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1 1/2007 ISSN 0931-4458 Bücherei@Kultur@Kirche Bekenntnis und Standort Liebe, Leid und Ritterspiele Historische Romane Verleih doch mehr! Interessenkreisaufkleber Lachen ist die beste Medizin Literatur-Praxis 1/2007 Biblio Theke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

2007-01_BiblioTheke

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11/2007

ISSN 0931-4458

Bücherei@Kultur@KircheBekenntnis und Standort

Liebe, Leid und RitterspieleHistorische Romane

Verleih doch mehr!InteressenkreisaufkleberLachen ist die beste MedizinLiteratur-Praxis

1/2007

BiblioTheke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

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Editorial

Bücherei@Kultur@Kirche Rolf Pitsch

Buchstaben über der Stadt Peter Baiser-Kreiner

Das besondere Buch: Als wir träumten Horst Patenge

Stöpsel im Ohr Ulrich Greiner

Liebe, Leid und Ritterspiele Brigitte Preissler

Lesen lernen Bischof Wolfgang Huber

Gewalt in Krimis Beate Mainka

Literarische Sommerwoche Ulla Mayer

Interessenkreisaufkleber: Verleih doch mehr! Hubert Vitt-Wagener

Bibfit: Leseförderung von Bücherei+Kindergarten Willi Weiers

Initiative Schau hin! Thomas Köhler

KÖBs finde ich ... Jakob Johannes Koch

Praxisberichte

- Aktion Menschenbilder (KÖB St. Clemens)

- Sponsoren-Aktion Michelstadt (KÖB St. Sebastian)

- Erfahrungen mit Werbemitteln (KÖB St. Dionysius)

- Werbemittel zur Einschulung (KÖB St. Nikolaus)

- Jahresbericht als Beispiel (KÖB St. Gertrud)

Religiöse Bücher der Monate November bis Januar

Literatur-Praxis: Lachen ist die beste Medizin Dr. Elke Husung

Internet-Tipp/Impressum/Ansprechpartner im bv.

Adressen der diözesanen Büchereifachstellen

Gästebuch Weihbischof Franz Grave

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Inhalt 1/2007

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31/2007 Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Katholische öffentliche Büchereien haben sich in vergangenen 50 Jah-ren stark verändert. Für diesen Zeit-raum können wir mit dieser Zeit-schrift und ihrer Vorgängerin „Un-sere Sammlung“ auf eine viertel-jährlich erscheinende Publikation für Büchereimitarbeiterinnen und –mitarbeiter zurückschauen. Die Fachkonferenz des Borromäusver-eins als Herausgeberin dieser Zeit-schrift will den Veränderungen in der Büchereiarbeit und ihrem Stel-lenwert im Netzwerk Gemeinde durch eine neues Gewand Aus-druck geben.Es ist der fünfte einschneidende Wechsel im Format, in der Farbig-keit, im Layout, beim Titel und der Redaktion. Alles begann als Zeit-schrift für die Mitarbeiter im Erz-bistum Köln, eine Ausdehnung auf das Bistum Essen erfolgte kurz dar-auf, es folgten alle Büchereien in Nordrhein-Westfalen und dann schlossen sich alle Mitgliedsdiöze-sen des Borromäusvereins an. Die redaktionelle Verantwortung lag viele Jahrzehnte in der Fachstelle Köln bei Prälat Johannes Hütten-bügel und Dr. Siegmund Schramm. Ihnen für die Durchhaltekraft und die Etablierung einer Zeitschrift, die heute für die Verantwortlichen in den Fachstellen unverzichtbar ist, herzlichen Dank. Seit 1996 liegt die redaktionelle Verantwortung bei Mitarbeitern des bv.Vielleicht freuen und wundern Sie sich über die Farbigkeit: Wir nut-zen die modernen Druckmöglich-keiten, um die Lesbarkeit und so-mit die Freude am Lesen zu erhö-

hen. Dazu dient neben den Bil-dern, den unterschiedlichen Spal-tenbreiten auch die Auflösung ei-ner bisher recht starren Heftauftei-lung. Kürzere Beiträge und Infor-mationen finden Sie verstreut im ganzen Heft oder auch einmal auf einer Seite zwischen zwei längeren Beiträgen platziert – zum Aufat-men zwischen der Fachlektüre. Ganz wichtig sind uns weiterhin die Praxisberichte, die wir durch das gelbe Büchereischild optisch erkennbarer präsentieren. Herzli-che Einladung an alle Büchereien sich mit eigenen Erfahrungen und Ideen zu beteiligen.BiblioTheke – was wir uns dabei gedacht haben? Titelsuche ist ein mühsames Geschäft. Es soll klar und griffig, nicht zu trocken, aber eindeutig sein und der Inhalt der Zeitschrift soll sich im Titel auch noch wiederfinden. Die leichte Verfremdung des Begriffs Biblio-thek macht das Konzept von Bü-chereiarbeit deutlich: Es geht um die Biblio-theksarbeit und diese findet in einem nach innen und außen kommunikativen Rahmen statt. Gerade auch an der Ge-sprächs-Theke in der Bücherei. Wir freuen uns über ein reges Interesse an Ihrer BiblioTheke.

Mit guten GrüßenIhr

Rolf Pitsch

1956

1967

1987

1998

Editorial

Bücherei@Kultur@Kirche Rolf Pitsch

Buchstaben über der Stadt Peter Baiser-Kreiner

Das besondere Buch: Als wir träumten Horst Patenge

Stöpsel im Ohr Ulrich Greiner

Liebe, Leid und Ritterspiele Brigitte Preissler

Lesen lernen Bischof Wolfgang Huber

Gewalt in Krimis Beate Mainka

Literarische Sommerwoche Ulla Mayer

Interessenkreisaufkleber: Verleih doch mehr! Hubert Vitt-Wagener

Bibfit: Leseförderung von Bücherei+Kindergarten Willi Weiers

Initiative Schau hin! Thomas Köhler

KÖBs finde ich ... Jakob Johannes Koch

Praxisberichte

- Aktion Menschenbilder (KÖB St. Clemens)

- Sponsoren-Aktion Michelstadt (KÖB St. Sebastian)

- Erfahrungen mit Werbemitteln (KÖB St. Dionysius)

- Werbemittel zur Einschulung (KÖB St. Nikolaus)

- Jahresbericht als Beispiel (KÖB St. Gertrud)

Religiöse Bücher der Monate November bis Januar

Literatur-Praxis: Lachen ist die beste Medizin Dr. Elke Husung

Internet-Tipp/Impressum/Ansprechpartner im bv.

Adressen der diözesanen Büchereifachstellen

Gästebuch Weihbischof Franz Grave

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Von Rolf Pitsch

Vor den versammelten deutschen Bischöfen skizzierte, im Rahmen eines Studientages „Kirche und Kultur“, in einem bemerkenswerten Referat der Würzburger Bischof Fried-helm Hofmann das kirchliche Kulturengagement im Kon-text der drei kirchlichen Grundvollzüge.

Für den Bereich der Diakonie reklamierte Hofmann in Anlehnung an den Text des II. Vatikanischen Konzils „Gaudium et spes“ das ‚Recht auf Kultur’. Er erinnerte daran, dass sich die Kirche in ihrem Dienst für die Menschen um eine Ausweitung der Beteiligungsmög-lichkeit an der Kultur einsetzen müsse. Denn kulturel-le Teilnahmemöglichkeiten führten zu „nachhaltiger sozialer Gerechtigkeit und Integration“. Die Kirche in Deutschland habe, so Hofmann, die Aufforderung des Konzils konsequent in die Tat umgesetzt und hält fest: „Die Arbeit der katholischen Büchereien, der Erwach-senenbildungseinrichtungen, der vielfältigen kulturel-len Veranstaltungen ist unspektakuläre, pragmatische Kultur-Diakonie, die aber dankbar von der Öffentlich-keit wahrgenommen wird. (...) Dies ist nur aufgrund des hohen ehrenamtlichen Engagements möglich. Der hohe ehrenamtliche Anteil macht es übrigens auch möglich, die Teilnehmerbeiträge unserer kirchlichen

Kulturangebote um ein vielfaches günstiger zu halten als im säkularen Bereich.“

Sehen – Urteilen – Handeln

Solche Aussagen sind weder alltäglich noch selbstver-ständlich. Und die katholische Büchereiarbeit kann für diese Klarstellung dankbar sein. Dies umso mehr, als dieser Studientag Kultur, der durch Fachstellen und Borromäusverein intensiv durch rechtzeitige Informa-tionen an die Verantwortlichen vorbereitet wurde, in die aktuelle Debatte in Kirche und Gesellschaft passt. Es ist der bekannte und bewährte Dreischritt „Sehen-Urteilen-Handeln“, mit dem die Kulturlandschaft der-zeit in Kirche und Gesellschaft vermessen wird. Dabei kann es schon jetzt als Erfolg gewertet werden, dass an vielen Ecken und Enden in der ersten Phase angepackt und das Staffelholz immer wieder an und von neuen Mitspielern im politischen Themensetzungsprozess übergeben und aufgegriffen wurde. Im Umfeld der Frankfurter Buchmesse Anfang Oktober 2006 waren ne-ben einer erkennbaren Beruhigung der Buchbranche die deutliche Herausarbeitung einiger strategischer Zu-kunftsmärkte u.a. in den Bereichen Hörbuch, Digitali-sierung von Medieninhalten und Vermarktungsstrate-

Bücherei@Kultur@Kirche Klares Bekenntnis und neue Standortbestimmungen

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gien, Betonung der Rechte der Urheber und Vernetzung der stationären Verkaufs- und Vertriebswege unüber-sehbar. Die Entwicklungen der nächsten Monate und Jahre sind damit vorgezeichnet. Und wenn daneben die Feierstunde zur Verleihung des Friedenspreises des deut-schen Buchhandels an den Soziologen Wolf Lepenies zu einer Demonstration für die Erforschung von Frie-denspfaden zwischen den Weltreligionen, für den Wert wissenschaftlicher Forschung sowie gegen die Entlas-sung der Universitäten in die Verwaltung des Mangels gelang, sind dies Zeichen für den Abschluss der Besich-tigungsphase und für den offenen Disput über die Beur-teilung der Lage der nationalen Kulturpolitik.

Lobbyarbeit für Bibliotheken

Was ist in dieser ersten Phase geschehen: Nach Jahren der Privatisierung, fortschreitenden Globalisierung und Kürzungen im Kulturbereich war vielleicht die „Ruckrede“ von Bundespräsident Herzog vom 13.4.1999 in der Bonner Beethovenhalle ein Beginn des Aufwachens. Es bedurfte zusätzlich der Beschä-mung durch die Ergebnisse der PISA-Studien. Nicht dass die Befunde neu gewesen und die auf dem Tisch liegenden Handlungsansätze rasch realisiert worden wären, die Daten bestärkten unterschiedliche Akteure, sich mit einer nüchternen Besichtigung der Lage in-tensiv zu beschäftigen und diesen Vorgang nicht im Verborgenen, sondern auf den öffentlichen Spielfel-dern einer demokratischen Gesellschaft zu absolvie-ren. Hier wirkten die Aktivitäten u.a. des Deutschen Kulturrates mit seiner intensiven politischen Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, der Bertelsmann Stiftung mit ihrer nachhaltigen Unterstützung innovativer Projekte wie „Bibliothek 2007“ oder der Stiftung Lesen mit ihren leisen und lauten Kampagnen wie dem Pro-jekt Vorlesepaten oder dem Nationalen Vorlesetag „Große für Kleine“.

Kulturenquete des Bundestages

Im politischen Raum bewirkten die Beschreibungen von Defiziten, Handlungsbedarfen und schlechte Plat-zierungen in internationalen Rankings die Einsetzung einer Enquetekommission des 15. Deutschen Bundes-tages und deren Fortführung im aktuell legitimierten Parlament. Inzwischen liegen viele Daten und Er-kenntnissen vor, die in der Bewertungsphase zu klaren Optionen umzusetzen sind. Für die mögliche Realisie-

rung von Ergebnissen im Kulturbereich kann die Berei-nigung der Zuständigkeiten von Ländern und Bund durch die Förderalismusreform eine erste ernsthafte und nachhaltige Bewährungsprobe sein. Denn der hoffnungsvolle Blick auf diese langfristigen Meinungs-bildungsprozesse darf nicht still und leise an den er-nüchternden Fakten vorbei gehen, die während vieler Sonntagsreden und beginnenden Beratungen bereits geschaffen wurden.

Studientag der deutschen Bischöfe

Die im Zuge der Arbeit der Enquetekommission ange-regte – noch unveröffentlichte – Untersuchung über das kulturelle Engagement der Kirchen ist sicher nicht ganz unschuldig für den Ende September durchgeführ-ten Studientag Kultur der Deutschen Bischofskonfe-renz. Die rasch und umfassend dokumentierten Unter-lagen und Vorträge dieser Tagesveranstaltung (siehe: www.dbk.de/aktuell/index.html) aller deutschen Bi-schöfe zeigen einen fundierten Blick auf die unter-schiedlichen Engagementfelder. Hier bringt sich die katholische Kirche entsprechend ihrer Sendung weit über den Binnenbereich hinaus in das gesellschaftliche Leben mit eigenen profilierten Angeboten ein. Die Un-terlagen lassen Akzente für einen zukunftsgerichteten Blick auf das umfangreiche Leistungspaket Ehrenamt-licher und Hauptamtlicher in den verschiedensten Sparten erkennen. In der sich nun anschließenden De-batte zur Beurteilung des Gesehenen ist der Erhalt der Deutungshoheit relevant: Was ist beabsichtigt und was ist nun konkret zu tun? Es nutzt für das weitere Enga-gement wenig, wenn auf richtige Bestandsaufnahmen verwiesen werden kann. Das als bewährt Erkannte soll-

Bücherei@Kultur@Kirche

Anhörung der Kulturenquete des Deutschen Bundestages zum Thema Bibliothek am 14. März 2005 in Berlin.

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te sich in den Zukunftsoptionen auch entsprechend niederschlagen. Für das katholische Büchereiengage-ment bieten sich zur Formulierung von klaren Hand-lungsoptionen einige Orientierungspunkte an:

Konsequenzen für die Praxis

Die Erfahrungen in der Praxis, gestützt durch zahlrei-che wissenschaftliche Untersuchungen sensibilisieren für den Blick auf die Unterschiedlichkeit Einzelner. Medienangebote von Verlagen, Buchhandlungen oder Büchereien müssen sich den Vorlieben und Interessen unterschiedlicher Menschen stellen. Es gilt, auf er-kennbare und versteckte Fragen der Menschen Ant-worten so zu formulieren, optisch zu gestalten und an unterschiedlichen Orten anzubieten, dass die Produk-te angenommen werden wollen. Eine wichtige Vor-aussetzung dafür ist die Verortung von Medienange-boten an den Lebenszentren der Menschen. Dies kann für ‚just in time’ Kommunizierende die Information per Internet, Handy oder Blackberry sein. Für andere ist es das in Papierform zugestellte Prospektangebot von Medien, die stationäre Buchhandlung in Groß-städten oder in der Nähe von Klöstern. Was in einer Zeit sinnstiftender Antwortsuche an kleinen Medien-verkaufsorten in Pfarrgemeinden, ihren Kindergärten, an den Schriftenständen der Kirchen und in den rund 5.000 Katholischen öffentlichen Büchereien gesche-hen kann ist neu auszuloten. Und dies muss getreu dem Motiv „Verstehst du auch, was du liest?“ (Apg 8, 26-39) in besonderer Weise mit Blick auf Benachteilig-te geschehen. Kirchliches Medienschaffen hat sich ne-ben dem Informations- und Unterhaltungsaspekt be-sonders mit dem Bildungsangebot für diejenigen aus-gezeichnet, denen Zugänge zu Medien – mangels Lese-fähigkeit und finanzieller Mittel – verwehrt waren.

Mitarbeiter und Inhalte im Blickfeld

Bei all diesen Aufgaben gilt ein besonderes Augenmerk der Sorge für die Leistungsträger, die ehrenamtlich und/oder hauptamtlich als Ansprechpartner für die Menschen da sind. Sie haben sich aus uneigennützi-gen Gründen für die Arbeit mit einem profilierten Me-dienangebot entschieden. Sie tragen in einem vorpas-toralen Raum, auch an den Schwellen und Rändern der Gemeinden Mitverantwortung für eine Ansprache der Menschen. Sie bieten sich mit einer auf der Ortse-bene oft bekannten Identität als Gesprächspartner an.

Die Zeitschrift „Anzei-ger für die Seelsorge“ (Herder Verlag, Frei-burg) widmete die Aus-gabe 11/2006 der ka-tholischen Büchreiar-beit. Artikel zu Stellen-wert und Aufgabenfeld der katholischen Bü-chereiarbeit trugen bei: Horst Patenge (Mainz), Lothar Ganter (Frei-

burg), Dr. Peter Hoffmann (Essen) und Rolf Pitsch (Bonn). Die Beiträge lagen auch den Teilnehmern des Studientages „Kultur“ der Deutschen Bischofs-konferenz vor.

Diesen Personen gilt die konkrete Zuwendung durch klare Beauftragung und Dank, durch Aufwendungser-stattungen, Aus- und Fortbildungsangeboten und geistlicher Begleitung. Grundlage für das kirchliche Engagement im kulturellen Raum ist die kontinuierli-che inhaltliche Profilierung der Angebote. Gerade die jetzt vorliegenden Ergebnisse der Forschungsarbeiten zum Index verbotener Bücher zeigen Absichten und Ergebnisse der Versuche, Menschen mit Verboten zu helfen. Angezeigt sind heute begründete Urteile und Empfehlungen. Solche Grundlagen in Zeitungen, Zeit-schriften, Büchereien, Buchhandlungen und im Inter-net gewährleisten, dass das kirchliche Handeln im kirchlichen Buchangebot als einem Teil des Kulturen-gagements mit einem glaubwürdigen Profil verbunden bleibt. Schwere Kost für die praktische Büchereiarbeit – sicher. Aber es tut gut sich in der Tagesarbeit solcher grundsätzlicher Überlegungen und Entwicklungen zu vergewissern. Mit dem eigenen persönlichen Engage-ment und dieser theoretischen Unterfütterung kön-nen die kommenden Aufgaben angepackt werden. So können wir unsere Anstrengungen, die in den Bera-tungen der Bischofskonferenz viel Zuspruch erfahren haben, für die Zukunft gestärkt vorantreiben, mit Ver-änderungswillen und Gewissheit für die Menschen weiterentwickeln. &

Bücherei@Kultur@Kirche

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Von Peter Baier-Kreiner

Der Begriff „Lobbying“ (die Vertretung eigener oder frem-der Interessen gegenüber Entscheidern, Politik, Geldge-bern, Medien) ist so inflationär wie Seminare und Tagun-gen dazu, die Wichtigkeit steht außer Frage und wird regelmäßig fleißig notiert, mit Rufzeichen versehen, ehe sie im bibliothekarischen Alltag dann leider ebenso regel-mäßig wieder versickert, irgendwo zwischen Öffentlich-keitsarbeit und Evaluierung, bis sich Jahre später eine neue Tagung mit dem Thema beschäftigt: Lobbying. An dieser Stelle soll nun versucht werden, konkrete Möglich-keiten von Lobbying für Bibliotheken aufzuzeigen.

Warum Lobbying für Öffentliche Bibliotheken?

Weil alle anderen auch eine Lobby haben oder haben sollten, von den Fahrradfahrern über die Blasmusikan-ten bis hin zu Beachvolleyball-Spielern und Tempo 160-Befürwortern. Und weil Lobbying die Möglichkeit bietet, dass die Anliegen einer Bibliothek aus gewichti-gem Mund an jene herangetragen werden, die über diese Anliegen entscheiden: Die Bibliothek bekommt eine prominente Stimme. Dass sich der Lobbyist mit dem formulierten Anliegen identifiziert, davon gehe ich aus, es ist Voraussetzung dafür, dass ich überhaupt an ihn herantrete. Ich suche Personen, die von der Qualität der Bibliotheksarbeit und der Wichtigkeit der Einrichtung überzeugt sind oder sich überzeugen las-sen; der nächste Schritt besteht darin, dass konkrete Vorhaben, Wünsche und Pläne formuliert werden und in der Folge von der Lobby an die Entscheidungsträger weitergegeben werden.

Wer kann Lobbying betreiben?

Die Auswahl der relevanten Personen – es sind immer Einzelpersonen, die an entsprechender Stelle Lobbying betreiben –, sollte mit entsprechender Sorgfalt betrie-ben werden und kann nur nach Kenntnis von lokalen

Lobbyarbeit

Buchstaben über der Stadt Wer betreibt Lobbying für die Bibliothek?

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Gegebenheiten und Gesichtspunkten erfolgen. Den-noch glaube ich, dass es einige allgemein gültige Krite-rien gibt, die diese Auswahl erleichtern können: So empfiehlt es sich vermutlich, honorige Menschen für seine Ziele zu gewinnen, Leute, die in der Gemeinde und darüber hinaus großes Ansehen genießen und demzufolge über einen entsprechenden Bekanntheits-grad verfügen – das können einzelne sein, die man aus Kunst und Kultur kennt (SchauspielerInnen, AutorIn-nen, Journalisten), ganze Berufsgruppen (Kindergärt-nerInnen und DeutschlehrerInnen, am besten mit den DirektorInnen ihrer Schulen), Wirtschaftstreibende, Notare und Anwälte, Ärzte und Universitätsprofesso-ren, SportlerInnen oder Altpolitiker. Von Leuten, die aktiv in der Politik der Kommune tätig sind, rate ich dringend ab. Lobbying ist kein parteipolitisches Taktie-ren im Vorfeld von parteipolitischen Scharmützeln.

Was will die Bibliothek mit Lobbying erreichen?

Lobbying ist mit dem Erreichen eines bestimmten Zie-les verbunden, das im besten Fall von den für die Bibli-othek Verantwortlichen umgesetzt werden soll. Dieses Ziel soll möglichst genau formuliert werden, das kann eine sehr allgemeine Forderung wie Umbau, Ausbau, Erweiterung einer Bibliothek oder überhaupt Schaf-fung einer Bibliothek sein, das ist im schlimmsten Fall der Widerstand gegen die Schließung einer Bibliothek. Je konkreter das Anliegen, umso leichter lässt es sich wohl verkaufen – etwa ein Impuls, um neue Zielgrup-pen zu erreichen (z.B. mit der Gründung einer Senio-renbibliothek, dem Aufbau einer Hörbibliothek) oder eine notwendige Maßnahme, um bereits vorhandene Zielgruppen besser versorgen zu können (z.B. mit einer Änderung der Öffnungszeiten der Bibliothek oder der Schaffung von Internet-Arbeitsplätzen). In der Regel reagiert die Politik auf Absichten, die ein breites Publi-kum bedienen, bereitwilliger – ich denke an Kinder und Jugendliche, deren Bildung vor dem Hintergrund der PISA-Studie ja auch der Bundespolitik immer wie-der Lippenbekenntnisse abringt. Auch wenn dieser Pfad mittlerweile ausgetreten ist, würde ich nicht zö-gern, an diesem Punkt einzuhaken.

Warum soll der Entscheidungsträger auf Lobbying reagieren?

Einen wesentlichen Anreiz, dass die verantwortliche Politik die von Lobbyisten vorgebrachten Anliegen der

Bibliothek auch umsetzt, sehe ich darin, dass sie diese Umsetzung in der Öffentlichkeit dann als ihren eige-nen Erfolg verkaufen kann. Ich erachte es als legitim, dass es sich die Entscheidungsträger auf ihre Fahnen heften, etwas für die Bibliothek zu tun. Wünschen würde ich mir nur, dass die verantwortlichen Gremien die Bibliothek etwas öfter als Möglichkeit sehen, sich mit Ausgaben für Kultur und Bildung zu profilieren, anstatt die Bibliothek als lästigen Dauerbittsteller zu empfinden; Anliegen der Bibliothek sollten letztlich Anliegen eines Kulturausschusses, eines Pfarrgemein-derates, einer Stadtpolitik sein, und dieses Umdenken in den Köpfen der Verantwortlichen zu erreichen, ist genau die richtige Stoßrichtung.

Hat die Bibliothek bereits eine Lobby, ohne dass sie es weiß?

Ja! Denn – frei nach Wolf Haas – Du darfst eines nicht vergessen: Die stärkste Lobby für die Bibliothek ist im-mer noch die eigene Kundschaft, die sich bemerkbar macht durch die Anzahl der eingeschriebenen LeserIn-nen, von Kindergartengruppen und Schulklassen, die die Einrichtung regelmäßig besuchen, über Besuche-rinnen und Besucher von Veranstaltungen in der Bi-bliothek bis hin zu Entlehnzahlen und Statistiken. Bei-spiele aus der Bibliothekslandschaft des benachbarten Deutschland beweisen, dass das lesende Publikum in der Lage ist, politische Entscheidungen zu beeinflus-sen und sogar deren Widerrufung zu erreichen. För-dervereine oder Freundeskreise diverser Bibliotheken konnten einige Male die Schließung von Stadtteilbib-liotheken verhindern, symptomatisch ist freilich, dass die Gründung entsprechender Initiativen oft erst dann erfolgt, wenn bereits Feuer am Dach ist. Die Existenz des Literaturnetzwerkes Innkreis, eines Verbundes von Bibliotheken im Innviertel in Oberösterreich, dessen Geschäfte ich seit vielen Jahren führe, war in diesem Sommer ernsthaft gefährdet, da sich die Stadt Ried als

Lobbyarbeit

Peter Baier-Kreiner leitet seit 1997 das Literaturnetz-werk Innkreis, ein Verbund von sechs Öffentlichen Bibliotheken. Seinen Text übernehmen wir mit frdl. Genehmigung aus der Fachzeitschrift des Büchereiver-bandes Österreichs „Büchereiperspektiven“ Heft 3/06.

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ein wesentlicher Subventionsgeber aus der Finanzie-rung zurückziehen wollte. Zahlreiche Reaktionen und Leserbriefe einer entrüsteten Leserschaft der Stadtbü-cherei sowie von Besucherinnen und Besuchern unse-rer Veranstaltungen waren die Folge, sodass die Stadt die Entscheidung letztlich unter dem Druck der Öf-fentlichkeit zurückgenommen hat. So beglückend die-se Erfahrung war, so deutlich hat sie auch gemacht, wie viel für uns zukünftig noch zu tun ist im Bereich Lob-bying und wie eng verbunden Anstrengungen in dieser Richtung mit dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit sind: Werbung ist mehr als das Produzieren von Lesezeichen und Gestalten von Schaufenstern.

Welche Inhalte transportiere ich wann?

Alle, und das bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Der nächste Anlass könnte und sollte die Kampagne „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ im Oktober dieses Jahres sein, der übernächste kommt bestimmt, wenn nicht von selbst, dann führen wir ihn herbei. Die Inhalte betreffen alle Altersgruppen, alle Bevölke-rungsschichten und alle Bildungsniveaus, inländische und ausländische MitbürgerInnen, Gläubige und Atheisten: Die Inhalte, die die Bibliothek bereitstellt, stehen im Kulturgut Buch, und dieses soll auf Park-

bänken bereitliegen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, an Haltestellen, in Wartehäuschen, in Telefonzellen, auf Fahnen gedruckt und an Häuserwänden; das Buch muss das Internet erreichen und den öffentlich-recht-lichen Rundfunk, die Gemeindestuben und die Pfarr-höfe, die Provinz und den Wissensturm: Es leuchten Buchstaben über der Stadt.

Lobbying ist erst der Anfang!

Lobbying sollte verstanden werden als Beginn eines weiterführenden Prozesses, der primär die Interessen der eigenen Bibliothek verfolgt. Längerfristig ist dieser Prozess nur zu verstehen vor einem Hintergrund, den die meisten der Begriffserklärungen auch als wesentli-chen Bestandteil anführen: „Lobbygruppen versuchen gezielt, Ansätze und Meinungen ihrer Auftraggeber in politische Prozesse wie beispielsweise Gesetzgebungs-verfahren einzubringen“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Lobbying). Das kann doch nur so zu verstehen sein, dass alle Bemühungen um Lobbying für die Bibliothek in ein längst fälliges Büchereigesetz münden; es würde nicht nur einer großartigen Bibliothekslandschaft, son-dern auch dem Buch in allen damit befassten Berufsfel-dern, vor allem aber endlich den vielen Engagierten Rechnung tragen. &

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Von Horst Patenge

Saarbrücken. Katholikentag 2006. Wiederum waren die literarischen Veranstaltungen von Borromäusver-ein und Büchereiarbeit organisiert worden. Am Büchertisch in der Wan-delhalle der Basilika stand eine Mut-ter mit ihrer ca. 12 jährigen Tochter. Beide interessierten sich für den „Hechtsommer“ von Jutta Richter. Die Mutter runzelte die Stirn, als sie den Text auf der Rückseite des Bu-ches gelesen hatte. „Das ist ja eine traurige Geschichte“ meinte sie und wollte das Buch schon weglegen. Die Tochter protestierte: „Ich will auch mal was Trauriges lesen“. Das Kind bekam sein Buch.

Deshalb ermutige ich Sie, „Als wir träumten“ nicht gleich nach dem Le-sen des Klappentextes zur Seite zu legen. Dort werden Sie nämlich er-fahren, dass vier junge Leute im Leip-zig der Wendezeit einen Platz im Le-ben zu erringen suchen und sich da-bei selbst im Wege stehen. Sie sau-fen, feiern, nehmen Drogen, sind aggressiv und zerstören die wenigen Chancen, die sich ihnen von Zeit zu Zeit bieten.

Warum sollte man so etwas lesen?

Weil man, um das Wort des Mäd-chens in Saarbrücken abzuwandeln, vielleicht etwas über jugendliche Le-bensträume wissen will und wie schwer es ist, sie überhaupt zu entwi-

ckeln. Wie diese Träume in einer Ge-sellschaft irre geleitet werden, die Glück mit Konsum verwechselt, aber nicht in der Lage ist, jedem das dafür nötige Geld zu verschaffen. Wen die Bilder aus dem nächtlichen Leipzig in diesem Buch nicht mehr loslassen, der hat Wichtiges über die Zerbrech-lichkeit von Leben gelernt und wird die zunehmende Aggression von jungen Menschen auch als verzwei-felten Aufschrei sehen, den unsere Gesellschaft mit verursacht hat.

Der Autor Clemens Meyer ist gerade mal 29 Jahre alt und hat dieses er-staunliche und bei der Schwere des Themas leicht lesbare Buch als Erst-lingswerk geschrieben. Hoffentlich werden wir noch mehr von ihm zu lesen bekommen.

Bleibt die Frage, ob wir für ein sol-ches Buch Leser haben. Hoffentlich, kann ich nur sagen, denn „Als wir träumten“ hat einen beeindrucken-den Verkaufserfolg und es wäre schlimm, wenn unsere Büchereien lediglich Menschen mit einem Unter-haltungsbedürfnis ansprechen könn-ten. Lesemotive sind eben unter-schiedlich. Da gibt es den Wunsch nach Entspannung und nach einem versöhnlichen Happyend ebenso wie den Wunsch, etwas über das Leben und seine dunklen Seiten zu lernen. Der eine mag leichte Kost, der ande-re findet es reizvoll, sich durch ein

Das besondere Buch

Als wir träumten

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Dipl.-Theol. Horst Patenge,Ordinariatsrat und Leiter der Fachstelle Mainz

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Buch hindurchgekämpft zu haben. Die meisten Leser sind aber nicht festgelegt, sie wechseln ihre Erwar-tungshaltung, wie es ihre aktuelle Le-benssituation und ihre Leseenergie gerade erfordern.

Da Unterhaltung in der Regel ihre Le-ser von selbst findet, lohnt es sich, gezielt nach Büchern Ausschau zu halten, die einzigartig sind und diese auch gezielt zu fördern. Wie dieses Buch von Clemens Meyer.

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Stöpsel im Ohr

Ulrich Greiner

Was bedeutet der wachsende Erfolg der Hörbücher? Wann und wo eigent-lich hat das angefangen? Für viele je-denfalls 1979 mit Hanjo Kestings NDR-Reihe Am Morgen vorgelesen, die zur Lieblingssendung aller Früh-aufsteher und aller Zuspätkommer, aller Schlaflosen und aller Literatur-freunde wurde.

Seitdem weiß man, dass die Wahl-verwandtschaften und Werthers Leiden, die Buddenbrooks und der Zauberberg in Wahrheit von Gert Westphal stammen. Und seitdem wächst die Menge der Hörbücher von Jahr zu Jahr. Anfangs waren es die Hörkassetten, aus denen, bei übermäßigem Gebrauch in schlech-ten Autoradios, kilometerlange silbrige Bänder hervorquollen. Die Kartons (zwölf Kassetten Madame Bovary) nahmen viel Platz weg – verglichen mit den jetzt vorherr-schenden Tonträgern wie CD, DVD und MP3. Und damit gibt es kein Halten mehr: 11 Stunden Gottfried Benn, 30 Stunden Moby-Dick, 35 Stunden Der Mann ohne Eigen-schaften, 36 Stunden Fieldings Tom Jones. Der ganze Goethe auf 38 Scheiben – und fast jeder neue Roman, ob von Walser oder Dan Brown, ist zugleich als Hörbuch lieferbar.

Der Umsatz wächst

Um rund 20 Prozent ist in diesem Jahr der Umsatz der Hörbücher schon gewachsen. Der Börsenver-ein schätzt, dass 500 Verlage etwa 13000 Titel anbieten, wobei die

Belletristik mit 67 Prozent an der Spitze steht. So viele Staus kann es gar nicht geben, so schlaflos kann einer gar nicht sein, dass er all das hören könnte. Die Vorstellung je-doch, sämtliche Senioren sämtli-cher Altersheime der Republik hät-ten Stöpsel im Ohr, führt in die Irre. Es sind hauptsächlich mobile junge Menschen, die Hörbücher hören, und es sind zur Hälfte Män-ner, während der Anteil der männ-lichen Leser in der Belletristik nur bei 30 Prozent liegt. Es ist also gut vorstellbar, dass je-mand, der keine Zeit oder Lust zum Lesen hat, die Weltliteratur nur vom Hören her kennt. Auch noto-rische Nichtleser oder gar Analpha-beten könnten so zu Literatur-freunden werden. Und es ist noch

gar nicht untersucht, was es für die literarische Kenntnis und Traditi-onsbildung bedeutet, wenn sie sich zu einem nicht geringen Teil übers Ohr herstellt – und nicht mehr über das Auge des Lesers. Ganz abgesehen davon, dass jeder Vorleser naturgemäß auch ein In-terpret ist, der mit der Stimme zu-gleich seine Deutung des Textes liefert. Vielleicht wird die Rolle des Autors nach und nach in den Hintergrund treten, weil sich der Text als Klang-körper nach vorne schiebt und der-art im Gedächtnis bleibt, dass spä-tere Generationen geneigt sein könnten, Rufus Beck oder Christi-an Brückner oder Eva Mattes als die eigentlichen Urheber zu betrach-ten. Von Harry Rowohlt kommt in Kürze der Tristram Shandy, und das wird sicherlich ein besonderer Ge-nuss, aber vielleicht wird man eini-gen Hörern erklären müssen, dass dies ursprünglich ein Buch war, verfasst von einem gewissen Lau-rence Sterne, der zu Zeiten lebte, als Literatur und Schrift noch eine untrennbare Einheit bildeten. &

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Glosse

Ulrich Greiner ist seit 1998 verantwortlicher Redakteur des Ressorts Literatur in der ZEIT. Wir übernehmen den Text mit frdl. Genehmigung aus DIE ZEIT vom 10.8.2006.

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Von Brigitte Preissler

Indigoblau sind die Nasenlöcher des jungen Claes van der Poele, und indigoblau sind seine Fingernägel. Indi-goblau ist auch der Schutzumschlag des ersten Bandes eines bei Klett-Cotta erscheinenden historischen Ro-mans, in dem dieser flandrische Bengel die Hauptrolle spielt. Der Achtzehnjährige ist das Ergebnis eines une-helichen Fehltritts zwischen einem Haushaltsbediens-teten und der Nichte eines Genfer Handelsherrn, und er arbeitet als Lehrling in einer Färberei in Brügge. Wo er auch hinkommt, stiftet er Unruhe: Erst versenkt er „Mad Martha“, eine fünf Tonnen schwere und über-aus teure Kriegskanone, im Kanal. Kurz darauf bricht

er einem Abkömmling athenischer Fürsten das Holz-bein. Und weil die Frauen so verrückt sind nach die-sem ungebärdigen Claes mit seiner stinkenden Färber-schürze, hat er nur allzu bald eine Reihe weiterer euro-päischer Edelmänner gegen sich. Die schottische Schriftstellerin Dorothy Dunnett (1923-2001) entführt ihre Leser in ‚Das Haus Niccolò’ mitten in die aufblühende Kultur der Frührenaissance, mitten ins Handelszentrum Brügge des Jahres 1459. Und sie begleitet ihren Helden auf einer steilen Karrie-re: durch den Handel mit Alaun, einem Mineral, mit dem man damals die Farbe im Stoff fixierte, entwickelt

Liebe, Leid und Ritterspiele Historische Romane liegen weiter im Trend

Liebe, Leid und Ritterspiele

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sich der Rabauke bald zu einem europaweit erfolgrei-chen Handelsherrn. Der Verlag Klett-Cotta räumt Dun-netts mit diesem auf acht Bände angelegtem Romanzy-klus eine enorme Präsenz im Verlagsprogramm ein. Dies ist bemerkenswert, da der Verlag nicht unbedingt für seine Nähe zu dem Genre historischer Romane be-kannt ist. Seit den 80er Jahren wurden bei Klett-Cotta kaum noch historische Romane verlegt. Nun aber lan-dete Dunnetts umfängliches Opus auf Anregung des Lektors Maximilian Dorner gleich als Spitzentitel im Herbstprogramm 2006; den erschienenen ersten Band schickte man mit einer Startauflage von 20.000 Exem-plaren in den Bücherherbst. Zuviel gewagt?

In der Nachfolge von Umberto Eco

Der ungewöhnliche Stellenwert, den Klett-Cotta dem Titel beimisst, ist symptomatisch für die Bedeutung, die historische Romane mittlerweile auf dem Buch-markt einnehmen; in Deutschland hat das Genre wäh-rend der letzten Jahre eine wohl ebenso beispiellose Karriere wie der junge Färberlehrling in Dunnetts Epos hingelegt. Buchhandlungen bieten dieses Genre als „Stapelware“ im Eingangsbereich und in Büchereien zählen Historische Romane lange schon zu Ausleih-rennern. Die Aufmerksamkeit für das Genre scheint fast unaufhaltsam zu steigen, seitdem Umberto Eco 1980 mit ‚Der Name der Rose’ einen Welterfolg lande-te. Der Italiener knüpfte damals an die Tradition des historischen Erzählens an, die der Schotte Sir Walter Scott (1771- 1832) im Jahre 1814 mit ‚Waverly’ be-gründete. Schon im 19. Jahrhundert war das Genre be-liebt; Autoren wie James Fenimore Cooper (‚Leder-strumpf’, 1823), Victor Hugo (‚Der Glöckner von Not-re Dame, 1831), Leo Tolstoi (‚Krieg und Frieden’, 1868) oder Lew Wallace (‚Ben Hur’, 1880) versuchten in ih-ren Romanen, Vergangenes zu neuem Leben zu erwe-cken. Doch erst im Gefolge Ecos avanciert ge-schichtsträchtige Belletristik auch in jüngerer Zeit wie-der regelmäßig zum Bestseller: 1986 sorgte Noah Gor-dons ‚Medicus’ für Furore, 1992 avancierte Ken Follets ‚Die Säulen der Erde’ mit einer deutschen Gesamtau-flage von 3,5 Millionen Exemplaren zum Mittelalter-Roman schlechthin.Tanja Kinkel machte 1995 mit „Die Puppenspieler“ von sich reden, im Jahr darauf landete Donna Woolfolk Cross mit ‚Die Päpstin’ einen Sensationserfolg. Und 2000 legte Umberto Eco mit ‚Baudolino’ selbst noch

Peter BerlingDas Paradies der Assassinen. Lübbe Bergisch Gladbach, 600 Seiten, 22 Euro; bvMedienNr.: 257 242

Claude CueniDas große Spiel. Heyne München, 448 Seiten, 19,95 Euro; bvMedienNr.: 552 094

Dorothy DunnettDas Haus Niccolò. Klett-Cotta Stuttgart.Band I: Niccolòs Auf-stieg; 736 Seiten, 21,50 Euro; bvMedienNr.: 257 920

Petra Durst-Benning Das gläserne Paradies. Glasbläsersaga. Ullstein Berlin, 480 Seiten, 22 Euro; bvMedienNr.: 258323

Gabriele DrosteDas Blau der Träume. Diana München, 400 Seiten, 19,95 Euro; bvMedienNr.: 259349

Band 2: Frühling des Widders, ca. 736 Seiten, 21,50 Euro; bvMedienNr.: 258766 Liebe, Leid und Ritterspiele

Historische Romane liegen weiter im Trend

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einmal nach. Auch die aktuellen Erfolge von Daniel Kehlmanns ‚Die Vermessung der Welt’ oder Ilja Troja-nows ‚Der Weltensammler’ – sicher historische Romane einer ganz neuen Art – zeigen, wie oft sich das Unter-haltungsbedürfnis vieler Leser offenbar mit einem aus-geprägten Interesse an historischen Themen paart.

Feste Programmplätze in der Verlagsproduktion

Da ist es kein Wunder, dass viele Verlage dem Genre längst feste Programmplätze einräumen. Beim Verlag Lübbe etwa erscheinen im Hardcover regelmäßig 4 bis 5 Titel pro Halbjahr, im Taschenbuch sind es sogar 3 Titel pro Monat, auf alle Imprints (Verlagsmarkenna-men) der Verlagsgruppe verteilt. Seit einigen Monaten wird der Programmbereich zusätzlich dadurch ge-stärkt, dass neuerdings ein eigener Lektor für histori-sche Romane zuständig ist. Helmut Pesch betreut der-zeit beispielsweise den Roman ‚Herrin der Lüge’ von Kai Meyer. Die Handlung ist im frühen 13. Jahrhun-dert angesiedelt: eine Predigerin und Gauklerin, die es mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt, setzt sich an die Spitze eines fiktiven Kreuzzugs gegen die Un-gläubigen, dem nur junge Frauen folgen sollen. Ein weiteres Beispiel, wie durch oberflächlichen Umgang mit der Kirchengeschichte spannende Lesestoffe ge-zimmert werden. Ebenfalls im Hardcover erscheint bei Gustav Lübbe im Januar ‚Das Paradies der Assassinen’ von Peter Berling. Der Roman spielt im 12. Jahrhun-dert, zurzeit von Saladin und Richard Löwenherz. Schauplätze sind die damaligen christlichen Fürsten-tümer Antiochia und Tripolis (entspricht etwa dem heutigen Libanon). Die historische Sekte der Assassi-nen erscheint im Roman fast wie eine mittelalterliche Variante heutiger islamistischer Todeskommandos: ein Sektenmeister schickt seine jungen Anhänger als Meuchelmörder los. Außerdem kommt es zu einem amourösen Kampf der Kulturen, als sich ein islami-scher und ein christlicher junger Mann in dasselbe Mädchen verlieben.

Kirchengeschichte bietet auch Spannung

Im Mittelpunkt von Berlings Roman steht also ein ganz aktuelles Thema: der Gegensatz zwischen Christentum und Islam. Gerade dieses Beispiel zeigt, dass es Autoren und Lesern historischer Romane offenbar keineswegs nur darum geht, durch eskapistische Versenkung in die Vergangenheit vor den drängenden Problemen der Ge-

Helga GlaesenerWespensommer Kriminalroman. List Berlin, 400 Seiten, 18 Euro; bvMedienNr.: 552 116

Kate GrenvilleDer verborgene Fluss. C. Bertelsmann München, 2006, 416 Seiten, 19,95 Euro; bvMedienNr.: 552 226

Paul LöwingerDer Schwur des Normannen. Krüger 2006, 400 Seiten, 19,90 Euro; bvMedienNr.: 248 684

Brigitte RiebeLiebe ist ein Kleid aus Feuer. Diana München, 656 Sei-ten, 21,95 Euro; bvMedienNr.: 249 343

Brigitte RiebeLiebe ist ein Kleid aus Feuer.Diana München, 656 Seiten, 21,95 Euro; bvMedienNr.: 249 343

Petra WelzelTheophanu von Gottes Gnaden Kaiserin. Krüger FfM, 464 Seiten, 18,90 Euro bvMedienNr.: 552 176

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aus der Zeit Augusts des Starken. Weigand bezieht zahlreiche Quellentexte in den Erzählfluss ein, die mitunter wörtlich zitiert werden. „Dieses Verfahren ist einmalig, es soll aber bei uns im Haus durchaus Schule machen,“ so Borchardt. Der Autor Paul Löwinger, der von Haus aus Theatermacher ist, arbeitet ähnlich. In seinem Roman „Der Schwur des Normannen“, der im Jahre 1146 am Hofe des Normannenkönigs in Sizilien spielt, setzt er sich auch mit der zeitgenössischen Geis-tesgeschichte auseinander, behandelt die philosophi-schen Themen der Zeit, Glaubensfragen, aber auch die Mentalität der historischen Menschen. „Löwinger schwelgt sehr in (manchmal grausamen) Details, er-zählt aber spannend und zieht den Leser in den Bann der Geschichte,“ urteilt die bv.-Resenzion.

Besondere Ausstattung und Gestaltung

Dass mit solchen Titeln ein neuer, bildungsbürgerli-cher Lesertypus angesprochen werden soll, lässt sich auch an den Covern ablesen: „Beim historischen Ro-man gibt es ja längst nicht mehr nur diese anbiedern-den, trivialen, kitschigen, marktschreierischen Um-schläge mit Golddruck“, meint Max Dorner. Dunnetts Niccolò-Romane sind besonders edel ausgestattet: zweifarbig gedruckter Vorsatz und zeitgenössische Karten erinnern ein wenig an Tolkiens „Herr der Rin-ge“. Der Schutzumschlag des ersten Niccolò-Bandes zeigt einen Ausschnitt aus einem Freskenzyklus von Benozzo Gozzoli aus dem Florenzer Palazzo Medici-Riccardi. Der Text ist passenderweise in der Schrifttype Adobe Jenson Pro gesetzt, die moderne Version einer der ersten Renaissance-Schriften.

Besonderes Interesse bei Leserinnen

Gerade Frauen fühlen sich von solchen sinnlich-lehr-reichen Druckwerken offenbar angesprochen. Das liegt nicht nur daran, dass Romanleser ohnehin meis-tens Frauen sind. Im Bereich des historischen Romans sind auch überdurchschnittlich viele Autorinnen tä-tig. In vielen ihrer Romane stehen starke weibliche Fi-

genwart zu fliehen. „Sicherlich haben viele Leser ein le-gitimes Bedürfnis nach Unterhaltung. Aber sie wollen gleichzeitig etwas für die Gegenwart lernen“, so Pesch. Auch Klett-Cotta-Lektor Maximilian Dorner versteht seinen Spitzentitel keineswegs als reines Ablenkungsan-gebot an die Leser: „Ich habe Dunnetts Niccoló-Epos als Parabel auf die neunziger Jahre gelesen.“ Die Autorin hat diese Interpretation übrigens einmal in einem In-terview bestätigt. Ihr Held Claes ist ein Aufsteiger, eine Art „Renaissance-Yuppie“. An seiner Karriere lässt sich ablesen, dass schon die Gesellschaften des 15. Jahrhun-derts durchaus eine gewisse soziale Durchlässigkeit kannten, zudem wurde damals wie heute mit Wissen gehandelt. Insofern eröffnen sich beim Lesen durchaus neue Perspektiven auf die heutige Zeit.

Keine kollektive Weltflucht

Auch Cordelia Borchardt, die bei den S. Fischer Verla-gen historische Romane betreut, versteht den derzeiti-gen Boom nicht als kollektive Weltflucht. „Ich sehe darin eher eine Renaissance des guten alten Bildungs-romans, wenn auch in seinen erweiterten popkulturel-len Mutationen. Den klassischen Bildungsbürger, der Originaltexte in lateinischer Sprache las, gibt es ja kaum noch. Trotzdem will man wissen, wo man her-kommt, andere Zeiten und andere Gewissheiten ken-nen lernen. Historische Romane vermitteln dieses Wissen in ansprechender, verlässlicher Weise. Mit die-ser Welthaltigkeit erreicht das Genre nicht nur Feuille-tonleser, sondern ein viel größeres Publikum - auch eine sonst eher buchferne Klientel. Die Wertschätzung für Bildung ist heute viel größer als viele Kulturpessi-misten glauben, und es gibt ein deutlich gestiegenes Qualitätsbewusstsein der Leser. Sie wollen etwas über gesicherte Historie erfahren.“

Sachinformationen und alte Quellentexte

Das können sie zum Beispiel in den Büchern von Sabi-ne Weigand. Die Historikerin veröffentlichte letzten Herbst den Roman „Das Perlenmedaillon“. „Mit ih-rem reichhaltigen Wissen über die Stadtgeschichte Nürnbergs gelingt es der Autorin, trockenes Archivma-terial phantasiereich zu einem recht unterhaltsamen Roman zu verflechten. In einer gewandten, flotten Sprache versetzt sie den Leser in eine unbekannte, un-heimliche Welt,“ heißt es in der bv.-Rezension. Im Frühjahr erscheint „Königsdame“, eine Geschichte

Liebe, Leid und Ritterspiele

Der bv. bietet in 2007 eine Themenausstellung mit historischen Romanen (HC und TB) an. Hinweis und Bestellschein im Serviceheft 4-06, S. 2 und 11.

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guren im Zentrum. So auch in „Theophanu von Gottes Gnaden Kaiserin“ von Petra Weltzel, einem Roman über die Kaiserin des deutschen Reiches. Theophanu kommt aus Konstantinopel ins Kaiserreich und muss sich dort gegen ihre kaiserliche Schwiegermutter Adel-heid, die Frau Ottos des Großen, durchsetzen. Die starke Frauenaffinität des Genres gilt besonders für das Programm des Diana Verlags mit seiner dezi-diert weiblichen Zielgruppe. Auch hier sind histori-sche Romane als stetige Größe eingeplant, zurzeit sind unter den 6 bis 7 belletristischen Titeln im Halb-jahr regelmäßig mindestens zwei historische Romane zu finden. In Brigitte Riebes neuem Roman „Liebe ist ein Kleid aus Feuer“ geht es um die erste deutsche Dichterin überhaupt, Roswitha von Gandersheim. „Über sie gab es bisher nur literaturwissenschaftliche Biographien“, so Programmleiterin Britta Hansen. Die Startauflage für diesen Roman liegt bei 30 000 Stück.

Tabuthema Weltkriege

Allerdings stoßen nicht alle historischen Epochen bei den Lesern und Leserinnen auf das gleiche Interesse. „Der Zweite Weltkrieg steht oft im Mittelpunkt, so be-fasst sich Gabriele Drostes Roman „Das Blau der Träu-me“ mit der Résistance. Oft sind die jeweiligen Prota-gonisten der Geschichte ihren Eltern und Urgroßel-tern auf der Spur“, so Hansen über einen ihrer Titel. Kirsten Gotthold vom Heyne Verlag, die pro Halbjahr mindestens einen festen Programmplatz für histori-sche Romane reserviert hält, meint dagegen: „Beson-ders gefragt sind seit langem Geschichten aus dem Mittelalter.“ „Das große Spiel“ des Schweizer Autors Claude Cueni, spielt allerdings zu einer späteren Zeit: Der Protagonist John Law, Erfinder des Papiergeldes, war der reichste Mann des frühen 18. Jahrhunderts. „Nicht nur ein biografischer Roman, sondern auch eine ökonomisch orientierte Perspektive auf das Zeit-alter des Sonnenkönigs“, urteilt die Besprechung des bv. Kate Grenvilles bei C. Bertelsmann erschienener Roman über die Besiedelung Australiens, „Der verbor-gene Fluss“, bildet eine Ausnahme, er spielt im 19. Jahrhundert. Helmut Pesch weiß genau, welche Epo-chen die Lübbe-Leser mögen: „Überhaupt nicht ge-fragt sind die so genannten dunklen Jahrhunderte, von der Spätantike bis ins frühe Mittelalter. Auch das alte Griechenland und Rom sind eher negativ besetzt.

Brigitte Preissler arbeitet in Berlin als freie Litera-turjournalistin (Berliner Zeitung, Die Welt, Börsen-blatt für den deutschen Buchhandel, taz u.a.). In ihren Veröffentlichungen befasste sie sich in letzter Zeit schwerpunktmäßig mit der jüngeren europäi-schen Gegenwartsliteratur, mit „U“- und „E“-Litera-tur des 20. Jahrhunderts, aber auch mit dem Ver-lagswesen und den Veränderungen des Literaturbe-triebs durch neuere Medien.

Für viele Leser riecht das offenbar zu sehr nach Schu-le. Trotzdem: Im historischen Roman ist Geschichte meistens das, woran sich kein lebender Mensch mehr erinnern kann. Sehr beliebt ist gegenwärtig eine Epo-che, die ich als „gefühltes Mittelalter“ bezeichnen würde – etwa die Zeit vom 9. Jahrhundert bis zur Re-naissance.“ Vor allem europäische Schauplätze sind beliebt; häufig sind die Handlungen in England oder Deutschland angesiedelt. Dass das Interesse für histo-rische Romane in Deutschland weitaus größer ist als beispielsweise auf dem amerikanischen Buchmarkt, mag mit der kürzeren amerikanischen Geschichte, aber auch mit dem besonderen, gebrochenen Ge-schichtsverhältnis der Deutschen zusammenhängen. Hierzulande werden aber nicht nur viele historische Romane gelesen, sondern auch geschrieben. Siv Bu-blitz, Leiterin der Ullstein Buchverlage, berichtet: „In jüngerer Zeit sind für uns deutschsprachige Autoren und Autorinnen besonders wichtig geworden. Nikola Hahn, ‚Die Detektivin’, ist bei Marion von Schröder sehr erfolgreich oder Ralf Günther ‚Die Theatergräfin’ bei List. Im Herbst legte Helga Glaesener ihren neuen historischen Kriminalroman ‚Wespensommer’ vor, der im Florenz des 18. Jahrhunderts angesiedelt ist.In Umberto Ecos „Der Name der Rose“ endet die Fas-zination einiger Protagonisten für Bücher tödlich, weil die Buchseiten, in denen die Mönche blätterten, vergiftet wurden: die Zungen und Daumen der Er-mordeten sind blau verfärbt. Das Lesen historischer Romane kann auch heute noch verhängnisvoll sein: „Lesen Sie, und Sie werden abhängig!“ schrieb die Washington Post über Dorothy Dunnett. Vielleicht werden die Süchtigen ja bald an ihren indigoblauen Fingern zu erkennen sein. &

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Glauben erlebenEin neues Projekt aus dem Borromäusvereine.V.

In die Einkaufstage des bv. wurde 2006 von zahlreichen Personen und Stellen viel Aufwand gesteckt. Die Resonanz in Zahlen: 1.084 (2005: 633) Bücherei-en mit 2.634 (2.141) Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden durch 42 (35) Einkaufstage erreicht, bei denen 77 (58) bv.-Mitarbeiter unterwegs wa-ren. Mediensichtung, Auswahlentscheidungen für den Büchereieinkauf, Be-ratung, Klärungen zu Fragen in der Zusammenarbeit mit dem bv. und vieles andere mehr stehen bei diesen Begegnungen im Mittelpunkt. Im kommen-den Jahr werden die Einkaufstage im Borromäushaus und in den Diözesen im vergleichbaren Umfang wie in 2006 weitergeführt. Die Termine und Veran-staltungsorte wurden im Serviceheft 4 bereits bekannt gegeben. Aktualisie-rungen entnehmen Sie bitte dem Internet unter www.borro.de.

Im November 2006 startete der Borromäusverein das neue Ange-bot „Glauben erleben“: ein ausge-wähltes Medienangebot für den Verkauf in der Gemeinde, das mehrmals jährlich neu zusammen-gestellt wird. Das erste Angebot umfasst rund 50 Titel aus Themen-bereichen wie religiöse Erziehung, Grundfragen des Glaubens und Sinnfragen. Ein entsprechender Prospekt ist erschienen und wurde an Büchereien und Pfarrämter ver-sandt. Als Datei steht er neben um-fangreichen weiteren Materialien bereit auf der Internetseite www.glaubenerleben.de. Das Angebot wurde aus der Beobachtung heraus entwickelt, dass kleine Bücher zu elementaren Fragen des Glaubens sowie gut zu lesende Werke promi-nenter Christen wie Maß & Mitte von Erwin Teufel derzeit eine große Nachfrage erleben. Aus Gemeinden hört man darüber hinaus immer

wieder, dass sich Besucher über of-fene Kirchentüren freuen und sich von Informationen über das Ge-meindeleben der Buchangebote ansprechen lassen.Der bv. will mit diesem Angebot den Büchereien ein Angebot zur weiteren Profilierung der Arbeit und ihrer Vernetzung innerhalb der Pfarrgemeinden bieten. Dies kann dadurch geschehen, dass die-se Titel im Büchereiraum angebo-ten werden: auf einem Verkaufs-tisch, einem besonderes gestalteten Regalbrett oder einzelne Titel auf der Ausleihtheke. Daneben kann

das Büchereiteam anderen Grup-pen der Gemeinde diese Titel für besondere Aktivitäten (z.B. im Rah-men der Erstkommunionvorberei-tung oder eines Familienwochen-endes) anbieten. Falls es im Kir-chenraum keine oder keinen ge-pflegten Schriftenstand gibt, kann ein Teammitglied oder ein für diese Aufgabe neu gewonnener Mitar-beiter die Ausstattung überneh-men. Dies bietet sich auch deshalb an, weil der Schriftenstand in der Kirche ein guter Werbeort für Aus-leihzeiten, Veranstaltungshinweise etc. der Bücherei ist.Die Zusammenarbeit mit dem Bor-romäusverein bei diesem Angebot steht allen – gerade auch Gemein-den ohne Bücherei – offen (Kinder-gärten, Pfarrämtern, Schriften-standsbetreuer, Mitgliedern eines Familien- oder Liturgiekreises). Für weitere Informationen zu diesem Projekt setzen Sie sich bitte direkt mit dem Borromäusverein in Ver-bindung: Borromäusverein e.V. Wittelsbacherring 7-9, 53115 Bonn, Tel.: 0228 / 7258-0, Fax: 0228 / 7258-189, E-Mail: [email protected].

Einkaufstage vor Ort 2007

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Von Bischof Wolfgang Huber

Auszüge seines Vortrages anlässlich der Jahrestagung des Börsenvereins in Berlin 2006.

Heute wissen wir, wie sehr die Fähigkeit des Alleinle-sens die Persönlichkeit formt, wie sehr Urteilskraft und die Lust am Selberdenken mit Lektüreerfahrungen ver-bunden ist, auch wenn die Bücher, die Kinder und Ju-gendliche verschlingen, aus der Sicht von Erwachse-nen nicht immer das Prädikat „wertvoll“ verdienen. Das kulturelle Erbe, das es hier zu verteidigen gilt, ge-hört nicht in erster Linie hinter Glasvitrinen, es gehört in Schokoladenfinger und unter Kopfkissen mit Fuß-balllogo, es darf verknickt werden, man soll es mit ins Freibad nehmen und an den Strand, es passt in die Straßenbahn und dann und wann auch unter die Schulbank. Ich sage das in dieser Deutlichkeit, weil die Leseforschung beweist, dass der Sinn für Bücher am besten in den frühen Lebensjahren geweckt werden kann. Kinder haben ein Recht, lesen zu lernen, und

dieses Recht kann sich nicht nur auf die Fähigkeit er-strecken, Straßenschilder und Beipackzettel zu entzif-fern oder Behördenformulare auszufüllen. Kinder ha-ben ein Recht auf gut erzählte Geschichten; sie haben, davon bin ich überzeugt, auch ein Recht auf gut er-zählte biblische Geschichten, weil diese Geschichten unsere Kultur wie eine Tiefengrammatik geprägt ha-ben. Sie haben ein solches Recht in den Familien wie in den Kindertagesstätten, im Gottesdienst wie im Re-ligionsunterricht. Aber in keinem dieser Orte lassen sich diese Geschichten einsperren. Vor allem lassen die Fragen der Kinder selbst sich nicht einsperren.

Lesen als Kinderrecht

Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre drängenden Fragen, auch Fragen der Religion, so beantwortet wer-den, dass ihnen die Lust am Fragen nicht vergeht. Kin-der haben ein Recht zu erfahren, dass die Welt größer und bunter ist als das, was in ihrem eigenen Umkreis

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geschieht. Bücher vermitteln den Sinn dafür, dass Menschen anderswo anders leben, Bücher wecken den Sinn für Geschichte, Bücher ermöglichen es, anderer Menschen Leben kennen zu lernen. Und, was beinahe noch wichtiger ist: Bücher schenken fiktive Freunde, mit denen man sich identifizieren kann, die sich freu-en und leiden wie man selbst, in denen man lernt, mit Konflikten umzugehen und Freude zu teilen.

Werte für kulturelle Leitvorstellungen

Wenn Bücher einen Zugang zu unserer Kultur eröff-nen, dann sind Bücher auch ein vorzügliches Mittel zur Integration von Kindern aus Migrantenfamilien. Deshalb müssen in die Programme des Deutschlernens Erstleseförderung und spielerische Lektüreerfahrung einbezogen werden. Bücher, seien es Romane oder Sachbücher, vertiefen nicht nur den Sinn für eine Sprache, in ihnen werden Werte vermittelt. Hier ent-stehen die Gelingensbilder für eine humane Gesell-schaft; und hier kann sich jedes Kind ganz spielerisch einen eigenen Zugang zu den kulturellen Leitvorstel-lungen unserer Gesellschaft verschaffen. In den letzten Jahrzehnten ist die Aufmerksamkeit von Wissenschaft und Literaturkritik für Kinder- und Ju-gendbücher deutlich gestiegen. Eigentlich erst in die-ser Zeit sind sie als ein eigenständiger Forschungsbe-reich wahrgenommen worden. Das ist spät, aber trotz-dem erfreulich. Wenn die Evangelische Kirche einen Jugendbuchpreis verleiht, dann will sie an dieser Stelle ebenfalls ein Zeichen setzen.

Bücher prägen Lebensgeschichten

Bücher prägen Lebensgeschichten. Wie für vieles, was uns prägt, sind auch in diesem Feld die ersten Lebens-jahre besonders wichtig. Vor diesem Hintergrund sind aktuelle Entwicklungen, wie sie die Bildungsforschung aufzeigt, dramatisch. Immer mehr Kinder wachsen in Wohnungen auf, in denen es keine Bücher gibt. Der Graben zwischen denen, die bei erstklassiger Förderung schon im Vorschulalter lesen können, und das viel-leicht nicht nur in der Muttersprache, sondern zusätz-lich auch in einer Fremdsprache, und denen, die bis zur Pubertät nie selbstständig ein ganzes Buch gelesen haben, wird wieder größer. Das dürfen wir nicht hin-nehmen. Melanchthon hat mit großer Leidenschaft gegen den Analphabetismus seiner Zeit gekämpft, weil er ahnte, welche Gefährdung in dieser Bildungsarmut

für Kirche, Kultur und Gesellschaft lag, die Gefahr nämlich, dass Menschen nicht zur Selbständigkeit ge-langen und sich deshalb politisch, ideologisch und auch religiös manipulieren lassen. Mündigkeit war für ihn auch ein Mittel gegen Armut und Bürgerkrieg. Wir sollten uns an seine Einschätzung halten.

Bibelübersetzung, Buchdruck und Verlagswesen

Die Demokratisierung des Lesens, die seit der frühen Neuzeit vor allem durch den neu entdeckten Buch-druck, durch das entstehende Verlagswesen und durch neuartige Vertriebswege mittels des Buchhandels mög-lich wurde, wird aktuell durch zweierlei bedroht: zum einen durch die massiven Mängel in der Integration aller Bevölkerungsschichten in den Prozess des lebens-langen Lesens, zum andern – und beide Ursachen ver-binden sich miteinander – durch einen neuerlichen Technologiewechsel. Mit Fernsehen und Internet ist dem Buch eine mächtige Konkurrenz erwachsen, ge-gen die es schon im Kinderzimmer oft unterlegen ist. Zu verführerisch sind die flimmernden Bilder und schnellen Interaktionsmöglichkeiten, als dass die schnöde Buchstabenschrift auf Papier noch verlocken könnte. Wenn das Buch auf lange Sicht kein elitäres Gut für wenige werden soll, die seinen kulturellen Wert auf Grund ihrer eigenen Herkunftsgeschichte an-erkennen, braucht es Räume, wo Kinder, Jugendliche und Erwachsene verlockende Erfahrungen mit Bü-chern machen können. Um nicht missverstanden zu werden: mir geht es nicht um die Verteufelung der neuen Medien. Der Buchmarkt hat ja mit dem Hör-buch seinen eigenen Weg gefunden, Buch und auditive Medien miteinander zu verbinden. Auch ich genieße es dann und wann, wenn die phantastische Stimme ei-nes großen Rezitators mir Albert Camus, Thomas Mann oder den Briefwechsel zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire vorliest. Dennoch sind Strategien nötig, die das Buch langfristig als Leitmedium sichern. &

Lesen Lernen Zur Wiederentdeckung einer kulturellen Grundkompetenz aus evangelischer Perspektive

Dr. Wolfgang Huber ist Vorsitzender des Rats der EKD und Bischof der Landes-kirche Berlin-Brandenburg.

Lesen aus evangelischer Perspektive

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Von Beate Mainka

Beim diesjährigen Herbsttag des Bor-romäusvereins am 15.09.06, dem Treffen von Büchereimitarbeiter/innen und Rezensent/innen, stand das The-ma „Gewalt in der Kriminalliteratur“ auf dem Programm. Nach einem er-hellenden Vortrag am Vormittag von PD Dr. Jürgen Nelles, Universität Bonn (Foto) zum Thema „Mörder im Para-dies. Zur Entstehung und Entwicklung der Kriminalgeschichte“ trafen sich 24 Teilnehmer am Nachmittag zu ei-ner Arbeitsgruppe unter dem Leitsatz „Mordsbücher? Auf den Spuren zu-nehmender Gewalt in aktuellen Krimis und Thrillern“. Im Vorfeld waren den Angemeldeten drei Textauszüge aus Krimis als „Lesehausaufgabe“ zuge-schickt worden. Sie dienten als Dis-kussionsgrundlage. Die Texte waren die Anfangskapitel der nachfolgend kurz skizzierten Titel.

Textgrundlagen der literarischen Diskussion

Als im Frühjahr 2002 „Der Vogel-mann“ von Mo Hayder (Gold-mann) erschien, ging ein Raunen durch die Feuilletons, war man doch diese Härte und detaillierte Gewaltbeschreibung im Kriminal-roman einer Frau bisher nicht ge-wohnt. Hayder erzählt von einem Serienkiller, der fünf junge Frauen, allesamt Prostituierte, auf einem brachliegenden Gelände an der Themse verscharrt hat. Während die Polizei bald einen Verdächtigen

festnimmt, ermittelt Inspector Caf-frey, von Vorahnungen getrieben, weiter und kommt einer ganz an-deren Dimension des Falles auf die Spur. Was Hayders Roman von an-deren Krimis unterscheidet, ist die sehr detaillierte Schilderung der Tatorte und der pathologischen Untersuchungen ohne scheinbare Rücksicht auf zart besaitetere Ge-müter. Sheila Quigleys Krimi „Ein Mörder in unserer Stadt“ (dtv) spielt in einer englischen Klein-stadt, bei der das alljährliche große Herbstfest ansteht. Auf dem nächt-lichen Heimweg wird eine ange-trunkene junge Frau hinterrücks erwürgt und schon bald wird der ermittelnden Kriminalbeamtin klar, dass der Mörder mitten unter ihnen lebt. Die anfängliche Mords-zene schildert eindringlich die Ge-fühle der überfallenen Frau, die um

Gewaltdarstellung in Krimis Wo beginnt die Grenzüberschreitung?

Rezensententreffen und Krimis

ihr Leben kämpft und zuletzt das Gesicht ihres kleinen Sohnes vor Augen hat. Robert Littell wählt zu Beginn seines Politthrillers „Die kalte Legende“ (Scherz) um einen ehemaligen Agenten mit unter-schiedlichen Identitäten als Schau-platz eine Straßenbaustelle irgend-wo in der russischen Walachei, zu der ein offensichtlich gefolterter Mann in einer Limousine gebracht und dort bei lebendigem Leib un-ter der Teerschicht begraben wird. Das wird fast sachlich und emoti-onslos erzählt und macht die Szene umso eindringlicher.

Beurteilung im Kontext anderen Urteile

Als Grundtenor für die Diskussion diente die Frage, ob die Gewaltdar-stellungen in Krimis zunehmen und wenn dem so ist, wie Rezen-senten und Büchereileiter damit umgehen sollten. Denn: Immer häufiger findet man in Besprechun-gen von Krimis und Thrillern in Buchprofile (BP) den Satz: „Nur für nervenstarke Leser geeignet.“. Wie objektiv können wir bei der Beur-teilung von Romanen dieser Gen-res sein und bleiben und gibt es all-gemeingültige Bewertungskriteri-en? Zunächst wurden die Teilneh-mer um eine Stellungnahme zu den ausgewählten Textpassagen gebeten und bereits hier gingen die Meinungen weit auseinander. Eini-ge fanden alle drei Texte eher PD Dr. Jürgen Nelles

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harmlos, einer wurde beim Lesen fast schlecht. Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass Hayder und Littell als sehr packend in ihrer Darstellung empfunden wurden, wobei Littell so eindringlich in sei-ner Schilderung ist, dass man ihm eine große Realitätsnähe beschei-nigte und gerade diese Glaubhaf-tigkeit ein Qualitätskriterium für seinen Text ist.Aus den unterschiedlichen Reakti-onen ergab sich für die Teilnehmer die Notwendigkeit, den Begriff Ge-walt zu definieren, und zwar unter zwei Aspekten. Wie empfindet je-der Teilnehmer persönlich Gewalt? Was den einen schon abstößt, ist für jemand anderen noch erträg-lich. Zum anderen geht es darum, wie man als Leser auf Gewaltdar-stellungen reagiert. Auch hier wa-ren die Reaktionen ganz unter-schiedlich, einige können patholo-gische Schilderungen durchaus versachlichen, bei anderen spielen die Nerven da nicht mehr mit, wo Gefühle realistisch geschildert wer-den. Daher sollte nicht nur physi-sche, sondern auch psychische Ge-walt unter die Beurteilung fallen. Ebenso ist es schwierig, ein Buch nach den ersten paar Seiten zu be-urteilen, man muss die Gewaltdar-stellung im gesamten Kontext des Werkes sehen, wobei als gutes Bei-spiel die Kriminalromane von Hen-ning Mankell angeführt werden können. Seine Wallander-Romane stoßen gerade bei vielen weibli-chen Lesern auf Ablehnung wegen ihrer teilweise sehr detaillierten Mordszenen und Tatortbeschrei-bungen. Dennoch wird niemand Mankell Voyeurismus oder Selbst-zweck vorwerfen, denn seine Ge-walt ist plausibel motiviert durch

die gesellschaftspolitischen Aspek-te, die zu ihrem Ausbruch führen. Eine der Teilnehmerinnen bemerk-te hierzu folgerichtig, dass Gewalt ein Teil unserer Welt ist und daher auch zwischen Buchdeckeln zu fin-den sein darf und muss.

Ähnliche Themenstellung für andere Genres

Die Frage nach der Akzeptanz von Gewalt stellt sich allerdings nicht nur im Bereich der Kriminallitera-tur, auch andere Genres bedienen sich zunehmend des Thrills, um ihre Leser bei Laune zu halten. Po-litthriller (die Texte von Robert Littell gehören dazu), historische Romane mit eingebauten Krimi-nalfällen oder das zurzeit so über-aus erfolgreiche neue Genre der Kirchenkrimis à la Dan Brown mit seinen zahlreichen Nachahmern warten reichlich mit Leichen und Gewaltakten auf. So muss sich der Blick der Rezensenten und Büche-reimitarbeiter auch auf diese an-grenzenden Bereiche erweitern.

Gewaltdarstellung in Krimis Wo beginnt die Grenzüberschreitung?

Als ein krasses Beispiel für einen Thriller, in dem Gewalt zum Selbst-zweck und damit ihre Darstellung fragwürdig wird, diente der im Au-gust 2006 bei Goldmann erschie-nene Erstlingsroman des engli-schen Autors John Connor, seines Zeichens Strafverteidiger der briti-schen Staatsanwaltschaft, mit dem Titel „Gejagt“. Seine Titelheldin Karen Sharpe, Detective Constable der englischen Polizei in Yorkshire, wird zu den Ermittlungen der Mor-de an ihrem Partner im Drogende-zernat und seiner Informantin hinzugezogen. Sharpe verweigert im Laufe der Handlung jegliche Teamarbeit mit den Kollegen, ver-hört im Gegenteil ihre Verdächti-ge ohne Legitimation und setzt zur Erreichung von Informationen psychische und physische Gewalt ein, die stellenweise an Folter her-anreicht. Das eigentlich Fragwür-dige an dieser Haltung ist aller-dings, dass Sharpe am Ende als strahlende Siegerin erscheint, die trotz oder gerade wegen ihrer Re-gelbrüche den Fall aufklärt, wobei diese in keiner Form geahndet werden. Fortsetzung folgt, Karen Sharpe soll Heldin einer Serie wer-den. Persönliche Rache als Motiva-tion für Selbstjustiz ohne Sanktio-nierung seitens der Gesellschaft ist mit einem christlichen Menschen-

Dipl. Bibl. Beate Mainka leitet seit 1999 ehrenamtlich die KÖB St. Cosmos und Damian und ist Rezensentin des Borromäusvereins.

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Von Ulla Mayer

Eine ganze Woche war‘s nicht ..., der Sommer schwächelte auch ein wenig, aber literarisch ging es schon zu wäh-rend der Literarischen Sommerwoche in Immenstaad, die der Borromäus-verein vom 23. bis zum 27. August erstmalig anbot.

bild unvereinbar, die Ablehnung dieses Titels für KÖBs folgerichtig.

Problemanzeige ohne eindeutige Urteile

Die offenbar tatsächlich zuneh-mende Darstellung von Gewalt in diversen Genres der Unterhal-tungsliteratur stellt Rezensenten und Büchereileiter vor einige Pro-bleme, insbesondere bei der Festle-gung von Maßstäben zu deren Be-urteilung. Denn welche Wertigkeit sie hat, liegt letztendlich tatsäch-lich an der subjektiven Toleranz-schwelle jedes Einzelnen und macht es daher so schwierig, zu be-urteilen ohne zu zensieren. Den-noch kann man sich an einigen Leitlinien orientieren, die hilfreich sind. Die Intention, deretwegen Gewalt ausgeübt und beschrieben wird, soll und muss plausibel und

für den Leser nachvollziehbar sein und bleiben. Des Weiteren ist die psychologische Motivation des oder der Täter von Bedeutung, denn abgesehen von der Neugier der Leser an dieser sollte er begrei-fen können, warum jemand zum

Immer wieder während der fünf Tage stand die Literatur im Mittel-punkt, und dies in einer gelunge-nen Mischung aus Referaten und eigener Arbeit mit literarischen Texten der verschiedensten Gat-tungen.

Den 23 Teilnehmerinnen ( Wo wa-ren die lesenden Männer? ) und den beiden kompetenten Tagungs-leiterinnen Katharina Dörnemann (Mainz) und Uschi Ermers (Stutt-gart) wurde gleich im ersten Refe-rat zur deutschsprachigen Gegen-

Literarische Sommerwoche 2006

Mörder wird. Zudem geben auch ethische Grundsätze eine gute Grundlage ab, wie das Beispiel Connor verdeutlicht. So bleibt also für Rezensenten wie für Büchereileiter und die sie bei ihrer Beschaffung unterstützenden Mitarbeiter abzuwägen, wo die Grenze des Zumutbaren verläuft, denn die Akzeptanz von Gewalts-zenen klafft auch in der täglichen Ausleihpraxis weit auseinander. Persönliche Vorlieben müssen zu-rückstehen, damit sich die Vielfäl-tigkeit der Kriminalliteratur auch in unseren Regalen wieder findet und der Liebhaber klassischer Kri-minalgeschichten ebenso wie der hartgesottene Thrillerfreund zu ih-rem Recht kommt. Denn wie heißt es so schön im Rheinland: Jeder Jeck ist anders, und dem sollten wir Rechnung tragen. &

proliko

Die Autorenlesung mit Manne Spitzer beendete den Herbsttag.

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231/2007

wartsbelletristik durch Dr. Michael Krämer (Stuttgart) höchste Auf-merksamkeit abverlangt, denn er bot eine überwältigende Fülle von Literaturtipps, zum Glück nachzu-lesen in einem dicken Reader. Das zweite Referat, vorgetragen von Virgilio Masciadri (Aarau), einem wirklichen Kenner der Literatursze-ne in der Schweiz, bot eine Vielfalt von überraschenden Einblicken in unser Nachbarland und seine mehrsprachige Literatur.Die eigene Arbeit der Teilnehme-rinnen war aber auch gefragt. Ka-

tharina Dörnemann und Uschi Er-mers boten Romanworkshops an zu: Martin Walser „Ein springender Brunnen“ und zu A.L. Kennedy „Alles, was du brauchst“. Die in-tensiven Gruppengespräche mach-ten wieder einmal deutlich, dass ein Gespräch über Gelesenes, vor allem bei nicht ganz einfach zu le-senden Büchern, eine Bereiche-rung darstellt. Auch die Beschäfti-gung mit literarischen Kurzformen wie Gedichten und Erzählungen zum Thema „Sommer“ animierten immer wieder zu Auseinanderset-zungen und Assoziationen.

Besuch der Stiftsbibliothek St. Gallen

Die Abende dienten eigentlich der Entspannung bei einem Bier oder einem Glas Wein, einmal wurde al-lerdings auch ein solcher Abend im Pavillon literarisch: Jede Teilneh-merin stellte ein lesenswertes Buch vor, so dass insgesamt viele Lesean-regungen ausgetauscht wurden und die Sommerwoche mit Sicher-heit beim Lesen im Herbst und Winter Nachwirkungen zeigen wird.Ein Höhepunkt der Sommerwoche war für viele Teilnehmerinnen si-cherlich der Besuch in der Stiftsbi-bliothek in St. Gallen, vielen Le-

Schloss Hersberg in Immenstaad.

sern und Leserinnen noch gut in Erinnerung aus dem Roman „Frl. Stark“ von Thomas Hürlimann. Eine kompetente Führung sowohl durch die wunderbare Stiftsbiblio-thek als auch durch St. Gallen und ein typisch Schweizerisches Mit-tagessen in einem historischen Gasthaus sowie eine Fahrt mit der Fähre über den abendlichen Bo-densee zurück nach Immenstaad machten diesen Tag zu einem un-vergessenen Erlebnis.Die zweite Literarische Sommerwo-che im August 2007 in Immenstaad steht bei einigen Teilnehmerinnen vielleicht schon im Terminkalen-der vorgemerkt. &

Ulla Mayer, Studium Germanis-tik und Philosophie, Leiterin der Bücherinsel Vaalserquartier in Aachen, Leiterin eines Literatur-gesprächskreises (Ausbildung bei proliko), Angestellte in der Bibli-othek der Kath.Fachhochschule NW, Abt. Aachen.

Büchereiaktionstage und Gedenktage 2007Für die Jahresplanung der Bücherei gibt es einige regel-mäßigen Termine, die sich auch wegen der überregiona-len Bedeutung besonders für lokale Aktivitäten eignen: Dazu gehören der Welttag des Buches am 23. April 2007 (in diesem Jahr ein Sonntag), die Buchmessen in Leipzig

(22. bis 25. März 2007) und Frankfurt (11. bis 14. Okto-ber 2007), der Tag der Bibliotheken am 24. Oktober 2007, der Buchsonntag am 4. November 2007 (genau auf den Gedenktag des Hl. Karl Borromäus), der Nationa-le Vorlesetag am 23. November 2007 (wieder ein Frei-tag) oder auch der Internationale Tag der Freiwilligen-arbeit am 5. Dezember 2007. Hinweise auf literarische Gedenktage finden Sie unter http://www.bresinsky.de/ka-lender/kalframe.htm oder unter www.literaturport.de

Einladung zur Literarischen Sommerwoche 2007

Die Literarische Sommerwoche 2007 findet vom 22. bis 26. Au-gust wieder im Schloss Hersberg in Immenstaad statt. Informati-onen und Anmeldeunterlagen erhalten Sie in der Abt. Bildung des Borromäusvereins bei Cor-nelia Klöter oder Ute Branden-burg; E-Mail: [email protected]

proliko

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Von Wil l i Weiers

„Eine feine Sache wird das“ – dach-ten wir, als die Aktion „bibfit“ be-kannt wurde. Sie erschien uns als her-vorragende Ergänzung unserer Zu-sammenarbeit mit den Schulen in Er-bach. Wir waren überrascht, dass die Aktion vom Borro wirklich in alle ein-schlägigen Medien getragen werden konnte: „Kein Newsletter ohne bib-fit“ (ein Beispiel: www.bibliotheksver-band.de)

„Bibfit“ = Kindergarten + BüchereiIn der Praxis: „Erbach = 5 KiGa + 1 KÖB“

Gut motiviert und inzwischen mit dem attraktiven Material ausgestat-tet, war es nach dem Gespräch mit den Erzieherinnen der Erbacher Kindergärten klar: „Wir machen mit“. So beteiligen sich 5 Kinder-gärten mit zusammen über 120 Kindern. Wir strecken die Aktion mit über 20 Veranstaltungen zeit-lich von November 2006 bis Früh-jahr 2007.

Im Planungsgespräch in unse-rem Bücherei-Team haben wir als wichtig für das Gelingen der Aktion festgestellt:• Der ständige Kontakt mit den Er-zieherinnen und das Feedback zu jedem Schritt und zu jeder Veran-staltung soll uns für den nächsten Schritt lernen lassen. • Stetige Öffentlichkeitsarbeit soll für Außenwirkung sorgen. Eine gute

Bibfit

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Aktion ist immer imagefördernd.• Angesichts des langen Zeitraums, der Vielzahl der Veranstaltungen und der Kinder unterstützen wir die Aktion mit unseren Mitteln der EDV.

Wir nutzen unsere sehr guten Er-fahrungen mit der EDV konse-quent:• BVS als Bibliotheksprogramm• Unsere Internetseiten • Textverarbeitung für alle „Druck-sachen“Eine ausführliche Beschreibung der EDV-Unterstützung gibt es bei http://bibfit.koeberbach.de

Bei jedem Schritt unterstützen wir damit die Aktion und unsere Büchereiarbeit. Zur Illustration ein paar Schritte unserer Vorge-hensweise im Detail:

Zum Start• Wir informieren die Kindergärten und holen die Zustimmung zur Be-teiligung der Aktion ein. Die Materi-al-Sets mit allen Unterlagen dienen als ausgezeichnetes Anschauungs-material für die Erzieherinnen.

• Wir informieren die Presse und präsentieren die Nachricht auch auf unseren Bücherei-Internetsei-ten http://www.KoebErbach.de.• Die teilnehmenden Kindergärten bekommen ein Miniplakat mit Rahmen zum Aushang überreicht. Darauf sind alle verzeichnet, die an der Aktion beteiligt sind. Dies för-dert den Bezug zu der Aktion und ist bei entsprechendem Aushang auch den Eltern täglich vor Augen.• Wir informieren die Eltern mit ei-nem Brief.

Zur ersten Veranstaltung• Wir sprechen mit den Erzieherin-nen ab, ob die Kinder jeweils selbst ein Buch mitnehmen dürfen. Viele Kindergärten möchten das erst bei einer späteren Veranstaltung tun. Ebenfalls schlagen wir vor, dem Kindergarten Bücherkisten mitzu-geben, die von Veranstaltung zu Veranstaltung erneuert werden. • Wir nehmen den Kindergarten als Leser in die EDV auf – falls nicht bereits geschehen. Bei „Zweitadres-se“ vermerken wir fallweise zusätz-lich, wie wir die verantwortliche Erzieherin erreichen können.

• Unsere Bücherkisten haben einen Deckel, tragen einen knallgelben Aufkleber und einen Barcode. Die Kiste wird mit den Büchern in BVS erfasst und ausgeliehen. So behal-ten wir den Überblick bei üblicher-weise mehr als 8 Kisten im Umlauf. Informationen zur Bibliothekssoft-ware BVS unter www.ibtc.de Wir haben die Aktion am 2. No-vember mit dem Ev. Kindergarten „Regenbogen“ gestartet. Unsere Pressemeldung war in ganz Süd-hessen in mehreren Blättern vor-zufinden. Woche für Woche weite-re Veranstaltungen. Es entwickelt sich eine gewisse Routine, die uns schon an den nächsten Vorschul-kinder-Jahrgang denken lässt. Soll-te bibfit beim Borro eine “Eintags-fliege“ sein - zum Glück gibt es alle Vorlagen in Dateiform unter: www.bibfit.de, so dass wir im nächsten Jahr in Selbsthilfe erneut starten können. &

Willi Weiers leitet die KÖB St. Sophia, Hauptstraße 44, 64711 Erbach.

Bibfit

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Von Hubert Vitt-Wagener

Das neu überarbeitete Interessenkreis-konzept des Borromäusvereins und des St. Michaelbundes ist nun ein Jahr im Praxiseinsatz (siehe auch köb 2/2006, S. 25f.). Ein wesentlicher Aspekt zur Ein-führung von Interessenkreisaufklebern (IK) war Mitte der 90er Jahre die zusätz-liche verbale Erschließung der Buchin-halte im Bereich der erzählenden Litera-tur und im Bereich der Kindersachbü-cher. Hierzu wurde ein relativ starres Gerüst vorlegt, anhand dessen die Bü-chereien eine zusätzliche Kennzeich-nung der Bücher vornehmen konnten.

Nach zehn Jahren hat der Sachaus-schuss II des bv. das Konzept über-arbeitet. Hierbei wurden die Erfah-rungen aus der Büchereipraxis ein-gearbeitet. Gewünscht war eine grö-ßere Flexibilität, die die Entwick-

lung von lokalen Konzepten er-möglicht. Außerdem sollte die Ver-wendung der Interessenkreise in allen Systematikgruppen ermög-licht werden. Mit nun 108 mögli-chen IK wird versucht, diesen An-sprüchen gerecht zu werden. Alle Begriffe können überall, sofern sie in ein sinnvolles lokales Konzept passen, verwendet werden.Diese neue Art der Bestandser-schließung wird in den einzelnen Diözesen unterschiedlich vorge-stellt und in die Aus- und Fortbil-dungsarbeit aufgenommen. Es sol-len hier nochmals die Vorteile der Interessenkreisverwendung darge-legt werden. Die rein formalen Ar-beiten, also der büchereipraktische Umgang mit Interessenkreisen, ha-ben sich nicht geändert. Sie werden

in der „Anleitung zur Büchereiver-waltung“, Anhang A, ausführlich vorgestellt (bvMedienNr.: 7600).

Ein lokales IK-Konzept will geplant sein

Im Arbeitsbereich des bv. haben die KÖB einen Durchschnittsbestand von ca. 3.800 Medieneinheiten. Dieser Mittelwert belegt, wie unter-schiedlich die Bestände und deren Zusammensetzung sind und wie verschieden Konzepte sein können und müssen. Bei der Entwicklung eines lokalen IK-Konzeptes sollte die Bücherei sich darüber klar werden, welche Aufgaben sie hat und für welche Zielgruppen sie arbeitet. Optimal ist es, wenn es ein Leitbild für die Bücherei gibt, in dem die Aufgaben

Verleih doch mehr! Bestandserschließung mit dem Ideenkreiskonzept

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und Ziele der Arbeit definiert sind. Sicher werden viele Büchereiteams so etwas vor ihrem geistigen Auge haben, aber für bestimmte Verän-derungsprozesse, also auch bei Ent-scheidungen zur Büchereiverwal-tung, ist eine schriftliche Vorlage sinnvoll. Zur Erarbeitung eines Leit-bildes gibt die Arbeitshilfe „Leitbild köb“ mehr Anregungen und Hin-weise. Die Arbeitshilfe ist bei den Fachstellen erhältlich und beim bv. mit der bvMedienNr.: 7564 zu be-stellen.Bevor die Bücherei sich für eine zu-sätzliche verbale Erschließung der Medien entscheidet, sollte sie ihre Bestände analysieren. Hierbei sind besonders der Umfang der einzel-nen Bereiche (KE, K, J, SL, Kinder-sachbücher und bei den Sachbü-chern die der jeweiligen Haupt-gruppe) festzustellen. Berücksich-tigt werden sollten hierbei auch inhaltliche Schwerpunkte. Die Benutzerinnen und Benutzer der Bücherei, sowie die potentiel-len Nutzer stehen danach im Fokus der Betrachtung. So sind Fragen zu stellen wie: • Was wird in der Beratung oft nachgefragt, ist aber durch das bis-herige Aufstellungssystem nicht er-schlossen? Beispiel: Hierzu gehören viele Gattungen den erzählenden Literatur, z.B. Krimi. • Wie kann ich Medien ähnlichen Inhalts zusammenführen, die bis-her in verschiedenen Gruppen prä-sentiert werden? Beispiel: Reisefüh-rer bei der Erdkunde und Kunstrei-seführer bei der Gruppe Kunst. • Gibt es Bücher, die durch ihre Al-tersgruppenzuordnung für die Nut-zer „ausgegrenzt“ werden? So wer-den viele Fantasy-Romane der Gruppe J nicht von Erwachsenen

genutzt, obwohl diese Bücher durchaus interessant sind.• Wo sind Leseinteressen so gestal-tet, dass eine Auswahl Systematik-gruppen übergreifend ist? Beispiel: Mädchen lesen gerne Pferdebücher, mit IK können die erzählenden Bü-cher und die Kindersachbücher, so-wie ausgewählte Sachbücher, z.B. aus den Gruppen Na oder Sp, zu-sammen aufgestellt werden.Für den Aufbau von „Zielgruppen-büchereien“ ist die Verwendung der IK besonders zu empfehlen. Ka-tholische öffentliche Büchereien haben für Familien meist ein um-fangreiches Angebot. Dieser Um-stand führt zur Einrichtung so ge-nannter „Familienbüchereien“ in-nerhalb der Bücherei, das kann ein Regal oder ein ganzer Raum sein. Hierbei werden alle für diese Grup-pe wichtigen Medien mit den vor-handenen IK zusammengeführt. Durch die Erweiterung der mögli-chen Interessenkreise wird diese Form der Bestandserschließung hier besonders gefördert.

Bewusste Entscheidung für Interessenkreise

Nach den Vorüberlegungen sollte eine bewusste Entscheidung für die Verwendung bestimmter IK oder aller IK fallen. Hierbei ist es durch-aus möglich, dass ein Büchereiteam sich nur für die Verwendung von IK im Bereich Romane, eine andere

Interessenkreise

Verleih doch mehr! Bestandserschließung mit dem Ideenkreiskonzept

bvMedienNr.: 7600

bvMedienNr.: 7564

nur für ein Konzept Familienbiblio-thek entscheidet. Wichtig ist es vor allem, diese Entscheidung zu doku-mentieren. In der „Anleitung zur Büchereiverwaltung“ sind hierfür die Seiten 184 ff. vorgesehen. Empfehlenswert ist die Abstim-mung des lokalen Interessenkreis-konzeptes mit den benachbarten Büchereien, um bei Blockausleihen gleiche Arbeitsweisen zu ermögli-chen. Besonders wichtig ist dies auch für Büchereien, die mit EDV arbeiten. Auch ein finanzieller As-pekt sei hierzu genannt. Die IK wer-den in festen Bestellmengen gelie-fert, wobei es so sein kann, dass manche Begriffe nicht so oft ge-

Dipl. Bibl. Hubert Vitt-Wagener leitet die Fachstelle für Büchereiar-beit im Erzbistum Paderborn. In der bv.-Fachkonferenz ist er Vorsit-zender des Sachausschusses II Bibliotheksverwaltung.

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können attraktiver beschriftet und dekoriert werden.• Die neuen Mitarbeiter/innen können in der Beratungsarbeit schneller eingesetzt werden.• Durch das eventuelle Auflösen der alphabetischen Aufstellung im Be-reich einzelner Interessenkreise wer-den Rückräumarbeiten einfacher.• Wenn eine gesonderte Aufstel-lung der Medien nach bestimmten IK sich als ineffektiv erweist, wer-den diese in die normale Aufstel-lung zurückgenommen.

IK-Konzept und benutzer-orientierte Bibliothek

Neben dem IK-Konzept haben eini-ge Büchereifachstellen für ihren Ar-beitsbereich eigene Aufstellungs-konzepte entwickelt. Diese gehen von einer ausschließlich verbalen Erschließung der Medien aus. Das bedeutet, es wird vollständig auf die Rückenschilder verzichtet und somit ist eine Rückkehr zu einem konventionellen Aufstellungssys-tem fast unmöglich. Stattdessen werden bis zu drei Begriffe zur In-

haltskennzeichnung auf dem Buch-rücken angebracht. Auch bei die-sem Konzept müssen lokale Pla-nungen unter Berücksichtigung der oben genannten Aspekte erfolgen. Außerdem stellen sich viele De-tailfragen, die hier nicht erörtert werden können. Diese unterschied-lichen Konzepte können nicht von einem zentralen Lektorat, wie es die Besprechungszeitschrift „Buch-profile“ des Borromäusvereins bie-tet, unterstützt werden. Die biblio-grafischen Angaben in „Buchprofi-le“ enthalten die Systematik und IK-Hinweise.Die bisherigen IK hatten sich schon gut bewährt. Erste Erfahrungen mit den neuen IK und den erweiterten Möglichkeiten sind positiv. Es zeigt sich aber auch, dass lokale Konzep-te gut geplant werden müssen. Das grundlegende Konzept für den Ein-satz von IK in Katholischen öffentli-chen Büchereien ermöglicht es, das besondere Profil kirchlicher Büche-reiarbeit in die Veränderungsprozes-se der modernen Bibliotheksverwal-tung einfließen zu lassen. &

braucht werden. Es ist also auch daher sinnvoll, sich mit benach-barten Büchereien wegen der Be-schaffung abzustimmen.

Interessenkreise und Rückenschilder

Bei der Umsetzung des IK-Konzep-tes wird die vorhandene formale Kennzeichnung mit Rückenschil-dern beibehalten. Das heißt gleich-zeitig, die Bücherei kann auf eine ausleihfertige Lieferung des BV zu-rückgreifen und muss nur noch die Interessenkreise anbringen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass den Büchereien in den Buchbe-sprechungen der Zeitschrift “Buch-profile“ IK vorgeschlagen werden. Dies erleichtert diese inhaltliche Zuordnung enorm. Die Büchereien, die schon Interes-senkreise einsetzen, haben eine po-sitive Resonanz von den Nutzern erhalten. Einige „innerbetriebliche“ Aspekte sind auch zu erwähnen. • Die Bücherei wandelt ihr Gesicht durch die eventuell gesonderte Aufstellung einzelner IK. Diese

Interessenkreise

Zum Januar 2007 besteht unter bestimmten Umständen für die PC-Nutzung in Büchereien eine Gebührenpflicht (5,52 mtl.) gegenüber der Gebühreneinzugszentrale GEZ. Für Büchereien, deren Raum sich in einem Gebäude be-findet, in dem bereits (z.B. Pfarrbüro oder Internetcafé) gebührenpflichtige Geräte stehen, für die auch Gebühren an die GEZ abgeführt werden, verändert sich nichts. Auch für Büchereien, die bereits herkömmliche Hörfunk- und Fernsehgeräte angemeldet haben und die Gebühr ent-richten, fallen keine weiteren Gebühren an und es muss auch keine zusätzliche PC-Anmeldung an die GEZ erfol-

Gebühren für PC-Nutzung in der Büchereigen. Für alle Büchereien, die keine solche Situation vor Ort haben, ist ab 1. Januar 2007 für PCs eine Gebühr zu entrichten. Entscheidend ist dabei nicht die tatsäch-liche Nutzung, sondern allein die technische Möglich-keit des Internetzugangs. Sofern ein Bücherei-PC be-reits heute über eine TV-Empfangskarte verfügt, ist er bereits jetzt gebührenpflichtig. Klären Sie mit dem Trä-ger der KÖB, ob für das Gebäude, in dem Ihre Büche-rei untergebracht ist, bereits Gebühren bezahlt wer-den und weisen Sie auf die Veränderung hin. Bei Nach-fragen wenden Sie sich an Ihre Fachstelle.

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291/2007

Thomas Köhler

Ludwig ist ganz versunken. Der Fünf-jährige schaut die letzten Sekunden des „TIGERENTEN Clubs“ (KI.KA). Da schrillt der Wecker, und Mutter Bettina Graf (37) macht den Fernseher aus.

Für viele Eltern ist der Fernsehkon-sum ihrer Kinder Anlass zur Sorge. Schauen sie zu viel? Das Richtige? Was bringen Verbote? SCHAU HIN! gibt Eltern Antworten. Ludwigs Mutter Bettina hat sich entschie-den. Sie bleibt hart. Eine halbe Stun-de Fernsehen pro Tag, das ist die Re-gel. Basta. Den Wecker hat sie vor ein paar Monaten eingeführt, weil Ludwig um jede Minute Fernsehzeit mehr geschachert hat. „Ich will nicht, dass mein Kind stumpf vor der Glotze oder vorm PC sitzt, an-statt mit anderen zu spielen“, sagt sie. Wie können Eltern die Medien-nutzung ihrer Kinder kontrollieren? Egal ob Fernsehen, Internet, Handy oder PC? Ist Fernsehen schädlich oder harmlose Entspannung? Ab wann darf ein Kind allein gucken oder durch das Internet surfen? Ab wann darf es mobil telefonieren? Wie bekommen Eltern die Handy-kosten ihres Kindes in den Griff? Antworten bei SCHAU HIN! unter www.schau-hin.info. Dazu gibt’s Tipps von Fachleuten, Prominenten und anderen Eltern.

Warum SCHAU HIN! –Die aktuelle Situation

Noch nie haben Kinder so viel Zeit vor Bildschirmen verbracht wie heute. Jeder vierte Sechsjährige hat mittlerweile einen eigenen Fernse-her im Kinderzimmer. TV, Internet, Video- und PC-Spiele locken die Kinder im Durchschnitt für drei Stunden pro Tag vor den Bild-schirm. Unbegleiteter und unbe-grenzter Medienkonsums kann je-doch zu negativen Konsequenzen führen: Konzentrationsschwäche, schlechtere schulische Leistungen, Bewegungsmangel bis hin zu Ver-haltensauffälligkeiten. Zumal nicht alle Angebote für Kinderaugen ge-eignet sind: Vieles macht Angst, verwirrt, verwischt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Um-so wichtiger ist es, dass wir Erwach-senen genau auf das schauen, was unsere Kinder sehen, welche Medi-en und Programme sie wann und wie lange nutzen. Denn Medien sollen Kindern Spaß machen und ihnen nicht schaden!

SCHAU HIN! – Das Ziel

Ziel der Aktion ist die Sensibilisie-rung der Öffentlichkeit für das The-ma „Kinder und Medien“ und die Elternaufklärung über die Angebo-te elektronischer Medien und deren Handhabung – in Verbindung mit gezielten ganzheitlichen Erzie-

hungstipps für die 3- bis 13-Jähri-gen. Es geht darum, praxisnahe Hil-festellungen für den kindgerechten Umgang mit Medien zu leisten: SCHAU HIN! gibt konkreten Rat von Experten an Eltern, Familien und pädagogische Fachkräfte wei-ter. Denn in Schule und Kindergar-ten muss Medienerziehung genau so selbstverständlich stattfinden wie im Elternhaus. SCHAU HIN! will eine Brücke bilden zwischen Eltern und ihren Kindern, indem die Aktion Orientierungshilfen zur Mediennutzung und -erziehung bietet und den Dialog zwischen El-tern und Kindern fördert. SCHAU HIN! ist eine Aktion des Bundesmi-nisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Partnerschaft mit dem Telekommunikationsunte-nehmen Arcor, den öffentlich-recht-lichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF sowie der Programmzeitschrift TV Spielfilm. Im April 2006 wurde SCHAU HIN! als beste Kampagne 2005 mit dem „pulsus“ ausgezeich-net. Dieser renommierte Preis auf dem Gebiet der Gesundheitsvor-sorge wird von der Techniker Kran-kenkasse und der BILD am SONN-TAG verliehen. Darüber hinaus ar-beitet SCHAU HIN! inhaltlich eng zusammen mit verschiedenen me-dienpädagogischen Instituten und Verbänden aus der Kinder-, Jugend- und Familienpflege. Seit Neuestem kooperiert SCHAU HIN! nun auch im Bereich Hörbuch mit dem Bor-romäusverein. &

Init iative Schau hin!

Thomas Köhler ist Projektkoordi-nator der Aktion SCHAU HIN! Kontakt: SCHAU HIN! Projektbüro, An der Alster 48, 20099 Hamburg

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... für mich und meine Familie un-verzichtbar. „Unsere“ KÖB in Bonn/Pfarrei Christ König bietet – belletristisch immer state of the art – fesselnde Ferienlektüre (zu-letzt Daniel Kehlmann, Die Ver-messung der Welt), mitreißende Autofahrt-Durchhalte-Hörbücher und Kinderbücher für das zwei-jährige Töchterchen (zuletzt der Kinderbuchklassiker „Der kleine Häwelmann“ von Theodor Storm im Original-Reprint) und natürlich auch gut sortierte theologisch-spi-rituelle Literatur (die ich zwar meist in der eigenen Privatbiblio-thek selbst besitze, mithin nicht ausleihe. Aber bei dieser Gelegen-heit möchte ich meinen Respekt

Bei ihrem Studientag „Kirche und Kultur“ im Rahmen der diesjähri-gen Herbst-Vollversammlung ha-ben die Bischöfe sich einhellig darauf verständigt, dass die katho-lische Kirche weiterhin kulturelle Breitenarbeit betreibt. Dies ist nach dem Bekunden der Bischöfe eine unabdingbare Form kirchli-cher Diakonie, des Nächstendiens-tes, der in der Botschaft Jesu be-gründet liegt. Die KÖBs wurden in diesem Zusammenhang als be-sonders zukunftsträchtiges Modell gelobt. Der Vorsitzende der Kom-mission für Wissenschaft und Kul-tur, Bischof Dr. Heinrich Mussing-hoff, sagte: „Das Rückrat des Eh-renamtes ist und bleibt das Haupt-amt und die Bischöfe setzen ihre ganze Kraft daran, diese bewährte Komplementarität auch bei dün-ner werdender Personaldecke fortzuführen.“ Ein deutliches Wort, das den KÖBs Mut machen kann. Kirchliches kulturelles Engage-ment freilich ist heute wie morgen nur dann möglich, wenn auch die staatliche Finanz- und Gesetzge-bungspolitik hierfür günstige Rah-menbedingungen anbietet. Es ist gut, dass es mit dem Borromäus-verein einen Dachverband gibt, der auf Ebene der Bundeskultur-politik dieses Anliegen beharrlich durchsetzt. Dafür weiterhin gutes Gelingen!

Dr. Jakob Johannes Koch ist seit 2000 Kulturreferent im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz.

Köbs finde ich …

vor der kundigen Literaturauswahl durch unsere KÖB-Mitarbeiter/-innen äußern!).

... als Best-Practice-Modell kulturellen Ehrenamtes größerer kulturpolitischer Förderung für würdig! Denn die KÖBs sind ja nicht nur für praktizierende Christen da, sondern sie dienen durch ihre virtuelle Wertschöpfung der Ge-samtgesellschaft. Indem sie werteori-entierten Lesestoff anbieten und mit öffentlichen Lesungen und Bildungs-angeboten Sinnstiftung vollziehen, schaffen sie eine ethische und morali-sche „Gesinnungskraft“ (Theodor Heuss), von der das Gemeinwesen weit über die Kirche hinaus profitiert. Diese Gesinnungskraft kann nach The-odor Heuss nur durch die „ ... vielen Freiwilligkeiten der Bürger“ geformt werden. Grund genug also, die freiwil-ligen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter – in den KÖBs sind das bundesweit stolze 33.000 Ehrenamtliche – als kostbare Ressource zu hegen und zu pflegen. Die deutschen Bischöfe tun das, indem sie in ihren Verwaltungen Büchereifachstellen vorhalten und da-durch eine angemessene Betreuung der KÖB-Mitarbeiter/-innen ermögli-chen. Denn wer als Ehrenamtliche(r) eine Anlauftstelle hat, wo er/sie sich professionellen Rat holen und das ei-gene Wissen „updaten“ kann, der schöpft daraus Motivation für das all-tägliche Tun.

Mehrwertsteuer bringt höhere Preise für Büchereimaterial ab 2007

Wie Sie sicherlich bereits wissen, steht zum Jahreswechsel eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16% auf 19% an. Durch diese Mehrwertsteuerer-höhung und die Tatsache, dass viele Materialpreise dieses Jahr schon ins-gesamt angestiegen sind, müssen leider auch wir unsere Materialpreise etwas erhöhen. Wir haben auf unserer Materialbestellliste die neuen Preise bereits neben die alten Preise gestellt.

Köbs f inde ich …

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311/2007

Hamburg. Den Dank der katholischen Büchereiarbeit überbrachte Rolf Pitsch mit der Goldenen Ehrennadel.

Papst Benedikt XVI. hat am 09. Oktober 2006 Hermann Wil-helmi, seit 1987 Diözesanpräses der Katholischen Büchereiarbeit im Bistum Trier, zum „Monsig-nore“ ernannt. Bischof Dr. Rein-hard Marx übergab in Trier die Ernennungsurkunde an Her-mann Wilhelmi sowie drei wei-

teren Priestern im Bistum. Es seien in gewisser Weise „ex-emplarische Auszeichnungen“, denn viele Priester leiste-ten einen großartigen und treuen Dienst für die Kirche. Die Ehrung dieser vier Seelsorger sei also auch ein Dank, eine Ermutigung und ein Ausdruck der Wertschätzung für den priesterlichen Dienst insgesamt. Hermann Wilhelmi (75) stammt aus Trier. Er war Pfarrer in Körperich und Wal-lerfangen. 1973 wurde er Regionaldekan der Region Mo-sel-Eifel-Hunsrück. Von 1989 bis Februar 2006 war er Di-rektor des Bischöflichen Priesterhauses St. Thomas.

Erfahrungen auf der Frankfurter BuchmesseDie Frankfurter Buchmesse – ein Highlight für alle Bü-cherfreunde und Medieninteressierte. Und der bv. mit-tendrin. Im Rahmen des Gemeinschaftsstandes des Ka-tholischen Medienverbandes stellte der Borromäusver-ein sich als Mediendienstleister den Besuchern vor. Viele fanden den Weg dorthin und konnten bei einer Erfrischung eine Pause von all den überwältigenden Eindrücken einlegen. Vielen Dank, für die vielen inter-essanten Gespräche z.B. mit der Ordenfrau, die mit 70 Jahren nicht nur ihre Bücherei super in Schuss hat, sondern noch zwei (!) weitere auf Vordermann bringt oder die drei Damen, die mit großer Begeisterung von ihrer Bibfit Aktion mit gleich 5 Kindergärten berichte-ten. Einige Fragen (Wo finde ich Werbemittel? Wie be-stelle ich den Newsletter?) und Probleme (Meine pdf geht nicht auf. Ich brauche mehr Buchspiegel.) konn-ten direkt im Gespräch geklärt werden. Stellvertretend

Helmut Hanschur ist verstorben, er wurde am 29. Septem-ber 1925 in Gleiwitz in Oberschlesien geboren. 1946 aus französischer Gefangenschaft entlassen wählte er die Diö-zese Mainz als sein Heimatbistum. Hier wurde am 6. Januar 1951 durch Bischof Dr. Albert Stohr zum Priester geweiht. Von seinen vielen Lebensstationen werden hier in Vertre-tung zwei genannt: 1987 übernahm er die Leitung der Fachstelle für katholische Büchereiarbeit im Bistum Mainz. Seit 1964 arbeitete Hanschur auch in der Bundesarbeitsge-meinschaft für Katholische Erwachsenenbildung mit.

Elke-Maria Blunck (Ki-BüAss, Jahrgang 1973/74) wirkte 37 Jahre in der ka-tholischen Medienarbeit in Hamburg, zuletzt in der Medienstelle Ham-burg. Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke ver-abschiedete sie Ende September 2006 in der Katholischen Akademie

Susanne Fanz und Ulrike Fink vor den bv.-Auslagen.

für all die prominenten Gesichter auf der Messe sei hier der Besuch von Weihbischof Friedrich Ostermann genannt. Reges Interesse weckten die beiden frisch zur Messe erschienenen Bücher“ Lob aus Kindermund . Kindergebete“ und „Mit der Bibel wachsen. Kinderbi-beln im Vergleich“. Nach diesen guten Erfahrungen werden wir auch bei der nächsten Frankfurter Buch-messe vertreten sein.

kurz & bündig

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Karl Wiedenmann vorgelesenen „Messdienergeschichten“ reichte die Palette. Nachdenklicher wurde es bei „Maikäfer flieg“, Geschich-ten aus dem von den Russen be-setzten Wien, die Amelie Meyer vorstellte.

Ein rundum gelungener Abend

„Papa, Charlie hat gesagt – Die Pil-le“, vorgetragen von Volker und Frederik Illenseer, war der absolute Hit für Klein und Groß. Diese Kult-Geschichten aus den 70er-Jahren sind nach wie vor immer wieder hörenswert! Für die musikalische Unterhaltung sorgten Gottfried Meyer und Felix Wilhelmi. „When I’m sixty-four“ von den Beatles ließ die Zuhörer überlegen, ob die Liebe denn auch das Alter überdauert –

In der bekannten PISA-Studie ha-ben 42 Prozent der 15-Jährigen an-gegeben, überhaupt nie zum eige-nen Vergnügen zu lesen. Ein Buch nehmen sie nur zur Hand, wenn sie es für den Unterricht brauchen.

Dabei ist Lesen so wichtig:

• Lesen bringt die Gehirnzellen in Schwung. • Lesen vergrößert den Wort- schatz. • Lesen verbessert automatisch die Rechtschreibung. • Lesen verschafft Kenntnisse und Wissen. • Lesen regt die Fantasie an. • Und schließlich macht Lesen Spaß!

Bereits zum vierten Mal wurden Väter in Holler aktiv. Gottfried Meyer, Joachim Schneider, Volker Illenseer, Karl Wiedenmann, Diet-mar Eisenhuth und Felix Wilhelmi brachten den begeisterten Zuhö-rern wieder einmal die Welt der Bü-cher und Lieder näher. Dieses Mal ging es um das Thema Liebe und Freundschaft. Liebevoll stimmte Dietmar Eisenhuth die Kinder und Erwachsenen auf den Abend ein mit „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich Dich hab?“. Über die von Joa-chim Schneider und Volker Illense-er mit ihren Kindern Franziska und Lina bestens dargebrachte „Ehebe-ratung“ von Loriot bis zu den von

Praxisberichte

bei „I just called to say I love you“ schwelgten sie in Gedanken in den 80ern, und spätestens bei „Mar-mor, Stein und Eisen bricht“ san-gen alle mit. Ein rundum gelunge-ner Abend in der Bücherei, der durchaus noch länger hätte dauern können! &

Nachlese zum VorlesenVäter und Zuhörer hatten Spaß in der Bücherei Holler/Untershausen

Aktive Väter in der Bücherei.

Kontakt, Text und Bild:Ruth Kowski-Meyer, KÖB St. Mar-garetha, Siegstr. 9, 56412 Holler

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Die Idee kam beim Lesen des Artikels in dem Fachorgan für Bibliotheken BuB (Heft 1/06). Dort wurde von der Aktion „Lebende Bücher“ in Skandi-navien berichtet, die man nach dem Motto „Leih dir ein Vorurteil“ auslei-hen konnte. Die Lektüre begeisterte uns sehr und schnell stand fest, das machen wir auch, das versuchen wir auch in Münster-Hiltrup umzusetzen.

Die Idee war geboren und zusam-men mit der Kulturinitiative in Hil-trup gab es dann bald rege Diskussi-onen, wen man denn einladen könnte, ob die Idee genauso wie in Skandinavien umzusetzen sei.In Skandinavien stellten sich Men-schen, z.B. ein Araber, ein Arbeits-scheuer aus freiem Entschluss, eine Dänin, die zum Islam übergetreten ist, ein Polizist, ein Somalier, ein Jude und klassischer Musiker, eine lesbische Frau, ein Blinder, ein Tier-schutzaktivist etc. als Menschen-buch zu Verfügung. Dieses Men-schenbuch konnte in der Bücherei für 45 Minuten reserviert werden. Umliegende Cafés spendierten kos-tenlosen Kaffee zum Gespräch. Und dann konnten die „Benutzer“ eine dreiviertel Stunde lang ihre ei-genen Vorurteile auf den Prüfstand stellen – im Gespräch mit einer Person, die ganz konkret und aus eigener Erfahrung Fragen beant-wortete. Die Aktion hatte in Skan-dinavien eine große Aufmerksam-keit und Resonanz gefunden. Wir beschlossen, am 20. Mai 2006 von 16.00 – 21.00 Uhr unser unge-wöhnliches und unerwartetes Pro-

jekt zu starten. Wir modifizierten die Idee aus Skandinavien so, dass wir Personen aus den unterschied-lichsten Lebensbereichen angespro-chen haben, sich als „Menschen-buch“ zur Verfügung zu stellen. Wir dachten dabei an Personen, die in besonderen Bereichen arbeiten, im Fokus des öffentlichen Lebens ste-hen, für besondere Einsichten ein-stehen oder aber auch besondere Erfahrungen gemacht haben.

Menschenbücher werden angefragt

Folgende Personen wurden dann bei uns „Menschenbücher“: Klaus Borchard (Altenhilfezentrum St. Clemens), Arno Fuhrmann (Alexia-ner-Krankenhaus, Krankenhaus für psychisch erkrankte Menschen und evtl. zukünftige forensische Klinik), Dr. Franz Josef Dröge (Hospiz Le-benshaus), Nicola Dröge (Cheflek-torin im Verlag Coppenrath), Pro-fessor Eckhard Freise (1. Millionär bei der Fernsehsendung „Wer wird Millionär“), Klaus Neidhardt (Deut-

Aktion Menschenbuch

sche Hochschule der Polizei i. G.), und Onkel Wille (Barde und Stra-ßenmusikant vom Rathaus Müns-ter), Wolfgang Quetes (Generalin-tendant der Städtischen Bühnen Münster), Friederike Rosenfeld (Gründerin der Aktion Stern-schnuppe, eine Kontaktgruppe für tot geborene Kinder), Dr. Friedhelm Vogel (Forschungsunternehmen Covance Laboratories, eines Tier-versuchslabors). Alle angefragten „Menschenbücher“ waren von der doch erstmal ungewöhnlichen Idee sofort angetan und erklärten sich spontan bereit mitzumachen. Auf unserer Liste standen noch weitere Personen, die wir dann aber gar nicht mehr fragten, da sonst der Rahmen zu groß geworden wäre. Politiker waren von uns ganz be-wusst nicht angesprochen worden, da die doch sehr häufig im Zen-trum der Öffentlichkeit stehen und wir auch keine „Parteiarbeit“ ma-chen wollten.„Trau Dich zu fragen“ – dieses galt dann für die Gespräche, die unter

Praxisberichte

Aktionsspezifische Eingangsgestaltung

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vier bzw. sechs Augen stattfanden. So gaben wir Interessierten eine be-sondere Gelegenheit, außerge-wöhnliche Gespräche zu führen und auch Vorurteile im Gespräch mit Personen zu prüfen, mit denen man sonst nie gesprochen hätte, über die man sich aber eine Mei-nung gebildet hat. Der hierdurch initiierte Dialog sollte ein guter An-fang und der erste Schritt sein, dass man mit den Menschen spricht und nicht nur über sie. Die von uns ausgesuchten Menschenbücher wurden dann ausführlich in der lo-kalen Presse (sowohl im Lokal- aber auch im Hauptteil der münster-schen Presse) vorgestellt. Überle-bensgroße Styroporfiguren mach-ten in der Bücherei auf die Aktion aufmerksam, mit großen farbigen Plakatzetteln wurde auf die einzel-nen „Menschenbücher“ aufmerk-sam gemacht. Dazu gab es Handzet-tel mit ausführlichen Informatio-nen über jedes einzelne „Men-schenbuch“. Gebucht wurden die „Menschen-bücher“ bei uns in der Bücherei. Da

es sich ja um eine ganz neue, unge-wöhnliche Form einer Veranstal-tung handelte, waren die Buchun-gen erst zögerlich. Es kamen viele sehr positive Reaktionen zu der in-teressanten Idee, aber viele trauten sich erst nach einem ausführlichen Gespräch, sich ein „Menschen-buch“ auszuleihen. Es gab die Hemmschwelle, was soll ich 25 Mi-nuten mit einem „so bedeutenden“ Menschen sprechen. Letztendlich gab es aber auch Kinder, die sich freuten, über „Felix“ mit der Lekto-rin vom Coppenrath-Verlag oder auch mit Professor Freise über „Wer wird Millionär“ zu sprechen.

Keine Hemmungen

Bei kostenlosem Kaffee und Kuchen waren dann die Bedenken und Hemmungen in der zwanglosen At-mosphäre sofort weg. Ganz schnell fanden sich der Besucher und das „Menschenbuch“ zu einem anre-genden Gespräch zusammen, mit dem Ergebnis, dass sowohl Besu-cher als auch „Menschenbücher“ ganz enttäuscht waren, wenn die

Zeit vorbei war und das nächste „Menschenbuch“ schon wartete. Geplant war eine Gesprächszeit von 25 Minuten pro Gespräch und an-schließend 5 Minuten Pause für das „Menschenbuch“. Diese Pausenzei-ten wurden nie eingehalten, son-dern die Gesprächzeit wurde solan-ge genutzt, bis der nächste „Entlei-her“ schon wartete. Eine Erfahrung, mit der weder die äußerst motivier-ten „Menschenbücher“, noch die Veranstalter und selbst auch die Be-nutzer nicht gerechnet hatten. Ganz spontan wurden auch wäh-rend der Veranstaltung noch Ge-spräche von „Entleihern“ mit wei-teren „Menschenbüchern“ gebucht, sofern es dazu noch die Möglich-keit gab. Letztendlich konnten wir eine Versprechung gegenüber den „Menschenbüchern“ nicht halten, denn diese hätten auch noch gerne miteinander gesprochen, war aber aufgrund der zahlreichen Buchun-gen nicht möglich war. Die Gesprä-che wurden zudem von beiden Par-teien als äußerst anregend und auch weiterführend empfunden. Es ent-standen neue Ideen zwischen „Menschenbuch“ und „Entleiher“, und die „Entleiher“ waren auch selbst nach der Veranstaltung äu-ßerst zufrieden über die anregen-den Gespräche, die sie hatten füh-ren können.Kosten entstanden für „Entleiher“ und „Menschenbuch“ nicht, die Entleiher wurden um eine Spende für den gemeinnützigen Verein „Hope-and-Future e.V.“ gebeten. Dieser Verein setzt sich für von AIDS betroffene Kinder und Ju-gendliche in Südafrika ein. Auch im Nachhinein wurden wir sehr oft auf die Aktion angesprochen, alle Men-schenbücher stellten sich im An-

Praxisberichte

Menschen mit Büchern im Gespräch.

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schluss an die Veranstaltung spon-tan für weitere Aktionen zur Verfü-gung. Geplant ist, es nicht bei der einen Veranstaltung zu belassen und in ungefähr einem Jahr eine weitere ähnliche Veranstaltung vielleicht zu einem bestimmten Thema durchzuführen. Und dann rechnen wir damit, dass sich die Aktion herumgesprochen hat und wieder viele „Entleiher“ Interesse zeigen, mit Leuten zu sprechen, die man sonst nicht in so zwangloser Atmosphäre treffen könnte. &

Kontakt, Text und Bilder:Magdalene Faber, Stadtteilbü-cherei Hiltrup, KÖB St. Clemens, Hohe Geest 1b, 48165 Münster

Klaus Neidhardt, Präsident der Deut-schen Hochschule der Polizei stellte sich als Menschenbuch zur Verfügung.

Mit meiner Funktion sind natürlich auch Aufgaben mit Bezug zur Öf-fentlichkeit verbunden, aber die Anfrage, mich für die Aktion „Men-schenbücher“ zur Verfügung zu stellen, fiel doch aus dem Rahmen des Üblichen. Trotzdem habe ich mich spontan bereit erklärt, mitzu-wirken. Der erste Grund dafür ist zu-nächst einmal, dass ich sehr gerne lese. Wir besitzen viele Bücher und ich kann an keinem Büchergeschäft

vorbeigehen, ohne zu stöbern und meist fündig zu werden. Ich habe seit meiner Kinderzeit ein sehr gutes Verhältnis zu Büchern. Und nun, da wir einen kleinen, dreijährigen Sohn haben, fängt es bei ihm genau so an, weil wir ihm sehr viel vorlesen und er sehr viele Bücher geschenkt be-kommt. Aber wir gehen auch regel-mäßig gemeinsam in die Bücherei St. Clemens und suchen uns da zu-sätzlich Lektüre aus. Ich bin begeis-tert, wie schöne Kinderbücher es gibt. Wir sind also Besucher und Ausleiher und auch deshalb war ich gern bereit, mich an der originellen Initiative zu beteiligen. Es gilt das Prinzip des Gebens und Nehmens.Aber ich hatte auch schon im Fern-sehen eine Reportage über ein sol-ches Projekt gesehen, Menschen mit für andere möglicherweise interes-santen Berufen, Erfahrungen, Pro-jekten usw. zeitweise „auszuleihen“. Ich erinnere nicht mehr, ob dies in Dänemark oder wo anders auspro-biert worden ist, aber ich fand es einleuchtend. Die Analogie „Buch – Mensch“ ist mir seit längerem ver-traut, nicht erst seit ich einmal das Kant zugeschriebene, etwas abschät-zige Zitat über einen Zeitgenossen las: „Wenn er ein Buch wäre, ich würde es nicht lesen“. Zwischen zwei Buchdeckeln kann man jeweils eine kleine Welt, zumindest einen Ausschnitt, manchmal ein Univer-sum entdecken. Bücher sind eben unendlich vielfältig und voller Über-raschungen – wie die Menschen, die sie verfassen. Und ähnlich sehe ich auch Menschen selbst, nicht nur solche mit besonderen Biographien und Merkmalen. Auch sie tragen so-viel an interessantem Innenleben mit sich herum, sind eigene Welten, dass es sich lohnt, etwas davon zu

erfahren. Meist erhält man aller-dings nur einen sehr kleinen Ein-blick. Es hängt natürlich von der Art der persönlichen Beziehung ab.Warum also nicht einmal Begeg-nungen mit anderen Menschen an-ders organisieren. Begegnungen, die das Leben ansonsten nur sehr zufäl-lig oder – zu bestimmten Personen und Gruppen – gar nicht bereithält, weil es keinen Anknüpfungspunkt gibt. Ich war einfach neugierig zu erfahren, ob so etwas funktionieren kann. Und ich war neugierig auf die Menschen, die sich ebenfalls als „Menschenbücher“ zur Verfügung stellen würden. Vielleicht könnte man ja auch mit ihnen ins Gespräch kommen. Aber genauso von Inter-esse die „Ausleiher oder Ausleihe-rinnen“! Denn solche Begegnungen sind ja nicht einseitig. Das „Buch“ antwortet ja nicht nur auf Fragen, reagiert ja nicht nur. Es entsteht In-teraktion, ein Gespräch, von dem man im Idealfall nicht weiß, wohin es die Gesprächspartner bringt.So habe ich denn mitgewirkt und ich habe es nicht bereut. Es waren nette, interessante Leute mit unter-schiedlichen Motiven, mit denen ich sehr verschiedene Gespräche führte und von denen ich auch Ei-niges erfuhr. Die Situation ließ lei-der nicht zu, mit den anderen „Menschenbüchern“ zu kommuni-zieren, denn wir waren alle im Ge-spräch mit unseren „Ausleihern“, die uns durch die umsichtigen Or-ganisatoren nacheinander zuge-führt wurden. Aber das klappt viel-leicht beim nächsten Mal. &

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Erfahrungen eines „Menschenbuchs“

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so viele Fußbälle besitzt. Aber auch dieses „Problem“ wurde gelöst, denn es gab für alle ein Trostpreis in Form von einem Eis. Das Som-merfest war für die Bücherei ein voller Erfolg, unter großer Beteili-gung konnte auf die Sponsoren-Ak-tion hingewiesen werden. Auch konnte das Interesse an Büchern durch die Betreuung der jungen Gäste gesteigert werden. Die Büche-rei wurde allgemein als „Gewinn“ der Kirchengemeinde gesehen und sehr gerne auch von neuen Lesern und Leserinnen genutzt. &

Kontakt, Text und Bild:Petra Bethke, KÖB St. Sebastian, d`Orvillestr. 22, 64720 Michelstadt

Die Bücherei St. Sebastian konnten im Rahmen einer großen Sponsoren-Akti-on und unter Mithilfe der Fachstelle für Büchereiarbeit in Mainz viele Bilderbü-cher, Kinder und Jugendbücher kaufen. Die Bücherei hat dieses Jahr das Som-merfest der Kirchengemeinde St. Sebas-tian genutzt, um die Bücher vorzustel-len und zur Entleihe anzubieten.

Der große Büchertisch mit circa 100 Kinder- und Jugendbücher wurde mit einem Tuch verhüllt und für den Nachmittag als große Über-raschung angekündigt. Während des Sommerfestes haben sich die Mitarbeiter der Bücherei um die Be-treuung speziell der jungen Gäste gekümmert.Es wurde die Fußball-ausstellung vom Borromäusverein aufgebaut. Rund um diese Ausstel-lung wurde verschiedene Aktivitä-ten zum Thema Fußball angeboten. So hat die Bücherei zum Beispiel eine Fußballtorwand aufgebaut, die übrigens nicht nur von den jungen Gästen sehr gerne benutzt wurde, auch die älteren „Fußballer“ und „Fußballerinnen“ wurden an der Torwand gesichtet. Auch Tischfuß-ball war bei allen Besuchern des Sommerfestes beliebt.Bevor ein Film zum Thema Fußball gezeigt wurde, hat die Leiterin der Bücherei, Frau Petra Bethke, die an-wesenden Kinder eingeladen, doch einmal nach dem „geheimen“ Tisch zu sehen. Das Interesse an dem „Geheimnis“ war sehr groß. Viele Kinder, Jugendliche und auch Er-wachsene standen um den Tisch, der dann von zwei jungen Mitar-

Erfahrung mit Werbemitteln

Es ist uns verständlich, dass auch am Angebot neuer schöner Werbe-mittel gespart werden muss. Einige Artikel wären aber sehr wichtig. Ich würde gerne gute Plakate speziell für Schulen und Kindergärten für deren Info-Ecken einmal ausgeben. Hier in unserer Stadt gibt es keine Stadtbibliothek, aber viele Schulen. Ich stelle mir den Plakatentwurf so vor, dass er modern und auffallend gleich anspricht. Unbedingt müss-te aber auch genügend Freiraum auf dem Papier sein, um unsere Öffnungszeiten, das Medienange-

Praxisberichte

Kinder- und Jugendbücher aus der Sponsoren-Aktion

beiterinnen begleitet von mehre-ren Ratespielen enthüllt wurde.Die Freude, so viele große, kleine und bunte Bücher zu den verschiedens-ten Themen auf einen Tisch zu se-hen, war groß. Schon gleich fing auch die Ausleihe an. Erfreut nah-men die Mitarbeiter der Bücherei St. Sebastian von Eltern zur Kennt-nis, dass ihre Kinder und auch Ju-gendliche sich mit Büchern in eine Ecke oder einen Baum verkrochen haben. Nach Ende des gezeigten Films wurde noch das Preisrätsel, welches den ganzen Tag über mit verschiedenen Fragen zur Bücherei oder zu einzelnen Büchern durch-geführt wurde, aufgelöst. Neben dem Gutschein über ein Buch gab es die eine oder andere „Unstim-migkeit“, denn wie kann ein Junge mit einem Fußballtrikot von Brasi-lien verstehen, dass ein „Mädchen“ einen Fußball gewinnt, auch wenn er von seiner Mutter daraufhin ge-wiesen wurde, dass er doch schon

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gerne beantworten. Mit einigen In-formationen unsererseits hoffen wir die Kinder neugierig zu ma-chen auf alle Medien der KÖB. Zur Krönung durfte sich jeder Schüler noch ein Buch ausleihen und mit zur Schule nehmen. Als kleines Präsent erhielten sie den Comic zum Ausmalen „Marabu und Flori in der Bücherei“(selbst hergestellt), der die Informationen über Öff-nungszeiten und die „Mini Benut-zerordnung“ enthält, sowie ein In-foblatt an die Eltern. Wir glauben, dass wir mit unserer Aktion einige neue Leser gewinnen können. Da unsere Grundschule genauso wie die Katholische öffentliche Büche-rei daran interessiert ist gerade das frühe Lesen zu fördern, hoffen wir auch in Zukunft auf eine gute Zu-sammenarbeit. &

Kontakt und Text:Marianne Büdenbender, KÖB St. Nikolaus, Kirschborn 30, 57250 Netphen

Praxisberichte

bot, aktuelle Aktionen usw. dort einzutragen. Ich habe sogar direkt bei der ekz mein Glück versucht, aber diese Kriterien wurden dort nicht erfüllt. Sinnvoll wäre es auch, zwei Entwürfe zu haben, für Ju-gendliche und für Grundschulen/ Kindergärten. Wir in unserer Bü-cherei finden außerdem die schö-nen Bleistifte sehr gut. Lesezeichen gehören bestimmt zum Werbemit-telbestand, wobei ich nicht unbe-dingt weiß, ob Aufkleber heute noch so sinnvoll sind und Kinder begeistern. Die Marabu-Grafiken werden auch von uns laufend ein-gesetzt (z.b. ein großer Ausdruck im Schaukasten). Im „köb3/ 2006“ wurden von der Bücherei St. Ger-trud aus Leimersheim flotte T-Shirts fürs Team vorgeschlagen. Bei unserem Team mit 30 Mitarbeitern käme das gut an. Besser als T-Shirt Ware ist aber immer ein Polo-Shirt aus Piqueware. (hält länger den Sitz und sieht angezogen besser aus!) Man könnte dezent auf der Tasche oder im oberen Brustbe-reich den Druck anbringen. Natür-lich müssten mind. drei Größen vorgegeben werden. Ich spreche aus Erfahrung, da wir in einem Rad-Verein mit Begeisterung sol-che Polo-Shirts tragen und helfe gerne bei Vermittlung dieser Her-stellerfirma. &

Kontakt und Text:Veronika Dackweiler, KÖB St. Dionysius, Hochstraße 24, 41352 Korschenbroich

Werbemittel zur Einschulung

Eine Woche vor dem offiziellen Einschulungstermin am 10.08.2006 wurde ich als Mutter einer Schulan-fängerin von einer Reporterin un-seres lokalen Rundfunksenders „Radio Siegen“ angerufen. Sie such-te einige Kinder für Interviews zum Thema „Einschulung: Wünsche und Vorstellungen“. Insgesamt fünf Aufnahmen mit Kindern soll-ten in der letzten Ferienwoche ver-teilt gesendet werden. Die Gelegen-heit packte ich als ehrenamtliche Mitarbeiterin der KÖB-Netphen-Salchendorf gleich beim Schopf, um für unsere Bücherei ein wenig Reklame zu machen. Nach Rück-sprache mit unserer Büchereileite-rin Frau Lewejohann organisierten wir einige kleine Geschenke, die alle mit der Bücherei und der Schu-le zu tun hatten (Lesezeichen, Ra-diergummi und Aufkleber mit Fri-dolin, einen Stundenplan und ei-nen Schreiblernstift). Dazu schrieb ich einen kurzen Informationszet-tel, indem wir allen Schulanfän-gern zur Einschulung gratulierten und sie herzlich in unsere Bücherei einluden, sowie zu einer Vorlese-stunde im angrenzenden Pfarr-heim.Liebevoll verpackt, überreichten wir diese Geschenke im Beisein des Lokalsenders. Die Freude der Kin-der war natürlich groß! In der kom-menden Woche schon besuchte die ganze Klasse mit ihrer Lehrerin für eine Schnupperstunde die Büche-rei. Bei einer kleinen Führung konnten uns die Schulanfänger Fragen stellen, die wir ihnen nur zu

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Die Katholische öffentliche Büche-rei (KÖB) kann auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr zurückblicken. Die öffentliche Einrichtung wird durch die Kath. Pfarrgemeinde St. Gertrud als Trägerin, das Bistum Speyer und der Ortsgemeinde Leimersheim fi-nanziell getragen. Damit werden die Sachkosten bestritten, das Bü-chereiteam arbeitet ehrenamtlich ohne Aufwandsentschädigung. „Oh-ne den freiwilligen Einsatz von uns zehn Erwachsenen und den derzeit drei Jugendlichen könnte in einer kleinen Gemeinde wie Leimersheim gar keine Bücherei existieren“, so die ehrenamtliche Büchereileiterin Silke Weber.

Medienumsatz: 2+x

Das Büchereiteam konnte während der regulären Öffnungsstunden (sonntags von 11.00 bis 12.30 Uhr und mittwochs von 17.00 bis 19.00 Uhr) im ersten Halbjahr 2006 ins-gesamt 7592 Ausleihen verbuchen. Setzt man die Zahl der Entleihun-gen ins Verhältnis zum Bestand von rund 3.600 Medien (Bücher, Spiele, MCs, CDs, CD-ROMs, Videos, DVDs und fünf Zeitschriftenabonnements), so wurde jeder Titel im ersten Halb-jahr gut zwei Mal ausgeliehen. In den knapp hundert Öffnungsstun-den besuchten über 2.200 Men-schen die Bücherei. Vor allem in der Aktualität des Angebotes sieht Bü-chereimitarbeiterin Sabine Dörrler den Grund für die überdurch-schnittlich gute Annahme der Bü-cherei. So konnten in diesem Jahr durch Mittel der Pfarrei St. Gertrud

und Zuschüsse des Bistums Speyer und der Ortsgemeinde Leimers-heim bereits über 250 neue Titel eingestellt neu werden. Keinerlei Reaktion, nicht einmal eine Ein-gangsbestätigung, erhielten wir auf die schriftlich dem Landrat Dr. Fritz Brechtel vorgetragene Bitte um ei-nen Kreiszuschuss. 65 neue Romane, Krimis und Thril-ler stillten bereits im ersten Halb-jahr 2006 den Lesehunger der er-wachsenen Nutzerinnen und Nut-zer. Im Bereich der „Schönen Litera-tur“ ist die Nachfrage nach neuen Titeln am stärksten, weiß Bücherei-mitarbeiterin Doris Röther. Denn die Leimersheimer Bücherei hat vie-le treue „Kunden“, deren Literatur-bedarf zum Teil schon über Jahr-zehnte hinweg durch die katholi-sche Büchereiarbeit gedeckt wird. Dagegen verändern sich die Lesein-teressen von Kindern relativ schnell, mit zunehmender Lesefähigkeit steht immer eine neue Bestands-gruppe zur Verfügung, ergänzt Ra-mona Klein. Der große Neueinkauf im Bereich Kinder- und Jugendlite-ratur steht im Sommer ins Haus. Hier werden nicht nur neue Titel zugekauft, sondern auch bewährte, mittlerweile zerlesene Exemplare ersetzt. Nicht-Buch-Medien

Zur Ausleihe bereit sind zahlreiche neu eingestellte Nicht-Buch-Medi-en: 38 CDs, hier reicht das Angebot der KÖB Leimersheim von Kinder-lieder, Hörspielen für das Kinder-garten- und Grundschulalter über

Jugendtitel wie die Abenteuer der ??? bis hin zu einem aktuellen An-gebot an Rock/Pop-Titeln. Nicht nur die Sampler der Reihe „Bravo Hits“, sondern auch die aktuellen Alben von z.B. „Christina Stürmer“, „James Blunt“ kann man bei uns ausleihen, verrät Büchereimitarbei-terin Annika Liebel. Gerade für Bü-chereikunden im Kindergarten- und Grundschulalter werden auch noch MCs angeschafft, vervollständigt Lisa Boltz. So kamen im ersten Halb-jahr 21 neue MCs in den Bestand, beispielsweise die Hörfassungen zur beliebten Reihe „Das magische Baumhaus“. Zeitschriftenangebot

Das Konzept der Familienbücherei am Wohnort spiegelt sich im Sach-buchangebot wieder. Hier stehen Themen wie Erziehung und Alltag mit Kindern, Gestaltung von Haus und Garten und Koch- und Backi-deen im Vordergrund. Neben der Ratgeberliteratur stellt die Leimers-heimer Bücherei in Trägerschaft der kath. Pfarrgemeinde auch aktuelle Informationen durch verschiedene Zeitschriftenabonnements zur Ver-fügung. Neben TEST und FINANZ-TEST werden derzeit auch die Com-puterzeitschrift CHIP, SCHÖNER WOHNEN und MEIN SCHÖNER GARTEN angeboten. Neu im Pro-gramm ist seit Juli 2006 das ökologi-sche Gartenmagazin KRAUT & RÜ-BEN, verrät Büchereileiterin Silke Weber. In den Bereichen „Heimwer-ken“, „Erziehung“ und „Kochen & Backen“ werden derzeit unterschied-liche Titel in angeboten. „Hier sind wir am ausprobieren und sind mit den Nutzungszahlen der angebote-nen Heft noch nicht ganz zufrie-den“, erklärt Mitarbeiterin Sieglinde

Jahresbericht als BeispielPositive Bilanz eines Büchereihalbjahres

Praxisberichte

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Gehrlein, sei es doch Ziel des Büche-reiteams möglichst viele Nutzer mit einem Angebot anzusprechen.

Medien aus der Fachstelle

Zusätzlich zum eigenen Bestand stehen in Leimersheim mehr als 200 Titel aus der beim Bischöflichen Ordinariat in Speyer angesiedelten Büchereifachstelle zur Verfügung. Diese Bücher werden von der KÖB selbst für ein halbes Jahr entliehen und nach Ablauf dieser Frist ge-tauscht. Mit solchen Titeln aus der Speyerer Ergänzungsbücherei wur-de zum 2. Halbjahr vor allem der Romanbereich neu bestückt, es sind aber auch interessante Sachti-

tel sowie einige CD-ROMs zu fin-den. So entdecken auch Vielleser immer wieder interessante Titel in der Kath. Öffentl. Bücherei vor Ort, erläutert Büchereimitarbeiterin Bar-bara Reiß den Nutzen der diözesa-nen Ergänzungsbücherei in Speyer. Trotz guter Ausstattung mit finanzi-ellen Mitteln, könnte man nicht immer alle Leserwünsche bei der Neueinstellung berücksichtigen. „Einzelinteressen und Wünsche nach Büchern zu speziellen The-mengebieten wurden auch im ver-gangenen Halbjahr durch den Be-stand der Ergänzungsbücherei be-friedigt“, weiß Büchereimitarbeite-rin Sieglinde Gehrlein.

In Leimersheim ist die Ausleihe al-ler Medien kostenlos, auch die Neu-anmeldung ist während der Öff-nungszeiten jederzeit kostenfrei möglich. Auch in den Sommerferi-en ist die Kath. Öffentl. Bücherei regulär geöffnet! &

Kontakt und Text:Ulf Weber, KÖB St. Gertrud, Pfarrgasse 1, 76774 Leimersheim

Praxisberichte

© Borromäusverein 2007

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Autoren, Übersetzer, Verleger und Bi-bliothekare begrüßen es, dass sich auch Europäische Union und Bundes-regierung intensiv mit Plänen für den Aufbau einer allumfassenden digita-len Bibliothek beschäftigen. Jegliches staatliche oder private Engagement für solche Projekte ist aber nur sinn-voll, wenn bei diesen das Urheberrecht eingehalten wird und die Rechte und Leistungen der Urheber und Verlage respektiert und honoriert werden.

Deshalb begrüßt die Deutsche Lite-raturkonferenz die Bestrebungen von Verlagen und Autoren, ihre ur-heberrechtlich geschützten Werke online zu fairen und angemessenen Bedingungen für alle Beteiligten anzubieten. Das von den Verlagen gestartete Projekt „Volltextsuche online“ ist darauf angelegt, inner-halb von zwei Jahren einen Zugriff auf mehr als 100.000 deutschspra-chige Bücher in hervorragender

technischer Qualität zu bieten. Mit-telfristig soll das Angebot mindes-tens 95 Prozent der derzeit lieferba-ren eine Million deutschsprachiger Bücher enthalten. Der dezentrale Ansatz des Projekts gewährleistet, dass Privatleute ebenso wie Biblio-theken und sonstige Bildungs- und Forschungseinrichtungen online auf sämtliche Bücher zugreifen können, ohne dass Urheber die Kontrolle über die von ihnen ge-schaffenen Werke, und Verlage den Schutz ihrer Investitionen verlie-ren. Auch die Einbindung von kommerziellen Suchmaschinen ist ausdrücklich vorgesehen. Die Deut-sche Literaturkonferenz wendet sich ausdrücklich gegen alle, die deutschsprachige urheberrechtlich geschützte Bücher ohne Zustim-mung der Urheber und ihrer Verla-ge digitalisieren und gesetzwidrig ganz oder teilweise online zugäng-lich machen. Die Deutsche Litera-

Deutsche Literaturkonferenz e.V. Manifest der Deutschen Literaturkonferenz zur Online-Nutzung von Buchinhalten

turkonferenz begrüßt ausdrücklich, dass die Bibliotheken im Rahmen des Projekts „i2010“ der Europäi-schen Union zum Aufbau einer eu-ropäischen digitalen Bibliothek mit der Digitalisierung und Aufberei-tung ihrer Buchbestände beginnen, und dabei die rechtlichen Rahmen-bedingungen beachten. Die Archi-vierung und Erschließung solcher Inhalte gehören zu den Aufgaben der Bibliotheken und können sich im Rahmen eines gemeinsamen Projekts ideal mit der Einbringung geschützter Werke durch die Recht-einhaber ergänzen. Urheber und Verlage werden gerne in enger Zu-sammenarbeit mit Bibliotheken und Kulturpolitikern das Projekt ei-ner umfassenden digitalen Biblio-thek auf europäischer und nationa-ler Ebene so fortsetzen, dass Respekt vor dem geistigen Eigentum und die Wahrung der damit verbunde-nen Rechte gewährleistet sind. &

Frankfurt, den 6. Oktober 2006

Quelle: www.literaturkonferenz.de Deutsche Literatur-konferenz e.V., Köthener Straße 44, 10963 Berlin

Dokumentation

Für das immer weiter wachsende Internetangebot des bv. wurden zur verbesserten Nutzung eine Suchfunktionen entwickelt. Bei der einfachen „Suche“ wird für einen ein-gegebenen Suchbegriff (siehe linke Spalte auf www.borro.de oben) wird nicht nur die Mediendatenbank durchsucht, sondern das gesamte Text- und Medienangebot. In der Trefferanzeige werden die Suchergebnisse getrennt für die

Neue Suchfunktionen auf www.borro.de

Mediendatenbank, die redaktionellen Seiten und die Veranstaltungsangebote angezeigt. Auf die aus urhe-berrechtlichen Gründen im geschützten Bereich Bü-cherarbeit gespeicherten Unterlagen hat der Nutzer weiterhin keinen unmittelbaren Zugriff, er wird aber auf entsprechende Dokumente hingewiesen und kann über sein Passwort auch an diese Texte gelangen. Mit der „Erweiterten Suche“ besteht die Möglichkeit aus-schließlich in der Mediendatenbank zu suchen, für de-ren Titel durch die Lektoratsarbeit des Borromäusver-eins eine Besprechung vorliegt.

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411/2007

Von Elke Wachner

Musik in Katholischen öffentlichen Büchereien. Wohnte Wolfgang Amadeus im „Tokio Hotel“? Ist die Musik Dienerin oder Tochter der Religion? Muss neue Musik immer schön klingen? Diese und viele an-dere Fragen zum Gesamtthema Mu-sik wurden beim diesjährigen Diö-zesantag der Katholischen öffentli-chen Büchereien im Erzbistum Köln gestellt, der kürzlich im Kölner Ma-ternushaus stattfand, und kompe-tent beantwortet. Rund 450 Ehren-amtliche stellten sich an diesem Tag einer auf den ersten Blick unge-wohnten Herausforderung. Udo Seehausen, erfahrener Musiker und Musikpädagoge nahm die Teil-nehmer aus 150 Büchereien mit auf einen Streifzug durch die Musik des 20. Jahrhunderts mit ihren dem gängigen Hörgeschmack oft quer-liegenden Werken. In acht paralle-len Arbeitskreisen ging es anschlie-ßend darum, sensibel zu werden

Literaturlisten können ein besonderer Büchereiservice sein. Fachstellen und der bv. bieten in ihren Publikatio-nen regelmäßig zu besonderen diözesanen Themen, Gedenkanlässe wie derzeit das Elisabethjahr, nationa-len Aktionen der Kirche wie die Woche für das Leben (21. bis 28. April 2007) und natürlich zu besonderen literarischen Anlässen. Einige diözesane Fachstelle hal-

für die ungeheure Bandbreite musi-kalischer Ausdrucksmöglichkeiten. Zusätzlich erhielten die Teilnehmer Hilfen, um in ihrer Bücherei ein qualifiziertes musikalisches Ange-bot auf- und ausbauen zu können. Was hat Musik denn überhaupt in einer Bücherei verloren? Natürlich sei es nicht deren Aufgabe, einen CD-Laden oder eine Musikbörse im Internet zu ersetzen, betonte Dr. Siegmund Schramm, Leiter des Re-ferats Katholische öffentliche Bü-chereien im Erzbistum Köln. Sie

müsse vielmehr exemplarisch vor-gehen und beispielsweise Titel an-schaffen, die sich Menschen nicht unbedingt selber kaufen würden. Ebenso wichtig seien Werke, die Überblicke bieten und Zusammen-hänge erschließen, aber auch das für den gängigen Musikgeschmack oft Fremde. Vor allem aber gelte es, Kindern durch Bücher, AV-Medien und musikalische Veranstaltungen zu helfen, ihre eigene Musikalität zu entdecken und weiterzuentwi-ckeln. Einfach darum, weil Musik vorzüglich geeignet sei, sich als Mensch auszudrücken und zu sich selbst zu finden. Nach einigen für die konkrete Bü-chereiarbeit wichtige aktuelle In-formationen klang der Tag musika-lisch aus: Ein Ensemble des MGV Eufonia aus Brühl war „Mit Freud und Lied zum Leid bereit“ und ern-tete für seine Darbietungen im Stil der Comedian Harmonists don-nernden Applaus. &

Elke Wachner arbeitet im Erz-bistum Köln, Referat Katholische öffentliche Büchereien

Literaturlisten für eine aktuelle Büchereiarbeit

ten darüber hinaus thematische Medienkoffer mit den Medien einer Literaturliste zur Ausleihe bereit. Es lohnt sich, sich in den Publikationen und auf den Internetsei-te von Fachstellen und bv. auf dem Laufenden zu hal-ten. Medienzusammenstellungen sind ein Anreiz, im eigenen Bestand einmal zu einem Termin die vorhan-denen Titel zu präsentieren und ggf. durch neue Titel aus den aktuellen Listen zu ergänzen. Oder Sie beten die Listen ihren Besucherinnen und Besuchern als Ser-vice an, stellen auf ihrer eigenen Internetseite in einem Titelverzeichnis Links zu den Listenanbietern her.

Das Kölner Maternushaus.

Leseratte trifft Ohrwurm Diözesantag für KÖBs im Erzbistum Köln

Diözesantag Köln

Page 42: 2007-01_BiblioTheke

1/200742 Das rel igiöse Buch

In der Routine des Alltags scheint der größte Teil unseres Lebens mehr oder weniger lautlos und spurlos zu ver-schwinden. Der heilige Ignatius von Loyola war jedoch der Ansicht, es sei möglich und nötig, Gott in allen Din-gen zu finden, auch in den unschein-barsten und selbstverständlichsten Kleinigkeiten des Alltags. Die beiden

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der

Boromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund,

München, monatlich eine religiöse Literaturempfeh-

lung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf

den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

Jesuiten Hans Schaller und Dominik Terstriep untersuchen diesem Ignati-us-Wort entsprechend in ihrem Büch-lein „Vom Segen in alltäglichen Din-gen“ die vielfältigen Möglichkeiten, gerade im Unscheinbaren des kon-kreten Lebens immer wieder die Gna-de Gottes zu erkennen. Den mono-ton sich wiederholenden Alltag zu strukturieren, ihm durch feste Ge-wohnheiten, Rituale, regelmäßig wie-derkehrende Zeiten der Besinnung und des Gebets eine geordnete Ge-stalt und damit auch so etwas wie tragfähige Scharniere zu geben, ist das erste Anliegen der Autoren. Das Buch wird so in drei Hauptabschnitte unterteilt: Der Morgen – Der Tag – Der Abend. Diesen drei Tagesab-schnitten sind aber nicht nur typische Funktionen des Tagesablaufs (Aufste-hen, Arbeiten, Zu-Bett-Gehen) zuge-teilt, sondern auch grundsätzliche Geisteshaltungen, die den jeweiligen Tagzeiten am ehesten entsprechen: die Erfahrung des Anfangs, die Besin-nung auf eigene Stärken und Schwä-chen und letztlich die Annahme sei-ner selbst für den Morgen, als Grund-lage für den ganzen weiteren Tag; Arbeit, Mahlzeiten und Gespräche als

fundamentale Aktivitätsmuster und dadurch Charakteristika des Tages; Feiern, Lesen und das Überdenken des vergangenen Tages als Momente des Tagesabschlusses und des Zur-Ruhe-Kommens am Abend.

All diese grundlegenden Erfahrungen werden von den Autoren im Licht des Glaubens untersucht und gedeu-tet. Dabei wird manches vertraute Schriftwort in einen neuen Zusam-menhang gebracht, werden klassi-sche Texte spiritueller Literatur her-angezogen (von Johannes Chrysosto-mus über Bernhard von Clairvaux und Ignatius von Loyola bis Edith Stein und Karl Rahner) oder verdeut-lichen eigene Überlegungen und Bei-spiele der Autoren die Möglichkei-ten, im Gebet die Routine des Alltags mit all ihren kleinen und größeren Mühseligkeiten und Freuden in ein Gespräch mit Gott und in einen Dienst für Gott zu verwandeln. Auf diese Weise wird das ganz unspekta-kuläre Büchlein vielleicht mehr Wir-kung für die einzelne Leserin und den einzelnen Leser entfalten kön-nen, als man wohl auf den ersten Blick glauben würde.

November 2006

Hans Schaller/Dominik Terstriep Vom Segen in alltäglichen Dingen. Ostfildern: Matthias-Grünewald-Verlag (Topos plus Taschenbuch). 120 S.; 7,90 €bvMedienNr.: 264480

1/200742

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431/2007

Stichworte wie „demographischer Wandel“, „alternde Gesellschaft“ oder „Kollaps der Rentenversicherung“ fin-den sich in vielen Bildungsprogram-men und politischen Debatten. Die Fakten zu diesem Sachverhalt liegen seit vielen Jahren auf dem Tisch. Lang-sam kommen in den aktuellen Diskus-sionen differenzierter die gesamtge-sellschaftlichen Aspekte dieser Ent-wicklung zum Vorschein.

Auf diese Situation – sicher auch durch sie motiviert – trifft das Buch des Wie-ner Weihbischofs, der dem Leser seine Lebenserfahrungen zur Reflexion an-bietet. Aus dem Reichtum seines 75-jährigen Lebens schreibt Krätzl in zwölf Kapiteln 48 kleine Lebensgeschichten. Er erzählt von den mit diesen konkre-ten Menschen durchlebten Begeg-nungen in Freud und Leid. „Verän-dert“, „versäumt“, vorüber“ oder „ver-zweifelt“, „gewonnen“, „ver-söhnt“ lauten die Kapitelüberschriften. Sie signalisieren die Vielfalt der Stim-

Dezember 2006

Januar 2007

mungen, die in einem Blick nach hin-ten liegen können. Ein besonderes Au-genmerk legt Krätzl auf die unter-schiedlichen Lebensformen. Nicht nur, dass er für sich Rechenschaft abgibt für die von ihm gewählte zölibatäre Le-bensform und Schicksale aus dem Kreis der Priester schildert, die mit ihm geweiht wurden und die mit ihm die österreichische Kirche prägten. Er wirft auch einen Blick auf Ehepaare, Alleinle-bende und deren Lebensresümee und wägt im Vergleich dazu noch einmal seine eigene Entscheidung ab. In sei-ner einfachen Sprache und klaren Be-schreibung ist das Buch ein Kleinod an aufrichtiger und ermutigender Lebens-reflexion.

Helmut KrätzlGeschenkte Zeit. Von der Kunst älter zu werden; Innsbruck: Tyrolia-Verlag. 158 S.; geb.; 14,90 €, bvMedienNr.: 262316

Der Limburger Bischof Franz Kam-phaus ist bekannt für seine präzisen und weitblickenden Gegenwartsdiag-nosen, aber auch für seine eindringli-chen und bewegenden Predigten und Hirtenbriefe. Der jetzt beim Herder Verlag erschienene Band „Gott beim Wort nehmen“ versammelt Anspra-

Franz KamphausGott beim Wort nehmen. Freiburg: Herder Verlag, 248 S.;16,90 €; bvMedienNr.: 552325

chen und Texte des Bischofs aus den letzten drei Jahren. Der vom Verlag ge-wählte Untertitel „Zeitansagen“ trifft dabei jedoch nur die eine Seite der be-sonderen Fähigkeit des Autors: die Zei-chen der Zeit, v.a. also die Probleme, die Fehlentwicklungen, die Sehnsüch-te und Verzweiflungen der Gegenwart hellsichtig zu diagnostizieren und of-fen auszusprechen. Dazu kommt aber immer die außergewöhnliche Bega-bung von Bischof Kamphaus, die zeit-losen Antworten des Evangeliums auf diese Zeitfragen auch für den Men-schen von heute augenfällig und greif-bar werden zu lassen. So stehen denn auch nahezu alle Texte des Bandes un-ter einem bestimmten Schriftwort oder nehmen Bezug auf eine oder mehrere Bibelstellen, nicht nur die Predigten zu bestimmten kirchlichen Festen, son-dern ebenso die thematischen Anspra-chen oder Hirtenbriefe. Dabei geht es sowohl um allgemein menschliche Fragen wie Gerechtigkeit, Leid, Tod, Toleranz und Mission wie auch um sehr konkrete Einzelfragen etwa zur sog. „Sterbehilfe“, zu einer familien-freundlichen Politik, zur Pränataldiag-nostik oder zu Pastoralplänen.

Der Autor formuliert knapp und präzis, in klaren, für alle verständlichen Wor-ten. Er greift bei seinen Ausführungen nicht nur auf die Heilige Schrift zurück, sondern auch auf die Lebenserfahrung jedes Menschen, auf persönliche Erleb-nisse und Begegnungen ebenso wie auf Gedichte und literarische Texte. Nicht selten zeigt er auch im alltäglichen Sprachgebrauch versteckte Ansichten und Einsichten auf. So sind die einzel-nen Beiträge „kurzweilig“ zu lesen. Ins-gesamt darf man dieses umfangreiche Lesebuch als eine wahre Fundgrube für jeden am christlichen Glauben interes-sierten Leser bezeichnen.

Das rel igiöse Buch 1/2007 43

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1/200744

Von Lotte Husung

Ein fröhlich aufgemachtes Bilderbuch, das bestens geeig-net ist, um mit Kindern ab dem Kindergartenalter auf hu-morvolle Weise über sonst eher unbeliebte Themen wie Kranksein und Arztbesuch ins Gespräch zu kommen.

Hier müssen die Tiere verarztet werden, doch haben wohl alle Kinder schon Bekanntschaft mit der einen oder anderen hier vorgestellten Krankheit oder Un-pässlichkeit gemacht: Dem Kakadu trieft die Nase, der Bär hat Durchfall, der Wal soll abspecken, den Hasen plagt Ausschlag, dem Wolf brummt der Schädel, Kro-kodil und Kolibri haben sich den Magen verdorben. Dies alles trägt zweifellos zur Erheiterung bei, doch sind auch die Randfiguren witzig, die offenbar nur zum Baden in der Praxis erschienen sind, wie der sei-fenschäumende Waschbär, das in der Wanne plan-schende Zebra, der Pinguin, der im Gästewaschbecken hockt oder der Löwe mit Lockenwicklern in der Mäh-ne. Am Ende verordnet Doktor Kugelrund bei „Bein-bruch, Kopfweh, Husterei“ das Lachen als „Top-Arz-nei“ und liest seinen Patienten ein lustiges Buch vor. Die heitere Note der Geschichte wird durch die origi-nellen, gereimten Verse Uli Geißlers unterstrichen. Kindergarten- und Vorschulkinder verfügen bereits über genügend sprachliche Sicherheit, um selbst mit Worten zu spielen und lieben daher lustige Verse und Texte in gereimter, rhythmisierter Sprache. Ganz ne-benbei fördert das Vorlesen von Gedichten und Rei-men die Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung und übt sie im genauen Hinhören auf Laute und Silben.

Der Humor in der Illustration

Die Bilder sind durchweg in hellen, freundlichen Far-ben gehalten. Der Tierarzt Doktor Kugelrund wird als kleiner, fröhlicher Mann mit Brille, weißem Bart und Haarkranz dargestellt. Wie es sich für einen Doktor ge-hört, trägt er einen Arztkittel, aus dessen Tasche ein

Stethoskop hervorschaut. Den Tieren verleiht Günther Jakobs menschliche Züge. An ihrem Gesichtsausdruck kann man erkennen, wie sie sich fühlen. Nur der Igel geht auf allen vieren, die anderen Tiere sind des auf-rechten Ganges mächtig. Die Größenverhältnisse wer-den nicht naturgetreu wiedergegeben. Der Doktor wirkt unverhältnismäßig klein. Er wird vom Waschbä-ren weit überragt, und der Frosch ist beinahe halb so groß wie er. Auf fast jeder Seite findet man Tierchen, die am Rande ihre Späße treiben. Eine kleine Maus ru-dert in ihrem Holzkahn in einer Wasserpfütze am Bo-den, die der duschende Waschbär verursacht hat, ein kleiner Hase hüpft aus einem Schränkchen, ein Koala lugt hinter einem Möbelstück hervor. Der Frosch thront auf dem Waschbeckenrand, Mäuse schaukeln an den Lampen, um die sich auch gerne die Schlange windet. Überall im Haus herrscht munteres Gewusel von allerlei Getier und quer durch die Szenerie tapst meist der kleine Igel und hinterlässt dabei eine winzi-ge schmutzige Fußspur. Die Komik steckt auch im Ge-gensätzlichen. Während der dicke Wal die Waage fast unter sich begräbt, hüpft später ein Mäuslein leichtfü-ßig auf einem Bein darauf herum. Von links nähert sich der Villa der durchgefrorene, nasse Frosch mit ro-ter Zipfelmütze, während von rechts der Elefant in ge-ringelter Badehose heranstapft, der sich am Strand or-dentlich den Rücken verbrannt hat. Für Überra-schungseffekte sorgen auch die bajuwarisch gewande-te jodelnde Krähe in Gamsbarthut und Lederhose oder die Schildkröte, die statt eines Besuchersträußchens ei-nen Kohlkopf dabei hat.

Wie können Sie das Buch mit den Kindern betrachten?

Vorweg sei gesagt, dass man dieses leichtfüßige Bilder-buch ungeniert mit den Kindern genießen kann. Es ist vor allem etwas zum Anschauen und Entdecken, zum

Literatur-Praxis

Lachen ist die beste Medizin

Uli Geissler/Günther JacobsLachen ist die beste MedizinLoewe-Verlag 2006, 32 Seiten, 9,90 €ISBN 378555852XbvMedienNr.: 256765

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451/2007 Literatur-Praxis

1. Bild (Tiere auf dem Weg zur Klinik) – Könnt ihr erraten, weshalb so viele Tiere zum Haus der Fröhlichkeit kom-men? Wie sieht die Villa aus?2. Bild (Wartehalle) – Wie benimmt sich Doktor Kugel-rund? Was ist hier so wie bei eurem Kinderarzt?3. Bild (Schlange) – Woran turnen die Koalas herum? Wes-halb hält das Eichhörnchen ein Bonbon hoch?4. Bild (Bär, Löwe und Zebra, Hasen) – Warum hat es der Bär so eilig? Was ist da an der Badewanne los? Worüber reden die drei Hasen?5. Bild (Wal) Was macht der Doktor mit dem Wal? Seid ihr auch schon abgehört worden? Woher kommt der viele

Schaum? Warum geht es dem Wolf schlecht?6. Bild (Krähen, Ente, Kro-kodil) – Darf man Fliegen-

pilze essen? Hat sich jemand von euch auch schon den Arm oder das Bein gebrochen? Wie konnte der Knochen wieder zusammenwachsen?7. Bild (Schildkröten, Känguru) – Warum liegt die Schild-kröte flach? Was ist dem Känguru geschehen? Wie unter-sucht es der Doktor? Wo will die kleine Maus hin?8. Bild (Storch) – Warum leuchtet der Doktor dem Storch in seinen Schnabel? Tut das weh? Was findet ihr lustig auf dem Bild? Was spielen die kleinen Tiere?9. Bild (Pinguin, Wippe, Vogel) – Warum ist der Pinguin auf dem Po gelandet? Warum hält sich der Kolibri den Bauch?10. Bild (Frosch, Elefant) – Warum rennt der Frosch so schnell? Weshalb hat der Elefant einen roten Rücken? Was kann man tun, damit man keinen Sonnenbrand be-kommt?11. Bild (Doktor auf Liege) – Worüber denkt der Doktor wohl nach?12. Bild (Doktor mit Buch) – Warum sehen der Doktor und alle Tiere jetzt so fröhlich aus? Was kann man tun, um einen Kranken aufzumuntern? Wie ist es bei dir zuhause, wenn du krank bist? Wer kümmert sich dann um dich? Was hilft dir, dich besser zu fühlen, wenn es dir mal schlecht geht? &

Dr. Lotte Husung, Fachreferen-tin der Büchereizentrale Lüneburg, Gartenweg 10, 21465 Reinbek

Lachen und Sich- Amüsieren. Die witzigen Reime tun ein Übriges, die Kinder zu erfreuen. Dennoch kann man in den Bildern in verfremdeter Form typische Si-tuationen eines Arztbesuches wieder erkennen: die Anmeldung bei der Arzthelferin, das Zahlen der Pra-xisgebühr, das Warten auf Stühlen, das Wiegen, das Abhören mit dem Stethoskop, das Blutdruckmessen, die Untersuchung von Hals und Rachen mit Lampe und Spatel, und schließlich werden die Tiere ja behan-delt. Neben gutem Zuspruch bekommen sie alle mög-lichen Pflaster, Verbände und Wickel. Außerdem be-finden sich im Tierkrankenhaus mehrere Untersu-chungsliegen, ein Kran-kenbett, ein Arzneischrank, medizinische Fachbücher, eine Meßlatte und eine Ta-fel mit Zahlen und Buchstaben für den Sehtest. Hier-durch lässt sich leicht eine Brücke schlagen zu den ei-genen Erfahrungen der Kinder mit Krankheit und Ge-sundung. Wenn man behutsam nachfragt, möchten sie vielleicht erzählen, mit welchen Gefühlen sie selbst zu ihrer Kinderärztin oder zu ihrem Kinderarzt gehen. Den eher Ängstlichen können die lustigen Bilder hel-fen, zuversichtlicher zu sein, wenn die nächste Vorsor-geuntersuchung ansteht.Nehmen sie sich genug Zeit, um mit den Kindern Bild für Bild den Arztbesuch der Tiere kennen zu lernen und nach dem Anschauen jeder Doppelseite die Verse vorzulesen, die manche Kinder sicher gerne nachspre-chen möchten. Am schönsten wäre es, wenn Sie dazu mit den Kindern auf einem Vorlesesofa Platz nehmen könnten, damit auch Sie selbst richtig herum ins Buch sehen können. Ist die Gruppe größer, setzen Sie die Kinder so um sich herum, dass alle gut sehen können, wenn Sie die Bilder zeigen. Die herzerfrischenden Il-lustrationen wecken bestimmt die Lust der Kinder, im Anschluss an die Beschäftigung mit dem Buch, selbst zu malen und ihre Eindrücke kreativ umzusetzen. Hal-ten Sie daher Buntstifte und die zum Buch erstellten Malvorlagen sowie weiße Blätter bereit.

Im Folgenden finden Sie Fragen rund um die Bilder, die Sie, so oder ähnlich formuliert, den Kindern stellen können, um die Bildbetrachtung zu lenken und die Kinder anzuregen, sich sprachlich zu dem Buch zu äu-ßern. Lassen Sie die Kinder das Bild aufnehmen und warten Sie spontane Reaktionen und Äußerungen ab.

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1/200746

)Ansprechpartner des Borromäusvereins e.V.

Herausgeber: Borromäusverein e.V. Bonn

Verlag: Borromäusverein,

Wittelsbacherring 9, 53115 Bonn,

Postanschrift: Postfach 1267, 53002 Bonn

ISSN 0931-4458; 21. Jahrgang 2007

Preise: Einzelbezugspreis 5,80 Euro,

Jahresabo inkl. Porto/Verpackung 20,- €;

für Katholische öffentliche Büchereien

gelten besondere Bezugsbedingungen

Layout: Bernward Medien GmbH

Druck: Druckhaus Köhler, Harsum

Herstellung: gedruckt auf säurefreiem

und chlorfrei gebleichtem Papier

Kundenservice:

Martina Ackermann

Corinna Bonk

Klaudia Grunwald

Marlene Hellweg

Maria Knieps

Caroline Lamann

Rita Susen

Gabriella Yousef

Lektorat

Bildung

Vorstand:

Rolf Pitsch M.A.

Gerhard Rams

- 127

- 121

- 130

- 131

- 200

- 133

- 134

- 200

Zentrale

Fax

E-Mail

Internet

Service-Nr.

0228-7258-0

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[email protected]

www.borro.de

0180-50/26776

(12 Cent/pro Min.)

Redaktionsbeirat:

Dr. Siegmund Schramm (Köln),

Horst Patenge (Mainz),

Gotthard Schier (Hildesheim),

Lothar Ganter (Freiburg),

Leoni Heister (Biebesheim),

Birgit Schlauß (Münster)

Redaktion: Rolf Pitsch (verantwortl.),

Ulrike Fink, Cornelia Klöter

Namentlich gekennzeichnete Artikel

geben nicht unbedingt die Meinung

des Herausgebers wieder.

Beilagenhinweis: Einem Teil der

Ausgabe liegen Informationen einzelner

diözesaner Büchereifachstellen bei.

Postanschrift der Redaktion:

Borromäusverein e.V., Redaktion

BiblioTheke, Wittelsbacherring 9,

53115 Bonn, Telefon 0228-7258-111,

Fax 0228-7258-181,

E-Mail: [email protected];

Redaktionsschluss:

1. Februar, 1. Mai, 1. August, 1. November;

© Borromäusverein e.V. Bonn

Impressum BiblioTheke – Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Marshall McLuhan beschrieb 1962 in seinem Buch „Die Gutenberg Gala-xis“ das Ende des Leitmediums Buch. So wirklich sind seine Vorhersagen nicht eingetreten. Dennoch sind seither viele „neue“ Medien neben das Buch getreten und die Nutzung des Internets hat bei Jung und Alt in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Bei der Fragen der Eignung des

Internets für Kinder hilft die werbefreie Seite www.internet-abc.de weiter. Auf der Kinderseite (für 5 bis 12-Jährige angelegt) führt Uhu Eddy durch die Bibli-othek mit viel Wissens-wertem über das Internet,

Känguru Jumpy steht auf Action, der Briefkasten fordert zum Schreiben auf und vieles mehr. Auf der Elternseite werden u.a ein Newsletter, Grund-lageninformationen zum Thema Internetsicherheit oder Jugendmedien-schutz für Eltern und Pädagogen angeboten und auf Internetspiele für die gemeinsame Nutzung von Erwachsenen und Kindern hingewiesen. Die Seite wird für die Kinder entsprechend den Jahreszeiten und Aktualitäten gestaltet. Für Erwachsene wird auch auf den Erfurter Netcode verlinkt (http://www.erfurter-netcode.de/). Die Landesmedienanstalten und die christlichen Kirchen haben mit diesem Kodex ein Qualitätssiegel für die Internetnutzung entwickelt. Ein Internetangebot, dass Büchereimitarbei-ter gerade Eltern, die eine erste Orientierung mit Angeboten zum gemein-samen Einstieg mit ihren Kindern suchen, empfehlen können.

8Der Internet-Tipp

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-118

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471/2007

Ansprechpartner des Borromäusvereins e.V.

Aachen

Fachstelle für Büchereiarbeit im

Katechetischen Institut

Eupener Str. 132, 52066 Aachen

Tel. 0241-6000420

[email protected]

www.fachstelle-aachen.de

Berlin

Fachstelle für Katholische öffentliche

Büchereien im Erzbistum Berlin

Niederwallstr. 8-9, 10117 Berlin

Tel. 030-32684540

Fax 030-326847540

[email protected]

www.erzbistumberlin.de

Essen

Fachstelle für kirchliche Büchereien

und Medien im Bistum Essen

Am Porscheplatz 1, 45121 Essen

Tel. 0201-2204-274

Fax 0201-2202-969

[email protected]

www.bistum-essen.de

Freiburg

Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg,

Referat Kirchliches Büchereiwesen

Landsknechtstraße 4, 79102 Freiburg

Tel. 0761-70862-19, -20, -29, -30, -52

Fax 0761-70862-62

[email protected]

www.erzbistum-freiburg.de

Fulda

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Fulda

Paulustor 4, 36037 Fulda

Tel. 0661-87-564

Fax 06 61-87-569

[email protected]

www.bistum-fulda.de

Hildesheim

Fachstelle für kirchliche

Büchereiarbeit im Bistum Hildesheim

Domhof 24, 31134 Hildesheim

Tel. 05121-307-880, -883

Fax 05121-307-881

[email protected]

www.bistum-hildesheim.de

Köln

Fachstelle des Erzbistums Köln

für Büchereien

Kardinal-Frings-Straße 1–3, 50668 Köln

Tel. 0221-1642-3630

Fax 0221-1642-3909

[email protected]

www.erzbistum-koeln.de

Limburg

Fachstelle für Büchereiarbeit

im Bistum Limburg

Rossmarkt 21, 65549 Limburg

Tel. 06431-295-452, -453, -454

Fax 06431-295-589

[email protected]

www.bistumlimburg.de

Mainz

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Mainz

Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz

Tel. 06131-253-292

Fax 061 31-253-408

[email protected]

www.bistummainz.de

Münster

Bischöfliches Generalvikariat,

Hauptabteilung Seelsorge, Referat Büchereien

Rosenstr. 16, 48143 Münster

Tel. 0251-495-6062

Fax 0251-495-6081

[email protected]

www.bistummuenster.de

Zentrale

Fax

E-Mail

Internet

Service-Nr.

Diözesane Büchereifachstel len

Osnabrück

Referat für das Katholische

Öffentliche Büchereiwesen im

msland – FST Diözese Osnabrück

Domhof 12, 49716 Meppen

Tel. 05931-13410

Fax 05931-912146

[email protected] oder

[email protected]

Paderborn

Medienzentrum für das

Erzbistum Paderborn

Am Stadelhof 10,33098 Paderborn

Tel. 05251-125-1916, -1917

Fax 05251-125-1929

[email protected]

www.erzbistum-paderborn.de

Rottenburg-Stuttgart

Fachbereich kirchliche Büchereiarbeit

Diözese Rottenburg-Stuttgart

Jahnstr. 32, 70597 Stuttgart

Tel. 0711-9791-2710

Fax 0711-9791-2714

[email protected]

www.drs.de

Speyer

Fachstelle für Katholische öffentliche

Büchereien im Bistum Speyer

Petschengasse 14, 67346 Speyer

Tel. 06232-26543

Fax 06232-77357

[email protected]

www.bistum-speyer.de

Trier

Bischöfliches Generalvikariat, Strategiebereich 3:

Kommunikation und Medien, Arbeitsbereich

Medienkompetenz/Büchereiarbeit

Hinter dem Dom 6, 54290 Trier

Tel. 0651-7105-259

Fax 0651-7105-520

[email protected]

www.bistum-trier.de

Page 48: 2007-01_BiblioTheke

1/200748

GästebuchDas katholische Büchereiwesen gehört zu den

wichtigen Bausteinen der Gemeindepastoral

und bietet die Möglichkeit, Kontakt auch mit

der Öffentlichkeit eines Stadtteils aufzuneh-

men. Besonders gelungen finde ich das Projekt

„Büchereiführerschein für Kindergartenkin-

der“. Dabei werden Mädchen und Jungen ans

Lesen herangeführt und erhalten zum anderen

eine Gelegenheit kirchliche Einrichtungen und

deren haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterin-

nen und Mitarbeiter kennen zu lernen. In einer

Zeit, in der der Kontakt zur Gemeinde immer

weniger selbstverständlich ist, sind Kontaktan-

gebote dieser Art von besonderer Wichtigkeit

und haben Anteil an der missionarischen Neu-

ausrichtung unserer Pastoral.

Weihbischof Franz Grave, Essen

Rundlauf