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Bayerisches Wörterbuch Oldenbourg 15 2013 GOGG Die fünfzehnte Nummer von GOGGOLORI setzt den in den bisher erschienenen Heften ein- geschlagenen Wegfort und stellt Themen und Fragen aus dem Be- reich bairische Dialekte und bairischer Wortschatz in locke- rer Form dar. Diese Nummer liegt der 18. Lieferung des .Bayerischen Wörterbuchs" bei, die zugleich die erste Liefe- rung des dritten Bandes ist. Die Mannschaft des Bayerischen Wörterbuchs Seit der letzten Nachricht über die Mannschaft des Bayerischen Wör- Anschrift der Redaktion: Prof. Dr. A. R. Rowley Bayerisches Wörterbuch Kommission für .Mundart- forschung Bayerische Akademie der Wissenschaften Alfons-Goppel-Straße 11 (vormals Marstallplatz 8) 80539 MÜNCHEN Tel.: (089) 23031-1178 (Sekretariat) Fax: (089) 23031-1100 e-mail: [email protected] Schauen Sie unter www.bwb.badw.devorbei! LORI und allgemein verständlicher Form dar und kommentiert sie. Sie berichtet zudem über Tätigkeiten und Bestre- bungen auf dem Gebiet der Mundart- pflege und Mundartforschung in Bayern. Josef Denz, Anthony Rowley, Michael Schnabel (hinten), Andrea Scham- berger-Hirt, Edith Funk, Christiane Je/! (vorne, von links nach rechts) terbuchs (in Goggolori Nr. 8 und 11) haben sich einige Änderungen ergeben. Als neue Mitglieder der Kommission für Mundartforschung wurden die Professoren Stephan Elspaß (Salzburg), Rüdiger Har- nisch (Passau) und Mechthild Ha- bermann (Erlangen) hinzugewählt. Vorsitzender ist weiterhin Klaus Strunk (München), sein Stellvertre- ter ist Helmut Gneuss (München), weitere altgediente Mitglieder sind die Professoren Hans- Werner Eroms (Passau), Werner König (Augsburg), Johanna Narten (Er- langen), Ingo Reiffenstein (Salz- burg) und Anthony Rowley (Leiter der Arbeitsstelle in München). In der Münchner Redaktion ar- beiten Prof. Dr. Anthony Rowley,

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Bayerisches Wörterbuch Oldenbourg 15 2013

GOGG

Die fünfzehnte Nummer vonGOGGOLORI setzt den in denbisher erschienenen Heften ein-geschlagenen Wegfort und stelltThemen und Fragen aus dem Be-reich bairische Dialekte undbairischer Wortschatz in locke-rer Form dar. Diese Nummerliegt der 18. Lieferung des.Bayerischen Wörterbuchs"bei, die zugleich die erste Liefe-rung des dritten Bandes ist.

Die Mannschaft desBayerischen WörterbuchsSeit der letzten Nachricht über dieMannschaft des Bayerischen Wör-

Anschrift der Redaktion:

Prof. Dr. A. R. RowleyBayerisches WörterbuchKommission für .Mundart-forschungBayerische Akademie derWissenschaftenAlfons-Goppel-Straße 11(vormals Marstallplatz 8)

80539 MÜNCHEN

Tel.: (089) 23031-1178(Sekretariat)Fax: (089) 23031-1100e-mail: [email protected] Sie unterwww.bwb.badw.devorbei!

LORIund allgemein verständlicher Form

dar und kommentiert sie. Sie berichtetzudem über Tätigkeiten und Bestre-

bungen auf dem Gebiet der Mundart-pflege und Mundartforschung in Bayern.

Josef Denz, Anthony Rowley, Michael Schnabel (hinten), Andrea Scham-berger-Hirt, Edith Funk, Christiane Je/! (vorne, von links nach rechts)

terbuchs (in Goggolori Nr. 8 und11) haben sich einige Änderungenergeben. Als neue Mitglieder derKommission für Mundartforschungwurden die Professoren StephanElspaß (Salzburg), Rüdiger Har-nisch (Passau) und Mechthild Ha-

bermann (Erlangen) hinzugewählt.Vorsitzender ist weiterhin KlausStrunk (München), sein Stellvertre-ter ist Helmut Gneuss (München),weitere altgediente Mitglieder sinddie Professoren Hans-WernerEroms (Passau), Werner König(Augsburg), Johanna Narten (Er-langen), Ingo Reiffenstein (Salz-burg) und Anthony Rowley (Leiterder Arbeitsstelle in München).

In der Münchner Redaktion ar-beiten Prof. Dr. Anthony Rowley,

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Dr. Edith Funk, Dr. Andrea Scham-berger-Hirt und Dr. MichaelSchnabel. Dr. fosef Den; ist auchnach seinem Eintritt in den Ruhe-stand dem Wörterbuch treu geblie-ben und wirkt weiterhin im Rahmeneiner geringfügigen Beschäftigungmit.

Dr. Edith Funk schloss ihr Studi-um in Augsburg mit einer Disserta-tion über die Formenlehre derMundarten in Bayerisch-Schwabenund dem Westen von Oberbayernab; als Mitarbeiterin am Projekt"Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben" (der auch den WestenOberbayerns mit erfasst) erwarb siegroße Erfahrungen im Bereich derDialekte Bayerns und bearbeitetemehrere Bände des Sprachatlasses.Auch für einen Atlas der DialekteTirols hat sie Feldaufnahmen ge-macht. Als Mitarbeiterin eines Pro-jekts des "Hauses der BayerischenGeschichte" hat sie das Flurnamen-buch der Gemeinde Lupburg in derOberpfalz erarbeitet.

Prof. Dr. Anthony Rowley, Eng-länder, Studium in Reading (Eng-land) und Regensburg, promoviertein Bayreuth mit einer Dissertationüber das Fersentalerische, eineSprachinselmundart in Oberitalien,und habilitierte sich mit einer Stu-die über die Grammatik der Dialek-te der Oberpfalz und Oberfrankens.Bevor er zur Kommission fürMundartforschung wechselte, warer Mitarbeiter am Lehrstuhl fürdeutsche Sprachwissenschaft derUniversität Bayreuth, wo er u.a. den"Sprachatlas von Nordostbayern"mit begründete. Er hat viele Aufsät-ze über oberdeutsche Mundartenveröffentlicht und leitet seit 1988die Münchner Redaktion.

Dr. Andrea Schamberger-Hirt istim Westen von Oberbayern fest ver-wurzelt; wie Dr. Funk hat sie imRahmen des Projekts "Sprachatlas

von Bayerisch-Schwaben" dieMundarten im Westen Bayerns er-forscht. Sie promovierte mit einemSprachatlasband zum Dialektwort-schatz und war als Lehrerin und imVerlagswesen tätig, bevor sie zumWörterbuch wechselte.

Dr. Michael Schnabel promo-vierte in Bayreuth mit der Beschrei-bung einer Ortsmundart in der Frän-kischen Schweiz und hat für den"Sprachatlas von Nordostbayern"die Dialekte der Oberpfalz undOberfrankens erforscht. eben sei-ner Arbeit an einem Projekt über dieAuswirkungen der deutschen Tei-lung auf die oberdeutschen Dialektedies- und jenseits der Grenze war erauch am Akademieprojekt "Ost-fränkisches Wörterbuch" in Bay-reuth beteiligt.

Sekretärin der Arbeitsstelle istChristiane fell.

Fragen an das BayerischeWörterbuch

Im Laufe der Jahrzehnte hat die Re-daktion des Bayerischen Wörter-buchs wohl einige hundert Anfra-gen von verschiedenster Seite zuHerkunft und Bedeutung bairischerDialektwörter beantwortet. Hierwieder eine kleine Auswahl.

Um Tirschenreuth und Marktred-witz gibt es den Ausdruck Däija alSchimpfwort für dumme MädchenOGer Frauen. Was ist das für einWort? T., Tirschenreuth.

Däia für dummes Mädchen,dumme Frau ist typisch für dieNordoberpfalz, das Sechsämterlandund das Egerland. Hermann Brauns"Großes Wörterbuch der Mundar-ten des Sechsämter-, Stift- undEgerlandes", S. 661, führt es an:Töia(r) für Tier, also Vieh, fernerunter anderem für eine handfeste,regsame Person (Sie iis a bravs

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Töia), aber auch als Schimpfnamefür Frauen. Es handelt sich um diemundartliche Entsprechung desschriftsprachlichen Wortes "Tier",das in Altbayern sonst kaum ge-braucht wird, im Egerland aber ne-ben Vöich verwendet wird. UnsereSammlungen enthalten aus derOberpfalz und Oberfranken vor al-lem Belege für den Schimpfnamen- z.B. aus FW. Singers .ArzbergerWörterbuch", S. 237: Toija "eineausschweifende Frauensperson";aus Neualbenreuth etwa den Spott-spruch auf eine Frauengruppe: döiaDöia döia! - also "diese Tierediese" mit zweimal sächlichemBestimmungswort döia in derMehrzahl.

Wo kommt der bayerische Aus-druck "des is a Gfrett" her? c., Zü-rich.

Schon Schmeller ("BayerischesWörterbuch" I, 929f.) kennt fretten,,1) reiben, scheuem ... 2) plagen,mühen" sowie sich fretten, durch-,furt/retten "sich kümmerlich fort-bringen", sich abfretten "sich ab-mühen". Ausgangsbedeutung ist'reiben, wund reiben', die Bedeu-tung 'plagen' ist eine Übertragung,daher auch der Ausdruck des is aGfrett. Das Wort setzt mittelhoch-deutsch vretten 'entzünden, wundreiben', althochdeusch [ratott inähnlicher Bedeutung fort (mhd.vretten geht wohl auf eine paralleleStarmnbildung ahd. *vrat-jan zu-rück). Es gibt in heutigen DialektenBayerns auch ein Adjektiv fratt(jrod) 'wundgerieben' . Es wird sichum eine indogermanische Bildunghandeln, urverwandt mit griechischpred6n 'Geschwulst', wohl auchmit russisch pret' 'sieden', so das"Etymologische Wörterbuch desAlthochdeutschen" (III, 528f.).Fretten ist ein gesamtoberdeutschesWort, das aus der Schriftspracheverdrängt wurde (viele Belege nochin Grimms "Deutschem Wörter-buch" IV,l,l, 140), aber in den

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Mundarten weiterlebt. Auch das"Schweizerische Idiotikon" (I,1337f.) kennt übrigens sowohlfrattfür 'wundgerieben' als auch fretten'emsig arbeiten ... ängstlich sorgen... sich wund reiben' und Gefrett'hartes und eiliges Arbeiten'.

Wo kommt das Wort Lebzelten her?H., Zürich.

Im verdunkelten Bestimmungs-wort Leb-, rnhd. leve-, wird eineEntlehnung aus lat. libum 'Fladen'vermutet, wobei die deutsche Aus-sprache mit e "als volkssprachlicheAussprache eines in den Klosterkü-chen gebrauchten mittellateini-schen libum aufzufassen ist" (W.Pfeifer, Etymologisches Wörter-buch des Deutschen, Berlin 21993,777). Der zweite Bestandteil Zelten,ahd. zelto, ist ein altes deutschesWort für 'flacher Kuchen'. DasWort steht in den germanischenSprachen isoliert da; möglicherwei-se ist es von derselben Wurzel abge-leitet wie Zelt, nämlich *teldan 'de-cken', vielleicht im Sinne von'flach überspannen' o.ä.

Woher kommt goisehn für 'herum-rennen' her, ein Wort, das ich ausdem Bayerischen Wald kenne?S., Regensburg.

Das Dialektwort ist von einerMundartform des Wortes Geißel ab-geleitet. Michael Kollmer (Dieschöne Waldlersprach, Band 2, Pra-ckenbach 1988, \20, 134) nenntgaischn in der Bedeutung 'zum Ver-gnügen herumlaufen, bummeln ge-hen' als eine Nebenform zu goissn.In seinem Wörterbuch aus dem 19.Jahrhundert erwähnt J.A. Schmeller(Bayerisches Wörterbuch I, 952)Geischel als Nebenform zu Gaisel,und er gibt für das Zeitwort gaiseln(ebd., 947) zwei Bedeutungen: zu-nächst "geißeln", dann "verächt-lieh: rennen, laufen". Das dahinter-liegende Bild mag das der ge-schnellten Geißelschnur sein. Dasheutige Wort goisehn ist also eine

Rückbildung zu goischln, einer Ne-benform zu goisln 'geißeln'. Es gibtim Mittelbairischen vereinzelt auchandere Beispiele dafür, dass altes sals sch gesprochen wird, man ver-gleiche etwa im neuen BayerischenWörterbuch (I, 632f.) Aussprachenwie Aschen 'Trockenstange' alsFortsetzung von rnhd. ase, asel.

Wieso nennt man eine große dürreFrau Heigeing? T., München.

Heigeing, das ist eine .Heugei-ge". Ursprünglich bezeichnete mandamit ein Stangengestell zum Heu-trocknen oder aber die lange Stange(auch Wiesbaum genannt), mit derdas Heu auf einem hoch aufgelade-nen Wagen niedergedrückt wird.Das Wort wird auf eine Person über-tragen, die ähnlich lang und gradli-nig schlank ist wie die Stange.

Was ist ein Bierdimpfel'l Z., Mün-chen.

Ein Bierdimpfel ist einer, dergerne im Wirtshaus hockt und vielBier trinkt. Hinter dem zweiten Teilverbirgt sich das DialektwortTümpfel, eine süddeutsche Entspre-chung der schriftsprachlich-nord-deutschen Wortform Tümpel. Werviel Bier getrunken hat, trägt alsoquasi einen Tümpel, einen Teichvoll Bier mit sich herum. Das Wortwird dann auf Menschen übertra-gen, die gewohnheitsmäßig großeBiermengen trinken.

Ist a Schäsn für ein klapperigesAuto ein französisches Lehnwort?A:, München.

Schäsn ist eine volkstümlicheSchreibung von Chaise, im Deut-schen die Bezeichnung einer nachvorne offenen Kutsche mit be-quemen Sitzen. Das Wort ist tat-sächlich französischer Herkunft(letztlich aus franz. chaise 'Stuhl').Heutzutage wird es eher scherzhaftbis spöttisch als Bezeichnung fürKinderwägen oder alte Autos ge-braucht.

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"des Bouch mou e nuduachackan! " - Artikelaufbauund Quellenmaterial im"Bayerischen Wörterbuch"

[dürch]a. 1 in ganzer Länge pflügen, °NBmehrf., °OB, °OP vereinz.: es wird durchgeak·kert .kein F'lirbifang gezogen" BreitenbgWEG; e da.! game Feld muß man durchackernRgbg; wenn wir ... 80Lten ... morgen vier feldmit dem pflll.g durchackern SCHAIDENREISSEROdyssea 179.- Auch, °00 kunö duagagad.auf aufgeweichtem Weg~ Lohbg KÖZ.-2 mühsam durcharbeiten, ugs., °OBt °NB,·OP mehrf.: °da mußt du dick durchackernHfndf ROL; • du Bouch "'011. e 1iu duachackanTir-scheru-th.c-. Auch sich mühsam durchs Le-ben bringen, 0 OB, °op vereinz.: durchackern"sich durchfretten" Reichenhall. - 3 wie_ [hin·ab]a.3, o der Bauer hat seinen Hofd1trchg'ackert "abgewirtschartet" BayrischzellMB.'DIVB VI.15M r.

Abb. 2: durchackern (BWB!, 127)

Im Wortartikel durchackern des.Bayerischen Wörterbuchs" wirdunter Bedeutung 2 'mühsam durch-arbeiten' der Satz eines Mundart-sammlers aus Tirschenreuth zitiert:des Bauch mou e nu duachackan.Genauso stöhnt wohl jeder Benut-zer des Wörterbuchs zunächst,wenn er das umfangreiche Werkaufschlägt. Aber schnell merkt derLeser, dass es doch sehr stark struk-turiert ist. Das Bayerische Wörter-buch versteht sich als alphabetischgegliederte Darstellung des Dia-lektwortschatzes anhand des ge-sammelten Materials. Zur Veran-schaulichung für die angesetztenBedeutungen werden Originalmit-teilungen der Dialektsammier undZitate aus anderen Quellen ange-führt.

Wie ist das Bayerische Wörter-buch aufgebaut? Grundsätzlich sinddie Wortartikel alphabetisch ge-reiht. Hier gibt es allerdings zweiBesonderheiten. Erstens werden dieWörter mit P- unmittelbar nach de-nen mit B- eingereiht, nach demStichwort backen erscheint alsogleich packen, nach Blatt gleichplatt; ebenso wird mit D- und T- so-wie F- und V- verfahren. Und zwei-

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tens werden Zusammensetzungenund Präfixbildungen nach demGrundwort eingefügt, die imMünchner Umland so ausgespro-chenen Braabier (Brombeeren),Tauber (Heidelbeeren) und Molbier(Himbeeren) sowie alle anderen Zu-sammensetzungen mit -beere alsohinter das Grundwort Beere, durch-ackern hinter das Grundwortackern.

Back, Dach(elein)M., F. (VIB; ROD), meist Dim. I Menge, dieauf einmal gebacken wird, °OB, °l\TB,cOP ver-einz.: "Bocnert .ein Schuß Brot" O'hSD LAN;ode erschd Bach is sctio Ierte Roding; "Die Hitzevon diesen Scheiten reichte gerade bei WlS füreinen Back - der ergab es. 16 runde Laibe"FÄHNRICH M'rteich 113.2 semmelförmiges Gebäck aus Hef •• od. Brot-teig, °OB mehrf., "NB, °OF, °MF, "SOH ver-einz.: °Baacherl ••&US RoggenvorroeW berge-stellte Loablm, im Backofen nachgebacken.wenn das Brot fertig war" Schrobenhsn; °Ba_eherl .Hefeteig, aber herausgebacken wie Sem-meln" Landshut; Baeherla.n .im Rohr g~bak-kene Nudeln" Derching FDB; Backerl .kleineSemmel" Bayerwald 25 (1927) 160; Backerl.Vom Brotteig (oder auch von einem Hefeteig)

waren ein beliebtes Kinderbrot für dieSchulpause" FmEDL ndb.Kuchl 36.3 Sauerteig °NB, °OP vereinz.: '8 Bachö Vils-biburg.- Syo. ->[Sauetlteig.- Auch o"Back-schmalz" Rosenhm.4 über-tr. unbeholfener Mensch, °OB, °NB ver-einz.: "du bist a 80 a Bacherl Halfing RO.Etym.: Mhd. bac. stm., AbI. von -I' backen.

Ltg, Formen: bn, -<1-,daneben NB (dazu TIR) -k.-Dirn. bQ.1.al, -k-, -ala u. ä.- F. nach -io Bächt,l!\VBÖ n,14, 55; Sehwäb.\Vb. 1,563; Scbw.ld. IV,956;Suddt. Wb. II.9.Frühnhd.Wb. D,1?l4: LEXER HWb. I.JOS.Osntsn.Aichacbcr Wb. 70; KOUoMER II.49f.; LECUN'ER Beb-ling löl.W-1/4G.

Abb. 3. Back (BWB 1,825)

Am Kopf des Wortartikels (Vgl.Abb. 3) steht das. Hauptstichwortoder Lemma (Back), gegebenen-falls gefolgt von wichtigen Neben-stichwörtern (hier Bach und Bache-lein). Um die mundartlichen Wort-formen aus den zum Teil recht un-terschiedlichen Dialekten Bayernsunter einem einzigen Stichwort zu-sammenfassen zu können, ist eingewisses Maß an Abstraktion vonden Mundartaussprachen nötig. Inder Regel erfolgt der Stichwortan-satz nach dem Vorbild der Schrift-sprache. Unabhängig davob, obman in seiner Heirnatmundart Loa-

ta(n) , Loatr, Loita(n), Laada(n)oder Ladda(n) spricht, man mussstets unter dem Stichwort Leiternachschlagen. Unter dem StichwortBibernell(e) (BWB TI, 731f.) wer-den so unterschiedliche oberbayeri-sehe Dialektrealisierungen wieBimponei, Biwaneii und Piganoizusammengefasst. Wenn es keineschriftsprachliche Entsprechungdes Dialektworts gibt, können zumStichwortansatz meist ältereSprachstufen herangezogen wer-den. Oft fmdet man einen Anschlussüber das Mittelhochdeutsche. DerSchmetterling hat im oberbayeri-sehen Volksmund eine unglaubliche

Vielfalt an mundartlichen Namen:Pfeifalter, Pfeifhalter, Feighalter,Speifalter, Beinfalter oder Pfeil va-ter, die alle auf mittelhochdeutschvivalter zurückzuführen sind undfolglich im Wörterbuch unter demStichwort Feifalter, der zu erwar-tenden Weiterentwicklung des altenWorts vivalter. zusammengefasstwerden. In einem eigenen Abschnitt"Lautung, Formen" wird die Viel-falt der Formen dokumentiert. Au-ßerdem werden an der jeweiligenalphabetischen Stelle wichtige Vari-anten als Verweise angeführt, vondenen aus auf das Hauptstichwortverwiesen wird.

o

Einzelmeldungenl 899ffJ.•. mdal. L1g von

H9ide/beere

• HOBdalin

n Hundsbsere

• Mol/beere

tb Heidbeert>eere

H = Heldbeem

Kr = Krache/beere

Mg = Moosgocke/

S = Schwarzbeere

St = Stein/einbeere

(S/08'/-, S/U8'/')

T = Teub8ef8

Tm = TaumbeereW = wasseröeereZ = Zipperl

- - - ungefahre Isoglossein Mischgebieten

. •••• lautliche Trennlinie

; < NIEDERBAYERN......,.

Abb. 4: Heidelbeere rBWB /I, 65f.)

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Nach dem Stichwort folgen An-gaben zur Wortart. Für jede Wortbe-deutung wird deren regionale Ver-breitung innerhalb Bayerns nachAusweis der Wörterbuchkartei an-gegeben; bei Back etwa heißt es fürBedeutung 1 'Menge, die auf ein-mal gebacken wird': "Oberbayern,Niederbayern, Oberpfalz verein-zelt", für Bedeutung 2 'sernmelför-miges Gebäck aus Hefe- oder Brot-teig': "Oberbayern mehrfach, ie-derbayern, Oberfranken, Mittel-franken, Schwaben vereinzelt". BeiOber- und Mittelfranken und beiSchwaben bezieht sich die Angabenur auf die Gebiete, in denen Bai-risch gesprochen wird, in Oberfran-ken ist das vor allem das Sechsäm-terland, in Schwaben das Gebietöstlich des Lech . Gelegentlich isteine Karte sinnvoll.

Kern jedes Artikels sind die Be-deutungsangaben, mit denen die ge-samte Bedeutungsbreite eines Wor-tes aufgefächert wird. Jede Einzel-bedeutung wird mit ausgewähltenBelegen untermauert, um die Anga-ben nachvollziehbar zu machen.Anhand von Beispielsätzen werdendie Wörter im lebendigen Sprach-gebrauch vorgestellt. Die Au wahlder Belege veranschaulicht die Ver-wendungen und Bedeutungen einesWortes. An erster Stelle werden Be-lege der Mundartinformanten zi-tiert. Ein kleiner hochgestellterKreis vor dem Beleg zeigt an, dassdie Angabe aus der Zeit nach 1950stammt. Das Stichwort Back zumBeispiel (Abb. 3) enthält einen sol-chen Beleg aus Roding (Opf.): Odeerschd Bilch is scho ferte. Vor demSatz aus Falkenstein (Opf.) im Arti-kel ärschling, Bedeutung 1 'rück-wärts': den Wogn moust arschlingin Stodl einischiabn, fehlt der Kreis;diese Samm1ermeldung stammt al-so aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts.

Nach Möglichkeit sollte aus demWortbeleg die Bedeutung der Sacheim Alltag der Dialektsprecher deut-

ärschling, a,...,e-, -5

Adv., °NB vereinz. auch Adj. 1 rückwärts,nach od. von hinten, 0 OB: 0 NB, 0 OP vielf.,OF, °SCH mehrf.. 0).IT vereinz.: ° geh nel aUa.-weil aschling, sums: gehst an Tein in d'Händ"zum Kind" Frasdf RO; ° Vilsbiburg arschling!"eine Fahrkarte nsch Vilsbiburg und zurück"Laudshut: den Wogn moust arschling in Stodleinuchiabn Falkenstein ROD; mi hat.s orsch-lings highaut Rückersdf LAU; Sie hat a so a'Boandl', "tit dem fahrt. an etlers mal [mehr-mals] 'Um an Kropfumi; fiu8chling [von vorne]und aT8ch!ing und dabei öets ANGERER Göll245; Ar8chling8 heißt von hintenwiiTt.her. vonhintenherwärt. VALENTIN Werke III,26; Re·tTorBum arselingun 1l.Jh. StSG. V,19,45;V1tser Hauptma»: bestecket daselbs inn. einernloch! das man jhn ersch!ing heraußziehen mußtAmbg 1535 Oberpfalz 60 (1972) 292,87 f.- Inverdeutlichenden Fügungen a: an, OB, SCHvereiuz.. eschling a(n) Hormannsbg FDB;- ä.retour °OB vereinz.: arschLe retour EdelshsnSOB;- ä. zurück, 01\'B, cOP vereinz.: Mehlenzrugg Neukchu KÖZ.2 umgekehrt, rückwärtig (vom Stoff), °NBmehrf.: de aschlön Seitn "vom Stoff" Köte-ting, :1einen Rock arschlings anziehen" DEL-LING 1,30.- Auch, °a Voddzn [Ohrfeige]arschli"g8 gern .mit dem Handrücken"Neukcbn KÖZ; Du 1lUUJußtaT8ch/en [mit demMesserrücken] dur'. Mäu durfdhm R. HAL-

LER, Bodenwaiser Sagen, Grafenau 1993,87.3 tibertr.- 3a wirtschaftlich od. gesundheit-lich abwärts, 0 OB, °I\TB vereinz.: 0 bei dt1ngeht '. aschling "wenn die Geschäfte schlechtgeben" Prutting RO; 18 nia aTBchling ganga H.HALLER, Dismas der Knecht, Grsfenau 1981,112.- 3b auf falsche Weise, der briltgt oi8 inaT8chling daher .spricht unrichtig" GergweisVOF; .etwas arschling anfangen, verkehrt an-fangen" QUER! Kraftbayr. 81.LLg, Formen: ~(,)~le".,-Y(8);- daneben OB (dazuMAL; NAß, NEW, SUL) ohne UJllI. mit Anglei-cbung an -Arsch oalliy. d· u.II.; e- (AÖ, LL, 1'8,WM; SEL, WUN; LAU, SC; FDB); q.J (VOF);-g(')8t1iy(.) (MB. 1'8);- ·xl- (ED, FFB, SOB, STA;BOG; ROD, N; 1\'0);- -li (DAR, EBE, FFB, M,SOB. STA);- (n)(lAtay (GRA) mit Angleicheng anlal1g.- Formen mit -a aus erstarrtem edv. Gen.-PC"p. erweitert- in a östl.NB (BOG, GM, VOF,\V08). daraus mit falscher Abtrennuug n4{1")ALiy(DEG, GM, PA, WOS).DEll.lNC 1.,30. HÄSSLEm Nürnbg.Id. 47; SCRMELLER1.148; ZAVFSER 12.WBQ 1,3651_; SchwOb.wb. 1,329; Scbw.Id. 1,467; S"ddL.Wb.I,471f.DWB 1,567; Frübnhd.Wb. n.rn, LE..'\:ER.HWb. 1,671,Ahd-"'b. 1,663_ANCROr<ER Abba.ch 8; DIETL Erg.Sclunetler 1l.29; KOLL-MER n,313; RAsP Bgdn.Mda.. l7.S-77C20, M.129/12, W..j/56.

Abb. 5. ärschling rBWB I, 605f.)

lieh werden. Im Artikel Gamsbart(BWB I, 1199) zum Beispiel geht esum den Wert der Sache; ein Samm-ler aus Ruhpolding (Obb.) schreibt:Gamsbascht .Rückenhaare derGemse, in Büschel gebunden undteuer verkauft". Der Dorfschulleh-rer aus Pertolzhofen in der Ober-pfalz belichtet im Artikel Abortadel(BWB I, 149): "der Abortodel desSchulhauses galt als besonders dün-gend". Oft geben Sammler weiter-

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gehende Erläuterungen. Ein Baueraus Oberviechtach (Opf.) führt imArtikel Stallarbeit (BWB I, 516)aus: zo da Stoloawad hot as Zeiln[Melken], as Fejdan [Füttern] undas Stolasmistn ghead. Und einSammler aus Bayersoien (Obb.)chreibt zum Stichwort Partie, Be-

deutung 1 'Gruppe von Arbeitern'(BWB I, 1226f.): "eine Partie Holz-fäller war in der Regel vier Mannstark: zwei Schneider, ein Aster undein Schepser",

Nach den SammJerbelegen fol-gen Beispiele aus der Literatur, beiBack (Abb. 3) etwa Stellen aus dem"Heimatbuch Mitterteich" und ausPaul Friedels "Die niederbayerischeKuchl"; bei ärschling; Bedeutung I(Abb. 5), ist Karl Valentin zitiert.Die abgekürzten Literaturangabenwerden im Quellenverzeichnis auf-gelöst. Zum Schluss folgen gegebe-nenfalls Belege aus historischenQuellen seit Anfang der Überliefe-rung. Im Artikel ärschling, Bedeu-tung 1 (vgl. Abb. 5), etwa dokumen-tieren eine Wortglosse aus dem 11.Jahrhundert und eine AmbergerQuelle aus dem 16. Jahrhundert ausder Zeitschrift "Die Oberpfalz"(Vnser Hauptman bestecket daselbsinn einem loch! das man jhn er-schling heraußziehen muoßt) diehistorische Tiefe.

Im weiteren Verlauf des Artikelswerden Verwendungen in verschie-denen Arten von Redewendungenhervorgehoben. Oft ist es gerade dieVerwendung eines Wortes in Re-densarten, Vergleichen und Sprich-wörtern, welche typisch für denDialekt ist und die Aufnahme insMundartwörterbuch rechtfertigt, soetwa bei Alltagswörtern wie arm,Auge, Bauch oder Blume. Feste Fü-gungen sind zum Beispiel blaue, ro-te oder weiße Blume, denn in man-chen Mundarten sind damit nicht ir-gendwelche farbigen Blumen ge-meint, sondern ganz bestimmte,nämlich beispielsweise Kornblu-men, Mohnblumen bzw. Margeri-

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Berchtla), BerehtelF 1 Dämonin, auch Frau B., °OB mehrf., NB,OP vereinz.: muasl Iei' äohaspillna oiß, sistkimp Pfrau. Peascht, schneit der an Bauch auf-und tua: der on Weachwu.lzl ei'! Rimsting RO;wart, i loss d 'F'ro:u.Beos kemma! "zu unfolgsa-men Kindern" Simbach PAN;d'Berchta VilseckAM; "Die böse Berdu, 'dös is c Bchiacha Wei mitan z:ri$$7Ul Gwand rund um.adum. mit zriUeHaar u.nd mit ana him:melanga Nasn mit'n imGsictu" Chiemgau HAGER·REm Drudenhex93; "In Berchtesgaden stellt man der FrauBerduen über Nacht einen Krapfen auf denOfen" SOIDlELLER I,271; Die do gelawben andie berichte ",il der eyserein na.sen 1l'üRTINv A42; AIßo auch an der perhnachl der percht lassensein essen oder Irincken Attel WS 1459 Cgm632,foL.5"; .,von einem fabulösen Gespenst.mit dem man am heiligen drey KÖnigen Abenddie Kinder bedrobete, daß die Perdie komme"KOHl.BRENNER Materialien 72.- Im Vergleich:der schaut aus wie die Persclut häßlicher Mannod. Bursch Degerndf Ro.- Ra.. 11Ii ho: Pärehtrukdu "nach einem Alptraum" "VessohrunnWM.- Vers:D' Frau Pers folgt den Kindern aufder Pers Neuötting AÖ Stifter-Jb. II, hg. von H.PRElOEL, Gräfelfing 1951,41.

Vkde: Die B. gilt als Herrin der Spinnstube u. desHauswesens, sie bestraft \1. belohnt "OB vereinz. u.gilt bee. als Schreckgestalt für KinderoOB mehrf., ~lJ3cereina>- Im Chiemgac versucht man sie mit "Peit-sehenknallen. mit Schießen und sonstigem Oetöse" zuvertreiben HAGER.Advent 16; wer vergißb, sie auszuja-gen, den schikaniert sie das ganze Jahr .HAGER-HEYNDrudenhax 92.- ••Am Heiligen Abend wurde da unddort die Frau B",;'I gefuttert" Chierngau ebd. 62 (s.auch oben). Um Treuuetein pflegt man am Dreikö-nigst.ag "fette Kuchen zu becben: die Knechte s&gen,man muß sicb damit den Ba.uch schmieren, so wird dieFrau.Berthe ... mit dem Messer abglitacben'' KOHL.BREN~'ER Materialjen 72, ähnlich °Hemhf RO.- S.a.Luz:ia. Spuht- Lit.: H •••GER---REYN Drudenhex 92-95;KELLNER in: Enzyklopädie des Märchens. hg. vonR. W. BREDNICU, Göttingen, 1977 ff., X,721-727;IVASCllNlTIUS in: SbWien j 74 (1913/1914), 2.Abh., va.60-69.

2 maskierte Brauchtumsgestalt, °OB vereine.:"früher ging jemand als wilde Frauengestalt(Frau Beasdu) verkleidet in der Thomasnacht,am Hl.Abend und am Vorabend von Dreikönigumher" N'teufkchn MÜ; "In der Nacht vor

Heiligdreikönig gingen zwölf Burschen alsBessduet du rch den Ort" Flintsbach Ra Hu V14 (1936) 204; d' laid habn "ach.' scho: qwisst,d<i8 Berdu-» kems: sand, und habn. birn, od.'broud, ode' nud·ln he 'gibn Eschenlobe GAPPANZER Sagen II,116; alwo ir 2 rechl ver·khlaydle Perchten begegneI, unnd sie erschreckh;Bercbtesgeden 1703 BJV 1983/1984,29.- In fe-sten Fügungen: schieche B. Gestalt mit häßli-cher Maske: "Mit teuflich-häßlichen, abschrek-kenden Gesichtsmoskeu, die ausschließlichholzgeschnitzt sind zieht eine Schar von30-50 sogenannter sduachc: Perchtln ... von ei-nem Ort zum andern" südJ.OB LtlERs'Stam-meskde 13.- &hi:ine B. Gestalt mit schönerMaske: "Den schönen Perchten voraus geht derRäßlreiter" RATIEUtüLLER Festt.Jahr 21.-tB.en gehen I laufen u.ä. 'als Bercht geben: Wia-n i n6- jung wa', bin i selber arnol bercht-n-g""g'- Eschenlohe GAP PANZERSagen II,1I6;"Das Perchtenlaufen findet am Vorabendvon hJ. Dreikönig statt" Engedey BGD BRON·NElt Bayer.Land 1,167; ain menkliche großeUnzucht mit dem Perehtla'iffen alda beimJJlarckt ... fürüber gangen Berchtesgaden 1601MaSER Volksbr. 45; Vermumtes PerUen Lauffenihrer drei Reichenhall J 789 ebd. 35.

Vkde: Die B. od. eine Gruppe von B.tu kommt in derThomasnacht (-Tkotnaa). an ~[H!iligJabwd, am-+ [(Heilig-)Drei-könig(a))abend in die Bauernstuben°OB vereine>- "Einer der Burschen stellt die Percktadar. Frau PeTchta trägt einen großen, weißen Schleierund eine Larve mit langer Nase" Engedey BOD BRO~·NER Bayer.Land 1,167; "dJePeTschtn ... kehren mit ge-schwärztem Gesicht vor dem Ha.us und in der Stubeund drohen mit. einer großen Schere den Unordentli-eben den Bauch aufzuschneiden" Scheffau BGD Zwie-belturm 8 (1953) 285.- Nach einem Heischespruch(- [R~uh)ruu;ht) bekommen sie Kücheln, Fleisch u. einGeschenk N'teufkchn MÜ.- DieB. vert.ritt-cd. beglei-tet den -Nikolau.s °sö.OB vereinz., "aJs Strafe stecktsie böse Kinder in einen großen Sack" O'a.udf RO.-Lit.: HDA V,1782-1790; MOSER Volksbr. 35-57;SeHt'HUDEN in: BJV 1983/84,1-29, 1985,1-23.

3 übertr.- 3a chimpfw: "Hex, Berchi, Trud(alle drei von ziemlieb gleicher Bedeutung)"STA 1861 OA J21 (1997) 147.- 3b Dirn.: Wegndö zrittn Haar von der Prau. Berclü hoasst ma döKinda dö wo allaweil 1Lnkamplta 1.LtLdzf"·ittaumana1ldalafn, Berchtln Chiemgau HAGER Ad-vent 18.

Abb. 6: Bercht (BWB 11,268f.)

ten; so bezeichnet man etwa in Ko-chel (Obb.) nach Angabe einesSammlers mit de blom Bleamlanexplizit die Leberblümchen (BWBII, 1378). Entsprechende Fälle vonRedensarten findet man zum Bei-spiel im Artikel arm aus Oberkölln-bach (Ndb.): bei dene sans so arm,daß sogar d'Meis mit vawoanteAugn aus da Speiskamma aussalaf-fan (BWB I, 570). Beispiele fürSprichwörter geben etwa einSammler aus Waldsassen (OpO imArtikel Bauch (BWB I, 1352): aMoa ohne Bauch is a halwadaKrippl, und einer aus Staudach(Achental) im Artikel Bach (BWBI, 811): Wear an Bachei nochigeht,

kimmt zan Brindl [zur Quelle] "werden Verlauf einer Sache zurückver-folgt, erkennt die Ursache". Nebender reinen Wortbedeutung werdenauch sach- und volkskundliche As-pekte berücksichtigt.

Oft kann eine Abbildung einelange Sacherläuterung ersetzen.Welche Wasserfahrzeuge genau alsPlätte bezeichnet werden, lässt sichdurch eine Auswahl von Skizzen ty-pischer Exemplare in eingängigerWeise veranschaulichen, Die Skiz-zen beruhen auf Vorgaben derMundartsammler. Am Artikel-schluss folgen Abschnitte zu Lau-tung und Formen (wie lautet derPlural, wie die Diminutivform?) so-wie zur Wortherkunft und Literatur-verweise.

Das hier vorgestellte Maximal-programm für einen Wortartikelkommt allerdings selten zur vollenAusführung. Manchmal enthält dieSammlung nichts außer dem blan-ken Wort und einer Bedeurungs-beschreibung. Im Artikel Bise (Abb.

BiseE: °Biesn "ein Mädel, das viel bei Nacht aus-geht" Stamsrd ROD.Etym.: AbI. von -biseni; WBÖ III,219.WBÖ m,219; Suddt.Wb. U,363IB; ••• ). B.R

Abb. 8: Bise (BWB 11,923)

Abb. 25: (oben) Plätte für Frachtgut (Dmgol-fing), (Mitte) KU/8teiner nsu« (O'nzell PA),(unten) PläUe einer Seilfähre (Dingolfing).

Abb. 7: Plätte (BWB 11,1115f.)

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8) besteht der Wortartikel aus genaueinem Wortbeleg und der Bedeu-tungsangabe des Einsenders: Biesn'Mädel, das viel bei Nacht ausgeht'(abgeleitet von bisen, dem wildenHerumrennen des Viehs auf der Wei-de). Hier lässt die Redaktion denSammler sprechen, da dies der einzi-ge Beleg für das betreffende Wort ist.

Leicht veränderte Fassung einesBeitrages aus "Akademie Aktuell"Nr. 1,2012.

Verkleinerung

Die Verkleinerung oder Diminuie-rung ist ein häufiges sprachlichesMittel, das Bayern verwenden, umeine meist positive Einstellung zueinem Hauptwort zum Ausdruck zubringen. In aller Regel werden Ver-kleinerungsformen (Diminutive)mit Endungen wie -l (Kepjl oderKepji), -erl (Kepferl), -ala gebildet.Manche Dialekte kennen auch wei-tere Endungen wie in Kepfai, Kepfäund ähnlich. Dabei ist "Verkleine-rung" eigentlich die falsche Be-zeichnung. Ob jemand im Wirts-haus eine Maß oder ein Masserl be-stellt: Die Biermenge ist die glei-che, anders ist nur seine Einstellungdazu. Die Verkleinerungsformenhaben ein breites Verwendungs-spektrum. Neben der Bezeichnungdes Kleinen und Niedlichen könnensie sogar in abschätziger Funktionverwendet werden; ein Bürscherl istdie halbstarke Ausführung einesrichtigen Burschen. In manchenWörtern ist die Verkleinerung starkverblasst - Wörter wie Radl, Buitl,Bladl, Bredl werden in vielenMundarten fast nur in der Verklei-nerungsform verwendet. Gelegent-lich hat das verkleinerte Wort eineeigene Bedeutung entwickelt: dasTrinkgefäß a Glasl ist aus dem Ma-terial Glos, in einem Haus kannman zur Verrichtung der Notdurftaufs Hais! gehen.

Über alle Dialekte in Bayern hin-weg findet man verschiedene Wege,Wörter zu verkleinern. Im einzel-nen Ortsdia1ekt allerdings wird eineAuswahl aus den insgesamt gegebe-nen Möglichkeiten getroffen, nichtalle Verkleinerungsformen kommenüberall vor. Zu einem Wort wieKoobv 'Kopf' sind insgesamt fol-gende Formen möglich: Kepji oderKepjl, Kepferl, Kopferl, Koobverl.Die Grundregeln lauten: (1) Je län-ger die Verkleinerungsendung, um-so kleiner oder niedlicher das Be-zeichnete - a bisserl ist weniger als

a bissl. (2) Je weniger das Grund-wort abgewandelt wird, umso nied-licher - a Koobverl hat ein süßeskleines Kind, a Kepji (mit Verände-rung des Wortstammes aus Koobv)kann ein ausgewachsener Lausbubhaben.

Das Prinzip Verkleinerung giltim Bairischen nicht nur für Haupt-wörter: mach In (,basteln') ist eineniedliche Art, etwas zu machen;schneiwerln tuats, wenn es nurleicht schneit. Wenn es nur einbisschen weh tut, schreit manaualal

Abb. 9: Körbe aus Straßkirchen (SR) nach Angaben einer Sammlerin desBayerischen Wörterbuchs

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Bayerisches Wörterbuch

Herausgegeben von der Kommis-sion für Mundartforschung derBayerischen Akademie der Wis-senschaften.Das Werk erscheint jährlich in 1 -2 Heften. Je 8 oder 9 Hefte erge-ben einen Band, zu dem späterEinbanddecken geliefert werden.Geplant sind insgesamt 10 Bände.

Bisher erschienen:

Band I: A - Bazi(enthält die Hefte 1-8)2002. 812 Seiten mit 1.538 SpaltenISBN 978-3-486-56629-1

Orts- und Quellenverzeichnisnach dem Stand des 1. 7. 19931995. 105 Seiten.ISBN 3-486-56055-7

Band 11:Be - Boxhamer(enthält die Hefte 9-17)2012.896 Seiten mit 1.772 SpaltenISBN 978-3-486-70703-8

Einbanddecken:Band I:ISBN 978-3-486-56664-4Band ll:ISBN 978-3-486-58143-0

© Oldenbourg Wissenschafts verlag, Rosenheimer Straße 143, D-81671 München

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Bayerisches WörterbuchD Band I: A - Bazi

2002. 812 Seiten mit 1.538 Spalten, Leinen € 198,- ISBN 978-3-486-56629-1

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D zur Fortsetzung ab Band III, Preis pro Heft € 19,80 (statt € 24,80 bei Einzelbestellung)

D Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch.7. Neudruck der von G. Karl Frommann bearb. 2. Ausgabe München 1872-77.Mit einer wissenschaftlichen Einleitung zur Ausgabe Leipzig 1939 von Otto Maußer und miteinem Vorwort von Otto Basler.2008.2 Bände, Leinen im Schuber, 1.703 Seiten, € 99,80 ISBN 978-3-486-58520-9

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