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22. Jg. März 2007 Nr. 1 Alte Taucher • Hämodynamik bei Urlaubstauchern • ZNS-Toxizität von O2 • HBO schützt vor Sepsis Mitteilungen der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin

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22. Jg. März 2007 Nr. 1

Alte Taucher • Hämodynamik bei Urlaubstauchern • ZNS-Toxizität von O2 • HBO schützt vor Sepsis

Mitteilungen der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin

CAISSON 22. Jg./2007/Nr. 1

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Abb. 2: Der Stachel eines Rochens. Die Form und dieGröße - er kann bis zu 30 cm lang werden - machen dieGiftdrüsen des Stachels zu einer gefährlichen Waffe.Schon die Bibel warnt: Du sollst nicht wider den Stachellöcken

Abb. 1: Nur wenn Rochen vom Menschen überraschtwerden, schlagen sie mit ihrem Stachel zu

Abb. 3: Knieverletzung. Neben den Stichverletzungenkann der Stachel auch erhebliche Schnittwunden verur-sachen

Abb. 4: Der Stachel kann ohne weiteres auch schüt-zendes Neopren durchdringen

Titelbild: Auge eines Blaupunktrochens, Foto: Erfurth

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Der namensgebende Stachel (Abb. 2) kann Furchteinflößen: Er ist flach, zugespitzt, mit Widerhakenan den Rändern versehen und kann je nach Art biszu 30 cm lang werden. Er besteht aus knochen-ähnlichem Material (Vasodentin) und weist auf derUnterseite 2 Längsrinnen auf, in denen sich Gift-drüsen als schwammartiges Gewebe befinden.Dieses knöcherne Giftschwert ist von einer dünnenHautschicht umkleidet und steckt in ein-, zwei-,ganz selten vierfacher Ausführung muskulär veran-kert auf der Oberseite des Schwanzes, bei den‘echten’ Stachelrochen (Dasyatidae, Urolophidae)meist in Nähe des Schwanzendes.

Unmotivierte Attacken von Rochen auf Menschensind nicht bekannt. Zur Verteidigung aber kann derRochen den Schwanz über den Rücken oder seit-lich nach dem Angreifer peitschen. Dabei spreizt erden Stachel ab, der dann tiefe oder lange Wundenschlagen kann (Abb. 3). Durch das Zurückziehendes Stachels werden die Wunden durch dieSägeränder vergrößert und weiter aufgerissen. Dadabei auf jeden Fall Drüsengewebe eingerissenoder abgestreift wird, gelangt zusätzlich Gift in derWunde.

Die Zusammensetzung des Toxins auf Protein-basis ist unterschiedlich, und bei den meistenArten noch völlig unbekannt: Bei wenigstens einerArt scheint das Gift das Herz-Kreislauf-System zubeeinträchtigen und hat eventuell sogar eine direk-te Wirkung auf den Herzmuskel. Gegengifte sindnicht bekannt.

Wie im Falle von Steve Irvin bricht der Stachelauch häufig ab und verbleibt ganz oder in Teilen inder Wunde. Abgebrochene Stacheln am Rochenwerden wieder aufgebaut. Die meisten Verletzun-gen bluten stark. Sie ereignen sich oft im Fuß- undUnterschenkelbereich (Abb. 4), besonders wennMenschen auf das Tier im seichten Wasser treten.

Kurz nach dem ‘Stich’ tritt ein stechender Schmerzauf, der sich steigert und mehrere Stunden anhal-ten kann. Eine Verfärbung der Wundränder vongrau nach blau mit finaler Rötung, Schwellungen,Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Schweißausbrücheund Blutdruckabfall mit Kollaps sind üblicheBegleiterscheinungen. Eine Verletzung oder Ver-giftung wird dann als schwer eingestuft, wenn derStachel in den Bauch- oder Brustraum eingedrun-gen ist. Steve Irvin wurde in die Brust getroffen.

Als im September 2006 der australische TierfilmerSteve Irvin – einem Millionen-Publikum besserbekannt unter seinem TV-Serien-Namen ‘Croco-dile Hunter’ – bei Filmaufnahmen im Great BarrierReef von einem Stachelrochen in die Brust gesto-chen wurde und innerhalb von einer Minute starb,war das der Weltpresse eine Schlagzeile wert.Entsetzen über den Tod eines ‘Tierfilmers’ und einheimtückisch meuchelndes Monster waren eineReaktion. Bei Riff-erfahrenen Lesern kam die Mel-dung nicht ohne einen leise gemurmelten oder aufInternetplattformen verewigten Kommentar aus.‘Das kommt davon!’ war dabei noch einer derharmlosesten Sprüche. Irvins Methoden der Tier-präsentation durch spektakuläre Aktionen warenumstritten.

Uneingeschränktes Medieninteresse erzeugtekurz danach auch ein Unfall in Florida, bei dem einälterer Mann auf dem Boot ebenfalls von einemStechrochen lebensgefährlich verletzt wurde. Wassind das nun für Tiere (Abb. 1), die Menschen undselbst hölzerne Bootswände zu durchlöcherntrachten?

Es sind Knorpelfische. Ihre nächsten Verwandtensind die Haie. Ihre gemeinsamen fossilen Spurenreichen etwa 400 Millionen Jahre zurück, und allediese Chondrychtyes wiesen schon damals einSkelett aus kalzifiziertem Knorpel, paarige Kopu-lationsorgane, knöcherne Hautschuppen undlebenslangen Zahnersatz(!) auf. Man kennt fast700 rezente Rochenarten.

Unter ‘Stachel- oder Stechrochen’ werden ver-schiedene Rochen-Familien zusammengefasst,deren Mitglieder auf der Schwanzoberseite einenoder mehrere Stacheln tragen: Peitschen-schwanz-Stechrochen (Dasyatidae), Rundrochen(Urolophidae), Schmetterlingsrochen (Gymnuri-dae), Adlerrochen (Myliobatidae) und Kuhnasen-rochen (Rhinopteridae). All diese Tiere sind hin-sichtlich ihres Körperbaus bestens an das Lebenauf oder dicht über dem Meeresgrund angepasst.In Südamerika sind die Süßwasserstachelrochen(Potamotrygonidae) gefürchtete Flußbewohner,weitere Arten kommen in Afrika und Asien vor.

Die meisten Spezies ernähren sich von Würmern,Garnelen, Schnecken und Muscheln, die sie mitihrem kräftigen Malmgebiss knacken. Aber auchbodenlebende Fische sind willkommen.

Tod durch Stachelrochen: Ernsthafte Sticheleien

U Erfurth und A Eisele

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Und er zog den Stachel vor laufender Kamera wie-der aus dem Körper. Irvin starb, digital verewigt,nach wenigen Sekunden.

Paul Munzinger schreibt in seinem empfehlens-werten und vor allem leicht lesbaren Übersichts-werk ‘Achtung gefährlich!’ über die ‘Sekunden-peitsche’ eines Blaupunktrochens (Titelbild)(Taeniura lymna): ‘Dieses gerade im Roten Meerbeliebte Fotoobjekt versteckt sich oft unterTischkorallen, liegt getarnt im Sand oder ist auch inkleinern Höhlen anzutreffen. Und zwar leider meistso, dass man nur sein Hinterteil sieht. Das wieder-um verleitet einige übereifrige Tauchguides teilwei-se dazu, die unvorteilhafte Position für uns zu ver-ändern. Klar sollte man das gefälligst nicht tun,doch wer hält sich im Leben schon immer an alleRegeln? Tatsächlich erlebt habe ich folgendeSituation im Roten Meer: Ein ägyptischer Ober-macho als Tauchführer musste sich mal wieder vorseinen weiblichen Gästen beweisen. Er wedeltemit der Hand und wollte den schönen Blaugepunk-teten aus dem Schlafversteck treiben, damit ihnalle sehen konnten. In Sekundenschnelle aberpeitschte das Tier in seiner Not über den eigenenKörper hinweg, genau in die Hand des Tauch-meisters, denn der Rochen hatte nach vorne keineandere Fluchtmöglichkeit. Und so schnell, wie dasTier seinen Schwanz als Peitsche benutzt, kannfast niemand ausweichen, selbst ein ägyptischerMacho nicht! Unser Tauchguide hatte eine schlim-me Stichverletzung, verbunden mit einem stechen-den, permanenten Schmerz. Die Hand schwoll aufdas Doppelte an, und dies drei volle Tage lang. ...’

Wie sieht die Erste Hilfe aus? Der Stachel sollteentfernt werden, aber nur, wenn er nicht zu tief ein-gedrungen und dies ohne Komplikationen möglichist. Alternativ: ein Polster um den Stachel legen.Weiter: Blutungen stoppen (Gliedmaßen hoch,Druckverband, bei Arterienverletzung: Abdrücken,Schocklagerung und Patient möglichst wenigbewegen. Anschließend die Wunde mit Seewasserspülen. Die professionelle Desinfektion, vor allemdie Schmerzbehandlung mit 1 % Lidocain, Penta-zocin i.v. oder i.m., die Wundsondierung und dieStachelreste-Suche auf dem Röntgenbild sowieihre chirurgische Entfernung besorgt der Arzt. SindBrust oder Bauch betroffen, muss der Patient aufeine Intensivstation verlegt werden, um alle dia-gnostischen Möglichkeiten (Laparoskopie etc.)auszuschöpfen und um auf alle Komplikationen(innere Blutungen etc.) vorbereitet zu sein. Selbstbei behandelten Wunden geht fast immer Gewebeunter.

Wichtig für übereifrige Ersthelfer: Eine Staubindeist ebenso wenig empfohlen wie die in älterenBüchern propagierte ‘Heißwasser-Therapie’ oder

das Aufschneiden und Aussaugen der Wundenach Wild-West-Manier! Man schadet dem Betrof-fenen oder sich selbst erheblich mehr als mannützt.

Noch ein paar Tipps zum Umgang mit Rochen – sogeht’s: Im Flachwasser zeigen schlurfende Schritteeinem Rochen frühzeitig Gefahr und lassen ihnflüchten! Schnorchler sind gefährdet, wenn sie einim Sand eingegrabenes Tier überschwimmen, vondem oft nur die Augen und Atemöffnungen sichtbarist. Das Schweben über ihm wird von mancheinem Individuum (Irvin’s Exemplar) als Bedro-hung empfunden. Also: Sicherheitsabstand vomBoden halten!

Liegt der Rochen im Unterstand oder in einerHöhle, hat er oft nur einen Ausweg - diesen auf kei-nen Fall versperren! Von Tauchern und anderenagents provocateurs bedrängte Tiere können blitz-artig mit dem Stachelschwanz zuschlagen!

Tatsächlich gehen Verletzungen selten so drama-tisch aus, wie beim ‘Croc Hunter’. Statistisch aberwerden pro Jahr allein in den USA etwa 750Menschen von Stachelrochen verletzt. Ein andererAutor spricht von einigen tausend Fällen pro Jahrallein in Kolumbien. In einem kleinen Urwald-hospital sollen in fünf Jahren 8 Todesfälle, 23 Am-putationen und 114 schwere Verletzungen alsFolge von Stechrochen-Stichen registriert wordensein! Damit schließt schon allein diese kleineHochburg der medizinischen Versorgung fastexakt die statistische Lücke zu allen Hai-Zwischenfällen weltweit pro Jahr.

Man darf behaupten, dass die meisten Unfälle imSüßwasser durch Sekundärinfektionen in entlege-nen Dschungelgebieten Südamerikas, Afrikas undAsiens auftreten. Daher gilt vor dem Falle einesFalles: Tetanus-Schutz vor dem Erlebnis-Urlaubauffrischen lassen, und ... während der Exkursionbitte keine unangenehmen Schlagzeilen in denMedien!

Literatur1. Bartmann H, Muth CM. Notfallmanager Tauchunfall,

Ecomed Verlagsgesellschaft AG & Co. KG, Lands-berg/Lech, 2003

2. Hennemann RM. Haie & Rochen weltweit, JahrVerlag GmbH & Co., Hamburg, 2001

3. Mebs D. Gifttiere – Ein Handbuch für Biologen,Toxikologen, Ärzte und Apotheker, Wissenschaft-liche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2000

4. Munzinger P, Odewald L. Achtung gefährlich! Alles,was im Meer beißt, nesselt, brennt und sticht, UW-Media, Freiburg, 2004

5. http://www.bionaut-seminare.de; BIONAUT-Kurse

Siehe auch Beitrag auf S. 45: Unfall mit Zitterrochen

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Editorial

Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,

BOOT 2007 Die erste offizielle Präsenz derGTÜM in der Taucher-Halle (Halle 3) auf der BOOT2007 war ein voller Erfolg. Die GTÜM wurde mehrals freundlich von unseren Senior-StandpartnerDAN Europe aufgenommen. Die Kombination mitder deutsch-österreichisch-ungarischen Sektionvon DAN Europe unter der Leitung von Ulrich vanLaak zeigte sehr schnell eine fruchtbare win-win-Situation, in der viele tauchmedizinische Fragenzur Tauchtauglichkeit und zu Tauchunfällen an dieExperten der GTÜM herangetragen wurden.Daneben gab es auch zahlreiche ärztliche Kolle-gen, die uns auf Stand 3B84 besuchten und dieGelegenheit nutzten, um ihre Daten in der Mit-gliederkartei und der Taucherarzt-Liste zu aktuali-sieren. Auch einige neue GTÜM-Mitglieder konn-ten wir gewinnen. An dieser Stelle möchte ich michnoch einmal bei Karin Endermann, Jochen Freier,Armin Kemmer, Christoph Klingmann, HendrikLiedtke, Peter Müller und Claus Muth bedanken,die Ihre Freizeit für einen BOOT-Tag opferten!Mein Gesamteindruck über neun Messetage: vielInteresse, viele positive Rückmeldungen und Lobfür unseren ‘Messe-CAISSON’.

Messe-CAISSON Der in höherer Auflage ge-druckte CAISSON 4/2006 konnte in fast 2000Exemplaren verteilt werden: das Gros auf demGTÜM-Stand, daneben zielgerichtet an die alsMultiplikatoren wichtigen Tauchlehrer der größerenTauchlehrer- und Tauchschul-Organisationen. Wirwaren uns im Vorfeld der Entstehung der BOOT-Ausgabe des CAISSON nicht ganz einig, wie einTaucher-orientierter, mit Basisinfos vollgestopfterCAISSON wohl bei den GTÜM-Mitgliedern ankom-men würde, denen ja vieles vom jetzt abgedruck-ten bestens bekannt ist. Aber die gezieltenNachfragen bei allen Standbesuchern, die alsGTÜM-Mitglieder erkannt wurden, zeigte, dass

diese Besorgnis wohl unbegründet war. EinhelligeZustimmung zum gewählten Vorgehen auch hier.Dies bringt uns nun zu der Überlegung, die ganzeSache zur nächsten BOOT mit der CAISSON-Ausgabe 4-2007 zu wiederholen. Bitte schreibenSie mir doch Ihre Meinung zu einem solchenVorgehen (z.B. als Email an [email protected]), danke!

Personalia Wie immer und überall im Leben gibtes Veränderungen. Auch im GTÜM-Vorstand undin der CAISSON-Redaktion. So müssen wir mitBedauern zur Kenntnis nehmen, dass PD Dr.Jochen Hansen sich aus beruflichen Gründen vonseiner Mitarbeit in der GTÜM zurückzieht. DerGTÜM-Vorstand bedankt sich herzlich bei JochenHansen für seine langjährige Mitarbeit im GTÜM-Vorstand als Sekretär und als Beauftragter fürQualitätssicherung in der HBO-Therapie, unterdessen Leitung die erste Zertifizierung von deut-schen Druckkammerzentren nach DIN EN ISO9001 und DIN 9001:2000-01 erfolgte. Wir wün-schen ihm alles Gute für seine Zukunft. In der CAISSON-Redaktion müssen wir uns auf-grund einer geänderten beruflichen Situation vonEdith Brandolisio verabschieden. Frau Brandolisiowar seit Übernahme der Redaktion durch JochenSchipke in 2003 ein bislang unverzichtbares Gliedin der Kette der CAISSON-Redaktion. Wir bedan-ken uns bei ihr herzlich für Ihre Mitarbeit und wün-schen ihr alles Gute für ihre Zukunft. Wir hoffen,dass wir die nun erforderlichen, organisatorischenVeränderungen ohne Nachteile für die CAISSON-Leser ‘über die Bühne’ bringen können. Zunächstaber erst einmal viel Spaß beim lesen mit dieserAusgabe!

Ihr Wilhelm Welslau

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Tauchen

ten Tätigkeit waren Menschen nach dem Erwerbs-leben mit anscheinend altersgemäßer ein-geschränkter Leistungsfähigkeit nicht mehr einge-bunden.Die Entwicklung des nicht-militärischen und nicht-gewerblichen Geräte-Tauchens wurde durch Hansund Lotte Hass sowie Jacques Cousteau populärgemacht. Leni Riefenstahl hat in den 80er Jahredes 20. Jahrhunderts den älteren Aktiven Mut zumRecreational Diving gemacht [10]. Diese Entwick-lung lässt Zweifel an der Berechtigung des Aus-schlusses einer gesellschaftlichen Gruppe vomTauchsport nur auf Grund ihres Alters aufkommen.

Sind Über-Sechzig-Jährige tauchtauglich?Menschen jenseits des 6. Dezenniums, also imrentenpflichtigen Alter, wollen und sollen keineUnterwasserarbeit im Sinne der BGV C 23 (Unfall-verhütungsvorschrift ‘Taucherarbeiten’) der ge-werblichen Berufsgenossenschaften [HVBG] oderder Marinedienstvorschrift MDv 450/1 ‘Taucher-wesen der Marine’ ausführen. Die BGV C 23 siehtausdrücklich nur eine Altersbeschränkung für einMindestalter, nicht aber für ein Höchstalter vor. Die Aufarbeitung des Gefährdungspotentials imFreizeittauchen soll sich nur auf die physischenBelastungen (Stress) und Beanspruchungen(strain) durch den Aufenthalt im und unter Wasserim Sinne des ‘Recreational Diving’ bei mental junggebliebenen Menschen beschränken.Aufenthalt in Überdruck und damit Tauchen ist grund-sätzlich geeignet, die Gesundheit des Menschen zugefährden. Diese Gefährdung ist gegeben durch

1. tauchspezifische Belastungen (Stress) undBeanspruchung (strain),

2. fehlerhafte Organantwort auf Stress,3. vom Überdruck unabhängige Belastung,4. Gefährdung durch Gerätenutzung.

Auf diese vier Aspekte wird im Folgenden einge-gangen.

1. Tauchspezifische Belastungen (Stress)und ihre Beanspruchung (strain)

Die eigentlichen tauchspezifischen Belastungenbasieren auf Veränderungen des Umgebungs-druckes. Im Grunde werden die Belastungen durchÄnderung des Gesamtdruckes, der Partialdrückeund den dadurch resultierenden Organantworten

Vergangenheit?Tauchen ist schön! Diese Behauptung habe icherstmals 1969 über dem Schreibtisch von Dr.Klaus Seemann, dem stellvertretenden Kom-mandeur des Schifffahrtmedizinischen Institutsder Marine in Kiel-Kronshagen gelesen. Für michals Sanitätsoffizier aus dem Heer war diese Aus-sage zunächst nicht nachvollziehbar. Als Pionier-taucher bedeutete für mich und die anderenTaucher in Heer und Marine Tauchen und die Aus-bildung bei der Schiffsicherungslehrgruppe inNeustadt/Holst. schlichtweg Dienst (Arbeit) untererschwerten Bedingungen. Dazu wurden wir aus-gebildet, das war unser Auftrag. Entsprechend wurden die Untersuchungen aufTUKV (Taucher-, U-Boot- und Kampfschwimmer-Verwendungsfähigkeit) durchgeführt. Es galt, kör-perliche Schäden durch die Exposition gegenüberdem Unterwasser-Überdruck (auch der freie Aus-stieg des U-Boot-Fahrers zählt dazu) an Soldatenzu verhindern. Es wurden nur junge Männer aus-gesucht, von denen angenommen werden konnte,dass die zu erwarteten Belastungen und Bean-spruchungen keine bleibenden körperlichen Schä-den bei ihnen verursachen würden. Es wurde alsoeine körperliche Elite an das Tauchen herange-führt – es gab schon damals den healthy worker,wie er in der modernen arbeitsmedizinischen Sta-tistik postuliert wird. An andere gesellschaftlicheGruppen wurde in Zusammenhang mit dem Tau-chen kein Gedanke verschwendet.Im zivilen Bereich fanden sich ähnliche Einschrän-kungen im Zugang zum Tauchen. Die Schwimm-taucher der Feuerwehren und der Polizei hatteneine ähnliche Altersbegrenzung wie das Militär.Für Überdruck exponierte Arbeiter im Tunnelbauist noch heute nach § 9 der Druckluftverordnungdas vollendete 50. Lebensjahr (das 5. Dezennium)Ende der Beschäftigung mit Druckluftexposition. Auch im Freizeitbereich war das Tauchen im Sinnedes Sporttauchens leistungsbezogen. In dieservon der körperlichen Leistungsfähigkeit dominier-

Tauchsport nach dem 6. Dezennium

D Tirpitz

Adresse des Autors:

Dr. Dietmar TirpitzRosenstr. 7547506 Neukirchen-VluynE-Mail: [email protected]

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definiert. Das sind zum einen das Unter- und Über-druck-Barotrauma einschließlich der arteriellenGasembolie (AGE) und zum anderen die Intoxi-kationen und die Stickstoff-induzierten Schäden inder Dekompression (decompression sickness,DCS 1 und DCS 2).Stickstoff-induzierte Schäden im Sinne der DCSTyp 1 und Typ 2 sind an sich nicht altersabhängig,sofern der ungestörte Gasaustausch durch kardio-pulmonale Organschäden nicht behindert wird [2].Alterstypisch sind allerdings Umwandlungen desroten in gelbes Knochenmark (Fettmark). Insofernist gegenüber jugendlichen Tauchern eine ver-mehrte Aufsättigung mit Stickstoff im Knochen-mark möglich. Knocheninfarkte sind oft Fettmark-infarkte [4]. Neben diesen nicht beeinflussbarenVeränderungen der N2-Kapazität ist die exogen-ali-mentäre Veränderung der menschlichen Fett-depots (allerdings nicht nur beim älteren Men-schen) zu beachten. Hier wird ein entsprechendesrestriktives Tauchverhalten (kürzere Grundzeit,längere Dekompressionszeit) empfohlen. Für den schwersten Unfall des Gerätetauchers, diearterielle Gasembolie nach Überdruck-Barotraumader Lunge, ist eine sichere altersbedingte Differen-zierung schwierig. Solitäre Emphysemblasen undbullöse Emphyseme als Schwachstelle im Lungen-gewebe und Ausgangspunkt von Gewebsläsionensind nicht altersspezifisch: sie sind beim Jugend-lichen ebenso zu finden wie in älteren Populatio-nen. Gleiches gilt für das persistierende foramen ovale(PFO), die nicht verklebte kulissenartige Öffnung inder Vorhofscheidewand des Herzens. Diese em-bryonale Veränderung schließt sich nach der Ge-burt (erster Schrei) und sollte nach dem 1. Deze-nium dauerhaft verschlossen sein. Bei 25 % derBevölkerung geschieht das nicht, so dass bei ent-sprechender Druckdifferenz Gasblasen aus demrechten in den linken Vorhof übertreten können.Ein solches Phänomen ist mit der Kontrast-Dopp-lersonographie jederzeit nachweisbar [6]. Einearterielle Gasembolie auf der Grundlage solcheines PFO ist bisher in 2,5 % aller arteriellen Gas-embolien nachgewiesen. Die geringe Wahrschein-lichkeit eines solchen Unfallgeschehens ist dahereher beim jugendlichen als beim ‘gereiften’,‘verklebten’ Taucher anzunehmen und taugt somitals Ausschlusskriterium des Tauchers nach dem6. Dezennium nicht. Messbare Einschränkungen der Lungenfunktion,gleich welchen Ursprungs, gelten sowohl beim 16-jährigen als auch beim 60-jährigen gleichermaßenals Ausschlusskriterium. Eine Abnahme der Com-pliance ist bei älteren Tauchern sicherlich häufigerals bei jüngeren. Hier sollten auch im Hinblick aufein mögliches Éssoufflement Tauchgänge inner-halb der Nullzeit eingehalten werden, um sieunkompliziert abbrechen zu können.

2. Fehlerhafte Organantwort auf StressDie fehlerhafte Reaktion auf Belastung (Stress)kann durch Fehlbelastung gesunder Organe oderaber durch normale Belastung eines vorgeschä-digten Organs erfolgen.Auf eine tauchtypische Belastung oder eine vomTauchen unabhängige Belastung gibt der Orga-nismus eine Antwort (strain). Inwieweit die Antwortzu reversiblen Veränderungen führt (Kompensa-tion), ist eine Frage des aktuellen körperlichen Zu-standes (Fitness). Diese aktuelle Fitness ist regel-haft für eine mögliche fehlerhafte Antwort aufStress. Eine hohe Kompensationsmöglichkeit ge-genüber Stress hängt ihrerseits von vorhergehen-den, auf Dauer nicht kompensationsfähigen Belas-tungen ab. Diese Belastungen können berufsbe-dingt körperlich oder psychisch, aber auch durchpersönliche Lebensumstände (Nikotin, Alkohol)und Krankheiten (Diabetes mellitus, Infektions-krankheiten, Herz-Kreislauf- und konsumierendeErkrankungen) zu dekompensierten Organfunktio-nen geführt haben. Vorgeschädigte, nicht kompensationsfähige Ver-änderungen mit fehlerhafter Antwort auf Stressschränken das Tauchen erheblich ein. Diese Ver-änderungen sind nicht unbedingt einer spezifi-schen Altersgruppe zuzuordnen, sie kann in allenDezennien auftreten. Eine Tauchtauglichkeits-Untersuchung entsprechend den Richtlinien derGTÜM ist durch einen erfahrenen Taucherarzt aus-reichend, um eine Prognose zur Tauchbelastungdes Probanden zu stellen [11]. Spezielle Fragenzum körperlichen Zustand sind in den Altersgrup-pen nach dem 6. Dezennium sicher häufiger. Beibegründetem klinischen Verdacht sollte der Unter-sucher sich nicht scheuen, den ursprünglichenUntersuchungsrahmen zu erweitern. Diese Mög-lichkeit sollte aber vorher den Untersuchten mitge-teilt werden, da der übliche finanzielle Rahmendeutlich überschritten werden kann. Erfahrungs-gemäß sind aber in der Altersgruppe nach dem6. Dezennium in dieser Beziehung eher keineSchwierigkeiten zu erwarten.

3. Überdruck-unabhängige Belastung Vom Überdruck unabhängig sind die körperlichenBelastungen beim Eintauchen, die Immersion (Ein-tauchen bis zum Hals) mit Rechtsherzbelastungund renaler Antwort. Zu diesen Belastungen gehö-ren auch die Auskühlung bis zur milden Hypother-mie und die Belastung der Haut und Hautanhangs-organe durch Aufweichung und Verlust des schüt-zenden Säureschilds und folgender bakteriellerInvasion.

Herzkreislaufsystem. Die Rechtsherzbelastungbei der Immersion und der Submersion betrifft alleAltersklassen: Kinder, Erwachsene und Menschenjenseits des 6. Dezenniums. Bei normaler Herz-

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leistung kommt es zur prompten Schwimmbad-Diu-rese, dem ‘Taucherpinkeln’. Eine jahrzehntelangeregelmäßige Exposition kann zur Rechtsherzver-größerung und zu Rhythmusstörungen führen. Beiälteren Berufs-Tauchern sind diese Rhythmus-störungen eine regelhafte Erscheinung. Bei kardialerBelastung (Ergometrie) verschwinden diese Rhy-thmusstörungen allerdings prompt. Es handelt sichhierbei wie beim Sportlerherzen nur um Trainings-folgen. Kardiale Vorschäden können bei gleichenBelastungen allerdings letale Folgen haben. Atmung. Der Respirationstrakt ist ebenfalls An-griffspunkt für Stress-Folgen. Mit zunehmenderTauchtiefe steigt die Atemarbeit mit zunehmenderAtemgasdichte an (auch durch Atemregler nichtvollständig ausgleichbar). Bei zusätzlicher Belas-tung, z.B. beim Strömungstauchen, kann es auchbei Körpergesunden zu Fehlleistungen bei derAtemarbeit und einem pCO2-Anstieg (= Éssouffle-ment) kommen. Die Fortdauer dieses Éssouffle-ments kann letale Folgen haben. Bei chronischobstruktiver Lungenerkrankung in Folge endogenerund exogener Schädigung, wie sie im Alter manifestwerden, ist die Lungenfunktion eingeschränkt. Dieeingeschränkte Belastbarkeit der Atemmuskulaturführt sicherlich schneller zu dem schweren Bild derakuten CO2Intoxikation mit Éssoufflement.Haut. Zusammen mit dem Unterhautfettgewebehat die Haut eine Wärmeschutzfunktion. Durch ent-sprechenden technischen Schutz (Neopren- oderTrockentauch-Anzüge) kann der Wärmeschutz ver-stärkt werden. Er kann aber nicht verhindern, dassder Körper im Wasser in Abhängigkeit von derExpositionsdauer und der Wassertemperatur aus-kühlt; auch bei Wassertemperaturen von 30 °Cbesteht eine Temperaturdifferenz von 7 °C zumKörperkern. Im Alter ist das Unterhautfettgewebeoft reduziert und der Hautturgor nimmt ab.Zusätzlich kann die Hautdurchblutung gestört sein.Das betrifft sowohl den arteriellen Schenkel(Diabetes mellitus und chronisch-periphere arteriel-le Durchblutungsstörung nach Nikotinabusus) alsauch den arteriellen und den venösen Schenkel mitgestörtem Bluttransport bei Varicosis. Beides führtzur Herabsetzung des Wärmeschutzes und kann

zur Hypothermie mit Einschränkung der psychi-schen Leistungsfähigkeit (milde Hypothermie: über35 °C) bis zur kardialen Leistungseinschränkung(mäßige Hypothermie: 35 °C bis 32 °C) führen.Ohr. Haut und Hautanhangsgebilde sind altersun-abhängig dem Stress des umgebenden Wassersausgesetzt. Über die Auflösung des schützendenSäuremantels kommt es zum Eindringen vonErregern und bei mangelhafter Hautdurchblutungzu Infektionen von bakteriell kontaminiertenRegionen, z.B. dem Gehörgang, mit Ausbildungder Otitis externa, dem Taucherohr. Diese rechthäufige Infektion besonders in warmen Gewässernkann durch Mitbeteiligung der Paukenhöhle unddes Mastoids zu ausgedehnten nekrotisierendenInfektionen im Sinne der Otitis externa malignaführen. Zwar sind diese Erkrankungen des Außen-und Mittelohres nicht an eine bestimmte Alters-struktur gebunden, aber die Herabsetzung derregionalen Infektabwehr bei altersbedingten Ver-brauchserkrankungen begünstigt das Ausmaß derErkrankung. Mittelohr und Innenohr sind beim Tau-chers im ‘reifen’ Alter sicher Zielorgane. Die Funk-tion der Gehörknöchelkette in ihrer Verbindung vonTrommelfell und ovalem Fenster wird durch Kom-pression und Dekompression beansprucht. Beinormaler Funktion ist sicherlich keine Tauch-Ein-schränkung gegeben. Andererseits sind Erkran-kungen dieser Organteile (Otosklerose, Innenohr-schwerhörigkeit, Tinnitus) degenerative oder aucherworbene Erkrankungen des älteren Menschen,die eine weitere Belastung durch das Tauchenbedeuten. Derartige Erkrankungen sollten miteinem taucherfahrenen HNO-Arzt sicherlich auchkontrovers diskutiert werden. Der Tauch-Stresskann jederzeit zu Störungen der Hörorgane führenund natürlich auch ein vorbestehendes Leiden wieSchwerhörigkeit und Tinnitus verschlimmern; aller-dings nicht nur bei Senioren.

4. Gefährdung durch GerätenutzungDer Tauchsport kommt nicht ohne Geräte aus. Siedienen der Fortbewegung unter Wasser (Flossen),der oberflächennahen Atmung (Schnorchel) undder optischen Wahrnehmung der Umgebung(Maske). Zu dieser ABC-Ausrüstung kommenHilfsmittel zur Atmung unter Wasser (Atemgas-vorrat in Flaschen und Atemregler) aber auchKälteschutz (z.B. Neoprenanzug), Abtriebsmittel(Bleigürtel) und Auftriebsmittel (Tarierweste). DasGewicht dieser Mindestausrüstung von 25 kg undmehr ist im und unter Wasser unproblematisch; esmuss aber bis zum Einstieg und zurück getragenwerden und setzt einen kräftigen Körper voraus.Ein Mangel an Kraft ist wiederum kein altersbe-dingtes Ausschlusskriterium. Das Atemgerät hat tauchspezifische Schwach-stellen, wie temperaturinduzierte Ventilstörungenoder nicht ausreichende Regelung der Reserveluft.Hierbei handelt es sich um Gerätekomplikationen,

Abb. 1: So wie die Ausrüstung hat sich auch dieEinstellung zum Tauchen in den letzten Jahrzehntengeändert. Zwischen diesen beiden Tauchern liegenWelten

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die nichts mit dem Alter eines Tauchers zu tunhaben. Optische Hilfen in der Maske bei Fehlsich-tigkeit und die Auswahl der Flossenstärke in Ab-hängigkeit von Muskelfunktion und Gelenkbeweg-lichkeit betreffen ebenfalls alle Altersgruppen. DieProbleme von Ab- und Auftrieb und der Benutzungvon Bleigewicht und Tariersystem sind in allenAltersgruppen zu finden und eine Frage der Aus-bildung und nicht des Alters.Lediglich die hormonell bedingten osteoporotischenSkelettveränderungen bei der Frau nach dem 5.Dezennium können zu altersbedingten Ein-schränkungen führen. Hier ist an den Druck derFlaschen auf die untere Wirbelsäule zu denken undauch an die Einschränkung der groben Kraft imGliedmaßenbereich. Die Einschränkungen derGelenksbeweglichkeit durch degenerative Verän-derungen (Arthrose) ist allerdings unter Wasserdeutlich geringer als an Land (Entlastung beson-ders der Gelenke der unteren Gliedmaßen).Kleinere Flaschen und geeignete Flossen bietenweitere Abhilfe. Die Reduzierung des Bleigewich-tes lässt sich durch entsprechendes Training errei-chen. Kleinere Flaschen schränken allerdings auchdas Tauchrevier ein: geringere Tiefen und kürzereTauchgänge. Eine solche Einschränkung derTauchgänge ist mit Empfehlungen in der Literaturzu sehen: pro Dezennium über dem 35. LebensjahrReduzierung der Grundzeit um 10 % [3].

Alter ist kein AusschlusskriteriumEs lässt sich feststellen, dass die körperliche Ein-schränkung der Belastungsfähigkeit zum Tauchen(Stress) nicht vom Alter sondern von der aktuellenFähigkeit des Körpers abhängt, auf diesen Stressmit einer kompensationsfähigen Beanspruchung(strain) zu antworten: der aktuellen körperlichenFitness. Diese Fitness kann im Alter reduziert sein,oft ist sie aber vergleichbar mit Jugendlichen oderErwachsenen im erwerbsfähigen Alter. Alle Auto-ren und Organisationen, die sich mit Statistiken zuTauchunfällen beschäftigen [3,8] haben überein-stimmend festgestellt, dass ca. 85 % aller schwe-ren Tauchunfälle nicht tauchspezifische Ursachenhatten, sondern auf medical causes – körperlicheDefizite mit fehlerhafter Antwort auf Tauch-Stress –beruhten. Die häufigste Unfall-Ursache beruht alsoauf mangelnder Fitness. Die Altersgruppe über60 Jahre ist hierbei nicht signifikant vertreten. DieMehrzahl der Unfälle findet sich in der Altersgrup-pe zwischen 21 und 35 Jahren und nur eine unbe-deutende Zahl in der Gruppe von 46 bis 56 Jahren[3]. In der VDST-Statistik häufen sich die Tauch-unfälle in der Altersgruppe 30-49 Jahre (50 %). DieAltersgruppe 50-69 Jahre macht dagegen nur11 % aus [9].Die Entwicklung der letzten Jahre lässt eine alters-bedingte Einschränkung der Tauchtauglichkeitohne jede Differenzierung nicht mehr als berechtigterscheinen. Der Taucherarzt muss nicht mehr

untersuchen, welche Person für definierte Belas-tungen der Unterwassertätigkeit geeignet ist, son-dern er muss auf Grund seiner Untersuchungs-ergebnisse festlegen, welchen UW-Belastungendie untersuchte Person mit vertretbarem Risikogewachsen ist. Er sucht keinen ‘healthy worker’ fürdefinierte Belastungen, sondern er sucht die mög-lichen Belastungen im ‘recreational diving’ für einedefinierte Person.

Zusammenfassung. Es ist nicht mehr berechtigt,eine Person allein wegen ihres Alters vom Tauchenauszuschließen. Auf der Basis einer spezifischenUntersuchung muss festgelegt werden, zu wel-chen Leistungen im Tauchsport die untersuchtePerson fähig ist, und welche Einschränkungen mitentsprechenden Ausschlusskriterien vorliegen.Diese Bewertung ist nicht altersspezifisch sonderngilt für jede untersuchte Person [1].In der älteren Literatur galten tauchspezifische Ein-schränkungen für bestimmte Altersgruppen [7]. DieResignation der Alten darauf bleibt heute aus. InAustralien führte eine pragmatischere Einstellungzum Tauchen nach dem 6. Dezennium [3] zu einereigenen wissenschaftlichen Gesellschaft: derSubaquatic Geriatric Association (SAGA). Die eta-blierten Taucherärzte Australiens reagierten promptund wurden Mitglied dieser Gesellschaft: Edmondsbesitzt die junior membership in der SAGA.Das Alter allein ist kein Ausschlusskriterium!

Literatur1. Almeling M. Tauchtauglichkeit – Sporttauchen II-7.3

in: Almeling-Böhm-Welslau Handbuch der Tauch-und Hyperbarmedizin. Ecomed Verlag 1999; 2-4

2. Bühlmann AA. Tauchmedizin. Springer-VerlagHeidelberg 1995; 9

3. Edmonds C, Lowry CH, Pennefather J. Diving andSubaquatic Medicine. Butterworth-Heinemann Ltd.Oxford 1992; 448-456

4. Faesecke, KP. Wie sicher sind ‘sichere’ Dekom-pressionsverfahren? In: Tauchmedizin 5. EcomedVerlag 1993; 8-10

5. HVBG. BGV C 23 UVV Taucherarbeiten. Carl Hey-manns Verlag 2001; 8

6. Kampen J, Struck N, Heine L. Diagnostik des paten-ten foramen ovale (PFO) durch transthorakale Echo-kardiographie (TEE) und transcranielle Dopplersono-graphie (TCD) der Arteria cerebri media mit Ultra-schallkontrastmittel in der Tauchmedizin. In: Tirpitz,Schipke, Van Laak. Tauchmedizin 6. Dr. Curt Haefner-Verlag 2000; 140-147

7. Mebane GY, McIver NKI. Fitness to dive. In: BennettP, Elliot D. The Physiology and Medicine of Diving.W.B. Saunders Comp. Ltd. 1995; 55-58

8. Moon RE, Vann RD, Bennett PB. The physiology ofdecompression illness. Sci Am 1995; 273(2): 70-77

9. Roggenbach H. Die Taucherhotline – 24 StundenBereitschaft des Verbandes Deutscher Sporttaucher(VDST e.V.) Sporttaucher 2004; 110-119

10. Schipke JD. Leni Riefenstahl. CAISSON 2003; 4: 24-2511. Wendling J, Ehm O, Ehrsam R et al. Tauchtauglichkeit

Manual. GTÜM-ÖGTU-SGUHM Biel 2001; 112

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Es war ein Tag voller Dramatik, als auf hoher Seebei den Brother Islands 11 Taucher und ihr Tauch-guide von einer starken Strömung weggerissenwurden. Die Erlebnisse der Gruppe bis zur Rettungauf dem offenen Meer 45 km von den BrotherIslands entfernt (Abb. 1) werden beschrieben. DerBericht ist ein wahres Lehrstück:

Ort des Geschehens: Little Brother, Sonntag,8. August 2004. Die Gruppe bestand zunächst aus13 Tauchern zwischen 25 und 50: ein Tauchguide,der Rest PADI Advanced bis Dive Master, TG 130->600. Die Gruppe verfügte über folgende Aus-rüstung:

Eine Aufstiegsboje pro Buddyteam, Neopren-anzüge (2 - 5 mm), 3 Lampen, 6 m Seil, 2 Westen-flaschen, Foto- und Videokamera.

Es wurde per Zodiac an der nordöstlichen Ecke,10 m vom Riff getaucht (Abb. 2). Die Bedingungen:südöstliche Strömung mit einer Geschwindigkeitvon 2,5 kn. Sichtweiten 15-20 m, Wellengang 1,0-1,5 m. Nördlicher bis nordöstlicher Wind mitWindstärke 4-5. Der Tag war sonnig und klar.

Das Boot ankerteam südlichstenPunkt von LittleBrother. Zodiac 1mit sechs Tau-chern und demTauchguide undZodiac 2 mitsechs Tauchernsollen die Grup-pen zum Tauch-platz bringen. DieGruppen sollenerst abtauchen,nachdem derGuide die Tauch-b e d i n g u n g e n

unter Wasser untersucht hat. Zodiac 1 soll nachdem Entladen zurück zum Schiff, Zodiac 2 entlangder geplanten Tauchroute patrouillieren.

Der PlanDie Taucher sollten immer in Sichtweite des Riffestauchen. Die Taucher wurden gebrieft, dass dersüdliche Punkt des Little Brother nicht parallel zurStrömung verläuft, d.h. die Strömung ging nachSüdosten ins offene Meer. Der Plan war deshalb,mit der Strömung die östliche Seite nach Süden zubetauchen und sich dann am südlichen Ende nachWesten zu halten. Geplante Tauchzeit max.60 min. Jede Gruppe konnte dann entweder vondem Zodiac eingesammelt werden oder zumTauchboot zurück tauchen.

High Seas, High Drama and 12 Hereos

P Moulton

Der folgende Bericht beschreibt eine dramatische Rettungsaktion, die sich bereits vor 3 Jahren im Roten Meerabspielte. Paul Moulton, der Autor, war unfreiwilliger Teilnehmer an der 13-h-Odyssee. Der im H2O-Magazine(No. 5, 2004) erschienene Bericht wurde von C. Sherwood (CA) aus dem Englischen übersetzt; der Berichtist gekürzt.Wir machen unsere Leser auf einen früheren Bericht im CAISSON (Nr. 2, 2006) aufmerksam, in welchem dasENOS-System vorgestellt wurde, mit welchem verhindert werden kann, dass Taucher stundenlang auf demoffenen Meer treiben, weil sie bei einem Tauchgang verloren gingen. In der vorliegenden Ausgabe des CAIS-SON wird AquaFix (siehe S. 44) als ein weiteres System vorgestellt, welches ebenfalls hilft, an der Oberflächetreibende Taucher zu orten und zu retten.

Übersetzung: C Sherwood

Drama auf hoher See

Abb. 1: Lage der Tauchstation an der Küste des RotenMeeres. Der Kreis kennzeichnet die Lage der BrotherIslands

Abb. 2: Little Brother und Haupt-strömungsrichtung

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Die RealitätUm 07.10 Uhr fuhren 13 Taucher in zwei Zodiacszum Absprungort. Ich saß in Zodiac 2, wo einer derMittaucher mit Nasenbluten zu kämpfen hatte, ver-ursacht durch einen Zusammenstoß mit derBordwand nach einer Kollision mit einer großenWelle. Am Absprungort wartete schon der Tauch-guide im Wasser, die 6 Taucher aus Zodiac 1waren schon abgetaucht. Der Taucher mit demNasenbluten entschied sich, nicht zu tauchen, dierestlichen fünf rollten ins Wasser und tauchten ab.Zodiac 2 brachte den verletzten Taucher zum Bootund fuhr zum südlichen Ende des Riffes.Unter Wasser waren wir ungefähr 10 m vom Riffentfernt. Man sah deutlich die Buddyteams in Tie-fen von 15-30 m, die alle zwischen 10 und 20 mvom Riff entfernt tauchten.

Nach wenigen Minuten machte eines der Buddy-teams sich durch Klopfgeräusche bemerkbar, zeig-te in Richtung offenes Meer und alle tauchten vomRiff weg – auch ich glaubte, die Umrisse einesMantas gesehen zu haben. Es waren nur zweiMinuten – aber diese zwei Minuten reichten aus,um den Sichtkontakt zum Riff abreißen zu lassen.Ich versuchte, mich anhand der Sonne zum Riff zuorientieren und begann mit dem Austauchen auseiner Tiefe von 25 m. Der Tauchguide hatte schondie Oberfläche erreicht, eine Peilung gemacht unddie Taucherboje gesetzt. Er tauchte wieder ab, umseinen Sicherheitsstopp nachzuholen. Nach20 min Tauchzeit erreichte ich die Wasserober-fläche. Wir waren ungefähr 200-300 m südöstlichvon Little Brother und Boot. Ich tauchte wieder ab,sammelte unsere Vierergruppe ein, tauchte zumGuide und machte den Sicherheitsstopp. Als wirnach einer Tauchzeit von 33 min auftauchten,waren alle Gruppen wieder vereint. Das Boot unddas südöstliche Ende des Little Brother waren abernun 600-1000 m entfernt. Alle acht Bojen wurdengesetzt. Bei einem Wellengang von 1,5 m und mitder Sonne im Rücken waren die Chancenschlecht, entdeckt zu werden.Es wurden alle Möglichkeiten in der Gruppe disku-tiert. Die Optionen, zum Boot zurück zu schwim-men, zu tauchen oder die Position beizubehalten,wurden verworfen. Sie erschienen uns zu an-strengend oder hätten mindestens 1 h gedauert.Diese Optionen hätten auch zu einer Zersplitterungder Gruppe führen können. Eine Suche wäre aucherst in 30-45 min gestartet worden, und wir warenschon außerhalb des ersten Suchradius. Wir ent-schieden uns daher, zusammen zu bleiben unduns von der Strömung und vom Wind mittragen zulassen....

Unsere 12er Gruppe (5 Briten, 5 Portugiesen und2 Belgier) trieb in südliche Richtung (die Strömungverlief nach Südosten und der Wind blies nachNord/Nordwest) und wir verloren schnell Sicht-

kontakt zum Leuchtturm. Erst jetzt wurde unsunsere Situation bewusst. Wir trieben auf demoffenen Meer in einer losen Gruppe auf einerFläche von 20 x 20 m2, aber immer in Sichtkontaktzu den anderen.Drei Stunden später, um 09.30 Uhr, sahen wir 300-500 m nordöstlich von uns einen Zodiac, welcherder Strömung nach Südosten folgend, nach unssuchte. Die Suchmannschaft brach dann dieSuche ab und fuhr zurück nach Nordwesten.

Die nächsten 5 h trieben wir weiter nach Süden. Eswurde wenig gesprochen. Jeder war mit sichbeschäftigt. Es war schon merkwürdig, wie schnelldie Zeit verging. Die Erkenntnis unserer Situationaktivierte bei uns eine Art ‘Überlebensmodus’.Jeder war sich seiner Umgebung bewusst, jedochwurden jeder unnötige Gedanke und jede überflüs-sige Bewegung vermieden.

Während der ganzen Zeit waren wir inmitten vonWellen, die bis 1,5 m hoch waren. Drei von uns lit-ten stark unter Seekrankheit und mussten erbre-chen. Ein Flüssigkeitsverlust, der in unserer Situa-tion besonders gefährlich war.

Zwischen 14.00 und 15.00 Uhr waren wir alle nie-dergeschlagen. Es bildete sich eine Gruppe von 8Tauchern; manche Taucher legten sich auf ihreTaucherbojen. Wassermangel, Sonneneinwirkungund Schürfwunden, verursacht durch den Abriebder Neoprenanzüge auf der Haut, ließen dieStimmung weiter sinken. Zwischen 15.00 und16.00 Uhr nahm die Aktivität wieder zu, denn wirsahen zwei Tauchboote ungefähr 2-3 km in östli-cher Richtung. Zur gleichen Zeit tauchte auch einFrachter im Nordosten am Horizont auf und fuhrnach Süden. Auch ein Tiefflieger wurde gesichtet,der offensichtlich ein Suchmuster flog.Obwohl wir froh waren, dass nach uns gesuchtwurde, waren wir sehr frustriert, dass alle Such-aktivitäten östlich von unserer Position stattfanden.Alles war so nah und doch so fern.In der Gruppe wurde abermals heiß diskutiert.Manche wollten nach Osten schwimmen, um inden Suchradius zu gelangen, andere wiederumwollten Energie sparen und warten, bis der Such-radius sich vergrößerte. Hier brach die Gruppeauseinander. Vier Taucher schwammen nachOsten, um sich bei dem Frachter bemerkbar zumachen. Sie kamen bis auf einen Kilometer heran,wurden aber von dem vorbeifahrenden Schiff nichtgesichtet. Die vier kamen dann zur Haupt-Gruppezurück.Als wir wieder versammelt waren, kam das Such-flugzeug direkt auf uns zugeflogen. Wir winktennatürlich mit allem, was wir hatten: mit Armen,Flossen und Bojen und waren uns ziemlich sicher,entdeckt zu werden, da das Flugzeug nur 50-

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200 m östlich von uns vorbei flog. Aus dem Flug-zeug hat man uns aber trotzdem übersehen, sonstwäre der Pilot mehrmals über uns hinweg geflogenoder hätte sich irgendwie zu erkennen gegeben.Als das Flugzeug abdrehte, wurde uns plötzlichbewusst, dass alle Anstrengung vergebens war.Die Moral erreichte einen Tiefpunkt. Jeder versankin seine Gedanken, bis wir bemerkten, dass wirauseinander drifteten.

Wir begannen mit der Planung für die Nacht. Min-destens drei von uns litten schon während des Ta-ges unter der Kälte, zwei von ihnen waren bereitsan der Grenze zur Hypothermie. Um 18.00 Uhrbanden wir uns mit dem Seil und unseren Gurtenaneinander. Jeder bekam eine Nummer (von 1 bis12), und wir sprachen uns regelmäßig an, um nichteinzuschlafen.

Ab 19.00 Uhr fingen wir mit Ratespielen und Kon-versation an. Alle waren einverstanden, währendder Nacht nach Westen in Richtung Küste zuschwimmen. Es war uns zwar bewusst, dass dieseAktion uns weiter aus dem Suchradius wegführenwürde, jedoch kämen wir 6-8 km näher an dieKüste heran und dadurch stieg die Möglichkeit, vonanderen Booten entdeckt zu werden. Zusätzlichwürde das Flossenschwimmen uns beschäftigenund warm halten.Als die Sonne unterging, orientierten wir uns anden Sternen und mit dem Kompass. Wir beobach-teten die ISS (Internationale Raumstation) undsangen sogar Lieder.

Wir bemerkten Lichter von zwei Booten am Hori-zont. Sie bewegten sich Richtung Süden. Jetztbenutzten wir die Lampen. Eine dieser Lampenhatte die Leuchtkraft eines kleinen Leuchtturms,und so versuchten wir 15 min lang, Aufmerksam-keit zu erregen. Dazu bildeten wir eine Kette. DieLampen wurden an den beiden Enden positioniert.Später sagte uns der Kapitän, er hätte zuerstwegen der Entfernung zwischen den beiden Lam-pen geglaubt, dass wir ein Boot wären. Wir gabenjedoch kein Radarbild ab und antworteten nicht aufRadiorufe. Als wir im Wasser mit den Lampen han-tierten, kam es zum größten Streit des Tages: Mitder Lampe nach oben leuchten, die Lampe nachunten, die Lampe gegen die Boje usw.. Zunächstdachten wir, die Schiffe hätten uns übersehen, dadie Schiffslampen näher zusammenrückten undwir dachten, sie würden sich entfernen. Einer be-hauptete dann plötzlich, er könnte eine grüne undeine rote Lampe ausmachen und das wäre einIndiz dafür, dass die Boote direkt auf uns zuliefen.30 min später waren wir uns sicher, die Boote rea-gierten auf unsere Lichtspiele: Licht ein, Licht aus..WIR WAREN GERETTET!

Was lernen wir daraus?

(1) Niemals Kraft & Tempo einer Strömung unter-schätzen!

(2) In einer solchen Situation – wenn möglich – aufeinen Sicherheitsstopp im Blauwasser verzich-ten!

(3) Zu jedem Tauchgang im offenen Meer einegeladene Lampe mitnehmen – auch tagsüber!

8. Januar 2007: Vier Taucher im Roten Meer verschollen

Eine aktuelle Meldung (Taucher.net) zeigt: einige Unfälle haben kein happy end. JD Schipke

Die Suche, an der sich 16 Schiffe und ein Hubschrauber beteiligten, wurde am Abend abgebrochen. Fünf Tau-cher waren am Samstag um 9 Uhr gestartet, um einen Tauchgang am Elphinstone Reef zu machen: 3 Rus-sen, 1 Niederländer, 1 Ägypter. Die See war ruhig. Am Nordplateau des Riffes wurde abgetaucht. Nach kur-zer Zeit folgte die Gruppe einem sehr großen Hai. Ins Blauwasser. Sie entfernte sich dadurch weit vom Riff.An diesem Tag war die Tiefenströmung außerordentlich stark und verlief entgegengesetzt zur normalen Strö-mungsrichtung (Nord-Süd). Die Taucher wurden also in Nordrichtung abgetrieben. Erwartet wurden die Tau-cher jedoch an der Südspitze des Riffes. Nach gut einer Stunde wurde vom Kapitän des Schiffes die Suchegestartet. Am späten Nachmittag verlies ein Taucher die Gruppe, um Hilfe von Land zu holen. Er bewältigtedie mehr als 9 km vom Riff bis zur Küste und erreichte die Küste um ca. 4 Uhr am 9.1.2007 etwa 50 km nörd-lich von Marsa Alam.

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Der Titel der nachfolgenden Originalarbeit löst nicht besonders viel Enthusiasmus aus, denn eine ganze Bat-terie von Studien beschreibt bereits die hämodynamischen Veränderungen während des Gerätetauchens.Allerdings wird diese Studie dadurch interessant, dass sie den Einfluss von relativ anspruchsvollen Tauch-gängen (25 min auf 34 m) mit Hilfe von Doppler-Ultraschall und der Ultraschall-Sonographie untersucht: Eszeigen sich eine böse Hypovolämie und eine venöse Gasembolie.

Übersetzung: JD Schipke

Hemodynamic changes induced by recreational scuba diving

A Boussuges, F Blanc, D Carturan

Kommentierte Literatur: Tauchen

A Boussuges, F Blanc, D CarturanChest 2006; 129:1337-1343

Address for Correspondence:Alain Boussuges, MD, PhD IMNSSA, B.P.61083800 ToulonToulon Armeés Francee-mail: [email protected]

CAISSON 2007, 22 (1): 13-19

EinleitungWährend eines Tauchganges ergeben sich eineReihe von umgebungsbedingten Belastungen wieImmersion, Kälteexposition und erhöhter Umge-bungsdruck. Alle drei Größen können für hämody-namische Modifikationen verantwortlich sein, wel-che an gesunden Freiwilligen gut untersucht sind.Eine Immersion in Wasser führt zu einer Ver-schiebung von venösem peripheren Blut inRichtung Thorax, so dass das zentrale Blut-volumen erhöht wird [1,2]. Das atriale, natriureti-sche Peptid und die Diurese sind merkbar erhöht

[3]. Die Atmung gegen einen erhöhten Widerstandverursacht Veränderungen des intrathorakalenDruckes und als Folge eine Veränderung der kar-dialen Vor- und Nachlast [4].Während eines Gerätetauchgangs wird der erhöh-te Umgebungsdruck zu einem Anstieg des pO2-und N2-Teildruckes führen. Eine Verminderungdes Herzzeitvolumens (HZV) als Folge einergleichzeitigen Verminderung der Herzfrequenz(HF) und des Schlagvolumens (SV) wird für hohepO2 berichtet [5]. Beginnend von einem Teildruckvon 1 bar wird ein Anstieg des systemischenGefäßwiderstandes beobachtet [6]. Entsprechenddem Gesetz von Henry sättigt sich das Gewebewährend eines Tauchganges mit Stickstoff. Wäh-rend der Taucher an die Oberfläche zurückkehrt,kann die Summe der Gasteildrücke in den Gewe-ben den absoluten Umgebungsdruck übersteigenund zu einer Supersaturation führen. Bei einer raschen Dekompression kann überschüs-siger Stickstoff über präexistierende Gas-Kerne zuzirkulierenden, venösen Bläschen führen [7]. Dieintravaskulären Gasbläschen werden von der venö-

Objective: Cardiac changes induced by scuba diving were investigated using Doppler echocardiography.Material and methodes: Ten healthy scuba divers dove to a mean depth of 34.3 ± 2.7 m of sea water (113± 9 feet) and a mean duration of 25.3 ± 3.5 min. Results: One hour after the dive, microbubbles could bedetected in the right-heart chambers of all subjects. Left atrial and left ventricular (LV) diameters were sig-nificantly decreased after the dive. Cardiac output, assessed by aortic blood flow, remained unchanged.Heart rate increased and stroke volume (SV) decreased after the dive. LV filling was assessed on transmi-tral profile. An increase of the contribution of the atrial contraction to LV filling was observed. Right cavitydiameters were unchanged, but an increase of the right ventricular/right atrial gradient pressure was found.Conclusion: The diving profile studied promotes a rather important bubble grade in all volunteers.Significantly reduced cardiac diameters and SV were found by our hemodynamic study 1 h after diving. Twofactors can explain these results: low volemia secondary to immersion, and venous gas embolism inducedby nitrogen desaturation. Consequently, restoration of the water balance of the body should be consideredin the recovery process after diving.

Key words: cardiac function; decompression; diving; Doppler; immersion; ultrasonography

Hämodynamische Änderungen bei Urlaubstauchern

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sen Zirkulation zu den Lungengefäßen transportiert,wo sie durch die Lungen eliminiert werden. DieBildung von Bläschen ist als Ursache derDekompressionskrankheit anerkannt, aber solcheBläschen wurden üblicherweise auch in der venö-sen Zirkulation von asymptomatischen Taucherngefunden [8]. In experimentellen Studien wurde dieRechtsherzfunktion und der Pulmonalarteriendruckdurch eine pulmonale Gasembolie gestört [9,10].Von all diesen Größen ist bekannt, dass sie diekardiovaskuläre Funktion beeinflussen, aber nurwenige Studien haben die Veränderungen der kar-dialen Funktion inkl. der linksventrikulären (LV)systolischen und diastolischen Funktion nacheinem Gerätetauchgang untersucht. Wenn eshämodynamische Veränderungen gäbe, könntendiese für die Erholung nach dem Tauchgang wich-tig sein. Zusätzlich könnten diese Beobachtungenfür Intensivmediziner bei der Behandlung derDekompressionserkrankung wichtig sein.Soweit uns bekannt ist, wurden lediglich in einerStudie [11] die kardiale Funktion und ihre Verände-rungen während eines Tauchganges untersucht. Indieser Studie wurden jedoch wichtige hämodyna-mische Größen wie SV und HZV nicht gemessen.In der vorliegenden Studie wurden daher Verände-rungen des hämodynamischen Status von gesun-den Freiwilligen nach einem Tauchgang im offenenWasser mit Hilfe der Doppler-Echokardiographieuntersucht.

Material und MethodenTaucher. In dieser Studie sind 10 ’fitte’, männlicheUrlaubstaucher eingeschlossen: mittleres Alter 44± 7 Jahre, Spannweite 33 – 54 Jahre; mittleresGewicht 79 ± 11 kg; Spannweite 58 – 96 kg; mittle-re Größe 177 ± 5 cm; Spannweite 170 – 186 cm;mittlerer BMI 25 ± 3; Spannweite 19,8 – 31,7. DieTeilnehmer wurden untersucht; hierzu gehörte einephysikalische Untersuchung und die medizinischeVorgeschichte. Keiner der Teilnehmer nahmMedikamente zum Zeitpunkt der Studie. Tauchenwar bei 8 der 10 Teilnehmer die einzige physischeAktivität. Die Tauchgänge wurden im Meer beiTiefen von 34,3 ± 2,7 m und einer mittleren Dauervon 25 ± 4 min durchgeführt. Für die Atmung wurde Luft benutzt, und die De-kompressionsregeln wurden in Übereinstimmungmit den Tabellen des französischen Arbeitsminis-teriums (1992) durchgeführt. Die Abstiegszeit wur-de in die Tauchzeit hineingerechnet. Der Aufstiegwar linear, und die Aufstiegsgeschwindigkeit bis zueinem Dekompressionsstopp betrug 9 m/min.Diese Vorgaben wurden mit Chronometer, Tiefen-messer und Tauchcomputer in Verbindung miteinem Aufstiegs-Druckschreiber (Maestro Pro;Beuchat; Marseilles, FR) kontrolliert.Dieses Tauchprofil wird üblicherweise von Urlaubs-tauchern im Mittelmeer durchgeführt. Es wurde ineiner früheren Arbeit bereits von uns beschrieben

[12,13]. Das Tauchprofil führte zu einer beträchtli-chen Gasblasenbildung bei den meisten Tauchern.Die maximale Gasblasen-Anzahl wurde 1 h nachAuftauchen erreicht. Die Taucher trugen Neoprenanzüge. Die Dicke die-ser Anzüge war der Wassertemperatur angepasst.Keiner der Taucher berichtete, gefroren zu haben.Die Taucher waren gehalten, Anstrengung – soweit möglich – vor und nach dem Tauchen zu ver-meiden. Nach dem Tauchgang wurden die unbe-kleideten Teilnehmer in das Labor geführt. Sieduschten erst nach dem Ende der Doppler-Echo-kardiographie, so dass hierdurch kein Bias derErgebnisse auftreten konnte.

Doppler-Echokardiographie. Die Doppler-Unter-suchungen wurden im Abstand von einer Wochedurchgeführt. Zum ersten Termin wurden Aus-gangsbedingungen erfasst. Der zweite Termin fand1 h nach dem Tauchgang statt. Die Untersuchun-gen wurden in einem ruhigen Raum mit stabilerUmgebungstemperatur (25 °C) durchgeführt. Vorder Untersuchung lag eine 10-min-Ruhepause. DieHerzfrequenz wurde über das Echokardiogrammerfasst. Der Blutdruck wurde sphygmomanome-trisch am rechten Arm nach den beiden Echo-kardiographien erfasst. 2-D-Echokardiographieund Doppleruntersuchungen wurden genutzt, umdie kardiale Funktion und zirkulierende Bläschennach dem Tauchgang zu erfassen.

Zirkulierende Bläschen. Gasbläschen erschei-nen als ’blobs’ mit hoher Intensität in den Bildern(Abb. 1). Eine quantitative Bewertung der zirkulie-renden Bläschen wurde mit Hilfe der 2-D-Bilderdurchgeführt. Jede Sicht wurde für 30 s auf Video-tape gespeichert.

Zirkulierende Gasbläschen wurden auch mit Hilfeder Doppler-Echokardiographie erfasst. Mit die-sem Verfahren wurde auch der Fluss in der Pul-monalarterie erfasst. Die zirkulierenden Bläschenkonnten in dem Flussspektrum als helle Spotsvisualisiert werden (Abb. 2).

Abb. 1: Apikale 4-Kammer-Sicht: Zirkulierende Bläs-chen im rechten Ventrikel (Pfeile)

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Die Einteilung der zirkulierenden Bläschen erfolgtenach Spencer [14] und Boussuges [12].

Die apikale Vier-Kammer-Sicht und der Aortenflusswurden systematisch auf zirkulierende Bläschenim linken Herzen untersucht. Die Gesamtdauerjeder Untersuchung betrug 3 – 5 min. 2-D-Echo-kardiographie und gepulste Doppler-Untersuchun-gen wurden von zwei unabhängigen Personenanalysiert. Die Variabilität zwischen den Beobach-tern war < 5 %.

Kardiale Funktion. Die Echokardiographie gestat-tet die Messung der kardialen Durchmesser undder linsventrikulären systolischen Funktion. DieDopplerkardiographie gestattet die Messung desHerzzeitvolumens und des LV Füllungs-Musters.Die Personen wurden für die parasternalen Sich-ten in linkslaterale Position gebracht; für die apika-le Vier-Kammer-Sicht in Rückenlage.Die Doppler-Untersuchungen wurden am Endeeiner normalen Exspiration durchgeführt, um Effekteder Atmung auf die untersuchten Größen zu elimi-nieren. Die Messungen wurden über mindesten dreiSchläge gemittelt. Die Registrierungen erfolgten beieiner Vorschub-Geschwindigkeit von 100 mm/s.Gleichzeitig wurde das EKG mitgeschrieben. DieDaten wurden auf Standard-Videotape gespeichert.

Doppler-Echokardiographie. Ventrikuläre Durch-messer und Wanddicken wurden mit Hilfe der M-mode-Echokardiographie erfasst [15]. Ebenso dieLV Masse, die mit der Devereux-Gleichung be-rechnet wurde [16]. Als Standard-Index der globa-len LV systolischen Funktion wurde das relative LVFractional Shortening bestimmt. Das HZV wurdeüber den Aortenquerschnitt und das Integral überdie systolische Flussgeschwindigkeit ermittelt. DieLV Füllung wurde mit Hilfe des gepulsten Dopplersund über die transmitrale Flussgeschwindigkeitbestimmt [17], der rechtsventrikuläre endsystoli-

sche Durchmesser und und der rechtsventrikuläreenddiastolische Durchmesser wurden mit der M-mode-Echokardiographie bestimmt.

Statistik. Die kontinuierlichen Variablen werdenals Mittelwerte ± SD präsentiert. Jeder Teilnehmerdiente als seine eigene Kontrolle. Zwei Serien vonMessungen wurden durchgeführt: Die erste alsKontrolle und die zweite nach dem Tauchgang. Beieiner Normalverteilung wurde ein t-Test für gepaar-te Daten verwendet. Lag eine nicht-normale Ver-teilung vor, wurden die Vergleiche mit Hilfe desWilcoxon-Testes durchgeführt. Signifikante Unter-schiede ergaben sich bei einem p < 0,05.

ErgebnisseEchokardiographie, Kontrolle. Die echokardio-graphischen Ergebnisse waren für alle Teilnehmernormal. Der LV Massenindex betrug 101 ±21 g/m2. Der mittlere Aortenquerschnitt betrug4,2 ± 0,5 cm2. Eine trikuspidale Regurgitationwurde bei 7 der 10 Taucher festgestellt. Ein systo-lischer Druckgradient zwischen dem rechten Ven-trikel und dem rechten Vorhof lag bei diesen Per-sonen vor.

Echokardiographie nach dem Tauchen. Bei kei-nem der Taucher ergab sich ein Hinweis auf einenTauchunfall. Zirkulierende Bläschen wurden beiallen Tauchern gefunden. Bläschen in den rechtenHerzhöhlen wurden bei 7 Tauchern gefunden. Indiesen Fällen wurde auch eine venöse Gasembo-lie mit dem gepulsten Doppler ermittelt. Eine venö-se Gasembolie wurde mit diesem Verfahren auchbei den 3 anderen Tauchern gefunden, bei wel-chen die 2-D-Echokardiographie keine Bläschengezeigt hatte. Die Einteilung nach Spencer [14]und Boussuges [12] ergab eine Stufe 3 bei 7 Tauchern, eine Stufe 2 bei 1 Taucher und dieStufe 1 bei 2 Tauchern. In den linken Herzhöhlenwurden keine zirkulierenden Bläschen gefunden.

Hämodynamik. Die hämodynamischen Variablennach dem Tauchen im Vergleich zur Kontrolle sindin Tab. 1 zusammengestellt. Die systolischen unddiastolischen arteriellen Drücke unterschieden sichnicht signifikant. Die Herzfrequenz war jedocherhöht und SV war nach dem Tauchen erniedrigt (p < 0,05). Das HZV war unverändert.

Die linksventrikulären und atrialen Durchmesserwaren nach dem Tauchen signifikant erniedrigt(Tab. 2). Das relative Fractional Shortening warnach dem Tauchen unverändert.Das LV Füllungsprofil war nach dem Tauchen ver-ändert. Die Relation zwischen der maximalenGeschwindigkeit und dem Flussgeschwindigkeits-Integral des frühen Flusses (E-Welle) und zwi-schen der maximalen Geschwindigkeit und demFlussgeschwindigkeits-Integral und dem späten

Abb. 2: Erfassung von zirkulierenden Bläschen (Pfeile)in der Pulmonalarterie mit Hilfe der gepulsten Doppler-Echokardiographie

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Fluss (A-Welle) war vermindert. Vermutlich hatteder relative Anteil der atrialen Kontraktion zur LVFüllung zugenommen. Die RV Durchmesser blieben nach dem Tauchenunverändert. Die maximale Geschwindigkeit dertrikuspidalen Regurgitation nahm nach dem Tau-chen zu: vermutlich hatte der Druckgradient vomrechten Ventrikel zum rechten Atrium zugenom-men (p < 0,05).

DiskussionWir betonen, dass unsere Studie unter echtenTauchbedingungen stattgefunden hat, bei welchensich mehr Blasen als bei Untersuchungen in derDruckkammer bilden [18]. Zusätzlich wurden beider Immersion hämodynamische, neuroendokrineund autonome Veränderungen beschrieben [1-3].Entsprechend sollten die hämodynamischen Ver-änderungen zwischen einem Gerätetauchgangund einer trockenen hyperbaren Exposition starkunterschiedlich sein.Das untersuchte Tauchprofil findet sich häufig beiUrlaubstauchern und führte bei allen Freiwilligenzu einer relativ umfangreichen Blasenbildung. 1 hnach dem Auftauchen wurde die Stufe 3 bei 7 von10 Tauchern gefunden.Die untersuchte Population ist für Urlaubstaucherrepräsentativ. Erfahrende Taucher mit einem Altervon 44 Jahren und einem mittleren BMI von 25 ± 3wurden untersucht. Acht der zehn Freiwilligen

praktizierten keinen anderen Sport als das Tau-chen. Individuelle Faktoren wie das Alter, Adiposi-tas sowie die physische Fitness beeinflussen dieBildung von Gasblasen [13]. Daher könnten Cha-rakteristika der studierten Population verantwort-lich für die beträchtliche Blasenproduktion sein.Das Schlagvolumen war 1 h nach Beendigung desTauchganges signifikant reduziert. Eine Verminde-rung der kardialen Vorlast, eine Verminderung dermyokardialen systolischen Funktion oder eineZunahme der kardialen Nachlast könnten dieseVeränderung erklären. Die systolische Funktion war nach dem Tauchennormal, denn das linksventrikuläre, relative Frac-tional Shortening war erhalten. Die Mittelwerte fürden systolischen und diastolischen Blutdruck blie-ben ebenfalls unverändert, und die ventrikulärenDurchmesser waren nicht vergrößert. Die linksven-trikuläre Nachlast war also vermutlich nicht erhöht.Die LV Vorlast jedoch war vermindert, denn derlinksatriale Durchmesser, der linksventrikuläreenddiastolische Durchmesser, und der linksven-trikuläre endsystolische Durchmesser waren ver-mindert. Die verminderte Vorlast könnte über eineVerminderung des Plasmavolumens verursachtwerden. Ein solcher Plasmaverlust wurde in frühe-ren Studien [19,20] sowohl für Personen nacheinem einzelnen Tauchgang, nach wiederholtenTauchgängen oder nach Tauchgängen an mehre-ren Tagen beschrieben.Die Immersion ins Wasser verursacht eine Umver-teilung des Blutvolumens mit einer relativenZunahme des zentralen Blutvolumens [1,2]. Dierelative Hypervolämie führt zu einer Freisetzungdes atrialen natriuretischen Peptids, einer Vermin-derung der Noradrenalin-, Arginin-, Vasopressin-,Aldosteron- und Plasmarenin-Aktivität [21-23]. DieVeränderung der neuroendokrinen Aktivität führt zueiner gesteigerten Diurese [24]. Körperflüssigkeitgeht zudem durch Arbeit (Schwimmen) währenddes Tauchganges verloren. Entsprechend häufigwird eine Dehydratation am Ende der Immersionbeobachtet.Zusätzlich aktivieren zirkulierende Bläschen Leuko-zyten und Plättchen, beeinträchtigen die Blutrheo-logie und führen zu einer Aktivierung des Kom-plementsystems und einer Freisetzung von Kininen(25-27). Endotheliale Veränderungen scheinensowohl durch die mechanischen Effekte der zirkulie-renden Bläschen als auch durch eine Aktivierungder Leukozyten ausgelöst zu werden [28-30]. Der Hämatokrit ist erhöht und das Plasmavolumenist erniedrigt sowohl bei Tieren als auch bei Men-schen mit Dekompressionserkrankung [31,32].Zusätzlich kann eine venöse Gasembolie das pul-monale Gefäßendothel schädigen und dadurch beiMenschen ein Lungenödem hervorrufen [33]. Ent-sprechend kann die Extravasation des Plasmasdurch das geschädigte Endothel z.T. die Hämokon-zentration nach einem Tauchgang erklären.

Variable Kontrolle 1 h nachTauchen

p-Wert

linker Vorhof [mm] 34 ± 5 31 ± 5 < 0,05*

LV enddiast.Durchmesser [mm] 51 ± 3 49 ± 4 < 0,05*

LV endsyst.Durchmesser [mm] 35 ± 4 32 ± 4 < 0,05*

Fractional Shortening [%] 32 ± 6 33 ± 7 0,5

*p < 0,05 vs Kontrolle

Variable Kontrolle 1 h nachTauchen

p-Wert

systolischer arteriel-ler Druck [mmHg]

119,3 ± 9,8 118,6 ± 10,0 0,7

diastolischer arteriel-ler Druck [mmHg] 75,0 ± 4,0 74,6 ± 3,8 0,6

HR [min-1] 64,0 ± 9,0 75,0 ±7,0 < 0,001*

Schlagvolumen [ml] 85,0 ± 16,0 79,0 ± 17,0 0,02*

HZV [l/min] 5,35 ± 0,71 5,70 ± 0,93 0,1

*p < 0,05 vs Kontrolle

Tab. 2: Durchmesser von linkem Vorhof und von linkemVentrikel (Mittelwerte ± SD)

Tab. 1: Hämodynamische Variablen (Mittelwerte ± SD)

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Bei der vorliegenden Studie war die Herzfrequenznach dem Tauchgang signifikant erhöht. Die ver-minderte Vorlast und die pulmonale Gasemboliekönnten für diese Tachykardie verantwortlich sein[31]. Das verminderte Schlagvolumen wurde durchdie erhöhte Herzfrequenz kompensiert, so dassdas HZV unverändert blieb.Das LV Füllungsprofil war nach dem Tauchenebenfalls verändert. Die E/A-Relation war zusam-men mit der frühen transmitralen Geschwindigkeitvermindert. Dieses Füllungsmuster bedeutet einenerhöhten Beitrag der atrialen Kontraktion zur LVFüllung. Eine derartige Änderung des Füllungs-profils wurde bereits früher beschrieben [11]. EineReihe von Faktoren z.B. veränderte kardiale Vor-oder Nachlast, eine ventrikuläre Interdependenzoder eine Veränderung der LV Relaxation könnenfür diese Veränderung verantwortlich sein. Während eines Tauchganges ergeben sich respi-ratorische Einschränkungen, zu denen ein erhöh-ter Umgebungsdruck und die Atmung durch denAtemregler gehören. Ein Anstieg des pO2 kanneine Verschlechterung der ventrikulären Relaxa-tion hervorrufen [34]. Die Dauer dieses Effektesnach dem Ende der Hyperoxie und während derAtmung von Raumluft ist unbekannt. Der zeitlicheVerlauf von Gefäßveränderungen während einersystemischen Hyperoxie ist allerdings für retinaleGefäße gut studiert. Die Latenz für die Erholungvon einer Vasokonstriktion betrug etwa 5 min nacheiner normobaren Hyperoxie und etwa 10 minnach hyperbarem Sauerstoff [35,36]. Unsere ultra-sonographischen Untersuchungen fanden 1 hnach dem Tauchgang statt. Entsprechend ist dieWahrscheinlichkeit für eine Störung der kardialenRelaxation durch eine Hyperoxie gering. Physio-logischerweise sind der rechte und der linkeVentrikel zwei getrennte Kammern, welche anato-misch und funktionell über das interventrikulareSeptum aneinander gekoppelt sind. Beide sindvom Perikard umschlossen. RechtsventrikuläreAbmessungen und Funktion können also die LVFüllung beeinflussen [37]. In der vorliegendenStudie waren die rechtsventrikulären Durchmessernach dem Tauchgang unverändert. Entsprechendsollte die Verminderung der kardialen Vorlast unddes Schlagvolumens im Wesentlichen durch dieVeränderung der LV Füllung zu erklären sein.

Die verlängerte isovolumetrische Relaxationbestätigt diese Hypothese. Die verminderte LVVorlast – durch Reduktion des Druckgradientenzwischen dem linken Vorhof und dem linken Ven-trikel – könnte die verlängerte Relaxationszeitnach dem Tauchen erklären (Tab. 3). Die maxima-le Geschwindigkeit der trikuspidalen Regurgigationwar ebenfalls angestiegen und legte damit einenAnstieg des Gradienten zwischen rechtem Ven-trikel und rechtem Vorhof nahe.

Bei einer verminderten LV Vorlast nimmt derrechtsatriale Druck vermutlich ab. Ein Anstieg desDruckes in der Pulmonalarterie könnte jedochdurch eine pulmonale Gasembolie hervorgerufenwerden [10,31]. Diese beiden Faktoren könntenden Anstieg des Gradienten zwischen rechtemVentrikel und rechtem Vorhof erklären.

Der rechtsventrikuläre Durchmesser war nach demTauchen unverändert. Ein Anstieg der rechtsventri-kulären Nachlast und eine Verminderung derrechtsventrikulären Vorlast könnte die fehlendeVeränderung des rechtsventrikulären enddia-stolischen Durchmessers in der vorliegendenStudie erklären. Bei Personen mit einem offenen Foramen ovalekönnen zirkulierende Blasen von der rechten Seitedes Herzens auf die linke Seite verschoben wer-den [38]. Eine Zunahme der Drücke im rechtenHerzen während der Dekompression könnte einensolchen rechts-links-Shunt fördern. Unglück-licherweise haben wir rechtsatriale Drücke nichtgemessen. In früheren Studien [39,40] wurdejedoch gezeigt, dass die Messung der Durchmes-ser der inferioren V. cava eine nicht invasiveAbschätzung des rechtsatrialen Druckes gestattet.Diese Methode könnte in zukünftigen Studien ein-gesetzt werden, um Drücke im rechten Herzenwährend der Dekompression nach einem Tauch-gang zu erfassen.

SchlussfolgerungZahlreiche hämodynamische Veränderungen wur-den 1 h nach einem Tauchgang im freien Wasserbeobachtet. Linksatriale und LV Durchmesser nah-men nach dem Tauchgang signifikant ab. Die Kons-tanz des Herzzeitvolumens war das Ergebnis vonzwei gegenläufigen Veränderungen: Die Herzfre-quenz nahm zu und das Schlagvolumen nahm ab.Das transmitrale Füllungsprofil war in dem Sinnegeändert, dass die atriale Kontraktion verstärkt für

Variable Kontrolle 1 h nachTauchen

p-Wert

Maximale E-Geschwin-digkeit [cm/s]

67 ± 14 60 ± 14 < 0,05

Maximale A-Geschwin-digkeit [cm/s]

52 ± 13 61 ± 11 0,1

E/A-Verhältnis 1,4 ± 0,5 1,0 ± 0,4 < 0,005*

IsovolumetrischeRelaxationszeit [ms]

86 ± 10 99 ± 12 0,005 *

E-Welle Geschwindig-keits-Zeit-Integral [cm]

11,7 ± 3,8 9,4 ± 2,1 < 0,01*

A-Welle Geschwindig-keits-Zeit-Integral [cm]

4,9 ± 1,3 5,1 ± 0,9 0,1

* p < 0,05 vs Kontrolle

Tab. 3: Linksventrikuläre Füllung (Mittelwerte ± SD)

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die Füllung zuständig war. Die Durchmesser desrechten Herzens waren unverändert, aber derDruckgradient zwischen rechtem Ventrikel undrechtem Vorhof hatte zugenommen. Zwei Faktoren können diese Ergebnisse erklären:Ein erniedrigtes Volumen als Folge der Immersionund eine venöse Gasembolie als Folge der Stick-stoffentsättigung. Bei einer experimentellen De-kompressionserkrankung führte die Verminderungdes Plasmavolumens zu Veränderungen derMikrozirkulation [26,41]. Bei Urlaubstauchernkönnte die Hämokonzentration und die Verminde-rung des Plasmavolumens mit biologischen Ver-änderungen interagieren, welche durch zirkulieren-de Bläschen hervorgerufen werden und so eineDekompressionerkrankung verursachen [42]. Ent-sprechend ist die Wiederherstellung des Wasser-haushaltes ein wichtiger Teil des Erholungspro-zesses nach dem Tauchen. Trinken sollte im Fallevon wiederholten Tauchgängen oder bei aufeinan-derfolgenden Tauchgängen über mehrere Tagebesonders wichtig sein. Entsprechende Flüssig-keitsersatz-Strategien für entsprechende Tauch-prozeduren sollten entwickelt werden.

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Die CAISSON-Redaktion wünscht ihren Lesern besinnliche Ostertage

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Bei früheren Gesprächen über die O2-Toxizität dachte man relativ schnell an einen militärischen Einsatz.Inzwischen hat sich aber das Tauchen mit O2-angereichterten Gasen sowohl bei Berufstauchern als auch beiUrlaubstauchern weltweit verbreitet. Die folgende, gekürzte Übersetzung einer Originalarbeit soll auf möglicheSchäden durch die O2-Atmung aufmerksam machen.

Übersetzung: JD Schipke

CNS toxicity in closed-circuit oxygen diving: symptoms reported from 2527 dives

R Arieli, T Shochat, Y Adir

R Arieli, T Shochat, Y AdirAviat Space Environ Med 2006; 77(5):526-32

Address for Correspondence:Israel Naval Medical InstituteIDF Medical Corps, Haifa, Israele-mail: [email protected]

CAISSON 2007, 22 (1): 20-25

EinleitungBei vielen Marineeinheiten der Welt ist Tauchen mitO2-Kreislaufgeräten Praxis. O2-angereicherteMischungen werden im Berufs- und auch im Sport-tauchen vermehrt verwendet. Mit der Erweiterungder Tauchtechniken bekam die O2-Toxizität einegroße Bedeutung. Eine Reihe von Aspekten des O2-Tauchens wurden in trockenen oder in wassergefüll-ten hyperbaren Druckkammern [10,11,19] studiert.Die Ergebnisse wurden zusammen mit anderen

Berichten von Harabin [14] berichtet. Das Einsetzenvon Symptomen scheint im Wasser früher als introckenen Druckkammern zu geschehen [11]. Wirpostulieren, dass der erhöhte Stoffwechsel im kaltenWasser und nicht die Immersion per se dieSensitivität gegenüber der O2-Toxizität erhöht [4]. Soweit uns aber bekannt ist, gibt es keine publizierteInformation über Symptome bei Tauchgängen imoffenen Wasser und der Benutzung von O2-Kreis-laufgeräten. Der Hintergrund für diese Studiebestand also darin, verschiedene Aspekte des Tau-chens mit Sauerstoff bei einer Serie mit vielenTauchgängen zu analysieren. In einer Debatte überdie Symptome der O2-Toxizität am zentralen Ner-vensystem (ZNS) wurden einige Symptome als’definiv’ oder ’wahrscheinlich’ definiert [10,15,17].Die Symptome, welche auf eine ZNS-O2-Toxizitätzurückzuführen waren [10,15,17], sind nausea(= Übelkeit, Brechreiz), dizziness (= Schwindel,

Introduction: Oxygen toxicity is a problem in diving and can have fatal consequences in the water. Variousaspects of oxygen diving have been studied in dry hyperbaric chambers, but there is a lack of information onin-water diving using closed-circuit oxygen apparatus. Method: We collected 2527 dive reports from473 closed-circuit oxygen divers (a mean of 5.2 reports per diver), and analyzed the relationships betweenvarious symptoms and their dependence on depth and diving time. Results: No CNS oxygen toxicity-relat-ed symptoms were reported at a depth of 2 m seawater (msw), but their proportion increased at depths from3 to 6 msw. We found that CNS oxygen toxicity-related symptoms appeared in 2.5% of dives conducted ata PO2 of 119 kPa. The main symptoms and signs reported were headache: 4.5%; nausea: 2.6%; hyperven-tilation: 2.6%; heavy breathing: 2.4%; dizziness: 1.6%; hiccups: 1.5%; bloody sputum: 1.4%; cold shivering:1.1%; tinnitus: 0.9%; difficulty maintaining a steady depth: 0.9%; disorientation: 0.6%; tiredness: 0.5%; tin-gling in the limbs: 0.4%; hearing disturbances: 0.4%; a choking sensation: 0.4%; extreme effort: 0.4%; andloss of consciousness: 0.3%. Discussion: Environmental factors, light vs. dark and temperature, had noeffect on symptoms. The number of symptoms increased with diving time. Divers who experienced amnesia,facial twitching, hearing disturbances (p < 0.001), and disorientation (p < 0.014) were prone to suffer loss ofconsciousness. It was found that some divers are more sensitive to oxygen than others (p < 0.0001).

Key words: hyperbaric oxygen, diving time and depth

CNS-Toxizität durch das Tauchen mit Sauerstoff-Kreislauf-Geräten:Symptome bei 2.527 Tauchgängen

Kommentierte Literatur: Tauchmedizin

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Schwindelanfall), twitching (= Reißen, Zucken), tin-gling in the limbs (= Kribbeln oder Prickeln in denGliedern), Hör- und Sehstörungen, Gedächt-nisverlust, vertigo (= Drehschwindel), Dysphorie,Irritiertheit, Bewusstseinsverlust und convulsions (=Krämpfe). Wir entschieden uns dafür, ZNS-bezo-gene Symptome nach Harabin et al. [17] als definivzu definieren. Nach einigen Autoren könnenKrämpfe und Bewusstseinsverlust ohne vorausge-hende Symptome eintreten. Im US Navy DivingManual [23] wird formuliert: Es können Krämpfeohne Vorwarnung auftreten, so dass der Taucherkeine Möglichkeit hat, an die Oberfläche zurück-zukehren. Indem Freiwasser-Tauchgänge unter-sucht wurden – im Gegensatz zu Trocken-tauchgängen in der Überdruckkammer – könntenwir diesen Aspekt möglicherweise klären. Eine Reihe von Umgebungsfaktoren können dieZNS-O2-Toxizität beeinflussen. Kälte-induzierteAnstiege des Stoffwechsels bei Ratten reduziertenderen Latenz gegenüber der ZNS-O2-Toxizität [4].Ebenso war die Sensitivität von Ratten gegenüberder ZNS-O2-Toxizität bei Dunkelheit im Gegensatzzu Helligkeit erhöht [9]. Obwohl die Ratten-Befunde für Menschen nicht relevant sein könnten,wäre dennoch interessant, Effekte von Temperaturund Licht zu untersuchen, und zwar bei Tauch-gängen in offenem Wasser.Eine weitere interessante Fragestellung bestehtdarin, dass die ZNS-O2-Toxizität individuell unter-schiedlich sein könnte. Butler und Thalmann [10]beschreiben, dass es eine individuelle Sensitivitätgeben könnte; die Untersuchung von Harabin et al.[16] unterstützt diese Ergebnisse allerdings nicht.Nach vieljährigen Untersuchungen an Kampf-schwimmern gegenüber der O2-Empfindlichkeithat die US Navy dieses Vorgehen inzwischen ein-gestellt [24]. Wir haben eine individuelle Sensitivi-tät für die ZNS-O2-Toxizität bei Ratten [5] und Men-schen [13] nachgewiesen. Wir haben eine Vor-gehensweise für die CO2-Sensitivität entwickelt,welche O2-sensitive Taucher herausfiltern hilft [13].Tauchgänge im Freiwasser könnten diesen Aspektzusätzlich beleuchten.Der Hintergrund für die vorliegende Studie mit O2-Kreislaufgeräten war: 1.) zu untersuchen, ob esirgendeine Beziehung zwischen den verschie-denen Symptomen und Zeichen und deren Bezie-hung zur ZNS-O2-Toxizität gibt; 2.) zu bewerten,welchen Einfluß Tauchzeit und Tauchtiefe zugleichmit Umgebungsfaktoren (Licht und Dunkelheit,Temperatur) haben und 3.) zu beschreiben, obeinige Taucher gegenüber der O2-Toxizität sensi-tiver sind als andere.

MethodikUnmittelbar nach Tauchgängen mit O2-Kreislauf-geräten füllten Taucher der israelischen MarineFormulare aus. Die zusammengetragenen Infor-mationen wurden nicht als Teil eines Experimen-

tes, sondern als eine Sicherheitsmaßnahme betrach-tet. Die Daten wurden daher bei Freiwasser-Trai-ningstauchgängen ohne jede Intervention oderKontrolle zusammengetragen.Über den Zeitraum von fünf Jahren wurden 2.527Tauchberichte von 473 Tauchern gesammelt. Nichtalle Daten waren in jedem Formblatt enthalten.Daher wurden nicht alle Tauchgänge für die jew-eilige Analyse verwendet.

Umgebung und technische FaktorenZur Erfassung des wichtigsten Umgebungsfaktorswurde die Wassertemperatur in einer Tiefe von 5 mMeerwasser gemessen. Der CO2-Spiegel in derInspirationsluft war unbekannt. Ein Anstieg des inspi-rierten CO2 als Folge eines Versagens des CO2-Absorbers hätte eine Hyperventilation hervorrufen kön-nen und damit auch das Auftreten von Symptomen imZusammenhang der ZNS-O2-Toxizität.

BerechnungenDie Daten werden als eine Funktion der Wasser-tiefe präsentiert. Da jedoch viele Effekte vongeschlossenen Kreislaufgeräten auf den pO2zurückzuführen sind, wurde bei 13 Tauchern jedehalbe Stunde eines vierstündigen Tauchgangesdie O2-Konzentration gemessen [6]. Diese betrug91,0 ± 5,0 % (Mittelwert ± SD).

StatistikDie statistische Analyse hatte vier Ziele: 1. DieAbleitung einer Reihe von Symptomen, welche alsein ’Frühwarnsystem’ vor Verlust des Bewußtseinsdienen könnte, 2. den Einfluss von Umgebungs-bedingungen (hell/dunkel, warm/kalt) und Tauch-erfahrung auf das Auftreten der Symptome und3. die Bestimmung einer Beziehung zwischen denSymptomen (gibt es Symptome, die gemeinsamauftreten?) und 4. die Untersuchung der Frage, obeinige Taucher eher Symptome entwickeln alsandere. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden einfache,statistische Modelle eingesetzt, welche im Einzel-nen nicht übersetzt wurden.

ResultateWeil der Kälte-induzierte Anstieg des Metabolis-mus nur in den Wintermonaten zu erwarten war,wurde die Temperatur in dieser Zeit des Jahresgemessen. In drei aufeinanderfolgenden Jahrenlag die Temperatur im Dezember zwischen 16,5und 19,5 °C, im Januar zwischen 16,0 und 18,5 °C,im Februar zwischen 16,0 und 17,0 °C und imMärz zwischen 16,5 und 17,5 °C. Die Tempera-turen fallen während des Novembers und in denMonaten Januar und März auf ca. 17 °C. Im Aprilund Mai steigen sie langsam an. Während derSommermonate (Juni bis September) beträgt dieWassertemperatur ungefähr 28 °C.

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Die Verteilung der Tauchzeiten und der von denTauchern ausgefüllten Formulare ist in Abb. 1zusammengestellt. Die meisten Tauchgängedauerten weniger als 3 h. Die Anzahl derTauchgänge, welche von jedem einzelnen Taucherberichtet wurden, variierten zwischen 1 und 37(Mittelwert 5,2). Viele Taucher berichteten lediglichvon wenigen Tauchgängen. Umgekehrt wurdenviele Tauchgänge von nur wenigen Tauchernberichtet.

Die verschiedenen Symptome sind in Tab. 1 mitabnehmender Häufigkeit zusammengestellt. Kopf-schmerzen kamen am häufigsten vor. Danach fol-gten Brechreiz, Hyperventilation, erschwerteAtmung und Benommenheit. Der Einfluss derTaucherfahrung war lediglich an den sieben häufig-sten Symptomen festgemacht. Nur Brechreiz warbei Anfängern häufiger als bei erfahrenen Tau-chern (p < 0,021).Alle Taucher mit ZNS-O2-Toxizität auf einerbestimmten Tiefe wurden gruppiert und durch dieAnzahl aller Tauchgänge auf der Tiefe dividiert(Abb. 2). Die mittlere Zeit bis zum Auftreten vonSymptomen wird ebenfalls dargestellt. Es zeigtsich, dass das Risiko einer ZNS-O2-Toxizität füreine Tiefe von 2 m nicht existiert. Auf den Tiefen

zwischen 3 und 6 m steigt das Risiko allerdings an.Die Hälfte der auf die ZNS-O2-Toxizität zurück-zuführenden Symptome hielt bis zum Ende des

Abb. 1: Anzahl der Tauchgänge gegen die Tauchzeit.Die meisten Tauchgänge wurden in der Gruppe 1 – 2 hdurchgeführt (oben). Anzahl der Taucher gegenüber derAnzahl der Tauchgänge. Eine große Zahl von Tauchernführte nur einen Tauchgang durch (unten)

Tab. 1: Frequency of symptoms and signs in 2527 divesin descending order.Heavy breathing was reported to be related to increasedeffort, and hyperventilation to uncontrolled heavy breat-hing. Disorientation was reported when the diver hadunusual difficulty navigating. * denotes a definite sym-ptom that was related to CNS oxygen toxicity in the lite-rature and + denotes a positive association with a defini-te Symptom found in the present study. The frequency ofthe remaining symptoms and signs was twice or less in2527 dives

Abb. 2: Tauchgänge mit Störungen des Zentral-nervensystems (ZNS) in Abhängigkeit von der Tauch-tiefe. Bei einer Tiefe von 2 m gab es bei 64 Tauchgängenkeine Symptome. Diese stiegen mit zunehmender Tauch-tiefe an. xx/yy in den Kästchen: Anzahl der Tauch-gänge/mittlere Zeit bis zum Auftreten der ZNS-Symptomatik

Symptom or Sign %

Headache + 4.5

Difficulty in pressure equilibration 4.2

Nausea* 2.6

Hyperventilation 2.6

Heavy breathing 2.4

Dizziness* 1.6

Hiccups 1.5

Bloody sputum 1.4

Cold shivering 1.1

Tinnitus* 0.9

Difficulty maintaining a steady depth 0.9

Disorientation* 0.6

Tiredness 0.5

Tingling in the limbs* 0.4

Hearing disturbances* 0.4

Choking sensation 0.4

Extreme effort 0.4

Loss of consciousness* 0.32

Visual disturbances* 0.28

Vomiting* 0.24

Anxiety* 0.20

Facial twitching* 0.20

Change in sense of taste or smell* 0.16

Non-cold shivering* 0.12

Loss of feeling in limbs 0.12

Confusion* 0.12

Amnesia* 0.08

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Tauchganges an. Das Risiko für Symptome, diesich auf die ZNS-O2-Toxizität zurückführen ließen,ist für die verschiedenen Tiefen als Funktion derTauchzeit in Abb. 3 gezeigt. Für alle Tiefen war dieWahrscheinlichkeit für das Auftreten von ZNS-O2-Toxizität-bezogenen Symptomen von der Tauch-zeit abhängig.Die kumulative Häufigkeit ausgesuchter Sym-ptome ist in Abb. 4 für kurze und lange Tauchzeitendargestellt. Die Häufigkeit von Kopfschmerzennahm in Abhängigkeit von der Tauchzeit zu, undzwar insbesondere während der 5. Stunde(Abb. 4A). Ein vergleichbares Muster ergab sichfür Brechreiz, während sowohl die Hyperventilationals auch die Benommenheit in der 3. oder nochstärker in der 4. Stunde zunahm (Abb. 4B). DerRest der Phänomene nahm in Abhängigkeit vonder Tauchdauer zu: Schluckauf, Gliederkribbeln,Erbrechen, Desorientierung, Bewusstseinsverlust,Würgegefühl, Hörstörungen und Tinnitus (Abb. 4C+ 4D).

DiskussionTiefe- und Zeit-BeziehungenDie vorliegende Studie zeigt, dass Symptome,welche in früheren Studien [10,15,17] mit der ZNS-O2-Toxizität im Zusammenhang standen, bereitsbei niedrigen Tiefen (3 m: pO2 = 119 kPa) auftrat-en. Die Wahrscheinlichkeit nahm bis zu einer Tiefevon 6 m für diese Symptome zu. Wir fanden, dassdie ZNS-O2-Toxizität-bezogenen Symptome bei2,5 % der Tauchgänge mit einem pO2 von 119 kPaauftraten. Diese Tiefe wird von Taucherorga-nisationen üblicherweise als sicher für die Taucherbeschrieben. Es ist beeindruckend, wie dasAuftreten von Symptomen dramatisch mit derTauchtiefe zunimmt. Die Wahrscheinlichkeit fürdiese Symptome nahm mit der Tauchzeit zu (Abb.3), wohingegen bei einer Tauchzeit von 3 h dieWahrscheinlichkeit zu diesem Zeitpunkt mit derTiefe zunahm. Das Risiko für Symptome, auf einerTiefe von 3 m aufzutreten, ist niedriger als das fürdie anderen Tiefen.

Die Wahrscheinlichkeit für häufigere Symptomenahm in einer nicht-linearen Beziehung zur Tauch-zeit zu: Kopfschmerzen, Hyperventilation, Übelkeitund Benommenheit (Tab. 1 und Abb. 4). Die Wahr-scheinlichkeit für Kopfschmerzen und Übelkeitnahm deutlich nach 4 h zu, während die Hyperven-tilation auf ein Versagen des CO2-Absorbers unddarauf ansteigenden CO2 in der Inspirationsluftzurückzuführen ist. Einige der Symptome, welcheseltener vorkamen, Bewusstseinsverlust, Glieder-kribbeln und Erbrechen, nahmen nach 3-h-Tauch-gängen zu (Abb. 4).

Abb. 3: Kumulative Häufigkeit von ZNS-Schäden inAbhängigkeit von vier verschiedenen Tauchtiefen undder Tauchzeit

Abb. 4: Kumulative Häufigkeit des Auftretens verschie-dener Symptome in Abhängigkeit von der Tauchzeit.Einige Symptome wurden nur über 4 h beobachtet.Werte für die 5. Stunde liegen dann nicht vor

A

B

C

D

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Einflüsse von Umgebungsfaktoren und derTaucherfahrungEs gab nahezu keine kalt/warm oder hell/dunkelEffekte. Lediglich der Tinnitus war während derDunkelheit häufiger, und die Hyperventilation warbei Tageslicht häufiger. Der Kälte-induzierte An-stieg des Stoffwechsels könnte lediglich einenkleinen Effekt dann gehabt haben, wenn er voneinem Anstieg des Stoffwechsels, welcher durchArbeit hervorgerufen worden war (Flossen-schwimmen), überlagert war.

Blutiges SputumIn einem kürzlich zurückliegenden Fall berichteteein Taucher mit blutigem Sputum über umfang-reiches Husten während des Tauchganges. Wahr-scheinlich kam das blutige Sputum aus der Lunge.Ein Lungenödem wurde als Folge von anstrengen-dem Schwimmen [1,22] und weniger häufig alsFolge von Tauchen mit O2-Kreislauf-Geräten [21]berichtet. In der vorliegenden Studie wurde keinTauchgang wegen blutigen Sputums beendet, undes ist wahrscheinlich, dass wegen des Auftretensin dieser milden Form kein Lungenödem trotz sein-er 1,4 %igen Prävalenz berichtet wurde [Tab. 1].In einer entsprechenden Untersuchung über Tau-cher wurde eine 0,2 %ige Inzidenz für ein Lungen-ödem berichtet [20]. Die bei uns häufiger aufgetre-tenden Lungenödeme mit den O2-Kreislauf-Geräten könnten im Zusammenhang mit der inten-siven Arbeit und dem umfangreichen Atmen vonSauerstoff stehen; sie sollten bei vergleichbarenTauchaktivitäten nicht ignoriert werden.

Assoziation der Symptome mit Bewusstseins-verlustDie vorliegenden Daten eignen sich für die Unter-suchung der Beziehung zwischen schwerer ZNS-O2-Toxizität und anderen Symptomen. Die statistischeAnalyse zeigte, dass das Symptom Benommenheitmit Kopfschmerzen assoziiert ist. Es ist bekannt,dass ein erhöhter Stoffwechsel die O2-Toxizitätfördert. Andererseits haben wir gezeigt, dass Sauer-stoff die energetische Effizienz bei der arbeitendenRatte reduziert [12]. Daher ist es möglich, dass dieextreme Belastung eine Folge der harten, ineffizien-ten Arbeit war. Die Ergebnisse unserer logistischenModell-Analyse zeigen, dass Taucher, welche unterAmnesie, Gesichtszucken, Hörstörungen und untereiner Desorientierung litten, gefährdet waren, auchdas Bewusstsein zu verlieren. Die Wahrschein-lichkeit eines Bewusstseinsverlustes stieg um denFaktor 26 bei Tauchern an, welche desorientiertwaren, sie stieg um den Faktor 42 an, wenn die Tau-cher Hörstörungen hatten, und sie stieg bei Gesichts-zucken um den Faktor 700 an. Diese Angaben gel-ten jeweils im Vergleich zu Tauchern, welche dieseSymptome nicht zeigten. Ein Taucher, der keine die-ser genannten Symptome erlitt, ist sehr wahrschein-lich in einem sicheren Status.

Individuelle Sensitivität gegenüber der ZNS-O2-ToxizitätDie vielen Tauchgänge und die Wiederholungs-Tauchgänge gestatten die Untersuchung einer indi-viduellen Sensitivität gegenüber der ZNS-O2-Toxizität. Wir berechneten daher das Verhältnis zwis-chen Tauchgängen, bei welchen Symptome auftrat-en, und der Gesamtzahl der Tauchgänge, die alleTaucher mit drei mehr Tauchgängen absolviert hat-ten. Es gab insgesamt 253 Taucher in dieserKategorie. Während 88 % der Taucher keineSymptome hatten, entwickelten 12 % Symptome derZNS-O2-Toxizität. Wir fanden, dass einige Tauchermehr Tauchgänge mit O2-bezogenen Symptomenals andere hatten: Einer kleinen Anzahl vonTauchern mit vielen Tauchgängen und Symptomenstehen im Kontrast zu der Mehrheit der Taucher, beiwelchen keine Symptome auftraten. Es ist sicherrichtig, dass einige Taucher gegenüber der ZNS-O2-Toxizität empfindlicher sind als andere. DieserBefund zeigt zusammen mit unseren früherenBefunden, dass nämlich CO2-Retainer, welche auch’schlechte CO2-‚Detektoren’ sind, (einen CO2-Anstieg also nicht so sensibel wahrnehmen unddaher tolerieren) gegenüber der ZNS-O2-Toxizitätempfindlich sind [13]. Dieser Befund steht imGegensatz zu Harabin et al. [16], welche eine indi-viduelle Sensitivität nicht bestätigten.

ZusammenfassungWenn ein Taucher Amnesie, Gesichtszucken, Hör-störungen oder Desorientierung empfindet, sollteer den Tauchgang unmittelbar abbrechen, bevor erriskiert, ohnmächtig zu werden. Jeder Taucher,welcher verschiedene Symptome im Verlauf vonwenigen Tauchgängen erleidet, ist O2-sensitiv: ersollte daher vorsichtiger tauchen.

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Die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO-Therapie) ist im Zusammenhang mit inflammatorischen Erkrankungennicht unumstritten, denn unter bestimmten experimentellen Bedingungen führt der Sauerstoff unerwartet zu einervermehrten Inflammation und zum Gewebsuntergang. In anderen experimentellen Untersuchungen führte dieHBO-Therapie bei septischen Zuständen zu einer Verminderung der Mortalität. Die Mechanismen für diese gün-stigen Ergebnisse sind allerdings nicht gut beschrieben. Im folgenden wird eine experimentelle Studie an Mäusenvorgestellt. In dieser Studie wurde untersucht, ob der protektive Effekt Sauerstoff-Dosis-abhängig ist. Zusätzlichinteressierte, ob die bakterielle Clearance oder die Interleukin-10-Produktion nach einer experimentellen Sepsisbeeinflußt werden. Die Ergebnisse zeigen, das die Protektion durch die HBO-Therapie möglicherweise an dieInterleukin-10-Expression gekoppelt ist und innerhalb eines bestimmten Sauerstoff-Dosis-Bereichs stattfindet.

Übersetzung: JD Schipke

Hyperbaric oxygen protects from sepsis mortality via an interleukin-10-dependent mechanism

JA Buras, D Holt, D Orlow, B Belikoff, S Pavlides, WR Reenstra

Kommentierte Literatur: HBO

JA Buras, D Holt, D Orlow, B Belikoff, S Pavlides, WR ReenstraCrit Care Med 2006; 34(10):2624-9

Address for Correspondence:New England Inflammation and Tissue Protection Institute Consortium at Northeastern UniversityBoston, MA, USA

CAISSON 2006, 22 (1): 26-31

Sepsis ist eine inflammatorische Erkrankung,welche für mehr als 100.000 Todesfälle jährlich ver-

Objective: This study was performed to determine whether hyperbaric oxygen (HBO2) therapy is protective in cecalligation and puncture (CLP)-induced sepsis and if protection is dependent on oxygen dosing. We also wished to deter-mine whether HBO2 affected bacterial clearance or altered macrophage production of interleukin-10 (IL-10)s in the set-ting of CLP sepsis. Finally, we wished to determine whether the mechanism of HBO2 protection in sepsis was depend-ent on IL-10 production. Design: Prospective, experimental study. Setting: University experimental research laborato-ry. Subjects: C57BL/6 and C57BL/6 IL-10 mice. Interventions: Sepsis was induced by CLP. Mice were randomizedto receive a 1.5-hr HBO2 treatment at either 1, 2.5, or 3 atmospheres absolute every 12 hrs or HBO2 at 2.5 atmos-pheres absolute every 24 hrs. Mice were also harvested at 24 hrs for determination of bacterial load and isolation andstudy of CD11b peritoneal macrophages. Measurements and main results: Survival was monitored for 100 hrs afterCLP +/- HBO2 treatment. HBO2 significantly improved survival when administered at 2.5 atmospheres absolute every12 hrs. Other treatment schedules were not protective, and treatment at 3.0 atmospheres absolute significantly wors-ened survival outcome. Bacterial load was significantly reduced in splenic homogenates but not peritoneal fluid at 24hrs. Macrophages isolated from HBO2-treated mice demonstrated enhanced IL-10 secretion in response to lipopoly-saccharide as compared with CLP controls. Mice genetically deficient in IL-10 expression treated with HBO2 at 2.5atmospheres absolute every 12 hrs were not protected from CLP-induced mortality. Conclusion: HBO2 may be pro-tective in CLP sepsis within a window of oxygen dosing. The mechanism of HBO2 protection may be potentially linkedin part to expression of IL-10, as peritoneal macrophages demonstrated enhanced IL-10 expression and IL-10 micewere not protected by HBO2 treatment.

Key words: hyperbaric oxygen; sepsis; cecal ligation and puncture; cytokine; interleukin-10; macrophage; infection

Hyperbarer Sauerstoff schützt vor Sepsis-induzierter Mortalität über einen Interleukin-10-abhängigen Mechanismus

antwortlich ist. Die Zuwachsrate beträgt jährlich 1,5% [1]. Die signifikante Mortalitätsrate von 28 – 50% kommt trotz des Einsatzes einer aggressiven,antibiotischen Flüssigkeits-, Vasopressor- undSauerstofftherapie zustande [2]. Vor kurzem wurdedie Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO-Therapie)als ein doppelseitiges Schwert im Hinblick auf dieBehandlung von inflammatorischen Erkrankungenbeschrieben [3,4]. Unter bestimmten inflamma-torischen Bedingungen hatte die HBOT, dieeigentlich eine Gewebshypoxie vermindern sollte,paradoxerweise die Inflammation und denGewebsuntergang verstärkt [3]. Solche Befunde

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könnten ganz direkte Implikationen für die Nutzungder adjuvanten HBO-Therapie für Patienten mitSepsis haben, welche an schweren nekrotisieren-den Weichgewebe-Infektionen leiden [5]. Nurwenige experimentelle Studien über Infektions-krankheiten beschreiben den Einsatz einer nichttoxischen HBO-Therapie, die ähnlich denen sind,die momentan bei Patienten verwendet werden [6-11]. Normalerweise verbessert die HBO-Therapiedie Mortalitätsrate in derartigen experimentellenStudien [6-11]. Die Mechanismen, welche für dieVorteile durch die HBO bei Sepsis verantwortlichsind, sind jedoch nicht gut beschrieben.Eine erfolgreiche Erholung von der Infektion hängtvon einer organisierten immuno-inflammatorischenAntwort ab, und eine Dysregulation der Zytokin-Antwort bei der Entwicklung des septischenSchocks wurde beschrieben [12]. Interleukin-10(IL-10), welches durch Monozyten-Makrophagen,CD4-T-Zellen und aktivierte B-Zellen produziertwird, hat viele antiinflammatorische Eigenschaftenund wird als kritischer Mediator in dem Voran-schreiten einer experimentellen Sepsis betrachtet[13-16]. Die exogene Gabe von IL-10 ist währendeiner septischen Peritonitis protektiv, und sowohlein genetischer Mangel als auch eine Antikörper-Blockade von IL-10 ist nachteilig für das Überleben[14,15]. In-vitro-Untersuchungen [17] legen nahe,dass die HBO-Therapie ihren positiven Effektwährend einer Sepsis mindestens zum Teil durchdie Modulation der IL-10-Expression hervorruft.Wir wollten diese Hypothese testen und benutztendie HBO-Therapie und die klinisch relevanteLigation und Punktion des Blinddarmes als einModel einer septischen Peritonitis [18].

Material und MethodenSepsismodellDie Untersuchungen wurden an spezifisch patho-genen - rein männlichen C57BL/6 Mäusen undzusätzlich an IL-10-defizienten Tieren und Kontroll-tieren durchgeführt. Unter Narkose wurden unge-fähr 25 % des Blinddarmes ligiert. Dieser Teil wurdemit einer Nadel mehrfach durchstochen und sokomprimiert, dass ein geringer Teil vom Blinddarm-material austreten konnte. Mit dieser Methode warsichergestellt, dass die Punktierungen offen waren. Der Blinddarm wurde in die abdominale Höhlezurückverlagert und das Peritoneum und die abdo-minale Muskulatur mit Nähten verschlossen; diedarüber liegende Haut wurde geklammert. AlsAnalgetikum erhielten die Tiere subkutanesBuprenorphin (1,6 mg/kg). Nach Beendigung derchirurgischen Eingriffe erhielten die Tiere in 12-h-Abständen zusätzliches Buprenorphin.

HBO-BehandlungDie HBO-Behandlung wurde über 90 min beieinem Druck von 2,5 bar alle zwölf Stundendurchgeführt. Die Tiere befanden sich in einer

zylindrischen Modelldruckkammer aus Acrylglas.Die O2-Konzentration wurde kontinuierlich zwi-schen 98 und 100 % gehalten. Zur Verhinderungeiner CO2-Akkumulation wurden die Kammernunter Beibehaltung des Kammerdruckes ventiliert.

Bakterielle Belastung Nach der Tötung der Tiere wurde die Milz homo-genisiert und kurzfristig zentrifugiert. PeritoneaelFlüssigkeit und Milz–Homogenate wurden aufSchokoladen-Agar bei 37 °C über 48 h inkubiert.Später wurden die Kolonien gezählt und entwederauf Milligramm Feuchtgewicht oder auf das Volu-men der peritonealen Flüssigkeit bezogen.

Peritoneale Makrophagen-Isolation und Kultur CD11b-positive Zellen wurden mit Hilfe von mag-netisch markierten ‘beads’ isoliert (Miltenyi Biotec).

Zytokine-ELISADer IL-10-ELISA wurde nach Angaben des Herstellerseingesetzt (R&D Systems, Minneapolis, US). Späterwurden die optische Dichte mit Hilfe eines Spektro-photometers (Spectramax190, Molecular Devices,Sunnyvale, US) ausgelesen. Die Daten wurden miteinem kommerziellen Programm ausgewertet.

ErgebnisseEffekt der HBO-Therapie auf die Sepsis-MortalitätEs gibt keine Informationen über eine optimaleHBO-Therapie für eine experimentelle Peritonitis.Um eine optimale HBO-Dosierung zu bestimmen,wurden die Mäuse mit 1,0, 2,5 und 3 bar 100%igem Sauerstoff unmittelbar nach Beendigungdes chirurgischen Eingriffs für 90 min behandelt;danach in 12-h-Intervallen. Das Überleben wurdefür die Dauer von 100 h registriert. Die HBO-Therapie war bei 2,5 bar effektiv und resultierte ineinem signifikant verbesserten Überlebengegenüber Kontrollmäusen (Abb. 1, oben li.). Wur-den die Mäuse mit 2,5 bar über die Dauer von 100 h behandelt, aber nur alle 24 h, dann war dasErgebnis dieser Behandlung nicht von den Kon-trolltieren verschieden (Abb. 1, oben re.). Auch dieBehandlung mit 1 bar 100 %igem Sauerstoff (alle12 h) verbesserte das Überleben gegenüber denKontrollen nicht (Abb. 1, unten li.). Bei Mäusen, diemit 3 bar 100 %igem Sauerstoff behandelt wurden,kam es sogar zu einer signifikant verkürzten Über-lebenszeit gegenüber den Kontrolltieren (Abb. 1,unten re.). An Kontolltieren wurde bei keiner derobigen O2-Behandlungen ein Hinweis auf O2-Toxi-zität (Mortalität, Anfälle, Atmung) festgestellt.

Einfluss der HBO-Therapie auf die bakterielleBelastungDie HBO-Therapie kann die bakterielle Belastungnach einer experimentellen Infektion entwederreduzieren (10,19] oder nicht [7,8]. Der Effekt der

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HBO-Therapie auf die quantitative, bakterielleBelastung nach experimenteller Peritonitis ist nichtbekannt. Die bakterielle Belastung 24 h nachexperimenteller Infektion war an Milzhomogenatendann signifikant reduziert, wenn die HBO-Therapiebei 2,5 bar durchgeführt wurde. Die bakterielleBelastung der peritonealen Flüssigkeit war jedochbei den HBO-behandelten Mäusen nicht signifikantniedriger. Diese Ergebnisse legen nahe, dass dieHBO-Therapie im frühem Verlauf der Infektionnicht direkt bakterizid ist.

Effekt der HBO-Therapie auf die Funktion derperitoneale MakrophagenDie IL-10-Expression wurde in Abhängigkeit vonder HBO-Therapie untersucht. Für die basale IL-10-Sekretion von Makrophagen aus der peri-tonealen Flüssigkeit gab es zwischen deninfizierten und den HBO-behandelten Gruppenkeine Unterschiede.

Die HBO-Protektion benötigt IL-10Um zu untersuchen, ob der HBO-Mechanismuszur Verminderung der Sepsis-Mortalität von IL-10abhängt, wurden IL-10-defiziente Mäuse infiziertund randomisiert der Kontroll- oder den HBO-Behandlungsgruppen zugeordnet. Schwer-

wiegende und weniger schwerwiegende septischePeritonitis wurde verursacht, um beurteilen zu kön-nen, ob das Ausmaß des Schadens den Erfolg derHBO-Therapie beeinflusst [18,20]. Die HBO-Behandlung veränderte das Überleben nachexperimenteller Sepsis bei IL-10-defizienten Mäu-sen unabhängig vom Ausmaß der Verletzungennicht. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dassdie HBO-Protektion während einer septischenPeritonitis durch IL-10 vermittelt wird und von demAusmaß des Schadens unabhängig ist.

DiskussionHBO kann eine adjuvante Therapie für eine Reihevon Erkrankungen darstellen; die effektive Anwen-dung ist jedoch durch den Mangel an klinischenStudien und Verständnis der basalenMechanismen für die therapeutischen Effekte limi-tiert. Eine Reihe von experimentellen Studienlegen nahe, dass die HBO auch als eine Primär-therapie bei septischer Peritonitis und als eineadjuvante Therapie für eine septische Myositis undOsteomyelitis fungieren kann [7,8,19]. Die Mecha-nismen, über welche die HBO-Therapie auf dieSepsis wirkt, sind bis heute nicht untersucht wor-den. Um die Mechanismen der HBO-Therapie beiSepsis zu definieren, benutzten wir ein standard-

Abb. 1: Hyperbare O2-Behandlung schützt Dosis-abhängig vor Sepsis-induzierter Mortalität. Über der 100-h-Beobach-tungszeit ist die Überlebensrate [%] aufgetragen. Bei Mäusen wurde eine Ligatur und eine Punktion des Blinddarmesdurchgeführt (cecal ligation and puncture: CLP). Die Behandlung erfolgte mit Luft (Kontrolle; offene Dreiecke) und einmalpro Tag (QD) mit 2,5 bar Sauerstoff (offene Kreise; oben links). Zweimal pro Tag (BID) mit 2,5 bar (geschlossene Kreise;oben rechts). Zweimal pro Tag bei 1 bar (offene Kreise; unten links). Zweimal pro Tag bei 3,0 bar (geschlossene Kreise;unten rechts)

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isiertes und gut charakterisiertes Sepsis-Modell[21]. Nach unseren Daten kann die HBO-Behandlung bei unserer Sepsis protektiv wirken;die Schutzfunktion ist jedoch O2-Dosis-abhängig.Wir weisen darauf hin, dass unsere Daten nichtdirekt auf die klinische Situation übertragen wer-den können.

Die signifikanten Unterschiede für die Mortalitätzwischen den Behandlungsdrücken von 2,5 und 3bar haben uns überrascht. Wir haben den pO2 imarteriellen Blut nicht gemessen und können dahernicht bestimmen, ob die Oxigenation bei den zweiverschiedenen Drücken bei den septischen Tierennicht-linear anstieg. Zusätzliche Komplikationenbei der Extrapolation von pO2-Werten entstehen,wenn man berücksichtigt, dass diese Werte ver-mutlich durch einen veränderten Gasaustauschbeeinflusst werden, welcher sich während einerSepsis entwickelt. Das Ergebnis, dass die HBO-Therapie mit 3 bar für das Überleben schädlich ist,könnte auf eine direkte O2-Toxizität an den Orga-nen der Tiere zurückgeführt werden.

Frühere Studien zeigten eine höhere Inzidenz vonLungenschädigungen durch eine ununterbroch-ene, einzelne 3 h-HBO-Sitzung bei 3 bar. Unterdiesen Bedingungen kam es zu einen Anstieg derExpression des intrazellulären Adhäsionsmoleküls-1 und einer Leukozyteninfiltration [22]. Der ICAM-1-Anstieg könnte Dosis-abhängig sein und eineICAM-1-Expression induzieren [23,24]. UnserErgebnis, dass die HBO-Behandlung mit 2,5 barzweimal pro Tag durchgeführt werden muss, unter-streicht die Bedeutung der O2-Dosierung und legtnahe, dass der HBO-Effekt bei einer Sepsis nichtüber 24 h erhalten bleibt. Dieser Befund steht imGegensatz zu früheren Ergebnissen, nach deneneine einzige Behandlung pro Tag die Mortalität beieiner intraabdominalen Sepsis verbesserte [7].

Eine jüngere Studie berichtete, dass eine HBO-Behandlung mit 2 bar alle 6 h die Mortalität vonRatten nicht verminderte, und zwar in einem Sep-sis-Modell nach exogener Gabe von intraperitone-alen E. coli; in dieser Studie wurde jedoch keinVergleich unterschiedlicher Dosierungen durchge-führt [11]. Die Kombination von Cefipime und HBO-Behandlung verbesserte das Überleben gegen-über Cefipime allein [11]. Leider ist es nicht mög-lich, die Ergebnisse dieser Studien direkt zu ver-gleichen, da es große Unterschiede im Studien-design gab. Hierzu gehörten die unterschiedlichenSpezies (Ratte vs Maus) und die Methode zurInduktion einer Sepsis (Blindarm-Pellet / Inokulumvs Blinddarm-Ligation und -Punktion).

Die HBO-Behandlung erhöht signifikant den pO2im Blut und sollte theoretisch bei einer Sepsis denGewebs-Metabolismus verbessern sowie eine

Hypoxie verhindern [25]. Die Anstiege desGewebs-pO2 sind jedoch vorübergehend und neh-men nach Ende der HBO-Behandlung rasch ab[26,27]. Darüber hinaus beobachteten wir keineVerbesserung bei IL-10-defizienten Mäusengegenüber den Kontrollen. Zusammen genommenunterstützen diese Ergebnisse die Hypothese, dasdie HBO-Therapie das Überleben bei einer Sepsisnicht durch eine Veränderung des Gewebs-Metabolismus verbessert. Es ist vielmehr möglich,das die transiente HBO-Exposition als ein Zell-Signal-Stimulus agiert, welcher letztlich seineEffekte durch die Produktion von IL-10 hervorruft.Die HBO-Behandlung verminderte nicht die bak-terielle Belastung in der peritonealen Flüssigkeit,verminderte jedoch die Belastung der Milz. DiesesErgebnis legt nahe, das die HBO-Behandlung beieiner polymikrobiellen Peritonitis nicht über einendirekten toxischen Effekt auf die Bakterien wirkt.Ein früher Bericht über die HBO-Therapie derPeritonitis - hervorgerufen durch implantiertesBlinddarmmaterial - demonstrierte einen ähnlichenpositivem Effekt der HBO auf das Überleben, ohnedass die peritoneale bakterielle Belastung vermin-dert war [7]. Die signifikante Verminderung derbakteriellen Belastung der Milz nach der HBO-Therapie legt nahe, dass die Behandlung die bak-terielle Dissemination im Wirt begrenzt. DieserProzess könnte möglicherweise durch dasAufrechterhalten einer angemessenen IL-10-Expression erfolgen. Da das Überleben bei unser-er Sepsis auch eine Abzessbildung beinhaltet, kön-nte die HBO-Behandlung das Überleben begünsti-gen, indem sie die Infektion besser eindämmt[18,28].

IL-10 spielt während einer experimentellen Sepsiseine komplexe Rolle. Es könnte einen kritischenSchritt in Richtung auf einen letalen Zustand regu-lieren [15]. Wir fanden keinen Unterschied der IL-10-Spiegel zwischen Serum und peritonealer Flüs-sigkeit bei HBO-behandelten und bei Kontrollgrup-pen. Die absolute IL-10-Expression ist für inter-mediäre oder schwere CLP-Sepsis in der peritone-alen Flüssigkeit oder im Serum nicht unterschied-lich. Die Expression war aber bei weniger schwe-rer Sepsis signifikant angestiegen [29]. Die Ver-wendung einer antibiotischen Therapie kehrte dieKorrelation der Sepsis-induzierten Mortalität mitder IL-10-Expression um, denn größere IL-10-Mengen wurden in der peritonealen Flüssigkeitund im Serum an Tieren mit schwerer Erkrankunggefunden [30].

Nach unseren Ergebnissen wird IL-10 benötigt, umden protektiven Effekt der HBO-Behandlung zuermöglichen. Offensichtlich wurde IL-10 vermehrtdurch Makrophagen freigesetzt. Es ist jedoch auchmöglich, dass die zellulären IL-10-Quellen für denkritischen Schritt für das HBO-vermittelte Über-

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leben andere Zellen als Makrophagen sind, dennIL-10 wird z.B. auch von dendritischen Zellen, T-Zellen und B-Zellen gebildet [13-16].

In früheren Studien wurde zwar der Einfluss derHBO-Behandlung auf die Funktion der Makro-phagen aber nicht auf die IL-10-Regulation unter-sucht [32-34]. Zusätzlich haben diese früherenStudien den Effekt der HBO-Behandlung aufMakrophagen-Zell-Linien oder primäre Makro-phagen untersucht, die von gesunden HBO-behandelten Tieren stammten. Die HBO-Behand-lung könnte die Zellen unterschiedlich beeinflus-sen und zwar in Abhängigkeit davon, ob es sich umeinen gesunden oder erkrankten Wirt handelt.Ergebnisse von Studien an gesunden Tieren oderan Zellkulturen können nicht die wahre physiolo-gische Antwort auf die HBO-Behandlung währendder Entwicklung einer Erkrankung nachahmen.Zusätzlich liefern die früheren Studien keineMechanismen, die mit unseren Ergebnissen kon-sistent wären.

Wie die HBO-Behandlung die IL-10-Produktionsteigert, ist nicht bekannt. Es könnte sich um einedirekte Erhöhung der IL-10-Gen-Transkription oderum eine indirekte Änderung des Zell-Phänotypesdurch Induktion oder Repression anderer Zytokinehandeln. Eine Spekulation für einen möglichenMechanismus wäre, dass die HBO-Behandlungden Makrophagen-Phänotyp im Hinblick auf denzellulären oxidativen Status beeinflusst. Makro-phagen sind kürzlich in reduktive und oxidativeMakrophagen unterteilt worden [35]. OxidativeMakrophagen sind durch verminderte intrazelluläreGlutathion-Spiegel und eine erhöhte Expressionvon IL-6 und IL-10 nach Stimulation charakterisiert,und sie könnten interessanterweise einen anti-flammatorischen Phänotyp besitzen [35]. Obwohldie erhöhte IL-10-Produktion den Benefit der HBO-Behandlung teilweise erklären kann, ist die T-Hel-fer-Subtyp 2-T-Zellantwort mit einer geringerenPrognose während der Entwicklung einer Septisverbunden [36]. Die Regulation der Makrophagenund der T-Zell-Antworten während einer HBO beiPeritonitis stellt also einen komplexen Prozess dar.

SchlussfolgerungDas bessere Verständnis für basale Mechanismender HBO-Aktion kann dazu führen, das Design vonklinischen Studien zu verbessern und letztlichdamit auch die HBO-Therapie. Unsere Datenbeschreiben ein Fenster für die wirksame O2-Dosierung bei einer experimentellen Sepsis. Dasist wichtig, weil es keine früheren Studien gibt, beiwelchen ein solches therapeutisches Fenster fürein experimentelles Sepsis-Modell beschriebenwurde. Darüber hinaus legen unsere Daten nahe,dass die HBO möglicherweise als ein Immun-Modulator funktioniert, und dass darüber der Pro-

tektionsmechanismus zustande kommt und nichtüber einen direkten antibakteriellen Effekt odereinen verbesserten O2-Transport.

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Barotrauma

Auswirkungen des reduzierten Kabinendrucksim Flugzeug Der Kabinendruck in modernen Jets ist auf 75 %des atmosphärischen Drucks reduziert. Funk-tioniert der Druckausgleich durch passive Öffnungder Tube nicht ausreichend, kann die Luft etwa beiÖdemen, höherer Schleimviskosität im Lumen(allergischer oder vasomotorischer Rhinitis), kon-genitalen oder traumatischen Fehlfunktionen nichtentweichen. Die Luft expandiert im Mittelohr, unddas Trommelfell dehnt sich nach außen. Schwie-riger sind die Verhältnisse beim Sinkflug: Hier ent-steht im Mittelohr ein Unterdruck, das Trommelfelldehnt sich nach innen und der Druckausgleichmuss aktiv durch das ‘Lippenventil’ der Tube erfol-gen (Schlucken, Gähnen oder Valsava-Manöver).Jede Barotrauma-Episode erzeugt Schmerzenund Schleimhautschwellungen, so dass eineAttacke zu weiteren Attacken prädisponiert. Bei100 bis 500 mmHg Druckdifferenz kommt es zuEinblutungen oder sogar zur Ruptur des Trommel-fells, die aber meist spontan ausheilt. Eine Rupturdes runden oder ovalen Fensters ist eine ernsteKomplikation, die chirurgisch therapiert werdenmuss [1].

Der reduzierte Kabinendruck nach dem Aufstiegdes Flugzeugs auf Reiseflughöhe ist der Haupt-faktor für Flugreise-Barotraumen der Ohren. Diesewerden durch Luftdruckdifferenzen zwischen Mit-telohrraum und äußerer Atmosphäre ausgelöst,die entweder während des Steigfluges oder nochhäufiger beim Abstieg auftreten können. Einesolche Druckdifferenz entsteht, wenn der Druck-ausgleich durch die eustachische Röhre (TubaEustachii) nicht ausreichend erfolgen kann.

Häufiges medizinisches Problem bei Flug-reisenOhrenbeschwerden mit Druckschmerz und Taub-heitsgefühl oder Barotraumen sind beim Fliegenhäufige Symptome. Gelegentlich kann es sogarzur Ruptur des Trommelfells oder – noch ernster –

des runden oder ovalen Fensters am Innenohrkommen. Barotraumen gehören heute zu denhäufigsten medizinischen Problemen bei Flug-reisen.

Über flugassoziierte Ohrenprobleme oder -schmer-zen klagen 65 % der jugendlichen und 46 % dererwachsenen Flugpassagiere. Bezogen auf eineneinzelnen Flug liegt die Inzidenz für Kinder bei 26-55 % und für Erwachsene bei 20 %. 31 % bericht-en über Beschwerden beim Aufstieg und 85 %beim Abstieg vor der Landung.Der Kabinendruck wird beim Abstieg aus derReiseflughöhe (ca. 10.000 m) in den meistenLinienmaschinen mit einem Druckgradienten von80 mmHg erhöht. Die Schwere der Barotraumenkorreliert mit diesem Druckgradienten (also demAnstiegs- und dem Abstiegs-Druckgradienten; [2]).Einige Flugzeugmuster, wie die Boeing 737,haben einen relativ hohen Druckgradientenwährend des Sinkfluges – mit einem höherenRisiko von Barotraumen – als andere, wie zumBeispiel die Boeing 747, die DC-10 oder derAirbus 310.Kinder sind am häufigsten von Druckausgleichs-beschwerden und Barotraumen betroffen. Dies istauf die Anatomie ihrer Tuben zurückzuführen;weiterhin auf häufigere virale Infektionen deroberen Atemwege und letztlich kausal auf dasjuvenile, adenoidale Gewebe, das einerseits zurmechanischen Blockierung der Tuben-Lippen-ventil-Funktion führt und andererseits ein Fokusfür Infektionen ist. Weiterhin sind viele Kinder nichtin der Lage, selbsttätig oder assistiert Valsalva-Manöver durchzuführen.

Möglichkeiten der PräventionDas Risiko von Ohrenbeschwerden könnte durcheinen höheren Kabinendruck verringert werden.Die Luftfahrtindustrie (wie Airbus) strebt diesjedoch offensichtlich nicht an – obwohl es tech-nisch mit einer stabileren Außenhaut durchausmöglich wäre. Doch dieses würde zu einer stärk-eren Belastung des Maschinenrumpfes bei deut-licher Verkürzung der Einsatzdauer führen. EinMehr an Gewicht würde zudem einen wesentlichhöheren Kerosinverbrauch bedeuten.So ist der Verzicht auf eine Flugreise der sichersteWeg, eine Aerotitis media (z.B. bei Infektionen deroberen Luftwege) zu vermeiden. Bei den meistenPassagieren genügt jedoch zum Druckausgleich

Barotrauma im Flugzeug

K Held, als Gastautor

Adresse des Autors:

Dr. med. K Held, Flug- & ReisemedizinAm Römerlager 2353117 Bonn

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regelmäßiges Schlucken, Gähnen oder Kauen.Kleinkindern hilft oft das Reichen einer Nuckel-flasche. Bei anderen Passagieren ist ein Valsalva-Manöver notwendig, wobei gelegentlich durchvenöses ‘Blood-pooling’ eine Synkope oder durchLungendehnung provozierte, kardiale Arrhythmienausgelöst werden können. Durch ein Frenzel’-sches Manöver, eventuell mit einem Politzer-Ballon, kann dieses Risiko vermieden werden, wasbesonders für Piloten wichtig ist.Eine weitere Möglichkeit, den Ohrenbeschwerdenzu entgehen, sind Druckausgleichs-Stöpsel (Abb. 2;z.B. Ear Planes®; Medivital, Altrip). Filter in demStöpsel regulieren die Druckdifferenz im Gehör-gang, erzeugen einen schonenderen Druckgra-dienten (vor allem bei Kindern) und lassen damit

Abb. 1 & 2: Wenn mit allen ande-ren Möglichkeiten (Schlucken, Gäh-nen, Kauen, Valsalva) ein Druckaus-gleich während des Steig- oderSinkfluges nicht erreichbar ist, kön-nen Druckausgleichs-Stöpsel hilf-reich sein: Es gibt sie für Kinder undfür Erwachsene

der Tube ausreichend Zeit für die Adaptation an dieDruckdifferenzen, insbesondere beim Lande-anflug. American Airlines empfiehlt diesen Ohren-schutz ihrem fliegenden Personal, um die hohenKosten durch Krankheitsausfälle bei Mittelohrent-zündungen zu reduzieren. Hilfreich können auchsystemische oder topische Medikamente sein, diedie Nasenschleimhaut abschwellen lassen (z.B.Pseudoephedrin, Oxymetazolin oder Antihista-minika).

Literatur1. siehe Flug- & Reisemedizin IV 20042. Dickson ED, King PF. Results of treatment of

otitic and sinus barotrauma. J Aviat Med 1956;27:92-99

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Chlamydoselachus anguineus: eine Hai-Ur-Ur-Ahnin wurde gefangen

JD Schipke

Meeresbiologie

Japanische Fischer fingen ein lebendes Fossil inder Nähe eines Hafens. Sie informierten dieExperten eines Meeresaquariums. Forscher trans-portierten das Tier in den Awashima Marine Parkin Numazu südlich von Tokio. Dort gelangen selte-ne Aufnahmen von der etwa 1,60 m langenHaidame (Abb. 1).

Diese Tierart hat sich seit Urzeiten kaum verändertund galt eigentlich als ausgestorben. Warum dieUrgroßmutter die normalen Gefilde verlassenhatte und sich in Ufernähe aufhielt, ist unklar.Biologen meinen, es könnte sich um ein krankesTier gehandelt haben. Vielleicht verschlechtertesich der Gesundheitszustand durch den unge-wöhnlichen Lebensraum weiter. Tatsächlich lebtees, nachdem die Fischer es gesichtet hatten, nurnoch einige StundenDie Tiere leben normalerweise in Meerestiefenzwischen 600 und 1300 m. Sie kommen selten andie Oberfläche. Kragenhaie haben ein Maul mitscharfen Zähnen (Abb. 3); der Körper ist braungefärbt. Wie eine Mischung aus Aal und Hai wirktdieses Ungetüm, welches sich von kleinerenFischen ernährt. Kragenhaie können bis zu 2 mlang werden. Sie wurden bisher außer in Japannoch vor Norwegen und Schottland sowie in Süd-amerika gesichtet.

Abb. 1: Von der 1,6 m langen Hai-Urgroßmutter gelan-gen in einem Aquarium einmalige Bilder. Die Tiere kön-nen eine Länge von 2 m erreichen

Abb. 2: Kragenhaie (Chlamydoselachus anguineus)erhielten ihren Namen wegen der Kiemen, die sich ander Unterseite des Körpers befinden

Es handelte sich um einen so genannten Kragen-hai. Ihren Namen verdanken sie einem Kie-menpaar, an der Unterseite des langen Körpers,welches einem Kragen ähnelt (Abb. 2).

Abb. 3: Wie ihre modernen Nachfahren, haben auchdie Kragenhaie scharfe Zähne. Die Tiere ernähren sichvon kleineren Fischen

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Dieser Beitrag ist gut geeignet, Verärgerung her-vorzurufen. Der Ärger sollte sich aber bitte an densüdafrikanischen Autor in Johannesburg und nichtan die Redaktion in Düsseldorf richten. Prof. Man-ger von der Witwatersrand Universität schockte inseinem Bericht in den Biological Reviews of theCambridge Philosophical Society [1] im Jahre2006 den Leser mit der Aussage, dass Delphineweit weniger intelligent seien, als bisher angenom-men. Der Neurologe behauptet sogar: Die Mee-ressäuger sind dumm und reagieren nur instinktiv:es gibt keine neuronale Basis für die häufigzitierten, hochintelligenten Fähigkeiten der Ceta-ceen.

Anpassung an die veränderten Umgebungsbedin-gungen.Und warum sind Delfine so gern mit Menschenzusammen und lassen sich sogar auf Wasser-spiele ein? ‘Alle Säugetiere spielen gerne, das istnatürlich’, sagt Manger. Außerdem werde dadurchim Gehirn Dopamin freigesetzt: ‘das ist wie einekleine Streicheleinheit’.

Die ‘natürliche’ ReaktionVon wegen Flipper, dein Freund - es geht nur umBelohnungen und instinktives Verhalten. Auchdass Delfine immer wieder Ertrinkende retten,habe nichts mit Menschenliebe zu tun. Das seiganz einfach zu erklären. ‘Was machst Du alserstes, wenn du geboren wirst? Du atmest. Und daDelfin-Babies unter Wasser geboren werden undohne Sauerstoff in der Lunge auf den Grundsinken, müssen sie bis über die Wasseroberflächehochgestupst werden (Abb. 2). Deshalb stupsenDelfine alles nach oben, was im Wasser auf denBoden sinkt.’ Es gebe sogar einen Bericht, dassein Delfin sieben Tage lang versucht habe, eintotes Hai-Baby über Wasser zu halten. ‘Solchinstinktives Verhalten deutet doch nicht auf Intelli-genz’ meint Manger.

Verschwörungstheorie?Nicht ganz unerwartet haben Mangers Unter-suchungen eine Welle losgetreten. Im Internetstreiten sich Delfin-Liebhaber mit Wissenschaft-lern. Manger erhielt tausende Hass-E-Mails. SeineKritiker denken, dass er von der Thunfischindus-trie oder der Walfänger-Lobby bezahlt werde,damit das Abschlachten und Fangen von Delfinenund Walen weitergehen kann. ‘Das sei doch völ-liger Quatsch’. Sagt der Wissenschaftler. ‘Delfineseien einfach doof, das schließe aber nicht aus,

Delfine sind doof

JD Schipke

Nach Manger sind selbst Ratten und Goldfischeintelligenter als Delphine. Steck eine Ratte in eineKiste und sie springt raus. Jeder Goldfisch im Glasohne Deckel wird raushüpfen. Delphine aber nicht.Sie springen nur dann, wenn man ihnen einenFisch vor die Nase hält. Sie würden auch nie aufdie Idee kommen, ins offene Meer zu schwimmen,wenn man ihre Bucht mit einem Netz abtrennt.

Gehirngröße spielt k(l)eine RolleManger weiter: Nur weil Delphine überdurch-schnittlich große Gehirne hätten, seien sie nochlange nicht schlau. Denn in den Gehirnen von Säu-getieren, erläutert der Neurologe, gibt es mit denNeuronen und den Glia zwei Zelltypen. Neuronesind für intellektuelle Prozesse und das Weiterlei-ten von Informationen zuständig. Glia (gr. = Leim)bildet die Umgebung, in denen die Neuronen funk-tionieren können: eine Art Stützgerüst. Delphinehaben riesige Mengen an Glia-Zellen. Eine ihrerHauptaufgaben besteht in der Erzeugung vonWärme. Das heißt: Die Delphin-Gehirne sind nurso groß, damit sie im Wasser nicht auskühlen. Alsehemalige Landtiere nicht an die Kälte des Was-sers gewöhnt, handelt es sich lediglich um eine

Abb. 1: Prof. Manger (Neurologe) sagt: Die Intelligenzder Cetaceen wird massiv überschätzt

Abb. 2: Großes Hirn - und wenig dahinter? WeiblicherDelphin mit seinem Kalb

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Hiddensee: die Biologische Station

JD Schipke, L Donath

GreifswaldDie Hansestadt beheimatet eine der ältesten deut-schen Universitäten: 550 Jahre. Im Jahre 2006wurde gefeiert. Aber warum besucht PrinzessinSylvia von Schweden die Universität? Ganz ein-fach: es geht um die älteste schwedische Univer-sität. Alles klar? Am Ende des 30-jährigen Krieges wurde das pom-mersche Greifswald schwedisch. Erst nach fast200 Jahren fiel die Stadt 1815 an Preußen. Seit1933 trägt die Universität den Namen eines dergroßen poetischen Gegners von Napoleon: ErnstMoritz Arndt.

Heute beleben etwa 11.000 Studenten das Stadt-bild von Greifswald. Davon sind in der Naturwis-senschaftlichen Fakultät 2.800 Studenten ein-geschrieben. Wegen der unmittelbaren Nähe zurOstsee bildet die Meeresforschung seit langemeinen Schwerpunkt.

Biologische Station HiddenseeEbenfalls im Jahre 2006 feierte die BiologischeStation Hiddensee. Allerdings erst ihr 75-jährigesBestehen. Die Leiterin, Frau Priv.-Doz. Blindow,hatte die Wissenschaftler der 12 anderen deut-schen Biologischen Stationen nach Kloster/Hid-densee eingeladen. Diese Station war bereits1930 gegründet worden. Vater war ProfessorLeick. Er hatte in den 20er Jahren mit seiner öko-logischen Forschung die Voraussetzungen für denAufbau der Station geschaffen. Ökologie? Ganzeinfach: Die Beziehung zwischen Organismus undUmwelt. Denken wir an eine gestörte Beziehung:die Umweltverschmutzung.

Die Zielsetzung war damals erstaunlich modern.Fern von menschlichen Einflüssen, an einem Ort,an dem ein möglichst ungestörtes und vielseitigesTier- und Pflanzenleben erhalten war, sollten dienatürlichen Beziehungen untersucht werden. Es

Noch ein bisschen Historie. Leick war ein terres-trischer Ökologe. Seine Mitarbeiter dehnten diewissenschaftlichen Arbeiten aber auch auf mee-resbiologische Aspekte aus. In vorderster Reihesein erster Doktorand: der Hydrobotaniker Gess-ner. Dieses Gespann war so erfolgreich, dass dieForschungsstätte bald in ganz Deutschlandbekannt war. So wurde sie nicht nur von Wissen-schaftlern und Studenten sondern auch von nam-haften Künstlern aufgesucht (Abb. 2).

Abb. 1: 1990 wurden Hiddensee und die umliegendenGewässer Nationalpark. Er ist mit einer Fläche von 800km≈ der größte Nationalpark des Bundeslandes Meck-lenburg-Vorpommern und liegt an der Ostsee- undBoddenküste Vorpommerns nordöstlich von Rostock

Foto: Schipke

würde Leick gut gefallen haben, als Hiddensee unddie umliegenden Gewässer 1991 zum ‘National-park Vorpommersche Boddenlandschaft’ erklärtwurden (Abb. 1).

dass er sie nicht möge’. Im Gegenteil: ‘Ich magDelfine. Ich bin auf einer Farm aufgewachsen, siesind nichts Besonderes.’ Seit Jahrzehnten ver-suche man den Beweis für intelligentes Verhaltenvon Delfinen zu finden - und man findet einfachnichts. Der Grund ist einfach: Delfin-Gehirne sindnicht für besonders intelligentes Verhaltengemacht.Aber warum muss er mit seinen Untersuchungendie Flipper-Fan-Welt zerstören? Dazu sagt er: ‘Nur

wenn man richtig versteht, was Tiere können undwas nicht, versteht man auch, wie man sie richtigbehandeln, schützen und vor dem Aussterbenbewahren kann.

Literatur1. Manger PR. An examination of cetacean brain struc-

ture with a novel hypothesis correlating thermo-genesis to the evolution of a big brain. BiologicalReviews 2006; 81(02) pp 293-338

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Abb. 2: Einer derVäter der Biolo-gischen StationHiddensee (Prof.Gessner) zusam-men mit demNobelpreisträgerGerhart Haupt-mann auf denStufen des Dokto-randen-Hausesder BiologischenStation

Abb. 3: Die Forschungsbarkasse ist ein wichtigerBestandteil für die Entnahme von Wasser- und Sedi-mentproben aus den Boddengewässern und für dieMessung hydrophysikalischer und hydrochemischerParameter direkt vor Ort Foto: Donath

bedingungen ziehen. Verlaufsbeobachtungen vonFauna und Flora über die Jahre wären eine dank-bare Aufgabe für Barkasse und Kamera. Auchohne solche Beobachtungen liegt bereits heutestundenlanges Material vor, welches manchemwerdenden Meeresbiologen reichlich Stoff für eineDiplom-Arbeit bietet.

Forschung auf HiddenseeSeit 23 Jahren forscht Dr. Dahlke auf der Insel. Erberichtet, dass die Phospateinträge in den Boddenabgenommen haben. Das liegt an den Kläranla-gen. Den Wissenschaftler interessiert besondersder Vergleich zwischen dem in den Sedimentengespeicherten und dem vom Festland eingetrage-nen Phosphor. In Ergänzung zu den Kläranlagenan Land könnte man sich nun vorstellen, auch dasVorkommen von marinen Filtrierern zu fördern, umdie Gewässer wieder klarer zu bekommen, zumBeispiel Dreikantmuscheln. Ein solches Vorgehenträgt den schönen Namen ‘Biomanipulation’. Die Stickstoffeinträge - sie kommen wahrschein-lich aus der Landwirtschaft - haben leider nichtabgenommen. Diese Einträge führen zur Eutro-phierung und verändern damit Artenvielfalt undIndividuendichte. Eine Richtlinie der EuropäischenUnion sieht vor, diese Eutrophierung so zu redu-zieren, dass die Küstengewässer der Ostsee ab2015 den so genannten guten ökologischen Zu-stand erreichen.

Festzustehen scheint: Mit den Bodden geht es auf-wärts. Meerespflanzen kommen wieder. Orchideenvergleichbar sind offenbar die seltenen Armleuch-teralgen, wie die für die Ostsee typische Charabaltica (Abb. 4). Diese Pflanzen sind teilweise imSüßwasser, teilweise im Brackwasser beheimatetund waren in der Ostsee stark zurückgegangen.Die kürzlich von den Biologen der Station vorHiddensee wiederentdeckte Chara horrida galt ander deutschen Ostseeküste sogar als verschollen.Dr. Dahlke schenkt uns eine weitere schöne Voka-bel: Mesokosmos. Im Gegensatz zum Mikro- undMakrokosmos ist dieser Kosmos beinahe gänzlicherforscht. Sagt zumindest das Lexikon. Da dieseEbene am besten erreichbar ist, versuchte derMensch solange er denkt, die Gesetzmäßigkeitendes Mesokosmos zu erforschen. Zu den Meso-kosmos-Projekten der Biologischen Station gehörtzum Beispiel die Frage: wie vertragen sich die ver-schiedenen Krabbenarten? Und was macht dieWollhandkrabbe überhaupt hier? Es ist nicht ihreigentliches Revier. Oder auch: wie kommen Fel-sengarnele und Ostseegarnele miteinander aus?Es gibt also noch reichlich Forschungs-Spielraum.Und damit sind wir bei einem anderen interessan-ten Projekt. Dr. Dahlke erklärt mit viel GeduldAspekte der Invasionsbiologie und dabei auch dieUnterschiede zwischen Neophyten und Neozoen.Auch für dieses Projekt wäre der Einsatz von

Gegenwart der Biologischen Station Nach der Wende wurde die Insel Sitz des ‘Institu-tes für Ökologie’. Angeschlossen sind die Biolo-gische Station und vorrübergehend die VogelwarteHiddensee. Von dieser soll hier nicht die Redesein. Sondern von der marinen Ökologie.

Schwerpunkte der wissenschaftlichen Forschun-gen an diesem einzigartigen Standort sind Unter-suchungen zum Stoffhaushalt in den Nordrügen-schen Boddengewässern. Bodden, besser be-kannt als Lagunen, sind 2 bis 3 m tiefe Gewässer,die zum größten Teil von Land umschlossen sind.Als unentbehrliches Hilfsmittel für Lehre undForschung steht die 15-m-ForschungsbarkasseProf. Fritz Gessner zur Verfügung (Abb. 3). Siegestattet die Entnahme von Wasser- und Sedi-mentproben aus den Boddengewässern sowie dieMessung hydrophysikalischer und hydrochemi-scher Parameter direkt vor Ort. Eine Kamera, diehinter dem Heck versenkt werden kann, ermöglichtbei geeigneten Sichtverhältnissen stimmungsvolleAufnahmen von Meeresboden und Bewuchs. Ausden jahreszeitlichen Veränderungen lassen sichwichtige Schlüsse auf die wechselnden Umwelt-

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Abb. 4: Baltische Armleuchteralge (Chara baltica).Armleuchteralgen sind weltweit verbreitete, phylo-genetisch urtümliche Wasserpflanzen. Armleuchteralgenwerden zu den Grünalgen gezählt, mit denen sie abernur die Assimilationspigmente und Reservestoffegemeinsam haben. Mit ihrem Habitus ähneln sie eherhöheren Blütenpflanzen. Damit stehen sie mit ihremAufbau und ihren Fortpflanzungsorganen als sehrisolierte Gruppe im System der heutigen Pflanzen. Derwissenschaftliche Name wurde vom lateinischen chara(= Kümmelwurzel) abgeleitet

forschungstauchenden Meeresbiologen gerngesehen. Welche Spezies sind vom Menschen inandere Gebiete verbracht worden, und wie habensie sich dort etabliert?

Bodden sind spannend. Weil sie weitgehend nachaußen abgeschlossen sind, gibt es wenig Turbu-lenzen. Um nicht vertrieben zu werden, benötigenbodenständige Lebewesen daher nur wenig Hart-substrat. So können sich in dem flachen Wasser mitdem vielen Licht andere Spezies und andere Lebens-gemeinschaften als im offenen Meer ausbilden:Moostierchen können z.B. auf Blasentang siedeln.

Eine ganz selbständige und zusätzliche Frage-stellung besteht darin, Modelle zu entwickeln, mitdenen sich die Schwingungen der aquatischenBesiedlung simulieren lassen. Oder auch: Wie sindElemente der Hydrobiologie an Elemente der Hydro-chemie und Hydrophysik gekoppelt? Erneut ist derwerdende oder der fertige Meeresbiologe gerufen.

Noch einmal zurück zum Nährstoffaustausch.Stichwort: Resuspension. Man kann sich das Sedi-ment als Langzeitspeicher für alle möglichen Sub-stanzen vorstellen. Im Ostsee-Sediment sind zwargroße Mengen von Phosphor und Stickstoff

gespeichert, die sich aber aktuell nicht am Stoff-kreislauf beteiligen. Durch Bootsverkehr, extremesHochwasser oder Stürme werden die im Sedimentgebundenen Stoffe wieder in das Wasser abgege-ben: sie werden resuspendiert. Selbst wenn dieNeueinträge kritischer Stoffe reduziert werden kön-nten, kann das Gewässer noch über Jahrzehntedurch den Stoffeintrag über die Resuspensionbelastet bleiben. Daher, so Dalke, wird sogar über-legt, ob man das Bodden-Sediment nicht teilweiseabträgt, um diesen Vorgang zu verringern.

Ein ganz anderes Projekt: Die fachübergreifendeBetrachtung im Sinne eines Küstenzonenmanage-ments. Zusammen mit dem Institut für Ostseefor-schung und weiteren Instituten und Behörden wirdein Ostseemonitoring durchgeführt. Dazu gehörtauch die Bestimmung der Wasserqualität. DieZielvorstellung lautet: bis 2015 ein guter Zustandder Gewässer innerhalb der EU. Was bedeutetdas? Die Antwort geht letztlich ins Philosophische.Denn niemand weiß genau, wie der optimaleGewässerzustand eigentlich aussehen müsste,und mit welchen messbaren Größen dieser Zu-stand beschrieben werden könnte.

KooperationenEine enge Kooperation der Biologischen StationHiddensee existiert mit dem Meeresmuseum inStralsund. Bei Bedarf wird diese Einrichtung mitPflanzen und Tieren versorgt. Frau Podszuck ist inStralsund die dortige Ansprechpartnerin. Außer-dem ist die Station im Rahmen der ‘Baltic MarineBiologists’ tätig und beteiligt sich an mehrerenForschungsprojekten mit der Universität Lund (SE)und der Universität Nijmegen (NL). Im Aufbau isteine weitere internationale Zusammenarbeit, näm-lich mit Polen. Dabei geht es um die potentielleRolle, welche die im Stettiner Haff vorkommendeDreikantmuschel zur Verbesserung des Zustandesdieses Gewässers leisten könnte. Eine thematische Kooperation besteht auch mitdem bereits genannten Institut für Ostsee-forschung in Warnemünde (s. auch CAISSON 3/2006) und der Universität Rostock. Der praktischeTeil dieser Kooperation: besteht auf HiddenseeBedarf, schwimmen Forschungstaucher von derUniversität Rostock ein.

Alt-Hiddensee, Du FeineFür den Schnorchler und den Sporttaucher bietetnicht nur der Boden des Bodden ein wunder-schönes Revier. Wenn das Wasser klar ist, siehtman die Seegraswiesen, das Kammlaichkraut, denBlasentang und den grünen Meersalat. Man freutsich über die Krustenalgen und wundert sich,warum der Sägetang nur an einem einzelnen Steinsiedelt. Für den Filmer sind Klippenbarsch,Schwarzgrundel, Grasnadel, Meersaite, Plattfischund Aalmutter dankbare Motive. Man kann Dr.

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Abb. 6: Gerhart Hauptmann (1862-1946) verbrachteviele Jahre seines Lebens auf Hiddensee. Es war seinausdrücklicher Wunsch, auf dieser Insel begraben zuwerden Foto: Donath

Abb. 5: Hiddensee ist die kleine Schwester von Rügen.Selbst im Spätherbst entwickelt Hiddensee einen ganzbesonderen Charme Foto: Donath

Beseitigung von Munitions-Altlasten gefährdet Ostsee-Schweinswale

JD Schipke

Die vom Aussterben bedrohten Schweinswale in der Ostsee sind nach der Gesellschaft zum Schutz derMeeressäugetiere, der Gesellschaft zur Rettung der Delfine und des NABU akut durch Munitions-Ber-gungsarbeiten in der Kieler Bucht gefährdet.

Der Munitions-Räumdienst hatte im Oktober 2006 in der Kieler Bucht erste Munitions-Sprengungendurchgeführt. Weitere Sprengungen von ca. 70 Torpedo-Sprengköpfen und Minen aus dem 2. Weltkriegsind geplant. Die Minen und Torpedos enthalten bis zu 350 kg Trinitrotoluol (TNT). Das TNT ist eine töd-liche Gefahr für Mensch und Meeresumwelt, denn es ist hochgiftig und krebserregend. Neben TNTenthalten die Rüstungsaltlasten auch Schwermetalle oder sogar tödliche Nervengase.

Der durch eine derart große Sprengladung hervorgerufene Schallimpuls kann bei Meeressäugern nochin 1,2 km Entfernung zu lebensgefährlichen Verletzungen, wie Lungenrissen, führen. Gehörschädensind bis zu mehreren Kilometern Entfernung zu befürchten.

Kommentar: Es bleibt ein wenig offen, wie eine Lösung aussehen könnte. Soll die Munition liegen blei-ben und verrotten? Und TNT, Schwermetalle und Nervengase sollen austreten? Sollen die Schweins-wale vorrübergehend eingefangen werden? Und was ist mit dem Plattfisch?

Dahlke verstehen, wenn er für seine schönen Fo-tos und Filme (s. auch http://www.uni-greifswald.de/~ifoehidd/galerie.htm) gelegentlich gegen denGrundsatz ‘Tauche nie allein’ verstößt. Viele dankbare Fragestellungen bieten sich für dieassistiert tauchenden Meeresbiologen. Für derenAusbildung mit ihren heutigen hohen Anforderun-

gen in der aquatischen Ökologie werden auf Hid-densee Kursräume und Unterkünfte bereitgehal-ten, die auch Gruppen anderer Hochschulen nut-zen können. Zu recht sagte Dr. Behrens, Kanzlerder Universität Greifswald: ‘Studierende auf Hid-densee auszubilden ist eine echte Zugspitze’. Aberman muss nicht Student oder Taucher oder Mee-resbiologe sein, um Hiddensee schön zu finden(Abb. 5). Nicht umsonst hat Gerhart Hauptmannauf dieser Insel viele Jahre gelebt, und nicht um-sonst wollte er hier auch begraben werden (Abb. 6).

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Während eines zweitägigen Workshops an derDeutschen Sporthochschule Köln konnten sich die80 Teilnehmer intensiv mit dem Thema der Leis-tungsfähigkeit auseinandersetzen. Die fundiertenund interessanten Vorträge der namhaften Refe-renten wurden unterstützt durch eine 4-stündigeArbeit in Kleingruppen. Unter wissenschaftlicherLeitung von Dr. Uwe Hoffmann, Dipl.-Sportwiss.Tobias Dräger, Dr. Dr. Thorsten Schiffer und Prof.Dr. Jürgen Wenzel konnten sich Tauch- und Sport-ärzte sowie medizinisch interessierte Tauchersomit auch praktisch mit der Problematik beschäfti-gen. Seit über 10 Jahren bietet die Sporthoch-schule Themenworkshops zum Sporttauchen an.

Der Tauchsport hat sich in den letzten Jahren zueiner Breitensportart entwickelt, und dadurch gibtes eine wesentlich größere Zahl von Tauchern, dietäglich ihrem Sport nachgehen. Hierbei ist zuberücksichtigen, dass viele Taucher ihren Sportnicht ausüben, um sich körperlich zu betätigen,sondern um ein Naturerlebnis zu erfahren. Trotz-dem wird in Notsituationen ein breites Leistungs-spektrum von den Tauchern verlangt.Vielfach ist es kein technisches Versagen, das zueinem Unfall führt, sondern vielmehr ist es derMensch, der in einer kritischen Situation über-fordert ist oder sich überschätzt.

Aus der Gesellschaft

Die Fähigkeit, in einem Notfall richtig zu handeln,erfordert viel Erfahrung und Training. Durch einegezielte Leistungsdiagnostik könnten Sporttaucherihre Grenzen selber besser einschätzen undgegebenenfalls eine Notsituation im Vorfeld verhin-dern. In Gesprächen in den Pausen und währendder Abschlussdiskussion waren sich Teilnehmerund Referenten einig, dass eine tauchsportärzt-liche Untersuchung verpflichtend sein sollte, undweiterführend eine spezifische Leistungsdiagnostikwünschenswert sei.

Weitere Informationen zum Workshop und denVorträgen finden sie auf der Internetseite der Uni-versitären Weiterbildung der Deutschen Sport-hochschule Köln (www.dshs-koeln.de/uw/workhop_tauchen)

Tobias Dräger, Diplom-SportwissenschaftlerInst. f. Physiologie und AnatomieDSHS Köln

Workshop ‘Leistungsfähigkeit im Tauchen’ 25.-26.11.2006

T Dräger

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Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Interesse habe ich Ihren Bericht ‘Leitlinien fürDiabetes und Sporttauchen’ gelesen. Folgendesbleibt mir noch unklar: Weshalb wird eine GrenzeHbA1c von < 9 gewählt ? Dies bedeutet m.E. einenBeleg für einen nicht ausreichend eingestelltenDiabetes (Mittelwert ! etwa 214 mg/dl). Dies magein tolerabler Einstiegswert vor dem Tauchgangsein (hier kommt mir 150 mg/dl ohne Definition derbeim Tauchgang zu erwartenden körperlichenBelastung fast zu tief vor), aber spricht sonst füreinen nicht optimierten Umgang mit der Krankheitund schon bald erwartbare Folgeschäden (die beiIhnen ja teilweise als Kontraindikationen für Tau-chen aufgeführt sind). Gibt es Ihnen bekannte Untersuchungen über Met-formin und Tauchen? Das Medikament wirdansonsten selbst bei nur gering zu erwartenden

Leserbriefe

Hypoxämien (z.B. vor OP oder Narkosen miteigentlich ausreichender Oxigenierung) üblicher-weise abgesetzt. Bitte stellen Sie mir Literaturhin-weise zur Verfügung, oder handelt es sich nur umKongressmeinungen einzelner Experten ? Vielen Dank im Voraus!

Mit freundlichem Gruß

Dr. med. Jan Peter Theurich Facharzt für Innere Medizin / DiabetologieTaucherarzt (GTUEM) Luise Hensel Straße 15 33378 Rheda-Wiedenbrück Tel.: 05242- 598888 Fax : 05242- 598889 e-mail: [email protected]

Sehr geehrter Herr Kollege Theurich,

Sie haben völlig Recht, die Empfehlungen diesesWorkshops in Frage zu stellen und kritisch zu hin-terfragen, denn unsere eigenen bisherigen Emp-fehlungen sehen die Grenzen auch deutlich engergesetzt.

Ich bitte aber bei aller berechtigter Empörung zubeachten, dass es sich hier NICHT um die aktu-ellen Empfehlungen der GTÜM, sondern um einenwertfrei referierten Kongressbericht eines Work-shops von UHMS und DAN handelt.

Das Ziel, die Ergebnisse des Workshops im CAIS-SON zu referieren war es, diese Ergebnisse kri-tisch zu diskutieren und das Ergebnis der fach-lichen Diskussion dann in eigene, aktualisierteEmpfehlungen einfließen zu lassen.

So ist der Artikel überschrieben – und offenbar istja auch genau das gelungen. Dabei freue ich michauch darüber, dass Sie rasch und kritisch reagierthaben, denn jetzt ganz aktuell stehen unsere eige-nen Empfehlungen zur Tauchtauglichkeit zur kriti-schen Überarbeitung an.

Das Hauptproblem, das unsere amerikanischenKollegen dabei sehen, ist sicher die Hypoglykämie,die, zugegeben, bei einem Auftreten unter Wasserfatal enden kann. Dies mag die Triebfeder dafürsein, dass ein offenbar schlecht eingestellterDiabetiker hier als wünschenswert erscheint.

Dabei mag ebenfalls eine Rolle spielen, dass estraditionell im Hinblick auf Diabetes und Tauchenim wesentlichen nur Bedenken gegen die insulin-pflichtigen Diabetiker gab, denn nur diesen drohtdie Hypoglykämie. Dabei wurde (und wird) völligaußer acht gelassen, dass der schlecht einge-stellte Typ II Diabetiker, oder, nach neuererNomenklatur besser der NIDDM-Patient durchausaufgrund seiner möglicherweise bestehendenFolge- und Begleiterkrankungen des Diabetes einanderes, aber sicher nicht geringeres Risikoprofilaufweist.

Die Empfehlungen, die derzeit auf Anfrage durchinteressierte Kollegen von der GTÜM heraus-gegeben werden, sehen daher folgendes vor:

Stellungnahme

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Wer darf tauchen?

Nicht insulinpflichtige Diabetiker:Es dürfen keine die Tauchtauglichkeit beeinträch-tigende Begleiterkrankung des Diabetes vorliegen.

Insulinpflichtige Diabetiker:• dürfen keine Folgeerkrankungen des Diabetes

haben• müssen schon über längere Zeit aktive

Sportler mit guter Leistungsfähigkeit sein, ent-sprechend muss ein unauffälliges Belastungs-EKG vorliegen

• müssen ihren Blutzucker mind. 4 x tägl. selbstkontrollieren und Insulin und ihre Kohlehydrat-zufuhr entsprechend der aktuellen Situationanpassen können. Dabei soll die intensivierteInsulintherapie schon seit mindestens einemJahr mit guten Einstellwerten durchgeführtwerden

• müssen nachweislich über längere Zeit einegute Zuckereinstellung haben und dürfen auchunter Belastung keine Episoden von Unter-zuckerung gehabt haben, die HbA1c-Wertesollten zwischen 5,5 -8,5% liegen

• müssen in der Lage sein, eine beginnendeUnterzuckerung rechtzeitig zu erkennen undentsprechend zu reagieren

• sollen eine verantwortungsbewusste Psychebesitzen und dürfen sich nicht selbst oderfremdgefährdend verhalten.

Die Entscheidung zur Tauchtauglichkeit kann nurzusammen mit dem behandelnden Diabetologenoder Hausarzt gefällt werden.

Zu den Einschränkungen zählen die jährlicheNachuntersuchung auch bei jungen Tauchern, dieVermeidung von voraussichtlich stressigen undanstrengenden Tauchgängen, wie Eistauchen undStrömungstauchen. Die Tauchtiefe sollte demAusbildungsstand angepasst sein und auch beierfahrenen Tauchern die 30 Meter nicht wesentlichüberschreiten, weil ein beginnender Tiefenrauschnicht von einer beginnenden Hypoglykämie zuunterscheiden ist. Das Tauchprofil sollte sogewählt werden, dass ein Auftauchen jederzeitmöglich ist.

Auf was sollen Tauchpartner achten:

Vor dem Tauchen noch einmal das Notfallmanage-ment (auch im Hinblick auf die Zuckerkrankheit)durchsprechen. Sich merken, wo die Zuckerreserve (Jubin Glukose-gel) des Diabetikers verstaut ist.Bei Zwischenfällen unter Wasser und merkwürdi-gen Verhaltensweisen des Diabtikers den Tauch-gang abbrechen und kontrolliert aufsteigenBei Tauchunfällen immer auch an eine Unterzucke-rung denken, dabei aber die Basismaßnahmen derNotfallbehandlung des Tauchunfalls nicht verges-sen (Sauerstoff schadet auch bei einer Unter-zuckerung nicht). Wenn möglich, Blutzuckerspie-gel kontrollieren, ggf. Zuckerlösung geben, wennbei Bewusstsein, wenn nicht: Glukagen Hypokitinjizieren (vorher erklären lassen!!).Bei schweren Tauchzwischenfällen den behandel-nden Arzt über die Zuckerkrankheit informieren.Tauchguides sollten die Gruppengröße klein hal-ten, wenn Diabetiker in der Gruppe sind. Bei An-fängern sollte nie mehr als ein Diabetiker in derGruppe sein.

Doch ich betone es nochmal: auch die GTÜM-Empfehlungen werden derzeit überarbeitet. Daherwürden wir es ausdrücklich begrüßen, fachlichqualifizierten (und möglichst auch wissenschaftlichgesicherten) Input durch Kollegen mit entspre-chender fachlicher Erfahrung zu erhalten.

Mit kollegialen Grüßen

Dr. med. Claus-Martin MuthFacharzt für Anästhesiologie, Notfallmedizin,Spez. Schmerztherapie, Sportmedizin, Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM)Staatl. anerkannter Tauchlehrer, CMAS TL ***,DLRG TL IIILeiter des Ausschusses Tauchmedizin der GTÜM

Oberarzt der KlinikUniversitätsklinik für AnästhesiologieSektion Spezielle AnästhesieUniversitätsklinikum UlmPrittwitzstr. 43D-89073 Ulm

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Heute vor ...

Alexander Behm, Erfinder des Echolotes

… starb vor 55 Jahren in Tarp im Kreise Flens-burg. Der Physiker Behm muss recht eitel gewe-sen sein, denn er bestand nahezu neurotischdarauf, mit seinem honoris causa verliehenenDoktortitel angesprochen zu werden (Abb. 1;Behm). Diesen Titel hatte er sich allerdings ver-dient: sein Schallortungs-Verfahren war zunächstin Österreich (1912) und dann in Deutschland(1913) patentiert worden. Zur Auswertung derPatente und zur Verbesserung des Verfahrensgründete er später in Kiel eine eigene Gesell-schaft.

Das war der Einstieg für Behm. Zu dieser Zeit warer Leiter eines Wiener Forschungslabors undführte dort Untersuchungen zur Ausbreitung vonSchallwellen durch. Sein Gedanke: Schiffe solltenSchallsignale aussenden; Eisberge würden dieSchallwellen reflektieren. Aus dem reflektiertenSignal sollte sich eine Aussage über die Entfer-nung von Schiffahrtshindernissen machen lassen.Behm wollte aus der Intensität des reflektiertenSchalles auf das Hindernis schließen. Dieser Planging schief. Sicher hing die Intensität von der Ent-fernung zum Hindernis ab, aber auch die Größeder reflektierenden Fläche und deren Ober-flächenbeschaffenheit waren wichtige Deter-minanten. Erst nach vielen Rückschlägen wurdedamit begonnen, die Zeit zu messen, die vomSchall benötigt wurde, um vom Schiff zum Hin-dernis und wieder zurück zu laufen. Kurze Lauf-zeiten, kleine Entfernungen. Lange Laufzeiten,große Entfernungen. Das Echolot war geboren(Abb. 3; Echolot).

A b b . 1 : A l e x a n d e rBehm wurde 1880 inSternberg (LandkreisSchwerin) geboren undstarb im Januar 1952 inTarp (Kreis Flensburg).Er ist der Erfinder desEcholotes

Abb. 2: Am 15. April 1912 versank die Titanic nach einerKollision mit einem Eisberg. Behm wollte derartigeKatastrophen mit einem Verfahren verhindern helfen,welches die rechtzeitige Ortung von Schifffahrts-Hinder-nissen ermöglichen sollte

Die meisten von uns werden keine Zeitzeugen gewe-sen sein: Es handelt sich um das Jahr 1912, und esging um das Blaue Band der Meere. Der Preis warhoch: 1500 Personen starben, nachdem die Titanicden Eisberg gerammt hatte (Abb. 2).

Abb. 3: Das Prinzip des Echolotes ist einfach. Es wirddie Laufzeit von Schallwellen zwischen dem Aussendenund dem Empfangen gemessen und daraus die Entfer-nung zwischen Schiffs- und Meeresboden (= Wasser-tiefe) berechnet. Behm ließ Echolote in seiner KielerBehm-Echolot-Fabrik herstellen

Die Ortung von Eisbergen hat sich mit diesemPrinzip letztlich nicht durchgesetzt. Für die akusti-sche Messung von Wassertiefen ist das Echolotaber nicht wegzudenken. Die Untiefen haben ihrenSchrecken etwas verloren: Behm sei Dank.

JD Schipke

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ACR-AquaFix 406: Seenotsender auch für Taucher?

JD Schipke

Vorgestellt

Seit Ende der 70er Jahre gibt es Seenotsender /Seenotbaken: PLB = Personal Locator Beaconoder EPIRB = Emergency Position IndicationRadio Beacon. Bei (See-)Not senden sie mehroder weniger automatisch ein Signal. Dieses kannvon Flugzeugen oder Satelliten empfangen,geortet und anschließend an eine von über 40Bodenstationen (LUT = Local User Terminals)weitergeleitet werden. Die LUTs werten die Mel-dung aus und reichen sie an die für die Regionzuständige SAR-Dienststelle weiter (Abb. 1).

Ab Ende der 90er Jahre gibt es zusätzlich viergeo-stationäre Satelliten des GEOSAR-Systems.Sie stehen in ca. 36.000 km Höhe so über demÄquator verteilt, dass von ihnen die ganzeErdkugel bis 80° nördlicher und südlicher Breiteabgedeckt wird. Außerhalb dieses Bereiches kanndas Notsignal in den Polregionen nur noch vonden in niedriger Höhe kreisenden COSPAS-SARSAT-Satelliten empfangen werden.Das GEOSAR-System übermittelt das Notsignalsofort an die zuständigen Bodenstationen. DieAlarmierungszeit bei den Sendern, die das Notsig-nal auf 406 MHz ausstrahlen, liegt bei ca. 5 min,und die Positionsgenauigkeit liegt bei 75 - 100 m.Das gilt dann, wenn im Seenotsender ein GPS-Gerät integriert ist. Anderenfalls wird die Positionüber die COSPAS-SARSAT-Satelliten bestimmt,die dafür länger brauchen und ungenauer arbeit-en.

Auf dem MarktVerschiedene Anbieter machen sich um die pas-sive Sicherheit von Menschen Sorgen, die ‘ver-loren’ gehen könnten. So bietet z.B. McMurdo/Pains Wessex sein ‘Fastfind Plus’-Gerät an. Essendet auf 406 MHz. Seit kurzem liefert die FirmaACR auch in Deutschland ein handliches Gerätaus, dessen Notsignal von Satelliten empfangenund geortet werden kann (Abb. 2). Wie der Nameschon vermuten lässt, sendet das ACR-Aquafix406 ebenfalls auf 406 MHz (5 W). Das Signal zumAuffinden vor Ort hat eine Frequenz von 121,5MHz (50 mW). Das exakte Auffinden wird weitererleichtert, wenn GPS integriert ist. Die Lithium-batterie hat eigentlich eine Lebensdauer von ca.11 Jahren, sollte aber alle 5 Jahre gewechseltwerden. Die Sendezeit von 24 h ist für den Ver-unfallten beruhigend. Auch weil er weiß, dass dasSignal mit Sicherheit empfangen wird. Feuert erdagegen eine große Seenotfallschirmsignalraketeab, dann leuchtet diese lediglich 40 s, und es istrecht unsicher, ob irgend jemand das Signal sieht.Auch das Nico-Signal ist da mit 6 s pro Schussnicht viel effektiver.Wer sich einen Seenotsender anschaffen will,erhält ein Gerät, welches individuell codiert ist.Diese Nummer wird zur Registrierung an einedafür zuständige Behörde gemeldet. Über die ein-programmierte Nummer kann das ‘MaritimeRescue Coordination Centre’ (MRCC) erkennen,wer den Alarm ausgelöst hat und die Suche soforteinleiten.

Satelliten über der ErdeDie USA, Kanada und Frankreich entwickelten dasSARSAT-System (Search and Rescue Satellite-Aided Tracking) und die UdSSR das COSPAS-System. Insgesamt kreisten 2002 fünf COSPAS-SARSAT-Satelliten in 800 - 1.000 km Höhe umunsere Erde. Wegen der geringen Höhe sprichtman auch vom LEOSAR-System (Low EarthOrbite SAR). Mit den fünf Satelliten wird jederPunkt auf der Welt mindestens einmal innerhalbvon 1 - 2 h überflogen. Die mittlere Alarmierungs-zeit soll bei den Notsendern, die das Notsignal auf121,5 und 243 MHz senden, ca. 70 min betragen.Die Positionsgenauigkeit ist mit 8 - 17 smangegeben.

Abb. 1: Schema der Signalübertragung bei einemUnfall. Im Notfall wird ein Signal an die Search-and-Rescue-Satelliten abgegeben. Diese leiten es an regio-nale Boden-Stationen weiter. Von dort geht die Meldungan ein Control-Center, welches dann das aktuelle Ret-tungs-Koordinierungszentrum informiert. Von hier auswird die Rettung eingeleitet

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Derzeit ist in Deutschland die Registrierung einesNotsenders als persönlicher Notsender (= PLB)nicht zulässig. Da hilft die semi-legale Regis-trierung in Großbritannien. Der Antrag geht per Faxoder Post an die britische Registrierungsbehörde.Die Registrierung ist bisher kostenlos.

Das Gerät ist schwimmfähig und wasserdicht (bis10 m). Für den Taucher ist das zunächst kein gutesAngebot. Für größere Tauchtiefen wird daher gera-de nach einem geeigneten Gehäuse gesucht. Eig-nen könnte sich z.B. eine Otterbox. Der Preis fürdas Aquafix 406, die Codierung und das Gehäusewird dann bei etwa 1.000 € liegen.

Siehe auch Beitrag auf Seite 10 ff. Wir machen unsere Leser ebenfalls auf einen Beitrag imCAISSON 2/2006 aufmerksam, in welchem mit demENOS-System eine Rettungsvariante vorgestellt wurde,die ohne landgestützte Hilfe auskommt.

Abb. 2: Aquafix406 mitgeöffnetem Deckel. Eshandelt sich um einenkleinen, leichten undäußerst robusten Not-sender, der für den Ein-satz ‘an der Person’ ent-wickelt wurde. Das AquaFix406 passt in fast jedeJackentasche oder in dieRettungsweste. Es sen-det auf 406 MHz ein digi-tales, weltweit einmali-ges (= individuelles) Sig-nal. Weltweite Signal-ortung. Alarmierung in-nerhalb weniger Minutenbei GPS-Koordinaten-übermittlung durch geo-stationäre Satelliten

Aufgelesen

Ein amerikanischer Berufstaucher untersuchte einkleines Loch in einer Pipeline. Er informierte dieBesatzung auf dem Versorgungsschiff, dass erProbleme hätte. Dass er etwas wie ´Elektrizität’und ´Schock’ fühlte. Dann verstummte er. Das vonihm verwendete Video zeigte einen in Ruhebefindlichen Meeresboden. Der Taucher war alsobewegungslos. Der Rettungstaucher tauchteunmittelbar ab, fand den bewusstlosen Taucherund brachte ihn an die Oberfläche. Er wurde in dieDruckkammer gebracht, und das Schiff fuhr für dieweitere Dekompression zur Küste. Der Taucherwurde stabilisiert. Er war bei klarem Bewusstsein,wusste aber nicht, was vorgefallen war.

Die Auswertung des Videos ergab, dass sich kurzbevor der Taucher das Bewusstsein verlor, einZitterrochen von beträchtlicher Größe näherte. Aufder Tonspur hörte man vier separate elektrischeEntladungen des Zitterrochens, durch welche derTaucher niedergestreckt wurde. Es war ein Glück,das der Taucher über den Kirby-Morgan-Helm(Abb. 1) von der Oberfläche mit Luft versorgtwurde. Mit einer SCUBA-Ausrüstung wäre er totgewesen.Dem Taucher geht es heute gut. Er ist immer nochauf der Suche nach möglichen Gründen für dieextreme Reaktion gegenüber den elektrischen

Unfall mit Zitterrochen

JD Schipke

Schocks. Alle stimmen überein, dass er mit vielGlück überlebt hat. Auch weil die Reaktion derTauchmannschaft während des Unfalles zu 100 %korrekt war. Es wird vermutet, dass der Grund fürdie Attacke darin bestand, das es Nacht war, undder Zitterrochen durch das Licht am Helm desTauchers angezogen wurde. Der Tauchunfall wurde weiter untersucht. Demhinzugezogenen Consultant berichtete der Tau-cher, dass er zunächst ein elektrisches ´Kribbeln´

Abb. 1: Der Zitterrochen ist an seinen zwei dorsalenFlossen zu erkennen. Er kann elektrische ‘Blitze schleu-dern’, verfügt aber nicht zusätzlich über einen Stachel.Zitterrochen sind nachtaktiv

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Abb. 2: Für das Überleben des Tauchers spielte ver-mutlich der Kirby-Morgan-Helm ein große Rolle. Rechtsund links des Handgriffes sind Schienen zu erkennen,an denen sich Lampe und Kamera montieren lassen

Abb. 3: Prof. A. Voltaerfand im Jahre 1800die Batterie. Bei derenBauweise hatte er sichvon einem Organ desZitterrochens inspirie-ren lassen, mit dessenHilfe dieser elektrischeSchläge austeilen kann

Abb. 4: Entwicklungsgeschichtlich ist das elektrischeOrgan (= Elektroplax) von elektrischen Fischen denMuskeln verwandt. Jede Zelle des Elektroplax wird voneinem cholinergen Neuron innerviert, hat sonst aberkeinen Kontakt zu einer benachbarten Elektroplax-Zelle.Die Ausschüttung von Azetylcholin führt zur Erregungder Elektroplax-Zelle. Dies geschieht zeitgleich innahezu allen Zellen des Elektroplax. Daher bauen sichSpannungen von bis zu mehreren 100 V auf, die sich beiBerührung der Beute schlagartig entladen und so dasBeutetier lähmen

fühlte und danach das erste Mal vom Zitterrochengetroffen wurde. Er wusste allerdings nicht, wasihn getroffen hatte. Er fühlte danach ein erneutesKribbeln und wurde von einem weiteren Schlaggetroffen. Er sagte ´Elektrizität und Fisch ´ undwurde ein drittes Mal getroffen. Danach verlor erdas Bewusstsein und fiel um. Er wurde danach einviertes Mal getroffen. Der Rettungstaucher war 8min nach dem ersten Schlag bei ihm. Diese kurzeZeit rettete dem Taucher möglicherweise dasLeben, da sein Helm sich langsam mit Wasser zufüllen begann.

Die medizinische Untersuchung ergab keinepathologischen Veränderungen bei dem Taucher,welche zu dem Unfall beigetragen haben könnten.Er war ansonsten gesund. Er hat zwar jetzt einenirregulären Herzschlag. Es wird jedoch versucht,einen normalen Rhythmus herzustellen.

Der pazifische Zitterrochen (Torpedo california)kann an seinen zwei dorsalen Flossen erkanntwerden (Abb. 2). Er verfügt nicht über einen gifti-gen Stachel an seinem Schwanz. Er kann Span-nungen bis zu 50 V erzeugen. Das ist genug, umdas Herz eines Menschen zum Stillstand zu brin-gen. Offensichtlich kann das Tier einen elek-trischen ´Blitz´ gegenüber einer vermeintlichenBedrohung ‘schleudern’, was bereits Unbehagenund Schmerzen hervorrufen kann. Die unmittel-bare Berührung mit dem Tier ist für eine Verletzungnicht nötig.

Im Jahre 1799 stieß Professor Volta (Abb. 3) aufanatomische Darstellungen des Zitterrochens.Dort war ein Organ beschrieben, welches ausSchichten verschiedener Materialen gestapelt war(Abb. 4). Diese Bauweise modifizierte der Italiener.

Er baute die Volta’sche Säule und wurde damit derGroßvater der Batterie. Der größere atlantische Zitterrochen - er kommtzwischen Nova Scotia und Florida und darüber hin-aus vor - wird sogar noch größer. Er kann imDurchmesser bis zu 180 cm erreichen und wiegtbis zu 100 kg. Badegäste am Strand haben jedochvon keiner dieser beiden Zitterrochen-Arten etwaszu befürchten. Die Zitterrochen leben in tiefen,kalten Gewässern und sind meistens nachts aktiv.Gelegentlich fangen Fischer den atlantischenZitterrochen in ihren Netzen. Wenn sie diese dannherauf ziehen, kribbeln ihre Hände. Sie wissen,dass sie einen Zitterrochen im Netz haben, bevorsie ihn sehen.

Elektroplax

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Wichtiger Hinweis in eigener Sache:

Wenn auch Sie Ihre Institution und Seminare oder Kurse im CAISSON aufgeführt wissen wollen, sendenSie bitte Ihre Daten gemäß ‘Hinweise für Autoren’ an die Redaktion – bitte auf Datenträger oder via E-Mail:[email protected]. Wir können leider anderweitig eingereichte Daten nicht berücksichtigen und bitten ineigenem Interesse um Verständnis. Daten, die die Homepage der GTÜM (www.gtuem.org) betreffen,senden Sie bitte an: [email protected]. Das jeweils aktuelle Angebot der uns gemeldeten Kurse gemäß GTÜM-Richtlinien finden Sie im Internetauf unserer Homepage www.gtuem.org unter 'Termine / Kurse'.

Redaktion CAISSON

Martin-Luther-Universität HalleKontakt: Klinik für Anästhesiologie und

operative IntensivmedizinHBO-Therapie Dyranderstr. 4-7D-06097 HalleTel.: 0345 / 557 4350Fax: 0345 / 557 [email protected]

Thema: Kurs I - Tauchtauglichkeit (medical examiner of divers)Kurs II - Taucherarzt(diving medicine physician)Auch Refresher möglich

Termin: 28.04. bis 06.05.2007Ort: Uniklinik Halle, Magdeburgerstrasse

Von der Ärztekammer Sachsen-Anhaltmit 80 Fortbildungspunkten versehen

Baromed Consulting Schwanewede/BremenKontakt: Baromed Consulting

Dr. Doreen Peusch-DreyerAn der Waldschmiede 22D-28790 SchwanewedeTel.: 0421 / 66 6316Fax: 0421 / 66 6372 [email protected]

Thema: Tauchmedizin Kurs I Termin: 16.03. bis 18.03.2007Ort: Schwanewede bei Bremen

Thema: Refresher-Kurs GTÜMTermin: 17.03. bis 18.03.2007Ort: Schwanewede bei Bremen

Kurse

Baromedizin - Tauchmedizinische Fort-bildung von concretKontakt: Institut für Fort- und Weiterbildung

Horbacher Str. 73D-52072 AachenTel.: 0241 / 900 7920Fax: 0241 / 900 [email protected]

Thema: Kurs I - Tauchtauglichkeit(medical examiner of divers)

Termin: 22.03. bis 25.03.2007Ort: HBO-Zentrum Aachen

Uniklinikum Aachen

Thema: Kurs I - Tauchtauglichkeit(medical examiner of divers)

Termin: 17.05. bis 20.05.2007Ort: HBO-Zentrum Aachen

Uniklinikum Aachen

Thema: Kurs I - Tauchtauglichkeit(medical examiner of divers)

Termin: 02.08. bis 05.08.2007Ort: HBO-Zentrum Aachen

Uniklinikum Aachen

Thema: Kurs II - Taucherarzt(diving medicine physician)

Termin: 29.09. bis 05.10.2007Ort: HBO-Zentrum Aachen

Süd-Norwegen

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Veranstaltungshinweis

EUBS 200733rd Annual Scientific Meeting of the

European Underwater and Baromedical Society on Diving and Hyperbaric MedicineSeptember 08th - 15th, 2007 ----- Sharm el-Sheikh, Sinai, Egypt

Weitere Informationen unter www.eubs2007.org

Institut für Überdruck-Medizin RegensburgKontakt: Institut für Überdruck-Medizin

Gewerbepark A45 D-93059 RegensburgTel.: 0941 / 46614-0Fax: 0941 / [email protected]

Thema: GTÜM-Kurs I - Diplom: Tauchtauglichkeits-Untersuchungen

Datum: 05.10 bis 07.10.2007Ort: Regensburg

Thema: Refresher-Kurs (16 UE) fürGTÜM-Diplome

Datum: 06.10 bis 07.10.2007Ort: Regensburg

Thema: GTÜM-Kurs II - Diplom:Taucherarzt/ärztin

Datum: 08.10 bis 13.10.2007Ort: Regensburg

Swiss Underwater and Hyperbaric MedicalSociety (SUHMS)Kontakt: SUHMS Sekretariat c/o M. Spahr

Lerchenweg 9CH-2543 LengnauTel.: +41 / 32-653 85 46Fax: +41 / 32-653 85 [email protected]

Thema: Medical Examiner of DiversFirst Module Course ECHM/EDTCanerkannt als GTÜM-Kurs I

Termin: 10.05. bis 13.05.2007Ort: Hergiswil, CH (Nähe Luzern)

Druckkammerzentrum MurnauKontakt: BG-Unfallklinik Murnau

Sekretariat Dr. KemmerPostfach 1431D-82418 MurnauTel.: 08841 / 48 2709Fax: 08841 / 48 [email protected]

Thema: Klinische Hyperbarmedizin (GTÜM-Kurs III)

Termin: geplant für Ende 2007 oder Anfang 2008Interessenten werden um Meldung gebeten

Ort: BG Unfallklinik Murnau

Druckkammerzentrum MurnauKontakt: (nur für nachfolgende Kurse

‘Tauchmedizin’ und ‘Refresher’)Dr. Wilhelm WelslauSeeböckgasse 17/2A-1160 WienTel.: +43 / 699 / 18442390Fax: +43 / 1 / [email protected] www.taucherarzt.at/kurs1.htmlwww.taucherarzt.at/kurs2.htmlwww.taucherarzt.at/refresher.html

Thema: Tauchmedizin (GTÜM-Kurs I)Termine: 23.03. - 25.03. oder 21.09. - 23.09.2007Ort: BG Unfallklinik Murnau

Thema: Tauchmedizin (GTÜM-Kurs II)Termine: 20.04. - 25.04. oder 28.09. - 03.10.2007 Ort: BG Unfallklinik Murnau

Thema: Refresher-Kurs (16 UE) für GTÜM-Diplome I und II

Termine: 24.03. - 25.03. oder 21.04. - 22.04.2007Ort: BG Unfallklinik Murnau

Thema: Refresher-Kurs (16 UE) für GTÜM-Diplome I und II

Termine: 22.09. - 23.09. oder 29.09. - 30.09.2007 Ort: BG Unfallklinik Murnau

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Ausschüsse

Vorstand

ANSCHRIFTENLISTE GTÜM - Stand März 2007

Dr. med. Claus-Martin MuthAnästhesistUniversitätsklinik f. AnästhesiologieParkstrasse 11D-89073 UlmTel.: 0731 - 500 25 140Fax: 0731 - 500 25 [email protected]

Dr. med. Ullrich SiekmannAnästhesist HBO – Zentrum Euregio AachenPfalzgrafenstraße 79D-52072 AachenTel.: 0241 - 800 Funk 6320 Fax: 0241 - [email protected]

Dr. med. Volker WarninghoffAnästhesist - Abteilungsleiter Tauch- und ÜberdruckmedizinSchiffahrtmed. Institut der MarineKopperpahler Allee 120D - 24119 KronshagenTel.: 0431 - 54 [email protected]

Frau Gabriele Erhard Tel.: 08841 - 48 21 67 Prof. Dr. Jochen D. Schipke Tel.: 0211 - 81 19949BG - Unfallklinik Murnau Fax: 08841 - 48 21 66 Universitätsklinikum Düsseldorf Fax: 0211 - 81 16996Prof. Küntscherstr. 8 [email protected] Exp. Chirurgie, Gebäude 14.81 [email protected] Murnau www.gtuem.org Moorenstr. 5 [email protected]

D-40225 Düsseldorf

Geschäftsstelle der GTÜM Redaktion CAISSON

Tauchtauglichkeit Weiterbildung Hyperbare Sauerstofftherapie

PD Dr. med. Kay TetzlaffInternist / PneumologeUniv. Tübingen, Abt. SportmedizinSilcherstr. 5D-72076 TübingenTel.: 07351 - 54 24 07Fax: 07351 - 54 47 [email protected]

Dr. med. Hendrik LiedtkeAnästhesistUniversitätsklinik für AnästhesiologieMartin-Luther-UniversitätErnst-Gruber-Str. 40D - 06120 HalleTel.: 0345 - 55 [email protected]

Dr. med. Peter HJ MüllerAnästhesistPostfach 1225D-76753 BellheimTel.: 07272 -74 161Fax: 07272 - 77 45 [email protected]

Tauchmedizin Technik Webmaster

Dr. med. Claus-Martin Muth (s.o.) Dr. med. Volker Warninghoff (s.o.) Dr. med. Christoph Klingmann (s.o.)

Präsident Vize-Präsident SekretärDr. med. Wilhelm WelslauArbeitsmedizinerSeeböckgasse 17A-1160 WienTel.: +43 (699) 1844 - 2390Fax: +43 (1) 944 - [email protected]

Dr. med. Jochen FreierAnästhesistReifenberger Str. 6D - 65719 Hofheim/Ts.Tel.: 06192 - 50 62Fax: 06192 - 50 [email protected]

Dr. med. Peter HJ MüllerAnästhesistPostfach 1225D-76753 BellheimTel.: 07272 -74 161Fax: 07272 - 77 45 [email protected]

Schatzmeister Past-Präsident Vorsitzender des VDD e.V.

Dr. med. Karin EndermannAnästhesistinBG - Unfallklinik MurnauProf. Küntscherstr. 8D-82418 MurnauTel.: 08841 - 48 27 09Fax: 08841 - 48 21 [email protected]

Dr. med. Armin KemmerAnästhesist BG - Unfallklinik MurnauProf. Küntscherstr. 8D-82418 MurnauTel.: 08841 - 48 21 67Fax: 08841 - 48 21 [email protected]

Dr. med. Christian HeidenHNO-ArztDruckkammerzentrum TraunsteinCuno-Niggl-Str. 3D-83278 TraunsteinTel.: 0861 - 15967Fax: 0861 - [email protected]

PD Dr. med. Ulrich CarlChefarzt StrahlentherapieDiakoniekrankenhausD - 27342 Rotenburg/W.Tel.: 04261 - 772 741Fax: 04261 - 772 [email protected]

Dr. med. Christoph KlingmannHNO-Arzt Universitäts-HNO-KlinikIm Neuenheimer Feld 400D - 69120 HeidelbergTel.: 06221 - 56 67 05Fax: 06221 - 56 33 [email protected]

Dr. med. Hendrik LiedtkeAnästhesistUniversitätsklinik für AnästhesiologieMartin-Luther-UniversitätErnst-Gruber-Str. 40D - 06120 HalleTel.: 0345 - 55 [email protected]

Beisitzer

CAISSON 22. Jg./2007/Nr. 1

50 www.gtuem.org

CAISSON

Organ der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin e.V.ISSN 0933-3991

Datenformat:Microsoft Word (ab Version 2.0)Schrift: ArialSchriftgröße: 10Zeilenabstand: automatischAbsatzformat: BlocksatzSilbentrennung: keine Literaturverzeichnis: Nummerieren

Bildformate:JPEG, TIF, BMP als einzelne Dateien, s/w oderfarbig mit mind. 300 dpi gescannt.

Eingereichte Fotos bitte auf der Rückseitekennzeichnen und die Legende zu den Fotos amEnde des Textes angeben. Sollten die Fotos aneiner bestimmten Stelle im Text eingesetzt wer-den, so ist darauf hinzuweisen und die ent-sprechende Stelle zusätzlich im Text zu kenn-zeichnen.

Die Autoren werden gebeten, nach MöglichkeitArtikel aus früheren CAISSON-Heften zu zitieren. Unaufgefordert eingesandte Manuskripte werdenauch bei Nichtveröffentlichung nicht zurück-geschickt.

Einsendeschluss ist jeweils der 15. Tag im erstenMonats des Quartals, das heißt:

15. Januar des Jahres für Heft 115. April des Jahres für Heft 215. Juli des Jahres für Heft 315. Oktober des Jahres für Heft 4

Es können nur solche Arbeiten und Zuschriftenveröffentlicht werden, die per E-Mail, CD oder 3,5 Zoll Disketten 1,44 MB bei der Redaktion ein-gehen. Zusätzlich zum Datenmedium muss einegedruckte Ausgabe des Dokuments eingereichtwerden.

Bitte beachten Sie bei der Erstellung vonDokumenten die folgenden Hinweise:

Medium:E-Mail: [email protected] CD und DVD

Hinweise für Autoren

Redaktion

Prof. Dr. Jochen D. Schipke Universitätsklinikum Düsseldorf Experimentelle Chirurgie/Geb. 14.81Moorenstraße 5D - 40225 DüsseldorfTel.: 0211 - 81-19949Fax: 0211 - [email protected][email protected]

Herausgeber

Vorstand der GTÜMDr. med. Wilhelm WelslauSeeböckgasse 17A - 1160 WienTel.: +43 (699) 1844 - 2390Fax: +43 (1) 944 - [email protected]

CAISSON erscheint viermal jährlich, etwa zur Mitte der Monate März, Juni, Septemberund Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des Vormonats.

Druck und Versand bei Druckerei Schick, München • Satz: Annette Himmelstoß, München

Auflage 1000; der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.Alle Zuschriften an die Redaktionsadresse. Kürzungen vorbehalten.

Versand:Geschäftsstelle: GTÜM, Frau Erhard • BG Unfallklinik Murnau • Prof. Küntscher-Straße 8

82418 Murnau • Tel. 08841-482167 • Telefax 08841-482166 • [email protected]

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Autors dar und sind nicht als offizielle Stellungnahme der Gesellschaft aufzufassen.

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HAUX-QUADRO Systeme: Neue Möglichkeiten für die HBOHAUX-LIFE-SUPPORT GmbH • Descostraße 19 • D-76307 Karlsbad • [email protected] • www.hauxlifesupport.de

Sie halten die Füße von Elvis, dem kleinen Blau-Pinguin (Eudyptula minor), trocken und infektions-frei. Elvis und 16 weitere kleine Blaue erreichtendas International Antartic Centre in Christchurch(NZ) im September 2006. Es handelt sich umPflegefälle. Nachdem einige der kleinen Publi-kumslieblinge schwer zu behandelnde Wunden anden Füßen entwickelten, wurde der Pinguin-Schuhmacher gerufen. Nach Beratung mit derVeterinärin entwickelte er ein gemütliches Modellaus Gummi mit einer elastischen Sohle: nichtscheuernd, nicht drückend. Die Modelle kommenin (Pinguin)-Blau und in (Kelp)-Grün. Passend zumPinguin-Smoking. Tatsächlich hatten sich bei denim Antarctic Centre viel herumlaufenden Pinguinenumfangreich Schwielen an den Füßen entwickelt.In der freien Wildbahn passiert das nicht, weil diekleinen Blauen nahezu andauernd im Wasserherumschwimmen und nur ganz selten an Landherumlaufen.

JD Schipke

Blau-Pinguin trägt jetzt Schuhe

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Zu guter Letzt

Editorial 5

Meeresbiologie

Kommentierte Literatur: Tauchen

Kurse 47

C A I S S O NVorstand der GTÜM - BG Unfallklinik Murnau Prof. Küntscher-Straße 8, 82418 MurnauPVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, Z K Z 62369

Zur Titelseite 3

Jahrgang 22 Inhalt März 2007 Nr. 1

Kommentierte Literatur: Tauchmedizin

Tauchen nach dem 6. Dezennium, D Tirpitz 6

Drama auf hoher See, P Moulton 10

Hemodynamic changes induced by recreational scuba diving, A Boussuges et al. 13

CNS toxicity in closed-circuit oxygen diving: symptoms reported from 2527 dives, R Arieli et al. 20

Hyperbaric oxygen protects from sepsis mortality via an interleukin-10-dependent mechanism, JA Buras et al. 26

Barotrauma im Flugzeug, K Held 32

Chlamydoselachus anguineus: eine Hai-Ur-Ur-Ahnin wurde gefangen, JD Schipke 34

Delfine sind doof, JD Schipke 35

Hiddensee: die Biologische Station, JD Schipke, L Donath 36

Beseitigung von Munitions-Altlasten gefährdet Ostsee-Schweinswale, JD Schipke 39

Workshop ‘Leistungsfähigkeit im Tauchen’ 25.-26.11.2006, T Dräger 40

Leserbrief, JP Theurich 41

Stellungnahme, CM Muth 41

Alexander Behm, Erfinder des Echolotes, JD Schipke 43

ACR-Aquafix 406: Seenotsender auch für Taucher? JD Schipke 44

Unfall mit Zitterrochen, JD Schipke 45

Aus der Gesellschaft

Tauchen

Kommentierte Literatur: HBO

Barotrauma

Anschriftenliste der GTÜM 49

Heute vor ...

Veranstaltungshinweis 48

Vorgestellt

Leserbrief und Stellungnahme

Aufgelesen

Hinweise für Autoren & Impressum 50

Zu guter Letzt 51

Jahrgang 22 Inhalt März 2007 Nr. 1