des Jahres 1813 braut sich vor den Toren von Leipzig etwas zusammen, was den weiteren Fortgang der europäischen Geschichte wesentlich beeinflussen wird.

Die französische Armee des Napoleon Bo-naparte hatte im Jahr zuvor unter schweren Verlusten den Rußland-Feldzug verloren. In deutschen Landen versuchten die Franzo-sen nunmehr seit mehreren Monaten auf den Schlachtfeldern und in der Diploma-tie, das Heft des Handelnden wieder in die Hand zu bekommen oder einfach nur Zeit zu gewinnen, um ihre Truppen wieder zu verstärken. Doch den großen Feldherr und gewieften Taktiker Napoleon verlässt zunehmend das Glück und Geschick, das ihn Jahre zuvor noch von Sieg zu Sieg eilen ließ. Seine Gegner sammeln und verbünden sich, gewinnen an Kraft und Einfluss.

Anfang 1813 stellt sich Preußen an die Seite von Rußland. Beide erklären im Feb- ruar Frankreich den Krieg, daraufhin auch die Schweden und die Engländer. Als schließlich auch Österreich am 12. August die Verhandlungen mit Frankreich für ge-scheitert erklärt und der Koalition beitritt, wird es einsam um den Kaiser.

„200 Jahre Völkerschlacht – 100 Jahre Völkerschlachtdenkmal“ – Ein zweifaches Geden-ken, aber im gemein-samen Geist

Im Rahmen dieses Ge-denkens und Bedenkens gibt es im laufenden Jahr eine Vielzahl bemerkens-werter Aktivitäten und Veranstaltungen, die sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Leip-zig stattfinden, dem eigentlichen Schau-platz der damaligen Kämpfe.Auch das Völkerschlachtdenkmal hat mit seinem Erbauer, dem in Borna geborenen Architekten Clemens Thieme und seinem wetterfesten Baustein, dem Beuchaer Granitporphyr einen unmittelbaren Bezug zum Landkreis.Sowohl der Zweckverband Kulturraum Leipziger Raum als auch der Landkreis Leipzig unterstützen dieses Gedenken ide-ell und materiell, das von einem völkerver-bindenden Geist und friedlichen Miteinan-der bestimmt wird.Besondere Höhepunkte werden dabei das Treffen der Nachfahren der Monarchenfa-milien in Rötha, aber auch das internatio-nale historische Biwak im agra-Park Leip-zig-Markkleeberg im Oktober sein.Die vielfältigen Gedenk- und Friedensgot-tesdienste, Gebete sowie Konzerte, die unter anderem in der St. Marien- und Ge-orgenkirche Rötha, Auenkirche Markklee-berg sowie Kirchruine Wachau stattfinden, begleiten die Gefechtsdarstellung.Leid und Elend der Menschen, in der Zeit der Völkerschlacht, geben guten Grund für ein Umdenken und neues Handeln.Versöhnung und Friede sollen die tra-genden Gedanken dieser Gedenkfeiern sein.Ich freue mich auf viele eindrückliche Er-lebnisse und lade auch Sie ganz herzlich dazu ein.

Manfred SchönKultusamtsleiter und Kultursekretär

Steuerungsgruppe – Vereinte Kräfte aus Stadt und Region

In diesem Jahr begehen wir zwei Jubiläen – 200 Jahre Völkerschlacht und 100 Jahre Völker-schlachtdenkmal. Die-ses Ereignis wird weit über die Grenzen der Region Leipzig wahrge-nommen werden.In der Region Leipzig haben damals die

entscheidenden Kämpfe stattgefunden und so gibt es zahlreiche Denkmale, Gedenktafeln und Museen, die an diese Zeit erinnern, die die Geschichte nach-haltig geprägt hat. Zahlreiche Vereine im Umland von Leipzig werden durch unterschiedliche Aktivitäten an diese Zeit erinnern. Alle Veranstaltungen und Gedenkfeiern zusammen prägen das Jubiläumsjahr 2013. Die Zusammenfüh-rung aller Bereiche und Themen inner-halb des Doppeljubiläums erfordert eine langfristige Planung und eine effiziente Struktur. Die Partner haben sich darum auf die Bildung einer Steuerungsgruppe unter der Leitung von Herrn Dr. Volker Rodekamp (Direktor des Stadtgeschicht-lichen Museums) verständigt. In den gebildeten Unterarbeitsgruppen geht es dabei auch um die Vernetzung und Informationen der Akteure innerhalb der Arbeitsgruppen. Gemeinsames Ziel war und ist es, das Jubiläumsjahr zu einem gemeinsamen Erfolg für die Region Leip-zig werden zu lassen. Regelmäßig haben in den vergangenen Jahren Informati-onsveranstaltungen stattgefunden. Die in der Alten Börse durchgeführten Veranstaltungen standen allen Mitglie-dern der Arbeitsgruppen offen und sie konnten sich dort einen Überblick über den aktuellen Sachstand zum Jubiläum verschaffen. Es wurde auch gefragt und kritisch diskutiert. Die Arbeitsgruppe Veranstaltungen und Initiativen hatte sich hierbei die Aufgabe gestellt, die vielfältigen Aktivitäten in der Region Leipzig bekannt zu machen und diese gebündelt sowie auftretende Probleme in die Steuerungsgruppe zu transportieren.

Gesine SommerSteuerungsgruppe Völkerschlacht,Leiterin AG Veranstaltung und Initiativen in der Region

In der Leipziger Region war es schon in der ersten Hälfte des Jahres zu mehreren kleineren Schlachten so bei Möckern oder Großgörschen/Lützen gekommen. Diese verbuchten die Franzosen noch als ihre Er-folge. Nach Niederlagen für die Franzosen im August und September spitzte sich An-fang Oktober die Lage allerdings entschei-dend zu.

Von Dresden kommend vereinigte Napole-on seine Armeen vor den Toren von Leipzig am 14. Oktober. Die Alliierten Streitkräf-te der Russen, Preußen, Österreicher und Schweden bewegten sich ebenfalls Rich-tung Leipzig und zogen mit drei Armeen un-ter Blücher, Schwarzenberg und Bernadotte mit über 400.000 Soldaten einen Ring um die französische Armee.

In den folgenden Tagen vom 16. bis 18. Oktober tobte auf den Schlachtfeldern vor Leipzig, so in Wachau, Güldengossa, Wiederitzsch, Möckern und Probstheida eine furchtbare Schlacht in der sich über 600.000 Soldaten gegenüber standen. Fast jeder sechste lässt in diesem Wahn-sinn sein Leben. Später wird man von der größten Schlacht der Weltgeschichte spre-chen und von der Entscheidung bei der Be-freiung von der Herrschaft Bonapartes.

Für das Leipziger Land sind die Tage im Oktober 1813 geprägt von zahlreichen his- torischen Ereignissen, Schlachten, Feld-herren, Generälen und Truppen, aber eben auch von Lazaretten sowie viel Elend und Leid für die einfache Bevölkerung.

Während im Süden von Leipzig die unmit-telbare Schlacht tobte, waren alle Städte und Dörfer im Leipziger Land von Truppen-aufmärschen, Einquartierungen, Plünde-rungen, Toten und Verletzten, Rückzugsge-fechten und Scharmützeln gezeichnet.

Neben den zehntausenden Toten auf den Schlachtfeldern vor und in Leipzig gab es alleine 23.000 verletzte Franzosen und viele Tausend verwundete Russen, Preu-

ßen, Polen, Schweden, Österreicher, Ba-yern, Sachsen ...

Die Situation in den Lazaretten und die allgemeinen hygienischen Bedin-gungen in den Städten und Dörfern war katastrophal. Viele Verwunde-te sterben in den Tagen nach der Schlacht, auch an Unterversor-gung, Krankheiten und Seuchen. Eine Typhus-Epedemie fordert tausende Tote, Soldaten und Einheimische.

Die Ereignisse der Völkerschlacht vom Oktober 1813 brannten sich tief in das Ge-dächtnis der Menschen in der Leipziger Re-gion, von Sachsen und Europa ein. Bereits zum ersten Jahrestag der Schlacht gründe-te sich in Leipzig ein Verein zum Gedenken an die Völkerschlacht. In den folgenden Jahrzehnten wandelte sich die Erinne-rungskultur im Kontext zu der jeweiligen politischen Situation und den wechselnden Ambitionen, die Ereignisse von 1813 zum eigenen politischen Vorteil zu deuten.

Im Jahr 1913 wurde in Probstheida un-ter der Leitung des in Borna geborenen Architekten Clemens Thieme das Völker-schlachtdenkmal errichtet, zum Gedenken an die Ereignisse 100 Jahre zuvor und an die fast 100.000 Toten.

Weitere 100 Jahre danach, in diesen Wochen des Jahres 2013, erinnert und ge-denkt die Region Leipzig dem 200. Jahres-tag der Völkerschlacht. In fast allen Städten und Orten der Region gibt es dazu Veran-staltungen, Ausstellungen und Aktivitäten.

Mit dieser Publikation möchten wir einen umfassenden, wenn auch nicht vollstän-digen, Überblick über die Erinnerung und das Gedenken an die Völkerschlacht in der Region Leipzig geben. Ich bedanke mich im Namen der Redaktion bei den vielen regio-nalen Partnern, Städten und Firmen sowie beim Kulturraum, dem Landratsamt und der Steuerungsgruppe für die angenehme Zusammenarbeit und Unterstützung.

Bernd Schneider,

Herausgeber

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6 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Ressource KulturKulturraum Leipziger Raum unterstützt Projekte

„Ressource Kultur“ – so der Titel einer Veranstaltungsreihe, die sich mit Bedeu-tung, Chancen und Förderung sächsischer Kulturlandschaften befasst. Treffender ist die Bedeutung von Kultur nicht zu be-schreiben. Sie verbindet Menschen ver-schiedenster sozialer Schichten und Ge-nerationen, trägt so Traditionen. Kultur ist wichtiger Standortfaktor einer Region, die Menschen eine neue Heimat geben will. Bildung und Freizeitgestaltung, auch das ist Kultur, die zudem noch vielen Men-schen ihren Lebensunterhalt ermöglicht. Kultur ist Vielfalt, Ausdruck einer plura-listischen, lebendigen Gesellschaft – eben eine unverzichtbare Ressource. Weiterge-hend ist die Kultur im Entwurf für einen Landesentwicklungsplan bis 2025 gar als Daseinsvorsorge definiert.

„Die Kultur ist gerade in der Krise ein un-

entbehrliches, wesentliches, integratives

Element unserer Gesellschaft“, erklärte

Neumann, „Identität, Zugehörigkeit, Zu-

sammenhalt – all das stiftet Kultur.

Lassen Sie es mich plastisch sagen: Kunst

ist nicht das Sahnehäubchen, sondern die

Hefe im Teig.“

Kulturstaatsminister Neumann

Der Kulturraum Leipziger Raum umfasst die Landkreise Leipzig und Nordsachsen. Zu deren Kulturlandschaften gehören weit über dessen Grenzen hinaus bekannte Orte wie das mit Martin Luther, Katharina von Bora und dem Verleger Georg Joachim

Göschen verbundene Grimma und durch den Braunkohlenbergbau bekannte Borna. Ebenso wie die Renaissancestadt und ehe-malige Festung Torgau, das Barockschloss Delitzsch und Schloss Hubertusburg, das „sächsische Versailles“, in Wermsdorf oder die Burg Düben, auf der Napoleon die letz-ten vier Tage vor der Völkerschlacht ver-brachte … die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813.

1813 fegte die Furie Krieg über die Re-gion rund um Leipzig. Im Süden der Stadt finden die schwersten Kämpfe der Völker-schlacht statt, fast alle Orte sind von Ein-quartierungen betroffen, Verwundete gehö-ren zum Alltagsbild.

Bereits im Mai 1813 hatte die Schlacht von Großgörschen bei Lützen das Grauen des Krieges in das Leipziger Land getra-gen. Auch nach 200 Jahren ist die Völker-schlacht allgegenwärtig. Unser Kulturraum hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses europäische Ereignis dem Vergessen zu entreißen. Es ist Teil der Kultur unserer Re-gion, Gegenstand der Erinnerungskultur. So rufen Ausstellungen und Veranstaltungen, unterstützt durch die Förderung des Kultur-raums, ebenso wie Gedenksteine nicht nur in diesem Jahr die Zeit Napoleons in das Gedächtnis der Menschen.

Das Selbstverständnis der Kulturraum-förderung folgt dem Prinzip der Nachhaltig-keit. 2012 wurde bspw. die Sonderausstel-lung „200 Jahre Sächsisch-Napoleonische Festung Torgau“ im Schloss Hartenfels unterstützt. Die institutionelle Förderung

Michèl Kothe

Der studierte Politikwissenschaftler mit Journalistik und Erziehungswissen-schaften im Nebenfach agiert seit vielen Jahren ehrenamtlich in historischen Vereinen. Er ist Mitglied im „Verband Jahrfeier Völkerschlacht b. Leipzig 1813“ e. V. und seit 2007 dessen Vorsitzender. Der Verband organisiert die Gedenkveranstaltungen anlässlich der Jahrestage der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Nicht nur die historischen Gefechtsdar-stellungen stehen unter der Regie des Verbandes, sondern auch die Entwick-lung und Betreuung einer Vermark-tungsstrategie zum Thema „Völker-schlacht bei Leipzig 1813“.Michèl Kothe trägt die Uniform eines Leutnants der Preußischen Armee.In dieser hält er verschiedenste Vorträge in der Region in und um Leipzig und ist Ansprechpartner für Konzeptionen, Aus-stellungen sowie Messepräsentationen.

ermöglicht dem Soziokulturellen Zentrum KuHstall e.V. als Betreiber des Sanitäts- und Lazarettmuseums Seifertshain dessen kontinuierlichen Betrieb.

Im Jubiläumsjahr 2013 steht das Geden-ken im Vordergrund. Auch dieses geschieht auf völlig unterschiedliche Art und Weise. Der Kulturraum trägt dem Rechnung und fördert mit ca. 100.000 EUR u.a. folgende Projekte in seinem Zweckverbandsgebiet:• die Restaurierung des Verbündetenzim-

mers in Rötha• die Österreich-Ausstellung „1813 –

Kampf um Europa“ im Schloss und Tor-haus Markkleeberg

• ein internationales Symposium zum Tar- tarengrab Kleinbeucha im Stadtkultur-haus Borna

• Vorträge, Lesungen, szenische Wande-rungen und Theaterstücke in Großpösna.

Das Hauptprojekt ist das internationale Biwak der historischen Darsteller im agra-

Park Leipzig-Markkleeberg. 6.000 Men-schen aus der ganzen Welt finden sich zwi-schen dem 17. und 20. Oktober dort zu-sammen, um Geschichte lebendig werden zu lassen. Mit der gelebten Versöhnung in den historischen Biwaks, die unter dem Motto „Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer 2013“ stehen, wird eine nicht zu über-sehende Friedensbotschaft vom Leipziger Land in die Welt hinaus getragen.

Geschichte erforschen, lebendig gestal-ten und für die Zukunft erhalten – die The-matik Völkerschlacht zeigt eindrucksvoll das hohe, überwiegend ehrenamtliche Engagement vieler Bürger dieser Region. Eine Vielzahl von Veranstaltungen und Projekten thematisieren die Begebenheiten von 1813. Mit seinen Förderaktivitäten möchte der Kulturraum zum Gelingen des Erinnerns beitragen, ein Stück Erinne-rungskultur mit gestalten.

André Martini, KarikaturistAusstellung im Museum Borna

Am Sonntag, 8. September 2013 eröffnet der „Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V.“ die Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA – Hauptquartier zur Völkerschlacht“.

Mit einer Auswahl bisher wenig bekannter Dokumente und Urkunden und vor allem mit der Präsentation repräsentativer Möbel und Kunstgegenstände aus dem sogenannten „Verbündetenzimmer“ will der Förderverein in der Patronatsstube der Marienkirche in Rötha an die Rolle von Stadt und Schloss Rötha während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 erinnern.

Die Ausstellung soll voraussichtlich bis 2017 in der Patronatsstube im Nordanbau der Marienkirche in Rötha gezeigt werden.

Impressionen Gefechtsnachstellung Großgörschen Mai 2013Biwak Markkleeberg Oktober 2012

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8 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

1813 – Kampf für EuropaDie Österreich-Ausstellung

Internationale Biwaks 2013Geschichte im agra-Park erleben

Aus Anlass des 200. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig hat es sich der Förderverein „Historisches Torhaus zu Markkleeberg 1813 e.V.“ zur Aufgabe ge-macht, mit einer Sonder-Ausstellung vor allem der Rolle Österreichs/der Österreicher in dieser historischen Schlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 etwas näher in den Blickpunkt zu rücken. In Verbindung mit dem verlustreichen Russland-Feldzug Napoleons 1812 wurde mit diesen opfer-reichen Kämpfen das Ende einer über 15 Jahre andauernden Epoche von Kriegen um die Vorherrschaft in Europa endgültig ein-geleitet.

War es im Oktober 1913 mit der Einwei-hung des Völkerschlachtdenkmals durch den deutschen Kaiser Wilhelm II. von Preu-ßen, dessen Rolle in der Völkerschlacht, bei dieser groß in Szene gesetzten Feier, beson-ders gewürdigt wurde, so wurde in der Zeit des Kalten Krieges nach dem 2. Weltkrieg die deutsch-russische Waffenbrüderschaft unter Bezugnahme auf die Ereignisse der Völkerschlacht im besonderen Maße propa-giert. Daher lag es nahe, die Rolle Öster- reichs in dieser Zeit deutlicher darzustellen als es bisher erfolgt ist.

Als in den Oktobertagen vor fast 200 Jahren die Völker Europas vor den Toren der Stadt Leipzig um ihre Freiheit und Un-abhängigkeit rangen, war es ein unvorstell-bar blutiges Gemetzel, mit Leiden, die uns in der allerjüngsten Geschichte Europas zum Glück erspart blieben. Was 1789 mit dem Ruf nach „Freiheit – Gleichheit – Brü-derlichkeit“ begann, wuchs sich zum he-gemonialen Streben aus, in dessen Folge hunderttausende Menschen ihr Leben oder ihre Existenz verloren.

In diesem Jahr wird zum 200. Male der Opfer der Völkerschlacht bei Leipzig gedacht werden. In den Oktobertagen vor 200 Jahren kämpften hier Soldaten fast al-ler Nationen des europäischen Kontinents gegeneinander, heute bestimmt das fried-liche Miteinander der historischen Vereine aus Europa und Übersee das Bild. Grund-gedanke ist der europäische Einigungspro-zess und Kennenlernen der einzelnen Nati-onen untereinander.

1813 – 2013 Gedenken an die Opfer der Völkerschlacht bei Leipzig 1813

Die Völkerschlacht bei Leipzig sowie die Ereignisse des Jahres 1813 stellen für den Raum Leipzig und besonders für den Landkreis Leipzig ein Alleinstellungsmerk-mal dar. Mit der Völkerschlacht bei Leipzig neigte sich die Phase der französischen Vorherrschaft in Europa dem Ende zu. In und um Leipzig sammelten sich Truppen aus ganz Europa, aber auch aus Asien, die sich in verschiedenen Bündnissen gegen-über standen. Um Wachau fand die größte Reiterschlacht der Neuzeit statt, die die militärischen Auseinandersetzungen um Leipzig einleitete.

Festzustellen ist aber, dass die Gedanken der französischen Revolution, getragen und in Europa von den französischen Truppen verbreitet, den Grundstein für das moderne Europa legten.

Im Jahr 2013 jährt sich das Gedenken an die Opfer der Völkerschlacht zum 200. Male. Dieses paneuropäische Ereignis steht heute im Zeichen der Völkerverstän-digung und der Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt.

In Vorbereitung auf dieses Ereignis sind seitens des Verbandes Jahrfeier der Völ-kerschlacht bei Leipzig 1813 e. V. und an-derer Vereine eine Vielzahl von Projekten und Veranstaltungen geplant und sollen im Gedenkjahr umgesetzt werden.

Wie auch immer zu Stande gekommen – wir erinnern uns, Österreich war als letzte Großmacht erst im Juni 1813 dem Bünd-nis zwischen Russland und Preußen beige-treten, so dass man ab diesem Zeitpunkt von den Verbündeten Russland, Preußen, Österreich und Schweden sprach, die von England zunächst finanziell, mit Hilfsgütern – vor allem Kriegsmaterial – und in der wei-teren Folge auch mit Truppen unterstützt wurden.

Auch soll nicht vergessen werden – das Oberkommando der Verbündeten hatte ein Österreicher, Fürst Karl zu Schwarzenberg, Josef Graf Radetzky war sein Generalstabs-chef. Österreich war von der Truppenstärke her das Zünglein an der Waage.

Infolge langjähriger, freundschaftlicher Beziehungen mit dem Salzburger Wehrge-schichtlichen Museum (SWGM) eröffnete sich die Möglichkeit, mit der federführenden Unterstützung durch dessen Mitglieder eine hochwertige Sonderausstellung zum Thema „Die Österreicher in der Völkerschlacht bei Leipzig vorzubereiten und im Schloss Mark-kleeberg zeigen zu können.

Gezeigt werden in ca. 20 Vitrinen und anderen Darstellungsformen Exponate – zu großen Teilen auch im Original – die in die-ser Form außerhalb Österreichs bisher noch nie zu sehen waren und das österreichische Heer sowie seine Rolle in der Völkerschlacht darstellen.

Inhaltliche Schwerpunkte der Ausstellung sind vor allem:- Österreichs Aktivitäten für den Herbst-

feldzug 1813- die (politischen) Ereignisse im Vorfeld

des Herbstfeldzuges- das Führungsverhalten im Hauptquartier

der Alliierten- Napoleon und seine nach dem verlus-

treichen Russlandfeldzug 1812 neu for-mierte Armee

- der Trachenberger Kriegsplan mit seiner Vorgeschichte und Entstehung

- das Sanitätswesen in der Zeit der Befrei-ungskriege

- die schweren Zeiten und Leiden der Zivil-bevölkerung

u. v. m.

Ergänzend und vorbereitend auf die Aus-stellung erscheint demnächst eine beglei-tende Broschüre. In dieser Begleitschrift, der Grußworte von Persönlichkeiten mit Be-

Die historischen Darstellungen zur Völ-kerschlacht machen Geschichte erlebbar. Diese Art der Beschäftigung mit der Ge-schichte wird als Reenactment bezeichnet. Männer, Frauen und Kinder – die Reenac-tors – schlüpfen in historische Kleidung und begeben sich mit großer Leidenschaft auf eine Zeitreise, die 200 Jahre in die Ver-gangenheit führt. Sie lassen so Geschichte wieder lebendig werden, bieten dem Be-sucher „Geschichte zum Anfassen“. Da-bei legen die Reenactors großen Wert auf eine originalgetreue Ausstattung und Dar-stellung der Ereignisse. Vom Schnitt der Kleidung bis hin zum Uniformknopf, vom Schlafen auf Stroh und Kochen am Feuer bis zu den allgemeinen Wohn- und Lebens- umständen jener Tage, von der Demonstra-tion alter Berufe bis zur Darstellung eines Schlachtgeschehens, sollte alles genau den Gegebenheiten der Zeit entsprechen, die dargestellt werden soll. Dabei ergän-zen sich militär- und zivilhistorische Dar-stellungen gegenseitig. Im Oktober 2013 werden historische Uniformen aller an der Völkerschlacht beteiligten Nationen das Bild Leipzigs und seiner Umgebung prä-gen, Biwakfeuer und Pulverdampf einem allerorts begegnen. Daneben wird auch die Darstellung ziviler Aspekte Beachtung fin-den. Augenzeugenberichte, ganz gleich ob von Soldaten, Bauern, Pfarrern oder Stadt-bewohnern, werden gewissermaßen zum Leben erweckt.

Mehr als 6.100 Teilnehmer haben sich bereits zu den historischen Darstellungen der Völkerschlacht angemeldet. Die Dar-steller kommen u. a. aus Europa (außer dem Balkan, der damals noch osmanisch war), aus den USA, aus Kanada, aus Australien und Russland. Sie werden in Biwaks, in großen historischen Zeltlagern untergebracht. Diese Biwaks sind öffent-lich zugänglich und vermitteln ein authen-tisches Bild der Lebensweise, insbesondere der einfachen Soldaten jener Tage. Neben dem Biwak und der großen historischen Gefechtsdarstellung werden weitere Akti-onen wie Märsche und Gedenkveranstal-tungen stattfinden.

Auch wenn 2013 vielen die Gewehr-salven und Kanonenschüsse der histo-rischen Gefechtsdarstellung in Erinnerung bleiben werden, so geht es bei allen Ver-anstaltungen um weit mehr: Nicht Zwie-tracht und Feindschaft oder gar Freude am Kriegsspiel ist die Motivation der Teilneh-

mer. Vielmehr begegnen sich in der Leip-ziger Region Menschen aus ganz Europa, um am Lagerfeuer miteinander zu reden, gemeinsam zu kochen und so von anderen Kulturen zu lernen. An diesen Feuern, in diesem Biwak lebt das neue, friedliche Eu-ropa. Die gesamten Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, an die blutigen Kämpfe jener Oktobertage zu erinnern und so vor dem Vergessen zu bewahren. Erinnern bedeu-tet den Opfern gedenken, die Zeitzeugen aus Stein erhalten, Gedenkstätten pflegen – aber eben auch Geschichte erlebbar zu machen.

In Absprache mit der Stadt Markkleebe-rg werden sich die Biwaks hauptsächlich im Stadtgebiet von Markkleeberg konzen-trieren. Zwischen Torhaus Dölitz, Torhaus Markkleeberg und im agra-Park werden sich die Biwaks der Alliierten und die der Verbündeten Franzosen und Rheinbund-staaten befinden.

Die historischen Gefechtsdarstellungen finden im Bereich der Weinteichsenke – zwischen Markkleeberg-Ost und Wachau – statt.

Ziel ist es aber, dass 2013 Friedensfeuer angezündet werden und als Symbol für die europäische Integration leuchten.

Weitere Informationen unter www.leipzig1813.com

zug auf die Ausstellung vorangestellt sind, u.a. des Schirmherren Herrn Karel Schwar-zenberg, Vizeministerpräsident und Minister für auswärtige Angelegenheiten der Tsche-chischen Republik, kommen Autoren zum Thema der Exposition mit verschiedenen Themen zu Wort.

Neben einem Überblick über die Ereig-nisse in den Tagen der Völkerschlacht wird unter dem Motto „…die für Europas Freiheit kämpfenden Scharen….“ (Auszug aus der Aufschrift auf dem Schwarzenberg-Denk-mal in Leipzig-Meusdorf) auf die Rolle Ös-terreichs im Feldzug 1813 näher eingegan-gen.

Der Autor dieses Beitrages, Oberst Kurt Mitterer im Österreichischen Bundes-heer und Obmann des Salzburger Wehr-geschichtlichen Museums setzt sich mit verschiedenen Auffassungen zu dieser Thematik auseinander und stellt u.a. den Trachenberger Kriegsplan vor. Dieser wird als Grundlage für die strategischen Pla-nungen der Verbündeten für die bei Leipzig zu erwartende Schlacht im Oktober 1813 angesehen und wird in der Ausstellung im Original zu sehen sein.

In weiteren Beiträgen wird die kaiserlich österreichische Armee in ihren Waffengat-tungen näher vorgestellt.

Ergänzt werden diese fundierten Beiträge durch einen Exkurs über Orden und mili-tärische Auszeichnungen des Kaisertums Österreichs zur Zeit der Befreiungskriege – die wichtigsten werden in Bild und Text beschrieben – sowie einen Überblick über die wichtigsten bei der Völkerschlacht bei Leipzig verwendeten Waffen, nicht nur des österreichischen Heeres.

Die Schrift ist reich bebildert und erläu-tert in einem Glossar die im Text enthal-tenen Fachbegriffe.

Die Ausstellung wird am 28. September 2013 eröffnet und soll bis zum 31. Mai 2014 zu sehen sein.Der Eintritt für Erwachsene beträgt 3,- €, für Kinder bis zum vollendeten 14. Lebens-jahr 2,- €.Öffnungszeiten bitten wir der Tagespresse und örtlichen Aushängen zu entnehmen.

Förderverein Historisches Torhaus zu Markkleeberg 1813 e.V.

Rainer BaumannKanzler und Pressesprecher

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10 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

1813 eine Bilanz. Leipzigs Süden im Jahr der Völkerschlacht

Clemens Wilhelm ThiemeDer Schöpfer des Völkerschlachtdenkmals kam aus Borna

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts galt die Völkerschlacht bei Leipzig als die größte Feldschlacht der Geschichte. „Bei Leipzig“ meint zahlreiche Orte des Leip-ziger Südraums, welche deren Vor- und Nachwehen erlebten. Da von Leipzig Wege in alle Himmelsrichtungen abzweigen, ist es ein logistisch und strategisch äußerst wichtiger Punkt. Beabsichtigte man das ge-samte Gebiet zu halten, musste man Leip-zig halten. Dies strebte auch Napoleon an, der zunächst die Elblinie – als natürliche Grenze – sichern wollte. Doch seine Geg-ner überschritten diese Linie im Süden und Norden, so dass Napoleon eine Einkreisung befürchtete. Um nun also die Wege nach Westen offen zu halten, musste er sich nach Leipzig zurückziehen. In solch einer Lage – am Verkehrsknotenpunkt überregi-onal wichtiger Fernhandelswege – befindet sich auch Borna. Unter anderem an der via regia, der Reichsstraße, jener Nord-Süd-Achse die von Rom über Altenburg, Bor-na, Leipzig bis Stockholm führte. Aufgrund dieser Tatsache wurde Borna sowie dessen Umland immer wieder zur Bühne diverser kriegerischer Aktionen und erlebte auch im Jahr der Völkerschlacht ereignisreiche Tage.

Von eben diesem Südraum berichtet die Ausstellung „1813 eine Bilanz. Leipzigs Süden im Jahr der Völkerschlacht“, welche noch bis zum 10. November im Museum der Stadt Borna zu sehen ist. Das Muse-um legt das Jahr 1813 unter die Lupe und beleuchtet die verschiedensten Ereignisse, Wirren und Auswirkungen im Südraum

Clemens Wilhelm Thieme wurde am 13. Mai 1861 in der Roßmarktschen Straße 5 geboren. Sein Vater, Wilhelm Julius Thie-me, diente ab 1850 im 3. Reiterregiment (später Karabinierregiment). 1857 erhielt er das Bürgerecht in Borna, ließ sich als Schneidermeister nieder und wurde 1859 in der Stadtkirche St. Marien mit Friederike geb. Wallner getraut. Clemens, dem ersten gemeinsamen Kind, folgten bis 1865 drei Töchter. Am Haus Roßmarktsche Straße 13, in dem die Familie ab 1863 wohnte, befindet sich eine Gedenktafel an Clemens Thieme. Carl Seffner, der seit frühester Ju-gend mit Thieme befreundet war, hat sie gestaltet. Er hatte Bildhauer werden kön-nen, weil Thiemes Vater sich 1876 diesem Berufswunsch seines Sohnes entgegenge-stellt hatte. Ein Jahr darauf starb der Va-ter, der Siebzehnjährige wurde zum Fami-lienernährer für Mutter und Geschwister. Dennoch fand der junge Mann durch harte Arbeit und Fleiß Wege seinen Wunsch-traum zu leben. Nach der Maurerlehre be-gann er eine Ausbildung zum Bautechniker, die er 1881 erfolgreich abschließen konn-te. Clemens Thieme arbeitete in seinem Beruf, nur abends und in den fürs Bauge-werbe schlechten Wintermonaten konnte er studieren. Trotzdem legte er 1883 das Baumeisterexamen ab, gründete 1885 mit einem anderen Baumeister eine Niederlas-sung, studierte in Dresden am Polytechni-kum Hochbau und wurde 1887 Architekt. Bereits im folgenden Jahr hatte er ein eige-nes Architekturbüro und eine eigene Firma

Leipzigs zwischen der Schlacht bei Großgö-rschen und der Völkerschlacht. Eine Frage schwebt dabei vorherrschend im Raum: Was bleibt letztlich 200 Jahre nach diesen Ereignissen? Zur Beantwortung der Frage werden den Besuchern verschiedene „Stol-persteine“ in den Weg gelegt, um ihnen immer wieder einen Bezug zur Gegenwart anzubieten. So flankieren allgemeine The-men rund um die Völkerschlacht den Kern der Ausstellung: den Südraum Leipzigs. Sogenannte „Nachrichten aus dem Land-kreis“ lotsen den Besucher in den Süden nach Beucha, Frohburg, Rötha, Pegau, Groitzsch bis Seifertshain und zeigen ihm zahlreiche Episoden und faszinierende Ob-jekte aus dem Jahr 1813. Unter anderem ein Feldlazarettbesteck aus Frohburg, Mün-zen aus ganz Europa, Munition, Waffen und Uniformen, aber auch Objekte der Erinne-rungskultur.

Ein digitales Stadtmodell der Bornaer Innenstadt um 1813 veranschaulicht dem Besucher die Situation in der Stadt. Beein-druckende Wandbilder im Comicstil des Künstlers André Martini bringen markant moderne Motive in die Ausstellung und er-möglichen ein Verständnis für die Thematik jenseits der Textebene.

Zusätzlich zur Ausstellung steht für Jung und Alt ein „Spiel- und Aktionszimmer“ mit Spielen aus der Zeit um 1800 zur Verfü-gung, die gern auch getestet werden kön-nen.

Marie Breinl,Museum Borna

gegründet. 1888 wurde Clemens Thieme in die Leipziger Freimaurerloge Apollo auf-genommen. In einer Sitzung des „Vereins für Geschichte Leipzig“, dessen Mitglied er 1892 geworden war, übernahm der jun-ge Mann die Verpflichtung zur Errichtung eines Denkmals an die Völkerschlacht. Trotz aller vorher gescheiterten Versuche war er bereit, dieser großen Aufgabe sein Leben zu widmen – mit seinem Vermögen dafür einzustehen, auf die eigene Firma und eine eigene Familie zu verzichten. Mit Unterstützung seiner Freimaurerfreunde wurde 1894 mit Thieme als Vorsitzenden der „Deutsche Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlacht-National-Denkmals bei Leipzig“ gegründet. Dessen Ziel bestand darin, das ganze deutsche Volk für das Vor-haben zu gewinnen und die Finanzierung sicherzustellen. Im Deutschland des aus-gehenden 19. Jahrhunderts herrsch-te beim Gedenken an die Völker-schlacht keinesfalls Einigkeit. Die deutschen Staaten hatten sich in den napoleonischen Kriegen teilweise als Feinde gegenübergestanden, so war der sächsische Kö-nig zur Völkerschlacht noch mit Napoleon verbündet. Nach vie-len Jahren immenser Arbeit konnte der fer-tige Denkmalbau am 18. Oktober 1913 im Beisein des deutschen Kaisers, des sächsischen Königs und Vertretern aller 1813 siegreichen Nationen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Clemens Thieme bezeichnete ihn in seiner Einweihungsrede als: „Ge-waltiger Zeiten gewaltiges Zeichen! – den gefallenen Helden ein Ehrenmal., – dem deutschen Volk ein Ruhmesmal, – kommenden Geschlechtern ein Mahn-

Vortragsreihe

04.09.2013, 18:00 - 19:30 Uhr „Denk ich an die Völkerschlacht ... – ein Streifzug durch die Erinnerung(skultur)“ Vortrag von Michél Kothe (Vorsitzender des Verbandes Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e.V.) Ort: Bürgerhaus „Goldener Stern“ Borna

07.09.2013, 14:00 - 15:30 Uhr „Das Jahr 1813 in Borna und was die Akten darüber sagen“ Vortrag von Gert Schreiber (Vorsitzen-der des Geschichtsvereins Borna e.V.) Ort: Museum der Stadt Borna

15.10.2013, 18:00 - 19:30 Uhr„Die Völkerschlacht bei Leipzig“ Vortrag von Prof. em. Dr. Hans-Ulrich Thamer (Universität Münster)Ort: Bürgerhaus „Goldener Stern“ Borna

zeichen!“ Es war nicht nur in bildplasti-scher und architektonischer Hinsicht ein äußerst bemerkenswertes Bauwerk, auch technische Neuerungen wurden bei seiner Errichtung angewendet. Mehr über Leben und Werk des viel geehrten Thieme – 1913 wurde er Ehrenbürger Leipzigs und 1938 auch in seiner Heimatstadt Borna – er-fahren Sie bis zum 11. November diesen Jahres auch in einer kleinen Ausstellung im Museum Borna.

Gabriele Kämpfner, Museum Borna

Clemens Thieme vor dem Völkerschlachtdenkmal

Gedenktafel (Foto: Annelie Möschke)

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Auszüge aus der Sonderbeilage der Leipziger Neuesten Nachrichten zur Weihe des Völkerschlachtdenkmals 1913

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Ein Grab am WaldesrandeWer war Jussuf, der Sohn des Mustapha?

Der Röthaer Patrouillenrittdes Rittmeisters Graf Istvan Széchenyi

Auf halbem Weg, zwischen Beucha und Steinbach, unweit des Weilers Klein-beucha, liegt auf einer zirka 163,5 m ho-hen bewaldeten Anhöhe ein Grab, welches an ein nicht alltägliches Ereignis des Jahres 1813 erinnert. Hier wurde im Spätsommer 1813 ein Muslim bestattet. Das Grab ist ein kleiner zirka 4 m langer und 2 m brei-ter Hügel, an dessen Kopf- und Fußende zwei Grabsteine aus Sandstein aufgestellt sind und die einem Sattel ähneln. Noch um 1980 waren Textreste in arabischer Schrift zu erkennen, die besagten: „1813 – Jus-suph, der Sohn des Mustapha, der Groß-mütige und Tapfere“ und „Nichts ist gut außer Gott und Muhammed der Prophet Gottes“

In Vorbereitung auf die 200. Wiederkehr des historisch bedeutsamen Jahres 1813 wurde von 2011 bis 2013 das Tatarengrab neu gestaltet und am 2. Oktober 2012 der Öffentlichkeit übergeben. Das Besondere an diesem Denkmal ist die Tatsache, dass die Bürger von Beucha – also Christen – das Grab und das Andenken an einen Mus-lim 200 Jahre lang über alle ethnischen und religiösen Grenzen hinweg bewahren, betreuen und pflegen. Dies auch als Mah-nung an alle, die religiösen Hass und Krieg im Namen des Glaubens predigen.

Nach Augenzeugenberichten war 1813 ein Kosakenhetmann auf dem Beuchaer Rittergut einquartiert worden. Großes Auf-sehen riefen bei den Dorfbewohnern die vielen mitgeführten seidenen Betten bzw. Kissen sowie seine 10 prächtigen Pferde hervor. Da der Offizier an Typhus (damals

Schon seit Jahren organisiert im Oktober eines jeden Jahres der Stadt- und Heimat-verein Rötha einen Patrouillenritt. Dieser hat seinen festen Platz in den Darstel-lungen bezüglich der Völkerschlacht gefun-den. Er erinnert an ein scheinbar neben-sächliches Ereignis während dieser Tage, welches aber letztendlich zum siegreichen Ausgang der Völkerschlacht beigetragen hat.

Am 17. Oktober fiel die Entscheidung über die Weiterführung der Kampfhand-lungen am 18. Oktober. Schwarzenberg wurde beauftragt, einen genau abgestimm-ten Angriffsplan aller verbündeten Armeen zu erarbeiten und diesen zuzustellen. Frei-willig übernahm der ungarische Rittmeister Graf Istvan Széchenyi diesen verantwor-tungsvollen Auftrag.

Am 17. Oktober gegen 21:00 Uhr star-tete er sein waghalsiges Unternehmen in Rötha und überbrachte den Angriffsbefehl an alle verbündeten Armeebefehlshaber. Er muss wie ein Teufel geritten sein, denn am Morgen des 18. Oktober konnte er Schwar-zenberg die erfolgreiche Durchführung des Auftrags melden, obwohl sich die Überga-be des Befehls an Bernadotte, dem schwe-dischen Thronfolger schwierig gestaltet hatte. Doch am 18. Oktober 1813 gegen 8:00 Uhr erhält er in Breitenfeld auch von Bernadotte die bestätigende Unterschrift bezüglich des Erhalts. Für diesen erfolg-reichen Ritt wurde er zum Kapitän beför-

sprach man auch von Lazarettfieber) er-krankte, wurde er wegen der Gefahr einer Ansteckung in ein abgelegenes Gehöft gebracht, wo ihn sein Leibdiener und der Schulmeister, Christian Gottlieb Winkler, bis zum Tode pflegten. Sein letzter Wunsch war gewesen, an einer Stelle begraben zu werden, an der man seine Ruhe nicht störte. So hoben die Beuchaer Bauern sein Grab auf obengenannter Anhöhe bei den Lämmerbirken aus und er soll – in das grü-ne Tuch des Propheten Mohammed gehüllt – auf seinem Pferd sitzend, begraben wor-den sein.

Dann sollen Franzosen am 10. Oktober dabei gewesen sein, das Grab zu schänden und zu zerstören. Der mit einer mosaikar-tigen Verzierung versehene Grabhügel sei bereits zerstört gewesen, da seien sie von den anrückenden Verbündeten vertrieben worden. Diese Darstellung passt gut zu dem Ablauf der Kampfhandlungen jener Tage.

Noch 25 Jahre lang, so die Überliefe-rung, haben Verwandte des Yussuf das Grab gepflegt und die zwei Grabsteine mit den Inschriften gesetzt. Und bis heute ist es für die Beuchaer selbstverständlich die Er-innerung an Yussuf wach zu halten und das Grab zu pflegen. Noch 1963 konnte man die in lateinischen Buchstaben geschrie-benen Worte ‚1813 – Roku Wachschef‘ auf der einen Grabplatte entziffern.

Parallel zur Restaurierung des Tataren-grabes versuchen Mitglieder des Heimatver-eins des Bornaer Landes das Geheimnis um das Grab und Yussuf zu lüften. Bisher kann festgehalten werden: Yussuf war der Sohn eines Mustapha: „Roku“ – ein polnisch-li-tauisches Wort – steht für Jahr und bezieht sich auf 1813, die Grablege entspricht mo-hammedanischen Traditionen, Yussuf war zum Zeitpunkt der Völkerschlacht schon tot. Aus den Überlieferungen geht weiter-hin hervor, dass das Grab, wahrscheinlich 1913 und 1938, restauriert worden ist.

Am Samstag den 6. April 2013 führte der Heimatverein ein internationales Sym-posium und einen Jugend-Workshop in Borna durch. In Auswertung der Tagung wird festgehalten: Der tatarische Offizier Jussuf mit seiner Einheit muss nicht un-bedingt ein Angehöriger der russischen Armee gewesen sein. Tatarische Reiter aus Polen-Litauen waren sowohl in der Napo-leonischen Armee als auch in den Armeen der Alliierten zu finden. Schon seit der pol-

nisch-sächsischen Doppelmonarchie Au-gust des Starken dienten in der sächsischen Armee Tataren.

Friedrich II. von Preußen wollte 1761 mit dem Krimchanat ein militärisches Bündnis gegen Russland abschließen und um 1800 dienten einige tausend muslimische Tat-aren in der preußischen Armee.

Da die Angehörigen Yussufs noch 25 Jahre lang sein Grab gepflegt haben und das Wort „roku“ polnisch-litauische Wur-zeln hat, kann geschlossen werden, dass es sich bei „Yussuf“ um einen „Lipka-Tataren“ gehandelt hat, da „Roku“ bei den Tataren an der Wolga und auf der Krim unbekannt ist. Lipka-Tataren sind noch heute in Polen, Litauen, der Ukraine und Weißrussland eine ethnische Minderheit.

Nicht auszuschließen ist die These, dass diese Tataren als Angehörige der polnischen Legion unter Poniatowski gekämpft haben, da nach der Teilung Polens große Gebiete Litauens und Polens an Russland gefallen waren.

Doch weitere Fragen bleiben offen: Wer war der Steinmetz, der damals fähig war, die Grabinschriften in arabischer Schrift anzufertigen? Wer übersetzte sie dann ins Deutsche?

Ebenso bleiben einige Vermutungen. Für den Aufenthalt Yussufs in Beucha könnte ein Zeitraum zwischen März und Mitte Sep-tember 1813 in Frage kommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann ausgeschlossen werden, dass Yussuf ein Russe oder ein Kosak war. Ob es sich bei Yussuf um einen Angehörigen einer baschkirischen Einheit in der russischen Armee handelt, ist nicht auszuschließen. Da jedoch die bekannten Beschreibungen von baschkirischen Krie-gern bezüglich Aussehen und Bekleidung aus dem Jahr 1813 sehr genau sind, muss davon ausgegangen werden, dass der Name „Tatarengrab“ ursächlich ist, denn sonst hätte man von jeher von einem „Baschkirengrab“ gesprochen.

Trotzdem bleibt noch vieles offen: Woher kam Yussuf? Kam er aus Mittelasien, Polen, Litauen, Weißrussland oder einem anderen Land? Wer war Yussuf? Ein Baschkirische, Tatar, Kosake oder gehörte er einer anderen Nationalität an? Welchen Rang besaß Yus-suf? Diente er in der russischen, österreichi-schen, preußischen oder gar französischen Armee?

Helmut Hentschel

Tatarische Teilnehmer des Symposiums am Tatarengrab

dert. Doch eine weitere Karriere in der Ar-mee blieb ihm versagt und er nahm 1827 seinen Abschied.

Nun wandte er sich der Politik zu. Er wurde ein gemäßigt-liberaler Vorkämpfer der bürgerlich-demokratischen und wirt-schaftlichen Umgestaltung Ungarns. 1825 war er Mitbegründer der Ungarischen Aka-demie der Wissenschaften. 1818 enga-gierte er sich für Vereinigung von Buda und Pest zu Budapest, was dann auch 1839 geschah. Auch die „Széchenyi-lánchíd (Kettenbrücke)“, die älteste Brücke über die Donau, trägt seinen Namen. Viele weitere Aktivitäten, wie die Gründung der Handelsbank, die Donau- und Theis-Re-gulierung, die Belebung von Wirtschaft und Kultur sind sein Verdienst. Doch man warf ihm auch Konservatismus und Loya-lität zum Hause Habsburg vor. Er wurde bespitzelt und seine Wohnung durchsucht. Seine letzte Tagebucheintragung vom 22. März 1860 lautet „Sie werden mich zum Tode quälen. Ich muss mich dem entzie-hen.“ Am 8. April wurde der „größte Un-gar“, wie ihn sein bekannter Zeitgenosse und Gegenpart Lajos Kossuth nannte, tot aufgefunden.

In der sozialistischen ungarischen Ge-schichtsschreibung wurde Széchenyi weit-gehend übergangen. Doch seine schon 1978 erschienenen Tagebücher waren im Nu vergriffen.

Helmut Hentschel

Kunstvolle Einrichtung in exemplarischer Auswahl

Eine Ausstellung in Rötha bei Leipzig erinnert ab dem 8. September 2013 an das Hauptquartier der Alliierten während der Völkerschlacht

„Bereits zum 100. Jahrestag der Völkerschlacht im Jahr 1913 wurde das Zimmer durch die Schlossbesitzer, Familie von Friesen, mit einer Neuein-richtung unter Einbeziehung zahlreicher originaler Stücke aus der Napoleonzeit als Erinnerungsort an das Hauptquar-tier in Rötha manifestiert“, erklärt Dr. Sabine Schneider, Kuratorin der Ausstellung. Mit der Enteignung der von Friesens blieb der Ausstellungscharak-ter des Verbündetenzimmers zunächst noch erhalten, bis das Schloss 1969 gesprengt wurde. Das Interieur – das gesamte Mobiliar, wandfester Dekor sowie die künstlerische Ausstattung – konnte durch Auslagerungen gerettet werden: „Teile wurden im Burgmuseum Gnandstein der Öffentlichkeit präsen-tiert, der Hauptteil jedoch verschwand in Archiven“, weiß die Kuratorin.In der Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA – Hauptquartier zur Völkerschlacht“ kann nun die kunstvolle Einrichtung des Verbündetenzimmers in einer exem-plarischen Auswahl erstmals wieder zusammengeführt werden. Gezeigt werden neben zahlreichen Möbelstü-cken unter anderem ein Faksimile der Order Kaiser Franz I., die wertvolle Frie-sensche Bibliothek zu schonen sowie kostbare Bücher aus der damaligen Bibliothek. (Fortsetzung Seite 14)

Die Széchenyi-lánchíd (Kettenbrücke) in Budapest, benannt nach dem Rittmeister

Das 1938 museal hergerichtete Ver-bündetenzimmer, Ort der Entschei-dungen der alliierten Kräfte während der Völkerschlacht, soll im Erinne-rungsort ausgestellt werden.

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1813 – Die Tage von RöthaDie geheimen Beratungen im Schloss Rötha

Jedes Jahr im Oktober erinnern Traditi-onsverbände mit ihren Kampfdarstellungen an die napoleonischen Kriege und die Völ-kerschlacht bei Leipzig. Daneben gibt es auch Vereine und Interessengruppen, die durch ihre intensive Forschungsarbeit dazu beitragen, die regionalen Ereignisse wäh-rend dieser Zeit aufzuarbeiten. In Rötha sind dies der Förderverein sowie der Stadt- und Heimatverein. Ihr Ziel ist es, die zen-trale Bedeutung von Schloss und Stadt Rötha im Jahr 1813 zu erforschen.

Schon im Vorfeld der Schlacht bei Großgörschen wurden in und um Rötha Streitkräfte der Alliierten aktiv. Am 30. April berieten die Oberbefehlshaber der verbündeten Armeen – Wittgenstein und Blücher – im Schloss. Blücher plante hier sein Hauptquartier aufzuschlagen, da zwi-schen Rötha und Zwenkau ca. 40.000 Mann Infanterie, 8.800 Mann Kavallerie und 180 Geschütze aufmarschiert wa-ren. Doch dazu kam es nicht. Dann am Abend des 2. Mai überbrachte ein Kurier dem Kommandanten des in Rötha zurück-gebliebenen Blücher‘schen Troß den Be-fehl, sich zurückzuziehen. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen kam immer mit seinen beiden Söhnen. Den Einwohnern versicherten die Preußen, dass die Russen weiterkämpften und sie nur eine Umgrup-pierung durchführen. Doch in Wahrheit war es eine ungeordnete Flucht. Danach war Ruhe bis Ende August. Dann bezog der Marschall Lefébvre-Desnouettes mit 6.500 Mann Kavallerie, 1.500 Infante-risten und 8 Geschützen Stellung in Rötha.

Lefébvre wohnte im Schloss, während sei-ne Einheiten hinter dem heutigen Rosental ihr Basislager hatten. Um den 12. Okto-ber zeichnete sich ab, dass Schloss und Stadt Rötha zum „strategischen Zentrum“ der bevorstehenden Schlacht werden. Hier trafen sich Kaiser Franz I. von Österreich, Zar Alexander I. von Russland und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zu Be-ratungen mit ihren Generälen, Diplomaten und Gesandten Europas. Während Franz I. und Alexander I. im Schloss wohnten, blieb Friedrich Wilhelm III. in Magdeborn-Gruna.

Von den weiteren Persönlichkeiten, die in Rötha nachweisbar sind, bzw. zeitwei-lig Quartier bezogen hatten, sind zu nen-nen: der Oberbefehlshaber der Alliierten Fürst Schwarzenberg; Fürst Repnin, der nach der Völkerschlacht Generalgouver-neur in Sachsen wurde; der persönliche Adjutant des Zaren Fürst Woronzow, spä-ter Befehlshaber der russischen Streitkräfte in Wellingtons Armee; die schwedischen Grafen Löwenhielm; Fürst Anton Heinrich Radziwill, polnischer und preußischer Poli-tiker, während des Wiener Kongresses per-sönlicher Berater des Zaren; der Staatsrat Anstetten – er gehörte zum engen Berater-kreis des Zaren, unterschrieb das Traktat von Kalisch und nahm am Wiener Kon-gress teil; der britische General Cathcart, Diplomat und Gesandter bei Alexander I.; Fürst Barclay de Tolly, (Kriegsminister und Kommandeur der Ersten Armee); Wilhelm von Humboldt, Beauftragter des Königs von Preußen; Graf Cancrin, Gene-ralproviantmeister der russischen Armee

und natürlich Metternich österreichischer Außenminister, der seit dem Frühjahr eine politische Schlüsselfunktion innehatte.

Am späten Nachmittag des 17. Okto-ber 1813 kommt es im Schloss Rötha zu der denkwürdigen Geheimberatung, die über die weiteren Geschicke Europas ent-schied. Dass es sich um eine Geheimbe-ratung gehandelt haben muss, lassen die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen in und um das Schloss erkennen. Über Inhalt und Bedeutung der Beratung gibt es nur wenige Verlautbarungen und es können nur Vermutungen angestellt werden. Auf jeden Fall ging es um das Waffenstillstandsange-bot Napoleons und die Weiterführung des Kampfes.

Der damalige Friesensche Hofgärtner Klein, der die russische und wahrschein-lich auch französische Sprache beherrsch-te, überliefert uns die folgenden Episoden und Geschichten:

Mitte April hatte der Artillerieoberst Lieb-stein und seine Einheit in Rötha Quartier bezogen. Wie zu erwarten, kam es auch zu Reibereien zwischen den Soldaten und Röthaer Bürgern wie aus einem Protokoll ersichtlich wird: Am 14. April hatte der Glaser Schlenzig den bei ihm im Quartier liegenden Soldaten geprügelt, wofür er tot- geschossen werden sollte. Schlenzig kann entfliehen. Darum soll sein Haus demoliert werden. Da Schlenzig sich selbst stellt wird die Strafe dahin gemildert, dass er an den Pranger gestellt und mit Ruthen gepeitscht werden sollte. Auf vieles Bitten der Röthaer Bürger wurde seine Strafe dahingehend ge-mildert, dass ihn Oberst Liebstein nur eine Ohrfeige gab.

Über Kaiser Franz I schreibt er: „… Er schritt wie ein guter Vater unter seinen Kin-dern hier im Schlosse und Garten umher. Fern vom Getümmel der Schlacht, fragte er nach allem was fragens nur einigermaßen wert war. Als er die mit der Zeit etwas un-ansehnlich gewordene Gartenmauer sah, forderte der Kaiser mich scherzend auf, ihn in Schönbrunn zu besuchen. ‚… Komm halter mal nach Wien, da will ich dir in Schönbrunn meine Mauer zeigen.‘“

Anders seine Charakterisierung des rus-sischen Zaren. Er schildert ihn als bedeu-tende, resolute Persönlichkeit. Wenn er kam, wurden oben im Saale die Karten ausgebreitet, um die die Generalität herum stand. Es wurde gefragt, geraten und der keinen Widerspruch duldende Kaiser be-

hielt sich die letzte Entscheidung vor, auch wenn diese folgenschwer war. Für einen Kaiser konnte eben der „Blutzoll“ nicht hoch genug sein, wie einer seiner Generäle bestätigte.

Ob sich nun die folgende Geschichte so zugetragen hat, ist zu hinterfragen: Mutter Schirmer stand kurz vor einer Entbindung. Ihr Haus, welches unweit des Schlosses stand, war mit Einquartierungen überfüllt. Sie wurde von rohen Russen grausam be-handelt und die hohe Treppe hinunterge-stürzt. Es war ein Wunder, dass ihr nichts Schlimmes geschah. Sie erhebt sich und läuft ins Schloss und verlangt den gerade anwesenden Kaiser, wird aber nicht vorge-lassen. Sie lässt sich nicht abweisen und schließlich lässt sie der Kaiser doch vor. Dieser hört sie an und verspricht ihr Ge-rechtigkeit widerfahren zu lassen. So be-ruhigt entlässt sie Alexander I. Er verurteilt den Übeltäter zur Knute und befielt, das Urteil sofort zu vollstrecken. Dies sieht die Schirmerin und ist entsetzt, denn sie hört, dass der Delinquent zu Tode gepeitscht werden soll. Laut schreiend bittet sie um Gnade für ihren Übeltäter, die ihr gewährt wird. Die einquartierten Russen verlassen ihre Wohnung und ein schwer verwundeter russischer General kommt zur Pflege in ihr Haus. In Ruhe kann sie nun ihrer Entbin-dung entgegensehen und auch der General gesundet schnell unter ihrer Fürsorge.

Auch die folgende Episode kann nicht aus der Luft gegriffen sein: König Friedrich Wilhelm III. von Preußen kam immer mit seinen beiden Söhnen. Er nahm allemal drei Stufen, wenn er die Schlosstreppe hi-naufstieg und alle seine Kinder ihm nach. „…Der Kronprinz, aber machte mir viel Not. Ich hatte einen fürchterlichen Ket-tenhund, der zwar wachsam, aber wie ein junger Löwe war und niemand zuließ, mich kaum selbst. Nun hatte der Kronprinz auch einen starken, schönen Hund, und eben als die jungen Herrschaften, die sich im-mer beieinander hielten, die große Schloss- treppe herunter kamen, packte sein Hund den meinigen. ‚Ihre Königl. Hoheit! Mein Hund reißt den Ihrigen in Stücke!‘ schrie ich laut, als auch der Kronprinz schon zwi-schen beide springt, den einen hüben, den anderen drüben packt und beide ausein-anderreißt. Der meinige kroch in die Hütte und murrte nicht, der andere hatte es aber auch satt und kam nicht wieder…“

Helmut Hentschel

Ermöglicht wird die Ausstellung durch einen Leihvertrag, den der Erbe Heinrich Freiherr von Friesen mit dem Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. am 21. Februar 2012 geschlossen hatte. Die Eröffnung der Ausstellung wird anlässlich des Tags des offenen Denkmals am 8. September 2013 im Beisein der sächsischen Staatsministe-rin für Soziales und Verbraucherschutz Christine Clauß erfolgen. „Die Ausstel-lung soll voraussichtlich bis 2017 in der Patronatsstube im Nordanbau der Marienkirche in Rötha gezeigt werden, die als einziger noch authentischer Ort der Adelsfamilie von Friesen gilt“, erklärt Walter-Christian Steinbach, Vorstand des Fördervereins Rötha. „Auf Dauer ist die Errichtung eines Gedenk- und Erinnerungsortes Schloss Rötha am ehemaligen Standort des Schlosses vorgesehen, dessen zentraler Bestandteil die Ausstellung des Ver-bündetenzimmers und die Präsentation der von Friesenschen Bibliothek sein wird“, so Steinbach. Ein von der Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse unterstützter Architekturwettbewerb „Zukunft durch Erinnerung“ zur Gestal-tung des Gedenkpavillons war im Juni 2013 beendet und seine Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

PM

Die erste Bauphase zur denkmalge-rechten Sanierung des Schlossparks Rötha ist abgeschlossen. Das vom Förderverein Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V. initiierte Projekt umfasste Maßnahmen in Höhe von178.000 Euro. „In der ersten Bauphase zwischen Januar und August 2013 wur-den unter anderem Bäume entlang der ehemaligen Hauptachse gefällt, Neupflan-zungen der Nord-Süd-Allee mit 70 Linden und Eichenalleen außerhalb des Parks vorgenommen, der Teichablauf saniert und eine Brücke nach historischem Vor-bild errichtet“, erklärt Vereinsvorsitzender Walter Christian Steinbach.Die 15 Kilometer vor Leipzig gelegene Stadt Rötha erlangte während der Völker-schlacht Bedeutung für die europäische Geschichte: Im Schloss zu Rötha hatten die gegen Napoleon alliierten Monarchen ihr Hauptquartier aufgeschlagen.Die Übergabe des Parks an die Röthaer Be-völkerung erfolgt am 14.09.2013 ab 17 Uhr bei einem Parkfest mit einer „Nacht der 1.000 Kerzen“. Ein Gedenktreffen mit Repräsentanten deutscher und europä-ischer Adelshäuser, deren Vorfahren 1813 an den strategischen Entscheidungen der Völkerschlacht maßgeblich beteiligt wa-ren, wird vom 16. bis 19.10.2013 in Leipzig und Rötha stattfinden.

PM

u. a. Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg (Gemälde von Johann Peter Krafft)Repro Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Ausstellung „SCHLOSS RÖTHA – Hauptquartier zur Völkerschlacht“ in der Patronatsstube der Marienkirche in Rötha zeigt u.a. Kunstgegenstände aus dem sogenannten „Verbündeten-zimmer“

Neugestaltung des Schlossareals, Siegerentwurf

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Die Steine von Dr. Theodor ApelMahnung und Erinnerung an das Schlachtfeld

Sechs Apelsteine stehen auf Markklee-berger Flur – vom Leipziger Kaufmann, Dichter und Pfleger der Stadtgeschichte Dr. Theodor Apel (1811-67) auch als Mark-steine bezeichnet, geben sie Auskunft über die Standorte der an der Völkerschlacht bei Leipzig beteiligten Armeeeinheiten. 44 Steine wurden noch unter Dr. Theodor Apels Ägide gesetzt.

Die meisten Marksteine ließ er anlässlich des 50. Jahrestages der Völkerschlacht auf eigene Kosten setzen, weitere kamen nach der Wende hinzu, wurden um- oder neu gesetzt, u. a. bedingt durch die Überbagge-rung der Orte Cröbern und des Vorwerkes Auenhain.

Da Dr. Theodor Apel ausdrücklich ge-wünscht hat, dass diese Tradition fortge-setzt wird, nahmen sich engagierte Leip-ziger und Vereine über Markkleebergs Stadtgrenze hinaus diesem Vermächtnis an. Sie übernehmen auch die Pflege, bzw. den Erhalt der Steine und die sie umge-benden Anlagen.

Im von ihm 1863 herausgegebenen Büchlein „Führer auf die Schlachtfelder Leipzigs im October 1813 und zu den Marksteinen.“ beschreibt er deren Stand-orte und erzählt darin, weshalb er zwei Ar-ten anfertigen ließ: Steine mit einem run-den Abschluss tragen den Großbuchstaben N und eine ungerade Zahl, sie bezeichnen eine Stellung der Truppen Napoleons. En-den die Steine spitz, sind sie mit einem V und einer geraden Zahl bezeichnet, werden Stellungen der Verbündeten angegeben.

Dr. Theodor Apel kennzeichnete damit „die wichtigsten Momente und Actionen des Leipziger Schlachtfeldes.“ Eine Ausnahme bildet dabei Apelstein Nr. 47, er erinnert an die Truppen von Graf Weißenwolf und war früher mit Nr. 3 bezeichnet, er sollte eigentlich mit einer geraden Nummer ver-sehen sein, wie es dazu kam konnte nicht ermittelt werden.

In seinem Büchlein schreibt er: „Der Be-sucher eines Schlachtfeldes betritt dassel-be jedenfalls in der Absicht, die Eigenthüm-lichkeit des Terrains kennen zu lernen, auf welchem die furchtbaren Kämpfe stattfan-den, dessen Beschaffenheit und Gestaltung so oft die Ursachen von Siegen und Nieder-lagen wurden, die ohne genaue Kenntnis desselben unerklärlich geblieben wären. Auch der Laie in der Kriegskunst empfin-det das erhebende Gefühl des Verweilens auf einem Boden, welchen die Geschich-te geheiligt hat. Für ewige Zeiten. Es wird zur Ehrenpflicht der Bewohner solchen ge-schichtlichen Bodens, dem Besucher von nah und fern seinen Gang durch die denk-würdigen Fluren zu erleichtern, um Nichts zu versäumen, was ein möglichst treues Bild von den Grossthaten beleben kann, welche die Vergangenheit hier vollbringen sah. Der Zeitraum eines halben Jahrhun-derts hat in der Schlachtenberühmten Um-gegend Leipzigs viel, sehr viel geändert. Wälder wurden gelichtet, Strassen und Flussbetten verlegt, Teiche ausgetrocknet, und blühende Dörfer und Gärten stiegen empor, wo die furchtbarste Verwüstung die trostloseste Zukunft erwarten liess. Nur die wogenförmigen Höhenzüge meistens von Morgen nach Abend sich erstreckend, die so einflussreich auf den Verlauf der Kämp-fe vom 14. bis 16. October 1813 waren, diese allein sind geblieben und gewähren uns noch heute Umsicht und Einsicht in die flachen, Thalähnlichen Vertiefungen, in welchen hauptsächlich die Schlacht tobte.Wichtig ist es die Stellen zu bezeichnen, von denen aus am leichtesten der Ueberblick auf den Schauplatz der hervorragendsten Ereignisse gewährt wird. Wichtiger viel-leicht wird der Hinweis auf die Punkte,

welche die Anführer mit ihren Heerhaufen einnahmen, die am Entscheidensten in das Getriebe der Schlacht eingriffen. Kai-ser Napoleon I. hatte bekanntlich die vor ihm aufgerollten Karten mit bunten Nadeln besteckt, um dadurch die Stellungen der eigenen Heere, sowie die seiner Feinde, sich möglichst zu versinnbildlichen.“

In diesem 1863 verfassten Büchlein hält er weiterhin fest, dass, „wenn er das Schlachtfeld besuchte, er das dringende Bedürfnis habe, die Einsicht in das selbe sich dadurch zu erleichtern, dass er die Stellungen der Heerhaufen durch Steine bezeichnete, welche den Namen des Füh-rers, der hier befehligte, die Anzahl seiner Truppen, den Namen der Schlacht, in wel-cher sie auftraten, die genaue Angabe der Himmelsgegenden und der Front erhielten. So entstanden die von ihm auf mehreren Punkten des Schlachtfeldes gesetzten Marksteine. Der Raum auf den Markstei-nen gestatt freilich nur wenige kurze No-tizen (...).“ Dr. Theodor Apel „glaubt nur dem Wunsche des am Markstein Verwei-lenden zu entsprechen, wenn er eine kur-ze biographische Skizze der hier gezeich-neten Helden, soweit die Nachrichten zu erlangen waren, bietet und auch die Frage beantwortet die gewöhnlich von den Besu-chern an ihn gerichtet wurden.“

Ihm liegt sehr daran „vor-züglich um geschichtliche Wahrheit zu thun und fordeert Jeden auf, sich ihm durch Nachweis von Irrthümern zu verpflichten. Wer für einen seiner Mark-steine einen eigenen Platz kennt, wird sich ein Ver-dienst um die Markierung erwerben, wenn er den Beweis dafür zur Kenntnis des Verfassers bringt. Eben-sowohl wird man demselb-em auch verzeihen, wenn er Forderungen, deren Erfüllung unmöglich, nicht berücksichtigen kann. Es hat sich he-rausgestellt, dass die Aufstellung der Mark-steine an möglichst besuchten Wegen die wünschenswertheste ist, da den Eigent-hümer der Felder nicht zugemuthet wer-den kann, grosse Opfer zu bringen; eben-so mag man die Besucher des Schlacht-feldes berücksichtigen, die einen nahe am Wege stehenden Markstein gern und mit Aufmerksamkeit betrachten, während

unbequeme Feldwege und ermüdendes Hin- und Herstreifen als zu beschwerlich in der Regel, gescheut werden. Voll des freudigen Dankes erkennt der Verfasser die Bereitwilligkeit an, mit welcher die Grund-eigenthümer den für jeden Markstein erfor-derlichen Raum uneigennützig, ohne die geringste Entschädigung zu beanspruchen, überliessen und theilweise mit freund-lichen Anlagen schmückten. Noch zu er-wähnen ist, dass sämtliche französische Stellungen bezeichnende Marksteine einen runden Kopf tragen, während die den Ver-bündeten angehörigen in eine Spitze aus-laufen, damit der Wanderer schon von fer-ne erkenne, welche Partei durch denselben vertreten ist. Die Marksteine selbst sind nach den Schlachtfeldern eingetheilt.“

Der runde Abschluss der Steine symboli-siert den Hut Napoleons und die den Stein- abschluss bildende Pyramide ein auf dem Kopf stehendes V als „Eselsbrücke“, um gleich auf den ersten Blick unterscheiden zu können, für welche kämpfende Seite der Stein jeweils gesetzt worden ist. Je nach fi-nanzieller Lage wurden die Apelsteine aus haltbarem Granit oder dem damals preis-werteren Sandstein gefertigt.

Quelle: Dr. Theodor Apel, „Führer auf die Schlachtfelder Leipzigs im October 1813 und zu deren Marksteinen“ Verlag Albert Hoff-mann, 1863; Rein-hard Münch, „Mark-steine und Denkmale der Völkerschlacht in und um Leipzig“, Verlag Dr. Barthel, 2. Auflage, 2000.

Annett Stengel

Apelstein Nr. 47 im Gelände des Seeparks Auenhain

Apelstein Nr. 4 auf der Crostewitzer Höhe, nahe Markkleeberger See

Apelstein Nr. 11 auf dem Kellerberg Apelstein Nr. 4, Crostewitzer Höhe

Apelstein Nr. 49 am Eingang des Friedhofes Markkleeberg-Ost

Apelstein Nr. 1 Bornaer Chaussee (gegenüber Gewerbegebeit)

Apelstein Nr. 50 vor dem Torhaus Markkleeberg

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20 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

September 2013

seit 30. April - 10. November 2013 Landkreisausstellung „1813. Eine Bilanz – Leipzigs Süden im Jahr der Völker-schlacht“ Museum der Stadt Borna

1. September - 5. November 2013 „Köpfe von 1813“ – Malerei und Zeich-nungen von Dietrich Wenzel Schloss Markkleeberg

4. September 2013 - 5. Januar 2014 Ausstellung „Helden nach Maß“Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

8. September (10:00 Uhr) Spaziergang durch Dölitz 1813 mit Schlossherrin Johanna v. WincklerTorhaus Dölitz (www.bv-doelitz-online.de)

8. September (11:00 Uhr) Auf den Spuren der Völkerschlacht in Liebertwolkwitz / RundgangMarktplatz in Liebertwolkwitz

(www.vhs-leipzig.de)

8. September (11:00 - 15:00 Uhr) Ausstellungseröffnung Patronatsstube „Schloss Rötha – Hauptquartier zur Völ-kerschlacht“St. Marienkriche Rötha

12. September (19:00 Uhr) „Napoleon und die Deutschen“ – Vortrag Uwe Freudenthal, Michél KotheVHS Leipzig (www.vhs-leipzig.de)

12. - 15. September 200 Jahre Völkerschlacht in Lindenau Historischer Markt und Volksfest, Kranz-niederlegung, Biwak, Gedenkgottesdienstwww.voelkerschlacht-leipzig.de

13. - 15. September Festwochenende in Beucha: „200 Jahre Völkerschlacht. 100 Jahre Völkerschlacht-denkmal und Beuchaer Granit“

14. September (17:00 Uhr) Übergabe des restaurierten Schlossparks Rötha, ab 18 Uhr Schlossparkfest „Nacht der 1000 Kerzen“

Beginn: 12:00 Uhr Einlass 10:00 Uhr

Weinteichsenke Markkleeberg zwischen Markkleeberg Ost und Wachau,

Zugang über Bornaische Str. Markkleeberg / Rilkestraße Markkleeberg,

Gewerbegebiet Wachau (Südring), Wachauer Str.

10:00 - 12:00 Uhr

Vorprogramm mit historischem Markt

11:00 - 11:30 Uhr

Buchverkauf und Signierstunde mit Sabine Ebert

12:00 Uhr Gottesdienst

Vom 17.-20. Oktober demonstrieren die historischen Darsteller aus 17 Nationen täglich ab 10:00 Uhr in den Biwaks le-bendige Geschichte. Die Besucher er-leben hautnah authentische Uniformen und Ausstattungen, Lagerabläufe und Lebensumstände der Soldaten des frü-

21. September (16:00 Uhr) ... aber tausendstimmig war der Nachhall des blutigen Kampfes – szenische Wan-derungen mit der Pfarrerstochter Auguste VaterSanitäts- und Lazarettmuseum

(www.kuhstall-grosspoesna.de)

24. September (18:00 Uhr) „Völkerschlachtgedenken auf alten An- sichtskarten“ – Buchpremiere / VernissageRathaus Großpösna

(www.kuhstall-grosspoesna.de)

28. September 2013 - 31. Mai 2014 Ausstellung „Die Österreicher in der Völ-kerschlacht bei Leipzig“Schloss Markkleeberg

29. September (11:00 Uhr)Neueröffnung Sanitäts- und Lazarettmu-sem Seifertshain, stündliche FührungenSoziokulturelles Zentrum KuHstall e. V.

Großpösna

Oktober 2013

4. Oktober (18:00 Uhr) „Waffen der Völkerschlacht“ – Rundtisch-gespräch der Waffensammler Torhaus Markkleeberg (www.leipzig1813.com)

11. - 12. Oktober „Das Mysterium des 17. Oktobers 1813“ Vortrag und aktives Wargaming von Kevin Zucker (USA)Torhaus Markkleeberg (www.leipzig1813.com)

11. bis 13. Oktober Wissenschaftliche Konferenz „Das Jahr 1813 in numis“ Sächsische Numismatische Gesellschaft,

Geithainer Heimatverein e. V.

12. Oktober Völkerschlachtgedenktag in und um das Heimatmuseum Rötha mit Patrouillen-Ritt um Rötha (ab 11 Uhr), abendlicher Rei-terball (20 Uhr) in der Museumsscheune Liebertwolkwitz

14. Oktober (19:30 Uhr) musikalischer Auftakt der Erinnerungs-woche in der Auenkirche Markkleeberg

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GEWERBEGEBIET WACHAU

MARKKLEEBERG

WACHAUTribüne A

Tribüne B

Tribüne C

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FRANZOSEN UND VERBÜNDETE

ALLIIERTE

Gefechtsfläche

HÄNDLERMARKT

Veranstaltungsfläche

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Stehplätze

Stehplätze

Stehplätze

Historische Gefechtsdarstellung 20.10.2013 auf dem Gelände der WEINTEICHSENKE zw. MARKKLEEBERG OST und WACHAU

Tribünen bestuhlt - freie Platzwahl

EingängeErwachsener Stehplatz - freie PlatzwahlFamilienkarte Stehplatz - freie Platzwahl

Haltestelle Shuttle/ ÖPNV

„Festliches Konzert“ mit dem Posau-nen-Quartett der Mitglieder des Gewand-hausorchesters (www.leipzig1813.com)

16. Oktober (8:00 Uhr) Friedensgebet von Schülerinnen und SchülernSt. Laurentiuskirche Markranstädt

(www.kirche-leipzig.de)

16. - 20. Oktober 2013 „Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahr 1813“ – Zivilhistorische Darstellung eines Dorfes zur Zeit der Völkerschlacht

19. Oktober Biwak, Konzert mit dem Donkosakenchor historischer Gutshof und Kirche Portitz

19. Oktober (10:30 Uhr) Ökumenischer Gedenkgottesdienst mit den Bischöfen Jochen Bohl und Dr. Heiner Koch unter Mitwirkung des Thomanerchors in der St. Georgenkirche Rötha; im Anschluss: „Familientreffen“ mit den Nachfahren der 1813 im Schloss beratenden Monarchen und Gedenken am ehemaligen Schloss Rötha

19. Oktober Kranzniederlegung an den polnischen und österreichischen Gedenktafeln am Torhaus Dölitz (15:00 Uhr); Historische Militär-musikparade (ab 15:15 Uhr) mit drei Orchestern aus Deutschland und Polen, Torhaus Dölitz; „Ball der Nationen“ (ab 19:30 Uhr) im Festzelt am Torhaus Dölitz

19. Oktober (Einlass 18:13 Uhr / Beginn 19:00 Uhr) Monarchenball im Parkschloss (ehemalige Parkgaststätte) agra-Park Leipzig-Mark-kleeberg im Dresscode des frühen 19. Jahrhundertswww.saxonia-catering.de oder www.eventim.de

19. - 20. Oktober Historischer Markt in den Hallen I und II des agra-Geländes Leipzig-Markkleeberg

31. Oktober „200 Jahre Franzosengrab“, u. a. Vorträge und militärhistorische Vorführungen www.grimma.de

Leipzig 1813 – 1913 – 2013Veranstaltungen in der Region Leipzig

Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer 2013Historische Gefechtsdarstellung 20.10.2013

Internationale historische Biwaks17. - 20. Oktober 2013

12:30 - 16:30 Uhr

Historische Gefechtsdarstellung

anschließend Gedenkminute zu Ehren der im

Jahr 1813 Gefallenen, Abmarschparade

17:00 - 19:00 Uhr

Nachprogramm mit historischem Markt

17:30 -18:00 Uhr

Buchverkauf und Signierstunde mit

Sabine Ebert

hen 19. Jahrhunderts sowie Händler und Handwerker bei ihrer Arbeit. Die Biwaks befinden sich um die Torhäuser Dölitz und Markkleeberg, im agra-Park und in Liebert-wolkwitz, der Zutritt für die Besucher ist kostenfrei. Die Biwaks stehen im Zeichen der europäischen Integration.

Weitere Informationen zu den Histo-rischen Biwaks, Märkten und weiteren Veranstaltungen in der Jubiläumswoche finden Sie unter www.leipzig1813.com sowie unter www.voelkerschlacht-jubilaeum.deDies ist nur eine kleine Auswahl, das komplette Veranstaltungsprogramm sowie ausführliche Informationen

finden Sie unter www.leipzig1813.com und www.voelkerschlacht-jubilaeum.de.

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22 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Mit historischem Flair – diePension Völkerschlacht 1813Auf den Spuren der Völkerschlacht 1813 zu Leipzig unterwegs

Weltweit gibt es zahlreiche Vereine deren Mitglieder mit Veranstaltungen, Publika-tionen auf die Völkerschlacht 1813 auf-merksam machen. 2013, anlässlich der 200- Jahrfeier wird in und um Leipzig mit verschiedenen Veranstaltungen der Völker-schlacht zu Leipzig gedacht. In der Wach-auer Pension „Völkerschlacht 1813“ wer-den Vereinsmitglieder und Gäste Quartier nehmen um den Feierlichkeiten beiwohnen zu können. Aber nicht erst 2013 sondern ständig begrüßen die Pensionsbetreiber, die Wachauer Hotel Betriebs GmbH, Gäste aus nah und fern. Nicht ohne Grund, denn diese Pension befindet sich auf histo-rischem Boden. In der Zeit vom 16. bis 19. Oktober 1813 tobten vor den Toren der Stadt Leipzig, rund um das Wachauer Rittergut, die Kämpfe. Es war die entschei-dende Völkerschlacht zu Leipzig in deren Folge der französische Kaiser und Feldherr Napoleon seinem europäischen Machtan-spruch entsagen musste.

Seit 1991 ist das ehemalige Rittergut Wachau Standort der Pension „Völker-schlacht 1813“. Durch den Umbau des ehemaligen Rittergutsstalles und der an-grenzenden Scheune im Jahre 2006 konn-te am 20. Mai 2006 das neue Seminar-gebäude des Drei-Sterne-Garni-Hauses eröffnet werden. Die Betreiber haben auch bei der Innenausstattung der Pension die Völkerschlacht zu Leipzig thematisiert. Im Rezeptionsbereich aber auch in den Fluren wurden Gemälde, bildliche Darstellungen und Kartenmaterialien von Regiments- und Schlachtanordnungen als gestalterisches Element genutzt. 16 Zimmer wurden im neuen Gebäude nach Offizieren der Völker-schlacht benannt. So können Besucher u. a. im Zimmer des französischen Marschalls Oudinot, des französischen Generals der Kavallerie Kellermann oder des Adjutanten und Schwagers Napoleons, J. Murat, Quar-tier beziehen. Seit 2006 verfügt die Pen-sion „Völkerschlacht 1813“ über insgesamt 29, mit viel Liebe zum Detail eingerichtete Doppel- bzw. Einzelzimmer, mit insgesamt 56 Betten. Besonders liebevoll ist der Früh-stücksraum eingerichtet, der den Besuchern einen schönen Blick in den ehemaligen Rittergutspark mit seinem alten Baumbe-stand, dem Sarkophag der Familie Quandt aus dem Jahre 1806 und dem letzten his

torischen „Leipziger Mühlentor“ ermöglicht. Durch den Verbund mit einer Außenterras-se ist dieser Frühstücksraum besonders für Familienfeiern jeglicher Art geeignet. Ein umfangreicher Service, wie das Organisie-ren von Touren, der Fahrradverleih oder der Ticketverkauf runden das Angebot für Ur-lauber und Gäste ab. Neugierig geworden?

Die Mitarbeiter der Pension „Völker-schlacht 1813“ freuen sich auf Ihren Be-such und heißen Sie zu jeder Jahreszeit „HERZLICH WILLKOMMEN“.

Torsten Meier

Das Leid – Die HilfeSanitäts- und Lazarettmuseum Seifertshain

Das Museum thematisiert einen Teil der Militärgeschichte, dem in der Geschichts-schreibung nur allzu oft lediglich ein Ne-bensatz gewidmet ist: dem Leid der Ver-wundeten nach der Schlacht und deren oftmals nur sehr unzulänglich organisierten Rettung und Pflege.

Ausgehend von den ebenso drama-tischen wie blutigen Ereignissen der Völ-kerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 stellt das Museum den allgemeinen Stand der medizinischen Betreuung jener Zeit dar. Die vielfältigen Präsentationsformen vermitteln dem Besucher ein plastisches Bild von dem, was Krankheit und Verwun-dung vor 200 Jahren für die Betroffenen bedeutete. Eine besondere Würdigung er-halten die in den Lazaretten tätigen Chi-rurgen und die Hilfeleistungen seitens der Bevölkerung.

Die Stärke des Museums liegt in dessen Verknüpfung mit regionalen und lokalen Überlieferungen. So sind z. B. die 1845 schriftlich überlieferten Erinnerungen der Auguste Vater, Tochter des im Jahre 1813 in Seifertshain wirkenden Pfarrers, Be-leg für die hohe Authentizität des Ortes. Kirche, Pfarrhaus, Scheune, Gräber sind bauliche Zeugen des Geschehens vor 200 Jahren.

Das Museums basiert auf einer Idee der IG Völkerschlacht 1813 e.V. aus Liebert-wolkwitz. 1995 erstmals eröffnet, kam es

Das „neue“ Museum öffnet am Sonntag, den 29.09.2013, 11:00 Uhr.

Öffnungszeiten: sonntags 13:00 - 17:00 Uhr (bis einschl. 03.11.2013)2014: sonntags 13:00 - 17:00 Uhr, (02.03. – 02.11.2014)Gerne auch nach Vereinbarung. Gruppen-anfragen sind erwünscht.

Auskünfte und Anregungen:[email protected] oderTel. 034297 1401-0www.sanitaetsmuseum1813.de

Peter Krümmel

im Jahre 2003 im Zuge der Renovierung der alten Schule in Seifertshain zu einer Er-weiterung und Neueröffnung des Museums.

Das 200-Jahre-Gedenken an die Völker-schlacht hat das Team rund um das Mu-seum, das Soziokulturelle Zentrum KuH-stall e. V., die Preußen von Möckern 1813 e. V., der Verband Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e. V. und die Gemeinde Großpösna zum Anlass genommen, das Museum neu zu gestalten. Unterstützung gab eine studentische Gruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Markus Walz vom Lehrstuhl Museologie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig.

Es waren Antworten zu finden auf Fra-gen, wie kann die Situation der kämp-fenden und verwundeten Soldaten auf dem Schlachtfeld adäquat und modern veran-schaulicht werden? Wie naturalistisch oder symbolhaft ist dies zu bewerkstelligen? Welche Informationsebenen und Erkennt-nisse sollen dem Besucher angeboten wer-den?

Ergebnis ist ein mit vielen Beteiligten abgestimmtes Konzept der HTWK, das sich gegenwärtig mit der großzügigen Un-terstützung der Kultur- u. Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig, des Kulturraumes Leipziger Raum, der Ge-meinde Großpösna und freiwilliger Helfer in der Umsetzungsphase befindet.

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24 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Was geschah in und um Markranstädt von Mai 1813 mit der Schlacht bei Großgörschen und danach?

Napoleoni – Das Leipziger Traditionstörtchen

Um ermessen zu können, was die Bevöl-kerung in hiesiger Gegend zu erdulden hat-te, muss man die Ereignisse im Jahr 1812 einbeziehen, denn noch waren die Wunden der Jahre bis 1809 nicht verheilt, die vor allem in finanzieller Hinsicht beträchtlich waren.

Seit Ende März bis Anfang April 1812 gab es andauernde Durchmärsche und Einquartierungen hauptsächlich durch das Corps des General Ney, zu welchem fran-zösische, illyrische und portugiesische Re-gimenter gehörten. Von diesen waren be-sonders die Franzosen sehr übermütig, an-maßend und fordernd und waren kaum mit ihren üppigen Rationen zufriedenzustellen.

Bereits am 7. März hatte die Königliche Sächsische Landes-Kommission ein amt-liches Verpflegungsregulativ für die nach Russland durchziehenden Truppen ver-fasst. Danach war genau festgelegt, wie die Verpflegung der Generäle, Stabsoffi-ziere, Feldwebel bis zu den gemeinen Sol-daten auszusehen hatte. Als Beispiel hier der Verpflegungssatz für Feldwebel, Ser-geanten und untere Dienstgrade:

Zum Frühstück: ein halbes Pfund Brot und ein Gläschen BranntweinZum Mittag: Suppe, Braten und Gemüse, ein Pfund Brot, Butter und Käse, eine Kan-ne Bier, ein Gläschen Branntwein.Zum Abend: Suppe, ein Gericht Fleisch oder Wurst, ein Gläschen Branntwein, eine Kanne Bier, ein halbes Pfund Brot, Butter und Käse.

Die Generäle und höheren Offiziere mussten mittags und abends außer einem üppigen Essen jeder noch eine Flasche Wein erhalten.

Für die Pferde mussten mindestens 6 bis 8 Pfund Heu, bis 2 Metzen Hafer und 9 Pfund Stroh geliefert werden.

Für so ein kleines Städtchen wie Mark- ranstädt, der Ort war 126 Häuser groß mit ca. 600 Einwohnern, war das eine immen-se Herausforderung, denn im Jahr zuvor war überall eine äußerst schlechte Ernte zu verzeichnen. Bereits Ende April war der Notstand in Markranstädt so groß, dass man sich an den König wandte mit der Bitte, aus dem Lützner Depot 60 Scheffel Hafer leihen zu können.

SENKRANZHOTEL & RESTAURANT

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Im Herzen Markranstädts,

Der außergewöhnlich strenge Winter, die riesige Weite Russlands und zahlenmäßig überlegene Gegner führte zur Niederlage Napoleons, so dass er sich schleunigst vor einer drohenden Gefangennahme auf die Flucht im Dezember über Leipzig und Markranstädt begab. In Paris wollte er neue Truppen rekrutieren.

Bis in den darauffolgenden März 1813 gab es im Ort immer wieder Durchmärsche und Einquartierungen der in jämmerlichem Zustand zurückkehrenden französischen Truppen.

Damals kursierten die ersten Spottlieder durchs Land, z.B. diese zwei Strophen:

Wer sind denn die bescheidnen Krieger,die hier so still vorüberziehen?Es sind die stolzen Weltbesieger,die itzo vor den Russen fliehen.

Ach sind das jene bösen Gäste,die Euch den Sommer so gequält?Ja, es sind ihre Überreste,die weislich Flucht statt Tod gewählt.

In den letzten Jahren hat sich ein gro-ßer Bruder der Leipziger Lerche gut in Leipzig und der Region etabliert. Es ist ein schmackhaftes Törtchen, entstanden in Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig vor 200 Jahren.

Das „Napoleoni“-Törtchen gibt es seit 2010 und wird vom Markranstädter Ca-fehaus Flemming in Kooperation mit der Leipziger Innung hergestellt. In Handarbeit von den Konditoren gefertigt, entsteht eine

Bald nach den fliehenden Franzosen er-schienen in Markranstädt die ersten Rus-sen. Allein im April musste die Stadt für 1648 Taler Hafer, Heu und Stroh sowie 2 Tonnen Heringe herbeischaffen. Die Rus-sen waren mit Brot, Sauerkraut und Hering zufrieden und benahmen sich im Großen und Ganzen friedlich.

Kurz darauf quartierte sich Napoleon mit neuem Heer in Lützen ein. Am anderen Tag wollte er Leipzig einnehmen und war auch schon bis Lindenaue vorgedrungen, als in seinem Rücken heftiger Kanonendonner er-dröhnte und Kosaken auf ihn einstürmten, um ihm den Rückzug abzuschneiden. Da-bei entbrannte eine erbitterte Schlacht um die Dörfer Groß- und Kleingörschen, Kaja und Rahna. Bis zum Anbruch der Nacht zogen sich dann die Russen und Preußen Schritt für Schritt zurück und überließen das Feld den französischen Truppen und ihren Verbündeten.

Am Tag der Schlacht schwebten die Ein-wohner von Markranstädt in aller größten Angst, man sah an drei Orten brennende Dörfer und dachte nicht, dass die Gefahr

Napoleon in Markranstädt

Am 23. Juli 1807 kehrte Napoleon mit Gefolge im Gasthof „Zum Rosenkranz“ ein, um zu frühstücken. Er befand sich dabei auf dem Rückweg von Tilist nach Paris. Der Inhaber des Gasthofes Carl Weber fühlte sich in höchstem Maß geehrt und ließ aus diesem Anlass eine Gedenktafel anfertigen, die im Gesell-schaftszimmer einen Ehrenplatz erhielt und noch heute im Heimatmuseum Markranstädt besichtigt werden kann.

Folgenden Wortlaut kann man der Tafel entnehmen:„Im Jahre 1807 war der 23ste July der merkwürdigste Tag an welchem der Kaiser von Frankreich, König von Italien NAPOLEON DER GROSSE auf seine Reise allergnädigst geruhte in diesem Haus abzutreten und hier in diesem Zimmer ein Frühstück einzunehmen. Seine Majestät der Kaiser waren über-aus gnädig und himmlische Freundlich-keit umstrahlte sein geheiligtes Haupt. Nachdem Allerhöchst dieselben zwei Stunden hier ver-weilet hatten, setzten sie nebst Ihren hohen Begleitern die Reise fort. Der Arm der Vorsehung führe den großen Monarchen höchstbeglückt in seine Residenz zurück. Heil sei dem großen Kaiser und König.Heil seinem ganzen Kaiserhaus. Heil dem edlen Volke das Er be-herrscht und beglückt jetzt und zu aller Zeit.“

für die Gegend vorüber sei. Auch Napole-on erwartete für den folgenden Tag einen neuen Angriff, denn die Verbündeten waren nicht besiegt. Sie hatten jedoch keine Ka-nonen mehr und auch die Fahne verloren, so dass sie es für besser hielten, sich über die Elbe zurückzuziehen.

In dieser Schlacht hatten 70.000 Ver-bündete gegen 120.000 Franzosen ge-kämpft. Die bereits mit Sommer- und Wintersaat bestellten Felder hatten in der ganzen Gegend durch die Schlacht und herumziehende Truppen, Wagen und Ge-schütze sehr gelitten. Außerdem hatte Markranstädt schon wieder für 590 Taler 24 geschlachtete Kühe an die Franzosen liefern müssen.

Ein großer Teil der Markranstädter Ein-wohner war geflohen und hatte seine Häu-ser verschlossen. Aber diese wurden auf-gebrochen, ausgeplündert und das wenige, was noch vorhanden war, mitgenommen oder mutwillig zerstört.

Hanna Kämmer, Büro für Stadtgeschichte Markranstädt

Schulstraße 2 • 04420 Markranstädt Tel.: 034205 87428 • Fax: 034205 83399

CAFEHAUS FLEMMINGConditorei • Café • Confiserie

www.cafehaus-flemming.com

... immer eine Sunde wert!

besondere Komposition aus Schokolade, Mandeln und dem Teig, aus dem sonst guter, feuchter Baumkuchen gemacht wird. Im Inneren erleben Sie einen überraschend fruchtigen Kern.

Das geschichtsverbundene Cafehaus Flemming – 99 Schritte vom Rathaus gelegen – möchte mit dem „Napo-leoni“-Törtchen seinen Beitrag zum Gedenken an die Völ-kerschlacht bei Leipzig leisten. Ein Teil des Verkaufserlöses wird an den Völkerschlachtverein gespendet, der damit die Sanierung des Völkerschlachtdenkmals unterstützen kann.

Die „Napoleonis“ kann man direkt im Cafehaus Flemming erwerben, aber auch über das Internet unter www.cafehaus-flem-ming.com.

Dort gibt es auch Infor-mationen über das weitere Sortiment bei Flemmings, so z. B. feine, individuelle Torten für jeden Anlass, Hochzeitstorten und über 10 verschiedene Sorten an Stollen: Butterstollen, Mandelstol-len, Apfelsinenstollen, Bratapfel-stollen, Pflaumenstollen, Eisstollen und viele weitere.

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26 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Großgörschen 1813Zwischen Borodino und Waterloo

Großgörschen 1813

Das kleine Renaissanceschloss in Lützen südwestlich von Leipzig hat sein Hauptau-genmerk normalerweise auf dem 6./16. November 1632, als ein kaiserliches Heer unter Wallenstein sein großes Duell mit den Schweden Gustav II. Adolfs direkt vor den Toren der Stadt ausfocht und wo der große König fiel.

Doch die Schlacht des Dreißigjährigen Krieges ist nicht der einzige Moment, der das kleine Lützen für einen Wimpernschlag ins Zentrum der Weltgeschichte hat rücken lassen. Am 2. Mai 1813 trafen südlich der Stadt bei Großgörschen Napoleons Armeen auf die Preußen und Russen, die sie nach einem blutigen Ringen vom Schlachtfeld vertreiben konnten. Es war die erste große Schlacht der Befreiungskriege.

Die Schlacht von 1813, die als „Lutzen“ auf dem Arc de Triomphe in Paris verewigt ist, hat ihren eigenen Raum in der Dau-erausstellung des Museums. Das zentrale Prunkstück ist ein Zinnfigurendiorama mit 5.500 Figuren.

Anlässlich der 200-Jahr-Gedenkfeiern widmet das Museum im Schloss Lützen der Thematik Napoleon eine Sonderausstel-lung. Sie zeigt den Weg Frankreichs von der Revolution bis zum Kaiserreich, Napoleons Aufstieg und Fall sowie seinen Einfluss auf Deutschland. Am Beispiel des Lützener Dichters Johann Gottfried Seume wird der Frage nachgegangen, wie groß die Idee des nationalen Deutschlands zu dieser Zeit bereits gewesen ist, oder ob sie nicht ein Phänomen der intellektu-ellen Eliten gewesen ist.

Öffnungszeiten Museum Schloss

März und November dienstags bis sonntags 10:00 - 16:00 UhrApril bis Oktoberdienstags bis sonntags 10:00 - 17:00 UhrAußerhalb der Öffnungszeiten ist ein Besuch der Einrichtung für Gruppen mit vorheriger Anmeldung möglich.

Museum im Schloss Schlossstraße 4 06686 LützenTel.: 034444 20228Fax: 034444 90693 E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten Dorfmuseum Großgörschen

Mai bis Oktobersonntags 14:30 - 16:30 UhrOktober bis Maijeden 3. Sonntag 14:30 - 16:30 UhrAußerhalb der Öffnungszeiten ist ein Besuch der Einrichtung für Gruppen mit vorheriger Anmeldung möglich.

Dorfmuseum GroßgörschenThomas-Müntzer-Str. 1306686 Lützen/OT GroßgörschenTel.: 034444 20219E-Mail: [email protected]

Die Sonderausstellung im neu restau-rierten alten Rittergutshaus in Großgör-schen ist dem preußischen General Scharn-horst gewidmet. Das Herzstück des Muse-ums ist ein Großdiorama mit über 6.500 Zinnfiguren, in welchem ein Moment der Schlacht vom 2. Mai 1813 festgehalten ist.

In Begleitung der Ausstellungen erschien das Buch „Napoleon vor dem Fall. Großgör- schen 1813.“.

Impressionen der Gefechts-nachstellung am 4. Mai 2013

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Die Ereignisse im Frühjahr 1813 in GroitzschZar Alexander und König Friedrich Wilhelm III. im Nachtlager

Die Befreiungskriege von der Herrschaft Napoleons vor 200 Jahren haben den Südraum Leipzigs im Besonderen getrof-fen. Von Großgörschen bis rüber nach Liebertwolkwitz zog sich von Mai bis Ok-tober eine breite Schneise von Verwüstung, Elend, Hunger und Tod. Menschen in Uni-form, die kein Recht hatten sich hier auf-zuhalten, die nur der Machtlust eines Ein-zelnen folgten, stahlen, töteten, zerstörten, plünderten und richteten Allerübelstes an.

In der Gegend südlich von Lützen tobte am 2. Mai um Großgörschen für einen Tag eine Schlacht. Betroffen waren Pegau, Stöntzsch, Werben, Eisdorf, Hohenlohe, Rahna, Kaja, Starsiedel und andere.

Für das damals schon bedeutende Pegau hielt diese Zeit einer seiner bekann-testen und fleißigsten Chronisten in Wort und Bild fest: Der einunddreißigjährige Friedrich August Fissel (17. März. 1782 - 30. Juni 1858) – verheiratet, Ehrenbürger, Königlicher Steuereinnehmer, Maler und Chronist, Inhaber der goldenen Emitur-dienstmedaille (Auszug aus dem Pegauer Kirchenbuch).

Über ein halbes Jahrhundert malte und schrieb er Geschehnisse seiner Heimat-stadt nieder und war als Französisch-Dol-metscher und Schreiber ein wichtiger Mann für den Stadtrat. In die Mitte seines Lebens fiel die Zeit des jungen Korsen Napoleon Bonaparte, des Befreiers von adeliger Knechtschaft, der mit der franzö-sischen Revolution zum hellsten Stern am europäischen Himmel wurde.

Doch schon als er sich im Mai 1804 selbst zum Kaiser krönte, begann sein Auf-stieg, selbst zu knechten und zu geißeln. Beethoven tilgte in heftigem Unmut den Namen Napoleons aus seinem Umfeld und vom Skript der „Eroica“, der sei „auch nichts anderes, wie ein gewöhnlicher Mensch“, soll er ausgerufen haben, wie sein Schü-ler Ries berichtete. „Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten und sei-nem Ehrgeiz frönen; er wird sich höher wie alle anderen stellen, ein Tyrann werden!“

Fissel schrieb in diesen Tagen nieder:„Am 2. May früh um 5 Uhr kamen Sr. Majestät der Kaiser von Rußland, Sr. Ma-jestät der König von Preuszen, nebst vie-len Prinzen und Fürsten hier an, genossen auf der Viehweide und im Strötickschen Häuszgen vorm Niederthore einige Erfri-schungen, und lieszen ihre Mannen vorbey

defilliren, welche insgesamt mit Infanterie, Cavallerie und Artillerie hier durchgingen, bis auf einige andere Corps, die über Zwen-kau gingen. Als die Truppen durch waren, ritten gegen 11 Uhr sämtliche Monarchen und hohe Häupter auch hier durch.Der Durchmarsch dauerte von früh halb 6 Uhr bis zu Mittag1 und noch nach Mittage sprengten 14 Russische Cuiraszier=Regi-menter hier durch dem Schlachtfelde zu. Hinter Stönzsch ward schon aufmarschirt und schon früher kamen von Kaja, Gör-schen und diesen Dörfern geflüchtete Bau-ern mit ihren Familien und wenigen Hab-seligkeiten in die Stadt, da bey ihnen die Kugeln gestern schon bis in die Häuszer gekommen sind. Im Gefolge der Armeen durch die Stadt fiel aufm Kirchhofe eine Kuh, welche gleich da geschlachtet und wieder auf einen Wagen geworfen ward.Als die Armeen hinter Stönzsch, Werben und diese Gegend ankamen, ging sogleich die Kanonade an, welche bis in die Nacht dauerte, wobey Rahna, Kaja, Grosz= und Klein=Görschen und Starsiedel in Brand geriethen und wobey die Französische Ar-mee laut ihrem Berichte 39.500 Kanonen-kugeln verschossen hat. ...“

Im Museum in Pegau ist u. a. das unten stehende Gemälde (1814, 85 x 62 cm) Fissels über die Schlacht bei Großgörschen in all ihren Einzelheiten zu besichtigen. Gleich daneben ein Zinnfigurendiorama (1952 erbaut), das ebenfalls die Dimensi-on der Schlacht darstellt.

Hans-Hermann Koch

„Der Entschluß zum Rückzuge, endgültig erst in Groitzsch gefaßt, rettete den preu-ßischen Staat! Es war eine welthistorische Stunde, bedeutsam für die ganze Zukunft Deutschlands, die dort am Abende des 2. Mai 1813 in dem ehrwürdigen Oertelschen Hause am Markte schlug!“

Auch im Oktober, am Vorabend der Schlacht bei Leipzig gab es wiederum Durchzüge, Einquartierungen und Drang-sale, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte…

Roland Meyer

Mit der Schlacht bei Großgörschen am 2. Mai 1813 begann eine Zeit, die unse-re Heimat in viele Kriegswirren stürzte und später die Machtverhältnisse in Europa völ-lig umkrempelte.

In dieser Schlacht gab es am Ende des 2. Mai weder Sieger noch Besiegte, beid-seitige Truppen bluteten. Ein Rückzug der Verbündeten aus diesem Kriegsgetümmel war überlebensnotwendig und vom Kriegs-rat beschlossen, allerdings aus Machtgrün-den für die verbündeten Monarchen eine schwierige Entscheidung.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1813 übernachteten die Monarchen in Groitzsch, der russische Zar Alexander beim Amtsein-nehmer Wenzel am Markt, der preußische König Friedrich Wilhelm III. fast neben-an im heutigen sogenannten Herrenhaus Markt 11 beim Gerichtsinspektor Ludwig.

Alle gingen in der festen Überzeugung schlafen, dass das Gefecht am nächs- ten Morgen fortgesetzt würde. Zar Alexander kam aber zu der Überzeugung, dass er aus Mu-nitionsmangel den Rückzug bis zur Elbe befehlen müs-se. In einer gemeinsamen nächtlichen Beratung der Monarchen wurde so der Rückzug der Truppen ausgehandelt.

Am Morgen des 3. Mai be-gann deshalb der geordnete Rückzug der preußischen und russischen Truppen aus der Schlacht bei Großgörschen – von Pegau kommend – durch unseren Ort weiter in Richtung Frohburg und Colditz.

Am Abend kamen dann die Franzosen, die Gene-ralität nach Groitzsch, und die Armee biwakierte in Lagern nach Wischstauden hinaus. Am 4. Mai brachen die Franzosen gleich früh wieder auf, um die Russen auf ihrem Rückzug zu verfolgen.

Der Durchzug der französischen Armee dauerte 2 Tage und eine Nacht ohne

abzusetzen, und Napoleon nahm (am alten Friedhof gegenüber dem Schwennigkensteg stehend) die Parade seiner Truppen ab. Der Durchzug der französischen

Truppen war von schrecklichen Plünderungen begleitet, unter denen die Groitzscher Bevöl-kerung noch lange zu leiden hatte.In den alten Chroniken indes wurde Folgendes festgehalten:

Neue Broschüre zur 200-jährigen Wie-derkehr der Völkerschlacht bei Leipzig

Der Pegauer Ortschronist und Hobbyhistoriker Tylo Peter hat sehr akribisch in der Chronik von Friedrich August Fissel und in anderen Quellen recherchiert. Ergebnis ist eine etwa 100 Seiten starke Broschü-re „Pegau und Groitzsch zur Franzosenzeit – 1806 bis 1813“. Unser Verein „Route Napoléon de Saxe 1813“ hat neben dem „Naturfreunde- und Heimatverein Groitzsch“ den Druck hälftig finanziell unterstützt. Das Geld stammt zweckgebunden von der MIBRAG. Herr Peter hat es wunderbar verstan-den, die wechselvollen Ereignisse kurzweilig, interessant und dennoch sachlich zu schildern. Ausführlich geht er dabei auf das Jahr 1813 ein und zeigt auf, welche Not die Schlacht von Großgörschen auch in unsere Stadt brachte. Die Schreibweise schildert die sächsische Sicht. Zahlreiche Bilder runden das Werk ab.

Die Broschüre kostet 9 € und ist im Spiel- und Schreibwarengeschäft Gutzschebauch in Pegau erhältlich.

Uwe Freudenthal

Darstellung der Kaiserparade

Historisches Biwak auf der Wiprechtsburg

Zwei kleine Städte in Kriegswirrenam Tag der Schlacht bei Großgörschen

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30 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Geschichtsverein erinnert in Bad LausickErinnerungstafeln übergeben

BelgershainAufmarschgebiet der Österreicher und Preußen

Beucha – Dorf der SteineBeuchaer Granitporphyr im Völkerschlachtdenkmal

In den Kämpfen und Schlachten des Frühjahr 1813 auf deutschem Boden wa-ren die Dörfer der heutigen Gemeinde Bel-gershain (Belgershain, Köhra, Rohrbach und Threna) nicht direkt betroffen. Das so-genannte Kriegsglück war bis dahin wech-selnd und es gab vom 4. Juni bis 10. Au-gust einen Waffenstillstand, den beide Sei-ten aber reichlich für Verstärkung nutzten. Nach Ende des Waffenstillstandes zogen sich die Franzosen und ihre Verbündeten unter verlustreichen Kämpfen um Dresden in Richtung Leipzig zurück und hatten sich, die Stadt im Rücken, im südlichen Gelände der Stadt verschanzt. In den einschlägigen Berichten kommen unsere Dörfer als Sta-tionen der Napoleonischen Truppen nicht vor. Von allen Seiten strömten nun auch die mit den Russen verbündeten Gegner/Ver-folger ran. Erstmals wird zum 12. Oktober erwähnt, dass die Vorposten des österrei-chischen Generals Graf von Klenau bei Ot-terwisch und Rohrbach stehen. Im weiteren

Das diesjährige Brandiser Stadtfest fin-det vom 13. bis 15. September unter dem Titel „Beucha – Dorf der Steine“ in Beucha statt. Der Heimatverein und der Ortschaftsrat Beucha laden Sie hierzu alle recht herzlich ein. Im Oktober 2013 jährt sich zum 200. Mal die Völkerschlacht und zum 100. Mal die Einweihung des Völker-schlachtdenkmals, das ja zum großen Teil aus Beuchaer Granitporphyr entstand. Vor allem auch die großen Steinfiguren zeugen von der Kunst der Beuchaer Steinmetze. Dies gehört untrennbar zur Historie un-seres Ortes.

Um nicht mit den Oktoberveranstal-tungen in Leipzig in Konflikt zu geraten, findet unser Festwochenende schon einen Monat früher statt. Der 13.09. steht unter dem Thema „200 Jahre Völkerschlacht“ und wird mit einem Biwak zur Gefechts-darstellung sowie mit einer Theaterauf-führung in der Bergkirche beginnen. Am 14.09. werden unter dem Thema „100 Jahre Völkerschlachtdenkmal“ mehrere geführte Dorfrundgänge stattfinden, die hauptsächlich auf unsere Steinbrüche und Steinmetztätigkeiten hinweisen. Auf dem

dorf am früheren Gasthof und bei Ballen-dorf an der Abzweigung zur Waldmühle. Am nächsten Tag durchquerte Napoleon mit einem Großteil seiner Streitmacht die Stadt. Zeitgenössische Quellen berichten von einer Rast Napoleons beim Webermeis- ter Fleischer am Markt, im heutigen Haus Straße der Einheit 15. Daran wird auf der dritten Tafel erinnert, welche sich auf dem Platz gegenüber dem Textilgeschäft Becker in der Innenstadt befindet.

Unser besonderes Anliegen war es, nicht nur auf militärische Aspekte einzugehen, sondern auch das Leiden der Bevölkerung in den Kriegszeiten darzustellen. Wie an anderen Orten auch wurden die Bewohner von Lausigk durch die Ereignisse des Jah-res 1813 besonders hart getroffen.

Einige Beispiele verdeutlichen das: Die Stadt Lausigk hatte damals etwa 200 Häuser mit zirka 1.500 Einwohnern. Die-se wurden durch Plünderungen schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Allein für den Monat Mai 1813 wurden insgesamt 17.462 Taler und 3 Groschen Entschädigungsansprüche registriert, im Herbst kamen weitere 8.525 Taler dazu. Diese lasteten lange auf der Gemeinde. Noch 1824 hatte die Stadt 6.000 Taler Kriegsschulden, die erst 1843 abgelöst wurden.

Für die damals noch eigenständigen Dör-fer Heinersdorf und Reichersdorf existieren eigene Listen. Die Reichersdorfer Aufstel-lung verzeichnet im Frühjahr 1813 Schä-den in Höhe von 7.262 Talern, davon 6.516 auf Rechnung der Franzosen und 746 Taler

Verlauf rückt Graf von Klenau nach Pomßen vor und kommt am 15.Oktober mit 22 000 Mann in unser Gebiet. Die Vorposten hatten bereits Threna (in vielen Schriften aus der Zeit auch als Thräna beschrieben) erreicht, die Vorabteilung stand in Köhra. Die von Pomßen kommende Masse lagerte dann in der Köhraer Flur bis Naunhof. Köhra hatte zu der Zeit kaum 200 Einwohner und da kommen 22 000 (manche Quellen reden von 35 000) Mann mit Pferd und Wagen und haben Hunger! Die Bevölkerung ver-suchte es mit der Flucht in den Naunhofer Forst, wurde dort aber ebenfalls geplün-dert. Nur der Pfarrer blieb im Dorf und be-schrieb das Elend einer bei ihm dreimaligen Plünderung. Dem Nachbarort Threna mit ca. 300 Einwohnern erging es nicht bes-ser, denn durch den Ort marschierten diese Truppen in die Kämpfe bei Liebertwolkwitz.

Ebenfalls am 15. Oktober kommen von Oelzschau die 10. und 11. Preußische Bri-gade unter General von Zieten auf dem Weg

nach Köhra in Belgershain (230 Einwoh-ner) an. In Köhra biwakieren aber bereits die Truppen des Grafen von Klenau, so verbleiben die Preußen in Belgershain und haben ebenfalls Hunger. Im Pfarrhof wurde ein Lazarett eingerichtet. Gemeinsam mit den Truppen des Grafen von Klenau mar-schieren die Preußen am 16.Oktober in Richtung Liebertwolkwitz. Aber an beiden Truppenstandorten blieben nach Berich-ten der Pfarrer „rückwärtige Dienste“ und Verwundete zurück, die natürlich weiter verpflegt werden mussten. Von den Ein-wohnern unser Orte wird berichtet, dass sie sich nach besten Wissen vor Plünderungen zu schützen wussten. Sie versteckten gutes Futterheu unter den Misthaufen und Nah-rungsmittel unter Erdabdeckungen. Aber die Truppen konnten fast alles, was nicht Niet und nagelfest war, gebrauchen, denn auch die Ausrüstung musste repariert wer-den.

Bernd Weisbrich

Festplatz neben EDEKA wird auch wieder unsere Ausstellung „Beucha – Dorf der Steine“ mit einer Steinmetzhütte zu sehen sein. Der Verein Liebertwolkwitz 1813 zeigt das Dorfleben und altertümliche Kin-derspiele, die Wurzener Gruppe „Vergiss-meinnicht“ tritt auf usw. Der Hauptteil des Abends ist ein Konzert des Denkmalchores Leipzig und der Sächsischen Bläserphil-harmonie. Den Abschluss des Abends wird ein Feuerwerk „Steinbruch in Flammen“ bilden. Der 15.09. steht unter dem Thema „Beucha heute – ein Ortsteil von Brandis“ und wird hauptsächlich ein Tag der Vereine werden.

auf Rechnung der Verbündeten. Hier kamen im Herbst noch einmal 5.733 Taler dazu. Durch Einquartierungen waren weitere La-sten zu tragen. Vom 21. Februar bis zum 7. Juli 1813 waren in Lausigk 3.810 Offi- ziere, 7.356 Unteroffiziere und Soldaten sowie 558 Bedienstete einquartiert.

Die 156 Einwohner des kleinen Reich-ersdorf mussten im Herbst 1813 sowohl von den Franzosen als auch von den Ver-bündeten 2.800 Mann Infanterie und 1.160 Mann Kavallerie aufnehmen.

Unmittelbar vor der Völkerschlacht kam es dann in Lausigk noch einmal verstärkt zu Truppendurchzügen, so am 10. Oktober von französischen Truppen unter Vizekönig Murat, am folgenden Tag durch das rus-sische Korps Gortschakow und am 13. Ok-tober durch das 4. österreichische Korps unter General von Klenau.

Unsere Erinnerungstafeln wurden dan-kenswerter Weise von der Stadtverwaltung, der BBK und dem Kulturraum gefördert. Sie sind seitdem von der Bevölkerung inte-ressiert angenommen worden und vermit-teln besonders den zahlreichen in der Stadt weilenden Kurgästen dauerhaft stadtge-schichtliche Informationen.

Dr. Jürgen ZschalichGeschichtsverein Bad Lausick e.V.

Quelle und ausführlichere Informationen über

das Geschehen in Lausigk: Gottfried Becker,

Lausigk im Mai 1813, in: 900 Jahre Bad Lau-

sick 1096 - 1996, Sax-Verlag Beucha 1996.

Der Geschichtsverein Bad Lausick e.V. hat bereits im April 2012 im Rahmen der touristischen „Route Napoleon de Saxe“ drei Erinnerungstafeln an die Öffentlichkeit übergeben, welche sich auf die Ereignisse am 4. und 5. Mai 1813 im kleinen Land-städtchen Lausigk beziehen.

Damals zogen, von Borna kommend, Truppen der Verbündeten, verfolgt von den Franzosen, durch Lausigk. Am Nachmittag des 4. Mai kam es hier zu einem Gefecht zwischen preußischen und französischen Truppen.

Auf diese Kämpfe beziehen sich zwei der Tafeln. Sie kennzeichnen die dama-ligen Stellungen der Franzosen und Preu-ßen und stehen an der B 176 in Heiners-

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32 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Das Jahr 1813 im heutigen Gemeindegebiet Neukieritzsch

Ein Kanonenschuss ließ die Nachmit-tagsluft über Lobstädt erzittern. Pfeifend flog die Kugel über die Dächer. Für einen kurzen Moment schien die Zeit den Atem anzuhalten, um dann um so heftiger dahin zugaloppieren: Schuss folgte auf Schuss. Der Donner der Geschütze entlud sich in einem fort. Die Kugeln suchten die beiden Ausfallstraßen zu erreichen, die vom Ort aus in Richtung Borna und die nach Alten-burg. Dort waren preußische und russische Truppen unterwegs. Eilends suchten sie dem Bereich der französischen Artillerie zu entkommen. Aufgefahren waren die Batte-rien westlich der Pleiße, wo es hinauf nach Bergisdorf ging.

Ängstlich verfolgten die Einheimischen die Einschläge der Geschosse. Würden die Franzosen ihr Lobstädt in Schutt und Asche legen? Die gesamte Bevölkerung hatte schon Stunden zuvor den Ort verlas-sen und sich in einem Wäldchen versteckt. Dies alles geschah am 4. Mai 1813, einem Dienstag. Bereits seit zwei Tagen strömten preußische und russische Truppen durch den Ort nach Osten. Nach der Schlacht bei Großgörschen am Nachmittag des 2. Mai hatten sich deren Generale schweren Her-zens für einen Rückzug entschlossen. Bei einer Fortsetzung des Kampfes hätte ihre Niederlage gedroht.

Napoleon konnte sich so als Sieger füh-len. Seine Truppen waren jedoch nicht in der Lage gewesen, dem Feind entschlossen zu folgen. Erst jetzt, hier bei Lobstädt beka-men sie die Nachhut der zurückweichenden Preußen und Russen zu fassen.

Die Nachricht davon erreichte Napole-on an der Neumühle kurz vor Rötha. Dort wollte er gerade die Pleiße überqueren, als

man ihm meldete, bei Lobstädt sei man mit beträchtlichen Kräften des Gegners in Kontakt gekommen. Umgehend wandte sich der französischer Kaiser nach Süden und befahl, das Feuer auf die Russen und Preußen zu eröffnen.

Später erzählte man sich, Napoleon habe sich, als er auf dem Weg von Rötha nach Lobstädt war, von einer kleinen Quelle an der Flurgrenze zwischen Treppendorf und Zöpen einen Becher Wasser reichen lassen. Ob das tatsächlich einer der Einheimischen beobachtet hatte, sei dahingestellt. Jeden-falls nannte man das dort entspringende Rinnsal fortan Napoleonquelle. Graf von Beust, der Zöpener Rittergutsbesitzer, ließ dort sogar einen Gedenkstein errichten. Heute ist er ebenso verschwunden wie der Ort Treppendorf. Beide wurden vom Tage-bau Witznitz II überbaggert.

Als Napoleon an der Lobstädter Pleiße-brücke eintraf, war freilich die von ihm be-fohlene Kanonade bereits beendet. Eiligst hatten sich die Preußen und Russen aus dem Staub gemacht. Sehr zum Glück für die Lobstädter, blieb doch angesichts des-sen ihr Ort weitgehend verschont. Nur eine einzige Scheune hatte einen Treffer abbe-kommen.

Freilich waren die Häuser nicht von Plün-derungen verschont geblieben. „Die Türen der Häuser wurden aufgeschlagen“, be-richtete später der Ortschronist Alexander Bernhard Zürn, „Schränke und Kommoden zertrümmert, die Böden abgeräumt und die noch zurückgebliebenen Pferde, Rin-der und Schafe in Beschlag genommen.“ Glücklicherweise hatten die Bewohner je-doch ihre wertvollste Habe mitgenommen, als sie den Ort verlassen und sich in nahe-gelegenen Gehölzen versteckt hatten. Ins-gesamt aber war Lobstädt noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen. Doch dieser Schreck saß tief und war so schnell nicht vergessen.

Bereits wenige Tage später wurde der erste Dankgottesdienst gefeiert. Doch auch nach 50 Jahren war die Erinnerung noch so frisch, dass man der Ereignisse des 4. Mai 1813 mit einem Umzug und einem Gottes-dienst gedachte.

Ein dauerhaftes Denkmal setzte man den Ereignissen von 1813 ein Jahrhundert später. 1913 war das Gemeindeamt in der Altenburger Straße gerade erbaut worden. Im Herbst setzte man vor dem Neubau den Gedenkstein, der dort heute noch zu sehen

ist. Dankenswerterweise hat ihn die Ge-meinde Neukieritzsch anlässlich des 200. Gedenktages überarbeiten lassen. „Zur Er-innerung – Jahrhundertfeier 1813 - 1913“ kann man auf ihm jetzt wieder deutlich le-sen. Das nimmt natürlich Bezug auch auf die Völkerschlacht, ist aber vom Wortlaut her mit Absicht so allgemein gehalten, dass die Kanonade von Lobstädt am 4. Mai durchaus mit einbezogen ist. Warum auch nicht? Wenn von der örtlichen Erinnerung an das Jahr 1813 die Rede ist, dann geht es natürlich vor allem um jenen Tag, an dem die Existenz des Ortes auf dem Spiel stand.

Doch auch andere Orte im Gemeindege-biet Neukieritzsch traf es damals hart. Die Bauern Breunsdorfs nutzten einen in ihrem Ort bereits vorhandenen Stein, um ihrem Gedenken an die Ereignisse von 1813 Aus-druck zu verleihen. Sie widmeten dafür ei-nen königlich-sächsischen Meilenstein. In ihn ließen sie die Jahreszahlen 1813 und 1913 einschlagen. Vielleicht wäre auch dieses Denkmal beim Abriss des Ortes ver-loren gegangen, wenn sich nicht in Gestalt von Roland Meyer jemand gefunden hätte, der ihn barg, auf der Groitzcher Wiprechts-burg aufstellte und so bewahrte.

Dass auch die Breunsdorfer allen Grund hatten, den Plünderungen und der Not von 1813 zu gedenken, davon berichten die Lebenserinnerungen von Gottlob Landgraf. Über die Tage nach der Großgörschener Schlacht schriebe er: „Es kam der Rück-marsch … und (es) gingen alle den 3. Mai durch unser Dorf und nahmen alles Zug-vieh und Wagen und suchten möglichst die Verwundeten mitzunehmen, und nah-men an Brotvorrat, was sie fanden … Den 4.5. um 8 kamen schon die Franzosen wie die Heuschrecken und nahmen, was sie fnden an Kleidern und zerschlugen Läden und Schränke. Traurig war es. Die meisten büßten Pferde und Wagen ein, aber an Zug-kühen wurde noch mehr verloren. Ich büßte alle meine Kühe ein. Ich verlor binnen 5 Tagen beinahe 250 Taler.“

Wie so eine Plünderung vor sich ging, kann man beim Lesen der Autobiografie des berühmten Pädagogen Dinter erfahren. Er war damals Pfarrer in Görnitz, wenige Kilometer südlich von Lobstädt. „Ganz un-erwartet,“ so heißt es bei ihm, „brachen abends um 9 Uhr am 9. Oktober Feinde ein, ohne eigentliches Kommando, wenigstens war in keinem der Häuser ein Mann gese-

hen worden, der sich als Offizier betragen hätte, oder als solcher von den Plünderern geachtet worden wäre. Sie nahmen alles, nur Bücher und Federbetten nicht, wohl aber die Überzüge. Auf dem Dorfe standen Wagen, auf welche das Geraubte gepackt und in die benachbarte Stadt gefahren wur-de, wo man es verkaufte. Meine Stiefeln zog man mir von den Füßen, und als sie nicht schnell genug sich ausziehen ließen, bekam ich noch einen Schlag damit. Aus al-len Kommoden und Schränken wurden die Rückwände ausgebrochen, und was man fand, weggenommen.“ Eine Mutter, die „sich über das Lager der schon schlafenden Kindchen breitete, um diese zu schützen, bekam Schläge, weil man glaubte, im Bette sei Geld verborgen, das sie retten wollte. Ich selbst stand entblößt und ausgeplün-dert an der Wiege“ eines „vor dreißig Tagen geborenen“ Säuglings. „Man zerschnitt, in der Hoffnung Geld zu finden, die Bettchen, in das er eingebunden war. Mir selbst, weil man glaubte, ich könnte Geld um den Leib gebunden haben, zog man die Unterkleider ab, und betastete mich am nackenden Kör-per. Eine schrecklichere Nacht habe ich nie verlebt als diese.“

Die meisten Bewohner der Region ge-hörten zu den Leidtragenden der Vorgänge. Nur wenige von ihnen griffen aktiv ins Ge-schehen ein. Zu diesen gehörte die Familie Wendler, denen das Rittergut Kahnsdorf ge-hörte. Frau Wendler war eine Tochter jenes Johann Christian Ernesti, bei dem Christian Gottlieb Körner 1785 seinen Geburtstag ge-feiert hatte und dabei erstmals mit Schiller zusammentraf. Körners Sohn, der Dichter Theodor Körner, gehörte zu den Frewilligen, die in Lützows Korps kämpften. Als er am 17. Juni 1813 bei Kitzen schwer verwun-det wurde, beherbergten ihn Wendlers. Die Überlieferung besagt, dass er solange in Kahnsdorf versteckt gelebt haben soll, bis er kräftig genug war, weiter nach Böhmen zu fliehen. Vorher besuchte er freilich die Burg Gnandstein. Deren Besitzer Alexander August von Einsiedel hatte 1808 Julie Kun-tze geheiratet, die Pflegeschwester Theodor Körners.

Die Kriegsereignisse von 1813 hinter-ließen natürlich auch Zerstörungen. So ist überliefert, dass die Brücke über den Öltz-schgraben bei Lobstädt so in Mitleiden-schaft gezogen wurde, dass man sie abrei-ßen und eine Ersatzbrücke bauen musste. Die unweit davon befindliche Pleißebrücke

jedoch wurde anscheinend gerade durch die Kanonade vom 4. Mai gerettet. Wäre für die Preußen und Russen genug Zeit ge-wesen, sie hätten diese wichtige Brücken-verbindung sicherlich zerstört. Das geschah andernorts nämlich durchgehend, um die napoleonischen Verfolger aufzuhalten. Ge-sprengt wurde beispielsweise auch die Wy-hrabrücke in Frohburg.

Durch die Zerstörung der Brücken kam es zu enormen Behinderungen des Ver-kehrs. Die Lobstädter Gleitseinnahme, bei der man Straßenmaut erhob, verzeichnete einen erheblichen Einnahmeeinbruch. Der Gleitseinnehmer Johann Georg Linke sah sich 1813 nicht in der Lage, die jährliche Pacht in Höhe von 45 Talern zu entrichten. Allerdings muss man auch sagen, dass ein beträchtlicher Durchgangsverkehr nötig war, damit er auf seine Kosten kam. Die Gebühren für die Straßenbenutzung waren 1813 immer noch die gleichen wie 1753. Das meiste brachten Gütertransporte, die kosteten aber auch nur einen bis zwei Gro-

Gedenkstein in Lobstädt

schen. Lobstädter bezahlten überhaupt nichts. In guten Zeiten kamen pro Jahr um die 400 Taler ein. Doch die guten Zeiten waren längst vorbei und es herrschte Krieg.

Das Leid, das die Zeitgenossen damals erfuhren, verschwand so schnell nicht aus ihrem Gedächtnis. Auch wir sollten ange-sichts der Überlieferungen Distanz gegen-über den früher oft so heroischen Schilde-rungen der sogenannten „Befreiungskriege“ wahren.

Die Ereignisse von 1813 brachten viel Elend für diejenigen mit sich, die in ihnen als Soldaten zu kämpfen gezwungen wa-ren, die Belastungen für die Zivilbevölke-rung waren enorm und das, was am Ende heraus kam, wurde wohl nur von einer Minderheit als „Befreiung“ empfunden. Sie waren vor den Eroberungen Napoleons nicht frei gewesen und an diesem Zustand hatte sich weder durch den Franzosenkai-ser, noch durch den Sieg über ihn etwas geändert.

Dr. Hans-Jürgen Ketzer

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Die napoleonische Zeit in SchmöllnDie Bevölkerung musste die Last der Einquartierungen tragen

„1813“ steht für Krieg, aber nicht nurSonderausstellungen im Schloss- und Spielkartenmuseum zeigen u.a. die

Stadt Altenburg im Jahr 1813Das 19. Jahrhundert brachte Schmölln mehrere geschichtliche Höhepunkte. Gleich zu Beginn des Jahrhunderts war das die napoleonische Zeit. Napoleon hatte fast alle deutschen Fürstentümer 1806 mit dem Beitritt zum Rheinbund unter seine Kontrol-le gebracht. In Schmölln gab es bis 1812 nur wenige Einquartierungen, die zu ertra-gen waren. Bäckermeister Lummer schreibt in persönlichen Aufzeichnungen ausführlich über die vielen Truppendurchzüge und Ein-quartierungen 1813 in Schmölln. Allein am 6. April mussten die Schmöllner Bäcker Tausend 6-pfündige Brote zur Versorgung der in Altenburg einquartierten preußischen Truppen liefern. Ein Vorkommando preu-ßischer grüner Husaren zog am 7. April durch Schmölln und wurde am Rathaus mit Wein begrüßt. Am 18. April mussten auf Kosten der Schmöllner Bürger wieder 1.500 Brote zur Verpflegung der Truppen geliefert werden. Das Hauptquartier des Generals Blücher lag zu diesem Zeitpunkt in Altenburg. Ganz Thüringen war bis auf Erfurt von französischen Truppen geräumt und ein großes Feldlager der Armee Blü-cher, das versorgt werden musste, stand im Raume Meuselwitz, Rositz, Altenburg und Schmölln. Das letzte französische Aufgebot unter der Bezeichnung „Thüringer Marsch-bataillon,“ in dem auch einige Schmöllner dienten, übte bei Ruhla, ließ sich kampflos gefangen nehmen und am 13. April 1813 in Altenburg in die Blüchersche Armee eingliedern. In der Schlacht von Großgör-schen erlitten am 2. Mai die verbündeten preußischen und russischen Truppen eine Niederlage und zogen sich zurück, so dass nach Schmölln wieder die Franzosen ka-men. Bäckermeister Lummer schreibt da-rüber: „Den 9. Mai ist ein französisches Artillerieregiment und das ganze schwere Geschütz und Pulver und Munitionswagen durchgegangen nach Altenburg. Vom 9. bis 29. Ist Fußvolk und Reiterei und gegen tausend Pulver- und Bagagewagen durch-gegangen. Den 1. Juni 1813 sind 2.000 Mann Fußvolk und Reiterei und viele Ba-gage durchgegangen. Den 5. wieder 2.000 Mann Reiterei und Fußvolk, haben in Alten-burg Rasttag gehalten. Den 9. 3.000 Mann Kavallerie, Fußvolk und Geschütze und über 600 Ochsen und Kühe, den 11. und 12. gegen 5.000 Franzosen und Bayern, den 14. bis 17. Juni viele tausend Fran-zosen Artillerie und Bagage.“ Nach einem französischen Tagesbefehl vom 15. Juni

Das Geschehen um die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 ist dieses Jahr 200 Jahre her. Aber nicht nur dies, auch die Erster-wähnung des berühmten Skatspieles fällt zufällig auf das gleiche Jahr. Das Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg packt beide Themen in eine Sonderausstellung. Letztlich haben Soldaten mit Vorliebe zum Zeitvertreib Karten gespielt. In der Spiel-kladde des Hans Carl Leopold von der Gabelentz auf Schloss Poschwitz nahe Al-tenburg tauchte das Wort, das vom italie-nischen „scatare“ (beiseitelegen) abgeleitet ist, das erste Mal am 4. September 1813 als „Scat“ auf.

Die 1813 schätzungsweise von einer hal-ben Million Militärpersonen durchzogene Stadt Altenburg wurde im April vorüber-gehendes Hauptquartier General von Blü-chers. Auch die Generäle von Scharnhorst und von Gneisenau bezogen in der Stadt Quartier. Danach ist die Stadt zwischen-zeitlich eine unter hohem Druck stehende französische Nachschubstation.

Kurz vor der Völkerschlacht versammel-ten sich die Eliten der verbündeten Mächte im Altenburger Schloss. Großfürst Konstan-tin von Russland und der österreichische Außenminister Graf von Metternich weil-ten hier – und andere mehr. Altenburg war gewissermaßen eines der „Sprungbretter“ für Leipzig. Klar ist, dass sich jetzt ein

1813 sollen die französischen Truppen von den Bürgern und Bauern folgendermaßen beköstigt werden: „Korporal und Gemeiner 1 ¾ Brot den ganzen Tag, zum Frühstück eine halbe Portion Zugemüse, zum Mitta-gessen Suppe, ½ Pfund Fleisch mit Zuge-müse, eine Flasche Bier, zum Abendessen ein Teller voll Zugemüse.“ Die letzten fran-zösischen Einheiten verließen am 22. Au-gust Schmölln. Am 25. August und 9. Sep-tember kamen wieder kleinere russische Kosakeneinheiten nach Schmölln. Den 8. September erschienen 350 Mann Kosaken, die beim 1812 errichteten Schießhaus in der Ronneburger Straße nachmittags um 4 mit Wein und Branntwein, Brot und Wurst auf Kosten der Stadt gespeist wurden. Der Berichterstatter Lummer vermerkt, dass es nicht ohne Exzesse abgegangen ist.

Am 6. und 7. Oktober traf die Haupt-armee aus Böhmen kommend unter dem österreichischen Feldmarschall zu Schwar-zenberg in unserem Raume ein. Der Zeit-zeuge schreibt, dass die Bevölkerung in und um Schmölln in großen Ängsten bei den vielen Preußen, Russen und Öster-reichern war. Diese Armee stand in drei großen Lagern bei Kummer, Nitzschka und Zschernitzsch und hat in den Dörfern und auch in Schmölln viel geplündert. Sie ha-ben viele Schweine, Kälber, Schafe, Gänse und Hühner in die Lager geschleppt. Selbst größere Mengen an gehacktem Brennholz für die Lagerfeuer entnahmen sie aus den Grundstücken. Zu allem Unglück ist dann noch am 8. Oktober in der Altenburgischen Gasse (heutige Gößnitzer Straße) durch Unachtsamkeit der Soldaten ein Brand entstanden. Bis zum 12. Oktober verließen die Truppen die Schmöllner Umgebung in Richtung Leipzig. Am 14. Oktober lager-ten nochmals auf den Wiesen bei Schloßig 1.500 Kosaken und Baschkiren. Ab Mitte

mögliches Schlachtgeschehen zusammen-braute. Man konnte es förmlich riechen. Kaiser (Zar) Alexander I. von Russland und Feldmarschall Fürst zu Schwarzenberg zogen samt der Truppen am 15. Oktober Richtung Leipzig weiter, zunächst bis nach Rötha. Altenburg etablierte sich insbeson-dere nach der Völkerschlacht als Lazarett-stadt. Bis zum Juli 1814 ist im Altenburger Schloss ein österreichisches „Haupt-Spital“ für Hunderte Verletzte untergebracht.

Wer zum Kriegseinsatz ins Feld zieht, kann bei besonderer „Heldentat“ auch aus-gezeichnet werden. Darum kümmert sich eine weitere Sonderausstel-lung. Sie bringt dem historischen Kenner wie dem Laien nahe, dass man Geschichtsabläufe auch anhand vermeintlichen „Beiwerks“, hier in Form militärischer Auszeich-nungen, nachvollziehen kann. In den Befreiungs-kriegen spielt erstmals die Stiftung des Eisernen Kreuzes eine Rolle. Seine schlichte Form geht auf einen Entwurf des zeitgenös-sischen und bekannten Archi-tekten und Gestalters Schinkel zurück.

Toralf Keil

Oktober kommt ein österreichisches Mili-tärmagazin und ein Feldhospital bis Ende Oktober nach Schmölln ins Quartier. Ein ungarischer Oberst ist in dieser Zeit Stadt-kommandant. Die „Völkerschlacht bei Leip-zig“ nahm bis zum 19. Oktober ihren Lauf und endete mit dem Siege der verbündeten Truppen von Preußen, Rußland und Ös-terreich über die Truppen Napoleons. Am 31. Oktober kam es in Schmölln zu einem Dankfest. Die Stadt wurde mit Kerzen, Talg-, Öl- und Pechlicht beleuchtet. Ein Dankgottesdienst fand in der überfüllten Stadtkirche St. Nicolai statt. Da nach der Völkerschlacht die Notlazarette in der Nähe des Schlachtfeldes überfüllt waren, kamen in den letzten Monaten des Jahres 1813 auch im Schmöllner Schießhaus viele Ver-wundete unter. Es lag zu dieser Zeit weit vor der Stadt, trotzdem übertrugen sich ansteckende Krankheiten auf die Bevölke-rung. Eine „Nervenfieber“-Epidemie und andere Seuchen griffen verstärkt in den Monaten Dezember 1813 und Januar 1814 auf die Einwohner über, so dass 270 Menschen starben. Das waren damals etwa 10 Prozent der Schmöllner Bevölkerung. Auch viele Verwundete und Kranke, haupt-sächlich französische Soldaten starben im Schießhaus. Die toten Soldaten wurden zu viert oder zu fünft in ausgehobenen Gruben hinter dem alten Schießhaus am heutigen Schießstand, links vom ehemaligen Wald-haus begraben. Es wird erzählt, dass der sogenannte „Franzosenstein“ auf dem Pfef-ferberg in unmittelbarer Nähe des Sport-platzes der Jahn-Turnhalle aus dieser Zeit stammt. Es soll dort ein höherer franzö-sischer Offizier beigesetzt worden sein.

Aus Günter Schneider, Schmöllner Ereig-nisse im zu Ende gegangenen Jahrtausend, Schmölln, 1999

AUSSTELLUNGSTERMINE

bis 20. Oktober 2013Orden, Ehrenzeichen und Medaillen um die Ereignisse der Befreiungskriege 1813-1815bis 20. Oktober 2013Altenburg im Jahr 1813 – 200 Jahre Völ-kerschlacht und 200 Jahre Skat

SCHLOSS- UND SPIELKARTEN-MUSEUM ALTENBURGSchloss 2 - 4 www.residenzschloss-altenburg.deinfo@residenzschloss-altenburg.deTel.: 03447 512712

Hochkarätig und facettenreich:

Die Ausstellung zum militärischen Auszeichnungswesen

Das Schießhaus in der Ronneburger Straße um 1815. (Lithographie aus der „Kirchengalerie“)

Preußische Soldaten beim Kartenspiel

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36 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Napoleon, im Zerrspiegel zeitgenössischer Karikaturen ...drey Tage hat man sich geschlagen. Das Blut ist von

beyden Seiten geflossen...

1. September – 17. November 2013Ausstellung im Museum Burg Posterstein

Seit nunmehr 20 Jahren beschäftigt sich das Museum Burg Posterstein mit der Geschichte des Musenhofes der Herzogin Anna Dorothea von Kurland im thürin-gischen Löbichau.

Dabei stehen im Mittelpunkt des Inte-resses die Herzogin selbst, aber auch ihre Töchter und die Personen, mit denen sie am meisten im Kontakt stand. Neben der Dauerausstellung zu diesem Thema wur-den in den letzten Jahren auch mehrere Wechselausstellungen gezeigt.

Schwerpunkt im Jahr 2013 soll eine Ausstellung zum 200. Jahrestag der Völ-kerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 sein. Das Ausstellungskonzept sieht als Grund-stock die Präsentation von Napoleon-Kari-katuren vor.

Die Ausstellung will mit Hilfe der Kari-katuren zeigen, welcher Wandel in der Ein-stellung der Bürger im Jahr 1813 vor sich ging und dass dieser Wandel die Vorausset-zung für den Sieg im Oktober dieses Jahres bildete. Sie will auch einen Ausblick auf das weitere Schicksal des französischen Kaisers bieten und das verknüpfen mit den im Löbichauer Musenhof Agierenden. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Buch.

Darüber hinaus werden die Ergebnisse verschiedener regionalgeschichtlicher For-scher einen Überblick über die Ereignisse und die handelnden Personen des Jahres

1813 bieten, schließlich waren sowohl die Region um Altenburg als auch der Kreis um die Herzogin von Kurland sehr unmit-telbar von dem in Leipzig stattgefundenen Kriegsgeschehen betroffen.

In Altenburg selbst hielten sich kurz vor und während der Schlacht die Herrscher und führende Generäle der antinapoleo-nischen Allianz auf. Brockhaus gab in Al-tenburg die Deutschen Blätter heraus und war damit Kriegsberichterstatter im Auf-trag des Fürsten Schwarzenberg.

Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg (1771-1820) Der in Wien geborene Karl Philipp Fürst

zu Schwarzenberg war ab 1810 österrei-chischer Botschafter in Frankreich und ab 1813 Oberbefehlshaber der alliierten Ar-meen im Kampf gegen Napoleon. Bis zum Sommer 1813 hielten französische Trup-pen Altenburg besetzt. Nach dem Abzug der Franzosen wurde Altenburg das Haupt-quartier der Verbündeten. Unter Schwar-zenberg besiegte die Koalition in der Völkerschlacht Napoleon. Seine Truppen verfolgten den französischen Kaiser und schließlich stand Schwarzenberg 1814 als Feldmarschall an der Spitze der in Paris einziehenden Sieger.

Die Deutschen Blätter – Chronik der Er-eignisse

Hinsichtlich des Verlaufs der Schlacht sind die „Deutschen Blätter“ des Buch-händlers und Verlegers Friedrich Arnold Brockhaus, die im Auftrag Fürst von Schwarzenbergs von 1813 bis 1816 he-

rausgegeben wurden, bemerkenswert. Brockhaus etablierte sich seit 1798 als Kaufmann in Dortmund. 1802 gründete er in Amsterdam eine Buchhandlung.1810 ging er von dort nach Altenburg, publizierte zeitgenössische deutsche Literatur und en-gagierte sich auf politischem Gebiet. 1817 verlegte Brockhaus sein Geschäft nach Leipzig. Neben dem bekannten Konversa-tions-Lexikon, der „Allgemeinen deutschen Real-Encyclopädie für die gebildeten Stän-de. (Conversations-Lexicon)“ gab er auch mehrere Zeitschriften heraus.

In Altenburg entschied er sich im Ok-tober 1813 eine politische Zeitschrift he-rauszubringen. Am 12. Oktober erhielt Brockhaus eine Audienz bei Zar Alexander I. und bei Schwarzenberg, deren Ergebnis der „Befehl zur Herausgabe eines poli-tischen Blattes“ war.

Auszug: Deutsche Blätter. No. 2. den 16ten October 1813.

Vorläufige Berichte

Altenburg, den 15ten October 1813Diesen Morgen ist das Hauptquartier der großen alliierten Armee und dem Comman-do Sr. Durchl. des Fürsten Schwarzenberg von hier nach Pegau verlegt worden. Eben dahin sind Se. Maj. der russische Kaiser abgereis’t. Das Hauptquartier des rus-sischen Generals en chef Barclay de Tolly war schon gestern von hier abgegangen. Dem Vernehmen nach befindet sich der französische Kaiser in der Gegend von Ei-lenburg. Er hat Truppendetachements auf das rechte Elbufer geworfen. Gestern ist in der Gegend von Rötha ein heftiges Ca-valleriegefecht gewesen, wobei 300 Mann französischer Garden zu Gefangenen ge-macht seyn sollen. In einem Gefecht bei Connewitz mit dem Ponioatowskischen Corps sollen 1500 Gefangene gemacht worden seyn. – Heut Nachmittags um 4 Uhr sind Se. Maj. der Kaiser von Oester-reich und Se. Maj. der König von Preußen hier eingetroffen. - …

Museum Burg PostersteinBurgberg 1 | 04626 Postersteinwww.burg-posterstein.de

Die.-Sa.: 10-17 | So, Feiertag: 10-18

Zwenkau inmitten der KriegswirrenDie Einwohner leiden unter dem Militär

Mitte September 1813 verstärkten sich die Truppenbewegungen auf beiden Sei-ten und es gab in diesen Tagen ein „stän-diges Kommen und Gehen“ von Russen (Kosaken) und Franzosen. Im Einquartie-rungs-Register der Stadt Zwenkau ist ab Ende September die Unterbringung von 22 [französischen] Mayoren, 404 Officieren, 3.219 Mannschaften und 2.342 Pferden ausgewiesen. Die Bewohner brachten das mit den Vorbereitungen zu einer bevorste-henden großen Schlacht in Verbindung. Dafür sprach auch eine Begebenheit, auf die Zwenkauer Überlieferungen Bezug neh-men.So erfahren wir aus den Lebenserinne-rungen des Zwenkauer Bürgermeisters Christian Gottlob Ranft, dass er völlig überraschend am 17. September 1813 von einem Kommando, bestehend aus 12 Mann französischer Husaren, abgeführt wurde. Über Zweck und Ziel ließ man ihn im Unklaren. Hier ein Auszug:

„Der Schreck meiner Bürger war […] groß, viele derselben wollten mit mir bis zur Röthaischen Gasse [Anm.: spätere Bahn-hofstraße] hinaus. [Zunächst] ließen es die Husaren geschehen, dann zogen sie ihre Pistolen hervor, geboten mir, dass ich den Leuten befehlen solle, zurück zu bleiben, widrigenfalls sie Feuer auf sie geben wür-den. Mit thränenden Augen bat ich meine guten Bürger, mich meinem Schicksal al-lein zu überlassen und vor mich zu beten. Angstvoll bestieg ich nun ein Pferd, welches mir die Husaren reichten. Natürlich war die Angst meines Herzens groß, aber das Be-wusstsein, in meinem Dienst recht gehan-delt zu haben, hielt mich aufrecht […].

In diesem Bewusstsein und im Vertrauen auf Gott kamen wir in Rötha an. Ich ward an den König von Neapel [Anm.: gemeint ist Joachim Murat] abgeliefert. Gnädig empfing mich der Monarch. Ich ward über Verschiedenes ausgefragt – über Wege, Brücken Flüsse […] in unserer Gegend, über die Harth und dergleichen. Es erhell-te [sich] mir aus allen tiefen Fragen, dass in unserer Gegend bald ein großes Schau-spiel aufgeführt werden würde. Bei meiner Entlassung musste ich einen fürchterlichen Eid leisten […] nichts zu verrathen, was ich immer auch (weil es niemanden nützen kann) gehalten habe und kam mit Gottes Hilfe am 18.September wieder bei meiner guten Frau an. Wie leicht zu denken ist wird die Angst meiner Frau und meiner Bürger nicht gering gewesen sein, da schon man-che obrigkeitliche Person ihr Leben durch die Kugel beschließen musste.“

Es waren beängstigende, nervenauf-reibende, überaus verwirrende Tage und Wochen, die bei den Menschen in Sach-sen – so auch den Zwenkauern – bleibende Spuren hinterließen. Und ein Ende war für sie noch nicht abzusehen!

Der 20 cm (!) starke Zwenkauer Rats-Ak-tenband, in dem die Belastungen der Stadt und ihrer Bewohner während des Krieges erfasst sind, zeigt uns eine Vielzahl erschüt-ternder Beispiele dafür, in welche Notlage die Menschen geraten waren. Greifen wir einige heraus. (Schreibweise wie im Original)

Johann Gottfried Kühlhorn, ein Oeconom [Anm.: Landwirt], dessen Grundstücke schon vorm Kriege ohne verschulden sehr

verschuldet waren und deßhalb nur kümer-lich unterhalt gewähren: Plünderung im May und October 1813. Verlust der Erndte und einen theil seines viehstandes

Joh. August Heyne Bürgermstr. [i.R.] Und Oeconom, besitzer eines Haußes mit 6 acker felde auf welche 560 rg (?) schulden haften und vatter von 3 Kindern denen die sorgsame Mutter durchs nerwen fieber ent-rissen wurde: Plünderung und verherung seiner felder in Monath May und octbr 1813 zweimaliger verlust seiner getreide und wirtschaft vorräthe eines theils seines viehbestandes

Joh. Gottlieb Geitner ein Weiß Bäcker, wur-de nach der Schlacht bei Lützen genöthigt sein Hauß zu verlassen, weil er schulden halber die abgaben nicht mehr bestreiten konnte: Derselbe wurde in May und octbr 1813 seiner vorräthe durch Plünderung be-raubt und ist zeit dieser zeit in sehr bedürf-tigen umständen

Benedict Heysinger ein kirschner und be-sitzer seines Haußes auf welchen schulden haften da die provision seit geraumer Zeit nicht starck betrieben werden kann hat der selbe und seine familie nur nothdürftig er-nähren müssen: Heisinger wurde im May und october sehr mit genomen der selbe verlohr seine kleine Erndte die er auf sei-nen wenigen felder erbaut hatte … auch 2 Kühe und verlohr dadurch die mittel seines besitzes

Dietrich Wünschmann,Heimat- und Museumsverein Zwenkau

und Umgebung e.V.

(redaktionell gekürzt)

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38 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig

Ein Blick zurück ins Jahr 1813Blücher und Napoleon in Düben

Der 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 rückt näher. Düben spielte damals in den kriegerischen Abläu-fen der Oktobertage eine bedeutende Rolle. Napoleon wollte nämlich Blücher, seinen ärgsten Feind unter den Verbündeten, bei unserer Stadt zur Schlacht stellen.

Das misslang, weil der alte Fuchs die Situation erfasst hatte, sich schnell zurück-zog und tagelang für den Kaiser unauffind-bar war. Trübe Stimmung herrschte also in der Burg Düben. Als Napoleon endlich die neue Lage erkannt hatte, erteilte er die Aufmarschbefehle für die bevorstehende Schlacht und beobachtete, am Burgturm stehend, den Übergang von Zehntausen-den seiner Soldaten über die Mulde in Richtung Leipzig. Tags darauf folgte er in die sogenannte Völkerschlacht. Der junge Verein Route Napoleon de Saxe 1813 aus Pegau hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Weg des Kaisers durch Sachsen zwi-schen April und Oktober 1813 nachzuzei-chnen. Eine Ereignistafel am Eingang zur Burg Düben gibt umfangreichen Einblick in die Geschehnisse der damaligen Zeit.

In Zusammenarbeit mit dem Verband Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und dem Bad Dübener Heimatverein gab es im Oktober 2011 historische Gefechts-darstellungen, ein sehenswertes Biwak und eine Ausstellung im Burggelände.

Für das Jahr 2013 ist eine Ausstellung im Naturparkhaus geplant. Außerdem wer-den die „Preußen von Möckern“ – eine der Leipziger Gruppen, welche die Ereignisse um die Völkerschlacht nachvollziehen – am ersten Oktoberwochenende am Blü-cherstein und am Neuhof, Blüchers dama-ligem Hauptquartier, in Erscheinung treten.

Blücher & Napoleon in Düben

Anlässlich des 200. Jahrestages der Völ-kerschlacht bei Leipzig und dem Aufenthalt Blüchers und Napoleons in Düben wird vom 6. Oktober bis 10. November 2013 im Naturparkhaus unterhalb der Burg eine Ausstellung mit dem Titel „Blücher & Napoleon in Düben“ gezeigt.

Ausgewählte Originale und Replikate sollen mit dieser Epoche vertraut machen. Von dem bekannten Maler Volker Pohlenz werden über 20 Bilder, weitgehend Öl-gemälde, erstmals zu sehen sein, die der hallesche Historiker Gerald Schmidt für seine Publikationen in Auftrag gegeben

hat. Diese Bilder zeigen das Bemühen, die historischen Ereignisse der damaligen Zeit künstlerisch einzufangen und dem Be-trachter das Zeitgeschehen in der kleinen Stadt Düben dadurch näherzubringen.

Ebenso wird innerhalb des Ausstellungs-zeitraumes das neueste Buch zum Thema „Blücher & Napoleon in Düben“ mit einer Vielzahl neuer Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.

Ein entscheidender Befehl Napoleons, den er am 13. Oktober 1813 von der Burg aus an seine Marschälle verschickte, wird exakt 200 Jahre danach, während eines sogenannten Befehlsfrühstücks, als einer der Höhepunkte präsentiert. „Napoleon“ wird selbstverständlich anwesend sein.

Wolfgang Apitzsch, Gabi WaltherHeimatverein Bad Düben

„Bin in Wurzen angelangt ... Napoleon“

Im Herbst 1813 waren die französischen Adler sozusagen im Sinkflug begriffen. Napoleon, der seinen Gegnern stets sei-nen Willen diktiert hatte, wurde nun in die Enge getrieben. Nach dem desaströsen Russlandfeldzug hatte sich halb Europa gegen ihn verbündet. Die Kriegsfurie hielt nun auch in Sachsen Einzug. Gewaltige Heere durchquerten das Königreich und fraßen das einst so wohlhabende Land auf. Auch das kleine Wurzen war immer wieder Quartier für französische, preußische und russische Truppen. Die Bürger der Stadt mussten die Soldaten nicht nur in ihren Häusern einquartieren, sondern sie auch mit Fourage und Branntwein versorgen.

Wo die europäischen Heere auftauchten hinterließen sie oftmals Krankheiten, wie zum Beispiel Typhus, der auch die Bevölke-rung der kleinen Stadt Wurzen dezimierte.

Im ganzen Königreich wurde gekämpft, Sachsen war Schlachtfeld, Lazarett und schließlich Friedhof Europas. Großgör-schen, Bautzen, Dennewitz, Dresden sind nur einige der Orte, wo die gewaltigen Ar-meen aufeinander prallten. Nur wo Napole-on selbst war, siegten die Franzosen noch. Doch er konnte nicht überall sein und wo seine Marschälle kommandierten, wurden die Franzosen zurückgetrieben. So kam es, dass der Kaiser sich nach Leipzig zurück-ziehen musste. Auf dem Weg dahin machte er in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober auch in Wurzen halt und quartierte sich in der Domgasse 2 ein (im Gebäude des heu-

tigen Kulturhistorischen Museums). Ihm folgte einen Tag später Friedrich August I. von Sachsen. Der alte Monarch, der erst 1806 die Königskrone aus den Händen Napoleons empfangen hatte, zählte zu den letzten Verbündeten des Kaisers und blieb es bis zur Völkerschlacht.

Während sich in Leipzig eine Woche später (14. Oktober bis 19. Oktober) die Heere Europas gegenüber standen, war Wurzen lediglich der Schauplatz eines kleinen Gefechtes. Russische Kosaken ver-trieben hier am 16. Oktober einen Posten der Franzosen, der die strategisch wichtige Muldebrücke schützen sollte. Über diese Brücke führten die Österreicher zwei Tage später entscheidend wichtige Reservekräf-te nach Leipzig.

Für die Wurzener änderte sich zunächst wenig. Die russischen „Befreier“ benah-men sich kaum anders, als zuvor die fran-zösischen Besatzer. Sie plünderten und verbreiteten Angst und Schrecken. Für die Bürger der Stadt stellte jeder Soldat eine Gefahr dar, egal welche Uniform er trug. Nach der Völkerschlacht wurde Wurzen zum Lazarett und die Verwundeten der Völ-kerschlacht schleppten erneut Krankheiten ein. Für die Stadt war die Napoleonische Zeit eine schwere Bürde, viel Leid und we-nig Glanz und es ist fraglich, ob die Be-völkerung letzteren verspürt hatte, als der große Kaiser für eine Nacht in ihrer Stadt schlief.

Dr. Sabine Jung

1813 Zeitenwende – 200 Jahre Völker-schlacht Wurzener Vereine und KulturBetrieb ge-stalten Veranstaltungen zum Jubiläum

Eine Kakaotasse steht im Kulturhisto-rischen Museum wohlbehütet hinter Glas. Das Porzellan ist geklebt. Der Legende nach, soll es Kaiser Napoleon gewesen sein, der die Tasse wohl wütend zu Bo-den schmetterte, als er 1813 die Nacht auf den 9. Oktober in Wurzen verbrachte. Vielleicht waren es schon negative Nach-richten aus dem Kriegsgeschehen, die den Franzosen erreichten. Denn wenige Tage später kam es vor den Toren Leipzigs zur größten Schlacht des 19. Jahrhunderts. Die verbündeten Heere Russlands, Preu-ßens, Österreichs und Schwedens siegten über Napoleon und seine Verbündeten und wendeten das Kriegsgeschehen.„Fast 100.000 Tote und Verwundete, Soldaten aus vielen Völkern Europas, be-decken am 20. Oktober 1813 die Felder rings um Leipzig. Nach Wurzen werden noch während der Schlacht bei Leipzig die ersten Verwundeten gebracht. Ihre Zahl steigt nach deren Ende. Eines der notdürf-tig eingerichteten ‚Lazarette‘ war die heute nicht mehr vorhandene Heilig-Geist-Kirche auf dem früheren (alten) Friedhof. Wie viele von den Verwundeten und Kranken hier in unserer Stadt gepflegt oder gar geheilt wor-den sind, lässt sich nicht mehr ermitteln. Fest steht, dass in der damaligen Südost- ecke des alten Friedhofes zwischen 1806 und 1813 insgesamt 245 fremde Soldaten beerdigt wurden. Noch in der Mitte des vo-rigen Jahrhunderts hieß diese Stelle unter der ansässigen Bevölkerung der „Soldaten-winkel“, schreibt Ortschronist Wolfgang Ebert und macht damit deutlich, in wel-chem Maße Wurzen, ähnlich wie andere Städte der Region durch das Kriegsgesche-hen geprägt waren. Mit verschiedenen Veranstaltungen wollen der Wurzener Geschichts- und Altstadtver-ein, der Freundeskreis des Museums und der KulturBetrieb der Stadt an die Ereig-nisse vor 200 Jahren erinnern.

22.09.2013 | nachmittagsHerbstgeflüster mit Grimmaer Husaren und Schauspielszenenauf dem Marktplatz

10.10.2013 | 19:00 Uhr Vortrag Dr. Krannich „Der Herbst 1813 und die Völkerschlacht“Kulturhaus Schweizergarten

Tourist-Information WurzenDomgasse 2 | 04808 WurzenTelefon: 03425 8560400E-Mail: [email protected]

Die zerbrochene Tasse von Napoleon ist in der

Ausstellung im Museum Wurzen zu sehen.

Links: Blick in das Napoleonzimmer

Napoleon bezieht sein Hauptquartier auf der Burg Düben (Bildausschnitt),zu sehen in der Ausstellung „Blücher & Napoleon in Düben“

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