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Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Tätigkeitsbericht des LAGB 2003 / 2004 Halle, September 2005

2003 / 2004 Tätigkeitsbericht des LAGB Landesamt für ... · Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt, Band 8 ISSN 1861-8723 Tätigkeitsbericht 2003/2004 des Landesamtes

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Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt

Tätigkeitsbericht des LAGB

2003 / 2004

Halle, September 2005

Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:09 Uhr Seite 1

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Mitteilungen zu Geologie und Bergwesenvon Sachsen-Anhalt, Band 8ISSN 1861-8723

Tätigkeitsbericht 2003/2004des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt

Herausgeber: Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-AnhaltKöthener Str. 34, 06118 Halle / S.Tel. (0345) 52 12 - 0Fax. (0345) 522 99 10email: [email protected]

Präsident: A. Forker

Redaktion: Dr. B.-C. EhlingRedaktionsschluß: 19.08.2005Titelbild: Elisabeter-Schlotte, Schaubergwerk und Bergwerksmuseum Röhrigschacht,

Wettelrode (Foto: M. Pfefferkorn)Druck: Druckerei Teichmann, Halle

Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren allein verantwortlich.Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck, Vervielfältigung sowie die Speicherung in Daten-verarbeitungsanlagen – auch nur auszugsweise – ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.

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Inhaltsverzeichnis

BERTHOLD, U., BRANDT, M., SCHAAR, U., DESSELBERGER, U., POSCHWALD, P., MEYER, G. & JOST, G. Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung für die Jahre 2003 / 2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

JOST, G., FRIEDEL, C.-H. & RAPPSILBER, I.Stubensandabbau Badeborn - Ergebnisse bergmännischer und geowissen-schaftlicher Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

SCHUBERTH, K.Geologische Karte von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 25 000 (Vorläufige Ausgabe / GKV 25), Blatt 4344 Züllsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

STOTTMEISTER, L.Geologische Karte von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt . . . . . . . . 61

HARTMANN, K.-J. & HELBIG, H.Bodenkundliche Grundlagen und thematische Bearbeitungen - Stand und Ausblick . . . . . . . . . . 65

KAINZ, W.Erfassung des aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

STEDINGK, K. & PRÄGER, R.Die neuen lagerstättengeologischen Übersichtskarten für Sachsen-Anhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

HEROLD, U. & STROBEL, G.Der Subrosionskataster Sachsen-Anhalt - Baustein des Fachinformations-systems Ingenieurgeologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

BALASKE, P.Darstellung der Geologischen Oberflächenkarte im Planungsbereich der Bundesautobahn A 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

RAPPSILBER, I.Inbetriebnahme einer seismologischen Station des LAGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

HECKNER, J., RAPPSILBER, I., STROBEL, G., LINDNER, U. & SCHICHT, T.Seismische Tomographie des Quedlinburger Schlossbergs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

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Vorwort

Der Bergbau in Sachsen-Anhalt hat traditionell ei-nen festen Platz in derWirtschaftsstruktur desLandes. Zurzeit gibt esmehr als 300 Gewin-nungsstätten. Damit dieGeopotentiale der Regionauch künftig nachhaltiggenutzt werden können,ist die Erforschung undErkundung des Unter-

grundes, der Schutz der Rohstoffe (Bodenschät-ze) und ihr optimaler, umweltschonender Abbauunerlässlich. Die Voraussetzungen für eine lang-fristige Lagerstättennutzung unter Einhaltung ho-her Umweltstandards sind gut, denn die Berg-bauindustrie hat in den letzten 15 Jahren er-hebliche Mittel in moderne Betriebsanlagen undTechnologien investiert.

Sachsen-Anhalts Bergbau leistet in den Berei-chen Kali- und Steinsalz, Braunkohle, Erdgas,Kavernenspeicherung sowie bei Steinen undErden einen beachtlichen Beitrag vor allem beider Versorgung der Energiewirtschaft, der che-mischen Industrie, der Bauwirtschaft und derLandwirtschaft. Die jährliche Förderung vonca. 2,5 Mio. Tonnen Kalisalz in Zielitz bei einerExportrate von 95 Prozent ist auch im Vergleichmit anderen Bundesländern herausragend. DieGeopotentiale unseres Bundeslandes werdenauch anderweitig genutzt, zum Beispiel bei derkommunalen Entwicklung, der Infrastruktur, derWasserwirtschaft, der Landwirtschaft und fürden Tourismus. Sie prägen auch die landschaft-liche Vielfalt und Schönheit des Landes.

Naturkatastrophen und die Diskussion über An-zeichen und Ursachen für einen Klimawandelführen zu einem verstärkten Interesse an Kennt-nissen über Georisiken. Solche Kenntnisse sind

zugleich unerlässlich zur Beurteilung von Lang-zeitwirkungen bei Großprojekten mit Eingriffenin die Natur.

Das Landesamt für Geologie und Bergwesen(LAGB) legt mit seinem Bericht 2005 eine Bilanzseiner Arbeit in den Jahren 2003 und 2004 vor.Im Bericht wird deutlich, dass das Amt zahlreicheund oft komplizierte Genehmigungsverfahren zubergbaulichen Vorhaben zu bewältigen hatte. Mitseinen Entscheidungen hat das Landesamt be-trächtliche wirtschaftliche Aktivitäten von Unter-nehmen ermöglicht. Das gilt gleichermaßen fürdie zeitnahe Beratung bzw. Bereitstellung detail-lierter Daten zum geologischen Untergrund, ins-besondere bei der Landes- und Regionalplanungund bei landesbedeutsamen Investitionsvorha-ben.

Ein zentrales Anliegen des Amtes ist der Arbeits-schutz, also die Beaufsichtigung der bergbau-lichen Arbeiten. Vom Landesamt eingeleitete Ak-tivitäten zur Gefahrenabwehr auf dem Gebietdes untertägigen Altbergbaus belegen, dassauch hier zielstrebig das Gefahrenpotential redu-ziert wurde. Auf unvorhersehbare Schadens-ereignisse der öffentlichen Sicherheit wurdeschnell reagiert.

Anzuerkennen ist auch das Engagement, die di-gitalen geowissenschaftlichen Fachinformations-systeme immer auf dem Laufenden zu halten.Das versetzt das Landesamt in die Lage, jetztund in Zukunft alle landesspezifischen geowis-senschaftlichen Fragen rasch und kompetent zubeantworten.

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Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung für die Jahre 2003 / 2004

UWE BERTHOLD, Michael BRANDT, Ulf DESSELBERGER, Gerhard JOST, Gerald MEYER, Peter POSCHWALD & Uwe SCHAAR

Dezernat 41 – Steine- und Erdenbergbau

UWE BERTHOLD & Michael BRANDT

Sachsen-Anhalt verfügt über große und wert-haltige, oberflächennahe Steine- und Erden-Lagerstätten, die für die Bau- und Rohstoff-wirtschaft gute Voraussetzungen für eine wirt-schaftliche und bedarfsgerechte Marktver-sorgung bieten. Wirtschaftliche Bedeutunghaben insbesondere die Lagerstätten von:

• Kiesen und Kiessanden (wichtigster Massen-rohstoff des Landes),

• Quarzsanden (u.a. zur Herstellung von Spezial-produkten, Abb. 1),

• Tonen (einschl. Spezialtonen und Kaolin fürkeramische Produkte),

• Kalksteinen (für die Zementindustrie von über-regionaler Bedeutung) und

• Hartgesteinen (z.B. Quarzporphyr für hoch-wertige Schotter und Splitte sowie Werk- undDekosteine), die in sehr guter Qualität anste-hen und gewonnen werden.

Das Dezernat 41 beaufsichtigt dabei nur die Un-ternehmen des Steine- und Erdenbergbaues, dieden Regelungen des Bundesberggesetzes unter-liegen (Tab. 1). Von den in Sachsen-Anhalt insge-samt betriebenen etwa 260 Gewinnungsstellender Steine- und Erdenindustrie standen im Be-richtszeitraum ca. 220 Gewinnungsbetriebe unterBergaufsicht.Die in diesen Betrieben gewonnenen Rohstoffewerden vielfältig verwendet. Ein Schwerpunkt istdabei der Einsatz von Kiessanden, Kalk- undHartgestein als Massenrohstoff insbesondere inder Bauindustrie (Abb. 2). In veredelter Form(z.B. als Splitte) werden diese Rohstoffe imStraßenbau und als Zuschlagstoffe für die Beton-produktion eingesetzt. Kalkstein wird zusätzlich als Ausgangstoff für dieSoda- und Zementherstellung und auch alsDüngemittel genutzt.Die in Sachsen-Anhalt gewonnenen Quarzsandebesitzen eine ausgezeichnete Qualität und kön-

nen auch als Ausgangstoff für die Glasherstel-lung dienen.Die gewonnenen Tone werden in der Ziegelin-dustrie zu Mauer- und Dachziegeln sowie in derkeramischen Industrie zu Fliesen weiterverar-beitet oder direkt als Abdichtmaterial für De-ponien und wasserbauliche Anlagen genutzt.Ein wichtiges Einsatzgebiet der Rohstoffe derSteine- und Erdenindustrie war dabei im Be-richtszeitraum die Wiederherstellung bzw. Neu-errichtung von Hochwasserschutzanlagen derhochwassergefährdeten Gebiete im Land alsFolge der Hochwasserkatastrophe an Mulde undElbe im Sommer 2002.

Bergaufsicht und Betriebsplanverfahren, sonstige Genehmigungen

Die bergbehördliche Aufsicht über den Steine-und Erdenbergbau im Land Sachsen-Anhaltwurde im Berichtszeitraum durch das Dezernat41 ausgeübt. Die wichtigsten Aufgaben des De-zernates sind:

• Entscheidungen über die Zulassung vonHaupt-, Sonder-, Abschluss- und fakultativenRahmenbetriebsplänen,

• Wahrnehmung der Bergaufsicht vor Ort in denBetrieben, die dem Bundesberggesetz(BBergG) unterliegen,

• Umsetzung der einschlägigen Bergverordnun-gen,

• Entscheidungen über Anordnungen nachBBergG,

• Entscheidungen über die Genehmigung nachweiteren, in die Zuständigkeit des LAGB fallen-den Rechtsvorschriften, wie dem Umweltrecht,dem technischen und sozialen Arbeitsschutz,dem Sprengstoffrecht, Gefahrstoffrecht,Chemiekalienrecht usw.,

• Überwachung der Einhaltung der sonstigen indie Zuständigkeit des LAGB fallenden gesetz-lichen Bestimmungen in den Betrieben desAufsichtsbereiches,

• Entscheidungen über die Erteilung wasser-rechtlicher Erlaubnisse für Gewässerbenutzun-

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gen und Registrierung und Beantwortung vonAnzeigen zum Umgang mit wassergefährden-den Stoffen in Betrieben, die dem BBergG un-terliegen,

• Entscheidungen über die Erteilung natur-schutzrechtlicher Eingriffsgenehmigungen,

• Untersuchungen von Unfällen und Betriebs-ereignissen.

Durch die Mitarbeiter des Dezernates 41 wurdenim Rahmen der Wahrnehmung der Bergaufsichtgemäß § 69 BBergG im Jahr 2003 250 und imJahr 2004 293 Befahrungen in den einzelnenBergbaubetrieben realisiert. Diese dienen in er-ster Linie der präventiven Kontrolle der Sicherheitund Ordnung in den Betrieben, der Einhaltunggesetzlicher und genehmigungsrechtlicher Be-stimmungen sowie des Arbeitsschutzes vor Ortund der Betriebssicherheit. Dabei mussten imBerichtszeitraum auch 2 Unfälle und ein beson-deres Betriebsereignis untersucht werden.In einem Fall aus dem Jahr 2003 wurde dieStaatsanwaltschaft bei der Ermittlung der Un-fallursache eines tödlichen Arbeitsunfalls ineinem Kalksteintagebau von einem Mitarbeiterdes Dezernates 41 in der Funktion als Ermitt-lungsperson der Staatsanwaltschaft unterstützt.Der Unfallablauf lässt sich nach den vorliegendenErkenntnissen folgendermaßen zusammen-fassen:Da an einem Prallbrecher eine Störung auftrat,hatte der später Verunfallte offensichtlich zuReinigungsarbeiten den Prallbrecher geöffnetund war in den Brecher gestiegen, ohne denBrecherrotor festzulegen und zu verriegeln.Während der Ausführung der Arbeiten bewegtesich der ausgeschaltete Rotor des Brechers vonselbst, so dass der Verunfallte zwischen Rotorund Stator eingeklemmt wurde und sich dabei

tödliche Kopfverletzungen zuzog. Eine techni-sche Überprüfung des Prallbrechers ergab keineBeanstandungen.Die Ermittlungen wurden inzwischen durch dieStaatsanwaltschaft eingestellt. Im Ergebnis istfestzustellen, dass Eigenverschulden des Verun-fallten vorlag.In einem weiteren Fall aus dem Jahr 2003 war einSprengereignis mit überweitem Steinflug bis ineine Ortschaft zu untersuchen, wobei eine erheb-liche Gefährdung für unbeteiligte Personen undSachschäden an Gebäuden und Privatfahrzeu-gen der Anwohner auftraten. Die Untersuchun-gen wurden in enger Zusammenarbeit mit Polizeiund Staatsanwaltschaft geführt. Zur Klärung derUrsache wurde durch das LAGB ein Behörden-gutachter einbezogen. Als Ursache des Stein-fluges wurde die partielle Überladung einesBohrloches aufgrund einer möglicherweise un-erkannt gebliebenen Abweichung des Bohrloch-verlaufs von der vorgesehenen Bohrlochachsefestgestellt, wodurch die Vorgabe unzulässig ver-ringert wurde. Die Ermittlungen zur strafrecht-lichen Verantwortlichkeit sind durch die Staatsan-waltschaft noch nicht abgeschlossen. Für denSprengbetrieb wurden zusätzlich Auflagen er-lassen, so u. a. zur genaueren Lagevermessungdes Bohrlochverlaufes vor dem Besetzen mitSprengstoffen.Die Durchführung von Betriebsplanverfahren fürdie Zulassung der Errichtung, Führung und Ein-stellung der Betriebe ist neben der Bergaufsichtvor Ort der weitere Tätigkeitsschwerpunkt imDezernat 41.Die nachfolgende Tab. 2 verdeutlicht die Anzahlder geprüften und erteilten Betriebsplanzulas-sungen (einschließlich deren Verlängerung, Er-gänzung oder Änderung):

Tab. 1: Die Gesamtförderung an Steine und Erden in den der Bergaufsicht unterliegenden Betrieben in Sachsen-Anhalt.

Jahres-Rohstoff-Förderung 2003 2004(Verwertbarer Rohstoff) [Mio. t] [Mio. t]

Kiese und Kiessande 15,0 13,8Schotter und Splitt / Werk- und Dekosteine 11,4 12,0Kalkstein 11,1 10,4Quarz und Quarzsand / Quarzit 1,1 1,1Kaolin / Ziegelton / Spezialton 0,7 0,6Sonstige (Torf) 0,001 0,001Summe 39,3 37,9

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Abb. 1: Quarzsandförderung mittels Schaufelradbagger in den Quarzwerken Weferlingen.

Abb. 2: Kalksteinförderung im Tagebau Meyhen 2.

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Bergaufsicht und Betriebsplanverfahren,sonstige Genehmigungen

Die bergbehördliche Aufsicht über den Braun-kohlenbergbau im Land Sachsen-Anhalt wurdeim Berichtszeitraum durch das Dezernat 42 aus-geübt. Darüber hinaus wurden auch die demLAGB obliegenden Aufgaben des Immissions-schutzes im Bereich des Übertagebergbauswahrgenommen. Zu den Aufgaben des Dezer-nates gehören im Wesentlichen:• Entscheidungen über die Zulassung der von

den Bergbauunternehmen vorzulegendenHaupt-, Sonder-, Abschluss- und fakultativenRahmenbetriebspläne gemäß BBergG für denBereich des Braunkohlenbergbaus,

• Entscheidungen nach den einschlägigenBergverordnungen,

• Wahrnehmung der Bergaufsicht gemäß § 69BBergG in den Betrieben vor Ort,

• Entscheidungen über Genehmigungen nachweiteren, in die Zuständigkeit des LAGB fallen-

den gesetzlichen Bestimmungen, wie etwadem Wasser-, Naturschutz- oder Strahlen-schutzrecht sowie die den Bergbau betref-fenden Vorschriften zum technischen undsozialen Arbeitsschutz und die Überwachungder Einhaltung dieser Rechtsvorschriften inden Betrieben des Aufsichtsbereiches,

• Untersuchungen von Unfällen und Betriebs-ereignissen; Erforschung von Straftaten alsErmittlungsbeamte der Staatsanwaltschaft;Durchführung von Ordnungswidrigkeitsver-fahren,

• Wahrnehmung von immissionsschutzrecht-lichen Aufgaben für den Bereich des übertägi-gen Bergbaus auf Braunkohle und Steine / Er-den im Land Sachsen-Anhalt, wie etwa dieDurchführung nichtförmlicher Genehmigungs-verfahren, Entscheidungen über immissions-schutzrechtliche Anordnungen und Maßnah-men sowie die Überwachung von geneh-migungsbedürftigen Anlagen im Aufsichts-bereich.

Abb. 3: Braunkohlenförderung im Tagebau Amsdorf.

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Neben den Entscheidungen nach dem Bundes-berggesetz wurden durch die Mitarbeiter desDezernates 41 für die Unternehmen des Steine-und Erdenbergbaues weitere Entscheidungengetroffen, die auf der Grundlage gesetzlicherRegelungen in die Zuständigkeit der Bergbe-hörde fielen. Exemplarisch sei hier die Anzahlder Entscheidungen nach dem Wasserrecht(2003 : 15 Entscheidungen; 2004 : 12 Entschei-dungen) und dem Sprengstoffrecht für denÜbertagebergbau (2003 : 65 Entscheidungen;2004 : 57 Entscheidungen) genannt.

Ausblick

Zunehmende Bedeutung für die Tätigkeit desDezernates 41 erlangt neben der Betriebsauf-sicht und dem Betriebsplanzulassungsverfahrenbesonders die Kontrolle der Umsetzung vonlandschaftspflegerischen Begleitplänen und diePlanung von Nachfolgemaßnahmen nach Be-endigung der Gewinnungsarbeiten (Wieder-nutzbarmachung). Durch die derzeit eingetreteneAbschwächung der Baukonjunktur sind die denBetriebsplanzulassungen zugrunde liegendenZeitpläne für die Abbauentwicklung bis zurWiedernutzbarmachung, d. h. die Zeitdauer desEingriffes in die Natur und Landschaft durch denjeweiligen Tagebau, in der Regel nicht mehr zurealisieren. Die prognostizierten Absatzmengenkonnten in vielen Fällen nicht verkauft werden, sodass auch die vorgesehenen Nachfolgemaßnah-men zeitlich gesehen noch nicht auf den er-forderlichen Stand gebracht werden konnten. Eswird darauf zu drängen sein, dass die Planungenentsprechend angepasst werden. Ein ähnlichesProblem tritt durch das verminderte Angebot angeeigneten Materialien für die Verfüllung derTagebaue auf. Ursache dafür ist neben derschwachen Bautätigkeit und dem damit vermin-derten Anfall an Aushubmaterial auch die geän-derte Gesetzgebung und deren Umsetzung imuntergesetzlichen Regelwerk zum Umgang mitAbfällen. Auch hier kann es erforderlich sein,

dass die ursprünglich vorgesehene Nachnutzungentweder zeitlich verzögert oder gar nicht reali-siert werden kann, so dass auch hier Anpassun-gen der Betriebspläne in größerer Zahl erforder-lich werden können.

Dezernat 42 – Braunkohlenbergbau

Uwe SCHAAR

Im Braunkohlenbergbau des Landes Sachsen-Anhalt standen im Berichtszeitraum 2003/2004insgesamt 27 bergbauliche Betriebe unter Auf-sicht der Bergbehörde. Im Bereich des aktiven Bergbaus sind zwei Berg-bauunternehmen tätig. Die MitteldeutscheBraunkohlengesellschaft mbH, Theißen (MI-BRAG) betreibt im südlichen Sachsen-Anhaltden Tagebau Profen einschließlich eines zen-tralen Werkstatt- und Lagerkomplexes sowie ein-er umfänglichen Grubenbahn, den Veredlungs-standort Deuben, bestehend aus einer kom-binierten Brikett- und Staubfabrik sowie die dreiKraftwerke Deuben, Mumsdorf und Wählitz. DieROMONTA GmbH, Amsdorf (ROMONTA, Abb. 3)gewinnt westlich der Stadt Halle im TagebauAmsdorf eine bitumenhaltige Braunkohle, ausder nach entsprechender Extraktion sogenann-tes Rohmontanwachs hergestellt wird. ZumKomplex der ROMONTA gehört neben demTagebau und der Montanwachsfabrik auch einKraftwerk, in dem die extrahierte Braunkohle ver-stromt wird. Im Bereich des Sanierungsbergbaus war imBerichtszeitraum die Lausitzer und Mittel-deutsche Braunkohlen-VerwaltungsgesellschaftmbH, Sanierungsbereich Sachsen-Anhalt, Bit-terfeld (LMBV) mit den gemäß Bundesberggesetzerforderlichen Arbeiten und Maßnahmen zur Ein-stellung und Wiedernutzbarmachung des imZuge der Deutschen Einheit nicht privatisierbarenBraunkohlenbergbaus beschäftigt. In die berg-rechtliche Verantwortung der LMBV fallen inSachsen-Anhalt dabei 9 Tagebaue und 10 Ver-edlungsstandorte. Im Braunkohlenbergbau des Landes Sachsen-Anhalt waren im Berichtszeitraum etwa 2100 Ar-beitnehmer (ohne Sanierungsgesellschaften)beschäftigt.

Tab. 2: Statistik der geprüften und erteilten Betriebsplanzulassungen.

Betriebsplanzulassungen 2003 2004Hauptbetriebspläne 121 117Rahmen- und Sonderbetriebspläne 35 37Abschlussbetriebspläne 5 1gesamt 161 155

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In der Montanwachsfabrik wurde im Jahr 2004eine Anlage zur Produktion von Spezialwachsenerrichtet und ebenfalls in Betrieb genommen.Weiterhin erfolgte eine Teilüberdachung desKohlefreilagers in der Zentralaufbereitung.

Braunkohlesanierung

Die bergbaulichen Arbeiten und Maßnahmen zurabschließenden Einstellung und Wiedernutzbar-machung der Tagebaue und Veredlungsstand-orte der LMBV verliefen im Berichtszeitraumweitestgehend planmäßig. Im Tagebau Gröbernerfolgte im September 2003 die Außerbetrieb-nahme der bisherigen Wasserhaltung. Ab Janu-ar 2004 wurde mit der Zuführung von Mulde-Wasser über eine Rohrleitung die Fremdflutungdes Restloches aufgenommen und damit dieVoraussetzung zur weiteren Aufrechterhaltungder bergbaulichen und öffentlichen Sicherheitgeschaffen. Bereits im Juni 2003 wurde mit der Fremdflu-tung des Tagebaues Mücheln begonnen. ImZuge dieser Maßnahme wird bis 2009 / 2010 mitdem Geiseltalsee das größte Gewässer Sach-sen-Anhalts mit einer Wasserfläche von 1842 haund einer Tiefe von bis zu 70 m entstehen. Dienoch erforderlichen bergbaulichen Arbeiten(Endgestaltung von Teilböschungsbereichensowie umfangreiche Rückbau- und Sicherungs-arbeiten an Altlastenstandorten im Tagebau) wur-den in 2004 planmäßig fortgeführt. Im Tagebau Wulfersdorf erfolgten im Rahmender Endböschungsgestaltung weitere Erdbauar-beiten sowie Fallplattenverdichtungen. Mit derAußerbetriebnahme der letzten Filterbrunnen undder Wasserhaltung zum Jahreswechsel 2003 /

2004 setzte auch hier der Eigenwasseraufgangein.Im Tagebau Goitsche wurden die infolge der Ein-wirkungen der Hochwasserkatastrophe vomSommer 2002 notwendig gewordenen zusätz-lichen bergbaulichen Arbeiten und Maßnahmenbis zum Jahresende 2004 weitestgehend ab-geschlossen. Nach Vorlage des wasserrecht-lichen Planfeststellungsbeschlusses im Sommer2004 konnte für einen ersten Teilabschnitt desTagebaues Goitsche die Bergaufsicht für been-det erklärt und damit der Beginn der umfänglichgeplanten Folgenutzungen ermöglicht werden. Im Veredlungsbereich der ehemaligen Brikett-fabriken, Schwelereien und Grubenkraftwerkesind die Arbeiten an vielen Standorten bereitsweitestgehend abgeschlossen. Im Berichtszeit-raum besonders hervorzuheben sind hier derAbschluss der Sicherungsarbeiten an der West-böschung des ehemals als industrielle Absetz-anlage einer Brikettfabrik genutzten RestlochesHolzweißig-Ost nach zuvor erfolgter Auslagerungeiner als „Fassdeponie“ bezeichneten Arsen- /Phosphor-Altablagerung der chemischen Indu-strie.Weiterhin wurden die an den Standorten der ehe-maligen Schwelereien Profen und Deuben durchdie LMBV erfolgenden Arbeiten und Maßnah-men zur Grundwassersanierung, zum Monitoringund zur Untersuchung von natürlichen Schad-stoffabbauprozessen (Naturalattenuation) durchdie Bergbehörde beaufsichtigt.

Tab. 5: Überblick über die im Berichtszeitraum getroffenen Verwaltungsentscheidungen.

Rechtsgebiet Art der Entscheidung 2003 2004Arbeitszeit Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit 23 21Wasserrecht Wasserrechtliche Erlaubnisse 4 1Immissionsschutz Anzeigen nach §15 BImSchG 12 12

Genehmigungen nach §4 und 19 BImSchG 1 4Vorzeitiger Beginn gemäß §8a BImSchG 2 1Wesentliche Änderung gemäß §16 Abs.1 und 2 BImSchG 1 4Änderungen gemäß §16 Abs.4 BImSchG 1 5Ausnahmegenehmigungen nach § 33 der 13. BImSchV 1 –

Strahlenschutz Anzeigen / Genehmigungen / Änderungen nach StrlSchV / RöV* 9 8Gammaradiografieanzeigen 13 13

* Strahlenschutzverordnung / Röntgenverordnung (StrlSchV / RöV)

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Im Rahmen der Wahrnehmung der Bergaufsichtals dem eigentlichen Instrument bergbehördlich-er Kontrolltätigkeit wurden im Jahr 2003 71 Be-fahrungen und in 2004 76 Befahrungen in Braun-kohlenbetrieben durchgeführt. Weiterhin erfolg-ten im Rahmen der immissionsschutzrechtlichenAufsicht im Jahr 2003 27 und im Jahr 200428 Betriebsbefahrungen (Tab. 3).

Tab. 3: Befahrungsstatistik für die Jahre 2003 und 2004.

Aufsichtstätigkeit 2003 2004Bergaufsicht in Tagebauen 44 42Bergaufsicht übertage 27 34Bergaufsicht gesamt 71 76Aufsicht nach dem BImSchG* 27 28gesamt 98 104

* Bundesimmissionsschutzgesetz

Im Jahr 2004 wurde durch Bedienstete des De-zernates 42 eine Unfalluntersuchung durchge-führt, im Jahr 2003 war keine Untersuchung vonUnfällen bzw. Vorkommnissen erforderlich.Die Prüfung und Zulassung der von den Unter-nehmern aufzustellenden bergrechtlichen Be-triebspläne (einschließlich deren Verlängerung,Ergänzung oder Abänderung) stellt einen wei-teren Schwerpunkt der bergbehördlichen Arbeitdar. Im Berichtsjahr 2003 wurden 74 und imBerichtsjahr 2004 80 Betriebsplanzulassungenerteilt (Tab. 4).

Tab. 4: Statistik der Betriebsplanzulassungen für die Jahre 2003 und 2004.

Zulassung von 2003 2004Hauptbetriebsplänen 9 4Sonderbetriebsplänen 8 20Abschlussbetriebsplänen 57 56gesamt 74 80

Einen Überblick über die im Berichtszeitraumgetroffenen Verwaltungsentscheidungen zu son-stigen, in die Zuständigkeit der Bergbehörde fal-lenden Rechtsgebieten gibt folgende Tab. 5.

Aktiver Braunkohlenbergbau

Die bergbehördliche Arbeit im Berichtszeitraum2003 / 2004 war im Bereich des aktiven Braun-kohlenbergbaus durch die Zulassung und Kon-trolle der laufenden Arbeiten in den Tagebauen,Veredlungsbetrieben und bergbaueigenen Kraft-

werken sowie durch die Begleitung folgenderweiterer Schwerpunkte gekennzeichnet:Im Tagebau Profen der MIBRAG erfolgte im Zugeder weiteren Tagebauentwicklung im BaufeldProfen-Süd beginnend ab 2003 die Überbag-gerung des Standortes der ehemaligen Tages-anlagen D1. Weiterhin wurde Anfang 2004 mitdem Aufschluss des neuen Baufeldes Schwer-zau begonnen. Neben der Vorfeldberäumung(u. a. Rückbau eines ehemaligen Sprengstoff-bunkers und Beräumung einer Altlast) warendamit auch der Baubeginn für einen neuen Mas-senverteiler zur Trennung und Weiterleitung deraus den einzelnen Schnitten ankommendenFörderströme für Abraum und Kohle sowie dieRemontage eines weiteren Tagebaugroßgerätesverbunden. Es handelte sich dabei um einenSchaufelradbagger SRs 2000, der aus demtschechischen Tagebau Sverma nach einer Kom-plettzerlegung in den Tagebau Profen umge-setzt und bis 2006 neu aufgebaut wird. Im Rah-men der Montage erfolgen u. a. die Verlängerungdes Radauslegers, die Modernisierung desSchaufelradkopfes und die komplette Erneue-rung der elektrotechnischen Anlage. Das Gerätsoll ab Mitte 2006 zur Abraumbeseitigung imBaufeld Schwerzau eingesetzt werden. Aus dem Braunkohlen-Veredlungsbereich be-sonders hervorzuheben ist die Ende 2003 erfolg-te Stundung der Brikettfabrik Deuben und dieErrichtung einer neuen Kombiverladung Bahn /Straße für Braunkohlenbrennstaub. Damit ist zu-mindest vorläufig die Geschichte der Briketther-stellung in Mitteldeutschland von der weltweitersten Braunkohlenbrikettproduktion im Jahre1858 in Ammendorf bei Halle nach 145 Jahren zuEnde gegangen.In Umsetzung der Betriebssicherheitsverordnungwurden durch die MIBRAG in enger Abstimmungmit dem Dezernat 42 Braunkohlenbergbau neueExplosionsschutzdokumente für die Betriebs-bereiche Deuben, Mumsdorf und Wählitz erstellt.Weiterhin erfolgte in 2004 der Abbruch eines140 m hohen Stahlbetonschornsteines im Kraft-werk Mumsdorf, ohne den Betrieb der unmittel-bar angrenzenden benachbarten Rauchgasreini-gung des Kraftwerkes zu unterbrechen. Im Kraftwerk Amsdorf der ROMONTA wurde in2004 ein zusätzlicher Dampferzeuger errichtetund zum Jahreswechsel 2004 / 2005 in Betriebgenommen. Die Befeuerung dieses Dampf-kessels erfolgt zukünftig mit Ersatzbrennstoffen.

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§ 2 Abs. 1 der 4. BImSchV (Anlage nach Nr.8.11aa Sp. 1, Nr. 8.12 Sp. 1, Nr. 8.13 Sp. 1 undNr. 8.15 Sp. 1 des Anhanges der 4. BImSchV) derGTS im Rahmen der Anhörung zugesandt. DasVerfahren wurde mit Bescheid vom 22.09.2004abgeschlossen.Weitere förmliche Verfahren mit Öffentlichkeits-beteiligung nach Bundesimmissionsschutzge-setz waren nicht anhängig. Bei zwei Verfahren zur wesentlichen Änderungder genehmigungspflichtigen Anlagen „KalkwerkRübeland“ und „Kalkwerk Kaltes Tal“ der Fels-Werke GmbH für den Einsatz von Altölen alsAlternativbrennstoff wurde zwei Anträgen gemäߧ 16 Abs. 2 BImSchG stattgegeben, nach derenPrüfung auf die Öffentlichkeitsbeteiligung undAuslegung der Antragsunterlagen im Rahmendes Genehmigungsverfahrens verzichtet werdenkonnte.

Grundabtretungsverfahren

Im Berichtszeitraum waren eine Vielzahl vonGrundabtretungsverfahren zu führen, die densonst üblichen Arbeitsumfang der vergangenenJahre weit übertrafen.So konnte in 2003 die vorzeitige Besitzein-weisung für den „Kiessandtagebau Bühne“ erteiltsowie zwei Grundabtretungsverfahren zur Siche-rung des Weiterbetriebs des „KalksteintagebausFörderstedt“ der Sodawerke Staßfurt GmbH &Co. KG mit Grundabtretungsbeschlüssen been-det werden. In den drei vorgenannten Fällenwaren wegen der dagegen gerichteten Klagenumfangreiche Zuarbeiten an die Verwaltungs-gerichte erforderlich. Ein weiterer Grundabtre-tungsbeschluss erging für ein innerhalb des„Kiessandtagebaus Zerbst-Ost“ der KIESAGmbH, Westerkapeln-Velpe gelegenes Flurstück.Sechs Verfahren konnten in 2003 infolge einergütlichen Einigung zwischen Antragstellerin undGrundstückseigentümer eingestellt werden.Zum Jahresende 2003 waren insgesamt 12Grundabtretungsverfahren anhängig.Das 2. Berichtsjahr 2004 war durch eine indiesem Maße nicht zu erwartende Steigerungder Antragstellungen geprägt. Acht Anträge unddrei Voranfragen gingen allein in diesem Jahrein. Zum Vergleich: Das waren so viele Anträgewie in den drei vorangegangenen Jahren 2001bis 2003 zusammen gestellt wurden. Bei den drei in 2004 gestellten Voranfragen kam

es nicht zur Verfahrenseröffnung, da sich die Un-ternehmen mit den Grundstückseigentümernjeweils gütlich einigen konnten. In zwei weiterenVerfahren konnten nach der Verfahrenseröffnungebenfalls eine gütliche Einigung erzielt und dieVerfahren eingestellt werden. Eine der weiteroben angesprochenen Klagen gegen die Grund-abtretungsbeschlüsse für den KalksteintagebauFörderstedt wurde vom Kläger zurückgezogen.Zum Jahresende 2004 waren demnach insge-samt 17 Grundabtretungsverfahren anhängig.

Feldes- und Förderabgabe

Feldes- und Förderabgaben wurden in Sachsen-Anhalt in der Zeit vom 01.01.2002 durch die Be-freiung nach § 15 Förderabgabenverordnung fürden Zeitraum bis 31.12.2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit konzentrierte sich daher auf dieÜberprüfung der im Rahmen der Entrichtung derFeldes- und Förderabgabe bis Ende 2001 ange-fallenen Unterlagen. Hierbei wurden zahlreichebisher nicht abgeschlossene Vorgänge abgear-beitet und Abgabeforderungen an säumige ab-gabepflichtige Unternehmen gerichtet.Insgesamt wurden in den Jahren 2003 und 2004ein Feldesabgabe- und 174 Förderabgabefest-setzungsbescheide gefertigt und entsprechendeSäumniszuschläge erhoben.Für die feldesabgabepflichtigen Betriebe wurdesomit die Prüfung abgeschlossen.Die Prüfungen der Förderabgabeakten konnten2004 dagegen jedoch noch nicht abgeschlossenwerden, so dass diese auch im Folgejahr 2005einen nicht unbeträchtlichen Teil der Arbeitska-pazität beanspruchen werden.

Bergbauliche Statistik

In den Jahren 2003 und 2004 wurde weiter ander Verbesserung der Aussagekraft der statisti-schen Angaben gemäß der Unterlagenbergver-ordnung gearbeitet. So wurde zum Einen die alsGrundlage für die Erhebung der betrieblichenDaten genutzte Datenbank aktualisiert. Zum An-deren erfolgte mit erheblichem Aufwand das Ein-holen der Quartalsmeldungen nach Unterlagen-bergverordnung mittels Mahnung, ggf. auchMehrfachmahnung der Unternehmen bzw. auchdurch telefonische Nachfragen bei den melde-pflichtigen Unternehmen. Im Ergebnis diesesMehraufwandes wurde eine Erhöhung der Mel-

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Dezernat 43 – Besondere Verfahrensarten

Ulf DESSELBERGER

Dem Dezernat 43 obliegt die Durchführung vonbergrechtlichen Planfeststellungsverfahren ein-schließlich Umweltverträglichkeitsprüfung undÖffentlichkeitsbeteiligung, die Durchführung vonförmlichen Verwaltungsverfahren nach Umwelt-recht einschließlich Umweltverträglichkeitsprü-fung und Öffentlichkeitsbeteiligung, die Führungvon Grundabtretungsverfahren in Zusammenar-beit mit dem Dezernat D1, die Durchsetzung derVerordnung über Feldes- und Förderabgabe(FörderAVO), die Führung der Bergbaustatistikinsbesondere nach der Bergverordnung übervermessungstechnische und sicherheitliche Un-terlagen (UnterlagenBergV) sowie die Beratungvon Industrieverbänden, der Wirtschaft und Pri-vatpersonen zu Fragen des Bergrechts in Sach-sen-Anhalt.

Planfeststellungsverfahren

Der maßgebliche Schwerpunkt im ArbeitsbereichPlanfeststellungsverfahren war im Berichts-zeitraum 2003 / 2004 fokusiert auf das Planfest-stellungsverfahren zur Erweiterung der Salz-halden des Kaliwerkes Zielitz der K+S KALIGmbH, Zielitz. Es wurde der Erörterungstermindurchgeführt, dem zahlreiche weiterführende Ab-stimmungsgespräche folgten. Dabei ging es vorallem um die Vermeidung des Eintrages salz-haltiger Haldenwässer in das Grundwasser alsanlagenbedingte Wirkung (Emissionsvermei-dungsmaßnahmen - EVM-Konzept). Hierzu fan-den auch Diskussionen und Abstimmungen mitden Wasserbehörden statt. Die umfangreichenAusgleichs- und Ersatzmaßnahmen waren unterBerücksichtigung des EVM-Konzepts für dieKonkretisierung der Einzelmaßnahmen zusam-men mit den Naturschutzbehörden und den nach§ 60 BNatSchG anerkannten Vereinen abzu-stimmen. Das Verfahren konnte auf Grund zahl-reicher offen gebliebener Probleme in 2004 nichtabgeschlossen werden, so dass es auch im Jahr2005 ein Tätigkeitsschwerpunkt sein wird.Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt stellte dasVerfahren zur Erweiterung des Industriekraft-werkes Amsdorf der ROMONTA um den „Dampf-erzeuger 5“ dar. Mit dem „Dampferzeuger 5“sollen heizwertreiche Fraktionen aus der Abfall-

sortierung als Ersatzbrennstoff verwertet wer-den. So wurde zum Einen die in 2002 erteilteZulassung des vorzeitigen Beginns nach § 57bBBergG bis zum 31.12.2004 verlängert. Gegen-stand dieser Entscheidung waren im Wesent-lichen der Rohbau der Anlieferungshalle und desBunkers, die Errichtung der Fundamente für dieRauchgasreinigungsanlage sowie die Änderungder Dachfassade des Kesselhauses, in dem der„Dampferzeuger 5“ errichtet wurde. Zum An-deren wurde im Zuge des Baufortschritts die Zu-lassung des vorzeitigen Beginns bzgl. der Kom-ponenten Kesselgerüst einschließlich der Funda-mentierung, der Fundamente für den Turbosatz,des Stahlbaus für die Rauchgasreinigungsan-lage und der Montage des Kessels mehrfachergänzt. Das Verfahren konnte mit dem Planfest-stellungsbeschluss vom 08.12.2004 zu einempositiven Abschluss gebracht werden.Neben den beiden o.g. Verfahren wurden paral-lel 39 weitere bergrechtliche Planfeststel-lungsverfahren für den Steine- und Erdenberg-bau geführt. Im Berichtszeitraum konnten davonneun Vorhaben durch Beschluss beschiedenwerden. Es handelte sich dabei im Einzelnen umdie Tagebaue: Kiessandtagebau Frose / Aschers-leben 1 und 2, Kalksteintagebau Farnstädt, Kies-sandtagebau Köckern-Heideloh, Kiessandtage-bau Burg-Sachsenkamm, KiessandtagebauHohengöhren (Bewilligung), KiessandtagebauSollnitz, Kiessandtagebau Sülldorf, Quarzsand-tagebau Lehof sowie Kiessandtagebau Köplitz.Zum Jahresende 2004 waren demnach insge-samt 30 Verfahren für Steine- und Erden – Vor-haben anhängig. Für die Vorhaben „Kiessandtagebau Badeborn“(Nassauskiesung) und den „Hartgesteinstage-bau Mammendorf“ konnten die Zulassungen desvorzeitigen Beginns ausgesprochen werden.

Förmliche Verfahren nach Bundes-Immissionsschutzgesetz

Im Berichtszeitraum war ein förmliches Verfahrennach Bundesimmissionsschutzgesetz anhängig.Es handelte sich hierbei um das Verfahren zur Er-weiterung der bestehenden Abfallentsorgungs-anlage der Grube Teutschenthal Sanierungsge-sellschaft mbH & Co. KG (GTS). Nach Durchfüh-rung des Erörterungstermins wurde zum Jahres-anfang 2004 der Entwurf der Genehmigunggemäß § 4 BImSchG in Verbindung mit § 1 und

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sprechende Ergänzungen und die behördlicheBegleitung der Planungen der K+S im Zuge derAuffahrung eines Siebenstreckensystems auf der2. Sohle nach Westen zum Aufschluss des West-feldes. Weitere Sonderbetriebspläne umfasstenFragen der Dimensionierung des Grubenfeldes,der Gewinnung von Auftausalz von den Haldenund des Umganges mit Gefahrstoffen sowieDieselmotoremissionen unter Tage.Der Umbau der Schachtförderanlage desSchachtes Zielitz 2 (Getriebe, Motor und Steu-erung) wurde bergaufsichtlich begleitet.

• esco GmbH & Co. KG, Werk Bernburg

Im Berichtszeitraum wurde für das Werk Bern-burg ein neuer Hauptbetriebsplan für denZeitraum 2004 bis 2008 zugelassen. Weiterhinwurden Sonderbetriebspläne zur Erforschungdes gebirgmechanischen Verhaltens der Stein-salzkavernen hinsichtlich Fragen der Gasperme-ation und Selbstheilung von Rissen in Salz-gesteinen zugelassen.Es erfolgte die Modernisierung der Schacht-förderanlage des Schachtes Gröna u.a. mit demEinbau einer neuen Treibscheibe mit integriertem

Motor sowie einer digitalen Steuerung dergesamten Schachtförder- und Signalanlage. Esentstand damit eine der derzeit modernstenSchachtförderanlagen der Welt.Die Errichtung eines neuen Feldbunkers im Be-reich südlich der 2.Hauptwetterstrecke mit einemFassungsvermögen von ca. 8000 t Rohsalz ein-schließlich der zu- und abfördernden Band-strecken wurde genehmigungsseitig begleitet.

• esco GmbH & Co. KG, Werk Braunschweig-Lüneburg

Beim Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburghandelt es sich um ein länderübergreifendesBergwerk, mit Tagesanlagen und Schächten imRaum Grasleben (Land Niedersachsen) und un-tertägigen Grubenfeldern in Niedersachsen undSachsen-Anhalt.Im Berichtszeitraum konzentrierte sich derGewinnungsbetrieb auf die Lagerstättenteile imZuständigkeitsbereich des Landes Sachsen-An-halt. Dabei konnten mehrere, voneinander ge-trennte Lagerteile durch weitreichende Bohrpro-file erkundet, vorgerichtet und in den Gewin-nungsbetrieb übernommen werden.

Tab. 6: Betriebe im Aufsichtsbereich des Dezernates 51.

Art / Bodenschatz Anzahl BetriebsbezeichnungKalisalz 1 K+S KALI GmbH, Zielitz, Werk ZielitzSteinsalz 2 european salt company GmbH & Co. KG (esco), Werke

Bernburg und Braunschweig-LüneburgEndlager für radioaktive Abfälle 1 Bundesamt für Strahlenschutz, Salzgitter (BfS), Deutsche

Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH, Morsleben (DBE)

Versatzbergwerke 3 Grube Teutschenthal Sanierungsgesellschaft mbH & Co. KG (GTS); Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von still-gelegten Bergwerksbetrieben mbH, Sondershausen (GVV), Bergwerk Elbingerode;esco GmbH & Co. KG, Werk Bernburg

Versatzmaterialherstellung 1 Gesellschaft für Abfallverwertung und Recycling mbH, Bernburg (AUREC)

Untertagedeponien 1 K+S Entsorgung GmbH, UTD ZielitzHaldenrückgewinnungen 3 Seidelschacht, Freiesleben-Schächte, HerrmannschachtTiefbaubetriebe in Einstellung 4 GVV Sondershausen (Mansfelder und Sangerhäuser

Kupferschiefer, Kalibergwerk Rossleben, Rottleberode, Strassberg)

Besucherbergwerke 5 Drei Kronen und Ehrt, Büchenberg, Wettelrode einschließlichBergbaulehrpfad, Straßberg / Glasebach

Besucherhöhlen 4 Rübeländer Höhlen (Herrmanns- und Baumannshöhle), Heimkehle, Unterirdisches Zeitz

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dedichte erzielt, die die Aussagekraft der berg-baulichen Statistik wesentlich verbessert. Dieser Umstand erklärt die für Außenstehendemöglicherweise nicht nachvollziehbare Erhöhungder Anzahl der Betriebe sowie zugehörigerFörderzahlen, hier insbesondere im Steine- undErdenbereich, in dem es leider immer noch eineVielzahl von Unternehmen gibt, die den Berichts-pflichten nicht oder nur unvollständig nachkom-men. Die sich aus dem Datenmaterial speziellfür Kiese und Sande ergebende scheinbar posi-tive Entwicklungstendenz ist daher in erster Liniedem verstärkten behördlichen Mahnen / Nach-fragen bzw. der verbesserten Meldemoral zuzu-ordnen, denn nur Betriebe mit Meldungen er-scheinen in der bergbaulichen Statistik nach Un-terlagenbergverordnung, die dem Bundesmini-sterium für Wirtschaft und Arbeit wiederum alsGrundlage für den Bericht „Der Bergbau in derBundesrepublik Deutschland“ dient.Im Weiteren sind die in den Berichtsjahren aufge-tretenen Unfälle auch statistisch zu verarbeiten.Neben der Anzahl der Unfälle werden Informa-tionen zum Unfallhergang, der Schwere des Un-falls und nicht zuletzt zur Art und Schwere derVerletzung ausgewertet.

Dezernat 51 – Untertagebergbau

Peter POSCHWALD

Das Dezernat 51 führt landesweit die Bergauf-sicht über die Betriebe des Kali- / Salz-, Erz-und Spatbergbaus, des Versatzbergbaus undder Untertagedeponie Zielitz sowie des End-lagers für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM). Die Geschäfte und Aufgaben erstrecken sich aufdie Zulassung und Aufsicht über die unterBergrecht fallenden Betriebe sowie auf dieGenehmigung von Planungen der Betriebe, diedie Bereiche des Umweltrechtes (Abfallrecht,Wasser, Immissionsschutz, Naturschutz), desStrahlenschutzes, Sprengstoffrechtes, Gefahr-stoffrechtes sowie der technischen Arbeits-sicherheit und des sozialen Arbeitsschutzes(bündelnde Funktion der Bergverwaltung) be-rühren. Einen Überblick über die Betriebe, diesich im Aufsichtsbereich des Dezernates 51 be-finden gibt Tab. 6.Auf Antrag der vorgenannten Betriebe wurden im

Berichtszeitraum 184 Entscheidungen zu Be-triebsplänen (einschließlich Änderungen, Er-gänzungen, Verlängerungen) getroffen und 617Genehmigungen nach sonstigem Verwaltungs-recht erteilt. Im Rahmen der Bergaufsicht erfol-gten 454 Befahrungen über und unter Tage. DesWeiteren wurden im Berichtszeitraum umfang-reiche Aufgaben in Ausschüssen und Arbeits-kreisen wahrgenommen. So wurde u. a. an fol-genden Vorschriften mitgearbeitet:

• Berücksichtigung bergbaulicher Belange im3. Sprengänderungsgesetz in Zusammen-arbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft undArbeit (MW LSA) und Ministerium für Gesund-heit und Soziales (MS LSA),

• Überarbeitung der Richtlinie Sprengwesen imBergbau im Arbeitskreis Sprengwesen desLänderausschusses Bergbau (LAB),

• Erarbeitung der neuen BergverordnungSchacht- und Schrägförderanlagen (BVOS),

• Erarbeitung des Leitfadens für den Einsatzund Betrieb von Gleislosfahrzeugen im Salz-bergbau.

Weiterhin wurden Sachverständige auf dem Ge-biet der Elektrotechnik im Bergbau über undunter Tage nach Elektrobergverordnung aner-kannt. Es erfolgte eine enge Zusammenarbeitund der Erfahrungsaustausch mit Sachverständi-gen des Technisches Überwachungsvereins (TÜV)und der Deutschen Montan Technologie GmbH(DMT) auf verschiedenen Gebieten. Es wurdendie Aus- bzw. Weiterbildung von ca. 100 Spreng-berechtigten gemeinsam mit den Werken Zielitzund Bernburg durchgeführt. Hierbei waren nebenAusbildung und Prüfung auch umfangreicheÜberprüfungen der Zuverlässigkeit der Auszu-bildenden zu leisten. Weiterhin erfolgte dieAusstellung von Erlaubnissen nach § 7 Spreng-stoffgesetz (SprengG) und Befähigungsscheinennach § 20 SprengG für Sprengarbeiten im Unter-tagebergbau.

Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht -Kali-, Salz-, Erz- und Spatbergbau

• K+S Kali GmbH, Werk Zielitz

Schwerpunkte der Betriebsplanverfahren imWerk Zielitz bildeten die Aktualisierung des 2002zugelassenen Hauptbetriebsplanes durch ent-

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den 1991 versuchsweise begonnen, 1995 plan-mäßig aufgenommen und im Jahre 2000 auf dieGrundlage eines bestätigten Langzeitsicherheits-nachweises in Form einer standortbezogenenSicherheitsbeurteilung für die Grube Teutschen-thal gestellt. Der Versatzbetrieb wurde mit zuge-lassenen Hauptbetriebsplänen und seit dem27.02.2004 mit einem Abschlussbetriebsplangeregelt. Für die vielfältigen übertägigen und un-tertägigen Maßnahmen zur Annahme, Herstel-lung, Lagerung und für das Einbringen der Ver-satzmaterialien als Schüttgutversatz sowie inBig-Bag’s, die geschüttet oder gestapelt wer-den, sind zahlreiche Sonderbetriebspläne zuge-lassen. Änderungen / Ergänzungen und Ver-längerungen der Gültigkeitsdauer dieser Son-derbetriebspläne waren vorzunehmen. Darüberhinaus waren im Berichtszeitraum über 4 Grund-rezepturen für baustofflich herzustellende Ver-satzmaterialien und über die Annahme vonneuen, noch nicht genehmigten Abfallarten imbergrechtlichen Genehmigungsverfahren zuentscheiden. Darin eingeschlossen waren auchZulassungen der Versatzmaterialien gemäß § 4Gesundheitsschutzbergverordnung.Das Verfahren zur Bergerprobung für den erst-maligen Einsatz eines Dickstoffversatzes wurde2004 abgeschlossen. Das Verfahren für denneuen Sonderbetriebsplan „Versatz“ konnte2004 noch nicht entschieden werden.Die über- und untertägigen Anlagen zum „Ver-satz“ wurden 2003 / 2004 regelmäßig minde-stens einmal im Quartal und einmal im Jahr ge-meinsam mit der sonst zuständigen Abfallbe-hörde (Einvernehmensbehörde) befahren. DieUntersuchungen und Maßnahmen zum Brand-ereignis vom Juni 2002 wurden fortgesetzt.

• Grube Bernburg

Im östlichen Steinsalzfeld der Grube Bernburg /Gröna bestehen Abteilungen mit unterdimen-sionierten Baublöcken, die ein gebirgsmecha-nisches Langzeitsicherheitsrisiko mit Auswirkun-gen auch für die Tagesoberfläche darstellen,welches durch Einbringen von bergbaufremdenVersatzmaterialien auf ein Mindestmaß reduziertwerden soll. Diese Versatzmaßnahmen mit berg-baufremden Abfällen werden seit 1992 kon-tinuierlich und ab 2002 auf der Grundlage einesbestätigten Langzeitsicherheitsnachweises inForm einer standortbezogenen Sicherheitsbe-

urteilung für die Grube Bernburg vorgenommen.In Verbindung mit einem zugelassenen Hauptbe-triebsplan werden die übertägigen und untertägi-gen Maßnahmen durch Sonderbetriebsplänegeregelt. 2003 wurde der neue Sonderbetriebs-plan „Versatz“, der alle bis dahin geltenden Maß-nahmen einheitlich bündelt, zugelassen. Die An-nahme, Lagerung und Herstellung von Versatz-materialien werden in der unter Bergaufsichtbefindlichen übertägigen Anlage der AUREC Idurch einen Hauptbetriebsplan geregelt, dessenZulassung im Berichtszeitraum ergänzt, geän-dert und verlängert wurde. Die Übernahme der inder Anlage der AUREC I hergestellten Versatz-materialien wird durch einen Kooperationsver-trag mit dem Bergwerksbetreiber geregelt.Der Katalog der zugelassenen Abfallarten wurdeim bergrechtlichen Genehmigungsverfahren er-weitert.Die über- und untertägigen Anlagen zum „Ver-satz“ wurden regelmäßig mindestens einmal imQuartal und einmal im Jahr gemeinsam mit dersonst zuständigen Abfallbehörde (Einverneh-mensbehörde) befahren.

• Untertagedeponie Zielitz

Die Bergaufsicht in der Untertagedeponie wurde2003 / 2004 regelmäßig, mindestens einmal imQuartal, wahrgenommen. Einmal im Jahr erfolgtegemeinsam mit der sonst zuständigen Behördenach Abfallrecht (Einvernehmensbehörde) eineBefahrung. Es gab keine bemerkenswerten Er-eignisse in den Jahren 2003 und 2004.

Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht – Radioaktive Endlagerung

Im Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben(ERAM) wurden die Tätigkeiten im Berichtszeit-raum von der Durchführung der bergbaulichenGefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil (bGZ)bestimmt.Betrieblicherseits wurden die bereits im Jahre2002 und davor aufgenommenen Instrumen-tierungsarbeiten für das vorlaufende geotech-nisch-markscheiderische Messprogramm fort-gesetzt und durch die Planung und Installationeiner ortungsseismischen Messeinrichtung er-gänzt.Im März 2003 begannen die bergmännischenVorbereitungsarbeiten (Infrastrukturmaßnahmen)

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Auf der Grundlage der Verwaltungsvereinbarungzwischen den Bergbehörden des Landes Nieder-sachsen (Landesbergamt Clausthal-Zellerfeld,LBA) und des Landes Sachsen-Anhalt (Lan-desamt für Geologie und Bergwesen, LAGB)konnte im Februar des Jahres 2003 die gemein-same Zulassung des Hauptbetriebsplanes 2003bis 2007 erteilt werden.Im Laufe des Berichtszeitraumes wurdenmehrere Nachträge zum o.g. Hauptbetriebsplanzugelassen und eine Vielzahl von Anzeigen zumlaufenden Gewinnungsbetrieb bestätigt. Die Auf-sichtstätigkeit wurde sowohl gemeinsam mitdem niedersächsischen LBA als auch durcheigenständige Befahrungstätigkeiten vorgenom-men.

• GTS GmbH & Co. KG, Grube Teutschenthal

Schwerpunkte der Betriebsplanverfahren für dieGrube Teutschenthal bildete die Zulassung desAbschlussbetriebsplanes im Februar 2004. Wei-terhin wurden Sonderbetriebspläne zum Fahr-zeugeinsatz unter Tage, zur gebirgsmechani-schen und seismischen Überwachung der Gru-benfelder Teutschenthal und Angersdorf, zurLaugenhaltung am Standort Angersdorf sowiezur Wetterführung im Grubenfeld Teutschenthalbearbeitet.Grundlegende Vorarbeiten wurden für dienotwendige Sicherung der Halden an den Stand-orten Teutschenthal, Angersdorf, Salzmünde undKloschwitz geleistet. Im Rahmen der Bergaufsicht bildete dieÜberwachung der Versatzkammern 216 und 220,die im Sommer 2002 von einem Versatzbrandbetroffen waren und seitdem durch Branddäm-me vom übrigen Grubengebäude brand- und ex-plosionssicher abgetrennt sind, betriebssicher-heitliche Arbeitsschwerpunkte. Die Maßnahmenkonzentrierten sich auf die Realisierung der ausder Auswertung dieser Brandereignisse notwen-digen Sicherheitskonzepte.Einen besonderen Schwerpunkt der bergtechni-schen Arbeiten bildete die Streckenauffahrungzwischen den beiden Grubenfeldern Angersdorfund Teutschenthal und die damit verbundeneSanierung des Schachtes Halle im GrubenfeldAngersdorf. Das Vorhaben umfasste seit Juli 2003 dieSanierung des Schachtes Halle, die Aufwälti-gung des Füllortbereiches, die Errichtung einer

neuen mittleren Seilfahrtsanlage, die Auffahrungeiner Wendelstrecke zur westlichen Wetter-strecke, die Aufwältigung der westlichen Wet-terstrecke, die Vorbereitung der Steinsalzabbaueals Versatzkammern und die Auffahrung einerca. 3000 m langen neuen Verbindungsstreckeim Leinesteinsalz, um die beiden Grubenfeldernach dem Gebirgsschlag von 1996 wieder di-rekt mit einer Flucht- und Wetterstrecke zuverbinden.

• Haldenrückbaubetriebe

Für die unter Bergaufsicht befindlichen 3 Halden-rückbaubetriebe wurden im Berichtszeitraum dieBetriebsplanzulassungen sowie die erforder-lichen Genehmigungen nach Bundesimmissions-schutzgesetz verlängert bzw. neu erteilt.

• GVV Betriebe

Die Versatzarbeiten im Bergwerk Elbingerodewurden abgeschlossen und die Flutung fortge-führt. Für das ehemalige Schwerspatwerk Straß-berg waren die Vorbereitungen zur Errichtungeiner Grubenwasserkläranlage im Uhlenbachtalwegen vielfältiger Probleme im Naturschutz- undWasserrecht sehr arbeitsintensiv. Die Zulassun-gen des Abschlussbetriebsplanes für das Berg-werk Rossleben und des Teilabschlussbetriebs-planes für den Betrieb und die Sicherung derKalihalde Rossleben in gemeinsamen Beschei-den des Thüringer Landesbergamtes und desLAGB wurden im Berichtszeitraum ebenfalls re-alisiert.

Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht –Versatzbergbau / Untertagedeponie

• Grube Teutschenthal

Im Grubengebäude des stillgelegten Kaliberg-baues Teutschenthal ist durch Einbringen vonVersatzmaterialien in die ehemaligen Abbaukam-mern die latent vorhandene Gebirgsschlagsge-fährdung durch Stabilisierung und Anstützungder sprödbruchgefährdeten Carnallitit-Abbau-pfeiler vorzunehmen. Dadurch wird die Ge-fährdung der öffentlichen Sicherheit insbeson-dere durch Gebirgsschlagschäden an der Tages-oberfläche reduziert und beseitigt. Die Versatz-maßnahmen mit bergbaufremden Abfällen wur-

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nachweise, Nachweisverordnung (NachwV) imJahr 2003 59 Bescheide und im Jahr 2004 64Bescheide zu erlassen. Weiterhin wurde gemäßArtikel 6 der EG-Abfallverbringungsverordnung(Verordnung – EWG-Nr. 259 / 93) die grenzüber-schreitende Verbringung von Abfällen im Noti-fizierungsverfahren im Jahr 2003 durch 15Bescheide und im Jahr 2004 durch 17 Beschei-de bestätigt.Mit Bescheid vom 22.09.2004 wurde dasGenehmigungsverfahren nach § 4 Bundesim-missisionsschutzgesetz (BImSchG) i.V.m. derVerordnung über genehmigungsbedürftige An-lagen (4. BImSchV) für die Errichtung und denBetrieb einer Anlage zum Umschlagen, Lagern,Behandeln von Abfällen im ehemaligen Kaliberg-werk Teutschenthal abgeschlossen.

• Grube Bernburg

In den Jahren 2003 bzw. 2004 wurden in derGrube Bernburg ca. 106155 t bzw. 90 952 t berg-baufremde Abfälle in den untertägigen Hohlräu-men für die Sicherung verwertet.Dazu waren im Entsorgungsnachweisverfahrennach Nachweisverordnung im Jahr 2003 80 Be-scheide und im Jahr 2004 96 Bescheide zu er-lassen.Weiterhin wurde gemäß Artikel 6 der EG-Abfall-verbringungsverordnung (Verordnung–EWG-Nr.259/93) die grenzüberschreitende Verbringungvon Abfällen im Notifizierungsverfahren im Jahr2003 durch 2 Bescheide und 2004 durch 11 Be-scheide bestätigt.Seit September 2004 führt die Firma AURECGmbH als Entsorgungsfachbetrieb das privi-legierte Verfahren nach § 13 Abs. 5 NachwVdurch. Damit entfallen die abfallrechtlichenBestätigungen, jedoch nicht die Einzelfallzulas-sungen der Versatzmaterialien nach Bergrecht.2004 wurden im privilegierten Verfahren nachAbfallrecht daher zusätzlich 11 bergrechtlicheEinzelfallzulassungen für diese Versatzmateri-alien vorgenommen.

• Untertagedeponie Zielitz

Die Untertagedeponie in Zielitz wird auf Grund-lage des Planfeststellungsbeschlusses vom01. Juni 1994 nach Abfallrecht des Landes be-trieben. Darüber hinaus wurden in den Jahren1997 bis 2001 vier weitere abfallrechtliche Plan-

genehmigungen erteilt. Danach wurden weitereEntscheidungen in den Jahren 2003 und 2004zur angezeigten geplanten Änderungen der Un-tertagedeponie nach § 31 Abs. 4 Kreislaufwirt-schafts- und Abfallgesetz (KrW- / AbfG) getrof-fen, für die durch die Änderungen keine nachteili-gen Auswirkungen auf die Umweltschutzgüteri.S.d. § 1 BImSchG festgestellt werden konnten.In den Jahren 2003 bzw. 2004 wurden in die Un-tertagedeponie ca. 12 600 t bzw. ca. 56 940 t Ab-fälle beseitigt.Seit September 1997 führt der Bergwerksbe-treiber die Untertagedeponie als Entsorgungs-fachbetrieb im privilegierten Verfahren nach § 13Abs. 5 NachwV. Damit entfallen weitestgehenddie sonst erforderlichen behördlichen Bestäti-gungen. 2003 / 2004 wurden insgesamt 152Entsorgungsnachweisverfahren im privilegiertenVerfahren durchgeführt. Weitere 5 behördlicheBestätigungen nach § 5 NachwV waren im Be-richtszeitraum vorzunehmen.

Ausblick

Im Rahmen der Verwaltungsvereinfachung beiabfallspezifischen Genehmigungen im Versatz-bergbau wurden im Berichtszeitraum auch mitden Betreibern der Versatzbetriebe in Teutschen-thal und Bernburg Gespräche geführt, durch Ein-führung von privilegierten Verfahren nach § 13Abs. 5 NachwV den Umfang der bisherigen stoff-spezifischen Genehmigungsverfahren zu re-duzieren und dem Unternehmen größere Eigen-verantwortung zu übertragen. An die Stelle derEinzelfallgenehmigungen soll eine Entscheidungtreten, mit der die Unternehmen in die Lage ver-setzt werden, bei dem überwiegenden Teil derVersatzmaterialien selbst über die Versatzeig-nung und damit über die Annahme zu entschei-den. Die Reduzierung der Verwaltungsverfahrenund Stärkung der unternehmerischen Eigenver-antwortung wird aber eine Ausweitung der be-hördlichen Kontrollen vor Ort verlangen. Wegender Kompliziertheit und der unterschiedlichenHerangehensweisen der Unternehmen konntedieses Vorhaben 2004 noch nicht abgeschlossenwerden.

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zur Verfüllung des ersten Abbaus auf der 3a-Sohle (Abbau 1a nördlich). Am 8. Oktober 2003erfolgte durch Herrn Bundesumweltminister Trit-tin der offizielle Beginn für die Verfüllung des er-sten Abbaus mittels einer mobilen Förderanlageund einer Pumpleistung von ca. 300 m3 Salzbe-ton pro Tag.Parallel zur Umsetzung der Gefahrenab-wehrmaßnahme wurde gegen Ende des Jahres2003 die Schachtförderanlage Bartensleben(SFAB) durch eine Modernisierung der elek-trotechnischen Anlagenteile an die Erfordernissedes geltenden technischen Regelwerkes ent-sprechend des Technischen Anforderung anSchacht- und Förderanlagen (TAS) gemäß derBergverordnung für Schacht- und Schrägförder-anlagen (BVOS) angepasst. Ende März 2004 konnte der Verfüllvorgang im er-sten zu verfüllenden Abbau mit einem Verfüllvolu-men von 26165 m3 erfolgreich abgeschlossenwerden. Im Anschluss erfolgte der planmäßigeUmschluss der Pumpversatzleitung auf dennächsten Abbau im Niveau der 3a-Sohle (Ab-bau 13 nördlich) und die Inbetriebnahme der sta-tionären Salzbetonförderanlage mit einer aus-gelegten Pumpleistung von ca. 580 m3 Salzbetonpro Tag. Bis zum Ende des Jahres 2004 konntenmit dieser Anlage insgesamt ca. 50 000 m3 Salz-beton verpumpt werden.Die beschriebenen Maßnahmen wurden durcheine Vielzahl von bergrechtlichen Zulassungs-und Anzeigeverfahren begleitet. Dabei konntenim Berichtszeitraum insgesamt ca. 30 Sonderbe-triebspläne bzw. Ergänzungen zu bestehendenBetriebsplänen zugelassen und in gleicher An-zahl Anzeigen zur Kenntnis genommen und be-stätigt werden. Die Überwachung der Umsetzung der bergrecht-lich zugelassenen Vorhaben wurde durch eineintensive Befahrungs- und Beratungstätigkeitabgesichert. Im Jahre 2004 wurden darüber hinaus wesent-liche Bestandteile des Zulassungsverfahrens(Prüfung, Beteiligung, Erörterung, Anhörung) fürden Hauptbetriebsplan 2004 bis 2009 durchge-führt. Die Zulassung wird Anfang des Jahres2005 erfolgen.

Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht – Besucherbergwerke und -höhlen

Im Bereich der Besucherbergwerke und -höhlenwurden im Berichtszeitraum die Hauptbetriebs-planzulassungen für die BesucherbergwerkeWettelrode und Glasebach sowie für die Be-sucherhöhle Heimkehle verlängert und ergänzt. Der Bergbaulehrpfad in Wettelrode wurde vonder Betriebsplanpflicht befreit. Im Rahmen derAufsichtstätigkeit erfolgten Befahrungen aller 4Besucherbergwerke und 4 Besucherhöhlen.Schwerpunkt der Arbeit bildete die Erforschungder Ursachen des Firstfalls in der Heimkehle unddie daraufhin notwendigen Maßnahmen zurWiederherstellung der Sicherheit des Führungs-weges.Nach § 95 Strahlenschutzverordnung wurden 8Besucherbergwerke und -höhlen im Jahr 2003darauf geprüft, ob die beschäftigten Personen anihren Arbeitsplätzen einer Radon-222 Expositionausgesetzt und damit die Arbeiten anzeigepflich-tig sind und die Körperdosis und die Strahlen-belastung für die betroffenen Personen über-wacht werden müssen. Im Ergebnis dieser Über-prüfung wurde festgestellt, dass 6 Personen ineinem Besucherbergwerk und 6 Personen inzwei Besucherhöhlen anzeigepflichtige Arbeitennach § 95 Abs. 2 StrlSchV vornehmen. Seit2004 werden diese Personen personendosi-metrisch mittels Radonexposimeter durch dasLandesamt für Personendosimetrie und Strah-lenschutzausbildung in Berlin (LPS) überwacht,anstelle der bis dahin erfolgten Ermittlung derExpositionen mittels Grubenradiometer durchdie Betreiber. Die Übermittlung der Expositions-daten an das Strahlenschutzregister des Bundes-amtes für Strahlenschutz wird für diesen Perso-nenkreis seitdem vom LPS vorgenommen.

Verwaltungsverfahren nach anderen Rechtsgebieten zum Versatzbergbau /Untertagedeponie

• Grube Teutschenthal

In den Jahren 2003 bzw. 2004 wurden in der Gru-be Teutschenthal ca. 130 360 t bzw. 130 970 tbergbaufremde Abfälle in den untertägigen Hohl-räumen für die Sicherung verwertet. Dazu warenim Entsorgungsnachweisverfahren nach der Ver-ordnung über Verwertungs- und Beseitigungs-

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Tab. 7: Erdgas-Porenspeicher.

Ort in Gesellschaft Speichertyp Teufe, Speicher- Gesamt- max. max. Ent-Betrieb m formation volumen*, Arbeitsgas, nahmerate,

Mio. m3 (Vn) Mio. m3 (Vn) 103m3/h

Bad Verbundnetz ehem. 800 Rotliegend 657 426 238Lauch- Gas AG, Gasfeldstädt Leipzig (VNG)

Tab. 8: Erdgas-Kavernenspeicher.

Ort in Gesellschaft Anzahl Teufe, Speicher- Gesamt- max. max. Ent-Betrieb der Einzel- m formation volumen*, Arbeitsgas, nahmerate,

speicher Mio. m3 (Vn) Mio. m3 (Vn) 103m3/h

Bad Verbundnetz 18 780-950 Zechstein 2 870 585 1167Lauch- Gas AG,städt Leipzig (VNG)Bernburg Verbundnetz 28 500-700 Zechstein 2 993 759 1458

Gas AG, Leipzig (VNG)

Burggraf- Verbundnetz stillgel. 580 Zechstein 2 5 3 40Bernsdorf Gas AG, Bergwerk

Leipzig (VNG)Pecken- Erdgas Erdöl 1 1300-1450 Zechstein 105 60 125sen GmbH, Berlin

(EEG)Staßfurt RWE 4 400-1130 Zechstein 220 210 220

Westfalen-Weser-Ems Netzservice GmbH, Staßfurt

Summe: 2193 1617 3010

in Planung od. BauBernburg Verbundnetz 10 500-700 Zechstein 2 510 390 –

Gas AG, Leipzig (VNG)

Pecken- Erdgas Erdöl 9 1100-1400 Zechstein 1050 600 –sen GmbH, Berlin

(EEG)Staßfurt RWE 4 850-1150 Zechstein 380 380 –

Westfalen-Weser-Ems Netzservice GmbH, Staßfurt

Summe: 23 1940 1370 –

Tab. 9: Kavernenspeicher für Rohöl, Mineralölprodukte und Flüssiggas.

Ort Gesellschaft Speichertyp Teufe Anzahl der Füllung Zustandm Einzel-

speicherBernburg- european salt company Salzlager- 510-680 2 Propan in BetriebGnetsch GmbH & Co. KG (esco), Kavernen

BernburgTeut- Dow Central Germany, Salzlager- 700-800 3 Ethylen in Betriebschenthal Schkopau Kavernen PropylenSumme: 5

Quelle Betreiberfirmen Stand: 31.12.2003 *Gesamtvolumen = Summe aus maximalem (zugelassenem) Arbeits-gas- und Kissengasvolumen bei Normalbedingungen (Vn)

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genehmigung nach Elektrobergverordnung be-willigt.Bei den Betrieben traten gegenüber den Vor-jahren keine wesentlichen Veränderungen auf,insgesamt befanden sich 30 Kavernen in So-lung. Die Summe der Betriebsbefahrungen gingvon 83 im Jahr 2003 auf 69 in 2004 zurück.

Untergrundspeicher

Im Land Sachsen-Anhalt werden gegenwärtigein Erdgas-Porenspeicher, ein Erdgasspeicherin einem stillgelegten Bergwerk und 4 Erdgas-Kavernenspeicher betrieben sowie zwei Kaver-nenspeicher zur Produkteneinlagerung (Abb. 4und 5). Weitere Angaben sind aus nachstehen-den Tab. 7 bis 9 ersichtlich.

Dezernat 52 – Bohrlochbergbau

Gerald MEYER

Dem Dezernat 52 obliegt landesweit die Bergauf-sicht über den Bohrlochbergbau sowie die un-terirdische behälterlose Speicherung von Gasenund Flüssigkeiten. Die Bergaufsicht erstreckt sichauf die Aufsuchung, Gewinnung, Aufbereitunggasförmiger und flüssiger mineralischer Roh-stoffe einschließlich der Wiedernutzbarmachungder in Anspruch genommenen Flächen, dieErrichtung und das Betreiben von Untergrund-speichern sowie die Nutzung geothermischerRessourcen.Wichtige Standorte von überregionaler Bedeu-tung sind die Erdgasförderung in der Altmark,die Kavernenfelder zur Gewinnung von Sole undSpeicherung von Erdgas und anderen Produktenin Staßfurt, Bernburg, Teutschenthal / BadLauchstädt.Das Dezernat 52 ist weiterhin zuständig für denVollzug der Verordnung über Gashochdruck-leitungen gemäß § 1 Abs. 1 Ziffer 1 der Verord-nung. Der Geltungsbereich dieses Paragrafenumfasst Gashochdruckleitungen, die der öf-fentlichen Versorgung dienen und die mit einemÜberdruck von mehr als 16 bar betrieben wer-den, sofern die Leitungen den Bereich desWerksgeländes überschreiten.

Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht

Im Jahr 2003 wurden durch das Dezernat 52 ins-gesamt 16 Hauptbetriebspläne, 68 Sonderbe-triebspläne und 12 Abschlussbetriebspläne zu-gelassen und 6 Entscheidungen nach § 5 Gas-hochdruckleitungsverordnung getroffen. Weiter-hin wurden 3 wasserrechtliche Erlaubnisse imEinvernehmen mit der sonst zuständigen Was-serbehörde erteilt.Die Betriebsaufsicht erstreckte sich auf einenErdgasförderbetrieb, 9 Untergrundspeicher und7 Solegewinnungsbetriebe.Für 2004 ergab sich ein ähnliches Bild. Von ins-gesamt 93 Betriebsplanzulassungen entfielen 11auf Hauptbetriebspläne, 67 auf Sonderbetriebs-pläne und 15 auf Abschlussbetriebspläne.Nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung wur-den 9 Entscheidungen getroffen, eine wasser-rechtliche Erlaubnis erteilt und eine Ausnahme-

Abb. 4: Blick auf die Ethylen – Obertageanlage. Im Vordergrund die Sondenmessstrecke. Rechts im Bilddie Trockentürme der Trocknungsanlage.

Abb. 5. Ansicht des Sondenkopfes der Kaverne Ellenberg 1 des Erdgas-Karvernenspeichers Peckensen.

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dass Schwingungen beim Betrieb der Anlageweitgehend gedämpft und erfasst werden.Durch Fernübertragung der Daten an die Leit-stelle der MITGAS in Gröbers ist es künftigmöglich, die Fahrweise der Anlage zu beein-flussen.

Dezernat 53 – Markscheidewesen / Altbergbau und Berechtsamswesen

Gerhard JOST

Das Dezernat 53 Markscheide- und Berecht-samswesen, Altbergbau ist zuständig im Hin-blick auf raumbezogene Fragen bergbaulicherArt und für die Genehmigungsverfahren imZusammenhang mit Bergbauberechtigungennach den §§ 6 ff. BBergG. Weitere gesetzlicheAufgabenschwerpunkte sind die Überwachungder markscheiderischen Tätigkeiten im Rahmender Bergaufsicht nach § 69 Abs. 3 BBergG unddie Aufsicht über die ordnungsgemäße Durch-führung von Messungen zur Beobachtung derTagesoberfläche i.S. des § 125 BBergG. DasDezernat 53 veranlasst unter Wahrung desGrundsatzes der Subsidiarität Maßnahmen zurGewährleistung der öffentlichen Sicherheit instillgelegten Anlagen von bergbaulichen Gewin-nungsbetrieben, für die ein Rechtsnachfolgernicht vorhanden oder nicht feststellbar ist undberät Behörden, Planungsingenieure und Bür-ger bei geotechnisch-bergbaulichen Fragestel-lungen.

Markscheidewesen

Bergbaubetriebe haben nach den §§ 63 und 64BBergG ein Risswerk durch einen von der Berg-behörde anerkannten Markscheider oder durcheine andere als fachkundig anerkannte Personanfertigen und nachtragen zu lassen. Form undInhalt der Karten und Risse, die Bestandteile desRisswerkes sind, ergeben sich aus der Mark-scheider-Bergverordnung und den DIN-Normen21901 „Bergmännisches Risswerk“. Die ord-nungsgemäße Risswerkführung wird durch dasDezernat 53 mit regelmäßigen internen Prüfun-gen der Unterlagen gewährleistet. Geschäftsprü-fungen bei den verantwortlichen Markscheidernoder den anerkannten Personen i.S. des § 13

Markscheider-Bergverordnung wurden im Be-richtszeitraum nicht durchgeführt.Von den aktiven Gewinnungsbetrieben liegen235 bergmännische Risswerke als Behördenex-emplar vor. Sie unterliegen den regelmäßigenNachtragungsfristen der Markscheider-Berg-verordnung. 95% der Risswerke sind Grubenbilder desSteine- und Erdenbergbaues. Einen besonderen Schwerpunkt innerhalb desBerichtszeitraums bildete die Pilotphase „Ein-führung eines digitalen Risswerkes nach § 63Abs. 3 BBergG“ für das Kaliwerk Zielitz. DerVerzicht auf die Einreichung eines „körperlichen“Risswerkes in Papierform war auch Gegenstandmehrerer Sitzungen des Arbeitskreises Mark-scheidewesen beim Länderausschuss Bergbau.Weitere Schwerpunkte bildeten die Prüfung dervon den Untertagebetrieben sowie den Betriebendes Bohrlochbergbaus und der Untergrund-speicherung eingereichten Messunterlagen fürdie Höhenfestpunktfelder.Regelmäßige Messungen sind für folgende Be-triebe vorgeschrieben:

• Kaliwerk Zielitz,• Steinsalzbergwerk Bernburg,• Versatzbergwerk Grube Teutschenthal,• ERA Morsleben,• ehemaliges Schwefelkiesbergwerk Einheit /

Elbingerode, sowie die• Sol- und Speicherbetriebe

im Bereich Neustaßfurt,im Bereich Bernburg / Peissen undim Raum Teutschenthal / Bad Lauchstädt.

Im Raum Teutschenthal erfolgte die regelmäßigenivellitische Beobachtung der Tagesoberflächeund deren Auswertung auf Grund der räumlichenNähe der Betriebe der Grube Teutschenthal, derVerbundnetz Gas AG und der DOW Chemicals ineinem einheitlichen Gesamtkomplex.

Markscheider und anerkannte Personen

Zum Stichtag 31.12.2004 waren in Sachsen-An-halt 34 anerkannte Markscheider, 16 Markschei-der mit vorläufiger Anerkennung und 14 aner-kannte Personen i.S. des § 13 Markscheider-Bergverordnung registriert.Im Berichtszeitraum wurden 2 vorläufige Aner-kennungen als Markscheider ausgesprochen.

Das Betriebsplanverfahren „Druckerhöhung desPorenspeichers Bad Lauchstädt von 117,7 barauf 125 bar“ konnte zum Abschluss gebrachtwerden. Die Bergbehörde hat eine Drucker-höhung auf nunmehr 122,0 bar zugelassen.Mehrtägige Vor-Ort-Inspektionen entsprechendStörfallverordnung sind auf 6 Speicherobjektendurchgeführt worden. Es war festzustellen, dassdie Betreiber der Untergrundspeicher in höch-stem Maße ihren Pflichten aus der Störfallverord-nung nachgekommen waren.

Erdgasgewinnung und Förderfeldrückbau

Auf den Erdgasfeldern der Altmark wurden ins-gesamt 475 Bohrungen abgeteuft. Davon sindheute noch ca. 150 Sonden produktiv. Seit Auf-nahme der Förderung im Jahre 1969 bis Ende2004 wurden rund 208 Milliarden KubikmeterErdgas produziert. Während in den 80er JahrenJahresfördermengen bis 13 Milliarden Kubikme-ter erreicht wurden, beträgt die heutige Jahres-produktion noch ca. 1,4 Milliarden Kubikmeter.Die Erdgas – Erdöl GmbH ( EEG ) beabsichtigt,in den nächsten Jahren die Erdgasförderungeinzustellen und sämtliche Betriebspunke ein-schließlich der dazugehörigen Einrichtungen undAnlagen auf der Grundlage entsprechender Ab-schlussbetriebspläne stillzulegen, zurückzu-bauen und die in Anspruch genommenen Flä-chen einer Nachnutzung zuzuführen.Der bergbauliche Rückbau umfasste im Wesent-lichen die Verfüllung von Erdgasbohrungen und-sonden, die Sicherung und Sanierung vonBohrschlammgruben sowie den Rückbau vonBohr- und Sondenplätzen mit der Zielstellungder Wiedernutzbarmachung der jeweiligen Flä-chen und Beendigung der Bergaufsicht.

Der Rückbauumfang betrug im Jahr 2003:

• 12 Verfüllungen von Erdgasbohrungen,• 4 Wiedernutzbarmachungen von Bohr- und

Sondenplätzen,• 15 Sanierungen von Bohrschlammgruben

und 2004:

• 12 Verfüllungen von Erdgasbohrungen,• 4 Wiedernutzbarmachungen von Bohr– und

Sondenplätzen,• 9 Sanierungen von Bohrschlammgruben.

Ebenfalls wurde die Obertageanlage Wenze unddie Reglerstation Ristedt zurückgebaut. Insge-samt sind in den beiden Jahren 24 852 Stückkontaminierte Tubings fachgerecht entsorgt wor-den.

Solbetriebe

Von 4 Solbetrieben wird die geförderte Sole inder chemischen Industrie insbesondere in denbeiden Sodawerken in Staßfurt und Bernburgsowie im Werk Schkopau zur Chlorerzeugungweiterverarbeitet.Der dabei entstehende Hohlraum wird für dieunterirdische behälterlose Speicherung vorberei-tet bzw. genutzt.3 Betriebe führen die gewonnene Sole einer bal-neologischen Nutzung in den Kurbetrieben BadSalzelmen, Bad Dürrenberg und Bad Kösen zu.

Gashochdruckleitungen

Im Berichtszeitraum wurde auf dem Untergrund-speicher (UGS) Teutschenthal eine Propylenan-lage in Betrieb genommen. Auf der KaverneStaßfurt S 1 nahm eine Anlage zur Verwertungvon Bohrcuttings und Bohrschlamm den Betriebauf.Die Arbeiten zur ordnungsgemäßen Verwahrungder Kaverne in Schönebeck wurden aufgenom-men und die Restentleerung erfolgreich beendet.Mit dem Einbringen des geplanten Verschlussesin die Bohrung soll die Verwahrung der Kaverneim Jahr 2005 zum Abschluss gebracht werden.Am 09.07.2004 wurde der Neubau der am06.11.2002 durch eine Explosion zerstörten Gas-druckregel- und Gasmessanlage der Mittel-deutsche Gasversorgungs GmbH, Gröbers (MIT-GAS) in Peißen bei Bernburg in Betrieb genom-men.Aus heutiger Sicht wird die Ursache für die Ex-plosion der alten Anlage in ihrem Schwingungs-verhalten gesehen. Durch die seinerzeit prak-tizierte Fahrweise haben sich Flanschverbindun-gen gelockert und es kam zu einem unkontrol-lierten Gasaustritt, der zur Explosion und zur völ-ligen Zerstörung der Gesamtanlage führte. BeimBau der neuen Anlage wurden alle erdenklichenVorkehrungen getroffen um eine Wiederholungdieses Ereignisses auszuschließen.Durch entsprechende konstruktive, bauliche undtechnische Maßnahmen wurde sichergestellt,

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zweiten Zugangs zur 2. Sohle über einen kleinenSchacht (Flucht- und Rettungsweg) wurde dasgesamte System aus einem sicheren Bereichheraus zügig bis zum Mai 2004 mit geeignetenDämmbaustoffen verfüllt.Bemerkenswert ist auch ein Tagesbruch, der imMärz 2003 unmittelbar neben der denkmal-geschützten „Alten Warthe“ nahe der StadtQuedlinburg fiel. Die „Alte Warthe“ wurde da-raufhin auf Empfehlung des LAGB für den Be-sucherverkehr gesperrt. Auch an diesem Stan-dort war dem LAGB kein Altbergbau bekannt. ImRahmen eines kombinierten Untersuchungspro-gramms durch Geophysik und Rammkern-sondierungen konnten Hohlräume im Umfeld der„Alten Warthe“ lokalisert werden. Auf Grund ihrerLage und Größe konnten nach der Verfüllungdes Tagesbruches weitere Bruchereignisse je-doch ausgeschlossen und die Sperrung der „Al-ten Warthe“ aufgehoben werden.Im Berichtszeitraum hat das LAGB an ver-schiedenen Altkalischächten Untersuchungs-und Sicherungsmaßnahmen vorgenommen. Er-wähnenswert ist die Untersuchung am SchachtMoltkeshall südlich der Ortlage Zielitz auf austre-tende Wässer. Aus dem rd. 250 m tiefen Schacht,der an keinem Grubengebäude angeschlossenist, traten schon seit Jahren mineralisierte Wäss-er artesisch aus und vernässten und versalztendie umliegenden Grundstücke. Im Rahmen derUntersuchung wurde ein Konzept erarbeitet, diemineralisierten Wässer abzuführen. Die Umset-zung dieses Konzeptes steht noch aus.Zu vorher nicht abzusehenden Maßnahmenführten die Untersuchungsarbeiten am Altkali-schacht Leopoldshall III in Staßfurt, die ab demIII. Quartal 2003 im Auftrag des LAGB durchge-führt wurden. Die Schachtanlage LeopoldshallIII war zwischen 1919 und 1922 durch dieSchachtröhre ersoffen. Der Lösungsspiegelstand wenige Meter unter Rasensohle an. ImSchacht befanden sich die Sohlenanschläge inden Teufen 300, 350 und 400 m. Der über vieleJahre hinweg bis zu einer Teufe von 190 m lot-bare Schacht konnte im Jahre 2000 auf einmalnur noch bis 127 m gelotet werden. Im Rahmender Untersuchungen wurde festgestellt, dass dasneue Lothindernis aus aufgeschwommenemhölzernem Material bestand. Durch eine geführteBohrung konnte das ca. 3,5 m starke Hindernisdurchteuft werden. Nachdem das Führungsrohrbis 190 m abgesetzt worden war, wurde die

Kernbohrung bis ca. 200 m Teufe weiter getrie-ben. Die gezogenen Kerne ergaben ein Trüm-mermaterial aus Ziegelsteinbruchstücken, Stein-salzstücken und anhydritischem Material. AufVeranlassung des LAGB wurde dann derSchachtbereich zwischen 127 m und 190 mechometrisch vermessen. Das Ergebnis wurdeam 8. April 2003 (Gründonnerstag) vorgelegt undzeigte ein katastrophales Bild der Schachtröhre:In dem untersuchten Teufenbereich von mehrals 60 m konnten weder Schachtausbau nochdaran anstehendes Gebirge festgestellt werden.Eine Schachtkontur gab es in diesem Bereichnicht mehr. Der in den oberen Horizonten desStaßfurt-Steinsalz ehemals vorhandene Mauer-werksausbau war vollständig in den unteren Be-reich der Schachtröhre verbrochen. Um die ehe-malige Schachtröhre konnte eine Lösungskaver-ne mit bis zu 50 m Durchmesser nachgewiesenwerden. Vertikal erstreckte sich dieser Lösungs-und Verbruchhohlraum von ca. 200 m bis zu115 m Teufe und ragte noch sattelwärts nebender Schachtröhre mehrere Zehnermeter auf.Unter Berücksichtigung der am Schacht Leo-poldshall III bekannten ungünstigen geologi-schen und geomechanischen Verhältnisse imDeckgebirge war ein besonderes Risiko für einweiteres Verbrechen des Schachtes oder desgebildeten Lösungshohlraums nicht auszu-schließen. In einer noch am gleichen Tage anbe-raumten Krisensitzung entschied das LAGB zu-sammen mit einem Gutachterbüro, dem Land-kreis Aschersleben-Staßfurt und der Stadt Staß-furt, den potenziellen Gefahrenbereich unver-züglich abzusperren. Der gesperrte Bereich be-traf mehrere Gebäude, die Lagerfläche einer aufdem Schachtgelände ansässigen Baufirma unddie nur 20 m vom Schachtkopf entfernte Land-straße zwischen der Stadt Staßfurt und der Ge-meinde Rathmannsdorf. Der Rückbau der nochauf dem Schachtkopf befindlichen Bohranlageerfolgte unter besonderen Sicherheitsvorkehrun-gen, nachdem im Schacht ein mechanischesund seismisches Frühwarnsystem eingebautworden war. Durch das beauftragte Gutachter-büro wurde ein Sicherungskonzept für die Ver-wahrung des Schachtes erarbeitet. Aufgrund derhohen Kosten für eine dauerstandsichere Verfül-lung von Schacht Leopoldshall III und den fest-gestellten Hohlräumen wurde durch das LAGBentschieden, den potenziellen Gefahrenbereichdauerhaft abzusperren und die weitere Entwick-

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Die „vorläufige“ Anerkennung resultiert aus derTatsache, dass das Land Sachsen-Anhalt bisherkein eigenes Markscheidergesetz erlassen hat.

Bergbauliche Stellungnahmen

Im Berichtszeitraum ergingen durch das Dezer-nat 53 insgesamt 2 699 Stellungnahmen ins-besondere zu privaten Bauvorhaben, Bebau-ungsplänen, Windkraftanlagen sowie zu Bau-vorhaben des öffentlichen Verkehrs und desLeitungsbaus.Schwerpunkte bildeten umfangreiche Stellung-nahmen, die zu den Vorhaben:

• Bau der Pipeline Stade-Teutschenthal,• Weiterführung der Bundesautobahn A 14,• Bau der Westumfahrung Halle (Bundesauto-

bahn A 143) und• Bau der S-Bahn Strecke Halle-Leipzig

gefertigt wurden. Komplexe Stellungnahmenzum umgehenden sowie zum stillgelegten Berg-bau wurden auch im Rahmen der Neuaufstel-lung der „Regionalen Entwicklungspläne“ erar-beitet.

Berechtsamswesen

Zum Stichtag 31.12.2004 waren in Sachsen-An-halt 420 Bergbauberechtigungen nach §§ 6 ff.BBergG erteilt.Im Berichtszeitraum wurden vermehrt Anträgezur Übertragung von Bergbauberechtigungenauf andere Personen und Personenhandelsge-sellschaften eingereicht. Die meisten Anträgebezogen sich auf Bergbauberechtigungen, dieauf oberflächennahe Rohstoffe erteilt wordenwaren. Auf Grund der anhaltenden Flaute imBausektor war der Absatz der Baurohstoffe wei-ter rückläufig. Neben Betriebsinsolvenzen fandein weiterer Konsolidierungsprozess in der Bau-und Rohstoffwirtschaft zu weniger und größerenUnternehmen statt, was zu vermehrten Anträ-gen auf Übertragung von Bergbauberechtigun-gen führte.Schwerpunkte der Bearbeitung bildeten die seitmehreren Jahren laufenden Verfahren zurErteilung von Bewilligungen auf Steinsalz für dieFelder Winningen und Staßfurter Salzsattel II.Bei der im Berichtszeitraum noch einzigen gülti-gen Erlaubnis für den Bodenschatz Geothermie

fanden keine weiteren Untersuchungsarbeitenstatt.

Altbergbau

Im Berichtszeitraum wurden dem Dezernat 53insgesamt 392 Tagesbrüche gemeldet. 250 dergemeldeten Brüche fielen im Frühjahr 2003 übertagesnahem Braunkohletiefbau. Als Ursache fürdie ungewöhnlich hohe Zahl von Bruchereignis-sen wurden die ergiebigen Niederschläge im III.und IV. Quartal 2002 gesehen, die zu einer tief-gründigen Durchfeuchtung der über den Gruben-bauen liegenden Gebirgsschichten führten. Einegroße Zahl von Brüchen wurde im Bereich desAutobahnbauabschnittes für die A 143 zwischenHolleben und Bennstedt durch die von den aus-führenden Straßenbaufirmen angewandte Me-thode der Baugrundvorbereitung mittels einerdynamischen Intensivverdichtung des Untergrun-des initiiert.Bemerkenswert war ein Tagesbruch, der im Früh-jahr 2003 westlich der Ortslage Badeborn imLandkreis Quedlinburg fiel. Der schlotförmigeDurchbruch hatte zunächst einen Durchmesservon rd. 4 m und eine Tiefe von 8 m. Im Rahmender weiteren Untersuchungen wurde ein ca.600 m3 großes Hohlraumsystem eines bisher un-bekannten Stubensandabbaus erkundet undmarkscheiderisch aufgenommen. Zur Finan-zierung beantragte die örtlich zuständige Kom-mune nach der „Richtlinie über die Gewährungvon Zuwendungen im Rahmen der Bergbau-sanierung – EFRE-Richtlinie“ beim LAGB Mittelfür die fachgerechte Verfüllung des untertägigenSandsteinabbaus. Nach Bewilligung der Zuwen-dung durch das LAGB begann im Spätherbst2003 die Verfüllung mit einem fließfähigenDämmbaustoff. Bereits am 2. Tage nach Beginnder Versatzarbeiten brach auf einer Fläche von1,5 m2 die Sohle unvermutet weitere 7m nach un-ten durch. Nachdem der Bruchbereich gesichertwar, wurde dort eine 2. Sohle des Stubensand-abbaus vorgefunden, mit einem weitverzweigtenHohlraumvolumen von mehreren 1000 m3. DieBewetterung – hier insbesondere der Feuchte-eintrag durch die Wetter – führte zu einer Ver-schlechterung der ohnehin bereits angespanntengeomechanischen Situation. Viele Pfeiler des un-regelmäßigen Örterbaus waren völlig unter-dimensioniert. Mehrere Pfeiler waren bereits zu-sammengebrochen. Nach der Errichtung eines

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Anlage 1:

Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2003

1 Bergbauberechtigungen1.1 Erlaubnisse nach § 7 BBergG

Bodenschatz Anträge am Neuanträge Erteilung Ablehnung Einstellung/ Anträge am01.01.2003 Rücknahme 31.12.2003

Braunkohle 0 0 0 0 0 0Stein-Kalisalz 0 0 0 0 0 0SoleErz / Spat 0 0 0 0 0 0Erdöl / Erdgas 0 0 0 0 0 0Geothermie 0 0 0 0 0 0

1.2 Bewilligungen nach § 8 BBergGBodenschatz Anträge am Neuanträge Erteilung Ablehnung Einstellung Anträge am

01.01.2003 31.12.2003Lockergestein 0 0 0 0 0 0(K / S)Ton 0 0 0 0 0 0Hartgestein 0 0 0 0 0 0Kalkstein 0 0 0 0 0 0Braunkohle 1 0 0 0 0 1Stein-Kalisalz 4 0 0 0 0 4SoleErz / Spat 0 0 0 0 0 0Erdöl Erdgas 0 0 0 0 0 0Geothermie 0 0 0 0 0 0Sonstige 0 0 0 0 0 0Summe 5 0 0 0 0 5

1.3 Veränderungen an BergbauberechtigungenVerfahren Entscheidun- laufende

gen VerfahrenVerlängerung von Bergbauberechtigungen nach § 16 BBergG 0 1Widerruf nach § 18 Abs. 3 BBergG 0 3Aufhebungen nach § 19 BBergG (Erlaubnis / Bewilligung) 0 3Aufhebungen nach § 20 BBergG (Bergwerkseigentum) 0 0Zustimmungen nach § 22 BBergG 5 11(Übertragung von Bewilligung, Erlaubnis)Genehmigung nach § 23 BBergG (Veräußerung BWE) 18 1

1.4 Bestand an Bergbauberechtigungen am 31.12.2003Bodenschatz Erlaubnisse Bewilligungen Bergwerks- Alte Rechte Summe

eigentumeLockergestein 0 121 90 16 227Ton 0 18 39 0 57Hartgestein 0 28 18 0 46Kalkstein 0 8 17 0 25Braunkohle 0 11 14 0 25Salze / 1 12 20 0 33Sole UGS

30

lung am Schacht Leopoldshall III in ein Moni-toringprogramm einzubeziehen.Auch das folgende Ereignis erregte große Auf-merksamkeit in der Öffentlichkeit: Am 9. Februar 2004 wurde dem LAGB im Be-reich der Wohn-Neubausiedlung „Am Weinberg“in Hettstedt im Landkreis Mansfelder Land einBruchereignis angezeigt. Im Rahmen der Unter-suchung durch das LAGB ergab sich folgendeSituation:In einem Baggerschurf, der zur Baugrundunter-suchung angelegt wurde, war in ca. 4,5 m Tiefedie Sohle des Schurfes durchgebrochen und einim Durchmesser ca. 60 cm großes Loch ent-standen. Über diesen Zugang gelangte man inein weit verzweigtes Abbausystem. In diesemAbbausystem wurden Zechsteinkalke mit Ab-bauhöhen von bis zu 4 m als Werksteine herein-gewonnen. Weder im Archiv des LAGB noch inanderen Archiven fanden sich Hinweise oderrissliche Unterlagen zu diesem alten untertägigenAbbau.Im Rahmen einer Erstsicherung wurden im Auf-trag des LAGB von einer Bergbaufirma diebruchgefährdeten Bereiche unter Tage durch Ein-bringen von hölzernem Ausbau gesichert. Auf-grund erhöhter Radonkonzentrationen mussteeine Sonderbewetterung eingebaut werden.Danach erfolgte die markscheiderische Auf-nahme der Hohlräume und die Projektion auf dietopographische und bauliche Situation überTage. Im Ergebnis war festzustellen, dass sichzwei Straßen und zwei Häuser des neuenWohngebietes unmittelbar über dem Kalkab-bausystem befanden. Die Deckgebirgsmächtig-keit lag im Bereich der beiden Straßen zwischen4 und 9 m. Im Bereich eines der beiden Häuserbefand sich unter Tage ein 7 m hoher Hochbruch,so dass ein Abstand bis zum Kellerfußboden von

weniger als 2 m vorhanden war. Kurzfristig wurdeentschieden, diesen Gefahrenbereich durcheinen Holzdamm vom übrigen Grubengebäudeabzutrennen und durch Druckversatz mit Betonumgehend zu verfüllen.Nachdem die Erstsicherungsmaßnahmen desLAGB’s abgeschlossen waren, reichte die StadtHettstedt einen Antrag auf finanzielle Zuwen-dungen gemäß der Bergbausanierungsrichtlinieein, um für die dauerhafte Sicherung und Ver-wahrung der Hohlräume im Bereich der Wein-bergsiedlung zu sorgen. Das LAGB hat der Stadtzeitnah die Bewilligung der notwendigen finan-ziellen Mitteln für die dringend erforderlichenweiteren Erkundungs- und Verfüllmaßnahmenerteilt.In Vorbereitung der Versatzmaßnahmen wurdendie Grubenbaue durch einen kleinen Teufschachtaufgeschlossen. Der Schacht war für dieFahrung, die Bewetterung und die Förderungvon Dammbau- und Versatzmaterial erforderlich.Durch das Aufwältigen alter Tagesbrüche wurdenweitere Teile des Hohlraumsystems erkundet undvermessungstechnisch aufgenommen. Zur Ge-währleistung einer hohlraumfreien Verfüllungwurden dann die Abbaubereiche, die eine Gefahrfür die betroffenen Straßen und Häuser darstell-ten, abschnittsweise abgedämmt und durchBohrungen von über Tage mit Beton verfüllt. ZumEnde des Berichtszeitraums waren etwa 80%der zu sichernden Bereiche verfüllt.

Anschriften der Autoren:

U. BERTHOLD, M. BRANDT, U. DESSELBERGER, G. JOST,

G. MEYER, P. POSCHWALD & U. SCHAAR,

Landesamt für Geologie und Bergwesen Halle

Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle

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Art / Bodenschatz AnzahlBetriebe zur Nutzung der Sole für balneologische Zwecke (Kurbetriebe) 3Geothermie 2Untergrundspeicher 9davon: Kavernenspeicher (für Erdgas) 4 (50 Kavernen) Bergwerksspeicher (für Erdgas) 1 Porenspeicher (für Erdgas) 1 Kavernenspeicher (für Produkte) 3 (5 Kavernen) Summe 292

2.2 Betriebsbefahrungen 2003In Tagebauen über Tage / unter Tage Summe

inkl. Bef. Altbergbau250 281 167 698

2.3 Betriebsplanzulassungen 2003 (incl. Ergänzungen und Verlängerungen)Bodenschatz HBP1- HBP1- fakult. obligat. SBP3 ABP4 Summe

Aufs. Gew. RBP2 RBP Lockergestein 0 72 0 4 16 5 97Ton / Kaolin 0 15 1 0 3 0 19Hartgestein 0 22 0 0 6 0 28Kalkstein 0 11 0 1 4 0 16Kieselgur 0 1 0 0 0 0 1Gips / Anhydrit 0 0 0 0 0 0 0Braunkohle 0 9 0 0 8 57 74Kalisalz 0 0 0 0 25 0 25Steinsalz 0 1 1 0 10 0 12ERAM 0 0 0 0 15 0 15Versatz / UTD 0 9 0 0 28 2 39Haldenrückbau 0 1 0 0 0 0 1Tiefbau in Einstellung 0 0 0 0 0 4 4Besucherbergwerke 0 0 0 0 1 0 1Besucherhöhlen 0 0 0 0 0 0 0Bohrlochbergbau 0 16 0 0 68 12 96Summe 0 157 2 5 184 80 428

1 HBP = Hauptbetriebsplan, 2 RBP = Rahmenbetriebsplan, 3 SBP = Sonderbetriebsplan, 4 ABP = Abschlussbetriebsplan

2.4 Planfeststellungsverfahren (PFV)Verfahrensstand Summe von 1990 bis davon in 2003

Ende 2003Einstellungen (E) 1 1Planfeststellungsbeschlüsse (PFB) 50 4Ablehnungen (A) 1 (vom VG aufgehoben) 0Summe abgeschlossen PFV (E+PFB+A) 51 5Zulassungen vorzeitiger Beginn (hier nur bei lfd. PFV) 8 1sonstige laufende Verfahren 21Summe laufende PFV 29Summe noch zu erwartende PFV 33(Zählkriterium: behördliches Verlangen ausgesprochen, Scopingtermin durchgeführt oder Lesexemplar liegt vor)

32

Bodenschatz Erlaubnisse Bewilligungen Bergwerks- Alte Rechte Summeeigentume

Erz / Spat 0 0 2 0 2Erdöl / Erdgas 0 0 4 0 4Geothermie 0 0 0 0 0Sonstige 1 2 3 2 8Gesamt 2 200 207 18 427

1.5 Sonstige Verfahren aus dem Bereich des Berechtsamswesens / Markscheidewesen2003

Verfahren AnzahlAmtliche Probenahmen (§ 3 Abs. 4 BBergG) 1Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG 4Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG / lfd. Verfahren 2Auskünfte in Berechtsamsangelegenheiten 42Stellungnahmen zu Abbauanträgen beim Ldkrs. 4Anordnungen gemäß § 2 Abs. 2 BodSchAG LSA 8

1.6 Bestand an Risswerken am 31. 12. 2003Bezeichnung Anzahl der Risswerke BlattanzahlRisswerke nach § 63 BBergG 631 1179Berechtsamskarten 2 231Übersichtskarten 2 18Übersichtskarte 2 2Orthophotos (analog / digital) 1 249Summe 638 1679

2 Betriebsaufsicht / Betriebsplanverfahren / Besondere Verfahrensarten2.1 Betriebe unter Bergaufsicht am 31. 12. 2003

Art / Bodenschatz AnzahlSteine und Erdenbetriebe in Gewinnung 173davon: Lockergestein 114Tone 20Hartgesteine 22Kalksteine 14Sonstige (Kieselgur, Gips / Anhydrit, Torf) 3Steine und Erdenbetriebe in Aufsuchung, Unterbrechung oder Einstellung 48Braunkohlentagebaue 11Braunkohlenveredlungsbetriebe 12Braunkohlengrubenkraftwerke 4Kalisalz 1Steinsalz 2Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM) 1Versatzbergwerke 3Untertagedeponie (UTD) 1Haldenrückgewinnung 3Tiefbaubetriebe in Einstellung 4Besucherbergwerke 5Besucherhöhlen 4Erdgasförderung 1Solegewinnung 8davon: Betriebe zur Aussolung von Kavernen 5 (30 in Solung be-

findliche Kavernen)

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Art der Entscheidung AnzahlAusnahmegenehmigung nach § 33 13. BImSchV 1Anzeigen / Genehmigungen nach StrlSchV / RöV 33Gammaradiografieanzeigen 13Entsorgungsnachweise nach § 5 NachwV 139EVN im privilegierten Verfahren (UTD Zielitz) 99Notifizierung nach Art. 6 ff EG AbfallverbringungsVO 18Anzeigen nach § 31 (4) KrW- / AbfG 1Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung 6Anordnungen nach BodSchAG LSA 11Summe 513

2.8 Widersprüche / Verwaltungsstreitverfahren / Anordnungen / Ordnungswidrigkeitsverfahren 2003

Art der Verfahren AnzahlWidersprüche 6Verwaltungsstreitverfahren Anordnungen 5Ordnungswidrigkeitsverfahren 8 Strafverfahren 0

3 Altbergbau3.1 Bergbauliche Stellungnahmen 2003

Verfahren Anzahl Flächennutzungspläne / Änderungen 106B-Pläne 199Vorhaben- und Erschließungspläne 67Erdgas- u. sonst. Leitungen 55Straßenbau / Brückenbau / Eisenbahnen 176Telekom 4Be- und Entwässerung etc. 138Flurbereinigungs- und Planfeststellungsverfahren 67sowie BodenordnungsverfahrenWindenergieanlagen 133LSG / NSG und allgemeine Raumordnung 32Dorferneuerungsplanungen und 44AbrundungssatzungenRohstoffgewinnung / Bodenabbau 7Bauvorhaben 109Altbergbau 24Sonstige 365Summe 1526

3.2 Bestand an Rissen und Karten des Altbergbaus am 31. 12. 2003Art AnzahlAnzahl Rissplatten / Rollrisse / Karten 8586Mutungskarten 105Geologische Übersichtskarten 376Bohrkarten Prätertiär 58Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Tief- und Tagebau 183Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Halden und Restlöcher 15Summe 9323

34

2.5 Grundabtretungsverfahren (GAV)Verfahrensstand Summe von 1990 bis davon in 2003

Ende 2003Einstellungen (E) 40 5rechtskräftige Grundabtretungsbeschlüsse (GAB) 4 1Ablehnungen (A) 0 0Summe abgeschlossen GAV (E+GAB+A) 44 6vorzeitige Besitzeinweisung (hier nur bei lfd. GAV) 1 1beklagte GAB 2sonstige laufende GAV 10Summe laufende GAV 13

2.6 Feldes- und Förderabgaben

Feldes- und Förderabgaben werden im Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2006 nicht erhoben. DieTätigkeit konzentriert sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- undFörderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen.

Verfahrensstand Summe von 1990 bis davon in 2003Ende 2003

FeldesabgabeFeldesabgabeakten 5abschließend geprüfte Feldesabgabeakten 4 4laufende Prüfungen 1Festsetzungsbescheide 4 4Summe überprüfte Feldesabgabeakten 5 5FörderabgabeFörderabgabeakten 244abschließend geprüft Förderabgabeakten 57 46laufende Prüfungen (mit Festsetzungsbescheid 42 34unter Vorbehalt abgeschlossen)Festsetzungsbescheide 401 106Summe überprüfte Förderabgabeakten 99 80

2.7 Sonstige Entscheidungen 2003Art der Entscheidung AnzahlBefreiung von Betriebsplanpflicht nach § 51 (3) BBergG 1Genehmigungen nach GesBergV 3Ausnahmegenehmigung nach ArbZG vom Verbot der Sonntagsarbeit 29Befähigungsscheine nach § 20 SprengG (einschl. Verlängerung u. Ergänzung) 12Erlaubnisse nach § 7 SprengG 1Unbedenklichkeitsbescheinigungen 2Auskunftsersuchen 46Anzeigen 7Sprengberechtigungen für Untertage 48Prüfung und Abnahme von Seilfahrtsanlagen 5Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA 15Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VawS LSA 6Anzeigen nach § 15 BImSchG 12Genehmigung nach § 4 / 19? 1Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG 2Wesentliche Änderungen gemäß § 16 (1) und (2) BImSchG 1Änderungen gemäß § 16 (4) BImSchG 1

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Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2004

1 Bergbauberechtigungen1.1 Erlaubnisse nach § 7 BBergG

Bodenschatz Anträge am Neuanträge Erteilung Ablehnung Einstellung / Anträge am01.01.2004 Rücknahme 31.12.2004

Braunkohle 0 0 0 0 0 0Stein-Kalisalz 0 0 0 0 0 0SoleErz / Spat 0 0 0 0 0 0Erdöl / Erdgas 0 0 0 0 0 0Geothermie 0 0 0 0 0 0

1.2 Bewilligungen nach § 8 BBergGBodenschatz Anträge am Neuanträge Erteilung Ablehnung Einstellung Anträge am

01.01.2004 31.12.2004Lockergestein 0 0 0 0 0 0(K/S)Ton 0 0 0 0 0 0Hartgestein 0 0 0 0 0 0Kalkstein 0 0 0 0 0 0Braunkohle 1 0 0 0 0 1Stein-Kalisalz 3 1 0 0 0 4SoleErz / Spat 0 0 0 0 0 0Erdöl / Erdgas 0 0 0 0 0 0Geothermie 0 0 0 0 0 0Sonstige 0 0 0 0 0 0Summe 4 1 0 0 0 5

1.3 Veränderungen an BergbauberechtigungenVerfahren Entschei- laufende

dungen VerfahrenVerlängerung von Bergbauberechtigungen nach § 16 BBergG 5 1Widerruf nach § 18 Abs. 3 BBergG 0 3 Aufhebungen nach § 19 BBergG (Erlaubnis / Bewilligung) 4 0Aufhebungen nach § 20 BBergG (Bergwerkseigentum) 0 0Zustimmungen nach § 22 BBergG (Übertragung von Bewilligung, Erlaubnis) 7 11Genehmigung nach § 23 BBergG (Veräußerung BWE) 5 1

1.4 Bestand an Bergbauberechtigungen am 31.12.2004Bodenschatz Erlaubnisse Bewilli- Bergwerks- Alte Summe

gungen eigentum RechteLockergestein 0 117 88 16 221Ton 0 18 39 0 57Hartgestein 0 28 18 0 46Kalkstein 0 8 17 0 25Braunkohle 0 11 15 0 26Salze / Sole / UGS 0 12 20 0 32Erz / Spat 0 1 2 0 3Erdöl / Erdgas 0 0 4 0 4Goethermie 1 0 0 0 1Sonstige 0 1 2 2 5Gesamt 1 196 205 18 420

36

4 Unfallgeschehen4.1 Meldepflichtige Arbeitsunfälle 2003

Bergbauunternehmen SubunternehmenArbeitsunfälle Wege- Arbeitsunfälle Wege-

unfälle unfälleunter in Tage- über Gesamt unter in Tage- über GesamtTage bauen Tage Tage bauen Tage

Steine- und 0 50 0 50 3 0 0 0 0 0ErdenbergbauBraunkohlen- 0 0 5 5 6 0 7 2 9 0bergbau Salzbergbau 6 0 4 10 12* 0 0 0 0 0Erdöl-Erdgas- 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0BergbauVersatz- 3 0 4 7 0 0 0 0 0 0bergbauBesucher- 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0bergwerke

* Summe Wegeunfälle Salzbergbau, Versatzbergbau, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke

4.2 Unfalluntersuchungen 2003unter Tage in über Tage Gesamt

TagebauenSteine- und Erdenbergbau 0 1 0 1Braunkohlenbergbau 0 0 0 0Salzbergbau, Versatz, Bohrlochbergbau, 6 0 0 6Besucherbergwerke

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2.3 Betriebsplanzulassungen 2004 (incl. Ergänzungen und Verlängerungen)Bodenschatz HBP1- HBP1- fakult. obligat. SBP3 ABP4 Summe

Aufs. Gew. RBP2 RBP2

Lockergestein 0 74 2 4 16 0 96Ton / Kaolin 0 18 0 0 2 0 20Hartgestein 0 11 5 0 8 0 24Kalkstein 0 11 0 0 4 1 16Kieselgur 0 1 0 0 0 0 1Gips / Anhydrit 0 0 0 0 0 0 0Torf 0 2 0 0 0 0 2Braunkohle 0 4 0 1 20 56 81Kalisalz 0 3 0 0 4 0 7Steinsalz 0 3 0 0 3 0 6ERAM 0 1 0 0 9 0 10Versatz / UTD 0 17 0 0 31 5 53Haldenrückbau 0 3 0 0 0 0 3Tiefbau in Einstellung 0 0 0 0 1 4 5Besucherbergwerke 0 1 0 0 0 0 1Besucherhöhlen 0 2 0 0 0 0 2Bohrlochbergbau 0 11 0 0 62 15 88Summe 0 162 7 5 160 81 415

1 HBP = Hauptbetriebsplan, 2 RBP = Rahmenbetriebsplan, 3 SBP = Sonderbetriebsplan, 4 ABP = Abschlussbetriebsplan

2.4 Planfeststellungsverfahren (PFV)Verfahrensstand Summe von 1990 davon in 2004

bis Ende 2004Einstellungen (E) 1 0Planfeststellungsbeschlüsse (PFB) 55 5Ablehnungen (A) 0 0Summe abgeschlossen PFV (E+PFB+A) 56 5Zulassungen vorzeitiger Beginn (hier nur bei lfd. PFV) 9 3sonstige laufende Verfahren 21Summe laufende PFV 30Summe noch zu erwartende PFV 28(Zählkriterium: behördliches Verlangen ausgesprochen, Scopingtermin durchgeführt oder Lesexemplar liegt vor)

2.5 Grundabtretungsverfahren (GAV)Verfahrensstand Summe von 1990 davon in 2004

bis Ende 2004Einstellungen (E) 45 5rechtskräftige Grundabtretungsbeschlüsse (GAB) 5 1Ablehnungen (A) 0 0Summe abgeschlossen GAV (E+GAB+A) 50 6vorzeitige Besitzeinweisung (hier nur bei lfd. GAV) 1 0beklagte GAB 1sonstige laufende GAV 15Summe laufende GAV 17

2.6 Feldes- und FörderabgabenFeldes- und Förderabgaben werden im Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2006 nicht erhoben. DieTätigkeit konzentriert sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- undFörderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen.

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1.5 Sonstige Verfahren aus dem Bereich des Berechtsams- und Markscheidewesens 2004

Verfahren AnzahlAmtliche Probenahmen (§ 3 Abs. 4 BBergG) 2Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG 1Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG / lfd. Verfahren 2Auskünfte in Berechtsamsangelegenheiten 70Stellungnahmen zu Abbauanträgen beim Ldkrs. 7

2 Betriebsaufsicht / Betriebsplanverfahren / Besondere Verfahrensarten2.1 Betriebe unter Bergaufsicht am 31. 12. 2004

Art / Bodenschatz AnzahlSteine und Erden – Betriebe in Gewinnung 162davon: Lockergestein 109Tone 19Hartgesteine 18Kalksteine 13Sonstige (Kieselgur, Gips / Anhydrit, Torf) 3Steine und Erden – Betriebe 58in Aufsuchung, Unterbrechung oder EinstellungBraunkohlentagebaue 11Braunkohlenveredlungsbetriebe 12Braunkohlengrubenkraftwerke 4Kalisalz 1Steinsalz 2Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM) 1Versatzbergwerke 3Untertagedeponie (UTD) 1Haldenrückgewinnung 3Tiefbaubetriebe in Einstellung 4Besucherbergwerke 5Besucherhöhlen 4Erdgasförderung 1Solegewinnung 8davon: Betriebe zur Aussolung von Kavernen 5 (30 in Solung

befindliche Kavernen)

Betriebe zur Nutzung der Sole für balneologische Zwecke (Kurbetriebe) 3Geothermie 2Untergrundspeicher 9davon: Kavernenspeicher (für Erdgas) 4 (52 Kavernen)Bergwerksspeicher (für Erdgas) 1 Porenspeicher (für Erdgas) 1Kavernenspeicher (für Produkte) 3 (5 Kavernen)Summe 291

2.2 Betriebsbefahrungen 2004In Tagebauen über Tage / unter Tage Summe

inkl. Bef. Altbergbau335 295 209 839

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3 Altbergbau3.1 Bergbauliche Stellungnahmen 2004

Verfahren Anzahl Flächennutzungspläne / Änderungen 77B-Pläne 205Vorhaben- und Erschließungspläne 13Erdgas- u. sonst. Leitungen 51Straßenbau / Brückenbau / Eisenbahnen 170Telekom 9Be- und Entwässerung etc. 174Flurbereinigungs- und Planfeststellungsverfahren sowie Bodenordnungsverfahren 35Windenergieanlagen 80LSG / NSG und allgemeine Raumordnung 31Dorferneuerungsplanungen und Abrundungssatzungen 6Rohstoffgewinnung / Bodenabbau 7Bauvorhaben 129Altbergbau 81Sonstige 231Summe 1299

4 Unfallgeschehen4.1 Meldepflichtige Arbeitsunfälle 2004

Bergbauunternehmen SubunternehmenArbeitsunfälle Wege- Arbeitsunfälle Wege-

unfälle unfälleunter in Tage- über Gesamt unter in Tage- über GesamtTage bauen Tage Tage bauen Tage

Steine- und 0 37 0 37 5 0 0 0 0 0ErdenbergbauBraunkohlen- 0 2 5 7 3 0 6 3 9 0bergbau Salzbergbau 3 0 2 5 5* 0 0 0 0 0Erdöl-Erdgas- 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0BergbauVersatzberg- 2 0 3 5 0 0 0 0 0 0bauBesucher 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0bergwerke

* Summe Wegeunfälle Salzbergbau, Versatzbergbau, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke

4.2 Unfalluntersuchungen 2004unter Tage In Tagebauen über Tage Gesamt

Steine- und Erdenbergbau 0 2 0 2Braunkohlenbergbau 0 0 1 1Salzbergbau, Versatz, 1 0 1 2Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke

40

Verfahrensstand Summe von 1990 bis 2004 davon in 2004FeldesabgabeFeldesabgabeakten 5abschließend geprüfte Feldesabgabeakten 5 1laufende Prüfungen 0Festsetzungsbescheide 1 1Summe überprüfte Feldesabgabeakten 5 5FörderabgabeFörderabgabeakten 244abschließend geprüft Förderabgabeakten 209 152laufende Prüfungen (mit Festsetzungsbescheid 35unter Vorbehalt abgeschlossen)Festsetzungsbescheide 469 68Summe überprüfte Förderabgabeakten 209 152

2.7 Sonstige Entscheidungen 2004Art der Entscheidung AnzahlBefreiung von Betriebsplanpflicht nach § 51 (3) BBergG 1Genehmigungen nach GesBergV 1Ausnahmegenehmigung nach § 38 ElBVO 1Ausnahmegenehmigung nach ArbZG vom Verbot der Sonntagsarbeit 23Befähigungsscheine nach § 20 SprengG (einschl. Verlängerung u. Ergänzung) 11Erlaubnisse nach § 7 SprengG 2Unbedenklichkeitsbescheinigungen 3Auskunftsersuchen 39Anzeigen 6Sprengberechtigungen für Untertage 24Prüfung und Abnahme von Seilfahrtsanlagen 2Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA 9Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VawS LSA 6Anzeigen nach § 15 BImSchG 16Genehmigung nach § 4 / 19 BImSchG 4Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG 1Wesentliche Änderungen gemäß § 16 (1) und (2) BImSchG 4Änderungen gemäß § 16 (4) BImSchG 5Ausnahmegenehmigung nach § 33 13. BImSchV 0Anzeigen / Genehmigungen nach StrlSchV / RöV 32Gammaradiografieanzeigen 13Entsorgungsnachweise nach § 5 NachwV 161EVN im privilegierten Verfahren (UTD Zielitz) 76Notifizierung nach Art. 6 ff EG AbfallverbringungsVO 28Anzeigen nach § 31 (4) KrW- / AbfG 0Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung 9Anordnungen nach BodSchAG LSA 0Summe 477

2.8 Widersprüche / Verwaltungsstreitverfahren / Anordnungen / Ordnungswidrigkeitsverfahren 2004Art der Verfahren AnzahlWidersprüche 0Verwaltungsstreitverfahren 1Anordnungen 5Ordnungswidrigkeitsverfahren 11Strafverfahren 0

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Stubensandabbau Badeborn – Ergebnisse bergmännischer und geowissenschaftlicher Untersuchungen

Gerhard JOST, Carl-Heinz FRIEDEL & Ivo RAPPSILBER

1 Einführung

Durch einen Tagesbruch am 5. Februar 2003 unddie sich anschließenden bergmännischen Siche-rungs- und Verwahrungsmaßnahmen wurden amSteinberg westlich von Badeborn (LandkreisQuedlinburg) bis dahin unbekannte unterirdischeHohlräume aufgeschlossen. In diesen Hohl-räumen sind wenig verfestigte Sandsteine derUnterkreide im 19. Jahrhundert untertage abge-baut worden (Stubensandabbaue). Bereits zu Beginn der bergmännischen Siche-rungsarbeiten sind zur Abgrenzung der unter-irdischen Hohlräume geoelektrische Messun-gen durchgeführt worden (RAPPSILBER 2003,s. Kap. 4). Nachdem die Hohlräume zugänglichwaren, erfolgte auch eine geologische, ins-besondere strukturgeologische Dokumentationder untertägigen Aufschlüsse (FRIEDEL 2004,s. Kap. 5).Im folgenden Beitrag wird sowohl über Verlaufund Ergebnisse der bergmännischen Siche-rungs- und Verwahrmaßnahmen als auch überdie Ergebnisse der geowissenschaftlichen Unter-suchungen berichtet. Der Beitrag ist ein Beispielfür die enge Zusammenarbeit zwischen dem fürdie Gefahrenabwehr im Altbergbau zuständigenverantwortlichen Aufsichtsbeamten und den Mit-arbeitern der Geologie.

2 Geologische Situation

Das untersuchte Vorkommen bei Badeborn be-findet sich im Südostteil des Quedlinburger Sat-tels (Abb. 1). Dieser Sattel ist an eine NW-SE-streichende Störungszone gebunden, die sichvor allem während der Oberkreide im Zusam-menhang mit der Hebung des Harzes als steile,S-vergente Aufschiebung entwickelte (PATZELT

2003). An der SW-Flanke dieses Sattels treten insüdöstlicher Verlängerung der Seweckenbergesteil aufgerichtete Unterkreide-Sandsteine alsHöhenrücken am Steinberg bei Badeborn un-mittelbar an die Oberfläche (Abb. 1 und 2). Dermorphologisch hervortretende QuedlinburgerSattel fungiert in der Region als Wasserscheide.

Der Scheitelbereich des Sattels führt demnachkein Grundwasser.Die Unterkreide zeigt im nördlichen Harzvorlandstärkere fazielle Veränderungen und eine unter-schiedlich lückenhafte Ausbildung der Profile,so dass zwischen einem östlichen und west-lichen Faziesgebiet unterschieden wird (OTT

1965, TRÖGER 2000, PATZELT 2003). Im Bereichdes Quedlinburger Sattels (östliches Faziesge-biet) ist die Unterkreide überwiegend sandig aus-gebildet (Sandsteine des „Neokom“: Hauterivebis Apt) und wird nach einer Schichtlücke erstwieder durch Ablagerungen des Cenomanüberdeckt, wohingegen die Unterkreide in denwestlichen Teilen (z. B. Kleiner Fallstein) über-wiegend tonig-mergelig ausgebildet ist und na-hezu kontinuierlich in die Oberkreide übergeht(Abb. 3). Am Harzrand (Wernigerode-Blanken-burg) fehlen dagegen Unterkreideablagerungenvöllig (Abb. 3, linke Spalte).Die sandig ausgebildete Unterkreide im Bereichdes Quedlinburger Sattels (östl. Faziesraum)repräsentiert Bildungen des Küstensaums, indem flachmarine und terrestrische Ablagerun-gen eng verzahnt sind (Strand- und Dünensande,z.T. mit autochthonen Pflanzenresten, TRÖGER

2000). Nach Westen zu geht die sandige Küsten-fazies zunehmend in eine marine, tonig-mer-gelige Ausbildung über und zeigt so die stärkereVerbindung zum Niedersächsischen Becken an.Die am Steinberg auftretenden gering verfes-tigten, fein- bis mittelkörnigen massigen Un-terkreide-Sandsteine („Neokom-Quader“) sindvor allem als Stubensand gewonnen worden(WEISSERMEL et al. 1926). In den strukturlosenSandsteinen traten vereinzelt Eisenhydroxidbil-dungen auf, die entlang von Kluft- und Störungs-flächen und als nierenförmige Konkretionen dasansonsten weiße Gestein gelblich oder rötlichverfärben.Die Mächtigkeit der Unterkreide beträgt im Be-reich des Quedlinburger Sattels etwa 180 bis240 m (OTT 1965, PATZELT 2003) und liegt imSteinberg-Gebiet vermutlich bei etwa 200 m(Abb. 2 und 11). Im streichenden Verlauf keilendie Unterkreidesedimente etwa 2 km SE-lich

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Badeborn aus (WEISSERMEL 1930, OTT 1965).Nach SW, also senkrecht zum Verlauf desQuedlinburger Sattels, ist die Unterkreide bereitsinnerhalb von 1 km vollständig erodiert (Abb. 2).Im Hangenden wird die Unterkreide durch eineNW-SE-streichende Störung begrenzt, die alsWesterhäuser Störung an der SW-Flanke desQuedlinburger Sattels auch noch SE-lich Bade-born nachweisbar ist (Ott 1965; vgl. Abb. 1).Darüber folgen weiße Kalke und Mergel desCenoman und Turon (krc bzw. krt). Im Liegendender Unterkreide tritt am Steinberg Mittelkeuper –und nicht wie weiter westlich Jura – auf (WEISSER-MEL 1930, Taf. 1). Dort, wo die Juraverbreitung(Lias) endet, wird eine NE-SW-streichende Stö-rung vermutet, die diagonal zum generellenSchichtstreichen die Ortslage Badeborn durch-zieht (Abb. 1).

3 Bergmännische Sicherungs- und Verfüllmaßnahmen

3.1 Ersterkundung und Beginn der Verfüllmaßnahmen

Der Tagesbruch am Steinberg nahe der OrtslageBadeborn hatte einen Durchmesser von 4,5 mund eine Tiefe von knapp 7,0 m. Die Bruchloka-tion wurde umgehend mit einem stabilen Bau-zaun gesichert. Am Nordstoß des Bruches war in6 m Tiefe die Firste eines Grubenbaus erkennbar.Nach koordinativer Bestimmung der Bruchloka-tion und Zulage in das Amtskartenwerk sowieeiner Erstrecherche in den Altbergbauunterlagenam Standort Staßfurt konnte die Bruchursachenicht geklärt werden. Untertägige bergbaulicheArbeiten in diesem Bereich waren nicht ak-tenkundig. Auch eine erweiterte Recherche imLandesarchiv, im Archiv der Stadt Ballenstedtund im Kirchenbuch von Badeborn brachte keineweiteren Erkenntnisse hinsichtlich eines Tiefbauswestlich der Ortslage Badeborn. Bekannt warlediglich, dass am Steinberg bei Badeborn inSteinbrüchen Stubensand gewonnen wordenwar (Geol. Karte, WEISSERMEL et al. 1926). Auf-grund des vergleichsweise großen Bruchvolu-mens von ca. 110 m3 musste auf das Vorhanden-sein von größeren untertägigen Abbauhohlräu-men geschlossen werden. Zur Abgrenzung unterirdischer Hohlräume imUmfeld des Tagesbruches wurden geoelektri-sche Messungen durchgeführt. Am 24. Februar

2003 erfolgte dann im Auftrag des LAGB derVersuch, durch den Tagesbruch in die Abbau-hohlräume einzusteigen. Nach Beräumung derMassen im Bruchtiefsten gelang dann der Ein-stieg nach unter Tage (Abb. 5).Bei den vorgefundenen Hohlräumen handelte essich um einen Stubensandabbau. In die weichenSandstöße eingeritzt fand man die Jahreszahlen1832, 1836 und 1842). Das vorgefundenen Hohl-raumsystem hatte eine Volumen von ca. 250 bis300 m3.

Abb. 3: Ausbildung der Kreideablagerungen im nördlichen Harzvorland (aus TRÖGER 1984).

Abb. 4: Tagesbruch am 5. Februar 2003 mit Absperrung.

Abb. 1 Geologische Übersicht (W.S.: Westerhäuser Störung, Ba 1 / 63: Tiefbohrung der Eisenerzerkundung, vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Geologischer Schnitt senkrecht zum Verlauf des Quedlinburger Sattels mit Eintragung der zur Erkundung von se-dimentärem Eisenerz abgeteuften Tiefbohrung Badeborn 1 / 63 (vgl. Abb. 1, Bohrung nach Ott 1965, Bohrarchiv-Nr. desLAGB: 280). Nach SW ist die Unterkreide bereits innerhalb eines Kilometers vollständig erodiert. (km: Mittlerer Keuper (ob.Steinmergel), kru: Unterkreide („Neokom“), krc: Cenoman, krc-t: Cenoman und Turon, krcc: Coniac; krs: Santon).

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Über den etwa 10 m tiefen steilstehenden Schutt-kegel der Bruchmassen war eine Befahrung derHohlräume unter der erkundeten Hohlraumkon-tur möglich. Die beauftragte Bergbaufirma, abergenauso auch das Dezernat 53 war über dievorgefundene Situation mehr als überrascht:Mehrere Meter unterhalb der erkundeten oberenAbbausohle erstreckte sich etwa 20 m unterhalbder Tagesoberfläche ein weitläufiges Abbau-system (2. Sohle). Im Rahmen der Erstbefahrungwurde abgeschätzt, dass dieses Hohlraum-system etwa die 10-fache Größe der oberen Ab-bauetage besaß.Nach der Erstbefahrung wurde durch das Dezer-nat 53 das markscheiderische Aufmaß und dierissliche Zulage des Abbausystems in Auftraggegeben (Abb. 8). Auf dieser Basis erfolgte dannauch die Planung der entgültigen Verfüllmaßnah-men.Die Abbaudimensionen waren für einen nur leichtdiagenetisch verfestigten Sandstein beträchtlich.Zum Teil lagen Abbauhöhen von über 3,5 m undfreigelegte Firstflächen von über 30 m2 vor(Abb. 9). Einige Pfeiler des Hohlraumsystems standen un-

ter erheblichen Gebirgsdruck und / oder befan-den sich an ihrer Tragfähigkeitsgrenze (Abb. 10).Das gesamte Hohlraumsystem war trocken undwies keine Wasserstandsmarken auf. Entspre-chend der hydrogeologischen Gesamtsituation(Lage zur Wasserscheide) standen die Abbauewohl niemals längere Zeit unter Wasser. Andern-falls wären sie sehr wahrscheinlich bereits ver-brochen gewesen. Aus der Lagebeziehung zu den Steinbrüchenkann außerdem angenommen werden, dass dieuntertägigen Abbaue vermutlich vom Stein-bruchsgebiet aus, eventuell sogar noch unterhalbder bisher bekannten 160 m-Sohle, nach Südenaufgefahren wurden (Abb. 11). Eine solche Ver-bindung konnte allerdings nicht direkt nach-gewiesen werden.

3.3 Sicherungskonzept

Bereits bei der Versatzaufgabe im Niveau der er-sten Sohle konnte beobachtet werden, dass diebeim Abbinden des Dämmstoffes freigesetztenWassermengen vom anstehenden Sandsteinförmlich aufgesogen wurden. Als Folge konnte

Abb. 6: Teufeinrichtung über dem Tagesbruch.

Nach verschiedenen Gesprächen mit dem Bürg-ermeister von Ballenstedt (Leiter der Verwal-tungsgemeinschaft, zu der auch der Ort Bade-born gehört) und den Eigentümern von Grundund Boden über dem Hohlraumsystem wurdeentschieden, die Gefahrenstelle durch vollständi-ges Verfüllen mit einem grundwasserneutralenund für den Bergbau zugelassenen Dämmstoffzu beseitigen.Die für die ordnungsgemäße Verfüllung derStubensandabbaue erforderlichen finanziellenMittel wurden durch die Verwaltungsgemein-schaft Ballenstedt gemäß der „Richtlinie überdie Gewährung von Zuwendungen im Rahmender Bergbausanierung“ (Rd.Erl. des MW vom18.12.2003 – 44-34314) beim LAGB beantragt.Nach der Erteilung eines entsprechenden Zu-wendungsbescheides und der Genehmigung derbergbaulichen Arbeiten begannen Ende Okto-ber 2003 die Arbeiten zur Vorbereitung der Ver-füllung der Stubensandabbaue.Am Tagesbruch hatte sich der Stoß zwischen-zeitlich stark abgeböscht und den Zugang nachunter Tage komplett verschüttet. Die mit denbergbaulichen Arbeiten beauftragte Spezialfir-ma verfüllte und verdichtete lagenweise denTagesbruch mit geeigneten Baustoffen. Im An-

schluss daran wurde der Bruch mit einer kleinenTeufeinrichtung bis zu den Stubensandabbauenwieder aufgewältigt (Abb. 6). Ein direktes Teufenin den unverfestigten lockeren Bruchmassen warnicht möglich. Zur Vorbereitung der Verfüllung wurden PE-Rohre und Entlüftungsleitungen im untertägigenAbbausystem verlegt. Am 25. November 2003begann dann die Aufgabe des Verfüllbaustoffesin die Grubenhohlräume.

3.2 Bruchereignis und Aufschluss weiterer Abbauhohlräume (2. Sohle)

Nachdem die Verfüllsäule ca. 50 cm hoch an-stand, gab es nach Angaben der beschäftigtenBergleute plötzlich einen dumpfen Schlag undein gleichzeitiges Abfallen des Versatzspiegelsdes frisch eingepumpten Baustoffes. Das weitereEinbringen des Versatzes wurde sofort unter-brochen. Eine Befahrung ergab folgende Situa-tion: Im östlichen Bereich des Hohlraumsystemswar die Sohle durchgebrochen. Zur Erkundungder Bruchursache musste erst der Bruchbereichsondiert, freigelegt und gesichert sowie eineLutte zur Bewetterung angeschlossen werden(Abb. 7).

Abb. 5: Erstbefahrung der Grubenhohlräume.

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Abb. 9: Weiträumiger Stubensandabbau auf der 2. Abbausohle. Deutlich sind die Hackspuren an den Stößen und derFirste erkennbar.

Abb. 10: Durch Vergitterung von Störungsflächen stark geschwächter Pfeiler (Pfeiler 12, Versuchsfeld).

Abb. 8: Grundrissliche Darstellung des Hohlraumsystems mit Eintrag der geplanten Verfüllabschnitte der Sandsteinab-baue. Der während der Ersterkundung angetroffene Hohlraum entspricht etwa dem hier als 1. Sohle bezeichneten Bereich,die Verfüllabschnitte 2 bis 4 und das Versuchsfeld gehören zur 2. Sohle. Rotes Viereck links: Teufeinrichtung, gestrichel-te Linie: Profilverlauf von Abb. 11.

Abb. 7: Gesicherter Sohlendurchbruch mit eingehängter Fahrte.

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Zu 4.: Beim Zubruchschießen der Tragelementedes Hohlraumsystems müssten ca. 40 Pfeilermit mehr oder weniger großen Ladungsmengenbesetzt und gleichzeitig abgetan werden, um einkontrolliertes Zubruchwerfen zu erreichen. Einfast vollständiger Hohlraumverschluss kann beidieser Vorgehensweise unterstellt werden. Gra-vierender Nachteil wäre einerseits das übertägigentstehende Bruch- und Senkungsfeld, zum an-deren lässt sich nur schwer einschätzen, inwelcher Weise sich die auftretenden Schwing-geschwindigkeiten auf die nahe gelegene Ort-slage auswirken würden. Darüber hinaus müsste,um eine möglichst hohe Effektivität der Spren-gung zu erreichen, die Anordnung der Spreng-bohrlöcher in den Pfeilern erfolgen. Aufgrund derPfeilerdimensionierung und der festgestelltenPfeilerschwächen erschien es wenig ratsam, dieTragelemente durch Bohrungen noch zusätzlichzu schwächen.Zu 5.: Mit ca. 10 Versatzbohrlöchern und dergleichen Anzahl Entlüftungsbohrlöchern ließesich das Hohlraumsystem nahezu vollständigversetzen. Die Bohrungen müssten schräg ge-bohrt werden, da aufgrund der bestehendenBruchgefahr sowohl für die Bohrarbeit als auchfür den nachfolgenden Versatz die Tagesober-fläche über dem Hohlraumsystem nicht genutztwerden kann. Nachteil dieser Variante ist, dasskeine Kontrolle des vollständigen Versatzesgegeben ist. Darüber hinaus ist der Kostenfaktorfür die Bohrungen nicht zu unterschätzen. JedeBohrung wäre aufgrund des anstehenden Lock-ergebirges komplett zu verrohren.Nach Diskussion der einzelnen Sicherungsvari-anten wurde entschieden, im östlichen Teil des

Hohlraumsystems einen Feldversuch mit Spül-versatz durchzuführen und bei Erfolg desselbendas Grubensystem abschnittsweise zu verfüllen.Zum Schutz vor Feuchtigkeitseintrag wurde ge-plant, die „schwachen“ Pfeiler mit Schrumpffoliezu schützen. Die erforderlichen Dämme zwischenden einzelnen Verfüllabschnitten wurden in Formsogenannter „Geobarrieren“ in den Zugangs-strecken errichtet (Abb. 13).Diese Geobarrieren (z.B. das Bullflex-System)bestehen aus einer textilen Schalung aus hoch-festem Gewebe, die mit gängigen Bau- oderDämmstoffen befüllt werden. Aufgrund der Elas-tizität der textilen Schalung passt sich das Sys-tem optimal den vorhandenen Hohlraumkon-turen an. Nach Erhärten des Bau- oder Dämm-stoffes bildet sich ein standfester und gebirgs-schlüssiger Streckendamm, welcher dann lagen-weise mit Bergbaudämmer hinterfüllt werdenkann. Entsprechend dem markscheiderischenAufmaß und der Volumenberechnung waren fürden Vollversatz der Stubensandabbaue beiBadeborn knapp 2 500 m3 Bergbaudämmer er-forderlich.Nach dem diese Variante in einer Bergerprobungerfolgreich geprüft wurden war, wurden dieSicherungsarbeiten damit fortgesetzt und im Mai2004 beendet.

4 Geoelektrische Messungen

4.1 Durchführung und Ergebnisse der Messungen

Einen Monat nach dem Auftreten des Tages-bruches wurde im März 2003 auf den umliegen-

Abb. 12: Belastungsversuch mit kleinen Modellpfeilern. Bild rechts: Pfeilerbruch des rechten Pfeilers nach Zugabe vonca. 0,5 cm3 Wasser.

auch eine stärkere Entfestigung des Sandsteinserkannt werden. In mehreren Versuchen mitkleinen, aus dem Sandstein hergestellten Pfeiler-modellen konnte nachgewiesen werden, dassbei Zugabe von nur geringen WassermengenPfeiler, die sich an der Tragfähigkeitsgrenze be-finden, schlagartig zu Bruch gingen (Abb. 12). Aufgrund der festgestellten Empfindlichkeit desTragverhaltens des Sandsteins gegenüber demEintrag von Feuchte waren Überlegungen hin-sichtlich der anzuwendenden Sicherungstech-nologie anzustellen. Als mögliche Variantenstanden zur Diskussion:

1. Blasversatz mit Trockenbaustoffen (Split,Kies),

2. Spülversatz mit Bergbaudämmstoffen undSchutz der Pfeiler vor Feuchtigkeitseintrag,

3. Flutung des Hohlraumsystems mit Wasser,4. Zubruchschießen der Pfeiler und5. Verfüllung der Hohlräume mit Bergbaudämm-

stoffen durch Schrägbohrungen von überTage.

Zu 1.: Beim Blasversatz mit Trockenbaustoffen istfestzustellen, dass die Kosten für die kompletteVerfüllung sehr hoch sind. Daneben steht dieProblematik der Staubentwicklung und die fürdiese Arbeiten unzureichenden Bewetterungs-möglichkeiten. Ein Versatzgrad von nahezu100% ist erreichbar. Eine Kontrolle, dass alleerkundeten Hohlräume verfüllt werden, ist eben-falls gegeben.

Zu 2.: Der Spülversatz mit Bergbaudämmstoffenist deutlich kostengünstiger als die Blasversatz-variante. Probleme hinsichtlich der Bewetterungergeben sich nicht. Die bereits eingebaute 300erLuttentour ist für die Durchführung der Arbeitenunter Tage ausreichend. Zur Minimierung desFeuchtigkeitseintrags wurden die Varianten „Ver-siegelung der Pfeileroberfläche mit kunstoffge-bundenen Suspensionen“ und das „Umwickelnder Pfeiler mit Schrumpffolie“ diskutiert. Ein voll-ständiger Schutz vor Feuchtigkeitseintrag in diePfeiler aus den Versatzdämmstoffen kann nichterreicht werden, da es sich nicht verhindern lässt,dass über die Sohle von unten her Feuchtigkeitin die Pfeiler aufsteigt. Ein Versatzgrad von na-hezu 100% ist erreichbar. Eine Kontrolle, dassalle erkundeten Hohlräume verfüllt werden, istebenfalls gegeben.Zu 3.: Zweifelsfrei die kostengünstigste Alterna-tive ist das Fluten des untertägigen Abbausys-tems und das dann ggf. zu erwartende Versagender Trageelemente (Pfeiler). Als gravierenderNachteil ist das Erzeugen eines Bruchfeldes ander Tagesoberfläche anzusehen. Weiterhin istnicht gewährleistet, dass ein vollständiges Zu-sammengehen der bergbaulichen Hohlräume er-reicht werden kann. Demnach würde nach einerderartigen Maßnahme ein vergleichsweise gro-ßes Risiko für das Entstehen weiterer Tages-brüche verbleiben. Die betroffenen Grundstückekönnten nicht weiter genutzt werden, die vorhan-denen Wege müssten abgesperrt werden.

Abb. 11: Schnittdarstellung der untertägigen Auffahrungen und des benachbarten Steinbruchgebiets (Schnittlinie s. Abb. 8).Die Darstellung des heute verfüllten Steinbruchs (Deponie) erfolgte nach den Angaben in der Geologischen Karte von 1926.Die Liegendgrenze ist unsicher. (qw / Lo: Löß, qD/ / Mg: drenthezeitl. Geschiebemergel; km, kru, krcc-t siehe Abb. 2)

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erhöhter Widerstände bei allen gemessenenElektrodenabständen abzeichnet.

• Die verwendete Potentialanordnung besitztwahrscheinlich eine größere Eindringtiefe undinsgesamt günstigere Voraussetzungen zumHohlraumnachweis als konventionelle Anord-nungen (LÖSCH et al. 1979).

Problematisch war die Deutung des Wider-standsbildes im östlichen Teil des Messgebietes.Im Bereich des im Gelände deutlich sichtbarenHöhenrückens wurde davon ausgegangen, dasssich die hohen Widerstände auf anstehendenSandstein zurückführen lassen. Da sowohl Hohl-räume/Auflockerungszonen als auch feste Sand-steinpartien durch hohe Widerstände in Erschei-nung treten, ließ sich keine Aussage zum Vorhan-

densein von Hohlräumen östlich des Wegesmachen.Interessant ist das Auftreten einer hochohmigenZone nach Norden (etwa auf der Linie 4447335).In diesem Bereich konnten die Strecken zwarnicht weiter verfolgt werden. Man kann aberdavon ausgehen, dass der Bergbau vom ehema-ligen Steinbruch (jetzt Deponie) aus nach S vor-getrieben wurde (vgl. Abb. 11). Die hohen Wider-stände könnten demnach einen verstürzten Zu-gang markieren.

5 Strukturgeologische Untersuchungen

Die am SW-Rand des Quedlinburger Sattels pa-rallel zur Störungszone tektonisch aufgerichteten

Abb. 13: Als Geobarriere eingesetztes Streckendammbauwerk.

den Flächen eine geoelektrische Kartierung mitdem Ziel durchgeführt, aus der Verteilung derscheinbaren spezifischen elektrischen Wider-stände Hinweise auf einsturzgefährdete Berei-che im Umfeld des Tagesbruches abzuleiten(RAPPSILBER 2003). Hohlräume bzw. Auflocke-rungszonen im Untergrund wären in diesemMessgebiet lufterfüllt. Es wurde also davon aus-gegangen, dass sie sich als Zonen erhöhterWiderstände äußern. Die Messungen erfolgten im Prinzip als Kartie-rung mit einer Zweielektrodenanordnung (Poten-tialanordnung). Die Elektroden B und N befindensich dabei im Unendlichen (sehr großer Abstandzu den Sonden). Für die Elektroden A und Msteht ein Kartierungskabel zur Verfügung, an demim Abstand von 5 Metern Anschlussklemmenfür die Elektroden vorhanden sind. Die maximaleAuslagelänge dieses Kabels beträgt 110 Meter.Es besteht die Möglichkeit, 23 Elektroden an-zuschließen, die über einen Schalter einzeln an-gesteuert werden. Auf diese Weise kann entlangdes gesteckten Profils eine Kartierung der Wider-stände für die Elektrodenabstände von 5, 10 und15 Metern erfolgen. Mit zunehmendem Elektro-denabstand vergrößert sich die Eindringtiefe. Dieentsprechende Aussagetiefe ist von den Gege-benheiten (Widerstandsprofil) abhängig und lässtsich nicht genau angeben. Insgesamt wurde mit23 Profilen eine ca. 70 m x 160 m große Flächevermessen.Die gemessenen scheinbaren spezifischen elek-trischen Widerstände wurden den mittels GPS(Trimble Ag GPS 122 mit Bosch AMDS-dGPS II)eingemessenen Messpunkten zugeordnet. Damiterfolgte eine Interpolation der Widerstands-verteilung für die drei verschiedenen Elektroden-abstände auf die Messfläche. Das Ergebnis ist inForm von Spektralplots in Abb. 13 dargestellt.Die Bilder für die drei Elektrodenabstände von 5,10 und 15 Metern zeigen näherungsweise dasgleiche Bild. Während über große Bereiche derMessfläche Widerstände um 50 Ωm vorherr-schen, liegen die Widerstände in der Umgebungdes Tagesbruches und im Bereich der östlichenMessfläche stellenweise über 100 Ωm. Ein Ge-biet höherer Widerstände erstreckt sich im direk-ten Umfeld des Tagesbruchs (in den Abbildungenist die Umzäunung markiert, die Öffnung desTagesbruches war kleiner) nach Norden undWesten.Interessant ist aber ein hochohmiger Bereich ca.

25 m westlich des Tagesbruches, der vor allembei den Elektrodenabständen von 10 und 15 mdeutlich wird. In diesem Gebiet ließ sich im Ge-lände eine leichte Depression erkennen, derenMittelpunkt im Zentrum der Anomalie liegt. Hierwurde nach den Messungen der Verdachtgeäußert, dass in der Tiefe eine Auflockerungbzw. sogar Hohlräume für die Anomalie verant-wortlich sind. Für diesen Bereich wurden weitereErkundungsarbeiten empfohlen (RAPPSILBER

2003). Inwieweit mögliche Hohlräume durch dieGeländeabsenkung bereits kompensiert sind,konnte aus den geoelektrischen Messungennicht abgeleitet werden. Die oberflächennaheAuflockerung scheint nicht ganz so stark gewe-sen zu sein, wie im direkten Umfeld des Tages-bruches; darauf weist die schwächere Anomaliebeim Elektrodenabstand von 5 m hin. Von der genannten hochohmigen Zone aus er-strecken sich etwa ab dem N-S-verlaufendenWeg sehr hohe Widerstände in Richtung Süd-osten. Bereits bei den Messungen westlich desWeges bestand der Verdacht, dass diese nichtunbedingt eine Korrelation zu Hohlräumen / Auf-lockerungen zeigen, sondern möglicherweise aufeinen Höhenrücken zurückzuführen sind. Des-halb wurde der Höhenrücken östlich des Wegesvollständig übermessen. Der Höhenrücken be-steht aus härteren Sandsteinen, die ebenfalls zuWiderständen von 200 Ωm und mehr führen.

4.2 Interpretation der Messergebnisse

Trägt man die eingemessenen Konturen der un-terirdischen Grubenbaue in die Abbildungen dergeoelektrischen Widerstandsverteilungen ein,zeigt sich eine sehr gute Korrelation. In Abb. 15ist exemplarisch der Lageplan der unterirdischenAbbaue in einen Ausschnitt der Widerstands-verteilung beim Elektrodenabstand von 5 m ein-gepasst. Überraschend ist, dass sich sogar dietieferliegenden Abbauhohlräume in ca. 20 mTiefe (2. Sohle) in dieser Darstellung widerspie-geln, die ja eigentlich den oberflächennahen Teu-fenabschnitt charakterisiert. Als Erklärungen für diesen Umstand kommen inFrage:• Über den Hohlräumen ist das Deckgebirge

entfestigt, so dass sich die Auflockerungszoneals Bereich erhöhter Widerstände äußert. Ins-gesamt handelt es sich um ein recht großesHohlraumvolumen, dass sich als Bereich

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Schichten verlaufen etwa WNW-ESE (110–100°)und fallen unterschiedlich steil nach SSW ein. Anden Seweckenbergen, am Steinberg bei Bade-born und weiter südöstlich tritt sehr steiles Ein-fallen auf (WEISSERMEL et al. 1926, S. 68). In denheute verfüllten Steinbrüchen am Steinberg warkeine Schichtmessung mehr möglich. NachHEIMLICH (1956) und METTCHEN (1964) fallen dieSchichten dort mit ca. 80° nach Südsüdwestenein. Weiter südlich am Langen Berg bzw. nahedes Ansatzpunktes der Bohrung Ba 1/63 ver-mindert sich das Einfallen der gesamten Schicht-folge rasch bis auf 30° SW (Abb. 2).Die bis zur Verfüllung nachgewiesenen untertägi-gen Abbauhohlräume haben nur ca. 30 m desGesamtprofils aufgeschlossen. Weder das Han-gende noch das Liegende wurden durchörtert(Abb. 11). In den untertägigen Aufschlüssen wie-sen die strukturlosen Sandsteine keine eindeuti-gen Schichtungsmerkmale auf, so dass dieSchichtung nicht sicher identifiziert werden konn-te. Steil nach SW-einfallende, lang aushaltendeFlächen, z.T. mit Quarzmineralisation, könntenteilweise Schichtfugen entsprechen, die mehroder weniger stark tektonisch überprägt sind. In den untertägigen Aufschlüssen ist auch daskleintektonische Störungs- und Kluftinventar er-fasst worden. Ergänzt wurden diese Angabendurch 30 Messwerte von METTCHEN (1964) ausdem ehemaligen Steinbruchsgebiet. Alle Mess-werte sind in einem Gefügediagramm zusam-mengefasst (Abb.16a,119 Messwerte). ZwischenScher- und Weitungsbrüchen (Störungen bzw.Klüfte) wurde im Diagramm nicht unterschieden,hierzu erfolgen - soweit überhaupt erkennbar –lediglich verbale Angaben (s. unten). Die stärksten Maxima bilden Störungen, die be-vorzugt parallel zum generellen SchichtstreichenWSW-ESE verlaufen und im Mittel mit ca. 30–40°entweder nach SW oder nach NE einfallen. Beidiesen Flächen handelt es sich überwiegend umNormalverschiebungen, die sich gegenseitig ver-setzen können. Allerdings konnten untertage nurvereinzelt Bewegungsrichtungen ermittelt wer-den. Im Einfallen variierende Flächenlagen wer-den durch Verzweigung der Störungsflächen her-vorgerufen (NE-einfallende Schar) oder repräsen-tieren Schichtfugen (steil SW-fallend, s. oben).Weiterhin tritt eine zum Schichtstreichen diago-nal verlaufende NE-SW-streichende Bruchscharauf. Diese Brüche stehen steil, fallen aber über-wiegend nach NW ein. Sie weisen Parallelität mit

der großen diagonal verlaufenden Störung west-lich Badeborn auf (Abb. 1). Untergeordnet sindnoch NNE-SSW, also senkrecht zum Schicht-streichen verlaufende Brüche vorhanden, dieebenfalls steil stehen. Diese selten mineral-isierten Querklüfte treten häufig als offene Klüfteauf und durchschlagen die WSW-ESE-streichen-den Störungen. Die WSW-ESE-streichenden Störungen gehörenzu einem Störungssystem, das als zweischarigeskompressives Schersystem in den steilaufge-richteten Flanken des Quedlinburger Sattels undam Harzrand entwickelt ist (METTCHEN 1964,STACKEBRANDT 1986, 1988). Dieses Störungssys-tem entstand erst in einem späten Stadium derdurch die NE-gerichtete Harzhebung im Vorlandausgelösten störungsgebundenen Faltung undhorizontalen Verkürzung (größte Hauptnor-malspannungsachse etwa horizontal, Abb.16b).Noch jünger sind die NNE-SSW-streichendenQuerklüfte, da sie die WSW-ESE-streichendenStörungen durchschlagen. Obwohl quer zumSchichtstreichen angeordnete Klüfte bereits zuBeginn der Schichtverbiegungen entstehen kön-nen (METTCHEN 1964, STACKEBRANDT 1986), reprä-sentieren sie hier offenbar die jüngsten Bruchbil-dungen. Die Lagerungsverhältnisse und das Störungsin-ventar haben nicht nur die generelle Richtungder Auffahrungen bestimmt (NW-SE-Erstreck-ung), sondern beeinflussen auch die Geometrieund Standfestigkeit einzelner Strecken und Pfei-ler (Abb. 10).

Literatur

FRIEDEL, C.-H. (2004): Geologische Dokumenta-tion der Stubensandabbaue am Steinberg beiBadeborn. – unveröff. Bericht, Landesamt fürGeologie und Bergwesen, 9 S.; Halle.HEIMLICH, K. (1956): Zur Stratigraphie und Tek-tonik des westlichen Quedlinburger Sattels. –Abh. Akad. Wiss., 1956/1: 1 – 35; Berlin.LÖSCH, W.; MILITZER, H. & RÖSLER, R. (1979): Zurgeophysikalischen Hohlraumortung mittelsgeoelektrischer Widerstandsmethoden.- Frei-berger Forschh., C 341: 53 – 126; Leipzig.METTCHEN, H.-J. (1964): Zur Tektonik des Qued-linburger Sattels. – unveröff. Bericht, 93 S., Zen-trales Geologisches Institut; Berlin.OTT, S. (1965): Bericht über die geologischen Ar-beiten des Objektes Eisen, Subherzyne Krei-

Abb. 14: Geoelektrische Widerstandsverteilung für verschiedene Elektrodenabstände.

Abb. 15: Geoelektrische Widerstandsverteilung für einen Elektrodenabstand von 5 m (Ausschnitt) mit Eintragung derGrubenbaue nach dem bergmännischen Risswerk (s. Abb. 8).

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Geologische Karte von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 25000 (Vorläufige Ausgabe / GKV 25), Blatt 4344 Züllsdorf

KONRAD SCHUBERTH

Die Vorläufige Ausgabe der Geologischen Karte(GKV) von Sachsen-Anhalt, Blatt 4344 Züllsdorfist Bestandteil des amtlichen geologischen Kar-tenwerkes 1 : 25 000. Geologische Spezialkartendieses Maßstabes werden für das heutige Lan-desgebiet von Sachsen-Anhalt bereits seit 1870herausgegeben, liegen jedoch noch nicht flächen-deckend vor. Blatt Züllsdorf ist das letzte vonfünf GKV-Blättern, die in den vergangenen Jah-ren veröffentlicht wurden und den östlichen Teildes Landkreises Wittenberg im Grenzbereich zuSachsen und Brandenburg darstellen. Diese Re-gion ist durch das Sommerhochwasser der Elbe2002 nachhaltig in das öffentliche Interesse ge-rückt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Geologi-schen Karte 1 : 25 000 (GK 25) tragen die GKV 25Übersichtscharakter. Die Darstellung der geologi-schen Verhältnisse basiert in erster Linie auf ei-ner Auswertung von inhaltlich und räumlich sehrheterogenen Altunterlagen. Darüber hinaus wur-den Color-Infrarotluftbilder interpretiert (SCHU-BERTH 1996). Ergänzend erfolgten Geländearbei-

ten, deren Kernstück ca. 1350 Sondierungenvon 2 m Teufe, 8 Rammkernsondierungen bis 5m Teufe und 57 Schurfaufnahmen bildeten. Diesentspricht nur etwa einem Drittel der bei derklassischen GK 25-Kartierung üblichen Auf-schlussdichte.

Geologische Verhältnisse

Die geologischen Verhältnisse werden durch dieLage des Kartenblattes im geomorphologischund petrographisch wenig differenzierten ehe-maligen „Breslau–Bremer Urstromtal“ (Teilab-schnitt „Lausitzer Urstromtal“; ca. 76–83 m überNN) bestimmt. Saale-kaltzeitliche Urstromtalbil-dungen („Ältere Talsande“, WA f-gf) stehen imBlattgebiet nicht mehr an. Sie wurden währendder Weichsel-Kaltzeit bis in etwa 10 m Tiefeerodiert und durch Ablagerungen des LausitzerStroms („Jüngere Talsande“, w f) ersetzt. Der„braided river“-Charakter des weichsel-kalt-zeitlichen Abflussgeschehens ist in Form von

Abb. 1: Gewässernetz zwischen Elbe und SchwarzerElster mit Relikten des weichsel-kaltzeitlichen „braidedriver“-Entwässerungsmusters.

Abb. 2: Rezenter Podsol mit begrabenem Boden undfossiler Holzkohle im Hangbereich einer Parabeldüne (Ana-lyse: GEYH, NLfB Hannover).

demulde (sedimentäres Eisenerz). - unveröff. Be-richt, 259 S., VEB Geol. Erkundung West; Halle.PATZELT, G. (2003): Nördliches Harzvorland (Sub-herzyn), östlicher Teil. – Sammlung Geologisch-er Führer, 96: 1 – 182; Stuttgart (Bornträger).RAPPSILBER, I. (2003): Badeborn, Tagesbruch -Auswertung geoelektrischer Messungen zur Un-tersuchung des geologischen Untergrundes. -unveröff. Bericht, 9 S., 5 Anl., Landesamt für Ge-ologie und Bergwesen; Halle.SCHLEGEL, E. (1964): Einige Probleme der Un-terkreide des Quedlinburger Sattels. - Geologie,13: 236-240; Berlin.STACKEBRANDT, W. (1986): Beiträge zur tektoni-schen Analyse ausgewählter Bruchzonen derSubherzynen Senke und angrenzender Gebiete(Aufrichtungszone, Flechtinger Scholle).- Veröff.Zentralinst. Physik d. Erde, 79: 1 – 81; Potsdam.STACKEBRANDT, W. (1988): Subherzyne Senke. – In:Klassische Geologische Gebiete in Mitteleuropa-Fundament und Deckgebirge Südteil DDR-Exkursionsführer, Zentralinst. Physik d. Erde,S. 265 – 280; Potsdam. TRÖGER, K.-A. (1984): Abriss der historischen Ge-ologie. – 718 S.; Berlin (Akademie). TRÖGER, K.-A. (2000): Sachsen-Anhalt, östliche

Subherzyne Kreide.- In: Stratigraphische Kom-mission Deutschlands (Hrsg.): Stratigraphie vonDeutschland III, Die Kreide der BundesrepublikDeutschland. – Cour. Forsch.-Inst. Senckenberg,226: 109 – 117; Frankfurt/M.WEISSERMEL, W. (1930): Zur Stratigraphie und Tek-tonik des östlichsten Teiles der SubherzynenMulde und ihrer nördlichen Nachbargebiete –I. Das Diluvium und seine Stellung im norddeut-schen Gesamtdiluvium. – Abh. Preuß. Geol. Lan-desanst., N.F., 125: 1 – 93; Berlin.WEISSERMEL, W., ERDMANNDÖRFER, O. H., SCHRIEL,W. & DAHLGRÜN, F. (1926): Geologische Karte vonPreußen und benachbarten deutschen Ländern– Blatt Ballenstedt, Preuß. Geol. Landesanst.;Berlin.

Anschriften der Autoren:G. Jost, C.-H. Friedel & I. Rappsilber , Landesamt fürGeologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle

Abb. 16: Raumlage des Kluft- und Störungsinventars vom Steinberg bei Badeborn.a) Gefügediagramm (total 119 Messwerte, untere Halbkugel). Die untertägigen Messwerte wurden durch Altdaten aus demSteinbruchgebiet ergänzt (METTCHEN 1964, Diagramm KD 7 / 10, 30 Werte). Die Schichtung (so) beträgt ca. 105/80 SW. b) Schematische Lage der Hauptstörungsflächen und Projektion der daraus ableitbaren größten und kleinsten Haupt-normalspannungsrichtungen (σ1 bzw. σ3) im Querprofil.

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Eine zweite Kartenvariante wird als Arbeitskartemit verkürzter Legende weitgehend automatisierterstellt. Sie ist Bestandteil des Kartenwerkes„Digitale Geologische Karte von Sachsen-An-halt“. Hierzu wurde der „Schichtenkatalog vonNiedersachsen“ (Datenbank) des Niedersächsis-chen Landesamtes für Bodenforschung (NLfB)für die Bedürfnisse des LAGB modifiziert. DieDatenbank enthält alle Sachdaten der Schichten(Petrographie, Genese, Stratigraphie), Farb- undSignaturkatalog und zusätzlich Daten zu deneinzelnen GK 25-Blättern (Autor, Erscheinungs-jahr usw.). Die Sachdaten, die Flächendaten(ArcInfo-cover) und die topographischen Daten(ATKIS) werden mittels eines automatischen GIS-Verfahrens (Programmumgebung zum Schich-tenkatalog) zum Plot verarbeitet.Die durch ein einfaches Layout gekennzeich-neten Plots verzichten auf geologische Kurzsym-bole und petrographische Signaturen. Der geolo-gische Inhalt wird über in die Flächen einge-schriebene Zahlen und eine tabellarische Leg-ende erschlossen. Die Editierung einzelner In-halte ist jederzeit möglich. Zukünftig sollen da-rüber hinaus Ableitungen angewandt-geologi-

scher Themen möglich sein. Die erzeugten digi-talen Datensätze werden dann auch auf CD-ROM sowie via Internet den Nutzern zur Verfü-gung gestellt (BALASKE & BOMBIEN, 2001).

Literatur

BALASKE, P. & BOMBIEN, H. (2001): Die Einführungvon datenbankgestützten GIS-Arbeitsverfahrenzur Erstellung geologischer Karten in Sachsen-Anhalt. – Mitt. Geol. Sachsen-Anhalt, 6: 37 – 48;Halle.MÜLLER, A. (1988): Das Quartär im mittleren El-begebiet zwischen Riesa und Dessau. – unveröff.Diss., 129 S., Martin-Luther-Univ. Halle–Witten-berg; Halle.SCHUBERTH, K. (1996): Color-Infrarotluftbilder alsHilfsmittel bei der geologischen Kartierung imGebiet um Jessen (Elster). – Mitt. Geol. Sachsen-Anhalt, 2: 131 –143; Halle.

Anschrift des Autors:K. Schuberth, Landesamt für Geologie und BergwesenSachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle

zahlreichen, fast parallel laufenden Rinnen kon-serviert, die die Annaburger Heide durchziehenund z.T. noch im Holozän durchflossen wurden(Abb. 1). In diesen sogenannten „Schlenken“lagern fluviatile bis limnische Sedimente. Ein-zelne Abschnitte sind vertorft. Große Teile derNiederterrasse werden durch Flugsand und biszu 18 m hohe Parabel- und Strichdünen ver-hüllt. Die bis ins Holozän reichende Dynamik deräolischen Umlagerung ist an Hand von begra-benen Böden zu erkennen und durch 14C-Analy-sen belegt (Abb. 2).Im Tal der Elbe wurde die Niederterrasse bis in10 m Tiefe erodiert und durch holozäne Sedi-mente (Kies, Sand) ersetzt. Durch flussbaulicheMaßnahmen abgeschnittene Mäander enthaltenStillwasserablagerungen und Torfe.Der Südwesten des Kartenblattes wurde vor derEindeichung der Elbe häufig von Hochwässernheimgesucht. Indikator für das Ausmaß derÜberschwemmungen ist die durchschnittlich 1 mmächtige Auenlehmdecke. Sie überlagert ältereholozäne und weichsel-kaltzeitliche Bildungen.Das Sommerhochwasser 2002 überspülte nachdem Deichbruch bei Dautzschen am 18.08.2002abermals diese Flächen.Der zur Grundkarte gehörige geologische Schnitterfasst im tieferen Untergrund den variszisch in-trudierten Granodiorit des Plutonitmassivs vonPretzsch–Prettin. Südlich schließen sich unter-

kambrische Sedimente der Zwethau-Formationan. Charakteristisch für das diskordant auf-liegende Lockergesteinsstockwerk ist eine pleis-tozäne Rinnenstruktur im Gebiet der Elbtal-glazialwanne (MÜLLER 1988), die bis 60 m NN indie liegenden tertiären Sedimente hineinreichtund mit elster-kaltzeitlichen Sedimenten gefülltist (Abb. 3).

Digitale Bearbeitung und Herausgabe

Die kartographische Bearbeitung des GKV-Blattes erfolgte im Landesamt für Geologie undBergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) unter Ver-wendung der GIS-Software ArcInfo. So sindspätere Aktualisierungen unkompliziert möglich. Im Ergebnis entstanden zwei Kartenvarianten.Die als Druckausgabe für den Vertrieb vorgese-hene Karte orientiert sich am Layout herkömm-licher GK 25-Blätter (Flächencharakterisierungdurch Kurzsymbole, Signaturen und Farben;Mächtigkeitstafel und Schnitt am Blattrand) undwird durch ein in Bearbeitung befindliches Er-läuterungsheft sowie eine Karte ohne Känozoi-kum (1 : 50 000) ergänzt. Bis zum Druck ist einrecht hoher Aufwand nötig. Dies betrifft beispiel-sweise die Anordnung und Formatierung derLegende sowie die Platzierung der Kurzsymbolean Stellen, die vom topographischen Inhalt wenigbelastet sind.

Abb. 3: Schematischer Schnitt durch das Kartiergebiet.

HolozänLf Fluviatil (Auenlehm)S+G Fluviatil (Sand u. Kies)Weichsel-Kaltzeit bis Holozänd+de Dünen u. FlugsandWeichsel-Kaltzeitw f Fluviatil, Niederterrasse (Sand u.

Kies)Saale-KaltzeitWarthe-StadiumWA f-gf Urstromtalbildungen (Sand u. Kies)WA Mg GeschiebemergelDrenthe- bis Warthe-StadiumD-WA gf Glazifluviatil (Sand, untergeordnet

Kies)Drenthe-StadiumD f Fluviatil, Mittelterrasse, „Berliner

Elbelauf“(Sand u. Kies)

Elster-Kaltzeite b Beckenschluffe Mg GeschiebemergelTertiärMiozäntmiSP Spremberg-FolgeOligozäntolCO Cottbus-FolgetolR Rupel-FolgeEozänteoSW Schönewalde-FolgeUnterkarbonPPGDR Granodiorit von Pretzsch–PrettinUnterkambriumcbuZ Zwethau-Formation

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Geologische Karte von Sachsen-Anhalt im Maßstab 1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt

Ljuba STOTTMEISTER

1 Einführung

Den bisherigen Schwerpunkt der geologischenLandesaufnahme im Norden von Sachsen-Anhaltstellten die 13 noch nicht kartierten Blätter derGK 25 im äußersten Nordwesten bzw. entlangder Grenze zu Niedersachsen dar. Drei davonwurden gemeinsam mit dem NiedersächsischenLandesamt für Bodenforschung (NLfB) zumDruck gebracht.Seit der ersten Auflage des Blattes 3732 Helm-stedt (SCHMIERER 1914) war ein enormer Kennt-niszuwachs zu verzeichnen, der in jüngerer Zeitinsbesondere durch die Erkundungsarbeiten fürdas Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben(ERAM) und für die Erweiterung der Bundesauto-bahn A 2 entstand. Die begleitenden palynologi-schen, mineralogischen und sedimentologischenUntersuchungen ermöglichten eine aktuelle strati-graphische Gliederung der Gesteine, die in einerneuen, modernen GK 25 dargestellt werden sollten.Mit der für 2006 geplanten Herausgabe der kom-pletten GK 25, Blatt 3732 Helmstedt (Grund-karte, Karte ohne quartäre Bildungen, Blatt Ge-ologische Schnitte, Beikarten und Erläuterun-gen) wird ein umfassendes und modernes geo-logisches Modell bereitgestellt, das u. a. für daslaufende Planfeststellungsverfahren zur Stillle-gung des ERAM eine hohe Aktualität besitzt.Die Grundkarte, die Karte ohne quartäre Bildun-gen sowie das Blatt Geologische Schnitte1:10 000 liegen bereits gedruckt vor. In Druck-vorbereitung befinden sich die Beikarten im Maß-stab 1 : 50000 (Ur- und frühgeschichtliche Funde,Geophysik, Rohstoffe, Hydrogeologie, Baugrundund Böden).

2 Grundkarte

2.1 Geländearbeiten

Im Zeitraum 1993/94 erfolgten die Geländeauf-nahmen auf dem niedersächsischen, einen Drit-tel umfassenen Teil des Blattes (Landkreis Helm-stedt). Mit Hilfe von ca. 1 000 Handbohrungenund Aufschlüssen, gestützt durch flachseismi-sche Profile, entstand ein neues, komplexes geo-

logisches Bild vom Südteil des Lappwaldes undder Helmstedter Ostmulde (JORDAN & RÖHLING

1997).Die Geländearbeiten in Sachsen-Anhalt (Ohre-und Börde-Kreis) wurden im Zeitraum 1999–2001durchgeführt. Mit 3 760 Motorhammer- und 19Drillbohrungen, 60 Aufschlüssen und 10 Schür-fen konnte die nahezu komplette Schichtenfolgevom Unteren Buntsandstein bis ins Holozän er-fasst werden.

2.2 Geologische Bearbeitung

Die stratigraphische Zuordnung der Schichtenerfolgte u. a. mit Hilfe von insgesamt 439 Proben,die während der Geländearbeiten entnommenwurden. 250 davon sind paläontologisch unter-sucht worden. Unterstützende Ergebnisse beifossilfreien Proben brachten die sedimentologi-schen, mineralogischen und kleingeschiebesta-tistischen Untersuchungen, die auch der litholo-gischen Kennzeichnung der Sedimente dienten.In die geologische Bearbeitung der Grundkarte,des Schnittes, der Mächtigkeitssäule und derLegende flossen außerdem die Ergebnisse vonca. 1100 tieferen Bohrungen ein. Im Hinblickauch auf die Karte ohne quartären Bildungenund das Blatt Geologische Schnitte sind zusätz-lich ca. 30 geologische Schnitte im Maßstab1 : 25 000 (nicht überhöht) erstellt worden. Eswurden auch zahlreiche Erkundungsberichte ausdem LAGB-Archiv sowie aus dem ERAM-Erkun-dungsprogramm verwendet. Die Erstellung desAutorenoriginals im Maßstab 1:10 000 war durcheine enorme Fülle an Informationen geprägt, dielesbar und anschaulich generalisiert dargestelltwerden sollte. Sie spiegelt sich in den weit über100 geologischen Einheiten und ihren Über-lagerungsvarianten sowie zahlreichen Störungenwider (Abb. 1).

2.3 Ergebnisse

2.3.1 Strukturelle Gliederung

Am äußersten NE-Rand der Subherzynen Senkegelegen wird das Blattgebiet durch im Subsalinar

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Bereich des Heiligendorf-Sommersdorf-Sattelsaus Keuper-Sedimenten aufgebaut, in der Lapp-wald-Mulde dazwischen sind die Jura-Sedi-mente (Hettangium bis Sinemurium) erhaltengeblieben. Die känozoische Decke ist hier dünnund lückenhaft. Die Helmstedter Mulde ist dage-gen mit mächtigen kohleführenden eozänen Se-dimenten gefüllt. Den Kern der 1–2 km breiten Allertal-Strukturbildet das tektonisch komplex überprägte Zech-steinsalinar. Der Gipshut ist in der Mitte derStruktur z. T. sehr mächtig und steht örtlich naheder Oberfläche an. Der NE-Rand des Allertalsist durch mächtige Keuper-Sedimente bedeckt,die sich sehr gut gegen den Muschelkalk und Rötder Weferlingen-Schönebeck-Scholle abgrenzenlassen. Damit ist die Nordost-Randstörung desAllertals exakt kartierbar. Sie ist zwischen Al-leringersleben und Walbeck auch morphologischstark ausgeprägt.Schwer fassbar und morphologisch kaumerkennbar ist dagegen die Südwestrand-Stö-rungszone der Allertal-Struktur. Es ist gelungen,als Hauptstörung die Grenze zwischen Jura-Sedimenten, die den SW-Rand des Allertals be-decken, und den Rät-Gesteinen der Lappwald-Scholle zu kartieren. Am NE-Rand der Lapp-wald-Scholle sowie im Allertal wird sie von einerReihe subparalleler listrischer Störungen be-gleitet. Eine davon ist im Weststoß der Grube„Pflanzgarten“ der Quarzsandwerke Weferlingenaufgeschlossen. Die Südwestrand-Störungszoneentstand während der Aufrichtung der Lapp-wald-Scholle am Ende des Jura bis Unterkreide,wobei die Rät-Gesteine am Schollenrand

aufgewölbt, zerblockt und z. T. überkippt wordensind. Die Jura-Sedimente im Allertal richtetensich unmittelbar an der Störung steil auf undwurden durch Aufschiebung und Kompressionvon SW stark zerschert und ebenfalls überkippt.Sie dienen hier als Unterlage für die hangendenOberkreide-Sedimente, die an der Wende Krei-de / Tertiär in die kompressive Bewegungen ein-bezogen wurden (Abb. 2).Im Ergebnis der Kartierung wurde erkannt, dassdas Deckgebirge der Lappwald- und der Wefer-lingen-Schönebeck-Scholle in zahlreiche, SW-NE streichende Querschollen zerlegt ist, die sichauch innerhalb der Allertal-Struktur verfolgenlassen. Sie sind insbesondere an Hand der so-wohl stratigraphisch unterschiedlichen als auchverschieden mächtigen känozoischen Deck-schichten erkennbar.

Literatur

JORDAN, H. & RÖHLING H.-G. (1997): KartierberichtGeologische Karte von Niedersachsen 1: 25000Blatt Nr. 3732 Helmstedt, niedersächsischerBlattanteil. – unveröff. Bericht, NLfB, 41 S., 10Anl.; Hannover.SCHMIERER, TH. (1914): Geologische Karte vonPreußen und benachbarten Bundesstaaten mitErläuterungen. Lieferung 185. Blatt Helmstedt. –113 S.; Berlin (Preuß. Geol. Landesanst.).

Anschrift der Autorin:L. Stottmeister, Landesamt für Geologie und BergwesenSachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle

Abb. 2: Ausschnitt aus dem geologischen Schnitt zur Grundkarte der GK 25 Helmstedt (Schnittverlauf vgl. Abb. 1).

angelegte herzynisch verlaufende Großschollengegliedert. Von SE nach NW, fast exakt durch dieMitte des Blattes, verläuft eine sehr komplexeund bedeutende Störungszone, die als Allertal-Lineament bzw. Allertal-Struktur bekannt ist. Sietrennt die Weferlingen-Schönebeck-Scholle imNE von der Lappwald-Scholle im SW ab (Abb. 2).Letztere wird im suprasalinaren Deckgebirge inLappwald-Mulde, Heiligendorf-Sommersdorf-Sattel und Helmstedter Ostmulde gegliedert. Imäußersten SW streift der Beienrode-Staßfurt-Strukturzug das Blattgebiet. Entlang der schol-lenbegrenzenden Tiefenstörungen ist die präsa-linare Oberfläche der Großschollen nach W-SWversetzt und eingekippt. Die subsalinaren Tiefen-brüche pausen sich teilweise im Deckgebirgedurch und sind u. a. für den unterschiedlichenBau des Suprasalinars einzelner Schollen verant-wortlich. Das Deckgebirge ist außerdem von

zahlreichen jüngeren, NNW-SSE bis NW-SEstreichenden Störungen in Querelemente zerteilt,die eine unterschiedliche Entwicklung insbeson-dere während des Känozoikums aufweisen.

2.3.2 Geologische Verhältnisse

Das Deckgebirge auf der Weferlingen-Schöne-beck-Scholle besteht ausschließlich aus Gestei-nen des Buntsandsteins und des Unteren Mu-schelkalks, die großflächig durch känozoische,vor allem quartäre Sedimente verhüllt sind. AufGrund der sorgfältigen Aufnahme und Strati-fizierung der Schichten war es möglich, die Ver-breitungsgrenzen einzelner Buntsandstein-For-mationen zu konkretisieren, wodurch auch derVerlauf von Querstörungen lokalisiert werdenkonnte.Die Lappwald-Scholle wird am NE-Rand und im

Abb. 1: Ausschnitt aus der Grundkarte der GK 25 Helmstedt (Bereich der Schachtanlagen Marie und Bartensleben, A – B: Verlauf des geologischen Schnittes, s. Abb. 2).

A

B

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Bodenkundliche Grundlagen und thematische Bearbeitungen - Stand und Ausblick

KLAUS-JÖRG HARTMANN & HENRIK HELBIG

Nachdem die bodenkundliche Aufnahme desLandes Sachsen-Anhalt in Maßstäben< 1 : 100 000 seit längerem abgeschlossen ist,liegt der aktuelle Schwerpunkt für die Entwick-lung bodenkundlicher Grundlagen und themati-scher Bearbeitungen in den Maßstäben 1 : 50 000bzw. ≥ 1 : 10 000. Für den Maßstab 1 : 50 000 be-findet sich eine vorläufige digitale Bodenkarteauf Grundlage vorhandener Unterlagen in Erar-beitung. Eine wesentliche Grundlage für die In-formationsebene ≥ 1 : 10 000 bildet die Auswer-tung der Bodenschätzung. Hierzu fanden Ent-wicklungsarbeiten im Auengebiet der Schwar-zen Elster statt.Die Bereitstellung thematischer Informationen

erfolgt unter Einsatz des Methodenmanage-mentsystems (MeMaS), in dem unterschiedlich-ste, für die bodenkundliche Planung relevante,Methoden implementiert sind. Diese Methodenerlauben eine rechnergestützte Ableitung vonthematischen Bodenkarten auf der Basis vonbodenkundlichen Grunddaten und anderen Um-weltdaten. Thematische Bodenkarten stellen dieräumliche Verbreitung von Bodeneigenschaften(z. B. grundwassernahe Böden), Bodenfunktionen(z. B. ökologisches Standortpotential) oder Bo-dengefährdungen (z. B. Erosionsgefährdung) dar.Aktuelle Arbeiten beschäftigen sich mit derDarstellung bodenkundlicher Sachverhalte imRasterformat.

Abb. 1: VBK-Informationen im Internet (http://www1.mw.sachsen-anhalt.de/gla/daten/gis/vbk50_karte.htm).

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Abb. 2: Ackerbauliches Ertragspotential der Böden im Untersuchungsraum der UVP Autobahn A14 Nordverlängerung.

tungsmethoden derzeit hinsichtlich ihrer An-wendbarkeit auf die Flächendatensätze der Bo-denregionalkarte 1 : 50 000 Halle und Umgebunghin getestet, was eine Prüfung der Plausibilitätder Ergebnisse einschließt. Inzwischen sind dieersten thematischen Informationen über das In-ternet bereitgestellt worden.

Auf Grund der Komplexität der für thematischeBodeninformationen notwendigen Eingangs-daten (neben Bodenparametern auch Klima,Landnutzungs- und Reliefdaten) wurden in denletzten Jahren unterschiedliche Möglichkeitender Integration dieser Daten sowie der karto-graphischen Darstellung des Ergebnisses der

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Bodenkundliche Grundlagen im Maßstab 1 : 50 000 (VBK)

Zur Befriedigung des Informationsbedarfs indiesem Maßstab wurde 1997 mit der Entwick-lung einer vorläufigen, digitalen Bodenkarte(VBK) begonnen. Die VBK resultiert aus der digi-talen Aufbereitung und Legendenanpassung vor-handener Unterlagen wie Projektkartierungen,MMK-Arbeitskarten und Informationen der forst-lichen Standortskartierung. Bis auf wenige Aus-nahmen ist die Digitalisierung der verfügbarenEingangsdaten abgeschlossen, so dass der ak-tuelle Arbeitsschwerpunkt bei der Legendenan-passung und Informationsbereitstellung liegt.Für die einzelnen Legendeneinheiten wurdenStandardprofile, die bodenkundliche Parameterund Kennwerte beinhalten, auf der Grundlagevon Substrathorizontgruppen entwickelt und all-gemein verfügbar im Internet bereitgestellt(Abb.1). Die Informationen der Standardprofiledienen als Eingangsdaten für thematische Bear-beitungen und Methodenanwendungen.In der Regel haben Methoden, die zur Beschrei-bung von Bodenfunktionen dienen (Tab. 1) einenklar definierten Bedarf an bodenkundlichen Kenn-werten und Parametern (Tab. 2). Den Bedarf anbodenkundlichen Basisparametern können dieStandardprofile weitestgehend befriedigen.

Tab 1: Kriterien zur Beschreibung von Teilfunktionen derLebensraumfunktion (Hartmann 2002).

Kriterium / Kennwert /Methode ParameterSickerwasserrate BodenartGrundwasserneubildung HumusgehaltAbflussverzögerung LagerungsdichteWasserspeichervermögen Feldkapazität (FK)Wasseraufnahmekapazität nutzbare FKInfiltrationsvermögen Wasserleitfähigkeit

BodentypFiltereigenschaften BodenartNitratverlagerung HumusgehaltSchwermetallbindung KalkgehaltOrganikabindung pH-Wert

LagerungsdichteFeldkapazität (FK)nutzbare FKKationenaus-tauschkapazität (KAK)Pufferfähigkeit

Tab. 2: Basisparameter zur Beschreibung von Kennwer-ten (Hartmann 2002).

Basisparameter KennwertBodenart Feldkapazität (FK)Humusgehalt nutzbare FKLagerungsdichteBodenart Wasserleitfähigkeit Lagerungsdichte (kf-Wert)Bodenart Kationenaustausch-Messwert kapazität (KAK)Humusgehalt KAK (pot)pH-Wert KAK (eff)Messwert BasenversorgungpH-Wert Pufferfähigkeit

Entwicklung thematischer Informationen alsPlanungsgrundlage

Thematischen Bodeninformationen werden inder mittleren und großen Maßstabsebene zurZeit vor allem projektbezogen erarbeitet (Abb. 2).Sie sind demzufolge räumlich und inhaltlich aufeinen bestimmten Planungsraum und Problem-schwerpunkt orientiert (Tab. 3).

Tab. 3: Räumliche und inhaltliche Schwerpunkte thema-tischer bodenkundlicher Bearbeitungen in 2003.

Vorhaben ThemaUVP A14 N ökologisches Standortpotential

standortbezogenes acker-bauliches Ertragspotential

AEP Naumburg- ErosionsgefährdungWeißenfelsLP Hadmers- ErosionsgefährdunglebenEinzugsgebiet nutzbare FeldkapazitätRappbode- im effektiven Wurzelraumtalsperre Puffervermögen

NitratauswaschungsgefährdungREP Harz landwirtschaftliches

Ertragspotential

(UVP – Umweltverträglichkeitsprüfung, AEP - Agrarstruk-tureller Entwicklungsplan, LP – Landschaftsplan, REP –Regionalentwicklungsplan)

Ziel ist, zeitnah mit der Entwicklung der boden-kundlichen Grunddaten, weitgehend flächen-deckend für die am meisten planungsrelevan-ten Themen entsprechende Karten auf Anfor-derung zur Verfügung stellen zu können. Zudiesem Zweck werden die im Methodenma-nagementsystem (MeMaS) integrierten Auswer-

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• die Abfolge bodensystematischer Einheiten inder Aue stark durch die Höhenlage und dasMikrorelief bedingt ist,

• hochauflösende Höhendaten auf Grundlageeiner Scannerbefliegung vorliegen,

• mit Grablochbeschrieben der Bodenschätzungund der vorläufigen geologischen Karte (GKV)mit weiteren geologischen Primärdaten bo-denkundlich / geologische Basisinformationenvorhanden sind.

Nach Aufbereitung der Grundlagendaten (Hö-hendaten der Scannerbefliegung, Grablochbe-schriebe der Bodenschätzung) fand eine engräu-mige Peilstangensondierung in definierten, re-präsentativen Gebieten mit dem Ziel statt, diebodenkundlichen Zusammenhänge zwischender Lage im Raum, den Grablochbeschriebenund den Einheiten der GKV sowie der bodenre-gionalen Gliederung darzustellen (Abb. 4).Die Ergebnisse der Peilstangensondierung, dieden Zusammenhang des Auftretens einer boden-systematischer Einheit in Bezug auf die Höhen-lage zum Gewässer für das Untersuchungsge-biet bestätigt (Abb. 4), dienten zur Entwicklungeiner Bodenformenkarte. Auf Grundlage der er-mittelten Zusammenhänge erfolgt mit Hilfe einesneuronalen Netzes die Übertragung der Infor-mationen aus den kartierten Gebieten in ver-gleichbare Flächen und die Entwicklung einersynthetischen Bodentypenkarte (Abb. 5).

Literatur

BEHRENS, T., VON ESCHWEGE, A., SCHNEIDER, O.,SCHOLTEN, T. & FELIX-HENNINGSEN, P. (2002): Räum-liche Repräsentanz in bodenkundlichen Frage-stellungen. – Schriftenr. DGG, 21: 69 – 70; Han-nover.BEHRENS, T. & SCHOLTEN, TH. (2003): Entwicklungeiner Bodenkarte für das Gebiet der SchwarzenElster unter Nutzung eines neuronalen Netzes,Teilprojekt: Übertragung der Informationen derBodenkarte mittels eines neuronalen Netzes.-unveröff. Dokumentation, Landesamt für Geolo-gie und Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle.DÖRING, TH., CHUDY, TH. & KAINZ, W. (2003): Dieklimatische Gliederung Sachsen-Anhalts, - eineneue Informationsebene im Boden-Landschafts-Modell, Jahrestagung DBG.- Mitt. DBG, 102/2:445 – 446; Oldenburg.GRABE, M.; KLEBER, M. & R. JAHN (2003): Entwick-lung einer Bodenkarte für das Gebiet derSchwarzen Elster unter Nutzung eines neu-ronalen Netzes, Teilprojekt: Grunddatenaufbere-itung und Peilstangensondierung. – unveröff.Dokumentation, Landesamt für Geologie undBergwesen Sachsen-Anhalt; Halle.HARTMANN, K.-J. (2002): Das SpannungsfeldDatenbestände und -erhebung, Erfassungsstan-dards und Qualitätssicherung in Hinblick aufNutzeranforderungen.- Mitt. DBG, 98: 9 – 10;Oldenburg.HARTMANN. K.-J. (2003): Bereitstellung bo-denkundlicher Informationen zur Beschreibungvon Bodenfunktionen auf Grundlage von Sub-strathorizontgruppen.- Mitt. DBG, 102/2: 489 –490; Oldenburg.SCHOLTEN, T. & BEHRENS, T. (2002): GIS-gestützteModellierung der räumlichen Verbreitung undAusprägung periglaziärer Lagen in Mittelge-birgsregionen.- Ber. Z. dt. Landeskunde, 76: 151– 168; Trier.SOMMER, M., GEHRT, E., FUCHS, M. & BÖHNER, J.(2002): Bodenarealabgrenzung und Ausweisungvon Bodengesellschaften am Bsp. der BK 25Blatt »Ebergötzen«.- Schriftenr. DGG, 21: 319;Hannover.

Anschriften der Autoren:K.-J. Hartmann & H. Helbig, Landesamt für Geologie undBergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118Halle

Abb. 5: Synthetische Konzeptbodenkarte Schwarze Elster (BEHRENS & SCHOLTEN 2003).

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Abb. 3: Rasterbasierte Schätzung der Wassererosions-gefährdung.

Abb. 4: Bodentypologischer Schnitt durch die Aue der Schwarzen Elster (GRABE et al. 2003).

Methodenanwendungen (z.B. Methode Erosions-gefährdung, Abb. 3) recherchiert und getestet.Für die Darstellung komplexer Methoden bietetdie Erstellung thematischer Bodenkarten aufGrundlage eines Umwelt-Daten-Rasters 40x40 m(UDR 40) die meisten Vorteile. Das entsprechen-de Datenmodell mit integrierter Datenbank istweitgehend fertig und wird 2005 getestet.

Großmaßstäbige bodenkundliche Informationen

Um den großmaßstäbigen Informationsbedarf zubefriedigen, beschäftigen sich aktuelle Arbeitenmit der rechnergestützten Auswertung boden-kundlicher Daten und Karten unter Einbeziehungdigitaler Geländemodelle, u. a. in Hinblick aufgeomorphographische Karten, mit dem Ziel, bo-denkundliche Informationen abzuleiten. DieErgebnisse reichen von digitalen, synthetischenKonzeptbodenkarten bis zu landschaftsbezoge-nen Betrachtungen von Stoffflüssen (BEHRENS etal. 2002, SOMMER et al. 2002, SCHOLTEN & BEHRENS

2002).Arbeitsschwerpunkte bilden die Auswertung digi-taler Höhendaten und Geländemodelle sowiegeomorphographischer Karten. Auf Grundlagederartiger Arbeiten lassen sich im Zusammen-hang mit weiteren flächendeckenden Eingangs-daten bodenkundliche Informationen ableiten.Konkrete Arbeiten fanden im Gebiet der Schwar-zen Elster statt, da:

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Erfassung des aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt

WOLFGANG KAINZ

Aus der Bodenschutzgesetzgebung (BBodSchG,BodSchAG LSA) resultieren Anforderungen zurBereitstellung von Parametern und Eigenschaf-ten der Böden, die für konkrete Landschafts-räume aussagekräftig sind und auf aktuellen so-wie vergleichbaren Analysen beruhen. Die ver-fügbaren Bodenkarten können aber zur Zeit fürbestimmte Aussagen und Landschaften nichtmit der erforderlichen Sicherheit oder nicht mitkonkreten Daten untersetzt werden.Dieses Defizit soll durch das Projekt „Erfassungdes aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt“ (KAINZ 2002) abgebaut werden. Im Ergeb-nis sollen für das gesamte Land repräsentativeProfildaten erarbeitet, die Spurenelementgehaltein den Böden des Landes (Tab.1) dargestellt undein Bodenformenkatalog erarbeitet werden. Mitden Proben des Programms wird entsprechendden Anforderungen aus dem Bodenschutz-Aus-führungsgesetz Sachsen-Anhalt eine repräsenta-tive Bodenprobenbank für die Beweissicherung,für weiterführende Untersuchungen und für wis-senschaftliche Zwecke im LAGB aufgebaut. Andiesen Ergebnissen sind auch die anderen fürdas Bodenbeobachtungssystem Sachsen-An-halt zuständigen und fachlich kooperierendenBehörden interessiert.Die Erfassung des Bodenzustandes in einemrelativ kurzen Zeitraum (1994 bis 2006) ermög-licht die Kennzeichnung eines Zeitschnittes imSinne der Boden-Dauerbeobachtung. DieserFonds von Bodenprofilen ist dadurch auch eineInformationsebene, auf deren Grundlage in derBoden-Dauerbeobachtung festgestellte Entwick-lungen in die Fläche übertragen werden können.

Stand der Arbeiten

Für die Durchführung eines derartigen landes-weiten Programms ohne zusätzliche Mittel istdie Kooperation mit allen Institutionen, die Bo-dendaten erheben und an derartigen Ergebnis-sen interessiert sind zwingend erforderlich. Des-halb wurden in den Fonds auszuwertender Bo-denprofile auch gemeinsame Aufnahmen mit derOFD, Bereich Bodenschätzung, der ForstlichenStandortskartierung, der geologischen und bo-

denkundlichen Kartierung einbezogen. Mit demLandesamt für Umweltschutz ist auf Grundlagedieses Projektes die Zusammenarbeit für diebenötigten Schürfe und die Analytik der Spuren-elemente abgestimmt worden.Der Stand der Schurf-Arbeiten ist aus Tab. 2 undAbb. 1 zu entnehmen. Zur Vervollständigung desProfilnetzes und der Analytik sind noch ca. 102Bodenprofile aufzunehmen, zu beproben und zuanalysieren. Im Jahre 2004 konnten wegen feh-lender Finanzierung keine Schürfe angelegt wer-den. Der jährliche und gesamte Umfang der nochaufzunehmenden Profile wurde aus diesemGrund reduziert. Trotzdem wird voraussichtlicheine Verzögerung des Fertigstellungstermins vonein bis zwei Jahren gegenüber der Planung ent-stehen.Aus den weiter aufzunehmenden Schürfen sollennoch ca. 800 Proben entnommen und analysiertwerden. Die räumliche Verteilung der Analysen istin Abb. 1 dargestellt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse des Projektes bestehen zur Zeitin dokumentierten Schürfen und Analysen, die inDatenbanken gespeichert sind. Sie sind zum jet-zigen Zeitpunkt der Bearbeitung des Projektesnur eingeschränkt und noch nicht für alle Frage-stellungen aussagekräftig. In Tab. 3 sind aus-gewählte Daten dargestellt, um die Möglichkei-ten ihrer Anwendung zu zeigen.Aufgrund der geologischen und bodenkund-lichen Interpretation von 163 Bodenprofilen derMusterstücke der Bodenschätzung aus Sach-sen-Anhalt wurden Substrat-Horizontgruppenabgeleitet, um auf ihrer Grundlage weitereAuswertungen, Mittelwertberechnungen undBerechnung von Bodenfunktionswerten, zuerzeugen. Dazu wurden die Substrate nach denBodenausgangsgesteinen gruppiert. Die Ein-teilung der Bodenausgangsgesteine wurde nachbodenchemischen Kriterien verfeinert. Die bes-timmende Bodenentstehung diente der Gruppie-rung der Horizonte. Das heißt, dass Übergangs-horizonte nach den allgemeinen Regeln der KA4einer Bodenentstehung zugeordnet wurden. Die

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Tab. 2: Die pedoregionalen Arbeitsgebiete und der Stand der Schurf-Arbeiten Ende 2003.

pedoregionale Teilabschnitte Arbeitsstand geplante ArbeitenArbeitsgebiete Bodenschürfe Untersuchungs- Muster- Boden-

und Muster- gebiete mit erhöhter stücke schürfestücke Untersuchungsdichte

1Auen und Niederterrassen der Elbe, Mulde und Schwarzen Elster

2Jungmoränen-landschaften3Altmoränen-landschaften

4schwarzerde-betonte Löss-landschaften (Börden)

5Berg- und Hügelländer

Stand insges.:

36

66

39

10

65

50

17

46

60

9116234

451

Pretzsch-Torgauer Elbaue,Rosslau-Wittenberger Elbaue,Elbe-Elster Terrassen, Oranienbaum-Kemberger TerrassenMuldeaueMagdeburger Elbaue, Niederterrassen des westlichen VorflämingElbe-Havel-Winkel, Untere Havelaue, Wische und Untere ElbaueKyritzer Platte mit Rhinluch und Schollener Land

Altmark

Fläming, Fiener Bruch, Westbrandenburgische Niederung (Karower Platte)Mosigkauer Heide mit Wolfener Sand-Platte, Dübener HeideNordteil zwischen Magdeburg-Halberstadt-Aschersleben-SchönebeckSüdteil, zwischen Bernburg-Köthen-Weißenfels-Eisleben

Nördliches BördevorlandNördliches HarzvorlandHarz und Hornburger SattelHügelland zwischen Sangerhausen-Naumburg-Zeitz

östlich Dessau, Annaburger Heide, ÖkosphärenreservatMittlere Elbe

Bitterfeld

Sandau, Havelaue

Havelberg

Jemmeritzer Heide, OebisfeldeStegelitz

Bitterfeld

Hessen, Hakel

Eisleben-Hettstedt,Schraplau-Mücheln,Gröbzig, Elster-Luppeaue, SaaleaueHelmstedtFallstein, IlsenburgHarzLaucha-Nebra, Oberröblingen

1

18

26

24

343

23

102

Anthropogene Einflüsse aus der Luft oder durchMasseneintrag manifestieren sich in erhöhtenGehalten bodenfremder Substanzen im Ober-boden. Deren Gehalte liegen nach den vorliegen-den Ergebnissen zwar unterhalb bedenklicherWerte, aber ein Anreicherungsprozess ist damitnachgewiesen.

Literatur

KA4 (1994): Bodenkundliche Kartieranleitung.-Arbeitsgruppe Bodenkunde der GLÄ der BRD392 S., 4. Aufl.; Hannover (BGR).KAINZ, W. (2002): Projektskizze - Erfassung desaktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-An-halt.– unveröff. Bericht, 13 S., LAGB Sachsen-Anhalt; Halle.

Belegungsdichte der Substrat-Horizont-Grup-pen mit Proben wird durch die Spalte „Probenan-zahl“ widergegeben. Der Aussagewert der Eigen-schaften ist hier höher als durch die relativ ge-ringe Grundgesamtheit im Normalfall anzu-nehmen ist, weil bereits die Auswahl der Pro-filpunkte nach statistischen Kriterien erfolgte.Die in Tab. 3 angegebenen Parameter sind Me-dianwerte, weil die Wertestreuung nicht der Nor-malverteilung entspricht. Auf die Angabe vonMinimal- und Maximalwerten wurde hier ausPlatzgründen verzichtet. Die angegebenen Ele-mentgehalte gruppieren sich nach folgendenÜberlegungen:Bor, Kupfer und Zink sind Mikronährstoffe. Siekönnen aber bei zu hohen Konzentrationen auchpflanzenschädigende Wirkung haben.

Arsen und Quecksilber sind normalerweise bo-denfremde Elemente. Ihr diffuser Eintrag erfolgtebzw. erfolgt über Pflanzenschutzmittel und Insek-tizide. Blei und Cadmium sind ebenfalls bodenfremdeStoffe, deren diffuser Eintrag in den Boden mitgroßer Wahrscheinlichkeit auf Abgase der Autosund Feldbearbeitungsmaschinen in Zusammen-spiel mit „saurem Regen“ zurückzuführen ist. Die Humus- und Carbonatgehalte sowie die Ka-tionenaustauschkapazität (KAKpot) sind Para-meter, die mit Wertzunahme das Speicherver-mögen der Böden gegenüber den meistenSchadstoffen erhöhen. Aus diesem Wechselspielresultiert ein gewisses Gefährdungspotential derBöden.

Abb. 1: Stand der Schurfbearbeitung und der Analytik.

Tab. 1: Stand der Spurenelement-Analysen.

Proben aus noch nicht aufbereitete Proben in fertige Spurenelement-den Jahren aufbereitete Proben Bearbeitung (im Analysen einschließlich

Proben Labor des LAU) Altdaten1990–2001 0 324 1059 18822002 4962003 243 364 503 23782004 0 342 1332 2881

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Die neuen lagerstättengeologischen Übersichtskarten für Sachsen-Anhalt

Klaus STEDINGK & Regine PRÄGER

1 Einführung

Die bedarfsgerechte und langfristig gesicherteVersorgung mit mineralischen Rohstoffen ist undbleibt eine grundlegende Voraussetzung für diewirtschaftliche Entwicklung eines jeden Landes.Deshalb gehört die ordnungsrechtliche und fach-planerische Vorsorge zur Sicherung von Rohstof-fen und ihrer Lagerstätten zu den originären Auf-gaben des Landesamtes für Geologie und Berg-wesen in Sachsen-Anhalt. Neben den oft nur amRand wahrgenommenen Steine- und Erden-Roh-stoffen werden in Sachsen-Anhalt nach wie vorKali- und Steinsalz, Braunkohle, Erdgas, Bau-rohstoffe und Industrieminerale in bedeutendemUmfang zur Versorgung von Wirtschaft und Ge-sellschaft gewonnen. Zur Lösung der Energie-fragen der Zukunft rücken zunehmend auch diePotenziale der Geothermie und die behälterloseUntergrundspeicherung von gasförmigen undflüssigen Energieträgern in ausgedehnten geolo-gischen Formationen in das Blickfeld des Lager-stättengeologen.Da Bodenschätze im Gegensatz zu den übrigennatürlichen Ressourcen, wie Boden, Wasser undLuft, nicht vermehrbar oder erneuerbar sind, be-darf es eines besonderes sorgfältigen und ef-fizienten Umgangs bei deren Erkundung, Gewin-nung und Nutzung. Diese Grundsätze sind imLagerstättengesetz und im Bundesberggesetz(BBergG) verankert.Unter dem Aspekt der langfristig angelegten Da-seinsvorsorge und der Standortgebundenheitvon Bodenschätzen wird es immer wichtiger, in-nerhalb der zunehmend anderen Nutzungen undSchutzgütern vorbehaltenen Landesfläche, auchspäteren Generationen hinreichend Raum füreine verantwortungsvolle, wirtschaftlich und öko-logisch vertretbare Rohstoffgewinnung zu si-chern. Die Rohstoffsicherung wird dabei auf zweiEbenen, der privatwirtschaftlichen durch z. B.den Erwerb von Bergbauberechtigungen und imRahmen der Landes- und Regionalplanung be-trieben.In Wahrnehmung der Aufgaben zur Erarbeitungund Bereitstellung von Daten und Karten zu denin Sachsen-Anhalt vorhandenen Rohstoff- und

Lagerstättenressourcen muss das Landesamtfür Geologie und Bergwesen für die Landes- undRegionalplanung unter dem Gesichtspunkt derZukunftsvorsorge Sicherungszeiträume formu-lieren, die deutlich über die bislang üblichen 10bis 15 Jahre hinaus gehen. Hierfür gilt es, dieDaten zu bündeln, geeignete Arbeitsmaterialienzu schaffen und aktuell vorzuhalten. Heute ver-stehen wir darunter im Wesentlichen Datenban-ken bzw. datenbankbasierte Karten, deren IT-Verknüpfung eine flexible und umfassendeNutzung für die Zwecke der Landesplanung undanderen zulässt.

2 Das lagerstättengeologische Basis-kartenwerk von Sachsen-Anhalt im Maßstab1 : 50 000, Karte der oberflächennahenRohstoffe (KOR 50)

Im Zuge der lagerstättengeologischen Landes-aufnahme entstand im ersten Schritt die Karteder oberflächennahen Rohstoffe 1 : 50 000 (KOR50). Diese wird digital erstellt, laufend aktual-isiert und enthält landesweit den rohstoffgeolo-gischen Kenntnisstand über die Verbreitung deroberflächennahen mineralischen Bodenschätze.Sie wird vom Landesamt für Geologie und Berg-wesen als „Lagerstättengeologisches Basis-kartenwerk“ flächendeckend für das Land vorge-halten. Hierdurch werden der RohstoffwirtschaftPlanungen und Arbeiten zur Erschließung undNutzung der einheimischen Bodenschätze er-leichtert. Zugleich wird aber auch der Landes-planung ein Werkzeug für die langfristige Roh-stoffsicherung an die Hand gegeben.Das lagerstättengeologische Kartenwerk enthält:

• alle Flächen, auf denen derzeit wirtschaftlichgewinnbare Bodenschätze vorhanden sindoder unter lagerstättenkundlichen Gesicht-spunkten erwartet werden können,

• Daten über Art des Rohstoffs und den Erkun-dungsgrad der Potenzialfläche,

• alle in Abbau stehenden Gewinnungsstellen, • die mit Rechtstiteln versehenen Reserve-

flächen sowie • bereits abgebaute Lagerstättenteile.

Tab. 3: Vorläufige Ergebnisse zu ausgewählten Elementgehalten (Königswasserauszug) bezogen auf Substrat-Horizontgruppen.

Boden- Bodenausgangs- Horizont- Boden- Proben- Humus Carbo- KAKpot B Cu Zn As Hg Pb Cdregio- gesteine bereiche hori- anzahl in M% nat (T-Wert)nen zonte in M% Medianwerte in mg/kg Trockensubstanz

Auelehm Oberboden Ap 10 2,1 0,0 20,0 16,9 18,2 78,3 16,2 0,19 19,6 0,57

Auelehm Oberboden Ah 14 2,7 0,0 19,5 19,7 15,2 80,7 20,1 0,17 19,2 0,47

Auelehm M 11 1,2 0,0 17,0 22,0 18,2 98,1 29,7 0,20 13,9 0,93

Auelehm Sd 8 0,4 0,0 29,0 7,5 8,1 54,4 11,4 0,11 10,5 0,48

Auelehm Go 22 0,7 0,0 21,0 8,9 9,3 55,1 12,7 0,16 9,0 0,24

Aueton Oberboden Ap 16 3,5 0,0 40,5 27,6 29,2 122,5 28,5 0,23 29,7 0,74

Aueton Oberboden Ah 16 3,4 0,0 35,5 22,8 20,6 123,0 18,7 0,15 42,6 0,89

Aueton Sd 18 1,2 0,0 46,5 19,6 20,1 102,2 23,7 0,21 8,8 0,80

Aueton Go 9 0,9 0,0 37,0 17,9 18,4 94,1 28,0 0,17 8,8 0,27

Auesand C 8 0,0 0,0 1,5 6,3 1,3 14,3 2,0 0,04 8,8 0,03

lehmiger Auesand Oberboden Ap 10 1,7 0,0 8,0 6,3 8,6 49,0 7,6 0,15 17,7 0,25

lehmiger Auesand Go 11 0,7 0,0 10,0 6,3 2,5 22,8 6,4 0,08 8,8 0,14

Niederungssand

(Niederterrassen) Go 18 0,3 0,0 2,5 6,3 1,5 16,2 3,8 0,08 8,8 0,17

Niedermoortorf organische

Horizonte H 9 63,4 0,0 24,0 11,9 19,2 28,2 8,4 0,36 32,5 0,65

holozän Oberboden

umgelagerter

lehmiger Sand Ap 8 2,0 0,0 8,5 8,5 4,6 25,0 2,9 0,05 17,0 0,37

Niederungslehm Go 6 4,3 0,2 14,0 15,3 6,8 18,6 3,9 0,19 12,9 0,33

Niederungssand Go 12 0,2 0,0 3,5 7,1 1,6 8,7 1,5 0,04 8,8 0,65

Niederungssand Gr 8 0,7 0,0 3,0 6,3 2,2 9,1 2,4 0,03 8,8 0,15

Kolluviallöss Oberboden Ah 5 2,5 0,0 16,3 21,3 16,4 50,8 8,6 0,11 30,6 0,03

Löss Oberboden Ap 21 2,4 0,2 18,8 21,3 12,3 59,6 10,2 0,14 35,7 0,33

Löss Oberboden Ah 12 1,7 0,0 19,8 21,9 11,7 49,6 8,6 0,11 29,0 0,03

Löss Bv 12 0,8 0,2 16,9 17,1 8,1 39,2 7,6 0,08 17,7 0,03

Löss Cc 23 0,3 12,7 12,3 17,2 6,8 32,9 6,8 0,06 15,3 0,03

sandiger

Geschiebe-

decksand Oberboden Ap 5 1,4 0,0 4,0 6,3 4,5 35,6 2,8 0,10 17,4 0,18

sandiger

Geschiebe-

decksand Bv 5 0,6 0,0 2,3 6,3 1,7 12,2 0,8 0,03 8,8 0,06

lehmiger

Geschiebe-

decksand Oberboden Ap 13 1,4 0,0 6,0 7,3 6,0 30,5 2,7 0,10 14,9 0,43

lehmiger

Geschiebe-

decksand Bv 9 0,7 0,0 7,0 6,3 3,5 26,5 2,8 0,08 8,8 0,13

Decklehm Oberboden Ap 9 1,7 0,0 18,0 15,6 7,9 45,4 5,8 0,10 18,2 0,60

Decklehm Oberboden Ah 7 1,4 0,9 17,0 14,5 7,5 41,3 5,2 0,13 10,8 0,59

lehmsandige

Fließerde Oberboden Ael 8 0,3 0,0 7,0 8,2 3,0 24,8 3,0 0,06 8,8 0,10

Hangsand C 8 0,3 0,0 1,4 6,3 1,5 8,9 0,7 0,04 8,8 0,04

Geschiebelehm Bt 11 0,0 0,0 18,0 21,4 7,5 37,6 5,9 0,07 8,8 0,05

Geschiebelehm Sd 10 0,3 0,0 24,5 22,3 7,4 39,5 6,5 0,09 8,8 0,31

Geschiebemergel Sd 10 0,2 12,5 21,5 21,4 5,4 38,0 4,0 0,07 11,5 0,50Jung

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Anschrift des Autors:W. Kainz, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sach-sen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle

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7776

Ausgenommen sind Vorkommen, deren Vorrats-mengen oder Rohstoffmächtigkeiten deutlich un-terhalb der derzeit technisch und ökonomischvertretbaren Gewinnbarkeitsgrenze liegen (z.B.Kiessand und Sand unter drei Meter Mächtigkeit).Basierend auf diesem Kartenwerk können mitvergleichsweise geringem Aufwand Übersichts-karten – z.B. die bundesweite Karte der ober-flächennahen Rohstoffe 1 : 200 000 (KOR 200) –erstellt bzw. aktualisiert werden.

3 Das lagerstättengeologische Übersichts-kartenwerk von Sachsen-Anhalt im Maßstab1 : 400 000

Weil großmaßstäbige Basiskartenwerke zurschnellen Orientierung und Übersicht wenigergeeignet sind, bestand die Aufgabe darin, aufBasis des 1991 festgelegten Sonderblattschnit-tes für das Land Sachsen-Anhalt ein lagerstät-tengeologisches Übersichtskartenwerk im Maß-stab 1 : 400 000 zu erstellen. Hierfür waren allelandesbedeutsamen Bodenschätze einschließ-lich der z. Z. nicht in Gewinnung stehendenPotenziale zu erfassen und darzustellen. Eskonnten jedoch nicht alle Bodenschätze aufeinem Blatt konzentriert dargestellt werden. Der

lagerstättengeologischen Übersichtskarten-Kon-zeption lag deshalb zunächst folgende Grob-differenzierung nach Rohstoffarten zu Grunde:

• Oberflächennahe Baurohstoffe und Hart-gesteine (KOR 400),

• Tiefliegende und Energierohstoffe (KTR 400).

3.1 Übersichtskarte oberflächennahe mineralische Rohstoffe in Sachsen Anhalt1 : 400 000 (KOR 400)

Diese Übersichtskarte liegt seit 1997 vor. Als „In-selkarte“, dass heißt die Darstellung erfolgte nurinnerhalb der Landesgrenzen, gibt die KOR 400einen Überblick der regionalen Verbreitung derwichtigsten oberflächennahen mineralischenRohstoffe in Sachsen-Anhalt. Dazu gehörenSand und Kies, Ton, Spezialton und Kaolin sowieFestgesteine wie Kalkstein, Sandstein, Gips- undAnhydritstein. Weiterhin sind oberflächennahanstehende Hartgesteine wie Grauwacken sowiedie magmatischen Gesteine Granit, Quarzpor-phyr, Porphyrit und Diabas dargestellt. Alle wich-tigen Lagerstättenparameter sind auf der Karten-rückseite in knapper Form erläutert.

3.2 Übersichtskarte tiefliegende und En-ergierohstoffe in Sachsen Anhalt 1 : 400 000(KTR 400).

In dieser Karte ist thematisch der derzeitigeKenntnisstand über die Verbreitung der Geo-potenziale zusammengefasst:

a. Braunkohle,b. Steinkohle,c. Erdgas / Erdöl,d. Geothermie,e. Erze und Spate,f. Kali- und Steinsalz (einschl. Solfelder) sowieg. Untertage-Speicher für Energieträger auf

sekundären Lagerstätten.

Von Beginn an wurden die thematischen Manu-skriptkarten als Vollblätter konzipiert. Denn ineiner Inselkarte erschließen sich die überre-gionalen lagerstättenkundlichen Zusammen-hänge oft nur mühsam. Das gilt vor allem für dieBraunkohlenverbreitung im Südteil Sachsen-An-halts, die Erdgasfelder der Altmark oder die Ver-erzung an der Zechsteinbasis (Kupferschiefer).Die gewählte grenzüberschreitende Darstellungsoll insbesondere dem weniger fachkundigen

Nutzer das Verständnis der Karteninhalte erleich-tern (Abb. 1). Wegen zahlreicher räumlicher Überlagerungender verschiedenen Rohstoffgruppen (siehe a bisg) war es unumgänglich, eine thematische Tren-nung der Karteninhalte vorzunehmen und dieseauf drei gesonderten Blättern darzustellen.Dies sind im Einzelnen:

• Blatt I: Energierohstoffe (a bis d und g),• Blatt II: Potenziale der Erze und Spate (e),• Blatt III: Kali- und Steinsalz (f und g).

Die Kartenrückseiten enthalten in geraffter FormErläuterungen zu den jeweiligen auf der Vorder-seite wiedergegebenen Bodenschätzen sowieein Literaturverzeichnis. Erschienen sind die Blät-ter I und II. Blatt III wird erarbeitet und befindetsich z. Z. in der fortgeschrittenen Manuskript-phase.

3.2.1 Blatt I: Energierohstoffe

Die Gewinnung und Nutzung fossiler Energie-rohstoffe ist nach wie vor einer der wichtigstenIndustriezweige im mitteldeutschen Raum. DieKarte der Energierohstoffe gibt einen Überblickder Verbreitung der Energiepotenziale in Sach-sen-Anhalt (Steinkohle, Braunkohle, Erdgas /Erdöl, Geothermie). Unter dem Gesichtspunktvon Energieträgern auf sekundären Lagerstät-ten ist die Untergrundspeicherung mit abgehan-

delt. Die Karte stellt die Lagerstätten spezifischnach Lage, Form, Inhalt und der stratigraphisch-genetischen Einstufung sowie der potenziellenVerfügbarkeit (noch) vorhandener Energieres-sourcen dar (Abb. 2).

Braunkohle

Der Schwerpunkt der Kartendarstellung liegt inder Beschreibung der großflächig vorhandenenBraunkohlenlagerstätten. Ein zusammenfassen-der Abriss enthält auf der Rückseite rohstoff-spezifisch die lagerstättengeologischen Fakten,einen historischen Abriss mit Bilanz der bisheri-gen Nutzung sowie die Einschätzung der heuti-gen Vorratssituation (Tab. 1). Die nach Sachsenübergreifenden Abgrenzungen wurden mit demSächsischen Landesamt für Umwelt und Geolo-gie, Bereich Landesaufnahme abgestimmt.Beschrieben werden die für Sachsen-Anhalt be-deutenden Reviere:

• das Revier des Subherzyns (Egeln-Oschers-leben-Helmstedt; Nachterstedt-Frose),

• das Revier um Bitterfeld-Gräfenhainichen,• das Revier um Halle, das Geiseltal und das

Becken um Oberröblingen-Amsdorf sowie• das Weißelsterbecken (Weißenfels-Hohen-

mölsen-Zeitz).

Die Darstellungen der Braunkohlenverbreitungund die Bewertung der Braunkohlenvorkommenbasieren auf der „Gesamteinschätzung Res-sourcenpotential Braunkohle der DDR-GERP“bis zum Jahr 1980. Für Sachsen-Anhalt wurdeeine Präzisierung auf Grundlage der nach 1980durchgeführten Untersuchungsarbeiten vorge-nommen. Für das Weißelsterbecken ist die Ver-breitung nach den Ergebnissen der aktuellenBohrungsbewertungen entsprechend des Ter-tiäratlas Westsachsen übernommen worden. DieAuswertung der umfangreichen Erkundungs-ergebnisse zur Braunkohlenverbreitung bis in diejüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass Lager-stättenreviere durch einen bestimmten Lagerstät-tentyp und die Verbreitung charakteristischerHauptflöze gekennzeichnet sind. Innerhalb dieserLagerstättenbezirke lassen sich Felder abgren-zen, die sich in ihren geologisch-ökonomischenParametern (z.B. Qualität, Verhältnis von Deck-gebirgs- zu Rohstoffmächtigkeit) unterscheiden. Insgesamt weist die Analyse eine Menge von10,9 Mrd. t erkundeter Braunkohlenvorräte auf.

Abb. 1: Die grenzüberschreitende Struktur Delitzsch (Aus-schnitt aus Blatt II: Potenziale der Erze und Spate). Diese inden Jahren 1973 entdeckte und bis 1989 mit zahlreichenBohrungen erkundete metallogenetische Einheit wird vonder Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Sachsenin zwei ungleiche Teile zerschnitten (s. Kap. 3.2.2).

Abb. 2: Energierohstoffe und –potenzialerfassung in Sach-sen-Anhalt (Ausschnitt der Legende von Blatt I: Energie-rohstoffe). Die Karte berücksichtigt auch die bereits abge-bauten Flächen der Braunkohlenlagerstätten (einschließ-lich Tiefbau) und gibt einen Überblick zur Vorratssituation.

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Kohlenwasserstofflagerstätten, Aquiferstrukturenmit dichtem Deckgebirge und im Salzgesteingesolte Kavernen sowie in einem Fall ein aufge-gebenes Bergwerk geeignet. Die tiefliegendenHohlräume werden zur Zwischenlagerung vongroßen Mengen an flüssigen oder gasförmigen

Energieträgern sowie chemischen Stoffengenutzt. Die Untergrundspeicherung ist dabeierheblich sicherer als über Tage, umweltver-träglich und kostengünstig. Die größten Spei-cherfelder befinden sich südwestlich von Bern-burg sowie nördlich von Bad Lauchstädt.

Davon werden etwa 4 Mrd. t als gewinnbare Vor-räte eingestuft. Die Menge der als gewinnbareingestuften Vorräte wurde auf der Grundlageder zum Bewertungszeitpunkt vorgegebenenwirtschaftlichen und technologischen Parameterermittelt. Da für unverritzte Felder keine Neu-berechnungen durchgeführt wurden, ergebensich u. U. geringfügige Differenzen aufgrund vonÜberschneidungen einzelner Feldesgrenzensowie der länderübergreifenden Flächenanteile.

Erdgas

In Sachsen-Anhalt gehört das Erdgasfeld Alt-mark zur norddeutschen Erdgasprovinz, die vonden Niederlanden (Groningen) bis in den öst-lichen Teil Norddeutschlands reicht. Die Lager-stätte erstreckt sich mit einem kleineren Teil überdie Landesgrenze hinaus nach Niedersachsenund zählt mit einem geschätzten Vorrat von 265Milliarden m3 (Sachsen-Anhalt) zu den größerenGasvorkommen. In Förderung stehen hier achteinzelne Felder, von denen die Teilfelder Salz-

wedel-Peckensen, Heidberg-Mellin und Riebaudie größten Ressourcen enthalten. Den Spei-cherhorizont bilden im Wesentlichen Sedimentedes Rotliegend. Hierbei handelt es sich um einekomplexe Wechselfolge von Sand- und Silt-steinen mit Tonstein-Zwischenmitteln.

Geothermie Energiepotenziale

In Abb. 3 ist in Sachsen-Anhalt die Modellierungder Temperaturverteilung in 2000 m Tiefe dar-gestellt, die als Beikarte auf der Vorderseite desBlattes I Auskunft zu den „Geothermischen Ener-giepotenzialen“ gibt.

Untergrundspeicherung

Die Untergrundspeicher werden in Sachsen-An-halt seit den 70-er Jahren zum Ausgleich jahres-zeitlich bedingter Bedarfsschwankungen, zur Ab-deckung großer Bedarfsspitzen sowie als strate-gische Havariereserve auf dem Energiesektorangelegt. Als Speicherräume sind abgeförderte

Tab. 1: Zusammenstellung der Reserven im Revier um Bitterfeld – Gräfenhainichen.

Nr. * Zusammengefasste Braunkohlenfelder Geologische AusgewieseneReserven Vorrätein Mio. t in Mio. t

8 Krüssau 316 —-9 Loburg 236 —-10 Coswiger Felder i.e.S. 70 —-11 Mügeln 95 —-12 Dessau-Süd 192 —-13 Scheuder-Reupzig 312 —-14 Riesdorf-Fernsdorf 248 —-15 Golpa 325 3616 Gröbern 372 18917 Gniest 165 —-18 Köckern/Brehna/Bitterfeld-W/Stadtfeld Bitterfeld /

Muldenstein-N/Restfeld Muldenstein/Goitsche III und IV / Restfeld Petersroda 1176 627

19** Rösa-Sausedlitz (724) (392)20 Wellaune (965) —-21** Bad Düben (3549) (2569)22 Dommitzsch/Wildenhain (2048) —-23** Zörbig 578 45024** Delitzsch-NW (848) (603)25 Hatzfeld-O (86) —-

Summe: 4085 1302

* Nummer im Kartenblatt (Vorderseite)** Vorratsberechnung z.T. felderübergreifend( ) Felder länderübergreifend mit Hauptanteil in Sachsen, gehen nicht in die Berechnung ein

Abb. 3: Geothermiepotenziale in Sachsen-Anhalt. Die Beikarte zeigt die Modellierung der Temperaturverteilung in 2000 m Tiefe.

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lung wurde zur Verdeutlichung der metallo-genetischen Zusammenhänge gewählt (Abb. 1).Mit Ausnahme der Vererzungen an der Zech-steinbasis (Kupferschiefer) und im Raum De-litzsch konzentriert sich die Kurzbeschreibungder Rückseite auf die Mineralisationen innerhalbSachsen-Anhalts. Gegenwärtig ruht die Gewin-nung auf allen Erz- und Spatlagerstätten desLandes.Schwerpunkte des historischen Bergbaus bilde-ten das Kupferschieferflöz in den Revieren vonMansfeld und Sangerhausen, die Eisenerzlagerdes Elbingeröder Komplexes und die Mineral-gänge im Unterharz. Zahlreiche Bodenschätzeblieben trotz intensiver Erkundung und techno-logischer Anstrengungen wirtschaftlich unbe-deutend. Hierzu gehörten z.B. die mesozoischenEisenerze im Subherzyn oder Urananreicherun-

gen in unterschiedlichen geologischen Positio-nen, die der Vollständigkeit halber mit in die Karteaufgenommen wurden.

Die Vererzung an der Zechsteinbasis (TypKupferschiefer)

Grundlage für die Darstellung der Verbreitungdieses Mineralisationstyps und seiner Metall-verteilung bildeten flächendeckend vorliegendeKarten des Kupferschieferbergbaus, einschlägigeErkundungsergebnisse sowie neuere wissen-schaftliche Publikationen. Durch die Mitarbeitvon Herrn Dr.J. RENTZSCH (Berlin) gelang es, dieseVorlagen mit den LAGB-Daten in Übereinstim-mung zu bringen. Dargestellt werden in der Karte:

• das Prä-Zechstein Bruchmuster,

3.2.2 Blatt II: Potenziale der Erze und Spate

Die Karte zeigt auf der Vorderseite die Verbrei-tung der wichtigsten Erz- und Spat-Potenziale inSachsen-Anhalt und seinem unmittelbaren Um-

feld (Abb. 4). Hierzu gehören z.B. auch die inNiedersachsen liegenden und unter heutigenGesichtspunkten unwirtschaftlichen Eisenerzeder Region Salzgitter oder die Gangmineralisatio-nen des Westharzes. Die übergreifende Darstel-

Abb. 4: Potenzialkarte der Erz- und Spatvorkommen in Sachsen-Anhalt.

Abb. 5: Übersicht der Reviere Mansfeld und Sangerhausen. Dargestellt sind die wichtigsten lagerstättengeologischenParameter, wie Kupferverteilung, Verbreitung der „Roten Fäule“, Bruchmuster und Teufenlage der Zechsteinbasis. Diepunktierten Konturen deuten auf natürliche radiogene Anomalien hin.

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Vorbemerkungen

In verschiedenen Gebieten Sachsen-Anhalts sindFolgewirkungen von natürlichen und bergbaulichaktivierten Subrosionsprozessen an wasserlös-lichen und (untergeordnet) verlagerungsempfind-lichen Gesteinen zu beobachten. Sie verursa-chen bereichsweise bruchlose Geländesenkun-gen oder plötzliche Erdeinbrüche (sog. Erdfälle),die zu Einschränkungen in der Flächennutzungund zu Schäden an Sachgütern, wie baulichenAnlagen bzw. Infrastruktureinrichtungen führenkönnen. Bruchhaft verlaufende Subrosionser-scheinungen bergen darüber hinaus – analog

bergbaulichen Tagesbrüchen – auch Gefahrenfür Leib und Leben. Das LAGB widmet deshalbgefahrenträchtigen Subrosionswirkungen als lan-destypischem Georisiko besondere Aufmerk-samkeit. Ein Erdfallereignis aus dem Berichtsjahrveranschaulicht Abb. 1. Die nachfolgende Tab. 1 vermittelt einen Über-blick zur räumlichen Betroffenheit und zu einigengrundlegenden geologischen Zusammenhängendes regionalen Subrosionsgeschehens.

Die Erfassung, Untersuchung und Prognose sub-rosionsbedingter Veränderungen der Erdober-fläche bildet in Sachsen-Anhalt seit Mitte des

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• die Teufenlage der Zechsteinbasis (Isolinien in500 m-Schritten) und

• die Cu-Verteilung (kg/m2) an der Zechstein-basis (Abb. 5).

Zwei Beikarten in den Blattecken zeigen:

• die Summe der Buntmetalle (Cu+Zn+Pb) und• die Verbreitung (Zonalität) der Metalltypen

(früher: Faziesverteilung).

Auf der Kartenrückseite werden Abfolge, Litholo-gie und Genese der Buntmetallmineralisation(einschl. Altersdiskussion) der erzführenden Zonean der Zechsteinbasis erläutert. Eine Kurzbe-schreibung gibt einen Überblick der historischenKupferschiefer-Reviere von Mansfeld-Sanger-hausen (Form und Inhalt der Lagerstätten,Metallbilanz, Restvorräte).

Die Mineralisationen des Elbingeröder Kom-plexes (oxidische und sulfidische Eisenerze)

Diese geologische Einheit des Mittelharzes istdurch Eisenerzlager des Lahn-Dill-Typs sowiedurch eine Schwefelkiesvererzung vom Typ RioTinto gekennzeichnet, die bis weit in die zweiteHälfte des 20. Jahrhunderts mit einem lebhaftenErzbergbau gewonnen wurden. Der erläuterndeAbriss auf der Kartenrückseite enthält eineBeschreibung der Schichtenfolge und der Ge-nese der verschiedenen Erztypen (Magnetit-Chlorit-Erze sowie Magnetit-Siderit-Pyrit-Erze)sowie eine wirtschaftsgeologische Betrachtung.

Mittel- und Unterharzer Ganggebiet

Im Mittel- und Unterharz sind zahlreiche Gang-mineralisationen bekannt, die z.T. bis in die jün-gere Vergangenheit Gegenstand einer mehr oderweniger intensiven Gewinnung waren. Hierzugehörten neben wirtschaftlich völlig bedeutungs-losen Mineralvorkommen auch reiche Lagerstät-ten, die über Jahrzehnte einen lohnenden Berg-bau ermöglichten. Ausführungen über die Gang-ausbildung, Genese und wirtschaftliche Einstu-fung insbesondere der Spatlagerstätten findensich auf der Rückseite der Karte. Mit Ausnahme

des Brachmannsberger Ganges bei Siptenfelde,in dem durch Bohrungen noch ein geringer Rest-vorrat bis in eine Teufe von ca. 700 m nachge-wiesen wurden, sind in den übrigen abgeworfe-nen Gruben keine gewinnbaren Fluorit-Reser-ven mehr vorhanden und auch nicht mehr zu er-warten.

Kleinvorkommen und Mineralisationsanzeichen

Zu dieser Kategorie gehören die sedimentärenEisenerze im Subherzyn, die Uran- und Spat-Mineralisationen in Molassen des Permokarbonsund an der Zechsteinbasis (Rücken) sowie die imZuge der Kohlenwasserstofferkundung in großerTeufe erbohrten Spatvorkommen der Altmark.Angaben zur Verbreitung dieser Stoffanreiche-rungen, ihrer Genese, Form und Inhalte sowie dietechnischen Eigenschaften sind in den Erläu-terungen der Rückseite auf der Karte zu finden.Die rohstoffwirtschaftliche Bewertung aller be-schriebenen Vorkommen ist z.Z. unrentabel.

Polymetallische Mineralisationen im RaumDelitzsch / Bitterfeld

Einen Schwerpunkt der Sucharbeiten der SDAGWismut bildete in den Jahren 1973 bis 1985 derRaum Delitzsch/Bitterfeld (Abb.1). Herausragen-des Ergebnis dieser intensiven Aufschlusstätig-keit war der Nachweis einer bis dahin unbekann-ten Erzregion in Mitteldeutschland mit einem z.Z.noch schwer abschätzbaren Rohstoffpotenzial.Hierzu gehören u.a. die Vererzungen von Kyhna-Schenkenberg (Uran), Delitzsch (Wolfram/Molyb-dän) und Storkwitz (Seltene Erden/Niob). Die o.g.metallogenetische Einheit wird von der Landes-grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Sachsen inzwei ungleiche Teile zerschnitten. Die Diskus-sion zur Genese und Altersstellung der jüngerenMineralisationen (SEE/Nb, W/Mo, Pb/Zn u. a.) istnoch nicht zum Abschluss gekommen.

Anschriften der Autoren:K. Stedingk & R. Präger, Landesamt für Geologie undBergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118Halle

Der Subrosionskataster Sachsen-Anhalt – Baustein des Fachinformationssystems Ingenieurgeologie

Ulrich HEROLD & Günter STROBEL

Abb. 1: Großerdfall in der Kleingartenanlage Eisleben / Neckendorf (Nachbruch vom März 2003 mit 35 m Durchmesserund ca. 15 m Tiefe).

Tab. 1. Räumlich-zeitliche Verbreitung von Erdfallereignissen und deren Folgewirkung.

Strukturbereich Geologischer Subrodierbare FolgewirkungenZeitabschnitt Gesteine

Finne, nordöstliches Harzvorland Keuper Gips Erdfälle, SenkungenNaumburger Mulde, nördliches Muschelkalk Gips, Kalkstein ErdfälleHarzvorland, HuyNaumburger Mulde, Querfurter Mulde, Oberer Steinsalz, Gips, Erdfälle, SenkungenMansfelder Mulde, Harznordrand, Buntsand- Anhydrit,nördliches Harzvorland, steinWeferlingen-Schönebecker TriasplatteMansfelder Mulde, Sangerhäuser Zechstein Kalisalz, Erdfälle, Senkungen,Mulde, Bottendorfer Aufbruch, Steinsalz, Zerrspaltenein-Harzvorland, Ascherslebener Sattel, Gips, Anhydrit, brücheStaßfurt-Egelner Sattel, Altmark, KalksteinAllertal

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te erst 2000 begonnen werden. Fotodokumentewaren weiterhin nur analog verfügbar. Querver-weise auf neuere Untersuchungsergebnisse, wieetwa feinnivellitische Senkungsdaten, boten sichdem Anwender nicht an. Letztendlich war nochkeine den heutigen IT-Standard nutzende Infor-mationsbasis zum subrosiven Bruch- und Sen-kungsgeschehen Sachsen-Anhalts vorhanden.

3 Konzept des Subrosionskatasters

Mit der 2002 vollzogenen Vereinigung der Berg-und Geologieverwaltung Sachsen-Anhalts zumLandesamt für Geologie und Bergwesen mit sei-nen 4 Standorten war auch von einer Zunahmedezernatsübergreifenden Informationsbedarfsbezüglich Subrosionsrisiken und -folgen auszu-gehen. Auf Synergieeffekte abzielend, bot sichals Lösung der Aufbau eines Katasters an, dersich funktional und strukturell an das zuvor ent-wickelte „Informationssystem Altbergbau Sach-sen-Anhalt (ISAB)“ anlehnt.

3.1 Nutzungsziele

Mit dem „Subrosionskataster (syn. „Karstkatas-ter“) LSA“ wird das Ziel verfolgt, ein Informations-system vorzuhalten, das unter Nutzung zeit-

gemäßer DV-Anwendungen als fortschreibungs-fähiger Wissensspeicher dient und rasche Daten-kompilierungen komfortabel ermöglicht. Mit ihmkönnen Arbeiten im Zusammenhang mit Subro-sionsrisiken und Schadensfällen, wie:

• Erstbewertungen subrosiver Gefährdungs-potenziale,

• Festlegung von Sofortmaßnahmen zur Gefah-renabwehr bzw. zur Gewährleistung der öffent-lichen Sicherheit,

• objektspezifische Beurteilungen bei Flächen-nutzungen (Baugrund / Bauraum) im Rahmenfachlicher Stellungnahmen,

• regionale Analysen und Prognosen zum Erd-fall- und (geogenem) Senkungsgeschehen,

• Erfassung neuer Daten von aktuellen Ereignis-sen sowie planmäßigen Spezialkartierungenund -untersuchungen,

• Pflege des Datenbestandes und dessenSicherung als Archivgut

beschleunigt und fundiert erledigt werden.

3.2 Inhalt

Zum Aufbau des Katasters erfolgt eine Auf-arbeitung der im Dezernat Ingenieur- und Pla-

vergangenen Jahrhunderts einen Tätigkeits-schwerpunkt des staatlichen geologischen Dien-stes. Die hieraus erwachsenden überwiegend an-gewandt-komplexgeowissenschaftlichen Fach-aufgaben werden unter dem Aspekt möglicherDestabilisierungen von Baugrund und Bauraum,Schadwirkungen an der Bausubstanz und weite-rer Beeinträchtigungen der geotechnischen undöffentlichen Sicherheit vom Dezernat 33 / Inge-nieur- und Planungsgeologie wahrgenommen.Die Ergebnisse sind sowohl für planrechtlicheVerfahrensschritte (Raumordnungs- und Plan-feststellungsverfahren, Bauleitplanung) als auchfür geotechnische Erkundungen von Bebauungs-flächen und Trassen sowie für die ursächlicheKlärung von Bau- und Flurschäden von Interes-se. Darüber hinaus gehen die Beobachtungen,Kenntnisse und Erfahrungen zum Subrosions-geschehen in regionale Gefährdungsanalysenein, die von den Katastrophenschutzbehördenbetroffener Landkreise als Gefahrenabwehr-Do-kumente benötigt werden. Im Jahre 2003 ist einesolche Analyse für den Landkreis MansfelderLand erstellt worden. Abb. 2 zeigt hieraus einenAuszug, die Erdfallgefährdung betreffend.

2 Bisherige Modalitäten der Erfassung undNutzung relevanter Daten

Die systematische Registrierung von Erdfällenund bruchlosen Senkungen durch staatliche ge-ologische Dienststellen begann auf dem Gebietvon Sachsen-Anhalt etwa 1960. Zuvor geschahdies eher sporadisch. Damals konzentrierte mansich fast ausschließlich auf aktuelle Ereignisse,die von kommunalen Behörden der Geologiever-waltung gemeldet wurden. Die Dokumentationerfolgte mittels Erfassungsbögen, auf denen diewichtigsten Bruchparameter, der lokale Lage-bezug einschließlich der Oberflächennutzung,die geologische und bergbauliche Situationsowie Hinweise zu Ursachen und Folgemaßnah-men vermerkt wurden. Die Ablage erfolgte alsKartei, alphabetisch geordnet nach dem Städte-und Gemeindeverzeichnis. Versuche mit einersog. „Lochkartendatei“ einen schnelleren Zugriffauf die Daten zu erlangen, wurden Anfang der70er Jahre wieder aufgegeben.Dieses Register war im wesentlichen nur für dieGefährdungsabschätzung von lokalen Stand-orten geeignet und setzte bei seiner AnwendungKenntnisse des örtlichen Subrosionsgeschehens

voraus. Es war somit in erster Linie Arbeitsinstru-ment der behördlichen Regionalbearbeiter fürTagesaufgaben. Größerräumige Darstellungenoder statistische Analysen hätten einen erheb-lichen manuellen Aufwand erfordert und musstendeshalb zumeist zurückgestellt werden. Den-noch bleibt festzuhalten, dass die unterschiedlichstrukturierten „Erdfallkarteien“ der ehemaligenBezirke Magdeburg und Halle einen wesent-lichen Schritt zur Vorhaltung ressortspezifischerSachdaten bedeuteten.

Ab 1995 wurde im damaligen Geologischen Lan-desamt ein digitalisierter Erfassungsbogen (Abb.3) genutzt und der Datenbestand zu den Subro-sionsfolgen in eine Excel-Datei überführt. Damitwar eine einfach strukturierte Datenbank verfüg-bar. In Verbindung mit digitalen topographischenInformationen (ATKIS) waren nunmehr regionaleBetrachtungen, statistische Auswertungen undräumliche Modellierungen leichter realisierbar.Allerdings enthielt auch diese Datenbank keineAlterdfälle aus der Zeit vor 1960. Ebenso fehltenvon den potentiellen Subrosionsgebieten An-gaben zu weiteren ggf. gefahrenträchtigen ober-flächennahen Karsterscheinungen. Mit derensystematischer feldgeologischer Kartierung konn-

Abb. 2: Gefährdungsanalyse Landkreis Mansfelder Land(Karstgeschehen) Karte der Erdfallgefährdung.

Abb. 3: In digitaler Form vorliegender Erfassungsbogen für Oberflächenverformungen (seit 1995).

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nungsgeologie in analogen Datenerfassungs-bögen, Übersichtskarten, Detailskizzen undFotodokumenten sowie z.T. auch digital (Word-und Exceldateien) vorliegenden Informationenzu ingenieurgeologisch relevanten Subrosions-erscheinungen bzw. Karstphänomenen. Folgende Sachverhalte werden berücksichtigt:

• Verwaltungsangaben (Landkreis, Verwaltungs-gemeinschaft, Gemeinde) / topographisch-naturräumliche Standortcharakteristik,

• allgemeine Befahrungsbefunde / Situations-beschreibung (z. B. Flächennutzung / Schä-den),

• Objekthistorie,• Angaben zur Geologie / Hydrogeologie,• zum Objekt vorliegende Stellungnahmen, Gut-

achten, Expertisen usw. / Literaturangaben,• verfügbare Lagepläne, historische Karten,

bergmännisches Risswerk – mit Quellenan-gabe),

• bereichsspezifische Spezialkarten zur Geolo-gie, Lithofazies, Hydrogeologie, Ingenieurgeo-logie u. a.,

• Fotos,

• Untersuchungsergebnisse (z. B. Wasserana-lysen).

Eine wesentliche inhaltliche Bereicherung erfährtder Kataster durch die Übernahme digitalisiert-er Sachdaten der (analogen) karstmorphologi-schen Spezialkartierung aktiver Subrosions-schwerpunktgebiete im Maßstab 1 : 10 000. Hiermit war im Jahre 2000 durch Beauftragungeines externen Dienstleisters begonnen worden.Dabei werden alle oberflächennahen Karster-scheinungen (Subrosionswirkungen) vornehm-lich unter dem Aspekt möglicher Risikopoten-tiale für die Flächennutzung feldgeologisch doku-mentiert. Als Kartierungselemente werden GIS-gestützt in „thematischen Ebenen“ flächenhafte,punkt- und linienförmige Karstphänomene sowieauch andersartige Einflussparameter auf dasSubrosionsgeschehen erfasst:

• Bruchverformungen (leer, verfüllt, wasser-erfüllt),

• bruchlose Verformungen (leer, verfüllt, wasser-erfüllt, Senkungskessel),

• Abrissspalten,

Abb. 5: Auszug aus dem Fachinformationssystem Ingenieurgeologie zu historischen Karten und La-geskizzen von Karstphänomenen.

Abb. 6: Auszug aus dem Fachinformationssystem Ingenieurgeologie zu Kartenbildern von Karster-scheinungen.

Abb. 4: Auszug aus dem Fachinformationssystem Ingenieurgeologie zu Standortdaten von Karst-phänomenen.

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Zusammenfassung

Mit Abschluss des Projektes „Darstellung dergeologischen Oberflächenkarte im Bereich derTrasse A14 Neubaustrecke (A14N)“ wurde erst-malig die Gesamtkarte eines Trassenkorridorsauf Grundlage der digitalen Überarbeitung vor-handener geologischer Grundkarten im Maßstab1: 25 000 erarbeitet. Die Karte kann im Maßstab1 : 50 000 als Gesamtkarte oder in Form der 13Einzelkarten der GK 25 bereitgestellt werden(BALASKE et al. 2003). Die Karte dient dem Lan-desamt für Straßenbau als Planungsgrundlagefür die Untersuchungen des Baugrundes im Zugeder Weiterführung der A14 von Magdeburg nachSchwerin.Die mittels Geoinformationsystem durchgeführtedigitale Bearbeitung gestattet die Einbeziehungder aktuellen Topografie, der antrophogenen Auf-schüttungen, der Abgrabungen und der seit Kar-tenherausgabe veränderten Gewässer (Restseen,Flussbegradigungen u. a.). Die Überarbeitung erbringt ein vereinheitlichtesgeologisches Modell der oberflächennahen Ver-breitung der Gesteine. Die Auflösung der Blatt-grenzen, wofür die Erfahrungen aus der Erstel-lung der blattschnittfreien Darstellung der Geo-

logie im Raum Jessen genutzt werden konnten(KOGLIN 2003), gestattet das Aushalten groß-räumiger geologischer Körper. Die Aktualisierungder Schichtenbeschreibung gemäß der aktuellenNomenklatur und die darauf aufbauende Co-dierung gestatten die weitere Bearbeitung mittelsGeoinformationssystem. Die anwendungsorien-tierte Durchführung von Recherchen ist, bei fach-spezifischer Parameterbildung, möglich.

Einführung

Die Trasse für den Neubau der BundesautobahnA 14 Neu erstreckt sich vom Norden des Magde-burger Stadtgebietes bis nach Schwerin. Sie er-reicht bei Wittenberge die Landesgrenze zuBrandenburg. Die zu projektierende Autobahnwird von Magdeburg etwa 100 Kilometer durchSachsen-Anhalt verlaufen. Das Gebiet der Alt-mark ist in diesem Bereich bisher nicht durchAutobahnen erschlossen. Das in Abb. 1 darge-stellte Untersuchungsgebiet dieses Projektesumfasst rund 1 560 km2 und stellt den Trassen-korridor der Vorauswahl für Sachsen-Anhaltnahezu vollständig dar.Für die Planungshandlungen des Landesamtesfür Straßenbau (LAS) wird die blattschnittfreie

• Karsthöhlen und Schlotten,• Uvalas, Auslaugungstäler,• Karstquellen,• Bachschwinden,• Zechsteinausstrich,• Bereiche der „irregulären“ (ausstrichfernen)

Auslaugung,• Steinbrüche (Zechstein),• Steinbrüche (sonstige),• Bergbauobjekte,• übersteilte, subrosiv bedingte Erosionstäler.

Kartierbegleitend werden Karstquellen undBachschwinden hydrochemisch analysiert. Sol-che Befunde gehen in den Subrosionskatasterebenso ein wie Bilddateien von Fotodokumentenzu relevanten Geländebeobachtungen.

3.3 Funktionalität

Das System besteht aus unterschiedlichen Mo-dulen. Alle Informationen werden in einer zen-tralen Datenbank gespeichert. Es besteht prin-zipiell die Möglichkeit des lesenden oder schrei-benden Zugriffs auf diese Datenbank. Die Suchenach Objekten und deren Visualisierung über-nimmt ein MAP-Server. Der Betreiber erhältdurch MS-Access Schreibzugriff auf die Sach-daten und kann somit den Kataster aktualisierenund pflegen. Der Anwender kann mit einem Inter-netexplorer die gewünschten Informationen miteinfachen Arbeitsschritten als grafische Darstel-lungen abrufen. Für den Zugriff auf Sachdaten zuraumbezogenen Auswertungen von Arbeitsplatz-computern sind GIS-Programme wie ArcView3.2 oder ArcGIS 8 notwendig.Funktionelle Elemente des Katasters zeigen dieAbb. 4 bis 6.

4 Stand der Bearbeitung

Das Informationssystem umfasst gegenwärtigdie von Subrosionserscheinungen stark gepräg-ten Gebiete Sangerhäuser Mulde, Südharzrandund Westteil der Mansfelder Mulde. Mit dieserdurch besondere Mannigfaltigkeit und Dichtekarstmorphologischer Phänomene gekennzeich-neten Region ist flächenbezogen etwa ein Dritteldes gesamten Karstinventars von Sachsen-An-halt digital erfasst. Folgende TK10-Blätter wur-den bisher spezialkartiert und über den Subro-

sionskataster in das Fachinformationssystem In-genieurgeologie übernommen:

Sangerhäuser Mulde und Südharzrand:

M-32-22-B-d-4 (Stempeda)M-32-22-D-b-2 (Görsbach)M-32-23-A-d-4 (Morungen)M-32-23-B-c-3 (Lengefeld)M-32-23-B-c-4 (Pölsfeld)M-32-23-B-d-3 (Blankenheim)M-32-23-C-a-1 (Rosperwenda)M-32-23-C-a-2 (Roßla)M-32-23-C-a-4 (Sittendorf)M-32-23-C-b-1 (Wickerode)M-32-23-C-b-2 (Wallhausen)M-32-23-C-b-3 (Tilleda)M-32-23-C-b-4 (Brücken / Helme)M-32-23-C-d-1 (Udersleben)M-32-23-C-d-2 (Ichstedt)M-32-23-D-b-1 (Bayernaumburg)M-32-23-D-b-2 (Holdenstedt)M-32-23-D-c-1 (Voigtstedt)

Mansfelder Mulde:

M-32-23-B-b-2 (Walbeck)M-32-23-B-b-4 (Mansfeld)M-32-23-B-d-2 (Helbra)M-32-23-B-d-4 (Hergisdorf)M-32-24-A-a-1 (Hettstedt)M-32-24-A-a-2 (Gerbstedt)M-32-24-A-a-3 (Siersleben)M-32-24-A-c-3 (Eisleben)M-32-24-C-a-1 (Bischoferode)

In den Folgejahren werden sich die Arbeiten aufden Zechsteinausstrich am Harznordrand, aufRötgips-Subrosionsgebiete sowie auf Gefähr-dungsbereiche im Nordteil des Landes konzen-trieren.

Danksagung

Den Herren Dipl.- Ing. M. ACHTZEHN (CUI mbHHalle) und Dipl.- Ing. (FH) M. NAGY (LAGB) sei fürwertvolle Hinweise gedankt.

Anschriften der Autoren:U. Herold & G. Strobel, Landesamt für Geologie undBergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118Halle

Aktualität der GK 25

grau: unbearbeitetblau: nur Unterlagengelb: vor 1900 erstelltrot: 1901–1945grün: 1946–1990braun: nach 1990

GK 25 im Bereich der A14

schwarze Punkte: digital verfügbare GK 25blaue Linie: Untersuchungsraumhellgrün: Grenze des Trassenkorridors

Abb.1: Lage des Betrachtungsraumes nördlich von Magdeburg.

Darstellung der Geologischen Oberflächenkarte im Planungsbereich der Bundesautobahn A 14

Peter BALASKE

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lichen Flächendaten erstellt und die vorhandenenAusgaberoutinen modifiziert.Abschließend wurde die Gesamtkarte geprüftund das Layout von Kartenblatt und Legen-denblatt gestaltet sowie die Dokumentation fürdie Übergabe an das LAS erstellt.

Vorbereitung und Aufbereitung der Topografie

Die topografischen Grundlagen der zu digita-lisierenden Karten sind unterschiedlich stark ver-altet. Karten mit Bearbeitungsstand der topo-grafischen Grundlage vor 1900 (Abb.1) beruhenauf einer heute nicht mehr üblichen Projektion.Die Verwendung der modernen ATKIS-basiertenTopografie des LVermG bedingt den Bruch mitder Kartierregel, dass geologische Aufnahmeund Wiedergabe als Karte (Druck) auf der glei-chen Darstellung der Topografie beruhen. Diesomit entstehenden Abweichungen addierensich zusammen mit den durch die Wechsel derProjektion bedingten Lagedifferenzen zu Beträ-gen von rund 150 Metern für konkrete Objekte(z. B. Flussinseln, Bahndämme), die zu behebensind. Größere Lageabweichungen treten im mittlerenAbschnitt des Trassenteils auf (BALASKE 2004).In der Tab. 2 werden die Zusammenhänge zwi-schen dem Alter der topografischen Bearbei-tung und der Abweichungen der Topografien imPlot dargestellt.Die geologisch notwendigen Revisionskartierun-gen für die Grundkarten 3335, 3336, 3435 und3436 im Mittelteil des Trassenkorridors müssen

auf moderner Topografie erfolgen, um zukünftigeine abweichungsfreie Darstellung zu ermög-lichen und die hier auftretenden übertragungs-bedingten Lageabweichungen zu minimieren.Für die GK 25 3036 mit geologischer Aufnahmevon 1960 auf einer topografischen Grundlagevon 1902 wird die Übertragung auf die heutegültige Topografie als Nachfolgeprojekt vorberei-tet, um die quasi aktuelle Geologie auf einer zeit-gemäßen Topografie abgeben zu können.

Digitalisierung und Aufbereitung von 13 GK 25 (Einzelblätter)

Die geologischen Karten wurden im LAGB mit-tels Rollenscanner gescannt und die erzeugtenBilddateien im TIFF-Format gespeichert. DieBearbeitung der drei nördlichsten Kartenblätter(Wittenberge, Seehausen und Osterburg) erfolg-ten im LAGB mit Programmen der Produkt-familie ArcGIS. Mit der Digitalisierung der übrigenKarten wurde ein Fachbüro beauftragt. Im Fach-büro erfolgte die Rektifizierung und Georeferen-zierung der gescannten Karten mit der Pro-grammerweiterung CAD-Overlay für AutoCAD.Für die Georeferenzierung wurden je Karte 35 bis60 Punkte (Schnittpunkte bzw. markante Knickeu. ä. von Wegen, Straßen und Gewässern) aufdem Kartenbild und den entsprechenden Vektor-daten der ATKIS-Topografie zur Deckung ge-bracht. Die eigentliche Digitalisierung (Erfassungder Linienkonturen) erfolgte mit AutoCAD 2002.Mit dem Programm ArcCAD erfolgte die Gene-rierung der Flächendaten, z. B. der Verbreitungder Gesteine und deren Überlagerungen. Die

Darstellung der geologischen Grunddaten in denMaßstabsebenen 1: 25 000 und 1 : 50 000 ver-fügbar gemacht. Die fortschreibungsfähige Da-tengrundlage der Geologie soll für alle nachfol-genden Verfahrensarten / Verfahrensstufen ver-fügbar sein.

Die erarbeiteten fachlichen Grundlagen und dasmodifizierte Arbeitsverfahren bringen für dieBearbeitung, für die Planung und für die Erkun-dung der A14 ein einheitliches, aktualisiertes ge-ologisches Modell und somit einen Überblicküber die Verbreitung großer Sedimentkörper mitannähernd gleichen Eigenschaften als Baugrund.Die Vorhaltung der bearbeiteten Daten in einemGeoinformationssystem liefert abgestimmteFlächen- und Sachdatensätze mit der Möglich-keit, diese in eigenen Anwendungen zu nutzen,insbesondere für die Planungen der Teilabschnit-te. Das erarbeitete Modell eröffnet die Perspek-tive, die Geologie mit anderen Daten (Schutz-zonen, Sperrflächen u. ä.) zu verschneiden undim Kontext zu bewerten. Für zukünftige Anwendungen werden die Vor-aussetzungen geschaffen, um die Geologie mitgeotechnischen Parameterwerten des Baugrun-des zu kombinieren und für angewandt-geologi-sche Fragestellungen auszuwerten. Dem Lan-desamt für Straßenbau wird die Chance eröffnet,ein fortschreibungsfähiges Geoinformations-system zu entwickeln. Daraus resultiert die Per-spektive, Daten des Untergrundes in die geo-logische Interpretation einzubeziehen.

Realisierung des Projektes

Das Projekt „Darstellung der Geologischen Ober-flächenkarte im Planungsbereich der A14 Neu“war gekennzeichnet durch einen engen Zeitrah-men, in den die Bearbeitungsschritte integriertwerden mussten. Neu war die etappenweiseDatenübergabe durch das mit der Digitalisierung

beauftragte Fachbüro, was den erforderlichenZeitrahmen für die geologische Überarbeitungder digitalisierten Karten eröffnete. In der Tab.1ist das „Ineinandergreifen“ der einzelnen Arbeits-schritte dargestellt.Die Vorbereitung umfasste die Erstellung derdigital verarbeitbaren Topografie, einschließlichder Höhenlinien auf Grundlage der ATKIS-Vektor-daten. Die topografischen Daten der flächen-haften Gewässer, Aufschüttungen und Abgra-bungen wurden in einer Datenebene erfasst undverifiziert. Die Erstcodierung der geologischenEinheiten erfolgte auf den Kopien der für dieDigitalisierung verwendeten Karten mit Hilfe derDatenbank des Schichtenkatalogs Geologie (FISGeologie). Die analogen Karten wurden im LAGBgescannt und für die Vergabe der Digitalisier-leistung an ein Fachbüro als Dateien im TIFF-For-mat bereitgestellt.Die Geologische Überarbeitung erfolgte dezer-natsübergreifend durch Geologen der Dezernats-gruppe Geologie des Landesamtes für Geologieund Bergwesen. Sie umfasst die Aktualisierungder geologischen Beschreibungen und die Zu-sammenfassung sehr ähnlicher Sedimente zueinem geologischen Profiltyp.Die Arbeitsleistung Digitalisierung wurde über-wiegend an ein Fachbüro vergeben. Teilschritteder Aufbereitung (Codierung, Abgleich mitHöhenmodell) wurden ebenfalls im Fachbürodurchgeführt. Anschließend wurden die Datenim LAGB auf Plausibilität geprüft, korrigiert unddie Codierung vereinheitlicht. Im vierten Quartal wurde die Darstellung derblattschnittfreien Ebene der Geologie erarbeitet.Dazu wurden, von der geologischen Karte Wol-mirstedt ausgehend, die Karten zu einem ein-heitlichen Flächendatensatz zusammengefügtund die Codierung der Flächen- und Liniendatenabgeglichen. Dazu wurden in Zusammenarbeitmit dem Institut für Geologische Wissenschaftender Universität Halle–Wittenberg die erforder-

Tab. 2: Beziehung zwischen Aktualität der Topografie und den Abweichungen im Plot.

Blattname TK25 Jahr Objekte (Auswahl) Abweichung im PlotWittenberge 3036 1902 Straßen, Wege (nur LSA) 50–100 mSeehausen 3136 1937 Straßen, Wege ca. 25 mOsterburg 3236 1937 Straßen, Wege ca. 25 mBismark 3335 1858 / 1878 Straßen, Wege lokal bis 100 mGroß Schwechten 3336 1858 / 1879 Straßen, Wege lokal bis 150 mUchtspringe 3435 1858 / 1881 Straßen, Wege lokal bis 150 mLüderitz 3436 1858 / 1881 Straßen, Wege lokal bis 100 mDolle 3535 1858 Wege lokal bis 100 mTangerhütte 3536 1900 Wege, Gräben 50–150 mColbitz 3635 1911 Wege ca. 25 mRogätz 3636 1900 / 1911 Wege, Fließgewässer ca. 25 mWolmirstedt 3735 1900 / 1911 Wege, Straßen ca. 25 mZielitz 3736 1900 / 1910 Wege, Fließgewässer ca. 25 m

Tab. 1: Übersicht der Arbeitschritte und deren geplante Dauer.

1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 4. QuartalVorbereitungDigitalisierungAufbereitungGeologische ÜberarbeitungDarstellungDokumentation

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korridors wird vor allem von saale- und weichsel-zeitlichen Bildungen dominiert. Im Bereich derColbitz-Letzlinger Heide im Südteil des Gebietesüberlagern sich verbreitet warthe- und drenthe-stadiale Bildungen, so dass sie als (ungeglieder-te) saalezeitliche Bildungen zusammengefasstwurden (Grundmoränen, Endmoränen, Schmelz-wassersande, untergeordnet Beckenschluffe).

Im nördlichen Teil der Karte dominiert, im ocker-farbenen Farbton dargestellt, die Grundmoränedes Warthe-Stadiums. Sie wird lokal vonSchmelzwassersanden und Beckenschluffen(dunkelgrün) bedeckt. Die warthezeitlichenSande im Ohretal (ganz im Süden) sind Urstrom-talablagerungen.Limnische Bildungen der Eem-Warmzeit stehen

Attributierung der geologischen Flächen erfolg-te mittels ArcView 3.2. Die erzeugten Daten wur-den als Standarddaten (e00-Format) an dasLAGB übergeben.

Grundlagen der geologischen Interpretation

Die Qualität der geologischen Beschreibung undder Unterteilung der Gesteine auf den einzelnenGrundkarten ist vom jeweiligen zeitgemäßen Er-kenntnisstand der Bearbeiter abhängig. Es las-sen sich für das Untersuchungsgebiet drei Pha-sen der Bearbeitung aushalten. Die vor 1900 herausgegebenen Karten in derMitte des Trassenkorridors 3335, 3336, 3435 und3436 basieren auf den Erkenntnissen von Bege-hungen, Sondierungen und wenigen Bohrungenoder anderen Aufschlüssen. Daraus resultierenDifferenzen zu den moderneren Blättern im Sü-den in der Beschreibung und Verbreitung derholozänen Sedimente. Beruhend auf der geolo-gischen Kartierung mittels flächendeckenderPeilstangensondierungen und der Aufarbeitungdes verfügbaren Kenntnisstandes wurden zwi-schen 1904 und 1923 die Karten im Süden desBetrachtungsgebietes herausgegeben. DerKenntnisstand dieser Karten und die Genauigkeitder Aufnahme gestatteten die weitgehend pro-blemlose geologische Aktualisierung und Auf-bereitung für die Blätter Wolmirstedt, Zielitz, Col-bitz, Rogätz, Dolle und Tangerhütte.Dem heutigen Kenntnisstand entsprechen diegeologischen Grundkarten im Norden (Oster-burg, Seehausen und Wittenberge). Die auf dengedruckten Karten verwendeten Einschreibun-gen entsprechen denen der vorherigen Kartierpe-riode. Die Aufgliederung der Schichtenfolge unddie Genauigkeit der Gesteinsansprache entspre-chen dem heutigen Aufnahmestand. Die Über-tragung der verwendeten Einschreibungen in die heutige Nomenklatur und die Korrekturen der stratigrafischen Einstufung erfolgte durchMitarbeit von Dr. V. POBLOZKI.Die Aktualisierung der Schichtenbeschreibungund eine einheitliche Codierung erfolgte gemäßder aktuellen Nomenklatur nach PREUSS et al.(1991) und RADZINSKI et al. (1997). Die vereinheit-lichte Darstellung in der geologischen Karte desTrassenkorridors beruht neben den verwendetenGrundkarten auf den zugehörigen geologischenErläuterungen und dem Abgleich mit den Litho-fazieskarten Quartär im Maßstab 1: 50 000. Stra-

tigraphisch nicht exakt zuzuordnende Schichtenwurden der nächst höheren Gliederungsstufe zu-geordnet.

Geologische Beschreibung

Die vereinheitlichte und für die Gesamtkarte gül-tige Beschreibung der geologischen Einzel-schichten (Tab. 3) gestattet das Aushalten vonweiträumigen Vorkommen, z. B. der Geschiebe-mergel und der glazifluviatilen Sedimente eben-so wie die Darstellung kleinräumiger Körper, wiez. B. der Dünen oder der Stauchendmoränen.Die ältesten Gesteine im Kartenbild sind Grau-wacken aus dem Karbon sowie Zechstein-Anhy-drit (Perm), die nördlich des Ohre-Tales klein-flächig anstehen. Im Norden des Untersuchungs-gebietes (südlich von Wittenberge, bei Mese-berg) sind Salzstöcke aus dem Untergrund bis indie quartären Bildungen aufgedrungen undhaben diese teilweise mit verstellt.Über den Bildungen des tieferen Untergrundesliegen flächendeckend marine bis terrestrischeSedimente aus dem Oligozän und Miozän. Dieüberwiegend tonigen Sedimente enthalten Sand-körper und Braunkohlenflöze. Im Raum Wolmir-stedt und nördlich von Osterburg sind tertiäreAblagerungen an der Oberfläche aufgeschlos-sen.Die Schichtenfolge des Pleistozäns repräsentiertdie letzten 400 000 Jahre mit den für das Quar-tär charakteristischen Wechseln von Warm- undKaltzeiten. Durch den mehrfachen Vorstoß vomskandinavischem Inlandeis bis an den Rand derMittelgebirge wurden mächtige Lockersedimenteabgelagert, resedimentiert und z.T. gestaucht.So sind einerseits Bildungen der glaziären Fazies(Geschiebemergel, Schmelzwassersedimente)und der periglaziären Fazies (Flussschotter, Löss,Fließerden) entwickelt und andererseits wurdenBelege für warmzeitliches Klima gefunden (Hol-stein- und Eem-Warmzeit). Grundmoränen und Schmelzwassersedimenteder Elster-Kaltzeit sind unter jüngerer Bedeckungim Untersuchungsgebiet relativ weit verbreitet.Dagegen sind die limnischen bis limnisch-fluvi-atilen Bildungen der Holstein-Warmzeit auf dennördlichen Teil und vereinzelte lokale Vorkom-men beschränkt, treten jedoch nicht an die Ober-fläche. Deshalb sind diese Bildungen in der Tab.3nicht aufgeführt.Das geologische Kartenbild des A14-Trassen-

Tab. 3: Gliederung der Geologie für die Oberflächenkarte.

Lithostratigraphie, Lithologie GeneseKlimato-stratigraphie

Sande, Schluffe, Kiese AuebildungenSchluffe, z.T. sandig AbschwemmassenTorfe, z.T. kalkig oder rasen- Moorbildungeneisensteinführend

Dobbrunner Grobschluffe bis Sande Dünen und Flugsande, LößSchichten Sande, z.T. kiesig Schwemmfächer

Sande, z. T. kiesig, schluffig fluviatile BildungenSande, z.T. kiesig, schluffig fluviatil

Warthe- Geschiebemergel Grund- und EndmoränenStadium Sande, z.T. kiesig Schmelzwasserbildungen

Tone, SchluffeSande, z.T. kiesig

Drenthe- Geschiebemergel, -lehm Grund- und EndmoränenStadium Sande, z.T. kiesig Schmelzwasserbildungen

Tone, Schluffeungegliedert Geschiebemergel Grund- und Endmoränen

Sande, z.T. kiesig SchmelzwasserbildungenTone, Schluffe

Holstein-WarmzeitElster-Kaltzeit

Feinsande und Tone, marine und terrestrischeteilweise glaukonitisch Bildungenpartienweise Braunkohlen

Rupel-Formation Tone und Schluffe, marine Bildungenz.T. kalkig,Kalkkonkretionen

Zörbig-Formation Tone, Schluffe, Sande, marine und terrestrischepartienweise Braunkohlen Bildungen

Zechstein Gips, Anhydrit

Grauwacken

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Sys

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Per

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Datenhaltung und Datenentwicklung

Die erzeugten geologischen Daten liegen in Formvon Flächendaten und den beschreibendenSachdaten vor. Die Geometrien, sowohl derEbene „Geologie“ als auch der topographischenDaten und der Sonderebenen (z.B. Ausdehnungdes Trassenkorridors) sind in einem File-basier-ten Ablagesystem als Datensätze vorgehalten, sowie in der Abb. 2 dargestellt.Die beschreibenden Sachdaten werden in derACCESS-Datenbank vorgehalten. Diese Daten-bank enthält auch die Angaben zur Kartendar-stellung wie Farbwerte, Signatur- und Linien-kataloge. Die Datenbank ist fachspezifisch er-weiterbar.Die in Datenbank und Ablagesystem vorhande-nen Daten werden mit einer Prozessstrecke, d.h.AML-Routinen für ArcINFO-Workstation, zurDarstellung gebracht. Die Routinen beruhen aufder im LAGB genutzten Applikation des Nieder-sächsischen Bodeninformationssystems. Für dieVerwendung des GIS ArcView 3.x wird die Ta-belle der Sachdaten im dbase-IV-Format bereit-gestellt. Die Flächendaten werden im Shape-Format abgegeben.Mit der fachlichen Weiterführung der Arbeitendurch Aufbereitung vorhandener Kartenwerke(Lithofazieskarten des Quartärs und abgedeck-te Karten) kann – wie in Abb. 3 dargestellt – dasInformationsangebot für die tiefergelegenenSchichten des Quartärs verbessert werden. Langfristig wird die Datenhaltung des LAGB dieanwendungsorientierte Auswertung mit Stan-dardwerkzeugen (GIS, Map-Server, Standard-Browser) ermöglichen. Weiterhin ist geplant, dieim Zuge der Trassenerkundung gewonnenen Er-kenntnisse in den entstehenden „DatenspeicherLockergebirge“ einzubinden. Dadurch werdenzukünftigen Investoren im Bereich der Trassen-führung verbesserte geologische Grunddatenbereitgestellt.

Schlussfolgerungen

In diesem Projekt wurde das geologische Know-how für die Aufbereitung und Vereinheitlichungunterschiedlich alter geologischer Karten erar-beitet und nachnutzungsfähig umgesetzt. Weiter-hin wurde ein bereits vorhandenes GIS-Arbeits-verfahren weiterentwickelt, so dass auch dietechnischen Vorraussetzungen für die Bear-beitung weiterer Großprojekte (Autobahn-, Stra-ßenbau, ökologische Großprojekte) mittels effek-tiver Arbeitswege geschaffen wurden. Die Datenhaltung und Visualisierung mittels Geo-informationssystem gestattet die Fortschreibungund Erweiterung des Projektes während nachfol-gender Planungen und Erkundungen der Trasse.Das digitale Projekt ist für die Zwecke zukünftigerRaumentwicklungsplanungen am Trassenverlauferweiterbar.

Literatur

BALASKE, P., KOGLIN, N. & WANSA, S. (2003): Dar-stellung der geologischen Oberflächenkarte imPlanungsbereich der A14 Neu (Anteil Sachsen-Anhalt).- unveröff. Ber., LAGB LSA, 9 S.; Halle.BALASKE, P. (2004, im Druck): Anpassung von ge-ologischen Karten an die ATKIS-Topographie.-Mittl. UFZ, 7 S.; Halle-Leipzig.KOGLIN, N. (2003): Praktikumsbericht – Erstellenblattschnittfreier Datenebenen aus den fünf seit1990 neu kartierten GK 25 im Raum Jessen mitArcInfo / ArcGIS.- unveröff. Ber., LAGB LSA, 16S.; Halle.PREUSS, H., VINKEN, R. & VOSS, H.-H. (1991): Sym-bolschlüssel Geologie.- 328 S.; Hannover.RADZINSKI, K.-H., BLUMENSTENGEL, H., EHLING, B.-C., KNOTH, W., KUNERT, R., WANSA, S. (1997):Fachinformationssystem Geologie im Bundes-land Sachsen-Anhalt – Schlüsselliste für dasDatenfeld Stratigraphie (STRAT).- Mitt. Geol.Sachsen-Anhalt, Beih.1: 3 – 44; Halle.

Anschrift des Autors:P. Balaske, Landesamt für Geologie und BergwesenSachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle

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im Untersuchungsgebiet nicht an der Oberflächean, sind aber in den Bachtälern unter jüngererBedeckung großflächig vorhanden. Auch dieSedimente der Weichsel-Kaltzeit, in der das Ge-biet nicht vergletschert war, finden sich haupt-sächlich in den Tälern bzw. Niederungen. Eshandelt sich um die Niederterrasse der größerenFlüsse bzw. um fluviatile Sande in den Niederun-gen von Tanger und Biese. Da die Niederter-rasse z. T. bereits warthezeitlich angelegt seinkann, wurde sie als qWA-qw eingetragen.Löss (hellgelb) kommt in größerer Mächtigkeitnur im Süden vor. Größere Dünen (gelb) undFlugdecksande finden sich überwiegend im Sü-den sowie im nördlichsten Bereich der Karte.

Die Bildung der Dünen und Flugsanddeckenreichte bis in das Holozän hinein. Im Holozän haben die Flüsse bei ÜberflutungenAuemergel, -lehm, -sand und -kies abgesetzt(hellgrün bis hellblau). Moore bildeten sich inBereichen mit hohem Grundwasserstand. Ge-ringmächtiger Torf und Torf mit stärkerem Anteilan klastischem Material wurde als Anmoorkartiert. In einigen kleineren Tälern sind Ab-schwemmmassen dargestellt worden. Es handeltsich um meist humoses Material, das vom Hangund den angrenzenden Hochflächen abgespültwurde. Anthropogene Aufschüttungen (u. a. dieKalihalden) sind die jüngsten Ablagerungen.

Abb. 2: GIS-Arbeitsverfahren im LAGB zur Erstellung digitaler geologischer Karten.

Abb. 3: Modell der anwendungsorientierten Auswertung geologischer Informationen.

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Der Minister für Wirtschaft und Arbeit Sachsen-Anhalts, Herr Dr. Horst Rehberger, hat am28.11.2004 im Landesamt für Geologie undBergwesen eine Erdbeben-Messstation in Be-trieb gesetzt, die auf der Neuenburg bei Freyburginstalliert ist.

Veranlassung

Zuverlässige Informationen über das seismischeGeschehen in der Erdkruste dienen der Sicher-heit der Bevölkerung. Dies ist nicht nur von Be-deutung für Gebiete mit hoher natürlicher Seis-mizität sondern gilt auch für hochindustrialisierteRegionen, in denen die Eintrittswahrscheinlich-keit von Schadensbeben zwar gering ist, in de-nen aber für technische Anlagen mit großem Ge-fährdungspotential ein hoher Sicherheitsstan-dard gefordert wird. Das Land Sachsen-Anhalt liegt nicht im Bereicheiner Kontinentalplattengrenze und gehört dem-zufolge nicht zu den Gebieten, die durch verhee-rende Erdbeben bekannt geworden sind. DieErdbebenkarte (Abb. 1) zeigt aber, dass vor allemim Südteil Sachsen-Anhalts und vereinzelt auchim Nordteil in der Vergangenheit immer wiederErdstöße aufgetreten sind, bei denen es auchzu Gebäudeschäden kam. Darüber hinaus wird in Gebieten mit entspre-chenden Voraussetzungen die natürliche seis-mische Gefährdung durch anthropogen indu-zierte seismische Ereignisse wie Gebirgsschlägeoder industrielle Sprengungen überlagert. AlsBeispiel sei der Gebirgsschlag von Teutschenthalam 11. September 1996 genannt, der im Ostfeldder aufgelassenen Kaligrube zu weiträumigenEinstürzen führte.

Standortsuche

Ein Standort für diese erste seismologische Sta-tion Sachsen-Anhalts wurde im Süden des Lan-des gesucht, um gemeinsam mit Sachsen undThüringen das sogenannte Mitteldeutsche Be-bengebiet mit Zentrum im Raum Gera-Altenburg-Zeitz zu überwachen. Dieses Bebengebiet kann

dem unmittelbar an der Südgrenze Sachsen-An-halts gelegenen Kreuzungspunkt der Störungs-zonen Leipzig-Regensburg und Gera-Jachymovzugeordnet werden (Abb. 2). Als ein Beispiel seidas mitteldeutsche Erdbeben vom 06. März 1872angeführt, dessen makroseismische Wirkungenvom Epizentrum bei Gera bis in den Raum süd-lich Magdeburg zu spüren waren. Im Verlauf dergenannten Störungszonen werden auch derzeitjährlich mehrere schwächere Erdstöße registriert. Die Standortsuche für eine seismologische Sta-tion ist recht schwierig, da einige Bedingungenerfüllt sein müssen: Zur optimalen Ankopplungan den Untergrund ist anstehendes Festgesteinnötig. Zur Vermeidung störender technischer Bo-denunruhe wäre ein abgelegener, ruhiger Stand-ort günstig. Allerdings werden für den laufendenBetrieb Strom- und Telefonanschluss gebraucht.Für Wartungsarbeiten muss der Standort für denBetreiber frei zugänglich, andererseits soll er aberauch sicher gegen Vandalismus sein.Mit solchen Vorgaben ausgestattet wurden be-reits im Jahre 2002 zusammen mit den Seis-mologen der Universität Leipzig verschiedenepotenzielle Standorte besichtigt. Bei der Voraus-wahl leistete das Kataster der nutzbaren künst-lichen Hohlräume, das bei der ehemaligen Ab-teilung Geologie beim Rat des Bezirkes Halleentstanden ist, wertvolle Dienste. An drei aus-gewählten Stellen, auf der Schönburg, im Felsen-keller bei Naumburg und auf der Neuenburg beiFreyburg wurde von der Universität Leipzig test-weise ein Seismometer installiert, das im Probe-betrieb jeweils einige Wochen lief. Im Ergebnisder Testmessungen (KORN 2002) wurde derStandort Neuenburg ausgewählt.

Einrichtung der Station

Die neu eingerichtete Station befindet sich imUntergeschoss eines Turmes der Neuenburg(Abb. 3). Sie ist mit einem breitbandigen (120 sbis 50 Hz) Seismometer vom Typ STS-2 der Fir-ma Streckeisen (Schweiz) ausgestattet. DasSeismometer ist über einen Betonsockel an denFelsuntergrund angekoppelt und wird durch eine

Inbetriebnahme einer seismologischen Station des LAGB

IVO RAPPSILBER

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Abb. 2: Seismizität Mitteldeutschlands (EpizentralintensitätIo >= IV-V) zusammengestellt nach LEYDECKER 2003; Imsüdlichen Anschluss an das Mitteldeutsche Bebengebiet(Raum Gera-Altenburg-Zeitz) kennzeichnet die starke Häu-fung von Ereignissen südlich von Plauen das Vogtländi-sche Schwarmbebengebiet.

Abb. 3: Seismometer „STS-2“ im Untergeschoss einesTurmes der Neuenburg.

Abb. 4: Aufzeichnung und Ortung eines schwächeren Erdbebens der Magnitude ML=1,5 mit Epizentrum nördlich Alten-burg (Bild: WENDT 2003).

Abschirmhaube vor geringsten Witterungsein-flüssen (Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit)geschützt. In einem Zwischenboden sind derDatenlogger (3-Kanal Digitiser der Firma Earth

Data Limted, Großbritannien) und die Rechen-technik untergebracht. Das Zeitsignal wird übereine GPS-Antenne unter dem Dachboden bereit-gestellt.

Messbetrieb

Die Station ist in ein Netz aus mehreren Statio-nen im gesamten mitteldeutschen Raum inte-griert. Hier bündeln die Länder Sachsen, Sach-sen-Anhalt und Thüringen gemeinsam mit denUniversitäten in Leipzig, Freiberg und Jena ihreAktivitäten zur Erdbebenüberwachung in einem„Seismologie-Verbund“. Die Daten werden über

Abb. 1: Karte der Erdbebenzentren in Deutschland für Erdbeben der Jahre 800-2003 (LEYDECKER 2003).

Tätigkeitsber.Geologie 03/04 05.12.2005 15:17 Uhr Seite 98

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101100

Seismische Tomographie des Quedlinburger Schlossbergs

Jürgen HECKNER, Ivo RAPPSILBER, Günter STROBEL, UWE LINDNER & THOMAS SCHICHT

Bedeutung des Schlossberges

Hinweise auf eine Befestigung auf dem Sand-steinfelsen stammen schon aus vorgeschicht-licher Zeit. Im 10. Jahrhundert wuchs die Bedeu-tung der „Quitilingaburg“ als Pfalz des KönigsHeinrich I. Sie wird deshalb mitunter auch als„Wiege des Deutschen Reiches“ bezeichnet. DieStiftskirche wurde ab 1070 anstelle eines durcheinen Brand zerstörten Vorgängerbaus errichtetund 1129 geweiht. Über lange Zeit war die Burgsowohl ein weltliches Herrschaftszentrum alsauch ein eigener geistlicher Bezirk. Schlossbergund Stiftskirche St. Servatius wurden 1994 zu-sammen mit der Altstadt von Quedlinburg vonder UNESCO in die Liste des Kultur- und Welt-erbes der Menschheit aufgenommen (Abb.1).

Geologische Situation

Das Harz-Vorland (Subherzyn-Scholle) wirddurch langgestreckte, NW-SE-verlaufende Salz-strukturen in Sättel und Mulden gegliedert. Derca. 25 km lange Quedlinburger Sattel trennt Hal-berstädter und Blankenburger Mulde. An denSattelflanken umsäumen Kreidesandsteine alsHöhenrücken diese Struktur. Der QuedlinburgerSchlossberg befindet sich an der SW-Flanke desQuedlinburger Sattels. Die Schichten fallen mitetwa 30° nach SW ein.Der Felsen, auf dem der Gebäudekomplex ange-siedelt ist, erhebt sich ca. 20 m aus seinem Um-land (Abb. 2). Die quarzreichen Sandsteine im

Bereich des Schlossberges sind enggestuft fein-bis mittelkörnig und stellenweise mit konglome-ratischen Bildungen verzahnt. In den tieferen Ab-schnitten sind vereinzelt dünne Tonlagen einge-schaltet. Die Ablagerungen, die ins Neokom (Un-terkreide, ca. 125 Mio. Jahren) eingestuft werden,repräsentieren wechselnd terrestrische undflachmarine Bildungen eines Küstenbereiches.Die Kornbindung ist nur sehr schwach und be-steht aus Kieselsäure und Brauneisen. PRESCHER

(1955), der das Gestein daher als „wenig ver-festigten Sand“ bezeichnete, dokumentierte dasPorenvolumen an mehreren Proben mit Wertenvon 30 – 60 %.

Bauschäden und Untersuchungsgeschichte

Die Stiftskirche St. Servatius und weitere Bau-werke auf dem Schlossberg sind bis in dieGegenwart immer wieder von Bauschäden be-troffen. Einen Überblick über die erfolgten Aus-besserungsarbeiten an der Südwand gab PRE-SCHER (1955). Danach lassen sich größereReparaturen bis 1405 zurückverfolgen. Für 1571ist der Einsturz der Mauer dokumentiert. Auf-grund der komplizierten Untergrundverhältnissewar auf den Bau eines Südturms zunächst ver-zichtet worden. Dieser wurde zwischen 1862 und1882 nachträglich errichtet. Er wies aber bereits1913 Schäden auf, die schließlich 1934 zum Um-bau von Südturm und Südwand führten. Weitere20 Jahre später waren schon wieder starke Zer-störungen zu verzeichnen, die Anlass für geowis-senschaftliche Untersuchungsarbeiten gaben.Nach Ausbesserungsarbeiten in den 1990erJahren traten seit Frühjahr 2002 wieder verstärktProbleme mit Verformungen und abgestürztemMauerwerk auf.An Versuchen für plausible Erklärungen hierfürhat es nicht gefehlt. Ein Aspekt war dabei vorallem der geologische Untergrund. Entsprechendden in der Vergangenheit immer wieder aufge-tretenen Bauschäden ist auch die Reihe der geo-wissenschaftlichen Untersuchungen am Schloss-berg lang. Hier soll nur kurz auf diejenigen einge-gangen werden, die das Engagement der staat-lichen Geologie belegen.

Abb. 1: Schlossberg Quedlinburg, Aufnahme vom Münzenberg (NW) Quelle: Internetseiten der RegionBraunschweig-Ostfalen).

Telefonleitungen von den Stationen abgefragtund stehen zur Ortung und zur weiteren Auswer-tung zur Verfügung. Bereits kurz nach der Aufnahme des Messbe-triebes wurde am 26.7.2003 ein schwächeresErdbeben der Magnitude ML=1,5 aufgezeich-net. Das Epizentrum lag nördlich Altenburg.Abb. 4 zeigt die Bedeutung der neuen Stationfür die Ortungsgenauigkeit von Beben in diesemRaum.Die detaillierte wissenschaftliche Erfassung aller,auch der nicht spürbaren, seismischen Ereig-nisse ist die Grundlage für die Erarbeitung vonErdbebengefährdungskarten. Nutzer von Infor-mationen zum seismischen Geschehen sindneben der Bevölkerung auch Katastrophen-dienste, Versicherungen, Betreiber von technis-chen Großanlagen sowie Architekten und Bau-ingenieure.

Literatur

KORN, M. (2002): Bericht zu den Ergebnissen vonTestmessungen zur Standortfestlegung einerseismologischen Station in Sachsen-Anhalt.- un-veröff. Bericht, 23 S., Inst. Geophysik und Geolo-gie, Univ. Leipzig; Leipzig.LEYDECKER, G. (2003): Erdbebenkatalog für dieBundesrepublik Deutschland mit Randgebietenfür die Jahre 800 – 2003.– Internet: http://www.bgr.de/quakecat/index.html.

Anschrift des Autors:I. Rappsilber, Landesamt für Geologie und BergwesenSachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle

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Die Anordnung von Transmittern und Receivernerfolgt so, dass der zu erkundende Bereich gutdurch eine Vielzahl von Strahlenwegen abge-deckt ist. Abb. 3 zeigt beispielhaft die Mess-anordnung der untersten Tomographieebene amSchlossberg Quedlinburg, die durch die um-laufenden Straßenzüge aufgespannt wird. DieAnregungspunkte umschlossen im N halbkreis-förmig den Berg (Lange Gasse, Schlossberg) im5-m-Abstand. Die Registrierungspunkte lagenebenfalls im 5-m-Abstand an der Südflanke desSchlossberges (Mühlenstraße, Wassertorstraße).Von jedem einzelnen Anregungspunkt liefen dieWellen zu jeweils allen Empfängern. In Abb. 3sind exemplarisch 3 Strahlenbündel eingetra-gen.Mit einer seismischen Messapparatur werdendie an den Empfängern ankommenden Wellenaufgezeichnet. Aus den Seismogrammen lassensich durch Picken der Ersteinsätze die Lauf-zeiten ablesen. Dies geschieht für alle Strahlen-wege. Im gezeigten Beispiel der untersten Tomo-graphieebene am Quedlinburger Schlossbergbetrifft das die Wege von 64 Anregungspunkten

zu jeweils 48 Geophonen, also 3073 Einzel-messungen.Die Art der weiteren Datenbearbeitung war na-mengebend für das Verfahren der Tomographie,das aus dem medizinischen Bereich entlehnt ist.Aufgabe ist es, die Verteilung der Geschwindig-keiten zu rekonstruieren. Hierzu wird zunächstein Ausgangsmodell erzeugt, um dessen berech-nete Werte mit den gemessenen Werten zu ver-gleichen. Iterativ wird das Modell soweit geän-dert, bis die für das Modell berechnete Ge-schwindigkeitsverteilung an die gemessene an-gepasst ist.

Durchführung der Messungen

Über die in Abb. 3 dokumentierte unterste hori-zontale Tomographieebene hinaus sollte mitweiteren, höher gelegenen Tomographieebenenversucht werden, näher an den Gründungs-bereich des Gebäudekomplexes heranzureichenund räumliche Aussagen zu erzielen. Eine Vor-stellung von der Verteilung der Anregungs- undRegistrierungspunkte im Schlossbergareal ver-

Abb. 3: Messprinzip der Tomographie am Beispiel Schlossberg Quedlinburg – ausgewählte Strahlenwege(Punkt: Anregungspunkt, Dreieck: Geophon).

Die am Südturm der Stiftskirche eingetretenenSchäden waren Anfang des 20. JahrhundertsAnlass für eine geologische Spezialuntersuchungder Preußischen Königlichen Geologischen Lan-desanstalt (BÄRTLING 1913). Dieses Gutachtenkann als erste geowissenschaftlich fundierte Ar-beit zum Schlossberg bezeichnet werden. Er-wähnenswert sind auf einzelne kurze Profile be-grenzte geophysikalische Untersuchungen mitRefraktionsseismik in den 50er Jahren zur Be-stimmung der Mächtigkeit der Auffülle bzw. zurGründung der Bauwerke im Sandstein. DieseMessungen wurden durch die BergakademieFreiberg im Zusammenhang mit Schlauch-waagemessungen ausgeführt (MILITZER 1958).Die Schlauchwaagemessungen dienten zur Fest-stellung vertikaler Bewegungen der Stiftskircheund begannen mit einer ersten Etappe 1955/59.Eine Wiederholung fand 1989 auf Anregung derdamaligen Bezirksstelle für Geologie statt (LICHTE

1989). In den 1990er Jahren erfolgte durch dasGeologische Landesamt Sachsen-Anhalt einestereophotogrammetrische Aufnahme der süd-lichen Stützmauer zur Lokalisierung von Defor-

mationsprozessen (RUHS & RAPPSILBER 1993). Dieseismische Tomograpie, die Gegenstand dieserArbeit ist, wurde 2004 auf Anregung und im Auf-trag des Landesamtes für Geologie und Bergwe-sen gemessen (LINDNER 2004).Darüber hinaus gab es gerade in den 1990erJahren eine ganze Reihe von geotechnischenUntersuchungen. Diese lieferten immer wiederpunktuelle Befunde zum Baugrund, ein räum-liches Modell der Gesteinsbeschaffenheit desFelskomplexes war jedoch bisher nicht verfüg-bar.

Messverfahren

Es bestand das Ziel, flächenhafte bzw. räum-liche Aussagen zum inneren Aufbau des Schloss-berges zu gewinnen. Geophysikalische Verfahrenbieten sich prinzipiell in solchen Fällen an, dasie flächendeckend und vor allem zerstörungsfreiarbeiten. Die topographische Situation amSchlossberg erforderte jedoch besondere Über-legungen bei der Anlage der Messungen. Auf-grund der Bebauung und der steilen Flankenschieden die klassischen Oberflächenverfahrenaus. Die steilen Flanken prädestinieren tomo-graphische Methoden. Insbesondere versprachdie für vielfältige Problemstellungen in Geologie,Bergbau und Bauwesen erprobte Methode derseismischen Durchschallung Erfolg. In der kon-kreten Situation am Schlossberg musste beson-deres Augenmerk auf die Anregung der Wellengelegt werden. Bei der Durchschallung von Pfei-lern im Bergbau oder bei Mauerwerksuntersu-chungen kommen seismische Wellen im Ultra-schallbereich mit nur sehr begrenzter Reichweitezum Einsatz. Größere Distanzen werden z. B.bei tomographischen Messungen zwischen Boh-rungen oder zwischen Bergbaustrecken durch-strahlt. Ob die dabei üblicherweise verwendetenseismischen Quellen (Hammerschlag, Air Gun)eine für die Dimensionen des Schlossberges (ca.250 m * 100 m) ausreichende Eindringtiefe erzie-len würden, war fraglich. Deshalb kam ein Fall-gewicht zum Einsatz (Abb. 2).Die seismische Tomographie basiert auf der Aus-breitung elastischer Wellen. Die Wellen werdendurch einen Transmitter angeregt. Die elastischenWellen durchlaufen das Gebirge und werden anverschiedenen Stellen durch Receiver aufgenom-men. Die Messgrößen sind Laufzeit und Ampli-tude der seismischen Wellen.

Abb. 2: Sandsteinfelsen am Fuße des Schlossberges mitseismischem Fallgewicht im Einsatz.

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Abb. 5: Räumliche Darstellung der tomographisch untersuchten Ebenen am Schlossberg

(gleicher Bildausschnitt wie Abb. 4).

blau gekennzeichnet, sind eigentlich ein Hinweisauf Lockergesteine. Dementsprechend fort-geschritten dürfte hier der Verwitterungszustandder Gesteine sein. Die niedrigsten Werte liegensogar bei nur 400 m/s. Das sind charakteristischeWerte für lockere Auffülle. Die hier genanntenZahlenwerte können aber nur als erste Anhalts-punkte verstanden werden. Man kann davonausgehen, dass die Geschwindigkeitsgrenzenentsprechend dem Verwitterungszustand flie-ßend ausgeprägt sind. Eine genaue Zuordnungmuss nachfolgenden geotechnischen Unter-suchungsarbeiten vorbehalten bleiben.Im Ergebnis der tomographischen 3D-Berech-nung aller vermessenen Ebenen liegt ein dreidi-mensionaler Datensatz vor. Er deckt fast dengesamten Körper des Schlossbergs vom Höhen-niveau der umlaufenden Straßen (durchschnitt-lich 125 m NN) bis auf das Plateau (max. 152 mNN) ab. Abb. 7 vermittelt einen Eindruck davon,wie die Schnittserie das Volumen des Bergkör-pers abdeckt.Insgesamt vermittelt Abb. 7 das Bild einer Zonehoher Geschwindigkeiten im Kern des Berges.Zu den Rändern aber auch nach oben hin neh-men die Geschwindigkeiten ab. Die beiden ober-sten Höhenniveaus erreichen bereits den Grün-dungsbereich der Bauwerke. Die dort lokalgemessenen hohen Geschwindigkeiten konzen-

trieren sich unmittelbar auf die Gebäudearealeund dürften demzufolge auf die relativ festenFundamente zurückzuführen sein.

Ausblick

Im Ergebnis der seismischen Tomographie liegtzunächst ein Datensatz der räumlichen Ge-schwindigkeitsverteilung vor. Es ist angedacht,zumindest in Teilbereichen, eine geoelektrischeTomographie anzuschließen. In der Geophysik isteine Methodenkombination prinzipiell vorteilhaft.Nachdem mit der seismischen Methode elasti-sche Parameter gewonnen wurden, soll nun mitdem geoelektrischen Widerstand ein zweiter, un-abhängiger Parameter aufgenommen werden.Bisher wurden anhand dieser geophysikalischenDaten keine Aussagen zu den Baugrundverhält-nissen bzw. zur Standsicherheit getroffen. Ausder Erfahrung ist bekannt, dass sich die gewon-nenen physikalischen Parameter auf geotech-nische Parameter beziehen. Aufbauend auf dervorliegenden großen Anzahl von Baugrundgut-achten zum Schlossberg sollte es in einer wei-teren Phase gemeinsamer Arbeit von Geotech-nikern und Geophysikern möglich sein, die punk-tuell gewonnenen geotechnischen Daten mitdem flächendeckenden geophysikalischen Da-tensatz zu verschneiden. Damit könnte es erst-

mittelt Abb. 4. Die Punktabstände lagen jeweilsbei 5 m. Die zweite Messebene spannte sichschräg zwischen Anregungspunkten am Fuß derSüdflanke des Schlossberges (48 Punkte) undeiner in Längsrichtung auf dem Schlosshof ver-legten Geophonauslage (24 Punkte) auf. DieseGeophonauslage wurde im Anschluss für dieVermessung der dritten Tomographieebene ver-wendet. Dazu lagen 39 Anregungspunkte amFuß der Nordflanke. Für zwei weitere Mess-ebenen dienten 15 Punkte auf dem Schlossbergder Anregung. Bei Ebene 4 lagen 19 Geophoneunmittelbar am Fuß des nordöstlichen Mauer-abschnitts, während für die 5. Tomographie-ebene 21 Geophone unmittelbar am Fuße derGebäude an der W- und der SW-Seite positio-niert waren. Mit den genannten weiteren Mess-abschnitten wurde innerhalb des Schlossbergesein ausreichend dichtes Netz von insgesamt5 Tomographieebenen aufgespannt (Abb. 5). Ins-gesamt ergaben sich aus der Aufstellungs-geometrie 5760 Strahlenwege. Diese hohe Da-tendichte ermöglichte sogar im weiteren Verlaufeine dreidimensionale Auswertung.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Auswertung der unterstenTomographieebene (im Bereich der am Fuße desSchlossbergs zwischen den umlaufenden Stra-ßenzügen aufgespannt) zeigt ein auffällig zonaldifferenziertes seismisches Geschwindigkeits-bild (Abb. 6). Eine Zone hoher Geschwindigkeit-en zieht sich als relativ schmaler Streifen leichtbogenförmig in Längsrichtung durch denSchlossberg. Diese Zone hat eine Breite vonweniger als 50 m. An den Flanken wurden dage-gen sehr niedrige Geschwindigkeiten aufgenom-men. Insbesondere ist im Norden des Schloss-berges ein breiter Abschnitt durch niedrige Ge-schwindigkeitswerte gekennzeichnet.Aus der Erfahrung ist bekannt, dass Geschwin-digkeiten oberhalb 2000 m/s relativ kompakteFestgesteine charakterisieren. Das betrifft inAbb. 6 den Bereich gelber und roter Farbtöne.Der durch grüne und hellblaue Farbgebungmarkierte Geschwindigkeitsbereich von 1000 bis2000 m/s deutet auf abgestuft verwittertes Fels-gestein. Geschwindigkeiten unter 1000 m/s,

Abb. 4: Räumliche schematische Darstellung des Schlossberges (Blick von W) mit Eintragung von Anregungspunkten (rot) und Geophonpunkten (blau).

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Abb. 7: Die Serie horizontaler Geschwindigkeitsschnitte repräsentiert den 3D-Datensatz.

Berg, angewandt werden kann. Die hier getesteteMethodik kann damit auch auf andere, vergleich-bare Fragestellungen übertragen werden.

Literatur

BÄRTLING (1913): Gutachten über die Ergebnisseder geologischen Untersuchungen am Quedlin-burger Schlossberg.– unveröff. Bericht, 9 S.,Preuß. Geol. Landesanst.; Berlin.LICHTE, P. (1989): Technischer Bericht, Quedlin-burg Burgberg ´89.– unveröff. Bericht, 5 S., VEBGeophysik; Leipzig.LINDNER, U. (2004): Geophysikalische Erkundungdes Burgberges in Quedlinburg, Gesamtbericht„Seismische Tomographie“.– uveröff. Bericht, 24S., K-UTEC GmbH; Sondershausen.MILITZER, H. (1958): Ein Beitrag zur Kennwertbe-stimmung von Erdstoffen in natürlicher Lagerung

mit Hilfe geophysikalischer Methoden unter Ein-satz von Hammerschlag-Reflexionsseismik undder Schlauchwaage.– Freiberger Forschh., C 42:57 – 79; Berlin.PRESCHER (1955): Geologische Untersuchungenan der Stiftskirche zu Quedlinburg.– unveröff.Bericht, 17 S.; Archivunterlage des Landesamtesfür Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt.RUHS, W. & RAPPSILBER, I. (1993): Stereopho-togrammetrische Bestandsaufnahme Schloss-berg Quedlinburg-südliche Stützmauer.– un-veröff. Bericht, 6 S., Geologisches LandesamtSachsen-Anhalt; Halle.

Anschriften der Autoren: J. Heckner, I. Rappsilber & G. Strobel, Landesamt für Geo-logie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34,06118 HalleU. Lindner & T. Schicht, Kali-Umwelttechnik GmbH. AmPetersenschacht 7, 99706 Sondershausen

mals gelingen, ein ganzheitliches 3-dimensio-nales Modell vom Festigkeitszustand des Fels-körpers abzuleiten. Dann könnte die Interpre-tation der Tomografie-Befunde erstmals auchden unmittelbaren Baugrundbereich der Bau-werke erfassen und wesentliche Merkmale seiner

Beschaffenheit räumlich erschließen. Den Kon-zepten künftiger Sicherungs- und Erhaltungs-maßnahmen wird dies dienlich sein. Die Ergebnisse zeigen, dass die Methode derseismischen Tomographie durchaus auch erfolg-reich auf größere Objekte, wie einen ganzen

Abb. 6: Verteilung der Wellengeschwindigkeiten, unterste Tomographieebene am Fuße des Schlossberges.

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