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8 Der Alm- und Bergbauer 8-9/2016 Die slowenische Landwirtschaft ist in die Gemeinsame Agrarpolitik der EU eingebettet. In Slowenien ist die Grundlage die Resolution über die strategischen Ausrichtungen der Ent- wicklung der slowenischen Landwirt- schaft und Lebensmittelindustrie bis 2020. Darin werden als Ziele die Ge- währleistung der Lebensmittelsicher- heit durch eine stabile Produktion von sicheren, qualitativ hochwertigen und für den Verbraucher zugänglichen Le- bensmitteln, Steigerung der Wettbe- werbsfähigkeit der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, nachhaltige Nutzung der Produktionspotenziale und Bereitstellung von öffentlichen Gütern im Zusammenhang mit der Landwirtschaft und die Gewährleis- tung einer ausgeglichenen und sozial nachhaltigen Entwicklung des länd- lichen Raums bestimmt. Die Ausfüh- rungbestimmungen dieser Resolution wurden in Zusammenarbeit mit zahl- reichen Experten, Vertretern der land- wirtschaftlichen Betriebe und interes- sierten Nichtregierungsorganisationen erstellt. Slowenische Landwirtschaft in Zahlen In Slowenien bewirtschaften 72.377 landwirtschaftliche Betriebe, davon 57.749 als Viehzuchtbetriebe, eine Flä- che von mehr als 477.000 ha. Auf den Betrieben werden rd. 399.000 Großvieh - einheiten gehalten, wobei ein deutlicher Rückgang bei der Anzahl der Schwei- ne, Kaninchen und beim Geflügel zu beobachten ist. Wesentlich geringer ist er im Bereich der Rinderhaltung ausge- prägt. Die durchschnittliche Betriebs- größe liegt bei 10 Rindern, wobei je- doch bei allen Tiergattungen ein Kon- zentrationsprozess zu beobachten ist. Die Zahl der gehaltenen Rinder liegt in Slowenien bei 460.000 Tieren, wovon rd. 110.000 Milchkühe sind. Die Milchproduktion beträgt rd. 600.000 Tonnen, wobei der Großteil auf Kuhmilch entfällt und nur ein ge- ringer Teil ist Ziegen- und Schafmilch. Wichtige agrarpolitische Maßnah- men im Bereich der Viehzucht sind die Direktzahlungen. Dabei gibt es eine Basisprämiemregelung Zahlung für die grüne Komponente Unterstützung für Milch in Berggebieten Unterstützung für Eiweißpflanzen Unterstützung für Stoppelgetreide Unterstützung für Zuchtvieh. Im Programm für die ländliche Ent- wicklung ist die Unterstützung von Junglandwirten, die Förderung von In- vestitionen in den landwirtschaftlichen Betrieben und in der Verarbeitung so- wie Vermarktung von Bedeutung. Ne- ben der Entwicklung von Qualitätsre- gelungen für Agrarerzeugnisse und Le- Land- und Almwirtschaft in Slowenien Referat von Tadeja Kvas Majer Bei der Internationalen Almwirt- schaftstagung in Kranjska Gora wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Tadeja Kvas Majer, Generaldirektorin im Ministerium für Landwirtschaft, Forst und Ernährung die sloweni- sche Landwirtschaft mit den Schwerpunkten Viehzucht und Almwirtschaft vorgestellt. Die slowenischen Almen liegen großteils im Berggebiet im nordwestlichen Teil des Landes. Fotos: Jenewein I. 28. INTERNATIONALE ALMWIRTSCHAFTSTAGUNG

28. INTERNATIONALE ALMWIRTSCHAFTSTAGUNG Land- und … · 2020-02-01 · Referat von Tadeja Kvas Majer Bei der Internationalen Almwirt-schaftstagung in Kranjska Gora wurde den Teilnehmerinnen

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Page 1: 28. INTERNATIONALE ALMWIRTSCHAFTSTAGUNG Land- und … · 2020-02-01 · Referat von Tadeja Kvas Majer Bei der Internationalen Almwirt-schaftstagung in Kranjska Gora wurde den Teilnehmerinnen

8 Der Alm- und Bergbauer8-9/2016

Die slowenische Landwirtschaft istin die Gemeinsame Agrarpolitik derEU eingebettet. In Slowenien ist dieGrundlage die Resolution über diestrategischen Ausrichtungen der Ent-wicklung der slowenischen Landwirt-schaft und Lebensmittelindustrie bis2020. Darin werden als Ziele die Ge-währleistung der Lebensmittelsicher-heit durch eine stabile Produktion vonsicheren, qualitativ hochwertigen undfür den Verbraucher zugänglichen Le-bensmitteln, Steigerung der Wettbe-werbsfähigkeit der Landwirtschaft undLebensmittelindustrie, nachhaltigeNutzung der Produktionspotenzialeund Bereitstellung von öffentlichenGütern im Zusammenhang mit derLandwirtschaft und die Gewährleis-tung einer ausgeglichenen und sozialnachhaltigen Entwicklung des länd-lichen Raums bestimmt. Die Ausfüh-

rungbestimmungen dieser Resolutionwurden in Zusammenarbeit mit zahl-reichen Experten, Vertretern der land-wirtschaftlichen Betriebe und interes-sierten Nichtregierungsorganisationenerstellt.

Slowenische Landwirtschaft in Zahlen

In Slowenien bewirtschaften 72.377landwirtschaftliche Betriebe, davon57.749 als Viehzuchtbetriebe, eine Flä-che von mehr als 477.000 ha. Auf denBetrieben werden rd. 399.000 Großvieh -einheiten gehalten, wobei ein deutlicherRückgang bei der Anzahl der Schwei-ne, Kaninchen und beim Geflügel zubeobachten ist. Wesentlich geringer ister im Bereich der Rinderhaltung ausge-prägt. Die durchschnittliche Betriebs-größe liegt bei 10 Rindern, wobei je-

doch bei allen Tiergattungen ein Kon-zentrationsprozess zu beobachten ist.Die Zahl der gehaltenen Rinder

liegt in Slowenien bei 460.000 Tieren,wovon rd. 110.000 Milchkühe sind.Die Milchproduktion beträgt rd.600.000 Tonnen, wobei der Großteilauf Kuhmilch entfällt und nur ein ge-ringer Teil ist Ziegen- und Schafmilch.Wichtige agrarpolitische Maßnah-

men im Bereich der Viehzucht sind dieDirektzahlungen. Dabei gibt es eine• Basisprämiemregelung• Zahlung für die grüne Komponente• Unterstützung für Milch in Berggebieten• Unterstützung für Eiweißpflanzen• Unterstützung für Stoppelgetreide• Unterstützung für Zuchtvieh.

Im Programm für die ländliche Ent-wicklung ist die Unterstützung vonJunglandwirten, die Förderung von In-vestitionen in den landwirtschaftlichenBetrieben und in der Verarbeitung so-wie Vermarktung von Bedeutung. Ne-ben der Entwicklung von Qualitätsre-gelungen für Agrarerzeugnisse und Le-

Land- und Almwirtschaftin Slowenien

Referat von Tadeja Kvas Majer

Bei der Internationalen Almwirt-schaftstagung in Kranjska Gorawurde den Teilnehmerinnen undTeilnehmern von Tadeja KvasMajer, Generaldirektorin imMinisterium für Landwirtschaft,Forst und Ernährung die sloweni-sche Landwirtschaft mit denSchwerpunkten Viehzucht undAlmwirtschaft vorgestellt.

Die slowenischen Almen liegen großteils imBerggebiet im nordwestlichen Teil des Landes.

Fotos: Jenewein I.

28. INTERNATIONALE ALMWIRTSCHAFTSTAGUNG

Page 2: 28. INTERNATIONALE ALMWIRTSCHAFTSTAGUNG Land- und … · 2020-02-01 · Referat von Tadeja Kvas Majer Bei der Internationalen Almwirt-schaftstagung in Kranjska Gora wurde den Teilnehmerinnen

Der Alm- und Bergbauer 8-9/2016 9

bensmittel wird die Schaffung von Er-zeugergemeinschaften unterstützt.

Almen in SlowenienDie Almen werden in Slowenien als

großes kulturelles Erbe angesehen undsind ein Synonym für Bewirtschaftung,Überleben und Kultur in den Alpen. Siebefinden sich im Norden und dem dina-rischen Süden Sloweniens in einer See-höhe zwischen 750 und 2000 m. Fest-zustellen ist, dass mehr als 75% der Al-men im Natura 2000-Gebiet liegen,was für die große Artenvielfalt imBerggebiet spricht. Ein großer Teil derAlmen wird in Weidegemeinschaftengenutzt, wobei die Tiere zuerst auf dieHeimweiden und dann auf die Almengetrieben werden.Die Anzahl der Almen hat sich in

den letzten 20 Jahren verringert und be-trägt aktuell 177, die eine Fläche von9.348 ha umfassen. Die Zahl der aufge-triebenen Rinder hat sich seit dem Jahr2007 von 7.839 Großvieheinheiten auf6.690 GVE reduziert.

Bedeutung der AlmwirtschaftDie Almwirtschaft trägt zur Erhal-

tung der typischen traditionellen Land-schaft bei. Neben der Herstellung ge-sunder und hochwertiger Lebensmittelverbessert sie die Gesundheit des Viehsund erhält den Lebensraum für Wildtie-re und Pflanzen. Die Herstellung vonAlmprodukten trägt ganz wesentlichzum Fortbestand der Almen bei.

Maßnahmen zur Erhaltung derAlmwirtschaft

Die Gemeinsame Agrarpolitik, ins-besondere die ländliche Entwicklung,bietet eine Reihe von Maßnahmen fürdie Unterstützung der Almwirtschaft.Zur Basisprämie und für Zahlungen imBenachteiligten Gebiet werden spezifi-sche Zahlungen über das Programm„Almweide“ angeboten. Diese gliedertsich in Koppelweide auf der Alm und

Almweide mit einem Hirten. Damit solldie Erhaltung der typischen Landschaftund Bergwiesen unterstützt werden undsoll zur Vermeidung von Überbewei-dung und Bodendegradation sowie zurVermeidung einer Intensivierung bei-tragen.Landwirte, die ihre Tiere einen Teil

des Jahres auf Almen weiden lassen,können zusätzlich auch folgende För-derungen geltend machen:• Wohlergehen der Tiere• Agrarumwelt- und Klimazahlungenim Rahmen der Aktion Aufzuchtvon lokalen Rassen, die gefährdetsind für die landwirtschaftlicheNutzung verloren zu gehen.

Gemeinschaftsbesitz bzw. Agrargemeinschaften

114 der 177 Almen sind im Besitzvon Agrargemeinschaften. Diese ent-standen aus den sogenannten „Nach-barschaften“, wurden jedoch im Jahr1947 gesetzlich abgeschafft und dasVermögen von rd. 1.000 Agrargemein-schaften wurde verstaatlicht. Im Jahr1994 wurden sie wiederhergestellt. ImJahr 2015 wurde das Gesetz überAgrargemeinschaften beschlossen. Da-bei wurde die Verwaltung der Gemein-schaften wesentlich erleichtert, da kei-ne einstimmigen Beschlüsse mehr er-forderlich sind.

Agrargemeinschaften sind Vermö-gensgemeinschaften von natürlichenund juristischen Personen, die Mitei-gentümer oder Mitbesitzer des Vermö-gens der Agrargemeinschaft sind.Zweck der Agrargemeinschaften ist

die Gewährleistung einer besseren Be-wirtschaftung der land- und forstwirt-schaftlichen Flächen, die gemeinsameAusübung von Interessen und die Inte-gration der ländlichen Bevölkerung so-wie die Erhaltung der ländlichen Be-siedlung und Tradition.Besondere Bedeutung haben Agrar-

gemeinschaften auch darin, dass aufAlmen und Weiden über 750 m Seehö-he die Milchverarbeitung und -verkaufals landwirtschaftliche Tätigkeit einge-stuft wird. ///

DI Johann Jenewein

Generaldirektorin Tadeja Kvas Majer stelltedie Landwirtschaft in Slowenien vor.

Die Herstellung von Almproduktenträgt ganz wesentlich zum Fortbe-stand der Almen bei.