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YOGASIDDHIS

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Yoga SiddhisBAHAR YILMAZ

PASCAL VOGGENHUBER

YOGASIDDHIS

Der geheime Wegzu Sensitivität und Medialität

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ImpressumDas vorliegende Buch ist sorgfältig erarbeitet worden.

Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr.Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile

oder Schäden, die aus den im Buch gemachtenpraktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung

übernehmen.

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Lotos VerlagLotos ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House

GmbH.

ePub-ISBN 978-3-641-05843-2

Erste Auflage 2011Copyright © 2011 by Lotos Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbHAlle Rechte sind vorbehalten.Redaktion: Dr. Diane Zilliges

Illustrationen: te•ha grafik, [email protected]: Leingärtner, Nabburg

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Inhalt

Inhalt

Anleitung zum Buch

Vorwort von PascalVoggenhuber

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Yoga undÜbersinnlichesVerschwiegenes im Yoga

Die Entwicklung derHellsinne: Sensitivität, außersinnlicheWahrnehmung und Medialität

Yoga-Sadhana: die Bedeutung der innerenspirituellen Praxis

Yoga-Siddhis in den

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Überlieferungen

Koshas: Hüllen des Menschen

Prana-Vayus: die energetischen Winde

Kundalini: Transzendenz und Kraft

Chakras und Marmas

Die Yoga-PraxisDeine Übungspraxis

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Die Sitzhaltung

Achtzehn Yoga-Siddhi-Übungen

Kurzprogramm zurEntwicklung von Hellfühligkeit

Mit den Siddhis lebenDie Geistige Welt und ihreBewohner

Meister des Yoga

Danksagung

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Literatur

Kleine lexikalische Übersichtwichtiger Sanskrit-Begriffe

Kontakt

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Anleitung zum Buch

Anleitung zum Buch

Liebe Leserin, lieber Leser, vielleichtist dies das erste Yoga-Buch, das du indeinen Händen hältst, undmöglicherweise hast du Yoga bis zumheutigen Tag weder körperlich nochgeistig erfahren. Es kann jedoch sein,

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dass du schon in mit Menschenüberfüllten Räumen mit Yoga zumSchwitzen gekommen bist oder durch dieYoga-Meditation innere Erlebnisse undBegegnungen mit dir selbst hattest. Ichmöchte dich dazu ermutigen, vollerZuversicht und Vertrauen zu dir selbstdie Übungen aus diesem Buchumzusetzen. Sie sind, egal ob duyogaerfahren bist oder nicht, für jedenMenschen ausführbar und haben einenunmittelbaren Effekt auf deinWohlbefinden und nicht zuletzt auch aufdeine über die »normalen« Sinnehinausreichende Wahrnehmung.Übernatürliche Kräfte, die sogenannten

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Siddhis, stecken in jedem Einzelnen vonuns. Zu ihrer Entdeckung und Erweckungmüssen wir sie nur wie einen Muskel,den wir lange Zeit vernachlässigt haben,trainieren und wieder einsetzen.

Auch wenn du bereits auf dem Wegdes Yoga bist, wirst du in diesem Buchviel Neues für dich und deine spirituellePraxis, den Sadhana, entdecken und deinYoga vertiefen und intensivieren können.Yoga kann mindestens so spannend,packend und erlebnisreich sein wie dasLeben selbst. Du wirst staunen, welchunerwartete Dinge auf dich zukommenwerden und wie sich dein Lebenverändert. Ich freue mich, dass wir uns

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gefunden haben, und noch mehr darüber,dass ich dir dabei helfen kann, Yoga fürdich zu entdecken. Denn: Hast du Yogaeinmal kennengelernt, wird dein Lebennie wieder das gleiche sein wie vorher!Yoga verändert deine Wahrnehmung,deinen Geist, deinen Körper – Yogaverändert dich.

Ich bitte dafür um Verständnis, dassich der besseren Lesbarkeit halberdarauf verzichtet habe, bei allenAngaben immer die weibliche und diemännliche Form zu verwenden, sondernmich auf die übliche männlicheSchreibweise beschränkt habe.

Bahar Yilmaz

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Vorwort

Vorwort von PascalVoggenhuber

Ich möchte zu Beginn dieses Buchberichten, wie es überhaupt dazu kam.Zuerst muss ich dabei ein bisschen übermich und Bahar erzählen, damit man das

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Zustandekommen besser versteht. Icharbeite als Psychic Medium. EinMedium ist ein Mensch, der Kontakt zuVerstorbenen und Geistführernherstellen kann. Seit meiner frühenKindheit habe ich sensitive Fähigkeiten,ich sah von klein auf die Aura, dasEnergiefeld von Menschen und konntemit Verstorbenen kommunizieren. Heuteübe ich solche Fähigkeiten, die ich inAusbildungen verfeinerte und vertiefte,beruflich aus.

Jeder, der mich länger kennt, weiß,dass ich persönlich nicht so viel mitYoga anfangen konnte und lieber Baharzuschaute, als dass ich es selbst

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praktizierte. Für mich war Yoga nichtsanderes als eine Art von Sport, der auchnoch extrem schwierig aussieht. Es gabbei uns zu Hause ein Yoga-Zimmer, indem Bahar täglich für sich praktizierte,und es kam oft vor, dass ich malreinschaute, um sie etwas zu fragen.Doch meistens musste ich zuerst ihrenKopf suchen unter all den Knoten, dieihr Körper gerade machte. Anfangs warich manchmal richtig geschockt undfühlte mich darin bestätigt, dass Yoganur gefährlich und ungesund sein könnte.Heute weiß ich, dass Asanas, dieKörperübungen, nicht das ganze Yogaausmachen. Yoga ist viel mehr als nur

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diese Körperpositionen, doch damalswar mein Bild vom Yoga eben anders.

Bahar und ich haben in der Schweizmittlerweile ein spirituelles Centeraufgebaut, in dem wir beide unterrichtethaben, Bahar hauptsächlich im BereichMeditation, Pranayama, Trance Healingund Yoga und ich in den BereichenSensitivität, Medialität, Meditation undPsychic Spine Alignment nach PascalVoggenhuber®.

Doch wie kam es nun zu diesemBuch? Ich bilde bei uns im Center auchsensitive und mediale Berater aus, undeines Tages kam Bahar zu mir undfragte, ob sie an der Ausbildung

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teilnehmen könnte. Schon sehr bald fielmir auf, dass Bahar die Übungen, diewir machten, um die Hellsinne undaußersinnlichen Fähigkeiten zutrainieren, viel schneller beherrschte undvor allem viel klarere und bessereResultate erzielte als etliche Schüler,die schon relativ lange bei mir in derAusbildung waren. Zuerst dachte ich, esliegt wohl an meiner rosarotenVerliebtheitsbrille, doch sehr baldstellte ich fest, dass dies nicht der Fallwar. Das Ganze gab mir ein Rätsel aufund ich studierte die Aura von Bahar.Dabei fiel mir auf, dass die Stellen, diefür die sensitiven bzw. medialen

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Fähigkeiten stehen, bei ihr sehrausgeprägt waren. Doch ich brachte dasnoch nicht in Zusammenhang mit demYoga. Später stellte ich allerdingsimmer wieder fest, dass Bahars Yoga-Schülerinnen oder -Schüler in meinenAusbildungen oder in Seminaren meistebenfalls diese deutlichübe r dur chs chni ttl i chen Fähigkeitenbesaßen.

So blieb es nicht aus, dass ich einenZusammenhang zum Yoga herstellenmusste. Als ich Bahar darauf ansprach,reagierte sie so, als wäre dies dasNatürlichste der Welt: Alle großenYoga-Meister hatten übersinnliche

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Fähigkeiten, und bei vielen waren siedurch Yoga hervorgerufen worden, wiesie mir versicherte. Jetzt kamen mirplötzlich viele Geschichten von Yoga-Meistern und ihren besonderenFähigkeiten in den Sinn. Mein Interessean Yoga war geweckt. Ich begann, Baharbeim Praktizieren zu beobachten. Ichschaute, was mit ihrer Energie und ihrerAura passierte und wie sich diesewährend des Übens veränderten. Wasich wahrnahm, war unglaublich: Es gabÜbungen, die klar zeigten, dass mandamit die übersinnlichen Fähigkeitenregelrecht trainieren kann. Für mich alsHellsichtigen war es überaus spannend

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zu erfassen, welche Wirkungen gewisseYoga-Übungen auf das Energiefeldhatten. Yoga faszinierte mich immermehr.

Nach stundenlangen Beobachtungenund Besprechungen entstand die Idee fürdieses Buch. Ich fragte Bahar, ob esmöglich sei, Übungen speziell für Yoga-Siddhis zu entwickeln. Sie bejahte, undso begann unsere Zusammenarbeit.Bahar steuerte ihr unglaubliches Wissenüber Yoga bei, und ich beobachtete mitmeinen Hellsinnen, was genau bei denÜbungen passierte. Sie stellte soachtzehn Übungen zusammen, die dazudienen, die Yoga-Siddhis zu erwecken.

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Bahar fasste das Ganze zu einem Buchzusammen, zu dem ich neben diesemVorwort zwei Kapitel beisteuern konnte(»Die Entwicklung der Hellsinne« und»Die Geistige Welt und ihreBewohner«).

Heute hältst du dieses Buch nun inder Hand. Wir hoffen, dass es dich aufdeinem Weg begleiten kann. Bahar hatinsbesondere darauf geachtet, dass jederdiese Übungen praktizieren kann, gleichwie alt oder wie sportlich er ist. Sogarich kann diese Übungen ohne Problememachen, und das will etwas heißen.

Uns war von Anfang an bewusst, dassYoga-Siddhis ein »heißes Thema« sind

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und wir in der Yoga-Szene vielleicht aufWiderstand, ja sogar auf Ablehnungstoßen. Doch alle wahren Yogis, allewahren Yoginis, die sich Zeit für dasBuch nehmen und eventuell sogar diealten Quellen studieren, werden sehen,dass Vorurteile fehl am Platz wären.Denn Yoga-Siddhis werden genau so oftfalsch verstanden und missbraucht wiedas Wort Liebe – und doch stellen sieeinen Kern von Yoga dar! Daherwünsche ich dir, dass du dir diesen Kernerschließen kannst.

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Yoga undÜbersinnliches

In unserer Welt ist es selbstverständlich,dass der Mensch einzig und alleinmithilfe der fünf SinnesorganeInformationen aus seiner Umweltaufnimmt und so mit ihr in Kontakt tritt.Dies ist unsere gewöhnlicheWahrnehmung des weltlichenGeschehens, und diese bestimmt nichtnur die empfundene Beschaffenheit derDinge, sondern auch das Gefühl für dieeigene Person. Erfahrungen, Eindrücke,Prägungen sowie Denk- und

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Verhaltensmuster verfärben immerzu dasWahrgenommene, die Dinge verlierendabei ihre wirkliche Erscheinung, ihrwahres »Sein«. Das, was sich alsletztendliche Information in unsverfestigt, ist nur ein Abbild desscheinbaren Seins. Der Mensch beginnt,auch sich selbst in Relation zu seinenGedanken, Gefühlen und Erfahrungen zusehen, und vergisst mit der Zeit daswahre Wesen seines Selbst. Gleichzeitigbaut er eine immer dickere Mauer umsich her auf, die ihn nicht nurgefühlsmäßig, sondern auch energetischvon seiner Umwelt und dem Kosmostrennt. Dabei bräuchte er nur kurz

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innezuhalten, die Augen zu schließen undzu spüren, dass er weitaus mehr ist alseine Ansammlung von Knochen undFleisch.

Die Quantenphysik spricht längstdavon, dass alles miteinander verkettetist und es keine Entität von einem »Ich«oder einem Individuum gibt. DieserGedanke rüttelt stark an unserem Welt-und Menschenbild, das von Egoismus,Eigennutzgedanken und Isolation geprägtist. Wie viele Menschen gibt es, die sichselbst in einem Kind oder einem Bettlererkennen können und mit der Weltwahrhaft mitfühlen? Genau dies ist dieHerausforderung, die das Yoga uns

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stellt: Wir sollten beginnen, in ersterLinie uns selbst zu spüren und zu sehenund im nächsten Schritt in jedemAugenpaar, in das wir blicken, unsselbst zu erkennen. Tatsächlich ist es so,dass man selbst in den Augen einesGegenübers gespiegelt wird. Jedochbedarf es dazu Mut, jemandem wirklichin die Augen zu blicken. Ein Kernansatzder Yoga-Philosophie beinhaltet dasWissen, dass Mensch und Kosmos dengleichen Aufbau haben und aus den fünfElementen Erde, Wasser, Luft, Feuer undÄther bestehen. So erhält der Ausspruch»Wie innen so auch außen« einebesondere Bedeutung.

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Der gewöhnliche Mensch ist einemverzerrten Bild von seiner Umgebungausgesetzt. Im Yoga wird diesesscheinhafte Sein als Maya bezeichnet. Imhinduistischen Pantheon ist Maya dieGöttin der Illusion und Zauberei. Siewar es, die das Universum erschuf unddie Dinge sich manifestieren ließ. Auchist es Maya, die beispielsweise demWasser die Eigenschaften nass undunfassbar verleiht. Ohne sie wärenjegliche Dinge eigenschaftslos. Oft wirdsie mit einem Spinnennetz oder einemSchleier dargestellt, beides sindsymbolhaft ihre Werkzeuge, mit denensie den Menschen in ihren Bann zieht.

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Maya hindert den Menschen daran, sichselbst in seiner rein göttlichen Form(atman) und somit auch in seinem Eins-Sein mit dem Göttlichen (brahman) zusehen. Das bedeutet, dass Maya besiegtwerden muss, wenn wir die Befreiungvon mentalen Verstrickungen (moksha)erlangen wollen. Wie kommt man abernun dahin, jenseits vom Denken und vond e n eigenen Prägungen klar undunbefleckt wahrzunehmen? Oder bessergesagt: Wie schafft es die Yogini oderder Yogi, eine direkte Wahrnehmung derobjektiven Welt zu erlangen und somittiefer in den Lauf der Dinge und in dieMenschen zu blicken?

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Zwei verschiedene Ansätze könnenzum Ziel, zu dieser Befreiung aus derIllusion führen. Ein Weg leitet sich vonder traditionellen Perspektive des Yogaab und soll im Folgenden »die richtigeWahrnehmung« genannt werden, derandere ist ein revolutionärer Ansatz dersogenannten Sensitivität. Auf dem Wegder »richtigen Wahrnehmung« ist es dasZiel, das eigene Ego völlig aus demProzess von Wahrnehmen plusBewerten/Beurteilen zu entfernen, undzwar so weit, bis nur noch dieWahrnehmung an sich bleibt und demWahrgenommenem nichts von deninneren Vorstellungen und Urteilen

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übergestülpt wird. Dieser Weg ist in denYoga-Sutras des Gelehrten Patanjalibeschrieben. Patanjali spricht überGedankenwellen bzw. Vorurteile(vrittis), die sich im Bewusstsein (citta)des Menschen verfangen und seineWahrnehmung verzerren können. Ineinem Leitsatz seines Werkes beschreibter den Zweck des Yoga folgendermaßen:Yoga citta vritti nirodha , »Yoga ist dasZur-Ruhe-Kommen derGedankenwellen.«

Es entstehen ungeahnte Eindrücke,wenn man es schafft, die geistigeAktivität zu stoppen. Dies sind oftmalsnur kurze Augenblicke, in denen man

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ganz in den Moment eintaucht und Innen-und Außenwelt miteinanderverschmelzen. Nur ist es sehr schwer,diesen gedankenleeren Zustand übereinen längeren Zeitraum zu halten.Abhilfe kann der zweite Wegverschaffen. Der Ansatz der Sensitivitätgeht davon aus, dass die fünf Sinne mitHellsinnen ergänzt werden können. DieHellsinne können als Hilfsmittel dafürverstanden werden, Eindrücke zuempfangen, die mit den gewöhnlichenSinnesorganen (indriyas) nicht zuerlangen sind. Ein geschulter Einsatz derHellsinne verhindert es, dass sich unserEgo über die fünf Sinne in den Weg

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stel l t und behauptet, zu wissen, wieetwas zu sein hat und wie nicht. DieseWahrnehmung auf der Basis unseresEgos hindert uns daran, unsere Welt inihrer Ganzheit zu erfahren und mitsamtden verschiedensten energetischenSchwingungen, Gefühlen, Zuständenoder telepathischen Informationen zuerfassen. Wir nehmen die Umwelt nur inihrer maya-verhafteten Form wahr, wirstecken sozusagen im Spinnennetz derGöttin Maya fest. Der Einsatz derHellsinne lässt uns jedoch hinter denSchleier des Materiellen blicken underkennen, dass die feinstoffliche Weltreal und existent ist. Mithilfe der

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sensitiven Wahrnehmung beginnen wir,das Spiel der Göttin Maya zudurchschauen und die Dumpfheit inunserer Wahrnehmung aufzuheben.

Ich lade dich herzlich ein, mit mirgemeinsam deine Reise hin zu deineminneren, vollen Potenzial anzutreten. Aufdieser Reise werden dir nicht nur Yoga-Meister aus der Geistigen Weltbegegnen, sondern du wirst auch deinwahres eigenes Selbst kennenlernen.Dieser Weg zur Selbstfindung wird nichtnur deine sensitiven und medialenTalente zum Vorschein bringen, sonderndich auch zu mehr Wohlbefinden undinnerem Frieden führen. Denn auf

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diesem Weg trittst du mit deinem Selbstin Verbindung. Und dabei wünsche ichdir viel Spaß!

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Verschwiegenes imYoga

Sich aktiv der Entwicklung der Siddhis,der sogenannten übersinnlichen Kräfte,zu widmen, gilt in der Welt des Yoga alsein Weg, der nur zum Scheitern führenkann. Schon Patanjali warnte im drittenKapitel seiner Yoga-Sutras (Vibhuti-Pada, 51) davor, diese Kräfte füreigennützige Zwecke zu missbrauchen.Denn dann wären sie nur nochZerstreuungen des unruhigen Geistes(vrittis) und somit sehr hinderlich auf

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dem Weg zum Erreichen des letztenZieles im Yoga, der Erleuchtung.Dennoch ist es nicht abzustreiten, dassdiese übersinnlichen Kräfte auf demWeg des Yoga auftauchen, und es istauch nicht zu verleugnen, dass einethisch gesunder Umgang mit denSiddhis auf dem spirituellen Weg sehrförderlich sein kann.

Ein wichtiger Punkt sollte dabeijedoch nicht außer Acht gelassenwerden: Wenn man mit egozentrierterAnstrengung nach übersinnlichen Kräftentrachtet, werden sie sich einem niemalsauftun. Vielmehr ist es notwendig, sichauf einen selbstlosen Weg zur

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letztendlichen Wahrheit zu machen unddie Siddhis zu einem selbst kommen zulassen, anstatt ihnen nachzujagen. In derYoga-Sikha-Upanischad (1.156, nachMichel, 2007), einem philosophischenText des Hatha-Yoga, steht geschrieben,dass Siddhis auf ein meisterlichesEntwicklungsstadium auf demspirituellen Weg hindeuten und dass ihreUnterdrückung wie Fesseln fürdenjenigen sind, der sich vom Scheinder Dinge befreien möchte. Zuvergleichen ist dies mit einerVorbereitung für einen sportlichenWettkampf mit dem Ziel, am Ende alsSieger das Rennen zu machen. Während

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der Vorbereitungen wird mankörperliche Kraft, Ausdauer undgestärkte innere Widerstandskraftentwickeln. Dies sind sozusagenNebenziele, die sich jedoch durch ihrvorheriges Erreichen positiv auf dasEndziel, und zwar den Sieg über dieMitstreiter, auswirken werden. Undgenauso verhält es sich mit den Siddhis.Sie kommen im Zuge spiritueller Praxiszum Vorschein und sollten gepflegt undtrainiert werden, ohne dass man jedochdas Endziel, und zwar die Erleuchtung,Moksha, aus den Augen verlieren darf.Sie mögen zum Zeitpunkt derErleuchtung völlig bedeutungslos

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werden, sind jedoch bis dahin umsowichtiger, ja sogar erforderlich undhilfreich. Der Energiekörper beginnt,sich auf sensitiven Empfang umzustellenund sich an die höheren Schwingungendes Feinstofflichen anzupassen. DieserWeg mag allein schwer zu beschreitensein, doch tatsächlich ist es so, dass wirnie allein sind, wenn wir unserespirituelle Praxis beginnen undweiterverfolgen. Da sind nicht nurunsere Lehrerinnen und Lehrer imDiesseits, die in unser Leben treten, umuns ein Stück zu begleiten, sondern auchunsere Geisthelfer und Geistführer, dieuns helfen. Diese Wesen aus der

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Geistigen Welt unterstützen uns inunserem Vorhaben, uns selbstnäherzukommen und unsere Umweltungefiltert wahrnehmen zu können.Unsere Entwicklung geht Hand in Handmit der Entwicklung eines jedengeistigen Wesens einher, egal ob es imMoment auf der Erde inkarniert ist odersich bereits im Jenseits befindet. Hierschließt sich der Kreis und wir findendas absolute kosmische Eins-Seinwieder. Vielleicht hast du sogar dieTatsache, dass du nun dieses Buch indeinen Händen hältst, deinen Begleiternaus der Geistigen Welt zu verdanken.Mit jedem Schritt in deiner spirituellen

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Entwicklung gehen auch sie mit dir mit.Dein Fortschritt ist auch ihrer.

Auch ich fand meinen Weg zum Yogamithilfe meines Geistführers. Zu demZeitpunkt, als ich ihm das erste Malbegegnete, praktizierte ich bereitsMeditation. Östliche Weisheiten und vorallem der Hinduismus hatten mich vonklein auf fasziniert. Jedoch hatte ichnoch nie etwas von Geistführern oderder Geistigen Welt gehört oder erfahren.Das Gebiet des Übersinnlichen war fürmich weitaus unbekannt. Nun saß ich,wie fast täglich, auf meinemMeditationskissen und versuchte, meineGedanken an einem Punkt

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zusammenzuführen. Vor meinem innerenAuge erschien wie aus dem Nichts einAugenpaar. Wunderschöne,dunkelbraune Augen starrten mich miteinem eindringlichen Blick an, und meingesamter Körper fühlte sich wie vondiesem Blick durchdrungen an. Ichbekam es mit der Angst vor demUnbekannten zu tun, versuchte aberdennoch, still in der Meditation zuverharren. Nachdem ich mich an diesesBild gewöhnt hatte, begann ich das Feldum die Augen herum wahrzunehmen. Ichkonnte einen älteren Mann mit grau-weißen Haaren, gekleidet in einenweißen Sari, vor mir sitzen sehen. Wir

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befanden uns in der Natur, nahe an einemBächlein mit Bäumen und Wieserundum. Etwas weiter abseits gelegenerblickte ich einen Tempel, der sichprachtvoll in die Höhe erhob. Nunkonnte ich auch mich selbstwahrnehmen, wie ich an diesem Ort saßund gebannt zu dem Mann vor mirblickte. Das Erste, was mir in den Sinnkam, war, nach seinem Namen zu fragen.Ohne dass er die Lippen bewegte,konnte ich ihn in meinem Geist zu mirsprechen und seinen Namen sagen hören.Er sagte, er sei Pramesh und wolle michfür einige Zeit begleiten. Auf einenSchlag verdunkelte sich alles vor

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meinem inneren Auge und dasSchauspiel in mir hatte ein Ende. Als ichdie Augen wieder aufschlug, erschienmir das, was ich gesehen hatte, wie einTraum, der sich jedoch so echt und realanfühlte, dass ich mich kaum vomErlebten loslösen konnte. Noch einigeTage war ich im Geist mit diesem Mannbeschäftigt und konnte das Gescheheneweder nachvollziehen noch einordnen.Immer wieder kreisten dieselben Fragenin meinem Kopf herum: »Hatte ich mirdas alles eingebildet?«, »War es einTraum oder eine Art Fantasiereise?«,»Wo bin ich gewesen und wer istPramesh?«

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Es vergingen einige Tage. Ich setztemeine Meditationspraxis fort, ohne dassmir Pramesh wieder begegnete. Es solltemeine erste Begegnung mit Pascal sein,die all meinen Fragen eine Antwort gab.Auf Drängen meiner Schwester nahm icheinen Sitzungstermin für ein Aura-Reading bei Pascal wahr. Obwohl ichsolchen Dingen gegenüber sehr skeptischwar, ließ ich mich dennoch darauf einund war zugegebenermaßen sehraufgeregt, welche Dinge über mich zumVorschein kommen würden. Die Sitzungübertraf alle meine Vorstellungen übereine derartige Beratung, und denkrönenden Abschluss lieferte Pascal, als

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er mich fragte, ob es richtig sei, dass ichmeinem Geistführer erst vor Kurzem inder Meditation begegnet wäre. Fast hätteich seine Behauptung verneint, da fielmir Pramesh ein, in dessen Augen ichblicken durfte. Pascal fragte mich nun,ob ich wissen wolle, wie meinGeistführer heiße. Ich bejahte dies,zumal das nun der ultimative Beweisdafür sein würde, dass wir beide vonein und derselben Person sprachen. Einkalter Schauer lief mir über den Rücken,als Pascal den Namen meinesGeistführers nannte. Es war der NamePramesh, den Pascal aussprach, ich warvollkommen sprachlos und zutiefst

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berührt. Wie konnte Pascal, den ichdamals das erste Mal in meinem Lebensah und der rein gar nichts über michwissen konnte, diesen Namen, den ich inder Meditation erhalten hatte, aus demNichts heraus nennen? Wie hatte esPramesh geschafft, sich ihm mitzuteilen?Vollkommen verwirrt und gleichzeitigvom Gedanken, einen indischen Sadhuals Geistführer zu haben, fasziniert,verließ ich den Sitzungsraum und trat inein neues Leben hinein.

Von diesem Tag an begann ich, denKontakt zu Pramesh bewusst zu pflegen.Er begegnete mir noch etliche Male inder Meditation und wurde zu meinem

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Lehrer. Ich durfte vieles von ihm lernenund begann, Yoga wahrhaft zu begreifen.Viele meiner Gedanken in diesem Buchhabe ich der Inspiration durch Prameshzu verdanken. Ich bin voller Dankbarkeitund Vertrauen mit ihm verbunden.Während ich diese Zeilen schreibe,weiß ich, dass er nicht fern ist und michin meinem Herzen immerzu begleitet.

Von etwas Ähnlichem sprechen auchdie überlieferten Texte der Yoga-Philosophie, wenn die Rede auf denGuru, den Meister oder »den, der Lichtbringt und das Dunkel vertreibt«, kommt.Im alten Indien wurden die geheimenPraktiken des Yoga nur durch

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persönliche Schulung von einem Guruerlernt. Man verbrachte etliche Jahrezusammen mit dem Meister, bis alleGeheimnisse der spirituellen Praxis demSchüler offenbart waren. Es steht sogargeschrieben, dass es unmöglich ist, ohneeine »meisterliche« Führung auf demWeg des Yoga voranzuschreiten. Fürden heutigen Menschen mag der Begriff»Guru« einen bitteren Beigeschmackhaben und mit negativen Aspekten wieUnterwerfung und Strenge behaftet sein.Auch scheint es schon allein an derUmsetzung zu scheitern, wenn einSchüler eine persönliche Verbindungzum Yoga-Lehrenden aufbauen möchte.

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Dies würde aufseiten beider, also desSchülers und der Yoga lehrendenPerson, verlangen, dass Zeit undHingabe ans Yoga geopfert werden. Esgibt nur sehr wenige Beispiele von Yogaunterrichtenden Menschen, die sich nurdem Yoga widmen und ihre Existenzganz auf diesem Weg aufbauen. Dieswürde es jedoch erfordern, wenn man zueinem spirituellen Lehrer für Menschenwerden möchte.

Genauso wie der Mensch sich jedenMoment verändert und im Wandel ist, istes auch die Welt. Menschen befassensich heutzutage immer mehr mitspirituellen Themen und fangen an, die

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inneren Mauern zwischen sich und derGeistigen Welt zu durchbrechen. Diesdürfte nun dazu führen, dass es einerkörperlichen Manifestation des Meistersnicht mehr bedarf und sich der Guru imInneren mit dem Yogi oder der Yoginiverbindet. Einer der früheren Yoga-Meister, Yajnavalkya, schreibt in derBrhadaranyaka-Upanischad (nachMichel, 2007) über den »innerenLenker« (antaryamin): Wenn der Yogiinnere Klarheit, Ruhe und Stabilitätgefunden hat, kann er eine Verbindung zuseinem »inneren Lenker« aufbauen, sofindet er die Essenz der Yoga-Praxis fürsich. Dies hört sich ganz nach einer

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Verbindung zu einem Geistführer oderGeisthelfer an, die uns auch in unseremInneren lenken und uns auf demspirituellen Pfad begleiten. Der Menschbeginnt dadurch, den Halt immer mehr inseinem Inneren zu suchen als im Außen.Der leibhaftige Guru wäre nämlichnichts anderes als ein äußerer Halt, dereinem natürlich dazu verhelfen kann,dass man sich selbst findet. Also, wiesonicht den Weg direkt ins Innere nehmen,anstatt den kleinen Umweg über dasAußen zu machen?

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Die Entwicklung derHellsinne: Sensitivität,

außersinnlicheWahrnehmung und

Medialität

Von Pascal Voggenhuber

Ich möchte im Folgenden einige wichtigeBegriffe erklären, die oft ganzunterschiedlich interpretiert werden. Ichkomme vom typischen englischen

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Spiritualismus und gebrauche dieseBegriffe auch nach dessen Prinzipien. Esgeht mir nicht darum, jemandem denenglischen Spiritualismusnäherzubringen, sondern darum, dass wirhier möglichst dieselbe Sprachesprechen. Du wirst sehen, dass du vieleBegriffe bereits kennst, aber ihreBedeutung noch nicht genau verstandenhast oder dass du sie andersinterpretieren würdest. Ich will damitnicht sagen, dass meine Interpretationrichtig ist. Damit du dieses Buchvollständig verstehen und nutzbringendfür dich anwenden kannst, ist es abereinfach wichtig, dass du verstehst, wie

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wir diese Begriffe verwenden.Der erste Begriff, auf den ich

eingehen möchte, ist Sensitivität. Ichverstehe darunter das »Lesen« vonInformationen mithilfe deraußersinnlichen Wahrnehmung (ASW),das Erkennen von Objekten, die nur zumTeil auch für unsere physischen Sinneklar erfassbar sind. Sensitivität heißt,dass ich mithilfe meiner Hellsinne allesüber Objekte erfahren kann, die ich nichtin jedem Fall zugleich auch berühren,sehen oder mit meinen anderenphysischen Sinnen wahrnehmen kann.Zum Beispiel kann ich die Aura voneinem Menschen sensitiv »lesen«.

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Seinen Körper kann ich mit meinenphysischen Sinnen klar wahrnehmen, ichkann ihn berühren, riechen, sehen odergar schmecken. Mithilfe meinerHellsinne und meiner ASW kann ichj e d o c h zudem seine energetischeAusstrahlung, seine Aura, wahrnehmenund dadurch Dinge in Erfahrung bringen,die für meine physischen Sinneverborgen bleiben. Somit werden mirInformationen aus der Vergangenheit undder Gegenwart sowie einige Aspekte derZukunft offen dargelegt. Ich kann mithilfeder Sensitivität in dem Energiefeld vonanderen Menschen lesen wie in einem»verborgenen Buch«.

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Doch kann ich mit der Sensitivitätnoch weit mehr: Ich kann auch aus denGegenständen, die eine Person berührthat, die ganze Geschichte diesesMenschen abrufen. Denn wenn wir einenGegenstand berühren, bleibt immer einTeil unserer Energie auf ihm zurück undist dort für alle Ewigkeit gespeichert.Habe ich meine Sensitivität gut geschult,lese ich von dem Objekt einfach dieInformationen über die Person ab. Mannennt das auch Psychometrie. Oftverwenden Sensitive diese Technik beiLebensberatungen,Standortbestimmungen oder auch bei derAufklärung von Verbrechen. Es gibt

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einige Länder, die es durchaus inBetracht ziehen, bei der Klärung vonVerbrechen mit Sensitivenzusammenzuarbeiten. Dabei kann einSensitiver die Energie vom Tatort lesenund dadurch beschreiben, was dortvermutlich geschehen ist oder was manbei der »normalen« Spurensicherungübersehen haben könnte.Jeder Mensch hat sensitive Fähigkeiten,doch nicht jedem sind diese bewusst unddie meisten von uns haben sie nichttrainiert. Doch wir alle haben schoneinmal die Stimmung eines Raumes»gelesen«, auch wenn dies oft unbewusststattfand. Wer war nicht schon mal bei

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Freunden eingeladen und hat bemerkt,dass vorher in dem Raum gestrittenworden sein musste, weil die Luft zumSchneiden dick war. So etwas oderetwas Ähnliches haben wir alle schonerlebt. Oder wir treffen auf einenFremden und irgendetwas in uns warntuns vor dieser Person. Wir ignorierendas meistens, aber früher oder späterbemerken wir dann, dass diese Personuns betrogen oder belogen hat. Noch einBeispiel, das wir sicher alle ganz gutkennen: Wenn wir in einem Fahrstuhl,einem Bus, im Zug oder an einemsonstigen Ort sind, wo ganz nah um unsherum viele Menschen stehen, kommt es

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oft vor, dass wir einen starken Druck aufder Lunge fühlen und Mühe mit derAtmung haben. Obwohl wir keinePlatzangst haben und nichtsoffensichtlich Unangenehmes in derNähe ist, kann uns die Energie vonanderen Menschen Atemnot bereiten.Auch das bedeutet lediglich, dass wirmit unserer Sensitivität aufaußersinnliche Weise etwaswahrnehmen.

Je mehr wir die ASW trainieren undunsere Hellsinne beachten, desto klarerkönnen wir die Energien lesen undverstehen. ASW und auch Sensitivitätsind im Grunde nichts anderes als eine

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Fremdsprache – und es nützt nichts,Dinge nur wahrzunehmen, sondern wirmüssen sie auch verstehen und richtigdeuten können. Da diese Dinge denmeisten Menschen verborgen sind,merken sie gar nicht, dass sie selbst übereine mehr oder weniger ausgeprägteSensitivität und ASW verfügen.

Der nächste Begriff, den ich erklärenmöchte, ist Medialität. Auch dieserBegriff wird oft falsch verstanden.Schon allein deswegen finde ich eswichtig, dass wir ihn hier kurzanschauen. Ein Medium ist ein Kanalzwischen der Geistigen Welt und den

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lebenden Menschen. Oft aber wird dasMedium mit einem Sensitivenverwechselt. Wenn ein Medium seinemedialen Fähigkeiten benutzt,kommuniziert es entweder mitGeistführern, Verstorbenen, Meistern,Engelwesen oder sonstigen Bewohnernder Geistigen Welt. Ein Medium hatimmer auch sensitive Fähigkeiten, dochnicht jeder Sensitive hat auch medialeFähigkeiten. Oft verwechseln wir aberSensitivität und Medialität, obwohl derUnterschied aus meiner Sicht etwas sehrWichtiges ist. Denn es handelt sich umzwei grundlegend verschiedene Dinge.Schließlich ist es ein großer

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Unterschied, ob ich eine Botschaft voneinem Geistführer oder einemverstorbenen Meister bekomme oder obich eine Information aus der Aura vonjemandem lese. Obwohl ich sowohl fürdie Sensitivität als auch für dieMedialität meine Hellsinne oder meineASW gebrauche, ist die Quelle, aus derich die Information hole, eine andere.

Doch was sind nun diese Hellsinne?Mithilfe der Hellsinne kann ichaußersinnliche Informationenwahrnehmen. Wir alle haben Hellsinne,doch meistens sind wir uns dessen nichtbewusst oder haben sie noch nichtbewusst entwickelt. Sowohl Sensitivität

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als auch Medialität und Hellsinnegehören zu den Yoga-Siddhis oderkönnen durch die Übungen in diesemBuch erweckt werden. Es gibt fünfHellsinne und noch andereMöglichkeiten der ASW, die ich späterspeziell erwähnen möchte. Zuerst diefünf Hellsinne. Es sind:

1. Hellsehen2. Hellhören3. Hellfühlen4. Hellriechen5. Hellschmecken

Diese fünf Hellsinne gibt es sowohl

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objektiv als auch subjektiv. DieseUnterscheidung wird nicht oft gemacht,doch ich persönlich finde sie wichtig.Denn gerade, weil viele Menschen dasnicht unterscheiden, bemerken sie garnicht, dass sie einige dieser Hellsinneschon besitzen und sie nur noch weitertrainieren müssten. Gleich, ob wirsensitiv oder medial arbeiten, benutzenwir dafür dieselben fünf Hellsinne. Dereinzige Unterschied ist, wie schonerwähnt, die Quelle der Information.

Die Energien dieser Quellenschwingen auf unterschiedlichenNiveaus. Meistens ist es für uns vieleinfacher, Schwingungen auf der

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sensitiven Ebene wahrzunehmen, da wirdie Anlage der Sensitivität oft schon inuns haben. Es ist wie beimKlavierspielen: Alle können es lernen,doch nicht jeder hat das Talent zumKonzertpianisten.

Die mediale Schwingung ist umeiniges feiner, und es ist daher auchschwieriger, mit der Geistigen Welt inKontakt zu treten. Die Übungen indiesem Buch helfen uns, unsereSchwingung zu erhöhen und dadurcheinen besseren Zugang zu höheren,feineren Energien zu finden. So wird esuns mit der Zeit leichter fallen, inKontakt mit der Geistigen Welt zu

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kommen.

Doch zurück zu den Hellsinnen. AlsErstes möchte ich das Hellsehenerklären. Es ist wohl auch derbekannteste Hellsinn. Ihn gibt es sowohlobjektiv wie auch subjektiv; objektivbedeutet, dass man zum BeispielVerstorbene oder Geistführer so klarsieht, dass man nicht mehr unterscheidenkann, ob es sich um eine noch lebendePerson handelt oder die Gestalt schon inder Geistigen Welt ist. Man hat dasGefühl, dass man diese Person ganz klarmit den physischen Augen sieht. Einanderes Beispiel, das ich gerade erlebt

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habe, während ich an diesem Abschnittschreibe: Ich blickte aufs Meer und sahauf einmal ein Schiff. Das ist nichtsUngewöhnliches, doch auf einmalversank das Schiff, es ging unter. Ichgeriet kurz in Panik, bis ich erkannte,dass ich dies hellsichtig wahrnahm, undzwar sensitiv. Dieses Ereignis desSchiffsuntergangs lag schon einige Jahrezurück. Ich habe einfach die Energiegelesen, die noch vorhanden war. Da ichzuerst dachte, es würde wirklichpassieren, und das Gefühl hatte, dass iches mit meinen physischen Augen gesehenhatte, bezeichnet man ein solchesErlebnis als objektive Hellsichtigkeit.

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Auch wenn man zum Beispiel außen umMenschen herum klar etwas sieht, so alswäre ein Energiefeld um die Personaufgemalt, ist das objektiv.

Doch wo liegt jetzt der Unterschiedzum subjektiven Erleben? Ganz einfach:Bei der subjektiven Wahrnehmunghandelt es sich um innere Bilder; mankann klar erkennen, dass dies jetzt nichtim Außen geschieht. Wenn ich zumBeispiel einen Verstorbenen subjektivhellsichtig wahrnehme, ist das so, als obich eine Erinnerung habe, doch icherkenne mit ein bisschen Übung rasch,dass es sich nicht um eine wirklicheErinnerung handelt, sondern um eine

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subjektive hellsichtige Eingebung.Subjektive hellsichtige Eingebungen hastdu bestimmt schon gehabt, aber dukonntest sie nicht als solche erkennenund hast sie dann wahrscheinlich alsErinnerung, Wunsch oder als Einbildungabgetan. Wenn man objektiv hellsichtigetwas wahrnimmt, ist es ganz klar undlässt keinen Zweifel offen. Bei dersubjektiven Wahrnehmung kann es sehrgut sein, dass man lange nichtunterscheiden kann, was eine ASW undwas Einbildung ist. Doch je mehr manauf seine ASW achtet, desto klarer wirdes.

Ich kann natürlich auch subjektiv

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hellsichtig sehen, wo und wie ein Schiffuntergegangen ist. Das würde dann sosein, als ob plötzlich eine Erinnerung inmir auftauchen und mir innere Bilderzeigen würde, die ich aber nie erlebtoder sonst wie gesehen habe. Statt imAußen sehe ich es im Inneren. Es gibtauch Menschen, die symbolische Bilderwahrnehmen und – wenn sie diese zudeuten gelernt haben – klareRückschlüsse daraus ziehen können. Daswürde ich auch ins subjektive Hellseheneinordnen.

Der nächste Hellsinn ist das Hellhören.Hier ist die Unterscheidung zwischen

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der objektiven und der subjektiven Formsehr leicht. Objektives Hellhören ist so,als würde man zum Beispiel hören, wiejemand aus der Geistigen Welt miteinem spricht wie eine lebende Person.Das allerdings ist ein Talent, das kaumjemand besitzt. Auch kann man Musikoder nur einzelne Worte oder Geräuscheobjektiv hellhörend wahrnehmen. VieleMenschen sind mir begegnet, die mirzwar erzählten, dass sie die Gabe desHellhörens besitzen würden, doch beikeinem war das objektiv der Fall,sondern meist (wenn überhaupt) war essubjektiv.

Das subjektive Hellhören ist kaum zu

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unterscheiden von unsererGedankenstimme, deswegen ist es auchsehr schwer zu erkennen, woher dieInformation kommt, die man hörendwahrnimmt. Nehme ich sie medial wahr,kommt sie also von einem Bewohner derGeistigen Welt, oder höre ich auf dersensitiven Ebene Geräusche? Oder sindes nur meine eigenen Gedanken undWünsche, die zu mir sprechen?Deswegen ist es auch so wichtig, dassman nicht nur seine Siddhis oder seinHellsinne entwickelt, sondern sich auchselbst weiterentwickelt. Je wenigerÄngste, Sorgen, Blockaden, Muster undEgo-Angelegenheiten mir im Weg

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stehen, desto klarer werde ich meineHellsinne nutzen und die Informationenunterscheiden können. OhneSelbsterkenntnis ist es nur sehr schwermöglich, die Wahrnehmungen derHellsinne klar von der eigenen Fantasiezu unterscheiden. Deswegen habe ichauch keine Sorge, hier an einem Buchdarüber mitzuwirken, wie man dieSiddhis erweckt, denn das wird ohnehinnur jenen möglich sein, die sich auf denWeg zu sich selbst machen. Wer sichübersinnliche Fähigkeiten einfachschnell-schnell aneignen will, um seinEgo zu befriedigen, wird keinen Erfolghaben. Nur wer sich wahrhaftig auf den

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Weg macht, wird belohnt werden.

Der nächste Begriff ist das Hellfühlen.Auch hier kann man zwischen derobjektiven und der subjektiven Formunterscheiden. Wenn ich zum Beispieljemanden berühre, der Schmerzen hat,oder mich einfach auf denjenigeneinstimme, kann ich an meinem eigenenKörper fühlen, wo und wie der Schmerzist, so als wäre er wirklich bei mirphysisch vorhanden – das ist objektivesHellfühlen. Es vollzieht sich auf dersensitiven Ebene. Wenn ich den Schmerzaber nicht physisch fühle, sondern nur soein Gefühl habe, als ob ich Schmerzen

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hätte, ist es ein subjektives Hellfühlen.Hellfühlig sind aus meiner Sicht die

meisten Menschen von Geburt an. Es istauch jener Hellsinn, der am meistenunterschätzt wird. Die meisten Leutewollen Hellsichtigkeit erlernen, doch esist um einiges einfacher und vor allemum einiges präziser, das Hellfühlen zutrainieren. Mit Hellfühligkeit kann ichim Grunde fast alle Informationenbekommen. Ich kann zum Beispielfühlen, ob die Wohnung einer Persongroß, klein, hell, alt oder neu ist. Oderob die Person in einem Ein- oderMehrfamilienhaus wohnt. Ich kann sogarfühlen, in welchem Stock sie wohnt.

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Beim Hellfühlen gibt es keine Grenzen.Man kann auch Farben erfühlen, und oftwird mit der Zeit das Hellfühlen insubjektive hellsichtige Bilder übersetzt.Gerade unsere Hellfühligkeit benutzenwir täglich, doch oft ist uns das einfachnicht bewusst. Zum Beispiel fühlen wirmeist, ob eine Person vertrauenswürdigoder unseriös ist. Na ja, leiderignorieren wir das Gefühl dann häufig.Mit dem Yoga-Siddhi-Training wirst dudeine Hellsinne immer bewussterwahrnehmen und auch immer mehrdarauf vertrauen können.

Hellriechen und Hellschmecken möchte

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ich zusammen erklären, da es zweiHellsinne sind, die für mich von nicht sogroßer Bedeutung sind. Hier ist derUnterschied zwischen objektiv undsubjektiv auch schnell erklärt. Objektivist, wenn ich das Gefühl habe, dass ichmit meiner Nase oder mit meinem MundDüfte oder Geschmacksrichtungenphysisch wahrnehme. Wenn man zumBeispiel plötzlich physisch das Parfümr iechen kann, das eine verstorbenePerson verwendet, dann redet man vomobjektiven Hellriechen. Oder wenn icheinen Verstorbenen wahrnehme und aufeinmal das Gefühl habe, als hätte ichgeraucht, wenn mein Mund also physisch

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nach Rauch schmeckt, ist es ebenfallse i n e objektive Wahrnehmung derHellsinne des Hellriechens bzw.Hellschmeckens. Habe ich jedoch nurdas Gefühl von Rauch im Mund, dannwäre es subjektiv. Auch diese beidenHellsinne sind bei den meistenMenschen vorhanden oder können sichmit der Entwicklung zeigen, doch ichpersönlich arbeite mit ihnen nicht sointensiv.

Nun gibt es noch spezielle ASW, auf dieich ebenfalls kurz eingehen möchte. Essind:

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• Hellwissen• Intuition und Bauchgefühl• Inspiration

Hellwissen ist etwas, das sich ausmeiner Sicht erst nach einer gewissenZeit einstellt. Denn es braucht sehr vielVertrauen in die eigenen Hellsinne, dassman Hellwissen überhaupt erkennen undwahrnehmen kann. Beim Hellwissenlässt sich nicht mehr sagen, woher ichdie Information bekommen oder mitwelchen Hellsinnen ich siewahrgenommen habe – ich weiß eineAntwort einfach. Man kann beimHellwissen auch nicht wahrnehmen, ob

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man etwas auf der sensitiven oder aufder medialen Ebene wahrgenommen hat.Man liest dann die Informationen zumBeispiel nicht mehr hellsichtig aus derAura eines Menschen, sondern man weißeinfach: Das ist die Lösung oder dieAntwort. Es ist ganz klar, ohne dass manweiß, warum man es weiß. Da manhierzu, wie erwähnt, viel Vertrauen inseine übersinnlichen Fähigkeitenbraucht, bemerkt man das Hellwissen ofterst nach Jahren des Trainings.

Immer wieder werde ich gefragt, wasder Unterschied zwischen Intuition undBauchgefühl ist und ob es eine sensitiveoder eine mediale Fähigkeit darstellt.

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Ich mache keinen Unterschied zwischenIntuition und Bauchgefühl, für mich ist esdasselbe. Und es ist klar der Sensitivitätzuzuordnen. Außerdem würde ich sogarsagen, dass es subjektives Hellfühlen ist,das nennt man eben auch Bauchgefühl,da man die Information über dasSolarplexus-Chakra empfängt.Deswegen fühlt man die Informationdann oft im Bauch.

B e i Inspiration handelt es sichhingegen klar um Medialität. Sie wirdoft mit Hellwissen verwechselt, dochmeist ist bei der Inspiration klarwahrnehmbar, mit welchen Sinnen mandie Information erhalten hat. Klar ist bei

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der Inspiration auch die Quelle: Es istimmer ein Bewohner der GeistigenWelt, zum Beispiel ein Verstorbener, einGeistführer, Helfer, Engel oderirgendein anderes Geistwesen.

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Yoga-Sadhana: die Bedeutung derinneren spirituellen

Praxis

Das HeilmittelDein Heilmittel ist in dir,aber du hast nicht einmal

eine Ahnung davon.Dein Leid ist auch in dir,aber du siehst es nicht.

Du glaubst, du seiest ein kleinerKörper,

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jedoch ist das ganze Universum,verdichtet, in dir.

Du bist ein so offenes Buch,mit dessen Buchstaben

die geheimen Sachen ins Licht treten.Du bedarfst des Äußeren nicht;

die Schriften, geschrieben in deinemHerzen,

berichten dir von allem.HAZRATI ALI

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Auch wenn diese Zeilen nicht aus demYoga stammen, sondern der Sufi-Tradition entspringen, machen siedeutlich, welch immense Kraft wir imInneren besitzen, die uns heil bzw. ganzwerden lassen kann. Die Suche nachBefreiung oder Erleuchtung im Außen istzum Scheitern verurteilt. Allein dieErkenntnis, dass wir alles in uns tragen,was uns heilt, führt zur Loslösung vonLeiden und Schmerz. Kränkungen undschmerzhafte Verhaftungen entsteheneinzig und allein aus dem Grund, dasswir uns mit unserer körperlichenVerletzbarkeit identifizieren.

Die letztendliche Wahrheit über unser

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Wesen kommt in diesen drei Worten ausdem Sanskrit in ihrer reinsten Form zumAusdruck: tat tvam asi, »Das bist du.«Dahinter steckt die Erkenntnis deruntrennbaren Einheit zwischen derindividuellen Seele, Atman, und der Ur-oder All-Seele, Brahman. Dies ist dasZiel des yogischen Erkenntnisweges, desJnana-Marga. Es lösen sich alleHindernisse, die eine Wahr-Nehmungunmöglich machen, augenblicklich auf,wenn sich die in einem Körperinkarnierte Seele daran erinnert, dass sieein und dieselbe ist wie die Urseelebzw. Brahman. Die Illusion, einisoliertes Wesen zu sein, löst sich mit

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der Erkenntnis der Einheit schlagartigauf. Diese Philosophie wurde vor allemvom indischen Gelehrten Shankara (etwa8. Jahrhundert n. Chr., hier nachFeuerstein, 2008) in seiner »Nicht-Zweiheits-Lehre«, dem AdvaitaVedanta, zum Ausdruck gebracht. Wie ineinem Rosengarten der gemischte Duftvon verschiedenen Rosensorten sich alseine Duftkomposition dem Geruchssinnbemerkbar macht und die einzelnenRosensorten nicht mehr im Einzelnenwahrnehmbar sind, so ist es auch mitdem Atman, der individuellen Seele, dasins Brahman eingeht.

Vielleicht fragst du dich nun, was das

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alles mit übersinnlichen Kräften zu tunhat. Diese Frage ist absolut berechtigt,zumal es auch sensitive und medialeBeraterinnen und Berater gibt, die ohnejeden spirituellen oder philosophischenHintergrund arbeiten. Bei derEntwicklung übersinnlicher Kräfte darfnicht außer Acht gelassen werden, dieeigene spirituelle Praxis auf Erkenntnisder Einheit hinter allem hin auszurichten.Ohne diese Ausrichtung bleibt jeglichesBemühen ohne einen höheren Sinn undim Gefängnis ichbezogener Wünsche.Denn geht man davon aus, dass dieAllmacht im Absoluten liegt und maneins mit dieser ist, erhält man selbst

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auch einen Zugang zuaußergewöhnlichen Kräften undunterschiedlichsten Ebenen derWahrnehmung und der übersinnlichenErfahrung. Außerdem kann man sichselbst in allem wiedererkennen undsomit auch die Welt in sich erblicken.

So wird es eine mühelose Sache, sichin Menschen, Orte, ja sogar inVerstorbene, in geistige Wesenhineinzuspüren und sich mit ihnen geistigzu verbinden. Denn sie sind nichtsanderes als »Menschen«, die ihrekörperliche Hülle abgestreift haben undnun nur noch mit ihrer geistigen Hülleweiterleben. Dadurch erhöht sich ihre

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Schwingung und sie werden für unslebende Menschen mit den physischenAugen nicht mehr sichtbar. Erst dasEinschalten der »inneren Augen« unddes »inneren Gehörs« lässt zu, dass wirmit ihnen in Kontakt treten. Oft gerät esin Vergessenheit, dass auch die geistigenWesen meist Menschen waren und nichteinfach »Wesen« sind. Diese Menschenhaben auch in der Geistigen Weltweiterhin ihre Persönlichkeit und ihreErinnerung an vergangene Ereignisse.Somit kann man sensitiv bzw. medialarbeitend diese Informationen geistigaufnehmen.

Ein weiterer wichtiger Punkt kommt

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hier zum Tragen, wenn wir über dieEinheit bzw. über die Erkenntnis deseigenen Selbst in allem sprechen.Letztendlich ist es nämlich dieseErkenntnis, die uns daran hindert, inwelcher Art und Weise auch immerDinge zu tun, die Menschen des Dies-oder Jenseits in irgendeiner Art undWeise wehtun oder sie schädigenkönnten. Dies wäre nämlich so, als tätenwir uns selbst ein Leid an.

Aus all dem lässt sich etwasGrundlegendes schließen. Verfolge indeinem Yoga-Sadhana, deinerspirituellen Praxis, stets diese Ziele undhalte deine Intention auf diese Punkte

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ausgerichtet:

• Übe mit voller Hingabe an dich selbstund dein inneres eigenesGeistwesen!

• Schenke der Geistigen Welt stetsdeinen Respekt und deine Liebe,denn genauso begegnen auch ihreBewohner dir.

• Sei dir deiner gedanklichen undinneren Kraft bewusst und wisse,dass du vieles in der Welt bewirkenkannst, wenn du dich in der Einheitvon allem siehst und spürst.

Die Tradition des Yoga-Sadhana geht

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viele Jahrhunderte zurück und hatte inder hier beschriebenen Form seinenUrsprung im alten Indien. Auch hierentfaltete sich mit der Zeit die Vielfalthinter der Einheit und es entwickeltensich viele unterschiedliche Schulen undphilosophischen Systeme. So ändertesich auch immer wieder dieHerangehensweise an die Spiritualitätund die Art der Integration inspersönliche Leben. In denÜberlieferungen sind dieseverschiedenen Facetten bis heutespürbar.

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Yoga-Siddhis in denÜberlieferungen

Es wurden im Laufe der Zeitverschiedenste Ansätze in der Yoga-Tradition entwickelt, um dem Menschendie Erfahrung des Eins-Seins zuvermitteln. Überlieferte Yoga-Texte ausverschiedenen Schulen und Philosophienkönnen dabei bis heute als Wegweiserdienen und auch uns die Geheimnisserund um die Siddhis und ihre Meisternäherbringen.

Letztendlich befindet sich der

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spirituell Suchende auf einemgefährlichen Terrain, wenn er sich aufdie Reise ins Innere macht. Denn dortwird er auch vielen vielleicht schonlängst vergessenen Erinnerungen,Eindrücken und alten Mustern begegnen,die ihn von seinem Weg abbringenkönnten. So liefert allein die yogischeTradition Indiens unterschiedlichsteAnsätze, um die Suche so zu gestaltenund mit einer entsprechenden Intentionzu durchtränken, dass dem Suchergeholfen wird. Wenn ihm etwas, wasauch immer es sei, auf seiner spirituellenReise im Wege steht, wird er in denTraditionen Mittel und Hinweise finden,

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wie er mit dem Hindernis umgehen kann.Hinter der Vielfalt in der

entsprechenden Literatur verbirgt sichjedoch stets die identische Intention desYoga-Sadhana: sich selbst finden und imeigenen Selbst alles Sein und Gott sehen.Je nach Region und traditionellemHintergrund haben sichunterschiedlichste Wege der Selbstsucheentwickelt, und es waren die spirituellenMeister, die allein oder in derVersammlung mit anderen Gurus undSadhus ihrer Spiritualität Ausdruckverliehen und sie an ihre Schülerweitergaben. So überlebte dieses heiligeWissen über Jahrhunderte hinweg und

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erreichte auch den Menschen unsererheutigen Welt. Es wurden bereits vielePhilosophen und Autoren des Westens inden Bann indischer Spiritualität gezogen,und bis heute hat sie ihreAnziehungskraft auf die Menschheit nichtverloren. Immer wieder werden alteTexte Indiens (neu) übersetzt undkommentiert, der spirituell Interessiertekann heute aus einer reichen Quelleschöpfen.

Im Folgenden findest du eineAuswahl literarischer Kostbarkeitenkurz beschrieben, die insbesondere aufdie Welt des Übersinnlichen Bezugnehmen. Denn diese Welt war und ist für

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die indische Spiritualität eineWirklichkeit und hat genauso wie dieWelt des Augenscheinlichen einen Platzin der spirituellen Praxis.

Tantra: Eins-Sein in derDualität

Das Tantra soll hier seine Erwähnungfinden, da es eine philosophisch-mystische Richtung im Yoga ist, die diephänomenale Welt des Übersinnlichenakzeptiert und davon ausgeht, dassübersinnliche Fähigkeiten der Yoginioder dem Yogi helfen können, die

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spirituellen Ziele schneller zu erreichen.Angst und Scheu vor demÜbersinnlichen gibt es hier nicht. Zubeachten ist allerdings, dass vongewissen tantrischen Kreisen dieseKräfte auch missbraucht wurden, wasdas Tantra in Verruf brachte. Bevornäher darauf eingegangen werden soll,wollen wir das Tantra selbst genauerbeleuchten.

Tantra kann als eine rechtunorthodoxe Form des Yoga bezeichnetwerden, die sich vor allem einenmystisch-ekstatischen Zugang zuBefreiung und Erleuchtung verschaffthat. Die tantrische Tradition beruht auf

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den Tantras, religiösen Texten, diezwischen dem 5. und 8. Jahrhundertentstanden sind. In ihnen kommt zumAusdruck, dass der Tantriker, alsoderjenige, der sich in seiner spirituellenPraxis nach den Tantras richtet, seinBewusstsein zur höchsten Erleuchtungnur dann erheben kann, wenn erunterschiedliche Freuden empfindet unddie durch das Vergnügen freigesetztenEnergien für seine spirituelle Befreiungnutzt. Oft wird hierbei auch von Siddhigesprochen, das als »Verwirklichung«bzw. »Befreiung übersinnlicher Kräfte«übersetzt werden kann und zudem füreine übersinnliche Fähigkeit selbst

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gebraucht wird. Die tantrischeAuffassung akzeptiert die Welt derübersinnlichen Phänomene, währendviele Schulen anderer Yoga-Strömungengegenüber diesen Themen ängstlichgesinnt sind. Laut Tantras könne man mitder Ausübung der Siddhis spirituelleZiele rascher erreichen und auch diespirituelle Weiterentwicklung vonanderen Wesen unterstützen.

In der westlichen Welt wird derBegriff Tantra oftmals mit sexuellenPraktiken in Verbindung gesetzt. InIndien nennen die Menschen denTantriker einen Hexenmeister, der mitRitualen Verwünschungen, aber auch

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Heilungen geschehen lässt. BeideVorstellungen entsprechen nicht ganz dereigentlichen Form des Tantra. DasTantra entwickelte sich bereits im 1.Jahrhundert n. Chr. und beeinflussteausgehend von Nordindien zahlreicheSchulen, darunter auch den Buddhismusund Jainismus. Auch Yoga blieb nichtunberührt vom Tantra. Das Hatha-Yogabeispielsweise, das hauptsächlich dieKörperübungen und Atemtechniken zumGegenstand hat, ist dem Tantraentsprungen.

Während seiner Ausbreitungkristallisierten sich mit der Zeit zweiverschiedene Richtungen im Tantra

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heraus, der Weg der rechten Hand(dakshina-marga) und der Weg derlinken Hand (vama-marga). Diese Wegeunterscheiden sich vor allem in derInterpretation der Symbolsprache derTantras, der religiösen Texte. Hierin istoftmals von der Vereinigung desweiblichen und männlichen Prinzips dieRede, die der Weg der rechten Hand alseinen symbolischen Ausdruck für dieVereinigung mit dem göttlichen Prinzipauffasst. Der Weg der linken Handhingegen nimmt die Ausführungen sehrwörtlich und sieht in den TantrasBeschreibungen von Ritualen, um diesexuelle Energie zu kontrollieren.

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Hinduistische Ernährungs- undReinheitsgebote werden außer Achtgelassen.

Der Weg der rechten Hand sieht vorallem den Symbolgehalt hinter dentantrischen Überlieferungen. Hier geht esvor allem um religiöse Rituale undverschiedene Meditations- undAtemformen, um innerlich das Eins-Seinmit dem göttlichen Prinzip zu spüren.Letztendlich geht es nämlich darum,Shiva und Shakti in sich zu verbinden.Shakti ist das weibliche Prinzip und diekosmische Urkraft. Shiva stellt denmännlichen Gegenpol dar, der dieTranszendenz des Weltlichen und das

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Jenseitige repräsentiert. Shiva ist an sichEinheit und kann sich einzig und alleindurch Shakti offenbaren. Das bedeutet,dass Gott bzw. Shiva sich in allenweltlichen Manifestationen zeigt, undzwar in Form der weiblichenSchöpfungskraft, Shakti. Daraus ergibtsich eine wesentliche Schlussfolgerung:Wenn man sich der Shakti bewusst undmit ihr verbunden ist, erhält man auchEinblicke in das Shiva-Bewusstsein. InShiva sind alle Informationen enthalten,und der Zugriff darauf kann als einSiddhi, eine übersinnliche Fähigkeit,bezeichnet werden.

In der Tat wird an vielen Stellen der

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Tantras von übersinnlichen Kräftengesprochen, so auch im Yoga-Bija vonSiddha Guru Goraknath. Goraknath giltals einer der Begründer des Hatha-Yogaund behandelt in seinem Werkverschiedene Fragen zum ThemaShiva/Shakti. Auch die Yoga-Siddhisfinden Erwähnung. Ich möchte einigePassagen hierzu aus seinem Werkzitieren:

»Der Sadhaka (einer, der Sadhanaübt), der seine Sinne unter Kontrollehat, und auch den Geist, den Intellekt,die Begierde und die Wut, hat auchdas ganze Universum unter Kontrolle,

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weder Kleines noch Großes kann ihnschädigen« (Yoga-Bija, 49).

»Der Körper eines Yogi ist ausseinem Willen heraus geformt.Niemand kann ihn unterwerfen und erist unabhängig und unsterblich.Mühelos durchwandert er alle dreiWelten« (Yoga-Bija, 53).

»Die Kräfte eines Yogi sind sounglaublich, dass ein gewöhnlicherMensch sich diese gar nichtvorstellen kann. Er kann nach seinemWillen verschiedene Formenannehmen. Er kann auch nach seinemWillen verschiedene Formen wiederaufheben. All seine Sinne sind

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vollkommen unter seiner Kontrolle«(Yoga-Bija, 54).

Hier scheint zum Ausdruck gebrachtworden zu sein, dass der Yogi durch dievollkommene Beherrschung seiner fünfäußeren Sinne psychische Kräfte erlangt,die ihn dazu befähigen, Dinge zumaterialisieren oder aufzulösen. Dieshört sich ganz danach an, als könne er imBewusstsein von Shakti nun seine eigeneRe a l i tä t erschaffen und ganz imGleichklang mit dem Makrokosmosleben. Dies ist eines derphilosophischen Kernthemen, wie manes im Tantra finden kann. Tan triker

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gehen davon aus, dass der Mensch mitallem, was er ist und tut, demMakrokosmos entspricht. Er istsozusagen in alles eingebettet und in derLage, aus sich heraus die Welt zuverändern, allein dadurch, dass er seinenMikrokosmos, sich selbst, ändert. Diesist sehr mit Sensitivität verwandt. Auchdabei benötigt man ein Bewusstsein desVerbundenseins, um sich überhaupt inMenschen oder Situationen hineinspürenzu können.

Während das Yoga-Bija zum Tantrarechter Hand gezählt wird, werden diesechs magischen Handlungen (shat-karmas), die mit den Siddhis verwandt

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zu sein scheinen, vor allem im Tantralinker Hand erwähnt. Hier eine kurzeAufzählung:

1. »Friede« (shanti): Hiermit wird vorallem die Anrufung von Frieden fürein oder mehrere Wesen durchEinsatz von magischen Ritualen undmithilfe von heiligen Silben, denMantras, und geometrischen Figuren,den Yantras, bezeichnet.

2. »Unterwerfung« (vashikarana): Diesbringt die Fähigkeit zum Ausdruck,andere Menschen und Lebewesensich selbst unterwürfig zu machen.

3. »Anhalten« (stambhana): Diese

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magische Fähigkeit bewirkt, dassentweder eine Person oder eineSituation völlig zum Stillstandgebracht und gelähmt werden kann.

4. »Auslöschung« (uccatana): DieseHandlung befähigt dazu, einLebewesen über geografischeGrenzen hinweg zu zerstören.

5. »Verursachung von Zwietracht«(vidveshana): Dies ist die Fähigkeit,Streitigkeiten zwischen Menschenhervorzurufen.

6. »Töten« (marana): Die Fähigkeit,jemanden aus der Ferne zu töten.

Diese Shat-Karmas, mit Ausnahme des

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Ersten, gehören alles andere als zu denedlen Formen von übersinnlichenKräften und wurden hier nur derVollständigkeit halber angeführt. Imweiteren Verlauf des Buches wird nichtdarauf eingegangen, da es sich hieroffensichtlich um schwarzmagischePraktiken handelt, die keinem höherenZiel wie der Gott- oderSelbstverwirklichung dienlich sind. Wienämlich bereits angemerkt sind dieübersinnlichen Fähigkeiten nur dannheilbringend, wenn sie dem göttlichenPlan nicht im Wege stehen. Diese Shat-Karmas können keineswegs zumgöttlichen Plan hinzugezählt werden. So

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wurden denn auch im Laufe der Zeitdiese Kräfte von Tantrikern missbrauchtund zu wenig edlen Zwecken verwendet,das Tantra geriet immer mehr in Verruf.Dabei basiert die eigentlichePhilosophie des Tantra auf derAnnahme, dass sture Enthaltsamkeit undAskese das Herz des Menschenverhärten und es für ihn unmöglichmachen, Zugang zum Absoluten zuerhalten.

Die Upanischaden: GeheimesWissen

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Die religiösen Texte der Veden sind ineiner Zeit des Priestertums im altenIndien entstanden. Sie sind Ausdruckgöttlicher Offenbarung und wurden vonden Sehern, den Rishis, der damaligenZeit »gehört« und lange Zeit nurmündlich überliefert. Das Ende desVeda stellen die Upanischaden dar, dieauch Vedanta, das »Ziel« oder das»Ende des Veda«, genannt werden.Somit gelten auch die Upanischaden alsgöttliche Offenbarungen und wurdenüber Jahre hinweg nur mündlich vomMeister an den Schüler übergeben. DieUpanischaden sind vedischeGeheimlehren und waren nicht für die

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breite Öffentlichkeit gedacht.Upanischad bedeutet »sich nahe zujemandem niedersetzen« als Ausdruckdafür, dass Schüler und Meister engbeieinandersaßen, als dasGeheimwissen vermittelt wurde.

Die Upanischaden haben weder einenAutor noch entstanden sie in einerbestimmten Zeitspanne. Somit gibt esheute zahlreiche Upanischaden. In derYoga-Sikha-Upanischad wurdenElemente des Yoga und des Vedantaverbunden und Bezug auf verschiedeneYoga-Schulen genommen. Hierin lassensich auch Hinweise auf Yoga-Siddhisfinden. In den Zeilen 1.151 bis 1.155 ist

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eine Aufteilung der übersinnlichenKräfte in künstliche (kalpita) unds p o n t a n e (akalpita) vorgenommenworden. Die Ersteren werden durchRituale, Elixiere, Mantras und Mudrasausgelöst, spontane Kräfte hingegenentstehen aus dem »Selbst«, dem Atman,heraus (nach Feuerstein, 2008). DieseForm nennt man svatantrya, »aus demSelbst heraus gewoben«. Diese Art vonübersinnlichen Kräften dient einemhöheren Ziel und ist dem göttlichemPrinzip gewidmet. Denn das Atman, ausdem diese Kräfte entspringen, ist mitdem Brahman, dem göttlichen Prinzip,verbunden, sie sind sogar von Grund auf

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ein und dasselbe.Svatantrya bedeutet, dass man das

eigene Selbst so tief ergründen kann,dass sich im Atman das Brahmanoffenbart. Somit kommt hier auch zumAusdruck, dass die übernatürlichenKräfte nicht nur auf einem spirituellenWeg der Gotteserfahrung entstehen,sondern auch bewusst durch rituelleHandlungen erzeugt werden können. Nurscheint auch hier durchzuleuchten, dassdie künstlich erzeugten Kräfte keinemhöheren Ziel wie der Heilung vonMensch und Welt dienlich sein können.Spontane Erweckungen hingegenentstehen allein aus dem göttlichen

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Atman heraus, auch wenn es manchmaldafür einen äußeren Meister braucht.Beispielsweise kann die Kundalini-Energie, welche die im menschlichenKörper manifestierte Shakti ist, durcheine Berührung oder einen Blick desGurus erweckt werden. DieseErweckung führt oftmals zu inneren, aberauch äußeren Phänomenen derÜbersinnlichkeit. Auch wenn dieseErfahrungen ihren Auslöser, denMeister, im Außen haben, entsteht dochdas, was geschieht, von innen her.

Yoga-Siddhis im Yoga-

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Bhashya

Im Yoga-Bhashya (3.45, vgl. Feuerstein,2008) findet man eine weitereAufteilung der übersinnlichen Kräfte,die oftmals auch als die sogenanntenklassischen Siddhis gelten: Dies sind» V e r k l e i n e r u n g « (animan),» V e r g r ö ß e r u n g « (mahiman),»Levitation« (laghiman), »Ausdehnung«(prapti), »unwiderstehlicher Wille«(prakamya), »Meisterschaft« (vashitva),»vollkommene Meisterschaft«(ishitritva) und »Erfüllung allerW ü n s c h e « (kamavasayitva). DerSymbolgehalt der klassischen Siddhis ist

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sehr bedeutsam, und es bedarf einernäheren Untersuchung der einzelnenKräfte, um einen tieferen Einblick insSpektrum des Yoga-Übersinnlichen zuerlangen. Das Yoga-Bhashya ist eine ArtKommentar zu einem der wichtigstenWerke der Yoga-Literatur, den Yoga-Sutras von Patanjali. Im nächstenAbschnitt schauen wir uns die einzelnenSiddhis daher gemäß diesem Werk näheran, wobei ich mich vor allem aufVivekanandas Buch Raja-Yoga stütze.Dabei werden wir auch die hier nur kurzerwähnten acht klassischen Siddhisausführlicher beleuchten.

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Patanjalis Yoga-Sutras:Vibhuti-Pada

Yoga scheint über die Jahrhundertehinweg eine Schnittstelle zwischenReligion und Philosophie dargestellt zuhaben. Man findet in den religiösenTexten der Veden, in den mystisch-philosophischen Ansätzen derUpanischaden und zu einem späterenZeitpunkt auch in rein philosophischerForm in den Yoga-Sutras des Patanjaliviele Hinweise darauf. Patanjali erschufin seinem Werk eine der sechs imHinduismus als klassisch anerkanntenPhilosophie-Schulen. Diese sechs

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Schulen (darshanas) entstanden relativparallel um den Zeitraum des 2.Jahrhunderts v. Chr. und des 2.Jahrhunderts n. Chr. und beeinflusstensich mehr oder wenig gegenseitig.Patanjalis Yoga-Sutras zählen bis zumheutigen Tag zur wesentlichen Literaturder Yoga -Geschichte. Seine Leitsätze inForm der Sutras sind die Grundpfeilerder Yoga-Philosophie und dienen denPraktizierenden als praktikableLeitsätze, um die eigene spirituelleEntwicklung voranzutreiben. In seinemWerk behandelt Patanjali Themen wieethische Grundlagen des Yoga (yamau n d niyama), Atembeherrschung

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(pranayama), Körperhaltungen (asanas)und verschiedene Stufen der innerenVersenkung bis hin zum Samadhi.

Die drei Stufen der Meditation sindKernpunkte des dritten Kapitels, in demPatanjali auch die übersinnlichenFähigkeiten nicht auslässt. Das dritteKapitel nennt sich Vibhuti-Pada.Obwohl Vibhutis an keiner Stelle desKapitels erklärt werden, kann davonausgegangen werden, dass hiermit dieübersinnlichen Kräfte gemeint sind. Sietreten zum Vorschein, wenn sich derMensch mit seiner göttlichen Essenzidentifiziert und durch spirituelle Praxisden Staub auf seiner Seele wegwischt,

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um den Glanz seines Selbst, des Atman,zu erblicken. Dieses Kapitel gilt bisheute als eines, das demfortgeschrittenen Yogi vorbehalten ist.Jedoch findet man auch dortKonzentrationsübungen, die selbst voneinem Yoga-Anfänger praktiziert werdenkönnen. Vielleicht machen es unskörperliche Bedingungen unmöglich, inKörperhaltungen das Yoga zu erfahren.Unser Geist kann mit etwas Übungverschiedenste Formen annehmen undvielfältigste Dimensionen erreichen.Jeder ist durch geistige Schulung in derLage, Erkenntnis über das »wahre Seinder Dinge« zu erlangen. Es braucht

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jedoch die Erfahrung des Gebundenseinsim Alltagsbewusstsein, bevor dieseErkenntnis eintreffen kann. Alles, waswir durch den Tag hindurch erleben undwahrnehmen, wird durch verschiedensteAktivitäten des Geistes, durch Irrtümerund Vorstellungen verfälscht. Diesewerden Samskaras genannt, darunterfallen auch frühere Erfahrungen,Erlebnisse und innere Eindrücke, diesich in tieferen Schichten des Geistesverfestigen. Die Wahrnehmung dieserinneren Abdrücke führt letztendlichdazu, dass der Mensch seineGebundenheit an diese auch auflösenkann. Es kann nur etwas aufgehoben

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werden, dessen man sich bewusst wird.Dies bedeutet, dass der Geist gesammeltund die gedanklichen Bewegungenberuhigt werden müssen, bevor es zueiner Bewusstwerdung kommen kann.Darauf geht Patanjali ein und spricht inden ersten Sutras des Vibhuti-Pada vom»Licht wahrer Erkenntnis« (prajna), dasschrittweise (3.6) erlangt werden kann,wenn die drei Praktiken der Bündelunggeistiger Aktivität (samyana) geübtwerden. Diese nennen sich Dharana,Dhyana und Samadhi.

Mit Dharana wird die Ein-Punkt-Konzentration bezeichnet, bei welcherder geistige Fokus auf ein äußeres

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Objekt oder einenMeditationsgegenstand gelenkt wird(3.1). Dieses äußere Objekt kann einSymbol, ein Bild, ein Mantra oder einKlang sein. Durch die Konzentrationdarauf werden die Gedanken gesammeltund beruhigt. Auch fallen darunterAtemübungen, die man mit vollerKonzentration auf den Atem praktiziert,aber auch Körperhaltungen, in denenman bewusst mit der gedanklichenEnergie in der Stellung ist. Dharana giltsomit als der Anfang jeglicherYoga-Praxis. Ohne Konzentration aufdie Sache wird die Sache sinnlos.

Im Zustand des Dhyana hingegen wird

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die Konzentration vom Objekt gelöst,der innere Fokus und die geistige Stillebleiben jedoch erhalten (3.2). Hier gehtes also darum loszulassen. Loslassenbedeutet jedoch nicht, das Treiben derGedanken wieder beginnen zu lassen,sondern die innere Stille von jeglichemGegenstand zu lösen, sodass nur reineRuhe bleibt. Dies kann beispielsweisefür das Pranayama folgendermaßengeschehen: Die Atemübung wirdweiterhin praktiziert, es findet jedochmehr und mehr eine Lösung vom äußerenGeschehen des Atems statt, man spürtdie innere Stille, die der Atemhinterlässt. Letztendlich löst sich die

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Form des Fokus auf, und man tritt inSamadhi, in die Meditation ein (3.3),wenn auch der innere Fokus endet undeinzig und allein die gedankliche Leerebleibt. Dies erfordert jedoch die Kraft,gegen das Hin und Her der gedanklichenEne r gi e (srava-arthata) antreten zukönnen und innere Sammlung (ekagrata)zu erfahren (3.11).

Durch die Praxis dieser geistigenSchulung erlangen wir die Fähigkeit,hinter die äußere Fassade von Dingenund Situationen zu blicken. Problemeoder unangenehme Situationen könnenallein schon dadurch gelöst werden,dass man ihre wahre Ursache erkennt

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und damit das Unwissen besiegt. DasLicht der Erkenntnis (prajna) erhelltnicht nur unser Wissen über die Dingeder Welt, sondern auch über uns selbst.Wir beginnen zu verstehen, weshalb wiruns in manchen Situationen entmutigt,beängstigt oder machtlos fühlen und dassall diese Gefühle aufgrund dessenentstehen, weil wir unseren göttlichenKern und seine Unverletzlichkeitvergessen. In der Erkenntnis der innerenProzesse beginnen sich dieübersinnlichen Fähigkeiten zuentwickeln, denn nur, wer den Mut hat,sich selbst ins Herz zu blicken, wirdauch den Mut haben, das wahre Sein der

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Dinge zu durchschauen. Dies magvielleicht wie eine Artpsychohygienische Anleitung klingen, inder Tat ist es so, das Patanjali mit seinenVersen viel auf geistige Gesundheit undinneres Wohlbefinden eingegangen ist.

Er kann auch als der Erste bezeichnetwerden, der eine genaue Anleitung zurEntstehung, Entwicklung undErscheinung der Siddhis geliefert hat.Daher wollen wir nun einige wichtigeVerse des dritten Kapitels seinesWerkes diesbezüglich genauerbetrachten.

(3.21) Unsichtbarkeit: Das Licht, das

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vom eigenen Körper ausgestrahlt wird,wird willentlich unterbrochen und fälltsomit nicht ins Auge dergegenüberstehenden Person.

Patanjali erklärt hier, wie der Yogidurch geistige Konzentration befähigtwird, das Licht, das von seinem Körperreflektiert wird, zu unterbrechen.Bekanntermaßen können Dinge über dasAuge nur dann wahrgenommen werden,wenn Licht auf sie fällt. Wird diesjedoch aus irgendeinem Grundunterbrochen, erscheinen die Dinge füruns als unsichtbar. Der indische HeiligeRamalinga, der etwa in der zweitenHälfte des 19. Jahrhunderts lebte, dürfte

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darin Meister gewesen sein, dieseUnterbrechung zu praktizieren. Denn manerzählt sich in Indien davon, dass aufGruppenfotos anstelle des Meisters stetsnur dunkle Flecken zu sehen waren. Ergalt als sehr bescheiden und führtediesen Effekt darauf zurück, dass erseinen Körper verwandelt und sichselbst in der Einheit allen Seinsaufgegeben hatte.

Patanjalis Vers kann gleichzeitig auchin dem Sinne gedeutet werden, dassUnsichtbarkeit ein Zeichen dafür ist,nicht mehr von dieser Welt zu sein unddas Materielle verlassen zu haben. DasÜberschreiten der materiellen Welt gilt

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als ein wichtiger Schritt in derEntwicklung der Sensitivität. DerGlaube an das Feinstoffliche gehtzwangsläufig einher mit dem Glauben andie Koexistenz von Materiellem undNichtmateriellem. Hier ist nicht dieVerleugnung des Körpers oder derRealität gemeint, sondern eineVerschiebung der Wahrnehmung inRichtung weiterer, tiefererDimensionsschichten. Das Jenseits unddas Diesseits existieren zur gleichen Zeitam gleichen Ort und können durch einesensitive oder mediale Personwahrgenommen werden. Es eröffnensich tiefer liegende Beziehungen

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zwischen Situationen und Personen imeigenen Leben, wenn man beginnt, deneigenen Horizont zu erweitern. Dieswird im nächsten Vers zum Ausdruckgebracht.

(3.22) Kenntnis über den Tod: Diesdrückt die Fähigkeit aus, Kenntnis überdas eigene Karma und seineAuswirkungen auf Glück oder Unglückund auf den eigenen Tod zu erlangen.

Hier greift Patanjali den BegriffKarma, den er bereits im zweitenKapitel seines Werkes (II.12) erläuterthatte, wieder auf. Demnach häufen wiraufgrund von Unwissenheit, Egoismus,

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Anhänglichkeit, Abneigungen undVerhaftetsein ans Leben Karma an.Dieses Karma unterteilt sich in dreiverschiedene Arten: gegenwärtigesKarma, das in der jetzigen Inkarnationgelebt und abgebaut wird; neues Karma,das in der jetzigen Inkarnationerschaffen, aber in einer oder mehrerenanderen Inkarnationen abgebaut wird,und gespeichertes Karma, das bereitsvorliegt und sich erst in kommendenInkarnationen offenbaren wird. DasKarma sucht ständig nach Gelegenheiten,um an die Oberfläche zu gelangen, sei esdurch irgendwelche Geburtsumständeoder durch Lebenssituationen. So kann

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das Karma mit jeder Inkarnationabgebaut werden, und wenn denn nichtneues Karma angehäuft wird, nähert mansich so dem Ziel der Erleuchtung. Dortangelangt gibt es keine Wiedergeburtmehr, das Selbst, Atman, hat sichverwirklicht und erkannt, dass jeglichesKarma aufgrund einer falschenIdentifizierung mir einer Individualseeleanstatt mit der All-Seele, Brahman,entstanden ist.

Das Konzept des Karma mag sichanhören wie eine Vorprogrammierungdes eigenen Lebens, jedoch ist es so,dass jeder den freien Willen hat, seinKarma positiv zu leben und somit aus

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jeder Situation Kraft und Sinn zuschöpfen. Der kürzeste Weg hin zurErleuchtung und zur Befreiung vonjeglichem Karma ist die Erlangung derErkenntnis darüber, dass wir in unsererEssenz göttlich sind und keinerlei Karmaan uns anhaften kann. Nur wenn wir eszulassen, dass Körper, Sinne und dieäußere Welt uns beherrschen, beginnenwir auch das Karma anzunehmen undnach seinen Regeln zu leben. Aus demkarmischen Kreislauf auszubrechen,bedeutet, zu erkennen, was wir wirklichsind: von Grund auf göttliche underfüllte Wesen. Das waren wir schonimmer und werden es immer sein. Es ist

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mehr eine Art Sich-wieder-daran-Erinnern als eine bloße Erkenntnis.

Ein Yogi, der ernsthaft eine geistigeSchulung (samyana) praktiziert, beginntimmer mehr die Spuren und Abdrückedes Karma in den Schichten seinesBewusstseins zu erkennen undLebenssituationen zu verstehen. Erbeginnt zu erahnen, in welche Richtungs i c h die Dinge in seinem Lebenentwickeln werden. Er erhält denDurchblick dafür, wie seinegedanklichen Muster, die im Grundegenommen nichts anderes als karmischeFußstapfen sind, sein Leben beeinflussenu n d lenken. Mit dieser Erkenntnis

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beginnt sich der Schleier derUnwissenheit über Leben, Zukunft undTod aufzulösen und die anstehendenTrends im Leben werden absehbar. ImRahmen einer seriösen sensitivenLebensberatung ist es genau das, was einhellsichtiger Therapeut wahrnimmt: diekarmisch bedingten zukünftigenGeschehnisse, die sich im Energiefelddes Klienten abzeichnen.

(3.23) Innere Haltung: Mit Anwendungder geistigen Schulungspraktiken,Samyana, auf tugendhafte seelischeEigenschaften wie Freundlichkeit undMitgefühl entwickelt sich emotionale

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Stärke.Auch hier findet sich ein Bezugspunkt

zu einem vorherigen Kapitel ausPatanjalis Werk wieder, und zwar zumersten Kapitel (I.33). Dort stehtgeschrieben, dass Freundlichkeit,Mitgefühl, Freude und Gleichmutempfehlenswerte Eigenschaften für einenYogi sind. Diese Eigenschaften erhaltennun in diesen Versen des dritten Kapitelseine tiefere Bedeutung. Sie sind vonessenziellem Belang für die Entfaltungder inneren Kraft (bala), die benötigtwird, um auf dem spirituellen Pfadvoranzukommen. GegensätzlicheGefühle wie Neid, Eifersucht, Gier,

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Angst vor Verlust, Wut, Hochmut etc.vergeuden Lebensenergie, die manjedoch unbedingt benötigt, um die volleKraft im Inneren erfahren zu können.Bala wird erzeugt, wenn wir vollerMitgefühl und Freude uns selbst undunseren Mitmenschen begegnen.

(3.24) Innere Stärke: Samyana machtden Yogi stark wie ein Elefant undverleiht ihm innere Stärke.

Die Meditation auf ein inneres oderäußeres Objekt führt durch regelmäßigePraxis dazu, dass man sich selbst immermehr im Meditationsobjekt findet. Somag es nicht verwundern, dass in vielen

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Naturvölkern religiöse Zeremonien inVerbindung mit tierhaften Erscheinungenoder Tieropfern abgehalten wurden. Vorallem Tiere wie Elefanten und Löwenstrahlen enorm viel Energie aus, überdie der Mensch sein eigenesEnergiereservoir anzapfen kann, sobalder sich selbst im Tier sieht und sich mitihm identifiziert. Wir sind das, was wirdenken, zu sein. Patanjali bestätigt diesin diesen Versen.

(3.25) Wissen über die feinstofflicheForm der Dinge: Dem, der Samyanapraktiziert, offenbaren sich die subtilen,verborgenen und weit entfernten

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Eigenschaften der Dinge.Hier wird klar vom hellsichtigen

Wahrnehmen von Energiefeldern undAuras gesprochen. Durch innereSammlung wird es dem Yogi möglich,seine Übersinne einzusetzen und somitdie feinstoffliche Natur der Dinge, auchüber Distanzen hinweg, wahrzunehmen.Es können Orte und Personen sensitiverspürt werden, und es offenbaren sichdie wahren Gegebenheiten in denäußeren Erscheinungen.

(3.26, 3.27 und 3.28) Wissen über dasUniversum und Sternenkonstellationen:Es kann durch die Samyana-Praxis

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Wissen über den Kosmos und dieGestirne erlangt werden.

Dies kann mit dem Hellwissengleichgesetzt werden. Es kommt zumAusdruck, dass die Wahrnehmung desYogi sich nicht nur auf die Erdebeschränkt, vielmehr ist er auch dazubefähigt, seinen Geist so sehrauszudehnen, dass er das Universumenergetisch berühren und fühlen kann.

(3.29) Wissen über das Innere desKörpers: Der Samyana-Übende erlangtnicht nur Wissen über das Außen,sondern kann auch durch den Fokus aufdas Nabhi-Chakra bzw. den Solarplexus

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das Innere des eigenen Körpers erspürenund erfahren.

Im Solarplexus manifestieren sich dieTatkraft des Menschen und der Sinn fürsein weltliches Dasein. Der menschlicheKörper ist der materielle Repräsentantdafür, zu welcher Lebensaufgabe derMensch geboren wurde. Die körperlicheKonstitution eines jeden ist daraufausgerichtet, dem Selbst und seinerVerwirklichung dienlich zu sein. Nun istes leider so, dass der Mensch sich imSpiel der Welt immer mehr von seinemKörper entfernt und ihn oftmals gar nichtmehr spüren kann. Natürliche Triebewie Schlafen und Essen finden nur dann

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Beachtung, wenn sie in den Alltagintegriert werden können, und nicht,wenn sie sich melden. Oder es kommtdazu, dass die inneren Bedürfnisseüberinterpretiert und übersättigt werden.So findet eine zunehmende Verfremdungzwischen Körper und Seele statt: Sieleben wie zwei Fremde im gleichemBoot, die keine gemeinsame Sprachefinden, um miteinander zukommunizieren.

Durch die Meditation auf denSolarplexus, das Manipura-Chakra,gewinnt der Yogi sein Gefühl für denKörper wieder. Dies gilt auch alsVoraussetzung dafür, sich der

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feinstofflichen Welt öffnen zu können.Denn ohne eine Verwurzelung desMenschen im eigenen Inneren könnensich die übersinnlichen Kräfte nichtentfalten.

Vergleichbar ist dies mit einemBaum, der keine Wurzeln hat und somitkeine Nährstoffe aus dem Boden ziehenkann, um die Blätter und Blüten zuversorgen. So ist es auch mit einemMenschen, der seine körperlicheExistenz missachtet und gegen dieRegeln einer gesunden Lebensführunglebt.

(3.30) Ende von Hunger und Durst:

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Durch den Fokus auf die Kehlgrube(kantha-kupa) hat der Yogi die Macht,Hunger und Durst zu beenden.

In der Kehlgrube liegt eines derwichtigsten Energiezentren für denmedialen Kontakt zur Geistigen Welt,das Vishuddhi-Chakra. Dieses Hals-Chakra ist der Ort der dies- undjenseitigen Kommunikation, dieVerbindungsstelle zwischen dem Innerenund dem Äußeren, aber auch dieProjektionsstelle innerer Begierden nachaußen. Wir drücken über unseren Halsnicht nur unsere Gedanken aus, sondernsind energetisch gesehen darüber auch ineinem ständigen emotionalen Austausch

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mit unserer Umwelt. Dieser Vers ist einHinweis dafür, dass durch dieMeditation auf dieses Chakra innereMuster von seelischen oder geistigenLebensgewohnheiten durchbrochenwerden können. Zwar sind natürlichHunger und Durst lebensnotwendigeBedürfnisse, die gestillt werden sollten,dennoch gibt es auch unzählige Berichteüber Meister, die dieseSelbsterhaltungstriebe überwundenhaben und über Tage, ja sogar Jahrehinweg ohne Wasser und Brot lebenkonnten oder können.

Versteht man den Vers jedoch inseiner symbolhaften Bedeutung, kommt

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man schnell darauf, dass es auch hierdarum geht, körperliche Grenzen alsnichtig anzuerkennen. Wir wissen alle,wie stark Gefühle von Durst oderHunger sein können und wozu wir inextremen Lebenssituationen, in denenwir diese Triebe nicht befriedigenkönnen, in der Lage wären. Durchgeistige Schulung ist es jedoch zuschaffen, eine derart immense innereKraft zu entwickeln, dass sinnlicheBegierden kontrolliert und eingedämmtwerden können. Dies führt dann dazu,dass man die kosmische Energie, dasPrana, als die eigentliche Energiequelleanzuerkennen und bewusst mit ihr in

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Kontakt zu treten beginnt.

( 3 . 3 1 ) Innere Festigkeit: DurchSamyana auf den sogenanntenSchildkrötenkanal wird der Körper desYogi bewegungslos.

Der Schildkrötenkanal ist einerunserer größten Energiekanäle undbefindet sich unterhalb des Kehlkopfs inder leicht ausgehöhlten Mitte desBrustbereichs. In der Yoga-Philosophiewird davon ausgegangen, dass wir ausmehreren Körpern, den Koshas, bestehen– wir werden darauf noch eingehen.Einer dieser Körper ist der Vitalkörper,der sich aus der Qualität der kosmischen

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Lebensenergie heraus bildet. Seinwichtigstes Energiereservoir liegt indiesem hier von Patanjali genanntenSchildkrötenkanal. Die Schildkrötesymbolisiert mit ihrem festen Panzer denSchutz, den dieser äußerst wichtigeEnergiekanal dem Menschen bietet.Durch die Meditation auf diesenEnergiekanal wird dem Yogi Klarheitund innere Stabilität verliehen. Auchmag Patanjali hier auf eine bestimmteTechnik des Pranayama hindeuten, mitder die Atmung stabilisiert wird. Geistund Atmung sind aufs Engste miteinanderverwoben, und somit ist es möglich,über den Atem auch die gedanklichen

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Wellen (vrittis) zur Ruhe zu bringen.

( 3 . 3 2 ) Anblick der Meister, derSiddhas: Durch den Fokus auf das Lichtam Scheitelpunkt des Kopfes erblicktman vollendete Meister.

Am Scheitelpunkt liegt das siebteChakra als die Verbindungsstelle zurspirituellen Welt. Über dieses Chakrakann man Verbindung zu denAufgestiegenen Meistern aufnehmen. DieSiddhas sind die Meister des Yoga, diedie geistige Schulung völlig gemeistertund vollkommener Siddhis habhaftgeworden sind. Dieser Vers mag auchauf den inneren Meister oder vielleicht

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sogar auf den eigenen Geistführer, wiewir das in diesem Kontext nennenwürden, hindeuten. Auch ich hatte meineerste Begegnung mit meinem Geistführerin der Meditation und kann bestätigen,dass die Verbindung zum Geistführer amdeutlichsten zu spüren ist, wenn man dieSinne nach innen richtet und sichsammelt.

( 3 .33 ) Intuition: Die übersinnlichenKräfte können sich wie durch einenBlitzstrahl spontan ergeben.

Mit diesem Vers weist Patanjalidarauf hin, dass auch eine spontaneErweckung der übersinnlichen Kräfte

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vorkommen kann, ohne dass man einespirituelle Praxis geübt hat oder inVersenkung war. In gewissem Maße istdies als Hellfühlen oder Intuition zubezeichnen. Man braucht, um blitzartigeGefühle von innerem Wissen oderIntuition zu erlangen, weder in derMeditation zu sein noch eine bestimmteÜbung auszuführen. Oft kommt es vor,dass sich ein Hellfühlen von Situationen,Menschen oder Objekten spontaneinstellt, ohne dass dies willentlichherbeigeführt worden wäre. Diesespontanen intuitiven Eindrücke entstehenjedoch vor allem bei Menschen, die sichgenerell um ihre sensitive Entwicklung

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bemühen.

(3.34) Erkenntnis des Bewusstseins:Allein durch den Fokus auf das Herzkann die wahre Natur des Bewusstseinserkannt werden.

Citta wird als das Bewusstsein desMenschen bezeichnet, das sich auf dreiverschiedenen Ebenen manifestierenkann: zum einen über die sinnlicheWahrnehmung und dasAlltagsbewusstsein, zum anderen überden Traum und drittens über denTiefschlaf. Das Alltagsbewusstsein istdie Form des Bewusstseins, in der wiruns den größten Teil unseres Lebens

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befinden. Diese Art von Bewusstseinkennzeichnet sich dadurch, dass derMensch sich seiner selbst und seinerWelt auf eine gewisse Art und Weisebewusst wird. Hier kommt vor allem derzeitliche Faktor zum Tragen, dennjegliches Leiden und jegliches Unwissenüber die wahre Natur der Erscheinungenentsteht dadurch, dass wir uns an Dingenfesthalten und das Vergehen der Zeit alsetwas Schmerzhaftes empfinden. Umdiesen Schmerz und das Leiden, dasdurch die Verhaftung an das Materielleentsteht, zu unterdrücken, entwickelt derMensch für sich Mechanismen, die ihmdie Wahrheit verschleiern und somit

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erträglicher machen. Zum einen ist esUnbewusstheit (avidya), im Sinne einesLebens in Verdrängung der wahrenTatsachen, zum anderen ist es dieBefriedigung von Trieben undBegierden, um die Sinne abzustumpfenund ein Gefühl von (allerdingsunwahrem, falschem) Glück zu erzeugen.Auch die Ansammlung von Reichtümernund materiellem Wohlstand (artha) führtdazu, dass das Alltagsbewusstseinstabiler und man mit demaugenscheinlichen Leiden der Welt nichtkonfrontiert wird. Neben diesen Dingengibt es noch ein Letztes, das dasAlltagsbewusstsein stärkt, und zwar der

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Glaube an eine Ordnung hinter all denDingen, das Dharma. Auch das istjedoch letztendlich genauso wieUnbewusstheit, Triebbefriedigung undäußerer Reichtum eine Verblendung undführt dazu, dass wir unsere wahregöttliche Natur, die mit allem verbundenist, vergessen. Natürlich könnte man inder Welt leben, indem man ständig(falsches) Glück anhäuft und Leiden zuvermeiden versucht, aber was wäre diesanderes, als Zielen nachzueifern, die nurkurzzeitige Erfüllung bringen? Der Wegdes Yoga ist für all diejenigen, die ausdem Kreislauf von falschem Glück undLeiden aussteigen wollen, die sich für

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wahres Glück, das nur im Inneren zufinden ist, entscheiden.

Es gibt neben demAlltagsbewusstsein, dem Traum und demTiefschlaf noch eine vierte Form. Diesevierte Bewusstseinsebene (turiya) kannnur dann erreicht werden, wenn wir denFokus nach innen auf das Herz richten.Hier ist nicht das anatomische, sondernd a s energetische Herz, das Anahata-Chakra, gemeint. Durch regelmäßigeHerzmeditation erlangt man dieFähigkeit, in die verschiedenenBewusstseinsebenen einzusteigen undauch diese vierte zu erreichen. Dortangelangt wird man nichts außer reinem

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Bewusstsein, unbefleckt von weltlichenund egobezogenen Dingen, vorfinden. Esist das absolute Bewusstsein jenseitsvon Denken und Körperidentifizierung.In der Mandukya-Upanischad findet sicheine nähere Erläuterung zu diesemZustand (nach Michel, 2007). Demnacherkennt sich Atman im Wach-Sein nachaußen und im Schlaf nach innen hin. ImTiefschlaf findet eine unbewussteAuslöschung des Selbst statt, währendGleiches im viertenBewusstseinszustand bewusst geschieht.

Ihren Ausdruck finden dieseverschiedenen Bewusstseinsebenen inder heiligen Silbe Om, letztlich A-u-m.

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»A« steht für das Wachbewusstsein, »u«für das Traumbewusstsein und »m« fürden Tiefschlaf. Gemeinsam ergeben siedie Silbe Om, die für den viertenBewusstseinszustand steht.

(3.35) Wissen vom Selbst: Erfahrungendes Diesseits entstehen durch einfalsches Verständnis von wahrer Freudedes Selbst (sattva) und dem eigenenwahren Selbst (atman). DieseWelterfahrung bezieht sich auf dasIndividuum. Atman, das wahre Selbstwird jedoch dann erkannt, wenn dieinnere Sammlung (samyana) auf dieInteressen des wahren Selbst und nicht

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auf die Interessen des Individuumsgerichtet wird.

Patanjali geht mit diesem Leitsatz aufverschiedene Konzepte der Yoga-Philosophie ein, um in der Begegnungmit weltlichen Sinneserfahrungen dieStandpunkte des Selbst, Atman, und dassogenannte Sattva, die Freude undAusgeglichenheit, einzugehen.Grundsätzlich wird zwischen dreiEigenschaften der Natur, drei Gunas,unterschieden: Tamas (Trägheit), Rajas(Unruhe), Sattva (Freude, Frieden). DieErfahrung des Sattva kommt jedes Malzum Ausdruck, wenn das Individuumsich an etwas erfreut. Dabei geht es

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davon aus, dass die Freude durch einObjekt oder eine Situation ausgelöstwurde. Dem ist aber nicht so. Freuderührt immer von Sattva her. Sattva istdie wahre Freude des Selbst. Freudeentsteht durch das Selbst, nicht durchäußere Gegebenheiten. Dieser Leitsatzkann auch in folgendem Sinne verstandenwerden: Eine Verbindung und ein Lebenin Harmonie mit dem höheren Selbstführt dazu, dass individuelleBegrenzungen und Hindernisse als nichtexistent erkannt und dadurch automatischaufgelöst werden. Das volle Potenzialdes Selbst kommt zum Vorschein. DerMensch erhält seine Macht über Freude

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und Leid wieder, indem er erkennt, dassdie äußere Welt weder für das eine nochfür das andere verantwortlich sein kann.Alles entspringt aus dem Inneren.

( 3 . 3 6 ) Übersinnliche Kräfte: Esentstehen plötzliche intuitiveWahrnehmungen auf der Basis vonHören, Fühlen, Sehen, Riechen undSchmecken.

Ist nun einmal das wahre Wesen desSelbst, Atman, das mit dem göttlichenPrinzip, Brahman, eins ist, erkannt,können verborgene Kräfte ans Lichttreten und entwickelt werden, wiebeispielsweise übersinnliches Hören,

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Fühlen, Sehen, Schmecken und Riechen.Patanjali weist ganz deutlich darauf hin,dass diese Kräfte sich nicht aufgrundindividueller oder Ego-Wünscheentwickeln, sondern nur durch Hingabeund Glaube an das Selbst. Im nächstenLeitsatz zeigt er, dass diese Kräfte fürdas weltliche Bewusstsein förderlichsind, jedoch im Zustand der Erleuchtung(samadhi ) jegliche Bedeutung undRelevanz verlieren (3.37). Bezogen aufdie verschiedenen Bewusstseinsebenenkönnen diese im Wachen eingesetztwerden, werden sich aber im obenbeschriebenen vierten Zustand (turiya)als nicht hilfreich erweisen.

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( 3 . 3 8 ) Austritt aus dem Körper(Seelenwanderung): Durch Auflösungder Bindung an den Körper kann dasBewusstsein auf einen anderenMenschen übergehen.

Dies kann im Sinne der Empathieinterpretiert werden. Ist der Menschnicht ständig in seine eigenen Gedanken,Begierden und Angelegenheitenverstrickt, wird er sich auch mehr aufandere einlassen und mit ihnen fühlenkönnen. Nimmt man jedoch an, dass eshier um tatsächliche Seelenwanderungvon einem zum anderen Körper oder voneinem zum anderen Ort geht, könnte mandiese Fähigkeit gleichsetzen mit der, die

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im Tirumantiram (Vers 668) bzw. imbereits besprochenen Yoga-Bhashyaneben sieben anderen übersinnlichenKräften erwähnt wurde: Prapti. Eswerden insgesamt acht großeübersinnliche Fähigkeiten des Yogi imYoga-Bhashya (3.45, nach Feuerstein, S.571) genannt, diese stellen diesogenannten klassischen Siddhis dar:

1. Animan (»Verkleinerung«): Hierkommt die Fähigkeit zum Ausdruck,die materielle Welt völlig zu meisternund sich zu der Größe eines Atoms zuverkleinern. Animan ist ein Hinweisdafür, dass man sich so eng mit dem

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Feinstofflichen verbindet, dass manselbst dessen Eigenschaften annimmt.

2. Mahiman (»Vergrößerung«): DieseFähigkeit ist im Sinne einer mentalenAusbreitung zu deuten, in welcher derfeinstoffliche Körper sich weitet undüber den physischen Leibhinauswächst. Dies könnte man auchals eine Art vonBewusstseinserweiterungbeschreiben.

3. Laghiman (»Levitation«): Dies ist einAusdruck dafür, dass man dasMaterielle besiegt und dasFeinstoffliche völlig übernommenhat, sodass die geistige Kraft sich aus

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den Verstrickungen der Maya erhebtund man über dem weltlichenGeschehen steht. Weiterhin ist dieLevitation ein Hinweis auf dieBeherrschung der Elemente Raum undLuft. Durch die Lösung von diesenwird der Körper »leicht«.

4. Prapti (»Ausdehnung«): Der geistigenund feinstofflichen Kraft sind wedergeografische noch physische Grenzengesetzt. Diese Fähigkeit derAusdehnung ermöglicht es dem Yogi,weite Entfernungen geistig zuüberschreiten, vergleichbar mit dertelepathischen Fähigkeit. PatanjalisVers zur Seelenwanderung weist also

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deutliche Parallelen zu diesemvierten klassischen Siddhi auf. Es tutsich automatisch die Frage auf,welchen Einfluss die Dimension Zeitauf die genannte Seelenwanderunghat. Denn hier wird von einer zeitlichversetzten Seelenwanderung, einerArt Reinkarnation gesprochen, wasdiesem Vers eine noch tiefereBedeutung verleiht. Durch innerePraxis würde es dem Yogi möglichsein, sein nächstes Leben in einebestimmte Richtung zu lenken, welchesicherstellt, dass er seinerSelbstverwirklichung näherkommt.Vorhandenes Kar m a kann somit

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erkannt und aufgelöst werden, dasSelbst findet eine karmisch nahezuunbefleckte Wiedergeburt.

5. Prakamya (»unwiderstehlicherWille«): Auch dies ist ein Ausdruckdafür, dass der Yogi es schafft, sichdie Materie zu unterwerfen. Durchseine sensitive Wahrnehmung kann ersich in Gegenstände, Gewässer undLebewesen hineinversetzen. Durchden starken Willen erreicht er jedesZiel, das er sich setzt.

6. Vashitva (»Meisterschaft«): Dies istdie Fähigkeit, alle weltlichenElemente zu durchschauen undbewusst mit ihnen umgehen zu

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können. Alle naturgegebenenProzesse im Dies- und Jenseitserklären sich dem Yogi wie vonselbst, seine Wahrnehmung istdurchleuchtet. Diese Fähigkeit ist mitdem Hellwissen gleichzustellen.

7. Ishitritva (»göttliche Herrschaft«): Istdieses Siddhi erlangt, gibt es rein garnichts mehr, was dem Yogi auffeinstofflicher Ebene verborgenbleibt. Wie Brahman erblickt er dieWelt in ihrem wahren Licht.

8. Kamavasayitva (»Erfüllung von[allen] Wünschen«): Alles, was manwill, kann sich nun aufgrund desstarken Willens in der materiellen

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Welt manifestieren. Diese Wünschelaufen jedoch niemals dem göttlichenWillen zuwider und dienen derSelbst-Verwirklichung und dem Heilaller Lebewesen.

Diese acht übersinnlichen Kräfte sinddie klassischen Siddhis, die erst nachder Zeit der Sutras von Patanjali sobeschrieben wurden. Ihr Bezug zu denSutras ist jedoch nicht zu leugnen. Nunaber wieder zurück zu den LeitsätzenPatanjalis, die weitaus mehr als einereine Aufzählung übersinnlicher Kräftesind.

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(3.39 und 3.40) Lebensatem: Durch dieBeherrschung des sogenanntenaufsteigenden Atems (udana) gewinntder Yogi die Kraft, sich von »Wasser,Schlamm und Dornen« zu lösen und zuschweben, durch die Beherrschung desmittleren Atems (samana) gewinnt er dieintensive Ausstrahlung seines Lichtsnach außen.

Hier wird zum ersten Mal im drittenKapitel der Sutras auf den Atemeingegangen, dem im Yoga sehr großeBedeutung zukommt. Es wird zwischenverschiedenen Arten des Atemsunterschieden, die wiederum jeweilsunterschiedliche Formen des Prana

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ausdrücken und einige übersinnlicheFähigkeiten auslösen können, wenn sieentsprechend kontrolliert werden. Diekosmische Lebensenergie, das Prana,wird in fünf Unterkategorien unterteilt.Eine davon wird dem Kopf- undHalsbereich zugeordnet: Udana. Durchdie Yoga-Praxis kann das Prana indiesen Bereich gelenkt werden, es findeteine Art Energieausgleich statt, was sichauf die Hellsinne wie Hellsehen,Hellhören, Hellriechen undHellschmecken auswirkt.

Es kann davon ausgegangen werden,dass mit »Wasser, Schlamm undDornen« Emotionen, Gewohnheiten und

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egobezogene Wünsche gemeint sind. ImVers 3.40 wird erneut auf den mittlerenBereich des Körpers (Solarplexus)eingegangen, der unter anderem einReservoir für die Aura-Energiedarstellt. Somit kann der Yogi durchFokussierung auf die Mitte das Lichtseiner Aura verstärken.

(3.41) Göttliches Gehör: Durch dasEins-Sein von Ohr und Äther entstehtHellhören.

Mit diesem Leitsatz scheint Patanjaliganz klar auf das Hellhören hinzuweisen,das durch Meditation über denZusammenhang zwischen Ohr und Raum

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erlangt werden kann. Raum (akasha) isteines der fünf Naturelemente neben Luft,Feuer, Erde und Wasser. Ohne diesenRaum hätte jeglicher Schall keineMöglichkeit, sich auszubreiten und ansOhr zu gelangen. Durch die Lösung desHörsinns vom Gehörorgan setzt dasHellhören ein. Der Ort, über den mandie Geräusche nun wahrnimmt,verschiebt sich an eine andere Stelle desBewusstseins, das physische Ohr wirdausgeschaltet, und Akasha als Vermittlerzwischen Ohr und Geräusch verliertseine Funktion. Man hört mit demGehörsinn außerhalb des anatomischenOhres, sozusagen mit dem inneren Ohr.

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So wie wir auf der physischen EbeneOrgane der Sinneswahrnehmungbesitzen, so gibt es auch auf tieferenWesensebenen energetische Extensionendieser Sinnesorgane, über die man einweitaus größeres Spektrum anEindrücken empfangen kann als über diephysischen Sinnesorgane.

(3.42) Astral-Reisen: Dem Yogi wirddurch das Samyana auf denZusammenhang zwischen Körper undleerem Raum und der Identifizierung desKörpers mit Baumwolle die Fähigkeitzuteil, durch den Raum zu reisen.

Hier wird wiederum auf eines der

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traditionellen Siddhis (in diesem Fallauf Laghima) hingewiesen, die obenbereits ihre Erwähnung fanden. Ähnlichwie beim Hellhören handelt es sich hierum das Verstehen des Zusammenhangszwischen dem Physischem und demRaum. Ohne Akasha gäbe es keinen Ort,an dem das Materielle in Erscheinungtreten könnte. Durch die Lösung vomElement Raum hebt sich augenblicklichauch das Materielle auf. Patanjaliversuchte, dies mit dem Vergleich desKörpers mit Baumwolle zu umschreiben:Der Körper fühlt sich in der Erkenntnisder tieferen Zusammenhänge so leichtund durchdringbar wie Baumwolle an.

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Dieses bedarf einer intensivenVerbindung zwischen Bewusstsein undRaum. Mit geistiger Schulung zu diesenZusammenhang verliert die Schwerkraftimmer mehr ihre Bedeutung für denKörper und man erlangt die Fähigkeit, sowie gedankliche Energie von Ort zu Ortzu wandern. Dies ist Ausdruck dafür,dass durch geistige Sammlung dieMaterie überwunden werden kann.

( 3 . 4 3 ) Austritt aus dem Körper:Während des körperlosen Wandernssind die gedanklichen Bewegungen nichtfassbar und werden als etwas außerhalbdes Körpers empfunden. Dadurch löst

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sich allmählich der Schleier vor demlichtvollen Licht.

Der Yogi kann durch seine spirituellePraxis, Sadhana, befähigt werden, dasser nicht nur imaginär aus dem Körperhinaustritt, sondern den Körper mitseinem Bewusstsein tatsächlich verlässt.Es löst sich mit der Zeit die Bindungzum Ego, und die gedanklichen Energienwerden nicht mehr als ichbezogen,sondern einfach als Energiewahrgenommen. Laut der Yoga-Philosophie sind es unsere Wünsche,Begierden und Sehnsüchte, die daswahre Sein unseres Selbst verdunkeln.Die Erkenntnis des Selbst tritt ein, wenn

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man beginnt, die Identifikation mit dermateriellen Ebene aufzulösen.

Dieser Vers erinnert aber auch an einAstralwandern, und tatsächlich kann vonYoga-Meistern berichtet werden, diezeitgleich an zwei Orten sein konnten, aneinem physisch, am anderen psychischpräsent.

(3.44) Herrschaft über das Fein- undGrobstoffliche: Durch die Konzentrationauf die Essenz der fein- undgrobstofflichen Elemente, wird demYogi offensichtlich, wozu diese dienenund wie sie miteinander verbunden sind.

Hier geht es vor allem um das

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intuitive Begreifen der den Menschenumgebenden Dinge, weniger um dasintellektuelle Verstehen. Diese Dingeexistieren auf grob- und feinstofflichenEbenen verteilt. Über die Sinnesorgane(indriyani) nehmen wir diegrobstoffliche Welt wahr, jedoch hatgenau diese auch eine feinstofflicheForm. Die Naturwissenschaft bestätigt,dass Materie Energie in Bewegung ist.Der Yogi sieht hinter allem eingöttliches Prinzip, das an allenVorgängen beteiligt ist, alles durchflutetund in Schwingung bringt. Erst durch dasintuitive Begreifen dieses Prinzips wirddem Yogi die Erfahrung der

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beschriebenen Verkleinerung, derkörperlichen Vollkommenheit und deranderen traditionellen Siddhis zuteil.

(3.47) Tiefer Einblick in die Sinne:Nun, da die Elemente beherrscht sind,gilt es, die eigene Wahrnehmung zuschärfen, die eigene Essenz, das Ego undseine Anhaftungen an die Welt und dentiefen Sinn des Daseins zu begreifen.Dies gelingt durch das Samyana auf dieProzesse der Wahrnehmung. Ist auchdieser Schritt getan, kann man ohne dieHilfe der Sinne leben und die Natur zurGänze beherrschen (3.48, 3.49).

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(3.50) Absolute Befreiung: Durch dasNicht-Verhaftetsein an die entwickeltenübersinnlichen Kräfte tritt die absoluteBefreiung ein. Dies mag wohl derschwierigste Schritt auf dem Weg zurSelbstverwirklichung sein, denn sofaszinierend die Siddhis auf weltlicherEbene auch sein mögen, sie stellen eineweitere ego-behaftete Bindung an dasHier und Jetzt dar und sind letztlichhinderlich auf dem spirituellen Weg. Fürdie absolute Befreiung braucht es denMut, stets auf diese Siddhis verzichtenzu können. Siddhis treten auf demspirituellen Weg auf, sollten aber nichtals Ziel der spirituellen Praxis

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angesehen werden. GefährlicheVerstrickungen könnten aufkreuzen,wenn man sich seinem stolzen Egowidmet. Davor warnt Patanjali im Vers3.51. Dies bedeutet aber gleichzeitig,dass übersinnliche Kräfte an sich nichtschlecht sind. Allein unsere Einstellungund Beziehung zu ihnen und ihreunrichtige Verwendung können einendunklen Schleier über sie legen.

(3.52) Zauber des Jetzt (kshana): Durchden Fokus auf den jetzigen Augenblicklöst sich für den Yogi dieUnterscheidung einzelner Augenblickevon einer Zeitabfolge auf und er erlangt

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vollkommene Weisheit über die Einheitder Dinge.

Zeit gilt als eines der Konzepte deskosmischen Spiels (lila) der Maya, derweltlichen Illusion, die der Yogi aufdem Weg zur Verwirklichung des Selbstaufzugeben hat. Tatsächlich gibt es nurdas Jetzt, das jedoch unser Verstandnicht zu erfassen in der Lage ist. Wirleben in einer für uns absolutkontinuierlichen Welt der zeitlichenAbfolgen, ohne die einzelnen Momentegeistig begreifen zu können. Wirsprechen vom »Werden«, nicht vom»Sein«, von der Vergangenheit oder derZukunft, aber nicht von der Gegenwart.

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Dies hat zur Folge, dass das Atman, dasimmer nur im Jetzt ist und niemals in derVergangenheit oder Zukunft zu spürenist, niemals zum Vorschein kommenkann. Der jetzige Moment hat einzig undallein die Kraft, das Licht des wahrenSelbst zum Vorschein zu bringen. DasJetzt hat weder einen Anfang noch einEnde und lässt uns gleichzeitig erspüren,wie sich Ewigkeit anfühlt. Wer im Jetztist, stirbt nie!

( 3 . 5 3 ) Inneres Wissen derUnterscheidung: Zwei Dingen, dieeinander ähnlich und zusammenhängendsind, werden als zwei unterschiedliche

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Dinge wahrgenommen, da ihr Ursprung,ihre Eigenschaften und ihr Ort erkanntwerden.

Dinge können sich auf materiellerEbene komplett ähneln, es kann sein,dass ein Unterschied mit den physischenAugen nicht sichtbar ist. Mit demHellsehen jedoch könnenunterschiedlichste Facetten vonGegenständen wahrgenommen werden,vom Ursprung bis hin zu Merkmalen, dieaugenscheinlich nicht zu sehen sind.Dieser Leitsatz von Patanjali beinhalteteinen tiefer liegenden Sinn: Es ist hierdie Rede davon, zwei Dinge, die sichvollkommen gleichen, durch inneres

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Wissen unterscheiden zu können. Diesbezieht sich auch auf das Selbst, Atman,im Menschen. Wir sehen mit unserenphysischen Augen nur unser äußeresErscheinungsbild, dabei ist unsergöttlicher Kern stets auch sicht- undwahrnehmbar. Er offenbart sich dem, derSamyana übt.

(3.54) Zeit- und raumlose Erkenntnis:Das Wissen, das aus Unterscheidunghervorgeht, ist befreiend, ohne zeitlicheAbfolge und alle Zustände und Zeiteneinschließend.

Jeder Leitsatz aus Patanjalis Werkdient dazu, zwischen dem Wesentlichen

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und dem Unwesentlichen in allenErscheinungsformen der Welt zuunterscheiden. Dies zieht sich durchunser ganzes Leben hindurch und wirbeginnen zu begreifen, was derspirituellen Entwicklung dienlich undwas ihr nicht dienlich ist. Der Kontaktzum Übernatürlichen istselbstverständlich interessant undfaszinierend. Er sollte jedoch nie als dasZiel von Yoga angesehen werden.

(3.55) Vollkommene Befreiung: SindDasein und Selbst von gleicher Reinheit,tritt die vollkommene Befreiung ein.

Das Ego-Dasein mit all seinen

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weltlichen Verstrickungen nimmt dieReinheit der inneren Essenz im Selbstan, je mehr man den geistigen Fokus aufAtman richtet. Der Schatten über demAtman entfernt sich und die Sicht auf daslichtvolle Selbst wird klar. Dies ist dieabsolute Befreiung, dies ist dieErleuchtung. Allein die Erkenntnisdavon, dass der Mensch in seiner Essenzvollkommen ist, verwandelt ihn in einvollkommenes Wesen. Eigentlichbräuchte es weder eine spirituelle nocheine meditative Praxis, wäre da nichtdas Ego, das über viele Inkarnationenhinweg genährt wurde und es immerwieder schafft, die Oberhand über

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unsere Gedanken und Gefühle zuerlangen. Es wäre jedoch auchungeschickt, das Ego zu unterdrückenoder gar zu versuchen, es auszublenden.Denn damit würde ihm nur noch mehrKraft verliehen. Das Ego sollte sichbeachtet fühlen und gleichzeitig vominneren Selbst beherrscht werden. Dannverliert man nie das Bewusstsein für dasgöttliche Prinzip hinter allem und somitdas Gefühl für die wahre Erscheinungder Dinge.

Es wird auch im letzten Sutra des drittenKapitels, des hier besprochenen Vibhuti-Pada, deutlich, dass Patanjali als letztes

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Ziel des Yoga die Erleuchtung ansieht.Er hat jedoch das ganze Kapitel auchden übernatürlichen Kräften gewidmetund scheint dieses Gebiet sehr ernstgenommen zu haben. Fraglich ist, obVibhuti-Pada dazu dienen sollte, dassder Yogi diese Fähigkeiten erkennen undsich davor hüten sollte, in diese zuverfallen oder ob dieses Kapitel eineArt Anleitung zur Entwicklung dieserKräfte ist. Liest man jedoch auchzwischen den Zeilen, kann manPatanjalis Bewunderung für diese Kräfteerkennen und davon ausgehen, dass erselbst Erfahrungen auf diesem Gebietgemacht hatte.

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Im anschließenden Kapitel schreibtPatanjali über den Ursprung der Siddhis,die angeboren sein oder auch durchEinnahme von bestimmten Pflanzenhervorgerufen werden können. Auchkönnen Mantras, intensive Übungspraxisoder geistige Versenkung Siddhisentwickeln. Einige Kräfte können ausfrüheren Leben in eine neue Inkarnationgetragen worden oder auch durchKräuter hervorgerufen sein, wobeiLetzteres nur zu niederen und letztlichunbrauchbaren Siddhis führt. Auchscheint es möglich zu sein, durch KlangSiddhis zu erwecken oder zu entwickeln,vorausgesetzt, es besteht eine

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Empfänglichkeit dafür.Schließlich ist es die persönliche

spirituelle Praxis, die es jedemermöglicht, das eigene Potenzial voll zuentfalten. Unschwer ist auch zu erkennen,dass Patanjali seine Sutras für denbereits erfahrenen Yogi geschrieben hat,denn er spricht über einzelne Ansätzeder Yoga-Philosophie, die im altenIndien nicht jedermann bekannt waren.

Wir wollen nun in den nächstenKapiteln auf einige der Hauptthemen wieChakras und Koshas eingehen, nichtzuletzt um Patanjalis Text in einen füruns heute besser nachvollziehbarenKontext einzubinden.

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Koshas: Hüllen desMenschen

Der Mensch wird nach dem Wissen derVeden als eine Einheit aus Körper, Geistund Seele verstanden. Die Veden sinddie ältesten heiligen Schriften des altenIndien (etwa 3000 v. Chr. entstanden).Sie gelten als zeitlos und ewig. In ihnenwerden unterschiedlichste Themenangesprochen, so auch der Mensch unddie Komponenten, aus denen er besteht.Zur Zeit der Entstehung der Veden warenPriester zugleich auch Ärzte, und zwar

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nicht nur für den Körper, sondern auchfür Geist und Seele. So lag es nicht fern,dass man sich Gedanken darübermachte, wie der Menschzusammengesetzt ist und »funktioniert«.Der Mensch trägt unterschiedlichsteFacetten seines Wesens in sich undbesteht aus weit mehr als nur ausKnochen, Haut und Fleisch. Schon alleinder Atem ist ein kleines Wunder fürsich, weder fassbar noch sichtbar, aberfür unser Überleben von absoluterWichtigkeit.

Die sogenannten Seher im altenIndien, die Rishis, fanden in ihrermeditativen Versenkung fünf

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verschiedene Körper bzw. Hüllen, ausdenen der Mensch zusammengesetzt ist.Diese Hüllen werden Koshas genannt.Mit einem Zwiebelmodell lässt sich dassehr schön beschreiben, jede Schichtstellt eine Hülle dar und jede dieserHüllen repräsentiert einen fein- odergrobstofflichen Aspekt der menschlichenDaseinsform. Diese Hüllen können auchals Manifestationen unserer eigentlichenEssenz, des Atman, bezeichnet werden.Sie bilden sich aus der Verschmelzungzwischen Atman und der Natur (prakriti)und stellen gleichzeitig auch dieVerbindung zum göttlichen Prinzip, zuBrahman, her. Denn im gleichen Maße

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wie im Menschen finden sich diese fünfHüllen auch in der Natur wieder. Dorterscheinen sie als Erde, Wind, Mond,Sonne und Äther bzw. Raum. Um einenEinblick in den energetischen Aufbaudes Menschen zu erhalten, wollen wirnun die einzelnen Koshas behandeln.

Die erste Hülle wird als Annamaya-Kosha (»die aus Nahrung erzeugteHülle«) bezeichnet und stellt diegröbste, die körperliche Hülle dar, aufder beispielsweise die Ansatzstellen derVitalpunkte (Marmas, siehe unten) desKörpers zu finden sind. Bei der Geburtin die materielle Welt muss die Seele

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einen grobstofflichen Körper(sthulasharira) annehmen, der aus denfünf großen Element e n (mahabhutas)besteht. Mit dem Tod, wenn sich dieSeel e vom Körper trennt, geht dieseerste Hülle in die Erde ein undverschmilzt wieder mit den fünfElementen der Natur (Wasser, Feuer,Erde, Luft und Äther).

Auch diese Hülle ist ein Ausdruckdes göttlichen Prinzips, jedoch nur inseiner dichtesten Form und völligentfremdet von seinem ursprünglichenWesen. Genauso wie es ein Fahrzeugbraucht, um den Fahrer zu befördern,verhält es sich auch mit dem physischen

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Körper und der Seele. Ohne ihrFahrzeug, den Körper, kann die Seelenicht in die materielle Welt eintreten.Diese grobstoffliche Hülle kann durchangemessene Ernährung,Körperhaltungen, die Asanas, und durchyogische Reinigungstechniken, Kriyas,vitalisiert und in eine harmonische Formgebracht werden.

In der Natur kommt diese Hülle inForm von Erde, Pflanzen, Bäumen etc. inErscheinung. Somit können wir dieseHülle auch ernähren, indem wir uns inder Natur aufhalten und bewusst Kontaktzu Mutter Erde aufnehmen. DasWachbewusstsein spielt dabei eine

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große Rolle, da es die Sphäre diesesKoshas ist.

Es folgen nach außen hin drei weitereHüllen, die als Astralkörper (linga-sharira) bezeichnet werden können. Dereben besprochene physische Körper istin den Astralkörper eingebettet.

Die erste Schicht des Astralkörpersist das Pranamaya-Kosha (»die ausLebenskraft – Prana – bestehendeHülle«), die energetische bzw. dieVitalhülle. Dort findet man nicht nur dieschon genannten energetischenVitalpunkte (Marmas) und dieEnergiekanäle (Nadis), sondern auch

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wichtige Energie- bzw.Transformationszentren (Chakras). Wieschon im Namen ersichtlich bestehtdieser Körper hauptsächlich aus derkosmischen Lebensenergie Prana undstellt sich wie ein feinstoffliches Skelettdar. Auch wird diese Hülle von denverschiedenen Prana-Arten, densogenannten Vayus (siehe ab Seite 94),beherrscht, und sorgt dafür, dass alleKörper von Prana durchtränkt werden.Durch Atem- und spezielleAufladeübungen kann diese Hülleenergetisiert und von Energieblockadenoder -stauungen befreit werden.

Manomaya-Kosha ist die Gedanken-

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und Emotionshülle, die aus Gedanken,Willenskräften, Wünschen undEmotionen besteht. Sie ist dieSteuerungsstelle für die sinnlicheWahrnehmung des Egos und reguliertunser Wissen über äußere und innereWelten. Hier werden alle jemalsgedachten Gedanken, gefühltenEmotionen, Freude, Furcht und Schmerzabgespeichert. Auch unserUnterbewusstsein liegt hier verborgen.Selbstloser Dienst am Menschen und amGöttlichen, liebevoller Umgang mit sichselbst und bewusstes positives Denkenbringen diese Hülle ins Gleichgewicht.Das Gesetz der Anziehung greift hier

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besonders stark. Jeder positive Gedankezieht über diesen Körper entsprechendPositives an, und genauso verhält es sichmit jedem anders ausgerichtetenGedanken auch. Somit kann jede geistigeAktivität energetisch in diesem Körperwahrgenommen werden, sie wirkt dannauf die anderen Körper ein. Der Mondist das Äquivalent in der Natur zudiesem Körper. Als Symbol für Gefühleund das Unterbewusstsein stellt er diemystisch verborgene Seite im Menschendar, wohingegen die Sonne das Symbolfür die nächste Schicht desAstralkörpers ist.

Als die Hülle der Erkenntnis wird

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Vijnanamaya-Kosha bezeichnet. Hierwerden Vernunft, Urteilskraft undWerturteile lokalisiert. Vijnana bedeutet»höheres Wissen«, das man über dasStudium spiritueller Texte, den Umgangmit spirituellen Lehrern und dieMeditation erlangen kann. Dies ist somitdie höchste Kontrollinstanz im Geist, diezwischen sinnvollem und sinnlosemHandeln unterscheidet. Wie die Sonne inder Natur alles erhellt und aufdeckt, soist diese Hülle das geistige Instrumentdafür, dunkle und verborgene Stellen imInneren zum Vorschein zu bringen undmit dem göttlichen Prinzip zuharmonisieren.

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Nun verlassen wir die Ebene derNaturelemente, wenn wir uns mit demKausal- bzw. Ursachenkörper (karana-sharira) beschäftigen. Diese letzte Hülleist die der Glückseligkeit –Ananadamaya-Kosha. In ihr sind alleunsere Begierden und Wüsche,karmischen Aktionen und Reaktionengespeichert. Hier werden dieGrundlagen dafür festgesetzt, wie sichdas Gesetz von Ursache und Wirkung aufdie nächste Geburt auswirken wird.Jeder Gedanke, alle Emotionen undi nne r e n Regungen werden auf derKausal- und Astralebene entworfen undhaben die Tendenz, sich auf der

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energetischen und materiellen Ebene zumanifestieren. Dies führt nicht nur zuVeränderungen auf der körperlichen,sondern auch auf der energetischenEbene. Je nach Beschaffenheit undIntensität der Gedanken und Gefühlenimmt der Körper harmonische oderunharmonische Formen an. Hier liegtsomit der Ursprung von Krankheit undGesundheit. Liebe, Glaube und Intuitionnähren den Glückseligkeitskörper undbringen ihn zum Strahlen. Beim Tod,wenn sich Astral- und Kausalköper vomphysischen Körper trennen, lebt dieserKausalkörper in astralen Ebenen weiter.Alle Informationen des Jenseits sind in

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ihm enthalten, daher läuft hierüber auchdie Kommunikation mit geistigen Wesenwie Verstorbenen oder Geistführern ab.Auch kann die letzte Hülle als das Allesoder Brahman bezeichnet werden. DieseHülle ist für denjenigen, der nur an dieäußere Erscheinungsform der Dingeglaubt, nicht existent, für andere jedochist sie alles.

Nach den Upanischaden (Taittiriya-Upanischad, hier nach Michel, 2007) istBrahman die wirkliche Realität(satyam), die ungespaltene Erkenntnis(jnanam) und unendlich (anantam). EineFrage aus den Upanischaden bringt alldies deutlich zum Ausdruck. Dort heißt

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es: »Wer erreicht nach dem TodBrahman? Der, der die Erkenntnis (vomwahren Sein) erlangt hat, oder der, derdie Erkenntnis nicht erlangt hat?« DieAntwort auf diese Frage lautet, dassderjenige Brahman erreicht, derBrahman im Jetzt und Hier erkennt.Brahman ist seiend und nicht seiendzugleich, die Essenz hinter allem. DasParadoxe an der Erkenntnis ist jedoch,dass der Glaube, dass Brahman erkanntwerden kann, besiegt werden muss, umins Brahman eingehen zu können. Dennsieht man sich selbst als vom Brahmangetrennt, können Atman, das wahreSelbst, und Brahman niemals ein und

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dasselbe sein.

Wie wir gesehen haben, bestehen wiraus weit mehr als nur aus demKörperlichen. Dennoch identifizierensich viele Menschen während ihresErdenlebens vollständig mit dem Körperund der Rolle, die sie im Alltag spielen.Ihr Selbstbewusstsein und ihren Wertbestimmen sie in Abhängigkeit vonmateriellen Dingen und vergessen dabei,dass sie eine Seele haben und einGeistwesen, eingepackt in einen Körper,sind. Dieses Geistwesen ist vollunendlicher Glückseligkeit, unsterblichund ewig.

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Jeder Mensch ist in der Lage, sich indie Koshas hineinzuspüren und mitseinen Gefühlen und Gedanken sorgsamumzugehen, im Bewusstsein, dass dieseAuswirkungen auf seineunterschiedlichen Körper haben. DiePraxis lehrt Folgendes: Je bewusster dieVerbindung zu den eigenen Koshas ist,desto leichter fällt es, sich sensitiv aufMenschen, Orte und anderes einzuspürenoder sogar mit Verstorbenen zukommunizieren. Es scheint eine ArtEnergie- und Informationsaustauschzwischen den Koshas stattzufinden, dasheißt, jegliche Information eines Koshaswirkt sich auf die darunter- bzw.

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darüberliegenden Hüllen aus. Daswürde auch bedeuten, dassbeispielsweise ein gesundesKörpergefühl und Essverhalten sichunmittelbar auf alle Koshas auswirkt.Unser emotionaler Zustand beeinflusstbeispielsweise unsere Gesundheit,unsere Gesundheit unsere Vitalität usw.Zu Lebzeiten des Menschen herrscht eineAbhängigkeit zwischen den Koshas, nurbeim Tod trennt sich die erste Hülle vonden übrigen, während Ananadamaya-Kosha ihr Sein in anderen Dimensionenfortsetzt.

Vor allem durch die Schulung desAtems wird die Vermittlerrolle

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zwischen dem Pranamaya-Kosha undden darunter- und darüberliegendenKoshas unterstützt. Die Vitalhülle kannsomit als eine wichtigeVerbindungsstelle zwischen den Ebenender Materie und des Geistes verstandenwerden. Sensitive bzw. medialeBotschaften, die auf der Ebene desersten Koshas empfangen werden,können nur dann »richtig« interpretiertund gedeutet werden, wenn dieVerbindung zwischen Materiellem undGeistigem gegeben ist. Gleichzeitig istdie Vitalhülle unsere Zapfstelle für dasPrana, die kosmische, universelleLebensenergie. Diese Energie kann je

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nach individueller Wahl für Ego-Wünsche und Begierden eingesetzt odereinem höheren, göttlichen Ziel gewidmetwerden. In der hinduistischenMythologie ist es der AffengottHanuman, der seine Energie demGöttlichen in Form von Sita und Ramawidmet und seine Sinne beherrscht. Erbegegnet voller Neugier undBegeisterung der Welt und kann als eineideale Form des Pranamaya-Koshaverstanden werden. Er strotzt nur so vorVitalität und setzt diese innere Kraft fürdas Gute ein.

Durch die Techniken des Yogadurchlaufen die Koshas eine Art von

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Reinigungsprozess und werden in einenausbalancierten Zustand, Sattva,versetzt, in dem weder das Prinzip derTrägheit, Tamas, noch der Überaktivität,Rajas, dominiert. In diesem Sattva-Zustand erfüllen die Koshas ihreAufgabe, als Ausdrucksmittel für Atmanzu dienen, am besten. Denn das Atmangilt als das wahre Wesen des Menschenund nicht der Körper, den wirfälschlicherweise meist als unser Ichoder Selbst bezeichnen.

Um die feinstofflichen Körper zuerspüren, können wir beginnen, unssowohl im Alltag als auch auf unsererYoga-Matte immer wieder auf die

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verschiedenen Koshas einzustimmen.Am besten begegnen wir jedoch unserergöttlichen Intuition, wenn wir innerlichstill und zur Ruhe gekommen sind. Dannhaben wir Kontakt zumGlückseligkeitskörper, der mit allena nd e r e n Glückseligkeitskörpern undnicht zuletzt auch mit Brahmanverbunden ist.

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Prana-Vayus: die energetischen Winde

»Prana ist die unendliche,allgegenwärtig sich manifestierendeEnergie des Universums. Aus Pranaentwickelt sich alles, was wir Kraftnennen«, heißt es bei Shri TirumalaiKrishnamacharya. Um mitunterschiedlichen Energiequalitäten und-frequenzen arbeiten und diesewahrnehmen zu können, müssen wir dieUrenergie kennen und verstehen lernen,wie sie in unserem eigenen Körper und

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im Kosmos fließt. Diese Urenergie wirdim Yoga Prana, die kosmischeLebensenergie, genannt. Ohne sie wärenwir keine Sekunde am Leben. Es gibtlebende Beweise dafür, dass diemenschliche Existenz auch ohne Nahrungmöglich ist, und selbst das Zurückhaltendes Atems bringt bei einer geschultenAtemkontrolle das menschliche Herznicht zum Stehen. Wenn jedoch derMensch kein Prana mehr aufnehmen undtransformieren kann, hört eraugenblicklich auf zu leben. Prana istdas, was uns am Leben erhält. Es fließtdurch unsere Energiekanäle, die Nadis,und gelangt darüber an jede Stelle des

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leiblichen und energetischen Körpers.Alle unsere Fähigkeiten werden vonPrana erhalten, ohne dieses wäre wedereine sinnliche noch eine übersinnlicheWahrnehmung möglich. Es lohnt also,den bewussten Umgang mit Prana zulernen.

Es gibt jedoch nicht nur Prana alseine Form spiritueller Energie, sondernauch die Kundalini, die sich ihren Wegdurch den Sushumna-Energiekanalbahnen kann – wir werden daraufeingehen. Im Gegensatz dazu ist Prana inden Energiekanälen Ida und Pingala zuHause und verbreitet sich von dort inden weiteren Lebenssystemen aus. Nach

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alter Tradition geschieht dieseEnergieverbreitung auf unterschiedlicheArt und Weise. Dem Prana wurdenUnterkategorien zugeordnet, mit denendas ganze Universum, aber auch unserSystem von Seele, Körper und Geistarbeitet. Grundsätzlich wird zwischenfünf Richtungen bzw. lebenswichtigenWinden, den Vayus, unterschieden, indenen das Prana im Körper fließt.

Prana-Vayu bewegt sich vom Zwerchfellaufwärts in Richtung der Kehle und wirdauch als die aufsteigende Energieverstanden. Dieses Vayu reguliert dieHerz- und Atemfrequenz und nennt sich

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daher »Vorwärt satem« oder»Aushauch«. Mit ihm wird auch dieAufnahme von Nahrung,Sinneseindrücken und positiverVitalenergie gesteuert. In manchenYoga-Texten liest man jedoch, dassPrana-Vayu den ganzen Körper von dergroßen Zehe über Nabel und Herz biszur Nasenspitze durchdringt. Prana-Vayusollte nicht mit dem Prana an sichverwechselt werden, das mehr einOberbegriff für die verschiedenenPrana-Formen ist.

Während sich Prana-Vayu tendenziellaufwärts bewegt, strömt seinGegenspieler Apana-Vayu vom Nabel

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bis zu den Füßen. Diese Form von Pranaist zuständig für jeglicheAusscheidungsprozesse im Körper undwird auch »Abwärtsatem« genannt. DieKehle, die hinteren Rippen, Eingeweide,Geschlechtsorgane und die Beine liegenim Einflussbereich des Apana-Vayu. Aufgeistig-emotionaler Ebene dient es auchdazu, negative emotionale odertraumatische Erfahrungen loslassen undbeseitigen zu können. Vor allem beiMenschen, die Mühe damit haben, sichzu entspannen, sich selbst oder auchanderen zu vergeben und loszulassen,erfüllt dieses Vayu seine Aufgabe nichtvollständig, es ist nicht in Balance.

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Da Prana-Vayu und Apana-Vayu sehrempfindsam gegenüber Veränderungenreagieren und sehr schnell aus demGleichgewicht geraten können, gibt eseine Ausgleichsenergie für diese beiden:Samana-Vayu, es assimiliert undverdaut. Diese Energie befindet sichgenau zwischen Prana-Vayu und Apana-Vayu, es hat sein Reich im Bereichzwischen Zwerchfell und Nabel undbewegt sich in pulsierendenBewegungen von außen zur Mitte hin.Hier finden sowohl der Ausgleichzwischen Prana-Vayu und Apana-Vayuals auch die Verdauung und dieNahrungsverarbeitung statt. Auch

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Sinneseindrücke und Erfahrungen aufgeistig-seelischer Ebene werden hierumgesetzt. Der Solarplexus, daswichtigste Energiezentrum für dieSensitivität, wird von Samana-Vayu sehrstark beeinflusst. Dies führtzwangsläufig dazu, dass eine Störung indiesem Vayu zu einer Beeinträchtigungder sensitiven Wahrnehmung führt.

Während Samana-Vayu die sensitivenEindrücke aufnimmt und verarbeitet, istes das nächste Vayu, das die sensitivenBotschaften formt und zum Ausdruckbringt. Diese vierte Prana-Richtungnennt sich Udana-Vayu und fließt vonder Kehle aus zur Stelle zwischen den

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Augenbrauen. Der sprachliche Ausdrucksowie Schluck- und Hustenreize werdenvon hier aus gesteuert. Die von Udana-Vayu beeinflussten Organe sind Herz,Hals, Gaumen und Schädel; zudem sindTransformation, Wachstum,Begeisterung und Entwicklung zentraleThemen des Udana-Vayu. Es istenergetisch mit dem Hals-Chakraverbunden, welches das wichtigsteEnergiezentrum für die Medialitätdarstellt. Von hier aus kann der Kontaktzur Geistigen Welt hergestellt werden.Gleichzeitig ist Udana-Vayu auch dafürverantwortlich, dass sensitiveBotschaften richtig und nachvollziehbar

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ausgedrückt werden. Somit sollteUdana-Vayu von jedem medialarbeitenden Menschen beherrschtwerden können.

Während alle bisher genannten Prana-Vayus ihre Funktionsstellen in einemgewissen Bereich am Körper haben, istVyana-Vayu nicht auf eine bestimmteStelle beschränkt. Es bezeichnet dieletzte Bewegungsrichtung des Prana, esfließt vom Zentrum aus in alleRichtungen und bringt Prana in jedeZelle des Körpers, steuert des Weiterenden gesamten Kreislauf und übernimmtTransportfunktionen jeglicher Art.Nährstoffe, Wasser und Sauerstoff

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werden weitergeleitet, aber auchGedanken und Emotionen in Bewegunggebracht. Auf der körperlichen Ebene istVyana-Vayu am besten im Herz und inden Lungen zu spüren, wobei es sichdeutlich weiter ausdehnt als bis zu denkörperlichen Grenzen. Menschen, diefähig sind, andere zu berühren und zuinspirieren, zeichnen sich durch einintensives Vyana-Vayu aus, da sie sichbewusst auch energetisch mit ihrenMitmenschen zu verbinden wissen.Dieses Vayu birgt dabei auch Gefahren.Beispielsweise kann ein überaktivesVyana-Vayu dazu führen, dass man denBoden unter den Füßen verliert und der

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eigene Standpunkt verloren geht. Davonbetroffene Menschen kann man sehrleicht manipulieren, sie haben meistkeine eigene Meinung und sindsogenannte Mitläufer.

Stets sind alle Prana-Vayus von enormerWichtigkeit. Erst die Balance allermacht den Menschen gesund, glücklichund mit allen Sinnen, einschließlich denÜbersinnen, wach und klar. Für dieEntwicklung der Sensitivität undMedialität ist es ausschlaggebend, wieweit man mit den verschiedenen Formendes Prana arbeiten und sie im eigenenKörper-Geist-Seele-System spüren

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kann. Beispielsweise zeichnet sich einguter sensitiver Berater dadurch aus,dass er das Vyana-Vayu so weitauszudehnen weiß, dass er sich ganz inden Klienten hineinspüren kann, ohnejedoch die eigene Mitte im Sinne desSamana-Vayu zu verlieren. Auch einmedialer Berater sollte mit denverschiedenen Formen von Pranazurechtkommen, denn nur dann kann ermit Gewissheit sagen, ob dieBotschaften, die er an die Klientenweitergibt, mit Udana-Vayu aus derGeistigen Welt zum Ausdruck gebrachtwerden, oder ob er mit Samana-Vayuaus seinem Bauchgefühl heraus

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Informationen an den Klientenweitergibt.

Wie wir gesehen haben, können dieeinzelnen Formen von Energieunterschiedliche Funktionenübernehmen, sie erhalten somit unserKörpersystem. Jedoch braucht es nochzwei weitere Hilfsmittel, um dieseEnergien in konkrete Richtungen zubringen und es überhaupt zuermöglichen, dass Energie aufgenommenund transportiert werden kann. Zumeinen ist das bereits mehrfach erwähnteAtman, das göttliche Selbst, dieVoraussetzung dafür, dass sich Prana-Vayus manifestieren und zum Ausdruck

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bringen können. Genau an diesem Punktwird jedoch auch die Bedeutung derChakras deutlich, auf die im Anschlussan die Kundalini eingegangen werdensoll.

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Kundalini:Transzendenz und Kraft

Indische Spiritualität lässt sich in zweigegensätzlich verlaufendephilosophische Hauptströme unterteilen.Zum einen gibt es die Bewegung derSchulen des Vedanta, des Buddhismus,des Jainismus und des Yoga, die eineweltentsagende und asketische Form derSpiritualität lehren. Zum anderenexistiert aber der das Weltlichebejahende Strom, der sich im Tantra undim Bhakti-Yoga ausdrückt, zu welchem

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auch das Vijnana-Bhairava zählt. Diesist ein äußerst faszinierender Text destantrisch-kashmirischen Shivaismus, indem der Körper als Hilfsmittel zurErleuchtung geschätzt wird, mit dessenHilfe auch eine spontane Erleuchtunggeschehen kann. Es dreht sich hierbeiwie zum Tantra bereits beschriebenalles um die Vereinigung zweierkosmischer Prinzipien, Shiva und Shakti.Beide verbinden sich mithilfe derKundalini.

Die Kundalini, dargestellt als imBecken zusammengerollte Schlange, istdie göttliche Schöpferkraft im Menschenund die Niederkunft der Shakti-Energie

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auf der weltlichen Ebene. Gelingt es,dass die Kundalini über die Mittelliniedes Körpers, den Sushumna-Kanal,aufsteigt, die Chakras in Einklangmiteinander bringt und sich mit Shiva imHimmel trifft, wird Erleuchtung erlangt.In einem Vers der Vijnana-Bhairava(30) heißt es: »Indem man [jedesZentrum] übersteigt, wird man befreit[…]«.

Im Gegensatz zum Prana im Körper,das sich vor allem in denEnergiekanälen Ida und Pingala befindet,liegt die Kundalini, wenn sie nochungeweckt ist, eingerollt wie eineSchlange am Beckenboden: ein Sinnbild

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für die verborgene, göttliche Urkraft imMenschen. Solange sie schläft, versperrtsie mit ihrem Kopf das Eingangstor zumGöttlichen (brahmadvara). Wir nehmenunsere Göttlichkeit, solange wir uns derKundalini nicht bewusst sind, nichtwahr.

Im Gegensatz zu den Schulen derUpanischaden, die Brahman in das Herzverlagern, ist es vor allem ein Merkmalder Hatha-Yoga-Schule, dass sie diegöttliche Urkraft am Beckenbodenliegend darstellt. Hier steckt dieVorstellung dahinter, dass Shiva, diereine und ruhende göttlicheTranszendenz, sich auf die Erde

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niederlässt, um das Materielle und auchden Körper des Menschen zu erschaffen.Bei seiner Niederkunft verwandelt ersich in Shakti, die der Materie Formgibt. Am Ende der Schöpfung wirdShiva zur Kundalini, die nur daraufwartet, erweckt zu werden, um denSushumna-Kanal aufzusteigen und mitShiva wieder vereint zu sein.

Der Mensch ist unerlöst, wenn er inDualitäten (Shiva/Shakti) und inUnbewusstheit über seine verborgeneGöttlichkeit lebt. Dualität bedeutet auch,dass er von einer Trennung zwischenMaterie und Feinstofflichem ausgeht.Dies bindet ihn wiederum noch stärker

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an die Materie. Lebt er jedoch imBewusstsein der feinstofflichen und derGeistigen Welt, hat er gleichzeitig einenSchritt in Richtung Loslösung von deraugenscheinlichen Welt und hin zurErweckung der Kundalini gemacht. Mitderen Erweckung beginnt die Yoga-Praxis eine tiefere Dimension derErfahrung zu erlangen. Durch ihrenAufstieg durch den Sushumna-Kanalbeginnt nun der Prozess der Erweckungder Energiezentren, der sogenanntenChakras.

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Chakras und Marmas

Chakras sind feinstofflicheEnergiezentren, die im Prana-Körperihren Ansatz haben und sowohl auf denmateriellen als auch auf denEmotionskörper wirken. Diese Zentrenkann man sich wie Transformatoren vonEnergie vorstellen, die Lebensenergieaufnehmen und im Körper durchrotierende Bewegungen verteilen. Essind Stationen, die energetische Impulseaus höheren Ebenen in tiefer liegendeweiterleiten, aber auch umgekehrt. Einständiger Austausch ist im Gange. Dies

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wird nicht zuletzt auch in dem WortChakra deutlich, das übersetzt »Wirbel«oder »Rad« bedeutet. Dabei hat jedeseinzelne Chakra sein eigeneslebensthematischesVerantwortungsgebiet.

Hellsichtig betrachtet stellen sich dieChakras in unterschiedlichen Farben,Formen und individuellenRotationssystemen mit dynamischerEigenbewegung entlang der Mittelliniedes Körpers dar. Diese Mittellinie isteiner der Hauptenergiekanäle,Sushumna, der vom Basiszentrum, demuntersten Energiepunkt, bis zum höchstenPunkt am Scheitel verläuft und an dem

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alle sieben Chakras angeordnet sind.Gleichzeitig verlaufen etliche Nadis,also Energiekanäle, zu den Chakras hin,kreuzen sich dort und verteilen sich imganzen Körper. Rein energetisch gesehenspielen die Chakras somit eine überausbedeutende Rolle. Chakra-Harmonie istaber auch ausschlaggebend dafür, wieweit sich ein Mensch auf der Erdedaheim fühlt, sich in Worten undGefühlen ausdrücken kann und sich mitden Lebewesen und mit sich selbstverbunden fühlt. Auch spielen dieChakras eine große Rolle, wenn esdarum geht, mediale oder sensitiveTalente zu entwickeln, aber dazu im

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Verlauf des Kapitels noch mehr.Es finden sich insgesamt sieben

Haupt-Chakras mit vielen Neben-Chakras im menschlichen System, wobeiden ersten fünf Chakras die ElementeErde, Wasser, Feuer, Luft und Ätherzugeordnet werden. Das sogenannteDritte Auge und das Kronen-Chakrahaben kein entsprechendesGegenelement auf der materiellen Ebeneund sind die Energiezentren, die diegrößte Bedeutung für unser spirituellesWachstum innehaben. Nun wollen wirkurz auf jedes Chakra eingehen undspeziell die Bedeutung für die Yoga-Siddhis beleuchten. Es wird bewusst auf

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die Erklärung von Farbe und Form derChakras verzichtet, da sich hellsichtigbetrachtet eine dogmatische Festlegungauf ihr Erscheinungsbild nicht machenlässt.

Muladhara, Wurzel-Chakra (mula: »Wurzel«; adhara:»Stütze«)

Wie schon am Namen des Chakras zuerkennen ist, handelt es sich hierbei umein Energiezentrum, das die Grundlageim Energiesystem darstellt. Es ist dieBasis dafür, dass wir überhaupt

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existieren und mit dem eigenenEnergiereservoir arbeiten können.Dieses Chakra gibt uns Halt und nichtzuletzt auch die Möglichkeit, mit all denErfahrungen, die wir bei der Erweckungder Kundalini machen werden,klarkommen zu können. In diesemChakra kann auch die Unbewusstheit fürdas eigene Göttliche verborgen liegen.Symbolisch wird dies dadurchdargestellt, dass die Kundalini mit ihremKopf das Tor zum Göttlichen versperrt.

Energetisch gesehen strahlt dasWurzel-Chakra in den ganzenBeckenbodenbereich, in die Hüften bishinab über die Beine in die Füße.

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Jegliche Ausscheidungsprozesse werdenvon ihm beeinflusst. Triebe wie die derSelbsterhaltung und Fortpflanzung sindThemen des Basiszentrums. Hier liegenauch unsere innersten Ängste wie dievor Tod, Krankheit und Verlustverborgen. Eine Dysbalance in diesemChakra kann zu Trägheit, Passivität,Selbstzerstörung und Materialismusführen. Zur Entwicklung von Yoga-Siddhis ist es von größter Wichtigkeit,dieses Chakra zu stabilisieren. Meistwird das Wurzel-Chakra wie einTabuthema behandelt und als ein»niedrig schwingendes« Energiezentrumabgetan. Dabei ist jegliche spirituelle

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Entwicklung ohne ein ausbalanciertesWurzel-Chakra unmöglich. Es versorgtunseren Körper mit der nötigen Energie,um erdentauglich zu sein und unseremgöttlichen Kern durch den KörperAusdruck zu verleihen. Ein Gefühl, nichtgeerdet zu sein, oder auchVerdauungsstörungen können von einemunausgeglichenen Wurzel-Chakraherrühren.

Svadhisthana, Sakral-Chakra (sva: »selbst«; adhisthana:»Fundament«)

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Hier liegt unser Halt in unserem eigenenSelbst verborgen. Ähnlich wie dasWurzel-Chakra hat auch diesesEnergiezentrum mit Stabilität zu tun, dieStabilität hier ist jedoch vor allem aufGefühle und Emotionen bezogen. DasSakral-Chakra liegt auf körperlicherEbene betrachtet ungefähr drei Fingerunterhalb des Bauchnabels bzw. aufHöhe des Kreuzbeins und wirkt sichinsbesondere auf die Geschlechtsorganeund den Unterleib aus. JeglicherAustausch und Transport vonKörperflüssigkeiten liegt imWirkmechanismus des Sakral-Chakras,zumal diesem auch das Element Wasser

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zugeordnet ist. Von hier holen wir unsdie Antriebskraft für das Leben, dieFreude und auch die sexuelle Energie.Gleichzeitig trägt es alle unsere Gefühlein sich und beherbergt damit auchblockierte Kräfte und Emotionen. Eingestörtes Körpergefühl kann mit einerDisharmonie in diesem Zentrumzusammenhängen, das nicht zuletzt fürdie Sensitivität sehr bedeutend ist. Dennnur der, der sich selbst spüren kann,kann sich auch in andere Menschen, Orteund Situationen hineinspüren und sieverstehen. Es geht somit Hand in Hand,dass ein Ungleichgewicht im Sakral-Chakra dazu führt, dass die Intuition

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blockiert und der sensitive Zugang zumAußen verhindert wird.

Manipura, Solarplexus-Chakra(mani: »Edelstein«; pura:»Stadt«, »Überfluss«)

Das Manipura-Chakra ist die innereSonne im Menschen. So wie die Sonnein der Natur das Leben, Blühen undStrahlen überhaupt möglich macht,versorgt das Manipura-Chakra denMenschen mit Energie und Vitalität. DerSolarplexus liegt im Magenbereich undhat somit auf die Verdauung einen

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Einfluss. Außerdem befinden sich dieLeber, die Bauchspeicheldrüse und dieGallenblase im Wirkbereich desSolarplexus. Da auch das Zwerchfell,der wichtigste Atemmuskel im Körper,genau auf Höhe dieses Chakras liegt,wird die Atmung von diesemEnergiezentrum beeinflusst.

In der Mitte des Körpers liegenddient es zudem dazu, die zweientgegengesetzten Ströme von Prana, dasheißt Apana-Vayu und Prana-Vayu, zuregulieren und mögliche Dysbalancenauszugleichen. Man spricht hierbei auchdavon, dass die Kraft dieses Chakrasjegliche Dualität aufzulösen vermag und

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unterscheidendes Denken transzendiert.Dies macht auch Sinn, denn dasManipura-Chakra ist das wichtigsteZentrum für die Sensitivität. Über dieAusdehnung der Manipura-Energie wirdes einem erst möglich, sensitivwahrzunehmen. Dies erfordert nämlich,dass man die individuellen Grenzenauflöst und sich auf die Erfahrung vonjemand anderem, einem Ort oder einerSituation einlässt. Ist jemand völligverschlossen gegenüber dem Außen,wird es ihm niemals möglich sein, überd i e eigenen Grenzen hinaus zu spürenund somit die eigene Sensitivität zuentwickeln. Gefühle wie Eifersucht,

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Abneigung oder Neid können nichtentstehen, wenn wir in unseremGegenüber Gott erkennen. Dies zu üben,ist eine der Möglichkeiten, dasManipura-Chakra auszugleichen. Unsereinnere Sonne strahlt, wenn wir beginnen,unsere Unwelt zu bejahen, zu segnen undzu lieben.

Anahata, Herz-Chakra (an: »nicht«; ahata:»angeschlagen«; daher das»Nicht-Angeschlagene«)

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Das Herz-Chakra befindet sich auf derkörperlichen Ebene auf Höhe derBrustwirbelsäule in der Brustmitte.Einflussbereiche sind das Herz-Kreislauf-System, das Herz, die Atmungund das gesamte Immunsystem. Liebe,Frieden und ehrliches Mitgefühl sind dieHauptthemen des Herz-Chakras. Einausgeglichenes Anahata ist dieVoraussetzung dafür, jegliches Tun derLiebe unterzuordnen. Es ist unserAnahata-Chakra, das uns zu unseremvollen Potenzial aufblühen lässt. Einausgeglichenes Herz-Chakra drückt sichin Großzügigkeit, Mitverantwortung undÜberschreiten der Dualität aus,

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wohingegen Dysbalancen zuübermäßiger Selbstliebe undSelbstüberschätzung sowieBesitzanspruch führen können.

In Liebe können wir uns mit allemverbinden, mit der Geistigen Weltebenso wie mit allen lebenden Wesen,dies lehrt uns das Anahata-Chakra. DasHerz-Chakra nimmt außerdem nocheinen speziellen Platz ein, da man hierzum ersten Mal der Göttlichkeit der Weltgewahr werden und Gott selbst imeigenen Inneren in Form des Lautes Omvernehmen kann. Dieser Ton nennt sich»klangloser Klang« (anahata-shabda),denn er kommt nicht zustande, indem

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man zwei Dinge aneinanderstößt oderdas Om spricht, wofür es Luft aus denLungen und dem Mund braucht. DieserKlang entsteht aus sich heraus, es ist derKlang des Göttlichen, der im Herzenvernommen werden kann.

Vishudda, Hals-Chakra(»gereinigt«, »geläutert«)

Die Energie des Hals-Chakras strahlt inden gesamten Hals- und oberenNackenbereich und wirkt auf dieFunktion der Schilddrüse. Den Halspassieren Nahrung und Luft, somit gilt er

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als eine Verbindungsstelle, die diegesamte Energietransformationaufrechterhält. Im Hals-Chakra liegt vorallen Dingen die Kreativität verborgen,über die sich der Mensch ausdrückenmöchte. Kommunikation und mentaleVorstellungskraft sind die Hauptthemendieses Chakras. Gleichzeitig ist es daswichtigste Chakra für die Medialität.Der Kontakt zu Verstorbenen, Engeln,Geistführern und anderen Geistwesenwird über den Hals hergestellt. Meistmacht sich dies auf körperlicher Ebenedurch einen Zug oder Druck am Halsbemerkbar. Ein ausgeglichenes Hals-Chakra versorgt den Menschen mit

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Inspiration und geistiger Lebendigkeit.Blockaden in diesem Bereich könnenhingegen zu übermäßigem Stolz,Habsucht, Isolation und Verwirrungführen.

Ajna, Stirn-Chakra (»Befehl«,»Auftrag«)

Das Stirn-Chakra hat seinen Namenwomöglich der Tatsache zu verdanken,dass Gurus über das Stirn-Chakra diespirituelle Verbindung zum Schüleraufnahmen und dieser darüber seinespirituelle Aufgabe erhielt. Das Stirn-

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Chakra liegt in der Kopfmitte, genaudort, wo die Zirbeldrüse platziert ist.Diese Drüse, die sich unmittelbar in derMitte des Großhirns befindet, hat einewichtige Funktion, wenn es um dasHellsehen geht. Diese Stelle des Gehirnswird auch als »Auge Shivas«, das»Auge der Weisheit«, bezeichnet.Richtet man den Fokus auf die Mitte derStirn, ohne mit den Augen dorthin zuschielen, bekommt man sofort ein Gefühlfür die Zirbeldrüse. Indische Mystikersehen in ihr das sechste Chakra, dasAjna-Chakra oder Dritte Auge, über dasman die feinstoffliche Welt wahrnehmenkann. Auch der französische Philosoph

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Descartes sagte, dass die Zirbeldrüseder Sitz der Seele die Verbindungsstellezwischen dem Geist und der Materie sei.

Die Zirbeldrüse liegt an derSchnittstelle zweier Linien. Eine verläuftvon einem Punkt zwischen denAugenbrauen zum Atlas (dem erstenHalswirbel), die andere von einem Ohrzum anderen. Sie besteht aus einemGewebe, das sich beim Fötus amGaumen bildet und mit dem Älterwerdenzum Zentrum des Gehirns wandert. Dieskönnte womöglich auch der Grund sein,weshalb man bei der Meditation oftmalsaufgefordert wird, die Zunge an denGaumen zu rollen. Eine stimulierende

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Massage auf dem Dritten Auge kannbewirken, dass sich dieWahrnehmungsbreite der Augenverändert. Laut Albert Einstein ist alleMaterie nur ruhende Energie, und allesfür unser Auge Sichtbare kann nurgesehen werden, da sich die Energieaufgrund einer bestimmten Frequenzverdichtet. Unser Auge nimmt nur Dingewahr, die in einem bestimmtenFrequenzbereich schwingen, und tun dieDinge das nicht, erscheinen sie uns alsunsichtbar. Das würde bedeuten, dassall jenes, das außerhalb dieser Frequenzschwingt und sich somit auch nicht alsMaterie verdichten kann, kein Licht

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reflektiert, über das man es physischwahrnehmen könnte. Das Sehen mit demDritten Auge, letztlich der Zirbeldrüse,würde es jedoch ermöglichen, Dingeaußerhalb der »normalen« Frequenz zuerfassen.

Wie kann man nun die Zirbeldrüseaktivieren? Man fand heraus, dass dieZirbeldrüse mit der Zeit immer mehrschrumpft. Dies mag damitzusammenhängen, dass wir uns nichtmehr, wie unsere Vorfahren, in dunklenRäumen oder Höhlen aufhalten. DasHormon Melatonin wird von derZirbeldrüse nur dann produziert, wennkeinerlei Licht von außen auf den

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Körper fällt. Sind wir jedoch ständigäußeren Lichtquellen ausgesetzt, wirddie Melatonin-Produktion gedrosselt unddie Zirbeldrüse wird allmählich inaktiv.Wissenschaftliche Untersuchungen habenergeben, dass die Melatonin-Produktionbei Kindern wesentlich höher ist als beiErwachsenen. Unschwer zu erkennen istzugleich auch, dass Kinder für diefeinstoffliche Welt viel empfänglichersind und häufig von für Erwachsenenicht wahrnehmbaren Naturgeschöpfenund »unsichtbaren« Freunden erzählen.

Neben der Zirbeldrüse hat das Ajna-Chakra Einfluss auf das Gehirn, dasNerven- und Hormonsystem, die Augen

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und im Zusammenspiel mit dem Hals-Chakra auf die Ohren. Einausgeglichenes Drittes Auge schafft eineinnere Weisheit und entwickelt großegeistige Erkenntniskraft, Weitsicht. Auchdies bedeutet, dass dem Menschen Dingeund Wesen sichtbar werden, die mit denanatomischen Augen nicht zu sehen sind.

Sahasrara, Scheitel-Chakra (sahasra: »tausend«; ara:»Blütenblatt«)

Das Scheitel-Chakra liegt am höchstenPunkt des Schädels und strahlt in den

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gesamten Kopf hinein. Dieses Chakrastellt in der Tat den krönendenAbschluss der Chakra-Reihe dar, dennes ist der Ort der absoluten kosmischenEinheit und des göttlichen Bewusstseins.Hier wird reine Transzendenzrepräsentiert. Fühlt man sich ins Chakrahinein, scheinen jegliche Grenzen aufder materiellen Ebene ihre Relevanz zuverlieren; es tritt die Erkenntnis ein,dass es Materie nicht gibt, genausowenig wie Raum und Zeit. Einzig undallein das, was ist, ist das Sein, in seinerunberührten und wundervollen Form.

Wenn die schöpferische UrenergieShakti in Form der Kundalini erweckt

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wird, durchstößt sie alle Chakras undverbindet sich in diesem letzten Chakramit Shiva – die Erleuchtung wirderlangt. So wichtig das Scheitel-Chakrafür die spirituelle Entwicklung ist, soschwierig ist es, dieses Energiezentrumaktiv in Balance zu bringen. Es istoftmals viel mehr eine spontaneErweckung, die das Scheitel-Chakraharmonisiert, als eine bewusste Arbeitmit ihm. In Indien redet man auch davon,dass es der göttlichen Gnade bedarf, umdie Erleuchtung zu erlangen.

Die Marmas

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Über die Chakras hinaus besitzt dasmenschliche Geist-Körper-System nochweitere energetische Punkte, diesogenannten Marmas. Sie sind an denfeinen Energiekanälen, den Nadis,angeordnet und dienen alsSammelstellen von Prana. Daher sind sieim ganzen Körper verteilt. In derSushruta-Samhita (etwa 1 000 v. Chr.)werden 107 Energiepunkte genannt, dieü b e r Berührung, Massage undBewusstwerdung aktiviert werdenkönnen.

Die Marmas speichern gleichzeitigauch seelische und geistigeInformationen ab und sind auf der

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körperlichen Ebene wahrzunehmen. Siewirken in gleichem Maße nach außenund nach innen. Im Inneren sind sie dieSteuerzentrale der Energien, im Außendienen sie als Fühler, über die manenergetisch die Umwelt wahrnehmenkann. Es befinden sich viele Marmas inunseren Händen, und über diese kannman beispielsweise die Aura vonMenschen oder Tieren erspüren. DieHaupt-Marmas liegen jedoch in derKörpermitte. Das Sthapani-Marma liegtim Zentrum des Kopfes und ist eng mitdem Stirn-Chakra verbunden, währenddas Hridaya-Marma im Brustraum liegtund sowohl mit dem Solarplexus als

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auch mit dem Herz-Chakra verbundenist. Basti hingegen wird dem Sakral-Chakra zugeordnet, das im Unterbauchzu finden ist.

Neben diesen Haupt-Marmas gibt esnoch weitere Vitalpunkte, die für dieSensitivität und Medialität relevant sind.Besondere Bedeutung kommt demerwähnten Sthapani und dem Nabhi-Marma zu, wenn man sich mit demYoga-Siddhis beschäftigt. Das Sthapani-Marma liegt wie gesagt im Zentrum desKopfes und kann über die Berührung derStirnmitte aktiviert werden. Dort liegtunser seherisches Bewusstseinverborgen, über das auch die Seher im

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alten Indien Macht hatten und so ihreProphezeiungen fanden. Ein aktivesSthapani-Marma schafft Weit- undKlarsicht und eröffnet das Tor zu innerenVisionen der näheren Zukunft. Währenddas Sthapani-Marma mehr auf derunterscheidenden Intelligenz aufbaut, istes das Nabhi-Marma, das der Intuitionzugeordnet werden kann. Nabhi liegt aufHöhe des Bauchnabels und ist sozusagendie Mitte unseres Körpers. Dieser Punktgilt auch als Stelle der Zusammenkunftvon unzähligen Marmas und Nadis, erhat somit eine ganz besondere Bedeutungfür die Aufnahme, Verarbeitung und denTransport von Prana. Außerdem

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kontrolliert Nabhi den Solarplexus undstellt den Energieausgleich in diesemChakra her, wenn dies nötig ist (inAnlehnung an Schrott, 2009).

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Die Yoga-PraxisNun haben wir viel Theoretisches undPhilosophisches rund um das ThemaYoga-Siddhis erfahren. Dies bliebejedoch völlig bedeutungslos, wenn wires versäumen würden, es in die Praxiszu überführen und zu integrieren. DieYoga-Praxis erhält eine völlig neue undtiefere Dimension, wenn man sich derPhilosophie und der spirituellen Ansätzedahinter bewusst wird. Diese sindnämlich wie Wegweiser auf demspirituellen Weg. Die Erkenntnis von alldem bedeutet aber nicht gleichzeitig

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Erleuchtung oder spirituelle Erfüllung.Vielmehr gilt es nun, das, was manerkannt hat, für sich zu interpretieren undmit dem eigenen Gefühl zu durchtränken.Das heißt, nun geht es auch darum, allesGehörte und Gelesene loszulassen undder eigenen Erfahrung den Weg frei zumachen. Denn nur so wirst du etwasüber die Tiefen deines spirituellen Ichsund über dich selbst erfahren. Dies istdie Voraussetzung dafür, dass du deineMitmenschen und alles, was um dichherum geschieht, zunehmend sensitiv undmedial begreifen und erfassen kannst.

Ich möchte, bevor du mit der Yoga-Praxis beginnst, noch auf ein paar Punkte

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hinweisen, die absolut ausschlaggebenddafür sind, ob dein Yoga-Weg ein Wegder (Gottes-)Liebe ist oder nicht. DenYoga-Siddhis nachzueifern, dabei aberdas wahre und wesentliche Ziel derErleuchtung aus den Augen zu verlierenund stattdessen nach der Erfüllungegozentrierter Wünsche zu trachten,würde dir das Wunderbare undHeilsame dieser Praxis niemalsoffenbaren. Vielmehr solltest du dich aufden Weg der selbstlosen Liebe machenund stets im Bewusstsein behalten, dassjeder Schritt, der dich deinem Ziel derErleuchtung näherbringt, auch derMenschheit zugutekommt. Denn wir sind

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alle verbunden, auch wenn wir dasoftmals nicht wahrhaben wollen oderkönnen. Bitte habe Geduld mit dir undwerde dir bewusst, dass die Yoga-Siddhis »nur« ein Hinweis auf einenbestimmten meisterlichenEntwicklungsgrad sind, wie es auch imYoga-Sikha-Upanischad (1.156) heißt,und dich nicht zu einem besserenMenschen machen. Erst der bewussteund verantwortungsvolle Umgang mitdiesen Kräften macht eine Meisterin,einen Meister aus dir.

Denke daran, den Mittelweg zuwählen: Du solltest diese übersinnlichenKräfte, die sich bei dieser Art des Yoga

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vermehrt zeigen können, nichtunterdrücken, denn dann werden sie zuFesseln auf deinem spirituellen Weg. Dusolltest sie aber auch nicht überbewertenoder überstrapazieren. Letztendlich sindwir alle Geistwesen in einemmateriellen Körper, und wieso wir aufdiese Weise leben, hat einen Sinn undZweck. Es ist ein Geschenk, als Menscheine Art Zwischenwesen zu sein, dasErderfahrungen macht und sich zugleichentscheiden kann, wie es seineLebenszeit verbringt. Entweder invölliger Verstrickung mit Maya, derIllusion des Scheinhaften, oder imBewusstsein des Übersinnlichen. Wie

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auch immer wir uns entscheiden, wirwerden alle von Wesen aus derGeistigen Welt begleitet und können aufsie zählen.

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Die Sitzhaltung

Oft werde ich bezüglich der Sitzhaltungwährend einer Meditation oderAtemübung befragt, auf die ich hier aucheingehen möchte. Jede Sitzhaltung, in derd u aufrecht, bequem und bewegungslosüber einen gewissen Zeitraum hinwegverweilen kannst, ist für dein Yogadienlich. Dabei muss es keineswegs derberühmte Lotossitz sein, den dueinnimmst. Es macht keinerlei Sinn, dassdu dich körperlichen Schmerzenaussetzt. Hier sind verschiedeneMöglichkeiten, die du je nach

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Beweglichkeit und Übung wählenkannst:

Sitzen auf einem Stuhl

Das Sitzen auf einem Stuhl eignet sichhervorragend für Anfänger und lässt einetiefe und ruhige Meditation zu. Es gibtnur ein paar Dinge, die beachtet werdensollten: Die Beine bilden einen rechtenWinkel und die Wirbelsäule istaufgerichtet. Achte darauf, dass du dieSitzbeinknochen auf dem Stuhl spürenkannst; vielleicht ist es nötig, dass du dieGesäßhälften etwas seitlich nach außen

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ziehst, um die Sitzbeinknochen ganz aufder Unterlage zu spüren. Lass dieSchultern völlig entspannt sein.

Sitzen auf einemMeditationskissen

Hier gibt es große Unterschiede, jenachdem wie das Meditationskissenaussieht. Du kannst das Kissen zwischendeine Knie nehmen, während deineFußrücken auf der Erde liegen. Dies isteine Art Fersensitz, bei dem du aufeinem Kissen anstatt auf den Fersen sitzt.Oder du nimmst auf dem Kissen einen

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Schneidersitz ein. Beide Knie sinkenseitlich in Richtung Boden und dieUnterschenkel sind gekreuzt. Wenn duden Schneidersitz etwas modifizierenmöchtest, kannst du den sogenanntenangenehmen Sitz, Sukhasana, einnehmen,in dem du die Knie ebenfalls seitlichsinken lässt, die Füße aber voreinanderam Boden ablegst. Achte darauf, dassdeine Sitzhaltung bequem ist und dasskeinerlei Verspannung im Nacken- oderSchulterbereich entsteht. Du sollst dichauf deine innere Praxis konzentrierenkönnen und dich nicht mit Schmerzenplagen.

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Sitzen auf dem Boden

Das Sitzen ohne jegliche Hilfsmitteleignet sich nur für Menschen, die bereitsYoga-Erfahrung haben. Es gibtverschiedene Sitzstellungen, eine davonist der Diamantsitz, Virasana, bzw. derFersensitz. Dieser schafft vor allenDingen eine aufrechte Haltung imOberkörper und ist eine Wohltat fürKnie und Beine. Für geübte Menscheneignen sich natürlich auch der halbeLotossitz bzw. der Lotossitz. Währendbeim halben Lotossitz nur ein Fuß aufdem anderen Oberschenkel abgelegtwird, werden beim vollen Lotossitz

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beide Füße auf den Oberschenkelnabgelegt. Es empfiehlt sich, denLotossitz von einem Yoga-Lehrerüberprüfen zu lassen und ihn keinesfallsauszuführen, wenn Schmerzen in denKnien entstehen.

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Achtzehn Yoga-Siddhi-Übungen

Die folgenden Yoga-Übungen haben sichals besonders wirksam bei derEntwicklung der Siddhis erwiesen. Esempfiehlt sich, sie regelmäßig in derhier angegebenen Folge als eine Serie zuüben.

Übung 1: Belebe deine Marmas

Nimm einen bequemen Sitz ein, in dem

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du mühelos für einige Momente dieWirbelsäule aufrecht halten kannst unddeine Schultern entspannt bleibenkönnen. Leg nun beide Handflächen aufdeine Stirn, sodass die FingerspitzenRichtung Scheitel zeigen. Spüre, wie dieWärme deiner Hände in deinen Kopf undbis zum Dritten Auge im Kopfzentrumdringt. Richte deinen inneren Blick mitgeschlossenen Augen dorthin und lassden Atem ganz ruhig über die Naseweiter fließen. Verweile so für vier bisfünf Atemzüge.

Dann leg deinen rechten Daumen aufdie Stirnmitte und zeichne mit etwasDruck acht Kreise im Uhrzeigersinn auf

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diesen Bereich des Dritten Auges. Nunleg deine linke Handfläche flach auf demNabel ab und beginne im Uhrzeigersinnohne Druck den Bauch auszukreisen.Wiederhole dies achtmal. Löse nun dieHand vom Bauch und leg dieHandflächen am Nacken ab. Spüre auchhier, wie die Wärme deiner Hände inden Hals- und Nackenbereich strahlt undsich das Hals-Chakra entspannt.

Wirkung: In einem Abschnitt derGheranda-Samhita (Kapitel 1.34 –35)heißt es, dass man mit dem rechtenDaumen die Höhlung an der Stirn reibensolle, um den Schleim dort zu lösen und

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somit das Dritte Auge zu öffnen. Dabeiwird der Energiekanal dort gereinigt und»das göttliche Gesicht«, das Hellsehenkommt zum Vorschein. Auch befindetsich an dieser Stelle das Sthapani-Marma, das man als Ort des Seher-Bewusstseins, des Rishi-Bewusstseinsoder der Weitsicht, der Visionbezeichnen könnte. Diese Übung kannman auch täglich nach dem Erwachen,dem Essen und am Ende des Tagesmachen, um das Bewusstsein zuerweitern und die Hellsichtigkeit zuentwickeln.

Das zweite Marma, das mit dieser

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Übung belebt wird, ist das Nabhi-Marma, das energetisch mit demSolarplexus verbunden ist. DieserVitalpunkt auf der Höhe desBauchnabels fördert unsere Intuition unddas Bauchgefühl. Zuletzt wird das Hals-Chakra aktiviert, indem die Hände aufdem Nacken abgelegt werden. Durch dieAktivierung des Nabhi-Marmas sind siebereits mit Prana angefüllt. Dieses Pranakann nun in den Hals fließen, denenergetischen Ort für dieKommunikation mit der Geistigen Welt.

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Übung 2: Die volle Yoga-Atmung

Noch immer im Sitz legst du nun deinerechte Handfläche auf der Brustmitte amBrustbein ab und deine linke Handflächea m Bauch, ungefähr auf Höhe desBauchnabels. Verbinde dich geis tig mitdeinem energetischen Herz und deinemSakral-Chakra und lass das Prana überdeine Hände in den Körperhineinfließen. Nimm dein klopfendesHerz und die sanfte Bewegung desAtems im Bauch wahr. Lass die Luftüber deine Nase in den Bauch und vondort aus nach oben in die Brust fließen.Versuche, während der Ausatmung

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zuerst die Luft aus dem Bauch und erstdann aus dem Brustkorb nach außen zubringen. Das ist die volle Yoga-Atmung.

Nun öffne während der Ausatmungganz sanft die Lippen und lass die Luftmit einem Ha-Laut nach außen strömen.Der Einatem geschieht über die Nase,der Ausatem kraftvoll über den Mund.Anfangs wird es dir vielleichtschwerfallen, den Atem vom Bauch indie Brust zu lenken. Deshalb fokussieredich zu Beginn mehr auf einen tiefen undregelmäßigen Atem.

Wiederhole diese Atemtechnikanfangs bis zu zehnmal und steigere dieAnzahl auf zwanzig Atemzüge, wenn du

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regelmäßig über einen gewissenZeitraum praktiziert hast.

Wirkung: Unsere Hände dienen uns nichtnur dazu, im Alltag tätig zu werden,sondern sind auch unsere sensitivenFühler für die Außenwelt. In dieserÜbung geht es darum, sich selbst inliebevoller Geste zu berühren undKontakt zu sich selbst herzustellen. Diesist unweigerlich nötig, wenn man dieeigene Welt erspüren möchte. Nur wersich selbst fühlt, kann in sich eineVorstellung darüber haben, wie sichjemand anderes oder allgemein Energieanfühlen kann. Der Ha-Atem wirkt auf

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de r energetischen Ebene befreiend fürHals- und Herz-Chakra. Gleichzeitigwerden dabei die Atmungsorganegereinigt. Der Ha-Laut vermagVerspannungen auf der körperlichen undseelischen Ebene wegzutragen und lässtein Gefühl von Freiheit entstehen.

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Übung 3: Shank-Mudra und Ujjayi-Atem

Nun forme mit beiden Händen dasShank-Mudra. Umfasse hierfür denlinken Daumen mit den Fingern deinerrechten Hand. Die Spitze des rechtenDaumens berührt die Fingerkuppe deslinken Mittelfingers. Bringe die Händevor deinen Hals. Spüre dich in deinenAtem hinein und beachte, wie die Luft indich einströmt und wieder ausströmt.Während der Ausatmung, die weiterhinmit dem Ha-Laut verbunden ist, bleibendeine Lippen nun jedoch geschlossen,die Zunge liegt entspannt am Gaumen.Du wirst einen rauschenden Ton im Hals

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vernehmen. Vielleicht kannst du diesesRauschen auch während der Einatmungentstehen lassen. Der Atem hört sich nunwie das Meer an. Dies ist die Ujjayi-Atmung. Denke daran, den Atem nicht zuerzwingen und im Hals- undNackenbereich entspannt zu bleiben. DerAtem fließt, und du wirst bemerken, wiesich ganz automatisch Ein- und Ausatemausdehnen.

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Wirkung: Mudras, die heiligenHandgesten, sind ein Bestandteil sehralter Geheimlehren. Man spricht denMudras enorme Kräfte zu. Oftmals wirdsogar gesagt, dass sie weitaus mehr imEnergiesystem auslösen können alsKörperübungen. Zwar kann man

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natürlich nicht erwarten, dass alleindurch die spezielle Formung der Fingergeheime Kräfte aktiviert werden,dennoch ist es mit innerem Glauben undgeistiger Kraft möglich, Mudraswirkungsvoll werden zu lassen. Das hiergeübte Shank-Mudra wirkt reinigend undklärend auf das Hals-Chakra undverstärkt somit auch die Wirkung derUjjayi-Atmung.

Die beschriebene Atemübung nenntsich auch Drei-Stufen-Atmung. DieAtmung intensiviert sich und die gesamteAtemkapazität kann ausgeschöpftwerden. Atemwahrnehmung undgeistiger Fokus verstärken sich. In

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Verbindung mit dem rauschenden Tonwird die Atmung hörbar und somitgreifbarer. Die Ujjayi-Atemtechnikbewirkt eine innere Erwärmung undspricht den Solarplexus an. Dadurchwird der ganze Organismus wach, derKörper stellt sich auf Aktivität ein. DerSolarplexus ist das wichtigsteEnergiezentrum, wenn es darum geht,sensitive Fähigkeiten zu erwecken.Somit werden in dieser Übung beideHaupt-Chakras für Medialität undSensitivität angesprochen, hinzu kommtdie allgemeine Vitalisierung allerChakras.

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Übung 4: Herzöffnung

Komm nun in den Vierfüßlerstand,indem du deine Hände direkt unter denSchultern absetzt und die Knie hüftbreitgeöffnet unter die Hüften stellst. DeineHandflächen und Finger sind weitgeöffnet und die Fingerspitzen grabensich regelrecht in den Boden. Dies istdie Ausgangsposition für dieHerzöffnung. Streck nun dein linkes Beinauf Höhe des rechten Knies seitlich ausund leg die Fußsohle auf der Erde ab.Die Fußspitzen zeigen nach vorn und derganze Fuß ist gut geerdet. Achte darauf,dass deine rechte Hand direkt unter

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deiner rechten Schulter liegt, löse dielinke Hand vom Boden und bringe denArm über die Seite senkrecht nach obenzum Himmel. Die linke Handfläche istnach links gerichtet. Der Blick sollte,wenn dein Nacken es zulässt, nach obenin Richtung linke Hand gehen, wennnicht, dann schaust du nach links.Versuche jedoch, den Blick ruhig zuhalten, und vermeide es, mit den Augenumherzuwandern.

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Lass deine ganze geistige Energie aneinem Punkt zusammenkommen. Spüre indie Öffnung im Brustbereich hinein undlass den Atem bequem weiterfließen,vielleicht immer noch mit dem

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rauschenden Ujjayi-Ton. Versuchewahrzunehmen, wie es durch dieDrehung in der Körpermitte, derSammelstelle des Prana, in dir wärmerzu werden beginnt und du mehr und mehrin dir und deiner Mitte ankommst.

Nach fünf bis acht Atemzügen kannst du

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die linke Hand sinken lassen und dieSeite wechseln. Versuche die Haltungauf der Gegenseite genauso lange zuhalten, sodass beide Körperseitenausgeglichen sind. Fällt es dir auf einerSeite schwerer, in der Haltung zuverweilen, bleibst du auf dieser einwenig länger in der Position.

Nachdem die Übung auf beidenSeiten ausgeführt wurde, kannst du dichin die Kindhaltung, Balasana, begeben:Öffne die Knie im Vierfüßlerstandungefähr mattenweit und lass dich mitdem Becken auf die Fersen sinken. Lassbeide Arme weit nach vorn gestreckt und

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beide Handflächen auf der Erde. Wennes dir möglich ist, leg deine Stirn amBoden mit ab und lass den Brustkorbtiefer in Richtung Erde sinken.

Wi r kung : Diese Übung fördert dasGefühl für den Körper und die Balance.Die Brustwirbelsäule wird flexibel, esentsteht Weite im Brustkorb. In derKindhaltung am Ende ist zu spüren, wiedas Prana in den Brustbereich aufsteigtund das Herz-Chakra belebt. Denn durchdie Dehnung wird das Nabhi-Marmaaktiviert, das die Sammelstelle für dasPrana ist. Wie bereits beschriebenfördert die Aktivierung von Nabhi die

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Intuition. In dieser Haltung kommt nochhinzu, dass eine Verbindung zwischenBauch und Herz geschaffen wird, sodassjegliches sensitive Empfinden zuerst vonder Herzenergie durchtränkt wird, bevores über das Halszentrum zum Ausdruckkommt. Somit ist sichergestellt, dassnichts, was wir aus dem Bauchgefühlheraus machen, gegen den göttlichen,universellen und heilbringenden Willenverstößt.

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Übung 5: Spiel mit den Winden

Nachdem du einige Atemzüge in derKindhaltung verweilt hast, kannst du nunlangsam wieder in den Vierfüßlerstandkommen und dich von dort zum Stehenaufrichten. Setz deine Füße ungefährschulterbreit auseinander auf den Boden.Dreh die Handflächen nach außen undlass mit der Einatmung die Armegestreckt über die Seiten nach obenschweben, bis sich die Hände überdeinem Kopf treffen. Löse die Hände mitder Ausatmung und lass den Oberkörpernach vorn und unten in Richtung Erdesinken. Die Arme gehen gebeugt mit, die

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Handflächen zeigen nach oben. Am Endeder Ausatmung hängt der Oberkörpermitsamt dem Kopf und den Armen nachunten. Versuche, in dieser Haltung völligloszulassen.

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Mit der Einatmung tauchst du wieder aufund bringst die Arme über die Seitennach oben, die Handflächen treffen sicham Scheitel-Chakra. Mit der Ausatmunglässt du dich wieder nach unten sinken.Achte darauf, dass beim Hochkommendie Knie etwas gebeugt sind und du dichmit gestreckter Wirbelsäule aufrichtest.Vermeide es, den Rücken zu runden.Wiederhole dies achtmal oder je nachEmpfinden bis zu sechzehnmal.

Wirkung: Diese Übung ist wie ein Tanzmit den verschiedenenBewegungsrichtungen des Prana. Eswerden Apana-, Vyana- und Samana-

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Vayu aktiviert, das Prana beginnt sichauszudehnen. Die kraftvolle undbewusste Atmung bewirkt, dass sogardie feinsten Nadis von Pranadurchströmt werden. Alle Chakraswerden belebt und du erfährst Erdungund Öffnung zur gleichen Zeit und imgleichen Ausmaß.

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Übung 6: Der Lotos öffnet sich

Komm zurück in den Stand, die Füße nahzusammen. Um diese Übung rücken- undknieschonender zu gestalten, kannst dumit den Fersen auf einen Yoga-Blocksteigen, während Zehen und Fußballenauf dem Boden bleiben. Nun lass deinBecken mit der Ausatmung nach untensinken, während sich die Knie beugen.Bring gleichzeitig die Hände aufBrusthöhe in das Lotos-Mudra, indem dudie Handwurzeln aneinanderlegst unddie Spitzen der Daumen und der kleinenFinger einander berühren lässt. Dierestlichen Finger sind wie Blütenblätter

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geöffnet und die Hände bilden eine ArtSchale. Mit der Einatmung streckst dudie Beine wieder durch und führst dieHände in das Anjali-Mudra über deinenKopf: Dafür legst du die Handflächenflach aufeinander, während sich dieFinger berühren und die Fingerspitzennach oben zeigen.

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Nun lass den Atem das Tempo dieserÜbungsabfolge vorgeben. Mit demImpuls der einströmenden Luft sinkst dumit dem Becken nach unten und dieHände kommen vor das Herz ins Lotos-Mudra. Während du ausatmest, lässt du

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die Hände zusammenkommen undschiebst sie über deinen Scheitel. DieBeine strecken sich dabei. Wiederholediese Folge je nach Befinden acht- oderbis zu sechzehnmal. Beende die Übung,indem du ganz ruhig zum Stehen kommst,ohne Block, die Füße etwa hüftbreitauseinander. Beuge die Unterarme ineinem rechten Winkel und dreh dieHandflächen nach oben. Spüre, wie sichdeine Hände und dein Körper jetztanfühlen. Spüre das Prana, dieBewegung in deinen inneren Räumen imGeist und im Körper. Lass dir ein wenigZeit dafür.

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Wirkung: Der sich öffnende Lotos, auchUtkatasana genannt, ist eine sehrkraftvolle und energetisierendeKörperhaltung, die direkt auf denSolarplexus einwirkt. Unsere innereSonne wird erweckt, es kommt zu einerangenehmen Erwärmung im Körper. InVerbindung mit dem Atem gewinnt dieseHaltung noch mehr Kraft und das Pranaverteilt sich im ganzen Körper-Geist-Seele-System.

In Verbindung mit den Mudrasbekommt diese Übungsabfolge einedeutlich größere Tiefe. Das Lotos-Mudra ist das Symbol für Versöhnung,Liebe und Schönheit. Genauso wie der

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im Schlamm verwurzelte Lotos vermagunser Herz entgegen aller Widrigkeitenim Leben zu strahlen und aufzublühen.Dieses Mudra verbindet uns mit demenergetischen Herzen und lässt unsereinnere Schönheit zum Vorscheinkommen. Gleichzeitig können in unsereHände dabei auch all die himmlischenGaben sinken, mit denen wir tagtäglichbeschenkt werden, ohne es zu wissen.Wir werden von der Geistigen Weltinspiriert, nur haben wir dies meistvergessen. Voller Dankbarkeit nehmenwir nun diese Gaben an, indem wir dieHände im Anjali-Mudra verschließen

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und über den Kopf führen. Dies ist dieGruß- oder Gebetsgeste, aber auchgleichzeitig das Symbol für das absoluteEins-Sein hinter dem Schleier derDinge, das Eins-Sein der individuellenSeele und Gottes, Atman und Brahman.Diese Erkenntnis durchströmt uns vomScheitel-Chakra ausgehend.

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Übung 7: Demut und Ergebung

Stell nun die Füße hüftbreit auf demBoden auf und richte dich von den Füßenbis zum Scheitel vollkommen in deinerMitte aus. Mach dir zu Beginn deinerYoga-Praxis nicht allzu viele Gedankendarüber, wo deine Mitte ist und wie dusie findest. Allein deine gedanklicheEinstimmung auf »die Mitte« wird dichzentrieren. Achte darauf, dass Fersenund Fußballen geerdet sind.

Nun setz beide Hände an den Hüftenab und sinke mit der Ausatmung undleicht gebeugten Knien mit demOberkörper nach vorn zum Boden hin.

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Lass das Becken nach vorn kippen undzieh gleichzeitig die Sitzbeinknochennach oben und auseinander. Versuchedabei, mit der Bauchdecke ganz nahe andie Oberschenkel zu kommen. Am Endeder Ausatmung löse die Hände von denHüften und fasse die Ellenbogen, sodasssich die Unterarme kreuzen. Lass denKopf mitsamt den Armen nach untensinken und überlass das Gewicht desOberkörpers der Schwerkraft. Die Kniebleiben gebeugt, es sei denn, du bist inder Vorwärtsbeuge schon geübt und hastkeine Mühe dabei, die Beine zustrecken.

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Nun beginne ganz sanft und langsam mitdem Oberkörper hin- undherzuschwenken, ohne jeglichen Druckund Zwang. Lass zu, dass sich deinKörper auf deinen Atem einschwingt,bring ihn durch die Atembewegungen imBauch und Brustraum zum Schwingen

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nach rechts und links. Bleib für vier bissechs Atemzüge so.

Wirkung: Uttanasana, wie dieses Asanaauch heißt, ist eine der effektivstenÜbungen, um den Kopf freizubekommen.Oft kann auch die Vorstellung helfen,dass alle unnötigen Gedanken vom Kopfin die Erde abfließen und der Kopf leerwird. In dieser Haltung ist der Kopfunter dem Herzen. Dies ist eineversteckte Geste dafür, dass wir demHerzen die Kontrolle übergeben, dienormalerweise der Kopf übernimmt.Dies kann sehr befreiend und kühlendauf den Menschen wirken. Den Verstand

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beiseiteschieben und die Gedanken zurRuhe kommen lassen, ist unbedingtnotwendig, um sich auf andere Wesenund die Geistige Welt einzulassen.Gleichzeitig nehmen wir über dieseHaltung eine Beziehung zur Erde auf undverbinden uns mit allen erdgebundenenLebewesen.

Die Vorwärtsbeuge beruhigt zudemden Atem und dehnt die gesamteRückseite des Körpers. DieWirbelsäule, der wichtigste Kanal fürdie Weiterleitung des Prana, streckt sich.Der Prana-Fluss dort wird aktiviert,denn die Energiebahnen liegen entlangder Wirbelsäule: Sushumna in ihrem

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Zentrum, Ida links von der Wirbelsäuleund Pingala rechts davon. Diese Bahnensind dafür verantwortlich, dass dieChakras und Marmas mit Energieversorgt werden.

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Übung 8: Befreiung und Bewegung

Nachdem du für einige Atemzüge in derVorwärtsbeuge verweilt hast, kannst dunun die Knie etwas tiefer beugen, sodassdu beide Handflächen neben denAußenseiten der Füße flach auf demBoden ablegen kannst. Die Fingerspitzensind nach vorn ausgerichtet. Setz nun einKnie nach dem anderen hinter dir ab,bring die Hüften genau darüber und dieHandgelenke direkt unter die Schultern –du kommst also wieder in denVierfüßlerstand. Achte darauf, dass dieHandteller weit offen und die Fingergespreizt sind. Schiebe Finger und

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Fingerspitzen fest gegen den Boden undbelaste vor allem Daumen undZeigefinger. Stell nun mit dem Einatmendie Fußspitzen auf und zieh dieSitzbeinknochen in Richtung Himmel;der Bauch lässt sich nach untenaushängen, die Schulterblätter wandernzueinander, während das Brustbein sichnach vorn öffnet. Leg den Kopf ganzleicht in den Nacken, ohne diesen zuverkrampfen. Nun atme in dieserStellung über den Mund mit einem Ha-Laut aus.

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Atme ein, leg die Fußrücken ab, lass dasBecken zurückkippen und dieWirbelsäule ganz rund werden. DerKopf hängt völlig entspannt zwischenden Armen nach unten.

Stelle mit der Ausatmung die

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Fußspitzen wieder auf und komm in dieGegenhaltung. Du kannst dabei gern denBlick mit offenen Augen nach obenzwischen die Augenbrauen richten.

Wiederhole diese fließendeÜbungsfolge acht- bis zehnmal, bevor duin die Kindhaltung kommst, wie du siebereits zur Entspannung nach Übung 4eingenommen hast.

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Wirkung: Diese Übungsfolge wirkt aufzahlreichen energetischen Ebenen undkann allein praktiziert schon zuVeränderungen im Körper-Geist-Seele-System führen. Durch den Ha-Laut unddie kraftvolle Ausatmung wird das

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Udana-Vayu aktiviert, das Kreativitätund Ausdruckskraft fördert. Da dasUdana-Vayu energetisch mit dem Hals-Chakra verbunden ist, wird hier auchdas Medialitätszentrum angesprochen.Zugleich wird mit dem Ausatmen derBereich des Beckenbodens gedehnt undgeöffnet, was dazu führt, dass dieBeckenbodenmuskeln in derGegenbewegung besser kontrahierenkönnen. Das Wurzel-Chakra in diesemBereich wird stimuliert. Richtet man beider Einatembewegung den Blick nachoben zwischen die Augenbrauen, wirdauch das Dritte Auge, das Ajna-Chakra,geklärt.

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Während der Ausatmung werdendurch die Rundung in der Wirbelsäuledie Chakras im Bauchbereich stimuliertund die sammelnde Energie (samana)wird wie ein Feuer entfacht. Wie wirbereits gesehen haben, gewinnt dieYogini oder der Yogi durch dieBeherrschung des sogenanntenaufsteigenden Atems (udana) die Kraft,sich von »Wasser, Schlamm undDornen« zu lösen und zu schweben, unddurch die Beherrschung des Atems zurMitte hin eine intensive Ausstrahlungdes inneren Lichts nach außen. Wenn inPatanjalis Sutras (3.39 und 3.40) vonDorn und Schlamm die Rede ist, können

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wir davon ausgehen, dass diessymbolisch gemeint ist. Es könnenpersönliche Gewohnheiten oder innereMuster angesprochen sein, die uns daranhindern, über unsere scheinhafte Welthinauszublicken. Durch die bewussteArbeit mit dem Samana-Vayu beginntder Mensch zu strahlen. Man kann sagen,dass es im Solarplexus eine ArtReservoir für eine Aura- oderVitalenergie geben muss, die durch dieÜbung erweckt werden kann.

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Übung 9: Frieden – Om

Für die bereits praktizierte Kindshaltungöffne wieder ungefähr mattenweit dieKnie und lass die Fußrücken auf demBoden aufliegen. Die großen Zehenberühren sich. Die Arme sind gestrecktund die Handflächen liegen etwaschulterbreit geöffnet flach auf der Erde.Lass die Unterarme nun auch auf denBoden sinken, sodass der gesamte obereRücken und die Schultern sichentspannen. Versuche, das Becken völligloszulassen, das Gewicht sinkt auf dieFersen. Der Atem beginnt nun von ganzallein, in den Rücken zu fließen. Bleib

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für einige Atemzüge so, während duinnerlich mit jedem Ausatmen die SilbeOm sprichst.

Wenn du Mühe haben solltest, dasGesäß auf den Fersen und die Stirn aufdem Boden zu halten, kannst du dirunterhalb der Stirn einen Block legen.So wird es dir leichter fallen, Kopf undBecken der Erde zu übergeben.

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Wirkung: Die Kindshaltung soll nicht nurals Ruhepause dienen, in der der Körpersich für einen Moment entspannt. Es gehtvor allem darum, sich selbst den innerenRaum und die Möglichkeiteinzugestehen, sich den Dingen, so wiesie sind, zu ergeben und sie anzunehmen.

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Diese Haltung ist eine Geste dafür, dassman mit dem Strom des Prana, mit demLeben mitfließt und allmählich eininneres Wissen darüber erlangt, wie sichdie Dinge zukünftig verhalten könnten.Anstatt sich gegen das Spiel der Maya zuwehren und zu sträuben, spielt man mitihr mit, jedoch immer mit dem inneren(Hell-)Wissen und der Gewissheit, dasswir von Schein und Illusion umzingeltsind, solange wir uns nur auf diegewöhnlichen Sinne verlassen. Es gibtjedoch auch die Welt des Geistigen unddes Feinstofflichen. Würden wir sieleugnen, wäre es fast so, als würden wirleugnen, dass wir atmen. Denn genauso

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wie der Atem sind auch die GeistigeWelt und das Feinstoffliche mit dengewöhnlichen Sinnen nicht zu erfassen.Man kann sie fühlen und erspüren, vorallem in Momenten, in denen wirinnerlich still werden; genau dannerleben wir auch den Atem. Noch etwasist der Geistigen Welt und dem Atemgemein: Beide sind auf ihre Art undWeise ein Mysterium für uns.

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Übung 10: Erweckung

Komm nun langsam nach oben in denVierfüßlerstand zurück und leg deineHände ungefähr zehn Zentimeter weitervorn ab. Schieb dein Becken mit nachvorn, sodass die Hüfte nun ein Stück vorden Knien ist. Die Schultern sind überden Handgelenken. Nun beuge die Armeeng am Körper nach hinten an und legden Brustkorb zwischen den Händen unddem Bauch auf dem Boden ab. DeineHände liegen jetzt ganz eng links undrechts am Brustkorb. Achte darauf, dassdie Ellenbogen nach hinten gerichtet sindund zieh die Schulterblätter etwas

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zueinander. Deine Fußrücken sindhüftbreit geöffnet und habenBodenkontakt.

Mit der Einatmung wölbt sich derOberkörper nach oben, während derKopf ganz leicht in den Nacken geht.Dies ist die Kobrahaltung,Bhujangasana. Mit der Ausatmung legstdu den Brustkorb wieder ab und lässtdie Stirn den Boden vor dir berühren.Beachte, dass die Beine angespannt unddie Füße auf der Erde bleiben. Mit dernächsten Einatmung stellst du hinter dirdie Fußspitzen auf und schiebst dich mitder Kraft der Hände, der Arme und desBauches nach oben auf die Knie und von

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dort weiter zurück auf die Fersen. Nunliegen deine Fußrücken am Boden unddas Gesäß sinkt nach unten, die Armestrecken sich weit nach vorn: Du bistwieder in der Kindshaltungangekommen.

Mit dem nächsten Einatemimpuls gehstdu erneut in den Vierfüßlerstand und

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machst die gleiche Übungsfolge wiebeschrieben nochmals. Ganz wichtig istes dabei, dass du mit dem Atem arbeitestund dir aus ihm den Impuls für dienächste Bewegung holst. Wenn du nocham Anfang deiner Praxis stehst, wird esdir vielleicht schwerfallen, Atem undBewegung zu koordinieren. Mit etwasÜbung wirst du es jedoch in Kürzeschaffen, dass du ein Gefühl für dasPrana im Körper erhältst und über denAtem mit ihm arbeiten kannst.

Wirkung: Diese Abfolge von Asanasspricht Körper, Geist und Seele in

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gleichem Maße an. Auf körperlicherEbene wird der Brustmuskel zugleichgedehnt und gestärkt. Außerdem brauchtes die Kraft in der Mitte und in denArmen, um vom Boden wieder nachoben in den Vierfüßlerstandzurückkommen zu können. DieseAbfolge verbindet uns mit der innerenGeste des Mutes und des Vertrauens aufdie innere Kraft. Manchmal braucht esblindes Vertrauen auf das Wirken desgöttlichen Prinzips im eigenen Inneren,um den spirituellen Weg gehen und sichselbst begegnen zu können.

Energetisch betrachtet werdenWurzel- und Herz-Chakra am meisten

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aktiviert, zwischen diesen beiden wirdeine Verbindung aufgebaut. Die Kobralässt uns ein Gefühl von Freiheit imHerz erfühlen, während Balasana, dieKindshaltung, uns mit den Wurzeln undMutter Erde verbindet. Es braucht immerbeide Pole, um mit inneren Kräften desGöttlichen, die durch Yogahervorgerufen werden können, bewusstumgehen zu können. Wenn wir einenWeg des Kopfes oder der Gier undHabsucht gehen, Ersteres ein unerlöstesThema des Stirn-, das andere eines desWurzel-Chakras, werden wir niemalsunserem Herzen näherkommen undwahre Erfüllung erfahren. Im Herzen

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liegt unsere göttliche Essenz verborgen.Genau dorthin sollte unser spirituellerWeg uns führen.

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Übung 11: Ida-Pingala-Atem

Nun leg dich mit der gesamtenVorderseite deines Körpers auf demBoden ab und streck beide Arme nachvorn aus. Leg die Handflächenaufeinander, sodass die Außenkantendeiner Hände den Boden berühren unddie Handrücken nach links und rechtsgerichtet sind. Kreuze die Daumenübereinander oder leg sie aneinanderund bring die Stirn zwischen den Armenauf den Boden. Ergib dich für einenMoment ganz der Schwerkraft und lassbewusst den Atem durch den Körperhindurchfließen. Spüre dabei, wie sich

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der Rücken nach oben wölbt und deinKörper sich sanft im Rhythmus desAtems bewegt. Gib diesem Gefühl nochetwas mehr nach und bewege deinBecken mit minimalen Bewegungen hinund her.

Nun konzentriere dich beim Einatmenauf das rechte Nasenloch und stell dirvor, dass die eingeatmete Luft in Formeines Lichtstrahls über das rechteNasenloch durch deine Nase hindurch,die Mitte deines Kopfes berührend,rechts neben deiner Halswirbelsäule undrechts an der gesamten Wirbelsäuleentlang zum Steißbein fließt. Mit derAusatmung richte deinen geistigen Fokus

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darauf, dass der eingeatmete Lichtstrahlvom Steißbein aus links neben deinerWirbelsäule entlang nach oben, linksneben der Halswirbelsäule entlang undwieder das Kopfzentrum berührend überdas linke Nasenloch nach außen gelangt.Wiederhole diesen Atemzyklus etwavier- bis achtmal. Eventuell werden sichmit der Zeit natürliche Atempausen(nach der Ein- bzw. der Ausatmung)einstellen. Dies ist völlig normal undsollte dich nicht beunruhigen. Beachteaber unbedingt, dass diese Atempausennicht gezwungenermaßen entstehen,sondern spontan auftreten.

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Wi r k u n g : Die Nadis bilden einenergetisches Netzwerk imfeinstofflichen Körper und versorgen ihnmit der nötigen Energie. Es gibt dreiHaupt-Nadis, von denen zwei in dieserÜbung geöffnet und gesäubert werden.Pingala-Nadi entspringt dem Wurzel-Chakra, läuft rechts neben derWirbelsäule vorbei zum rechtenNasenloch. Hier herrschen dieSonnenenergie und die männliche Kraft.Ida-Nadi hingegen verläuft links neben

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der Wirbelsäule und mündet in das linkeNasenloch. Dieses Nadi ist verbundenmit der Mondenergie und schöpft seineKraft aus dem weiblichen Aspekt.Hellsichtig betrachtet berühren sichdiese beiden Nadis in der Mitte desKopfinneren, dort, wo die Zirbeldrüseliegt. Dieses Pranayama bewirkt nichtnur eine Harmonisierung der Prana-Ströme in den Nadis, sondern versorgtauch unser Drittes Auge mit frischemPrana.

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Übung 12: Verbindung zum Wasser

Nun bring wieder Bewusstsein in deinengesamten Körper, lass den geistigenFokus von den Zehen bis zum Scheitelhin fließen. Heb die Beine und Füßevom Boden ab, sodass sie über der Erdeschweben. Schieb dabei dein Schambeinnach unten und löse beim nächstenEinatmen auch den Oberkörper und dieArme vom Boden. Lass die Armeseitlich in einem Halbkreis neben denKörper gehen, während du ausatmest.Nun bring mit der Einatmung, währendBeine und Brustbereich immer noch vomBoden gelöst sind, die Arme wieder

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nach vorn und mit der Ausatmung nebendeinen Körper. Stell dir vor, duschwimmst, nur dass es nicht Wasser ist,was dich umgibt, sondern das Prana,durch das sich deine Arme bewegen.Vielleicht schließt du auch deine Augenund lässt die Arme nun genau dieBewegungen machen, die sich für dichgut und im Fluss anfühlen. Lass dich mitdem Strom des Prana fließen und spüre,wie deine Mitte den Boden berührt, wiedu dich von dort aus ausbalancierst undim Rhythmus des Prana atmest. Bleib solange in diesem Fluss, wie es sich fürdich gut anfühlt.

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W i r k u n g : Hier lassen wir daseingeatmete Prana sich in allen Nadisdes Körpers verteilen und verbinden unsin tieferen Ebenen des Seins mit derEnergie des Kosmos. Das Samana- und

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das Vyana-Vayu sind die Prana-Ströme,die dabei aktiviert werden. Man erfährtauf der geistigen Ebene ein Gefühl derVerbundenheit mit allem, was einenumgibt, und gleichzeitig das Gefühl fürdie Mitte.

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Übung 13: Beleben und loslassen

Komm über die Seite auf den Rückenund bring deine Arme neben den Körper.Atme tief durch die Nase ein, halte denAtem für einen Moment an und lösewährenddessen Kopf, Schultern, Arme,Beine und Füße vom Boden, sodass indeiner Mitte Spannung entsteht. Spüredie Kraft im ganzen Körper und richtedeinen Fokus auf die Körpermitte. DerAtem wird dabei weiterhin gehalten unddas Kinn Richtung Brustbein angezogen.Zieh auch die Schultern etwas nach vorn,sodass der Brustbereich enger wird.

Nun lass mit dem Ausatmen völlig

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los, sodass alle Körperteile, die denBoden verlassen hatten, wieder RichtungErde sinken. Wenn es sich für dichstimmig und gut anfühlt, kannst du dabeiauch über den Mund ausatmen. Versuchemit dem nächsten Ausatem den ganzenKörper loszulassen und bemerke dabei,wie du, je mehr du loslässt, umso tieferatmen und dich mit frischem Pranaanfüllen kannst. Wiederhole dieseÜbungsabfolge vier- bis achtmal odervielleicht öfters, wenn es sich gut fürdich anfühlt. Danach solltest du dirunbedingt Zeit geben nachzuspüren, vorallem in die Bereiche deines Halses unddes Bauchs.

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Wirkung: Samana-Vayu ist, wie bereitsbeschrieben, mit dem Solarplexusverbunden, dem Energiezentrum, überdas wir unsere Sensitivität aktivierenund stärken können. Diese Übung bringtgenau in dieses Zentrum die Kraft hineinund lässt das Prana dort stärker fließen.Gleichzeitig lernen wir hier auch dasLoslassen. Der Mensch des Westensbeherrscht das Anspannen undAktivieren viel besser als das

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Loslassen. Dabei liegt in der Fähigkeit,Dinge loslassen zu können, der Weg zuminneren Potenzial verborgen. Loslassensetzt auch inneres Vertrauen in dasGöttliche in einem selbst voraus.Überprüfe also vor allem bei dieserÜbung, ob du wirklich loslässt unddeinen Körper in den Boden sinken lässtoder ob es Stellen in deinem Körpergibt, wo du festzuhalten versuchst.

Neben dem Solarplexus wird hierauch das Hals-Chakra aktiviert, dennwir erzeugen eine gewisse Enge imHalsbereich, indem wir das Kinn nachunten zum Brustbein ziehen. Dadurchkann frisches Prana an diese Stelle

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fließen, sobald wir die Enge mit demAusatem wieder auflösen.

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Übung 14: Hingabe

Beuge deine Knie und stell die Füßehüftbreit geöffnet auf, sodass die Kniesich hüftbreit über den Fersen befinden.Streck beide Arme auf Höhe derSchultern auf dem Boden aus und lassdie Handflächen nach unten zeigen. Hebeganz leicht das Becken vom Boden wegund lass mit der Ausatmung die Beinezur rechten Seite sinken, während sichder Kopf etwas nach links dreht.Verweile in dieser Haltung für vier bisacht Atemzüge und halte deinen Fokusdarauf, die Schultern auf der Erde zulassen und weder im Hals noch im

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Nackenbereich zu verkrampfen. Duspürst eine angenehme Rotation in derWirbelsäule. Beobachte deinen Atemund lass mit jeder Ausatmung die Knieund die Schultern mehr Richtung Erdesinken.

Nun wechsle die Seite, indem duzuerst die Füße und Knie wieder in dieMitte zurückbringst und für einen kurzenMoment den Rücken auf dem Bodenspürst. Dann lass die Beine nach linkssinken und dreh den Kopf zur rechtenSeite. Genieße wiederum für vier bisacht Atemzüge die Haltung und lass mitdeiner inneren Vorstellung den Atemdurch die Wirbelsäule fließen. Zum

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Schluss kommst du wieder in dieAusgangsposition zurück und stellst dieFüße hinter dem Becken auf. Spüre füreinen Moment nach.

Wirkung: Auch diese Übung aktiviert dasHalszentrum und den Solarplexus undbringt das Prana dort zum Glühen. In derTat ist es so, dass durch diese Übung

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das Feuer dort entfacht wird. Da beidewichtige Chakras für die Medialität undSensitivität sind, kann ihreAusgeglichenheit die sensitiven undmedialen Fähigkeiten fördern. Nur solltedabei bedacht werden, dass dasHerzzentrum auch eine wichtigeFunktion hat: Als unser mit allemverwobenes energetisches Herzverbindet es uns in all unserem Tun undSagen mit dem Göttlichem und somit mitjedem anderen Lebewesen. Also achtedarauf, dass du in dieser gedrehtenHaltung den Brustbereich nicht einengst,sondern dort ein Gefühl von Öffnung und

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Freiheit erzeugst.

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Übung 15: Fühle dein Selbst

Stell die Füße, während du noch immerin der Rückenlage bist, ungefährmattenweit auseinander und lass dieKnie in der Mitte zusammensinken. Legbeide Hände auf dem Bauch ab, undzwar so, dass Daumen und Zeigefingereine Art Viereck um den Bauchnabelherum bilden und sich ihre Spitzenberühren. Nun lass deine Schulternvollständig in den Boden sinken undbeginne mit einer tiefen, aber dabei sehrruhigen Bauchatmung. Spüre, wie sichmit der Einatmung die Fingervoneinander entfernen und wie sie sich

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mit der Ausatmung einander wiederannähern. Nimm wahr, wie der Bauchsich im Rhythmus deines Atems bewegt.Lass zu, dass dein Atem dich immertiefer sinken lässt und du immer mehrGewicht an den Boden abgibst.

Wirkung: Hier nehmen wir Verbindungauf zu allen unbewussten und bewusstenGefühlen, Emotionen und Empfindungen,die im Sakral-Chakra abgespeichertwurden. Durch die bewussteBauchatmung kommen diese Dinge aufeine sanfte Art und Weise zumVorschein, sie werden durch den Atemdirekt verarbeitet. Der Ausatem wirkt

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dabei befreiend und lässt uns vergangeneErlebnisse ins Universum entlassen. Oftsind es ganz alte Dinge, die wir in unsabgespeichert haben und unnötigerweisemit uns schleppen. Dies verschleiertnicht nur unsere sensitive und medialeWahrnehmung, sondern lässt uns mit derZeit dumpf und ausgelaugt aussehen.Diese Übung ist nicht zuletzt auch einehervorragende Vorbereitung für die imFolgenden beschriebene Meditation.

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Übung 16: Anblick der Siddhas

Nimm eine bequeme Sitzhaltung ein, inder du für die nächsten zehn bis zwanzigMinuten aufrecht sowie innerlich undäußerlich still verharren kannst. Es istwichtig, dass die Wirbelsäuleaufgerichtet ist und du keinerleiSpannung in den Beinen oder Hüftenempfindest. Genauere Beschreibungeneinzelner Sitzvarianten findest du imKapitel »Die Sitzhaltung«.

Lass deine Augen auf einem Punktschräg vor dir auf der Erde ruhen. Lassdeinen Blick so fixiert und konzentriertsein, als würdest du dich mit den Augen

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in den Boden hineinbohren wollen.Wahlweise kannst du den Blick auch aufein Kerzenlicht richten. Versuche garnicht oder so wenig wie möglich zublinzeln. Nach einiger Zeit werden deineAugen müde werden. Wenn du diesenImpuls spürst, kannst du die Augenzugehen lassen und nun vor deineminneren Auge in der Mitte deiner Brustein hell strahlendes Licht aufscheinenlassen. In deiner Vorstellung kann diesein funkelnder Stern oder eine kleineglühende Sonne sein, die sich in deinerBrustmitte befindet. Behalte deinengeistigen Fokus dort und versuche, alldeine Gedankenkraft dafür einzusetzen,

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dieses Licht zu erblicken. Verweile füreinige Augenblicke mit deinem Fokusdort.

Nach einer gewissen Zeit wirst dubemerken, dass das Licht wie von selbstbeginnt, zu vibrieren und sich aufwärtszu bewegen. Verfolge mit deineminneren Auge das Licht, wie es durchdeinen Hals hindurchwandert, in deinenKopf steigt und genau die Mittellinie indeinem Kopfzentrum passiert, bis es amhöchsten Punkt deines Scheitels zumStehen kommt. Nun lass dort all diegedankliche Energie zusammenkommen.Tu dies mit so viel Kraft und inneremWillen, bis das Licht beginnt, heller und

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weiter zu strahlen. Das Licht wächstüber den Scheitel hinaus in alleDimensionen hinein. Nun sind deinganzer Kopf und der Raum um denunmittelbaren Kopfbereich herum vonLicht durchflutet. Du kannst das Lichtsich so weit ausdehnen lassen, wie dumöchtest. Lass dir dafür Zeit undversuche deinen ganzen physischenKörper vom Licht erfassen zu lassen.Auch der Raum um dich herum isterhellt. Vielleicht empfindest du einsanftes Kribbeln und Vibrieren amKörper und in der Luft um dich herum.Verweile in deinem Licht so lange, wie

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es sich für dich gut anfühlt. Es werdensich nach einer gewissen Zeit und Übungvor deinem inneren Auge Bilder vonGeistführern und Meistern ergeben.Möchtest du das nicht, kannst du dies imGeiste, bevor du in die Meditation gehst,aussprechen. Vielleicht hast du aberschon Bekanntschaft mit dem einen oderanderen geistigen Wesen gemacht. Diesekannst du, bevor du in die Meditationgehst, anrufen und einladen, mit dir zumeditieren. Es können zudem innereKlänge, Bilder und Botschaftenauftreten, dies muss aber nicht sein.Oftmals braucht es eine Zeit desgeduldigen und selbstlosen Übens, bis

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sich konkrete Erscheinungen ergeben.

Wi rkung: In Anlehnung an PatanjalisWerk (3.32: Durch den Fokus auf dasLicht am Scheitelpunkt des Kopfeserblickt man vollendete Meister.) solldiese Meditation die spirituelleVerbindung zur Geistigen Weltherstellen und fördern. Wir bauen dasLicht zuerst am Herz-Chakra auf, umsicherzustellen, dass wir mit demHerzen verbunden bleiben. Während dasLicht aufsteigt, werden das Hals- unddas Stirn-Chakra berührt, sie erfahrensomit eine Schwingungserhöhung. Dennallein der Gedanke an Licht erzeugt eine

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erhöhte Schwingung. Letztendlich kommtdas Licht am höchsten Punkt des Kopfesan. Am Scheitelpunkt liegt das siebteChakra, die Verbindungsstelle zurspirituellen Welt, über die manVerbindung zu den AufgestiegenenMeistern, aber auch zu den eigenenGeistführern aufnehmen kann. Siddhaswerden vor allem Meister des Yogagenannt, die ihre innere Praxis, dasSamyana, völlig gemeistert haben undvollkommener Siddhis habhaft gewordensind. Meiner Meinung nach kann dasWort sehr weit gefasst werden und mirscheinen auch heilige Menschen, die

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vielleicht nie etwas mit demtraditionellen Yoga zu tun hatten,Yoginis oder Yogis zu sein. Dasbedeutet, dass es keineswegs sein muss,dass man indische Sadhus oder Guruserblickt, sondern es könnenverschiedenste geistige Wesen sein, diein unterschiedlichsten Kultureninkarniert waren.

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Übung 17: Sitting in the Power – Sitzen mit und für die Geistige Welt

Nun löse dich von jeglichen innerenBildern und komm mit deinem Fokuszum Atem zurück. Spüre die Luft, dieüber deine Nase ein- und ausströmt, undlass deinen Geist mehr und mehr insHier und Jetzt zurückkommen.

Leg deine geistige Intention nundarauf, dich mit deinem Geistführer zuverbinden. Du wirst in wenigenAugenblicken einen Zug am Hinterkopfoder vielleicht einen Druck im Brust-oder Halsbereich spüren. DieseEmpfindung kann bei jedem individuell

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unterschiedlich sein, sie ist ein Zeichendafür, dass du dich mit der GeistigenWelt verbindest. Sobald du dieVerbindung spürst, kannst du geistig vondieser Empfindung ablassen und nuneinfach alles in dich hineinfließenlassen, was aus der Geistigen Weltkommt. Das können heilendeSchwingungen, Informationen, Bilder,Klänge, aber auch physikalischePhänomene sein. Beispielsweise kann esvorkommen, dass deine Hand bewegtwird oder sich die Temperatur im Raumverändert oder Geräusche entstehen.Denke daran, es gibt nichts zubefürchten. Die Geistige Welt würde nie

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etwas tun, was dir Schaden zufügenkönnte. Oftmals sind diese Phänomeneein Zeichen dafür, dass eine ArtAnpassung, ein Attunement zwischen dirund der Geistigen Welt stattfindet. Lasses geschehen und genieße es, so lange dumöchtest, in der Kraft zu sitzen unddeine Beziehung zu deinen geistigenFreunden zu intensivieren.

Wirkung: »Sitting in the power« ist eineder schönsten Methoden, um sich mit derGeistigen Welt zu verbinden und von ihrBotschaften oder Heilung zu empfangen.Die Geistige Welt wartet ungeduldigdarauf, dass Menschen sich öffnen und

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sie mit ihnen in Kontakt treten kann.Auch wenn viele Bewohner derGeistigen Welt Verstorbene sind, gehtihre spirituelle Entwicklung weiter, unddas Hand in Hand mit unserer.

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Übung 18: Atmen mit der Erde

Löse nun deine Sitzhaltung auf und legdich auf den Bauch. Bring ein Ohr aufden Boden, während deine Arme etwasabgespreizt vom Körper auf der Erdeliegen. Deine Handflächen sind zumHimmel gerichtet und die Ellenbogen zuden Seiten hin leicht gebeugt. Nunbeginne in den Bauch zu atmen undspüre, wie sich mit der Einatmung derRücken nach oben wölbt und du mit derAusatmung tiefer in Richtung Erdesinkst. Es fühlt sich so an, als würde dieErde mit dir mitatmen. Bei jedemEinatmen zieht sich der Boden zurück,

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und es ist, als würde eine Muldeentstehen. Bei jedem Ausatmen ist es,als würde sich die Erde nach obenwölben und dich stützen, um es diretwas mehr zu ermöglichen, dich ganzder Schwerkraft zu übergeben. Spüre mitjedem Einatmen etwas mehr den Bodenunter deinem Körper und gib mit jedemAusatmen etwas mehr von all dem ab,was sich in dir gestaut oder angesammelthaben mag.

Wirkung: Diese Atemtechnik verbindetdich wieder mit der Erde und lässt in direin Gefühl des Angekommen- undAufgehobenseins entstehen. In der

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Bauchlage ist unser Rücken frei und demHimmel zugewandt. Die Rücken-Marmas, die eigentlich dem Schutz undder Abschirmung nach außen dienen,sind nun offen und frei und können durchdie tiefe Atmung mit Prana versorgtwerden.

Diese Übung bildet den Abschlussder achtzehn Übungen und bringt Erdungin Körper und Geist. Nimm dir für dieseletzte Haltung so viel Zeit, wie du magst,und leg dich danach auf den Rücken indie vielleicht wichtigste Yoga-Haltungüberhaupt: Shavasana, den »totenMann«. Nun gilt es, alles loszulassen,den Körper, den Atem, die Gedanken,

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Wünsche, alles Erfahrene undUnerfahrene. Als hätte jegliches Lebenden Körper verlassen, übst du in dieserHaltung, völlig leer und still zu werden.Shavasana ist eine Kunst für sich, und eskann viel Zeit beanspruchen, bis mandiese augenscheinlich sehr einfache,aber im Grunde sehr komplexe Haltunggemeistert hat.

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Kurzprogramm zurEntwicklung

von Hellfühligkeit

Diese kurze Übungsreihe für dieHellfühligkeit ist dazu gedacht,ergänzend zum vollen Programmpraktiziert zu werden. Sie kann auch alsErsatz für das volle Programm geübtwerden, wenn du mal in Zeitnot bist.Beachte jedoch, dass sich die volleWirkung des Siddhi-Yoga dann entfaltet,wenn das komplette Programm derachtzehn Übungen regelmäßig praktiziert

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wird. Dabei ist es dir überlassen, ob dutäglich oder nur zwei- oder dreimal proWoche übst. Je mehr Willen du in deinYoga investierst, desto schneller wirstdu klare Ziele erreichen.

Ich möchte zugleich betonen, dassauch das Kurzprogramm nicht garantiert,dass sich die Hellfühligkeit mit einemMal einstellt. Auf dem Weg des Yoga,vor allem des Siddhi-Yoga, braucht esselbstlose und regelmäßige Übung. Lassdie Übungen durch dich geschehen, lassdie Wirkungen des Yoga Körper, Geistund Seele durchtränken und lassgeschehen, was geschehen soll.

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Übung 1: Belebe deine Marmas

Komm in einen hüftbreit geöffnetenStand und leg beide Handflächenungefähr drei Finger breit oberhalb desBauchnabels am Körper ab, auf deinenSolarplexus. Nun beginne, in kreisendenBewegungen im Uhrzeigersinn dieseStelle zu massieren. Achte dabei darauf,dass keinerlei Spannung in den Schulternentsteht und deine Füße fest mit der Erdeverbunden bleiben. Wiederhole dieseKreise achtmal und wähle ganzindividuell die Stärke des Drucks, mitder du diese Körperstelle aktivierst.Nach den Kreisbewegungen lässt du

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deine Hände kurz an dieser Stelle ruhen.Spüre deinen Atem und löse mit derAusatmung die Hände vom Körper,indem du sie nach vorn hin vom Körperwegziehst.

Nun leg deine Hände ungefähr dreiFinger breit unterhalb des Bauchnabelsab und massiere auch diese Stelle mitkreisenden Bewegungen etwa achtmal.Beende die Massage, indem du dieHände nach vorn löst und die Armeneben dem Körper Richtung Erde sinkenlässt. Schließe, wenn du möchtest, deineAugen und spüre, wie sich deineUmgebung und du selbst jetzt anfühlen.

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Wirkung: Einer der wichtigsten Aspekte,wenn es um die Hellfühligkeit geht, istdie Entwicklung des Gefühls zu sichselbst. Dieses kann durch bewusstenKontakt zum eigenen Körper gestärktwerden. Indem wir in dieser Übung unsselbst auf eine bewusste undeinfühlsame Art und Weise berühren,nähern wir uns uns selbst und könnenschon allein dadurch innere Blockadenin Bezug auf das sensitive Einfühlen indas eigene Selbst und in andere heilenund aufheben. Jeder von uns hat im Laufeseines Lebens emotionalen Stress undTrauer empfunden, und diese Dingekönnen uns im Hellfühlen energetisch

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hemmen. Dadurch verlernen wir es, unsselbst und auch unsere Umwelt zuspüren. Durch die kreisende Massagewerden der Solarplexus, das wichtigsteSensitivitäts-Chakra, und das Nabhi-Marma aktiviert, das mit der Intuitionverbunden ist.

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Übung 2: Erwecke die Sonne

Bleib weiterhin in einem aufrechtenStand und führe die Fingerspitzen beiderHände vor dem Solarplexus zusammen,ohne dass sich die Handflächen dabeiberühren. Spüre in deinen Atem hineinund stell dir vor, wie während deinerEinatmung das frische Prana über dieNase durch den Kopf in die Arme undHände fließt und sich die Hände seitlichvoneinander wegbewegen. Lass imAusatmen das Prana über deine Füße indie Erde abfließen, während sich dieHände wieder zueinander bewegen.Nimm die Atembewegung und die

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Bewegung des Prana in dir wahr. Übe sofür acht bis sechzehn Atemzüge, dasPrana durch dich hindurchfließen zulassen.

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Wirkung: Diese Übung schafft nicht nurein tieferes Atembewusstsein, sondern

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lässt auch eine Erfahrung des Prana imKörper entstehen. Das Samana-Vayu, dieArt von Prana, die mit der Mitteverbunden ist, wird aktiviert. Diesfördert gleichzeitig die Hellfühligkeit.Auch erhält man durch die Ausatmungüber die Füße Erdung, die unbedingtnötig ist, um die eigenen übersinnlichenFähigkeiten zu stärken.

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Übung 3: Hingabe und Demut

Stell nun die Füße hüftbreit auf undrichte dich von den Füßen bis zumScheitel vollkommen in deiner Mitteaus. Achte darauf, dass Fersen undFußballen geerdet sind. Nun setz beideHände an den Hüften ab und sinke mitder Ausatmung und leicht gebeugtenKnien mit dem Oberkörper nach vornRichtung Erde. Lass das Becken nachvorn kippen und zieh gleichzeitig dieSitzbeinknochen nach oben undauseinander. Versuche, die Bauchdeckeganz nahe an die Oberschenkel zubringen. Löse am Ende der Ausatmung

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die Hände von den Hüften und stell dieFingerspitzen neben den Außenseitendeiner Füße auf dem Boden auf. Achtedabei darauf, dass die Schultern so weitwie möglich von den Ohren weg sindund die Schulterblätter tendenziell etwaszueinander ziehen. So wird es dirmöglich, den Brustbereich frei und offenund den Nacken entspannt zu halten. Lassden Kopf komplett los und spüre, wied e r Atem in den Rücken und dieRückseite der Beine zu fließen beginnt.Bleib für etwa vier Atemzüge in dieserHaltung.

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Wirkung: Uttanasana, wie dieses Asanaauch heißt, ist eine der effektivstenÜbungen, um den Kopf freizubekommen.Oft kann auch die Vorstellung helfen,dass alle unnötigen Gedanken vom Kopfin die Erde abfließen und der Kopf leer

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wird. In dieser Haltung ist der Kopfunter dem Herzen. Dies ist eineversteckte Geste dafür, dass wir demHerzen die Kontrolle übergeben, dienormalerweise der Kopf übernimmt.Dies kann sehr befreiend und kühlendauf den Menschen wirken. Den Verstandbeiseiteschieben und die Gedanken zurRuhe kommen lassen, ist unbedingtnotwendig, um sich auf andere Wesenund die Geistige Welt einzulassen.Gleichzeitig nehmen wir über dieseHaltung eine Beziehung zur Erde auf undverbinden uns mit allen erdgebundenenLebewesen.

Die Vorwärtsbeuge beruhigt zudem

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den Atem und dehnt die gesamteRückseite des Körpers. DieWirbelsäule, der wichtigste Kanal fürdie Weiterleitung des Prana, streckt sich.Der Prana-Fluss dort wird aktiviert,denn die Energiebahnen liegen entlangder Wirbelsäule: Sushumna in ihremZentrum, Ida links von der Wirbelsäuleund Pingala rechts davon. Diese Bahnensind dafür verantwortlich, dass dieChakras und Marmas mit Energieversorgt werden.

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Übung 4: In die Kraft gehen

Beuge deine Knie nun etwas tiefer,sodass du beide Handflächen neben denAußenseiten deiner Füße flach auf derErde ablegen kannst. Lass dabei dieHandteller weit geöffnet und die Fingerweit auseinandergespreizt. Steignacheinander mit den Füßen nach hintenin die Bretthaltung. Dies bedeutet, dassdu die Fußspitzen so weit wie möglichhinter dir auf dem Boden aufstellst.Achte dabei darauf, dass der Körpereine Linie bildet und sich die Schulternüber den Handgelenken befinden. DasGesäß bleibt tief, und du versuchst,

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deine gesamte innere Kraft in deinerMitte, im Bauchraum, zu sammeln.Anfangs kann es sein, dass deine Armeund Beine ermüden, dann kannst du ganzbequem die Knie auf der Erde absetzen.Gib dein Bestes und bleib für vierAtemzüge in der Haltung, bevor du dieKnie ablegst und in die Bauchlagekommst. Verweile für ein paar Momentedort und spüre den Atem, der deinenKörper durchflutet. Sprenge die innereVorstellung darüber, dass der Atem aufden Bauch- und Brustraum beschränktist, und lass ihn in jede deiner Zellenfließen.

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Wi r kung : Diese Haltung stärkt denSolarplexus und das Sakral-Chakra.Beides sind die Energiezentren für dieSensitivität. Sie verleihen ein Gefühl fürdas eigene Selbst und ebenso für dieUmwelt. Nebenbei werden Beine undArme gestärkt, unsereVerbindungsstellen zur Außenwelt. Mit

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dieser Übung kann man ganz in dieeigene Kraft gehen und sich mitQualitäten wie Ausdauer und Mutverbinden. Denn genau diese beidenEigenschaften braucht es, wenn man sichauf den Weg der Sensitivität oderMedialität macht.

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Übung 5: Licht und sich selbst einfangen

Nun komm über die Seite auf denRücken und bring deine Arme neben denKörper. Atme tief durch die Nase ein,halte den Atem für einen Moment an undlöse währenddessen Kopf, Schultern,Arme, Beine und Füße vom Boden,sodass in deiner Mitte Spannungentsteht. Überkreuze dabei die Arme vorder Brust und leg deine Hände an derjeweils anderen Schulter ab. Spüre dieKraft im ganzen Körper und sammledeinen Fokus in deiner Körpermitte. DerAtem wird dabei weiterhin gehalten unddas Kinn Richtung Brustbein angezogen.

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Zieh zudem die Schultern etwas nachvorn, sodass der Brustbereich engerwird.

Nun lass mit dem Ausatmen völliglos, sodass alle Körperteile, die denBoden verlassen hatten, wieder RichtungErde sinken. Wenn es sich für dichstimmig und gut anfühlt, kannst du auchüber den Mund ausatmen. Versuche mitdem nächsten Ausatem den ganzenKörper loszulassen und bemerke dabei,wie du, je mehr du loslässt, desto tieferatmen und dich mit frischem Pranaanfüllen kannst. Wiederhole dieseÜbungsabfolge vier- bis achtmal odervielleicht öfters, wenn es sich für dich

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gut anfühlt. Nach den Wiederholungensolltest du dir unbedingt Zeit geben, umnachzuspüren, vor allem in die Bereichedeines Halses und des Bauchs.

Wirkung: Samana-Vayu ist, wie bereitsbeschrieben, mit dem Solarplexusverbunden, dem Energiezentrum, überdas wir unsere Sensitivität aktivierenund stärken können. Diese Übung bringtgenau in dieses Zentrum die Kraft hinein

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und lässt das Prana dort stärker fließen.Gleichzeitig lernen wir hier auch dasLoslassen. Der Mensch des Westensbeherrscht das Anspannen undAktivieren viel besser als dasLoslassen. Dabei liegt in der Fähigkeit,Dinge loslassen zu können, der Weg zuminneren Potenzial verborgen. Loslassensetzt auch inneres Vertrauen in dasGöttliche in einem selbst voraus.Überprüfe also vor allem bei dieserÜbung, ob du wirklich loslässt unddeinen Körper in den Boden sinken lässtoder ob es Stellen in deinem Körpergibt, wo du festzuhalten versuchst.

Neben dem Solarplexus wird hier

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auch das Hals-Chakra aktiviert, dennwir erzeugen eine gewisse Enge imHalsbereich, indem wir das Kinn nachunten zum Brustbein ziehen. Dadurchkann frisches Prana an diese Stellefließen, sobald wir die Enge mit demAusatem wieder auflösen.

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Übung 6: Öffnung für Herz und Seele

Nun komm über die Seite nach oben inden Kniestand und leg entweder hinterdir die Fußspitzen auf oder bringe dieFußrücken flach auf den Boden. Achtedarauf, dass die Knie hüftbreit geöffnetsind. Nun stell dir vor, dass deinSteißbein Richtung Erde sinkt, währendsich dein Unterbauch nach innen undoben zieht. Du kannst spüren, wiedadurch der untere Rücken lang wird.Leg nun deine Handflächen am unterenRücken ab, und zwar so, dass dieFingerspitzen nach oben zeigen. Bewegdabei die Schulterblätter zueinander und

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fühle dich in die Öffnung in der Brusthinein. Solltest du verspannte Schulternoder Handgelenke haben, empfehle ichdir, die Fingerspitzen nach unten zurichten.

Zieh nun dein Kinn etwas nach innenund lehn den Kopf mit dem Ausatmenetwas zurück in den Nacken, versucheaber dabei eine gewisse Anspannung imHalsbereich aufrechtzuerhalten. DerNacken sollte nicht verengt werden. Nunatme dich in die Öffnung im Brust- undBauchbereich hinein und versuche mitjeder Ausatmung, das Brustbein weiternach oben zu ziehen und den Oberkörperweiter zurückzuwölben. Verweile in der

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Position für etwa vier bis acht Atemzügeund komm dann vorsichtig aus derHaltung heraus in den Kniestand und vondort aus in den Vierfüßlerstand.

Wirkung: Wie bereits beschrieben sindder Solarplexus und das Sakral-Chakra

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die wichtigsten Energiezentren, wenn esum die Sensitivität geht. Mit dieserÜbung werden genau diese Chakrasangesprochen. Durch die Öffnung andiesen energetischen Stellen kannvermehrt Prana dort hineinfließen.Außerdem werden das Herz- und dasHals-Chakra aktiviert; beide sindausschlaggebend dafür, wie sensitiveEindrücke nach außen transportiertwerden. Viele Menschen können ihreSensitivität nämlich nicht in ihr Lebenintegrieren, weil sie nicht wissen, wiesie diesen Empfindungen Ausdruckverleihen könnten. Die Ausdruckskraftist energetisch vor allem mit dem Hals-

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Chakra verbunden, das bei dieser Übunggeöffnet wird.

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Übung 7: Ruhen

Öffne für die Kindshaltung, Balasana,die Knie ungefähr mattenweit und leg dieFußrücken auf den Boden. Die großenZehen berühren sich. Die Arme sindgestreckt und die Handflächen liegenschulterbreit geöffnet flach auf der Erde.Lass die Unterarme nun auch auf denBoden sinken, sodass der gesamte obereRücken und die Schultern sichentspannen. Wahlweise kannst du auchdie Arme neben den Körper bringen undin den Boden sinken lassen. Dabei sinddie Handflächen entspannt nach obengeöffnet. Versuche das Becken völlig

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loszulassen und das Gewicht auf dieFersen sinken zu lassen. Der Atembeginnt nun von ganz allein, in denRücken zu fließen. Bleib für einigeAtemzüge so. Wenn du Mühe habensolltest, das Gesäß auf den Fersen unddie Stirn am Boden zu halten, kannst dudir unterhalb der Stirn einen Blockhinlegen. So wird es dir leichter fallen,Kopf und Becken der Erde zuübergeben.

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Wirkung: Bevor das Kurzprogramm miteiner Meditation beendet wird, kannst dudir in dieser Haltung innere Ruhegönnen. Die Kindshaltung kann sich auchwie ein kleiner Rückzug in eine Höhledes Herzens anfühlen. Dies aber nur,wenn man sich ganz auf diese Haltungeinlässt.

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Übung 8: Fühle die Welt

Nachdem du für einige Momente in derKindshaltung verweilt hast, kannst dudich nun in eine für dich bequemeSitzhaltung begeben. Achte darauf, dassdu aufrecht sitzt und der Körper mühelosfür eine Dauer von zehn bis zwanzigMinuten still verharren kann. Spüre, wiedu atmest. Nimm die Bewegungen deinesAtems in deinem Körper wahr, ohne aufden Atem einzuwirken. Es wird nicht zuverhindern sein, dass sich dein Atemdennoch verändern wird. Versuche aber,eine innere Haltung des Beobachtenseinzunehmen.

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Beginne nach einigen Momenten, denAtem bewusst in den Bereich desSolarplexus, etwa drei Finger breit überdem Bauchnabel, zu lenken. Stell dirdort eine kleine Sonne vor, die mitjedem Einatem an Leuchtkraft und Größegewinnt. Deine Sonne breitet sich immermehr aus, bis du mit deinem ganzenKörper inmitten deiner Sonne sitzt.Vielleicht spürst du die Wärme, die dichumgibt.

Nun lade in Gedanken einenMenschen aus deinem Leben in deineSonne ein, setz ihn im Geiste neben dichund versuche zu spüren, wo er sich imMoment befindet, was er fühlt und wie

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es ihm geht. Lass dich sensitiv ganz aufdiese Person ein. Es mag sein, dass dugar nichts spüren kannst oder Gedankenaufkreuzen, die nicht deiner Intuitionentspringen. Dies ist anfangs völlignormal. Mit regelmäßiger Übung wirstdu immer deutlicher Gefühle und Bildererhalten, die aus deinem Solarplexusstammen. Nach einiger Zeit, wenn du dasGefühl hast, die Person umfassendgespürt zu haben, verabschiedest du dichvon ihr und lädst vielleicht eine zweitePerson in deine Sonne ein. Oder duverlagerst dich mitsamt deiner Sonne aneinen anderen Ort. Dort im Geiste

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angekommen versuche den Ort, dieAtmosphäre und alle Dinge, die es dortzu spüren gibt, sensitiv wahrzunehmen.

Eine alternative Übung wäre, sich inzeitlich verschobene Situationen zubegeben, also entweder in dieVergangenheit oder in die Zukunft zugehen. Zeit ist eine Illusion und für dieeigene Sensitivität kann es keinerleizeitliche Grenzen geben. Vielleichtmöchtest du eine Situation, in die du inder Vergangenheit involviert warst, fürdich umerleben, oder du wanderst inGedanken in die Zukunft. In dieserzukünftigen Situation kannst duwiederum deine Sensitivität einsetzen,

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aber auch im Geiste dort die von direrwünschten Dinge und Umständemanifestieren. Achte jedoch genaudarauf, was du manifestierst, denngedankliche Energie sollte nieunterschätzt werden. Alles, was dudenkst und spürst, könnte zur Realitätwerden.

Nach einigen Momenten wirst dumerken, dass es wieder an der Zeit ist,zurück an deinen Meditationsort zukommen und innerlich wieder deineSonne zu erblicken. Fokussiere dich nunauf deinen Atem und lass deine innereSonne sich wieder am Solarplexuszusammenziehen, bis nur noch ein

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kleiner Funken Licht dort bleibt, derletztendlich auch erlischt.

W i r k u n g : Diese Meditationsformtrainiert unsere Fähigkeit, mit derEnergie des Solarplexus zu arbeiten unddie Sensitivität zu stärken. Gleichzeitiggibt sie uns auch die Möglichkeit, unseresensitiven Empfindungen zu überprüfen,indem wir beispielsweise Kontakt zuden Menschen aufnehmen, mit denen wiruns verbunden hatten, und in Erfahrungbringen, ob sie sich zum Zeitpunkt derMeditation so gefühlt hatten, wie esunser sensitiver Eindruck war.

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Mit den Siddhisleben

Jeder Mensch hat Begleiter und Freundein der Geistigen Welt und oft könnendiese auch unsere verstorbenenVerwandten und Freunde sein. MeineOma beispielsweise, die mich aufzogund durch die ich meine erste Berührungmit dem Übersinnlichen hatte, ist stetsbei mir und hilft mir bei denunterschiedlichsten Lebensthemen. Umunsere Begleiter und Freunde aus derGeistigen Welt zu spüren, braucht eseinfach ein wenig inneres Gewahrsein

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und eine gewisse Sensibilität gegenüberdem Spirituellen. Beides kann durch dasYoga trainiert werden. In diesemabschließenden Kapitel wollen wir nochein wenig über die Möglichkeiten, mitYoga, den Siddhis und der GeistigenWelt zu arbeiten, sprechen.

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Die Geistige Welt und ihre Bewohner

Von Pascal Voggenhuber

Wenn wir unsere Siddhis, unsereaußersinnlichen Fähigkeiten, entwickeln,werden wir automatisch die GeistigeWelt und ihre Bewohner immer klarerund intensiver wahrnehmen. Es kannsogar vorkommen, dass wir direkt vonGeistwesen oder verstorbenen Yoga-Meistern unterrichtet werden. Doch wersind eigentlich die Bewohner derGeistigen Welt? Und wie ist die

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Geistige Welt aufgebaut? Diese Fragenwerden mir oft gestellt, und immerwieder fällt mir auf, dass sie enormschwer zu beantworten sind. DieBewohner der Geistigen Welt sind sounterschiedlich, dass es mir gar nichtgelingen würde, hier wirklich tief indiese Materie einzutauchen. Deswegenwerde ich nur auf die wichtigstenGeistwesen aus meiner persönlichenSicht eingehen.

Zum besseren Verständnis möchte ichdie einzelnen Wesen in Kategorieneinordnen, die jedoch in derunsichtbaren Welt in Wirklichkeit nichtexistieren. Doch brauchen wir eine

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Einordnung, damit wir es besserverstehen können. Für unser Gehirn istdie Geistige Welt absolut unbegreiflich,und solange wir denken und nichtwahrnehmen, werden wir immerversuchen, alles zu ordnen undeinzuordnen. Ich möchte betonen: Auchwenn ich Unterteilungen mache, soll dieskeine qualitative Bewertung sein; dieUnterscheidungen sollen uns nur helfen,das Ganze besser zu verstehen. Es giltalso (unter anderem) zu besprechen:

• Verstorbene• Geisthelfer• Geistführer, Aufgestiegene Meister und

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Yoga-Meister• Engel• Erzengel• Schutzengel• Gott• Dämonen und Luzifer

Die ersten Bewohner der GeistigenWelt, die wir mit den Siddhiswahrnehmen können, sind dieVerstorbenen. Es könnten sowohl unsereAngehörigen sein, die vor uns in dieGeistige Welt gegangen sind, oder auchFremde. Wichtig ist zu wissen, dassVerstorbene keine höher entwickeltenWesenheiten sind, dass sie ihre

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Persönlichkeit in der Geistigen Weltbehalten und durch den Tod nun nichtplötzlich erleuchtet oder allwissendwurden. Verstorbene haben dasBewusstsein, wie sie es auch auf derErde hatten, weiterhin in der GeistigenWelt. Natürlich entwickeln sich auch dieVerstorbenen im Laufe der Jahre weiter,denn auch in der Geistigen Welt istunsere Entwicklung noch längst nichtabgeschlossen.

Geisthelfer sind auch Verstorbene;sie sind von der Entwicklung her auchnicht weiter oder anders als die übrigenVerstorbenen. Der einzige Unterschiedist, dass sie sehr oft bei einem lebenden

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Menschen sind und ihn von derGeistigen Welt aus unterstützen.Deswegen mache ich einen Unterschiedzwischen Verstorbenen und Geisthelfern.Wenn zum Beispiel eine Mutter stirbtund dann nur ab und an mal bei ihrennoch lebenden Kindern vorbeischaut,bezeichne ich sie als Verstorbene. Istaber die Mutter aus der Geistigen Weltfast täglich bei ihren Kindern undversucht intensiv, sie zu unterstützenoder ihnen Zeichen oder Inspirationen zuschicken, nenne ich sie eineGeisthelferin. Wir alle haben ständig einTeam von Geistwesen, das unsunterstützt, bei uns. Von diesen Wesen

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werden wir geführt. Dazu können auchVerstorbene gehören, die ich danneinfach Geisthelfer nenne. Dies sindaber immer Verstorbene, die wirpersönlich gekannt haben und die auchmeistens mit uns verwandt sind.

Geistführer bilden die nächsteGruppe von Geistwesen, auf die icheingehen möchte. Wir alle haben einenGeistführer oder sogar mehrere. Immerhaben wir einen Hauptführer, der unsschon von unserer Geburt an begleitet.Oft ist unser Geistführer nicht erst seitdem Beginn dieses Lebens, sondernschon seit einigen vergangenen Lebenbei uns. Der Geistführer ist keine

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Person, die wir im Leben gekannt haben,denn Geistführer sind Wesen, die zwarirgendwann einmal auf der Erdeinkarniert waren (im Gegensatz zuEngeln), aber spirituell schon so weitfortgeschritten sind, dass sie das Radder Wiedergeburt hinter sich gelassenhaben. Das heißt, sie müssen nicht mehrauf der Erde inkarnieren, sondernentwickeln sich ausschließlich in derGeistigen Welt weiter. Der Geistführerwird oft verwechselt mit demSchutzengel, doch die Aufgaben vonbeiden Wesenheiten sindunterschiedlich. Man könnte dieGeistführer auch als Lehrer bezeichnen,

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sie helfen uns, dass wir Situationen inunserem Leben vorfinden, die unswachsen lassen und an denen wir reifenkönnen.

Wenn wir unsere Yoga-Siddhisentwickelt haben, können wir auch direktvon den Lehrern aus der Geistigen Weltunterrichtet werden. Oft werde ichgefragt, wo der Unterschied zwischenGeistführer, Aufgestiegenen Meisternund Yoga-Meistern liegt. Hier lässt sichklar sagen, dass es letztlich keinenUnterschied gibt. Es kann sein, dass einYoga-Meister, der die Erleuchtung aufder Erde erreicht hat, nach Beendigungseines körperlichen Daseins ein

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Geistführer wird. Das Einzige, woraufwir ein bisschen aufpassen müssen, ist,dass auf der Erde ein Meister schnellerals erleuchtet angesehen wird, als er eswirklich ist. Nur weil wir hier auf derErde jemanden als Meister oderHeiligen betrachten, heißt dies nochlange nicht, dass er es wirklich ist unddass er nach seinem Tod ein Geistführerwird. Doch es könnte sein. Es gibt vieleGeistführer, die früher sehr bekannteYoga-Meister waren und heuteMenschen begleiten und ihnen helfen, aufdem Weg des Yoga aus dem Rad derWiedergeburt auszubrechen. Doch esgibt auch viele Geistführer, die nie

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etwas mit Yoga zu tun hatten unddennoch die Erleuchtung erlangt haben.Wichtig zu wissen ist, dass Geistführeruns helfen, dass wir auf unserempersönlichen Weg voranschreiten, unddass sie uns dabei am bestenunterstützen können, weil sie genauwissen, wie es ist, hier auf der Erde zuleben. Sie haben die Vor- und Nachteiledes Lebens auf der Erde schließlichselbst genau kennengelernt.

Geistführer können unterschiedlicheFormen annehmen, wenn wir sie mitunseren Hellsinnen wahrnehmen. Eskann sein, dass sie sich uns so zeigen,wie sie ausgesehen haben, als sie noch

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auf der Erde gelebt haben. Sie könnensich aber auch nur als Energieformzeigen oder eine symbolische Gestaltannehmen. Auch Krafttiere, wie wir sievom Schamanismus her kennen, sindletztlich Geistführer. Doch meistensnehmen Geistführer eine symbolischeGestalt an, denn sie wollen nicht, dasswir ins Ego-Denken verfallen und sagen:»Mein Geistführer ist der und der!«Wenn sich ein Geistführer klar als einebekannte Persönlichkeit zu erkennengibt, dann nur bei solchen Menschen, diedas Ego schon hinter sich gelassenhaben. Für sie ist es nicht mehr wichtig,wer ihr Geistführer ist, und sie würden

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auch nicht herumposaunen, von wem sieaus der Geistigen Welt unterstütztwerden. Wenn sich jemand mitbekannten Persönlichkeiten in seinemgeistigen Team »schmückt«, wäre ichsehr vorsichtig.

Die Nächsten, die uns begegnenkönnen, sind Engel oder Lichtwesen.Engel sind sehr ähnlich wie Geistführer.Der Hauptunterschied liegt darin, dasssie nie einen Körper hatten und nie aufder Erde inkarniert waren. Engel sindbedingungslose Liebe, kennen aberweniger gut die Vor- und Nachteile desKörpers, im Unterschied zu denGeistführern, welche die

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Einschränkungen des menschlichen Seinskennen. Auch Engel unterstützen uns ausder Geistigen Welt und helfen uns dabei,mit den Prüfungen des Lebens besserzurechtzukommen. In der christlichenund jüdischen Mythologie werden dieEngel in drei Triaden unterteilt. Eswürde den Rahmen dieses Buches überdie Yoga-Siddhis aber sprengen, daraufnäher einzugehen.

D e r Schutzengel wird wie schongeschrieben oft mit dem Geistführerverwechselt. Denn auf den ersten Blicksieht es so aus, als hätten sie dieselbeAufgabe – doch ist das nicht ganzrichtig. Obschon auch der Schutzengel

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immer bei uns ist, und zwar von derersten Sekunde unserer Existenz an, istes seine Aufgabe, unseren Lebensplanmit uns zu gestalten und dann auf derErde darauf zu achten, dass wir ihneinhalten. Ich gehe davon aus, dass wiralle einen Plan haben, den wir hier aufder Erde erfüllen müssen. Diesen Planentwerfen wir vor unserer Geburt in derGeistigen Welt mit unserem Schutzengel;natürlich sind bei dieser Planung auchnoch andere Geistwesen anwesend undbeteiligt. Wenn wir dann geborenwerden, können wir uns nicht mehrdaran erinnern, was wir mit unseremSchutzengel vereinbart haben. Außerdem

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haben wir den freien Willen. Obwohlwir einen Lebensplan haben, heißt dasalso nicht, dass unser Schicksalvorherbestimmt ist und wir das machenmüssen, was wir geplant haben.Meistens halten wir uns nämlich nicht anden Plan. Schließlich wissen wir ja auchnicht mehr, welche Prüfungen wir unsvor der Geburt auferlegt haben. Unsdaran zu erinnern, ist genau die Aufgabeunseres Schutzengels. Seine Mission istdaher nicht wirklich, uns zu schützen,sondern uns so zu führen, dass wir dieSituationen antreffen, durch die wirgenau die Lernprozesse machen können,die wir für unsere Entwicklung auf der

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Erde brauchen. Der Schutzengel ist imGrunde der Hüter unseres Lebensplanes.

Er arbeitet dabei sehr eng mit unserenGeistführern zusammen, er verteilt dieAufgaben für unsere Geistführer undBegleiter der Geistigen Welt; selbstbleibt er aber meist im Hintergrund undist mehr der Planer als der Ausführende.Ein Schutzengel ist ein sehr weitentwickeltes Wesen und war nie auf derErde inkarniert. Er ist bedingungsloseLiebe und sorgt immer für unser Wohl.Auch wenn es uns vielleicht manchmalso vorkommt, als hätte er uns verlassen,können wir sicher sein, dass er immer daist, genauso wie die Geistführer.

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Manchmal wollen wir Situationen oderProbleme vielleicht nicht und wünschenuns, der Schutzengel oder Gott würdeuns die Prüfungen abnehmen. Doch zumGlück tun sie das nicht, denn sonstkönnten wir nicht wachsen und unsweiterentwickeln. Oft, wenn wir in einerschwierigen Situation sind, finden wirdas grausam, doch nach einer gewissenZeit sehen wir, was wir gelernt haben,und kommen gestärkt aus der Krisehervor. Auch unseren Schutzengeln undunserem geistigen Team macht es keinenSpaß, uns leiden zu sehen, doch siewissen, dass wir die darin verborgenenErkenntnisse brauchen. Denn leider lernt

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der Mensch meist nur durch Leid.Gott, Göttin oder das Göttliche oder

wie man es auch nennen möchte, istnatürlich auch »ein Bewohner derGeistigen Welt«, doch nicht nur dort,denn Gott ist alles! Ich möchte das hiernur kurz erwähnen, doch ich hüte michdavor, Gott zu beschreiben, denn etwasso Unglaubliches und Großes wie Gottkann man nicht mit Worten fassen. Esgibt keine passenden Ausdrücke dafür,man kann Gott aus meiner Sicht gar nichtmit dem Verstand begreifen. Man kannihn nur erfahren, und wer ihn erfahrenhat, der weiß, dass man nicht darübersprechen kann, weil es nichts gibt, was

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annähernd seine Herrlichkeitbeschreiben kann. Ich hoffe für uns alle,dass wir Gott erfahren, in allem und injedem Moment.

Dämonen und Luzifer sind dienächsten Wesen, die ich kurz nocherwähnen möchte. Ich weiß, dass jetzteinige über meine Ansichten die Nasenrümpfen werden. Doch lass uns diesesThema ganz neutral betrachten. Wie ichschon erwähnt habe, lernt der Menschmeistens durch das Leid. Sind wir dochmal ehrlich: Wenn es uns gut geht, dannverändern wir uns nur ganz wenig odergar nicht. Doch wenn wir am Boden sindoder alles bergab geht, verändern wir

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unser Leben zum Positiven. DieSchicksalsschläge lassen uns wachsenund stark werden, ist es nicht so? Ichdenke, wenn du ehrlich bist, gibst du mirRecht, oder? Könnte es dann nicht sein,dass Luzifer und seine Dämonen Freundevon Gott sind? Dass sie sich nie von ihmabgewandt haben, sondern sogar ausLiebe zu Gott die Aufgabe des »Bösen«übernommen haben? Das könnte dochsein, oder? Ich bin sogar davonüberzeugt, denn wenn Gott allmächtig ist(wovon ich persönlich ausgehe), dannwürde er Luzifer und die Dämonen nichtzulassen, wenn sie nicht seineHerrlichkeit bestätigen würden. Wir

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können das Licht nur erkennen, wenn esDunkelheit gibt. Die Sterne können wirnur am dunklen Himmel sehen und unsdarüber freuen. Ist die Dunkelheit jetztgut oder schlecht? Ein weiteres Indiz fürdiese Ansicht ist der Name Luzifer.Luzifer bedeutet: »Lichtbringer« bzw.»Lichtträger«! Das ist kein Zufall,sondern eine geistige Wahrheit.

Ich persönlich habe noch nie einenDämon oder einen bösen Geistwahrgenommen. Ich habe zwarunangenehme Wesen gesehen odergespürt, doch noch nie ein Wesen, daseinfach nur schaden wollte. Ich bindavon überzeugt, dass es Luzifer und

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Dämonen, so wie wir sie oft verstehen,nicht gibt, sondern dass sie ein Teil vonGottes Plan sind, und wenn man es mitAbstand betrachtet, sogar ein positiverTeil.

Das war mein kurzer Überblick zueiner möglichen Einordnung vonErfahrungen aus der Geistigen Welt.Wenn du eine andere Sicht hast, ist dasganz okay. Die meisten Bewohner derGeistigen Welt wirst du mit derErweckung der Yoga-Siddhis baldselbst kennenlernen und noch viel mehrüber sie erfahren als das, was ich hiergeschrieben habe. So soll es auch sein,denn nur durch eigene Erfahrung und

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nicht durch Lesen allein kann man seineSiddhis erwecken und nutzen.

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Meister des Yoga

In diesem Kapitel möchte ich (BaharYilmaz) dich mit einigen großenMeistern des Yoga (im weiteren Sinne)bekannt machen. Diese Menschenstrahlten zu Lebzeiten und auch darüberhinaus so viel spirituelle und göttlicheKraft aus, dass viele Menschen vonihnen in ihren Bann gezogen wurden. Eswaren nicht nur ihre übersinnlichenFähigkeiten, die ihre Faszinationausmachte, sondern ihre reine Absicht,der Menschheit und Gott zu dienen.

Für die Verbreitung des Yoga im

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Westen war Swami Vivekananda (1863–1902) wesentlich. Er war ein gebildeterInder und einer der bekanntesten Schülerdes berühmten Heiligen Ramakrishna(1834 oder 1836 bis 1886). BeiderBiografien wurden vom französischenLiteratur-Nobelpreisträger RomainRolland verfasst, was anzeigt, welcheBedeutung ihnen Anfang des 20.Jahrhunderts auch im aufgeklärtenFrankreich zugemessen wurde.Vivekananda vertrat beim erstenWeltparlament der Religionen 1893 inChicago einen aufgeklärten Hinduismus.Er interpretierte die traditionellen Yoga-Wege neu und »moderner«; seine Bücher

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über Raja-Yoga, Jnana-Yoga, Karma-Yoga und Bhakti-Yoga haben weltweitVerbreitung erfahren.

Weitere wesentliche Impulse wurdenum die Mitte des 20. Jahrhunderts vonParamhansa Yogananda, Sri Aurobindo,Swami Shivananda, Hazur Baba SawanSingh und Ramana Maharshi vermittelt.

Yogananda (1893–1952) brachte dasKriya-Yoga seiner Lehrer und MeisterSri Yukteswar, Lahiri Mahasaya und desAufgestiegenen Meisters Babaji in denWesten. Sein Buch »Autobiographieeines Yogi« ist zu einem spirituellenKlassiker geworden.

Sri Aurobindo (1872–1950)

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begründete das »Integrale Yoga«. InPondicherry und vor allem in Aurovillein Südostindien bemühte er sich mitUnterstützung der Vereinten Nationen umeine alternative ideale Form desGemeinschaftslebens. SeineLebensgefährtin und Nachfolgerin, diefranzösischstämmige Mère, »dieMutter«, führte sein Werk weiter.

Swami Shivanada (1887–1963)lehrte in Rishikesh in Nordindienklassische Yoga-Formen und inspiriertedie Entstehung eines weltumspannendenNetzes von Yoga-Schulen.

Sawan Singh (1858–1948) war einSchüler des Surat-Shabd-Yoga, eines

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Weges, der auch Sant Mat genannt wird.Er lebte im Punjab in Nordindien undleitete eine Renaissance einesmystischen Sikhismus ein, der sich nurnoch äußerlich den Traditionen desSikhismus verpflichtet fühlte, aber inseinen Lehren eine erleuchtende underlösende Kraft des inneren geistigenLichts und des inneren geistigenKlangstroms verkündete.

Ramana Maharshi (1879–1950)schließlich lebte nach seiner Erweckungim sechzehnten Lebensjahr am Fuße desBerges Arunachala südlich von Madras(Chennai). Von ihm stammen die weisenWorte:

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»Gott, Guru und das wahre Selbstsind identisch. Solange wir an derVorstellung des Getrenntseinsfesthalten, so lange werden wir denGuru außerhalb von uns suchen. Einwahrer Guru lehrt jedoch dieEinsicht, dass der wahre Guru daswahre Selbst ist. Das Selbst bedeutetnur Sein – nicht, dies oder jenes zusein. Die Suche des Menschen nachGlück ist eine unbewusste Suche nachseinem wahren Selbst. Das wahreSelbst ist unvergänglich; wenn einMensch es also findet, findet ergleichzeitig ein Glück, das ohne Endeist. Ihr seid das wahre Selbst jetzt

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und könnt niemals etwas anderessein. Werft eure Sorgen in den Wind,wendet euch nach innen und findetFrieden.«*

Es gibt selbstverständlich eine ganzeReihe von weiteren bedeutendenMeistern und Meisterinnen, natürlichauch von zeitgenössischen. Ich habemich jedoch bewusst auf einige wenigebeschränken wollen, die so etwas wiedie Grundsteine für das gelegt haben,was heute als Yoga im Westen bekanntist und geübt wird.

* Zitiert mit freundlicher Genehmigung aus Yoga. Weg

zur Harmonie, von Anneliese Harf mit Wulfing von

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Rohr, Falken Verlag, Niedernhausen 1989, S. 12 f.

Die Meisterin, über die ich jetzt etwasausführlicher schreiben möchte, ist nureine von vielen, denen diese Erdebegegnen durfte. Noch heute kommensolche wundervollen Geschöpfe hierher,um uns Menschen Heilung zu bringenund in uns die Erinnerung an etwaswachzurufen, von dem wir denken, dasses nicht existent, nicht real ist: die Weltder Liebe, des Friedens und desÜbersinnlich-Geistigen.

Shri Ananda Moyi Ma

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Shri Ananda Moyi Ma war eine Heilige,die einen sehr hohen Grad derGottesverwirklichung erlangt hatte. Siewurde am 30. April 1896 in einem Dorfim indischen Bengalen geboren. Ihrspiritueller Weg zeichnete sich schon insehr jungen Jahren in ihrem Wesen ab.Sie strahlte eine immense Kraft aus unddie Menschen fühlten sich von ihrerfreudvollen und warmen Art stetsangezogen. Man erzählt sich, dass siemit Bäumen, Tieren und geistigen Wesensprach und oftmals völlig spontan inentrückte Bewusstseinszustände versank.Mantras, heilige Gesänge und dasSprechen in Sanskrit waren Dinge, die

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sie völlig unerwartet überkamen. Oftverfiel sie in eine Art Trance, in der sieYoga-Haltungen und Mudras einnahm,die sie nicht gelernt hatte. All dieseDinge ergaben sich völlig spontan, ohnedass sie irgendeine spirituelle Praxisunternommen hätte.

Gemäß der indischen Traditionwurde sie mit zwölf Jahren verheiratetund lebte ab ihrem achtzehntenLebensjahr mit ihrem EhemannBholanath zusammen. Bholanath bliebihr höchst spirituelles Wesen nichtverborgen, und er wurde immer mehr zueinem Schüler von ihr. Zu ihrer Lebzeithatte sie eine Begegnung mit Paramhansa

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Yogananda, der in seiner»Autobiographie eines Yogi« mitBegeisterung von ihr schreibt. Sie selbsthatte nie einen Guru, und alles Wissen,dass nur so aus ihr heraussprudelte, hattesie in ihren der Welt entrücktenZuständen aus dem Göttlichenempfangen. Sie sah ihre eigenen Augenin jedem fremden Augenpaar undbetrachtete ihre Hände als die Händejedes anderen Menschen. Sie war nichtnur eine spirituelle Lehrerin des Yoga,sondern auch eine Heilerin, die alleindurch ihre Berührung oder auch nureinen Blick Menschen helfen konnte.

Ihre Lehren über das Eins-Sein mit

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Gott und allen Lebewesen haben ihreLeuchtkraft und Bedeutung bis zumheutigen Tag nicht verloren, und nochimmer inspiriert sie die Menschenweltweit. Auch ich bin ihr auf der Suchenach meiner spirituellen Selbst-Verwirklichung begegnet und seit demTag unseres Zusammenkommens bin ichnicht mehr die gleiche Bahar, die icheinmal war. Ananda ist meine größteInspiration und in Momenten der Traueroder Not ist sie es, die zu mir sprichtund mich daran erinnert, dass ich, wiejeder andere Mensch auch, Liebe binund meinen Weg dort gehen soll, wo ichLiebe leben kann.

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Shri Ananda Moyi Ma, ich verneigemich vor deiner göttlichen Heiligkeit!

Ananda-Meditation

Finde deine Sitzhaltung für dieMeditation und schließe die Augen.Atme ein paar Mal kräftig ein und ausund lass dann deinen Atem frei undunbekümmert fließen. Sieh dich vordeinem geistigen Auge unter einemgroßen Baum mitten im indischenUrwald sitzen. Es ist die Zeit derAbenddämmerung, und um dich herumbeginnt es, dunkler und kühler werden.

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Du hörst mit deinem inneren Gehör, wiesich dir Schritte nähern. Ohne dass dudeine Augen zu öffnen und dichumzuschauen brauchst, weißt du, dassAnanda, die göttliche Mutter, sich dirnähert. Sie hält eine warme Wolldeckein ihren Händen und legt sie dir umdeine Schultern. Nun fühlt sich deinKörper angenehm warm an und deinHerz ist von bedingungsloser Liebedurchflutet. Vielleicht hat Ananda aucheine Botschaft für dich. Höre hin undlass geschehen, was auch immergeschehen mag.

Bleib so lange, wie du möchtest, imGeiste dort sitzen, bis du dich innerlich

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von diesem Bild löst und dich inGedanken bei Ananda bedankst. Kommzum Atem zurück und öffne, wenn es fürdich stimmt, deine Augen. Sei völlig imHier und Jetzt und nimm das Gefühl derbedingungslosen Liebe mit dir mit.Trage es in die Welt hinaus.

Begleiter und Freunde in derGeistigen Welt

An dieser Stelle möchte auch ich nocheinmal auf den Begriff Geistführerzurückkommen. Oft wird in unserem

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Sprachraum von einem »Geistführer«gesprochen, wenn nach dem englischenSpiritualismus die Rede vom »Guide«ist. Mir scheint der Begriff»Geistführer« im Hinblick auf eineBeziehung zwischen ihm und einerlebenden Person eine Wertung, einenRang zu beinhalten, wobei dieBewohner der Geistigen Welt dochunsere Begleiter und Freunde sind. Siearbeiten mit uns und begleiten uns aufunserem Weg. Beginnen wir uns hier aufder Erde auf ein gewisses Gebiet zuspezialisieren, wird uns ein genau indiesem Gebiet erfahrener Geistführerzur Seite gestellt. So können wir uns

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weiterentwickeln, der Geistführer kannsich auf seine spezielle Weiseeinbringen. Dies ist auch der Grund,wieso ich vielen Gurus, Sadhus undMeistern des Yoga an der Seite vonYoga unterrichtenden Menschenbegegne. Beispielsweise wurde icheines großen spirituellen Lehrers, derden berühmten Yoga-Lehrer Young HoKim aus Frankfurt begleitet, gewahr. ImGespräch mit Young stellte sich dannheraus, dass er schon immer eineVerbindung zu diesem Meister gespürthabe. Dies muss nicht zwangsläufigbedeuten, dass ein Lehrer direkt vomMeister begleitet wird, oftmals sind es

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Schüler dieses Lehrers aus der GeistigenWelt, die uns an die Seite gestelltwerden, um unsere Arbeit zu inspirieren.

Auch mir gingen viele Lichtlein auf,als ich von verschiedenen spirituellenLehrern die Bestätigung erhielt, dass ichmit Ananda Moyi Ma aus der GeistigenW e l t verbunden bin. Ich möchtenochmals ausdrücklich daraufhinweisen, dass dies nicht heißt, dassAnanda immer direkt mit mir arbeitet,sondern dass ihre geistige Gemeinschaftim Jenseits mit mir verbunden ist.Ananda Moyi Ma, ihr Leben und ihrWirken hatten schon früh mein Interessegeweckt, und als die Signale für unsere

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Verbundenheit immer deutlicher wurden,wurde mir auch vieles klar.

Geistige Wesen sind daraufangewiesen, dass sie einen ihnenentsprechenden Vermittler, einenpassenden Kanal finden. Beispielsweisebenötigt ein intellektuell und rhetorischbegabter Geistführer auch einentsprechendes lebendes menschlichesWesen, um sich durch seinen Geistausdrücken zu können. Denn stets wirdder menschliche Geist eingesetzt, umInformationen und Botschaften an dieWelt weiterzugeben. So ist es auch mitverstorbenen Meistern des Yoga. Siebenötigen einen menschlichen Kanal, der

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mit dem Yoga schon vertraut ist. Somitstellt sich als eine der wichtigstenVoraussetzungen für eine Kooperationmit der Geistigen Welt die geistigeFlexibilität heraus. Denn ein flexiblerGeist kann auf unterschiedlichste Art undWeise von der Geistigen Welt genutztwerden. Im Spiritualismus ist man sichnicht ganz einig darüber, ob verstorbeneGeistwesen über eine nächsteInkarnation entscheiden können odernicht. Sicher ist jedoch eines: Wenn einGeistwesen einen gewissen Grad derSelbst- und Gottesverwirklichungerreicht hat, kann es nicht mehr auf dieErde zurückkommen. Seine einzige

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Verbindung an die Welt ist dann dieKontaktaufnahme mit einem Medium,einem Vermittler. Mit dessen Hilfe kannes der Menschheit weiterhin seineWeisheit und seine Erfahrungenmitteilen.

In der Zusammenarbeit mit derGeistigen Welt ist daher zu beachten,dass man die Besonderheiten derGeistführer anerkennt und in Achtungund Liebe mit ihnen zusammenwirkt.Sicherlich wird es einer gewissen Zeitund Übung bedürfen, um die Verbindungzur Geistigen Welt zu stabilisieren. Aufbeiden Seiten braucht es nämlichVorarbeit, bis eine klare Kooperation

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zustande kommt. Wir Lebenden müssenunseren Geist in einen so offenen undflexiblen Zustand versetzen, dass diegeistigen Wesen sich über ihnausdrücken können und nicht zuerstunsere eigenen Gedanken beseitigenmüssen. Auf der anderen Seite müssenauch die Geistführer den für sie und füruns bestmöglichen Weg finden, um mituns zu kommunizieren. Letztendlich sindjedoch Liebe, Vertrauen, Rücksicht,Wohlwollen, Güte und Hingabe diewichtigsten Qualitäten in der Begegnungmit der Geistigen Welt.

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Danksagung

Danksagung

Diese letzten Zeilen des Buches möchteich (Bahar Yilmaz) dazu nutzen, denMenschen des Diesseits und des Jenseitszu danken, die mich auf meinem Wegbegleitet haben.

Zuallererst möchte ich all meinen

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Schülerinnen und Schülern inDeutschland und der Schweiz danken,die ich ein Stück auf ihrem medialen undihrem Yoga-Weg begleiten konnte. Ichdurfte so viel von euch lernen und ihrhabt mir so viele Momente der Freudeund des Lachens geschenkt. VielenDank! Und hier noch eine kleineBotschaft an euch: Vergesst nie zulachen, auch wenn Yoga manchmal sehrernst zu sein scheint. Vergesst nie, derGeistigen Welt in Liebe zu begegnen,denn nur so könnt ihr sie finden.

Lieber Wulfing, du bist ein Geschenkdes Himmels und eine unendlich guteSeele. Ich fühle mich geehrt, dir in

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dieser Inkarnation (erneut) begegnen zudürfen.

Nun zu den Menschen in meinemLeben, die vielleicht nie gedacht hätten,dass sie eine große Inspiration für michwaren bzw. noch immer sind.

Lieber Moritz, du kamst aus demNichts heraus und hast mich in Liebe undFrieden aufgefangen, als ich dachte, dassalles für mich endet. Du bist solch einebesondere und erfüllte Seele, und ich binunendlich glücklich darüber, dich nunendlich gefunden zu haben.

Lieber Nöbi, auch du warst dirvielleicht gar nicht bewusst, wie sehr dumir durch dein Yoga und mit allem, was

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du bist, ein Vorbild und eine Stützewarst. Sei gesegnet! Es ist einfachschön, dass es dich gibt.

Lieber Reinhard, deine Faszinationfür die Welt und auch fürs Yoga habenmich immer sehr berührt. Ich übergebedir das Schönste aus meinem Leben!Pass gut darauf auf. Ich hab dich so lieb!

Xander, I am so happy that I finallyfound you. You caught me in your armsfull of love and light when I was thinkingthat I had lost everything. I found andrediscovered so much love in you and inmyself. Thank you.

Ich möchte meinen geliebten Lehrerndes Arthur Findlay College in Stansted

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danken, besonders Steven Upton fürseine unermüdlichen Mühen und seineunendliche Liebe und Großzügigkeitgegenüber den Menschen und derGeistigen Welt. Du bist meine größteInspiration, thank you for all! VielenDank auch an Bill Coller, Simone Keyund Judith Seaman. Eure liebevolleArbeit mit der Geistigen Welt und unsSchülern hat mich zutiefst berührt. Ichdurfte unendlich viel von euch lernen.

Ich möchte meiner lieben Familiedanken, ohne die ich es wahrscheinlichnie fertiggebracht hätte, zu mir undmeinem Weg zu stehen. Meine geliebteMutter, du hast mir gezeigt, was es heißt,

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bedingungslos und wahrhaft zu lieben.Du bist das wertvollste Geschöpf aufErden für mich! Seni seviyorum. MeinVater, du lebst mir vor, was es heißt, fürMenschen bedingungslos da zu sein undGottes Liebe nie aus den Augen zuverlieren. Von klein auf hast du michinspiriert und gestützt. Sei gesegnet, ichliebe dich!

Liebste Özlem, du bist in meinemLeben die rebellische und aufwundervolle Art die liebenswertesteSeite. Ich habe so viel von dir lernendürfen und sehen dürfen, was es heißt,wirklich auf Gott und den kosmischenPlan zu vertrauen. Du bist wundervoll

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und unersetzlich für mich!Ganz zum Schluss möchte ich einem

besonderen Menschen aus meinemLeben danken. Öznur, meineVerbundenheit zu dir kann man nicht mitWorten beschreiben, und das, was du fürmich bist, übersteigt alle Heiligkeit derWelt. Wir haben schon weitaus mehr alsnur ein Leben miteinander verbracht undall das, was ich heute bin, wäre ichnicht, wenn es dich nicht geben würde.Gott machte mir das größte Geschenkund verlieh mir den heiligsten Segen mitdir! Sei auch du gesegnet! Wir bleibenzusammen, auch wenn diese Inkarnationzu Ende ist, werden wir uns in den

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Weiten des Meeres wiederbegegnen.Pramesh, Ananda Moyi Ma, meine

geliebte Oma und noch viele geistigeWesen, deren Namen hier unbenanntbleiben sollen: Ihr wart meine göttlicheInspiration. Ich verneige mich vor eurerHerzensgüte und eurer bedingungslosenGöttlichkeit. Om.

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Literatur

Literatur

Anandamayi Ma: Leben und Weisheitder Glückseligen Mutter AnandamayiMa. Übersetzt von Chandravali D.Schang, Edition Maitri, Lohmar 1995.

Bäumer, Bettina (Hrsg.): VijnanaBhairava. Das göttliche Bewusstsein,

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112 Weisen der Mystischen Erfahrungim Sivaismus von Kashmir. Verlagder Weltreligionen im Insel Verlag,Frankfurt am Main und Leipzig 2008.

Feuerstein, Georg: Die Yoga-Tradition.Geschichte, Philosophie & Praxis,Yoga Verlag, Wiggensbach 2008.

Schrott, Dr. med. Ernst; Raju, Dr. J.Ramanjuna; Schrott, Stefan:Marmatherapie. Die heilende Kraftder Vitalpunktmassage aus demAyurveda, Mosaik bei Goldmann,München 2009.

Siddha Guru Gorakhnath: Yoga-Bija.Übersetzt von M. M. Dr. BrahmamitraAwasthi; Swami Keshwananda Yoga

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Institute, Delhi, o. J.Swami Vivekananda: Raja-Yoga.

Hermann Bauer, Freiburg im Breisgau1990.

Upanischaden. Geheimlehre des Veda.Herausgegeben und eingeleitet vonPeter Michel, Marix Verlag,Wiesbaden 2007.

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Kleine lexikalische Übersicht

Kleine lexikalischeÜbersicht wichtigerSanskrit-Begriffe

advaita Nicht-Zweiheitajna-chakra Stirn-Chakra, einEnergiezentrum

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akalpita spontan, nicht künstlich erzeugtakasha Raumanahata-chakra Herz-Chakra, einEnergiezentrumanahata-shabda klangloser Klanganahata unangeschlagenanandamaya-koshaGlückseligkeitshülleanantam unendlichaniman eines der klassischen Siddhisnach dem Yoga-Bhashya, Verkleinerunganjali-mudra Handgeste der göttlichenGabeannamaya-kosha die aus Nahrungerzeugte Hülleantaryamin innerer Lenker

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apana absteigende Energie, eines derverschiedenen Prana-Vayusartha materieller Wohlstandasana stabiler Sitz, auch Körperhaltungim Yoga und eine der acht Stufen desRaja-Yoga nach Patanjaliatman das wahre Selbstavidya Unbewusstheit, Unwissenbala innere Kraftbalasana Kindshaltungbasti Marma im unteren Bauchraumbhakti-yoga Yoga der Hingabe undLiebebhujangasana Kobrahaltungbrahman das Göttliche, Absolutebrahmadvara Tor zum Göttlichen

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chakra Rad, Wirbel, Energiezentrumcitta Bewusstseindakshina-marga Weg der rechten Hand,eine Schule des Tantradarshanas die vom Hinduismusanerkannten philosophischen Schulendharana Ein-Punkt-Konzentration, eineder acht Stufen des Raja-Yoga nachPatanjalidharma göttlicher Plan, kosmischeOrdnungdhyana Vorstufe der Meditation, eineder acht Stufen des Raja-Yoga nachPatanjaliekagrata innere Sammlung, inAnlehnung an Patanjali

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guru der, der Licht bringt; Meister desYogaHanuman indischer Affengotthatha Kraft, auch die Gegensätze vonMond und Sonnehridaya Marma im Brustraumida nadi Energiekanalindriyani Sinnesorganeishitritva eines der klassischen Siddhisnach dem Yoga-Bhashya, vollkommeneMeisterschaftjnanam ungespaltene Erkenntnisjnana-marga Erkenntnispfadkalpita künstlich, erzeugtkamavasayitva eines der klassischenSiddhis nach dem Yoga-Bhashya,

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Erfüllung aller Wünschekantha-kupa Kehlgrubekarana-sharira Kausalkörperkarma aufgrund des Gesetzes vonUrsache und Wirkung entstandenegeistige und seelische Bindungen undMusterkosha Hüllekriyas Reinigungstechnikenkshana Jetzt, der Augenblickkundalini göttliche Urkraft imMenschen, in unerweckter Form als eineSchlange am Beckenboden dargestelltlaghiman eines der klassischen Siddhisnach dem Yoga-Bhashya, Levitationlila Spiel der Göttin Maya

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linga-sharira Astralkörperlotos-mudra Handgestemahabutas die Naturelementemahiman eines der klassischen Siddhisnach dem Yoga-Bhashya, Vergrößerungmanas Gedanken, Gefühle, Emotionenmanipura-chakra Solarplexus, einEnergiezentrummanomaya-kosha die Gedanken- oderEmotionshüllemantra heilige Silben und Wortemarana Tötenmarmas Vitalpunktemaya Illusion, auch die Göttin derIllusionmoksha Befreiung

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mudra Handgestemuladhara-chakra Wurzel-Chakra, einEnergiezentrumnabhi Marma auf Höhe des Bauchnabelsnabhi-chakra Solarplexus, auchManipura-Chakra, ein Energiezentrumnadi Energiekanalniyama eine der acht Stufen im Raja-Yoga nach Patanjali, Verhaltensregelom das, aus welchem alles entstand;Urklang, eigentlich a-u-mpingala-nadi Energiekanalprajna Licht wahrer Erkenntnis, inAnlehnung an Patanjaliprakamya eines der klassischen Siddhisnach dem Yoga-Bhashya,

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unwiderstehlicher Willeprakriti die Naturprana kosmische (Vital-, Lebens-)Energiepranamaya-kosha die aus Pranaerschaffene Hüllepranayama eine der acht Stufen desRaja-Yoga nach Patanjali, Atembeherrschung bzw. -ausdehnungprapti eines der klassischen Siddhisnach dem Yoga-Bhashya, Ausdehnungrajas aktiv, hitzigRama eine Inkarnation des indischenGottes Krishnarishi Sehersadhaka einer, der sadhana praktiziert

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sadhana spirituelle innere Praxissadhu heiliger Einsiedlersahasrara-chakra Scheitel-Chakra, einEnergiezentrumsamadhi vollkommene Meditation undVersenkung, eine der acht Stufen desRaja-Yoga nach Patanjali,samana sammelnde Energie, eines derPrana-Vayussamskara geistig verankerte Eindrücke,Erfahrungensamyana drei geistige Praktiken derinneren Sammlung nach Patanjali;darunter fallen dharana, dhyana undsamadhisattva rein, ausgeglichen

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satyam wirkliche RealitätShakti indische Göttin, Form derenergetischen Niederkunft Gottes auf dieErde, das weibliche Prinzipshank-mudra Handgeste zur Reinigungdes Hals-Chakrasshanti Friedenshat-karmas die geheimen HandlungenShiva indischer Gott, transzendentesGottes-Bewusstsein, männliches Prinzipsiddhas vollkommene Meistersiddhis übernatürliche KräfteSita indische Göttinsrava-arthata das Hin und Hergedanklicher Energie, in Anlehnung anPatanjali

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stambhana Anhalten, eines der Shat-Karmassthapani Marma im Zentrum des Kopfessthula-sharira der grobstofflicheKörpersukhasana angenehmer Sitzsushumna zentraler Energiekanal imMenschensvadhisthana-chakra Sakral-Chakra, einEnergiezentrumsvatantrya aus dem Selbst herauserzeugttamas trägetantra »verwoben«, eine philosophischeSchuletat tvam asi Das bist du; wesentlicher

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Satz aus dem Advaita Vedanta, derLehre der Nicht-Zweiheitturiya »das Vierte«, für die vierteBewusstseinsebeneuccatana Auslöschungudana aufsteigender Atem, eines derverschiedenen Prana-Vayusujjayi siegreicher Atemupanischad wörtlich: »sich nahe beijemandem niedersetzen«utkatasana auch als »Blitz« bezeichneteYoga-Haltunguttanasana die Vorwärtsbeugevama-marga Weg der linken Hand, eineSchule des Tantravashikarana Unterwerfung

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vashitva Meisterschaftvayu Windveda heiliges Wissen der Brahmanenvedanta Ende oder Ziel des VedaVibhuti-Pada drittes Kapitel der Yoga-Sutras von Patanjali, behandelt dieübersinnlichen Kräftevibhuti übersinnliche Kräftevidveshana Verursachung vonZwietrachtvijnana höheres Wissenvijnanamaya-kosha Hülle derErkenntnisvirasana Diamantsitzvishuddha-chakra Hals-Chakra, einEnergiezentrum

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vishuddhi gereinigt, geläutertvrittis gedankliche Wellenvyana ausdehnende Energie, eines derverschiedenen Prana-Vayusyama eine der acht Stufen des Raja-Yoga nach Patanjali, Selbstkontrolleyantras geometrische, heilige FormenYoga-Bhashya eine Art Kommentar zuden Yoga-Sutras des Patanjaliyogi einer, der Yoga praktiziertyogini eine, die Yoga praktiziert

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Kontakt

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Bahar YilmazTeja – Light up your lifePraxis für Medialität & YogaHerkommerstraße 40D-85057 Ingolstadt

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Pascal VoggenhuberSoHam Center GmbHBahnhofstraße 23CH-4450 SissachSchweiz

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