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Carola Wimmer • Daniele Winterhager
24 Adventskalendergeschichten zum Vorlesen
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»Kinder, heute habe ich eine tolle Nachricht für euch!«, sagt Frau Blume,
Lottes Klassenlehrerin. Sofort spitzen alle Kinder die Ohren. Auch Lotte
reckt ihren Kopf neugierig hervor, obwohl sie ihn sonst so gerne in ihrem
Schal verbirgt.
»Stellt euch vor, eure Erdkundelehrerin, Frau Burg, ist in der Adventszeit
in Afrika und hilft an einer Schule!«, erzählt Frau Blume. »Dort gibt es
einen Jungen in eurem Alter, der einen Brieff reund sucht.
Vielleicht möchte ja jemand von euch ihm schreiben?«
Sofort schießen alle Hände nach oben. »Ich, ich!«, rufen die Kinder
durcheinander. Sogar Lotte reckt ihre Hand vorsichtig in die Höhe.
Ein Brieff reund in Afrika! Das wäre toll, denkt sie.
»Lotte, du bist sonst immer so still«, sagt da Frau Blume zu Lotte.
»Ich fände es prima, wenn du Abebe schreibst und uns davon berichtest.«
Lotte freut sich. Gleichzeitig wird ihr vor Schreck aber auch heiß und kalt.
Werde ich das auch schaff en?, denkt Lotte.
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Aufgeregt kommt Lotte aus der Schule. Heute hat Frau Blume mit Lotte
alles genau besprochen. Lottes Mama ist schon ganz neugierig.
»Wie kommen denn die Briefe nach Afrika?«, will sie wissen.
»Ganz einfach!«, erklärt Lotte. »Wir schicken die Briefe mit einem
Faxgerät an Abebes Schule! Das Faxgerät funktioniert ähnlich wie ein
Telefon, nur kann man mit ihm auch Briefe schicken. Das geht schneller
als mit der Post.«
»Das ist eine gute Idee! Aber spricht Abebe denn unsere Sprache?«, will
Lottes Mama wissen. »Nein, aber Frau Burg spricht Abebes Sprache.
Sie wird alle Briefe für Abebe übersetzen und umgekehrt!«, erklärt Lotte.
»Dann ist doch alles prima. Warum bist du denn so aufgeregt, Lotte?«,
fragt Lottes Mama.
»Das Briefeschreiben macht mir etwas Angst«, gesteht Lotte. »Und in der
Schule soll ich von den Briefen erzählen. Vor der ganzen Klasse!«
»Mach dir mal keine Sorgen«, sagt Lottes Mama. »Beim Briefeschreiben
helfe ich dir gerne!«
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Hallo Abebe!
Ich heiße Lotte und bin acht Jahre alt. Meine Lehrerin, Frau Blume, hat
mir erzählt, dass Du eine Brieff reundin in Deutschland suchst. Das fi nde
ich toll! Ich hatte noch nie einen Brieff reund. Deshalb bin ich auch etwas
aufgeregt. Aber meine Mama hilft mir ein bisschen beim Schreiben.
Über Äthiopien weiß ich schon einiges. Es liegt in Afrika und ist sehr, sehr
groß. Dreimal so groß wie Deutschland. Stimmt es, dass es in Deinem
Land sehr heiß ist? Ich habe gehört, dass es in Äthiopien auch nur ganz
wenig Regen gibt, sodass dort nur wenige Tiere und Pfl anzen leben!
Stimmt das?
Bei uns wird es im Moment jeden Tag früh dunkel. Nachmittags bleibe ich
deshalb meistens zu Hause, mache Hausaufgaben oder spiele mit meinem
kleinen Bruder. Er heißt Finn und ich habe ihn sehr lieb.
Hast du auch Geschwister?
Deine
Lotte
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Für Lotte
Vielen Dank für Deinen Brief ! Ich hoff e, es geht Dir und Deiner Familie
gut und alle sind gesund.
Deine Erdkundelehrerin, Frau Burg, ist sehr freundlich! Sie hat mir
Deinen Brief sofort gebracht und für mich übersetzt. Sie hilft mir auch ein
bisschen beim Schreiben.
In Äthiopien ist es nicht überall heiß. Nur in manchen Gegenden ist
Wüste. In Äthiopien haben wir aber auch Berge, die zwei- bis dreitausend
Meter hoch sind. Oben auf den Bergen kann es nachts sogar richtig kalt
werden. Dort wo ich wohne, ist es aber zum Glück nicht kalt und auch
nicht so schlimm heiß. Auch gibt es in der Regenzeit genügend Regen.
Rund um mein Dorf wachsen deshalb schöne Bäume. In den Ästen sitzen
die putzigen Mantelaff en mit ihrem schwarz-weißen Fell. Wir können
Getreide, Bananen und Kaff ee anbauen. Besonders jetzt, zum Anfang der
Trockenzeit, ist alles hell und noch grün!
Ich habe vier Geschwister. Zwei Brüder: Haile und Solomon. Meine
Schwestern heißen Rijana und Almaz.
Sie lassen Dich herzlich grüßen!
Ich wünsche Dir eine gute Zeit
und Gesundheit,
Abebe
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• Gondor
• Aksum
• Dese
• Dire Dawa
• Harar
• Werder
• Kebri Dehar
Shebele
GenaleD
awa
• Addis Abeba
• Nazret
Abaya- See
Arba Minch
• Chamo- See
Omo
Abebes Haus
Tekeze
Lalibela Felsen- Kirchen
Tana- See
Blauer Nil
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Lieber Abebe!
Über Deinen Brief habe ich mich sehr gefreut. Jetzt weiß ich ein bisschen
besser, wie es bei Dir in Äthiopien aussieht. Über die Bananenbäume habe
ich sehr gestaunt. Bananen wachsen bei uns nicht. Wir können sie nur im
Supermarkt kaufen. Auch wilde Tiere gibt es bei uns selten. Aber wir
haben auch Berge und im Norden ein Meer. Das Wetter ist jedoch nicht
so verschieden. Es ist überall fast gleich.
Bei uns kommt morgen der Nikolaus. Ich freue mich ganz doll. Ich habe
schon meine Schuhe geputzt und sie vor die Tür gestellt, damit er sie mit
Süßigkeiten füllt. Denn der Nikolaus beschenkt bei uns alle Kinder. Seine
Geschenke bringt er aber heimlich in der Nacht. Deshalb habe ich ihn
noch nie gesehen. Hast Du ihn schon mal gesehen? Er trägt einen roten
Mantel und einen langen weißen Bart!
Bis bald,
Lotte
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Der heilige Nikolaus
Der heilige Nikolaus war ein Bischof, der vor vielen hundert Jahren lebte.
Geboren wurde er in der Nähe von Myra. Das liegt in der Türkei.
Nikolaus hatte einen großen Gerechtigkeitssinn und stand immer den
Notleidenden bei. Seinen Reichtum hat er an die Armen verteilt. Deshalb
wird er noch heute verehrt. So soll er drei armen Jungfrauen nachts
heimlich Goldklumpen in die Fenster geworfen haben. Durch diesen
kleinen Reichtum bekamen sie die Möglichkeit, zu heiraten. Denn zu
Nikolaus’ Zeiten wurde erwartet, dass eine Frau Geld mit in die Ehe
brachte. Dieses Geld nannte man Mitgift. Das Aufstellen der Schuhe vor
dem Nikolaustag geht auf diese Legende zurück.
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Liebe Schwester,
den Nikolaus habe ich hier in Äthiopien noch nie gesehen. Vielleicht ist es
ihm hier in seinem dicken Mantel einfach zu warm? Er scheint auf jeden
Fall ein großzügiger Mann zu sein! Was aber machen die Kinder in
Deutschland, die keine Schuhe haben?
Es muss schön sein, an einem Festtag Geschenke zu bekommen.
Heute habe ich einen großen Schreck bekommen. Ich habe unsere Ziege
wie immer draußen grasen lassen. Gerade als ich ihr ein paar schöne
Blätter von einem Strauch rupfen wollte, ist sie in großen Sprüngen davon-
gelaufen. Dabei muss ich besonders gut auf sie aufpassen. Sie bekommt
nämlich bald ein Junges und ist schon kugelrund. Nachts lassen wir sie
deshalb in unserer Hütte schlafen. Zum Glück konnte ich sie wieder
einfangen. Aber ich musste ganz schön rennen! Hat Deine Familie auch
Tiere?
Möge es Deiner Familie gut gehen,
Abebe
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Hallo Abebe!
Heute habe ich in der Schule von Deinem Brief erzählt. Das war nicht
leicht. Ich mag es nicht, vor der ganzen Klasse zu sprechen! Aber alle
Kinder haben ganz aufmerksam zugehört. Da war ich froh! Meine
Lehrerin sagt, dass in Äthiopien nicht jedes Kind Schuhe hat und in die
Schule gehen darf. Weil die Eltern kein Geld haben und es nicht
genügend Schulen gibt. Stimmt das?
Bei uns gibt es genügend Schulen! Auch hat jedes Kind Schuhe!
Heute hat es bei uns zum ersten Mal geschneit. Finn und ich sind raus in
den Garten und haben einen Schneemann gebaut! Weil wir keine
passenden Steinchen für seine Augen hatten, haben wir ihm einfach eine
Sonnenbrille aufgesetzt. Das sieht lustig aus! Ich habe ein kleines
Kaninchen. Es ist ganz zahm! Was macht Deine Ziege? Geht es ihr gut?
Liebe Grüße,
Lotte
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Ein Schneemann
Ein Schneemann lässt sich ganz leicht selber bauen! Man braucht
dafür zunächst nur einen kleinen Schneeball. Der Schneeball
wird dann so lange im Schnee gerollt, bis er zu einer großen
Kugel herangewachsen ist.
Das geht am besten, wenn der Schnee noch frisch und pappig ist.
Anschließend rollt man sich noch eine mittlere und eine kleine
Kugel.
Die Kugeln werden dann einfach übereinandergesetzt. Jetzt kann
man den Schneemann so gestalten, wie man lustig ist. Eine
Karotte als Nase, zwei Steinchen als Augen und vielleicht einen
Hut. Schon ist der Schneemann fertig!
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Hallo Lotte!
Ich fi nde es prima, dass Du vor Deiner Klasse von unserer Brieff reundschaft
erzählt hast! Auch ich habe allen Kindern in meiner Klasse erzählt, was
Du mir über Dich und Dein Land geschrieben hast. Mir macht das aber
nichts aus. Denn wenn man etwas zu sagen hat, sagt mein Vater, soll man
auch sprechen, damit man gehört wird.
Deine Lehrerin, Frau Blume, hat recht. In meinem Land gehen viele
Kinder nicht in die Schule.
Ich habe Glück und kann in die Schule gehen. Ich freue mich jeden Tag
und lerne fl eißig – wenn ich Zeit habe, denn ich muss ja nach der Schule
unsere Tiere hüten und meinen Eltern im Haus oder auf dem Feld helfen.
Manchmal spiele ich aber auch einfach mit meinen Freunden oder
Geschwistern. Vor allem Fußball. Oder ein Hüpfspiel: »Kare«.
Dabei malt man Kästchen auf den Boden und hüpft von einem Wochen-
tag zum anderen. Unserer Ziege geht es gut, sie ist munter und fühlt sich
wohl. Jeden Tag verputzt sie mehr Gras und
meckert fröhlich vor sich hin.
Viele Grüße,
Abebe
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Rob
Maksegno
Segno
Arb
Kedame
Ehud
Humus
Das Hüpfspiel Kare
Bei diesem lustigen Hüpfspiel braucht man nur etwas Kreide, um das
Spielfeld aufzumalen. Man kann aber auch ein Stöckchen nehmen und die
Umrisse der Kästchen in sandige Erde ritzen.
Dann werden in die Kästchen die Wochentage eingetragen. In Äthiopien
sind das Segno (Montag), Maksegno (Dienstag), Rob (Mittwoch), Humus (Donnerstag), Arb (Freitag), Kedame (Samstag) und Ehud (Sonntag). Dann braucht man noch ein Steinchen. Mit ihm werden die
Kästchen markiert, die übersprungen werden müssen.
Der Stein wird zunächst auf den Montag gelegt. Das erste
Kind hüpft nun auf einem Bein alle Kästchen durch und
wieder zurück. Nur in das Montagskästchen darf es nicht
springen. Am Mittwoch und Donnerstag sowie am Samstag
und Sonntag darf das Kästchen mit beiden Füßen berührt
werden.
In der nächsten Runde wird der Dienstag mit dem Stein-
chen markiert. Hüpft ein Kind versehentlich in das
Kästchen mit dem Stein oder berührt eine Linie, ist das
nächste Kind an der Reihe. Wer zuerst alle Wochentage geschaff t hat,
hat gewonnen!
Man beginnt links unten mit Hüpfen und oben geht’s dann rechts rüber
und zurück.
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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
Carola Wimmer
Es ist uns ein Stern erschienen24 Adventskalendergeschichten zum Vorlesen
Gebundenes Buch, Spiralbindung, 52 Seiten, 20,0 x 20,0 cmISBN: 978-3-570-13986-8
cbj
Erscheinungstermin: Oktober 2011
Ein außergewöhnlicher Adventskalender. Von Menschen für Menschen Für die Adventszeit hat die 8-jährige Lotte eine ganz besondere Aufgabe von ihrer Lehrerinbekommen – sie darf mit Abebe in Äthiopien eine Brieffreundschaft führen und soll in der Klassedarüber berichten! Auf diese Weise beginnt ein ebenso spannender wie rührender Austauschüber Sitten und Bräuche, Unterschiede und Gemeinsamkeiten rund um das schönste Fest desJahres ... Ein ganz besonderer Adventskalender, der einfühlsam, spannend und besinnlich dasinterkulturelle Verständnis der Kinder fördert.