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© cyber-dive 2010 (V1.1) 1 Mit MS Fathima auf Tauchsafari in den Malediven Ein Reisebericht von Udo Katterfeld

2010 Malediven

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Reise Malediven

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Mit MS Fathima auf Tauchsafari in den Malediven

Ein Reisebericht von Udo Katterfeld

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Es nieselt, ist ziemlich kalt und unfreundlich – so verabschiedet uns Frankfurt. Unser Ziel ist das Motorschiff Fathima um von Male aus im Indischen Ozean eine vierzehntägige Tauchsafari zu den Kandus, Thilas und Farus der maledivischen Atolle durchzuführen. Vor uns liegt aber zunächst eine lange Anreise. Nach ermüdend schleppendem Check-In am Frankfurter Flughafen geht es zunächst rund sieben Stunden mit Emirates nach Dubai.

Fly Emirates - Dive Maledives

Idealerweise erlaubt Emirates 30 kg Gepäck und weitere sieben kg fürs Handgepäck, damit konnten wir unser Tauchequipment ohne Aufpreis bequem mitnehmen. Gut war auch – was nicht auf allen Interkontinentalflügen mit Um-steigen üblich ist, dass unser doch recht schweres Gepäck gleich bis Male durchgebucht wurde und uns somit in

Dubai das Umsteigen noch bequemer machte. Doch bevor wir ankommen, wollen wir uns hier noch kurz vorstellen: „Wir“ sind eine Gruppe von elf Tauchern der Frankfurter Tauchschule Dive for Fun.

Dive for Fun: dive now - work later!

Die Safari wurde in Zusammenarbeit der Tauchschule mit Beluga Reisen ge-plant und zunächst exklusiv angeboten. Die gemischte Gruppe, vier Pärchen und drei Singles, brachten unter-schiedliche Taucherfahrungen mit: Von weniger als einem halben Hundert bis hin zu rund 2.000 Tauchgängen waren alle Brevetierungen und auch zwei professionelle Tauchlehrer vertreten. Bei einem Vorgespräch in der Basis Anfang Februar lernten wir uns kurz kennen, erfuhren wie die Reise ver-laufen soll - und mittels Checkliste - was alles Empfehlenswertes mitzunehmen sei. Durch ein paar Wiederholungstäter in der Gruppe konnten Andere außerdem von bereits gemachten Erfahrungen profitieren.

Doch was wird uns erwarten? Wie wird das Schiff sein, schließlich hatte es erst kürzlich den Besitzer gewechselt und gehört jetzt zu Oceano Explorer, einer Tochterfirma von Subexplorer in Barce-lona. Sind denn die Angaben und Fotos im Internet realistisch und vor allem aktuell? Wie erfahren ist die neue Crew und vor allem der Diveguide? Werden die Tauchgänge halten, was verspro-chen wird zu sehen? Was ist mit Essen, Seekrankheit, Wetter, potenziellem La-gerkoller…? Um es vorwegzunehmen: Die Safari verlief wie geplant, ohne nennenswerte Vorkommnisse und im Ergebnis wurden fast alle unsere Er-wartungen übertroffen! Eine fast per-fekte Reise, aber alles der Reihe nach.

Das Paradies: Traum oder Wirklichkeit?

Langsam erreichen wir nach einem ruhigen Flug kurz vor Mitternacht Dubai und landen auf dem recht nahe der Stadtmitte gelegenen, modernen und übersichtlichen International Airport.

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Leider haben wir über drei Stunden Aufenthalt bevor es um ca. drei Uhr früh des nächsten Tages wieder mit Emirates noch mal für vier Flugstunden zunächst über dem Arabischen Meer und dann dem Indischen Ozean weiter nach Osten Richtung Male geht. Wir versuchen während des Fluges etwas zu schlafen und genießen später bei traumhaftem Sonnenaufgang ein im Vergleich mit anderen Fluggesell-schaften üppiges und vor allem leckeres Frühstück. Gestärkt aber doch leicht müde steigen wir nach der Landung auf Hulule aus: Blauer Himmel, leichter Wind und Temperaturen um knapp 30 Grad begrüßen uns - so beginnt Urlaub. Die Einreiseprozedur dauert aufgrund der vielen Neuankömmlinge aus zwei kurz nacheinander gelandeten Urlau-berjets fast eine Stunde. Das Visum wird zwar ohne Umstände erteilt, aber es zieht sich durch viel händische Stempelarbeit mit den Papieren in die Länge. Unser Gepäck bekommen wir vollstän-dig und unbeschädigt wieder. Am Aus-gang angekommen, werden wir vom Diveguide unseres Schiffs freundlich begrüßt und in Empfang genommen. Es geht umgehend zu Fuß weiter und an Bord des in nur ca. 200 m Entfernung

wartenden Dhonis, das uns nach knapp zwanzig Minuten Fahrt zur nördlich der Flughafeninsel ankernden MS Fathima bringt.

Kreuzfahrtschiffe sind eigentlich größer, oder?

Wir sind jetzt fast siebzehn Stunden unterwegs, der Zeitunterschied zu Frankfurt beträgt vier Stunden und da die Schiffsuhr Sommerzeit zeigt sind es am Ende sogar fünf. Der Empfang an Bord ist überaus gast-freundlich, für jeden von uns wartet eine frisch geköpfte Kokosnuss während uns das Schiff, die Einrichtungen, der üb-liche Tagesablauf mit Briefing, Tauchen, Essen etc. sowie die geplante Route mit rund vierzig Tauchplätzen, erläutert wird. Nachdem jeder eine wie in allen Hotels übliche Anmeldung ausgefüllt und auch eine in englisch gehaltene, umfang-reiche Haftungsausschlusserklärung un-terschrieben hat, können endlich die

überaus zweckmäßigen, sehr sauberen und klimatisierten Kajüten bezogen werden. Anschließend wird das Tauch-equipment in je eine Kiste pro Person umgepackt und von der Crew auf das Dhoni verbracht. Eine überaus prak-tische Lösung, so bleibt das Hauptschiff trocken, die Tauchsachen sind bestens aufgehoben, dabei rund um die Uhr bewacht. Weiterer Vorteil ist, dass beim Befüllen der bereitgestellten 12 Liter Aluflaschen (mit DIN Anschluss), kein Lärm der Kompressoren stört, da diese ebenfalls auf dem Dhoni installiert sind.

Mal(e) kreuz + Male(e) quer ist gar nicht schwer

Der erste Tauchgang, nach dem wir alle schon fiebern, findet gleich unweit des Ankerplatzes nordöstlich von Male bei Feydhoo Finolhu statt und dient primär dem üblichen Checkdive. Alle Checks verlaufen schnell und reibungslos,

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sodass wir gleich einen vollwertigen Tauchgang bei leichter bis mittlerer Strömung und auf bis zu 27 m Tiefe für knapp eine Stunde durchführen. Mehrere Suppen- und Meeresschild-kröten begrüßen uns am Steilriff: Herz-lich willkommen auf den Malediven! Der erste Teil der Safari soll mit einem Tauchgang im Mulhah Kandu beginnen, so fahren wir nach einem schmack-haften Abendessen unseres indischen Kochs, das ebenfalls wie alle weiteren Mahlzeiten in Buffetform serviert wird, die ganze Nacht hindurch außerhalb der Atolle auf offener, aber ruhiger See in den Süden zur Nordostecke von Meemu (offizieller Name Mulak Atoll). Bereits zum ersten Morgentauchgang warten an der Riffaussenkante in der Strömung bei rund 30 m Tiefe Haie auf uns …

Wir wollen doch bloß spielen!

Von Tauchspot zu Tauchspot wieder nördlich fahrend, betauchen wir in der

ersten Woche ca. 20 Tauchplätze in den Atollen Meemu, Vaavu und Süd Male wo wir später auch unseren ersten Nachttauchgang dieser Safari durch-führem. Highlights dieser meist Strö-mungstauchgänge in Tiefen bis zu 30 max. 34 m und fast immer rund 60 min Dauer sind u. a. Haibeobachtungen von Rudeln mit bis zu 50 - 70 Tieren. Meist begegnet uns der Weißspitzen Riffhai, aber auch Grau- und Ammenhai.

Mal(e)stunde fürs Briefing: Rifftopologie

Weitere interessante Begegnungen unter Wasser sind, ohne hier alle gesehenen Tierarten vollständig auf-zählen zu können: Große Napoleons, Drückerfische, Papageienfische, Ane-monenfische, Meeresschildkröten und unterschiedlichste Arten schöner Mu-ränen. Eindrucksvoll sind Mobulas, Adler- und Stachelrochen.

Große Schwärme von Makrelen, auch Thunfische und die typischen Arten von Riff- und Schwarmfischen, wie Füsiliere, Doktor- und Wimpelfische, Schnapper und Barben sind hier immer wieder unsere Begleiter.

Hey, hab´ ich was von Anfassen gesagt?

Viel zu entdecken gibt es aber nicht nur entlang der mit prächtigen Korallen bewachsenen Steilwände mit einzig-artigen Canyons und Überhängen sondern auch in den sandigen Kandus. Barsche, Glasfische, Grundeln, Sand-aale, Krebse, Garnelen, Seesterne, Gurken, Würmer und insbesondere sehr schöne Arten der grellsten Nackt-schnecken lassen sich gerne foto-grafieren. Seltener, aber auch zu beobachten sind Koffer-, Kugel-, Fleder-maus- sowie Rotfeuerfische und wenn man genau hinschaut, findet man auch

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die außerordentlich gut getarnten Drachenköpfe und Kraken. Die Tage gehen schnell vorüber und so verlassen wir Vaavu (offizieller Name Felidhu Atoll mit der „Haupt-stadt“ Felidhoo) und fahren Richtung Norden zum Süd-Male Atoll. Wir machen gleich bei Ankunft und schönstem Wetter einen Tauchgang bei Madu Faru und geraten bei ca. 27 m Tiefe in recht starke Strömungen und sogar eine Waschmaschine… Bisher gewohnt immer mind. zwei, drei oder mehr Haie zu sehen, vermissen wir diese hier und erfreuen uns dafür an mehreren Schildkröten und großen Thunfischen die neben den üblichen Riffbewohnern besonders auffallen.

Heute keine Tagesschau?

Am gleichen Abend machen wir nach Einbruch der Dunkelheit, die Sonne geht hier kurz nach 19 Uhr ohne lange Dämmerung aber dafür mit eindrucks-vollem Farbspiel unter, einen Nacht-tauchgang bei Digu Faru. Im Licht unserer Scheinwerfer erfreuen wir uns

an einem besonders farbenfrohen Korallengarten und treffen u. a. auf Rotfeuerfische, Einsiedlerkrebse, See-gurken großen und kleinen Garnelen, verschiedenen Seesternen und auch Muscheln. Während uns die Schild-kröten etwas skeptisch beäugen, lassen sich einige zwischen Korallen und in Nischen schlafende Fische nicht stören.

…und immer immer wieder geht die Sonne auf…

Am nächsten Tag treffen wir im Guraidhoo Kandu aber schon wieder auf unsere Freunde: Haie, so kommt uns ein Grauer Riffhai etwas näher als uns lieb ist, dreht aber dann doch ab. In der Nähe von Cocoa Corner stossen wir auf ein abgebrochenes Riff: Alles liegt über mehrere hundert Meter traurig, farb- und leblos als Schutt auf dem Grund. Ähnliches haben wir auch am

Dhigu Thila und in kleinerem Umfang an anderen Spots angetroffen. Zer-störungen die keine Taucher sondern Unwetterkatastrophen verursacht haben und bedingt durch die klimatischen Veränderungen sicher noch weiter zu-nehmen werden. Wer viel taucht will irgendwann mal wieder festen Boden unter die Füße bekommen und so nutzen wir einen ruhigen Nachmittag und setzen mit unserem Außenborder auf eine kleine, bewohnte Insel des Atolls über.

„Hallo Fremder, gefällt ´s dir bei uns?“

Wir treffen auf in einer Werft arbeitende Männer, fröhlich spielende Kinder die sich gerne von uns fotografieren lassen, aber auch auf vier ältere Einwohner-innen im Tschador, die vor einem Straßencafé sitzend Karten klopfen

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während wenige Meter weiter auf einem sandigen Bolzplatz am nördlichen Strand gerade ein Fußballspiel läuft: Zwei Frauenteams - teils ebenfalls im Tschador, manche aber auch in Jeans dafür mit Kopftuch, liefern sich ein Match. Während die sich von uns nicht beirren lassen und weiter aufs Spiel konzentrieren sind wir einfach nur baff. Wir bummeln weiter durch schmale sandige Gassen der ruhigen Insel mit wunderschönem, von Palmen gesäum-ten und pulverfeinem Sandstrand mit türkisem Wasser.

Endlich wieder fester Boden unter den Flossen

Die Einwohner begegnen uns überaus freundlich, so scheinen doch ab und zu Touristen vorbei zu kommen, wie ein etwas staubiger und mit kitschigen Souvenirs voll gestopfter Laden beweist. Wir kaufen von den obendrein über-teuerten Asia-Importen nix und schlen-

dern weiter. An der Nordwestspitze beobachten wir später die über dem Meer untergehende Sonne und lauschen dabei dem Muezzin der jetzt die Muslime zum Abendgebet ruft. Für uns entspannter Müßiggang fernab jeglichen großstädtischen Stresses…

Tauchboot oder Bananenfrachter?

Die erste Woche geht zu Ende: Das tägliche Ritual, beginnend kurz nach Sonnenaufgang mit dem Briefing für den Early-Morning-Dive, anschließen-der Fahrt mit dem Dhoni zum Tauchplatz, 60 min Tauchen, die Fahrt zurück zur Fathima, kurz abduschen bzw. frisch gemacht und hungrig zum Frühstück mit Toast, leckeren Pfann-kuchen, Eier in allen Variationen, Thunfischsalat, Marmelade und importierter Nuss-Nugat-Creme (na, welche wohl?), Kaffee, Tee und Säfte sowie oft frischem Obst aber selten

Käse ist uns zur Gewohnheit geworden. Müde vom ersten Tauchgang und dem reichhaltigen Frühstück wird bis zum nächsten Briefing, meist ca. 11:30/12:00 Uhr, geruht oder noch mal geschlafen. Gegen Mittag dann der zweite Tauch-gang vor dem Lunch, das meist gegen 14:00 Uhr serviert wird. Manchmal gibt es leckere Hühnchensuppe, aber immer Basmatireis mit entweder Huhn-, Fisch- oder auch Fleischcurry. Kartoffeln und gedämpftes Gemüse als weitere Bei-

Heute gibt es Fisch oder Fisch, dafür frisch!

lagen wechseln sich ab. Nudeln mit Soße oder gar „Kötbullar“ und auch Pommes Frites stehen genauso auf dem abwechslungsreichen Speiseplan wie ganz frisch gefangener Fisch oder auch Shrimps.

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Im Suppenkoma liegend ruhen wir dann dick mit Sonnenmilch eingecremt auf dem großflächigen Sonnendeck. Der Klang der Schiffsglocke weckt und ruft uns gegen 16:00 Uhr dann zum dritten Briefing des Tages und damit Nach-mittagstauchgang. Ist der letzte Tauch-gang des Tages erfolgreich beendet, dürfen endlich ein (oder zwei oder…) Deko-Bierchen getrunken werden, wäh-rend sich das Dinner-Buffet bereits mit appetitlichem Duft aus der Kombüse an-kündigt. Oft lässt es sich aber doch etwas länger auf sich warten als es der knurrende Magen wahrhaben möchte.

MS Fathima

Lange Abende gibt es selten, denn das Schwimmen im Meer, die frische Luft und die Erlebnisse machen müde, so dass nach einem letzten Bier oder Wein sich die eine oder der andere recht schnell Richtung Kajüte verabschiedet.

Belohnt wird, wer bei Nacht noch mal aufs Sonnendeck geht und in der abso-luten Dunkelheit des Ozeans zum Ster-nenhimmel hoch schaut: Kristall gleich funkeln abertausende Sterne, sehr gut zu sehen ist die Milchstrasse und genau über uns ist Orion klar zu erkennen. Entspannende Momente in Ruhe, Zeit zum Nachdenken und vielleicht auch Meditieren.

Solarium auf dem Sonnendeck

Es ist Samstag, wir ankern wieder im Nord Male Atoll nördlich der Flughafen-insel, die Crew entsorgt Müll, bunkert frische Lebensmittel und holt eine spanische Tauchergruppe vom Flug-hafen ab, die mit uns in der zweiten Tauchwoche zum Ari Atoll kommrn wird. Das Schiff ist jetzt zwar ausgebucht, aber 16 Taucher, zwei Diveguides und die Crew haben dennoch ausreichend

Platz an Bord des Schiffes, sodass nie das Gefühl einer Enge aufkommt.

Alle Mann von Bord!

Etwas anders sieht es auf dem Dhoni aus, hier ist der Platz jetzt äußerst knapp, Kisten müssen im Gang stehen und beim Anlegen der Ausrüstung kommt man sich schon mal ins Gehege.

Ich seh´ nicht einen Fisch hier

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Über Nacht geht es nach Westen ins Ari Atoll zur Maamigili Corner. Ein „Easy-Dive“ bei knapp 23 m Tiefe mit einigen schönen Korallen (Logbuchkürzel „sK“) und vielen bunten Fischen („vbF“) ver-läuft unspektakulär und endet plan-mäßig nach 60 min. Wir nehmen unsere ABC Ausrüstung mit an Bord der Fathima und gehen gemütlich früh-stücken. Beim Briefing vorm Tauchgang wurde bereits besprochen, dass wir den Tag über nach Walhaien Ausschau hal-ten wollen und da sich diese meist knapp unter der Wasseroberfläche auf-halten es besser sei, diese bei einem Schnorcheltauchgang zu beobachten statt erst lange die Ausrüstung auf dem Dhoni anzulegen.

Doch wann werden wir auf Walhaie treffen? Treffen wir überhaupt welche? Überlegungen und Smalltalk beim Frühstück, als es unvermittelt „WHALE-SHARKS“ durchs Schiff schreit.

Alles so schön trüb hier

Die ersten springen schon ins Wasser

als die letzten noch ihre Kaffeetasse ab-stellen. Unglaublich - kaum angekom-men und schon die erste Begegnung mit einem „Baby“ von ca. 6,5 m Länge! Die Sicht ist nur mittelmäßig, doch der Anblick des größten Fischs der Welt-meere fasziniert trotzdem. Unsere Kraft ihm zu folgen ist endlich, er ver-schwindet schneller als wir folgen können und so kehren wir mittels Motorboot, das uns im offenen Meer aufnimmt, zu unserem Frühstück zurück.

Ich groß - ihr klein!

Der erkaltete Kaffee wird durch frischen ersetzt, der Adrenalinspiegel geht lang-sam auf Normal zurück, das gerade Erlebte wird noch mal gemeinsam reflektiert und die Marmelade dabei über den Tisch gereicht, als es plötzlich

abermals „WHALESHARKS“ durchs Schiff schreit. Das Motorboot bringt uns diesmal parallel zum Walhai, wir lassen uns sofort ins Wasser gleiten und sind wiederum fasziniert von dem - jetzt et-was größeren, ca. 8 bis 9 m langen, aber ebenfalls noch jungen Tier. Ausge-wachsen erreichen sie immerhin eine Länge von 12 bis max. 14 Meter. Im dritten Anlauf frühstücken wir dann ohne weitere Walhaie zu Ende, lassen die Eindrücke auf uns wirken und ruhen uns für das nächste Abenteuer aus: Manta Point. Am späteren Nachmittag tauchen wir bei durch viel Plankton beeinträchtigter Sicht auf rund 18 m Tiefe und mittlerer Strömung am Außenriff zu einem als Putzerstation be-

Ach nee, erst Anhalter und jetzt noch Gaffer

kannten Plateau und treffen neben den üblichen Fischen und einigen Muränen auf einen einzigen, dafür aber recht

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großen Manta. Wir wollen uns nicht beschweren, Walhai und Manta an einem einzigen Tauchtag, wer hat das schon? Wir bleiben mit der Fathima vor Ort und kommen am nächsten Tag gegen 8:00 Uhr noch mal zum Plateau. Die Sicht ist durch die einfallende Morgensonne etwas besser, die Anzahl Mantas hat sich zum Vortag „verdoppelt“, außerdem haben sie Schiffshalter im Schlepptau. Nach etwas mehr als 60 Minuten und einigen trüben Fotos geht’s zurück. Am Mittag treffen wir bei Digga- und am Nachmittag bei Bulhalhoni Thila wieder auf unsere schon fast vermissten Freunde: Riffhaie. Diese sind hier aber nicht die Attraktion, sondern die sehr schönen und intakten Riffformationen mit Überhängen, Canyons und Tunnels mit vielen farbigen Hart- und Weich-korallen, verschiedenste Arten schön gezeichneter Muränen und Nackt-schnecken. Auch die Tauchgänge am nächsten Tag führen uns zu schönen Riffen, wir sehen blaue Weich- und schwarze Korallen, einen Gorgonienwald mit riesigen Fächern und treffen erneut auf Fleder-mausfische, Adler- und Stechrochen, Barracuda Schulen, große Zacken-barsche, Papagei- und Drückerfische und last not least großen Schwärmen

von Barben, Makrelen und vielen anderen kleinen Lebewesen des Riffs.

Ist heute Freitag, Herr Freitag?

Am Abend halten die Crew Mitglieder eine Überraschung für uns bereit. Während unseres Nachmittagtauch-gangs sind sie zu einer kleinen Robinsoninsel gefahren und haben mit großem Enthusiasmus einen Barbecue Abend vorbereitet. Aus Sand wurde nicht nur ein fast lebensgroßer Walhai geformt, sondern auch ein „Tisch“ mit „Sitzbank“ und alles schön dekoriert mit Blättern der umstehenden Bäume bzw. geflochtenen Palmblättern. Fackeln und Kerzen erhellen das leck-ere Buffet mit Salaten und den Grill mit Fisch und Garnelen. So geht der schöne Abend mit all den köstlichen Gerichten und kurzweiliger Unterhaltung viel zu schnell zu Ende, wir hätten die ganze Nacht auf dieser paradiesischen Insel bleiben können. Bei kaum merk-

licher leichter Brise und noch immer 28 Grad sowohl in der Luft- als auch im Wasser lassen wir die um uns rum-wuselnden Strandkrabben wieder allei-ne und fahren zur MS Fathima zurück.

Da bist du platt, gell?

Der vorletzte Tag der Safari sollte uns noch zum Dhonkalo Thila, einem als „Manta Ray Car Wash“ und damit als Top Site zur Manta Beobachtung bekannten Tauchspot führen. Wir wer-den nicht enttäuscht und geraten vor lauter Staunen über die Nullzeitgrenze, was klar mit einem verbindlichen Dekostopp noch dazu in der nach außen ins Blue Water des offenen Meeres treibenden Strömung bestraft wird. Wir setzen beim Auftauchen unsere Bojen, bleiben die vom

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Computer berechnete, scheinbar nicht enden wollende Dekozeit auf vorgege-bener Tiefe und treiben dabei immer weiter raus…

Bitte hinten anstellen und nicht drängeln!

Dennoch, es hat sich gelohnt: Vierzehn Mantas aller Alterstufen und Größen gesellten sich zu uns, der einzigen zu diesem Zeitpunkt hier tauchenden Gruppe. Erstaunlich, wie elegant und majestätisch sich diese Tiere im Wasser bewegen, neugierig auf die Taucher zu-kommen und sogar auf Tuchfühlung gehen. Während wir die Tiere vor uns zählen, es waren zwölf, deutet mir jemand, ich solle mich umdrehen: Da sind weitere zwei, vielleicht Mama und Kind. Der kleinere von nur ca. 1,5 m Spannweite spielt in meinen Luftblasen als sei es ein Whirlpool. Ein größerer findet beim Fotografieren durch einen anderen Taucher dessen Blitzlicht

spannend und schwimmt bis auf fast 50 cm an ihn heran um sich die Kamera und den Blitz anzuschauen. Beim Weg-schwimmen lässt er sich an der Unterseite berühren: Stoppelig und rau ist seine Unterseite. Unbeschreiblich diese Begegnungen, ein fantastischer Höhepunkt zum Abschluss einer insgesamt sehr erlebnis- und abwechs-lungsreichen Tauchsafari.

Eh, was guggst du

Da am Samstagvormittag unser Flug ab Male wieder Richtung Heimat gehen wird, war der letzte Tauchgang pro-grammiert und findet am Freitag gleich nach Sonnenaufgang in aller Frühe statt. Wir verabschieden uns am Hafsa Thila mit einem fast strömungsfreien Tauch-gang und treffen bei überraschend guter Sicht zum Abschied noch mal auf all unsere in den vergangen beiden

Wochen lieb gewonnenen Freunde: Muränen, kleine Haie (75 cm), ein etwas größerer Grauer Riffhai, Fledermausfische, Thunfische und noch mal Adlerrochen zeigen sich neben allen anderen Riffbewohnern freundlich zum Abschied.

Lehrermangel am Barrakuda Gymnasium

Die spanische Gruppe konnte am Mittag noch einen weiteren Tauchgang durch-führen, deren Rückflug ist für den späten Samstagnachmittag scheduled, doch Neptun hat mit ihnen wenig er-barmen - das Wetter schlägt innerhalb weniger Minuten um. Das Meer braust abrupt auf, starker Regen peitscht un-vermittelt vom Himmel, das Dhoni ist vom Schiff aus kaum noch zu sehen. Die Spanier haben nach ihrem Tauch-gang durch jetzt erhöhten Wellengang große Mühe wieder an Bord des Dhoni

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zu gelangen. Zu allem Überfluss reisst am Dhoni auch noch ein das Ruder fixierendes Tau. Die Überfahrt vom Ari Atoll zurück nach Male sollte ca. vier Stunden dauern, was sich angesichts der Wetterlage jedoch als nicht haltbar entpuppte. Einzelne Brecher kommen über Bord, die Türen müssen geschlossen werden, Stühle machen sich selbständig und wiederholt muss der Kapitän die Maschinen drosseln um ein Aufschau-keln in den höher werdenden Wellen zu verhindern.

Ruder(ent)zweier mit Steuermann

So erreichen wir erst am frühen Abend das Nord Male Atoll und gehen unweit der Flughafeninsel vor Anker. Leider ist es zu spät, noch einen Ausflug in die Hauptstadt Male zu machen, so bleiben

wir alle an Bord, packen unsere Sachen, bezahlen unsere Rechnungen und geben der Crew, die uns immer sehr gut betreut hat, als Dankeschön reichlich Trinkgeld.

Bye, bye Dubai (Hintergrund: Burj Khalifa)

Am Samstag dem 13. März bringt uns Emirates in zwei Etappen von Male via Dubai wieder gut nach Frankfurt. Wir steigen nach mehr als zwölf Stunden Gesamtreisedauer leicht erschöpft in Frankfurt aus, es nieselt nicht mehr. Die vierzehn Tage an Bord der MS Fathima sind schnell vorübergegangen, insgesamt wurden 41 erlebnisreiche Tauchgänge absolviert, zwei davon als Nachttauchgänge. Erfreulicherweise kam es in unserer Gruppe nie zu nennenswerten Problemen, was sicher auch der großen, siebzehnjährigen Er-fahrung des einheimischen, sehr gutes

Englisch sprechenden, Diveguides zu verdanken ist. Die Briefings, immer mit Skizzen der Rifftopologie, sind professionell und detailliert, berücksichtigen Gezeiten, voraussichtliche Strömungen und die zu erwartenden Tierbeobachtungen sowie Verhaltensregeln. Das Vorhergesagte stimmte fast immer, entsprechend verliefen die Tauchgänge planmäßig und nur ein Tauchgang musste - kon-trolliert - wegen schlechter Sicht in Ver- bindung mit sehr starker Strömung bereits nach ca. 25 min. vorzeitig beendet werden.

Wer ist schneller da: Hai oder Dhoni?

Trotz allem sei aus Sicht des Autors angemerkt, dass eine solche Tauch-safari für weniger erfahrene Taucher nur bedingt zu empfehlen ist. Es hat seinen Grund, dass mindestens AOWD

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Typische Riff Skizze für das Briefing

und 50 Tauchgänge vorausgesetzt werden. Je weniger Erfahrung ein Taucher mitbringt, desto größer muss die Erfahrung seines Buddy sein. Die Unterwasser Strömungen sind nicht zu unterschätzen. Das Equipment sollte bei einer solchen Safari im Interesse der eigenen Gesundheit und Sicherheit

der Gruppe von bester Qualität, State of-the-Art und selbstverständlich wie vorgeschrieben gewartet sein. Auch der Umgang damit, insbesondere die Kenntnis sonst vielleicht noch nie erlebter und damit ungewohnter Alarme des Computers, sollte im Unter-bewusstsein verankert, und die richtige Reaktion im Eventualfall umgehend abrufbar sein. Im Falle eines Problems mitten in einer Waschmaschine, und sei es „nur“ eine beschlagene, verrutschte und dabei voll Wasser gelaufene Maske, auf vielleicht 30 m Tiefe und schlechter Sicht, so muss dieses jederzeit beherrscht werden können und somit das Risiko eines Tauchunfalls auf einem absoluten Minimum reduziert bleiben. Beherrscht man aber all das in der Tauchausbildung Erlernte, bleibt Einschätzung / subjektive Bewertung der Reise: Unterwasser- Tierwelt: ***** (s. viel gesehen) Tauchplätze / Riffe: ***** (s. gute Auswahl) Diveguide: ***** (intimer Kenner) Crew: ***** (stets hilfsbereit) Betreuung: ***** (2 Tauchlehrer) Schiff: entsprechend 3* Hotel Verpflegung: entsprechend 3* Hotel

innerhalb seiner Grenzen und hält sich an die Anweisungen des Diveguides, so erlebt man und frau einen unvergess-lichen Urlaub voll spannender Aben-teuer mit bleibenden Erinnerungen an die artenreiche und bunte Unterwas-serwelt der Malediven. Wir kommen wieder!

Wann geht die nächste Safari?

Kontakte: Autor: [email protected] Tauchbasis in Frankfurt: [email protected] http://www.diveforfun-rhein-main.de Web-Seite vom Schiff: http://www.oceanoexplorer.com/page6.php Frankfurt, im April 2010

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Malediven, 26. Februar bis 13. März 2010