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Ausgabe 3/2008 Sonderdruck hifi & records hochwertige Musikwiedergabe Das Magazin für

Sonderdruck · 2009. 1. 25. · Resonanzen führten zum auffälligen, fischleibigen Design, das durch aufwendige Bugformung von mehrschichtigem Holz erzielt wird. Die Auswahl der

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Page 1: Sonderdruck · 2009. 1. 25. · Resonanzen führten zum auffälligen, fischleibigen Design, das durch aufwendige Bugformung von mehrschichtigem Holz erzielt wird. Die Auswahl der

Ausgabe 3/2008 Sonderdruck

hifi& recordshochwertige Musikwiedergabe

Das Magazin für

Page 2: Sonderdruck · 2009. 1. 25. · Resonanzen führten zum auffälligen, fischleibigen Design, das durch aufwendige Bugformung von mehrschichtigem Holz erzielt wird. Die Auswahl der

L A U T S P R E C H E R

Es war die einst für die Lumen-White-Lautsprecher erdach-

te, auf der Strömungslehre beruhende »Airflow«-Techno-

logie, die dem Wiener Diplom-Ingenieur Stefan Fekete die

Aufmerksamkeit der audiophilen Lautsprecherbauer und letzt-

lich internationale Reputation einbrachte. Vor acht Jahren machte

sich Fekete selbständig und entwickelte die »Consensus«-Range

nach seinen eigenen hohen Vorgaben: Sie sollten nicht nur detail-

reich Nuancen aufdecken wie einst die Lumens, sondern mit einem

noch gesteigerten Maß an Emotion für jenes Konzerterlebnis sor-

gen, nach dem sich Audiophile – oft ein Leben lang – sehnen.

Feketes Erfahrungen und sein Wissen um den Umgang mit

Resonanzen führten zum auffälligen, fischleibigen Design, das

durch aufwendige Bugformung von mehrschichtigem Holz erzielt

wird. Die Auswahl der Keramik-Chassis von Thiel & Partner ist

eine Spezialität des Hauses: Drei Treiber sind für Bässe und Mit-

ten sowie einer für Höhen zuständig; der »Black Diamond«-Dia-

mant-Hochtöner ist als Alternative zum Keramik-Original erhält-

lich und soll für noch mehr Offenheit im Hochtonbereich sorgen.

Viele Ingredienzien optimiert man bei Consensus selbst oder lässt

sie speziell fertigen. So sind auch die Körbe und Magnete »Air-

flow«-optimiert, die Frequenzweichen werden mit Mundorf-

Bestandteilen nach wie vor händisch feinziseliert und die Innen-

verkabelung »magnetisch korrigiert« (das sorge, so Fekete, »für

eine dramatisch verbesserte Signalwiedergabe«). Die Anschluss-

buchsen für Single Wiring kommen aus dem Hause WBT.

Das positive Feedback von Händlern und Musikliebhabern auf

seine Produkte scheinen Stefan Fekete auf seinem Weg Recht zu

geben. Manche Musikfreunde (auch aus Indien, China und Japan)

flogen sogar nach Niederösterreich, um dort die Lautsprecher un-

ter hauseigenen Bedingungen zu hören. Auch ich durfte vor dem

Test in die neue Manufaktur nach Gaaden, zwischen den Beet-

hoven-Städtchen Baden bei Wien und Mödling, kommen. Dort,

am Rande eines Schlossparks und von Wäldern umgeben, befin-

det sich das Consensus-Hauptquartier, in dem Fekete die Laut-

sprecher mit vier Mitarbeitern maßschneidert, ent-

wickelt, bestückt und testet. Dort entdeckte ich auch

beim größeren Modell »Statement« den unver-

wechselbaren akustischen Fingerabdruck Feketes

rasch wieder: Dynamik, die das Geschehen auch bei

höchsten Pegeln unverzerrt im Raum ausbreitet,

dazu Transparenz und Kohärenz, also Detailreich-

tum, und dennoch Sinn(lichkeit) fürs Ganze. Ste-

fan Fekete erklärte mir, dass es ihm ein Anliegen

sei, nicht eine Reihe identisch klingender Schall-

wandler-Klons in verschiedenen Größen zu ferti-

gen, sondern jeder seiner Entwicklungen eine ei-

genständige Persönlichkeit zu verleihen. Freilich

lassen sich alle Lautsprecher durch kleine Tuning-

Maßnahmen noch feinabstimmen.

Zurück in Wien: Nach der Grundaufstellung auf

jeweils vier Spikes, die offenbar wichtige Resonanz-

punkte anzapfen, und dem ersten Musikstück ent-

spannten sich Stefan Feketes skeptische Züge und

er erteilte der Akustik des Bibliotheks- und Musik-

zimmers seine Absolution. Bevor er die Lautspre-

cher zum endgültigen Test freigab, folgten noch

kleinere Positionsänderungen und schließlich die

Wahl der speziellen Instrumentenholz-Unterlags-

scheiben unter die Spikes, welche – je nach Holzart

und Maserungsrichtung – die Soundstage mal tie-

fer oder breiter und harmonisch weicher oder prä-

sent härter machen sollen. Ich entschied mich für

die tiefere und harmonischere Version.

Für die Lautsprecher empfahl Fekete das hausei-

gene Consensus »Magnetic Field Correction«-Kabel,

ließ dann aber auch schweren Herzens ein sündhaft

teures NF-Kabel von Kondo für diesen Test am

Ensemble-Wandler zurück. Als Laufwerke/Player

dienten das kleine Barclay und für SACD mehrere

Kombiplayer von Sony und Onkyo. An Elektronik

verwendete ich sowohl den Vollverstärker L-550 A II

von Luxman (ein Class A-Tipp von Stefan Fekete) als

auch SE-Trioden-Amps von Audio Note und JJ Elec-

tronic. Stabilen Strom lieferten PS Audio und Accu-

phase, alternative Kabel kamen von Audictive, Audio

Note, Purist Audio und Ensemble Audio. Das Hör-

vergnügen unterstützte ferner der für mich uner-

lässliche Schumann-Resonator von Acoustic Revive.

Consensus Audio hat die »Lightning« komplett

überarbeitet. Die neue »SE«-Version bietet

Emotion pur für audiophile Genießer.

Test: Lautsprecher Consensus Audio Lightning SE

Erleuchtung

Page 3: Sonderdruck · 2009. 1. 25. · Resonanzen führten zum auffälligen, fischleibigen Design, das durch aufwendige Bugformung von mehrschichtigem Holz erzielt wird. Die Auswahl der

Befreundete Musiker, die bei mir ihre

neueste High-Bit-Aufnahme der »Vier

Jahreszeiten« von Vivaldi vor dem Maste-

ring abhören wollten, waren baff: So eine

realistische Dynamik hatten sie außer-

halb des Konzertsaals noch nie über eine

Anlage gehört. Und die Solistin fand ge-

nau jene einmaligen Nuancen der von ihr

gespielten Stradivari in der Wiedergabe

wieder, was sie total glücklich stimmte.

Natürlich schmeicheln die Lightning

SE durch ihre wohnraumfreundliche

Größe und die hochglänzenden Furnie-

re, aber der Blitz der Zuneigung zur

diesen Boxen schlägt gleich bei den er-

sten Tönen ein. Mit meinen aktuellen

Discs machte ich die Probe aufs Exem-

pel: Ja, wirklich, die Beethoven-Sympho-

nien (Seite 121) waren klanglich noch

aufregender, als ich gedacht hatte. Das

Bassfundament der Kontrabässe links (!)

hinten verströmt Energie bis in die Haar-

spitzen, und die Pauken hier oder dann

bei der exzellent aufgenommenen Bizet-

Chabrier-CD (Roth, Les Siecles) besitzen

alle nicht nur blanken Wumm, sondern

auch das Feeling des gespannten Fells.

Selbstverständlich brachte jedes der

Kabel eine andere Klangwelt ins Spiel,

was die Consensus-Boxen blitzschnell

zeigten. Dennoch erstaunte mich, dass –

trotz des »aufdeckenden« Charakters

dieser Lautsprecher – nur wenige CDs

nervten. Die meisten gewannen eine Di-

mension dazu, die eher meine Theorie

unterstützt, dass es heute kaum noch

schlecht klingende Klassik-CDs gibt (bei

manchen 80er-Jahre-Discs kann man

dagegen das Umgekehrte lernen).

Die Lightning war 2005 Feketes erstes

Meisterstück in seiner zweiten eigenen

Firma (die erste, Music Link, war im Stu-

diobereich beheimatet). Die SE-Version

ist jedoch eine tiefgreifend umgearbei-

tete Novität. Sie besitzt ein strömungs-

optimiertes Gehäuse aus Buchen-Multi-

plex (anstatt Holzfaserstoff ), das ohne

Dämm-Material auskommt, und jene

Bauteilequalität, die auch in den teuer-

sten Consensus-Modellen zu finden ist.

Die Entwicklung erfolgte mit Beteili-

gung der technischen Universität Wien;

neu sind auch die »Mikrovibrations-

ableitenden« Bodenplatten und die

Chassis mit Schwingspulen aus Titan

für deutlich mehr linearen Hub.

Ob ein Lautsprecher die Raumtiefe

des imaginären Saals ausleuchtet oder

mehr die Seite und die Höhe, ob er die

Musiker gut gestaffelt abbildet und sau-

ber und unverfärbt klingt, ist

für mich in dieser Klasse kein Grund

zum Jubel, sondern audiophile Grund-

voraussetzung. Deshalb spiele ich zum

Auftakt eines Tests nie »Blues & Co«,

denn das klingt immer nett. Wichtiger

ist für mich, dass sehr rasch Emotion so-

wie kritische, große Orchesteraufnah-

men ohne Limitierung rüberkommen.

Nach wie vor bin ich ein Fan des Nah-

feld-Monitorings, und so standen die

Lightning SE nur etwa drei Meter von

meinen Ohren entfernt, während ich sie

in Gaaden in etwa sechs Meter Abstand

gehört hatte (laut Fekete ist die Aufstel-

lung unkritisch, wenn man auf das klas-

sische Stereo-Dreieck achtet). Wunder-

schön, wie ich etwa in den genialen

Guerrero-Bearbeitungen von Iberia (En-

cinar, Glossa) die Geiger-Pizzikati fast

fühlen konnte. Mit Kastagnetten und tie-

fen Bässen ging es spannend zur Sache

– vor allem mit den Kondo-Kabeln, die

das ohnehin schon reiche Klangfarben-

Spektrum zu den Bässen am weitesten

auszudehnen schienen. Schön, wie

dann die Charleston-Maschine in den

Songs von Simon Rattles Jazz-Album

(EMI) anschob, und wie sich die Vokal-

Solisten gekonnt in Szene setzten.

L A U T S P R E C H E R

Consensus AudioLightning SE

BxHxT 26 x 112 x 42 cm

Garantie 3 Jahre

Preis 12.500 Euro

Vertrieb Consensus Audio

Siegenfelder Straße 13a

A-2531 Gaaden

Telefon 00 43 22 37 - 207 36

Labor-Report

Der Bassbereich der Consensus Light-

ning SE ist kräftig ausgelegt, bei der

Messung »im Raum« sorgt eine Beto-

nung um 80 Hertz für Fülle und Gewicht.

Die Abstrahlcharakteristik ist auf 30 Grad

horizontal optimiert (dicke Linie im Dia-

gramm), Stefan Feketes Hinweis auf die

Wiedergabe-Anordnung im klassischen

Stereo-Dreieck passt also ganz genau.

Das akustische Zentrum in der Höhe liegt

zwischen 95 Zentimeter und einem Me-

ter – die typische Ohrhöhe bei normalen

Sitzplätzen. Die Impedanz streift nur

leicht unter die 4Ohm-Marke. ■

Frequenzgang: auf Achse, horiz. 30°/45°

Impedanz: Consensus Audio Lightning SE

Wasserfall: Consensus Audio Lightning SE

Frequenzgang: auf Achse, vert. -10°/10°

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Die Consensus Light-

ning SE sind ästhe-

tisch ansprechende

Klangobjekte, die für mich die Passion

ihres Entwicklers perfekt widerspiegeln.

Mit ihrer emotionalen Abstimmung

schiebt die SE die Musiker ins Zimmer

und sorgt für spannende Rasanz jenseits

jeder Musikrichtung – und das zu einem

Preis, der angesichts der Konstruktion,

der Schönheit des Designs und aus den

genannten klanglichen Gründen abso-

lut in Ordnung geht. Kombiniert mit

einem guten Verstärker, schenken diese

österreichischen Lautsprecher bestimmt

jahrelange Erleuchtungen in und Freude

an Musik. Ludwig Flich ■

Fazit

Alte Instrumente klangen, etwa auf

den Caro-Mitis-SACDs aus Russland

(mit holländischen Tonmeistern), ein-

fach echt, strahlend und sirrend, aber

nicht klirrend scharf. Moderne Orche-

ster, ob es sich nun um die Wiener Phil-

harmoniker im Walzer-Rausch (Kleiber,

Sony), um die Academy of St. Martin bei

Sullivan-Ouvertüren (Marriner, Philips),

um das Budapester Festival Orchester

bei Rachmaninow (Fischer, Channel)

oder um Mahlers Sechste mit dem Arn-

hem Philharmonic (Sieghart, Exton)

handelt – die Consensus setzten mich

auf einen Topplatz im Parkett. Bei diesen

Aufnahmen vergisst man die Lautspre-

L A U T S P R E C H E R

cher komplett, das Podium scheint etwa

zehn Meter entfernt. Es ist geradezu be-

ängstigend, mit welcher Wucht das tiefe

Blech bei Mahler grunzte, oder mit wel-

cher Selbstverständlichkeit sich Soloin-

strumente aus dem Orchesterverband

lösten, um ihren Part anzustimmen.

Der Luxman L-550 A II (seinen größe-

ren Bruder stellen wir ab Seite 40 vor)

schien mir mit seinem musikalischen

Timing und seiner dynamischen Kraft

(bei offiziell nur 20 Watt an 8 Ohm) ex-

zellent für die Lightnings geeignet. Die-

se Kombination besitzt hohen »Spaßfak-

tor«, weil Musik niemals kühl-analytisch

durchleuchtet, sondern lebensnah und

prall vermittelt wird, was selbst gute

Röhrenverstärker rivalisiert.

Natürlich musste auch die »Weg et

Requests«, diesmal als sündhaft teure

Japan-SACD, in den Hörparcours: Die

Balance des Trios war vorbildlich und

die swingende Steigerung einfach mit-

reißend. Auch Jay Leonhart sang das Lob

des gebratenen Salamanders (dmp) mit

realistisch großem Bass, also nicht einer

aufgedunsenen Riesengambe. Und wer

wirklich wissen will, wie diese Kombi

Dynamikexzesse klirrfrei und blitz-

schnell bewältigt, der lege die gute alte

Tricycle (dmp) als SACD auf. Da versteht

jeder Hörer, warum Fekete seinen Laut-

sprecher als »Blitz« bezeichnet.

© monomedia Verlag, Schwabstraße 4, D-71106 Magstadt, Telefon 07159 / 949853, Fax 949530, www.monomedia.dehifi & records erscheint viermal jährlich, Jahres-Abonnement Inland v 46, Ausland v 56