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Ausgabe 3/2008 Sonderdruck
hifi& recordshochwertige Musikwiedergabe
Das Magazin für
L A U T S P R E C H E R
Es war die einst für die Lumen-White-Lautsprecher erdach-
te, auf der Strömungslehre beruhende »Airflow«-Techno-
logie, die dem Wiener Diplom-Ingenieur Stefan Fekete die
Aufmerksamkeit der audiophilen Lautsprecherbauer und letzt-
lich internationale Reputation einbrachte. Vor acht Jahren machte
sich Fekete selbständig und entwickelte die »Consensus«-Range
nach seinen eigenen hohen Vorgaben: Sie sollten nicht nur detail-
reich Nuancen aufdecken wie einst die Lumens, sondern mit einem
noch gesteigerten Maß an Emotion für jenes Konzerterlebnis sor-
gen, nach dem sich Audiophile – oft ein Leben lang – sehnen.
Feketes Erfahrungen und sein Wissen um den Umgang mit
Resonanzen führten zum auffälligen, fischleibigen Design, das
durch aufwendige Bugformung von mehrschichtigem Holz erzielt
wird. Die Auswahl der Keramik-Chassis von Thiel & Partner ist
eine Spezialität des Hauses: Drei Treiber sind für Bässe und Mit-
ten sowie einer für Höhen zuständig; der »Black Diamond«-Dia-
mant-Hochtöner ist als Alternative zum Keramik-Original erhält-
lich und soll für noch mehr Offenheit im Hochtonbereich sorgen.
Viele Ingredienzien optimiert man bei Consensus selbst oder lässt
sie speziell fertigen. So sind auch die Körbe und Magnete »Air-
flow«-optimiert, die Frequenzweichen werden mit Mundorf-
Bestandteilen nach wie vor händisch feinziseliert und die Innen-
verkabelung »magnetisch korrigiert« (das sorge, so Fekete, »für
eine dramatisch verbesserte Signalwiedergabe«). Die Anschluss-
buchsen für Single Wiring kommen aus dem Hause WBT.
Das positive Feedback von Händlern und Musikliebhabern auf
seine Produkte scheinen Stefan Fekete auf seinem Weg Recht zu
geben. Manche Musikfreunde (auch aus Indien, China und Japan)
flogen sogar nach Niederösterreich, um dort die Lautsprecher un-
ter hauseigenen Bedingungen zu hören. Auch ich durfte vor dem
Test in die neue Manufaktur nach Gaaden, zwischen den Beet-
hoven-Städtchen Baden bei Wien und Mödling, kommen. Dort,
am Rande eines Schlossparks und von Wäldern umgeben, befin-
det sich das Consensus-Hauptquartier, in dem Fekete die Laut-
sprecher mit vier Mitarbeitern maßschneidert, ent-
wickelt, bestückt und testet. Dort entdeckte ich auch
beim größeren Modell »Statement« den unver-
wechselbaren akustischen Fingerabdruck Feketes
rasch wieder: Dynamik, die das Geschehen auch bei
höchsten Pegeln unverzerrt im Raum ausbreitet,
dazu Transparenz und Kohärenz, also Detailreich-
tum, und dennoch Sinn(lichkeit) fürs Ganze. Ste-
fan Fekete erklärte mir, dass es ihm ein Anliegen
sei, nicht eine Reihe identisch klingender Schall-
wandler-Klons in verschiedenen Größen zu ferti-
gen, sondern jeder seiner Entwicklungen eine ei-
genständige Persönlichkeit zu verleihen. Freilich
lassen sich alle Lautsprecher durch kleine Tuning-
Maßnahmen noch feinabstimmen.
Zurück in Wien: Nach der Grundaufstellung auf
jeweils vier Spikes, die offenbar wichtige Resonanz-
punkte anzapfen, und dem ersten Musikstück ent-
spannten sich Stefan Feketes skeptische Züge und
er erteilte der Akustik des Bibliotheks- und Musik-
zimmers seine Absolution. Bevor er die Lautspre-
cher zum endgültigen Test freigab, folgten noch
kleinere Positionsänderungen und schließlich die
Wahl der speziellen Instrumentenholz-Unterlags-
scheiben unter die Spikes, welche – je nach Holzart
und Maserungsrichtung – die Soundstage mal tie-
fer oder breiter und harmonisch weicher oder prä-
sent härter machen sollen. Ich entschied mich für
die tiefere und harmonischere Version.
Für die Lautsprecher empfahl Fekete das hausei-
gene Consensus »Magnetic Field Correction«-Kabel,
ließ dann aber auch schweren Herzens ein sündhaft
teures NF-Kabel von Kondo für diesen Test am
Ensemble-Wandler zurück. Als Laufwerke/Player
dienten das kleine Barclay und für SACD mehrere
Kombiplayer von Sony und Onkyo. An Elektronik
verwendete ich sowohl den Vollverstärker L-550 A II
von Luxman (ein Class A-Tipp von Stefan Fekete) als
auch SE-Trioden-Amps von Audio Note und JJ Elec-
tronic. Stabilen Strom lieferten PS Audio und Accu-
phase, alternative Kabel kamen von Audictive, Audio
Note, Purist Audio und Ensemble Audio. Das Hör-
vergnügen unterstützte ferner der für mich uner-
lässliche Schumann-Resonator von Acoustic Revive.
Consensus Audio hat die »Lightning« komplett
überarbeitet. Die neue »SE«-Version bietet
Emotion pur für audiophile Genießer.
Test: Lautsprecher Consensus Audio Lightning SE
Erleuchtung
Befreundete Musiker, die bei mir ihre
neueste High-Bit-Aufnahme der »Vier
Jahreszeiten« von Vivaldi vor dem Maste-
ring abhören wollten, waren baff: So eine
realistische Dynamik hatten sie außer-
halb des Konzertsaals noch nie über eine
Anlage gehört. Und die Solistin fand ge-
nau jene einmaligen Nuancen der von ihr
gespielten Stradivari in der Wiedergabe
wieder, was sie total glücklich stimmte.
Natürlich schmeicheln die Lightning
SE durch ihre wohnraumfreundliche
Größe und die hochglänzenden Furnie-
re, aber der Blitz der Zuneigung zur
diesen Boxen schlägt gleich bei den er-
sten Tönen ein. Mit meinen aktuellen
Discs machte ich die Probe aufs Exem-
pel: Ja, wirklich, die Beethoven-Sympho-
nien (Seite 121) waren klanglich noch
aufregender, als ich gedacht hatte. Das
Bassfundament der Kontrabässe links (!)
hinten verströmt Energie bis in die Haar-
spitzen, und die Pauken hier oder dann
bei der exzellent aufgenommenen Bizet-
Chabrier-CD (Roth, Les Siecles) besitzen
alle nicht nur blanken Wumm, sondern
auch das Feeling des gespannten Fells.
Selbstverständlich brachte jedes der
Kabel eine andere Klangwelt ins Spiel,
was die Consensus-Boxen blitzschnell
zeigten. Dennoch erstaunte mich, dass –
trotz des »aufdeckenden« Charakters
dieser Lautsprecher – nur wenige CDs
nervten. Die meisten gewannen eine Di-
mension dazu, die eher meine Theorie
unterstützt, dass es heute kaum noch
schlecht klingende Klassik-CDs gibt (bei
manchen 80er-Jahre-Discs kann man
dagegen das Umgekehrte lernen).
Die Lightning war 2005 Feketes erstes
Meisterstück in seiner zweiten eigenen
Firma (die erste, Music Link, war im Stu-
diobereich beheimatet). Die SE-Version
ist jedoch eine tiefgreifend umgearbei-
tete Novität. Sie besitzt ein strömungs-
optimiertes Gehäuse aus Buchen-Multi-
plex (anstatt Holzfaserstoff ), das ohne
Dämm-Material auskommt, und jene
Bauteilequalität, die auch in den teuer-
sten Consensus-Modellen zu finden ist.
Die Entwicklung erfolgte mit Beteili-
gung der technischen Universität Wien;
neu sind auch die »Mikrovibrations-
ableitenden« Bodenplatten und die
Chassis mit Schwingspulen aus Titan
für deutlich mehr linearen Hub.
Ob ein Lautsprecher die Raumtiefe
des imaginären Saals ausleuchtet oder
mehr die Seite und die Höhe, ob er die
Musiker gut gestaffelt abbildet und sau-
ber und unverfärbt klingt, ist
für mich in dieser Klasse kein Grund
zum Jubel, sondern audiophile Grund-
voraussetzung. Deshalb spiele ich zum
Auftakt eines Tests nie »Blues & Co«,
denn das klingt immer nett. Wichtiger
ist für mich, dass sehr rasch Emotion so-
wie kritische, große Orchesteraufnah-
men ohne Limitierung rüberkommen.
Nach wie vor bin ich ein Fan des Nah-
feld-Monitorings, und so standen die
Lightning SE nur etwa drei Meter von
meinen Ohren entfernt, während ich sie
in Gaaden in etwa sechs Meter Abstand
gehört hatte (laut Fekete ist die Aufstel-
lung unkritisch, wenn man auf das klas-
sische Stereo-Dreieck achtet). Wunder-
schön, wie ich etwa in den genialen
Guerrero-Bearbeitungen von Iberia (En-
cinar, Glossa) die Geiger-Pizzikati fast
fühlen konnte. Mit Kastagnetten und tie-
fen Bässen ging es spannend zur Sache
– vor allem mit den Kondo-Kabeln, die
das ohnehin schon reiche Klangfarben-
Spektrum zu den Bässen am weitesten
auszudehnen schienen. Schön, wie
dann die Charleston-Maschine in den
Songs von Simon Rattles Jazz-Album
(EMI) anschob, und wie sich die Vokal-
Solisten gekonnt in Szene setzten.
L A U T S P R E C H E R
Consensus AudioLightning SE
BxHxT 26 x 112 x 42 cm
Garantie 3 Jahre
Preis 12.500 Euro
Vertrieb Consensus Audio
Siegenfelder Straße 13a
A-2531 Gaaden
Telefon 00 43 22 37 - 207 36
Labor-Report
Der Bassbereich der Consensus Light-
ning SE ist kräftig ausgelegt, bei der
Messung »im Raum« sorgt eine Beto-
nung um 80 Hertz für Fülle und Gewicht.
Die Abstrahlcharakteristik ist auf 30 Grad
horizontal optimiert (dicke Linie im Dia-
gramm), Stefan Feketes Hinweis auf die
Wiedergabe-Anordnung im klassischen
Stereo-Dreieck passt also ganz genau.
Das akustische Zentrum in der Höhe liegt
zwischen 95 Zentimeter und einem Me-
ter – die typische Ohrhöhe bei normalen
Sitzplätzen. Die Impedanz streift nur
leicht unter die 4Ohm-Marke. ■
Frequenzgang: auf Achse, horiz. 30°/45°
Impedanz: Consensus Audio Lightning SE
Wasserfall: Consensus Audio Lightning SE
Frequenzgang: auf Achse, vert. -10°/10°
Die Consensus Light-
ning SE sind ästhe-
tisch ansprechende
Klangobjekte, die für mich die Passion
ihres Entwicklers perfekt widerspiegeln.
Mit ihrer emotionalen Abstimmung
schiebt die SE die Musiker ins Zimmer
und sorgt für spannende Rasanz jenseits
jeder Musikrichtung – und das zu einem
Preis, der angesichts der Konstruktion,
der Schönheit des Designs und aus den
genannten klanglichen Gründen abso-
lut in Ordnung geht. Kombiniert mit
einem guten Verstärker, schenken diese
österreichischen Lautsprecher bestimmt
jahrelange Erleuchtungen in und Freude
an Musik. Ludwig Flich ■
Fazit
Alte Instrumente klangen, etwa auf
den Caro-Mitis-SACDs aus Russland
(mit holländischen Tonmeistern), ein-
fach echt, strahlend und sirrend, aber
nicht klirrend scharf. Moderne Orche-
ster, ob es sich nun um die Wiener Phil-
harmoniker im Walzer-Rausch (Kleiber,
Sony), um die Academy of St. Martin bei
Sullivan-Ouvertüren (Marriner, Philips),
um das Budapester Festival Orchester
bei Rachmaninow (Fischer, Channel)
oder um Mahlers Sechste mit dem Arn-
hem Philharmonic (Sieghart, Exton)
handelt – die Consensus setzten mich
auf einen Topplatz im Parkett. Bei diesen
Aufnahmen vergisst man die Lautspre-
L A U T S P R E C H E R
cher komplett, das Podium scheint etwa
zehn Meter entfernt. Es ist geradezu be-
ängstigend, mit welcher Wucht das tiefe
Blech bei Mahler grunzte, oder mit wel-
cher Selbstverständlichkeit sich Soloin-
strumente aus dem Orchesterverband
lösten, um ihren Part anzustimmen.
Der Luxman L-550 A II (seinen größe-
ren Bruder stellen wir ab Seite 40 vor)
schien mir mit seinem musikalischen
Timing und seiner dynamischen Kraft
(bei offiziell nur 20 Watt an 8 Ohm) ex-
zellent für die Lightnings geeignet. Die-
se Kombination besitzt hohen »Spaßfak-
tor«, weil Musik niemals kühl-analytisch
durchleuchtet, sondern lebensnah und
prall vermittelt wird, was selbst gute
Röhrenverstärker rivalisiert.
Natürlich musste auch die »Weg et
Requests«, diesmal als sündhaft teure
Japan-SACD, in den Hörparcours: Die
Balance des Trios war vorbildlich und
die swingende Steigerung einfach mit-
reißend. Auch Jay Leonhart sang das Lob
des gebratenen Salamanders (dmp) mit
realistisch großem Bass, also nicht einer
aufgedunsenen Riesengambe. Und wer
wirklich wissen will, wie diese Kombi
Dynamikexzesse klirrfrei und blitz-
schnell bewältigt, der lege die gute alte
Tricycle (dmp) als SACD auf. Da versteht
jeder Hörer, warum Fekete seinen Laut-
sprecher als »Blitz« bezeichnet.
© monomedia Verlag, Schwabstraße 4, D-71106 Magstadt, Telefon 07159 / 949853, Fax 949530, www.monomedia.dehifi & records erscheint viermal jährlich, Jahres-Abonnement Inland v 46, Ausland v 56