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24/7 - Übungszeitung von Team 11 der Axel Springer Akademie

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  • PSeite 2 | Mittwoch, 14.03.201224 / 7AFGHANISTAN

    Sbelrasseln amHindukuschNach dem GI-Massakereines US-Soldaten an 16afghanischen Zivilisten amSonntag, drohte Taliban-Sprecher Sabihullah Mud-schahid mit der Enthaup-tung von US Soldaten.Derweil eskalierte dieStimmung. Bei anhalten-den Ausschreitungen wur-de ein afghanischer Soldatbei der Begehung des Tat-orts von Sonntag von deraufgebrachten Bevlkerungerschossen.

    ISRAEL

    Waffenruhe mitPalstinensernNach tagelanger Gewalthaben sich Israel und Pa-lstinenser auf eine um-fassende und gegenseitigeWaffenruhe geeinigt, wieein gyptischer Regie-rungsvertreter in derNacht zu Dienstag mit-teilte. Die bereinkunft seibereits um 1 Uhr in Kraftgetreten. gypten bemhtsich seit Tagen um Ver-mittlung in dem Konflikt.

    BUNDESBANK

    berschussgeschrumpftDer berschuss der Deut-schen Bundesbank ist we-gen der Euro-Staatsschul-denkrise auf 643 MillionenEuro geschrumpft. Grundwar die deutlich gestiegeneRisikovorsorge im ver-gangenen Jahr, wie dieNotenbank gestern inFrankfurt mitteilte. 2010hatte der Jahresberschussnoch 2,2 Milliarden Eurobetragen. Der berschusswird an den Bund abge-fhrt.

    RECHTEXTREMISMUS

    Schlag gegenNeonazisBei einer gro angelegtenRazzia in gleich drei Bun-deslndern hat die Polizei24 Personen mit rechts-radikalem Hintergrundfestgenommen. Bei denDurchsuchungen in Rhein-land-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Thringenwurden auch Mitgliederder rechtsextremen NPDverhaftet. Den Beschuldig-ten wird Verfassungsfeind-lichkeit sowie Krperver-letzungen oder Landes-friedensbruch vorgeworfen.

    NACHRICHTEN

    POLITIK

    STEFAN MAIR

    D ie EU-Finanzministerhaben sich erstmals mitder Einfhrung einerSteuer auf Finanzmrkte be-schftigt. Grobritannien undSchweden fhren die Gegner an,insgesamt zehn Lnder. Frank-reich und Deutschland sprechenfr die insgesamt neun Befr-worter.

    Fr uns ist eine Finanz-transaktionssteuer schwer zuakzeptieren, bekrftigteSchwedens Finanzminister An-ders Borg in Brssel seinen Wi-derstand. Bundesfinanzminis-ter Wolfgang Schuble entgeg-nete, es sei nicht gerecht, denUmsatz von Gtern undDienstleistungen mit der Mehr-wertsteuer zu belegen, nicht je-doch den Umsatz mit Finanz-produkten und Finanzdienst-leistungen.

    Bereits Ende September desvergangenen Jahres legte die Eu-ropische Kommission einenEntwurf fr die Einfhrung einerFinanztransaktionssteuer vor.Diese Steuer versteht sich alsUmsatzsteuer auf Aktien, Deri-vate und andere Finanzprodukte.

    Mit der Transaktionssteuersoll eine gerechte Beteiligungdes Finanzsektors an den Kos-ten der Finanzkrise garantiertwerden. Die Befrworter zeigensich berzeugt, dass durch dieEinfhrung der Steuer ein gutesRegulierungsinstrument fr dieeuropischen Finanzmrkte zurVerfgung steht.

    Gesprchsthema des Tref-fens sind auch die Sorgen umdas hohe spanische Defizit. Eu-ro-Gruppenchef Jean-ClaudeJuncker hat die spanische Re-gierung aufgerufen, ihre fr das

    nchste Jahr gesetzten Haus-haltsziele einzuhalten. Wir ge-hen davon aus, dass Spaniensein Haushaltsziel fr 2013 er-reichen wird und erreichenwill. Ministerprsident ManuelRajoy und WirtschaftsministerLuis de Guindos rumten un-lngst ein, dass die Neuver-schuldung ihres Landes 2012 bei

    5,8 Prozent liegen werde. Zuvorhatten sich die EU und Spanienauf 4,4 Prozent geeinigt. Spani-en gilt als Wackelkandidat inder Schuldenkrise. Dazu ist je-der vierte Spanier arbeitslos.Die EU drngt nun darauf, dassSpanien kommendes Jahr dieEU-Defizitgrenze von drei Pro-zent einhlt.

    Steuer spaltet EUBrsenabgabe und spanisches Defizit sorgen fr Konflikt

    Spaniens Wirtschaftsminister de Guindos (l.) und Juncker

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    Berlins regierenderBrgermeister KlausWowereit rumt Feh-ler ein und macht rei-nen Tisch.

    Nachdem bekanntwurde, dass der SPD-Politiker bereits 2002mit Ex-BahnchefHeinz Drr in dessenPrivatjet nach London geflo-gen war, rumte Wowereitgestern auch einen zweitenFlug 2003 ein. Beide Flge zu-sammen hatten einen Wertvon ber 10 000 Euro. Gleich-zeitig beteuerte er, dass er bei-de Reisen privat angetreten

    sei und fgte an:Heute wrde ich dasnicht mehr machen.Fr die Oppositionist das Thema jedochnoch nicht geklrt.Ramona Pop, Frakti-onschefin der Gr-nen, zu 24/7: Es sindneue Fragen aufge-

    taucht, denen sich Wowereitin der nchsten Plenumssit-zung stellen muss. Schon An-fang der Woche geriet der Po-litiker in Zusammenhang miteinem Gratisurlaub bei demEvent-Manager ManfredSchmidt in die Schlagzeilen.

    Wowereit rumt weiterenFlug im Privatjet ein

    KlausWowereit

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    : DPA

    / MAU

    RIZI

    O G

    AMBA

    RIN

    I Im Konflikt um Seltene Er-den haben die USA unter-sttzt von EU und Japan eineKlage gegen China bei derWelthandelsorganisation(WTO) eingereicht. China be-sitzt weltweit 97 Prozent derseltenen Stoffe. Sie werdenfr den Bau von Handys, Hy-bridautos und Raketen ben-tigt. Das Problem: Der RoteRiese sitzt zunehmend pro-tektionistisch auf den kostba-ren Gtern. Die Preise habensich in den letzten vier Jahrenverzehnfacht. Nach WTO-Re-geln muss China nun inner-halb von 60 Tagen Gesprche

    mit den Klgern aufnehmen.Da erwartet wird, dass dieseGesprche scheitern, knntees zu einem Gerichtsverfah-ren kommen. Ein Verfahrenkann sich ber Jahre hinzie-hen. In der Vergangenheitkonnten so aber bereits ver-schiedene Streitpunkte wieHhner- oder Autoreifenhan-del beigelegt werden. AuchExportbeschrnkungen frStoffe wie Zink oder Magnesi-um msste China laut einemWTO-Urteil aufheben. Daswurde krzlich trotz Berufungbesttigt. Ob sich China dembeugt, ist aber ungewiss.

    Rohstoff-Streit zwischenUSA und China

    Es gibt keine andere Steuerauf der Welt, mit deren Ein-fhrung man im WahlkampfStimmen gewinnen kann.

    Von der Besteuerung vonFinanzmarktprodukten ver-sprechen sich Politiker genaudas. Die Branche, die an denTurbulenzen der Finanzkrise2008 Schuld ist, soll jetzt zah-len. Das finden viele gerecht.Doch eine Einfhrung rckt inder EU in weite Ferne. Beina-he gleich gro sind die Grup-pen von Befrwortern undGegnern. Vor allem Schwe-dens Widerspruch ist ver-stndlich:

    In den 80er Jahren fhrtedas Land eine Brsenumsatz-steuer ein und prompt wan-derten groe Teile des Aktien-und Anleihhandels aus demLand ab.

    Auch Hauptgegner Gro-britannien fhrt als schwers-tes Argument ins Feld, dass ei-ne Einfhrung England sub-stanziell treffen knnte.Schlielich spielt der Finanz-sektor dort eine weitaus be-deutendere Rolle als in ande-ren EU-Lndern.

    Vor allem Frankreichs Pr-sident Sarkozy scheint ent-schlossen mit einer Umset-zung der Finanzmarktsteuerin den Wahlkampf zu gehen.Vor kurzem kndige er an, abAugust eine Steuer von 0,1Prozent auf Aktienkufe undden Handel von Kreditausfall-versicherungen einzufhren.

    Das soll eine Milliarde Eurobringen. Keine Summe, dieden Staatshaushalt rettet,aber gengend Whlerstim-men bringt.

    KOMMENTAR

    Gut fr denWahlkampf

    STEFAN MAIR

  • Mittwoch, 14.03.2012 | Seite 324 / 7

    HOLLYWOOD

    James Francokommt nach BerlinSchauspieler, bildenderKnstler, Regisseur, Dreh-buchautor und Filmpro-duzent in einer Person:Fr James Franco (33) istdas aber noch nicht genug.Jetzt stellt sich das Multi-talent mit seinem literari-schen Debt Palo Alto,benannt nach seiner kali-fornischen Heimatstadt,auch in Deutschland vor.Die Kurzgeschichten han-deln von Jugendlichen mitAlkohol- und Drogen-problemen, die emotions-los durch ihr Leben tau-meln.

    BERLIN

    Ksse ausKarlshorstAuf den Abreizettelnsteht keine Telefonnum-mer, sondern die ISBN-Nummer des Buches: Sowirbt die Berlinerin Pa-trycja Spychalski fr ihrenneuen Jugendroman Ichwrde Dich so gerne ks-sen. Er spielt in ihrem

    Kiez, in Karlshorst. Vielebekannte Pltze kommendarin vor. Die S-Bahn-Brcke zum Beispiel, woman sitzen und in derFerne den Fernsehturmsehen kann, so die Auto-rin.

    LITERATUR

    Buchmesse inLeipzigVom 15. bis zum 18. Mrzfindet die Leipziger Buch-messe statt. 100.000 B-cher, davon 20.000 Neu-erscheinungen stehen imMittelpunkt. Den Besu-chern soll ein Einblick indie Welt des Internet gege-ben werden, Digitalisie-rung bleibt ein Thema.Erstmals registriert dieLeipziger Buchmesse Teil-nehmer aus 44 Lndern, soviele wie nie zuvor.

    NACHRICHTEN

    FFEUILLETON

    LUCAS NEGRONI, INGAPYLYPCHUK

    Knapp eine Stunde langlag der niederlndi-sche Prinz Friso unterdem Schneebrett, das ihn vonder Skipiste gerissen hatte.Friso berlebte und liegt seit-dem im Koma. Sollte er jemalswieder daraus erwachen, wirder schwere mentale Schdendavontragen zu lange hattesein Gehirn kein Sauerstoffunter der Lawine. Ginge esnach hollndischen rzten, sowre der Prinz schon lngsttot. Gerade einmal 30 sol-cher Patienten gibt es dort,30 000 sind es in Deutsch-land, sagt Wolfgang Putz,Rechtsexperte und Medizin-ethiker. Jenseits der Grenzenherrschen andere Ansichtenber Leben und Tod: In derSchweiz hat diesen Montagder sterbenskranke Ex-Fu-baller Timo Konietzka seinLeben mit einem Giftcocktailbeendet. Dort ganz normal,hier ein Skandal. Warum istdas so? Putz ist der Ansicht,dass das Thema in Deutsch-land tabuisiert werde. Eindringend zu lsendes Problemsieht er in einer deutschen Ei-

    genart fr Patienten, die nichtmehr in der Lage sind, ihrenWillen zu uern: Der soge-nannte mutmaliche Patien-tenwille. Grundlage dafr istdie berzeugung, dass jederMensch ber das eigene Le-ben bestimmen knnen soll.Hat ein Komapatient seinenWillen in irgendeiner Formvorher geuert, dann mussjeder Arzt danach handeln. Ermuss die Maschinen abschal-ten, wenn der Patient sterbenmchte. LebensverlngerndeManahmen sind in diesemFall Krperverletzung, sagtPutz.

    Richtige Probleme entste-hen aber dann, wenn niemandwei, was der Patient eigent-

    lich wollte. Normalerweiseversuchen die Angehrigendann den Willen des Patien-ten zu vermuten - eine extrembelastende Situation fr An-gehrige, die pltzlich berLeben und Tod ihres Ver-wandten entscheiden mssen.Die Leute zerfleischen sichbei diesen Gedanken, sagtPutz. Um das zu vermeiden,sollten sich die Menschen inDeutschland mglichst frhdiesem Dilemma annehmenund den eigenen Willen frden Notfall uern.

    Noch schwieriger wird esbei Komapatienten ohne An-gehrige und ohne Patienten-verfgung. Die werden amLeben erhalten und sterben

    irgendwann den Alterstod. InDeutschland gebe es einigesolcher Patienten mancheseien schon seit 30 Jahrennicht mehr bei Bewusstseinund wrden ber eine Magen-sonde ernhrt. Bis zu 17 000Euro kostet die Behandlungeines solchen Patienten imMonat. Putz findet diesen Zu-stand untragbar. Man knnenicht einfach annehmen, dassjeder Mensch im Zweifelsfallleben mchte. Wenn ich mei-nen Studenten diese Fragestelle, dann sagen 98 Prozent,dass sie fr den Fall dauernderBewusstlosigkeit nicht mehrleben wollen. Das sei ein Zei-chen dafr, dass die Gesell-schaft umdenken msse. Eineschwierige Diskussion, vorbe-lastet durch das Gruel derEuthanasie im Dritten Reich.Dennoch sei die Schlussfolge-rung aus dem historischenSchicksal falsch, so Putz. DerRechtsstaat darf keine Bewer-tung des Lebens vornehmen.Angesichts der zunehmendenberalterung msse sich dieGesellschaft dieser Diskussi-on frher oder spter aber so-wieso stellen. Sptestens imJahre 2030, wenn die Alters-pyramide Kopf steht.

    Der Tod als Erlsung: Komapatienten in Deutschland warten manchmal Jahrzehnte darauf

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    : DPA

    /WER

    NER

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    PER

    Im Land der lebenden TotenHeikles Thema: Der Lebenswille bei Komapatienten

    Eine direkte Sterbehilfe miteiner Giftspritze ist nur inBeneluxlndern erlaubt. 2011lieen sich den Niederlanden3136 schwerstkranke Men-schen von einem Arzt tten -fast 20 Prozent mehr als imJahr davor. In Deutschland sindnur eine indirekte aktive (Ein-nahme von Medikamenten,

    die das Leben verkrzen),sowie eine passive Sterbehilfe(Beendung der knstlichenErnhrung) zugelassen. Werschnell und bewusst sterbenwill, reist aus. Die SchweizerSterbehilfeorganisation Exit, dieauch T. Konietzka in den Todbegleitete, betreute im ver-gangenen Jahr 305 Menschen.

    STERBEHILFE IN EUROPA

    Sterbehilfe ja oder nein? Ak-tuelle Flle wie die des Prin-zen Friso und Timo Konietzkawerden kurzzeitig die heikleDebatte um Ttung auf Ver-langen anheizen. Genau daliegt das Problem. Das Themawird immer heikel bleiben,wenn es ein Tabuthemableibt. Viele Menschen frch-

    ten sich davor, sich mit demeigenen Tod oder dem einesnahestehenden Angehrigenauseinanderzusetzen, wenn eskeinen konkreten Anlass dazugibt. Das ist nachvollziehbar,doch ein gesellschaftlich offe-nerer Umgang, der mehr In-formationen und eine bessereBetreuung bietet, knnte die-

    se Angst verringern. Unab-hngig von Alter und Gesund-heitszustand muss ein Themawie die Patientenverfgungsowohl innerhalb der Familieals auch gesellschaftlich mehrin den Fokus gerckt werden.Die Wrde des Menschen istunantastbar, auch im Tod. DerWille des Betroffenen sollte

    das Orientierung gebendeMa sein, was lebenserhalten-de Manahmen anbelangt undin jedem Fall mssen die An-gehrigen grtmglich ent-lastet werden. Eine bessereAufklrungs- und Informati-onspolitik zur Patientenverf-gung ist ein erster Schritt indie richtige Richtung.

    KOMMENTAR

    Das Recht auf WrdeLENA KAPPEI

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    : VIK

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    MilchMilch

    TTHEMASeite 4| Mittwoch, 14.03.201224 / 7

    VIKTORIA DMER, ANJA RICHTER

    E lf Millionen Tonnen Essenlanden in Deutschlandjhrlich im Mll. Damitsoll jetzt Schluss sein. Bundes-verbraucherministerin Ilse Ai-gner mchte diese Wegwerf-mentalitt aus den Kpfen derMenschen verbannen.

    Wir mssen auf allen Ebe-nen vorgehen, sagt die CSU-Politikerin. Sie fordert eine in-tensive Aufklrung der Verbrau-cher ber Lebensmittelkonsumund die Vernetzung der Nah-rungsmittelbranche unterein-ander.

    Laut einer aktuellen Studieder Universitt Stuttgart sindacht Millionen Tonnen desjhrlichen Lebensmittelmllsberflssig. Ingesamt landenso Waren im Wert von fast21,6 Milliarden Euro in derTonne. Der Einzelhandel pro-duziert nur fnf Prozent allerEssensabflle, 17 Prozentstammen aus Gaststtten,Schulen, Kantinen und In-dustrie. Privathaushalte tra-gen mit 61 Prozent zum Ge-samtaufkommen bei. DasProblem ist also der Ver-braucher.

    Jeder ist verantwortlich

    Jeder Einzelne wirft proJahr knapp 82 KilogrammEssen weg, obwohl es nochgeniebar wre. Was alles

    in der Mlltonne landet,ist erschre-

    ckend: Jo-ghurt, der

    eigentlich noch haltbar ist, eineBanane mit brauner Schale, dasStck Geburtstagskuchen vongestern. Lebensmittel sind einhohes Gut. Fr mich ist es uner-trglich, wenn sie weggeworfenwerden, sagt Aigner. Das Be-wusstsein der Menschen fr denWert des Essens muss sich schr-fen.

    Am 27. Mrz holt die Ministe-rin alle Akteure an einen Tisch:Experten aus Industrie, Handel,Gastronomie und Landwirt-schaft, Verbraucherschtzer, Ver-treter von Kirchen und nicht-staatlichen Organisationen(NGOs) sollen Wege zur Verrin-gerung der Lebensmittelabfllefinden.

    Die Reaktionen auf AignersPlne sind bisher positiv. Wirwerden nach gemeinsamen L-sungen suchen, erklrt StefanHertel vom Deutschen Einzel-handelsverband. Mariola Maxe-lon, Leiterin einer Berliner Tafel,erhofft sich mehr Kooperationmit Restaurants und Supermrk-ten: Hoffentlich bekommen wirnun mehr und bessere Lebens-mittelspenden.

    Zu gut fr die Tonne

    Schon ab kommendem Montagstartet die Aktion Zu gut fr dieTonne. Auf einer Webseite kn-nen sich Interessierte ber einenbewussten Einkauf sowie dierichtige Lagerung und Verarbei-tung von Lebensmitteln infor-mieren (siehe S. 5, Info-Kasten).Der Verband des Deutschen Le-bensmittelhandels beteiligt sichmit vier Millionen Broschren

    ebenfalls an dem Projekt. Kundenin 30 000 deutschen Supermrk-ten sollen so erfahren, dass Kse,Knackwrstchen und Co. auchnach Ablauf der angegebenenHaltbarkeit geniebar sein kn-nen. Nicht alles gehrt sofort inden Mll, erklrt Aigner. DasMindesthaltbarkeitsdatum istnur eine Richtlinie.

    Grschtel la Aigner

    Die Grnde fr das Wegwerfver-halten sind vielschichtig: Fehl-kufe, falsche Aufbewahrung,fehlender berblick ber Vorr-te. Wir kennen das doch alle - zuviele Kartoffeln gekocht, Fleischvom Vortag brig. Ich empfehleda ein kstliches Grschtel. Bit-te was? Die Ministerin meint Res-tekche. Konkret ein Pfannenge-richt aus Kartoffeln, Rind und Ei-ern.

    Groe Mengen, kleine Preise

    Massenproduktion und die Preis-schlachten der Discounter habendie Verbrauchen den Wert vonLebensmitteln vergessen lassen.Schweineschaschlik zumSchleuderpreis, zwei Kilo pfelfr 1,30 Euro, Gurken fr 29Cents. Kleinere Mengen sindoft teurer als groe. Lieber dieXXL-Vorteilspackung kaufenund den Rest wegschmeien. -eine weit verbreitete Ein-kaufsstrategie. Und ein gro-er Irrtum. Denn mit weni-gen Zutaten wird aus demvermeintlichen Mll ein le-ckeres Mittagsessen. Dasschmeckt nicht nur Ilse Ai-gner.

    Von wegenwegwerfenRegierung startet Aktion gegen Lebensmittelverschwendung

  • Mittwoch, 14.03.2012 | Seite 524 / 7

    Zu viele Lebensmittel landen imMll ist das Fazit einer Studie, dieVerbraucherministerin Ilse Aigneram Dienstag in Berlin vorgestellthat. Und zwei Drittel davon sindlaut dem Papier vermeidbar. Vondem, was der Westen weg-schmeit, knnte man die Weltdrei Mal ernhren, behauptet Va-lentin Thrun, der mit seinem FilmTaste the Waste die Weg-schmeidebatte erst ins Rollenbrachte. Aber geht das so einfach?Wir schmeien kein Brot mehrweg und Afrika muss nicht mehrhungern? Leider nein. Hunger istnmlich kein Problem der Vertei-lung der Lebensmittel, sondernder Verteilung der Kaufkraft. Vielschwerer als die Lebensmittel, diewir wegschmeien, wiegen daherdie Lebensmittel, die wir produ-zieren - und exportieren: Jedes Ki-logramm Schweinefleisch wird inder EU mit 31 Cent bezuschusst.Mit 55 Milliarden subventioniertdie EU jhrlich die europischeLandwirtschaft. Das ist der grteEinzel-Etat, der Brssel zur Verf-gung steht. Nur so knnen euro-pische Nahrungsmittelexportemit Kleinbauern in der ganzenWelt konkurrieren. So absurd esklingt, aber billiges europischesSchweinefleisch verdirbt afrikani-schen Viehzchtern das Geschft.Und zwei Drittel der hungerndensind Kleinbauern. Natrlich hatAigner Recht, wenn sie findet, dasszu viele Lebensmittel im Mll lan-den. Tatschlich ist aber wichtiger,wie viele Steuergelder in Agrarsub-ventionen entsorgt werden.

    KOMMENTAR

    Schlimmerals Mll

    JAN VOLLMER

    Planung

    1. Schreiben Sie sich einen Ein-kaufszettel und halten Sie sichan die Liste. So kaufen Sie keineunntigen Produkte, die spterim Mll landen mssen.2. Gehen Sie nie hungrig einkau-fen!

    Einkaufen

    3. Achten Sie auf die Menge! Las-sen Sie sich nicht von Gropa-ckungen verfhren. 4. Kaufen Sie Lebensmittel inkleinen Verpackungen oder lose -so kaufen Sie nur so viel, wie Sietatschlich verbrauchen. 5. Achten Sie immer auf das Min-desthaltbarkeitsdatum!

    Kochen

    6. Sie knnen aus den Resten amFolgetag eine neue Speise zau-bern. Bedienen Sie sich dabei der

    Kochinternetseiten wiewww.chefkoch.de, oder desKochbuchs 1x Kochen, 2x Es-sen von Kay-Henner Menge undIra Knig. Zudem frdert Kochenmit Resten die Kreativitt.7. Wenn Sie zu viel gekocht ha-ben: Laden Sie Ihren Nachbarnzum Essen ein.

    Lagerung

    8. Drehen Sie die Heizung in derKche herunter. So halten sichalle Produkte, die dort gelagertwerden, lnger.9. Kaufen Sie sich einen Brottopfaus Ton. So schmeckt das Brotauch am zweiten Tag frisch. 10. Das Brot in Scheiben schnei-den und einfrieren. Einzelne ge-frorene Scheibchen knnen inden Toaster geworfen werden.Der Unterschied zwischen gefro-renem und frischen Brot istkaum zu merken.

    Containern/Freeganer werden

    11. Wenn Sie sich nicht vor pfelnmit Dellen scheuen, knnen Siean diesen Stellen in Berlin Obstund Gemse, die sonst im Abfalllanden, sehr billig oder sogarumsonst von den Verkufern be-kommen:

    Neuklln: Am Maybachufer,Dienstag und Freitag, Abbau desMarkts zwischen 18:00 und 18:30.Hndler fragen. (Pnktlich sein!)

    Schneberg, Mannsteinstrae,Mi, 16 Uhr (um 15.30 da sein); Sa,17:00. Auf diesem Markt kann manauch "Gammelkisten" kaufen (ca.fnf Kilogram Obst/Gemse fr ei-nen Euro).

    Moabit: Gromarkt Westhafen/Beusselstrae (keine ffentlichenVerkehrsmittel, Auto erforderlich)

    Vernnftig einkaufenMit diesen elf Tipps verschwenden Sie kein Essen mehr

    24/7: Wieso gibt es berhauptHunger? Lebensmittel werdenja im berfluss produziert.

    RAPHAEL SCHNEIDER:Wer Geld hat, kann sich berallEssen kaufen. Es ist kein Pro-blem der Verteilung der Lebens-mittel, sondern des unterschied-lichen Einkommens. Trotz derberproduktion ist die Zahl der

    Hungertoten in Afrika nicht we-niger geworden!

    Profitiert berhaupt jemandvon der berproduktion derwestlichen Lnder?Die Kette der Produzenten, Verku-fer und Wiederverkufer profitiertdavon. Und natrlich der europi-sche Verbraucher, der eine grereAuswahl im Regal stehen hat.

    Laut Ilse Aigners Studie wer-den elf Millionen Tonnen Le-bensmittel pro Jahr wegge-worfen.Fr den Verbraucher und die Le-bensmittelhndler klingt dieZahl realistisch. Sie ist nurschwer zu begreifen. Elf Millio-nen Tonnen sind so viel wie diegesamte deutsche Kartoffelerntein einem Jahr. Oder, auch wennder Vergleich makaber ist, zehnMal das Gewicht der Costa Con-cordia.

    Haben Sie an Aigners Studienichts auszusetzen?Etwas Entscheidendes fehlt:Der Teil, der in der Produktionund in der Industrie verlorengeht. Geschtzte neun Millio-nen Tonnen Lebensmittel wer-den schon aussortiert und weg-geschmissen, bevor sie ber-haupt im Laden ankommen. Le-bensmittel, die den Normennicht entsprechen, wie zukrumme Gurken oder zu geradeBananen. Der komplette Verlustvon der Ernte bis zum erstenHndler fehlt in der Studie. Dashtte man ebenfalls erhebenmssen.

    Was schmeien Sie in die Ton-ne?Durch meinen Job bin ich daempfindlich und beobachte dieBiotonne sehr genau. Meine Fa-milie wei das und schmeitfast nichts weg. Nur ungenie-bare Dinge, wie zum BeispielSchalen.

    Haben Sie bestimmte Tricksbeim Einkaufen?Nein, wir kaufen in ganz norma-len Discountern, Biolden oderauf Wochenmrkten ein. MeineFrau und ich versuchen mg-lichst viele regionale und saiso-nale Produkte einzukaufen. ImWinter essen wir lieber Kohl ausDeutschland als Weintraubenaus Sdamerika.

    Was kann denn der Verbrau-cher gegen die berprodukti-on tun?Der Verbraucher sollte beim Ein-kaufen aufpassen und die herab-gesetzten Produkte nehmen.Vielleicht nicht immer die Milchmit dem lngsten Mindesthalt-barkeitsdatum kaufen, sonderneine, die schon zwei Tage im La-den steht.

    Ich schmeie fast nichts wegEin Interview mit Raphael Schneider von der Welthungerhilfe

    85Whrend Sie diese Doppelsei-te in den vergangenen fnfMinuten gelesen haben, sindweltweit 85 Menschen verhun-gert.

  • Stephen Wolfram, der Grn-der der wissenschaftlichenSuchmaschine Wolfram Al-pha hat sein E-Mail-Verhal-ten, seine Tastenanschlgeund seine Schritte analysiert.Das Ergebnis: Morgens lufter, abends mailt er. Das ist frihn selbst wahrscheinlichnicht sonderlich berra-schend.

    Solche Analysen sensibili-sieren die Brger der Indus-trielnder dafr, welche Datensie berall hinterlassen.

    Wrde jemand meinen E-Mail-Verkehr analysieren,mein Facebook-Profil studie-ren und all meine Tweets le-sen, wrde er herausfinden,wo ich arbeite, wo ich lebe,dass ich wenig schlafe unddass ich Madonna mag. Naund? Das wrde mich nichtbeeindrucken und schon garnicht bengstigen. Ich habsschlielich selbst ins Netz ge-stellt. Dass wir Datenspurenhinterlassen, ist heute vllignormal. Deswegen in Paranoiazu verfallen, ist Quatsch. Wersorgsam ist, dessen Datensind auch sicher. Und schlie-lich lassen sich damit ganzwunderbare Dinge machen so wie bei Stephen Wolfram.

    KOMMENTAR

    Mehr Datengenerieren!

    MATTHIAS BANNERT

    STEFANIE ENGE

    In der heutigen Zeit begin-nen viele Menschen per-snliche Daten ber sichins Internet zu stellen und zuspeichern. Einer, der diese Vi-sion schon in den 1980er-Jah-ren hatte, ist Stephen Wolf-ram. Der Begrnder der Ma-thematica-Software und Ge-schftsfhrer von WolframResearch hat nun seine ge-sammelten persnlichen Da-ten der vergangenen 20 Jahrein seinem Blog verffentlicht.Fr die Analyse hat er das ge-rade erschienene kosten-pflichtige Programm vonWolfram Alpha Pro verwen-det.

    Der Physiker und Mathe-matiker bezeichnet sich selbstals Nachteule. Das hat seineAuswertung im Bezug auf seinMail-Verhalten nun besttigt.Seine gesendeten E-Mails(Grafik: outgoing emails)haben in den Durchschnitts-werten ab Mitternacht ihrenHochpunkt. Allerdings gehtaus der Grafik auch hervor,dass sein Schlafverhalten re-gelmig ist. Zwischen dreiund elf Uhr schreibe StephenWolfram nur Mails, wenn eraufwacht und nicht mehr ein-schlafen kann.

    300 000 E-Mails in 23 Jahren

    Auf seinem Blog beschreibt erweiterhin, dass er seit 1989 et-wa 300 000 E-Mails versendethat. Zustzlich zu den Nach-richten zeichnete er auch sei-ne Tastaturanschlge auf. DieWerte der Keystrokes de-cken sich annhernd mit de-nen der gesendeten E-Mails.Seinen Computer nutzt erdemnach fast ausschlielichfr das Bearbeiten der elektro-nischen Nachrichten. EineAndere Auswertung der Datendurch die Software hat erge-

    ben, dass sich Stephen hufigverschreibt. Mit sieben Pro-zent war seine meistgenutztTaste die Lschen-TasteBackspace. Treffen und Er-eignisse wurden anhand vonKalendereintrgen aufge-zeichnet. Hier sind ebenfallsRegelmigkeiten auffllig.Meistens fanden Meetings inForm von Geschftszeitenzum Mittag- oder Abendessenstatt. Die Telefonanrufe(calls) siedeln sich vor allemzu halben oder vollen Stundenan. Dies sei darin begrndet,

    dass Wolfram seine Telefon-termine auf feste Zeiten abge-stimmt hat. Den einzigen Ge-genpol bilden seine Schritte,die steps. Er legte in denletzten Jahren nahezu jedenTag die selbe Anzahl anSchritten zurck. Die meistenwhrend seines Trainings ge-gen zwlf Uhr mittags.

    Wolfram notiert im Blog-beitrag, dass in Zukunft jederdiese Art Datenanalyse frsein Leben betreiben wird, dadie Menschen ihre Ntzlich-keit erkennen wrden.

    Ein Leben aus DatenMathematiker Wolfram analysiert sein Verhalten

    Stephen Wolframs durchschnittlicher Tagesablauf

    GRA

    FIK:

    STE

    PHEN

    WO

    LFRA

    M, W

    OLF

    RAM

    ALP

    HA

    PRO

    IDEENKLAU

    Yahoo! verklagtFacebookDer frhere Web-GigantYahoo wirft dem sozialenNetzwerk Facebook vor,Ideen geklaut und Patenteverletzt zu haben. Vieleder Technologien, auf de-nen Facebook fut, wurdenzuerst von Yahoo ent-wickelt, schrieben dieAnwlte von Yahoo. Face-book reagierte berrascht.Man sei enttuscht, dassder langjhrige Partner zusolchen Mitteln greife, woYahoo doch selbst vonFacebooks Aufstieg pro-fitiert habe.

    MUSIKSTREAM

    Spotify startet ohneGEMA-VertragDer OnlinemusikdienstSpotify hat sein deutschesAngebot ohne Zustimmungder Musik-Verwertungs-gesellschaft GEMA ge-startet. Bislang konnteman sich nicht auf einenVertrag einigen. GEMA-Vorsitzender Harald Hekersei aber durchaus opti-mistisch, dass sie zusam-menkommen. Nach demGleichbehandlungsgrund-satz sei die Verwertungs-gesellschaft verpflichtet,auch bei Spotify den der-zeit geltenden Streaming-Tarif von 0,006 Euro an-zusetzen.

    UNBRAUCHBAR

    Fridgebook stattFacebookJetzt knnen Facebook-Junkies ihre Profile, Sta-tus-Updates und Pinn-wandeintrge an den Khl-

    schrank pinnen. Mit einemabwaschbarem Stift kannman auf den Magnetenseine Nachrichten schrei-ben und anschlieend anden Khlschrank posten.So bleiben Mitbewohnerimmer auf dem neuestenStand. Auch ein Likeoder Dislike kann perMagnet vergeben werdenund Fotos lassen sich an-pinnen. Ein Set (12 Magne-te) kostet bei MegaGad-gets.de 14,95 Euro.

    NACHRICHTENIINTERNET

    FOTO

    : MEG

    AGET

    GET

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    Seite 6| Mittwoch, 14.03.201224 / 7

    Auf dem Schreibtisch vonChristian Pichmann, direktneben einem Schwarz-Wei-Foto, steht ein Glas Honig.Ein Lffel davon ist gut frdie Stimme, erklrt er. Dashat ihm das Mdchen auf demFoto gesagt, seine Verlobte.Viel Wasser, wenig Kaffee,sagt sie immer zu ihm. Pich-mann redet viel. Der 42-Jhri-ge telefoniert nmlich fr denVertrieb des Berliner Startup-

    Unternehmens Cloudnum-bers.com.

    Die junge Firma kann Com-puterprogramme im Internet-Browser in einer simuliertenWindows-Umgebung laufenlassen. Die Sparte AppSel-ling ist fr Softwareanbieterinteressant, deren Kundennicht mehr Demo-Versioneninstallieren mssen, sondernonline sozusagen in derCloud gleich alles auspro-

    bieren knnen. Dienste in derDatenwolke sind der groeTrend auf dem Online-Markt.

    Inzwischen nutzen viele

    Unternehmen die Software-Prsentation via AppSelling,darunter der Hersteller derPraxisverwaltungssoftwareEasyVET. Das Abspielenvon Software funktioniert aufjedem der wichtigsten Brow-ser. So kann auf dem iPad so-gar Windows-Software abge-spielt werden, sagt Technik-Chef Erik Muttersbach. Dafrtfteln sie nun sogar an einereigenen Tablet-App. mban

    Software-Testen in der WolkeDas Startup Cloudnumbers.com lsst Programme im Browser laufen

    WEBSUCHEDie wissenschaft-liche Such-maschineWolfram Alphalst sogarGleichungen imInternet.bit.ly/9883bq

    APPSELLINGAuf dieserPlattform knnenSoftware-Hersteller ihreProgramme imBrowser aus-fhren lassen.bit.ly/zcHj46

    Grnder Stephen Wolfram FO

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  • sieht er die Zeit freinen Wechselsehr wohl wiedergekommen: Ichwei, dass ichder Mannschaftmit meiner ArtFuball zu spie-len weiterhelfenkann. Es wreaber keine berra-schung, wenn Reh-hagel Peter Nie-meyer fr den Platzneben Fanol Perde-daj bevorzugt.

    Startelf hin oderher Ottls Standingin der Mannschaft istinnerhalb wenigerWochen auf Mitlufer-Ni-veau geschrumpft. Und miteinem hnlichen Problemhadert auch ChristianLell. Bis zu einem Mus-kelbndelriss Ende Ja-nuar vertrat er AndreMijatovic als Kapitn.Doch als er beim bis-lang einzigen Rehhagel-Sieg gegen Bremen nachfnf Wochen Pause seinComeback gab, durfte LevanKobiashvili die Kapitnsbindebehalten. Lell htte das Amtgerne wieder bernommen.

    Das Team hat im Kampf umden Klassenerhalt nun dasProblem, aus stark gebeutel-ten Spielern zu bestehen. Reh-hagel macht sich zur alleini-gen Autoritt. Doch viele Plei-ten darf auch er sich nichtmehr erlauben. Sonst wirdauch sein Konterfei zu einemGesicht der Krise.

    MORITZ LEIHKAMM

    Christian Lell und An-dreas Ottl standenbei Hertha BSC ein-mal fr Erfolg. Unter Mar-kus Babbel als Trainer wa-ren beide als Fhrungsspie-

    ler gesetzt. Lell trug aufdem Platz die Kapitns-

    binde, Ottl sortierte dasSpiel.

    Seit dem Amtsan-tritt von Otto Rehhagel

    ist beiden ihre Rolle ab-handen gekommen. Sowill keine rechte Freude

    aufkommen, vor demSpiel am Samstag ge-

    gen den FC Bayern,wo Lell und Ottlihre Jugend ver-brachten und zuProfis wurden.

    Dass sie in Berlindas Gesicht der Mann-

    schaft prgen, wrdendie Blondschpfe lieberverheimlichen. Denn inihren Gesichtern spie-

    gelt sich die Krise ihresKlubs.

    Ottl musste in den ver-gangenen vier Spielen zu-

    schauen dreimal rot-ge-sperrt aber zuletzt, weil

    der Trainer auf ihn verzich-tete. Es ist nachvollzieh-bar, dass der Trainer dieMannschaft nach einem

    Sieg nicht umstellt, sagtOttl ber seine Reservisten-

    rolle in Folge des 1:0 gegenBremen.

    Nach der 0:1-Niederlage inKln am vergangenen Samstag

    KrisengesichterHertha sucht Fhrungsspieler

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    Es luft nicht fr ChristianLell (l.) und Andreas Ottl

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    FUSSBALL

    Konietzka setztKrebsleiden EndeEx-Fuballer FriedhelmTimo Konietzka ist tot.Begleitet von einer pro-fessionellen Sterbehilfesetzte der 73-Jhrige amMontagabend seinemKrebsleiden mit einemTodes-Cocktail ein Ende.Als Schtze des erstenTores der neugegrndetenBundesliga schrieb Koniez-ka vor 49 Jahren Fuball-geschichte. In seiner ei-genen Todesanzeigeschreibt er: Ich bin erlstvon meinen Qualen undhoffe um Verstndnis.

    FUSSBALL

    Illgner bald KlnerSportdirektor?Ex-Nationaltorwart BodoIllgner ist am krzlich freigewordenen Amt im Ma-nagement des 1. FC Klninteressiert. Ich habe imDezember in Madrid mei-nen Manager-Schein ge-macht. Es gab noch keineGesprche mit dem FC,aber wenn es eine Mg-lichkeit gibt, ist das natr-lich interessant, sagte derWeltmeister von 1990 demKlner Stadt-Anzeiger.

    SKI ALPIN

    Hfl-Riesch Zehntebeim TrainingZum Auftakt des Weltcup-Finales in Schladminggehen in der Abfahrt zweideutsche Luferinnen anden Start: Maria Hfl-Riesch und Viktoria Re-bensburg. Mehr als einTop-Ergebnis im Einzel-rennen ist fr die Zehntedes Trainings, Hfl-Riesch,allerdings nicht mehr drin.Rebensburg kann amSonntag erneut die kleineKristallkugel im Riesen-slalom gewinnen.

    BIATHLON

    Berger litt anHautkrebsBei der Biathlon-Welt-meisterschaft in Ruhpol-ding erkmpfte Tora Ber-ger drei Goldmedaillen,2010 wurde sie Olympia-siegerin. Doch ihren wich-tigsten Sieg feierte dieNorwegerin vor drei Jah-ren und vllig unbemerkt.Im norwegischen Fernse-hen verriet Berger, dass sie2009 an Hautkrebs er-krankt war.

    NACHRICHTEN

    SSPORTMittwoch, 14.03.2012 | Seite 724 / 7

    Fr Alba Berlin geht es in dieheie Phase vor den Play-offsin der Basketball-Bundesliga.Die Qualifikation fr dieEndrunde der besten Acht istAlba sieben Spieltage vor En-de der Hauptserie kaum zunehmen. Doch gegen Wrz-burg heute (20 Uhr) habendie Hauptstdter eine Rech-nung offen: Im Hinspiel setz-te es eine 65:84-Niederlage,trotz der 22 Punkte von Top-Scorer Heiko Schaffartzik.Mit Alexandra Grauvoglspricht der Berliner ber dieSchwchen von Alba und dasZiel im Hinblick auf die Play-offs..

    24/7: Was haben Sie sich frdas Spiel vorgenommen?

    HEIKO SCHAFFARTZIK:Ganz klar: Wir wollen dasSpiel gewinnen. Das wird sehrschwer werden.

    Warum?Weil Wrzburg einen sehr gu-ten Basketball spielt und sehr

    aggressiv verteidigt. Das liegtuns nicht, das hat man imHinspiel gesehen.

    Ricky Harris und Jason Boo-ne haben Alba im Hinspielfast im Alleingang besiegt.Gibt es fr die beiden eine

    Sonderbewachung?Harris hat im Hin-spiel einfach un-glaubliche Wrfereingemacht. ZehnPunkte innerhalbvon zwei Minuten!Dagegen kannst dueh nichts machen,wenn einer so einenLauf hat. Gegen Boo-ne mssen wir unswas einfallen lassen,den hatten wir nicht

    im Griff. Nach ein, zwei Dunksist der frmlich explodiert.

    Ist das die grte Schwchevon Alba?Schwchen haben wir einpaar. Im letzten Spiel war dasvor allem die Ausfhrung derAngriffssysteme. Da kam es zuoft zu Ballverlusten.

    Wie sieht Ihr weiterer Planfr den Einzug in die Play-offs aus?Wir versuchen Zweiter zuwerden oder mindestens Drit-ter zu bleiben. Dann stoenwir frhestens im Finale aufBamberg. Aber wir wollen jagewinnen, also ist es eigent-lich egal. Wen interessiert derzweite Platz?

    Wen interessiert der zweite Platz?Heiko Schaffartzik ber die Revanche gegen Wrzburg und Albas Titeltraum

    Albas Heiko Schaffartzik will heutegegen Wrzburg punkten

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  • Der Frhling steht vor derTr. Zeit, die tristen Winter-klamotten auf dem Dachbo-den zu verstauen. Denn werdiesen Sommer auf dunkleFarben setzt, liegt modischvllig daneben! Passend zuden sonnigen Tagen sind knal-lig-leuchtende RhrenjeansDER Trend des Jahres. Egal obtrkis, pink oder gelb: Haupt-sache bunt. Auch wenn dieSonne noch ein paar Tage aufsich warten lsst, mit diesenJeans knnen Sie sich jetztschon auf den Frhling ein-stimmen. 24/7 zeigt Ihnen, woSie die Jeans in Bonbon-Far-ben bekommen.

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    Diese Hosen sind der Knaller

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    KNIGSHAUS

    Prinzessin Viktoriaim MutterglckZum ersten Mal nach derGeburt ihrer Tochterspricht Schwedens Kron-prinzessin Viktoria berdas Leben mit Baby Estel-le. Die neue Rolle als Mut-ter sei zwar eine groeUmstellung, aber auchein herrliches Gefhl.Hilfe bekommt die frischgebackene Mama von ih-rem eigenen ehemaligenKindermdchen.

    AUSZEICHNUNGEN

    Grimme-Preistrgerstehen festIn Dsseldorf wurdengestern die Preistrger des48. Grimme-Preises be-kannt gegeben. Von deninsgesamt zwlf Auszeich-nungen gingen sieben andie ARD, vier an das ZDFund eine an den Privatsen-der Tele5. Die undotiertenGrimme-Preise werden am23. Mrz in Marl verliehen.

    FERNSEHEN

    Sylvie will eigeneModel-ShowFuballgattin und Modera-torin Sylvie van der Vaartstellt sich neuen Heraus-forderungen. In Zukunftwill sie nicht mehr nur inBohlens Jury sitzen, son-dern in eigener Regie cas-ten. Und zwar mnnliche

    Models."Wir brau-chen inDeutschlandeine Showfr jungeMnner, diesich im

    Modelbusiness etablierenwollen." In ihrem Heimat-land Holland setzt siediesen Plan schon im For-mat The Face um.

    GETWITTER

    Miley Cyrus lstertber MnnerNachdem die Sngerin undSchauspielerin Miley Cyrusgezwungen wurde, eineHerrentoilette zu benut-zen, da die der Damengeschlossen war, beschwer-te sie sich im Internetber die Mnnerwelt. Sietwitterte: Ich musstegerade die Herrentoilettebenutzen. Wow, Leute. Ihrseid widerwrtige Krea-turen.

    NACHRICHTENLLIFESTYLE

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    Seite 8 | Mittwoch, 14.03.201224 / 7

    ANJA RICHTER

    Groe, schwere Salamihngen in Wurstnet-zen von der Decke.Saftige Schinken prsentierensich appetitlich in der prallgefllten Ladentheke. Herz-hafte Leber- und Bockwrstelassen jedem Fleischliebha-ber beim Anblick das Wasserim Mund zusammenlaufen.Doch etwas ist anders in die-ser Metzgerei: Der Geruchvon frischen Fleisch- undWurstwaren fehlt. Und auchbeim zweiten Blick auf dieWare gert der Fleischfreundins Zweifeln. Zu recht! Dennin diesem Laden kommenselbst Vegetarier auf ihre Kos-ten.

    Die Wrste von Silvia Waldschmecken nmlich nach: garnichts, sind aus Stoff undladen zumKuschelnund nichtzum Essenein.

    In ihrem Ateli-er Aufschnitt in derBoxhagener Strae nht dieDesignerin Nackenrollen inFleischwurst-Form (29,90Euro), Schinken-Sitzscke(320 Euro) oder Currywurst-Kissen (29,90 Euro). Dasfunktioniert fast wie bei denechten Metzgern: AnstattNaturdarm mit Brt zu fllen,stopft Silvia Wald Fllwattein Lycra-, Microfaser- oder

    Nikistoffhllen. Auch an diemodebewussten Fleischesser(oder Vegetarier?) hat sie ge-dacht: Einer der Verkaufs-schlager ist das Ansteck-wrstchen (7,50 Euro), eineBrosche aus weichem Ve-lours.

    Die Idee des Kotelettszum Kuscheln kam mit demSchritt in die Selbststndig-keit. Auf der Suche nach ei-nem Namen jonglierte Waldim Jahr 2008 mit Verben, dieihre Ttigkeit als studierteBekleidungs- und Schnitt-technikerin beschreiben. Undwelcher Begriff machte dasRennen? Aufschnitt! DerName steht dafr, dass ich alsVegetarierin Fleischartikelnhe, sagt die 31-Jhrige.

    Die Ttigkeit von SilviaWald wird in der Kunst als sogenannte Konzept-Kunstbezeichnet. Die Idee, alltgli-che Gegenstnde in den Ma-

    terialien Gummi, Papier,Plastik oder Stoff, auf

    eine neue Artund (Sicht-)Weise zu er-

    schaffen,stammt von

    dem schwedi-schen Knstler Claes Olden-burg, ein Vertreter der PopArt.

    Vorne im Geschft ist ei-ne Theke aufgebaut, die pro-blemlos auch in einer Metz-gerei stehen knnte- echterFleischwolf, Fleischerhaken,

    Waage. Auf dem groen Holz-tisch nebenan liegen Nadelnund Garn, Scheren undSchnittmuster. Der Fantasiesind bei diesem Thema keineGrenzen gesetzt, sagt Waldund rckt ihre quadratfrmi-ge Brille zurecht. Mit viel Fin-gerspitzengefhl schiebt sievorsichtig Zentimeter umZentimeter des weichen Stof-fes unter die schnelle Nadelder Nhmaschine. Geradeliegt die Vorderseite einerBlutwurst darunter. Ein run-der, auberginefarbener Kreismit weien Faser-Quadraten,so gro wie ein Fingernagel:

    Den Filz hat die Knstlerinzum Fett umfunktioniert.

    Und was sagen die Kun-den zu der kalorienarmen Va-riante des Geschmacksver-strkers? Gibt es fr so et-was berhaupt Kufer?, fragtRen Krause, der am Geschftvorbeikommt, das ist dochekelig. Die grundstzlicheIdee des Bratwurstrings alsNackensttze findet er aller-dings verblffend.

    Aufschnitt, BoxhagenerStrae 32, Di-Fr 12-20 Uhr,Sa14-20 Uhr, So14-18 Uhr ge-ffnet.

    Ein Kotelettzum KuschelnIn dieser Fleischerei kommenauch Vegetarier auf ihre Kosten

    Nicht fleischig: Dieses Kotelett ist ein Kissen

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    : KAI

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