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Wohnungslos und psychisch krank Im Blickwinkel der Sozialpsychiatrie Wo gibt es Modelle guter Praxis? ISSN 07245165 THEMENSCHWERPUNKT Kerbe 3 August September Oktober 35. Jahrgang Forum für soziale Psychiatrie 2017

Kerbe · 3 EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser nach genau 15 Jahren widmet sich die Kerbe wieder dem Thema „Wohnungs-losigkeit und psychische Erkrankun-

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Wohnungslos und psychisch krank

Im Blickwinkel der Sozialpsychiatrie

Wo gibt es Modelle guter Praxis?

ISSN 07245165

THEMENSCHWERPUNKT

Kerbe3 August

SeptemberOktober35. Jahrgang

Forum für soziale Psychiatrie 20

17

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INHALT KERBE 3 | 2017

Housing FirstWann kommt die Umsetzung in Deutschland? Ingo Bullermann, Karen Holzinger, Seite 28

Wenn Wohnungslosenhilfe und Psychiatrie kooperierenManfred Baierlacher, Petra Brandmaier, Seite 30

Stationäre Hilfen für wohnungslose Menschen mit AlkoholerkrankungPetra Mindermann, Seite 32

Am Rand der GesellschaftErfahrungen aus Nordamerika. Michael Krausz, Seite 35

37 Spectrum

Spot an: Psychiatrische Wohnheime in DeutschlandZIPHER: Erste bundesweite wissen-schaftliche Studie. Ingmar Steinhart, Anja Höptner, Seite 37

Fair MediaFür die Menschen, gegen Ausgren-zung: Hilfen zur Darstellung von Menschen mit psychischen Erkran-kungen in den Medien. Birgit Oehmcke, Seite 40

Dorothea Buck - 100 Jahre und kein bisschen milde Peter Lehmann, Seite 42

44 Nachrichten 45 Termine

3 Editorial 4 Themenschwerpunkt

Wohnungslosigkeit und WohnungsnotfallhilfeRolf Keicher, Seite 4

Wohnungslos, ohne Obdach und krankWo liegen die Probleme der Hilfsangebote? Julien Thiele, Andrea Hniopek, Seite 7

Junge WohnungsloseProblemlage und psychische Auffälligkeiten. Robert Frietsch, Dirk Holbach, Seite 9

Die Not von Frauen ohne Wohnung Britta Köppen, Seite 12

„Vereinsamt und arm“Abwärtsspirale nach einer Psychose: Ein Gespräch mit Andreas Jung. Seite 15

„Stresspegel ist enorm“Die Sehnsucht nach Geborgenheit bleibt: Ein Gespräch mit Frank Heigl. Seite 17

Wohnungslos und krankWelche Rolle spielt die Familie? Wiebke Schubert, Seite 19

Werden wohnungslose Men-schen vorschnell psychiatrisiert? Ein kontroverser Zwischenruf . Wolfgang Sartorius, Dirk Richter, Seite 21

Eine neue Kultur psychiatrischer Versorgung?Perspektiven für wohnungslose psy-chisch kranke Menschen.Klaus Nouvertné, Seite 22

„Mich will keiner – nicht mal die Psychiatrie!“Hilfen für junge psychisch kranke Wohnungslose in Stuttgart. Sabine Henniger, Seite 25

Titelfoto: Dieter Skubski

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EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser

nach genau 15 Jahren widmet sich die Kerbe wieder dem Thema „Wohnungs-losigkeit und psychische Erkrankun-gen“. Was hat sich in dieser Zeit verän-dert und was ist gleich geblieben?In Bezug auf die Situation wohnungs-loser Menschen lässt sich festhalten, dass deren Zahl in den letzten Jah-ren eklatant gestiegen ist. Die BAG Wohnungslosenhilfe geht von einem anhaltenden Trend aus und prognosti-ziert für 2018 536.000 wohnungslose Menschen. Gleichzeitig wächst prozen-tual die Anzahl der Frauen und junger Menschen, die auf der Straße oder in prekären Wohnverhältnissen leben. De-ren besondere Situation, deren spezi-fischen Problemlagen und Not werden in diesem Heft in drei Beiträgen in den Mittelpunkt gerückt.

Die Problematik psychisch kranker Wohnungsloser ist nach wie vor ein ungelöstes Thema, das die Arbeitsfelder der Wohnungslosenhilfe sowie der So-zialpsychiatrie gleichermaßen heraus-fordert. Während um die Jahrtausend-wende noch um die Thesen gestritten wurde, ob die Wohnungslosigkeit das primäre Problem und die psychische Störung eher als deren Folge zu se-hen ist oder aber ob es sich genau umgekehrt verhält, sind in aktuellen Erklärungsansätzen beide Sichtweisen aufgehoben. Wie Frietsch und Holbach in ihrem Beitrag aufzeigen, werden heutzutage die enge Verwobenheit von Wohnungslosigkeit und weiteren gravierenden Problemlagen, die sich gegenseitig nachteilig beeinflussen, be-tont. Diese negativen Dynamiken ver-stärken sich vor dem Hintergrund eines zersplitterten Sozialgesetzsystems und von Hilfesystemen, die aus ihrer inne-ren Logik heraus agieren und ganzheit-liche Unterstützungsarrangements nur unzureichend umsetzen.

Hat dieser geänderte theoretische Blickwinkel Auswirkungen auf die Praxis der Leistungserbringung, auf

die Versorgungsstrukturen und -kultur? Klaus Nouvertné stellt der Sozialpsy-chiatrie in seinem Beitrag ein schlech-tes Zeugnis aus und kommt zu dem Resümee, es habe sich in den letzten 20 Jahren nichts wesentlich verändert. Abgesehen von einzelnen Projekten, Modellen und Trägern, die mit großem Engagement umfassende Hilfen für psychisch kranke, wohnungslose Men-schen erbringen. Eine Provokation?! Oder ein Anlass, sich mehr als bisher mit den immanenten exkludierenden Wirkungen des sozialpsychiatrischen Systems auseinanderzusetzen?

Einige der Modelle guter Praxis sowie Ideen zur inhaltlichen Weiterentwick-lung des psychiatrischen Systems stellen wir in diesem Heft vor und zur Diskussion.

In der Wohnungsnotfallhilfe wird in den letzten Jahren das Konzept des Housing First favorisiert, um den Be-dürfnissen und Bedarfen wohnungs-loser, psychisch kranker Menschen gerecht zu werden und die Spirale der Verelendung zu durchbrechen. Allein die Umsetzung in Deutschland gestaltet sich schwierig. Zwei Beiträge geben hierzu weiterführende Informationen.In Interviews kommen zwei Männer zu Wort, die selbst eine Zeit lang woh-nungslos waren, und auch die Rolle der Familie wird beleuchtet.

Katharina RatzkeBettina Jahnke