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Anatomie & Physiologie Diätetisch geschulter Koch 2010 - 5. überarbeitete Auflage

2010 - 5. überarbeitete Auflage · Anatomie & Physiologie A. Einleitung 1 B. Körperbau 2 1. Skelett 2 2. Muskulatur 2 3. Herz-, Kreislaufsystem 3 ... Kreislauf über längere Zeit

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Anatomie & Physiologie Diätetisch geschulter Koch 2010 - 5. überarbeitete Auflage

Anatomie & Physiologie

A. Einleitung 1 B. Körperbau 2 1. Skelett 2

2. Muskulatur 2

3. Herz-, Kreislaufsystem 3

4. Sinnesorgane und Nervensystem 4

4.1. Nervensystem 4

4.2. Sinnesorgane – der Geruchs- und Geschmackssinn 5

5. Atemorgane 6

6. Verdauungsorgane 6

6.1. Mund 6

6.2. Speiseröhre 7

6.3. Magen 8

6.4. Dünndarm 9

6.5. Leber 10

6.6. Galle – Gallenblase 11

6.7. Bauchspeicheldrüse 11

6.8. Dickdarm 12

7. Ausscheidungsorgane 14 7.1.Nieren 14

8. Hormonproduzierende Organe 16

C. Stoffwechsel – ausgesuchte Themenbereiche 18 9. Biokatalysatoren – Enzyme 18

10. Cholesterin 19

11. Alkohol 20

12. Harnsäure 21

A. Einleitung

Der menschliche Körper ist ein äußerst komplexes Kunstwerk. Verschiedene

Körpersysteme und deren Einzelteile ermöglichen durch ihr ständiges Zusammenspiel die

Funktionen, die unser Leben bestimmen.

Das Skelett, um ein Beispiel zu nennen, gibt dem Körper Halt und Form und verbindet alle

Körperteile. Das Gerüst aus Knorpeln und Knochen dient den Muskeln als Ansatzpunkt

und dem Schutz der inneren Organe. Lebenswichtige Stoffe wie rote Blutkörperchen zum

Sauerstofftransport und Mineralsalze haben wir ebenfalls unseren Knochen zu verdanken.

Anatomie ist die Lehre vom Bau der Körperteile.

Physiologie ist die Lehre von den Funktionen des gesunden Organismus.

Anatomie und Physiologie sind wichtig für das Verständnis von krankhaften Störungen.

Diese werden unter dem Begriff Pathophysiologie zusammengefasst.

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B. Körperbau 1. Skelett

Die einzelnen Teile des Skeletts sind:

• Schädel

• Wirbelsäule mit Becken

• Brustkorb mit Schulterblatt und Schlüsselbein

• Armskelett mit den Knochen der Arme und

der Hände,

• Beinskelett mit den Knochen der Beine und

der Füße

Funktion: Schutz und Form: Schädel und Brustkorb umhüllen

empfindliche Organe ( Gehirn und Herz ).

Haltefunktion mit Gelenksbildung und Muskelansatz:

Die Wirbelsäule und die Röhrenknochen der Arme

und Beine stützen den Körper.

Bildung von Blutzellen: im Knochenmark

Pathophysiologie: Osteoporose: Bewegung und ausreichende Zufuhr

von Kalzium und Vitamin D sinnvoll. Abb. 1 - Skelett

2. Muskulatur Wenn wir nicht gerade liegen, dann erfordert jede unserer Haltungen und Bewegungen

die Betätigung von Muskeln. Allein die Augenmuskeln bewegen sich über

hunderttausendmal am Tag. Zum Stirnrunzeln sind über vierzig Muskeln erforderlich, zum

Lächeln dagegen nur siebzehn.

Immer sind die Sinnesorgane, die Nerven und das Gehirn daran beteiligt, wenn wir unsere

Muskeln betätigen. Das Gehirn reagiert auf Sinneseindrücke und gibt entsprechend

Anweisungen, wie wir unsere Muskeln einsetzen müssen. Ermöglicht wird dieses

Zusammenspiel durch ein Nerven-Netzwerk, das vom Gehirn aus über das Rückenmark

zu den Muskeln führt. Manche dieser Faserbündel arbeiten aber auch unwillkürlich: Die

Organmuskulatur ist ununterbrochen in Aktion, ohne dass wir sie bewusst steuern

können.

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Insgesamt machen die 656 Muskeln, die wir haben,

vierzig Prozent des Körpergewichts aus und sind damit

weitaus schwerer als das Skelett mit zwölf Prozent.

Funktion: Man unterscheidet drei Arten von Muskeln:

• willkürliche, quergestreifte Muskulatur: Skelettmuskulatur (Stütz- und

Zielmotorik)

• unwillkürliche, glatte Muskulatur Bestandteil vieler innerer Organe (Blutgefäße,

Bronchien, Darmmuskulatur, Harnblase …).

Unterstützt hier den Transport des Blutinhaltes,

des Schleimes in de Bronchien, ermöglicht die

Peristaltik (Transport des Darminhaltes) oder

die Harnentleerung.

• Herzmuskel als eine Mischform zwischen

diesen beiden Arten

Abb. 2 – Muskulatur Pathophysiologie: Bsp. Muskelkater

3. Herz- und Kreislaufsystem Das Kreislaufsystem funktioniert optimal, wenn das Blut ungehindert den gesamten

Organismus durchströmt und alle Gefäße mit den nötigen Nährstoffen versorgt. Wird der

Kreislauf über längere Zeit zu stark strapaziert - beispielsweise durch Rauchen oder fettes

Essen - kommt es zu Störungen der Blutversorgung bis hin zum Schlaganfall.

Über die Lungenvenen fließt sauerstoffreiches Blut zum

linken Vorhof des Herzens und in die linke Herzkammer -

arterielles System. Von dort wird es durch Kontraktionen

in die Hauptschlagader (Aorta) gepumpt. Ausgehend von

der Hauptschlagader verteilt sich das sauerstoffreiche Blut

dann im Körper und versorgt so die Zellen mit Sauerstoff.

Umgekehrt geben die Zellen das Stoffwechsel-

Abfallprodukt Kohlendioxid an das Blut ab. Das so

angereicherte Blut gelangt über das venöse System zum

rechten Vorhof und in die rechte Herzkammer. Von hier

aus wird es durch Kontraktionen in die Lungenschlagader

(Aorta pulmonalis) und die Lungenarterien gepumpt.

Pathophysiologie: Arteriosklerose (Gefäßverkalkung):

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Besonders bei hohen Cholesterinwerten, Rauchen, Abb. 3 - Gefäßsystem

Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Bewegungsmangel;

4. Sinnesorgane und Nervensystem Über die fünf Sinnesorgane unseres

Körpers nehmen wir die Vorgänge in der

Außenwelt wahr. Mit Augen, Ohren, Nase,

Zunge und Haut empfangen wir Reize,

übersetzen sie in elektrische

Nervenimpulse und geben diese ans

Gehirn weiter. Dort werden sie in

Abb. 4 - Sinnesorgane bestimmten Regionen verarbeitet und von

uns als Bilder und Bewegungen, Geräusche, Gerüche, Geschmack,

Temperatur und Berührung erfahren. Die gesammelten Eindrücke werden in

ein komplexes Wahrnehmungsschema eingeordnet und entsprechend diesem

Schema interpretiert

4.1. Nervensystem Aufbau und Funktion:

a. Zentralnervensystem: - Großhirn

- Kleinhirn

- Rückenmark

Zentrale Schaltstelle, die Infor-

mationen, die über die Nerven zum

Gehirn gelangen koordiniert und

verarbeitet. Wertet Sinneseindrücke

aus und steuert Bewegungen.

Das vegetative Nervensystem dient

der Regulation der Körperfunktionen

(z.B. Herzfrequenz, Peristaltik,

Schwitzen).

b. Peripheres Nervensystem: Nerven die von Gehirn und Rückenmark bis

zu den inneren Organen, Armen und Beinen

Abb. 5 Gehirn gelangen.

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4.2. Sinnesorgane – der Geruchs- und Geschmackssinn

Geschmacksempfindung:

Beim Menschen und höheren Säugetieren wird der Geschmack durch Chemorezeptoren,

die von den Geschmacksknospen ausgehen, wahrgenommen. Geschmacksknospen sind

im Gaumen, auf der Zunge bis zum Kehldeckel vorhanden. Die Geschmacksknospen und

ihre Rezeptoren sind nicht einheitlich, sondern geschmacksspezifisch und entsprechend

verteilt.

So finden sich an der Zungenspitze die Wahrnehmungen

für süß, im mittleren Abschnitt für salzig und sauer. Am

Zungengrund sitzen Geschmacksknospen mit

Bitterrezeptoren. Die Geschmacksqualität umami

(Wohlgeschmack) finden sich auf der gesamten Zunge.

Abb. 6 - Geschmacksrichtungen

Funktion: Der Reiz wird von den Geschmacksknospen zur Großhirnrinde geleitet, wo die

Empfindung „bitter“ in dazu bestimmten Zellen ausgelöst wird. Eine weitere Reizleitung

stimuliert die Speichelsekretion, die Magensaft- und Duodenalsekretion. Der

Geschmackssinn reguliert die Nahrungsaufnahme und steuert den Würgereflex

(z. B. durch Bitterstoffe in Pflanzen ausgelöst).

Letztlich entsteht immer ein ganzheitlicher Sinneseindruck zusammen mit dem

Geruchsinn der Nase und dem Hautsinn in der Wangenschleimhaut.

Geruchssinn:

Die Differenziertheit der Geschmacksempfindung kann unmöglich von den Geschmacks-

richtungen (süß, salzig, sauer, bitter, umami) abhängen. Hier kommt dem viel

differenzierten Geruchsvermögen wohl die tragende Rolle zu. Die Geruchsstoffe werden

dabei nicht nur von der Nase aufgenommen, sondern sie gelangen auch beim Kauen und

Schlucken in die Riechzonen im oberen Teil der Nasenhöhle. Dort werden von ungefähr

zwei Millionen Riechzellen des Riechepithels durch spezifische Adsorptionen der

flüchtigen Geruchssubstanzen die Gerüche differenziert und die resultierenden Reize

weitergeleitet.

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5. Atemorgane Zu den Atemorganen gehören Nase, Nasennebenhöhlen, Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien

und die Lunge (zwei Lungenflügel). Das Zwerchfell trennt den Brustraum vom

Bauchraum.

6. Verdauungsorgane

Die Aufgabe der Verdauung besteht darin, die mit der Nahrung aufgenommenen

Nährstoffe aufzuspalten und somit die Aufnahme der Nährstoffe zu ermöglichen. Dieses

wird durch ein komplexes Zusammenwirken physikalischer und enzymatischer Prozesse

gewährleistet.

Die Verdauung der Speisen beginnt bereits im Mund.

6.1. Mund Der Mund erfüllt drei wichtige Funktionen: Er ist an Verdauung, Atmung und Stimmbildung

beteiligt.

Die Lippen haben viele Rezeptoren des Wärme- und Kältesinnes und Nerven, die sie

äußerst sensibel für Temperatur und Berührung machen.

Im Inneren des Mundes, der nach hinten in den Rachen übergeht, befinden sich die

Zähne und die Zunge.

Die Mundhöhle wird durch Schleimzellen und Speicheldrüsen feuchtgehalten.

Der harte Gaumen bildet das vordere Mundhöhlendach. Er dient der Zunge als

Widerstand beim Zerkleinern von Nahrung.

Der weiche Gaumen liegt als Fortsetzung des harten Gaumens im hinteren

Rachenbereich. Beim Schlucken zieht er das Gaumensegel nach oben und verhindert

dadurch, dass Nahrung in den Nasenrachen gelangt.

Das kleine Zäpfchen in der Mitte des Gaumensegels klappt beim Schlucken nach oben

und verschließt den Nasenweg.

Enzyme sind Katalysatoren der lebenden Zelle. Sie beschleunigen chemische Reaktionen (oder macht diese möglich). Die Gesamtheit der chemischen Prozesse im Organismus (Stoffwechsel) Ist nur durch ihre Anwesenheit möglich

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Zunge Die Zunge ist ein mit Schleimhaut überzogener Muskelkörper. Die Zungenspitze ist frei

beweglich. Am Ende des Zungengrundes befindet sich der Kehldeckel. Auf der

Schleimhaut des Zungenrückens liegen die Zungenpapillen, auf der Schleimhaut des

Zungengrundes die Zungenbälge. Sie sind die Träger des Geschmacksinns (siehe S. 18).

Gebiss Das Gebiss besteht aus 8 Schneidezähnen, 4 Eckzähnen, 8 Backenzähnen,

12 Mahlzähnen davon 4 Weisheitszähne

Der Zahn verfügt über eine harte Schale und einen ausgesprochen empfindsamen Kern,

in dem seine Nerven und die Blutgefäße eingelagert sind - Zahnmark. Das Zahnmark ist

vom Zahnbein (Dentin) umgeben. Die äußerste, sehr harte, Schicht ist der Zahnschmelz.

Speicheldrüsen Mit Hilfe der Zähne wird die Nahrung mechanisch zerkleinert. Durch den Speichel wird

sie gleitfähig gemacht und für den Weitertransport in die Speiseröhre (Ösophagus)

vorbereitet. 1 – 1,5 Liter Speichel werden in den Speicheldrüsen gebildet. Mit dem

Speichel wird auch das Enzym α-Amylase ausgeschüttet. Dieses spaltet komplexe

Kohlenhydrate (Stärke, Glykogen, Dextrine) in kleinere Untereinheiten (Oligosaccharide,

Malzzucker). Dies ist auch der Grund, warum Brot süßlich schmeckt, wenn es längere Zeit

gekaut wird! Durch verschiedene Gewürze (z.B. Pfeffer, Chili, Curry, Paprika, Senf) wird

die Aktivität der Speichelproduktion erhöht.

Eine weitere wichtige Aufgabe des Speichels ist die Reinigung der Zähne und die

Neutralisation der im Mund entstandenen oder mit der Nahrung zugeführten Säuren (zB

aus Fruchtsaft). Dies ist bei der Kariesprophylaxe von besonderer Bedeutung.

6.2. Speiseröhre Die Speiseröhre beginnt unmittelbar hinter dem Kehlkopf und mündet unter dem

Zwerchfell im Magen. Der etwa 25 Zentimeter lange, muskulöse Schlauch besteht aus

vier Gewebeschichten. Die innere Schleimhaut ermöglicht durch ihre Gleitfähigkeit das

Passieren der zerkleinerten Nahrung. Die nächste Schicht aus

stabilen Muskelfasern wird ihrerseits schützend von einer

äußeren Bindegewebsschicht umhüllt.

Durch wellenauslösende Kontraktionen der Speiseröhren-

muskulatur wird der Speisebrei in den Magen befördert.

Abb. 7 - Speiseröhre

8

6.3. Magen Der Magen ist ein muskulöser, gebogener Behälter, der die Nahrung durch Kontraktionen

von der Speiseröhre zum Zwölffingerdarm transportiert. Die dicke Magenschleimhaut

enthält einen salzsäurehaltigen Magensaft und Enzyme, die chemische Reaktionen im

Körper beschleunigen. Die Schleimhaut, die sich alle drei Tage neu bildet, verhindert,

dass die Mageninnenwand sich selbst verdauen kann. Durch die stark ätzende

Magensäure wird die Nahrung von Krankheitserregern befreit und für die weitere

Verdauung präpariert.

Der mit Magensaft durchsetzte Brei gelangt anschließend

portionsweise durch den Pförtner (Magenausgang) in den

Dünndarm. Auch die Speiseröhre ist durch einen Schließmuskel

am Mageneingang (Cardia) vom Magen getrennt. Die

Speiseröhrenwand kann so durch die Salzsäure nicht

angegriffen werden.

Abb. 8 – Magen

Wenn die Magenmuskulatur arbeitet obwohl der Magen bereits leer ist, fängt dieser an zu

"knurren": Er zieht sich zusammen, ohne dass es etwas zu verdauen gäbe. Das dabei

eintretende Hungergefühl signalisiert unserem Gehirn, dass es an der Zeit ist, etwas zu

essen. Der Magen fasst etwa 1,5 Liter Nahrung.

pH-Wert des Magens: 1,6 - 2

Abb. 9 - pH-Wert

Der pH-Wert einer Lösung gibt an, wie stark sauer oder alkalisch ein Lösung reagiert. Der pH-Wert einer Lösung liegt zwischen o und 14. + saure Lösungen haben einen pH-Wert zwischen 0 und 7. Je niedriger der pH-Wert einer Säure ist, umso stärker sauer reagiert sie. + neutrale Lösungen wie z.B. destilliertes Wasser oder eine Kochsalzlösung haben einen pH-Wert von 7 + alkalische Lösungen haben einen pH-Wert zwischen 7 und 14. Je höher Der pH-Wert einer Base ist, umso stärker alkalisch reagiert sie.

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Der Magensaft:

Der niedrige pH-Wert des sauren Magensaftes wirkt bakterienabtötend und führt zu einer

Ausflockung (Denaturierung) von Eiweiß. Dieses wird durch Enzyme besser "angreifbar".

Der in den Nebenzellen produzierte Schleim schützt die Magenwand vor dem Angriff der

aggressiven Magensäure.

Durch die Magenwand werden in geringem Maße fettverdauende, aber vor allem

eiweißspaltende Enzyme in den Magen abgegeben. Dabei handelt es sich um das Enzym

Pepsin, das aus seiner Vorstufe (Pepsinogen) durch die Magensäure gebildet wird. Die

Verdauung der Kohlenhydrate, die bereits im Mund durch den Speichel beginnt, wird im

Magen lediglich fortgesetzt. Der Magen produziert selbst keine kohlenhydratverdauenden

Enzyme.

In den Belegzellen der Magenschleimhaut wird der sogenannte Intrinsic-Faktor gebildet,

der für die Resorption von Vitamin B12 notwendig ist.

Pathophysiologie: Magengeschwür: Schutzschicht durch Alkohol, Gallensalze, Essig

und Medikamente (z.B. Schmerztabletten) geschädigt.

Die Verweildauer der Nahrung im Magen ist von verschiedenen Faktoren abhängig. So

verzögert z.B. ein hoher Fettanteil die Magenentleerung. Einfluss haben weiterhin die

Konsistenz, die Temperatur und die Teilchengröße des Nahrungsbreis (dünner Speisebrei

passiert schneller den Magen). Durch den Magenpförtner (Pylorus) wird die Nahrung in

den Zwölffingerdarm (Duodenum) weitergeleitet.

6.4. Dünndarm

Der insgesamt etwa sechs Meter lange, vielfach

gewundene Dünndarm setzt sich aus drei Abschnitten

zusammen:

Zwölffingerdarm (Duodenum), Krummdarm (IIeum) und Leerdarm (Jejunum). Im Dünndarm findet der größte Teil der Verdauung statt;

die meisten Nährstoffe gelangen von hier aus über das

Abb. 10 - Dünndarm Epithelgewebe, das alle Körperober- und Innenflächen

bedeckt, ins Blut.

In den Zwölffingerdarm münden der Gallengang und die Bauchspeicheldrüse und geben

hier Galle und den Pankreassaft ab

10

Die Venen des Dünndarms führen ebenso wie die meisten Magen- und Dickdarmvenen

nicht direkt zum Herzen, sondern münden in die Pfortader. Diese transportiert das

nährstoffreiche Blut in das Lebergewebe. Von dort aus gelangt es in den Blutkreislauf.

pH-Wert im Dünndarm: 7,5 – 8,5

Resorption Die Spaltprodukte der Verdauung, letztlich Monosaccharide, Aminosäuren und

Fettsäuren, werden nun im anschließenden Dünndarm, über die Dünndarmzotten,

resorbiert (aufgenommen) und über die Blut- und Lymphbahnen dem Zellstoffwechsel

zugeführt.

Auf den Dünndarmzotten befindet sich

wiederum der sogenannte Bürsten-

saum, der die Resorptionsfläche des

Darmes - im Gegensatz zu einem Rohr

mit glatter Oberfläche - um den Faktor

600 vergrößert. Diese entspricht einer

Gesamtoberfläche von ca. 200 m2

Abb. 11 – Aufbau der Darmschleimhaut

6.5. Leber Mit 1,4 bis 1,8 kg Körpergewicht ist die Leber das schwerste Körperorgan nach der

menschlichen Haut. Sie liegt im Oberbauch unter dem Zwerchfell und verfügt neben dem

normalen Gefäßnetz aus Arterien und Venen zusätzlich über ein Pfortadersystem. Durch

dieses System gelangt nährstoffreiches Blut aus den Eingeweiden ins Lebergewebe und

von hier aus über die Lebervene zurück in den Körperkreislauf.

Die Leber hat mehrere wichtige Funktionen:

• sie produziert Gallenflüssigkeit

• verarbeitet und speichert chemische Sub-

stanzen und

• baut Stoffwechselprodukte und Gifte ab

Abb. 12 - Leber

11

Die Leberzellen verarbeiten die Grundsubstanzen, die den Körper erhalten. Sie

verarbeiten Produkte aus Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten zu körpereigenen Bau-

steinen. Zum Beispiel werden Kohlenhydrate in der Leber mit Hilfe von Insulin in

Glykogen (Glucosespeicherform in der Leber und im Muskel) umgewandelt. Bei Bedarf

wird Glykogen zu Glucose abgebaut. Dadurch nimmt es Einfluss auf die Regulation des

Blutzuckerspiegels. Die Leberzellen sorgen dafür, dass Abfallprodukte, Alkohol, Gifte und

Rückstände von Medikamenten über den Kreislauf zu den entsprechenden

Ausscheidungsorganen gelangen.

6.6. Galle - Gallenblase Die aus den Leberzellen gebildete Galle dient der Fettemulgierung. Sie spaltet (emulgiert)

die Fettkügelchen im oberen Dünndarm zu winzigen Tröpfchen und ermöglicht damit die

Fettverdauung durch das Enzym Lipase im Dünndarm. Bei der Stuhlausscheidung tritt die

Galle nicht mit aus dem Körper aus, sondern wird im letzten Abschnitt des Dünndarms

rückresorbiert und gelangt wieder zurück in die Leber.

Die Leber produziert an einem Tag etwa ½ Liter Galle, in der viele chemische Substanzen

wie Gallensalze, Mineralsalze und Cholesterin enthalten sind. Die Galle wird entweder

über den Gallenblasengang als Verdauungshilfe in den Zwölffingerdarm (Duodenum) geleitet oder in der Gallenblase gespeichert. Die grünschwarze Farbe der bitteren

Substanz entsteht durch Gallenpigmente.

6.7. Bauchspeicheldrüse Die hinter dem Magen im Oberbauch liegende Bauchspeicheldrüse (Pankreas) besteht

als einzige Drüse aus einem endokrinen und einem exokrinen System. Das endokrine

System produziert Insulin und Glukagon und reguliert auf diese Weise den besonders den

Blutzuckerspiegel, während vom größeren exokrinen System ein enzymhaltiger

Verdauungssaft kommt, der über spezielle Gänge in den

Zwölffingerdarm (Duodenum) geleitet wird. Pankreassaft enthält folgende Verdauungsenzyme:

+ Amylase stärkespaltend

+ Trypsin eiweißspaltend

+ Chymotrypsin eiweißspaltend

+ Lipasen fettspaltend Abb. 13 - Bauchspeicheldrüse Die Kohlenhydrate werden im Dünndarm durch spezielle Enzyme (α-Amylase und

Disaccharidasen) in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt, d.h. die Disaccharidasen spalten

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zum Beispiel den Haushaltszucker in ein Molekül Traubenzucker und ein Molekül

Fruchtzucker. Ein Mangel an diesen Enzymen führt zu Unverträglichkeitsreaktionen wie

z.B. der Laktoseintoleranz.

Die Fettverdauung findet überwiegend in den oberen Teilen des Dünndarms statt. Die

von der Leber gebildete Gallenflüssigkeit wird in der Gallenblase gespeichert und in den

Zwölffingerdarm abgegeben. Die Gallenflüssigkeit ist wichtig, um die Fette zu emulgieren,

wodurch sie von den entsprechenden Verdauungsenzymen (Lipasen) besser angegriffen

werden können.

Die Eiweißverdauung wird im Darm fortgesetzt. Die größeren Eiweißbruchstücke werden

durch Trypsin (Sekret der Bauchspeicheldrüse) in Peptide und durch Chymotrypsin über

kürzere Peptide zu Aminosäuren abgebaut und in die Blutbahn aufgenommen.

Der endokrine Anteil der Drüsen liegt im Schwanz der Bauchspeicheldrüse, den

sogenannten Langerhans’schen Inselzellen. Sie liefern das zuckersenkende Hormon

Insulin und seinen Gegenspieler, das zuckersteigernde Hormon Glukagon. Wenn der

Blutzuckerspiegel steigt, beispielsweise nach einer Mahlzeit, geben die Langerhans’schen

Inseln Insulin in die Blutbahn ab, wodurch der Spiegel sinkt. Wenn umgekehrt der

Blutzuckerspiegel zu niedrig ist, wird Glukagon freigesetzt.

6.8. Dickdarm Der Dickdarm hat einen Durchmesser von

etwa sechs Zentimetern und ist ungefähr

1,5 Meter lang. Er dient dazu, dem

Darminhalt das Wasser zu entziehen.

Millionen von verschiedenen Darm-

bakterien im Dickdarm sind an der

Verdauung und Synthese von bestimmten

Nahrungssubstanzen beteiligt. Diese

Funktion bewirkt auch die Bildung von

Gasen und damit die Geruchsbildung.

Abb.14 - Dickdarm

Der Mensch stößt pro Tag etwa einen halben Liter Darmgase aus.

Durch die Darmperistaltik wird der feste Stuhl in den Mastdarm transportiert und dort

gespeichert. Sechs Abschnitte werden beim Dickdarm unterschieden: Den Anfang

machen Blinddarm und Wurmfortsatz (Appendix). Ihre Funktion ist unbekannt.

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Es folgen der aufsteigende, der querliegende und der absteigende Dickdarm, der in einer

S-Schlinge, genannt Sigmaschlinge, mündet. Diese führt weiter in den Mastdarm (Rectum) und endet im Analkanal (Anus). Der Analkanal ist von einem inneren und einem äußeren Schließmuskel umgeben. Der

innere Schließmuskel wird vom autonomen Nervensystem gesteuert. Er erschlafft beim

Kontakt mit dem Stuhl und lässt ihn in den oberen Analkanal gleiten. Der äußere

Schließmuskel arbeitet willkürlich und erschlafft erst dann, wenn wir ihm den Impuls dazu

geben.

Im Dickdarm wird dem bis dahin sehr flüssigen Speisebrei Wasser entzogen, das

zusammen mit Mineralstoffen resorbiert wird. Andere Nährstoffe werden in diesem

Darmabschnitt nicht mehr aufgenommen, da der Darminhalt nahezu nährstofffrei ist und

der Dickdarm nicht die Fähigkeit der Nährstoffresorption besitzt. Daher können auch die

von Bakterien im Dickdarm gebildeten Vitamine (zB Vitamin B12, Niacin) nur unzureichend

verwertet werden.

Wasser und darin gelöste Mineralstoffe werden in bestimmten Abschnitten des Dickdarms

resorbiert, Unverdauliches wird über den Stuhl ausgeschieden.

Stuhl Der Stuhl besteht aus unverdaulichen Nahrungsbestandteilen, abgestoßener

Darmschleimhaut und den Stuhlfarben, hauptsächlich Bilifuscin. Bilifuscin wird durch

reduzierende Darmbakterien aus Bilirubin über Sterkobilin gebildet. Der Geruch des

Stuhls kommt von Skatol, ein Zersetzungsprodukt der Aminosäuren Tryptophan. Seine

Konsistenz wird weitgehend durch den Wassergehalt bestimmt.

Es gibt Gärstühle (Gärungsvorgänge im Darm), Fettstühle mit übermäßigem Fettgehalt

(fettig glänzend). Der Stuhl kann in der Farbe verändert werden durch Nahrung zB Rote

Rüben, Heidelbeeren oder durch pathologische Ursachen zB Verschluss der

gallenableitenden Wege durch Gallensteine oder Tumore.

Über den Dickdarm (Colon) werden unverdaute Nahrungsbestandteile, Darmbakterien

und abgestorbene Zellen ausgeschieden.

14

7. Harnableitende Organe

Der Harn wird in den Nieren produziert und gelangt

über die Harnleiter in die Blase (Speicher). Bei der

Blasenentleerung wird der Harn über die Harnröhre

ausgeschieden.

Abb. 15 – Harnableitende Wege

7.1. Nieren Die Nieren sind zwei paarig angelegte Organe, die sich beidseits der Wirbelsäule etwa in

Höhe der unteren Rippen befinden. Zusammen wiegen die beiden Nieren nur ca. 300 g.

Die Oberfläche der Nieren ist meist glatt. Da sie für den Körper viele Aufgaben

wahrnehmen, sind sie sehr gut durchblutet.

Abb. 16 - Nieren

In der Nierenrinde befinden sich die Glomeruli (Blutgefäßknäulchen). Die Blutgefäßwand

der Glomeruli ist für verschiedene Bestandteile des Blutes durchlässig. Rote und weiße

Blutkörperchen, sowie Bluteiweiß können nicht aus dem Blutgefäß austreten. Glukose

(Zucker), Harnstoff, Elektrolyte und Wasser können hingegen die Gefäßwände passieren

15

und werden in den Tubuli aufgefangen. Diese gesammelte Flüssigkeit nennt man

Primärharn (etwa 180 Liter pro Tag).

Die Tubuli verlaufen geschlängelt durch die Nierenrinde und das Nierenmark. In den

Tubuli werden viele Bestandteile des Primärharns und fast die gesamte Flüssigkeit wieder

resorbiert und bleiben dem Körper erhalten.

Der Rest ist eine konzentrierte Flüssigkeit = Harn oder Urin.

Der menschliche Körper scheidet ca. 1,4 Liter Wasser pro Tag mit dem Harn aus und

darin eine Reihe von chemischen Substanzen = Abbauprodukte. Die Entgiftung des

Organismus ist eine lebenswichtige Funktion der Nieren. Die Menge des Urins hängt von

der Menge der aufgenommenen Flüssigkeit und der Schweißproduktion ab.

Mit dem Harn werden auch Elektrolyte ausgeschieden. Dadurch kann der Säure-Basen-

Haushalt des Organismus reguliert werden. Substanzen, die der Körper mit dem Urin

ausscheiden muss, um eine übermäßige Konzentration im Organismus zu verhindern,

werden als harnpflichtige Substanzen (zB Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure) bezeichnet.

Die Nieren produzieren auch Hormone. Diese regen die Bildung der roten Blutkörperchen

im Knochenmark an.

Wichtigste Funktionen der Nieren: + Regelung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts + Regelung des Blutdrucks + Regelung des Säure- und Basenhaushalts + Entgiftung des Körpers + Regelung der Bildung roter Blutkörperchen (Erythrozyten) + Regelung des Knochenstoffwechsels

Pathopysiologie

Nierenversagen ( Niereninsuffizienz): Hier ist anfänglich eine gezielte eiweißarme Diät mit

hoher Trinkmenge erforderlich.

Mit zunehmendem Krankheitsverlauf wird der Patient dialysepflichtig (Blutwäsche): Nun

sollte die Diät eher eiweißreich und salzarm sein. Ein Kaliumanstieg sollte vermieden

werden. Auf ausreichende Energiezufuhr sollte geachtet werden.

Nierensteine: 70-75 % Kalziumoxalatsteine, 10-15 % Harnsäuresteine

Diätetisch auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und entsprechende Diät achten: z.B.

oxalsäurehaltige Nahrungsmittel (Spinat, Mangold, Rhabarber) meiden.

16

8. Hormonproduzierende (endokrine) Organe

Bildungsorte + Gehirn / Hypophyse

+ Schilddrüse / Nebenschild-

drüse

+ Pankreas (Bauchspeichel-

Drüse)

+ Nebenniere / Niere

+ Eierstöcke / Hoden

+ Andere: Darm, Leber …

Abb. 17 – Hormonproduzierende Organe

Pathophysiologie

Struma (Kropf) - vergrößerte Schilddrüse; Das Schilddrüsenhormon benötigt Jod,

weshalb heute das Kochsalz jodiert wird, um eine gesicherte Zufuhr zu bewerkstelligen.

Diabetes mellitus – Zuckerkrankheit

Insulin wird im exokrinen Teil des Pankreas (Betazellen der Langerhansinsel) gebildet.

Insulin wirkt besonders auf den Stoffwechsel in Leber, Muskel und Fettgewebe.

Insulin - senkt den Blutzucker ( Nüchternblutzucker normal 70 -110 mg/dl)

- senkt die Konzentration der freien Fettsäuren und der meisten

Aminosäuen im Blut

Die Zuckerkrankheit entsteht durch einen Mangel an Insulin an der Zielzelle:

Hormone sind chemische Botenstoffe, die in spezialisierten Zellen („Drüsen“) gebildet werden und über den Blutkreislauf zu den Zielzellen (haben Hormonrezeptoren) gelangen.

17

Typ 1 Diabetes (ca. 5%): tritt meist vor dem 35 Lebensjahr auf und entsteht durch

Zerstörung der Betazellen (absoluter Insulinmangel);

Typ 2 Diabetes (ca. 90%): tritt meist nach dem 35 Lebensjahr auf (früher als

Altersdiabetes bezeichnet);

Therapie: Beim Typ 1- Diabetes wird vordergründig Insulin gespritzt, während beim Typ 2

-Diabetes Medikamente in Tablettenform anfänglich ausreichen.

Zusätzlich sollte eine „Diät“ eingehalten werden, die im wesentlich der allgemein

empfohlenen gesunden Ernährung (Ernährungspyramide) entspricht. Bei Übergewicht

sollte das Gewicht normalisiert (1-2 kg/Monat) werden. Der größte Anteil der

Energiezufuhr sollte durch Kohlehydrate (allerdings mit reichlich Ballaststoffen um eine

geringe Blutzuckerwirksamkeit zu erzielen) erfolgen. Alkohol sollte nur in geringen

Mengen und in Kombination mit kohlehydrathaltigen Nahrungsmitteln konsumiert werden.

Speziallebensmittel für Typ 2- Diabetiker: Kalorienfreie Süßstoffe können zur Zubereitung

von Getränken und Speisen verwendet werden. Fructose und Zuckeralkaloide haben

keinen Vorteil. Viele Spezialprodukte sind kalorien- und fettreich und deshalb abzulehnen.

18

C. Stoffwechsel – ausgewählte Themenbereiche

9. Biokatalysatoren – Enzyme

In der Natur findet man kaum Stoffwechselvorgänge, die nicht über Katalysatoren

gesteuert werden. Ein Katalysator spart Energie. Er beschleunigt chemische Reaktionen

oder macht sie überhaupt erst möglich. Der Katalysator geht dabei mit dem

Reaktionspartner komplizierte Verbindungen ein. Er durchläuft Kreisprozesse, aus denen

er am Schluss wieder unverbraucht ausscheidet. In der Tat könnte man die Wirkung eines

Katalysators mit dem Schmiermittel eines Motors vergleichen. Gleichgültig ob Benzin-

oder Elektromotor, ohne Schmierung (Katalyse) läuft er nicht oder schlecht, wenngleich

das Schmiermittel nicht der Treibstoff bzw. die Energiequelle ist. Katalysatoren im

biologischen Milieu werden als Fermente oder nach neuerer Nomenklatur als Enzyme

bezeichnet. Ihre Funktionsweise ist kurz folgende:

Eine Substanz A reagiert mit einer Substanz B zum neuen Produkt AB. Katalysiert verläuft

der Vorgang etwa so:

A + E (Enzym) AE

AE + B AB + E (wieder freies Enzym)

Enzyme wirken spezifisch. Sie wählen ihre Reaktionspartner aus. Etwa so, wie ein

Schlüssel zum Schloss passen muss, damit er umgedreht werden kann, so muss die

Molekülstruktur des Enzyms zum Reaktionspartner passen, damit es wirken kann. Die

Aktivität eines Enzyms ist von Temperatur, Zeit und pH-Wert abhängig. So wirkt z.B. das

Pepsin des Magens im sauren Milieu, während das Trypsin des Duodenums (=

Zwölffingerdarm) basisches Milieu benötigt.

Sofern es sich nicht um alte Bezeichnungen handelt, erkennt man Enzyme an der Endung

„-ase“. Ihre Benennung kann nach der chemischen Wirkung oder nach dem Substrat, das

umgesetzt wird, erfolgen. So gibt es Oxydasen, die oxidieren, Hydrolasen, die mittels

Wasser Moleküle spalten, Esterasen, die Ester bilden oder spalten. Ein Enzym kann die

Hin- als auch die Rückreaktion katalysieren. Nach dem Substrat benannt sind z.B.

Amylasen, sie spalten Amylum (= ein Stärkebestandteil), Proteasen spalten Eiweiß, also

Proteine, Lipasen spalten Fett, Phosphatasen spalten Phosphorsäure von ihrer

Molekülbindung ab.

Enzyme dürfen nicht mit Hormonen verwechselt werden. Hormone wirken auf Organe ein, z.B. Sexualhormone auf Sexualorgane. Sie haben keine katalytische Wirkung, sie nehmen keinen Einfluss auf chemische Reaktionsabläufe.

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10. Cholesterin (Cholesterol)

Cholesterin scheint rein äußerlich fettähnlich. In Wirklichkeit gehört Cholesterin chemisch

zu den Steroiden, eine Substanzklasse, zu der Gallensäuren, Vitamin D, Sexualhormone,

und Nebennierenrindenhormone auch zählen. Cholesterin finden wir in fast allen Teilen

des Körpers, denn es erfüllt wichtige Aufgaben beim Wachstum der Zellen, des weiteren

als Vorstufe genannter Hormone und der Gallensäuren.

Der menschliche Körper produziert über den Zellstoffwechsel selbst ausreichende

Mengen an Cholesterin. Er ist somit auf das Nahrungscholesterin nicht angewiesen. Im

Gegenteil, oft führt die übermäßige Aufnahme von Cholesterin zusammen mit

Nahrungsfetten zu einem erhöhten Cholesterinspiegel im Blut mit den bekannten

Risken einer Erkrankung an Arteriosklerose.

Der Transport von Cholesterin im Körper Cholesterin ist eine wasserlösliche Substanz. Damit das Cholesterin mit dem Blut dorthin

gebracht werden kann, wo es benötigt wird, muss es an Lipoproteide, das sind Fett-

Eiweiß-Strukturen hoher Masse, gebunden werden. Die wichtigsten cholesterinhältigen

Lipoproteide werden nach ihrer Dichte in VLDL-, LDL- und HDL-Gruppen eingeteilt.

VLDL very low density lipoproteins /Lipoproteide sehr niederer Dichte LDL low density lipoproteins / Lipoproteide niederer Dichte Diese Strukturen enthalten neben Fett und Eiweiß ca. 20 – 50 %

Cholesterin. Sie bringen es laufend zu den Geweben und Organen, die es

benötigen. Ein zuviel an LDL kann zur Ablagerung des überschüssigen

Cholesterins an den Gefäßwänden führen – Arteriosklerose!

HDL high density lipoproteins / Lipoproteide hoher Dichte Diese Strukturen enthalten relativ wenig Cholesterin. Nicht benötigtes

Cholesterin wird aus den Gewebszellen in Form von HDL über den

Gallenweg abtransportiert. Ein hoher HDL-Wert ist positiv zu bewerten!

Zielwerte:

Cholesterin- Blutwerte:

Cholesterin ges. 200 mg/dl

HDL-Cholesterin > 50 mg/dl

LDL-Cholesterin <130 mg/dl

Triglyceride-Blutwert:

Triglyceride <150 mg/dl

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11. Alkohol Alkohol ist ein Zellgift. Ein halber Liter Bier (4 Vol.%) enthält etwas weniger als 20 g reinen

Alkohol (Ethanol). In Mund, Speiseröhre und Magen werden geringe Mengen

aufgenommen der Rest gelangt über den Dünndarm ins Blut. Wie gut Alkohol

aufgenommen wird, hängt hauptsächlich von der Nahrungszusammensetzung und

-menge sowie vom Geschlecht ab.

Eine größere Menge Alkohol auf nüchternen Magen getrunken, gelangt in den Dünndarm,

wo dessen große Resorptionsfläche für eine vollständige Aufnahme sorgt. Über das Blut

wird der Alkohol zur Leber transportiert, dessen Alkoholdehydrogenase mit einer

Verzögerung von 1 bis 2 h nach der Alkoholaufnahme mit konstanter Geschwindigkeit mit

dem Abbau beginnt.

Da Alkohol einen recht hohen Brennwert hat, decken Trinker mit ihm einen beachtlichen

Anteil ihrer täglichen Kalorienzufuhr.

Brennwert: 7 kcal/g reiner Alkohol Gleiche Alkoholmengen wirken bei Frauen schneller als bei Männern. Dies hat zwei

Ursachen. Frauen verfügen über ein geringeres Verteilungsvolumen als Männer, was

dazu führt, dass bei der gleichen Menge konsumierten Alkohols Frauen einen höheren

Blutalkoholspiegel haben. Darüber hinaus ist die Aktivität der magenständigen

Alkoholdehydrogenase bei Frauen geringer, d.h. es gelangt nahezu die gesamte

getrunkene Alkoholmenge auch ins Blut. Die Wirkung auf den Organismus ist vielfältig:

• Alkohol hemmt in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) die Ausschüttung des

antidiuretischen Hormons Vasopressin, dessen Aufgabe es ist, den

Flüssigkeitsverlust über die Nieren zu begrenzen. Zusammen mit einer

erheblichen Wasserüberladung, besonders bei Bierkonsum, führt diese Hemmung

zu einem gesteigerten Harndrang.

• Alkohol fördert die Bildung von Harnsäure, einem Abbauprodukt der Purine, die

mit fleischhaltiger Nahrung und koffeinhaltigen Getränken aufgenommen werden.

Eine Anlagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken kann häufig Folge einer

durchzechten Nacht sein.

• Alkohol verursacht einen Abfall des Blutglukosespiegels (Hypoglykämie). Die

Folgen können Kopfschmerzen und Gereiztheit, im Extremfall auch

Bewusstlosigkeit und Koma sein.

• Leberzirrhose mit totalen Ausfall der Leberfunktionen sowie Leberkrebs bezeichnen das

Endstadium eines chronischen Alkoholmissbrauchs.

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12. Harnsäure

Im Zellkern aber auch im Zellplasma sind Nucleoproteide lokalisiert, welche als

Trägersubstanzen der Vererbung (Chromosomen) eine wichtige Rolle spielen. Diese

Nucleoproteide werden im Verdauungstrakt und im anschließenden Stoffwechsel

schrittweise bis zu den Purinen abgebaut. Aus diesen Purinen entsteht durch weiteren

oxidativen Abbau ein Trioxipurin, nämlich die Harnsäure, welche normalerweise über den

Harn, zum geringeren Teil über den Stuhl, ausgeschieden wird. Pathologische

Harnsäureablagerungen, z.B. in Gelenken, führen zum bekannten Krankheitsbild der

Gicht.

Regulation des Harnsäurespiegels

vom Stoffwechsel 2/3 über d.

Harnsäurespiegel Harnweg

von der Nahrung im Blut 2 – 7 mg/100ml 1/3 über d.

vom eigenen Zellabbau Stuhl, sog.

Uricolyse

Der Harnsäurespiegel im Blut kann einerseits durch eine vermehrte Zufuhr von

Nahrungspurinen oder durch eine Stoffwechselstörung erhöht werden. Andererseits kann

eine Funktionsstörung der Nieren vorliegen, die eine Ausscheidung der Harnsäure

behindert.

Quelle: www.g-netz.de

Auszüge aus dem Skriptum „Ernährungsphysiologie für den diätetisch geschulten Koch“

von Dr. Ermin Welzl, Wirtschaftsförderungsinstitut Innsbruck