Upload
dothuan
View
215
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Folie 1© Fraunhofer UMSICHT
BWKLandeskongress 2015 in Schwerte23. April 2015
Mikroplastik - Übersichtsvortrag
Annette Somborn-SchulzFraunhofer UMSICHTAbteilung Prozessintensivierung
Folie 3© Fraunhofer UMSICHT
Zahlen
Quellen: UBA, Stern, Plastics Europe, Planet Wissen, UNEP, plastic control, Tianrun Textile, BDWE, WWF, EcoPure, Fraunhofer, BMU, NDR
(2)(1)
(3)
� 300 000 000 (t/a weltweite Kunststoffproduktion)
� 100 000 000 (t beträgt die geschätzte Plastik-Menge in den Meeren)
� 6 000 000 (t/a Plastikabfälle gelangen weltweit in Meere und Ozeane)
� 5 000 000 (t/a Kunststoffabfälle in Deutschland)
� 30 000 (t/a Produktion einer durchschnittlichen Fleece-Fabrik)
� 13 000 (Teile Plastikmüll je km² Meer)
� 10 000 (Anzahl der Kläranlagen in Deutschland)
� 2 000 (Kunststofffasern werden pro Waschgang freigesetzt)
� 500 (t/a Produktionsmenge an Microbeads in D)
� 400 (Jahre Abbauzeit für eine Plastiktüte aus PE)
� 71 (Plastiktüten verbraucht der Deutsche pro Jahr, zum Vergleich: Irland 18, EU 198)
Folie 4© Fraunhofer UMSICHT
� Kunststoffpartikel < 5mm
� Unterscheidung in
� primäres Mikroplastik: Industriell hergestellte Formkörper aus Kunststoff
� sekundäres Mikroplastik: Bruchstücke aus Kunststoff
� (Abweichende Einstufung der Mikrofasern)
Mikroplastik – Definition und Unterscheidung
Bildquellen: UMSICHT
microbeads(Mikroperlen, Mikrokugeln)
fragments(Plastikfragmente)
fibers(Mikrofasern)
resin pellets(Plastik-Pellets, Kunststoffgranulat)
Primäres Mikroplastik
Sekundäres Mikroplastik
Folie 5© Fraunhofer UMSICHT
Mikroplastik – Herkunft
Bildquellen: (1, 2, 4) R. Bertling (3) MEV-Verlag
Havarien & illegale Entsorgung
Haushalt Verwehungen
Landseitiger Eintrag
+
Synthetische Kleidung (1)
Synthetische Kleidung
Havarien & illegale Entsorgung
Folie 7© Fraunhofer UMSICHT
Mikroplastik – Herkunft
(1)
Plastikabfälle
(3)
Synthetische Kleidung
Schifffahrt und Fischerei
(4)
Folie 8© Fraunhofer UMSICHT
Mikroplastik – Folgen für die Umwelt
(2)(1)
(3)
(4)
Wie lange braucht der Müll im Meer um abgebaut zu werden?[Quelle: UBA (Hrsg.): Schwerpunkte 2013]
Produkt Abbaudauer
Papiertaschentuch 2 – 4 Wochen
Kerngehäuse Apfel 2 Monate
Baumwoll-T-Shirt 2 – 5 Monate
Zigarettenkippen 1 – 5 Jahre
Wollsocken 1 – 5 Jahre
Styroporbecher 50 Jahre
Plastikboje 50 Jahre
Plastiktüte 10 – 20 Jahre (bis zu 400!)
Getränkedose 200 Jahre
Plastikflasche 450 Jahre
Wegwerfwindel 450 Jahre
Angelschnur 600 Jahre
Folie 9© Fraunhofer UMSICHT
Mikroplastik – Folgen für die Umwelt
Bildquellen: Die-reale-Welt; die Welt; UMSICHT; Matthew Cole
(2)(1)
(3)
(4)
� An Kunststoffpartikeln können im Wasser gelöste Schadstoffe (PCB, DDT…) adsorbieren
� Aufnahme von Mikroplastik über die Nahrungskette („Mikroplastik-Kreislauf“)
� Gefahr für Meeresbewohner (Kleinstlebewesen, Muscheln, Krustentiere, Fische, marine Säugetiere) und Seevögel
� (Verschmutzung der Umwelt - ästhetischer Aspekt („Plastikstrände“))
� Eintrag von Mikroplastik in den Wasserkreislauf
� Kunststoffe können Schadstoffe enthalten: Weichmacher, Flammschutzmittel…
Folie 10© Fraunhofer UMSICHT
Mikroplastik – Folgen für die Umwelt
(1)
Plastikabfälle
(3)
Synthetische Kleidung
Schifffahrt und Fischerei
(4)
� Abbau konventioneller Kunststoffe ist bisher wenig untersucht
� Ansatz: Alterungstests, die die Verschlechterung der Eigenschaften (Glanz, Festigkeit etc.) untersuchen
� Abbau geschieht vor allem durch UV-Degradation mit anschließender Oxidation oder Hydrolyse (besonders bei Polyestern, -urethanen und –amiden)
� Bildung von Fragmenten (keine relevante Mineralisierung)
� Aber:
� Ab einer Tiefe von mehr als 50 cm ist MP vor der UV-Strahlung geschützt
� Wellenergie ist kaum ausreichend für die Zerkleinerung
Folie 11© Fraunhofer UMSICHT
Reduzierung und Entfernung von Mikroplastik
I Verringerung des Eintrags
� Selbstverpflichtung der Industrie zum Verzicht auf Microbeads (z. B. Zahnpasta)
� „Zero Pellet Loss“-Initiative (Plastics Europe)
� Kläranlagen-Optimierung hinsichtlich Mikroplastikentfernung (z. B. Tuchfilter)
� Reduzierung des Plastikmülls (z. B. EU Begrenzung Plastiktütenverbrauch)
� Substitution von Mikroplastik und Kunststoffen
II Aktive Beseitigungsverfahren
� Ocean Cleanup Array (OCA): Riesenfilteranlage für Plastikmüll (-> sek. Mikroplastik)
Bildquelle: UMSICHT
Folie 13© Fraunhofer UMSICHT
Forschungschwerpunkte in Deutschland
� Mikroplastik
� Untersuchung von Kläranlagen (z.B. Alfred-Wegener-Institut, Helgoland)
� Untersuchung von Sedimenten sowie von Fluss- und Seewasser in Bayern, Baden Württemberg (z.B. Universität Bayreuth)
� Untersuchung von Küstengewässern (z.B. Alfred-Wegener-Institut, Helgoland, Universität Oldenburg)
� Untersuchung von Trinkwasser, Lebensmitteln und Kosmetikartikeln (z.B. Universität Oldenburg)
� Substitutionsprodukte (Fraunhofer UMSICHT)
Folie 14© Fraunhofer UMSICHT
Aktivitäten von UMSICHT
� FuE-Vorhaben: »Mikroplastik in Kosmetikprodukten und Biowachse als mögliche Alternative«
� »Konsortialstudie Mikroplastik: Fakten, Hintergründe, Entwicklungen«
� Untersuchung der Fragmentierungsbedingungen und -kinetik nicht bioabbaubarer Kunststoffe
� Entwicklung einer energieeffizienten Abscheidetechnik für Mikroplastik < 1mm -Nutzung von bionischen Ansätzen
� Verbund-Projekt: »Entwicklung und Erprobung einer Methode zum qualitativen und quantitativen Nachweis von Mikroplastik in Kläranlagen«
Folie 15© Fraunhofer UMSICHT
FuE-Ansatz von UMSICHT
Untersucht werden soll das gesamte »Mikroplastik-System« mit der Kläranlage als zentralem Bestandteil der Prozesskette
Forschung � Erkenntnis
� Einheitliche Methoden für Nachweis und Untersuchung von Mikroplastik
� Verbreiterung der Datenbasis durch weitere Studien und Untersuchungen
Entwicklung � Problemlösung
� Techniken und Verfahren zur Verringerung des Mikroplastikeintrags
� Prozesse zur Entfernung/Rückgewinnung von Mikroplastik aus Gewässern
� Optimierung der Kunststoff-Logistik und Kunststoffentsorgung
� Substitute für Mikroplastik
Haushalt Kanal Kläranlage Vorfluter Gewässer
Folie 16© Fraunhofer UMSICHT
Initiative Mikroplastik� Gründung im Nachgang zum Thementisch „Mikroplastik und Kläranlagen“
im November 2014
� http://www.initiative-mikroplastik.de �Internetplattform rund um Mikroplastik
� online seit 2/2015
� Ziele: Klärung wichtiger Fragestellungen, Informierung, Publikation
� Initiative ist offen für interessierte, engagierte Partner
Folie 17© Fraunhofer UMSICHT
Zusammenfassung
(2)(1)
(3)
(4)
� Unterscheidung: primäres und sekundäres Mikroplastik
� Es gibt eine Obergrenze für die Partikelgröße, jedoch keine Untergrenze
� Mikroplastik gerät aus unterschiedlichen Quellen in die (aquatische) Umwelt
� Mikroplastik existiert in limnischen und marinen Systemen
� Mikroplastik kann über die Nahrungskette von Organismen aufgenommen werden
� Die ökotoxikologischen Folgen von Mikroplastik sind weitestgehend unbekannt
� Es gibt keine verlässlichen Zahlen zur Menge von Mikroplastik, allenfalls Abschätzungen
� Nachweis und Analytik von Mikroplastik sind schwierig
� Es gibt keine Standard-Methode zur Untersuchung von Mikroplastik
Folie 18© Fraunhofer UMSICHT
Mikroplastik – Stand der Forschung
(2)(1)
(3)
(4)
� Es gibt Untersuchungen von Gewässern (+) und Kläranlagen (-) auf Mikroplastik.
� Es gibt (noch) keine verlässliche Methode, Mikroplastik aus marinen und limnischen Systemen wieder zu entfernen!
� Mikroplastikeinträge könnten durch gesetzliche und technische Maßnahmen reduziert werden
� Die Anzahl an Untersuchungen, Studien und FuE-Aktivitäten ist noch gering.
� Es gibt Alternativen für industriell hergestelltes Mikroplastik.
� Rückhalt von Mikroplastik in Kläranlagen?