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Es weht ein frischer Wind Sibratsgfäll: Kleinge- meinde vor einigen Herausforderungen. SIBRATSGFÄLL. Als Eldorado für Wanderer und Naturlieb- haber hat sich das idyllische Bergdorf hierzulande längst einen Namen gemacht. Spä- testens seit dem vergangenen Jahr auch weit über die Lan- desgrenzen hinaus. Die Kas- telruther Spatzen und viele andere waren zu Gast beim ersten Alpenair der Dorfge- schichte. „Wir wollten den Namen Sibratsgfäll damit ein bisschen in den Köpfen verankern“, erläutert Bürger- meister Konrad Stadelmann, der für das kommende Jahr eine Fortsetzung ankündigt. Stadelmann hat im Ap- ril 2010 den Chefsessel von Langzeitbürgermeister Rein- hold Walser übernommen: „Nach 30 Jahren sind viele Dinge zur Gewohnheit gewor- den. Es ist schwierig, diese nach so langer Zeit zu lösen. Aber jede Veränderung ist meiner Meinung nach gut. Es werden andere Denkweisen und Möglichkeiten eröffnet. Das heißt aber nicht, dass es davor schlechter war“, sagt er. Nach 20 Jahren in der Ge- meindevertretung ist Stadel- mann kein Politik-Neuling, er kennt das Geschäft. Für die Allgemeinheit „Wir müssen schauen, dass wir die Schule und den Kin- dergarten halten und dass wir junge Familien animie- ren können hierzubleiben“, beschreibt er seine Ziele. Auf dem Plan stehen in nächster Zeit auch einige Projekte. So erfolgt im April der Spaten- stich für eine Wohnanlage mit sechs Einheiten. „Wir haben erkannt, dass bei uns auch nicht mehr jeder sein Häus- chen baut“, führt der Bürger- meister aus. Zudem befindet sich derzeit ein Käsekeller beim Sennhaus in der Pla- nungsphase, auch die Grund- ablöse für ein Projekt zur Ver- besserung der geologischen Situation ist im Gange. Denn der ganze Ort ist in Bewegung und wandert pro Jahr um ei- nige Zentimeter. Stadelmann: „1999 hat uns verändert. Das merken wir noch heute.“ Damals gerieten gewaltige Erdmassen samt Häusern in der Parzelle Rindberg ins Rut- schen. „Heute können wir gut damit umgehen. Der neue Ge- fahrenzonenplan zeigt uns, wo man bauen kann und wo nicht“, gibt sich Stadelmann optimistisch. Großgeschrieben werden in der Bregenzerwälder Klein- gemeinde Kooperationen mit anderen Kommunen, die in vielen Bereichen bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert und künftig weiter ausgebaut werden sollen: „Nur so sind für uns gewisse Dinge über- haupt finanzierbar“, sagt der Gemeindechef. VN-GER Der Sibratsgfäller Nachwuchs: Volksschüler und Kindergärtler in Aktion. Im Hintergrund die Pfarrkirche Sibratsgfäll. FOTOS: VN/PAULITSCH Wir müssen schauen, dass wir Schule und Kindergarten halten. BGM. KONRAD STADELMANN VORARLBERGS KLEINGEMEINDEN SIBRATSGFÄLL IN ZAHLEN Einwohner: 396 Jahresbudget: eine Million Euro Pro-Kopf-Verschuldung: 360 Euro Bürgermeisterentschädigung: 1800 Euro brutto Fraktionen im Rathaus: Bürgerliste Sibratsgfäll Unternehmen: zwölf, davon sechs Gastronomiebetriebe Zahl der Vereine: 16 Konrad Stadelmann: „Auch in einer Kleingemeinde wäre Bürger- meister eine Vollbeschäftigung.“ Eingebettet zwischen imposanten Bergen in einem weiten, sonnigen Talkessel liegt Sibratsgfäll. Vor 71 Jahren zählte die Gemeinde noch knapp 250 Einwohner, heute leben dort 396 Menschen. War der Ort früher landwirtschaftlich geprägt, stellt heute der Tourismus einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar - knapp 350 Gästebetten stehen zur Verfügung. DAMALS UND HEUTE 2011 1940

2011-04-09 VN Artikel über Sibratsgfäll

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Eine Gemeinde in Bewegung

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Page 1: 2011-04-09 VN Artikel über Sibratsgfäll

VORARLBERGERNACHRICHTEN

SAMSTAG/SONNTAG, 9./10. APRIL 2011

A8 Vorarlberg

Es weht ein frischer WindSibratsgfäll: Kleinge-meinde vor einigen Herausforderungen. SIBRATSGFÄLL. Als Eldorado für Wanderer und Naturlieb-haber hat sich das idyllische Bergdorf hierzulande längst einen Namen gemacht. Spä-testens seit dem vergangenen Jahr auch weit über die Lan-desgrenzen hinaus. Die Kas-telruther Spatzen und viele andere waren zu Gast beim ersten Alpenair der Dorfge-schichte. „Wir wollten den Namen Sibratsgfäll damit ein bisschen in den Köpfen verankern“, erläutert Bürger-meister Konrad Stadelmann, der für das kommende Jahr eine Fortsetzung ankündigt.

Stadelmann hat im Ap-ril 2010 den Chefsessel von Langzeitbürgermeister Rein-hold Walser übernommen: „Nach 30 Jahren sind viele Dinge zur Gewohnheit gewor-

den. Es ist schwierig, diese nach so langer Zeit zu lösen. Aber jede Veränderung ist meiner Meinung nach gut. Es werden andere Denkweisen und Möglichkeiten eröff net. Das heißt aber nicht, dass es davor schlechter war“, sagt er. Nach 20 Jahren in der Ge-meindevertretung ist Stadel-mann kein Politik-Neuling, er kennt das Geschäft.

Für die Allgemeinheit„Wir müssen schauen, dass wir die Schule und den Kin-dergarten halten und dass wir junge Familien animie-ren können hierzubleiben“, beschreibt er seine Ziele. Auf dem Plan stehen in nächster Zeit auch einige Projekte. So erfolgt im April der Spaten-

stich für eine Wohnanlage mit sechs Einheiten. „Wir haben erkannt, dass bei uns auch nicht mehr jeder sein Häus-chen baut“, führt der Bürger-meister aus. Zudem befi ndet sich derzeit ein Käse keller beim Sennhaus in der Pla-nungsphase, auch die Grund-ablöse für ein Projekt zur Ver-besserung der geologischen Situation ist im Gange. Denn

der ganze Ort ist in Bewegung und wandert pro Jahr um ei-nige Zentimeter. Stadelmann: „1999 hat uns verändert. Das merken wir noch heute.“ Damals gerieten gewaltige Erdmassen samt Häusern in der Parzelle Rindberg ins Rut-schen. „Heute können wir gut damit umgehen. Der neue Ge-fahrenzonenplan zeigt uns, wo man bauen kann und wo nicht“, gibt sich Stadelmann optimistisch.

Großgeschrieben werden in der Bregenzerwälder Klein-gemeinde Kooperationen mit anderen Kommunen, die in vielen Bereichen bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert und künftig weiter ausgebaut werden sollen: „Nur so sind für uns gewisse Dinge über-haupt fi nanzierbar“, sagt der Gemeindechef. VN-GER

Der Sibratsgfäller Nachwuchs: Volksschüler und Kindergärtler in Aktion. Im Hintergrund die Pfarrkirche Sibratsgfäll. FOTOS: VN/PAULITSCH

Wir müssen schauen, dass

wir Schule und Kindergarten halten.BGM. KONRADSTADELMANN

VORARLBERGSKLEINGEMEINDEN

SIBRATSGFÄLL IN ZAHLENEinwohner: 396Jahresbudget: eine Million Euro Pro-Kopf-Verschuldung: 360 EuroBürgermeisterentschädigung: 1800 Euro bruttoFraktionen im Rathaus: Bürgerliste SibratsgfällUnternehmen: zwölf, davon sechs GastronomiebetriebeZahl der Vereine: 16

Konrad Stadelmann: „Auch in einer Kleingemeinde wäre Bürger-meister eine Vollbeschäftigung.“

Eingebettet zwischen imposanten Bergen in einem weiten, sonnigen Talkessel liegt Sibratsgfäll. Vor 71 Jahren zählte die Gemeinde noch knapp 250 Einwohner, heute leben dort 396 Menschen. War der Ort früher landwirtschaftlich geprägt, stellt heute der Tourismus einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar - knapp 350 Gästebetten stehen zur Verfügung.

DAMALS UND HEUTE

2011

1940

ANDREAS DÜ[email protected], 05572/501-327

VN INTERVIEW. Josef Bucher, Klubobmann und Bundesobmann des BZÖ, über FPÖ, Bundesregierung und Lobbying

BZÖ-Obmann Bucher kritisiert Lobbyisten – verteidigt aber BZÖ-Mann Scheibner.Was führt Sie denn ins Land?BUCHER: Wir wollen bei Pionieren der Wirtschaft hineinhören. Und da gibt es in Vorarlberg ja eine ganze Reihe. Wir wollen hautnah an den Interessen der Wirt-schaft Politik machen.

Apropos Politik. Wie lautet die neue orange Durchhalteparole?BUCHER: Wir liegen in Um-fragen bei fünf Prozent, also stabil auf einem Niveau, bei dem der Einzug in den Nationalrat gesichert ist. Ich bin mir aber sicher, dass das nicht das Verdienst des BZÖ ist, sondern die Schwäche der Gegner. Ich bin da kein Illusionist. Aber ich weiß, dass wir mit unserer Kam-pag ne ‚Genug gezahlt‘ vielen aus der Seele sprechen.

Das BZÖ wollte sich an der deutschen FDP orientieren. Das scheint gelungen. Auch die FDP wird immer unbedeutender.BUCHER: Sie meinen, wir sind dafür verantwortlich, dass die FDP immer mehr an Zu-spruch verliert? Das war jetzt aber eine charmante Antwort auf ihre bissige Frage, oder? Also. Anleihen bei der FDP haben wir uns vielleicht im Wirtschaftsbereich genom-men – was das wirtschaftsli-berale Gedankengut betriff t. Aber wir sind in so vielen Fragen gegensätzlicher An-sicht, etwa in der Atom- oder Genpolitik.

Zwischen BZÖ und FPÖ gibt es kaum einen Unterschied.BUCHER: Ich achte penibel da-rauf, dass wir eigene Positio-nen entwickeln, dass wir uns von der FPÖ unterscheiden. Wir sind in vielem funda-mental anderer Meinung. Wobei klar ist, dass wir einen gemeinsamen Ursprung ha-ben. Aber wir entfernen uns immer weiter voneinander.

BZÖ und FPÖ unterscheiden sich wohl nur in einem Punkt: Die FPÖ ist erfolgreich.BUCHER: Wir sind nicht unerfolgreich, wenn man uns danach beurteilt, wo wir vor einem Jahr gestanden sind. Nach dieser Spaltung. So einen Tiefschlag zu überstehen, ist schwierig. Wenngleich ich heute froh bin, dass die Herren Scheuch nicht mehr in meinem Ver-antwortungsbereich stehen. Ich bin sehr froh darüber, dass wir solche Missstän-

de nicht zu verantworten haben, sondern dass Strache das rechtfertigen muss.

Wie hoch ist der Schaden, der der Politik entstanden ist?BUCHER: Extrem hoch im Mo-ment. Es wenden sich viele von der Politik ab und sagen, wir seien lauter Gauner. Es liegt jetzt an allen, die aktiv für die Menschen Politik machen wollen, den Schaden zu begrenzen und wiedergut-zumachen. Das geht nur mit einer klaren, scharfen Ge-setzgebung. Wir dürfen nicht glauben, dass sich das von selbst erledigt. Wir müssen die richtigen Schlüsse zie-hen. Vor Tagen haben wir im Justizministerium mit Mitar-beitern aller Parteien einen Konsens erreicht. Es geht ja um unseren Berufsstand. Ich unterstelle einmal jedem, dass wir die besten Absich-ten haben, für die Menschen Politik zu machen.

Eine recht gewagte Aussage.BUCHER: Wir brauchen jetzt Gesetze und Regelungen, die die Fälle Grasser, Stras-ser, Scheuch gar nicht erst aufk ommen lassen. Wir wollen ein schärferes Anti-korruptionsgesetz, wo alle Abgeordneten drinnen sind. Bei der letzten Änderung 2008 hat man ja bewusst Bundesräte, Nationalräte und Landtagsabgeordnete aus dem Korruptionsgesetz herausgenommen, was Vorteilsannahme betriff t. Ein Kardinalfehler! Es ist eine Grenze festzulegen. Wenn du ein Lobbyist bist, dann musst du von heute auf morgen alles zurücklegen.

Dann müsste auch BZÖ-Nati-onalrat Scheibner gehen. Er bietet mit seiner Firma ‚Inter-essenvertretung in Österreich und gegenüber der EU“ an.BUCHER: Er hat in Österreich keinen einzigen Kunden, er operiert nur im Ausland.

Das tat Strasser auch.BUCHER: Strasser hat sich auf der EU-Gesetzgebungsebene für ein EU-Gesetz kaufen lassen. Das ist ein Unter-schied. Es ist noch nie der Fall gewesen, dass Scheibner mit irgendeinem Lobbying-interesse konfrontiert wor-den ist, was die österreichi-sche Gesetzgebung betriff t.

Das ist alles andere als konse-quent. Sie sagen ‚Lobbyisten raus aus der Politik‘ und schüt-zen Scheibner.BUCHER: Scheibner ist in der Opposition. Es wäre ein biss-

chen vermessen, anzuneh-men, dass wir in der Opposi-tion irgendetwas ausrichten können. 1000 Gesetzesan-träge der Opposition werden in den Ausschüssen vertagt. Scheibner hat noch nie auf die österreichische Gesetz-gebung Einfl uss genommen, weil es in seinem Geschäfts- und Tätigkeitsumfeld nicht vorkommt. Scheibner ist kein Lobbyist. Er ist ein Projekt-entwickler, der in keinster Weise mit der Gesetzesent-stehung in Österreich einen Zusammenhang hat.

Er sitzt im Nationalrat.BUCHER: Im Nationalrat sitzen in erster Linie Bankenver-treter, Wirtschaftsvertre-ter, Wirtschaftsbündler, Bauernbündler, die alle die Interessen ihrer Organisa-tionen vertreten, die ganze Sitzreihen kaufen. Das ist das österreichische Wahlrecht.

Sind Sie mit der Bundesregie-rung zufrieden?BUCHER: Ist das Ihr Ernst? Was gänzlich verloren gegangen ist, ist der Mut zur Verän-derung. In der Republik passiert seit vielen Jahren gar nichts mehr. Es ist absoluter Stillstand. Wenn die nicht ir-gendwann einmal die Ärmel hochkrempeln, werden die Probleme für uns unbewäl-tigbar. Wir sind ja jetzt schon ein Hochsteuerland. Im Ver-gleich zu allen anderen Län-dern der EU sind wir ja der ‚Nationalpark Hohe Steuern‘. Wir sind am Plafond. ##Andreas Dünser##

„Nationalpark Hohe Steuern“

BZÖ-Chef Bucher stellt der Bundesregierung im VN-Interview ein schlech-tes Zeugnis aus: „Der Mut zur Veränderung ist verloren gegangen.“ FOTO: VN

MÄDER. Mit einem Investiti-onsvolumen von zwei Milli-onen Euro steht die Aufsto-ckung des Standortes Mäder der Firma Gunz kurz vor ihrer Fertigstellung im Mai. Unter der Projekt- und Bauleitung des Lustenauer „exakt büros für bauwesen“ entstehen in sechsmonatiger Bauzeit 1200 zusätzliche Quadratmeter Bürofl äche. „Der Standort Mäder ist von ungemeiner Bedeutung in der Tradition des Unternehmens“, betonte Werner Gunz als Chef des Un-ternehmens. ##Anton Walser##

Mäder: Fest nach Umbau von Firma

BREGENZ. Fortschritte gibt es bei der Errichtung des Hoch-baus beim Landesmuseum in Bregenz. Nach der Betonie-rung der Erdgeschossdecke wurde nun mit der Errich-tung der Außen- und Zwi-schenwände des ersten Ober-geschosses begonnen. Durch die gegenwärtige Schönwet-terperiode liegen die Außen-arbeiten im vorgegebenen Zeitplan.

Fortschritte beim Landesmuseum

Der Baukörper beim Landesmuse-um wächst in die Höhe. FOTO: TOK